LexiKohn, Personen

Raschi

Schlomo Jizchaki, auch Schlomo ben Jizchak, Schelomo ben Isaak oder Salomo ben Isaak, (hebräisch רבי שלמה יצחקי), meist jedoch Raschi (hebräisch רש״י) genannt, ein Akronym für Rabbi Schlomo ben Jizchak (geboren 1040 in Troyes; gestorben am 5. August 1105 ebenda) war ein französischer Rabbiner und maßgeblicher Kommentator des Tanach und Talmuds.
Er ist einer der bedeutendsten jüdischen Gelehrten des Mittelalters und der bekannteste jüdische Bibelausleger überhaupt. Sein Bibelkommentar wird bis heute studiert und in den meisten jüdischen Bibelausgaben abgedruckt, sein Kommentar des babylonischen Talmuds gilt ebenfalls als einer der wichtigsten und ist in allen gedruckten Ausgaben dessen Text beigefügt.

Leben und Wirken

Über Raschis Leben ist wenig bekannt und einiges ist Legende.

Er wuchs in Troyes, der Hauptstadt der Champagne auf, wo seine Familie einen Weinberg besaß, mit dem sie ihren Lebensunterhalt bestritt. Sein Vater war ein Gelehrter und der erste Lehrer seines Sohnes. 1055 ging Raschi zunächst nach Mainz und dann nach Worms, um dort an den jüdischen Lehrhäusern, die zu den bedeutendsten in Europa gehörten, zu studieren. In Mainz waren seine wichtigsten Lehrer Jakob ben Jakar und Isaac ben Judah, in Worms Isaak ben Eleasar ha-Levi. Circa 1065 kehrte Raschi nach Troyes zurück, wo er, so die verbreitete Meinung, als Winzer und Weinhändler tätig gewesen sein soll. Er pflegte den Kontakt mit den Gelehrten an den rheinischen Schulen weiter und gründete um 1070 sein eigenes Lehrhaus in Troyes, das dank herausragenden Schülern wie Simcha ben Samuel Vitry, Juda ben Abraham und Jacob ben Samson bald diejenigen am Rhein überflügeln sollte. Raschi hatte keine Söhne, aber, so wird angenommen, drei Töchter, Jochebed, Miriam und Rachel, die als gelehrt galten und bedeutende Gelehrte heirateten.

Raschis Enkel, die Söhne seiner Tochter Jochebed, Samuel, genannt Raschbam, Isaak, genannt Ribam, Jacob, bekannt als Rabbenu Tam, Solomon und der Sohn Miriams Jom Tov studierten in Troyes und wurden ebenfalls bedeutende französische Bibel- und Talmudkommentatoren, die die Schule der Tosafot gründeten.

Die unter dem Titel Raschi-Kommentare zusammengefassten umfangreichen Kommentare zu Bibel und Talmud werden heute noch hoch geschätzt. Zu seinem Bibelkommentar existieren über 200 Superkommentare (Kommentare zum Kommentar).
Die hebräische Schrift, in welcher der Raschi-Kommentar in den meisten geduckten Ausgaben abgedruckt ist, wird gemeinhin auch als Raschi-Schrift bezeichnet.

Raschi-Schrift
Raschi-Schrift

Raschis letzte Jahre wurden durch die an den Juden verübten Massaker des Ersten Kreuzzuges getrübt, bei denen er Freunde und Verwandte verlor. Raschi soll mitten in der Arbeit am Kommentar zum Traktat Makkot, während er das Wort „rein“ schrieb, gestorben sein. Seine letzte Ruhestätte ist nicht bekannt, am vermuteten Ort des jüdischen Friedhofs von Troyes wurde ein Erinnerungsdenkmal zu seinen Ehren errichtet.

Raschis Kommentare

Raschis Kommentare wurden ins Lateinische (Johann Friedrich Breithaupt, R. Salomonis Jarchi, Commentarius Hebraicus in Pentateuchum Mosis, Gotha 1714) und Deutsche übertragen. Der Mönch Nikolaus von Lyra (etwa 1270–1349) zitierte Raschi so häufig, dass er von zeitgenössischen Kritikern »Raschis Affe« genannt wurde. Heute ist bekannt, dass Martin Luther häufig Gebrauch von den Werken des Nikolaus von Lyra machte. Dementsprechend wirkte der Kommentar auch in Luthers Übersetzung.

Durch Raschis Kommentar sind einige altfranzösische Wörter (etwa 3.000) in hebräischer Umschrift überliefert. Nur etwa zwölf deutsche Worte sind in seinen Kommentare enthalten. Da Raschi diese Umschrift rein lautlich durchführte, kann daraus die Aussprache des damaligen Französisch besser rekonstruiert werden als aus lateinschriftlichen Texten, in denen die überlieferte lateinische Rechtschreibung die tatsächliche mündliche Sprachgestalt überlagert. Bemerkenswert ist, dass Raschi der erste Autor ist, der eine »Pizza« erwähnt und auch so bezeichnet (פיצ“א). In seinem Kommentar zu Jechezkel 4,16: »Pizza dePan in Französisch« (פיצ“א דיפא“ן בלע“ז). In nichtjüdischen Quellen wird dieses Wort erstmals im 16. Jahrhundert erwähnt.

Legenden

Zur Geburt Raschis gibt es folgende Geschichte:
Raschis Vater besaß einen seltenen Edelstein. Mönche wollten diesen kaufen, um daraus das Auge eines Madonnenbildes herzustellen. Doch aus religiöser Gewissenhaftigkeit wollte der fromme Mann ihn auch nicht für sehr viel Geld für diesen Zweck verkaufen. Da lockten ihn die Käufer auf ein Schiff und wollten ihn unter der Androhung des Todes zur Hergabe des Steins zwingen. Da warf ihn der Rabbi in die Fluten. Zur selben Zeit habe sich im Lehrhaus von Troyes eine Stimme hören lassen: Dir, Jitzchak, wird ein Sohn geboren werden, der wie ein heller Edelstein leuchten wird.

Eine Legende führt eine Einbuchtung in der Mauer der Wormser Synagoge darauf zurück, dass Raschis Mutter während ihrer Schwangerschaft mit dem späteren Gelehrten vor einem heranpreschenden Fuhrwerk an der Mauer Schutz gesucht habe, die hinter ihr nachgab. Aus Furcht, der Hexerei verdächtigt zu werden, hätten Raschis Eltern Worms verlassen und sich in Troyes niedergelassen, wo ihr Sohn geboren wurde.

Einer anderen Legende zufolge ließ Gottfried von Bouillon Raschi rufen, um sich von ihm den Ausgang des Ersten Kreuzzuges vorhersagen zu lassen. Als Raschi nicht bei dem Fürsten erschien, suchte dieser ihn im Lehrhaus in Begleitung eines bedrohlichen Heeres auf. Raschi soll ihm einen unglücklichen Ausgang des Kreuzzuges prophezeit haben, wie er später tatsächlich eintraf.

Einer verbreiteten Meinung nach soll Raschi seine Schule zur Zeit des Kreuzzuges von Troyes nach Worms verlegt haben. Das als sein Bet-haMidrasch bezeichnete Haus in einem Anbau der Synagoge in Worms stammt jedoch aus dem 16. Jahrhundert, ebenso der Lehrstuhl, der als derjenige Raschis gezeigt wird.

Texte von Raschi auf talmud.de

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