Erzählungen des Talmuds – Ejn Ja’akow – Schabbat

Die Erzählungen/Aggadah des Traktats Schabbat:

[ Inhaltsverzeichnis von Ejn Ja’akow – die Erzählungen des Talmuds]

31a 31b 32a 32b 33a 34a 53b 152a 156a

31a

Die Rabbinen haben gelehrt: Der Mensch sei so gelassen wie Hillel und nicht so jähzornig wie Schammai.

Zwei Männer hatten miteinander gewettet, wer geht und den Hillel in Zorn bringt, der erhält vierhundert Sus.
Einer wollte diese Rolle übernehmen, es war am Vorabend des Schabbats, an welchem Hillel schon seinen Kopf putzte.
Der Mann ging hin an die Tür und fragte: Ist Hillel zu Hause? Ist Hillel zu Hause?
Dieser hüllte sich in seinen Mantel und ging ihm entgegen.
Mein Sohn, redete er ihn an, was ist dein Begehr?
Ich habe, antwortete er, eine Frage an dich.
Trage sie vor, mein Sohn! versetzte Hillel.
Der Mann sprach: Warum sind die Köpfe der Babylonier rund [platt]?
Da hast du eine wichtige [große]-Frage gestellt, mein Sohn! gab Hillel zur Antwort, weil sie [die Babylonier] keine geschickten [erfahrenen] Hebammen haben.
Der Mann ging fort und kam nach einer Stunde wieder und rief:
Ist Hillel zu Hause?
Ist Hillel zu Hause?
Dieser warf sich in seine Kleider und ging ihm entgegen und sprach:
Mein Sohn! was ist dein Anliegen?
Ich habe eine Frage an dich, sprach der Mann.
Trage sie vor, mein Sohn! sprach Hillel.
Der Mann sprach:
Warum haben die Leute aus Tadmor so blöde [trübe] Augen?
Da hast du eine wichtige Frage getan, mein Sohn!
gab Hillel zur Antwort,
der Grund ist, weil sie in sandigen Gegenden wohnen.
Der Fragende ging fort und kam nach einer Stunde aber wieder und rief:
Ist Hillel zu Hause?
ist Hillel zu Hause?
Dieser hüllte sich in seinen Mantel und ging ihm entgegen mit den Worten:
Mein Sohn! was ist dein Begehr?
Ich habe eine Frage an dich, sprach der Mann.
Trage sie vor, mein Sohn! sprach Hillel.
Der Mann sprach:
Warum haben die Afrikaner große Füsse?
Da hast du eine große Frage gestellt, mein Sohn!
gab Hillel zur Antwort, der Grund ist, weil sie in sumpfigen Gegenden wohnen.
Ich hätte noch viele Fragen, fuhr der Mann fort, allein ich fürchte mich, ich könnte dich zum Zorn reizen.
Alle Fragen, versetzte Hillel, die du noch hast, möchte ich hören.
Darauf sagte der Fremde: Bist du denn Hillel, den man den Fürsten von Israel nennt?
Jawohl! sprach Hillel.
So möge es deinesgleichen nicht viele in Israel geben.
Warum nicht, mein Sohn?
Weil ich durch dich vierhundert Sus verloren habe.
Sei behutsam, sagte Hillel zu ihm, Hillel ist wohl wert, dass du durch ihn vierhundert Sus und noch einmal so viel verlierest, er ist nicht böse zu machen.

Die Rabbinen erzählen ferner: Ein Heide kam vor Schammai und fragte ihn: Wie viele Gesetze habt ihr?
Antwort: Zweierlei, ein geschriebenes und ein mündliches.
An das geschriebene glaube ich, an dieses aber glaube ich nicht.
Nimm mich in das Judentum auf unter der Bedingung, dass du mir nur das schriftliche lehrst!
Schammai fuhr ihn an und entließ ihn mit einem Verweis.
Der Heide kam darauf vor Hillel mit demselben Wunsch.
Am ersten Tage lehrte er ihm das ABC [Alef-Bejt], am anderen Tage wieder, aber in einer anderen Anordnung.
Du hast mir es doch gestern, sprach der Heide, in einer anderen Ordnung gelehrt?
Wenn du dich auf mich verlässt, verlässt du dich nicht auf die mündliche Lehre?

Ein anderer Heide kam vor Schammai und sprach zu ihm:
Ich will Jude werden, aber du musst mir das ganze Gesetz lehren, während ich auf [nur] einem Fuß stehe.
Da stieß er ihn mit einer Elle, die er in der Hand hatte, von sich.
Der Heide wandte sich darauf an Hillel mit demselben Wunsche und dieser lehrte ihm:
Was du nicht willst, das tue auch deinem Nächsten nicht, das ist das ganze Gesetz, alles Übrige ist nur Erläuterung, gehe und lerne es.

[…] Ein Heide war hinter einer Synagoge vorübergegangen und hatte die Stelle vorlesen hören Schemot 28, 4:
»Und dies sind die Kleider, die sie machen sollen: Schildlein und Schulterkleid.«
Er fragte: Für wen sind diese?
Für den Hohepriester, wurde ihm geantwortet.
Da dachte der Heide, ich will Jude werden, damit sie mich zum Hohepriester machen.
Er kam vor Schammai in dieser Absicht, allein dieser wies ihn mit der Elle in der Hand ab; er wandte sich darauf an Hillel und dieser antwortete:
Es wird nur derjenige zum König erhoben, der auch die königlichen Ordnungen kennt, geh und lerne sie.
Er ging und fand in dem Gesetz die Worte: »Der Fremde, der sich dem Altar naht, ist des Todes.«
Da fragte er: Auf wen bezieht sich dieser Vers [das bedeutet] wer ist unter dem »Fremden« begriffen?
Es wurde ihm geantwortet: David, der König von Israel ist darunter begriffen.
Nun folgerte der Proselyt: Wenn schon einer von den Juden, welche doch Kinder Gottes genannt werden, ja, welche so geliebt werden, dass es von ihnen heißt: »Mein erstgeborener Sohn ist Israel« wenn er sich naht, des Todes ist, um wieviel mehr erst der Fremde, welcher mit Stock und Hirtentasche kommt!
Er kam wieder vor Schammai und fragte ihn: Ich bin nicht würdig, Hohepriester zu werden, es steht doch im Gesetze: »Der Fremde, der sich naht, ist des Todes [wird mit dem Tod bestraft].«
Er kam darauf vor Hillel und sprach:
Du geduldiger Hillel!
Segnungen mögen auf deinem Haupte ruhen, denn du hast mich unter die Fittiche der Schechina gebracht.
Nach einiger Zeit kamen alle drei an einem Ort zusammen [die beiden Wettenden und der letztere], sie sprachen:
Der Jähzorn Schammais hätte uns aus der Welt gestoßen, aber Hillels Gelassenheit hat uns unter die Fittiche der Schechina geführt.

[…] Raba hat gesagt: In der Stunde, wo der Mensch vor dem Weltgericht erscheint, spricht man zu ihm; Hast du in Redlichkeit Handel getrieben [eig. hast du genommen und gegeben in Redlichkeit]?

[…] Raba bar Rab Huna hat gesagt:
Jeder, der nur Gelehrsamkeit [Tora], aber nicht Gottesfurcht besitzt, gleicht einem Schatzmeister, welchem die Schlüssel zu den inneren, aber nicht zu den äußeren Gemächern übergeben worden sind, wie will er hineinkommen?
Rabbi Janai hat ausgerufen: Wehe dem, der noch keine Wohnung hat und schon die Türe dazu macht!
R. Jehuda hat gesagt: Gott hat seine Welt nur deshalb erschaffen, damit man sich vor ihm fürchte, wie es heißt Kohelet 3, 14: »Und Gott hat es gemacht, dass man sich vor ihm fürchten soll.«

31b

R. Schimon und R. Eleasar saßen einmal beisammen und R. Jacob bar Acha ging vorüber.
Da sagte der eine: Wir wollen vor ihm aufstehen, denn er ist ein Mann, welcher die Sünden scheut; der andere sagte:
Wir wollen vor ihm aufstehen, denn er ist ein Gesetzkundiger [ein gelehrter Mann];
denn R. Jochanan hat im Namen des R. Eleasar gesagt:
Gott hat in seiner Welt nichts weiter als die Gottesfurcht, wie es heißt Dewarim 10, 2: »Und nun, Israel, was verlangt HaSchem, dein Gott, von dir, als dass du HaSchem, deinen Gott, fürchtest,« und Ijow 28, 28: »Und zum Menschen sprach er: Nun denn, [hen] Gottesfurcht ist Weisheit.« Denn in der griechischen Sprache heißt Eins [hen].

32a

Die Rabbinen haben gelehrt:
Wer krank und dem Tod nahe ist, zu dem sagt man:
Lege ein Bekenntnis ab; denn ebenso mussten alle zum Tod Verurteilten ein Bekenntnis ablegen.
Geht ein Mensch hinaus auf die Straße, so soll er so denken, als wenn er dem Kriegsobersten überliefert worden wäre;
hat er Kopfschmerz, so soll er so denken, als wäre er in ein Halseisen gelegt worden;
steigt er ins Bett und fällt, so soll er so denken, als führe man ihn zum Richtplatz hinauf, um gerichtet zu werden;
und wer zum Richtplatz hinaufsteigt, um gerichtet zu werden, kann, wenn er große Anwälte hat, noch gerettet werden, hat er diese aber nicht, so kann er nicht gerettet werden.
Und welches sind diese Anwälte der Menschen?
Buße und gute Werke.
Selbst wenn 999 ihn schuldig sprechen, einer spricht ihn aber unschuldig, so ist er gerettet, denn es heißt Ijow 33, 23-24:
»Wird ihm ein Engel als Fürsprecher, einer von Tausend, dass er dem Menschen seine Pflicht kundtut, so erbarmt er sich sein und spricht: Erlöse ihn vom Sinken in die Grube u. s. w.
R. Elieser, der Sohn des R. Josse des Galiläers hat gesagt: Selbst wenn 999 Engel ihn schuldig sprechen, einer spricht ihn aber unschuldig, so ist er gerettet, wie es heißt das.: »Einer von Tausend.«

[…] Nie stelle sich der Mensch an einen gefährlichen Ort mit dem Gedanken, es werde ihm ein Wunder geschehen; denn vielleicht geschieht es ihm nicht, und sollte es ihm auch wirklich geschehen, so geht ihm an seinen Verdiensten verloren.

[…] R. Jischmael ben Elieser hat gesagt: Wegen zweier Sünden sterben gemeine Leute: weil sie die heilige Lade schlechthin Urne und weil sie das Versammlungshaus Volkshaus nennen.

[…] Drei verheißungsvolle Todesarten sind für die Frau erschaffen worden, denen gegenüber es drei Mittel gibt: die Absonderung, die Priestergabe vom Teig und das Lichtanzünden.

32b

Es ist gelehrt worden [in einer Baraita]:
R. Nathan sagt: Wegen der Schuld von Gelübden stirbt die Frau des Menschen. Rabbi sagt: Wegen der Schuld von Gelübden sterben Kinder, wenn sie noch klein sind. Die Rabbinen haben gelehrt: Wegen der Schuld von Gelübden sterben Kinder u. s. w.

33a

Wegen Schmähsucht erneuern sich viele Drangsale und harte Verhängnisse, jüdische Jünglinge sterben, Waisen und Witwen schreien und finden kein Gehör, denn es heißt Jeschajahu 9,16: »Darum freut sich der Ewige nicht seiner Jünglinge, und seiner Waisen und Witwen erbarmt er sich nicht; denn sie sind alle gottlos und Übeltäter und jeglicher Mund spricht Frevel. Bei all dem lässt sein Zorn nicht ab und noch ist seine Hand ausgestreckt.«
Was heißt das: »Hoch ist seine Hand ausgestreckt?«
R. Chanan bar Raba hat gesagt: Alle wissen, warum die Braut unter den Traubaldachin gebracht wird, allein wer dabei mit seinem Munde schänden sollte, der verdient, dass ein Gerichtsbeschluss [eine Entscheidung], selbst wenn er schon vor siebzig Jahren zu seinen Gunsten besiegelt worden ist, zum Bösen umgewandelt werde.
Raba bar Schila hat im Namen des R. Chisda gesagt: Demjenigen, welcher seinen Mund zur Schändung auftut, wird die Hölle tief gemacht, wie es heißt Mischlej 22,14: »Eine tiefe Grube ist der Lästermund.«
Nach R. Nachman bar Jizchak gilt das auch für den, der [Schändliches] hört und dabei schweigt, wie es heißt [das.]: »Wem der Ewige zürnt, der fällt hinein.«
R. Osaja hat gesagt: Wer sich der Sünde [Buhlerei] ganz hingibt [das bedeutet wer ausschweifend lebt], über den kommen Wunden und Striemen, wie es heißt [das.] 20, 30: »Wunden und Striemen bewirkt das Ausschweifen im Laster.« Und nicht nur das, er wird sogar mit Wassersucht bestraft, wie es heißt [das.]: »Und Schläge, die bis in das Innere des Leibes dringen.«
Rab Nachman bar Jizchak hat gesagt: Ein Zeichen der Sünde ist Wassersucht.

34a

Nach R. Eleasar bar R. Josse kommt sie wegen der Verleumdung.
Raba, oder wie manche sagen, R. Joschua ben Levi hat gesagt:
Aus welcher Schriftstelle lässt sich das beweisen?
Aus Tehillim 63, 12: »Und der König freut sich in Gott, es rühmt sich, wer ihm Treue schwört, denn er vertilgt den Mund der Verleumder.«
Man richtete die Frage an sie [die Rabbinen], ob R. Eleasar bar R. Josse gesagt habe, dass sie nur wegen Verleumdung komme, oder ob sie auch nicht wegen Verleumdung entstehen könne.
Komm und höre!
Als unsere Rabbinen in den Weinberg zu Jawne kamen, befanden sich dort R. Jehuda und R. Eleasar bar R. Josse und R. Schimon, und man legte ihnen die Frage vor, warum diese Krankheit [Askara] in den Eingeweiden anfange und in dem Mund endige.
R. Jehuda bar Hai, das Haupt der Redner an allen Orten, nahm das Wort und sprach:
Obgleich die Nieren [den Menschen] beraten, das Herz prüft, die Zunge entscheidet, so vollendet doch erst der Mund.
Darauf nahm R. Eleasar bar R. Josse das Wort und sprach: Weil durch ihn [den Mund] unreine Dinge verzehrt werden.
Sind es nach deiner Meinung wirklich unreine Dinge?
Es werden durch ihn doch nur Dinge genossen, welche nicht ordentlich zubereitet sind.
Hierauf nahm R. Schimon das Wort und sprach:
Sie [Askara] kommt wegen der Sünde der Vernachlässigung der Tora.
Da hielten sie ihm ein: Frauen, welche ihre Männer, Fremde, welche Israel, und Kinder, welche ihre Väter vom Torastudium abhalten, beweisen doch das Gegenteil?
Ferner beweisen doch auch Schulkinder das Gegenteil?
Nein, es ist so, wie R. Gurjon erklärt hat; denn dieser, oder wie andere meinen, Rab Josef bar Schemaja hat gesagt:
Zu der Zeit, wo Gerechte im Zeitalter sind, da werden diese für das Zeitalter in Anspruch genommen; sind keine Gerechten im Zeitalter da, so werden die Schulkinder für das Zeitalter in Anspruch genommen.
R. Jizchak bar Seiri, oder wie manche sagen, R. Schimon ben Nesira hat gesagt: Woher lässt sich das aus der Schrift beweisen?
Aus Schir haSchirim 1, 8: »Weisst du nicht die schönste der Frauen, so folge den Fussspuren der Schafe und weide deine Zicklein bei den Wohnungen der Hirten.«
Wir sagen: Weil die Zicklein wegen der Hirten ergriffen werden, so folgt daraus, dass jener gemeint hat, dass sie [die Bräune] auch wegen der Verleumdung kommt.
Warum wird er [R. Jehuda] das Haupt der Redner an allen Orten genannt?
Einst sassen R. Jehuda, R. Josse und R. Schimon beisammen und R. Jehuda, der Sohn der Proselyten, sass unter ihnen.
Da begann R. Jehuda: Wie schön sind die Werke dieser [römischen] Nation, sie haben Märkte angelegt, Brücken und Bäder gebaut!
R. Josse schwieg. R. Schimon ben Jochai liess sich auf diese Weise aus:
Alle diese Einrichtungen haben sie nur zu ihrem Besten [Interesse] getroffen; die Märkte haben sie angelegt, um Buhldirnen dahin zu setzen, die Bäder dienen zu ihrer Ergötzuhg, die Brücken zur Zollerhebung.
Jehuda, Sohn der Proselyten, erzählte diese Gespräche weiter und sie gelangten zu den Ohren der Behörde.
Diese beschloss:
Jehuda, der unsre Einrichtungen gepriesen, werde erhoben,
R. Josse, der geschwiegen, soll nach Sepphoris auswanderen,
Schimon, der geschmäht hat, komme ums Leben.
Letzterer verbarg sich mit seinem Sohn in einem Lehrhaus, wohin alle Tage seine Frau ihnen Brot, einen Krug Wasser und Kohl brachte.
Als aber strengere Massregeln von der Regierung angewendet wurden, sprach Schimon zu seinem Sohne: Frauen sind leichtsinnig, vielleicht wendet man Gewalt, an und entdeckt uns.
Darauf verbargen sie sich in einer Höhle.
Da geschah ein Wunder; es entstand für sie ein Johannisbrotbaum und eine Quelle fand sich vor.
Sie blieben da, setzten sich in den Sand, der bis zum Hals reichte, lernten den ganzen Tag, nur zur Betzeit zogen sie Kleider an, welche sie aber nach verrichtetem Gebete wieder auszogen, damit sie nicht verderben sollten.
Sie blieben da zwölf Jahre. Da kam Elijahu und stellte sich an den Eingang der Höhle und sprach: Wer tut dem Sohn Jochais zu wissen, dass der Kaiser gestorben und sein Befehl aufgehoben ist?
Sie traten darauf hinaus und sahen Leute pflügen und säen.
Da sagte er: Sie lassen das ewige Leben und beschäftigen sich nur mit dem Leben der gegenwärtigen Stunde.
Jeder Ort, auf den sie ihre Augen hinrichteten, ging in Flammen auf.
Eine Himmelsstimme rief ihnen zu:
Ihr seid nur zur Zerstörung meiner Welt aus der Höhle getreten, kehrt wieder in eure Höhle zurück!
Das geschah auch und sie blieben noch zwölf Monate darin, denn solange, heißt es, dauert das Gericht der Frevler in der Hölle.
Nach Verlauf dieser Zeit liess die Himmelsstimme wieder die Worte vernehmen:
Geht heraus aus eurer Höhle! Sie taten es.
Überall, wo R. Eleasar verwundete, heilte R. Schimon und sprach: Mein Sohn! Ich und du sind der Welt genug.
Eines Abends, als der Schabbat anfing, sahen sie einen Greis mit zwei Bündel Myrten in der Dämmerung eilen.
Sie fragten ihn: Wozu sollen dir diese Bündel?
Er antwortete ihnen: Um den Schabbat zu ehren.
Darauf sie: Hast du nicht an einem Bündel genug?
Darauf er:
Das eine ist gegenüber dem Gebot: »Sachor – Gedenke des Schabbats, ihn zu heiligen« [Schemot 20], das andere gegenüber dem Gebote: »Schomer – beobachte den Schabbat, ihn zu heiligen« (Dewarim 5, 1).
Er [R. Schimon] sprach zu seinem Sohne: Siehe, wie beliebt die Gebote bei den Juden sind!
Sie waren sehr verschmachtet.
Als sein Schwiegervater R. Pinchas ben Jai’r davon hörte, ging er ihm entgegen, führte ihn in ein Bad, in welchem er seine Haut reinigte.
Als er die vielen Geschwüre an seinem Körper sah, weinte er so sehr, dass Tränen aus seinen Augen herabflossen und ihm Schmerzen verursachten.
Wehe mir! sprach er, dass ich dich so sehe.
Heil dir! versetzte Jochai, dass du mich so siehst; denn wenn du mich nicht so gesehen hättest, würdest du mein Inneres nicht so gefunden haben.
Wenn früher R. Schimon ben Jochai dem Pinchas ben Ja’ir eine Frage vorlegte, so konnte er ihm zwölf Antworten geben, jetzt aber vermochte R. Schimon ben Jochai, wenn Pinchas ben Jair ihm eine Frage vorlegte, diesem vierundzwanzig Antworten zu geben.
Schimon ben Jochai sprach:
Da uns ein Wunder geschehen ist, so will ich eine nützliche Anstalt treffen, denn es heißt Bereschit 33, 18: »Und Ja’akow kam wohlbehalten zur Stadt Sichem.«
Das will nach Rah sagen, wohlbehalten am Leibe, wohlbehalten an Geld und wohlbehalten an Gesetzeskenntnis [Gelehrsamkeit].
Und gleich darauf folgt: »Er lagerte sich vor der Stadt« [das bedeutet] er zeigte sich wohlwollend gegen die Stadt. Wieso?
Rab sagte:
Er setzte eine Münze in Umlauf, und Schmuel sagte:
Er richtete Märkte ein.
Nach R. Jochanan baute er Bäder.
Gibt es noch etwas zu verbessern?
fragte R. Schimon darauf.
Jawohl, antwortete R. Pinchas, es ist hier ein Ort, welcher nicht sicher rein ist, weshalb er auch von den Priestern gemieden wird.
R. Schimon ben Jochai fragte: Ist Jemand hier, der der Reinheit des Platzes gewiss ist [[das bedeutet] der da weiß, ob der Platz nie zu einem Grabe gedient hat]?
Ein Alter erwiederte: Ben Sakkai hat einst Feigbohnen abgeschnitten, um die Hebe zu entrichten.
R. Schimon tat nun ebenso.
Er erklärte jede unnachgiebige Stelle für rein und jede hohle Stelle bezeichnete er.
Da sprach jener Alte:
R. Schimon hat einen Begräbnisplatz für rein erklärt.
Dieser entgegnete ihm:
Wärest du nicht mit uns gewesen, oder stimmtest du, obgleich du mit uns gewesen bist, mit uns nicht überein, so würdest du Recht haben; jetzt aber, da du mit uns gewesen bist und mit uns übereingestimmt hast, so könnte man sagen: Wenn Buhlerinnen schon einander schmücken, sollen die Schüler der Schulen nicht auch also tun?
R. Schimon richtete seine Augen auf ihn und seine Seele entfloh ihm.
Dann kam er auf den Markt und sah den R. Jehuda, den Sohn der Proselyten.
Er fragte ihn: Ist er noch auf der Welt?
Er richtete seine Augen auf ihn und er wurde zu einem Knochenhaufen.

53b

Die Rabbinen haben gelehrt: Einem Mann war seine Frau gestorben und es hatte ihm einen Säugling [eig. einen Sohn zum Säugen] hinterlassen, er besaß aber nicht so viel, um einer Amme Lohn zu geben.
Da geschah ihm jedoch ein Wunder, es taten sich ihm seine Brüste auf, gleich den zwei Brüsten der Frau, und er säugte seinen Sohn.
Komm und sieh, sagte Rab Josef, wie groß dieser Mensch war, dass ihm ein solches Wunder geschah!
Im Gegenteil, bemerkte R. Abaje, wie gering war dieser Mensch, dass seinetwegen die Ordnung der Schöpfung geändert werden musste!

152a

In Kohelet 12, 2 heißt es: »Ehe die Sonne finster wird und das Licht« (das bedeutet) die Stirn und Nase, »und der Mond« (das bedeutet) die Seele, »und die Sterne« d. s. die Kinnladen, »und die Wolken wiederkommen nach dem Regen« (das bedeutet) das Augenlicht des Menschen, welches sich mit dem Weinen (Tränen) verliert (erlischt).

Schmuel hat gesagt: Die Träne bis zum 40. Jahr ist eine Zierde, aber von da ab und weiter ist sie keine Zierde mehr.

Rab Nachman hat gesagt: Der Augenschminkstift ist bis zum 40. Jahr vorteilhaft (heilsam), aber von da ab und weiter, wenn er auch so dick wie der Weberbaum der Weber wäre, bleibt das Auge wie es ist (bedeutet: es wird nicht schlimmer und nicht besser), und er ist nicht vorteilhaft.
Was willst du uns damit sagen?
Je dicker der Schminkstift ist, desto mehr wirkt er.
Dem R. Chanina war seine Tochter erkrankt und er weinte nicht um sie, als ihm aber seine Frau sagte: Die Henne ist aus deinem Haus gelaufen, sprach er: Nun sind zwei Todesfälle, Kinderlosigkeit und Erblindung, eingetreten.
Er war nämlich der Meinung des R. Jochanan, der im Namen des R. Josse Kazartha gesagt hat: Sechs Tränen gibt es, drei sind (dem Menschen) zuträglich und drei schädlich.
Die durch Rauch, Weinen und Pressung beim Stuhlgang erzeugt werden, sind schädlich, und die durch Pulver, Lachen und Früchte verursacht werden, sind zuträglich.

»Am Tage, wo die Hüter des Hauses erbeben« d. s. die Lenden und die Rippen«, »und sich krümmen die Starken« d. s. die Schenkel, und die »Müllerinnen feiern« d. s. die Zähne, »und die Seher durch die Gitter finster werden« d. s. die Augen.
Der Kaiser fragte den R. Joschua ben Chananja:
Warum kommst du nicht auf den Abidanplatz ?
Er antwortete: Weil der Berg (das bedeutet der Kopf) mit Schnee bedeckt ist und mich Eiszapfen umgeben haben, meine Hunde (das bedeutet die Stimme) bellen nicht mehr und meine Müllerinnen (d. f. die Zähne) mahlen nicht mehr.
Bei Rab sagte man: Er geht gebückt, als wenn er etwas suchte.

Es ist gelehrt worden [in einer Baraita]: R. Josse ben Kisma sagt:
Besser sind zwei als drei.
Wehe, wenn das Eine dahin ist und nicht wiederkehrt. Was ist das?
Rah Chasda hat gesagt:
Das ist die Jugend, denn Rab Dimi hat die Jugend eine Rosenkrone, das Alter dagegen eine Weidenkrone genannt.
R. Meir soll gesagt haben: Tue viel in den Zahn (das bedeutet iss viel) und du wirst die Wirkung (das Essen) in deinen Schritten finden (verspüren) s. Jirmejahu 44, 17.

R. Schmuel hat zu Rab Jehuda gesagt:
Scharfsinniger! tue auf deinen Sack (Mund) und stecke dein Brot hinein, bis zum 40. Jahre ist das Essen, von da ab und weiter ist das Trinken zuträglich.

Ein Verschnittener (Kastrat) sprach zu R. Joschua ben Karcha (das bedeutet Kahlkopf):
Wie weit ist von hier nach Karchina (das bedeutet bis zum Kahlkopf, bis zur Glatze)?
Er antwortete: Soweit wie von hier nach Gusneja (das bedeutet) bis zu Eunuchia, (Kastratopol).
Jener: Das kahle Schaf gilt nur vier Minen.
Dieser: Ein Lamm, dem di Eier genommen, kostet nur acht Susim.
Als der Verschnittene sah, dass R. Joschua keine Schuhe anhatte, sprach er zu ihm:
Auf einem Pferde reitet der König, auf einem Esel der Freie, wer (beim Gehen wenigstens) Schuhe an den Füssen trägt, ist ein gewöhnlicher Mensch, wer aber weder dieses noch jenes hat, dem ist der Verscharrte und Begrabene noch vorzuziehen. Verschnittener, Verschnittener! sprach jener, du hast mir drei Dinge gesagt (um meine Barfüssigkeit zu bespötteln), so sollst auch du drei Dinge von mir hören:
Eine Zierde des Gesichtes ist der Bart, eine Freude des Herzens ist die Frau, ein göttliches Besitztum (ein Erbe des Ewigen) sind Kinder (Ps. 127); gelobt sei Gott! der dir alle diese Güter versagt hat.
Du ausgezeichneter Kahlkopf! sprach der Verschnittene. Lamm, dem die Eier genommen sind! versetzte jener darauf.

Rabbi fragte den R. Schimon ben Chalaftha: Warum haben wir dich am Feste nicht gesehen (das bedeutet) warum hast du mich nicht besucht, wie meine Väter deine Väter zu sehen pflegten?
Dieser antwortete: Die Felsen sind hoch, die Nahen sind fern, aus zweien sind drei und der Friedensstifter im Hause ist untätig geworden.

»Und geschlossen werden die Türen am Markte« d. s. die Öffnungen am Menschen, »und die Stimme der Mühle leise wird,« wegen des Kropfes, welcher nicht mehr mahlt, »und er bei der Stimme des Vogels erwacht« (das bedeutet) selbst der Vogel weckt ihn aus dem Schlafe, »und gedämpft sind alle Töchter des Gesanges« (das bedeutet) selbst die Stimme der Sänger und Sängerinnen kommt ihm nur wie Geschwätz vor. So hat auch Barsillai, der Gileadite, zu David gesagt 2. Schmuel 19, 35: »Ich bin heute achtzig Jahre alt, kann ich Gutes und Böses unterscheiden?« Daraus geht hervor, dass die Sinnesart der Alten eine Änderung erfährt.
Dann sagte er: »Kann dein Knecht schmecken, was ich esse und trinke?«
Daraus geht hervor, dass die Lippen der Greise unempfindlich werden. »Kann ich noch hören auf die Stimme der Sänger und Sängerinnen?« Daraus geht hervor, dass die Ohren der Greise schwer werden.
Nach Rab war Barsillai, der Giliadite, ein Lügner, denn die Magd im Hause meines Lehrers zählte zweiundneunzig Jahre und sie kostete noch immer vom Topfe. Nach Rabba war Barsillai ausschweifend, und wer ausschweifend ist, auf den springt das Alter (der wird vor der Zeit alt).

Es ist gelehrt worden [in einer Baraita]:
R. Jischmael bar R. Josse sagt:
Bei den Gelehrten nimmt, je älter sie werden, desto mehr die Weisheit zu, wie Ijow 12,11 gesagt hat: »Unter den Greisen ist Weisheit, und bei hohem Alter Einsicht;« bei den Ungebildeten aber nimmt, je älter sie werden, desto mehr die Narrheit zu, wie es heißt das. V. 20: »Er raubt die Lippe den Treuen und nimmt den Alten das Urteil.« »Auch vor den Höhen fürchtet man sich« (Kohelet 12) (das bedeutet) selbst kleine Hügel kommen ihm (dem Alten) wie hohe Berge vor, »und Schrecken sind auf dem Wege« (das bedeutet) wenn er sich auf dem Wege befindet, wird sein Herz unruhig, »und der Mandelbaum blühet,« (das bedeutet) das Hüftbein, »und die Heuschrecke schleppt sich mühsam fort« (das bedeutet) das Hinterteil, »und die Lust ist zerrissen« (das bedeutet) der Geschlechtstrieb.

Rab Kahana trug diese Schrift von Rab vor.
Als er an diesen Vers kam, seufzte er: Ach bei dir hat der Geschlechtstrieb aufgehört. Rab Kahana sagte: Die Worte Ps. 33,9: »So er spricht, so geschieht es,« gehen auf die Frau, und die Worte: »So er gebietet, so steht es da,« geht auf die Kinder.
Es ist gelehrt worden [in einer Baraita]: Das Weib ist ein Schlauch voller Unflat, dessen Mund voller Blut ist, und dennoch laufen ihr alle nach.
»Denn der Mensch geht in sein ewiges Haus« (Kohelet 5, 1).

R. Jizchak hat gesagt: Daraus geht hervor, dass jedem Gerechten eine Wohnung nach seiner Würde angewiesen wird. Gleich einem König aus Fleisch und Blut, der mit seinem Gefolge nach einer Stadt zieht, wenn sie einziehen, geschieht es durch ein Tor, verweilen sie aber in der Stadt, so erhält jeder eine Wohnung nach seiner Würde.

R. Jizchak hat ferner gesagt: Was heißt Kohelet 11, 10: »Jugend und Morgenröte sind beide eitel?«
Was der Mensch in seiner Jugend tut, das macht ihn finster (schwach) zur Zeit seines Alters. R. Jizchak hat ferner gesagt: Der Wurm schmerzt den Toten, sowie eine Nadel das Fleisch eines Lebenden s. Ijow 14, 22.

Rab Chasda hat gesagt: Die Seele des Menschen trauert um ihn alle sieben Tage s. das. vergl. Bereschit 50, 10: »Und er machte für seinen Vater eine Trauer von sieben Tagen.«

Rab Jehuda hat gesagt: Für einen Toten, der keine Tröster hat, gehen zehn Personen hin und übernehmen deren Stelle.

Es war ein Mensch in der Nähe des R. Jehuda gestorben, ohne Tröster zu hinterlassen, da nahm R. Jehuda zehn Personen und setzte sie an seine Stelle.
Nach sieben Tagen hatte er eine Erscheinung im Traum, welche die Worte vernehmen ließ:
Du kannst nun ruhig sein, denn du hast mich beruhigt.

Rab Abuhu hat gesagt:
Alles, was in der Nähe eines Verstorbenen gesprochen wird, weiß er, bis der Deckel des Sarges geschlossen ist.

Darüber besteht eine Meinungsverschiedenheit zwischen R. Chija und R. Schimon.
Der Eine hat gesagt: Bis der Deckel des Sarges verschlossen ist, der Andere: Bis das Fleisch verzehrt (verfault) ist.
Wer da sagt: Bis das Fleisch verzehrt ist, beruft sich auf Ijow 14, 22: »Nur sein Fleisch empfindet Schmerz um ihn und seine Seele trauert um ihn;« wer dagegen sagt: Bis der Deckel des Sarges verschlossen ist, beruft sich auf Kohelet 12, 7: »Und der Staub kehrt zur Erde zurück, wie er gewesen.«

Die Rabbinen haben gelehrt: Es heißt Kohelet 12, 7: »Und der Geist kehrt zu Gott zurück, der ihn gegeben hat« (das bedeutet) gib ihn (den Geist) in der Reinheit zurück, in welcher er dir gegeben worden ist. Gleich einem König von Fleisch und Blut, welcher königliche Kleider unter seine Diener verteilte, die Klugen von ihnen wickelten sie ein und legten sie in den Kasten, die Toren aber von ihnen zogen sie sofort an und verrichteten darin ihre Arbeit.
Nach einiger Zeit forderte der König seine Kleider wieder ein. Die Klugen legten sie ihm geglättet, die Einfältigen aber legten sie ihm beschmutzt vor. Heber die Klugen war der König erfreut, über die Einfältigen aber war er aufgebracht.
Zu den Klugen sprach er: Die Kleider sollen wieder in die Schatzkammer zur Verwahrung gelegt werden, und sie gingen in Frieden nach ihren Häusern.
Zu den Einfältigen aber sprach er: Die Kleider sollen zum Wäscher gegeben werden, und sie wurden ins Gefängniss geworfen.
So auch Gott.
Über die Leiber der Gerechten spricht er des. 57,2: »Sie kommen in Frieden und ruhen auf ihren Lagern,« und über ihre Seelen spricht er 1. Schmuel 25, 29:
»Die Seele meines Herrn wird eingebunden im Bunde der Lebenden.«
Aber über die Leiber der Frevler spricht er des. 43, 22: »Kein Friede! spricht der Ewige, den Frevlern,« und über ihre Seelen spricht er 1. Schmuel 25, 29: »Und die Seele deiner Feinde wird umhergeschleudert werden in der Schleuder.«

Es ist gelehrt worden [in einer Baraita]:
R. Eleasar sagt:
Die Seelen der Frommen werden unter dem Thron der Herrlichkeit auf bewahrt, wie Abigail gesagt hat 1. Sam. 25, 29: »Und die Seele meines Herrn wird eingebunden sein im Bunde des Lebens, die Seele der Frevler aber schleudert hin und her,« wie es heißt: »Und die Seele deiner Feinde wird in der Schleuder umhergeschleudert.«
Ein Engel steht an dem einen Ende der Welt und ein anderer Engel steht am andern Ende der Welt und sie schleudern sich die Seelen gegenseitig zu. Wie verhält es sich aber, fragte Rabba den Rab, mit den Mittelmäßigen ?
Er antwortete: Zu einem Kranken sagt man so etwas nicht. Schmuel hat gesagt: Beide Blassen, nämlich die der Frevler und die der Mittelmäßigen werden dem Duma übergeben, nur findet der Unterschied statt, dass diese sich der Ruhe erfreuen, jene aber nicht. Rab Mari hat aber gesagt: Auch die Frommen (die Tugendhaften) werden einst Staub werden, wie es heißt: »Und der Staub kehrt wieder zur Erde zurück, wie er gewesen.«

Darauf wurde ihm entgegnet: Du hast wohl Kohelet, aber nicht die Sprüche Schlomos gelesen.
Es heißt (dort) 14, 30: »Ein Beinfrass ist Neid« d, i. wer Neid in seinem Herzen hat, dessen Gebeine vermodern, wer aber keinen Neid in seinem Herzen hat, dessen Gebeine vermodern nicht. Es ist etwas Wesentliches daran. Stehe mein Herr doch auf und gehe nach Hause. Du hast gezeigt, dass du nicht einmal die Propheten gelesen hast, wo es heißt Jechezkel 36, 13: »Und ihr werdet erkennen, dass ich der Ewige bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch aus euren Gräbern heraufsteigen lasse.«
Einwand: Es heißt doch aber Bereschit 3, 19: »Denn du bist Staub und wirst zu Staub werden?«
Antwort: Das ist eine Stunde vor der Totenbelebung (Auferstehung).
Ein Sadduzäer sagte zu R. Abuhu:
Ihr sagt, dass die Seelen der Frommen unter dem Thron der Herrlichkeit aufbewahrt werden, wie hat jene Totenbeschwörerin (von Endor) durch die Nekromantie den Schmuel herauffordern können?
Antwort: Das geschah in den (ersten) zwölf Monaten (nach seinem Tode), denn es ist gelehrt worden: In den ersten zwölf Monaten besteht (erhält sich) der Leib, und die Seele steigt auf und nieder, nach den ersten zwölf Monaten aber hört (löst sich) der Leib auf, und die Seele steigt auf und kommt nicht wieder herab.

Rab Jehuda bar Rab Schmuel bar Schila im Namen Rabs hat gesagt:
An der Trauerklage (an dem Eindruck der Trauer) wird der Mensch erkannt, ob er ein Sohn der künftigen Welt ist, oder nicht.

R. Eleasar hat gesagt: Wer ist ein Sohn der künftigen Welt?
Siehe Jeschajahu 30, 21: »Deine Ohren werden hören das Wort hinter dir: das ist der Weg, den er gehet, wenn ihr zur Rechten oder zur Linken weichet.«
R. Chanina hat gesagt: Derjenige ist ein Sohn der künftigen Welt, an welchem seine Lehrer Wohlgefallen haben; Kohelet 12, 5: »Und die Klagenden gehen umher in den Straßen.«
Die Galiläer sagten: Tue, was man vor deiner Bahre erzählen kann, die Judäer dagegen sagten: Tue, was man hinter deiner Bahre erzählen kann, und beide sind auch nicht verschiedener Meinung.

Es ist gelehrt worden [in einer Baraita]:
R. Eleasar sagt: Tue Busse einen Tag vor deinem Tode.
Da fragten ihn seine Schüler: Weiß denn der Mensch den Tag, an welchem er sterben wird?
Er antwortete: Darum wird der Mensch gewiss jeden Tag Buße tun: da er vielleicht morgen sterben kann, so werden alle seine Tage in Busse verlaufen.
So hat auch Schlomoh in seiner Weisheit gesagt Kohelet 9, 8: »Zu jeder Zeit sollen deine Kleider weiß sein und das Öl soll nicht auf deinem Haupt fehlen.«

Hierzu brachte Rabban Jochanan ben Sakkaj ein Gleichnis von einem König, welcher seine Diener zu einem Gastmahle geladen, ihnen aber nicht die Zeit bestimmt hatte.
Die Klugen unter ihnen putzten sich sogleich und setzten sich an das Tor des königlichen Schlosses, denn sie dachten: Hier in diesem Schloss fehlt es an nichts; die Törichten aber unter ihnen gingen ihrer Beschäftigung nach, weil sie dachten:
Ein Gastmahl kann nicht so leicht stattfinden, es erfordert Vorbereitung.
Plötzlich verlangte der König seine Diener. Die Klugen unter ihnen erschienen vor ihm geputzt, die Törichten aber beschmutzt.
Über die Klugen war der König erfreut, über die Törichten aber war er aufgebracht. Die Geputzten nahmen an der Tafel Platz und aßen und tranken, jene aber, die nicht geputzt erschienen waren, mussten bei der Tafel stehen und Zusehen.

Der Schwiegersohn des R. Meir hat im Namen des R. Meir gesagt: Das ist immer noch viel, wenn diese stehen, denn da erscheinen sie doch wie Aufwartende, nein, diese sowohl wie jene sitzen, der Unterschied ist vielmehr der, jene essen, diese aber hungern, jene trinken und diese dursten, wie es heißt »So spricht der Ewige: Siehe, meine Knechte werden essen, ihr aber werdet hungern; siehe, meine Knechte werden trinken, ihr aber werdet dürsten; siehe, meine Knechte werden jubeln vor Herzensfreude, ihr aber werdet schreien vor Herzeleid.«
Oder: »Zu jeder Zeit sollen deine Kleider weiß sein« das sind die Zizit, »und Öl soll auf deinem Kopf nicht fehlen« das sind die Teffilin.

156a

Im Notizbuch des R. Jehoschua ben Lewi war geschrieben:
Wer am Sonntag geboren wurde, wird ein Mann sein, an dem nichts ist.
Wie meint er es?
Wollte man sagen, nichts Gutes, sagte doch R. Aschi: Ich wurde am Sonntag geboren!
Wollte man sagen, nichts Schlechtes, so sagte ja R. Aschi: Ich und Dimi ben Kakozita sind beide am Sonntag geboren, ich bin Schuloberhaupt und er ist Oberhaupt der Diebe.
Vielmehr: entweder vollständig gut oder vollständig schlecht.
Und warum ?
Weil an diesem Tage Licht und Finsternis erschaffen wurden.

Wer am Montag geboren wurde, wird jähzornig sein. Warum?
Weil an diesem Tage das Wasser geteilt wurde.

Wer am Dienstag geboren wurde, wird reich und sinnlich veranlagt sein.
Warum ?
Weil an diesem Tage das Gras erschaffen wurde.

Wer am Mittwoch geboren wurde, wird weise und gedächtnisbegabt sein.
Warum?
Weil an diesem Tage die Himmelslichter angehängt wurden.

Wer am Donnerstag geboren wurde, wird wohltätig sein.
Warum ?
Weil an diesem Tage die Fische und das Geflügel erschaffen wurden.
Wer am Freitag geboren wurde, wird ein strebsamer Mann sein.
R. Nachman ben Jizchak erklärte »strebsam« nach Geboten.

Wer am Schabbat geboren wurde, wird am Schabbat sterben, weil man seinetwegen den Schabbat entweiht hat.
Raba ben E. Schila sagte: Er wird auch ein großer Heiliger genannt werden.

Rabbi sprach zu ihnen: Gehet, saget dem Sohn Lewajs, dass nicht der Glücksstern des Tages einwirkt, sondern der Glücksstern der Stunde.
Wer unter der Herrschaft der Sonne geboren wurde, wird ein glanzvoller Mann sein; das Seinige wird er essen und das Seinige wird er trinken-; seine Geheimnisse werden offenbart werden und beim Stehlen wird er kein Glück haben. Wer unter der Herrschaft der Venus geboren wurde, wird reich und. sinnlich veranlagt sein.
Warum?
Weil an ihr das Feuer hängt.
Wer unter der Herrschaft des Merkur geboren wurde, wird gedächtnisbegabt und weise sein, weil dieser der Schreiber der Sonne ist.

Wer unter der Herrschaft des Mondes geboren wurde, wird Leiden ausgesetzt sein, er wird bauen und niederreißen, niederreißen und bauen, Fremdes essen und Fremdes trinken; seine Geheimnisse werden verborgen bleiben und beim Stehlen wird er Glück haben.

Wer unter der Herrschaft des Saturn geboren wurde, wird ein Mann sein, dessen Pläne vereitelt ,werden; manche sagen: Alles, was man gegen ihn plant, wird vereitelt.

Wer unter der Herrschaft des Jupiter geboren wurde, wird ein tugendhafter Mann sein.
R. Nachman ben Jizchak erklärte »tugendhaft« in der Ausübung der Gebote.

Wer unter der Herrschaft des Mars geboren wurde, wird ein blutvergießender Mann sein.
R. Aschi sagte: Entweder ein Bader oder ein Räuber oder ein Beschneider.
Raba sagte: Ich bin unter der Herrschaft des Mars geboren.
Abba ja sprach zu ihm: Der Meister läßt ja ebenfalls strafen und töten.

Es wurde gelehrt: R. Chanina sagte: Vom Glücksstern hängt der Reichtum ab und auch die Juden unterliegen dem Glücksstern.

R. Jochanan aber sagte, dass die Juden den Glückssternen nicht unterliegen.

R. Jochanan sagte nämlich: Woher, dass die Juden dem Glücks stern nicht unterliegen?
Denn es heißt: So spricht der Herr: »An die Handlungsweise der Völker gewöhnt euch nicht, noch zittert vor den Zeichen des Himmels, denn die Völker zitterten vor ihnen« (Jirmejahu 10, 2)