Die Deutsche Mischna-Übersetzung

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Die deutsche Mischna-Übersetzung wurde im Laufe von 46 Jahren herausgegeben. Sieben Autoren veröffentlichten von 1887 bis 1933 in 90 Lieferungen Übersetzung und Kommentar. Jeder Lieferung bestand aus einem Heftchen mit 32 Seiten, das am Ende zu einem 2794 Seiten umfassenden Werk in sechs Bänden anwuchs. Der Verlag Itzkowski überlebte den Abschluss des Projekts nicht.
Das Ziel der Autoren war sowohl eine traditionelle wie auch eine wissenschaftliche Erklärung der Mischna. Das Werk sollte Fachmänner und Laien ansprechen und es hat sich bis heute bewährt.

Digitalisierung der Mischna

Die Digitalisierung und Eingliederung der Mischna-Übersetzung in die Sefaria-Bibliothek hat folgende Vorteile:

  • Die schiere Menge an Fußnoten ist in den Text eingebunden und erleichtert so den Lesefluss und das Verständnis des Textes.
  • Hebräische, deutsche, griechische, arabische und syrische Begriffe liegen in Unicode vor und können gesucht und kopiert werden.
  • Alle im Fehlerverzeichnis der Druckfassung angeführten Korrekturen wurden in den Text eingearbeitet.
  • Der hebräische Urtext kann parallel mit der deutschen Übersetzung gelesen werden.
  • Zitate und Verweise auf Bücher und Autoren sind innerhalb der Sefaria-Bibliothek miteinander verlinkt.

Die Autoren

Rabbiner Dr. Ascher Sammter VIAF

Geb. 1. Januar 1807 in Werna am Harz, Gest. 30. Jan. 1887 in Berlin. Mit 15 Jahren Hauslehrer in Halberstadt und elf Jahre lang Lehrer an der dortigen Hascharat-Zwi-Schule (TZW 1846, S. 147). 1825 behördliches Examen für jüd. Lehrer in Magdeburg. 1833 Reifeprüfung am Halberstädter Gymnasium, Studium der Philosophie in Berlin, 21. Aug. 1837 Promotion in Jena; 1837-1854 Prediger und Elementarlehrer, auch „Rabbiner“, in Legnica (Liegnitz), Niederschlesien, führt dort Predigt und Konfirmation ein. Legt 1851 das Amt nieder und widmet sich literarisch-publizistischer Tätigkeit; seit 1869 lebte er in Berlin, Rosenthaler Str. 23.

Publikationen

Literatur

Quelle: Biographisches Handbuch der Rabbiner

Grab von Dr. Ascher Sammter
Foto: Igor Itkin

Rabbiner Prof. Dr. Eduard Ezekiel Baneth VIAF

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הרב פרופ‘ ד“ר ישראל יחזקאל בן ירחמיאל יעקב בנעט זצ“ל
Foto: Leo Baeck Institute

Geb. 9. Aug. 1855 in Liptó Szt. Miklos (Liptovský Mikuláš), Ungarn, Gest. 7. Aug. 1930 in Berlin.
Sohn des Kaufmanns und Talmudisten Jerachmiel Dov Baneth (1815-1871, Schüler des Chatam Sofer) und der Golda, geb. Stoessel; Enkel des Ezekiel B. (1773-1854), Talmudgelehrter, Leiter der Jeschiwa in Neutra (Nitra) und Wollhändler; Urenkel des Jakob B. Talmudunterricht beim Vater und weiteren Rabbinern in Ungarn, 1869-1871 Rabbinerschule in Hõgyész, 1872 rabbinische Hochschule in Preßburg (Bratislava), 1873-1881 Rabbinerseminar und Studium Orientalischer Sprachen an der Univ. Berlin, 1881 Promotion in Leipzig „summa cum laude“, Ordination von Hildesheimer in Berlin.
1882-1895 Rabbiner und Religionslehrer am Königlichen Wilhelms-Gymnasium und an der städtischen Höheren Mädchenschule in Krotoschin; verließ Krotoschin wegen der Einführung der Orgel. 1896-1930 als Dozent für Talmud und rabbinische Literatur an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin.
Ab 1896 zugleich Religionslehrer am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium; 1897 Rabbiner des Synagogenvereins Ohel Jizchok; Vorsitzender der Chewra Kadischa Groß-Berlins; seit 1899 Mitglied der Montefiore-Loge, Berlin; 1902 Mitglied im Ausschuß des Vereins zur Förderung der Wissenschaft des Judentums, um 1913 Vorstandsmitglied in der „Zunz-Stiftung zur Förderung der Wisssenschaft des Judentums“. Erhielt 1917 vom Preußischen Kultusministerium den Professoren-Titel.
Verheiratet in erster Ehe um 1882 mit Helene Olitzki, in zweiter Ehe um 1888 mit Dina Friedmann aus der Dynastie der Ruzhiner in Sadagora, der Tochter des ersten Kantors der Adass Jisroel, die 1905 im achtzehnten Jahr ihrer Ehe im Alter von 34 Jahren starb und, wie Baneth, auf dem Friedhof Weissensee begraben wurde; dritte Ehe um 1918 mit Rosa Pinkowitz; insgesamt sieben Kinder, darunter Hartwig David Zwi (von Gershom Scholem in seinen Jugenderinnerungen erwähnt, Von Berlin nach Jerusalem, Frankfurt/M. 1994, S. 178, 211).

Publikationen (Auswahl)

Literatur (Auswahl)

Quelle: Biographisches Handbuch der Rabbiner; Archiv Bibliographia Judaica; Eliav/Hildesheimer, das Rabbinerseminar

Grab in der Ehrenreihe des jüd. Friedhofs Weißensee.
Foto: Igor Itkin

Rabbiner Dr. Marcus Mordechai Petuchowski VIAF

הרב ד“ר מרדכי יעקב פעטוחאווסקי זצ“ל
Foto: Privat, mit freundlicher Genehmigung der Familie.

Geb. 10. Febr. 1866 in Nowgorod bei Wilna, Gest. 29. Okt. 1926 in Berlin. Sohn des Toraschreibers und Mohels Joseph P. aus Halberstadt, bis 1872 Besuch des Cheder in Wilna, ab 1873 der Israelitischen (Volks-)Schule 1873, ab 1880 des Domgymnasiums und der Jeschiwa in Halberstadt; studierte dort bei den Rabbinern Hirsch Benjamin Auerbach, Joseph Nobel und Salomon Cohen, 1884 Abitur. 1884-1893 Studium am Rabbiner-Seminar und an der Univ. Berlin, 12. Okt. 1892 Promotion in Halle. 1893-1912 Rabbiner an der Berliner Lippmann-Tausk-Synagoge, 1895 als Nachfolger von Salomon Cohn Rabbiner der Tiergarten-Synagoge an der Potsdamer Brücke in Berlin, „ausgestattet mit einem schönen, modellierfähigen Organ, einer hervorragenden Rhetorik und aus einem reichen jüdischen Wissen schöpfend, wurde er bald als Prediger berühmt“ (JN 28.03.1941, S. 6); zugleich Leiter der 1907 gegründeten Religionsschule des Vereins. 1912- 1926 Rabbiner der Hauptgemeinde an den Synagogen Heidereutergasse und Rykestraße, Leiter der XII. Religionsschule in der Großen Hamburger Straße; trat aus gesundheitlichen Gründen zurück und wurde von Rabbiner Moritz Freier vertreten. Mitglied in der Vereinigung der traditionell-gesetzestreuen Rabbiner Deutschlands. Gestorben an Herzversagen. Der Rabbiner und Liturgiewissenschaftler Jakob Josef P. (1925-1991) ist sein Enkel.

Publikationen

Literatur (Auswahl)

Quelle: Biographisches Handbuch der Rabbiner; Eliav/Hildesheimer, das Rabbinerseminar

Grab von Rabbiner Petuchowski und seiner Frau Rosa geb. Itzkowski am Weißenseer Friedhof
Foto: Igor Itkin

Rabbiner Dr. Simon Schlesinger

הרב ד“ר שמעון שלמה שלזינגר זצ“ל
Foto: Privat

Geb. 15. April 1883 in Wien, Gest. 23. Mai 1959 in Jerusalem. Sein Großvater war der Neffe, seine Großmutter die Enkeltochter des Rabbi Akiva Eger. Seine Mutter, Rosa Strassr, war die Enkeltochter vom „Ktav Sofer“, des Sohnes des „Chatam Sofer“. Studium an der Jeschiwa in Preßburg (Bratislava) und an der Universität Wien. 1919-1933 Oberlehrer am Jüdischen Lehrerseminar und an der Höheren Schule „Jawne“ in Köln, hier auch in der jüdischen Erwachsenenbildung tätig. Ehe mit Paula Schloss, insgesamt zwei Kinder, Tochter und Sohn (Isaak, bekannter israelischer Psychologe, gest. 2018). 1933 Rabbiner in Memel (Klaipeda), Ostpreußen. 1939 Emigration nach England (Middleton on Sea, Sussex), 1940 nach Palästina. Von da an in Jerusalem als Lehrer tätig. Bruder, Rabbiner Josef Samuel Güns-Schlesinger.

Publikationen

  • Mischnajot mit dt. Übs. Seder Naschim (von Nasir Kap. 9 bis Ende), 1908-1933
  • Beiträge zur Bibelexegese. Jeschurun, 1920 VII, Heft 11/12, S.579-583
  • Beiträge zur talmudischen Methodologie. Jeschurun, 1927, XIV Heft 5/6. S.232-240; Heft 7/8, S.379-389 u. Jeschurun, 1928, XV, Heft 3/4. S.226-233.
  • Zum Talmudstudium der Gegenwart. Schriftenreihe der Achdut, Heft 1, S.13-18.
  • Raw Kook. Zion, 1934 Nr.2-3. S. 14-18, 37-40.
  • Das Bild eines jüdischen Akademikers (Nachruf auf Rabbiner Dr. Carlebach) Jüdische-Akademische Blätter. Unser Weg. Neue Folge, Aug. 1928, Heft 1, S. 28-29.
  • הערות שולים לתנ“ך. Beit Mikra, ניסן תשכ“א. S. 65-72.
  • In der אנציקלופדיה תלמודית, die Artikel: אגודל, אמה, אצבע, אש (verlinkt ist die מיקרופדיה).
  • Derekh Ereẓ in Encyclopaedia Judaica, 1972.
  • ספר הישר לרבינו תם, Jerusalem 1959
  • חידושי המהר“ם שי“ף למסכת גיטין, Jerusalem 1963
  • מחקרים בתלמוד, Jerusalem 1999 (Hrsg. von seinem Sohn Isaak)

Quelle: Biographisches Handbuch der Rabbiner; מחקרים בתלמוד (mit Biographie und Bibligraphie).

Grab von Rabbiner Schlesinger auf Har-Hamenuchot, Jerusalem.
Foto: BillionGraves

Rabbiner Dr. John Cohn VIAF

הרב ד“ר יונה הכהן זצ“ל
Foto: Privat, mit freundlicher Genehmigung der Familie

Geb. am 16. Februar 1859 in Altona, gest. 19. Januar 1934 in Breslau. Drittes Kind des Altonaer Klausrabbiners Benjamin Cohn, eines marokkanischen Rabbiners, – dessen Schiff sank auf der auf Fahrt nach Spanien, er wurde von Engländern gerettet und nach Altona gebracht –, und der Marianne, geb. Stern. Besuch der israelitischen Gemeindeschule; Jeschiwa von Ettlinger und seit dem elften Lebensjahr das Gymnasium in Altona; 1877-1883 Rabbiner-Seminar Berlin, sechs Semester Arabischstudium an der Universität; 1882 Promotion in Leipzig, Hatara von Lazarus Löb in Altona und Hildesheimer in Berlin. 1883-1894 Rabbiner in Wreschen (Września), Posen; 1894- 1919 Kreis-Rabbkner in Rawitsch (Rawicz), Posen; Lehrer an der Machsike-Thora-Schule. Vorsitzender im Verein für jüdische Geschichte und Literatur in Rawitsch; Treuhänder des Esra / Hilfsvereins der deutschen Juden. 1920 Dajan in Breslau, übernahm die Leitung des Kaschrutwesen; Mitglied der Agudas Jisroel Ortsgruppe Breslau; um 1929 Rabbiner der Breslauer Adass Jisroel. Mitglied im ADR und in der Vereinigung von Rabbinern der Provinz Posen zur Wahrung des überlieferten Judentums; Vorstandsmitglied im Verband traditionell-gesetzestreuer Rabbiner Deutschlands; Mitglied im Deutschen Reichsverband jüdischer Religionslehrer und im Hebräischen Literaturverein Mekize Nirdamim. 1927 im Ehrenausschuß der Wohlfahrts-Lotterie der „Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Tuberkulose unter den Juden“. Erste Ehe mit Jani Goldstein aus Beuthen (1866-1902); in zweiter Ehe verheiratet mit der Tochter des Berliner Buchdruckers Hirsch Itzkowski, Rosa (gest. Dez. 1935).

Publikationen

Literatur (Auswahl)

  • Israelit 27.09.1894 (Jg. 35, Nr. 77/78), S. 1459
  • Israelit 08.08.1912 (Jg. 53, Nr. 32), S. 6.
  • GB 06.02.1914 (Jg. 78, Nr. 6), S. 2.
  • IFH 14.02.1929 (mit Foto)
  • Israelit 21.02.1929 (Jg. 70, Nr. 8), S. 9 (zum 70. Geb.) „Rabbiner Cohn als Mensch ist das köstlichste, was wir von ihm zu rühmen wissen. Gradsinn, Schlichtheit, Herzensfrömmigkeit, Herzensoptimismus, ein offener, kluger Blick fürs Leben, eine kompromisslose Wahrheits- und Wissensliebe, eine alles versöhnende Liebe zu den Menschen…“
  • Israelit 01.02.1934 (Jg. 75, Nr. 5), S. 12.
  • Israelit 15.02.1934 (Jg. 75, Nr. 7), S. 5 (Nachruf).
  • Posner, Rawitsch, 1962, S. 18f.

Quelle: Biographisches Handbuch der Rabbiner; Eliav/Hildesheimer, das Rabbinerseminar

Grab von Rabbiner Cohn in Wrocław
Foto: Avraham Marmorstein

Rabbiner Dr. Moses Auerbach

הרב ד“ר משה אויערבאך זצ“ל
Foto: mit freundlicher Genehmigung Oded Yarkony Archive of the History of Petah Tikva

Geb. am 3. Februar 1881 in Halberstadt (Sachsen-Anhalt), gest. 9. April 1976 in Petach Tikwah. Besuch des Domgymnasiums in Halberstadt; 1899 Abitur. Studium an Universitäten in Berlin und Straßburg, Berliner Rabbiner-Seminar; 1905 Promotion und Ordination. Zunächst Lehrer am Jüd. Lehrerseminar in Köln; Vorsitzender der dt. Landesorganisation der „Agudas Jisroel“. 1909/1910 Reise n. Petach-Tikwah in Palästina, um dort das Schulwerk d. Freien Vereinigung für die Interessen des orthodoxen Judentums zu leiten; 1918 Rückkehr und Lehrer an d. Talmud-Thora-Schule in Köln; in Warschau Direktor der Höheren jüd. Mädchenschule. 1922–1934 Dozent am Berliner Rabbiner-Seminar für Talmud und jüd. Geschichte; lebte seit 1935 in Petach-Tikwah, leitete dort bis 1947 die Netzah-Jisrael-Schule; seit 1951 offiziell im Ruhestand, aber weiterhin als Lehrer tätig, zuletzt am Beth-Jacob-Lehrerseminar in Tel Aviv.

Publikationen (Auswahl)

Grab von Rabbiner Auerbach in Petach-Tikwah
Foto: Foto: BillionGraves

Literatur (Auswahl)

  • זכרונות הרב משה אויערבך, Jerusalem 1981.

Quelle: Archiv Bibliographia Judaica; Eliav/Hildesheimer, das Rabbinerseminar

Rabbiner Prof. Dr. David Zwi Hoffmann VIAF

הרה“ג פרופ‘ ד“ר דוד צבי הופמן
Foto: Privat

Geb. 24. November 1843 in Verbó, Komitat Neutra, Ungarn, gest. 20. November 1921 in Berlin. Sohn des Dajan und Gemara-Lehrers Mosche Jeschaja Hoffmann in Verbó. Besuch der Jeschiwa in Verbó, 1859 Schüler des Rabbiners Mosche Schick in St. Georgien, ab 1863-1865 Besuch der Jeschiwa des Rabbiners Mosche ha-Sofer Schreiber in Preßburg (Bratislava), 1865-1867 Abitur und Studium der Philosophie, Geschichte, Pädagogik, griechische Sprache und Literatur an den Universitäten in Wien und Berlin. 1868 Besuch der Rabbinerschule Ezriel Hildesheimers in Eisenstadt, ging 1869 mit Hildesheimer nach Berlin. 1871 Promotion in Tübingen, 1871-1873 Lehrer für Hebräisch, Deutsch, Geographie und Geschichte an der Samson-Raphael-Hirsch-Realschule in Frankfurt a. M., 1873-1921 Dozent für Talmud, Poskim, Halacha, Exegese und jüd. Geschichte am Rabbiner-Seminar in Berlin. Nach dem Tod Hildesheimers 1899 Rektor des Rabbiner-Seminars. Mitglied und Präsident des Bet Din der Adass Jisroel, Berlin sowie des rabbinischen Rats. Mitglied des Vereins „Verein zu Förderung der jüdischen Geschichte und Literatur“. Gab 1876-1893 mit Abraham Berliner das „Magazin für die Wissenschaft des Judentums“ heraus und redigierte 1884-1895 die Israelitische Monatsschrift, eine wissenschaftliche Beilage zur Zeitung „Jüdische Presse“. Er veröffentlichte Hunderte von Artikeln und galt als halachische Autorität und als einer der größten jüdischen Gelehrten seiner Zeit.

Publikationen (Auswahl der Auswahl)

Grab von Rabbiner Hoffmann auf dem Adass-Jisroel Friedhof, Berlin
Foto: Igor Itkin

Warum dauerte es so lange?

Trotz gründlicher Suche konnte ich die Hintergründe zur Übersetzung nicht aufdecken. Wie kam es zur Übersetzung? Wie war die Arbeitsweise? Wer bestimmte die Leitlinien? Viele Fragen, keine Antwort. Nur ein Zeitungsartikel von 1886 berichtet über ein Programmheft, woraus der Autor uns nur den gesamten Umfang von 60 Heften mitteilt, die alle bald erscheinen sollten. Im Laufe der Zeit wurden aus den 60 Heften, 90 Hefte und aus dem baldigen Erscheinen wurden 46 Jahre. Ein Langzeitprojekt über mehrere Generationen; wie kam es dazu?

Als Lazarus Goldschmidt für seine Talmud-Übersetzung eine geeignete Druckerei suchte, entschied er sich gegen die Druckerei von Hirsch Itzkowski mit der Begründung: „… ich war überzeugt, dass er das Werk zu meinen Lebzeiten nicht vollenden würde. Vor zwanzig Jahren machte er sich an die Arbeit, die Mischna mit deutscher Übersetzung zu drucken, und obwohl vier Personen damit beschäftigt waren, ist bis heute nicht einmal ein Drittel des Werkes fertig geworden.“ Unzufrieden war nicht nur Goldschmidt; Hirsch Itzkowski selbst äußerte seinen Missmut in einem Gedicht, das sein Schwiegersohn, Rabbiner Dr. Ackermann 1899 in der Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum der Druckerei verfasste. Dort heißt es:

Schwer und gefahrvoll war das Werk,
Das die Jubelfirma begann,
Der Plan war gefaßt – ein kurzes Bedenken –
Und dann hieß es: Wir fangen an!
Gut sei der Mischna heiliger Wortlaut
Deutsch übersetzt, und ein Kommentar,
Gleichfalls deutsch und tief eindringend
Erleuchte sie hell, erleuchte sie klar:
Bald war Seder Seraim vollendet,
Stolz vereinigt ein erster Band,
Und nicht lange, so ward das Ganze,
Als ein verdienstvolles Werk erkannt.
Leider vermochte nicht, wie es begonnen,
Promt zu erfolgen des Werkes Schluß –
– Manchmal stockt ja auch zum Rasten
Selbst des tüchtigsten Wanderers Fuß –
Allerlei Hindernis, allerlei Hemmung,
Die ich jetzo nicht nennen mag,
Zögert hinaus in weite Ferne
Den ersehnten Vollendungstag.
Zwar griffen hurtig Meisterhände
Eifrig fördernd und schaffend zu,
Ja, selbst Familienmitglieder gönnten
Sich des Tags und des Nachts nicht Ruh’.
Um den Torso getreu zu ergänzen
Der ja so Herrlich-Großes verspricht!
Was wird die Zukunft nun bringen? Bringt sie
Das Ende, bringt sie’s nicht?

Welche Hindernisse das Vorankommen behinderten, wollte er seinen Lesern nicht verraten, „Allerlei Hindernis, allerlei Hemmung, die ich jetzo nicht nennen mag“. Als 1887, zwölf Jahre zuvor, Dr. Ascher Sammter starb, hat Itzkowski zu der Todesanzeige eine Fußnote drucken lassen, mit der Nachricht: „das Unternehmen [die Mischna-Übersetzung] wird keine Störung erleiden, sondern durch eine bewährte Kraft fortgesetzt werden“. Diese „bewährte Kraft“ waren Rabbiner Dr. Eduard Baneth und Rabbiner Dr. David Zwi Hoffmann. Doch während Rabbiner Hoffmann den ganzen Seder Nesikin bereits 1898 abgeschlossen hatte, konnte Rabbiner Baneth nur einen einzigen Traktat vorlegen. Waren Rabbiner Baneths langsames Arbeitstempo und seine weitschweifigen Fußnoten (z.B. Fußnote 30 oder Fußnote 66) das ungenannte Hindernis? Rabbiner Petuchowski, Schwiegersohn von Hirsch Itzkowski, lobte die Arbeit von David Hoffmann mit den Worten: „Die Anmerkungen sind knapp und streng sachlich gehalten…“. Ob hier eine versteckte Kritik an Rabbiner Baneth formuliert ist? Tatsächlich wandte sich Itzkowski 1891 an die Leser mit der Nachricht über die Verzögerung des letzten Teils von Eruvin: „Die Fertigstellung des Heftes hat sich durch langwierige Krankheiten in der Familie des Verfassers [Baneth], wie durch die besonderen Schwierigkeiten, welche gerade dieser Teil des so schwierigen Tractats dem Erklärer bereitet, über Gebühr genötigt war, ganz neue Bahnen einzuschlagen. Die folgenden Lieferungen werden mit G.H. [Gottes Hilfe] in rascher Folge erscheinen.“ Doch dieses Versprechen konnte er nicht halten. Rabbiner Baneth benötigte ganze 35 Jahre bis das letzte Heft von Seder Moed im April 1922 endlich erschienen ist. Währenddessen beauftragte Itzkowski 1896 seinen Schwiegersohn mit der Übersetzung von Seder Naschim. Dieser legte bis 1910 die Hälfte vor, wurde aber als Rabbiner von der Gemeinde zu Berlin berufen, worauf die Übersetzung bis zu seinem Tod 1926 in Stocken geriet. Erst 1933 führte Rabbiner Schlesinger das Werk zum Abschluss. Warum Itzkowski erst 1910 Rabbiner Hoffmann und Rabbiner John Cohn (ebenfalls sein Schwiegersohn) mit der Übersetzung von Seder Taharot und Seder Kodaschim beauftragte, ist mir nicht klar. Vielleicht hoffte er auf ein schnelles Vorankommen von Rabbiner Baneth, der aber bis 1910 nur Joma abgeschlossen hatte. Als Rabbiner Hoffmann 1921 starb, übernahmen Rabbiner Cohn und Rabbiner Auerbach die Fertigstellung von Seder Taharot bis 1933.

Im oben erwähnten Gedicht tröstete sich Itzkowski mit den Worten:

Sei getrost und zage nicht,
Und vertraue meinem Segen,
Der Vollendung schönem Licht
Führe ich Dich treu entgegen!

Was Hirsch Itzkowski damals nicht ahnte, „der ersehnte Vollendungstag“ lag noch 33 Jahre entfernt aber weder er noch seine Druckerei haben diesen Tag erlebt. Nur zwei von sechs Bänden lagen vollständig vor als Itzkowski am 25. Dezember 1914 starb. Seine Druckerei löste sich 1930 auf; wie es dazu kam, muss noch untersucht werden. Die Mischna-Ausgabe wurde 1933 im Verlag H. Kanel, Wiesbaden abgeschlossen. Warum dauerte es also so lange? Mehrere Ursachen sind möglich. Die Autoren waren herausragende Gelehrte und Rabbiner von Gemeinden, denen sie ihr Leben widmeten. Die Mischna-Übersetzung hatte nicht die Wichtigkeit wie die Publikation von Artikeln und Büchern, die die Zeit verlangte. Der Papiermangel während des 1. Weltkriegs und in den Jahren danach führte zu einer Unterbrechung (auch war Goldschmidts Talmudausgabe davon betroffen). Es ist schon ein Wunder, dass so ein Langzeitprojekt zu Ende geführt und nicht aufgegeben wurde. Höchste Zeit das Werk mit einer digitalen Ausgabe zu würdigen.