Das Buch Amos in der (angepassten) Übertragung von Rabbiner Dr. Simon Bernfeld.
Kapitel 1
Weissagungen für die Völker.
1. Die prophetischen Reden des Amos, welcher einer der Hirten in Tekoa war, die er gehalten über Israel während der Regierungszeit des Usija, Königs von Jehuda, und in der Regierungszeit des Jerobeam, Sohnes Joas, Königs von Israel, zwei Jahre vor dem Erdbeben.
2. Er sprach: Der Herr schreiet von Zijon aus und aus Jerusalem lässt er seine Stimme erschallen, da trauern die Triften der Hirten, und es verdorret der Gipfel des Karmel.
3. Also spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen Damaskus und auch wegen der vier sollt‘ ich ihm nicht vergelten? [Das Schlimmste war], dass sie Gilead mit eisernen Dreschwagen gedroschen.
4. Ich erlasse Feuer in das Haus Hasaels, dass es verzehre die Paläste Ben-Hadads.
5. Ich zerbreche den Riegel Damaskus und rotte aus die Bewohner aus Bikat Aven und den [Herrscher], der das Zepter hält, aus Bet-Eden; das Volk von Aram soll nach Kir verbannt werden, spricht der Herr.
6. Also spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen Gasas und auch wegen der vier sollt ich ihm nicht vergelten? dass sie alle [Israeliten] in die Verbannung geschleppt, sie an Edom auszuliefern.
7. Ich erlasse Feuer in die Mauern von Gasa, dass es seine Paläste verzehre.
8. Ich rotte die Bewohner von Asdad aus und den [Herrscher], der das Zepter hält, aus Aschkelon; ich kehre meine Hand gen Ekron, dass auch der Rest der Philister untergehe, spricht Gott der Herr.
9. Also spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen Tyrus und auch wegen der vier sollt‘ ich ihm nicht vergelten? Dass sie ebenfalls alle [israelitischen] Gefangenen an Edom auslieferten und nicht gedachten des Bruderbundes.
10. Ich lasse Feuer in den Mauern von Tyrus, dass es seine Paläste verzehre.
11. Also spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen Edoms und auch wegen der vier sollt‘ ich ihm nicht vergelten? Dass er seinen Bruder [Israel] mit dem Schwerte verfolgt hat, indem er seine Liebe völlig vernichtete; in seinem Zorn zerfleischte er beständig und seinen Hass trug er ewig nach.
12. Ich erlasse Feuer in Teman, dass es Bozras Paläste verzehre.
13. Also spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen der Ammoniter und auch wegen der vier sollt‘ ich ihnen nicht vergelten? Dass sie die Berge Gileads auftrennten, um ihr Gebiet zu erweitern.
14. Ich zünde Feuer an in den Mauern von Rabba, dass es seine Paläste verzehre, mit Kriegsgetöse am Tage des Krieges, mit Sturm am Tage des Unwetters.
15. Malkam soll in die Verbannung gehen, er und alle seine Fürsten, spricht der Herr.
Kapitel 2
1. Also spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen Moabs und auch wegen der vier sollt‘ ich ihm nicht vergelten? Dass er verbrannte die Gebeine des Königs von Edom zu Kalk.
2. Ich lasse Feuer in Moab, dass es die Stadtpaläste verzehre, Moab soll im Kriegsgetümmel untergehen, mit Lärmgeschrei beim Posaunenschall.
3. Ich rotte das Oberhaupt aus seiner Mitte aus und all seine Fürsten erschlage ich mit ihm, spricht der Herr. An Jehuda und Israel.
4. Also spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen Jehudas und auch wegen der vier sollt‘ ich ihm nicht vergelten? Dass sie die Lehre des Herrn verwarfen und seine Satzungen nicht wahrten; denn ihre Trugbilder, denen ihre Väter nachgewandelt, führten sie irre.
5. Ich lasse Feuer in Jehuda, dass es Jerusalems Paläste verzehre.
6. Also spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen Israels und auch wegen der vier sollt‘ ich ihm nicht vergelten? Dass sie um Silber den Gerechten verkauften, und den Dürftigen um ein paar Schuhe.
7. Die in den Staub die Köpfe der Armen niedertreten und das Recht der Sanftmütigen beugen. Mancher geht mit seinem Vater zu der Dirne, um meinen heiligen Namen zu entweihen.
8. Auf verpfändeten Kleidern liegen sie hingestreckt bei jedem Altar, und den Wein der Gebüßten trinken sie im Hause ihres Gottes.
9. Ich habe ja den Emori vor ihnen vertilgt, der hoch war wie die Zedern und mächtig wie die Eichen; ich tilgte seine Krone von oben und seine Wurzeln von unten.
10. Ich habe euch aus Ägypten herausgeführt und führte euch vierzig Jahre durch die Wüste, dass ihr dann das Land des Emori in Besitz nahmt.
11. Von euren Söhnen machte ich welche zu Propheten und manche von euren Jünglingen zu Nasiräern — oder ist dem nicht so, Kinder Israel? spricht der Herr.
12. Aber ihr gabt den Nasiräern Wein zu trinken und den Propheten habt ihr befohlen: Weissaget nicht!
13. Ich drücke euch nun nieder wie der Wagen voll Garben niederdrückt.
14. Der Leichtfüßige wird sich nicht flüchten können, der Starke wird seine Kraft nicht anwenden können und der Tapfere nicht sein Leben retten.
15. Der Bogenschütze wird nicht standhalten, der Leichtfüßige nicht entrinnen und der auf dem Rosse reitet sein Leben nicht retten.
16. Der Mutigste unter den Helden wird nacktfliehen an jenem Tage, spricht der Herr.
Kapitel 3
Die Zustände in Schomron.
1. Höret dies Wort, das der Herr geredet hat über euch, Kinder Israel, und über das ganze Geschlecht, das ich aus Ägypten herausgeführt:
2. Von allen Geschlechtern der Erde habe ich nur euch erwählt, aber auch nur an euch werde ich heimsuchen all eure Sünden.
3. Gehen zwei zusammen, ohne dass sie sich verabredet haben?
4. Brüllt der Löwe im Walde, ohne dass er Beute hat? Lässt der Löwe seine Stimme erschallen aus seiner Wohnung, ohne dass er einen Fang getan?
5. Fällt ein Vogel in der Schlinge zur Erde, ohne dass ihm eine Falle gelegt wurde? Erhebt sich eine Schlinge vom Boden und sie hätte nicht gefangen?
6. Wird in die Posaune gestoßen in der Stadt, und das Volk sollte nicht erschrecken? Oder kommt ein Unheil über die Stadt, das der Herr nicht herbeigeführt?
7. Ebenso wird Gott der Herr nichts tun, ohne zuvor seinen Ratschluss seinen Knechten, den Propheten, zu offenbaren.
8. Wenn der Löwe brüllt, wer sollte sich nicht fürchten? Ebenso wenn Gott der Herr redet, wer sollte nicht weissagen?
9. Verkündet über die Paläste zu Aschdod und über die Paläste in Ägypten und sprechet: Versammelt euch auf die Berge Schomrons und sehet mächtige Verwirrung darin und die Bedrückungen in ihrer Mitte.
10. Sie verstehen nicht mehr rechtschaffen zu handeln, spricht der Herr, jene, die Gewalttat und Raub in ihren Palästen aufhäufen.
11. Wahrlich, also spricht Gott der Herr: Der Feind umstellt das Land; er wird deine Macht von dir reißen, dass deine Paläste geplündert werden.
12. Also spricht der Herr: Wie der Hirt dem Rachen des Löwen zwei Fußstücke oder einen Ohrzipfel entreißt, also sollen gerettet werden die Kinder Israel, die in Schomron in der Ecke eines Bettes sitzen und auf dem Damast des Lagers [lauter Kranke und Sieche].
13. Höret und verwarnet das Haus Jakob, spricht Gott, der Herr Gott Zebaot.
14. An dem Tage, da ich die Verbrechen Israels an ihm heimsuche, werde ich auch an den Altären von Bet-El heimsuchen; es sollen abgehauen werden die Hörner des Altars und zu Boden fallen.
15. Ich werde das Winterhaus samt dem Sommerhause zerstören; es sollen zu Grunde gehen die Häuser von Elfenbein, und die ansehnlichen Häuser verschwinden, spricht der Herr.
Kapitel 4
1. Höret dies Wort, ihr Kühe Baschans, ihr [hartherzigen Frauen] auf dem Berge Schomron, die ihr die Armen bedrücket, die Dürftigen zermalmet, die zu ihren Eheherren sprechen: Schafft herbei, dass wir zechen.
2. Gott der Herr hat geschworen bei seinem heiligen [Namen], dass über euch Tage kommen werden, wo man euch an Angeln heben wird und eure Nachkommenschaft an Fischerhaken.
3. Durch die Mauerrisse werdet ihr ausziehen, jeder vor sich hin und hingeworfen werden nach dem Harmon! spricht der Herr.
4. Kommet nur nach Bet-El und frevelt, nach Gilgal und häufet Verbrechen; bringet dort an jedem Morgen eure Opfer, nach drei Tagen eure Zehnten.
5. Lasset dort eure Dankopfer vom Gesäuerten in Rauch aufgehen und rufet freiwillige Gaben aus; lasset dessenthalben verkündigen; denn also liebt ihr es ja, Kinder Israel, spricht Gott, der Herr.
6. Ich gab euch saubere Zähne [Mangel an Nahrung] in all euren Städten und Brotmangel an all euren Orten, und doch habt ihr euch nicht zu mir bekehrt, spricht der Herr.
7. Ich habe euch auch den Regen entzogen, da noch drei Monate bis zur Ernte waren; oder ich ließ regnen auf eine Stadt, und auf eine andere Stadt ließ ich nicht regnen; ein Acker wurde beregnet und der Acker auf dem es nicht regnete, vertrocknete.
8. So dass die Einwohner von zwei oder drei Städten nach einer Stadt wandern mussten, Wasser zu trinken, wobei sie ihren Durst nicht stillen konnten, und doch habt ihr euch nicht zu mir bekehrt, spricht der Herr.
9. Ich habe euch geschlagen mit Kornbrand und mit Rost, die meisten eurer Gärten und eurer Weinberge und eurer Feigen- und Ölbäume fraß die Raupe; aber ihr habt euch nicht zu mir bekehrt, spricht der Herr.
10. Ich habe gegen euch die Pest gesandt nach der Weise Ägyptens, ich habe erschlagen mit dem Schwerte eure Jünglinge, nach dem eure Rosse euch weggenommen worden, und ließ den Gestank eures Lagers in eure Nase aufsteigen; aber ihr habt euch nicht bekehrt, spricht der Herr.
11. Ich habe Zerstörung unter euch angerichtet, wie Gott einst Sodom und Gomorrha zerstört hatte, und ihr wurdet gleich einem vom Feuer geretteten Scheit; aber ihr habt euch nicht zu mir bekehrt, spricht der Herr.
12. Wahrlich, so werde ich dir tun, Israel! gewiss, dass ich also dir tue, bereite dich deinem Gott entgegen, Israel!
13. Er, der Berge bildet und Wind schafft und dem Menschen sein Sinnen verkündet, der Finsternis in Morgenhelle verwandelt und einhertritt auf den Höhen der Erde, — Herr, Gott Zebaot ist sein Name.
Kapitel 5
1. Höret dies Wort, das ich über euch als Klagelied erhebe, Haus Israel!
2. Sie fällt und steht nimmer auf, die Nation Israel, sie liegt hingestreckt auf ihrem Boden keiner richtet sie auf.
3. Denn also spricht Gott, der Herr: Die Stadt im Reiche Israel, die tausend [Mann in den Krieg] stellt, wird nur hundert behalten, und die hundert stellt, wird zehn behalten.
4. Denn also spricht der Herr zum Hause Israel: Suchet mich auf und lebet!
5. Aber suchet nicht Bet-El auf, kommet nicht nach Gilgal und ziehet nicht nach Beer Seba; denn Gilgal geht in die Verbannung und Bet-El wird Vernichtung.
6. Suchet den Herrn auf und lebet, sonst geht das Haus Josefs in Flammen auf, die es verzehren, und keiner löscht in Bet-El.
7. Die das Recht in Wermut verwandeln und die Gerechtigkeit stoßen sie zu Boden,
8. [Gott], der geschaffen hat Plejaden und Orion, der dichte Finsternis in Morgenlicht verwandelt und den hellen Tag zur Nacht verfinstert; der die Meeresfluten ruft und sie ausgießt über die Erde — der Herr ist sein Name.
9. Er lässt das Unheil über Mächtige triumphieren, dass Verderben über die Veste komme.
10. Der am Thore, [wo sich das Volk zu versammeln pflegt], vermahnt, den hassen sie, und den, der rechtschaffen spricht, verabscheuen sie.
11. Wahrlich, weil ihr den Armen niedertretet und ihm ein Getreidetribut abnehmet, deshalb sollt ihr nicht die aus Quadersteinen gebauten Paläste bewohnen, die ihr errichtet, und nicht den Wein der köstlichen Weinberge trinken, die ihr gepflanzt.
12. Denn ich weiß, dass eure Verbrechen zahlreich sind und eure Sünden mächtig; ihr bedrängt den Frommen, nehmt Lösegeld und beugt [das Recht] Dürftiger am Thore.
13. Wahrlich, der Einsichtige muss jetzt verstummen, denn eine Unheilszeit ist es.
14. Suchet das Gute, nicht das Böse, auf dass ihr lebet, dass der Herr, Gott Zebaot, mit euch sei, wie ihr es wünscht.
15. Hasset das Böse und liebet das Gute und befestigt am Thore das Recht; vielleicht ist der Herr, Gott Zebaot, dem Überrest Josefs gnädig.
16. Wahrlich, spricht mein Herr, Gott Zebaot: In allen Straßen wird Klage sein, und in allen Gassen werden sie rufen: wehe, wehe! und man ruft die Ackerleute zur Trauer, und zum Klagen die der Trauerlieder Kundigen.
17. In allen Weinbergen wird Klage sein, wenn ich einherziehe in deiner Mitte, spricht der Herr.
18. O über die, die sich sehnen nach dem Tage des Herrn. Wozu euch der Tag des Herrn? Er bringt Finsternis und kein Licht.
19. Wie ein Mann, der vor dem Löwen flieht, und ein Bär fällt ihn an; nun kommt er ins Haus und stützt seine Hand auf die Wand, da beißt ihn die Schlange.
20. Finster ist der Tag des Herrn und nicht licht, dunkel ohne Helle.
21. Ich hasse, verwerfe eure Feste, ich mag nicht riechen eure Festopfer.
22. Wenn ihr mir auch Ganzopfer und Speiseopfer bringt, so nehme ich sie nicht gnädig auf, und das Mahlopfer eurer Masttiere sehe ich nicht an.
23. Schaffe fort von mir deine vielen Lieder das Gespiel deiner Psalter will ich nicht hören.
24. Aber es flute wie ein Strom das Recht einher und die Gerechtigkeit wie ein reißender Bach.
25. Habt ihr Opfer und Speiseopfer mir dargebracht in der Wüste vierzig Jahre lang, Haus Israel?
26. Ihr werdet mitführen euren Moloch Sikkut und die Säule eurer Götzenbilder, euern Sterngott, den ihr euch gemacht. 27 Ich werde euch verbannen über Damaskus hinaus, spricht der Herr, Gott Zebaot ist sein Name.
Kapitel 6
1. O über die Sorglosen in Zijon, die sich sicher Glaubenden auf dem Berge Schomron, einst die Vornehmsten der Nationen genannt, und jetzt muss zu ihnen wandern das Haus Israel.
2. Ziehet hinüber nach Kalne und sehet zu, gehet von dort nach Hammt-Rabba, und ziehet hinab nach Gat, das den Philistern gehört: ob sie besser sind als diese Reiche, oder ob ihr Gebiet größer ist als euer Gebiet.
3. Die dem Unheiltag entgegeneilen und mit ihrem Stillsitzen das Unglück heranbringen;
4. Sie ruhen auf Betten von Elfenbein, sie strecken sich hin auf ihren Lagern, sie essen die feisten Lämmer und Kälber aus der Mast;
5. Sie klimpern mit dem Psalter, wie das des David wähnen sie ihr Saitenspiel;
6. Die trinken aus Weinpokalen, und mit dem besten Öle salben sie sich, denn sie kränken sich nicht um den Fall Josefs.
7. Fürwahr, bald werden sie an der Spitze der Verbannten wandern, das Geschreigelage der Hingestreckten soll aufhören.
8. Geschworen hat der Herr bei seinem Wesen, spricht der Herr, Gott Zebaot: Ich verabscheue die Herrlichkeit Jakobs, und seine Paläste hasse ich, ich gebe die Städte und ihre Bevölkerung preis.
9. Und wenn zehn Mann sich in irgendeinem Hause versteckt halten, so sterben sie [Hungers].
10. Es eilt dann herbei der Oheim oder der Freund, die Gebeine [der Verhungerten] aus dem Hause zu tragen. Er fragt dann den, der in einem der Hauswinkel versteckt ist: Ist noch jemand da bei dir? Worauf [der andere] erwidert: Keiner mehr. Er sagt noch weiter: Um den Namen Gottes, sei verschwiegen, denn dies darf nicht erwähnt werden!
11. Der Herr befiehlt, dass das große Haus in Trümmer fallen sollte und das kleine Haus in Risse.
12. Laufen Rosse auf einem Felsen oder pflügt man ihn mit Rindern? dass ihr in Giftkraut das Recht verwandelt und die Frucht der Gerechtigkeit in Wermut?
13. Sie freuen sich ohne Grund, wenn sie sprechen: Durch unsere Kraft haben wir uns Hörner [Macht] geschaffen.
14. Ich sende über euch, Haus Israel, spricht der Herr, Gott Zebaot, ein Volk, sie sollen euch alle bedrücken von der Gegend um Hamat bis an den Steppenfluss.
Kapitel 7
Symbolische Weissagungen.
1. Gott der Herr ließ mich sehen, dass er die Heuschrecken zu schaffen gedenke, während der Grummet heranwächst; das spät gesäte kommt immer nach der Ernte der Königs[wiese].
2. Nachdem [die Heuschrecken] das ganze Kraut der Felder aufgezehrt hatten, flehte ich: Ach, Herr Gott, verzeihe doch, denn wie könnte sonst Jakob bestehen, da es so winzig ist?
3. Da bedachte sich der Herr darum. Es soll nicht geschehen, sprach der Herr.
4. Dann ließ mich Gott, der Herr, sehen, Gott, der Herr, wollte Israel mit Feuer heimsuchen; das [Feuer] ergriff bereits die mächtige Tiefe und fraß die Äcker.
5. Da sprach ich: Herr, o Gott, tue dies nicht! Wie soll Jakob bestehen, da es so winzig ist?
6. Es bedachte sich der Herr darum. Auch das soll nicht geschehen, sprach der Herr.
7. Dann ließ er mich schauen: Der Herr stand auf einer senkrechten Mauer und hielt in seiner Hand ein Senkblei.
8. Da sprach der Herr zu mir: Was siehst du, Amos? Ich erwiderte: Ein Senkblei. Da sprach der Herr: Ich lege ein Senkblei an mein Volk Israel [ich will jetzt streng richten], ich werde ihm ferner nicht nachsehen.
9. Veröden werden die Hügel Isaks und die Heiligtümer Israels zerstört; ich erhebe mich wider das Haus Jerobeams mit dem Schwerte.
10. Amazja, der Priester von Bet-El, sandte zu Jerobeam, König von Israel, und ließ ihm sagen: Amos zettelt wider dich eine Verschwörung an im Reiche Israel; es vermag das Land nicht all seine Reden zu ertragen.
11. Denn also spricht Amos: Durch das Schwert wird Jerobeam fallen, und Israel aus seinem Lande verbannt werden.
12. Amazja befahl dem Amos: Seher, fort! fliehe nach dem Lande Jehuda und verzehre dort dein Brot und weissage dort.
13. Aber zu Bet-El weissage ferner nicht mehr; denn ein Heiligtum des Königs ist es und eine Königsresidenz.
14. Da antwortete Amos dem Amazja: Ich bin kein Prophet, auch nicht eines Propheten Sohn, sondern ein Rinderhirt bin ich, auch einer, der Sykomoren pfropft.
15. Und der Herr berief mich von den Schafen hinweg und der Herr sprach zu mir: Gehe, weissage über mein Volk Israel.
16. Höre nun das Wort des Herrn; du sprichst: Weissage nicht über Israel und predige nicht über das Haus Isak:
17. Fürwahr, spricht der Herr, dein Weib wird in der Stadt buhlen, deine Söhne und deine Töchter werden durch das Schwert fallen, deine Ländereien werden mit der Schnur verteilt werden, du wirst auf unreinem Boden sterben, und Israel wird aus seinem Lande in die Verbannung geführt werden.
Kapitel 8
1. Gott der Herr ließ mich schauen einen Korb mit getrockneten Früchten.
2. Er fragte mich: Was siehst du, Amos? Ich antwortete: Einen Korb mit getrockneten Früchten. Da sprach der Herr zu mir: Gekommen ist das Ende1Im Hebräischen ein Wortspiel, das in der Übersetzung nicht wiedergegeben werden kann. über das Haus Israel. Ich werde ihm ferner nicht nachsehen.
3. Die Gesänge der Paläste werden in Heulen verwandelt, spricht Gott der Herr. Die vielen Leichen werden stumm liegen; überall wird Stille herrschen.
4. Höret dies, ihr, die ihr den Armen niedertretet und den Schwachen im Lande vernichten wollt.
5. Ihr sprechet: Wann wird der Neumond vorüber sein, dass wir Nahrung verkaufen, und der Sabbat, dass wir den Getreidespeicher öffnen, klein zu machen das Efa und groß den Sekel und zu betrügen durch falsche Wage.
6. Um Geld Arme zu kaufen und die Dürftigen um ein Paar Schuhe, und des Getreides Abfall wollen wir verkaufen.
7. Geschworen hat der Herr bei der Hoheit Jakobs: Ich vergesse niemals ihre Werke!
8. Soll nicht deshalb die Erde erbeben und verkümmern alles, was darin ist? [Die Flut] steigt ganz wie der Nil und wird aufgewühlt, und dann senkt sie sich wiederum wie beim Fluss Ägyptens.
9. An jenem Tage, spricht Gott der Herr, lasse ich untergehen die Sonne am Mittage und am lichten Tage bringe ich Finsternis dem Lande.
10. Eure Festtage verwandle ich in Trauer, eure Jubellieder in Klagen, alle Hüften lasse ich mit Säcken umwinden, und an den Häuptern Glatzen scheren. Ich versetze sie in eine Trauer wie um [den Verlust] des Einzigen, und ihre Zukunft wird dem verhängnisvollen Tag gleichen.
11. Es kommen Tage, spricht Gott der Herr, wo ich Hunger senden werde über das Land, nicht Hunger nach Brot und nicht Durst nach Wasser, sondern nach den Worten des Herrn.
12. Sie wandern von einem Meer zum anderen, von Norden bis zum Osten werden sie umherziehen, das Wort des Herrn zu suchen, ohne es zu finden.
13. An jenem Tage werden die schönen Jungfrauen und die Jünglinge verschmachten vor Durst.
14. Alle, die bei der Sünde Schomrons schwören und sprechen: So wahr dein Gott lebt, Dan! oder beim Leben des Weges nach Beer Seba; sie werden fallen und nicht wieder aufstehen.
Kapitel 9
Trostreicher Ausblick in die Zukunft.
1. Ich sah den Herrn stehend am Altar und er sprach: Schlage den Knauf, dass die Pfosten erzittern und zerschellen über die Häupter aller, und auch ihren Rest will ich mit dem Schwert umbringen; keiner von ihnen soll entfliehen und niemand entrinnen.
2. Wenn sie sich in die Unterwelt vergraben, wird meine Hand sie von da holen, und wenn sie in den Himmel steigen, will ich sie von da herabstürzen.
3. Und wenn sie sich auf die Spitze des Karmel verkriechen, suche ich sie von da hervor und hole sie, und wenn sie sich fern von meinen Augen auf dem Meeresgrunde verstecken, entbiete ich von da die Schlangen, dass sie sie beißen.
4. Und wenn sie von ihren Feinden in die Gefangenschaft gebracht werden, werde ich dort das Schwert entbieten, dass es sie erschlage, denn ich richte mein Auge auf sie zum Bösen und nicht zum Guten.
5. Denn der Herr Gott Zebaot, rührt die Erde an, und sie wankt, und es verkümmern alle ihre Bewohner; es wird alles aufgewühlt gleich dem Nil und sinkt gleich dem Fluss Ägyptens.
6. Er bauet im Himmel seine Stufen und sein Gewölbe hat er über der Erde ergründet; er ruft das Wasser des Meeres herbei und gießt es über die ganze Erde: der Herr ist sein Name.
7. Ihr seid mir nicht mehr als die Söhne Äthiopiens, ihr Israeliten, spricht der Herr; Israel hab‘ ich herausgeführt aus Ägypten und die Philister von Kaftor und Aram von Kir.
8. Die Augen Gottes des Herrn sind auf das sündige Reich gerichtet, dass ich es von dem Erdboden vertilge, nur dass ich nicht ganz tilge das Haus Jakob, spricht der Herr.
9. Denn ich lasse es so kommen, dass ich das Haus Israel unter allen Völkern schüttle, wie man im Siebe schüttelt, und es fällt keine Scholle zur Erde.
10. Durch das Schwert sollen alle Sünder meines Volkes fallen, die sprechen: Es wird nicht nahen und uns nicht übereilen das Unglück.
11. An jenem Tage werde ich aufrichten die verfallene Hütte Davids, ich verzäune ihre Risse und richte ihre Trümmer auf und erbaue sie wie in den alten Tagen;
12. Auf dass sie in Besitz nehmen den Überrest Edoms und aller Völker, über welchen mein Name genannt ist, spricht der Herr, der dieses tun will.
13. Es kommen Tage, spricht der Herr, wo der Pflüger an den Schnitter reichen wird, und der die Trauben keltert an den, der den Samen streut; es werden die Berge Most träufeln, und alle Hügel werden zerfließen.
14. Ich werde mein Volk Israel wiederherstellen; sie werden verödete Städte erbauen und bewohnen, Weinberge pflanzen und ihren Wein trinken und Gärten anlegen und ihre Frucht genießen.
15. Ich werde sie pflanzen auf ihrem Boden, dass sie nicht wieder ausgerissen werden von ihrem Boden, den ich ihnen gegeben, hat der Herr, dein Gott, gesprochen.
Der Tanach
Der vollständige Tanach in deutscher Übersetzung
- 1Im Hebräischen ein Wortspiel, das in der Übersetzung nicht wiedergegeben werden kann.