Gebete für Israeliten

An Purim

Am Purimfest.

»Mein Mund lobsinge dem Herrn und preise ihn unter vielen, denn er steht zur Rechten des Unschuldigen, um ihn von denen zu erretten, die seine Seele richtetenPs. 109, 30.

»Du machst des Listigen Anschläge zu schanden, so daß sie keine Macht haben, ihre Absicht auszuführen, du fängst die Boshaften in ihrer eigenen Tücke und vereitelst die Pläne des BösenIjob. 5. 12, 13..« So errettetest du ja unsere Väter von Tod und Verderben, als der Mächtige die Unschuldigen anklagte und in gekränktem Hochmut einen Plan schmiedete, deine Treuen aus dem Lande zu vertilgen. Du, Israels Schirmherr, der niemals schlummert und niemals schläft, du ließest die Ruhe das Lager jenes Königs fliehen, du öffnetest sein Auge, den Anschlag des Verräters zu erkennen; ja du hattest schon zuvor das Mittel zur Errettung Israels bereit, jene fromme Seele, die ihr Leben opfern wollte, für das Heil ihres Volkes! So wurde selbst das schlimme Los uns zu Glück und Ehre, du ließest es zu Israels Rettung und Wohl fallen, und »die Sorge ward in Glück, der Kummer verwandelt in Freude.«—O, weshalb erschrecke ich da, wenn schlimme Nachricht mein Ohr erreicht, weshalb erbeben die Menschen, wenn von Ruchlosen Pläne gegen ihr Wohl geschmiedet werden? Du regierst ja alles, du lenkst jeden Anschlag zu seinem Ausgang und löst die Verwickelungen des Lebens, und die Schandtat des Bösen muß ebenso gut meinem Wohle dienen, als die Segnungen der Edlen und Frommen. So werde meine Seele denn froh in dir, und Freude umgebe mich diesen Tag. So weit ich vermag, will ich den Unterdrückten auch selber helfen, und meine Freude mir dadurch erhöhen, ich will mit meinen Gaben manchen Armen unterstützen, und mein Hallelujah soll den ganzen Tag vor dir erschallen.

Amen!

Mein Gott! Mein Mund vermag nicht all den Dank und all die Freude auszudrücken, die mein Herz fühlt, so oft dieser Tag der Errettung wiederkehrt.»Wenn du nicht mit uns gewesen wärest, als die Menschen sich wider uns erhoben, so hätten die Gottlosen uns in ihrem Zorn verschlungen. Ihr Glück würde dann wie die Wellen in rasendem Sturm uns überflutet haben. Dir sei Lob und Preis, o Gott, der uns nicht zu einem Raub ihrer Zähne werden ließ. Wir entgingen unsern Verfolgern; denn unsere Hilfe ruht in dem Namen des Allmächtigen, der Himmel und Erde erschaffen hatPs. 124..« —Zu allen Zeiten und überall hast du, unser Vater, uns beschirmt; und dieser Tag ruft uns nicht nur den Sieg Israels über Haman ins Gedächtnis, sondern alle die Ereignisse, da deine Vorsehung unsere Väter errettet hat, da du ihre Betrübnis in Jubel, den Ruf ihrer Angst und ihres Schmerzes in Tränen der Freude und der Dankbarkeit verwandelt hast. Ja sicherlich, Herr unser Gott, Israel ist ein lebendes Zeugnis deiner ewigen Treue:»Die, welche auf dich hoffen, sollen niemals zu schanden werden.« Israel wurde verachtet und gedemütigt, aber sein Vertrauen auf dich war stärker als seine Leiden, und du hattest Mitleid mit seinem Schmerze; hellere und freundlichere Tage sind ja gefolgt auf die Zeit des Hasses und der Verfolgung. Allvaters Stimme hat den Geist aller seiner Kinder durchdrungen, ihre Herzen erreicht, und Israel findet überall unter den Nachkommen seiner Unterdrücker nunmehr Brüder. Ja, die Erinnerung an das, was unsere Väter gelitten haben, erhöht in unsern Herzen nur die Freude über unser Vaterland, das all unsere Wunden geheilt hat, all unsere Schmach getilgt und unserm Glauben seine Freiheit und seinen Glanz zurückgegeben hat. Gelobt seiest du, unser Gott, unser Erretter! O, daß doch das Bewußtsein all der Freuden, die wir in diesem unsern Geburtslande genießen, unsere Herzen zu brüderlicher und liebevoller Gesinnung gegen alle Menschen, unsere Brüder, erwecken möchte!—Sei gelobt, du Ewiger, unser Gott, für all die Wunder, welche du an unsern Vätern vollführt hast und für den ewigen Schutz, den du ihren Kindern angedeihen läßt.

Amen!

Kategorie: Gebete für Israeliten

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Rabbiner Abraham Alexander Wolffs Gebetbuch (geboren am 29. April 1801 in Darmstadt und gestorben am 3. Dezember 1891 in Kopenhagen) ist ein orthodoxes Gebetbuch mit zusätzlichen Gebeten in deutscher Sprache. 1856 erschien die dänische Ausgabe und erst später die deutsche Übersetzung. Die vorliegende Ausgabe präsentiert die Texte Wolffs mit einigen hebräischen Ergänzungen, in einer anderen Ordnung und mit einigen zusätzlichen Texten aus der gleichen Zeit.