Interreligiöses, Judentum erklärt

Das Judentum Kindern erklärt

Ganz am Anfang der Torah steht, daß G’tt den Menschen in Seinem Ebenbild erschaffen hat. Das aber bedeutet, daß jeder Mensch, dem wir begegnen, uns das Antlitz G’ttes zeigt, und wir in jedem Menschen etwas von G’tt erkennen können. Wenn wir aber G’tt im anderen Menschen erkennen, wird dieser uns nicht mehr fremd sein. Wir werden ihn achten und lieben können so wie uns selbst. Denn auch wir tragen das Antlitz dieses G’ttes, des Einzigen. Das bedeutet zugleich eine große Aufgabe für uns. So, wie G’tt uns erschaffen hat, tragen wir Sein Antlitz. Wir bewahren es nicht automatisch. Wenn wir unser Leben in einer Weise führen, die nicht im Einklang mit G’ttes Willen steht, verlieren wir Sein Antlitz zunehmend und werden häßlich, und. es besteht Gefahr, daß wir unser Leben verfehlen. G’tt hat uns aber die Möglichkeit gegeben Ihm Partner zu werden, das bedeutet, die Schöpfung mit Ihm zusammen zu vollenden. Voraussetzung hierfür ist nicht nur, daß wir nach G’ttes Willen fragen und bereit sind unser Leben danach auszurichten, sondern, daß wir selbst uns Seiner Heiligkeit annähern indem wir uns und unser Leben heiligen. So ruft uns G’tt in der Heiligen Schrift auf:

„Heilig sollt ihr sein, denn heilig bin Ich, der Ewige, euer G’tt.“ (3. Buch Moses 19:2)

Und dies ist es, was den jüdischen Menschen sein Leben lang bewegt und beschäftigt. Er versucht sein Leben zu heiligen indem er all sein Tun in Beziehung zu G’tt setzt und an Ihm mißt. Zweimal am Tag, und zum letzten Mal wenn er stirbt, ruft der Jude das Grundbekenntnis des Judentums aus, daß es nur einen einzigen G’tt gibt, und Er, der Ewige, unser G’tt ist; daß wir Ihn lieben sollen in jeder Situation unseres Daseins und unser Leben nach Ihm ausrichten sollen. Bei allem, was ein Jude tut, stellt er bewußt die Beziehung zu G’tt her durch eine Segenssprechung (Brachah).

Sei es, daß er sich wäscht, daß er eine Frucht ißt, daß er Brot bäckt, daß er ein schönes Erlebnis hat, daß er den Verlust eines lieben Menschen erleidet, oder vieles andere mehr. Er bemüht sich die Reinheit, in der G’tt ihn erschaffen hat, zu bewahren, indem er alles vermeidet, was ihn verunreinigen könnte, auch seine Speise danach ausrichtet. Ihr kennt sicherlich das Wort koscher, – das bedeutet tauglich und bezeichnet eine Speise, die nach den Reinheitsvorschriften zubereitet ist. So darf z.B. das Fleisch von ‚unreinen‘ Tieren, etwa vom Schwein oder von Raubtieren, die töten um sich zu ernähren, nicht gegessen werden. Man darf kein Fleisch essen, in dem noch Blut enthalten ist, denn nach jüdischer Auffassung lebt im Blut die Seele, – und mit der Seele eines Tieres darf ein Mensch sich nicht verunreinigen. Ein weiteres Beispiel ist, daß milchige Speisen und fleischige Speisen nicht zusammen gegessen werden, denn nie soll es geschehen, daß man das Fleisch eines Böckleins zusammen mit der Milch seiner Mutter ißt, auch nicht versehentlich, – es wäre grausam!

Aber: Wer sind eigentlich die Juden? Die Juden sind der übriggebliebene Teil des Volkes Israel, dessen andere Teile verschollen sind. Man nennt sie auch Israeliten, – im Unterschied zu den Bewohnern des heutigen Staates Israel, den Israelis. Das Volk Israel war von jeher ein kleines Volk und lebte anfangs unter den Ägyptern, die es in die Sklaverei gezwungen hatten und die es ausrotten wollten.

Von da heraus errettete G’tt das Volk Israel und führte es durch das Meer hindurch auf einen langen Weg. Dieser Weg war beschwerlich. Auf ihm wurden die gedemütigten Sklaven jedoch allmählich zu freien Menschen, die bereit waren den Bund der Partnerschaft mit G’tt auf sich zu nehmen. G’tt führte sie an den Berg Sinai heran und gab ihnen die Torah, das ist die Weisung G’ttes für den Lebensweg der Welt und des Menschen, die Heilige Schrift. All das, was uns heute so selbstverständlich erscheint, ist darin enthalten, die Heiligung des Lebens, die Nächstenliebe, die Fürsorge, die Gerechtigkeit, die Achtung des Fremden, und vieles mehr.

Israel aber erhielt diese Weisungen zu einer Zeit, als alle anderen Völker von alledem nichts kannten, und es war auch für Israel schwer, diese Weisungen zu verinnerlichen, in sein Leben einzubauen. Und so mußte Israel weiter wandern, noch einen langen Weg, bis G’tt es schließlich an das Ziel des Weges gelangen ließ, in das versprochene, das Heilige Land. Dieser lange Weg war ein Entwicklungsweg nicht nur für das Volk Israel, sondern ist es für jeden einzelnen Menschen. So ist es unsere Pflicht, diesen Weg immer wieder neu nachzuvollziehen, so intensiv, als wären wir ihn selbst gegangen.

Und so sind die Feste, die die Juden feiern, die Stationen dieses Weges. Leider ist die Zeit knapp, so daß ich die einzelnen Feste, wie sie im Jahreskreis hintereinander kommen, nicht einzeln besprechen kann. Erzählen will ich aber vom wichtigsten der Feste, dem Schabbat, der nicht nur das erste Fest ist, das G’tt uns nach dem Auszug aus Ägypten gegeben hat, sondern das uns auch an die Anfänge der Weltschöpfung erinnert.

Während die anderen Feste nur einmal im Jahr gefeiert werden, feiern wir den Schabbat jede Woche:

An sechs Tagen der Woche erschuf G’tt die Welt, am siebenten Tag ruhte Er aus von allem, was Er erschaffen hatte, um es hernach fortzugestalten.

Dieser Ruhetag soll für die ganze Welt gelten, nicht nur für den Menschen auch für das Tier und die Erde. Jedes Wesen soll durch diesen Ruhetag die Möglichkeit erhalten nach einer anstrengenden Woche wieder zu sich zu finden, wieder neue Kraft zu schöpfen.

Dieser Tag, es ist der Samstag, ist im Judentum ein heiliger ,Tag. Er beginnt am Freitag abend indem die Frau zu Hause mit einem Segensspruch Kerzen anzündet. Der Kreis der Familie ist wie ein Tempel, ist ein Heiligtum. Schöne Lieder zum Empfang des Schabbat werden gesungen.

Die Eltern segnen ihre Kinder mit G’ttes Segen. Dann spricht der Vater Segenssprüche über Wein und Brot, und jeder trinkt und ißt davon. Es ist ein freudiges Fest, das man in Muße gemeinsam verbringt, und man ist traurig wenn es am Samstagabend zu Ende geht. Mit einer kleinen Feier beschließt man den Schabbat, in der ein neues Licht entzündet wird, und man versucht sich die Erinnerung an den Schabbat in die neue Woche mitzunehmen indem man den Duft wohlriechender Gewürze in sich aufnimmt (Hawdalah).