Mischna Berachot

Mischna Berachot – Kapitel 9

Lobsprüche bei verschiedenen Gelegenheiten (in Erinnerung an Wunder oder verhinderten Götzendienst, bei Naturerscheinungen, bei Empfang einer Nachricht, wenn man ein neues Haus gebaut oder neuen Hausrat gekauft hat, beim Betreten und Verlassen einer Stadt, bei glücklichen und unglücklichen Ereignissen); die Achtung vor dem Tempelberg: Nennung des G-ttesnamens bei der Begrüßung.

1.

Wer einen Ort sieht, wo für das Volk Israel Wunder geschehen sind, spricht: »Gepriesen sei, der unseren Vorfahren an diesem Orte Wunder getan hat.«
(Wer sieht) einen Ort, wo der Götzendienst ausgerottet worden, sagt: »Gepriesen sei, der den Götzendienst von unserem Lande vertilgt hat.«

2.

Über Sternschnuppen Erdbeben, Blitze, Donner und Stürme, sagt man: »Gepriesen sei, dessen Kraft und Allmacht die Welt erfüllt«,
über Berge, Hügel, Meere, Flüsse und Wüsten, sagt man: »Gepriesen sei der die Schöpfung vollbracht hat.«
R. Jehuda sagt:
Wer das große Meer sieht, spreche: »Gepriesen sei der das große Meer gemacht hat.«
Nämlich, wenn er es in Zwischenräumen sieht.
Über (befruchtenden) Regen, über glückliche Nachrichten, sagt man: »Gepriesen sei der Gütige und Wohltätige.«
Über unglückliche Nachrichten sagt man: »Gepriesen sei der gerechte Richter.«

3.

Hat man ein neues Haus gebaut oder neue Geräte gekauft, so sagt man: »Gepriesen sei, der uns erhalten hat u.s.w.«
— Man spricht den Segen über Unglück ohne Rücksicht auf dessen gute Folgen, und über Gutes ohne Rücksicht auf dessen üble Folgen.
— Wenn Jemand über Geschehenes betet, so ist dies ein eitles Gebet.
z.B.: Wenn einer, dessen Frau schwanger ist, spricht: »Möge es HaSchem gefallen, dass mein Weib einen Knaben gebäre« so ist dies ein eitles Gebet.
Oder, es kommt jemand daher und vernimmt grosses Geschrei in der Stadt, und spricht: »Möge es HaSchem gefallen, dass dies nicht meine Familie sei!« so ist das ein eitles Gebet.

4.

Wer in eine Festung eintritt, bete zweimal, ein Gebet beim Eintreten und eins beim Herausgehen.
Ben Asai sagt: Vier, zwei beim Eintreten und zwei beim Herausgehen. Man danke nämlich für das Vergangene und bete für das Bevorstehende.

5.

Jederman ist verpflichtet für das Böse ebenso HaSchem zu danken, wie man für das Gute HaSchem dankt. Denn es heißt (Deut. 6,5): Du sollst den Ewigen deinen G-tt lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und aus allen Kräften. Von ganzem Herzen heißt: Mit beiden Trieben, dem guten und dem bösen. Von ganzer Seele heißt: Selbst wenn er dir das Leben nimmt, aus allen Kräften heißt: Mit deinem ganzen Eigentum.
Eine andere Erklärung lautet: Bei jedem Geschick, das HaSchem dir zuschickt, schicke dich zum höchsten Dank an.
Man benehme sich nicht leichtsinnig gegen das östliche Tor (des Tempels); denn es liegt dem Allerheiligsten gegenüber.
Man gehe nicht auf dem Tempelberg mit seinem Stock, nicht mit Schuhen, nicht mit einem Geldgürtel, nicht mit Staub an den Füssen.
Man mache ihn nicht zu einem Richtweg und spucke darauf noch viel weniger.
— Alle, die im Heiligtum einen Segen schlossen, sprachen: (gelobt sei der G-tt Israels), von der Welt (Ewigkeit).
Als aber die G-ttesleugner fälschlich lehrten, es gebe nur eine Welt, verordnete man, dass sie sprechen: Von Welt zu Welt.
Auch verordnete man, dass jeder seinen Nächsten mit dem Namen HaSchems begrüße, denn es heißt (Ruth 2,4):
»Da kam Boas von Betlehem und sprach zu den Schnittern: HaSchem sei mit euch! Und sie erwiderten: HaSchem segne dich.«
Auch heißt es (Richter 6,12): »HaSchem sei mit dir, du starker Held!«
Und es heißt ferner (Sprüche 23,22): »Verachte deine Mutter nicht, weil sie alt geworden«:
und endlich (Psalm 119, 126): »In einer Zeit wo es galt für HaSchem zu wirken, zerstörten sie deine Lehre« welches R. Nathan erklärt:
Man verletzte HaSchems Gesetz, weil es Zeit war für HaSchem zu wirken.