Talmud

Häufige Fragen zum Talmud

Steht das im Talmud? Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte… ?

Google verzeichnet 12000 deutschsprachige Treffer zu diesem Thema, aber keine einzige gibt die genaue Stelle an. Ähnlich verhält es sich bei der englischen Version. Es liegt also nahe: Es steht gar nicht im Talmud! Hört sich zwar irgendwie nach Pirkej Avot an, steht aber nicht drin. Irgendjemand hat irgendwann angefangen, dieses Zitat mit der Quellenangabe „Talmud” oder „Aus dem Talmud” zu verwenden und schon war es in der Welt.
Hier sei erwähnt, dass diese Angabe genauso präzise ist als schriebe man: „Aus der Bibel”. Kaum eine Lebensberatungsseite, die dieses Zitat nicht benutzt. Kurz: Es ist überall und inflationär – nur: es steht nicht im Talmud, sondern stammt vom englischen Schriftsteller Charles Reade. In der englischsprachigen Literatur wurde das Original »We sow a thought and reap an act; We sow an act and reap a habit; We sow a habit and reap a character; We sow a character and reap a destiny.« einem chinesischen Sprichwort zugeschrieben.

Wo steht: „Wer auch immer ein einziges Leben rettet, der ist, als ob er die ganze Welt gerettet hätte”?

„Wer auch immer ein einziges Leben rettet, der ist, als ob er die ganze Welt gerettet hätte” – seit dem Spielfilm Schindlers Liste gehört dieser Satz zu den vielzitierten aus dem Talmud. Er steht im babylonischen Talmud Traktat Sanhedrin 37a

Welchen Wahrheitsgehalt haben die Schriften von Israel Shahak?

Wer das Buch (und alle Bücher von Shahak) kennt, die posthum erschienen sind, wird wissen, das es kein Buch über den tatsächlichen Talmud ist oder die tatsächliche jüdische Religion.

Wer sich ein wenig mit der Person beschäftigt (google etc.) wird schnell lernen, dass man hier keine wissenschaftliche Abhandlung über den Talmud erwarten kann.

Der Talmud ist integraler Bestandteil jüdischer Lehre, jüdischen Lebens und jüdischen Tuns und kein Werk von/für Fundamentalisten irgendwelcher Art. Wer sich tatsächlich mit dem Talmud beschäftigt hat wird merken, dass man über das Werk selber das nicht leisten kann.

Wichtig zu erwähnen ist vielleicht, dass der tatsächliche Jisrael Schahak, also der Chemie-Professor von der Hebräischen Universität, der offenbar tatsächlich ein Kritiker der israelischen Politik war, mit dem Autoren der Bücher über das Judentum, den Talmud und den angeblichen Rassismus im Talmud nichts zu tun hat. Der tatsächliche Israel Shahak ist verstorben und kann sich dementsprechend nicht wehren, wenn Bücher unter seinem Namen veröffentlicht werden.

Wahr? „Die Güter der Nichtjuden gleichen der Wüste, sie sind ein herrenloses Gut und jeder, der zuerst von ihnen Besitz nimmt, erwirbt sie.”

Als Stellenangabe werden oft »Choschen hamischpath 156«, »Choschen hamischpath 271« und Baba bathra 54b angegeben.
Choschen haMischpat, ist ein Teil des Schulchan Aruch, einer Gesetzessammlung die nicht zum Talmud gehört.

Die Quellenangabe Choschen Hamischpath mit den Nummern 156 und 271, wie sie so häufig zitiert wird stammt ursprünglich aus dem Buch „Der Talmud in nichtjüdischer Beleuchtung”, Autor ist der ungarische Antisemiten Baron Luzsenszky, herausgegeben in Budapest 1931.
Eine ausführliche Darstellung von Baba Batra 54b findet man hier.

In gleicher Zitatesammlung erscheint meist auch:

„Die Beraubung eines Jisraéliten ist nicht erlaubt, die Beraubung eines Nichtjuden ist erlaubt, denn es steht geschrieben (Lev 19,13): ,Du sollst deinem Bruder nicht Unrecht tun. Aber diese Worte, sagt Jehuda, haben auf den Goj keinen Bezug, indem er nicht dein Bruder ist.‘ ” (Baba mezia 61a)“

„Der Samen der Nichtjuden ist Viehsamen. (Jabmuth 94 b)”

Diese Zitate entstammen ebenfalls oben genanntem Buch und sind im Talmud nicht zu finden.

Siehe auch diesen Artikel »Gefälschte Talmudzitate« von Rabbiner Esra Munk.

Im Talmud soll stehen: Ein Mädchen von drei Jahren und einem Tag ist zum Beischlaf geeignet.“ (Jabmuth 57b, Jabmuth 60a, Aboda zara 37a)

Entsprechende Zitate kursieren seit langem im Internet und sind recht robust. Fakt ist, dass das Zitat bezüglich der Dreijährigen in einer Diskussion in Ketuvot 11b auftaucht und nicht etwa in Jewamot, wie man häufig liest. Zudem, ist das »Zitat«

1. als Bestandteil einer längeren Diskssion über Eheverträge und nicht jede Meinungsäußerung eines Rabbiners im Talmud ist zugleich Halachah, jüdisches Recht (man muss stets die gesamte Diskussion beachten) und

2. bezieht sich die talmudische Diskussion auf die Mitgift für Jungfrauen und Nicht-Jungfrauen. Sie hat nichts damit zu tun, dass Handlungen erlaubt sind oder nicht. Ob sie verboten sind oder nicht. Tatsächlich heißt es in Jewamot 33b:

פיתוי קטנה אונס נינהו

»Jemand, der ein minderjähriges Mädchen verführt, wird als jemand betrachtet, der sie vergewaltigt hat.«Zu außerehelichen Beziehungen, die off-limits im Judentum und Talmud sind, heißt es bei Maimonides (Mischne Torah, Hilchot Ischut 1,4) etwa:

»Es ist ein Gebot der Torah, dass jemand, der zügellose Beziehungen zu einer Frau unterhält und sie nicht verheiratet sind, die Strafe der Auspeitschung verdient hat.«