Die Mischnah – Joma

Mischna(h) Joma – in deutscher Übersetzung. Übersetzt und kommentiert von Rabbiner Prof. Dr. Eduard Ezekiel Baneth (1887-1927).

Einführung

Jom Kippur

Am Zehnten des Monats Tischri wird Jom Kippur (das Versöhnungsfest) gefeiert. Es ist ein strenger Fasttag, an welchem Speise und Trank vom Abend bis zum Abend verboten ist. An ihm muss jede Arbeit und jede Verrichtung unterbleiben, die am Schabbat untersagt ist; die für die übrigen Feiertage eingeräumten Ausnahmen haben an diesem Feste keine Geltung. Der Tag ist dazu bestimmt, von unsern Sünden uns zu reinigen, deren Vergebung jedem zugesichert ist, der sich durch ernste Ein- und Umkehr dieser Gnade würdig macht.

Solange der Tempel stand, erhielt dieses Fest eine besondere Weihe und Bedeutung durch den Opferdienst. Es war der einzige Tag im Jahre, an welchem der Hohepriester das Allerheiligste betrat. Eine ganze Woche bereitete er sich in stiller Zurückgezogenheit auf alle die heiligen Handlungen vor, die er am Versöhnungsfest vorzunehmen hatte; denn nur er allein durfte an diesem bedeutsamen Tage den Dienst verrichten, der ihn vom frühen Morgen bis zum späten Abend voll in Ansprach nahm.

Die kostbaren, goldstrotzenden Gewänder seiner Amtskleidung legte er nur an, um das tägliche und das Festopfer darzubringen; so oft er aber zu dem besonderen Dienst des Versöhnungstages überging, vertauschte er den prunkenden Ornat mit einem schlichten Gewande aus weißem Linnen. Fünfmal wechselte er auf diese Weise die Kleider, und jedes Mal stieg er ins Bad und wusch sich sowohl beim Ablegen des einen als nach dem Anlegen des andern Gewandes Hände und Füße mit heiligem Wasser aus goldenem Becken. Den Höhepunkt der Feier bildete die Darbringung des Räucherwerkes im Allerheiligsten vor der Bundeslade. In goldener Schaufel holte der Hohepriester glimmende Kohlen vom Opferaltar, tat Räucherwerk in einen goldenen Löffel, nahm die Schaufel in die Rechte und den Löffel in die Linke, setzte jene zwischen die Stangen der heiligen Lade, schüttete aus diesem das Räucherwerk auf die Kohlen und sprach auf dem Rückweg, während der innere Raum mit Rauch sich füllte, draußen im Hechal ein kurzes Gebet. Die Ṣadokäer waren der Ansicht, dass der Hohepriester, sowie er den Vorhang erreicht hat, das Räucherwerk auf die Kohlen schütten soll, damit er das Allerheiligste mit rauchender Pfanne betrete. Deshalb musste er später, als diese Sekte im Kreise der Priester viel Anhänger zählte, jedes Mal vor dem Versöhnungstag einen feierlichen Eid leisten, dass er nach der pharisäischen Überlieferung verfahren werde. Aber auch unter den Mischnalehrern selbst herrschen über etliche Punkte Meinungsverschiedenheiten, die hauptsächlich darauf zurückzuführen sind, dass im Pentateuch die Dienstordnung für diesen Tag auf zwei Stellen verteilt ist.

Über die Sühnopfer finden sich die Vorschriften im dritten Buche (16, 1—34), über die Festopfer aber im vierten (29, 7—11). Es fragt sich nun, in welcher Reihenfolge diese Opfer darzubringen sind. Dass die Feier mit dem täglichen Morgenopfer beginnt und mit dem täglichen Abendopfer schließt, unterliegt keinem Zweifel; streitig ist nur, ob die Festopfer (Mussafim), die an anderen Feiertagen zwischen den beiden täglichen ihren Platz hatten, diesmal gleich nach dem Morgenopfer, also vor dem Sühnopfer an die Reihe kamen, oder erst nach diesem, also nachmittags vor dem Abendopfer dargebracht wurden. Eine andere Streitfrage ist, ob der im dritten Buche (16, 5) geforderte Widder mit dem im vierten Buche (29, 8) erwähnten identisch ist, oder ob es zwei verschiedene Opfer sind.

Der Opferdienst an Jom Kippur

Zur besseren Orientierung wollen wir hier den Opferdienst des Versöhnungstages in großen Strichen skizzieren.

Sowie der Morgen anbrach und der östliche Himmel sich erhellte, schlachtete der mit seinem Amtsgewand bekleidete Hohepriester das zum Morgenopfer bestimmte Lamm, fing dessen Blut in einer Schale auf und sprengte es auf den äußeren Altar. Dann begab er sich in den Hechal, wo er das tägliche Räucherwerk auf dem goldenen Altar verbrannte und auf dem goldenen Leuchter die Lampen in Ordnung brachte, worauf er zum äußeren Altar zurückkehrte, um auf ihm das inzwischen zergliederte Lamm nebst dem zugehörigen Mehl- und Weinopfer (4. B. M. 28, 5 u. 7) wie auch sein persönliches Brotopfer (3. B. M. 6, 13—15; s. Scheḳalim VII Anm. 34) darzubringen. Damit war der erste Teil des Tagesdienstes zu Ende.

Es folgen nun (nach R. ‘Aḳiba) die im vierten Buche (29, 7—11) vorgeschriebenen Festopfer oder Mussafim mit Ausnahme des Widders und des Bockes, die erst später nach dem »Sündopfer des Versöhnungstages«, auf welchen daselbst (Vers 11) Bezug genommen wird, an die Reihe kamen.

Jetzt legte der Hohepriester die weißen Gewänder an, um zum dritten, bedeutsamsten Teil des Tagesdienstes zu schreiten. Er näherte sich dem jungen Stier, den er aus eigenen Mitteln als Sündopfer darbrachte, legte seine Hände auf dessen Kopf und sprach das Sündenbekenntnis für sich und sein Haus. Und die Priester und das Volk, die in der Halle sich drängten, beugten das Knie und warfen sich nieder, als sie aus geweihtem Munde mit voller Deutlichkeit den heiligen Namen Gottes vernahmen, den man sonst sich auszusprechen scheute, und riefen begeistert: Gepriesen sei der Name der Herrlichkeit seines Reiches für und für. Nun begab sich der Hohepriester an die Nordseite des Opferaltars, wo zwei Böcke seiner harrten, von denen er den einen für den Ewigen, den andern für ‘Azazel durch das Los bestimmte.

Nachdem er diesem Bock ein rotes Band zum Kennzeichen um die Hörner, jenem um den Hals gebunden hatte, legte er die Hände zum zweiten Male auf den Kopf seines Stieres und sprach das Sündenbekenntnis für das ganze Haus Aharons. Und wieder fiel die tausendköpfige Menge aufs Angesicht und stimmte in den Ruf ein: Gepriesen sei der Name der Herrlichkeit seines Reiches für und für. Darauf schlachtete der Hohepriester den Stier und fing das Blut in einer Schale auf, die er vorläufig auf die Erde setzte. Nun war der große, weihevolle Moment gekommen, da er das Allerheiligste betreten sollte, um vor dem goldenen Schrein, der die steinernen Tafeln des Bundes in seinem Innern barg, das Räucherwerk darzubringen. Auch im zweiten Tempel, dem jenes unvergleichliche Erbteil einer glorreichen Vergangenheit, das ehrwürdigste Denkmal aus Israels stolzer Jugendzeit schon fehlte, war dieser Augenblick sogar für die dichtgedrängte, in angstvoller Spannung draußen harrende Menge noch so aufregend, dass der Hohepriester seine Rückkehr beschleunigte und selbst im Vorraume, dem Hechal, nur ein kurzes Gebet sprach. Dann nahm er die Schale, die er vorhin auf den Boden gestellt hatte, und begab sich aufs Neue in das Allerheiligste, wo er in das Blut seines Opferstieres achtmal den Finger tauchte, um es gegen die Bundeslade hin einmal nach oben und siebenmal nach unten zu sprengen. Darauf schlachtete er in der Opferhalle den Bock, auf den das Los »für HaSchem« gefallen war, fing das Blut in einer zweiten Schale auf und ging zum dritten Male in das Allerheiligste, wo er wie vorhin achtmal von dem Blute in der Richtung der Bundeslade sprengte.

Dieselben sechzehn Sprengungen führte er dann im Hechal gegen die Mitte des Vorhanges aus, acht mit dem Blute des Stieres und wieder acht mit dem Blute des Bockes, worauf er die beiden Gefässe in einander leerte und mit dem gemischten Blute die vier »Hörner« des innern, goldenen Altars je einmal, die Oberfläche aber siebenmal besprengte. Nachdem er den Rest des Blutes auf den Grund des äußeren Altars gegossen, trat er an den zweiten, für ‘Azazel bestimmten Bock heran, legte seine Hände auf dessen Kopf und sprach das Sündenbekenntnis im Namen des ganzen Volkes. Und tieferschüttert sanken die Andächtigen, die in dichter Schar die Halle füllten, in die Knie, den Boden mit dem Angesicht berührend; und als der Hohepriester nun zum letzten Mal in Heiligkeit und Reinheit den erhabenen Namen Gottes klar und deutlich aussprach, fielen sie wieder mit den Worten ein: Gepriesen sei der Name der Herrlichkeit seines Reiches für und für. Nun wurde der Sündenbock seinem Führer übergeben, der ihn nach der Wüste bringen sollte.

Viele der Edelsten Jerusalems begleiteten ihn bis zur ersten der zehn Hütten, die auf seinem Wege lagen. In der Wüste angelangt, bestieg der Führer einen Felsen, teilte ein rotes Band in zwei Hälften, befestigte die eine am Felsen und die andere an den Hörnern des Bockes, den er sodann von der Höhe des Felsens hinabstürzte. Inzwischen hatte der Hohepriester das Fett der beiden Sündopfer, des Stieres nämlich und des Bockes, deren Blut im Innern des Heiligtums gesprengt worden war, nebst dem Zwerchfell und den Nieren herausgeschnitten und in eine Schüssel getan. Während ihr Fleisch samt der Haut außerhalb der Stadt verbrannt wurde, las er aus einer Torarolle, die man ihm feierlich hinreichte, die auf das Fest bezüglichen Stellen des dritten Buches, trug den Abschnitt aus dem vierten Buche auswendig vor und schloss mit einigen Segenssprüchen. Darauf legte er wieder sein golddurchwirktes Amtskleid an, um zunächst das im vierten Buche (29, 7—11) vorgeschriebene Festopfer (Mussaf), von dem bisher nur der Stier und die sieben Lämmer dargebracht waren, mit den beiden zurückgestellten Opfertieren, dem Ziegenbocke und dem Widder, zu vollenden und zugleich den eigenen Widder zu opfern, den er nach 3. B. M. 16, 3 als Ganzopfer darzubringen hatte.

Dann nahm er die in der Schüssel aufbewahrten Opferteile und übergab sie dem Feuer des äusseren Altars, wonach er zum vierten und letzten Abschnitt seines Tagesdienstes, zum Abendopfer überging. Dieses bestand wie das Morgenopfer aus einem Lamm im ersten Lebensjahr und dem zugehörigen Mehl- und Weinopfer, dem der Hohepriester noch sein persönliches Brotopfer hinzufügte. Nachdem er auch dieses vollzogen hatte, vertauschte er wieder die acht Gewänder seiner Amtstracht mit den vier weißen Kleidern und begab sich zum letzten Male in das Allerheiligste, um die Kohlenschaufel und den Löffel herauszuholen, worauf er wieder das prächtige, mit Edelsteinen reich besetzte Priestergewand anlegte, in welchem er nun den Hechal betrat, wo er das abendliche Räucherwerk auf dem goldenen Altare darbrachte und auf dem siebenarmigen goldenen Leuchter die Lampen anzündete. Damit war sein schweres Tagewerk vollbracht. Das ist in großen Zügen das Bild, das uns in der Mischna von der Tempelfeier des Versöhnungstages entrollt wird.

Die Darstellung der Einzelheiten nimmt in unserm Traktat, der gewöhnlich schlechthin »Joma« (der Tag) genannt wird, den breitesten Raum ein.

Die übrigen Vorschriften des Versöhnungsfestes sind auf ein einziges Kapitel, das letzte beschränkt.

Im ersten Kapitel werden die sieben Tage der Vorbereitung behandelt, im zweiten die täglichen Opfer beschrieben.

Alle übrigen beschäftigen sich — von gelegentlichen Abschweifungen und Unterbrechungen abgesehen — mit dem besonderen Opferdienste, der diesen Tag der Sühne auszeichnet. Den Schluss bildet eine erhebende Betrachtung über die läuternde Kraft dieses eigenartigen Festes, die jeder in seinem Innersten erlebt, der mit aufrichtiger Reue den festen Willen zur Rückkehr verbindet.

Kapitel 1

1

Sieben Tage vor dem Versöhnungsfeste lässt man den Hohenpriester aus seinem Hause nach der Kammer der Beisitzer1 sich zurückziehen und hält einen andern Priester als seinen Stellvertreter in Bereitschaft für den Fall, dass ihm etwa ein Makel2 zustösst. R. Jehuda sagt: Auch eine andere Gattin hält man ihm in Bereitschaft für den Fall, dass seine Frau etwa stirbt3; denn es heisst: „Er entsündige sich und sein Haus“4, sein Haus aber — das ist seine Gattin. Man erwiderte ihm jedoch: Wenn man so weit ginge, dann wäre gar kein Ende abzusehen5.

2

In all den sieben Tagen sprengt er das Blut6, verbrennt er das Räucherwerk7, bringt er die Lampen in Ordnung8, opfert er den Kopf und den Hinterfuss9; an allen anderen Tagen opfert er, so oft es ihm beliebt. Denn der Hohepriester nimmt als Erster am Opferdienste teil10 und empfängt als Erster seinen Anteil11.

3

Man stellte ihm einige von den Ältesten des Gerichtshofes zur Verfügung, die ihm den Festabschnitt12 vorlasen und dann zu ihm sprachen: Mein Herr Hoherpriester, lies nun mit deinem Munde; vielleicht hast du schon vergessen oder überhaupt nicht gelernt13. Am Rüsttage des Versöhnungsfestes stellt man ihn morgens an das östliche Tor, wo man ihm Stiere, Widder und Lämmer vorführt14, damit er mit dem Dienste bekannt und vertraut werde.

4

All die sieben Tage hindurch verweigerte man ihm weder Speise noch Trank; am Rüsttage des Versöhnungstages aber liess man ihn vor Eintritt der Dunkelheit nicht viel essen, weil Nahrung Schlaf im Gefolge hat15.

5

Die Ältesten des Gerichtshofes übergaben ihn den Ältesten der Priesterschaft und geleiteten ihn zum Söller des Hauses Abtinas hinauf16, wo sie Abschied nahmen und sich entfernten, nachdem sie ihn mit folgenden Worten beschworen hatten: Mein Herr Hoherpriester! Wir sind die Bevollmächtigten des Gerichtshofes, du bist unser und des Gerichtshofes Bevollmächtigter; wir beschwören dich bei dem, der seinen Namen in diesem Hause thronen lässt, dass du in nichts abweichest von allem, was wir dir gesagt haben17. Er wandte sich ab und weinte18, und sie wandten sich ab und weinten19.

6

War er ein Gelehrter, hielt er einen Vortrag20; wenn nicht, wurden ihm von gelehrten Männern Vorträge gehalten. Wenn er in der heiligen Schrift bewandert war, las er in ihr; wenn nicht, las man ihm vor. Und was las man ihm vor? Aus Ijob, ‘Ezra und der Chronik21. Zecharja ben Ḳebuṭal berichtet: Oftmals habe ich ihm aus Daniel vorgelesen.

7

Wollte er einnicken, so schlugen junge Priester22 mit dem Mittelfinger vor ihm ein Schnippchen23, indem sie sprachen: Mein Herr Hoherpriester, steh auf und ermuntere24 dich einmal25 auf dem Pflaster26. Und man zerstreut ihn27, bis die Zeit des Schlachtens heranrückt.

8

Gewöhnlich hebt man beim Hahnenruf oder um diese Zeit, sei es vorher, sei es nachher, die Altarasche ab28, am Versöhnungstage schon um Mitternacht29, an den Erscheinungsfesten beim ersten Wechsel der Nachtwache30; und noch war die Zeit des Hahnenrufes nicht angebrochen, als schon die Opferhalle von Israeliten voll war.

Kapitel 2

1

Anfangs konnte jeder31, der die Altarasche abheben wollte32, diesen Dienst verrichten. Waren ihrer mehrere, liefen sie die Rampe33 hinauf, und wer den andern bei der vierten Elle34 voraus war, der hatte gesiegt. Wenn zwei sie zugleich erreichten, sprach der Beamte35 zu ihnen36: Erhebet die Finger37. Und wieviel streckten sie aus ? Einen oder zwei38; den Daumen aber streckte man im Heiligtume nicht hervor39,

2

Da ereignete es sich, dass zwei, die einander gewachsen waren, die Rampe hinaufliefen, und der eine seinen Mitbewerber so beengte, dass dieser hinunterfiel und den Fuss brach. Als der Gerichtshof sah, dass sie in Gefahr gerieten, ordnete er an, dass man die Altarasche nur nach dem Lose abheben soll. Vier Auslosungen fanden dort40 statt, und das war die erste unter ihnen.

3

Die zweite Auslosung [bestimmte]41, wer schlachten soll, wer sprengen, wer den innern Altar entaschen42, wer den Leuchter entaschen43 und wer die Opferglieder auf die Rampe44 tragen soll: Kopf nebst Hinterfuss45, die beiden Vorderfüsse, Schweif46 nebst Hinterfuss47, Brust nebst Schlund48, die beiden Flanken49 und die Eingeweide50, ferner das Mehl51, die Opferbrote52 und den Wein53. Dreizehn Priester waren dabei beteiligt54. Ben ‘Azzai erklärte vor R. ‘Akiba im Namen des R. Josua: In der natürlichen Reihenfolge55 wurde dargebracht.

4

Das dritte Los: Neulinge, kommet und loset ums Räucherwerk56. Das vierte: Neulinge und Erfahrene, wer soll die Opferglieder von der Rampe zum Altar emportragen57?

5

Das tägliche Opfer wird durch neun oder zehn oder elf oder zwölf [Priester] dargebracht, nicht durch weniger und nicht durch mehr. Wie so ? An und für sich durch neun58, die Eingeweide, das Mehl und der Wein durch je zwei59.

6

Ein Stier wird durch vierundzwanzig [Priester] dargebracht: Kopf und Hinterfuss60, jener durch einen, dieser durch zwei: Schweif und Hinterfuss, jener durch zwei und dieser durch zwei; Brust und Schlund, jener durch einen, dieser61 durch drei; die beiden Vorderfüsse durch zwei; die beiden Flanken durch zwei; die Eingeweide, das Mehl62 und der Wein63 durch je drei. Indessen gilt das64 nur von öffentlichen Opfern; was dagegen die Privatopfer betrifft, so kann jeder, der sich dazu bereit erklärt, den ganzen Dienst allein verrichten65. Hinsichtlich der Enthäutung und Zerlegung sind diese und jene einander gleich66.

Kapitel 3

1

Der Beamte sprach zu ihnen67: Gehet hinaus und sehet, ob die Zeit des Schlachtens schon gekommen ist68. Sowie sie eintritt, sagt der Beobachter: „Es tagt69“. Matitja ben Schemuel70 berichtet: „Es hat sich der ganze Ostrand erhellt.“ „Bis gen Hebron71?“ Worauf er mit „Ja“ antwortet.

2

Und warum sah man sich dazu genötigt? Weil man einmal72, als das Licht des Mondes aufstieg, in der Meinung, dass der Morgen aufleuchte73, das tägliche Opfer schlachtete, das man hernach in den Verbrennungsraum schaffen musste74. — Man führte den Hohenpriester ins Badehaus75. Folgende Regel galt im Heiligtum: Wer seine Füsse bedeckt76, muss baden77; wer Wasser auswirft78, muss sich Hände und Füsse heiligen79.

3

Keiner darf die Opferhalle zu einer Dienstverrichtung betreten, wenn er auch rein ist, ehe er ein Bad genommen80. An diesem Tage musste der Hohepriester fünfmal ins Bad steigen und zehnmal die „Heiligung“ vornehmen81, alles dies im Heiligtum auf dem Parwahause82 mit Ausnahme dieses ersten Bades83.

4

Man breitete zwischen ihm und dem Volke ein Tuch aus Byssus aus, worauf er sich entkleidete, um ins Bad hinabzusteigen. Nachdem er heraufgestiegen war und sich abgetrocknet hatte84, brachte man ihm die goldenen Gewänder85; er legte sie an und heiligte sich Hände und Füsse. Nun brachte man ihm das tägliche Opferlamm86, er schlachtete es87, und während ein anderer an seiner Seite den Schnitt vollendete88, fing er das Blut auf89, um es sogleich zu sprengen90. Dann ging er dazu über91, das Morgenräucherwerk zu verbrennen92, die Lämpchen in Ordnung zu bringen93 und den Kopf nebst den übrigen Gliedern94 samt den Opferbroten95 und dem Weine96 darzubringen.

5

Das Morgenräucherwerk97 wurde zwischen dem Blut und den Gliedern dargebracht, das Abendräucherwerk98, das auf geheiligtem Boden stand99, und breitete ein Tuch aus Byssus zwischen ihm und dem Volke aus. Er heiligte Hände und Füsse100 und entkleidete sich. R. Meïr meint, dass er zuerst sich entkleidet und nachher Hände und Füsse geheiligt habe. Nachdem er ins Bad gestiegen101, wieder heraufgekommen war und sich abgetrocknet hatte102, brachte man ihm die weissen Gewänder103, nach deren Anlegung er aufs neue seine Hände und Füsse heiligte.

6

Am Morgen legte er pelusisches Linnen an im Werte von zwölf Minen104, nachmittags indisches Linnen im Werte von achthundert Denaren105. Dies die Worte des R. Meïr. Die Weisen106 sagen: Am Morgen legte er Gewänder im Werte von achtzehn Minen an, nachmittags solche, die zwölf Minen kosteten. Der Gesamtwert betrug dreissig Minen107. Soviel wurde aus öffentlichen Mitteln bewilligt108; wollte er aber mehr aufwenden, so musste er aus eigenem Vermögen hinzufügen.

7

Zunächst begab er sich zu seinem Stiere109. Dieser stand zwischen dem Ulam110 und dem Altar111 mit dem Kopfe nach Süden und dem Gesichte nach Westen112. Der Priester stand im Osten, das Antlitz nach Westen gerichtet113. Er stützte beide Hände auf ihn114 und sprach das Sündenbekenntnis Und so sprach er: Ach, Ewiger ! ich habe vor dir gesündigt, gefrevelt und gefehlt, ich und mein Haus. O, Ewiger ! Verzeihe doch die Sünden, Frevel und Verfehlungen, wie sehr ich auch vor dir gesündigt, gefrevelt und gefehlt haben mag, ich und mein Haus, wie geschrieben steht in der Tora deines Dieners Mosche115: Denn an diesem Tage wird er euch verzeihen, um euch zu reinigen; von all euren Sünden vor Gott sollt ihr rein werden. Sie aber116 stimmten mit den Worten ein: Gepriesen sei der Name der Herrlichkeit seines Reiches für und für.

8

Darauf trat er nach Osten zurück an die Nordseite des Altars, der Vorsteher zu seiner Rechten und das Familienoberhaupt117 zu seiner Linken. Dort standen zwei Ziegenböcke118, und eine Urne119 befand sich daselbst, in der zwei Lose120 lagen. Sie waren aus Buchsbaum; Ben Gamla aber machte welche aus Gold, wofür man ihn lobend erwähnte.

9

Ben Ḳâṭîn liess zwölf Hähne am Waschbecken121 anbringen, das früher deren nur zwei hatte; auch liess er für das Waschbecken eine Vorrichtung122 herstellen, dass sein Wasser nicht durch Übernachten unbrauchbar werde123. König Monobaz124 liess die Griffe aller für den Versöhnungstag bestimmten Geräte125 aus Gold anfertigen. Seine Mutter Helenê liess über dem Eingang des Hêchâl126 einen goldenen Leuchter anbringen; auch liess sie eine goldene Tafel anfertigen, auf welcher der Schriftabschnitt von der des Ehebruchs Verdächtigen127 verzeichnet war. Nikanor erfuhr an seinen Türen Wunder128, und man erwähnte ihn zum Lobe.

10

Folgende aber zum Tadel: Die Angehörigen des Hauses Garmo wollten in Bezug auf die Bereitung des innern Brotes nichts lehren129, die des Hauses Abtinas nichts über die Anfertigung des Räucherwerks; Hygros ben Lewi war ein Meister der Kadenz im Gesange130, wollte sie aber nicht lehren; Ben Ḳamṣar wollte niemand in seiner Schreibkunst unterweisen131. Von den Erstgenannten132 heisst es: das Andenken des Gerechten ist zum Segen133; von diesen aber134 heisst es: der Name der Ruchlosen vergeht135.

Kapitel 4

1

Er schüttelte die Urne und entnahm ihr die beiden Lose136. Auf dem einen stand: „Für den Ewigen“, auf dem andern: „Für ‘Azazel“. Der Vorsteher war zu seiner Rechten, das Oberhaupt der Familie137 zu seiner Linken. Wenn das Los mit dem heiligen Namen in seine Rechte geraten war, sprach der Vorsteher zu ihm: Mein Herr Hoherpriester, erhebe deine Rechte; war es in seine Linke geraten, so sprach das Familienhaupt zu ihm: Mein Herr Hoherpriester, erhebe deine Linke. Dann legte er sie auf die zwei Böcke, indem er sprach: „Dem Ewigen ein Sündopfer“. R. Isma‘el meint, er brauchte nicht ein „Sündopfer“ zu sagen, sondern nur: „Dem Ewigen“. Sie aber138 fielen mit den Worten ein: Gepriesen sei der Name der Herrlichkeit seines Reiches für und für.

2

Darauf befestigte er139 ein Band von Kermeswolle140 sowohl am Kopfe des fortzuschickenden Bockes141, den er einstweilen an den Ort seiner Wegschaffung142 stellte, als auch dem zu schlachtenden143 an der Schlachtstelle144. Dann näherte er sich zum zweiten Male145 seinem146 Stiere, stützte auf ihn147 die beiden Hände und sprach das Sündenbekenntnis. Und so sprach er: Ach, Ewiger ! ich habe vor dir gesündigt, gefrevelt und gefehlt, ich und mein Haus und die Söhne Aharons, der Stamm der dir Geweihten. O Ewiger, verzeihe doch die Sünden, Frevel und Verfehlungen, wie sehr ich auch vor dir gesündigt, gefrevelt und gefehlt haben mag, ich und mein Haus und die Söhne Aharons, der Stamm der dir Geweihten, wie geschrieben steht in der Tora deines Dieners Mosche148: Denn an diesem Tage wird er euch verzeihen, um euch zu reinigen; von all euren Sünden vor Gott sollt ihr rein werden. Sie aber149 fielen mit dem Rufe ein: Gepriesen sei der Name der Herrlichkeit seines Reiches für und für.

3

Nun schlachtete er ihn150, fing sein Blut in einer Schale auf und übergab sie dem, der es auf der vierten Pflasterreihe im Hêchal umrühren sollte, damit es nicht gerinne151. Dann nahm er die Schaufel, stieg zur Oberfläche des Altars empor, schob einige Kohlen rechts und links zur Seite und nahm von den durchglühten152 in der Tiefe die Schaufel voll, stieg dann wieder hinab und setzte sie auf die vierte Pflasterreihe in der Opferhalle153.

4

Täglich benutzte man dazu eine silberne Schaufel, die man in eine goldene leerte154, heute aber benutzte er gleich die goldene, in der er (die Kohlen) hineintragen sollte. Täglich nahm man eine Schaufel von vier Kab und leerte sie in eine solche von drei Kab155; heute aber nahm er gleich eine drei Kab fassende, mit der er später hineinging. R. Jose sagt: Er benutzte sonst eine Schaufel von einer Sea, die er in eine solche von drei Kab leerte, während er heute eine solche von drei Kab nahm, die er dann auch hineintrug. Sonst war sie schwer, heute leicht. Sonst hatte sie einen kurzen Stiel, heute einen langen156. Sonst war ihr Gold gelb, heute rötlich. So die Worte des R. Menaḥem. Täglich brachte man [vom Räucherwerk] eine halbe Mine157 morgens und eine halbe Mine nachmittags dar; heute fügte er seine beiden Hände voll hinzu158. Täglich vom feinsten, heute vom allerfeinsten159.

5

Sonst gehen die Priester an der Ostseite der Rampe160 hinauf und an der Westseite wieder hinunter; heute steigt der Hohepriester in der Mitte hinauf und in der Mitte wieder hinab161. R. Juda meint, der Hohepriester gehe stets in der Mitte hinauf und in der Mitte wiederum hinab. Sonst heiligte162 der Hohepriester seine Hände und Füsse aus dem Waschbecken, heute aber163 aus goldener Schüssel164. R. Juda meint, der Hohepriester heilige stets seine Hände und Füsse aus goldener Schüssel.

6

Gewöhnlich waren dort165 vier Feuerstätten166, heute fünf167. So die Worte des R. Meïr. R. Jose sagt: Gewöhnlich drei168, heute vier. R. Juda sagt: Gewöhnlich zwei169, heute drei.

Kapitel 5

1

Man brachte ihm170 Löffel und Pfanne171. Aus dieser füllte er seine beiden Hände [mit Räucherwerk] und tat es in den Löffel, ein Hochgewachsener gemäss seiner Grösse, ein Kleinerer gemäss seinem geringern Umfang172, und dem entsprach auch das Maass173. Nun fasste er die Schaufel174 mit der Rechten, den Löffel mit der Linken und durchschritt den Hêchâl175, bis er zwischen die beiden Vorhänge gelangte176, die das Heilige vom Allerheiligsten trennen, und deren Zwischenraum eine Elle betrug. [R. Josê sagt: Es gab da nur einen Vorhang; denn es heisst:177 Der Vorhang soll euch das Heilige vom Allerheiligsten trennen.] Der äussere war an der Südseite zurückgeschlagen178, der innere an der Nordseite. Er schreitet zwischen beiden dahin, bis er das nördliche Ende erreicht, und wendet, sowie er im Norden angelangt ist, sein Gesicht nach Süden, geht dann den Vorhang links entlang, bis er die Lade179 erreicht, und setzt die Schaufel, sobald er bei der Lade angelangt ist, zwischen ihre beiden Stangen180. Jetzt häuft er das Räucherwerk auf die Schaufel181, der ganze Raum füllt sich mit Rauch, er geht in derselben Weise, wie er gekommen, wieder zurück182 und betet im äussern Raume183 ein kurzes Gebet. Er hielt sich aber bei dem Gebet nicht lange auf, damit er Israel nicht in Angst setze184.

2

Nach der Entfernung der Lade185 befand sich dort ein Stein aus den Zeiten der früheren Propheten. Er wurde Schetija186 genannt und ragte aus der Erde drei Daumenbreiten hoch empor. Auf diesen setzte er sie187.

3

Darauf nahm er das Blut von dem, der es umrührte188, betrat aufs neue den Raum, den er vorher betreten hatte189, stellte sich wieder auf den Ort, auf dem er eben gestanden190, und sprengte davon einmal aufwärts und siebenmal abwärts, nicht als ob er es darauf abgesehen hätte, sei es nach oben, sei es nach unten zu sprengen, sondern wie jemand, der zum Schlage ausholt191. Dabei zählte er wie folgt: Eins, eins und eins, eins und zwei, eins und drei, eins und vier, eins und fünf, eins und sechs, eins und sieben. Während er hinausging192, tat er es auf den goldenen Untersatz, der sich im Hêchâl befand.

4

Hernach brachte man ihm den Ziegenbock. Er schlachtete ihn, fing sein Blut in einer Schale auf und begab sich aufs neue in den Raum, den er vorhin betreten hatte193, nahm wieder den Platz ein, auf dem er damals gestanden194, und sprengte davon einmal aufwärts und siebenmal abwärts195, nicht als ob er es darauf abgesehen hätte, sei es nach oben, sei es nach unten zu sprengen, sondern wie man zu einem Schlage ausholt196. Dabei zählte er wie folgt: Eins, eins und eins, eins und zwei, eins und drei, eins und vier, eins und fünf, eins und sechs, eins und sieben. Darauf goss er das Blut des Stieres in das Blut des Bockes und leerte das volle [Gefäss] in das leere.

5

Sodann begab er sich „zum Altar, der vor Gott steht“197, das ist der goldene Altar. Wenn er nun abwärts zu sprengen beginnen will198, wo soll er den Anfang machen? An dem nordöstlichen Würfel199, auf welchen der nordwestliche, dann der südwestliche und endlich der südöstliche folgt. Wo man beim Sündopfer auf dem äussern Altar anfängt200, dort hört er am innern Altar auf. R. Eli‘ezer meint, er habe bei den Sprengungen an einer und derselben Stelle gestanden201, und sie alle von unten nach oben ausgeführt mit Ausnahme der vor ihm befindlichen Ecke, auf die er von oben nach unten sprengte202.

6

Nachdem er noch siebenmal die Oberfläche203 des Altars besprengt hatte, goss er den Rest des Blutes auf den westlichen Grund des äussern Altars204. Das am äussern Altar übrig gebliebene205 goss man auf den südlichen Grund206. Beides vermengt sich im Wasserarm207 und fliesst in den Kidronbach. Es wird den Gärtnern als Dünger verkauft und unterliegt dem Gesetze über die Veruntreuung208.

7

Der ganze Dienst des Versöhnungstages ist hier der Reihe nach beschrieben. Wurde eine Verrichtung im Verhältnis zu einer andern zu früh vorgenommen, so ist sie als nicht vollzogen anzusehen. Hatte das Blut des Ziegenbocks den Vorrang vor dem Blute des Stieres, so muss vom Blute des Bockes noch einmal nach dem Blute des Stieres gesprengt werden. Wurde das Blut vergossen, ehe die Sprengungen im Innern209 vollendet waren, muss anderes Blut herbeigeschafft210 und die Sprengung im Innern wieder von vorne begonnen werden. Ebenso im Hêchâl und ebenso auf dem goldenen Altare211; denn sie alle sind je eine Sühne für sich212. R. El‘azar und R. Simon dagegen meinen: Wo er sie abgebrochen hat, dort nimmt er sie wieder auf.

Kapitel 6

1

Die beiden Böcke des Versöhnungstages213 sollen in Farbe, Wuchs und Kaufpreis einander gleich sein und zusammen angeschafft werden. Gleichen sie einander nicht, so eignen sie sich dennoch. Wurde der eine an diesem, der andere am folgenden Tage gekauft, sind sie trotzdem zu verwenden. Stirbt einer von ihnen, so schafft man, wenn der Tod, noch ehe das Los gefallen214, eingetreten ist, einen andern herbei, um ihn dem zweiten zu gesellen215; ist aber der Tod erst nach der Entscheidung des Loses eingetreten, muss man ein neues Paar herbeischaffen und aufs neue losen. Ist nun der für Gott bestimmte umgekommen, so sagt er216: Dieser hier, auf den jetzt das Los für Gott gefallen, trete an seine Stelle; ist aber der für ‘Azazel bestimmte umgekommen, so sagt er217: Dieser hier, auf den das Los für ‘Azazel jetzt gefallen, trete an seine Stelle. Den zweiten218 schickt man auf die Weide, bis er untauglich wird219; dann wird er verkauft, und der Erlös fällt der Spendenkasse220 zu. Denn ein öffentliches Sündopfer lässt man nicht umkommen221. R. Juda sagt: Man lässt es umkommen222. Ferner sagte R. Juda: Wurde das Blut223 ausgegossen224, so lässt man den wegzuschickenden Bock umkommen225; ist der wegzuschickende Bock umgekommen226, so giesst man das Blut weg227.

2

Er nähert sich nun228 dem wegzuschickenden Bocke, stützt beide Hände auf ihn229 und spricht das Sündenbekenntnis. Und also spricht er: Ach, Ewiger! Gesündigt, gefrevelt, gefehlt hat dein Volk, das Haus Israels, vor dir. O, bei dem Ewigen230, verzeihe doch die Sünden, Frevel und Verfehlungen, wie sehr sie auch vor dir gesündigt, gefrevelt und gefehlt haben mögen, dein Volk, das Haus Israels, wie geschrieben steht in der Tora deines Dieners Mosche231: Denn an diesem Tage wird er euch verzeihen, um euch zu reinigen; von all euren Sünden vor Gott sollt ihr rein werden. Und die Priester und das Volk, die in der Opferhalle standen, als sie den deutlich ausgesprochenen Namen hörten232, wie er aus dem Munde des Hohenpriesters sich vernehmen liess, sanken sie ins Knie, warfen sich nieder und fielen auf ihr Angesicht, indem sie sprachen: Gepriesen sei der Name der Herrlichkeit seines Reiches für und für.

3

Dann übergab er ihn dem, der ihn wegführen sollte233. Jeder eignet sich zum Führer; aber die Priester234 hatten es zur Norm gemacht, dass sie einem [gewöhnlichen] Israeliten235 ihn wegzuführen nicht gestatteten. R. Jose berichtet: Einst führte ihn ‘Arsela aus Sepphoris, der nichts anderes als Israelit war.

4

Und ein Brückensteg236 wurde für ihn angefertigt wegen der Babylonier237, die ihn an den Haaren zerrten, indem sie riefen: Da nimm und geh, da nimm und geh! Von den Edlen Jerusalems begleiteten ihn einige bis zur ersten Hütte. Zehn Hütten waren von Jerusalem bis zur Felsenkluft238, neunzig Rês, je siebenundeinhalb auf ein Mil239.

5

Bei jeder einzelnen Hütte sagte man zu ihm: Hier ist Speise, hier ist Wasser240. Man geleitete ihn von Hütte zu Hütte bis auf die letzte, deren Gäste nicht mit ihm zur Schlucht gelangten241, sondern von ferne standen und seinem Tun zuschauten.

6

Wie ging er vor? Er teilte ein Kermesband, befestigte die eine Hälfte am Felsen242, die andere zwischen den Hörnern [des Bockes], und stiess diesen rückwärts, dass er hinabrollte und, ehe er noch die Mitte des Berges erreicht hatte, in lauter Stücke gerissen wurde. Dann kehrte er um243 und verweilte in der letzten Hütte244, bis die Nacht hereinbrach. Und wann tritt bei ihm die Unreinheit der Kleider ein245? Sowie er die Mauern Jerusalems verlässt. R. Simon sagt: Mit dem Augenblick des Stosses in die Schlucht.

7

Er246 wendet sich wieder dem Stiere und dem Bocke zu247, die nun verbrannt werden sollen248. Er öffnet ihnen den Leib, nimmt die Opferteile heraus249, legt diese in eine Schüssel250 und bringt sie auf dem Altar dar251. Sie selbst aber schlingt er in einander252 und lässt sie nach dem Verbrennungsorte253 hinausschaffen. Und wann tritt hier die Unreinheit der Kleider ein254? Sobald sie die Mauern der Opferhalle verlassen. R. Simon sagt: Wenn das Feuer den grössten Teil ihrer Leiber ergriffen hat.

8

Man meldete dem Hohenpriester, dass der Bock die Wüste erreicht habe255. Woher wusste man aber, dass der Bock die Wüste erreicht hatte? Es wurden Posten256 aufgestellt, die Fahnen schwenkten, und so erfuhr man, wann der Bock die Wüste erreichte. R. Jehuda meinte: Sie hatten ja ein vortreffliches Zeichen. Von Jerusalem bis Bêt Haroro257 sind drei Mil; ein Mil Hinweg, ein Mil Rückweg, ein Mil Aufenthalt258, und man wusste, dass der Bock die Wüste erreicht hatte. R. Isma‘el sagte: Sie hatten ja ein anderes Zeichen. Ein Kermesband259 war am Eingang des Hêchâl befestigt, und sowie der Bock die Wüste erreichte, wurde das Band weiss; denn es heisst260: Wenn euere Sünden wie Kermes sind, sollen sie weiss wie Schnee werden.

Kapitel 7

1

Jetzt261 schickt der Hohepriester sich zum Vortrag an262. Wenn er will, liest er in den Byssuskleidern263; wenn nicht, liest er in einem weissen Gewande264 aus eigenem Besitz. Der Synagogendiener holt eine Torarolle und übergibt sie dem Synagogenverwalter, der sie wieder dem Vorsteher reicht, damit er sie dem Hohenpriester aushändige. Der Hohepriester erhebt sich, nimmt sie in Empfang (und liest stehend)265. Er liest Aḥarê Môt und Ach be‘asôr, rollt das Buch der Tora zusammen, legt es auf seinen Schoss und spricht: Mehr als ich euch vorgelesen, ist hier verzeichnet266. Ube‘asôr aber, im Buche der Musterungen267, trägt er auswendig vor268, worauf er acht Benediktionen spricht: über die Tora, über den Tempeldienst und ein Dankgebet, ferner über die Sündenvergebung, über das Heiligtum besonders, über Israel besonders, über die Priester besonders und endlich ein allgemeines Gebet269.

2

Wer den Hohenpriester während seiner Vorlesung sah, konnte dem Verbrennen des Stieres und des Widders270 nicht zuschauen, und wer der Verbrennung des Stieres und des Widders zuschaute, konnte den Hohenpriester während der Vorlesung nicht sehen; nicht etwa, dass er es nicht durfte, sondern weil die Entfernung zu gross war und beides zur selben Zeit sich abspielte.

3

Hatte er in den Byssusgewändern vorgelesen, so heiligte er nun seine Hände und Füsse271, entkleidete sich und stieg ins Bad hinunter272. Nachdem er wieder heraufgekommen war und sich abgetrocknet hatte273, brachte man ihm die goldenen Kleider274. Er legte sie an und heiligte sich Hände und Füsse, um draussen275 seinen Widder276 und den Widder des Volkes277 darzubringen nebst den sieben fehlerlosen Lämmern, die das erste Lebensjahr noch nicht überschritten hatten278. So die Worte des Rabbi Eli‘ezer. R. ‘Aḳiba meint, dass diese im Anschluss an das tägliche Morgenopfer dargebracht wurden, während der zum Ganzopfer bestimmte Stier279 sowie der im Aussenraume zu opfernde Ziegenbock280 erst zur Zeit des täglichen Abendopfers281 dargebracht wurde282.

4

Und wieder heiligte er sich Hände und Füsse, entkleidete sich und stieg ins Bad hinunter283. Nachdem er wieder heraufgekommen war und sich abgetrocknet hatte284, brachte man ihm das weisse Gewand285. Er legte es an, heiligte seine Hände und Füsse und ging hinein286, um den Löffel nebst der Schaufel herauszuholen287, worauf er sich aufs neue Hände und Füsse heiligte, das Gewand ablegte und ins Bad stieg. Nachdem er ihm wieder entstiegen und abgetrocknet war, reichte man ihm die goldenen Kleider288, nach deren Anlegung er die Heiligung der Hände und Füsse wiederholte. Dann ging er hinein289, um das Abendräucherwerk darzubringen290 und die Lämpchen anzuzünden291, wonach er seine Hände und Füsse heiligte und sich entkleidete292. Nunmehr brachte man ihm seine eigenen Kleider. Nachdem er diese angezogen hatte, begleitete man ihn bis zu seinem Hause, wo er seinen Freunden ein Fest bereitete, da er in Frieden aus dem Heiligtume heimgekehrt war293.

5

Der Hohepriester verrichtet den Dienst in acht Gewändern, ein anderer Priester294 in vieren, dieser in Leibrock, Beinkleid, Kopfbund und Gürtel295, zu denen der Hohepriester Brustzier, Schurz, Oberkleid und Stirnbinde296 hinzufügt. In diesen befragen sie die Urîm und Tummîm297; man befragt sie aber (nicht auf Wunsch einer Privatperson298, sondern)299 nur im Auftrage des Königs, des Gerichtshofes oder eines Mannes, auf den die Gesamtheit angewiesen ist.

Kapitel 8

1

Am Versöhnungstage ist es verboten300 zu essen und zu trinken, sich zu waschen und zu salben, Sandalen anzuziehen301 und das Bett zu benutzen302. Ein König und eine Neuvermählte303 dürfen sich das Gesicht waschen, eine Wöchnerin304 darf Sandalen anziehen. Dies die Worte des R. Eli‘ezer. Die Weisen aber verbieten es.

2

Wer das Quantum einer grossen Dattel, ihren und ihres Kerns Rauminhalt305 isst, oder einen Mundvoll trinkt, ist straffällig306. Alle Speisen ergänzen einander zum Quantum einer Dattel und alle Getränke zum Rauminhalt seines Mundes. Speise und Trank ergänzen einander nicht307.

3

Hat man in einem Versehen gegessen und getrunken, so ist man nur zu einem Sündopfer verpflichtet, … gegessen und Arbeit verrichtet, so ist man zu zwei Sündopfern verpflichtet308. Hat man ungeniessbare Speisen gegessen oder ungeniessbare Flüssigkeiten getrunken, selbst wenn man Salzlake oder Pökelbrühe309 getrunken hat310, so ist man frei311.

4

Kinder lässt man am Versöhnungstag nicht fasten; doch soll man sie ein Jahr oder zwei Jahre vorher312 einweihen, damit sie mit den Geboten vertraut seien313.

5

Einer Schwangern314, die durch Gerüche erregt ist315, gibt man zu essen, bis sie wieder zu sich kommt. Einem Kranken gibt man auf Anordnung Sachkundiger zu essen, und wenn keine Fachleute anwesend sind, gibt man ihm auf eigenes Verlangen so lange zu essen, bis er erklärt, es sei genug316.

6

Wird jemand von Heisshunger317 ergriffen, gibt man ihm selbst unreine Dinge318 zu essen, bis seine Augen wieder aufleuchten. Wurde jemand von einem tollen Hunde gebissen, so darf man ihm nicht von dessen Zwerchfell zu essen geben319. R. Matja ben Ḥeresch aber gestattet es320. Ferner sagt R. Matja ben Ḥeresch: Wenn jemand Halsschmerzen hat, so darf man ihm am Sabbat Arzenei in den Mund einflössen, denn es liegt die Möglichkeit einer Lebensgefahr vor, und schon die Möglichkeit einer Lebensgefahr lässt den Sabbat zurücktreten.

7

Wenn Trümmer über jemand zusammengestürzt sind, und es ist zweifelhaft, ob er noch dort ist oder nicht, ob er lebt oder tot ist, ob es ein Heide oder ein Israelit ist321, so lichtet man den Schutthaufen über ihm322. Findet man ihn am Leben, erweitert man ihm die Öffnung; ist er aber tot, lässt man ihn liegen.

8

Das Sündopfer323 und das zweifellose Schuldopfer324 haben sühnende Kraft. Der Tod wie der Versöhnungstag sühnt in Verbindung mit Umkehr325. Umkehr sühnt geringere Vergehen, [Übertretung einfacher] Gebote oder Verbote326, und bewirkt bei schwereren einen Aufschub327, bis der Versöhnungstag kommt und sühnt.

9

Wenn jemand sagt: ich werde sündigen und Busse tun, sündigen und Busse tun, so wird ihm nicht vergönnt, Busse zu tun328 … ich werde sündigen und der Versöhnungstag wird es sühnen, so hat der Versöhnungstag keine sühnende Wirkung. Sünden des Menschen gegen Gott329 sühnt der Versöhnungstag, Sünden des Menschen gegen seinen Nebenmenschen sühnt der Versöhnungstag nicht, bis man dessen Verzeihung erlangt hat. Das leitete R. El‘azar ben ‘Azarja aus der Schriftstelle ab: „Von all euren Sünden vor Gott sollt ihr rein werden330. Sünden des Menschen gegen Gott sühnt der Versöhnungstag, Sünden des Menschen gegen den Nebenmenschen sühnt der Versöhnungstag nicht, ehe man dessen Vergebung erlangt hat. R. ‘Aḳiba sprach: Heil euch, Israel ! Wer ist’s, vor dem ihr euch reinigt, und wer ist’s, der euch reinigt? Euer Vater im Himmel. Denn so heisst es331: „Ich werde reines Wasser auf euch sprengen und ihr werdet rein werden. Und ferner heisst es332: Israels Reinheitsquell333 ist der Ewige. Wie die Quelle den Unreinen die Reinheit wiedergibt, so lässt auch der Heilige, gelobt sei er, Israel wieder rein werden.


  1. פלהדרין = πάρεδροι. Nach Abba Schaul (Middot V 4) war es die als לשכת העץ bekannte Kammer, die im nordwestlichen Teil der Opferhalle lag. Der Eingang war vermutlich von aussen, so dass sie nicht die Heiligkeit der Halle besass; sonst hätte der Hohepriester dort weder sitzen noch schlafen dürfen, also auch nicht wohnen können.↩︎

  2. der ihn für den Dienst untauglich macht, hierologische Unreinheit oder schwere Körperverletzung.↩︎

  3. Nach Jom Tob V 2 sind Trauungen am Feiertage untersagt. Will man nicht annehmen, dass dieses rabbinische Verbot zur Zeit des zweiten Tempels noch nicht bestand, so bleibt nur die Erklärung übrig, dass die Ehe vor dem Feste unter der Bedingung geschlossen wurde, dass sie erst mit dem Tode der andern Frau in Kraft trete .↩︎

    1. B. M. 16, 6.
    ↩︎
  4. Man müsste dann auch mit dem noch unwahrscheinlichern Falle rechnen, dass beide Frauen von einem plötzlichen Tode ereilt werden. Dagegen empfiehlt es sich, dem Hohenpriester einen Nebenbuhler an die Seite zu setzen, damit es für ihn ein Sporn zu grösserer Achtsamkeit sei, um jeder Möglichkeit einer Verunreinigung oder Verstümmelung aus dem Wege zu gehen.↩︎

  5. des täglichen Morgen- und Abendopfers (2. B. M. 29, 38—42) auf dem äussern Altar.↩︎

  6. morgens und abends auf dem innern, goldenen Altar (das. 30, 1—8).↩︎

  7. auf dem siebenarmigen goldenen Leuchter (das. 27, 20—21; 30, 7—8). Jeden Abend wurden die Lämpchen von einem der Priester angezündet, jeden Morgen aber gereinigt, mit Öl gefüllt und neuem Docht versehen (auch das Anzünden wird mit הטבת הגרות bezeichnet; vgl. weiter unten VII 4). In diesen sieben Tagen hatte der Hohepriester all das zu verrichten.↩︎

  8. Das geschlachtete Opferlamm wurde in bestimmte Teile zerlegt (Tamid IV 2—3), die sonst von den durch das Los dazu berufenen Priestern dem Altar übergeben wurden (das. und hier II 3—4). Kopf und rechter Hinterfuss waren die Teile, die zuerst dargebracht wurden. S. auch Tamid VII 3.↩︎

  9. Während die anderen Priester nur in ihrer Dienstwoche (s. Kap. II Anm. 1) Opfer darbringen dürfen, öffentliche Opfer auch dann nur, wenn das Los sie begünstigt, hat der Hohepriester jederzeit das Recht, nach Belieben zu bestimmen, welches Opfer oder welchen Teil eines solchen er darbringen will.↩︎

  10. an dem Opferfleisch, das unter den Priestern verteilt wird. Er kann sich das Beste auswählen.↩︎

  11. S. weiter unten VII 1.↩︎

  12. Zur Zeit des zweiten Tempels wurde das Amt des Hohenpriesters nicht selten von den Machthabern einem Günstling übertragen oder an den Meistbietenden verkauft. Daher gab es öfter sehr unwissende Träger dieser Würde.↩︎

  13. Vermutlich zwei Stiere, zwei Widder und neun Lämmer in der Reihenfolge, in der er sie am Versöhnungstage darzubringen hatte.↩︎

  14. Im Schlafe könnte eine Pollution eintreten, die ihn für den ganzen Tag aus dem Heiligtum verbannen würde (3. B. M. 15, 16).↩︎

  15. im südwestlichen Teil der Opferhalle. Dort wurde von der Famile Abtinas das Räucherwerk bereitet, und dort sollte der Hohepriester jetzt von den Ältesten der Priesterschaft die schwere Kunst lernen, es so abzuheben, dass seiner gefüllten Hand kein Körnchen entfiel.↩︎

    1. Einleitung, Absatz 3.
    ↩︎
  16. weil man ihn im Verdacht hatte.↩︎

  17. weil sie ihm mit ihrem kränkenden Verdachte weh tun mussten.↩︎

  18. damit er nicht einschlafe; vgl. Anm. 15.↩︎

  19. Warum grade diese Bücher gewählt wurden, ist schwer zu erraten; vielleicht nur, weil sie am wenigsten bekannt waren.↩︎

  20. פרחים sind Blüten, auf Menschen übertragen, Jünglinge. In der Form פרחח findet sich diese Übertragung, allerdings in verächtlichem Sinne, schon in der Bibel (Ijob 30, 12).↩︎

  21. Dass אצבע צרדה den Mittelfinger und nicht, wie Raschi z. St. meint, den Zeigefinger bezeichnet, haben die Tosafot (Menaḥot 35 b s. v. וכמה) überzeugend nachgewiesen. Die Volksetymologie erklärt das Wort צרדה als צרה דדא (Babli Joma 19 b) = die Nebenbuhlerin dieses Fingers (unter diesem ist der Zeigefinger zu verstehen, den man beim Gebrauch des Demonstrativs auszustrecken pflegt). Es scheint aber, dass צרדה (vielleicht von τρίζω, strideo = zischen ?) ein Schnippchen bedeutet, und dass man den Mittelfinger darum אצבע צרדה nennt, weil durch sein Abschnellen vom Daumen das eigentümliche Geräusch des Schnippchens entsteht. Der hier gebrauchte Ausdruck מכין wird übrigens auch auf Musikinstrumente angewendet, z. B. auf das Flötenspiel (Bikkurim III 4). Demnach könnte מכין לפניו באצבע צרדה auch bedeuten: sie spielten vor ihm mit dem Schnippfinger, um ihn dadurch zu ermuntern. Wahrscheinlich aber ist, dass sie ihre Aufforderung mit einem Schnippchen begleiteten, das ja auch bei den Römern (crepitus digitorum) als Zeichen eines Befehles galt.↩︎

  22. פוג bedeutet: aufhören (vgl. אל תתני פוגת לך, Klagelieder 2, 18), daher הפג: beseitigen. In Verbindung mit יין heisst הפג: den Rausch beseitigen; הפג schlechthin ist = הפג את השנה den Schlaf vertreiben.↩︎

  23. אחת = einmal (vgl. אחת בשנה 3. B. M. 16, 34), ist hier ohne Betonung, ein blosses Flickwort, das noch heute im Volksmund vieler Länder gebraucht wird.↩︎

  24. Das Marmorpflaster war sehr kühl und der Fuss des Hohenpriesters unbekleidet.↩︎

  25. durch Gesang und allerlei Kurzweil.↩︎

  26. Nach 3. B. M. 6, 3 ist es Vorschrift, jeden Morgen die Asche vom Altar abzuheben und sie neben den Altar zu legen. Man entfernte aber nicht die ganze Asche, sondern nur etwa eine Handvoll mittels einer silbernen Pfanne, die man im Osten der zum Altar emporführenden schiefen Ebene ausschüttete. Der Rest wurde auf der Oberfläche des Altars zusammengefegt und in deren Mitte nach und nach zu einem abgestumpften Kegel aufgetürmt, den man als „Apfel“ (תפוח) bezeichnete und für eine Zierde des Opferaltars hielt. Er wurde daher so lange als möglich stehen gelassen, und erst dann (gemäss 3. B. M. 6, 4) hinweggeschafft, wenn er auf dem Altar keinen Raum mehr hatte. — Das Verbum תרם (Sekundärbildung von תרומה, Stamm: רום) mit folgendem Akkusativ bezieht sich bald auf das, was abgehoben wird (z. B. Terumot III 1), bald wie hier und Scheḳalim III 1 auf das, wovon abgehoben wird.↩︎

  27. um den Hohenpriester zu beschäftigen und ihn dadurch wach zu erhalten. Keineswegs war diese Verrichtung auf ihn angewiesen; vielmehr konnten auch am Versöhnungstage andere Priester die Aschenhebe vornehmen (s. darüber eine sehr interessante Abhandlung in den Milḥaniot des R. Mose b. Naḥman zu Joma Kap. II; s. auch Tosafot z. St. u. zu Zebaḥim 86 b s. v. משום חולשא).↩︎

  28. Zum Pesach-, Wochen- und Hüttenfeste zog man nach der heiligen Stadt, um daselbst Ganz- und Friedensopfer darzubringen. Es sammelte sich daher täglich so viel Asche an, dass die Herstellung des „Apfels“ trotz der grossen Zahl der Priester geraume Zeit in Anspruch nahm, weshalb man schon sehr früh ans Werk gehen musste. Die „Nachtwache“ entspricht nach einer Ansicht dem dritten, nach einer andern dem vierten Teil der Nacht (s. Tosefta Berachot Kap. I Anf.).↩︎

  29. von den Priestern, deren Familie an der Reihe war. Die Priester waren nämlich in 24 Wachen (Mischmarot) eingeteilt, deren jede aus 4—9 Familien (Batê Abot) bestand. Jede Woche hatte eine andere Wache den Dienst im Heiligtum. Am Sabbat lösten sie einander ab, und für die einzelnen Tage der Woche verteilten sie den Dienst unter den Familien, aus denen sie sich zusammensetzten (Tosefta Ta‘anijot Kap. II).↩︎

    1. Kap. I, Anm. 28.
    ↩︎
  30. die im Süden des Altars zu diesem emporführte. Sie war 32 Ellen lang, 16 Ellen breit und 8 ⅚ Ellen hoch; die Länge des Weges betrug demnach 33, 2 Ellen, die Steigung etwa 1 : 3¾ oder 27 Prozent, der Winkel am Boden 15° 26′.↩︎

  31. vom Altar aus gerechnet. Mit anderen Worten: Wer sich zuerst dem Altar bis auf vier Ellen näherte.↩︎

  32. Matitja ben Sch’muel (s. Scheḳalim V 1).↩︎

  33. nicht etwa zu den zweien, sondern zu allen am Wettbewerb Beteiligten.↩︎

  34. damit das Los entscheide. Die Priester stellten sich zu diesem Zwecke in der Quaderhalle in einer Reihe auf und erhoben einen oder zwei Finger der rechten Hand, der Vorsteher nannte eine grössere Zahl, nahm dem ersten besten die Kopfbedeckung ab und fing bei diesem an, die Finger oder Fingerpaare zu zählen. Das Los fiel auf den Priester, bei dem die Zahl zu Ende ging. — הצביעו ist Denominativ von אצבע (= Finger).↩︎

  35. mit Rücksicht auf die Schwachen und Kränklichen, denen es schwer fällt, einen Finger allein auszustrecken.↩︎

  36. weil man imstande ist, den Daumen sehr weit vom Zeigefinger zu entfernen, so dass der Beamte, da es gestattet war, zwei Finger zu erheben, einen Priester für zwei zählen könnte.↩︎

  37. im Heiligtum und zwar täglich.↩︎

  38. Der Priester, bei dem die Zahl endete (Anm. 7), schlachtete das Opfer, sein rechter Nachbar fing das Blut auf und sprengte es auf den äussern Altar, dessen Nebenmann zur Rechten entfernte die Asche vom innern Altar u. s. w. . Am Versöhnungstage wurden fast alle die hier aufgezählten gleich den in der folgenden Mischna erwähnten Verrichtungen durch den Hohenpriester allein ausgeführt. Eine Auslosung war also überflüssig. Fand eine solche dennoch statt, worüber die Ansichten auseinandergehen, so konnte sie nur den Zweck haben, die Priester zu bestimmen, die den Vorzug haben sollten, dem Hohenpriester hilfreiche Hand zu leisten (s. z. B. Kap. III Anm. 20).↩︎

  39. Auf dem innern Altar wurde jeden Morgen und jeden Abend das Räucherwerk dargebracht. Die erforderlichen glühenden Kohlen entnahm man dem äussern Altar. Die zurückgebliebene Asche wurde am nächsten Tage beseitigt. Diesen Dienst konnte auch am Versöhnungsfest ein gewöhnlicher Priester verrichten.↩︎

    1. Kap. I Anm. 8. Auch diese Verrichtung konnte selbst am Versöhnungstage von einem andern als dem Hohenpriester vollzogen werden. Dieser brauchte nur die Lämpchen anzuzünden.
    ↩︎
  40. die im Süden des Altars zu diesem emporführte. Sie war 32 Ellen lang, 16 Ellen breit und 8 ⅚ Ellen hoch; die Länge des Weges betrug demnach 33, 2 Ellen, die Steigung etwa 1 : 3¾ oder 27 Prozent, der Winkel am Boden 15° 26′.↩︎

  41. Gemeint ist der rechte Hinterfuss, den der Priester in der Linken hielt, während er den Kopf in der Rechten trug. Die genaueren Angaben findet man in Tamid (IV 3).↩︎

  42. עוקץ (eigentlich = Spitze oder auch Stiel) bezeichnet das untere Ende der Wirbelsäule mit dem Schweife.↩︎

  43. Hier ist wieder der linke Hinterfuss gemeint.↩︎

  44. samt Herz und Lunge,↩︎

  45. nebst Milz und Leber.↩︎

  46. sämtliche Verdauungsorgane.↩︎

    1. B. M. 28, 5.
    ↩︎
  47. das tägliche Opfer des Hohenpriesters (3. B. M. 6, 13—15 u. Schekalim VII Anm. 34).↩︎

    1. B. M. 28, 7.
    ↩︎
  48. Zwei beim Schlachten und Sprengen, zwei bei der Reinigung des goldenen Altars und Leuchters, sechs beim Hinauftragen der Glieder und der Eingeweide, drei bei den Mehl- und Weinopfern.↩︎

  49. Wörtlich: in der Art seines Ganges, d. h. in der Reihenfolge der an der Fortbewegung des Tieres beteiligten Glieder, also zuerst der Kopf (mit dem rechten Hinterfusse), dann Brust und Schlund, hernach die beiden Vorderfüsse, darauf die beiden Flanken, zuletzt der Schweif mit dem linken Hinterfusse.↩︎

  50. Oder: Neulinge in Bezug aufs Räucherwerk, kommt und loset. Die Darbringung des Räucherwerks war die bevorzugteste und am meisten begehrte Opferhandlung. Deshalb wurden die Priester, die es schon einmal dargebracht hatten, solange ausgeschlossen, als es noch welche gab, denen diese Gunst noch nicht zuteil geworden. Nur diese „Neulinge“ wurden aufgefordert, sich zur Auslosung einzufinden.↩︎

  51. Die Glieder des Opfertieres wurden nicht sofort nach der Zerlegung auf den Altar hinaufgeschafft, sondern zunächst auf die schiefe Ebene gebracht und von hier erst später weiter befördert (Scheḳalim VIII 8; s. das. Anm. 30).↩︎

  52. wie beim Lamm des täglichen Opfers.↩︎

  53. Das zum täglichen Opfer bestimmte Lamm durfte nicht älter als ein Jahr sein, während ein Widder 13—24 Monate zählen musste, um dargebracht werden zu können; seine Eingeweide waren daher schwerer als die des Lämmchens. Ferner betrug das zugehörige Mehl- und Weinopfer bei einem Widder 2 ‘Omer und 4 Log, bei einem Lamme nur 1 ‘Omer und 3 Log (4. B. M. 15, 4—7; s. auch Schekalim V Anm. 15).↩︎

  54. Diese Nominativa absoluta sind gleich den folgenden (החזה והגרה, העוקץ והרגל) im Grunde überflüssig und nur mit Rücksicht auf Mischna 3 vorangestellt. Der Sinn ist: Was den Kopf und den rechten Hinterfuss betrifft, die sonst durch eine Person dargebracht werden, so sind hier drei Priester dabei beteiligt; was Schweif und linken Hinterfuss betrifft, u. s. w.↩︎

  55. samt Herz und Lunge,↩︎

  56. 3 ‘Omer (4. B. M. 15, 9).↩︎

  57. 6 Log (das. 10).↩︎

  58. die Verteilung der einzelnen Verrichtungen durch das Los.↩︎

  59. sofern er nur zu den diensthabenden Priestern gehört und der Eigentümer ihn damit betraut hat.↩︎

  60. In Bezug auf diese Verrichtungen, die auch durch Nichtpriester ausgeführt werden dürfen, fand selbst bei öffentlichen Opfern keine Auslosung statt. Anders beim Schlachten der öffentlichen Opfer, das zwar ebenfalls durch jeden Israeliten vorgenommen werden konnte, in der Regel aber von den Priestern für sich in Anspruch genommen wurde und darum auch der Entscheidung des Loses unterworfen war.↩︎

  61. Die Mischna knüpft hier an Kap. II 1—4 an. Was hier berichtet wird, gilt also nicht allein vom Versöhnungsfeste, sondern in gleicher Weise von allen Tagen des Jahres. Der hier erwähnte Beamte ist vermutlich derselbe, der auch die Auslosungen überwachte (das. 1; s. auch Anm. 5 das.).↩︎

  62. Das tägliche Morgenopfer durfte vor Anbruch des Tages nicht dargebracht werden; wurde es vorher geschlachtet, so musste es durch ein anderes ersetzt und wie untauglich gewordenes Opferfleisch fern vom Altar verbrannt werden.↩︎

  63. ברקאי, aramäische Form, vielleicht aus ברקא היא zusammengezogen oder aus ברקא אית verkürzt: es zeigt sich ein Schimmer (ברק = Blitz, Lichtschein, Glanz).↩︎

  64. vgl. Schekalim V 1.↩︎

  65. So lautet die Frage des Beamten. Es scheint, dass Frage und Antwort nicht mehr zum Berichte Matitja’s gehören, sondern auch nach der Ansicht erfolgten, laut welcher der Beobachter „Barḳai“ gerufen hat. Matitja setzt nur an Stelle dieses Wortes den Satz האיר פני כל המזרח. Dieser Ausdruck lässt es unbestimmt, ob der Lichtschein sich vom Nordpunkte bis zum Südpunkte, also über die ganze östliche Hälfte des Gesichtskreises erstreckt, oder nur von Nordost bis Südost über den vierten Teil des Horizontes. „Der ganze Ostrand“ kann beides bedeuten. Noch unbestimmter ist Barḳai: Es tagt. Darum fragt der Beamte: „Bis gen Hebron?“ Diese Stadt liegt im Süden Jerusalems beinahe auf demselben Meridian wie der Tempel. War daher der Lichtstreif bis zu dem Punkte des Horizontes vorgedrungen, hinter welchem man Hebron vermutete, so dehnte er sich bereits über die ganze östliche Hälfte des Gesichtskreises aus. Dass man vom Tempelberge aus selbst bei vollem Sonnenlicht die Türme von Hebron gesehen haben konnte, ist ausgeschlossen. Nach Bechorot 54 b (קים להו לרבנן דשתסר מילי קא שלטא בה עינא דרועה — ומסתברא דהוא באמצען קאמר תדע מדלא אמר שלטא בהו אלא בה שמע מינה דאצאן קאי) reicht das Auge des Hirten bis auf eine Entfernung von 8 Mil (etwa 8 km; s. Kap. VI Anm. 26). Allerdings sind die Türme einer Stadt nicht mit einer Viehherde zu vergleichen; aber Hebron ist 28 km von Jerusalem entfernt und liegt in einem Tale, von Bergen eingeschlossen, welche die Aussicht versperren. Wenn man dennoch grade diese Stadt erwähnte und nicht lieber eine nähere, südlich oder nördlich gelegene und vom Tempelberge sichtbare Ortschaft, so geschah es, wie Jeruschalmi z. St. erklärt, weil in Hebron die Gräber der Patriarchen und der Stammmütter sich befinden. Ich verstehe nur nicht, warum die Frage nicht einfach עד חברון lautete. Warum עד שבחברון? Oder gar עד שהוא בחברון, wie es in Tamid III 2 heisst und Raschi auch hier liest ? In einer Baraita (Babli Joma 28b oben) findet sich auch die Lesart עד בחברון, nirgends aber עד חברון.↩︎

  66. natürlich nicht am Versöhnungsfeste (vgl. Anm. 1), an welchem ja der Mond ums Morgengrauen längst untergangen ist, sondern an einem der letzten Tage eines Monats, in denen der Mond westlich von der Sonne sich befindet und daher vor dem Tagesgestirn aufgeht.↩︎

  67. Bei bewölktem Himmel kann der vom Monde ausgehende Lichtschimmer mit dem der Sonne verwechselt werden. Niemals aber kann er sich soweit erstrecken wie der von der Sonne herrührende Lichtstreifen. Darum fragte der Beamte, ob der Horizont bis gen Hebron hin erhellt ist.↩︎

    1. Anm. 2; über בית השרפה s. Pesaḥim VIII Anm. 18 u. IX Anm. 49).
    ↩︎
  68. Hier beginnt der Bericht über den Opferdienst des Versöhnungstages, der aber sogleich durch eine kleine Abschweifung unterbrochen wird, um in M. 4 wieder aufgenommen zu werden.↩︎

  69. Euphemie für Darmentleerung (vgl.) Richter 3, 24 und 1 Sam. 24, 4).↩︎

  70. Wo der Ausdruck טבילה von Menschen oder Geräten gebraucht wird, bedeutet er stets ein völliges Untertauchen im Wasser.↩︎

  71. Spätere Bezeichnung für die Entleerung der Harnblase.↩︎

      1. mit dem Wasser des heiligen Beckens waschen (2. B. M. 30, 17—21). Was den Hohenpriester betrifft, s. weiter unten (IV 5).
    ↩︎
  72. Wo der Ausdruck טבילה von Menschen oder Geräten gebraucht wird, bedeutet er stets ein völliges Untertauchen im Wasser.↩︎

    1. Einleitung Absatz 2.
    ↩︎
  73. Eine Kammer im südlichen Teile der Opferhalle (s. Middot V 3).↩︎

  74. das er an ungeweihter Stätte über dem Wassertore (Scheḳalim VI 3) nahm.↩︎

  75. נסתפג ist Denominativ von ספוג (σπόγγος od. σφόγγος) = Schwamm.↩︎

  76. Die acht Kleidungsstücke, die das Dienstgewand des Hohenpriesters bilden ( כתנת מכנסים מצנפת אבנט חשן אפוד מעיל וציץ; s. 2. B. M. 28, 2—42).↩︎

  77. das. 29, 38—39.↩︎

  78. Der ungewöhnliche Ausdruck קרצו (statt שחטו) wird hier wahrscheinlich darum gewählt, weil der Hohepriester sich damit begnügte, Luft- und Speiseröhre des Opfertieres zu durchschneiden, die Trennung der Halsadern einem andern, ihm zur Seite stehenden Priester überlassend.↩︎

  79. damit der Hohepriester Zeit gewinne, das Messer aus der Hand zu legen und die Schale zu ergreifen. Sonst schlachtete der eine Priester, und ein anderer fing das Blut auf (II 3); an diesem Tage aber verrichtete der Hohepriester beides.↩︎

  80. in heiliger Schale.↩︎

  81. auf den äussern Altar in der Opferhalle.↩︎

  82. Der Ausdruck נכנם passt im eigentlichen Sinne (hineingehen) nur auf die beiden zunächst angeführten Diensthandlungen (להקטיר קטרת של שחר ולהיטיב את הנרות), die er im Hêchâl zu vollziehen hatte, aber nicht mehr zu den folgenden Verrichtungen (ולהקריב את הראש ואת האברים ואת החבתין ואת היין), deren Schauplatz wieder die Opferhalle war. Es müsste demnach heissen: „Er ging hinein, um das Morgenräucherwerk zu verbrennen und die Lämpchen in stand zu setzen, worauf er zurückkehrte, um den Kopf etc. darzubringen.“ Also ein Zeugma? Ich glaube eher, dass נכנס hier wie z. B. auch in Berachot I 1 ( משעה שהבהנים נכנסין לאכול בתרומתן) eine allgemeinere Bedeutung hat, etwa: sich anschicken, zu etwas übergehen; vgl. בא לו (VII 1 und Soṭa II 3) und das frnz. aller.↩︎

    1. B. M. 30, 7.
    ↩︎
  83. sie zu reinigen und aufs neue mit Öl und Docht zu versehen, nach Maimuni (חל׳ תמידין ומוספין פ״ג ה״י וי״ב) auch anzuzünden; s. übrigens Kap. II Anm. 13.↩︎

  84. des Opferlammes.↩︎

  85. dem täglichen Opfer des Hohenpriesters (3. B. M. 6, 13—15: s. Scheḳalim VII Anm. 34).↩︎

    1. B. M. 29, 40. Das ebendaselbst vorgeschriebene Mehlopfer, sonst in dem Ausdruck נסכים inbegriffen (s. Scheḳalim Kap. IV Anm. 4), scheint hier durch יין mitbezeichnet.
    ↩︎
    1. B. M. 30, 7.
    ↩︎
  86. Eine Kammer im südlichen Teile der Opferhalle (s. Middot V 3).↩︎

  87. im Gegensatz zum Wassertore, wo er das erste Bad genommen hatte (s. Anm. 16).↩︎

      1. mit dem Wasser des heiligen Beckens waschen (2. B. M. 30, 17—21). Was den Hohenpriester betrifft, s. weiter unten (IV 5).
    ↩︎
  88. Wo der Ausdruck טבילה von Menschen oder Geräten gebraucht wird, bedeutet er stets ein völliges Untertauchen im Wasser.↩︎

  89. נסתפג ist Denominativ von ספוג (σπόγγος od. σφόγγος) = Schwamm.↩︎

  90. die für den besondern Dienst des Versöhnungstages vorgeschriebenen vier Kleidungsstücke כתנת מכנסים מצנפת ואבנט — 3. B. M. 16, 4).↩︎

  91. 1 Mine = 100 Denare, etwa 65 Mark.↩︎

  92. 1 Mine = 100 Denare, etwa 65 Mark.↩︎

    1. S. 210 Anm. 34.
    ↩︎
  93. Damit will die Mischna sagen, dass es auf das Verhältnis von 18: 12 nicht so genau ankommt. Man darf den zur Verfügung stehenden Betrag auch anders einteilen, nur soll man im ganzen nicht weniger als 30 Minen aufwenden und für das Morgenkleid mehr ausgeben als für das Abendgewand; denn dieses legte der Hohepriester nur an, um Löffel und Schaufel aus dem Allerheiligsten wieder herauszuschaffen (VII 4), während er in jenem den ganzen Dienst verrichtete, der den Versöhnungstag vor den anderen Festen auszeichnet.↩︎

  94. Andere Lesart: אלו נוטל מן ההקדש = Soviel bekam er aus dem Tempelschatze.↩︎

  95. Es waren an diesem Tage zwei Stiere darzubringen, der eine, von welchem später (VII 3) die Rede sein wird, beim Musafopfer (4. B. M. 29, 8) aus öffentlichen Mitteln, der andere, um den es sich hier handelt, aus dem Vermögen des Hohenpriesters (3. B. M. 16, 3 u. 6), weshalb er stets als sein Stier bezeichnet wird.↩︎

  96. So hiess der Vorsaal, der den Hêchâl (Anm. 58) von der Opferhalle trennte.↩︎

  97. dem äussern Altar in der Opferhalle. Der Raum zwischen diesem und dem Ulam mass von Ost nach West 22 Ellen (Middot III 6 u. V 1).↩︎

  98. Ein Priester drehte dessen Kopf in der Richtung zum Hêchâl, so dass die Hörner, zwischen denen der Hohepriester seine Hände aufstützte, diesem zugekehrt waren. Hätte man den Stier mit dem Kopf nach Westen aufgestellt, so müsste der Hohepriester beim Sündenbekenntnis entweder, vor ihm stehend, dem Allerheiligsten den Rücken zukehren, oder aber, hinter ihm stehend, sich der Länge nach über den Rücken des Tieres legen. Beides wäre unangemessen. [ ובגמרא דחיק לתרץ דחיישינן שמא ירביץ נללים ולא ידעתי למה הוצרכו לכך].↩︎

  99. Er stand also zur Seite des Stieres mit dem Rücken zum Altar, das Antlitz dem Allerheiligsten zugewandt.↩︎

  100. auf dessen Kopf zwischen den Hörnern.↩︎

    1. B. M. 16, 30.
    ↩︎
  101. Die Priester und das Volk, die in der Opferhalle standen und sich niederwarfen, als sie den heiligen Namen Gottes aus dem Munde des Hohenpriesters vernahmen (vgl. weiter unten VI 2). Aus Maimunis Mischnakommentar ist ersichtlich, dass er auch hier statt והם עונין אחריו die ganze Stelle von והנהנים והעם bis ונופלים על פניהם ואומרים gelesen hat.↩︎

    1. Kap. II Anm 1.
    ↩︎
      1. B. M. 16, 5 u. 7.
    ↩︎
  102. קלפי ist das griechische ϰάλπη.↩︎

  103. Der Zweck dieser Lose wird am Anfange des nächsten Kapitels erklärt.↩︎

  104. mit dessen Wasser die Priester Hände und Füsse wuschen, ehe sie das Heiligtum betraten oder zu einer Dienstverrichtung sich anschickten (2. B. M. 30, 18—21). Sie traten vor das Becken, öffneten einen Hahn und Hessen das Wasser über ihre Hände und Füsse laufen.↩︎

  105. מּוכּני = μηχανή.↩︎

  106. Die Tempelgeräte heiligen alle mit ihnen in Berührung kommenden Gegenstände, zu deren Aufnahme sie bestimmt sind (2. B. M. 30, 29; Zebaḥim IX 7); was aber durch ein heiliges Gefäss die Weihe erlangt hat, wird über Nacht zu fernerem Gebrauche untauglich. Infolgedessen musste das Waschbecken, das ein sehr umfangreiches und schweres Tempelgerät war, jeden Morgen geleert und wieder gefüllt werden. Ben Ḳaṭin liess es nun an der Welle eines Rades befestigen, mit dessen Hilfe es nachts in den Brunnen versenkt wurde, um am Morgen wieder heraufgezogen zu werden.↩︎

  107. Fürst von Adiabene in den letzten Jahren vor der Zerstörung des zweiten Tempels.↩︎

  108. die nicht selbst aus Gold hergestellt werden konnten, wie Messer u. dgl.↩︎

  109. So hiess der Raum, in welchem der goldene Altar, der goldene Leuchter und der goldene Tisch standen. Ein Vorhang trennte ihn vom Allerheiligsten.↩︎

    1. B. M. 5, 11—31. Auf der Tafel standen vermutlich nur die Beschwörungsformeln, die nach Vorschrift des 23. Verses bei der Wasserprobe, der die Verdächtige unterzogen wurde, abzuschreiben waren. Was die edle Königin zu diesem Geschenke bewogen haben mag, das uns wie ein schlechter Witz mit beleidigender Spitze anmutet, ist rätselhaft. Ein dringendes, „langst und tief empfundenes“ Bedürfnis war es gewiss nicht, dem endlich abgeholfen werden musste.
    ↩︎
  110. Laut einem Berichte der Tosefta (II 4, S. 183) brachte er für das Heiligtum zwei Türen aus Alexandria. Da ein Meeresstrudel das Schiff zu verschlingen drohte, warfen die Seeleute eine der Türen über Bord. Als sie aber auch die andere ergriffen, um sie der ersten nachfolgen zu lassen, umklammerte er sie mit seinen Armen, indem er sprach: Werfet mich mit ihr in die Brandung. In diesem Augenblicke glättete sich die aufgeregte Meeresfläche, und als man glücklich in ‘Akko landete, sah man die versenkte Tür unter dem Kiel des Schiffes emportauchen.↩︎

  111. Die zwölf ungesäuerten Brote, die im Innern des Heiligtums von Sabbat zu Sabbat auf goldenem Tische ruhten (2. B. M. 25, 30 u. 3. B. M. 24, 5—9), waren sehr zerbrechlich. Sie wurden aus je 5 Liter Mehl hergestellt (2 עשרונים = 0,6 סאה; 1 סאה = 8, 3 1 — s. Erubin Kap. VII Anm. 49) und hatten eine Länge von 80 cm, eine Breite von 40 cm (Menahot XI 4; 1 טפח = 8 cm — s. ‘Erubin Kap. IV Anm. 36). Ihre Dicke konnte daher nicht viel mehr als 1½ cm betragen (80. 40. 1, 5 = 4800 ccm; 5 1 = 5000 ccm). Ueber ihre Form gehen die Ansichten auseinander. Nach der einen hatten sie die Gestalt einer runden, nach der andern die einer eckigen Klammer (Babli Menaḥot 94b oben), deren Seitenwände nach R. Juda je 20 cm, nach R. Meïr je 16 cm in die Höhe ragten (Menaḥot XI 5) und überdies an den vier freien Enden mit je einem „Hörnchen“ von 14 cm Länge verziert waren. Sie wurden wöchentlich am Freitag, mitunter schon am Mittwoch gebacken und erst am Sabbat der folgenden Woche von den Priestern verzehrt. Nur die Familie Garmo verstand es, sie so zu bereiten, dass sie acht bis zehn Tage lang ihren Wohlgeschmack bewahrten, und sie so aus dem Ofen zu heben, dass ihre Seitenwände nicht zerbrachen. — למד mit על (statt einfachem Akkusativ) = über etwas Unterricht erteilen.↩︎

  112. פרק בשיר ist sehr dunkel. Nach dem Talmud scheint es den Triller zu bedeuten. Da nun פרק einen Abschnitt bezeichnet, so ist vielleicht die Kadenz gemeint, die dem Sänger am Schluss der Melodie beliebige Variationen und Tonschnörkel gestattet. Diese Bedeutung könnte פרק auch am Ende des Traktats Tamid haben, wo es vom Gesange der Leviten heisst: הגיעו לפרק תקעו והשתחוו העם על כל פרק תקיעה ועל כל תקיעה השתחויה. [In Rosch haschana 31a unten s. v. כולהו meint Raschi ebenfalls: והיו חולקים הפרקים בנעימת הקול להפסיק].↩︎

  113. Von ihm wird erzählt, dass er mit vier Federn, die er sich zwischen die fünf Finger steckte, gleichzeitig vier verschiedene Buchstaben schreiben konnte. Da die hebräische Schrift auf Vokale verzichtet, so bietet dieses Verfahren eine Tachystenographie, die einen geübten Schreiber in den Stand setzt, dem schnellsten Redner mit Leichtigkeit zu folgen. Freilich erfordert solche Kunstfertigkeit nicht nur grosse Gelenkigkeit der Finger, sondern eine noch grössere Elastizität des Geistes.↩︎

      1. von Männern gleich ihnen. Man kann aber נאֹמַר lesen und dann על הראשונים und אלו על wörtlich nehmen: Von jenen sagen wir … von diesen sagen wir…
    ↩︎
  114. Sprüche 10,7.↩︎

      1. von Männern gleich ihnen. Man kann aber נאֹמַר lesen und dann על הראשונים und אלו על wörtlich nehmen: Von jenen sagen wir … von diesen sagen wir…
    ↩︎
  115. daselbst.↩︎

  116. Damit wird der oben (III 9) abgebrochene Bericht wieder aufgenommen: Der Hohepriester tritt an die Nordseite des Altars, wo die beiden Böcke stehen und eine Urne mit zwei Losen sich befindet. Er schüttelt die Urne, greift mit beiden Händen hinein und zieht in jeder Hand ein Los heraus. — טרף heisst in der Sprache der Mischna schütteln, umrühren, verwirren, überhaupt durcheinander mischen (נטרפה דעתו, ביצה טרופה, ספינה המטרפת בים). Die Kommentatoren, an ihrer Spitze Raschi, fassen gleichwohl die Stelle anders auf: Hastig griff er in die Urne. Man muss zugeben, dass sich nun והעלה שני גורלות besser anschliesst; das ist aber noch kein Grund, ein Wort seiner gewöhnlichen Bedeutung zu entkleiden. Die Konstruktion mit ב erklärt sich dadurch, dass es eigentlich die Lose sind, die er mittels der Urne durcheinander schüttelt.↩︎

    1. Kap. II Anm. 1.
    ↩︎
  117. die in der Opferhalle versammelte Menge, die bei der Nennung des heiligen Namens in die Kniee sank, den Boden mit der Stirne berührend. Vgl. weiter unten (VI 2).↩︎

  118. um einer Verwechslung der beiden Böcke sowohl unter einander als auch mit dem dritten zum Musafopfer bestimmten Ziegenbocke (4. B. M. 29, 11) vorzubeugen.↩︎

  119. von roter, mit Kermes gefärbter Wolle,↩︎

  120. des für ‘Azazel bestimmten, der in die Wüste geführt und dort von einem Felsen hinabgestürzt wurde.↩︎

  121. an das Tor, durch das er aus dem Tempel hinausgeführt wurde.↩︎

  122. dem durchs Los dem Ewigen geweihten. נשחט hat hier wie המשתלח gerundive Bedeutung.↩︎

      1. am Halse (s. S. 205 Anm. 5).
    ↩︎
    1. III 8.
    ↩︎
  123. das. Anm. 41.↩︎

  124. das. Anm. 46.↩︎

    1. B. M. 16, 30.
    ↩︎
  125. die in der Opferhalle versammelte Menge, die bei der Nennung des heiligen Namens in die Kniee sank, den Boden mit der Stirne berührend. Vgl. weiter unten (VI 2).↩︎

  126. den Stier.↩︎

  127. Es sollte nämlich erst später, nachdem der Hohepriester das Räucherwerk im Allerheiligsten dargebracht hatte, daselbst und im Hêchâl zur Verwendung gelangen. — Die Auffassung, die in unserer Uebersetzung hier zum Ausdruck kommt, zwingt den Talmud zu einer Emendation. Da sich niemand im Hêchâl (Kap. III Anm. 58) aufhalten durfte, während der Hohepriester im Allerheiligsten den Dienst verrichtete (3. B. M. 16, 17), so ist nicht שבהיכל, sondern שלהיכל zu lesen, was zur Not so verstanden werden kann, dass das Blut in der Opferhalle auf der vierten Pflasterreihe, vom Hêchâl aus gerechnet (wörtlich: die zum Hêchâl führt), umgerührt wurde. Diese Textänderung, die am Ende nicht einmal genügt [es müsste mindestens שמן ההיכל ולחוץ korrigiert werden, genauer aber: שמן האולם ולחוץ, da ja zwischen Hêchâl und Opferhalle noch der Ulam (Kap. III Anm. 42) sich befand], liesse sich vermeiden, wenn man dem Satzbau ein wenig Gewalt antut, על הרובד הרביעי שבהיכל statt auf ממרס lieber auf נתנו bezieht und demgemäss übersetzt: er stellte sie für den, der es umrühren sollte, damit es nicht gerinne, auf die vierte Pflasterreihe im Hêchâl. Er würde demnach die Schale, bevor er die Schaufel zur Hand nahm, um Kohlen für das Räucherwerk zu holen, auf die vierte Pflasterreihe des Hêchâl getan haben, von wo sie bald ein anderer Priester holte, um das Blut in der Opferhalle umzurühren. Dass der Hohepriester sie erst hineintrug, statt sie sofort an Ort und Stelle neben dem äussern Altar, an dessen Fusse er das Blut eben aufgefangen hatte, und den er nun sogleich mit der Kohlenschaufel in der Hand besteigen sollte, dem ersten besten Priester zu übergeben, könnte man damit erklären, dass es ihm wünschenswert erschien, die Schale an dieser Stelle wieder in Empfang zu nehmen, wenn er nach der Darbringung des Räucherwerks aus dem Allerheiligsten trat, im Hêchâl ein kurzes Gebet sprach und sogleich wieder in das Allerheiligste zurückkehrte, um mit dem Blute des Stieres die vorgeschriebenen Sprengungen vor der heiligen Bundeslade auszuführen. Doch darf man nicht vergessen, dass von der Opferhalle zum Ulam zwölf Stufen emporführten (Middot III 6). Was nötigte ihn, sie hinauf- und alsbald wieder hinunterzusteigen? Es wäre doch viel zweckmässiger gewesen, die Schale einem Priester in der Opferhalle mit dem Auftrage zu übergeben, sie ihm nach angemessener Zeit in den Hêchâl entgegenzubringen. Die einfachste Lösung aller Schwierigkeiten bietet Jeruschalmi z. St., der בהיכל kurzerhand in בעזרה verbessert. Will man die überlieferte Lesart, die durch beide Talmude gut bezeugt ist, aufrecht erhalten, so muss man annehmen, dass das Opferblut tatsächlich aus dem angegebenen Grunde (damit der Hohepriester nicht nötig habe, nach dem Verlassen des Allerheiligsten die erwähnten zwölf Stufen hinab- und wieder hinaufzusteigen, um die Schale aus der Opferhalle zu holen) im Hêchâl umgerührt wurde, den der damit betraute Priester nur für die kurze Zeit verliess, welche die Darbringung des Räucherwerks in Anspruch nahm. Der Vorgang hätte sich demnach wie folgt abgespielt: Nachdem der Hohepriester den Stier in der Opferhalle geschlachtet und dessen Blut in einer Schale aufgefangen hatte, reichte er diese an Ort und Stelle einem Priester, der sich nun in den Hêchâl begab und dort das Blut umrührte, während jener in der Opferhalle die goldene Schaufel auf dem äussern Altar mit glühenden Kohlen füllte und das Räucherwerk mit seinen Händen abhob, um es in den goldenen Löffel zu tun. Sowie der Hohepriester mit Löffel und Schaufel im Hêchâl erschien, entfernte sich der andere bis zur obersten Treppenstufe, wo er vor dem Eingange des Ulam sehr wohl in der Lage war, den Hohenpriester in demselben Moment zu erblicken, in welchem er aus dem Allerheiligsten heraustrat (vgl. Kap. V Anm. 15). Während dieser sein kurzes Gebet sprach, kehrte jener auf seinen Platz im Hêchâl zurück und wartete daselbst, bis der Hohepriester, der sich nach Vollendung seines Gebetes an den Eingang des Ulam begeben und dort dem unten versammelten Volke gezeigt hatte, wieder in den Hêchâl kam, um von ihm die Schale in Empfang zu nehmen, mit der er nun aufs neue das Allerheiligste betreten sollte. [Dass hier הרובד הרביעי שבהיכל (nach Middot III 6) den obersten der vier Treppenabsätze, also den vier bis fünf Ellen breiten Raum vor dem Eingange des Ulam bedeuten könnte — was ebenfalls eine glückliche Lösung aller Schwierigkeiten wäre — ist leider ausgeschlossen, weil es dann weiter unten am Ende unserer Mischna על הרובד הראשון שבעזרה heissen müsste].↩︎

  128. המעוכלות, von עכל = אבל (verzehren), sind die Kohlen, deren Holzteile schon ganz vom Feuer verzehrt sind. Sie glühen nur noch, geben aber keine Flamme mehr. Keineswegs bedeutet das Wort erloschene oder fast verglimmte Kohlen, wie diejenigen meinen, die es an dieser Stelle streichen wollen (s. תוספות יום טוב z. St.). Wenn מן המעוכלות הפנימיות fehlt, hat das vorangehende ופנה גחלים אילך ואילך keinen rechten Sinn.↩︎

  129. um zunächst das Räucherwerk mit seinen Händen abzuheben und es in den goldenen Löffel zu tun.↩︎

    1. Tamid V 5.
    ↩︎
  130. Die silberne Schaufel, in der die Kohlen vom Opferaltar geholt wurden, fasste 4 Kab, die goldene, aus der sie auf den innern Altar im Hêchal geschüttet wurden, nur 3 Kab, beim Umleeren fiel der Rest der Kohlen auf das Pflaster der Opferhalle, von wo sie in die Wasserleitung gefegt wurden (Tamid V 5). 1 Kab = ⅙ Sea ist ungefähr 1, 4 Liter (s. ‘Erubin Kap. VII Anm. 49).↩︎

  131. Alles dies mit Rücksicht auf die Schwäche des Hohenpriesters und seinen unausgesetzten Dienst.↩︎

    1. 170 g.
    ↩︎
  132. Auch das tägliche Räucherwerk (2.B.M. 30,7—8) wurde am Versöhnungstage morgens und abends von keinem andern als dem Hohenpriester auf dem goldenen Altar im Hechal dargebracht, ausserdem aber noch ein besonderes Räucherwerk auf goldener Schaufel im Allerheiligsten.↩︎

      1. das Räucherwerk war heute noch feiner zerrieben als sonst (2. B. M. 30, 36).
    ↩︎
  133. Zum äussern Altar, der beinahe 9 Ellen hoch war, führten keine Stufen empor (2. B. M. 20 Ende), sondern eine schiefe Ebene, der sogenannte „Kebesch“ (s. Kap. II Anm. 3), der im Süden des Altars errichtet war. Die Priester stiegen mithin auf der rechten Seite hinauf und auf der linken wieder hinunter.↩︎

  134. Andere Lesart: והיום עולים באמצע ויורדים באמצע.↩︎

    1. Kap. III Anm. 13.
    ↩︎
    1. oben III 3 und Einleitung Absatz 2.
    ↩︎
  135. קיתון = ϰώϑων, ϰήϑιον od. ϰυάϑιον.↩︎

  136. auf dem äussern Altar.↩︎

  137. die erste zum Verbrennen der Opfer, die zweite, um Kohlen für das tägliche Räucherwerk zu gewinnen, die dritte, um ein ewiges Feuer auf dem Altar zu unterhalten (3. B. M. 6, 6), die vierte zum Verbrennen solcher Opferteile, die in der vergangenen Nacht nicht ganz zu Asche verzehrt worden waren.↩︎

  138. die fünfte, um ihr die Kohlen für das im Allerheiligsten darzubringende Räucherwerk zu entnehmen.↩︎

  139. nur die drei ersten.↩︎

  140. nur die ersten beiden.↩︎

  141. dem Hohenpriester.↩︎

  142. Die Pfanne enthielt 3 Minen (c. 1020 g) Räucherwerk.↩︎

      1. es gab für das darzubringende Räucherwerk kein bestimmtes Maass; dessen Menge hing vielmehr vom Umfang der Hände des jeweiligen Hohenpriesters ab.
    ↩︎
  143. Mit anderen Worten: Der Rauminhalt des Löffels war so bemessen, dass er nicht mehr und nicht weniger aufnahm, als beide Hände des Hohenpriesters fassen konnten, obgleich er des Löffels eigentlich nur bedurfte, weil er sonst keine Hand frei gehabt hätte, um gleichzeitig mit dem Räucherwerk auch die Schaufel voll Kohlen hineinzutragen. Keineswegs schüttete er dieses im Allerheiligsten aus dem Löffel unmittelbar auf die glühenden Kohlen; er leerte ihn vielmehr zunächst, nachdem er die goldene Schaufel zwischen den Stangen niedergelegt hatte, mit grosser Geschicklichkeit wieder in seine beiden Hände, was in der Baraita (Joma 49 b oben) als eine der schwierigsten Aufgaben des Opferdienstes bezeichnet wird. War schon das Abheben des Räucherwerks aus der Pfanne nicht leicht (s. Kap. I Anm. 16), so erforderte diese Leistung noch grössere Übung und Gewandtheit.↩︎

  144. die er vorhin, mit glühenden Kohlen vom Altar gefüllt, auf die vierte Pflasterreihe der Opferhalle gesetzt hatte (IV 3 Ende; vgl. Anm. 17 das.).↩︎

    1. Kap. III Anm. 58.
    ↩︎
  145. Das untere Ende des äussern Vorhangs war, wie gleich berichtet wird, an der Südseite zurückgeschlagen, so dass er sofort zwischen die Vorhänge gelangte.↩︎

    1. B. M. 26, 33.
    ↩︎
  146. פרף ist Denominativ von פורפא (πόρπη) = Spange (s. Targum O. zu 2. B. M. 26, 11). Das umgestülpte Ende wurde mittels einer Spange festgehalten (vgl. Schabbat VI 7).↩︎

  147. den heiligen Schrein, in welchem die Bundestafeln aufbewahrt lagen.↩︎

    1. B. M. 25, 13—15.
    ↩︎
  148. nicht etwa mittels des Löffels, sondern mit seinen beiden Händen (s. Anm. 4).↩︎

  149. das Gesicht nach Süden, den Vorhang zur Linken. Er geht also rückwärts hinaus. [Unsere Lesart (בדרך בית כניסתו) ist nicht so gut wie die des Jeruschalmi (s. auch Babli 53a u. Ḥullin 10b), welche דרך כניסתו lautet].↩︎

  150. im Hêchâl.↩︎

  151. Die draussen harrende Menge könnte glauben, es sei ihm im Allerheiligsten ein Unglück widerfahren, weil er nicht würdig genug war, es zu betreten. Im Hêchâl wie im Ulam (Kap. III Anm. 42) durfte sich niemand aufhalten, während der Hohepriester im innersten Raum den Dienst verrichtete (3. B. M. 16, 17); von der Opferhalle aus konnte man ihn aber nicht sehen, solange er im Hêchâl betete. Zwar waren dessen Flügeltüren vom Morgen bis zum Abend weit geöffnet (Tamid III 7), und der Eingang des Ulam hatte überhaupt keine Türen (Middot II 3); beide Räume lagen jedoch um sechs Ellen (c. 3 m) höher als die Opferhalle, von welcher zwölf Stufen emporführten (Middot III 6). Erst wenn der Hohepriester, sich dieser Treppe nähernd, im Ulam erschien, konnte die unten stehende Menge ihn erblicken. [Die Vorhänge aber, die an den Eingängen des Hêchâl und des Ulam sich befanden (Joma 54a unten, Ketubot 106a unten), dürften schwerlich die Aussicht versperrt haben; denn es ist sehr wahrscheinlich, dass sie zurückgeschlagen waren. Wie hätte sonst die Frage aufgeworfen werden können (Zebaḥim 55b Mitte), ob ein Friedensopfer als vorschriftsmässig geschlachtet gilt, wenn der Eingang zum Hêchâl zufällig durch einen Vorhang verdeckt war? Und wie konnte der Priester auf dem Ölberge (Middot II 4) den Eingang des Hêchâl sehen, wenn die Vorhänge keinen Durchblick gestatteten?]↩︎

    1. Schekalim VI 1 Ende und Anm. 6 daselbst.
    ↩︎
  152. Fundament.↩︎

  153. die Schaufel.↩︎

    1. IV 3 Anfang und Anm. 15 daselbst.
    ↩︎
  154. das Allerheiligste.↩︎

  155. vor die Bundeslade.↩︎

  156. Nach der Vorschrift der Tora (3. B. M. 16, 14) soll das Blut des Stieres zunächst gegen die vordere Fläche des Deckels (על פני הכפרת קדמה) und dann siebenmal vor den Deckel hin (לפני הכפרת) gesprengt werden. Das ist nicht so aufzufassen, als wäre bei der ersten Sprengung die obere, später aber die untere Hälfte des Deckels als Ziel ins Auge zu fassen. Die Bundeslade war nach 2. B. M. 25, 10 nur 1½ Ellen hoch (etwa 72 cm) reichte also dem Priester kaum bis zur Hüfte. Die Höhe (Dicke) des Deckels betrug nach der Überlieferung (Jeruschalmi Sabbat I 1, Babli daselbst 92a u. ö.) ⅙ Elle (c. 8 cm). Unter diesen Umständen wäre es kein grosser Unterschied, ob das Blut gegen die obere oder die untere Kante des Deckels gesprengt würde; in beiden Fällen müsste es der Hohepriester von oben nach unten sprengen. Der Gegensatz zwischen על פני und לפני liegt vielmehr darin, dass er das erste Mal aufwärts, nachher dagegen abwärts sprengte. Bei der ersten Sprengung richtete er die Spitze des ins Blut getauchten Fingers zur Erde und fuhr dann mit dem ausgestreckten Arm schnell in die Höhe; bei den sieben folgenden Sprengungen tauchte er den Finger jedesmal aufs neue in das Blut, erhob den Arm soweit als möglich und senkte ihn darauf mit raschem Schwung zur Erde (Baraita in Babli z. St. 55a oben). Die Handbewegungen, die er dabei ausführte, hatten grosse Ähnlichkeit mit denen eines Mannes, der jemand bald mit dem Handrücken, bald mit dem Handteller einen Streich versetzen will, weshalb auch R. Juda (s. Babli z. St. 54b unten) auf die Frage, wie das Wort מצליף in unserer Mischna zu verstehen wäre, mit einer stummen Geste antworten konnte, indem er wie zum Schlage ausholte — eine Erklärung die deutlicher als Worte spricht, und deren Richtigkeit auch durch zwei Targumstellen (zu Ps. 74, 5 u. Jonatan zu 5. B. M. 25, 3) belegt werden kann. . So erklärt sich auch die sonderbare Art, in der die Sprengungen gezählt wurden. Es geschah nach einer sowohl im Babli wie im Jeruschalmi z. St. vertretenen Ansicht, damit er sich nicht irre. Da der Hohepriester jedesmal, auch wenn er abwärts sprengte, die Hand erhob, konnte es ihm leicht widerfahren, dass das Blut infolge einer aus Versehen zu energisch ausgeführten Bewegung nach oben spritzte, bevor er noch den Arm zu senken sich anschickte. Darum zählte er: eins und eins, eins und zwei, eins und drei u. s. w., zerlegte also jede der sieben Sprengungen in zwei Handlungen. Erhob er den Arm, zählte er „eins“, liess er ihn wieder sinken, nannte er die laufende Zahl. Es ist eine psychologisch begründete Erfahrung, dass man in solchem Falle auf die zweite Zahl den Nachdruck legt, die erste aber unwillkürlich bedächtiger ausspricht, was wieder auf die Bewegungen des Arms in der Weise einwirkt, dass die Hand sich langsam hebt, um dann desto schneller niederzufahren. Die erste Sprengung dagegen begleitete er nur, während er den Arm erhob, mit einem kurzen energischen „Eins“, weil er hier tatsächlich nach oben sprengen sollte.↩︎

  157. um den durchs Los für Gott bestimmten Bock (IV 1) in der Opferhalle zu schlachten.↩︎

  158. das Allerheiligste.↩︎

  159. vor die Bundeslade.↩︎

    1. B. M. 16, 15.
    ↩︎
  160. Nach der Vorschrift der Tora (3. B. M. 16, 14) soll das Blut des Stieres zunächst gegen die vordere Fläche des Deckels (על פני הכפרת קדמה) und dann siebenmal vor den Deckel hin (לפני הכפרת) gesprengt werden. Das ist nicht so aufzufassen, als wäre bei der ersten Sprengung die obere, später aber die untere Hälfte des Deckels als Ziel ins Auge zu fassen. Die Bundeslade war nach 2. B. M. 25, 10 nur 1½ Ellen hoch (etwa 72 cm) reichte also dem Priester kaum bis zur Hüfte. Die Höhe (Dicke) des Deckels betrug nach der Überlieferung (Jeruschalmi Sabbat I 1, Babli daselbst 92a u. ö.) ⅙ Elle (c. 8 cm). Unter diesen Umständen wäre es kein grosser Unterschied, ob das Blut gegen die obere oder die untere Kante des Deckels gesprengt würde; in beiden Fällen müsste es der Hohepriester von oben nach unten sprengen. Der Gegensatz zwischen על פני und לפני liegt vielmehr darin, dass er das erste Mal aufwärts, nachher dagegen abwärts sprengte. Bei der ersten Sprengung richtete er die Spitze des ins Blut getauchten Fingers zur Erde und fuhr dann mit dem ausgestreckten Arm schnell in die Höhe; bei den sieben folgenden Sprengungen tauchte er den Finger jedesmal aufs neue in das Blut, erhob den Arm soweit als möglich und senkte ihn darauf mit raschem Schwung zur Erde (Baraita in Babli z. St. 55a oben). Die Handbewegungen, die er dabei ausführte, hatten grosse Ähnlichkeit mit denen eines Mannes, der jemand bald mit dem Handrücken, bald mit dem Handteller einen Streich versetzen will, weshalb auch R. Juda (s. Babli z. St. 54b unten) auf die Frage, wie das Wort מצליף in unserer Mischna zu verstehen wäre, mit einer stummen Geste antworten konnte, indem er wie zum Schlage ausholte — eine Erklärung die deutlicher als Worte spricht, und deren Richtigkeit auch durch zwei Targumstellen (zu Ps. 74, 5 u. Jonatan zu 5. B. M. 25, 3) belegt werden kann. . So erklärt sich auch die sonderbare Art, in der die Sprengungen gezählt wurden. Es geschah nach einer sowohl im Babli wie im Jeruschalmi z. St. vertretenen Ansicht, damit er sich nicht irre. Da der Hohepriester jedesmal, auch wenn er abwärts sprengte, die Hand erhob, konnte es ihm leicht widerfahren, dass das Blut infolge einer aus Versehen zu energisch ausgeführten Bewegung nach oben spritzte, bevor er noch den Arm zu senken sich anschickte. Darum zählte er: eins und eins, eins und zwei, eins und drei u. s. w., zerlegte also jede der sieben Sprengungen in zwei Handlungen. Erhob er den Arm, zählte er „eins“, liess er ihn wieder sinken, nannte er die laufende Zahl. Es ist eine psychologisch begründete Erfahrung, dass man in solchem Falle auf die zweite Zahl den Nachdruck legt, die erste aber unwillkürlich bedächtiger ausspricht, was wieder auf die Bewegungen des Arms in der Weise einwirkt, dass die Hand sich langsam hebt, um dann desto schneller niederzufahren. Die erste Sprengung dagegen begleitete er nur, während er den Arm erhob, mit einem kurzen energischen „Eins“, weil er hier tatsächlich nach oben sprengen sollte.↩︎

  161. Zitat aus 3. B. M. 16, 18.↩︎

  162. התחיל מחטא ויורד (statt: התחיל לחטא ולירד) ist eine griechische Konstruktion, die sich in der Mischna ziemlich eingebürgert hat (vgl. Pesaḥim I Anm. 23). מחטא (eig. entsündigen) wird schon im Pentateuch öfter vom Besprengen des Altars mit Opferblut gebraucht (z. B. 2. B. M. 29, 36). Insbesondere scheint das Wort die Besprengung der Altarhörner zu bezeichnen (3. B. M. 8, 15), wie sie beim Sündopfer und nur bei diesem zum Zwecke der Entsündigung vorgeschrieben ist. Liesse sich diese Vermutung mit Sicherheit feststellen, so brauchte man hier התחיל מחטא ויורד nicht als Vordersatz zu מהיכן הוא מתחיל zu ziehen, könnte es vielmehr als selbständigen Satz auffassen: Er begibt sich zum goldenen Altar und beginnt zunächst damit, dass er dessen Hörner von oben nach unten besprengt, um nachher (Mischna 6) auch die Oberfläche des Altars siebenmal zu besprengen.↩︎

  163. Auch der goldene Altar hatte „Hörner“ (2. B. M. 30, 2) die aus goldbelegten, an den oberen vier Ecken angebrachten Würfeln bestanden.↩︎

    1. Zebaḥim V 3.
    ↩︎
  164. Da der goldene Altar nur eine Elle im Geviert hat, so kann er sämtliche Sprengungen von einer Stelle aus vollziehen und braucht nicht wie beim äussern Altar, dessen Oberfläche 28 Ellen im Geviert misst, von einer Ecke zur andern zu gehen.↩︎

  165. damit ihm nicht das Blut in den Ärmel rinne.↩︎

  166. טהר ist die aram. Form des arab. ظهر = Rücken.↩︎

  167. vgl. 3. B. M. 4, 7: אל יסוד מזבח העלה אשר פתח אהל מועד. Die dem Eingange des Zeltes zugekehrte Seite des Opferaltars ist die westliche.↩︎

      1. die Reste des auf den äussern Altar gesprengten Blutes.
    ↩︎
    1. Zebaḥim V 3.
    ↩︎
  168. der die Opferhalle durchschneidet.↩︎

    1. B. M. 5, 14—16
    ↩︎
  169. im Allerheiligsten.↩︎

  170. also aufs neue ein Opfertier derselben Art geschlachtet werden.↩︎

  171. Wenn das Blut während der Sprengungen im Hêchâl oder am goldenen Altar vergossen wurde, muss man sie dort bezw. hier von vorne beginnen, braucht sie aber nicht im Allerheiligsten und bezw. im Hechal zu wiederholen.↩︎

  172. Ist aber eine Sühne vollzogen, so kann sie durch etwaige Störungen, die bei einer spätern Sühnehandlung eintreten, nicht mehr beeinträchtigt werden.↩︎

      1. die dem Versöhnungstage eigentümlichen zwei Böcke zum Unterschied vom Ziegenbock des Musafopfers, der auch an anderen Festtagen dargebracht wird.
    ↩︎
    1. IV 1.
    ↩︎
  173. und nun das Los entscheiden zu lassen, welcher von beiden für den Ewigen, und welcher für Azazel bestimmt sein soll.↩︎

  174. der Hohepriester, der die Lose zum zweiten Male zieht.↩︎

  175. der Hohepriester, der die Lose zum zweiten Male zieht.↩︎

  176. vom zweiten Paare.↩︎

  177. durch einen Leibesfehler (3. B. M. 22, 17—20). — Die eigentliche Bedeutung von מסאב ist unrein, widerwärtig.↩︎

  178. deren Mittel zum Ankauf von Ganzopfern verwendet werden (s. Scheḳalim VI 5—6).↩︎

  179. im Gegensatz zum Sündopfer einer Einzelperson, das in ähnlichen Fällen (wenn es z. B. abhanden kam und erst gefunden wurde, nachdem der Eigentümer schon ein anderes an dessen Stelle dargebracht hatte) in einen Stall gesperrt wird, wo man es umkommen lässt (vgl. Temura IV 3 Ende).↩︎

  180. in allen den Fällen, in denen man das Privatopfer umkommen lässt, soweit diese für öffentliche Sündopfer überhaupt zutreffen. In unserm Falle würde man aber nach R. Juda, wie aus dem folgenden Satze ersichtlich, nicht den zweiten Bock des zweiten, sondern den des ersten Paares umkommen lassen.↩︎

  181. des für den Ewigen bestimmten Bockes.↩︎

  182. bevor sämtliche Sprengungen (V 4—6) vollzogen waren.↩︎

  183. schafft zwei andere Böcke herbei, lässt aufs neue das Los entscheiden, vollendet mit dem Blute des einen die Sprengungen und schickt den zweiten in die Wüste.↩︎

  184. bevor sämtliche Sprengungen (V 4—6) vollzogen waren.↩︎

  185. schafft zwei andere Böcke herbei, lässt aufs Neue das Los entscheiden, vollendet mit dem Blute des einen die Sprengungen und schickt den zweiten in die Wüste.↩︎

  186. Fortsetzung von V 6.↩︎

  187. auf seinen Kopf zwischen den Hörnern.↩︎

  188. Im Jeruschalmi wird ausdrücklich bezeugt, dass im Sündenbekenntnis des Hohenpriesters der erste Satz mit אנא ה׳, der zweite mit אנא בה׳ anfängt. Demnach wären unsere Ausgaben, die oben (III 8 u. IV 2) auch den zweiten Satz mit אנא ה׳ einleiten, zu berichtigen. — בה׳ ist eine Schwurformel, zu der man sich נשבעתי oder השבעתיך hinzudenkt. Ist Gott selbst der Angerufene, so hat בה׳ den Sinn: Bei deinem heiligen Namen beschwöre ich dich, flehe ich dich an.↩︎

    1. B. M. 16, 30.
    ↩︎
  189. den heiligen Namen Gottes, den man sonst sich auszusprechen scheute. Im Tempel wurde er zwar täglich von den Priestern ausgesprochen, wenn sie das Volk segneten (Soṭa VII 6), aber nicht so klar wie heute durch den Hohenpriester; denn der Priestersegen wurde gesungen, und im vielstimmigen Gesange kommen die Worte nicht so deutlich zu Gehör (vgl. Ḳidduschin 71a unten).↩︎

    1. B. M. 16, 21.
    ↩︎
  190. andere Lesart: כהנים גדולים = die Hohenpriester.↩︎

  191. der nicht dem Stamm der Priester angehörte.↩︎

  192. כבש hiess auch die schiefe Ebene, die zum Altar emporführte (Middot III 3). Es scheint, dass man mit diesem Worte jede künstlich hergestellte Strasse bezeichnete. Die Grundbedeutung des Stammes ist wohl zusammendrücken (מכבש = Presse), woraus sich in übertragenem Sinne bezwingen, erobern ergibt; daher דרך כבושה: ein gebahnter Weg, aber auch: ein usurpierter Weg (vgl. das hübsche Wortspiel in ‘Erubin 53b: אמרתי לה הלא דרך כבושה היא אמרה לי לסטים כמותך כבשוה).↩︎

  193. Landläufige Bezeichnung für rohes Gesindel. [בָּבֶֽל ist keine Segolatform; also nicht בַּבְלׅי sondern בָּבְלׅי wie כַּרְמְלׅי von בַּרְמֶל].↩︎

  194. צוק kann nicht die Felsen spitze sein, sonst müsste es am Ende der 6. Mischna מן חצוק דחייתו heissen. Maimuni hält צוק für einen Ortsnamen. Ist es aber ein nomen appelativum, so kann es nur, da der Stamm die Enge bezeichnet, eine Schlucht oder Kluft bedeuten.↩︎

  195. also 90 Rês = 12 Mîl. Ein Mîl ist ungefähr 1 km (s. Anm. 26).↩︎

  196. Es war demnach dem Führer gestattet, trotz des strengen Fasttages sich durch Speise und Trank zu erquicken.↩︎

  197. Man darf sich an Sabbat- und Feiertagen von dem Orte, an dem man sich beim Eintritt des heiligen Tages befindet, nicht weiter als 2000 Ellen in einer Richtung entfernen. Die zehn Hütten waren nun so auf die Strecke verteilt, dass die Entfernung zwischen ihnen je ein Mîl betrug, genau soviel wie die der ersten von Jerusalem, die letzte aber 2 Mîl vom Endziel entfernt war. Die Begleiter hatten schon vor dem Versöhnungstage die ihnen angewiesenen Hütten bezogen. Daher konnten sie den Führer bis zur nächsten Hütte begleiten, mit Ausnahme der Inhaber der letzten Hütte, die nur bis zur Mitte der letzten Wegstrecke mit ihm gehen konnten. Es folgt daraus, dass ein Mîl = 2000 Ellen ist. Misst nun die Elle 48 cm (‘Erubin Kap. IV Anm. 36), so entspricht das Mîl ziemlich genau unserm Kilometer. Allerdings darf man sich in der Diagonale des „Weltquadrats“ (s. ‘Erubin, Einleitung Abs. 4) bis auf 2800 Ellen entfernen (das.); es ist doch aber nicht anzunehmen, dass sämtliche Hütten in dieser Diagonale gelegen haben.↩︎

  198. oder: an einem Steine.↩︎

  199. Wer die Sabbatgrenze überschritten hat, darf sonst vor Ausgang des heiligen Tages den Rückweg nicht einmal antreten (‘Erubin IV 1), und wenn ihm wie in unserm Falle der Hinweg gestattet war, so darf er sich von seinem Reiseziele nicht weiter als 2000 Ellen entfernen (das. 3). Die nächste Hütte war aber 4000 Ellen vom Felsen entfernt (Anm. 26). Dennoch wurde dem Führer dieses Zugeständnis gemacht, weil es für ihn mit Lebensgefahr verbunden war, in der öden, menschenleeren Gegend des Nachts allein den Weg zurückzulegen. Darum durfte er noch am Tage bis zur ersten Hütte zurückkehren, in der er sich geborgen fühlen konnte. Vermutlich erwarteten ihn dort seine Begleiter, um sich nach Eintritt der Dunkelheit gemeinsam mit ihm auf den Heimweg zu begeben.↩︎

  200. Der Hebräer sagt: תחת סכה אחרונה, weil er bei סכה hauptsächlich an das Dach denkt. — Gemeint ist hier die letzte der zehn Hütten, von Jerusalem aus gerechnet. Für ihn war es die erste Hütte auf dem Rückwege.↩︎

    1. B. M. 16, 26.
    ↩︎
  201. der Hohepriester.↩︎

  202. deren Blut er im Allerheiligsten, im Hêchâl und auf den goldenen Altar gesprengt hatte (oben V 3—6).↩︎

    1. B. M. 16, 27.
    ↩︎
  203. das Fett, die Nieren und das Zwerchfell (3. B. M. 4, 8—10 u. 26; vgl. das. 3, 3—4 u. 14—16).— Zum Unterschied vom Partizip Amurim (אמורים) wird das Substantiv Emurim (אימורים = das Vorgeschriebene) gelesen. [Die Ableitung vom gr. μηρία halte ich aus formalen wie aus sachlichen Gründen nicht für glücklich. Aus meria wäre wohl kaum אימורים geworden. Auch hätte man einen Ausdruck, der zur Bezeichnung heidnischer Opfer diente, nicht auf die Fettstücke übertragen, die auf dem gottgeweihten Altar dargebracht wurden. Die Erklärung von B. J. Lipschütz (תפארת ישראל פסחים ה׳ ס״ו), nach dessen sprachlich unhaltbarer Ansicht das Wort aus εὐ (= gut) und μέρος (= Teil) zusammengesetzt wäre, ist nicht viel besser als die seines Vaters, der es mit אמיר (= Wipfel), und die des ‘Aruch (Art. מר 2), der es mit מר (= Herr) in Verbindung bringt, indem er darauf hinweist, dass die Opferteile die Herren über alle Glieder sind und dem Herrn der Welt dargebracht werden. Am meisten befriedigt mich noch immer die Ableitung von אמר, die Maimonides in seinem Mischnakommentar (Einl. zur 5. Ordnung) mit den Worten gibt: והדה כלהא חחסמי אימורין יעני אלאשיא אלתי אמר בחרקהא (Alles dies wird אימורין genannt, d. h. die Dinge, die er zu verbrennen vorgeschrieben hat). Dass diese Erklärung richtig ist, ergibt sich aus Sukka V 7, wo unter אימורי הרגלים nicht wie sonst die Fettstücke, sondern die vorgeschriebenen Festopfer im weitesten Sinne zu verstehen sind (s. das. Anm. 37), und wo auch der bab. Talmud den Ausdruck durch מה שאמור ברגלים erklärt. Übrigens haben die Handschriften sehr oft אמורים statt אימורים; vgl. auch Pesaḥim VIII Anm. 42.]↩︎

  204. Ueber מגיס s. Pesaḥim Kap. V Anm. 42.↩︎

  205. Nach dem Wortlaut der heiligen Schrift (3. B. M. 16, 23—25) wurden sie nicht jetzt schon dargebracht, sondern erst später, nachdem der Hohepriester die weissen Gewänder mit den goldenen vertauscht hatte (weiter unten VII 3); s. Einleitung Abs. 4 und Kap. VII Anm. 22. Der Talmud korrigiert hier והקטירן in להקטירן: Er tat sie vorläufig in eine Schüssel, um sie später auf dem äussern Altar zu verbrennen. Das ist sehr einleuchtend. Wozu sollte er auch die Opferteile in eine Schüssel legen, wenn er sie sofort darzubringen hätte.↩︎

  206. Andere Lesart: קלען במקלות, er flocht die beiden Tiere mit Stäben ineinander.↩︎

  207. ausserhalb der heiligen Stadt.↩︎

    1. B. M. 16, 28.
    ↩︎
  208. Früher wollte er mit der Toravorlesung (Anfang des nächsten Kapitels) nicht beginnen, weil in dem vorzutragenden Abschnitt eine Stelle sich findet, laut welcher der Bock die Sünden des Volkes in die Wüste fortträgt (3. B. M. 16, 22).↩︎

  209. דידכאות ist die Lesart des Jeruschalmi. Das ist wahrscheinlich der Plural von διαδοχή (= Ablösung der Schildwachen, wörtlich = Übernahme; daher die Erklärung im pal. Talmud: מאי דירכיות קבלן). ‘Aruch liest דדכאות, was Musafia als διδαχαί aufgefasst zu haben scheint, da er es als Zeichen erklärt. Die gewöhnliche Lesart lautet דרכיות, was Wegweiser bedeuten könnte, grosse Steinhaufen, auf die sich die mit Fahnen ausgerüsteten Leute stellten, um das Zeichen zu geben. Da aber solche Wegweiser stets vorhanden waren, passt nicht der Ausdruck דרכיות היו עושין. Wäre das Wort von דרך abzuleiten, so übersetzte man besser: Es wurden Stationen eingerichtet.↩︎

  210. Andere Lesarten: בית חדודו und בית חודון.↩︎

  211. Vermutlich warteten die Begleiter in der ersten Hütte, bis deren Inhaber die zweite erreicht hatten u. s. w. (קרבן עדה); sonst blieben ja die Hütten, während die Begleiter sich gegenseitig den Rücken zukehrten, längere Zeit ohne Aufsicht. — כדי מיל ist verkürzt aus כדי הלוך מיל: so viel Zeit, als man braucht, um 1 Mîl zu gehen.↩︎

  212. Ein Band aus roter, mit Kermes gefärbter Wolle.↩︎

  213. Jes. 1, 18.↩︎

  214. Nachdem man ihm gemeldet, dass der „Sündenbock“ die Wüste erreicht hat (Kap. VI 8; s. Anm. 40 das.).↩︎

  215. zur Toravorlesung, die in der „Frauenhalle“ (עזרת נשים) stattfand und die folgenden drei auf das Versöhnungsfest bezüglichen Schriftabschnitte umfasste: 1. Aḥarê Môt (3. B. M. 16, 1—34), 2. Ach be‘asôr (das. 23, 26—32), 3. Ube‘asôr (4. B. M. 29, 7—11). Zur Zeit des zweiten Tempels war die Volkssprache aramäisch, und nur wenige verstanden noch die heiligen Urkunden. Darum wurden die drei Abschnitte, die der Hohepriester in der Ursprache vorlas, Vers um Vers ins Aramäische übersetzt. Die beiden ersten Abschnitte, die einander benachbart sind, las er aus der Torarolle; den dritten aber trug er auswendig vor, damit nicht durch die Notwendigkeit, diese entferntere Stelle in der Rolle erst aufzusuchen, eine unliebsame Pause in der Vorlesung einträte. Man hätte ihm freilich eine zweite Torarolle reichen können, in welcher der vorzulesende Abschnitt schon vorher aufgeschlagen war. Ein solches Verfahren würde aber als eine Zurücksetzung der ersten Torarolle empfunden werden, weshalb man es stets vermeidet, eine und dieselbe Person aus zwei Torarollen vorlesen zu lassen.↩︎

  216. die er vor dem ersten Sündenbekenntnis angelegt (III 6—8) und bis jetzt noch nicht abgelegt hat.↩︎

  217. אצטלית oder אסטלית (= στολή, stola) ist ein langes, vom Halse bis zur Ferse reichendes Gewand.↩︎

  218. Das Eingeklammerte fehlt in den Ausgaben des bab. Talmud sowohl hier wie in Soṭa VII 7. וקורא עומד und bald darauf ומניחו בחיקו stimmen schlecht zu einander.↩︎

  219. Mit anderen Worten: Auch der Abschnitt, den ich euch jetzt auswendig vortragen werde, ist in diesem Buche niedergeschrieben.↩︎

  220. Mit חומש (ein Fünftel) wird jedes der fünf Bücher des Pentateuch bezeichnet. חומש הפקודים heisst das vierte Buch (Numeri), weil es mit einer Volkszählung beginnt.↩︎

  221. Den Grund s. Anm. 2.↩︎

  222. So nach Maimuni (הל׳ עבודת יום הכפורים ג׳ י״א). Die Lesarten weichen an dieser Stelle erheblich von einander ab. — Die erste Benediktion ist der gewöhnliche, auch sonst übliche Segenspruch nach der Toravorlesung, die drei folgenden sind bekannte Bestandteile unserer Gebetordnung (כסדרן, wie Tosefta K. III g. E. sich ausdrückt), die nächsten drei sind für diesen Zweck wie auch für die Vorlesung des Königs (Soṭa VII Ende) besonders eingerichtet (daher der Zusatz: בפני עצמו bezw. בפני עצמן), die letzte ist ein Gebet um Hilfe und Beistand, das mit ברוך אתה ה׳ שומע תפלה schliesst.↩︎

    1. oben VI 7.
    ↩︎
  223. Hatte er dagegen in der Stola gelesen und somit das Byssusgewand schon vorher abgelegt, so hatte er bei dieser Gelegenheit schon seine Hände und Füsse geheiligt und brauchte daher jetzt nur noch zu baden.↩︎

  224. Ueber טבילה und קדוש s. oben Kap. III Anm. 11 und 13.↩︎

  225. das. Anm. 17.↩︎

  226. die am Ende unseres Kapitels aufgezählten acht Gewänder.↩︎

  227. in der Opferhalle. — ויצא ועשה steht hier in Anlehnung an die Schriftstelle ואת עלת העם ויצא ועשה את עלתו (3. B. M. 16, 24). Dort ist ויצא berechtigt, im Hinblick auf das vorherstehende ובא אהרן אל אהל מועד sowie im Gegensatz zu den vorausgegangenen Opferhandlungen, die sich im Innern des Heiligtums vollzogen.↩︎

  228. den er aus eigenen Mitteln als Ganzopfer darbrachte (das. 3).↩︎

  229. Nach R. Jehuda han-Nasi ist dieser Widder (das. 5) identisch mit dem im vierten Buche (29, 8) als Teil des Musafopfers geforderten; nach R. El‘azar b. R. Simon sind es zwei verschiedene Widder (Babli Joma 3a).↩︎

    1. B. M. 29, 8.
    ↩︎
  230. ebend. — Er wird hier als פר העולה bezeichnet zum Unterschied von dem Stiere, den der Hohepriester aus eigenen Mitteln als Sündopfer darbringt (פר החטאת: 3. B. M. 16, 3, 11, 14, 27).↩︎

    1. B. M. 29, 11. — Gleich dem Bocke, auf den das Los „für den Ewigen“ gefallen (3. B. M. 16, 9), ist auch dieser Bock ein Sündopfer, unterscheidet sich aber von jenem dadurch, dass sein Blut nicht im Allerheiligsten, im Hêchâl und am goldenen Altar (V 4—6), sondern nur auf den äussern Altar gesprengt wurde, weshalb er hier als בחוץ שעיר הנעשה bezeichnet wird.
    ↩︎
  231. Das tägliche Abendopfer bestand ebenso wie das tägliche Morgenopfer (III 4) aus einem Lamm zum Ganzopfer, einem Omer Mehl, drei Log Wein und einem halben ‘Omer Gebäck als persönlichem Opfer des Hohenpriesters.↩︎

  232. Wie die Mischna vor uns liegt, können die Schlussworte (ופר העולה bis בין הערבים) nur R. ‘Akiba angehören. Es scheint jedoch, dass Babli in diesem Satze die beiden Worte היו קרבין nicht gelesen hat. Wie könnte er sonst fragen, ob ופר העולה hinauf oder hinunter zu ziehen ist, da ja in jenem Falle ein Prädikat im Plural (היו קרבין) auf ein einziges Subjekt im Singular (הנעשה בחוץ שעיר) beschränkt wäre. Streicht man aber (mit Tosefot Jeschanim z. St.) die beiden Worte, so könnte man die abweichende Meinung des R. ‘Akiba als Einschiebsel seiner Schüler und den Schlusssatz als unangefochtene, von keiner Meinungsverschiedenheit berührte Fortsetzung des ursprünglichen Berichtes auffassen. Die Mischna hätte dann folgenden Wortlaut: ויצא ועשה את אילו ואת איל העם ואת שבעת כבשים תמימים בני שנה (דברי רבי אליעזר רבי עקיבה אומר עם תמיד שלשחר היו קרבין) ופר העולה ושעיר הנעשה בחוץ עם תמיד של בין הערבים , so dass nach R. Eli‘ezer das ganze Mussafopfer (פר ואיל ושבעה כבשים לעולה ושעיר לחטאת) hintereinander zwischen dem Tagesdienste und dem täglichen Abendopfer dargebracht wurde, während nach R. ‘Akiba die sieben Lämmer noch vor dem Tagesdienste an die Reihe kamen, im übrigen aber gemäss der Überlieferung des R. Eli‘ezer verfahren wurde (s. auch Anm. 29). Viel weiter gehen die Ansichten dieser Mischnalehrer in der Tosefta (Kap. III gegen Ende) auseinander. Dort folgen auf das Morgenopfer nach R. E. zunächst der Stier und der Bock des Musaf, dann der Stier und der Bock des Tagesdienstes, hierauf die beiden Widder und die sieben Lämmer, endlich das Abendopfer; nach R. ‘A. dagegen zunächst Stier und Lämmer des Musaf, dann Stier und Bock des Tagesdienstes, hierauf der Bock des Musaf und die beiden Widder, endlich das Abendopfer. Zwei im Babli (70 a unten und 70 b oben) mitgeteilte Berichte, denen Raba daselbst wegen ihrer grössern Klarheit und Übersichtlichkeit vor unserer Mischna den Vorzug gibt, haben folgende Reihenfolge: 1. nach R. E.: Morgenopfer, Tagesdienst, Darbringung der beiden Widder, Verbrennung der Opferteile vom Stier und Bock des Tagesdienstes auf dem äussern Altar, Musafopfer mit Ausnahme des bereits dargebrachten Widders, Abendopfer [ ולא כמו שהגיהו בתוספות ד״ה דתנא אבל פר העולה כך גרם רבנו חננאל ופר העולה]; 2) nach R. ‘A.: Morgenopfer, erster Teil des Musaf (Stier und Lämmer), Tagesdienst, Rest des Musaf (Bock und Widder) nebst dem Widder des Hohenpriesters, Verbrennung der Opferteile vom Stier und Bock des Tagesdienstes, Abendopfer. . Nach einer im Jeruschalmi (z. St.) erwähnten Ansicht werden alle Ganzopfer hintereinander und alle Sündopfer hintereinander dargebracht; es folgten daher auf das Morgenopfer zunächst die übrigen Ganzopfer (also die beiden Widder und das ganze Musaf mit Ausnahme des Bockes), dann die drei Sündopfer (Stier und Bock des Tagesdienstes und der Ziegenbock des Musaf), zuletzt das Abendopfer, das wieder ein Ganzopfer ist, während R. ‘Akiba, der im Grunde dasselbe Prinzip befolgt, die darzubringenden Ganzopfer so verteilt, dass die zum Musaf gehörigen auf das Morgenopfer folgen, die beiden Widder aber dem Abendopfer unmittelbar vorangehen. Demnach stimmen Tosefta, Babli und Jeruschalmi, soweit wenigstens R. ‘A. in Betracht kommt, völlig überein, nur dass Jeruschalmi von der Voraussetzung ausgeht, dass „der Widder des Volkes“ mit dem des Musaf nicht identisch ist (s. oben Anm. 17), mithin im ganzen drei Widder an diesem Tage geopfert wurden. Eine andere Streitfrage unter den Schülern des R. ‘A. bezieht sich auf die sieben Lämmer des Musaf. Nach R. Jehuda wird nach dem Morgenopfer nur eins von ihnen dargebracht, die übrigen sechs erst später vor dem Abendopfer; nach R. El‘azar b. R. Simon umgekehrt, sechs vor und eines nach dem Tagesdienste; andere wieder meinen, dass alle sieben des Morgens vor dem Tagesdienste geopfert wurden (Tosefta und babli a. a. O.).↩︎

  233. Ueber טבילה und קדוש s. oben Kap. III Anm. 11 und 13.↩︎

  234. das. Anm. 17.↩︎

  235. aus indischem Byssus (III 7).↩︎

  236. in das Allerheiligste.↩︎

  237. die er bei der Darbringung des Räucherwerks zurückgelassen hatte.↩︎

  238. die am Ende unseres Kapitels aufgezählten acht Gewänder.↩︎

  239. in den Hêchâl.↩︎

  240. auf dem goldenen Altar (2. B. M. 30, 8).↩︎

  241. auf dem goldenen Leuchter (das. 26, 37 u. 27, 21).↩︎

  242. Es fällt auf, dass hier am Schlusse des Berichtes noch immer vom Abendopfer (Anm. 21) keine Rede ist (s. Tosafot 71 a s. v. נכנם). Es herrscht daher auch Unklarheit darüber, wann dieses eigentlich dargebracht wurde. Nach Raschi und Tosafot ging es unmittelbar dem Abendräucherwerk voran, kam also erst an die Reihe, nachdem der Hohepriester Löffel und Schaufel aus dem Allerheiligsten entfernt und zum letzten Mal die goldenen Gewänder angelegt hatte; nach Maimuni wurde es schon früher dargebracht, bevor noch der Hohepriester das goldene mit dem weissen Gewande vertauschte, um Löffel und Schaufel aus dem Allerheiligsten zu holen. Die Schwierigkeit löst sich und jeder Zweifel schwindet, wenn im Schlusssatze der vorigen Halacha die beiden Worte היו קרבין gestrichen werden (vgl. Anm. 22). Die Mischna hat dann folgenden Wortlaut: „Nachdem er die goldenen Kleider [zum zweiten Male] angelegt, brachte er draussen seinen und des Volkes Widder dar, wie auch die sieben Lämmer (so nach R. E.; R. ‘A. dagegen meint, dass diese unmittelbar dem Morgenopfer folgten); ferner den zum Ganzopfer bestimmten Stier und den im Aussenraume zu opfernden Bock nebst dem täglichen Abendopfer. Hierauf nahm er das vorgeschriebene Bad, um nach vorangegangener und nachfolgender Heiligung der Hände und Füsse das goldene Gewand mit dem weissen zu vertauschen, in welchem er nun das Allerheiligste betrat, den Löffel und die Schaufel herauszuholen. Dann vertauschte er wieder unter den vorgeschriebenen Waschungen das weisse mit dem goldenen Gewande, um im Hêchâl das Abendräucherwerk auf dem goldenen Altar zu verbrennen und auf dem goldenen Leuchter die Lämpchen anzuzünden“. Demnach hat Maimuni recht. Übrigens sagt R. Joḥanan im Jeruschalmi z. St. ausdrücklich: Alle Welt stimmt darin überein, dass Löffel und Schaufel erst nach dem täglichen Abendopfer herausgeschafft wurden ( הכל מודין בהוצאת כף ומחתה שהיא לאחר תמיד של בין הערבים), und es ist mir unbegreiflich, wie der Verfasser der Tosefot Jom Tob, der Maimuni zu rechtfertigen sich bemüht, diese Stelle sich entgehen lassen konnte, zumal er bald darauf einen andern Satz des Jeruschalmi anführt, der jenem benachbart ist und im selben Zusammenhange steht.↩︎

  243. vgl. Kap. V Anm. 15.↩︎

  244. הדיוט = ἰδιώτης.↩︎

    1. B. M. 29, 40 u. 42. Die Kopfbedeckung heisst dort מגבעת, während מצנפת die des Hohenpriesters bezeichnet (das. 4).
    ↩︎
  245. Diese vier den Hohenpriester auszeichnenden Gewänder sind a. a. O. (6—38) ausführlich beschrieben.↩︎

      1. der Hohepriester muss mit sämtlichen acht Gewändern bekleidet sein, wenn er mittels der Urim und Tummim (das. 30) das Schicksal befragt. Beispiele solcher Fragen finden sich in der Bibel ziemlich häufig (Richter 1, 1; 20, 18, 23, 27—28; 1 Sam. 10, 22; 22, 10; 23, 2, 4, 9—12; 28, 6; 30, 7—8; 2 Sam. 2, 2; 5, 19 u. 23). Dass sie durch den Hohenpriester an dies geheimnisvolle Kleinod gerichtet wurden, ist aus 4. B. M. 27, 21 ersichtlich. Auch werden an mehreren der angeführten Stellen ausdrücklich Efod, Urim oder Priester erwähnt (Richter 20, 27—28; 1 Sam. 22, 10; 23, 9—12; 28, 6; 30, 7—8).
    ↩︎
  246. הדיוט = ἰδιώτης.↩︎

  247. Das Eingeklammerte fehlt in manchen Ausgaben.↩︎

  248. Wörtlich: der Versöhnungstag ist gebunden in Bezug auf Speise und Trank etc. Der Begriff der Unfreiheit ist hier von der Person auf den Tag übertragen.↩︎

  249. oder sonst eine Fussbekleidung aus Leder, nach Tosefta (Kap. IV Anf.) auch nicht aus gewebten Stoffen (אפלו באנפליא של בגדים).↩︎

  250. Euphemie für den Geschlechtsverkehr. Das Verbum ist vom Nomen abgeleitet und lautet daher nicht השתמש במטה, sondern שמש את המטה, wofür bei Frauen noch diskreter שמש את הבית steht (z. B. Nidda I 7 u. X 8). Häufig findet sich in diesem Sinne שמש schlechthin, und zwar mit dem Akkus. der Person bei Suffixen (z. B. Nedarim Ende), sonst mit עם (z. B. Schebu‘ot II 4).↩︎

  251. innerhalb der ersten dreissig Tage nach der Heimführung.↩︎

  252. Wörtlich: eine Genesende (so auch im Deutschen: eines Kindes genesen).↩︎

      1. das Volumen einer grossen Dattel, aus welcher der Kern noch nicht entfernt ist.
    ↩︎
    1. B. M. 23, 29.
    ↩︎
  253. Wörtlich: wenn jemand isst und trinkt, vereinigt es sich nicht.↩︎

  254. Wer ein Verbot, dessen mutwillige Verletzung mit der Strafe der Ausrottung oder noch schwerer bedroht ist, aus Versehen übertritt, muss seinen Irrtum durch ein Sündopfer sühnen (3. B. M. 4, 27—35). Hat er dieselbe Sünde wiederholt begangen, ohne dass ihm der Irrtum inzwischen zu Bewusstsein kam, so genügt ein Sündopfer; waren es aber verschiedene Übertretungen, die aus demselben Irrtum flossen, so muss er ebensoviel Sündopfer darbringen, als er Gesetze verletzt hat. Essen und Trinken gilt nun als eine fortgesetzte Handlung, weil beides im Gesetz unter einem Begriff zusammengefasst ist; wenn man daher, uneingedenk des Versöhnungstages, Speisen und Getränke genossen hat, so ist man nur zu einem Sündopfer verpflichtet. Hat man dagegen unter derselben Voraussetzung gegessen und Arbeit verrichtet, so sind zwei Sündopfer erforderlich, weil jede dieser Handlungen unter ein anderes Verbot fällt (3. B. M. 16, 29 u. 23, 27—28, 29—30). — Unter Arbeit sind hier all die Verrichtungen zu verstehen, die am Sabbat unter dieser Bezeichnung verboten sind (s. Schabbat VII 2).↩︎

  255. מוריים = muries.↩︎

  256. also Flüssigkeiten, die man zwar nicht trinkt, aber doch als Tunke genieset.↩︎

  257. von Strafe, bezw. von der Verpflichtung der Sühne durch ein Opfer.↩︎

  258. vor Eintritt der Volljährigkeit, die ein Knabe mit Vollendung des dreizehnten, ein Mädchen mit Vollendung des zwölften Lebensjahres erlangt.↩︎

  259. Diese Halacha lässt verschiedene Auffassungen zu. Sie kann den Sinn haben: Minderjährige lässt man nicht fasten, aber zur Erfüllung anderer Gebote hält man sie an. Sie kann auch sagen wollen, dass man nur kleinere Kinder nicht fasten lässt, wohl aber solche, die in wenigen Jahren das Alter der Grossjährigkeit erreicht haben werden. Man kann sie aber auch dahin erklären, dass man Minderjährige den ganzen Tag nicht fasten lässt, wohl aber je nach ihrer körperlichen und geistigen Entwickelung mehrere Stunden. Im Babli wie in Jeruschalmi gehen die Meinungen hierüber auseinander, und dazu kommt, dass an einigen Stellen die Lesart nicht feststeht. Der herrschende Brauch ist hierzulande gemäss der letzten Auffassung, Kinder vor Eintritt der Volljährigkeit nur wenige Stunden fasten zu lassen.↩︎

  260. עוברה ist verkürzt aus מעוברה wie מועט (Ggstz. v. מרובה) aus ממועט.↩︎

  261. Der Duft von Speisen hat durch Überreizung der Nerven einen Schwächeanfall bei ihr ausgelöst.↩︎

  262. Im Talmud wird dieser Satz so aufgefasst: Einem Kranken gibt man auf ärztliche Anordnung zu essen, auch wenn er selbst es nicht für erforderlich hält, ohne ärztliche Vorschrift aber nur dann, wenn er es selbst als nötig erachtet. Gestatten ihm die Ärzte zu fasten, er selbst aber fühlt, dass er der Nahrung ohne Gefahr für sein Leben nicht entbehren kann, so folgt man ihm. Jeruschalmi fügt noch hinzu, dass man ihm selbst dann zu essen gibt, wenn er selbst es für überflüssig hält, der Arzt aber im Zweifel ist.↩︎

  263. בולמוס (βούλιμος = Ochsenhunger) ist ein krankhafter Zustand, der Lebensgefahr im Gefolge haben, aber durch Nahrungsaufnahme schnell beseitigt werden kann.↩︎

  264. wenn keine erlaubten Speisen zur Hand sind. Unrein steht hier in hosiologischem Sinne (s. Pesaḥim Kap. I Anm. 26).↩︎

  265. Hier ist nicht vom Versöhnungsfest die Rede, sondern von allen Tagen des Jahres. Der Hund gehört zu den „unreinen“ Tieren (3. B. M. 11, 3), und das in Frage stehende Heilmittel ist nicht wissenschaftlich erprobt, sondern vom Aberglauben empfohlen.↩︎

  266. weil bei schweren Krankheiten durch den Widerstand, den man dem Willen des Kranken entgegensetzt, leicht eine Verschlimmerung eintreten kann.↩︎

  267. Um einen Glaubensgenossen zu retten, entweiht man den Sabbat auch dann, wenn das Rettungswerk durch Nichtjuden vollbracht werden kann.↩︎

  268. selbst wenn alle diese Zweifel insgesamt in Betracht kommen.↩︎

    1. B. M. 4, 27—35).
    ↩︎
  269. So heisst das Schuldopfer, das in einigen Fällen (z. B. 3. B. M. 5, 15 u. 25) zur Sühne einer entschiedenen Gesetzesverletzung dient, im Gegensatz zum „schwebenden“ Schuldopfer (אשם תלוי, das. 17—19), das derjenige darbringt, der nicht mit Sicherheit weiss, dass er aus Versehen eine schwere Sünde begangen hat. Dieses Opfer hat nur aufschiebende Kraft. Nach erlangter Gewissheit muss man zur vollen Sühne ein Sündopfer weihen.↩︎

      1. aufrichtige Reue und entschlossener Wille zur Besserung. Beim Sünd- und Schuldopfer des vorangehenden Satzes wurde die Umkehr, die auch dort Voraussetzung der Sühne ist, als selbstverständlich vorausgesetzt. Sonst hätte ja der Sünder kein Opfer dargebracht.
    ↩︎
  270. deren Verletzung nicht mit schwerer Strafe bedroht ist.↩︎

  271. der göttlichen Strafe.↩︎

  272. Da er nicht aufrichtig bereut, schiebt er die Besserung so lange hinaus, bis er abberufen wird und es zu spät ist.↩︎

    1. Pesahim Kap. X Anm. 38.
    ↩︎
    1. B. M. 16, 30. — Er zieht לפני ה׳ nicht zu תטהרו („von allen euren Sünden sollt ihr vor Gott euch reinigen“), sondern zu חטאתיכם.
    ↩︎
  273. Ez. 36, 25.↩︎

  274. Jirm. 17, 13.↩︎

  275. Ein im Deutschen nicht wiederzugebendes Wortspiel. מקוה bedeutet Hoffnung (1 Chr. 29, 15) und zugleich Wasseransammlung (2. B. M. 7, 19), insbesondere das Reinigungsbad.↩︎

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