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Schulchan Aruch – Orach Chajim – Abschnitt 1 – Din über das Aufstehen am Morgen

§1

Der Mensch erstarke und nehme sich zusammen wie ein Löwe, am Morgen früh aufzustehen zum Dienst seines Schöpfers – zum Beten – so, dass er die Morgenröte erwecke.

[Rema:] Jedenfalls soll man so früh aufstehen, dass man das Morgengebet in der Synagoge mit der Gemeinde verrichten kann. –
[Rema:] Ich habe HaSchem stets vor Augen. – Ps. 16,8. Dies ist eine sehr große Regel in der Torah und ein Vorzug der Frommen 1siehe auch Kitzur Schulchan Aruch Siman 1 – Das Aufstehen am Morgen, die immer vor G’tt wandeln. Denn es ist ein großer Unterschied, wie sich der Mensch benimmt, wenn er allein in seinem eigenen Hause ist, oder wenn er sich im Angesicht eines großen Königs befindet. Umso mehr, wenn der Mensch bedenkt, dass G’tt, der größte König, allgegenwärtig ist und den Menschen immer sieht und beobachtet, wenn er sich auch noch so sehr versteckt; 2Jerem. 23, 24. Denn Menschen, der dies bedenkt, wird Ehrfurcht, Scham und Untertänigkeit überkommen. Der Mensch soll sich vor Niemanden enthalten oder schämen, G’tt zu dienen, selbst wenn er deshalb verspottet würde; – auch wenn er ganz allein ist, oder sich auf seinem Lager befindet, soll er, sobald er erwacht rasch aufstehen, zum Dienst seines G’ttes, gelobt und erhaben ist Er!

Turej Zahaw: Wie ein Löwe Die wichtigste Stärke ist die gegen den bösen Trieb, denn es heißt: »Wer ist stark usw.« Und der Löwe ist hier deshalb gewählt worden: es liegt in der Natur des Löwen, dass er keine Kreatur fürchtet, wie geschrieben steht: »Er erschrickt nicht vor ihrem Geschrei usw.« In ähnlicher Weise darf die Furcht vor dem bösen Trieb im Menschen nicht aufkommen, auch wenn sie ihm fremd ist.

Mischnah Berurah: zum Dienst seines Schöpfers denn dazu wurde der Mensch geschaffen, wie der Vers sagt: »Alle, die bei meinem Namen gerufen sind und die ich zu meiner Ehre geschaffen habe…« (Jeschajahu 43,7). Und selbst wenn seine böse Neigung ihm im Winter rät und sagt: »Wie willst du am Morgen aufstehen, obwohl es sehr kalt ist?« oder im Sommer rät und sagt: »Wie willst du aus deinem Bett aufstehen, wenn du noch nicht zu deiner Zufriedenheit geschlafen hast?« Überwinde ihn und höre nicht auf ihn, sondern denke bei dir selbst: Wenn ich aufstehen müsste, um vor einem König aus Fleisch und Blut zu erscheinen, wie sorgfältig und eifrig würde ich aufstehen und erwachen, um mich auf diesen Dienst vorzubereiten? Umso mehr und natürlich vor dem König der Könige, dem Heiligen, gepriesen sei Er.

Morgenröte Schelah schrieb ein Geheimnis auf: den Tag und die Nacht mit Torah und Gebet zu verbinden, egal ob es morgens oder abends ist. Unmittelbar nach dem Aufwachen aus dem Schlaf, wenn man nicht vorhat, weiterzuschlafen, sollte man sich die Hände waschen, auch wenn man dies noch im Liegen tut. Und sicherlich sollte man nicht vier Ellen gehen, ohne sich die Hände gewaschen zu haben. Und man muss in dieser Hinsicht sehr vorsichtig sein. Und der heilige Zohar betont die große Strafe dafür, dass man den Geist der Unreinheit an sich selbst lässt. Auf jeden Fall sollte man, G-tt bewahre, kein anderes Verbot verletzen, weil man sich nicht die Hände gewaschen hat, z.B. sich deshalb am Urinieren zu hindern oder Wasser zu nehmen, das sein Freund für sich zubereitet hat, es sei denn, es ist für ihn offensichtlich, dass er ihm sofort anderes [Wasser] im Austausch geben kann. Und es gibt solche, die darin versagen. Und wenn es passiert, dass das Wasser weit weg ist und er niemanden hat, der es ihm nahe bringt, ist es der Brauch einiger der Ba’alei ha’nefesch, in Schritten kürzer als vier Ellen zu gehen. In den Scha’arej Teschuwah heißt es darüber – dass es nicht gut ist, denn es ist besser, schnell zu gehen, [um] den Geist des Bösen nicht auf seinen Händen zu lassen. Es gibt welche, die sagen, das ganze Haus sei in dieser Hinsicht wie die eigenen vier Ellen, aber darauf sollte man sich nicht verlassen, es sei denn, es liegen mildernde Umstände vor. Wenn man nachts aufsteht und sieht, dass man nicht genug Wasser hat, um sich die Hände dreimal richtig zu waschen, um den Geist der Unreinheit loszuwerden, sollte man trotzdem, G-tt bewahre, nicht auf das Torahstudium verzichten, sondern sich die Hände ein wenig waschen oder die Hände an dem reinigen, was man zu waschen hat, einen Segensspruch sprechen und lernen, so wie es im Talmud und in den Poskim vorgeschrieben ist.

§2

Wer früh aufsteht, um zu seinem Schöpfer zu beten, der soll beachten, wann die Nachtwache (im Himmel) sich verändern. Nämlich das Ende der ersten, der zweiten und der dritten Nachtwache. In einer dieser Zeiten, soll man um Aufhebung der Zerstreuung der Israeliten in fremden Lande und Wiederherstllung des Tempels bitten und ein solches Gebet in dieser Zeit ist vorzuziehen.

§3

Es geziemt sich für einen jeden G’ttesfürchtigen, dass er sich grämt wegen der Zerstörung des Tempels.

§4

Es ist besser, wenig mit Andacht, als viel ohne Andacht zu beten.

§5

Es ist gut täglich folgende Abschnitte zu lesen: die Bindung Jitzchaks 31. B.M. Kap. 22, ferner den Abschnitt vom Manna, 42. B. M. Kap. 16, ferner die zehn Gebote 52. B.M. 20,2-13, die Abschnitte vom Brandopfer 63. B.M.1:1-17, vom Minchah 73. B.M. 2,1-13, vom Ganzopfer 83. B.M. 3,1-17, vom Sündopfer 93.B.M. 4,27-35 und das Sühnopfer.
[Rema] Die zehn Gebote dürfen nicht täglich von der ganzen Gemeinde in der Synagoge gelesen werden, sondern ein jeder muss sie allein für sich lesen. 10Raschb’a Teschuwot 144

§6

Die Abschnitte über die Opfer dürfen nur bei Tage gelesen werden.

§7

Beim Schluss der Ganz- und Brand- und Speiseopfer soll man sagen: „Es sei Dein Wille, dass das Lesen dieser Abschnitte so betrachtet und akzeptiert wird, als wenn ich die Opfer selber gebracht hätte.“ Das sollte man auch sprechen, nach dem Minchah und dem Ganzopfer lesen, weil auch sie freiwillig dargebracht wurden.

§8

Man sollte mit den Abschnitten über die Opfer auch sagen »Und er soll es schlachten auf der Seite des Altars, die HaSchem nordwärts zugewandt ist.« 113. B.M. 1,11.

§9

Einige haben auch den Gebrauch noch zu lesen: Den Abschnitt122. B. M. 30, 17 über die Erbauung des Waschkessels für den Tempel, auch133. B. M. 1, 6 , dann 143. B. M. 28,1-8 das tägliche Opfer, dann152. B. M. 30, 7-10 über die Erbauung des Altars für das Räucherwerk, dann noch 162. B. M. 30, 34-36 das Räucherwerk auf dem Altar.

  • 1
  • 2
    Jerem. 23, 24
  • 3
    1. B.M. Kap. 22
  • 4
    2. B. M. Kap. 16
  • 5
    2. B.M. 20,2-13
  • 6
    3. B.M.1:1-17
  • 7
    3. B.M. 2,1-13
  • 8
    3. B.M. 3,1-17
  • 9
    3.B.M. 4,27-35
  • 10
    Raschb’a Teschuwot 144
  • 11
    3. B.M. 1,11
  • 12
    2. B. M. 30, 17
  • 13
    3. B. M. 1, 6
  • 14
    3. B. M. 28,1-8
  • 15
    2. B. M. 30, 7-10
  • 16
    2. B. M. 30, 34-36