Jüdische Fasttage

Vier Tage werden als Fasttage gehalten zur Erinnerung an Ereignisse, die mit dem Fall Jerusalems zusammenhängen.
Sie heißen im Tanach (Sach. 8,19) »der Fasttag des vierten Monats und der Fasttag des fünften, und der Fasttag des siebenten und der Fasttag des zehnten«.
Es sind dies die Jahrestage des Anfangs der Belagerung Jerusalems (10. Tewet), der ersten in die Mauer geschlagenen Bresche (17. Tammus), der Zerstörung des Tempels (9. Aw) und der Ermordung des Gedalja (3. Tischri »Gedalja-Fasten«).
Der 9. Aw ist Fasttag und Trauertag um die Zerstörung des Tempels (ausführlich beschrieben hier). Nach der Überlieferung wurde sowohl der erste wie der zweite Tempel an diesem Tage zerstört.

Der Abschnitt aus der Torah, der beim Morgen- und Nachmittagsgebet an den Fasttagen gelesen wird, ist Exod. 32,11—14 und 34,1—10.
Am 9. Aw wird dieser Abschnitt nur nachmittags gelesen, während vormittags Deut. 4, 25-40,und Jer. 8,13 — 9,23 vorgetragen werden; beim Nachmittagsgebet wird an allen Fasttagen Jes. 55,6—56,8 als Haftarah gelesen.
In den portugiesischen Synagogen hat man an Fasttagen keine Haftarah zu Mincha, außer am 9. Aw, wo man Hosea 14,2—10 und Micha 7,8—20 liest.

Diese Fasttage beginnen mit Tagesanbruch, mit Ausnahme des 9. Aw, der mit dem vorhergehenden Abend seinen Anfang nimmt, vierundzwanzig Stunden dauert und in jeder Beziehung wie das Fasten des Versöhnungstages (Jom Kippur) zu halten ist. Während des 9. Aw liest man die Klagelieder Jeremias, Trauergesänge mannigfacher Art (Kinnot) und das Buch Hiob (Ijow). An diesem Fasttag werden zum Zeichen der Trauer Talit und Tefillin beim Morgengebet nicht angelegt. Dies geschieht jedoch beim Nachmittagsgebet (Mincha).

Der dem 9. Aw vorhergehende Sabbat heißt Chason und der ihm folgende Nachamu, weil die Haftarot dieser Schabbatot mit diesen Worten beginnen; die eine enthält Vorwürfe und Drohungen, die andere eine Botschaft des Trostes.

Freiwillige und zusätzliche Fasttage

Außer diesen historischen Fasttagen gibt es noch freiwillige Fasttage, die von einigen als Ausdruck inniger Frömmigkeit beachtet werden; z. B. die drei Fasttage Montag, Donnerstag und Montag nach den Festzeiten Pessach und Sukkot, gemäß dem Beispiel Hiobs, der nach den festlichen Tagen seine Söhne weihte und besondere Opfer brachte (Hiob 1).
Hierher mag auch der Tag vor dem Neumond gerechnet werden, der Jom Kippur Katan genannt wird; in einigen Gemeinden wird das Nachmittagsgebet dieses Tages durch besondere Gebete erweitert.