Der Talmud (Hebräisch תלמוד) ist eines der wichtigsten Werke des Judentums, man kann sogar sagen, er sei eine der Säulen des Judentums, wenngleich seine Bedeutung für das orthodoxe und liberale Judentum unterschiedlich groß ist. Wenn man über den Talmud spricht, meint man meistens den »babylonischen Talmud« (Talmud Bawli) – neben diesem gibt es noch den Jerusalemer Talmud (Talmud Jeruschalmi). Manchmal wird der Talmud auch »Schas« (Hebräisch ש״ס) genannt – das steht für »schischa sedarim – sechs Ordnungen« – dies verweist auf die Mischna. Beide bestehen aus Mischna und Gemarah.
Inhalt
Was ist der Talmud?
Der Talmud ist die Diskussion der Mischna. Doch was ist die Mischna?
Die Mischna: G’tt gab Mosche am Sinai nicht nur die geschriebene Torah, sondern auch die ‚mündliche Lehre‘. Dieses Lehre wurde (wie der Name bereits sagt) mündlich weitergegeben. Es ist wichtig, zu erwähnen, dass auch das römische Recht ein ius scriptum (geschriebenes Gesetz) und ein ius non scriptum (ungeschriebenes Gesetz) kannte. Das ungeschriebene Gesetz war für die Römer »Gewohnheitsrecht« (consuetudo), während hingegen das schriftliche Recht sich auf niedergeschriebene Gesetze bezog. Das ist im Talmud anders! Es handelt sich weniger um ungeschriebene Gesetze, als vielmehr um die korrekte Interpretation derjenigen Gesetze, die schriftlich überliefert wurden. Diese übermittelte Lehre bestand aus Religionsgesetzen für alle Bereiche (Halachah) und aus ergänzendem Material bestehend aus Geschichten, Gleichnissen und Begebenheiten ethischen Charakters (Aggadah). Jehuda ha Nasi ordnete die mündliche Lehre und hielt sie schriftlich fest – was eigentlich für halachisch bedenklich gehalten wurde – um jedoch die mündliche Lehre nicht zu verlieren oder zu verändern, schuf man also die Mischna (Wiederholung) – die Sammlung der mündlichen Lehre.
Man teilte die Mischna in sechs Ordnungen auf:
- Seraim Saaten
- Moed Festzeiten
- Naschim Ehe und Famileinrecht
- Nesikin Beschädigungen;Zivil und Strafrecht
- Kodaschim Heilige Dinge – Tempel und Opferriten
- Toharot Reinheitsgebote
Der Talmud besteht aus dieser Mischna und ihrer Diskussion, der Gemara.
Beide gemeinsam sind der Talmud. Sie sind der Grundtext des Talmuds.
Im Laufe der Geschichte wurden aber auch diese Texte kommentiert und besprochen.
In jeder Ausgabe des Talmuds ist deshalb auch der Raschi-Kommentar zu finden.
Raschi ist ein Akronym für Rabbi Schlomo ben Jitzchak (ausführlicher Artikel zu Raschi), der 1040 in Troyes geboren wurde und 1105 nach reger Tätigkeit starb. Ohne Raschis Kommentar, wäre der Talmud ein versiegeltes Buch für uns, schrieb Rabbi Jitzchak bar Schesches (Rivasch). Tatsächlich sind die Arbeiten Raschis zum Talmud und zur Torah unvergleichlich.
Alle weiteren Kommentare zum Talmud wurden von den Schülern Raschis hinzugefügt.
Am unteren Rand gibt es noch Kommentare und Hinweise zahlreicher anderer Verfasser.
In der Mitte des Bildes steht die Mischna mit der Gemara in Quadratbuchstaben. Rechts davon befindet sich der Kommentar Raschis, sowie auf der linken Seite, der seiner Schüler. Unten finden wir die ‚kleinen Kommentare‘. Die Abbildung zeigt das erste Blatt des Traktates Berachot »Segenssprüche«.
Den Talmud kann man nicht einfach nur lesen, den Talmud muss man lernen um einen Einblick in dieses faszinierende Feld zu bekommen.
Je mehr man vom Talmud weiß, desto mehr Fragen stellen sich noch. Wir beschäftigen uns heute fast ausschließlich mit dem Talmud Bavli der in den Lehrstätten Babyloniens entstanden ist, während es noch den Talmud Jerushalmi gibt, der in den Lehrhäusern Israels entstanden ist.
Folgende Darstellung zeigt beispielhaft den Aufbau einer Talmud-Seite an, wie sie heute als klassisch gilt. Es ist die Einteilung der Ausgabe von Wilna, die zwischen den Jahren 1880 bis 1886 von den Gebrüdern Romm in ihrer Wilnaer Druckerei eingeführt wurde. Sie hat sich als Referenz durchgesetzt und erscheint uns heute als DIE grafische Repräsentation eines Talmud-Blattes. Diese Ausgabe – und somit alle folgenden – hat insgesamt 2711 (doppelseitige) Blätter.
Ein Blatt des Talmud
Auf nahezu jeder Seite des Talmuds findet man die Elemente:
- Mischnah und Gemara Mischnah und Gemara sind natürlich der »Kern« eines Talmud-Blattes.
- Raschi-Kommentar Zum Kommentar von Raschi, siehe oben.
- Mesorat haSchas Wenn man so will, ist dies eine frühe Form des »Hyperlinks«. Auf dem Rand der Talmudseite, des Blatts, wird angezeigt, wo ein Zitat noch im Talmud zu finden ist.
- Ejn Mischpat – Ner Mitzwah Diese Glosse enthält Querverweise in halachische Literatur. Etwa in die Mischne Torah oder in das Werk Arba Turim.
- Torah Or Diese Glosse bringt Zitate aus der Torah in ihrem Zusammenhang und gibt die Quelle an.
- Hagahot HaBaH Ein Kommentar von Rabbiner Joel Sirkes. Dieser enthält oft sprachliche Hinweise oder Korrekturen.
Was steht im Talmud? Wie ist er geschrieben?
Wie Eingangs bereits erwähnt wurde, besteht der Talmud aus Mischnah und Gemarah, der Talmud ist also von seiner Struktur her »dialogisch«. Während die Mischnah eine Sammlung von Gebräuchen und Einrichtungen ist, diskutiert die Gemarah darüber und bringt auch Gegenmeinungen vor, die gleichfalls wieder diskutiert werden. Im Talmud kommen so viele verschiedene Sprecher zu Wort und nicht nur gelegentlich schweift die Diskussion ab in kleinere oder größere Diskurse über neue Stichwörter. So werden nicht nur religiöse Gesetze besprochen (Halachah), sondern auch Geschichten, Auslegungen, Sinnsprüche oder Gleichnisse erzählt (Aggadah).
Organisiert ist der Talmud nach den sechs Ordnungen der Mischnah. Diesen folgend ist er in 63 Traktate eingeteilt:
Ordnung
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Traktat |
deutscher Name |
enthält: |
Seraim (Saaten) |
Berachot |
Segenssprüche |
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Ackerecke |
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Kilajim |
Mischungen |
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Das siebente Jahr |
Bodenbesitz und Schabbatjahr | |
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Heben |
Abgaben an Priester (Kohanim) und Leviten | |
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Zehnte |
Steuerabgaben an die Leviten ohne Land | |
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Zweiter Zehnter |
Abgabe des zweiten Zehnten | |
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Teig |
Abgabe von allem Teig an die Priester | |
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Unbeschnittenes |
Verbot von Baumfrüchten bis zum vierten Jahr. | |
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Erstlingsfrüchte |
Darbringung der Erstlingsfrüchte an Schawuot | |
Moed (Festzeiten) |
Schabbat |
Schabbat |
Die Schabbatgebote |
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Eruwin |
Vereinigungen |
Verbindung verschiedener Bereiche eines Hauses und von Höfen (zur Erleichterung des Schabbat) |
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Pessachlämmer |
Gebote für das Pessach-Fest | |
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Jom Tow |
Feiertag |
Gesetze der Festtage |
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Ta’anit |
Fasten |
Genaues zu den Festtagen |
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Rosch ha Schanah |
Das Neujahrsfest |
Bestimmung der Monate und der Jahre (Neumondsbekundungen) sowie das Blasen des Schofar. |
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Der Versöhnungstag |
Genaues zu Jom Kippur. | |
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Sukkah |
Laubhütte |
Aufbauen und Schmücken der Sukkah und Details zu den Opfern an Sukkot. |
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Schekalim |
Steuern |
Tempelsteuern. Dieses Traktat enthält nur im Talmud Jeruschalmi eine Gemarah. |
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Esther-Rolle |
Details zum Purim-Fest und zur Auslegung der Megillah. | |
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Moed Katan |
Halbfeiertage |
Gesetze für diese Zeit. |
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Chagiga |
Festopfer |
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Naschim (Frauen) |
Jewamot |
Schwagerehe |
Schwagerehe und Eheverbote |
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Ketubot |
Heiratsverträge |
Der Ehevertrag |
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Gittin |
Scheidebriefe |
Der Scheidebrief und die Scheidung der Ehe. |
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Kidduschin |
Die Heirat |
Fragen zur Verlobung und zur Heirat aber auch Gesetze für Mann und Frau. |
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Nedarim |
Gelübde |
Genaues zu Gelübden. |
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Nasir |
Asketentum |
Details zum Nasirat, zum Asketentum zur Zeit des Tempels. |
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Sota |
Ehebruch |
Gesetze über den Ehebruch. |
Nesikin |
Bawa Kamma |
Erstes Tor |
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Bawa Metzia |
Mittleres Tor |
Funde, Darlehen, Verträge |
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Bawa batra |
Letztes Tor |
Gesetze über das Nutzen, Verkaufen und Messen von Grundstücken. Auch Erbschaftsrecht und Teilung des Vermögens. |
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Sanhedrin |
Gerichtshof |
Gerichtshöfe, Strafrecht, Grundsätze des Glaubens. |
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Makkot |
Schläge |
Regelungen zur Prügelstrafe |
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Schewuot |
Schwüre |
Wichtigkeit des Eides und seine Diskussion. |
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Edujot |
Bekundungen |
Zeugnisse und Bekundungen. |
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Awodah Sara |
Götzendienst |
Fernhalten des Götzendienstes und der Umgang mit Götzendienern. |
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Die Sprüche der Väter |
Enthält keine Gemarah. | |
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Horajot |
Entscheidungen |
Besprechungen von Irrtümern der Gerichtshöfe und Korrekturen der Urteile. |
Kodaschim (Heiliges) |
Sevachim |
Schlachtopfer |
Gesetze zu Tieropfern. |
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Menachot |
Speiseopfer |
Darbringung von Speiseopfern. |
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Chullin |
Profane Schlachtung |
Details zur Schächtung und den Speisevorschriften |
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Bechorot |
Erstgeburten |
Männliche Erstgeburten bei Tier und Mensch. |
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Arachin |
Schätzungen |
Wie man Dinge schätzt, die dem Tempel geweiht sind. |
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Temura |
Ersatz |
Austausch von Opfern. |
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Keritot |
Abtrennungen |
Über die 26 Übertretungsfälle, die man „Ausrottung“ geahndet werden. |
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Me’ila |
Veruntreuung |
Veruntreuung von Tempeleigentum. |
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Middot |
Maße |
Der Tempelbezirk und seine Maße. Keine Gemarah. |
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Kinnim |
Vogelnester |
Vogelopfer. |
Taharot (Reinheit) |
Niddah |
Menstruation |
Details zur Menstruation |
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Kelim |
Geräte |
Geräte und ihre Tauglichkeit |
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Ohalot |
Zelte |
Durch Leichen verursachte Unreinheit an Personen und Dingen die sich mit der Leiche unter einem Dach befinden. |
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Negaim |
Aussatz |
Aussatz bei Menschen, Kleidern und Häusern. |
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Parah |
Rote Kuh |
Über die rote Kuh. |
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Taharot |
Reinheit |
Über die rituelle Unreinheit |
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Mikwaot |
Tauchbäder |
Über die Mikveh und ihre Vorschriften. |
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Machschirin |
Empfindlichkeit |
Welche Gegenstände Unreinheit übertragen können. |
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Sawim |
Flußbehaftete |
Männer und Frauen die an Ausfluß leiden. |
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Tewul Jom |
Der Untergetauchte |
Über Personen die sich einem Tauchbad unterzogen haben. |
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Jadajim |
Hände |
Unreinheit der Hände. |
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Ukzin |
Stiele |
Stiele, Schalen und Kerne die Unreinheit übertragen können. |
Eine Übersetzung des Talmud ist hier zu finden.
Die Sprache des Talmud
Der Teil der Mischna, Zitate aus dem Tanach und Zitate aus der Mischna innerhalb der Gemara sind in hebräischer Sprache. Die Gemara ist in weiten Teilen in aramäischer Sprache verfasst.
Ein Beispiel aus der Aggadah
Die Geschichte geschah wiederum an einem Nichtjuden, der zu Schammaj kam und sprach »Bekehre mich, indem du mich die ganze Torah lehren willst, solange ich auf einem Bein stehen kann.«
Da stieß Schammaj ihn fort mit einem Maßstab, wie sie die Zimmerleute gebrauchen. Da ging der Heide von Schammaj weg und kam zu Hillel und fragte auch ihn, ob er ihn die ganze Torah lehren wollte, solange er auf einem Bein stehen könne. Da bekehrte ihn Hillel auf seine Worte hin und sprach:
»Ich will dich die ganze Torah lehren, solange du auf einem Bein stehen kannst.»
Und sprach zu dem Heiden: »Halte dich an den Schriftvers: Du sollst deinem Nächsten nichts Ärgeres tun, als du dir gern getan haben willst.
Das ist der Urgrund der ganzen Torah. Der Rest ist Auslegung. Geh hin und lerne weiter.«
So lehrte Hillel ihn die ganze Torah, während er auf einem Bein stand. –Schabbat 31a (hier zitiert aus dem bei dtv erschienenen Buch »Das Ma’assebuch«, das zahlreiche Geschichten aus dem Talmud nacherzählt.)
Mehr aus der Aggadah gibt es auf den Seiten mit der Aggadah des Talmud.
Die gedruckten Ausgaben
Die erste gedruckte Ausgabe des (babylonischen) Talmud wurde 1520 von Daniel Bomberg in Venedig herausgegeben. Der (nichtjüdische) Drucker, der aus Antwerpen stammte, erstellte mit Hilfe von Rabbinern eine Fassung, die den Grundstein für die Seiteneinteilung aller späteren Ausgaben legen sollte. Alle folgenden Ausgaben übernahmen diese Einteilung, die heute noch verwendet wird. Beispielsweise Berachot 64. Die Einteilung in Vorder- und Rückseite (a und b – א und ב) stammte aus der Druckerei der Witwe und Gebrüder Romm. Bis dahin zitierte man die Talmudstellen anhand der Kapitel der Mischna, also etwa Berachot Kapitel 1.
In Wilna unternahmen die Brüder mit der Witwe Deborah Romm von 1880 bis 1886 den erfolgreichen Versuch, alle Traktate des Talmud zu drucken und mit zusätzlichem Material zu versehen. So erschienen dort 37 Bände (mit insgesamt 5894 Seiten), die tatsächlich noch heute die Standarddarstellung einer Talmudseite sind.
Literatur
- Carmell, Aryeh Aiding Talmud study / [Siyaʻta li-Gemara], New York 1986
- Mayer, Reinhold; Der Babylonische Talmud übersetzt und erklärt, München 1963
Geeignet für einen Einstieg in die Texte. - Steinsaltz, Adin; The Essential Talmud, New York 1976.
- Steinsaltz, Adin; A reference guide, New York 1989