Das Buch Jechezkiel (Ezekiel) in der (angepassten) Übertragung von Rabbiner Dr. Simon Bernfeld.
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Kapitel 1
Die Vision des Propheten.
1. Im dreißigsten Jahre 1Welcher Ära ist unbekannt. am fünften des vierten Monats befand ich mich unter den verbannten [Judäern] am Strome Kebar; da öffnete sich der Himmel und ich sah eine göttliche Erscheinung.
2. (Am fünften des Monats, es war das fünfte Jahr seit der Verbannung des Königs Jojachin,
3. Da erging das Wort des Herrn an Ezechiel, Sohn des Priesters Busi in Chaldäa am Strome Kebar; dort kam über ihn der Geist des Herrn.)
4. Ich sah, wie ein Sturmwind vom Norden her kam, ein dichtes Gewölk und ein um sich greifendes Feuer, von dem ein Glanz ausging. Und aus dessen Mitte, wie Golderz aus dem Feuer,
5. Ein Bild von vier Tieren hervorging; dies ihre Gestalten: Sie hatten die Form des Menschen [d.h. einen aufrechten Gang].
6. Jedes hatte vier Gesichter; auch hatte jedes von ihnen vier Flügel.
7. Ihre Füße waren grade, ihre Fußsohlen waren wie die des Kalbes und funkelten wie feines Erz.
8. An den vier Seiten hatten sie unter den Flügeln Menschenhände; die Gesichter und die Flügel waren an den vier [Seiten].
9. Die Flügel waren aneinander geschlossen, sie wandten sich im Gehen nicht um; [jedes Wesen] bewegte sich nach der Richtung seines Gesichtes.
10. [Nach einer Seite] war ihre Gesichtsform die eines Menschen, zur Rechten war es ein Löwengesicht, zur Linken ein Stiergesicht und nach hinten ein Adlergesicht – so waren alle vier Gestalten.
11. Nach innen zu waren ihre Flügel von oben ausgebreitet. Eine jede Gestalt hatte je zwei, die aneinander schlossen, und zwei bedeckten ihre Leiber.
12. Sie gingen jedes nach seiner Richtung; da, wohin sie gehen wollten, gingen sie; sie wandten sich nicht beim Gehen.
13. Was die Bildung der Tiere betrifft so sahen sie wie feurige Kohlen aus, brennend wie Fackeln; [die Flamme] fuhr umher zwischen den Tieren, ein Strahlenkranz war um das Feuer und aus dem Feuer kamen Blitze.
14. Die Tiere liefen hin und her wie der Blitz.
15. Ich sah die Tiere, es stand ein Rad auf der Erde neben den Tieren, nach ihren vier Gesichtern.
16. Die Räder sahen aus und waren gearbeitet wie Chrysolith. Einerlei Form hatten alle vier, ihr Aussehen und ihre Arbeit waren so, als wäre ein Rad innerhalb des Rades.
17. Sie bewegten sich beim Gehen nach allen vier Richtungen; sie wandten sich nicht beim Gehen.
18. Ihr Körper – er war hoch und furchtbar anzuschauen – war voller Augen ringsum, – so alle vier Tiere.
19. Wenn die Tiere sich bewegten, bewegten sich die Räder mit, und wenn sich die Tiere von der Erde erhoben, erhoben sich die Räder ebenfalls.
20. Wohin ein jedes Tier gehen wollte, gingen die Räder mit. Die Räder erhoben sich mit ihnen zugleich, denn der Wille der Tiere bewegte die Räder.
21. Wenn jene gingen, gingen auch diese, und wenn jene hielten, hielten auch diese und wenn jene sich von der Erde erhoben, erhoben sich die Räder mit ihnen zugleich, denn der Wille der Tiere bewegte die Räder.
22. Über den Häuptern der Tiere war es wie eine Wölbung, strahlend wie der hehre Kristall, der ausgespannt war über ihren Häuptern.
23. Unter der Wölbung waren ihre Flügel gerade gerichtet, einer an den anderen, immer jedes hatte zwei, die ihre Leiber bedeckten.
24. Ich hörte das Rauschen ihrer Flügel wie das Rauschen gewaltiger Gewässer, wie die Donnerstimme des Allmächtigen; wenn sie gingen, hörte es sich an wie das Rauschen eines Heeres; wenn sie hielten, ließen sie ihre Flügel sinken.
25. Donnerstimme erscholl über der Wölbung, die über ihrem Haupte war, als sie hielten und ihre Flügel sinken ließen.
26. Oberhalb der Wölbung über ihrem Haupte war es gleich einem Throne, anzusehen wie ein Saphirstein, und auf der Gestalt des Thrones war oben darüber eine Gestalt wie die eines Menschen.
27. Ich sah einen Schein, wie den des Golderzes, es sah aus wie Feuer im Innersten desselben [um die Menschengestalt] von den Lenden aufwärts; aber von den Lenden abwärts sah es aus wie Feuer umgeben von einem Strahlenkranz daran.
28. Wie der Bogen in der Wolke während des Regens, so sah der [die Gestalt] umgebende Glanz aus — es war dies die Herrlichkeit des Herrn. Als ich dies sah, fiel ich auf mein Angesicht und hörte eine Stimme reden.
Kapitel 2
Die Sendung des Propheten.
1. [Gott] sprach zu mir: Menschensohn, stelle dich auf deine Füße, denn ich will mit dir reden.
2. Da kam über mich ein Geist, als er zu mir redete, der mich auf meine Füße stellte; ich hörte, was man zu mir redete.
3. Er sprach zu mir: Menschensohn, ich sende dich zu den Kindern Israel, zu den widerspenstigen Stämmen, die sich empört haben gegen mich; sie und ihre Väter sind abgefallen von mir bis auf die Gegenwart.
4. Die Söhne sind frechen Angesichts und verstockten Herzens, zu denen ich dich sende. Sprich zu ihnen: So spricht Gott, der Herr —
5. Ob sie hören oder es lassen, denn ein widerspenstiges Geschlecht sind sie, so sollen sie doch wissen, dass ein Prophet unter ihnen war.
6. Du aber, Menschensohn, fürchte dich nicht vor ihnen, und vor ihren Anschlägen ängstige dich nicht, obschon sie wie Brennnesseln und Dornen sind und du bei Skorpionen wohnst — vor ihren Anschlägen fürchte dich nicht und vor ihrem Ansehen zage nicht, obgleich sie ein widerspenstiges Geschlecht sind.
7. Rede meine Worte zu ihnen, sie mögen hören oder es lassen, denn widerspenstig sind sie.
8. Aber du, Menschensohn, höre, was ich zu dir rede, sei du nicht widerspenstig wie das widerspenstige Geschlecht; öffne deinen Mund und iss, was ich dir gebe.
9. Da sah ich, wie eine Hand gegen mich langte, die eine Schriftrolle hielt.
10. Sie wurde vor mir aufgerollt; sie war beschrieben inwendig und auf der Rückseite2Sonst waren die Rollen nur auf einer Seite beschrieben., und darauf waren geschrieben Klagelieder, Gestöhne und Wehklagen.
Kapitel 3
1. [Gott) sprach zu mir: Menschensohn, was du findest, iss! Iss diese Rolle und gehe, rede zu dem Hause Israel.
2. Da tat ich meinen Mund auf, er gab mir diese Rolle zu essen
3. Und sprach zu mir: Menschensohn, füttere deinen Bauch und fülle deinen Leib mit dieser Rolle, die ich dir gebe. Ich aß, und sie schmeckte in meinem Munde honigsüß.
4. Er sprach zu mir: Menschensohn, gehe zu dem Hause Israel und rede mit meinen Worten zu ihnen.
5. Nicht etwa zu einem Volke dunkler Rede und schwerfälliger Zunge bist du gesandt, sondern gerade zu dem Hause Israel;
6. Nicht zu vielerlei Völkern dunkler Rede und schwerfälliger Zunge, deren Worte du nicht verstehst; denn wahrlich, sendete ich dich zu ihnen, sie würden dir doch gehorchen.
7. Aber die vom Hause Israel werden auf dich nicht hören wollen, denn sie wollen auch auf mich nicht hören. Das ganze Haus Israel ist harter Stirn und verstockten Herzens.
8. Ich mache aber dein Angesicht hart ihrem Angesicht gegenüber und deine Stirne hart ihrer Stirne gegenüber.
9. Wie Diamant, härter als Stein, mache ich deine Stirn, fürchte sie nicht und zage nicht vor ihnen, obschon sie ein widerspenstiges Geschlecht sind.
10. Er sprach ferner zu mir: Menschensohn, all meine Worte, die ich zu dir reden werde, nimm auf in dein Herz, höre sie mit Aufmerksamkeit an.
11. Gehe dann hin zu den Verbannten, zu deinen Volksgenossen, und rede mit ihnen. Sprich zu ihnen: So spricht Gott, der Herr — mögen sie hören oder es lassen.
12. Da hob mich ein Wind und ich hörte hinter mir das Getöse eines großen Erdbebens [und die Worte]: Gepriesen sei die Herrlichkeit des Herrn an ihrer Stätte.
13. [Es wurde gehört] das Rauschen der Flügel der Tiere, welche sie aneinander schlugen, und das Getöse der Räder mit ihnen zugleich, wie das Getöse eines großen Erdbebens.
14. Ein Wind hob mich und führte mich hinweg; ich ging hin verdüsterten Gemütes, weil der Wille des Herrn mich überwältigt hatte.
15. Ich kam zu den Verbannten nach Tel-Abib, welche am Strome Kebar wohnten, und blieb, wo sie wohnten; ich blieb dort sieben Tage betäubt in ihrer Mitte.
16. Nach Verlauf von sieben Tagen erging das Wort des Herrn an mich also:
17. Menschensohn, als Wächter habe ich dich bestellt dem Hause Israel, und wenn du von mir ein Wort hörst, so sollst du sie verwarnen in meinem Namen.
18. Wenn ich dem Frevler ankündige, dass er bald sterben werde, und du verwarnst ihn nicht, du redest nicht zum Frevler, um ihn vor seinem bösen Wege zu warnen, auf dass er lebe, so stirbt er als Frevler um seine Schuld, aber sein Blut fordere ich von deiner Hand.
19. Wenn du aber den Frevler verwarnt hast, und er hat nicht von seinem Frevel und seinem bösen Wege lassen wollen, so stirbt er um seine Schuld, aber du hast dein Leben gerettet.
20. Wenn ein Gerechter von seiner Gerechtigkeit lässt und Unrecht tut, so lege ich einen Anstoß vor ihn; er stirbt, denn du hast ihn nicht verwarnt, er stirbt um seiner Sünde willen und nicht gedacht wird seiner gerechten Taten, die er geübt, aber sein Blut fordere ich von deiner Hand.
21. Wenn du aber den Gerechten verwarnt hast, dass der Gerechte aufhöre zu sündigen, und er sündigt nicht, so bleibt er leben, denn er hat sich warnen lassen, aber auch du hast dein Leben gerettet.
22. Es kam dort über mich der Geist des Herrn und er sprach zu mir: Auf, gehe hinaus in das Tal, dort will ich mit dir reden.
23. Ich machte mich auf und ging hinaus in das Tal; dort sah ich die Herrlichkeit des Herrn, wie die Herrlichkeit, die ich gesehen am Strome Kebar; ich fiel auf mein Angesicht.
24. Da kam ein Geist über mich und stellte mich auf meine Füße; er redete mich an und sprach zu mir: Gehe hinein, verschließe dich in deinem Hause.
25. Denn wisse, Menschensohn, dass man dir Stricke anlegen und dich binden wird, damit du nicht hinausgehst unter sie.
26. Deine Zunge werde ich festkleben an deinen Gaumen, dass du verstummst und ihnen kein Strafredner seiest, denn ein widerspenstiges Geschlecht sind sie.
27. Erst wenn ich mit dir rede, werde ich deinen Mund öffnen; dann sprich zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Wer hören will, höre, und wer es lassen will, der lasse es, denn ein widerspenstiges Geschlecht sind sie.
Kapitel 4
Symbolische Handlungen.
1. Nimm dir, Menschensohn, einen Ziegel und stelle ihn vor dich hin und zeichne darauf eine Stadt, nämlich Jerusalem.
2. Stelle um sie eine Belagerung und baue um sie ein Bollwerk; schütte gegen sie einen Wall auf, stelle gegen sie Schaaren und richte rings herum wider sie Böcke.
3. Nimm dir dann eine eiserne Platte und stelle sie als eiserne Wand zwischen dich und die Stadtzeichnung; richte dein Angesicht ihr zu, als sei sie in Belagerung und du belagerst sie; dies sei ein Vorbild dem Hause Israel.
4. Bleib liegen auf deiner linken Seite und büße damit die Schuld des Hauses Israel; nach der Zahl der Tage, die du darauf liegst, wirst du ihre Schuld büßen.
5. Ich lege dir auf die Jahre ihrer Schuld nach der Zahl der Tage: Dreihundertundneunzig Tage3So viel dauerte das Reich Israel, indes bedarf diese Zahl einer eingehenden Erörterung.; du sollst büßen die Schuld des Hauses Israel.
6. Und hast du diese beendigt, so lege dich wiederum auf deine rechte Seite und büße die Schuld des Hauses Jehuda: vierzig Tage, je einen Tag für ein Jahr4Um soviel überdauerte das Reich Juda das Reich Israel; auch diese Zahl bedarf der eingehenden Erörterung lege ich dir auf.
7. [Während du so liegst], richte dein Gesicht dem belagerten Jerusalem zu; dein Arm sei entblößt, und weissage wider sie.
8. Ich lege dir Stricke an, dass du dich nicht umwendest von der einen Seite zur andern, bis du beendet hast die Tage deiner Leiden.
9. Hole Weizen, Gerste, Bohnen, Linsen, Hirse und Spelt und tue sie in ein Gefäß. Mache dir Brot daraus für die Zahl der Tage, die du auf deiner Seite liegst; dreihundertundneunzig Tage sollst du es essen.
10. Die Nahrung, die du zu dir nimmst, sei bemessen nach dem Gewicht, zwanzig Schekel für den Tag; von vierundzwanzig zu vierundzwanzig Stunden sollst du davon essen.
11. Auch Wasser sollst du nach dem Maße trinken, ein Sechstel Hin; von vierundzwanzig zu vierundzwanzig Stunden sollst du trinken.
12. In der Form von Gerstenkuchen sollst du es verzehren, und diesen sollst du auf Ballen von Menschenkot backen vor ihren Augen.
13. Der Herr sprach: Also werden die Kinder Israel ihr unreines Brot essen unter den Völkern, wohin ich sie verstoßen werde.
14. Da sprach ich: Ach, Herr, o Gott, ich bin noch niemals verunreinigt worden, und Aas und Zerrissenes habe ich nicht gegessen von meiner Jugend an bis jetzt. Nie ist in meinen Mund verworfenes Fleisch gekommen.
15. [Gott] erwiderte mir darauf: Ich gebe dir den Rinderkot statt des Menschenunrats, dass du darauf dein Brot bereitest.
16. Er sprach [weiter] zu mir: Menschensohn, ich will brechen den Stab des Brotes in Jerusalem, dass sie Brot essen nach dem Gewicht und in Sorge, und Wasser trinken nach dem Maße und in Betäubung.
17. Dass es ihnen an Brot und Wasser mangele und sie betäubt seien miteinander und hinschwinden in ihrer Schuld.
Kapitel 5
Jerusalems Schicksal.
1. Nimm dir, Menschensohn, ein scharfes Schwert als Bartschere; bediene dich seiner und fahre damit über dein Haupt und über deinen Bart; nimm dir dann eine Waagschale und teile das Haar.
2. Ein Drittel sollst du verbrennen in der Flamme inmitten der Stadt, wenn die Tage der Belagerung um sind [sinnbildlich gemeint]; ein Drittel nimm und schlage mit dem Schwerte umher, und ein Drittel streue in den Wind; das Schwert will ich hinter ihnen her zücken.
3. Nimm davon ein wenig und binde es in deinen Zipfel.
4. Von diesem nimm noch einige [Haare] und wirf sie in das Feuer und verbrenne sie im Feuer; von da wird ein Feuer ausgehen über das ganze Haus Israel.
5. So spricht Gott der Herr: Dieses Jerusalem habe ich in die Mitte der Völker gesetzt, von Ländern umgeben.
6. Es verwandelte aber meine Rechte in frevelhaftere, als jene der Völker, und meine Satzungen [in viel schlimmere] als jene der Länder umher, denn sie verwarfen meine Rechte und meine Satzungen — sie wandelten nicht danach.
7. Wahrlich, so spricht Gott der Herr: Weil ihr die Völker um euch her noch übertrefft, nach meinen Satzungen nicht zu wandeln und meine Rechte nicht zu üben, selbst nach den Rechten der Völker um euch her habt ihr nicht getan;
8. Wahrlich, so spricht Gott, der Herr: Deshalb wende ich mich auch gegen dich und übe an dir Gericht vor den Augen der Völker.
9. Ich will an dir tun, was ich nie getan, und desgleichen ich nicht wieder tun werde, um all deiner Gräuel wegen.
10. Fürwahr, Väter sollen die Kinder essen in deiner Mitte, und Kinder sollen ihre Väter essen. Ich werde Strafgericht üben an dir, und all deine Übriggebliebenen in alle Winde zerstreuen.
11. Fürwahr, so wahr ich lebe, spricht Gott, der Herr, dass, weil du mein Heiligtum verunreinigt hast durch alle deine Scheusale und Gräuel, will ich dich schonungslos vernichten; ich werde kein Erbarmen haben.
12. Ein Drittel von dir soll durch Pest sterben und durch Hunger in deiner Mitte zu Grunde gehen, ein Drittel durch das Schwert fallen um dich her, und ein Drittel will ich in alle Winde zerstreuen und das Schwert hinter ihnen her zücken.
13. Erst wenn mein Zorn ausgetobt hat und mein Grimm an ihnen gestillt ist, werde ich Genugtuung haben, dann sollen sie erfahren, dass ich der Herr bin, da ich geredet habe in meinem Eifer, wenn ich meinen Grimm an ihnen ausgelassen habe.
14. Ich mache dich zur Öde und zur Schande unter den Völkern, die um dich sind, vor den Augen aller Vorbeiziehenden.
15. [Israel] sei zur Schande und Schmach, zur Warnung und zum Entsetzen den Völkern um dich her, wenn ich an dir Strafgericht übe mit Zorn und Grimm und mit harten Züchtigungen; ich, der Herr, habe es geredet.
16. Wenn ich wider sie die schlimmen Pfeile des Hungers sende, nachdem sie Verderben verbreitet haben werden, da ich sie zu ihrem Verderben ausgeschickt habe, will ich sie völlig durch Hunger vernichten und euch zerbrechen den Stab des Brotes.
17. Ich werde senden über euch Hunger und wilde Tiere, dass sie euch kinderlos machen; Pest und Blut soll über euch kommen, das Schwert will ich über euch bringen. Ich, der Herr, habe es geredet.
Kapitel 6
Die Strafandrohung wegen des Götzendienstes.
1. Es erging das Wort des Herrn an mich also:
2. Menschensohn, richte dein Angesicht gegen die Berge Israels und weissage über sie
3. Und sprich: Berge Israels, hört das Wort Gottes, des Herrn! So spricht Gott der Herr zu den Bergen und zu den Hügeln, den Schluchten und Tälern: Ich bringe über euch das Schwert und zerstöre eure Höhen.
4. Es werden eure Altäre und eure Sonnenbilder zertrümmert, ich lasse eure Erschlagenen hinsinken vor euren Götzen.
5. Ich lege die Leichname der Kinder Israel vor ihre Götzen, und eure Gebeine will ich rings um eure Altäre streuen.
6. In all euren Wohnsitzen werden die Städte wüst und die Höhen öde sein, eure Altäre werden wüst und öde sein, zerbrochen und zerstört eure Götzen, umgehauen eure Sonnenbilder, und eure Werke vernichtet.
7. Die Erschlagenen sollen herumliegen in eurer Mitte, damit ihr erfahrt, dass ich der Herr bin.
8. Ich werde euch aber einige übrig lassen, vom Schwert entronnen, da ich euch unter die Völker zerstreue.
9. Eure Entronnenen werden mein gedenken unter den Völkern, wohin sie gefangen geführt werden, denn ich werde deren verruchtes Herz, das von mir gewichen war, gebrochen haben, und ihre Augen, die mit ihren Götzen buhlten. Sie werden sich vor sich selbst ekeln wegen der Bosheiten, die sie verübt, wegen all ihrer Gräuel.
10. Sie werden erfahren, dass ich der Herr bin; nicht umsonst habe ich geredet, ihnen dieses Böse zuzufügen.
11. So hat Gott, der Herr, gesprochen: Schlage deine Hände zusammen und stampfe mit deinem Fuß und sprich: O über all die bösen Gräuel des Hauses Israel, das durch Schwert, durch Hunger und durch Pest fallen soll!
12. Der Ferne soll durch Pest sterben und der Nahe durch das Schwert fallen und der Übriggebliebene und Belagerte wird durch Hunger sterben; ich werde meinen Grimm an ihnen auslassen.
13. Ihr werdet erfahren, dass ich der Herr bin, wenn ihre Erschlagenen liegen unter ihren Götzen rings um ihre Altäre, auf jedem hohen Hügel, auf allen Gipfeln der Berge und unter jedem belaubten Baume und unter jeder dicht gezweigten Eiche — Orte, wo sie all ihren Götzen Wohlgerüche dargebracht.
14. Ich werde meine Hand ausstrecken über sie und werde das Land zur Öde machen und zur Wüstenei, von der Wüste bis nach Dibla in all ihren Wohnsitzen, und sie sollen erfahren, dass ich der Herr bin.
Kapitel 7
1. Es erging das Wort des Herrn an mich also:
2. O, Menschensohn, so spricht Gott, der Herr, über den Boden Israels: Es hat ein Ende! Es kommt das Ende über die vier Ecken des Landes.
3. Nun ist das Ende über dich; ich sende meinen Zorn wider dich und richte dich nach deinem Wandel; ich vergelte dir all deine Gräuel.
4. Mein Auge wird nicht schonend auf dich blicken; ich will kein Erbarmen haben, sondern deinen Wandel will ich über dich bringen und deine Gräuel werden in deiner Mitte bleiben; und ihr sollt erfahren, dass ich der Herr bin.
5. Also spricht Gott, der Herr: Unglück über Unglück kommt.
6. Das Ende kommt, es kommt das Ende, es wacht5Im Hebräischen ein Wortspiel, das sich nicht übersetzen lässt. auf gegen dich, es kommt.
7. Es kommt das Verhängnis über dich, Bewohner des Landes; es kommt die Zeit, es naht der Tag der Bestürzung und nicht des Freudenhalls der Berge.
8. Sehr bald werde ich meinen Grimm ausschütten über dich, meinen Zorn an dir auslassen; ich will dich richten nach deinem Wandel und über dich bringen all deine Gräuel.
9. Mein Auge wird nicht schonend blicken, ich will kein Erbarmen haben; nach deinem Wandel will ich über dich bringen, und deine Gräuel sollen in deiner Mitte bleiben, und ihr sollt erfahren, dass ich der Herr bin, der ich euch schlage.
10. Es ist der Tag! Er kommt! Beschlossen ist das Verhängnis, es blüht der Stab, der Übermut schlägt aus.
11. Die Gewalttat erwächst euch zur Zuchtrute; nichts ist von ihnen zu erwarten, nichts von ihrer Menge und nichts von ihren Nachkommen; niemand hat Ruhe bei ihnen6Im Hebräischen Alliteration, die sich in der Übersetzung nicht wiedergeben lässt..
12. Es kommt die Zeit und der Tag trifft ein, wo der Käufer sich nicht freuen wird und der Verkäufer nicht trauern, denn Zorn ist über ihre ganze Menge.
13. Der Verkäufer gelangt nicht wieder zu dem Verkauften, so lange sie leben. Denn über die ganze Menge ist die Weissagung ergangen, dass sie nicht zurückkehrt; alle werden sie um ihrer Sünden willen nicht bestehen können.
14. Es erschallt Trompetenklang und alles rüstet sich, aber keiner zieht in den Krieg, denn mein Zorn ist über ihre ganze Menge.
15. Das Schwert wütet von außen und Pest und Hunger von innen; wer auf dem Felde ist, stirbt durch das Schwert, und wer in der Stadt, den fressen Hunger und Pest.
16. Es werden von ihnen wohl einige entrinnen und zu den Bergen eilen wie die Tauben der Täler, alle wehklagend, jeder in seiner Schuld.
17. Alle Hände werden schlaff und alle Knie zergehen wie Wasser.
18. Sie gürten Säcke um und Schauder bedeckt sie, auf allen Gesichtern ist Scham und alle Häupter kahl geschoren.
19. Ihr Silber werden sie auf die Gassen werfen und ihr Gold wird zu Unflat werden; ihr Silber und ihr Gold wird sie nicht retten können am Tage des Grimmes des Herrn; ihren Hunger werden sie nicht damit stillen und ihre Eingeweide nicht füllen, denn der Anlass ihrer Schuld war es,
20. Ihr herrlicher Schmuck [das Götzenbild], mit dem sie stolzierten; und daraus machten sie die Bilder ihrer Gräuel, ihre Scheusale, — ich mache es ihnen zum Unflat.
21. Ich gebe es in die Hand der Fremden zum Raub, und den Tyrannen des Landes zur Beute, dass sie es entweihen.
22. Ich wende mein Antlitz ab von ihnen, dass sie mein Geheimstes entweihen; es kommen Freche hinein und entweihen es.
23. Verfertige die Kette; denn das Land ist voll Blutschuld und die Stadt ist voll Gewalttat.
24. Ich bringe böse Völker, dass sie ihre Häuser in Besitz nehmen; ich werde den Hochmut der Mächtigen brechen; ihre Heiligtümer werden entweiht.
25. Der Untergang kommt; sie werden Frieden suchen, aber keinen finden.
26. Unfall auf Unfall kommt, und böses Gerücht auf böses Gerücht trifft ein; sie werden vergebens Gesichte vom Propheten fordern; es schwindet die Lehre vom Priester und der Rat von den Alten.
27. Der König wird trauern, der Fürst wird Leid anlegen und die Hände des gemeinen Volkes erstarren; nach ihrem Wandel werde ich tun, und in ihrer Weise werde ich sie richten; sie sollen erfahren, dass ich der Herr bin.
Kapitel 8
Der Götzendienst im Heiligtum zu Jerusalem.
1. Im sechsten Jahre, am fünften des sechsten Monats, saß ich in meinem Hause und die vornehmen Judäer saßen vor mir; da kam über mich dort der Geist Gottes, des Herrn.
2. Ich sah ein Bild wie Feuerschein, von der Erscheinung an den Lenden abwärts wie Feuer, und von den Lenden aufwärts wie Lichtglanz, wie der Glanz des Golderzes.
3. Es streckte sich etwas wie eine Hand aus und fasste mich bei den Locken meines Hauptes; ein Wind trug mich zwischen Erde und Himmel und brachte mich im Gesichte Gottes nach Jerusalem an den Eingang des inneren Tores, das gen Norden liegt, an den Sitz des Bildes der Eifersucht, des Zorneifer erregenden.
4. Dort erschien die Herrlichkeit des Gottes Israels gleich der Erscheinung, die ich in dem Tale gesehen.
5. [Gott] sprach zu mir: Menschensohn, erhebe doch deine Augen nach Norden zu! Da erhob ich meine Augen: nördlich vom Tore des Altars am Eingang, stand dieses Bild der Eifersucht.
6. Er sprach zu mir: Menschensohn, siehst du, was sie tun? Die großen Gräuel, die das Haus Israel hier verübt, um mich von meinem Heiligtum fern zu halten, du aber wirst noch größere Gräuel sehen.
7. Er brachte mich in den Eingang des Hofes, und ich sah da ein Loch in der Wand.
8. Er sprach zu mir: Menschensohn, brich durch die Wand, und ich brach durch die Wand, da war eine Tür.
9. Und er sprach zu mir: Tritt ein und siehe die argen Gräuel, die sie hier verüben.
10. Ich trat ein und sah allerlei Abbildungen von Gewürm, Vieh, Scheusale und alle Götzen des Hauses Israel eingegraben in die Wände ringsum.
11. Siebzig Männer von den Vornehmen des Hauses Israel, unter ihnen Jaasanja, Sohn Safans, standen vor denselben, jeder mit seinem Rauchfaß in der Hand, und die wirbelnde Wolke des Räucherwerks stieg empor.
12. Er sprach zu mir: Siehst du, Menschensohn, was die Vornehmen des Hauses Israel im Geheimen tun, jeder in seinen Zimmern mit dem Bilderwerk? Denn sie glauben, der Herr sieht uns nicht, verlassen hat der Herr das Land.
13. [Gott] sprach zu mir: Du wirst noch größere Gräuel sehen, die sie verüben.
14. Er brachte mich an den Eingang des Tores zum Hause des Herrn gen Norden, dort saßen die Frauen, beweinend den Tammus [den Götzen Adonis].
15. Er sprach zu mir: Siehst du es, Menschensohn? Du wirst noch größere Gräuel als diese sehen.
16. Er brachte mich in den inneren Hof im Hause des Herrn; am Eingang zum Tempel des Herrn, zwischen der Halle und dem Altar, standen bei fünfundzwanzig Männer, mit ihrem Rücken gegen das Allerheiligste des Herrn und ihrem Gesicht gegen Osten, und sie beteten nach Osten hin die Sonne an.
17. Er sprach zu mir: Siehst du es, Menschensohn? Ist es noch wenig für das Haus Jehuda, die Gräuel zu verüben, die sie hier verübten, dass sie das Land mit Gewalttat erfüllt haben, dass sie fortfahren mich zu kränken? Sie bringen den Reisigbüschel an ihre Nase [götzendienerische Übung, die bei den vorderasiatischen Völkern üblich war].
18. Aber auch ich werde gegen sie im Zorn verfahren; mein Auge wird nicht schonend auf sie blicken; ich will kein Erbarmen mit ihnen haben, und rufen sie vor meinen Ohren mit lauter Stimme, so werde ich sie nicht erhören.
Kapitel 9
Strafandrohung gegen Jerusalem.
1. Es erklang in meinen Ohren eine laute Stimme, welche sprach: Tretet heran, Aufseher der Stadt, jeder mit seiner zerstörenden Waffe in der Hand.
2. Da kamen sechs Männer den Weg des oberen Tores, das gen Norden liegt, jeder mit seinen zerstörenden Waffen in der Hand, ein in Linnen gekleideter Mann in ihrer Mitte, mit Schreibzeug an seiner Seite. Sie gingen hinein und standen neben dem kupfernen Altar.
3. Die Herrlichkeit des Gottes Israels erhob sich von dem Cherub auf welchem sie war, zu der Schwelle des Hauses. Dem in Linnen gekleideten Manne, der das Schreibzeug an der Seite hatte, wurde Befehl erteilt.
4. Der Herr sprach zu ihm: Ziehe durch die Stadt, durch Jerusalem, und mache ein Zeichen auf die Stirn der Männer, die seufzen und wehklagen über all die Gräuel, die in ihrer Mitte geschehen.
5. Zu jenen aber sprach er vor meinen Ohren: Zieht durch die Stadt ihm nach und schlagt; schont niemanden und habt kein Erbarmen.
6. Alte, Jünglinge, Jungfrauen, Kinder und Frauen schlagt tot und vertilgt, kommt aber keinem zu nahe, an dem das Zeichen ist; bei meinem Heiligtum macht den Anfang. Sie machten auch den Anfang mit den vornehmen Männern, die vor dem Hause standen.
7. [Gott] sprach zu ihnen: Verunreinigt das Haus und füllt die Höfe mit Erschlagenen, dann geht hinaus in die Stadt. Und so gingen sie hinaus und schlugen in der Stadt.
8. Wie sie schlugen und nur ich verschont blieb, da fiel ich auf mein Angesicht und schrie und sprach: Ach Herr, o Gott, willst du verderben den ganzen Überrest Israels, indem du deinen Zorn ausschüttest über Jerusalem?
9. [Gott] sprach zu mir: Die Schuld des Hauses Israel und Jehuda ist gar groß; das Land ist angefüllt mit Blutschuld, und die Stadt ist voll gekränkten Rechts, denn sie glauben, der Herr hat das Land verlassen, der Herr sieht nichts.
10. Da soll auch mein Auge nicht schonend blicken, und ich will kein Erbarmen haben, ihren Wandel bring ich auf ihr Haupt.
11. Da brachte der in Linnen gekleidete Mann, der das Schreibzeug an der Seite hatte, Bescheid und sprach: Ich habe getan, wie du mir geboten.
Kapitel 10
Eine neue Vision des Propheten.
1. Da sah ich an dem Gewölbe über dem Haupt der Cherubim, das wie ein Saphirstein aussah, etwas wie einen Thron, denn über ihnen erschien [Gott].
2. Und er sprach zu dem in Linnen gekleideten Manne: Gehe hinein zwischen das Räderwerk unterhalb des Cherub und nimm deine Hand voll Feuerkohlen vor den Cherubim her und wirf sie auf die Stadt; er ging hinein vor meinen Augen.
3. Die Cherubim standen rechts vom Hause, da der Mann hineinging; eine Wolke erfüllte den inneren Hof.
4. Da erhob sich die Herrlichkeit des Herrn von dem Cherub [und ließ sich nieder] auf die Schwelle des Hauses, und das Haus wurde erfüllt von der Wolke, und der Hof war voll von dem Lichtglanze der Herrlichkeit des Herrn.
5. Das Rauschen der Flügel der Cherubim wurde gehört bis in den äußeren Hof, wie die Stimme des allmächtigen Gottes, wenn er redet.
6. Als er dem in Linnen gekleideten Manne befahl: Nimm Feuer hervor zwischen dem Räderwerk, zwischen den Cherubim, da ging er hinein und trat neben das Rad.
7. Der Cherub streckte seine Hand hervor zwischen den Cherubim in das Feuer, das zwischen den Cherubim war, er hob es auf und legte es in die Hand des in Linnen gekleideten [Mannes]; er nahm es und ging hinaus.
8. So zeigte sich an den Cherubim die Form einer Menschenhand unter ihren Flügeln.
9. Ich sah vier Räder neben den Cherubim, ein Rad neben einem Cherub und wieder ein Rad neben einem Cherub. Die Räder sahen aus wie von Chrysolith- Stein.
10. Sie hatten alle vier ein und dieselbe Form, als ob ein Rad im anderen wäre.
11. Beim Gehen gingen sie nach ihren vier Seiten zu; sie wandten sich nicht beim Gehen, denn nach dem Orte, wohin das Haupt sich kehrte, ihm gingen sie nach; sie wandten sich nicht beim Gehen.
12. Ihr ganzer Leib, ihr Rücken und ihre Hände, und ihre Flügel, auch die Räder waren voll Augen, ringsum an den vier Rädern.
13. Die Räder wurden vor meinen Ohren Räderwerk genannt.
14. Vier Gesichter hatte jedes; das eine Angesicht war das eines Cherub, das zweite Angesicht das eines Menschen, das dritte das eines Löwen und das vierte das eines Adlers.
15. Es erhoben sich die Cherubim, es war dasselbe Tierbild, das ich am Strome Kebar gesehen.
16. Wenn die Cherubim gingen, so gingen die Räder neben ihnen, und wenn die Cherubim ihre Flügel schwangen, um sich zu erheben über die Erde, wandten sich auch die Räder nicht von ihrer Seite.
17. Wenn jene hielten, hielten auch diese, und wenn jene sich erhoben, erhoben sie sich mit ihnen, denn der Wille des Tieres war in ihnen.
18. Die Herrlichkeit des Herrn ging hinaus, herab von der Schwelle des Hauses, und hielt über den Cherubim.
19. Die Cherubim schwangen ihre Flügel und erhoben sich von der Erde vor meinen Augen, da sie hinausgingen und die Räder mit ihnen zugleich; sie hielten an dem Eingang des östlichen Tores vom Hause des Herrn, und die Herrlichkeit des Gottes Israels war über ihnen.
20. Es war dasselbe Tierbild, das ich gesehen unter dem Gott Israels am Strome Kebar, und nun erfuhr ich, dass es die Cherubim waren.
21. Jedes hatte vier Angesichter, auch vier Flügel hatte jedes, und eine Gestalt wie Menschenhände unter ihren Flügeln.
22. Die Form ihrer Angesichter war dieselbe der Angesichter, die ich am Strome Kebar gesehen, so ihr Aussehen und sie selbst. Jedes ging nach der Seite seines Angesichts hin.
Kapitel 11
Strafandrohung.
1. Es hob mich ein Wind und brachte mich in das östliche Tor vom Hause des Herrn, das nach Osten liegt; an dem Eingang des Tores standen fünfundzwanzig Männer. Ich sah unter ihnen Jaasanja, Sohn Asurs, und Pelatja, Sohn Benajas, die Fürsten des Volkes.
2. [Gott] sprach zu mir: Menschensohn, das sind die Männer, die Untat sinnen und böse Beschlüsse in dieser Stadt fassen.
3. Die sprechen: Wollen wir nicht demnächst Häuser bauen? [Jerusalem] ist der Topf und wir sind das Fleisch; [wir bleiben für immer da].
4. Wahrlich, weissage über sie, weissage, Menschensohn.
5. Da kam über mich ein Geist des Herrn und sprach zu mir: Sprich, also spricht der Herr: So habt ihr gesprochen, ihr vom Hause Israel, und was euch in den Sinn kommt, das kenne ich.
6. Ihr habt nur damit eure Erschlagenen in dieser Stadt vermehrt und ihre Gassen mit Erschlagenen gefüllt.
7. Wahrlich, so spricht also der Herr: Eure Erschlagenen, die ihr darin gemacht, die sind das Fleisch, und [Jerusalem] ist der Topf; aber euch bring ich von da hinaus.
8. Vor dem Schwert habt ihr euch gefürchtet, und das Schwert will ich über euch bringen, spricht Gott, der Herr.
9. Ich werde euch hinausschaffen [aus der Stadt] und euch der Hand der Fremden ausliefern; ich werde an euch Strafgerichte üben.
10. Durch das Schwert werdet ihr fallen, an der Grenze Israels werde ich euch richten, und ihr werdet erfahren, dass ich der Herr bin.
11. [Jerusalem] wird auch nicht der Topf sein, dass ihr darin das Fleisch wäret; an der Grenze Israels werde ich euch richten.
12. Ihr werdet erfahren, dass ich der Herr bin, ihr, die ihr nicht nach meinen Satzungen gewandelt seid und meine Rechte nicht getan habt, sondern nach den Gebräuchen der Völker, die um euch her sind, habt ihr getan.
13. Wie ich also weissagte, starb Pelatja, Sohn Benajas; da fiel ich auf mein Angesicht und schrie mit lauter Stimme und sprach: Ach Herr, o Gott, willst du ein Ende machen dem Überrest Israels? Verheißung für die Zukunft.
14. Da erging das Wort des Herrn an mich also:
15. Menschensohn, [doch nicht]. Deine Brüder, deine Vettern, deine Verwandtschaft und das ganze Haus Israel insgesamt, zu denen die Bewohner Jerusalems sprechen: Entfernt euch vom Herrn, uns ist das Land gegeben worden zum Erbe7Den Exilanten ließen die in Jerusalem Zurückgebliebenen sagen: Ihr kommt ja nicht mehr zurück, alles fällt daher uns zu..
16. Fürwahr, sprich: Also spricht Gott, der Herr: Obwohl ich sie entfernt habe unter die Völker, und obwohl ich sie zerstreut habe in die Länder, so werde ich ihnen doch ein wenig Schutz gewähren in den Ländern, in die sie gekommen sind.
17. Fürwahr, sprich: Also spricht Gott, der Herr: Ich werde euch versammeln aus den Völkern und euch zusammenbringen aus den Ländern, wohin ihr zerstreut worden, und werde euch geben den Boden Israels.
18. Und sie werden dahin kommen und werden fortschaffen all ihre Scheusale und ihre Gräuel aus ihr.
19. Ich werde ihnen geben ein einiges Herz, und einen neuen Sinn werde ich setzen in ihre Brust; ich werde fortschaffen das Herz von Stein aus ihrem Leibe und ihnen wieder ein Herz von Fleisch geben.
20. Damit sie nach meinen Satzungen wandeln und meine Rechte wahren und sie tun und mir ein Volk seien, dass ich ihnen ein Gott sei.
21. Und die, deren Herz nach ihren Scheusalen und Gräueln wandelt — ihren Wandel bringe ich auf ihr Haupt, spricht Gott, der Herr.
22. Da schwangen die Cherubim ihre Flügel und die Räder mit ihnen zugleich, und die Herrlichkeit des Herrn war oben über ihnen.
23. Die Herrlichkeit des Herrn stieg empor aus der Stadt und hielt auf dem Berge, welcher im Osten der Stadt liegt.
24. Ein Wind hob mich und brachte mich in der Erscheinung durch den Geist Gottes nach Chaldäa zurück, zu den Weggeführten, und es verschwand von mir die Erscheinung, die ich gesehen.
25. Ich redete zu den Weggeführten all die Worte des Herrn, die er mich hatte schauen lassen.
Kapitel 12
Gegen die Judäer in der Heimat.
1. Es erging das Wort des Herrn an mich also:
2. Menschensohn, unter dem widerspenstigen Geschlechte wohnst du, die Augen haben zu sehen, aber nicht sehen wollen, die Ohren haben zu hören, aber sie hören nicht, denn ein widerspenstiges Geschlecht sind sie.
3. Mache dir, Menschensohn, Wandergeräte zurecht und wandere aus am Tage vor ihren Augen, dass du wanderst von deinem Orte nach einem anderen Orte vor ihren Augen; vielleicht sehen sie es doch ein, dass sie ein widerspenstiges Geschlecht sind.
4. Und trage herbei deine Geräte wie Wandergeräte am hellen Tage vor ihren Augen, und du ziehst hinaus am Abend vor ihren Augen, wie Verbannte ausziehen.
5. Vor ihren Augen brich in die Wand und schaffe da alles hinaus.
6. Vor ihren Augen trage es auf der Schulter, im Dunkeln sollst du es hinausschaffen, dein Gesicht sollst du verhüllen, dass du das Land nicht siehst, denn zum Sinnbild mache ich dich dem Hause Israel.
7. Ich tat so, wie mir geboten worden; meine Geräte schaffte ich hinaus, wie Wandergeräte, am Tage, und am Abend brach ich in die Wand mit der Hand. Im Dunkeln schaffte ich alles hinaus und trug es auf der Schulter vor ihren Augen.
8. Es erging das Wort des Herrn an mich am Morgen also:
9. Menschensohn, gewiss hat das Haus Israel, das widerspenstige Geschlecht, dich gefragt: Was tust du?
10. Erwidere ihnen: So spricht Gott, der Herr: Den Fürsten in Jerusalem gilt dieser Vortrag und dem ganzen Hause Israel, allen, die unter ihnen sind.
11. Sprich: Ich bin euer Vorzeichen, so wie ich getan, so soll ihnen geschehen. In die Verbannung, in die Gefangenschaft werden sie gehen.
12. Der Fürst, welcher unter ihnen ist, wird auf der Schulter tragen im Dunkeln und flüchten, in die Wand werden sie brechen, um dadurch hinauszuschaffen, sein Gesicht wird er verhüllen, auf dass er von niemandem im Lande gesehen werde8In der Tat flüchtete Zidkija, als Jerusalem erobert worden, durch einen geheimen Gang, wurde aber trotzdem gefasst. Darauf beziehen sich viele Worte..
13. Aber ich werde mein Netz über ihn ausbreiten, dass er gefangen wird in meiner Jagd. Ich bringe ihn nach Babel in das Land Chaldäa, aber sehen soll er es nicht, [da er geblendet wird], nur sterben wird er dort.
14. Und alle, die rings um ihn zu seinem Beistand [kamen], und all seine Heeresflügel werde ich streuen in alle Winde und das Schwert hinter ihnen her zücken.
15. Sie werden erfahren, dass ich der Herr bin, wenn ich sie versprenge unter die Völker und sie zerstreue in die Länder.
16. Ich werde von ihnen übrig lassen einen kleinen Haufen, jene die dem Schwert, dem Hunger und der Pest entgehen, damit sie erzählen all ihre Gräuel unter den Völkern, wohin sie gekommen, dass sie erfahren sollen, dass ich der Herr bin.
17. Es erging das Wort des Herrn an mich also:
18. Menschensohn, iss dein Brot unter Aufregung, und trinke dein Wasser mit Zittern und mit Sorgen.
19. Und sprich zu dem Volk des Landes: So spricht Gott der Herr zu den Bewohnern Jerusalems: Auf dem Boden Israels werden sie ihr Brot essen mit Sorgen und ihr Wasser mit Bestürzung trinken, damit das Land veröde von seiner Fülle, wegen der Gewalttat aller seiner Bewohner.
20. Die bewohnten Städte werden wüst sein und das Land wird eine Öde sein; ihr werdet erfahren, dass ich der Herr bin.
21. Es erging das Wort des Herrn an mich also:
22. Menschensohn, was habt ihr da für einen Spruch auf dem Boden Israels also: Es dauert noch lange, und alle Weissagung bleibt unterdessen aus. [So sprachen die Leute, welche die Weissagung verhöhnten.]
23. Wahrlich, sprich zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Ich werde diesen Spruch zunichte machen, man soll ihn nicht mehr führen in Israel, sondern rede zu ihnen: Es naht die Zeit, die Erfüllung aller Weissagung.
24. Denn es wird nicht mehr irgend falsche Weissagung und täuschender Zauberspruch im Hause Israel sein.
25. Denn ich, der Herr rede. Das Wort, das ich rede, das geschieht, es zieht sich nicht länger hin, sondern in euren Tagen, widerspenstiges Geschlecht, werde ich tun, was ich verheißen habe, spricht der Herr.
26. Es erging das Wort des Herrn an mich also:
27. Menschensohn, das Haus Israel spricht: Das Gesicht, das er sieht, ist für ferne Tage, für entlegene Zeiten weissagt er.
28. Wahrlich, sprich zu ihnen: So spricht Gott der Herr: Die Bestätigung meiner Worte wird nicht lange auf sich warten lassen; das Wort, das ich geredet, soll geschehen, spricht Gott der Herr.
Kapitel 13
Gegen die falschen Propheten.
1. Es erging das Wort des Herrn an mich also:
2. Menschensohn, weissage den Propheten Israels, welche weissagen, und sprich zu den Propheten, die selbst Erdachtes prophezeien: Hört das Wort des Herrn!
3. So spricht Gott der Herr: O, über die niederträchtigen Propheten, die ihrem Sinne folgen, ohne dass sie [etwas] gesehen!
4. Gleich Schakalen in den Trümmern waren deine Propheten, Israel!
5. Ihr tratet nicht vor die Risse, dass ihr einen Zaun gezogen hättet um das Haus Israel, damit es im Kampf, am Tage [des Strafgerichts] des Herrn, bestehen könnte.
6. [Die falschen Propheten] weissagen Lügenhaftes und falschen Zauber; sie sprechen stets im Namen des Herrn, ohne dass der Herr sie gesandt, und dazu hoffen sie noch, dass [Gott] ihre Weissagung werde in Erfüllung gehen lassen.
7. Ihr weissagt doch nur Lügenhaftes und verkündet falschen Zauber; sie sprechen im Namen des Herrn, und ich habe es sie nicht geheißen.
8. Fürwahr, so spricht Gott, der Herr: Weil ihr Falsches geredet und Lüge geweissagt habt, darum will ich an euch, spricht Gott, der Herr.
9. Meine Hand kommt über die Propheten, die Lügenhaftes weissagen und Falsches zaubern. In die Gemeinschaft meines Volkes werden sie nicht kommen, und im Schrifttum des Hauses Israel werden sie nicht verzeichnet werden, und auf den Boden Israels werden sie nicht kommen, ihr werdet erfahren, dass ich Gott, der Herr, bin.
10. Nur deshalb, weil sie mein Volk verführt haben, indem sie gesprochen: Es wird alles beim besten bleiben, wo doch kein Friede ist. [Das Volk] baut eine dünne Schutzwand [gibt sich trügerischen Hoffnungen hin], und sie übertünchen es leicht, [sie bestärken das Volk in den trügerischen Hoffnungen].
11. Sprich zu den leichtfertigen Tünchern: [Die Wand] wird einfallen; es kommt ein flutender Regen; ihr, Hagelsteine, ihr sollt herabfallen, und ein Sturmwind wird hereinbrechen.
12. Dann ist die Mauer eingefallen. Wird man euch nicht fragen: Wo ist die Tünche, womit ihr getüncht?
13. Fürwahr, so spricht Gott, der Herr, ich lasse in meinem Grimm einen Sturmwind hereinbrechen und ein flutender Regen kommt in meinem Zorn, auch ein wütender Hagelregen zur Vernichtung.
14. Ich reiße nieder die Mauern, die ihr leichtfertig getüncht, und stoße sie zu Boden, dass ihr Grund entblößt werde; sie fällt ein und ihr kommt unter ihr um. Ihr werdet erfahren, dass ich der Herr bin.
15. Ich werde auslassen meinen Grimm an der Mauer und an denen, die sie leichtfertig tünchen; dann werde ich zu euch sprechen: Hin ist die Mauer, und hin, die sie getüncht!
16. Ihr, Propheten Israels, die Jerusalem geweissagt und die ihm Frieden prophezeit haben, da doch kein Friede ist, spricht Gott, der Herr.
17. Und du, Menschensohn, richte dein Angesicht auch gegen die Töchter deines Volkes, die weissagen, was ihnen ihr Herz eingibt, weissage du über sie,
18. Und sprich: So spricht Gott, der Herr: O über die, die Polster flechten für alle Achseln und Wülste machen um das Haupt jedes Wuchses, um Menschen zu fangen; ihr fangt die Menschenleben meinem Volke, dass ihr euch damit das Leben erhaltet [eure Nahrung verdient].
19. Ihr entweiht mich bei meinem Volke um Hände voll Gerste und um Brocken Brotes, Menschen ums Leben zu bringen, die nicht sterben sollten, und solchen Leben zu versprechen, die nicht leben werden, indem ihr meinem Volke vorlügt, das auf Lüge hört.
20. Wahrlich, so spricht Gott, der Herr, ich will an eure Polster, worin ihr Menschen fangt von den Freiflatternden, und reiße sie ab von euren Armen, ich lasse frei die Menschen, die ihr fangt; sie sollen frei werden.
21. Ich zerreiße eure Wülste und rette mein Volk aus eurer Hand, dass sie fürder nicht euer Jagdopfer seien; ihr werdet erfahren, dass ich der Herr bin.
22. Weil ihr das Herz des Gerechten fälschlich betrübt, da ich ihn nicht betrüben wollte, und die Hände des Frevlers stärkt, damit er nicht umkehre von seinem bösen Wandel, dass er am Leben erhalten würde,
23. Führwahr, ihr sollt nicht mehr Falsches weissagen und nicht mehr Zauber wahr sagen; ich rette mein Volk aus eurer Hand. Ihr werdet erfahren, dass ich der Herr bin.
Kapitel 14
Über die göttliche Vergeltung.
1. Es kamen zu mir vornehme israelitische Männer und saßen vor mir.
2. Da erging das Wort des Herrn an mich also:
3. Menschensohn, diese Männer haben ihre Götzen in ihr Herz geschlossen, und ihre anstößige Sünde halten sie stets vor Augen, soll ich mich von ihnen erfragen lassen?
4. Wahrlich, rede mit ihnen und sprich: So spricht Gott, der Herr: Jedermann aus dem Hause Israel, der seine Götzen in sein Herz geschlossen und die anstößige Sünde sich stets vor Augen hält und doch den Propheten aufsucht — ich der Herr verkünde über ihn: Er ist gekommen [zum Propheten] mit seinen vielen Götzen!
5. Ich will denen vom Hause Israel in das Herz dringen, sie, die alle von mir abgefallen sind wegen ihrer Götzen.
6. Wahrlich, sprich zu dem Hause Israel: So spricht Gott, der Herr: Kehrt um und wendet euch ab von euren Götzen, von all euren Gräueln wendet euer Gesicht ab.
7. Denn wenn jemand vom Hause Israel oder von den Fremdlingen, die in Israel weilen, von mir abfällt, seine Götzen in sein Herz schließt und die anstößige Sünde sich vor Augen hält, und er kommt zu dem Propheten, mich durch ihn zu befragen: Ich der Herr, will ihm schon Antwort geben.
8. Ich werde meinen Zornblick richten auf diesen Mann und ihn zum Entsetzen machen, zum Wahrzeichen und zum Sprichwort: ich werde ihn ausrotten aus der Mitte meines Volkes. Ihr werdet erfahren, dass ich der Herr bin.
9. Der Prophet aber, der sich verleiten lässt und [mit diesen Leuten] spricht, ich der Herr, habe den Propheten dazu veranlasst, und ich strecke meine Hand gegen ihn und vertilge ihn aus der Mitte meines Volkes Israel.
10. Beide werden ihre Strafe erleiden; die Strafe des Anfragenden wird sein wie die des Propheten.
11. Damit das Haus Israel nicht ferner von mir abirre und sich nicht mehr durch seine Missetaten verunreinige, sondern dass sie mir ein Volk seien und ich ihr Gott, spricht Gott, der Herr.
12. Es erging das Wort des Herrn an mich also:
13. Menschensohn, wenn ein Land sich gegen mich versündigt, wer Untreue verübt, und ich meine Hand gegen dasselbe strecke und ihm den Stab des Brotes breche und Hunger dahin sende, Mensch und Vieh auszurotten,
14. Und es sind darin diese drei Männer: Noa, Daniel und Ijow, nur sie würden durch ihre Frömmigkeit ihr Leben retten, spricht Gott, der Herr.
15. Wenn ich wilde Tiere auf das Land loslasse, es zu entvölkern, dass es eine Öde würde, dass niemand wegen der Tiere da vorbeizieht, —
16. Diese drei Männer darin werden, so wahr ich lebe, spricht Gott, der Herr, weder Söhne noch Töchter retten; sie allein werden gerettet, aber das Land wird verödet.
17. Oder ich bringe Krieg über jenes Land und spreche: Das Schwert soll durch das Land gehen! und ich rotte darin aus Menschen und Vieh,
18. Und diese drei Männer sind darin, so wahr ich lebe, spricht Gott der Herr, sie werden weder Söhne noch Töchter retten, sondern sie allein werden gerettet.
19. Oder ich sende Pest in dieses Land und ich schütte meinen Grimm blutig darüber aus, Menschen und Vieh darin auszurotten,
20. Und Noa, Daniel und Ijow sind darin, so wahr ich lebe, spricht Gott, der Herr, weder Söhne noch Töchter werden sie retten; durch ihre Frömmigkeit werden nur sie ihr Leben retten.
21. Nun, so spricht Gott, der Herr, zumal ich meine vier argen Strafgerichte: Krieg, Hunger, wilde Tiere und Pest gegen Jerusalem sende, darin Menschen und Vieh auszurotten,
22. So werden von ihnen einige Entronnene bleiben, die herausgeschafft werden: Söhne und Töchter, sie kommen heraus zu euch und ihr werdet sehen ihren Wandel und ihre Handlungen und werdet Reue empfinden wegen des Unglücks, das ich über Jerusalem gebracht, alles das, was ich über sie gebracht habe.
23. Sie werden euch Reue verursachen, wenn ihr ihren Wandel und ihre Handlungen seht, und ihr werdet erkennen, dass ich es nicht ohne Ursache getan habe. So spricht Gott, der Herr.
Kapitel 15
Ein Bild von Israels Nichtigkeit.
1. Es erging das Wort des Herrn an mich also.
2. Menschensohn, was ist der Weinstock mehr wert als alles andere Holz? was die Rebe wilder Ranken gegen die andern Bäume des Waldes?
3. Kann man davon Holz nehmen, es zu etwas zu verwenden? oder auch nur einen Pflock daraus machen, etwas daran zu hängen?
4. Es ist ja dem Feuer übergeben worden zum Verzehren, seine beiden Enden hat das Feuer bereits verbrannt; auch in der Mitte ist es angebrannt; taugt es noch zu etwas?
5. Da es noch unversehrt war, konnte nichts daraus gemacht werden; nun jetzt gar, nachdem das Feuer es verzehrt hat und es verbrannt ist, sollte noch daraus etwas gemacht werden können?
6. Wahrlich, so spricht Gott, der Herr, wie das Holz des Weinstocks unter den Bäumen des Waldes, das ich dem Feuer übergeben habe zum Verzehren, so mache ich die Bewohner Jerusalems.
7. Ich richte meinen Zornblick gegen sie; denn einem Feuer entgehen sie, und ein anderes Feuer soll sie verzehren. Ihr werdet erfahren, dass ich der Herr bin, wenn ich meinen Zornblick wider sie richte.
8. Ich mache das Land zur Öde, weil sie Untreue begangen, so spricht Gott, der Herr.
Kapitel 16
Das Strafgericht über Israel.
1. Es erging das Wort des Herrn an mich also:
2. Menschensohn, mache Jerusalem seine Gräuel bekannt
3. Und sprich: So spricht Gott der Herr zu Jerusalem: Deine Abstammung und deine Geburt ist aus dem Lande Kanaan. Dein Vater war ein Emorite und deine Mutter eine Hetitin.
4. Die Umstände deiner Geburt waren: Am Tage, da du geboren wurdest, wurde dein Nabel nicht abgeschnitten, du wurdest nicht in Wasser gebadet, sauber zu werden, mit Salz wurdest du nicht gerieben und in Windeln wurdest du nicht gewickelt.
5. Es blickte niemand mitleidig auf dich, dir eines von diesen angedeihen zu lassen, sich deiner anzunehmen; du wurdest hin geworfen auf das freie Feld aus Ekel vor dir, am Tage, da du geboren wurdest.
6. Da ging ich an dir vorüber und sah dich in deinem Blute zappeln; da sprach ich zu dir: In deinem Blute bleibe leben! Ich sprach zu dir: In deinem Blute bleibe leben!
7. Wie des Feldes Sprößlinge ließ ich dich heranwachsen; du nahmst zu und wurdest groß und gelangtest zum höchsten Reiz; die Brüste waren gerundet, dein Haar lang gewachsen, aber noch immer warst du nackt und bloß.
8. Da ging ich an dir nochmals vorüber und sah, dass für dich bereits die Zeit der Liebe gekommen war. Ich breitete meines Gewandes Zipfel über dich und bedeckte deine Blöße. Ich schwur dir und trat in einen Bund mit dir, spricht Gott, der Herr, und du wurdest mein.
9. Ich ließ dich in Wasser baden und dein Blut von dir abspülen und dich mit Öl salben.
10. Ich kleidete dich in Buntgewirktes und zog dir Schuhe an von Tahas-Fell; ich gab dir einen Gurt von Byssus und bedeckte dich mit Seide.
11. Ich schmückte dich mit allerlei Schmuck und legte Bänder um deine Arme und ein Halsband um deinen Hals.
12. Ich setzte einen Ring an deine Nase, Reifen an deine Ohren und eine prächtige Krone auf dein Haupt.
13. So warst du nun geschmückt mit Gold und Silber, und dein Gewand war Byssus, Seide und Buntgewirktes; [eine Speise aus] Kernmehl, Honig und Öl aßest du; du wurdest gar sehr schön und gelangtest zur Herrschaft.
14. Dein Ruf verbreitete sich unter die Völker wegen deiner Schönheit, denn vollkommen wurde sie durch mein Geschmeide, das ich dir angelegt, spricht Gott, der Herr.
15. Da verließest du dich auf deine Schönheit und buhltest auf deinen Ruf; du verschwendetest deine Buhlschaft an jeden, der vorüberzog; sie wurde ihm zuteil.
16. Du nahmst von deinen Gewändern und machtest dir bunte Opferhöhen und buhltest auf ihnen; solches ist niemals gewesen und wird auch niemals mehr geschehen.
17. Du nahmst deine Prunkgeräte von meinem Golde und von meinem Silber, das ich dir gegeben, und machtest dir Mannsbilder und buhltest mit ihnen.
18. Du nahmst deine buntgewirkten Kleider und hülltest sie darein, und mein Öl und mein Räucherwerk setztest du ihnen vor.
19. Mein Brot, das ich dir gegeben, aus Kernmehl, Öl und Honig, das ich dir zum Essen gegeben hatte, das setztest du ihnen vor, zum Wohlgeruch. Ja, so war es, spricht Gott, der Herr.
20. Du nahmst deine Söhne und deine Töchter, die du mir geboren, und opfertest sie ihnen zum Fraß. Deine Buhlschaft war dir wohl noch zu wenig,
21. Dass du meine Söhne schlachtetest und sie ihnen gabst, indem du sie ihnen durch das Feuer führst?
22. Bei all deinen Gräueln und Buhlschaften gedachtest du nicht der Tage deiner Jugend, da du nackt und bloß warst, in deinem Blute zappelnd.
23. Nach all deiner Bosheit — wehe, wehe dir! spricht Gott, der Herr —
24. Bautest du dir Wölbungen und machtest dir Höhen in allen Straßen.
25. An jeder Straßenecke bautest du deine Höhe, schändetest du deine Schönheit und spreiztest jedem, der vorbeiging, deine Beine und mehrtest deine Buhlschaft.
26. Du buhltest mit den Söhnen Ägyptens, deinen feisten Nachbarn, und mehrtest deine Buhlschaft, mich zu kränken.
27. Da streckte ich meine Hand über dich und entzog dir deinen Unterhalt und gab dich preis dem Willen deiner Hasserinnen, den Töchtern der Philister, die sich schämten vor deinem zuchtlosen Wandel.
28. Da buhltest du mit den Söhnen Assyriens, weil du nicht satt haben konntest; du buhltest mit ihnen und wurdest auch nicht satt.
29. Du mehrtest deine Buhlschaft mit [den Leuten aus] dem Krämerlande bis nach Chaldäa, aber auch daran wurdest du nicht satt.
30. Wie niedrig ist dein Trieb, spricht Gott der Herr, da du all dies tust, das Tun einer schamlosen Buhlerin.
31. Da du bautest deine Wölbung an jeder Straßenecke, und auf jeder Straße deine Höhe machtest, warst du nicht wie eine Buhlerin, den Hurenlohn je für zu gering zu erachten.
32. Jedes ehebrecherische Weib, gibt sich statt ihres Gemahles mit Fremden ab;
33. Aber allen Buhlerinnen gibt man wenigstens Geschenke, und du gabst deine Geschenke all deinen Buhlen und beschenktest sie, dass sie zu dir kamen von allen Seiten zu deiner Buhlschaft.
34. Du warst das Gegenteil der anderen Frauen in deiner Buhlschaft, dass man dir nicht nachlief, dass du den Lohn gabst, aber dir kein Lohn gegeben wurde, so warst du das Gegenteil:
35. Darum, Buhlerin, höre das Wort des Herrn!
36. So spricht Gott, der Herr: Weil du deinen Leib enthüllst hast und deine Scham entblößt worden ist bei deinen Buhlereien mit deinen Buhlen und mit all deinen greuelvollen Götzen und für das Blut deiner Söhne, die du ihnen preisgabst;
37. Darum will ich sammeln all deine Buhlen, denen du gefallen, und alle, die du geliebt hast samt allen, die du zurückgewiesen; ich werde sie sammeln um dich her und werde aufdecken deine Scham vor ihnen, dass sie ganz sehen deine Scham.
38. Ich werde dich bestrafen wie man Ehebrecherinnen und Mörderinnen straft; ich bringe über dich blutigen Grimm der Eifersucht.
39. Ich gebe dich in ihre Hand und sie brechen deine Wölbung ab und reißen nieder deine Höhen und ziehen dir aus deine Kleider; sie nehmen dir dein Prunkgerät ab und lassen dich nackt und bloß.
40. Sie werden über dich eine Menge zusammen laufen lassen, die dich steinigen und dich mit ihren Schwertern zerhauen wird.
41. Deine Häuser werden sie im Feuer verbrennen und an dir Strafgericht üben vor den Augen vieler Frauen; ich mache, dass du aufhörst Buhlerin zu sein, und Lohn gibst du auch ferner nicht.
42. Ich werde meinen Grimm an dir stillen. Meine Eifersucht wird aufhören und ich werde ruhen und nicht mehr zürnen.
43. Weil du dich nicht der Tage deiner Jugend erinnert und mich durch all dieses gereizt hast, darum auch ich — ha! deinen Wandel bringe ich auf dein Haupt, spricht Gott, der Herr, dass du nicht mehr Buhlereien und Gräuel übst.
44. Jeder Spruchredner wird auf dich das Sprichwort anwenden: Wie die Mutter so die Tochter.
45. Du bist eine Tochter deiner Mutter, die Ekel hatte an ihrem Mann und die ihre Kinder verließ; auch die Schwester deiner Schwester bist du; beide haben sie ihre Männer und ihre Söhne verlassen; eure Mutter ist eine Hetitin und euer Vater ein Emorite.
46. Deine ältere Schwester war Schomron, die mit ihren Töchtern wohnte dir zur Linken, und deine jüngere Schwester, die dir zur Rechten wohnte, Sodom mit ihren Töchtern.
47. Nicht einmal auf ihren Wegen wandeltest du und nach ihren Gräueln tatest du, als wäre es gar wenig; du artetest noch mehr aus als sie auf all deinen Wegen.
48. So wahr ich lebe, spricht Gott der Herr, deine Schwester Sodom mit ihren Töchtern hat nicht getan wie du getan, du mit deinen Töchtern!
49. Denn nur das war die Schuld deiner Schwester Sodom: Hochmut aus Überfluss und ruhigem Glück hatte sie und ihre Töchter; den Armen und den Dürftigen stützte sie nicht.
50. Sie waren hoffärtig und übten Gräuel vor mir; ich schaffte sie fort, als ich es sah.
51. Und was Schomron betrifft, nicht die Hälfte deiner Sünden beging sie; du übtest mehr Gräuel als sie. Du rechtfertigtest deine Schwestern durch all deine Gräuel, die du geübt.
52. Trage denn auch deine Schmach, welche du deiner Schwester zuerkannt hast. Durch deine Sünden, die du grauenvoller geübt als sie, erscheinen sie gerechter als du; so schäme dich denn auch und trage deine Schmach, da du deine Schwestern gerechtfertigt hast.
53. Ich werde Sodom und ihre Töchter wiederherstellen wie auch Schomron und ihre Töchter, und auch dich werde ich unter ihnen wiederherstellen;
54. Damit du deine Schmach trägst und dich schämst alles dessen, was du getan, indem du sie tröstest.
55. Und deine Schwestern, Sodom und ihre Töchter, sollen zu ihrem früheren Stande zurückkehren; auch Schomron und ihre Töchter sollen zu ihrem früheren Stande zurückkehren; und auch du und deine Töchter, ihr sollt zu eurem früheren Stande zurückkehren.
56. Diente dir deine Schwester Sodom nicht als böser Klatsch in den Tagen deiner Hoffart?
57. Ehe denn aufgedeckt wurde deine Bosheit wie zur Zeit der Schmach der Töchter Arams und all ihrer Umgebungen, der Töchter der Philister, die dich von allen Seiten höhnten.
58. Für deine Unzucht und deine Gräuel hast du die Strafe getragen, spricht der Herr.
59. Denn so spricht Gott der Herr: Ich werde dir tun, wie du getan, da du den Eid verachtetest und den Bund brachst.
60. Doch werde ich gedenken meines Bundes mit dir während deiner Jugendzeit; ich werde ihn dir aufrecht halten als ewigen Bund.
61. Du wirst dich deines frühern Wandels erinnern und dich schämen, wenn du deine Schwestern annimmst, die älteren wie die jüngeren, und ich sie dir zu Töchtern gebe, obwohl nicht wegen deiner Bundestreue.
62. Ich werde aufrecht halten meinen Bund mit dir, auf dass du erkennst, dass ich der Herr bin.
63. Damit du eingedenk bleibst und dich schämst, dass du nicht mehr den Mund auftust vor Beschämung, wenn ich dir alles vergebe, was du getan, spricht Gott, der Herr.
Kapitel 17
Das Schicksal des judäischen Königshauses.
1. Es erging das Wort des Herrn an mich also:
2. Menschensohn, gib ein Rätsel auf, und trage ein Gleichnis vor über das Haus Israel.
3. Und sprich: So spricht Gott der Herr: Ein großer Adler mit mächtigen Flügeln, langen Schwingen und vollem, buntem Gefieder kam zum Libanon und nahm den Wipfel einer Zeder.
4. Er brach das höchste Reis ab und brachte es in ein Krämerland, in eine Stadt der Kaufleute setzte er es ein.
5. Es nahm eine von den Pflanzen des Landes und tat sie in einen empfänglichen Boden, er stellt sie an wasserreiche Stellen wie einen Weidenbaum.
6. Sie wuchs heran und wurde zum Weinstock von niedrigem Stamm und zur Erde hinrankend, dass die Ranken sich zu ihr wendeten und seine Wurzeln unter ihm waren, er wurde ein Weinstock, der Zweige gewann und Laub trieb.
7. Es gab aber noch einen anderen großen Adler mit großen Flügeln und reichem Gefieder; der Weinstock dehnte seine Wurzeln nach ihm, und seine Ranken streckte er von den Beeten, worin er, um getränkt zu werden, gepflanzt war, nach ihm.
8. Wohl war er in einem guten Felde, an wasserreicher Stelle eingepflanzt, wo er Zweige treiben und Frucht tragen und ein herrlicher Weinstock werden konnte.
9. Frage sie doch, so spricht Gott der Herr: Wird er jetzt gedeihen? [Der erste Adler] wird ja seine Wurzel losreißen und die Frucht abhauen, dass [der Weinstock] verdorren und die grünen Blätter vertrocknen müssen. Er braucht nicht einmal große Kraftanstrengung und viel Volk, um ihn aus den Wurzeln zu reißen.
10. Also [der Weinstock] ist eingepflanzt, wird er gedeihen? Wird er nicht, wenn ihn der Ostwind berührt, verdorren? In den Beeten, wo er wächst, wird er verdorren.
11. Es erging das Wort des Herrn an mich also:
12. Frag doch das widerspenstige Geschlecht: Wisset ihr nun, was das bedeutet? Sprich: Da kam der König von Babel nach Jerusalem und nahm dessen König und dessen Fürsten und führte sie mit sich fort nach Babel.
13. Dann nahm er einen vom Königsstamme und schloss mit ihm einen Bund und verpflichtete ihn mit einem Eide, und die Mächtigen des Landes führte er weg,
14. Damit es ein untertäniges Königreich bleibe und sich nicht erhebe, vielmehr soll es seinen Bund bewahren und bestehen bleiben.
15. Aber er empörte sich gegen ihn und sandte seine Boten nach Ägypten, dass es ihm Rosse gebe und viel Volk, kann ihm das gelingen? Kann der entrinnen, der solches tut? Er hat den Bund gebrochen und soll entrinnen?
16. So wahr ich lebe, spricht Gott, der Herr, dass er an dem Orte des Königs, der ihn zum Könige gemacht, dessen Eid er verachtet und dessen Bund er gebrochen, bei ihm in Babel sterben wird.
17. Pharao wird ihm keineswegs mit großem Heere und vielen Haufen im Kriege beistehen, wenn man Wälle aufschüttet und ein Bollwerk baut, um viele Menschen auszurotten.
18. [Der judäische König] hat den Eid gebrochen und das Bündnis verletzt; er gab seine Hand darauf und tat dies alles doch; er wird nicht entrinnen.
19. Wahrlich, so spricht Gott, der Herr, so wahr ich lebe, ich bringe meinen Eid, den er verletzt, und meinen Bund, den er gebrochen, auf sein Haupt.
20. Ich breite mein Netz über ihn aus, dass er gefangen werde in meiner Schlinge; ich bringe ihn nach Babel und rechte mit ihm daselbst wegen seiner Untreue, die er an mir begangen.
21. All seine Flüchtlinge unter all seinen Heeresflügeln sollen durch das Schwert fallen, und die Übriggebliebenen werden in alle Winde zerstreut. Ihr werdet erfahren, dass ich, der Herr, geredet habe.
22. So spricht Gott der Herr: Ich nehme dann von dem Wipfel der hohen Zeder und setze ein, von den höchsten Reisern breche ich ein zartes ab und pflanze es ein auf einem hohen und erhabenen Berge.
23. Auf dem Berge der Höhe Israels werde ich es einpflanzen; es wird Zweige treiben und Frucht tragen und wird zur herrlichen Zeder. Alles Fliegende wird unter ihm wohnen, alles Beschwingte; im Schatten seiner Ranken werden sie wohnen.
24. Alle Bäume des Waldes werden erfahren, dass ich, der Herr, den hohen Baum erniedrigt und den niedrigen Baum erhöht habe; ich habe verdorren lassen das frische Holz, und habe grünen machen das dürre Holz; ich der Herr habe es geredet und getan.
Kapitel 18
Über die göttliche Gerechtigkeit.
1. Es erging das Wort des Herrn an mich also:
2. Warum führt ihr dieses Sprichwort auf dem Boden Israels also: Die Väter haben Herlinge gegessen und die Zähne der Söhne werden stumpf. [Vergleiche auch Jeremia 31, 29]
3. So wahr ich lebe, spricht Gott der Herr, ihr sollt nicht lange mehr dieses Sprichwort in Israel führen.
4. Alle Menschenleben sind doch mein, sowohl das des Vaters wie auch das des Sohnes, mein sind sie; die Person, die gesündigt, die muss [frühzeitig] sterben.
5. Wenn jemand gerecht ist, so muss er Recht und Gebühr üben, [dass er]
6. Auf den Bergen [von Götzenopfern] nichts isst, seine Augen zu den Götzen des Hauses Israel nicht erhebt, die Frau seines Nächsten nicht verunreinigt und einem Weibe nicht nahe kommt in ihrer Absonderung;
7. Auch niemand übervorteilt, das ihm für eine Schuld Verpfändete zurück gibt, keinen Raub begeht, von seinem Brote dem Hungernden gibt, und den Nackten mit einem Kleide bedeckt;
8. Um Zins nicht ausleiht, keinen Wucher treibt, vom Unrecht seine Hand zurückzieht und wahrhaftes Urteil fällt zwischen einem und dem anderen;
9. Auch nach meinen Satzungen wandelt und meine Rechte beobachtet er, dass er Treue übe: Der ist ein Gerechter, er bleibt leben, spricht Gott der Herr.
10. Zeugt er aber einen verbrecherischen Sohn, einen Mörder, der eine von den genannten Missetaten verübt;
11. Der von jenen allen nicht lässt, sondern sowohl auf den Bergen isst, als seines Nächsten Weib verunreinigt;
12. Arme und Dürftige übervorteilt, Raub begeht, das Pfand nicht zurückgibt und zu den Götzen seine Augen erhebt, Gräuel ausübt;
13. Um Zins ausleiht und Wucher nimmt, sollte der leben? Er wird nicht leben, all diese Gräuel hat er getan, er muß sterben, sein Blut kommt über ihn.
14. Zeugt er aber einen Sohn und der sieht alle Sünden seines Vaters, die er begangen, und obwohl er es sieht, tut er dennoch nicht dergleichen:
15. Auf den Bergen isst er nicht, er erhebt nicht seine Augen zu den Götzen des Hauses Israel, die Frau seines Nächsten verunreinigt er nicht;
16. Er übervorteilt niemanden, behält kein Pfand zurück und begeht keinen Raub; von seinem Brote gibt er dem Hungernden, und den Nackten bedeckt er mit seinem Kleide;
17. Vom Armen hält er seine Hand zurück, Zins und Wucher nimmt er nicht, meine Rechte übt er, nach meinen Satzungen wandelt er: Der wird nicht sterben durch die Schuld seines Vaters, er soll leben bleiben.
18. Sein Vater, weil er rechtlos vorenthalten, Raub an dem Bruder begangen, er, der nicht Gutes getan unter seinem Volke, er allein ist gestorben durch seine Schuld.
19. Und ihr fragt noch, ob der Sohn nicht mit die Schuld des Vaters trägt? Aber der Sohn übt Recht und Gebühr, er beobachtet all meine Satzungen und übt sie, er bleibt leben.
20. Die Person, die sündigt, muss sterben; der Sohn soll nicht mittragen die Schuld des Vaters, und der Vater soll nicht mittragen die Schuld des Sohnes; die Gerechtigkeit des Gerechten kommt über ihn selbst und der Frevel des Frevlers kommt ebenfalls über ihn selbst.
21. Wenn der Frevler zurückkehrt von all seinen Sünden, die er begangen, und alle meine Satzungen beobachtet und Recht und Gebühr übt, wird er leben und nicht sterben.
22. Alle seine Missetaten, die er früher verübt, sollen ihm nicht gedacht werden; wegen seiner Gerechtigkeit, die er übt, soll er leben.
23. Habe ich denn Wohlgefallen an dem Tode des Frevlers, spricht Gott, der Herr, nicht vielmehr an seiner Umkehr von seinem Wandel, dass er lebe?
24. Auch wenn der Gerechte von seiner Gerechtigkeit sich abwendet und Ungerechtigkeit übt, gleich all den Gräueln tut, die ein Frevler tut, sollte er leben bleiben? All seiner Gerechtigkeit, die er früher geübt, wird nicht gedacht werden; um seine Untreue, die er begangen, und um seine Sünde, die er getan, um ihretwillen muss er sterben.
25. Ihr sagt darauf: Unrichtig ist das Verfahren des Herrn! Höre doch, Haus Israel, ist mein Verfahren unrichtig? Ist nicht vielmehr euer Verfahren unrichtig?
26. Wenn der Gerechte sich abwendet von seiner Gerechtigkeit und verübt Ungerechtigkeit und er deswegen stirbt, so ist er eben wegen der Ungerechtigkeit, die er verübt hatte, gestorben.
27. Und wenn ein Frevler von seinem Frevel lässt, den er verübt hat, und übt Recht und Gebühr, dann wird er sein Leben retten,
28. Weil er eingesehen hat und zurückgekehrt ist von seinen Missetaten, die er verübt, soll er leben und nicht sterben.
29. Sie meinen vom Hause Israel: Unrichtig ist das Verfahren des Herrn! Ist mein Verfahren unrichtig, Haus Israel? Ist nicht vielmehr euer Verfahren unrichtig?
30. Fürwahr, jeden nach seinem Wandel werde ich richten, Haus Israel, spricht Gott, der Herr. Kehret um und bekehret euch von all euren Missetaten, dass sie euch nicht seien zum Anstoß der Strafe.
31. Werft ab von euch all eure Missetaten, durch die ihr euch vergangen habt, schaffet euch ein neues Herz und einen neuen Geist. Denn warum wollt ihr sterben, ihr vom Hause Israel?
32. Ich habe kein Wohlgefallen am Tode des Todeswürdigen, spricht Gott, der Herr, so bekehret euch und lebt.
Kapitel 19
Das Königshaus.
1. Stimme du nun ein Klagelied an um die Fürsten Israels.
2. Und sprich: Was war deine Mutter für eine Löwin! Unter Löwen lagerte sie, unter jungen Löwen zog sie ihre Jungen groß.
3. Sie erzog eines ihrer Jungen, ein junger Leu ward es, und er lernte Beute machen, er fraß Menschen.
4. Da versammelten sich um ihn die Völker und nahmen ihn in ihrer Grube gefangen; sie brachten ihn an Nasenringen in das Land Ägypten.
5. Als sie sah, dass sie verzweifeln müsste und ihre Hoffnung [auf ihn] verloren war, nahm sie wieder eines von ihren Jungen; zum jungen Löwen machte sie es.
6. Er wandelte unter Löwen, wurde ein junger Leu und lernte Beute machen; er fraß Menschen.
7. Er suchte ihre Paläste heim und verwüstete ihre Städte; es entsetzte sich das Land und dessen Bevölkerung vor seinem Gebrüll.
8. Da richteten die Völker aus den Ländern herum ihr Augenmerk auf ihn; sie breiteten über ihn ihr Netz; in ihrer Fallgrube wurde auch er gefangen.
9. Sie taten ihn mit Nasenringen in einen Käfig und brachten ihn zum Könige von Babel; man brachte ihn auf eine Veste, damit seine Stimme nicht weiter gehört werde auf den Bergen Israels.
10. Deine Mutter war wie ein saftiger Weinstock — sprich in deinem Gleichnisse — am Wasser eingepflanzt, furchtbar ward er und astreich von reichem Gewässer.
11. Er bekam mächtige Zweige, geeignet zu Zeptern der Herrscher; sein Wuchs hob sich empor zwischen dichtem Gezweig. Er fiel durch seine Höhe auf, in der Fülle seiner Ranken.
12. Da wurde er aber mit Grimm ausgerissen und zur Erde geworfen; der Ostwind dörrte seine Frucht, abgerissen und verdorrt wurden seine mächtigen Zweige, Feuer verzehrte ihn.
13. Jetzt ist er eingepflanzt in der Wüste, in dürrem und trockenem Boden.
14. Es ging ein Feuer aus einem Aste seiner Zweige, das seine Frucht verzehrte. Nun hat er keinen mächtigen Zweig mehr als Zepter der Herrschaft. Eine Klage ist es und wurde zum Klagelied.
Kapitel 20
Die Abrechnung mit Israel.
1. Im siebenten Jahre, am zehnten des fünften Monats, kamen Männer von den Vornehmen Israels, den Herrn zu befragen, und saßen vor mir.
2. Da erging das Wort des Herrn an mich also:
3. Menschensohn, rede die Vornehmen Israels an und sprich zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Ihr seid gekommen, mich zu befragen? So wahr ich lebe, ich lasse mich nicht von euch erfragen, spricht Gott, der Herr.
4. Willst du sie aber zurechtweisen? Willst du es, Menschensohn? so tue ihnen die Gräuel ihrer Vorfahren kund.
5. Und sprich zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Am Tage, da ich Israel erkor, erhob ich meine Hand [zum Schwur] für die Nachkommen des Hauses Jakob und offenbarte mich ihnen im Lande Ägypten. Ich erhob meine Hand zu ihnen und sprach: Ich bin der Herr, euer Gott.
6. An demselben Tage hob ich ihnen meine Hand [zum Schwur], dass ich sie herausführe aus dem Lande Ägypten und sie in das Land bringe, das ich für sie ausersehen hatte, fließend von Milch und Honig, ein Kleinod unter allen Ländern.
7. Ich sprach zu ihnen: Jeder werfe von sich die Gräuel, die er vor Augen hat, dass ihr euch nicht verunreinigt an den Götzen Ägyptens. Ich bin der Herr, euer Gott.
8. Aber sie waren widerspenstig gegen mich und wollten nicht auf mich hören. Keiner warf von sich die Gräuel, die er vor Augen hatte, von den Götzen Ägyptens ließen sie nicht ab. Da dachte ich meinen Grimm über sie auszuschütten, meinen Zorn an ihnen auszulassen mitten im Lande Ägypten.
9. Aber um meines Namens willen, um ihn nicht zu entweihen vor den Augen der Völker, unter welchen sie waren, da ich mich ihnen vor deren Augen offenbart hatte, sie aus dem Lande Ägypten zu führen, handelte ich doch anders.
10. Ich führte sie aus dem Lande Ägypten und brachte sie in die Wüste.
11. Da gab ich ihnen meine Satzungen, und meine Rechte tat ich ihnen kund, die der Mensch tun soll, damit er durch sie lebe.
12. Und auch meinen Schabbat setzte ich ihnen ein, dass er ein Zeichen sei zwischen mir und ihnen, auf dass sie wissen, dass ich, der Herr, sie heilige.
13. Da war aber das Haus Israel gegen mich widerspenstig in der Wüste; nach meinen Satzungen wandelten sie nicht. Sie verwarfen meine Rechte, die der Mensch tun soll, auf dass er durch sie lebe, und meine Schabbatot entweihten sie sehr. Da dachte ich wiederum meinen Grimm über sie auszuschütten in der Wüste, um sie zu vernichten.
14. Aber ich handelte anders um meines Namens willen, um ihn nicht zu entweihen vor den Augen der Völker, vor deren Augen ich sie herausgeführt.
15. Doch hob ich meine Hand auf [und schwor] wegen ihrer in der Wüste, sie Ezechiel,
20. nicht zu bringen in das Land das ich ihnen verheißen, fließend von Milch und Honig, ein Kleinod unter allen Ländern.
16. Weil sie meine Rechte verwarfen, nach meinen Satzungen nicht wandelten und meine Schabbatot entweihten; denn ihren Götzen wandelte ihr Herz nach.
17. Aber mein Auge blickte mitleidig auf sie, sie nicht zu verderben, und ich vernichtete sie nicht in der Wüste.
18. Ich sprach zu ihren Söhnen in der Wüste: Nach den Satzungen eurer Väter wandelt nicht, ihre Gebräuche wahrt nicht und an ihren Götzen verunreinigt euch nicht.
19. Ich bin der Herr, euer Gott; nach meinen Satzungen wandelt und meine Rechte wahrt und übt sie
20. Heiliget meine Schabbatot, dass sie zum Zeichen zwischen mir und euch seien, auf dass ihr wisset, dass ich der Herr, euer Gott bin.
21. Aber auch die Söhne waren widerspenstig gegen mich, nach meinen Satzungen wandelten sie nicht, und meine Rechte wahrten sie nicht, sie auszuüben, die der Mensch tun soll, dass er durch sie lebe; meine Schabbatot entweihten sie. Da dachte ich meinen Grimm über sie auszuschütten, meinen Zorn auszulassen an ihnen in der Wüste.
22. Doch ich zog meine Hand zurück und tat anders um meines Namen willen, um ihn nicht zu entweihen vor den Augen der Völker, vor deren Augen ich sie herausgeführt.
23. Auch hob ich meine Hand auf [und schwor] ihretwegen in der Wüste, sie zu versprengen unter die Völker und sie zu zerstreuen in die Länder;
24. Weil sie meine Rechte nicht getan, meine Satzungen verworfen, meine Schabbatot entweiht und nach den Götzen ihrer Väter ihre Augen richteten.
25. Eigentlich hätte ich ihnen Satzungen geben sollen, die nicht gut sind, und Rechte, durch die sie nicht leben sollten;
26. Dass ich sie mit ihren Gaben wenn sie [mir] alles zuführten, was den Mutterschoss erschließt, verunreinigte und zerstörte, auf dass sie erkennen, dass ich der Herr bin. —
27. Rede also, Menschensohn, zu dem Hause Israel und sprich zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Noch damit lästerten mich eure Väter, indem sie an mir Untreue begingen,
28. Als ich sie in das Land brachte, das ihnen zu geben ich meine Hand [zum Schwur] aufgehoben, da ersahen sie jeden hohen Hügel und jeden dicht belaubten Baum und brachten dort ihre Opfer dar; dort legten sie ihre kränkenden Gaben und brachten ihre Wohlgerüche und gossen ihre Spenden.
29. Und ich sprach zu ihnen: Was ist es mit der Höhe, woselbst ihr zusammenkommt? Und es wird ihr Name Bama genannt bis auf diesen Tag.
30. Darum sprich zu dem Hause Israel: So spricht Gott, der Herr: Wollt ihr euch in der Weise eurer Väter verunreinigen und ihren Scheusalen nachbuhlen?
31. Durch das Darbringen eurer Gaben, indem ihr eure Söhne durch das Feuer führt, verunreinigt ihr euch mit all euren Götzen bis auf diesen Tag, und ich sollte mich erfragen lassen von euch, ihr vom Hause Israel? So wahr ich lebe, spricht Gott der Herr, ich lasse mich nicht von euch erfragen.
32. Und was ihr sinnt, das soll niemals geschehen, dass ihr sprecht: Wir wollen wie die anderen Völker sein, wie die Geschlechter der anderen Lander, Holz und Stein anzubeten.
33. So wahr ich lebe, spricht Gott, der Herr, dass ich mit starker Hand, mit ausgestrecktem Arm und mit überströmendem Grimme über euch regieren will.
34. Ich werde euch herausführen aus den Völkern und euch sammeln aus den Ländern, wohin ihr zerstreut seid, mit starker Hand, mit ausgestrecktem Arm und mit überströmendem Grimm.
35. Ich werde euch bringen in die Wüste der Völker; dort werde ich mit euch rechten von Angesicht zu Angesicht.
36. So wie ich gerichtet habe mit euren Vätern in der Wüste [nach dem Auszug aus] Ägypten, so werde ich mit euch rechten, spricht Gott, der Herr.
37. Ich werde euch [wie die Schafe] unter dem Stabe vorbeiziehen lassen und in die Bande der Auswahl bringen.
38. Ich will nämlich von euch ausscheiden die Empörer und die von mir Abgefallenen. Aus dem Lande ihres Aufenthaltes werde ich sie führen; aber auf den Boden Israels soll keiner kommen. Ihr werdet erfahren, dass ich der Herr bin.
39. Und ihr vom Hause Israel, spricht Gott der Herr, geht hin und dient jeder seinem Götzen, wenn ihr denn nicht hören wollt auf mich. Aber meinen heiligen Namen werdet ihr ferner nicht mehr mit euren Gaben nebst euren Götzen entweihen.
40. Denn auf meinem heiligen Berge, auf dem Berge der Höhe Israels, spricht Gott, der Herr, dort soll das gesamte Haus Israel mir dienen in dem Lande; dort werde ich sie gnädig aufnehmen, und dort werde ich eure Heben und die Erstlinge eurer Gaben und all eure heiligen Spenden begehren.
41. Durch Wohlgerüche werde ich euch gnädig aufnehmen, wenn ich euch herausgeführt habe aus den Völkern und euch gesammelt aus den Ländern, wohin ihr zerstreut seid. Ich werde dann durch euch geheiligt werden vor den Augen der Völker.
42. Ihr werdet erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich euch bringe auf den Boden Israels, in das Land, das euren Vätern zu geben ich meine Hand [zum Schwure] aufgehoben habe.
43. Ihr werdet dort gedenken eures Wandels und all eurer Handlungen, durch die ihr euch verunreinigt habt. Ihr werdet euch selber verabscheuen, ob all eurer Übeltaten, die ihr verübt habt.
44. Ihr werdet erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich mit euch verfahre um meines Namens willen, nicht nach eurem bösen Wandel und euren entarteten Handlungen, o Haus Israel, spricht Gott, der Herr.
Kapitel 21
Das herannahende Strafgericht.
1. Es erging das Wort des Herrn an mich also:
2. Menschensohn, richte dein Angesicht zur Rechten und predige gegen den Süden, und weissage über den Wald des Gefildes im Süden.
3. Sprich zu dem Walde des Südens: Höre das Wort des Herrn! So spricht Gott, der Herr: Ich werde Feuer an dir anzünden, dass es verzehre in dir alles grüne Holz und auch alles dürre Holz; die lodernde Flamme wird nicht erlöschen, dass davon gebrannt werde jedes Angesicht von Süden bis Norden.
4. Jedes Geschöpf wird sehen, dass ich, der Herr, es angezündet habe; es soll nicht erlöschen.
5. Ich sprach: Ach Herr, o Gott! sie sagen von mir: Er dichtet ja nur Gleichnisreden.
6. Da erging das Wort des Herrn an mich also:
7. Menschensohn, richte dein Angesicht gegen Jerusalem; predige über die Heiligtümer und weissage über den Boden Israels;
8. Sprich zu dem Boden Israels: So spricht der Herr: Ich komme an dich, ich ziehe mein Schwert aus der Scheide und vernichte unter dir Gerechte und Frevler.
9. Damit ich unter dir Gerechte und Frevler vernichte, wird fürwahr mein Schwert aus seiner Scheide fahren gegen alles Fleisch von Süden bis Norden.
10. Erfahren wird jedes Geschöpf, dass ich, der Herr, mein Schwert aus der Scheide gezogen habe; es soll nicht wieder zurückkehren.
11. Du aber, Menschensohn, seufze mit gebrochenen Hüften, und mit bitterem Kummer stöhne vor ihren Augen.
12. Und wenn sie dich fragen: Weswegen seufzt du? so sprich: Wegen des Gerichtes, das nun kommt, und bei dem jedes Herz zerfließen muß und alle Hände schlaff werden; jeder lässt den Mut sinken und alle Knie zerfließen im Wasser. Es kommt und geschieht, spricht Gott, der Herr.
13. Es erging das Wort des Herrn an mich also:
14. Menschensohn, weissage und sprich: So hat der Herr gesprochen: Sprich: Schwert! Schwert! Es ist geschärft und gewetzt!
15. Um zu schlachten ist es geschärft, um zu blitzen ist es gewetzt; denn die Rute, mit der ein Kind gestraft wird, werfen wir fort, da jedes Holz da unnütz wäre.
16. Das Schwert wurde zum Wetzen gegeben, es in die Faust zu fassen; es ist geschärft, das Schwert, und auch gewetzt, um es zu geben in die Hand des Würgers.
17. Schrei und wehklage, Menschensohn, denn es kommt über mein Volk und über alle Fürsten Israels. Dem Schwerte preisgegeben sind sie samt meinem Volke, darum schlage ich auf die Hüfte.
18. Denn was soll ich noch versuchen und [was tun], wenn auch die Zuchtrute nicht wirkt? spricht Gott, der Herr.
19. Du, Menschensohn, weissage und schlage die Hände zusammen, denn verdoppelt wird das mächtige Schwert; es ist das Schwert der Leichen, das große Schwert, das um sie kreist.
20. Damit alle Herzen zerfließen und sich die Zahl der Niedergestürzten vermehre, habe ich eine Schlachtbank errichtet an allen ihren Toren. Ach! wie das Schwert blitzt und gewetzt ist zum Schlachten!
21. Bestimme deine Richtung, schlage dich rechts, richte dich, schlage dich links; wohin ist deine Schneide gewendet?
22. Ich werde die Hände zusammenschlagen und meinen Grimm dadurch stillen; ich, der Herr, habe es geredet.
23. Es erging das Wort des Herrn an mich also:
24. Du, o Menschensohn, bestimme zwei Wege, auf welchen das Schwert des Königs von Babel kommen soll; aus einem Lande sollen beide ausgehen, und setze einen Wegweiser; an dem Scheidewege zu jeder Stadt setze ihn.
25. Den einen Weg bestimme, dass auf ihm das Schwert über Rabba, [der Hauptstadt] der Ammoniter, komme, und dann nach Jehuda und das belagerte Jerusalem.
26. Denn es hält der König von Babel an der Wegscheide, am Anfang der beiden Wege, um sich wahrsagen zu lassen. Er schüttelt die Pfeile, befragt die Terafim, beschaut die Leber.[Die bekannte heidnische Schau in die Zukunft.]
27. In seine Rechte fällt das Los wider Jerusalem, zu richten die Sturmböcke, aufzutun den Mund mit Mordgeschrei, zu erheben die jauchzende Stimme, zu richten die Sturmböcke gegen die Tore, Wälle aufzuschütten, ein Bollwerk aufzubauen.
28. Das erscheint ihnen wohl eitle Wahrsagerei, ihnen, die sich mit Eiden verschworen haben; aber er bringt ihre Schuld in Erinnerung, bei der sie ergriffen wurden.
29. Fürwahr, spricht Gott, der Herr, weil er euch eure Schuld durch das Enthüllen eurer Missetaten in Erinnerung gebracht, dass sichtbar wurden eure Sünden und all eurer Mutwillen, weil dies euch in Erinnerung gebracht wurde, sollt ihr von seiner Hand ergriffen werden.
30. O du, entwürdigter Frevler, Fürst Israels, dessen Tag gekommen, zur Zeit, wo die Schuld ihren höchsten Punkt erreicht!
31. So spricht Gott, der Herr: Fort mit dem Kopfbund [des Hohepriesters], ab die Krone [des Herrschers]! Weder das eine noch das andere. Das Niedrige nur erhöht, und das Hohe erniedrigt.
32. Trümmer, Trümmer, Trümmer will ich daraus machen; dass [die Krone und der Hohepriesterschmuck] keinem werden soll, bis der kommt, dem es gebührt, so will ich es ihm geben.
33. Du aber, Menschensohn, weissage und sprich: So hat Gott, der Herr, gesprochen über die Ammoniter und über ihre Verhöhnung [Israels]; sprich: Schwert, gezücktes Schwert, zum Schlachten gewetzt, damit es nach Möglichkeit blitze.
34. Als dir Lügenhaftes geschaut und dir Trug gewahrsagt wurde, geschah es, dich zu legen auf den Nacken frevler Leichen, deren Tag gekommen ist, zur Zeit, wo ihre Schuld am höchsten gestiegen.
35. Zurück in die Scheide! an den Ort, wo du entstanden bist, in dem Lande deines Ursprungs werde ich dich richten.
36. Und werde über dich ausschütten meine Wut; im Feuer meines Grimmes werde ich wider dich heranstürmen; ich werde dich in die Hand wütiger Männer liefern, solcher, die dir Verderben bereiten.
37. Dem Feuer wirst du hingegeben zum Fraß, dein Blut soll fließen in dem Lande; nicht gedacht wird deiner werden, denn ich, der Herr, habe geredet.
Kapitel 22
Die sittlichen Zustände in Judäa.
1. Es erging das Wort des Herrn an mich also:
2. Willst du, o Menschensohn, willst du zurechtweisen die Stadt der Blutschuld? So zähle ihr all ihre Gräuel vor!
3. Und sprich: So spricht Gott, der Herr: O Stadt, die Blut vergossen in ihrer Mitte, ihr Verhängnis kommt; du, die Götzen bei sich gemacht hat und unrein wurde.
4. Durch das Blut, das du vergossen, bist du der Schuld verfallen, und durch deine Götzen, die du gemacht, wurdest du unrein. Du brachtest herbei die Tage und gelangtest zu den Jahren [der Heimsuchung]; darum mache ich dich zum Schimpf der Völker und zum Spott aller Länder.
5. Die Nahen und Fernen werden über dich spotten, du als unrein Berüchtigte, voll der Verwirrung.
6. Die Fürsten Israels trotzten bei dir, jeder auf seine Macht, um Blut zu vergießen.
7. Vater und Mutter achtete man gering bei dir, an dem Fremdling übte man Gewalttätigkeit in deiner Mitte, Waise und Witwe drückte man nieder.
8. Meine Heiligtümer verachtetest du, und meine Schabbatot entweihtest du.
9. Ausspäher befanden sich in dir, um Blut zu vergießen; auf den Bergen aß man [von den Götzenopfern] und verübte Unzucht in deiner Mitte.
10. Des Vaters Scham entblößte man bei dir, und beschlief die in ihrer Absonderung Unreine.
11. Einer verübte Gräuel mit der Frau des anderen; mancher verunreinigte seine Schnur durch Unzucht oder er schändete seine Schwester, die Tochter seines Vaters.
12. Bestechung nahm man bei dir, um Blut zu vergießen; Zins und Wucher nahmst du, auch nahmst du deinem Genossen durch Gewalt Gewinn ab und meiner vergaßest du, spricht Gott, der Herr.
13. Ich schlug meine Hände zusammen ob deinem Gewinne, den du gemacht, und ob deiner Blutschuld die in deiner Mitte war.
14. Wird dein Mut standhalten, werden deine Hände stark bleiben in den Tagen, wo ich es mit dir aufnehme? Ich, der Herr, habe geredet und werde es ausführen.
15. Ich werde dich versprengen unter die Völker und dich zerstreuen in die Länder; ich werde gänzlich wegschaffen deine Unreinheit aus dir.
16. Du wirst vor dir selbst entwürdigt werden vor den Augen der Völker und wirst erkennen, dass ich der Herr bin.
17. Es erging das Wort des Herrn an mich also:
18. Menschensohn, das Haus Israel ist mir zu Schlacken geworden; lauter Kupfer und Zinn, Eisen und Blei im Ofen, Schlacken von Silber sind sie.
19. Fürwahr, so spricht Gott, der Herr weil ihr alle zu Schlacken geworden seid, darum will ich euch zusammentun in Jerusalem.
20. Wie man Silber, Kupfer, Eisen, Blei und Zinn im Ofen zusammentut, Feuer darauf anzufachen, um es zu schmelzen, so werde ich euch zusammentun in meinem Zorn und in meinem Grimm und euch hineinlegen und schmelzen.
21. Ich bringe euch zusammen und werde unter euch das Feuer meines Grimmes anfachen, dass ihr darin schmelzet.
22. So wie Silber im Ofen schmilzt, so sollt ihr darin geschmolzen werden; ihr sollt erfahren, dass ich, der Herr, meinen Grimm über euch ausgeschüttet habe.
23. Es erging das Wort des Herrn an mich also:
24. Menschensohn, rede [Palästina] an: Du bist ein Land, das niemals rein wird, auch nicht durch Regenguss am Tage des Unwetters.
25. Die Rotte seiner Propheten in seiner Mitte ist wie ein brüllender Löwe, der Beute erjagt. Das Leben rauben sie, Vermögen und Kostbares nehmen sie hin und Witwen mehren sie darin.
26. Seine Priester freveln an meiner Lehre und entweihen meine Heiligtümer; zwischen Heiligem und Unheiligem unterscheiden sie nicht; über den Unterschied von Reinem und Unreinem belehren sie nicht; vor meinen Schabbatot verschließen sie ihre Augen, so dass ich unter ihnen entweiht werde.
27. Seine Fürsten gleichen den nach Beute jagenden Wölfen, Blut zu vergießen, Menschenleben zu vernichten, um Gewinn zu erlangen.
28. Seine Propheten haben alles übertüncht; sie schauen Lügenhaftes und wahrsagen ihnen Trug; sie sprechen: So hat Gott, der Herr, gesprochen, — da doch der Herr nicht geredet hat.
29. Das gemeine Volk hat Gewalttaten verübt und Raub begangen, Arme und Dürftige übervorteilen sie, und den Fremdling bedrücken sie mit Unrecht.
30. Ich suchte unter ihnen einen Mann, der einen Zaun errichtete [das Böse verhütete] und für das Land in die Bresche träte vor mir [es vor mir verteidigte], dass ich es nicht verdürbe; aber ich fand keinen.
31. Da schütte ich über sie meine Wut aus; ich vernichte sie durch das Feuer meines Grimmes; ihren Wandel bring ich auf ihr Haupt, spricht Gott, der Herr.
Kapitel 23
Israels und Jehudas Wandel.
1. Es erging das Wort des Herrn an mich also:
2. Menschensohn! Es lebten einst zwei Frauen, sie waren Töchter einer Mutter.
3. In ihrer Jugendzeit buhlten sie beide in Ägypten; dort wurden ihre Brüste gedrückt, und dort betastete man ihren jungfräulichen Busen.
4. Die Ältere hieß Ohola und ihre Schwester Oholiba9Mit Ohola (wörtlich: ihr eigenes Zelt) ist Schomron, und mit Oholiba (wörtlich: mein Zelt in ihr) ist Jerusalem genannt.; beide wurden sie mein und gebaren Söhne und Töchter. Schomron nenne ich Ohola und Jerusalem Oholiba.
5. Ohola wurde mir untreu, denn sie war lüstern nach ihren Buhlen, nach den assyrischen Kriegsmännern,
6. Gekleidet in Purpurblau, mit Landpflegern und Statthaltern, lauter reizende Jünglinge, Ritter auf Rossen reitend.
7. Sie trieb mit ihnen Buhlschaft, mit den vorzüglichsten Söhnen Assyriens, und wo sie Liebschaften unterhielt, verunreinigte sie sich auch an ihren Götzen.
8. Doch ihre Buhlschaft von Ägypten her ließ sie auch nicht, denn jene hatten sie beschlafen in der Jugend; sie hatten betastet ihren jungfräulichen Busen und mit ihr Buhlerei getrieben.
9. Wahrlich, ich gab sie in die Hand ihrer Buhlen, in die Hand der Söhne Assyriens, nach denen sie lüstern war.
10. Sie entblößten ihre Scham, entführten ihre Söhne und ihre Töchter, und sie selbst erschlugen sie mit dem Schwerte; sie wurde bekannt bei den Frauen wegen der Strafgerichte, die man an ihr geübt.
11. Das sah ihre Schwester Oholiba; aber sie zeigte sich noch entarteter in ihrer Lüsternheit und in ihrer Buhlschaft als ihre Schwester.
12. Nach den Söhnen Assyriens war sie lüstern; Landpfleger und Statthalter, prächtig gekleidete Kriegsmänner, Ritter, reitend auf Rossen, alle reizende Jünglinge.
13. Ich sah, dass auch sie verunreinigt wurde; in einerlei Weise trieben es beide.
14. Aber sie trieb ihre Buhlerei noch weiter. Sie sah auf der Wand mit Mannig gezeichnete Abbildungen von Männern, von Chaldäern.
15. An den Hüften mit einem Gürtel umgürtet, die Häupter mit einem Turban umwunden; sie sahen alle wie Kriegsobere aus, nach der Art der Söhne Babels, jener, deren Geburtsland Chaldäa ist.
16. Da wurde sie lüstern nach ihnen, als sie ihrer ansichtig wurde, und sandte Boten an sie nach Chaldäa.
17. Die Söhne Babels kamen zu ihr, um mit ihr ein Liebeslager abzuhalten, und verunreinigten sie durch ihre Buhlschaft; sie wurde unrein durch sie, dann aber wurde sie ihrer überdrüssig.
18. Da sie ihre Buhlerei öffentlich trieb und ihre Scham entblößte, so riss sich mein Herz los von ihr, so wie mein Herz sich losgerissen hatte von ihrer Schwester.
19. Aber sie trieb noch weiter ihre Buhlerei, indem sie sich an die Tage ihrer Jugend erinnerte, da sie im Lande Ägypten gebuhlt.
20. Und sie war lüstern nach ihren [ersten] Liebhabern, die Glieder wie Esel haben und Brunst wie Hengste.
21. Du sehntest dich nach der Unzucht deiner Jugend, da die Ägypter deine Brüste drückten, als dein Busen noch jugendlich war.
22. Wahrlich, Oholiba, so spricht Gott, der Herr, ich reize deine Buhlen wider dich, derer du überdrüssig geworden bist, und bringe sie über dich von allen Seiten her.
23. Die Söhne Babels und alle Chaldäer, Pekod und Soa und Koa, alle Söhne Assyriens mit ihnen, all die reizenden Jünglinge, Landpfleger und Statthalter, vornehme Wagenkämpfer, alle Reiter auf Rossen.
24. Und sie kommen über dich mit Heeresmacht, mit Wagen und Rädern und mit Völkergetümmel, Tartsche und Schild und Helm, sie stellen sich auf gegen dich herum, und ich übergebe ihnen das Gericht, dass sie dich richten nach ihren Rechten.
25. Ich richte meinen Eifer wider dich, dass sie mit dir grimmig verfahren; sie werden dir Nase und Ohren abschneiden, und was von dir zurückbleibt, wird durch das Schwert fallen. Deine Söhne und deine Tochter werden sie entführen, und der Überrest wird vom Feuer gefressen werden.
26. Sie werden dir deine Kleider ausziehen und dein Prachtgeschmeide nehmen.
27. Ich mache deiner Unzucht und deiner Buhlerei vom Lande Ägypten her ein Ende; du wirst deine Augen nicht mehr zu ihnen erheben und Ägyptens nicht mehr gedenken.
28. Denn so spricht der Herr: Ich gebe dich in die Hand derer, die du hassest, und in die Hand jener, derer du überdrüssig geworden bist.
29. Sie werden mit dir im Hass verfahren, all deinen Erwerb fortnehmen und dich nackt und bloß zurücklassen, dass deine unzüchtige Scham aufgedeckt werde und deine Unzucht und deine Buhlerei.
30. Solches wird dir widerfahren, weil du den Völkern nachbuhltest und dich an ihren Götzen verunreinigtest.
31. Auf dem Wege deiner Schwester bist du gewandelt, so werde ich ihren Kelch auch in deine Hand geben [dich ihres Loses teilhaftig werden lassen].
32. So spricht Gott, der Herr: Den Kelch deiner Schwester sollst du trinken, den tiefen und weiten; du sollst zum Gelächter und zum Gespött werden, [denn dieser Becher] kann viel fassen.
33. Der Trunkenheit und des Grames sollst du voll werden; — denn ein Kelch des Entsetzens und der Erstarrung ist er, der Kelch deiner Schwester Schomron.
34. Den wirst du trinken und ausschlürfen und seine Scherben abnagen und dir deine Brüste zerreißen; denn ich habe es geredet, spricht Gott, der Herr.
35. Fürwahr, so spricht Gott, der Herr, weil du meiner vergessen und mich hinter deinen Rücken geworfen hast, so erleide denn auch [die Strafe für] deine Unzucht und deine Buhlerei.
36. Der Herr sprach zu mir: Menschensohn, du willst doch Ohola und Oholiba zur Rede stellen, so halte ihnen ihre Gräuel vor:
37. Dass sie Ehebruch getrieben und Blut an ihren Händen klebt, dass sie mit ihren Götzen Ehebruch getrieben und selbst ihre Söhne, die sie mir geboren, ihnen zum Fraße vorgeführt.
38. Auch noch das taten sie mir: Sie verunreinigten mein Heiligtum in jenen Tagen und entweihten meine Schabbatot.
39. Denn nachdem sie ihren Götzen ihre Söhne geschlachtet haben, kamen sie in mein Heiligtum am selben Tage, es zu entweihen — solches taten sie in meinem Hause.
40. Auch dass sie nach Männern sandten, dass sie aus der Ferne kamen; sie sandte zu ihnen Boten, und es kamen die, für die du dich gebadet, deine Augen gefärbt und dich geschmückt hattest;
41. Für die du dich auf ein prächtiges Bett gesetzt, davor ein gedeckter Tisch, und hattest mein Räucherwerk und mein Öl darauf gestellt.
42. Es erscholl da der Lärm eines müssigen Pöbels; wegen dieser vielen betrunkenen Männer, die aus der Wüste geführt wurden, taten sie Bänder an ihre Arme und prangende Kronen auf ihre Häupter.
43. Und ich sprach nun: Eine solche alte Person treibt noch Buhlerei? Noch jetzt werden sie mit ihr Liebschaft pflegen? Mit ihr?
44. Man kam zu ihr, wie man zu einer [jugendlichen] Buhlerin kommt, so kamen sie zu Ohola und Oholiba, den unzüchtigen Frauen.
45. Doch gerechte Männer werden sie richten nach dem Rechte der Ehebrecherinnen und nach dem Rechte der Mörderinnen, denn sie sind Ehebrecherinnen und Blut ist an ihren Händen.
46. Denn so spricht Gott, der Herr: Versammelt viel Volk gegen sie, dass sie preisgegeben werden der Misshandlung und der Plünderung.
47. Die Versammlung steinige sie und zerhaue sie mit den Schwertern, ihre Söhne und Töchter sollen sie erschlagen und ihre Häuser im Feuer verbrennen.
48. Ich werde aller Unzucht im Lande ein Ende machen, dass alle Frauen daraus eine Lehre nehmen und nicht eure Unzucht nachahmen.
49. Sie werden euch [die Strafe] eurer Unzucht auferlegen, und die Sünden eurer Götzen werdet ihr zu tragen haben; ihr werdet erfahren, dass ich Gott, der Herr, bin.
Kapitel 24
Die Schlechtigkeiten in Jerusalem.
1. Es erging das Wort des Herrn an mich im neunten Jahre am zehnten des zehnten Monats also:
2. Menschensohn, schreibe dir auf den Namen des Tages, dieses heutigen Tages; an eben diesem Tage beginnt der König von Babel Jerusalem anzugreifen.
3. Dichte ein Gleichnis auf das widerspenstige Geschlecht und sprich zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Setze den Topf zu, setze zu! und schütte auch Wasser darein.
4. Tue die Stücke zusammen darein, jedes gute Stück, Lenden und Schulter, fülle ihn mit den besten Knochen.
5. Nimm von den auserlesensten Schafen und richte auch das Feuer für die Knochen darunter; lass es stark sieden, dass auch die Knochen darin gar kochen.
6. Fürwahr, spricht Gott, der Herr, o über die Stadt der Blutschuld, Topf, an dem Schmutz ist, von dem der Schmutz noch nicht gewichen ist! Stück für Stück nimm heraus ohne Los [ohne Unterschied].
7. Ihr Blut ist in ihrer Mitte [das vergossene Blut ist sichtbar]; es ist auf trocknen Boden vergossen worden; man vergoß es nicht auf die Erde, um es dann mit Erde zu bedecken.
8. Den Zorn zu steigern, dass es nach Rache schreie, legte ich ihr Blut auf dürren Felsen, auf dass es nicht zugedeckt werde.
9. Fürwahr, so spricht Gott, der Herr, o über die Stadt der Blutschuld! Auch ich werde ein großes Heizfeuer machen,
10. Viel Holz herbeischaffen, ein großes Feuer anmachen, alles Fleisch darauf tun, eine Brühe daraus mengen, dass die Knochen anbrennen.
11. Stelle [den Topf] leer auf die Kohlen, damit er heiß werde und sein Erz erglühe, damit seine Unreinheit in ihm schmelze und sein Rost sich verzehre.
12. Vergebliche Mühe! Sein großer Schmutz geht nicht heraus, übelriechend ist bereits sein Schmutz.10Die übliche Übersetzung: »Ins Feuer mit dem Schmutz!« ist ebenso falsch, wie im Zusammenhang unpassend; der Topf steht ja bereits auf dem Feuer, und alles ist vergeblich.
13. Weil du durch Unzucht verunreinigt bist, weil ich dich reinigen wollte und du nicht rein wurdest von deiner Unreinheit, so sollst du nicht mehr rein werden, bis ich meinen Grimm an dir gekühlt.
14. Ich, der Herr, habe geredet, es kommt und ich vollführe es; ich lasse nicht ab und schone nicht und bereue nicht; nach deinem Wandel und deinen Handlungen richten sie dich, spricht Gott, der Herr.
15. Es erging das Wort des Herrn an mich also:
16. Menschensohn! Ich nehme dir das Teuerste durch eine Seuche, aber du sollst nicht wehklagen und nicht weinen, keine Träne vergießen.
17. Halte nur eine stille Totenklage, stelle keine laute Trauer an, deinen Kopfbund binde um und deine Schuhe thue an die Füße; verhülle nicht den Lippenbart und iss nicht das Brot der Leute.
18. Am Morgen redete ich also zum Volke, und am Abend starb meine Frau: ich tat am anderen Morgen, wie mir geboten worden.
19. Da sprach das Volk zu mir: Möchtest du uns nicht sagen, was das, was du tust, uns bedeutet?
20. Ich erwiderte ihnen: Das Wort des Herrn ist an mich ergangen, also:
21. Sprich zu dem Hause Israel: So spricht Gott der Herr: Ich entweihe mein Heiligtum, eure stolze Veste, die Lust eurer Augen, den Liebling eurer Seele; und eure Tochter und eure Söhne, die ihr hinterlasset, werden durch das Schwert fallen.
22. Aber ihr werdet tun, wie ich getan; den Lippenbart werdet ihr nicht verhüllen, und Brot der Leute werdet ihr nicht essen.
23. Euer Kopfbund wird bleiben auf euren Köpfen und eure Schuhe an euren Füßen; ihr werdet nicht wehklagen und nicht weinen, denn ihr werdet hinschwinden in eurer Schuld und werdet wimmern untereinander.
24. Ezechiel wird euch zum Vorzeichen sein; so wie er getan, werdet ihr tun; wenn es kommt, so werdet ihr erkennen, dass ich Gott, der Herr, bin.
25. Du aber, Menschensohn, wahrlich, am Tage, da ich ihre Veste nehme, die Wonne ihrer Pracht, die Lust ihrer Augen und die Sehnsucht ihrer Herzen: ihre Söhne und ihre Töchter;
26. An demselben Tage wird ein Flüchtling zu dir kommen, um dir die Botschaft zu bringen.
27. An demselben Tage wird dein Mund aufgetan; wenn der Flüchtling kommt, wirst du reden und nicht wieder verstummen. So wirst du ihnen zum Vorzeichen sein, und sie werden erkennen, dass ich der Herr bin.
Kapitel 25
Gegen andere Völkerschaften.
1. Es erging das Wort des Herrn an mich also:
2. Menschensohn, richte dein Gesicht zu den Ammonitern und weissage über sie.
3. Sprich zu den Ammonitern: Hört das Wort Gottes, des Herrn! So spricht Gott, der Herr: Weil du über mein Heiligtum gerufen hast, ah! dass es nun entweiht worden, dass der Boden Israels verwüstet, und über das Haus Jehuda, dass es ins Exil gewandert ist:
4. Wahrlich, ich gebe dich den Söhnen des Morgenlandes zur Beute; sie werden ihre Hürden bei dir aufschlagen und ihre Wohnungen bei dir errichten; sie werden deine Frucht essen und deine Milch trinken.
5. Ich mache Rabba zum Anger der Kamele und das Land der Ammoniter zum Lagerplatz der Schafe; ihr sollt erfahren, dass ich der Herr bin.
6. Denn so spricht Gott, der Herr: Weil du mit den Händen klaschtest und mit den Füßen stampftest und dich freutest mit all deinem ausgelassenen Hohn über den Boden Israels:
7. Wahrlich, ich strecke meine Hand gegen dich aus und gebe dich den Völkern zum Raube; ich rotte dich aus unter den Nationen und vernichte dich aus den Ländern; ich vertilge dich, dass du erfahrest, dass ich der Herr bin.
8. So spricht Gott, der Herr: Weil da Moab und Seïr gesprochen: Wie allen Völkern wird es auch dem Hause Jehuda ergehen;
9. Wahrlich, ich öffne die Grenze Moabs von den Städten her, von seinen Städten an seinem Ende, das Kleinod des Landes von Bet Jesimot, Baal Meon und Kirjataim, —
10. Den Söhnen des Morgenlandes, dass sie über die Ammoniter heranziehen, und gebe es ihnen zum Erbe, damit der Ammoniter nicht mehr gedacht werde unter den Völkern.
11. Auch an Moab werde ich Strafgericht üben; sie sollen erfahren, dass ich der Herr bin,
12. So spricht Gott, der Herr: Weil die Idumäer rachsüchtig mit dem Hause Jehuda verfahren sind, dass sie auf sich Schuld geladen, indem sie Rache an ihm übten:
13. Wahrlich, so spricht Gott der Herr, ich strecke meine Hand gegen Edom aus; ich rotte davon aus Menschen und Vieh und mache daraus eine Öde; von Teman bis Dedan fallen sie durch das Schwert.
14. Ich vollziehe meine Rache an Edom durch die Hand meines Volkes Israel; sie werden verfahren mit Edom nach meinem Zorn und nach meinem Grimm: sie sollen meine Rache erfahren, spricht Gott, der Herr.
15. So spricht Gott, der Herr: Weil die Philister mit Rachsucht verführen und mit aus dem Herzen kommender Verachtung sich rächten, Verderben zu stiften, zu ewiger Feindschaft:
16. Wahrlich, spricht Gott der Herr ich strecke meine Hand gegen die Philister aus; ich vernichte die Kreter und den Überrest der Meeresküstenbewohner.
17. Ich werde an ihnen große Rache nehmen mit grimmigen Strafen; sie werden erfahren dass ich der Herr bin, wenn ich meine Rache an ihnen vollziehe.
Kapitel 26
Gegen Tyrus und Zidon.
1. Im elften Jahre, am ersten des [ersten] Monats, erging das Wort des Herrn an mich also:
2. Menschensohn, weil Tyrus [frohlockend] über Jerusalem gerufen hat: Ha, zerbrochen ist die Pforte der Völker, [aller Reichtum] ist auf mich übergegangen; ich werde voll werden, da sie verödet ist:
3. Wahrlich, so spricht Gott, der Herr, ich will an dich, Tyrus! Ich führe wider dich heran viele Völker, wie das Meer seine Wogen steigen macht.
4. Sie zerstören die Mauern von Tyrus und reißen ihre Türme nieder, und ich schwemme seine Erde hinweg von ihm und mache es zum dürren Felsen.
5. Ein Platz zum Ausbreiten der Fischnetze soll es mitten im Meere sein, denn ich habe geredet, spricht Gott der Herr, es werde den Völkern zum Raube.
6. Auch die Töchterniederlassungen auf dem Lande sollen durch das Schwert erschlagen werden; sie werden erfahren, dass ich der Herr bin.
7. Denn so spricht Gott, der Herr: Ich bringe gegen Tyrus Nebukadnezar, König von Babel, von Norden her, den König der Könige mit Rossen und mit Wagen und mit Reitern und Haufen und vielem Volk.
8. Deine Töchterniederlassungen auf dem Lande wird er mit dem Schwerte erschlagen, dich selbst wird er umgeben mit Bollwerk und aufschütten wider dich einen Wall und aufstellen gegen dich ein Schilddach.
9. Seine Mauerbrecher wird er ansetzen wider deine Mauern und deine Türme wird er niederreißen mit seinen Äxten.
10. Von der Menge seiner Rosse wird dich der Staub bedecken, von dem Getümmel der Reisigen, der Räder und der Wagen; wenn er einzieht in deine Tore, wie in die Eingänge einer erbrochenen Stadt, werden deine Mauern erbeben.
11. Mit den Hufen seiner Rosse wird er all deine Straßen zerstampfen, dein Volk wird er mit dem Schwerte erschlagen, und deine stolzen Standbilder werden zu Boden sinken.
12. [Die Feinde] werden dein Vermögen plündern und deine Ware rauben; deine Mauern werden sie niederreißen und deine Lusthäuser abbrechen; deine Steine, dein Holz und deine Erde werden sie in das Wasser werfen.
13. Ich mache ein Ende dem lauten Klang deiner Lieder; der Schall deiner Zithern wird nicht mehr gehört werden.
14. Ich mache dich zum dürren Felsen, ein Platz zum Ausbreiten der Fischnetze sollst du sein; du sollst nicht wieder aufgebaut werden, denn ich, der Herr, habe geredet, spricht Gott, der Herr.
15. So spricht Gott, der Herr, über Tyrus: Vom Dröhnen deines Sturzes, wenn Erschlagene wimmern, wenn gewürgt wird in deiner Mitte, erbeben die Eilande.
16. Alle Fürsten der Meeresküste werden ihren Thron verlassen, ihre Staatskleider werden sie ablegen und ihre buntgewirkten Kleider ausziehen, denn sie werden, vom Schrecken erfasst, sich auf den Boden niedersetzen; von Weile zu Weile werden sie erschauern und deinetwegen verstört sein.
17. Sie werden über dich ein Klagelied erheben und zu dir sprechen: Wie bist du vernichtet, am Meere Gelagerte! gepriesene Stadt, die stark war im Meere, sie und ihre Bewohner, die ihren Schrecken verbreiteten unter allen Anwohnern.
18. Nun erbeben die Eilande am Tage deines Sturzes, erschreckt sind die Eilande im Meere ob deiner Auswanderung.
19. Denn also spricht Gott, der Herr: Wenn ich dich zu einer verödeten Stadt mache, wie die Städte, die nicht mehr bewohnt werden, wenn ich über dich die Flut aufsteigen lasse, dass dich die vielen Wasser bedecken;
20. So stoße ich dich hinunter zu den in die Grube Gesunkenen, zu den [untergegangenen] Völkern der Vorzeit; ich versetze dich in die Unterwelt auf uralte Trümmern, bei den in die Grube Gesunkenen, damit du unbewohnt bleibst; dadurch verleihe ich Leben dem Lande der Lebenden.
21. Zum Schattenbilde mache ich dich, dass du dahin bist; du wirst gesucht, aber nicht gefunden werden für ewige Zeiten; so spricht Gott, der Herr.
Der Tanach
Der vollständige Tanach in deutscher Übersetzung
- 1Welcher Ära ist unbekannt.
- 2Sonst waren die Rollen nur auf einer Seite beschrieben.
- 3So viel dauerte das Reich Israel, indes bedarf diese Zahl einer eingehenden Erörterung.
- 4Um soviel überdauerte das Reich Juda das Reich Israel; auch diese Zahl bedarf der eingehenden Erörterung
- 5Im Hebräischen ein Wortspiel, das sich nicht übersetzen lässt.
- 6Im Hebräischen Alliteration, die sich in der Übersetzung nicht wiedergeben lässt.
- 7Den Exilanten ließen die in Jerusalem Zurückgebliebenen sagen: Ihr kommt ja nicht mehr zurück, alles fällt daher uns zu.
- 8In der Tat flüchtete Zidkija, als Jerusalem erobert worden, durch einen geheimen Gang, wurde aber trotzdem gefasst. Darauf beziehen sich viele Worte.
- 9Mit Ohola (wörtlich: ihr eigenes Zelt) ist Schomron, und mit Oholiba (wörtlich: mein Zelt in ihr) ist Jerusalem genannt.
- 10Die übliche Übersetzung: »Ins Feuer mit dem Schmutz!« ist ebenso falsch, wie im Zusammenhang unpassend; der Topf steht ja bereits auf dem Feuer, und alles ist vergeblich.