Eruwin Kapitel 5

Der Talmud, Traktat (Massechet) Eruwin in deutscher Übersetzung von Lazarus Goldschmidt:

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Blätter / Dapim

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Übersetzung

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i WIE WIRD DAS WEICHBILD DER STÄDTE FESTGESETZT? WENN EIN HAUS HINAUSRAGT UND EIN HAUS HINEINRAGT, EIN MAUERVORSPRUNG HINAUSRAGT UND EIN MAUERVORSPRUNG HINEINRAGT, ODER WENN DA ZEHN HANDBREITEN HOHE MAUERRESTE, BRÜCKEN ODER GRÜFTE, DIE

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WOHNRÄUME HABEN, SICH BEFINDEN, SO WIRD DIE MESSUNG [DES WEICHBILDES] DIESEN ENTSPRECHEND ARRONDIERT. MAN BILDET DABEI EINE ART VIERECKIGE TAFEL, UM DIE WINKEL1 ZU GEWINNEN.

GEMARA. Rabh und Šemuél [streiten]: einer liest mea͑brin2, und einer liest meábrin. Wer meábrin liest, leitet es von éber [Glied]3 ab, und wer mea͑brin liest, leitet es von u͑bara [schwangere] Frau4 ab.

Die Doppelhöhle5. [Hierüber streiten] Rabh und Šemuél; einer sagt, es waren zwei Häuser, eines hinter dem anderen, und einer sagt, ein Haus und ein Söller darüber.

Erklärlich ist [die Bezeichnung] Doppelhöhle nach demjenigen, welcher sagt, ein Haus und ein Söller darüber, weshalb aber heißt es Doppelhöhle nach demjenigen, welcher sagt, zwei Häuser, eines hinter dem anderen!?

Weil es mit Paaren gedoppelt war. 6Mamre die Stadt der vier, erklärte R.Jiçḥaq, die Stadt der vier Paare: Adam und Ḥava, Abraham und Sara, Jiçḥaq und Ribqa, Ja͑qob und Leá.

7Und es geschah in den Tagen Amraphels. [Hierüber streiten] Rabh und Šemuél; einer sagt, sein eigentlicher Name war Nimrod, und Amraphel werde er deshalb genannt, weil er befahl, unseren Vater Abraham in den Schmelzofen zu werfen [amar vehippil], und einer sagt, sein eigentlicher Name war Amraphel, und Nimrod werde er deshalb genannt, weil er die ganze Welt widerspenstig gegen ihn8 machte [himrid].

9Da stand ein neuer König in Miçrajim auf. [Hierüber streiten] Rabh und Šemuèl; einer sagt, ein wirklich neuer, und einer sagt, dessen Verordnungen neu waren. Einer sagt, ein wirklich neuer, denn es heißt: ein neuer; einer sagt, dessen Verordnungen neu waren, da es nicht heißt: und es starb, und es regierte.

Wieso sagt der eine, dessen Verordnungen neu waren, es heißt ja: 10der Joseph nicht kannte!?

»Der Joseph nicht kannte« ist zu verstehen, der so tat, als hätte er Joseph nicht gekannt.

R.Joḥanan sagte: Achtzehn Tage verkehrte ich bei R.Oša͑ja Berabbi und lernte von ihm nur eine Sache in unserer Mišna, daß man (wie wird das Weichbild der Städte festgesetzt) meábrin, mit A1eph, lese.

Dem ist ja aber nicht so, R.Joḥanan sagte ja, R.Oša͑ja Berabbi habe zwölf Schüler gehabt, mit denen er achtzehn Tage Verkehr gepflegt und das Herz eines jeden und die Weisheit eines jeden studiert habe!?

Das Herz eines jeden und die Weisheit eines jeden hat er studiert, Gesetzeskunde aber nicht. Wenn du willst, sage ich: von ihnen hat er gelernt, von ihm aber nicht. Wenn du aber willst, sage ich: er spricht von einer Sache in unserer Mišna.

Ferner erzählte R.Joḥanan: Als wir bei R.Oša͑ja die Tora studierten, pflegten wir je vier auf einer Elle zu sitzen. Rabbi erzählte: Als wir bei R.Elea͑zer b. Šamua͑ die Tora studierten, pflegten wir je sechs auf einer Elle zu sitzen.

R.Joḥanan sagte [ferner]: R.Oša͑ja Berabbi in seinem Zeitalter war wie R.Meír in seinem Zeitalter; wie die Genossen R.Meírs (in seinem Zeitalter) in die Tiefe seiner Kunde nicht zu dringen vermochten, so vermochten die Genossen R.Oša͑jas (in seinem Zeitalter) in die Tiefe seiner Kunde nicht zu dringen.

R.Joḥanan sagte [ferner]: Das Herz der Ersteren war wie die Pforte der Tempelhalle, das der Späteren wie die Pforte des Tempels, und unseres ist wie das Öhr einer Nähnadel. Die Ersteren, das ist R.A͑qiba; die Späteren, das ist R.Elea͑zar b. Šamua͑. Manche sagen, die Ersteren, das ist R.Elea͑zar b. Šamua͑; die Späteren, das ist R.Oša͑ja Berabbi. Und unseres ist wie das Öhr einer Nähnadel. Abajje sagte: Wir aber, wie ein Pflock in der Wand für das Studium. Raba sagte: Wir aber, wie ein Finger in Wachs11 für das Verständnis. R.Aši sagte: Wir für die Vergeßlichkeit, wie ein Finger in eine Grube12.

R.Jehuda sagte im Namen Rabhs: Den Judäern, die auf ihre Sprache achteten, blieb ihr Studium erhalten, den Galiläern, die auf ihre Sprache nicht achteten, blieb ihr Studium nicht erhalten.

Hängt es denn von der Achtung [auf die Sprache] ab!?

Vielmehr, den Judäern, die die Redewendung [ihrer Lehrer] genau beachteten und sich dafür Zeichen machten, blieb ihr Studium erhalten; den Galiläern, die die Redewendung [ihrer Lehrer] nicht genau beachteten und sich dafür keine Zeichen machten, blieb ihr Studium nicht erhalten. Die Judäer lernten von einem Lehrer, daher blieb ihnen ihr Studium erhalten; die Galiläer lernten nicht von einem Lehrer, daher blieb ihnen ihr Studium nicht erhalten. Rabina sagte: Den Judäern, die die Lehre freigelegt haben, blieb ihr Studium erhalten, den Galiläern, die die Lehre nicht freigelegt haben, blieb ihr Studium nicht erhalten. David hat die Lehre freigelegt, Šaúl hat die Lehre nicht freigelegt. Von David, der die Lehre freigelegt hat, heißt es:13die dich fürchten, werden mich sehen und sich freuen; von Šaúl, der die Lehre nicht freigelegt hat, heißt es:14und wohin er sich wandte, verdammte er.

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R.Joḥanan sagte: Woher, daß der Heilige, gepriesen sei er, ihm jene Sünde15vergeben hat? Es heißt:16morgen bist du samt deinen Söhnen bei mir; bei mir, in meinem Abteil.

R.Abba sprach: Gibt es vielleicht jemand, derdie Judäer, die die Redewendung [ihrer Lehrer] genau beachten, fragen könnte, ob es meábrin oder mea͑brin, ob ákuzo oder a͑kuzo17heiße; sie wissen es. Als man sie fragte, erwiderten sie: Manche lesen meábrin und manche lesen mea͑brin, manche lesen ákuzo und manche lesen a͑kuzo.

In welcher Weise achten die Judäer auf ihre Sprache?

Einst sagte ein Judäer, er habe einen Mantel zu verkaufen, und als man ihn fragte, welche Farbe sein Mantel habe, erwiderte er: Wie Mangold auf dem Erdboden.

In welcher Weise achten die Galiläer nicht auf ihre Sprache?

Einst fragte ein Galiläer: Wer hat ein amar [zu verkaufen]? Da sprachen sie zu ihm: Dummer Galiläer, [verlangst du] ein ḥamar [Esel] zum Reiten, ein ḥamar [Wein] zum Trinken, ein a͑mar [Wolle] zu einem Kleidungsstücke, oder ein immar [Lamm] zum schlachten? Einst wollte eine Frau zu ihrer Genossin sagen: [Freundin,] komm, ich will dir Fett zu essen geben, und sagte, Verworfene, eine Löwin möge dich18fressen. Einst kam eine Frau vor einen Richter und sprach zu ihm: Herr Knecht, ich hatte einen Balken, und man hat dich mir gestohlen; er war so [groß], daß, wenn man dich an diesen gehängt hätte, deine Füße nicht bis zur Erde gereicht haben würden19.

Wenn die Magd Rabbis sich einer geheimen20Sprache bedienen wollte, sagte sie: Der Heber schlägt an den Weinkrug, sollen die Adler nach ihren Nestern21fliegen? Wenn er wollte, daß man noch reiche, erwiderte er ihr: Man entferne die Kröne22des Nächsten, sodann wird der Heber im Krug schwimmen, wie ein Nachen auf dem Meere. Wenn R.Jose b. Asjan sich einer geheimen Sprache bedienen wollte, sagte er: Bereitet mir Ochsenrecht mit Armenberg23. Wenn er sich über eine Gaststätte erkundigen wollte, fragte er: Wie ist der Mann-Mund-dieser-roh24? Wenn R.Abahu sich einer geheimen Sprache bedienen wollte, sagte er: Macht die Kohlen orangenfarbig, breitet die Goldigen aus25und macht mir zwei Verkünder26im Dunklen. Manche lesen: Macht mir daraus zwei Verkünder im Dunklen. Die Rabbanan sprachen zu R.Abahu: Laß27uns schauen, wo R.Elea͑j sich aufhält. Dieser erwiderte: Er amüsiert28sich mit einem zweiten geweckten ahronitischen Mädchen, mit dem er [die Nacht] durchwachte. Manche erklären, mit einem Weibe, und manche erklären, mit einer Lehre. Sie sprachen zu R.Elea͑j: Laß uns schauen, wo R.Abahu sich aufhält. Dieser erwiderte: Er beriet sich mit dem Krönenden und begab sich südwärts zu Mephibošeth29.

R.Jehošua͑ b. Ḥananja sagte: Lebtags besiegte mich niemand als eine Frau, ein Knabe und ein Mädchen. Wieso eine Frau? Einst kehrte ich in ein Gasthaus ein, wo mir [die Wirtin täglich] Bohnen vorsetzte. Am ersten Tage aß ich alles auf und ließ nichts zurück, am zweiten Tage ließ ich ebenfalls nichts zurück; am dritten Tage aber versalzte sie sie, und als ich davon kostete, ließ ich die Hand davon. Da sprach sie zu mir: Meister, weshalb issest du nicht? Ich erwiderte ihr: Ich habe heute bereits gegessen. Darauf sprach sie: Da solltest du auch vom Brote deine Hände lassen. Alsdann sprach sie: Meister, vielleicht deshalb, weil du in den ersten [Tagen] nichts zurückgelassen hast? Sagten doch die Weisen, man brauche nichts im Topfe zurückzulassen, wohl aber im Teller. Wieso ein Mädchen? Einst befand ich mich auf der Reise und passierte einen Steg, der durch ein Feld führte. Da rief mir ein Mädchen zu: Meister, ist es nicht ein Feld? Ich erwiderte: Ist es nicht ein ausgetretener Weg? Da entgegnete sie mir: Plünderer deinesgleichen haben ihn ausgetreten. Wieso ein Knabe? Einst befand ich mich auf der Reise, und als ich einen Knaben an einem Scheidewege sitzen sah, fragte ich ihn, welcher Weg nach der Stadt führe. Dieser erwiderte: Der eine Weg ist kurz, aber länger, der andere ist lang, aber kürzer. Ich ging den kurzen, der länger war. Als ich aber die Stadt erreichte, sah ich, daß sie von Gemüse- und Obstgärten umgeben war. Hierauf kehrte ich um und sprach zu ihm: Mein Sohn, du sagtest mir ja, dieser sei kurz! Da erwiderte er: Sagte ich dir nicht: aber länger? Da küßte ich ihn aufs Haupt, indem ich sprach: Heil dir, Jisraél, die ihr alle sehr weise seid, von Groß bis Klein.

R.Jose der Galiläer ging einst auf dem Wege, und als er Berurja30traf, fragte er sie: Über welchen Weg geht man nach Lud? Da erwiderte sie ihm: Dummer Galiläer, die Weisen sagten ja, daß man nicht viel mit einem Weibe rede; du solltest sagen: welcher nach Lud?

Einst bemerkte Berurja einen Schüler, wie er leise studierte; da versetzte sie ihm einen Fußtritt und sprach zu ihm: Es heißt ja:31sie ist in

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allen Stücken festgestellt und gesichert; wenn [die Lehre] in deinen zweihundertachtundvierzig Gliedern festgestellt ist, so ist sie dir gesichert, wenn aber nicht, so ist sie dir nicht gesichert.

Es wird gelehrt: R.Elie͑zer hatte einen Schüler, der leise zu studieren pflegte, und nach drei Jahren vergaß er sein Studium. Es wird gelehrt: R.Elie͑zer hatte einen Schüler, der sich des Todes durch Verbrennen schuldig gemacht hat; da sprachen sie: Lasset ihn, er famulierte bei einem bedeutenden Manne.

Šemuél sprach zu R.Jehuda: Scharfsinniger, öffne deinen Mund und lies, öffne deinen Mund und lerne, damit [dein Studium] dir erhalten bleibe und du lange lebest, denn es heißt:32denn sie sind Leben denen, die sie finden, und Gesundung für seinen ganzen Leib, und man lese nicht moçéhem [die sie finden], sondern: moçiéhem [die sie aussprechen] mit dem Munde, Šemuél sprach zu R.Jehuda: Scharfsinniger, raffe und esse, raffe und trinke, denn die Welt, die wir verlassen werden, ist wie eine Hochzeit. Rabh sprach zu R.Hamnuna:33Mein Sohn, hast du was, so lasse es dir gut bekommen, denn in der Unterwelt gibt es kein Vergnügen mehr, und auch der Tod verspätet sich nicht; wenn du aber sagst: ich will meinen Kindern eine Rente zurücklassen, wer sagt dir dies in der Unterwelt? Die Menschenkinder gleichen den Gräsern auf dem Felde, diese sprossen hervor, jene verwelken.

R.Jehošua͑ b. Levi sagte: Wenn jemand sich auf der Reise befindet und keine Begleitung hat, so befasse er sich mit der Tora, denn es heißt:34denn eine angenehme Begleitung35sind sie &c. Hat jemand Kopfschmerzen, so befasse er sich mit der Tora, denn es heißt: denn ein lieblicher Kranz sind sie für dein Haupt. Hat jemand Halssehmerzen, so befasse er sich mit der Tora, denn es heißt:36und ein Kettenschmuck an deinem Halse. Hat jemand Leibschmerzen, so befasse er sich mit der Tora, denn es heißt:37sie wird deinem Leibe zur Genesung sein. Hat jemand Knochenschmerzen, so befasse er sich mit der Tora, denn es heißt:38und dein Gebein erquicken. Hat jemand sonst Schmerzen am Körper, so befasse er sich mit der Tora, denn es heißt:39und Gesundung für seinen ganzen Leib.

R.Jehuda b. Ḥija sagte: Komm und sieh, wie die Handlungsweise des Heiligen, gepriesen sei er, nicht der Handlungsweise eines [Menschen aus] Fleisch und Blut gleicht. Wenn ein [Mensch aus] Fleisch und Blut jemandem eine Mixtur gibt, so ist sie zuträglich für das eine [Organ] und abträglich für das andere; nicht so ist aber die Handlungsweise des Heiligen, gepriesen sei er; er gab Jisraél die Tora, die eine Mixtur des Lebens ist für seinen ganzen Körper, denn es heißt: und Gesundung für seinen ganzen Leib.

R.Ami sagte: Es heißt:40denn lieblich sind sie, wenn du sie in deinem Inneren bewahrst, sie werden allzumal auf deinen Lippen bereit sein. Wann sind die Worte der Tora lieblich? Wenn du sie in deinem Inneren bewahrst. Wann bewahrst du sie in deinem Inneren? Wenn sie auf deinen Lippen bereit sind. R.Zera entnimmt dies aus folgendem:41Freude erwächst einem Manne durch die Antwort seines Mundes, und wie schön, ist ein Wort zu seiner Zeit. Wann erwächst einem Manne Freude? Wenn er die Antwort in seinem Munde hat. Eine andere Lesart: Wann freut sich der Mann der Antwort seines Mundes? Wenn das Wort schön zu seiner Zeit ist. R.Jiçḥaq entnimmt dies aus folgendem:42Denn überaus nahe ist dir das Wort, in deinem Munde und in deinem Herzen ist es, du kannst darnach tun. Wann ist es dir nahe? Wenn es in deinem Munde und in deinem Herzen ist, darnach zu tun. Raba entnimmt dies aus folgendem:43Du gabst ihm, was sein Herz begehrte, und was seine Lippen flüsterten, weigertest du nicht. Selah. Wann gabst du ihm, was sein Herz begehrte? Wenn du das Flüstern seiner Lippen nicht verweigert hast.

Raba wies auf einen Widerspruch hin: es heißt: du gabst ihm, was sein Herz begehrte, dagegen heißt es: und was seine Lippen flüsterten, weigertest du nicht!? Ist es ihm beschieden, so gabst du ihm, was sein Herz begehrte; ist es ihm nicht beschieden, so weigertest du nicht, was seine Lippen flüsterten.

Selah. In der Schule des R.Elie͑zer b. Ja͑qob wurde gelehrt: Alles, wobei [die Worte] neçaḥ, selah und vae͑d gebraucht werden, hat ewig keinen Auf hör. Neçaḥ, denn es heißt:44denn nicht auf immer will ich hadern, noch ewig [neçaḥ] zürnen. Selah, denn es heißt:45wie wir es gehört haben, so haben wir es gesehen in der Stadt des Herrn der Heerscharen, in der Stadt unseres Gottes; Gott lasse sie ewig feststehen, Selah. Vae͑d, denn es heißt:46der Herr ist König auf immer und ewig [vae͑d]. R.Elie͑zer sagte: Es heißt:47und ein Kettenschmuck an deinem Halse; wenn ein Mensch sich wie ein Kettenschmuck macht, der lose am Halse sitzt, der zuweilen zum Vorschein kommt und zuweilen nicht, so bleibt ihm sein Studium erhalten, sonst aber bleibt ihm sein Studium nicht erhalten.

Ferner sagte R.Elie͑zer: Es heißt:48seine Wangen wie die Balsambeete; wenn ein Mensch sich wie ein Beet macht, das von jedem getreten wird, und wie Balsam, mit dem sich jeder parfümiert, so bleibt ihm sein Studium erhalten, sonst aber bleibt ihm sein Studium nicht erhalten.

Ferner sagte R.Elie͑zer: Es heißt:49steinerne Tafeln; wenn ein Mensch seine Wangen50wie Stein macht, der sich nicht auflöst, so bleibt ihm sein Studium erhalten, sonst aber bleibt ihm sein Studium nicht erhalten.

Ferner sagte R.Elie͑zer: Es heißt:51eingegraben auf die Tafeln; wären die ersten Tafeln nicht zerbrochen worden, so würde die Tora bei Jisraél nicht in Vergessenheit geraten sein. R.Aḥa b. Ja͑qob sagte: Keine Nation und kein Sprachstamm würde über sie Gewalt gehabt haben, denn es heißt: ḥaruth [eingegraben], und man lese nicht ḥaruth, sondern ḥeruth [Freiheit].

R.Mathna sagte: Es heißt:52und aus der Wüste nach Matana; wenn ein Mensch sich wie eine Wüste macht, auf der jeder herumtritt, so bleibt ihm sein Studium erhalten, sonst aber bleibt ihm sein Studium nicht erhalten.

R.Joseph hatte etwas gegen Raba, den Sohn des R.Joseph b. Ḥama. Als der Vorabend des Versöhnungstages herankam, sprach dieser: Ich will gehen und ihm Abbitte tun. Als er zu ihm kam, traf er seinen Diener für ihn einen Becher [Wein] mischen53. Da sprach er zu ihm: Gib ihn mir, ich will ihn mischen. Dieser gab ihn ihm, und er mischte ihn. Als jener ihn kostete, sprach er: Diese54Mischung gleicht der Mischung Rabas, des Sohnes des R.Joseph b. Ḥama. Da sprach dieser: Ich bin es. Darauf sprach jener: Du setzest dich nicht nieder55, bis du mir folgende Schriftverse erklärt hast. Es heißt: von der Wüste nach Matana, von Matana nach Naḥliél, von Naḥliél nach Bamoth und von Bamoth nach dem Tale. Dieser erwiderte: Wenn sich ein Mensch wie eine Wüste macht, auf der jeder herumtritt, so wird ihm die Tora zum Geschenke [matana] gegeben; sobald sie ihm zum Geschenke gegeben wird, ist er ein Erbe Gottes [naḥlo él], denn es heißt: von Matana nach Naḥliél; und sobald er ein Erbe Gottes ist, steigt er zur Würde, denn es heißt: und von Naḥliél nach Bamoth [Höhen]. Wenn er aber stolz wird, erniedrigt ihn der Heilige, gepriesen sei er, denn es heißt: und von Bamoth nach dem Tale. Kehrt er um, so erhöht ihn der Heilige, gepriesen sei er, denn es heißt:56jedes Tal wird erhoben werden.

R.Hona sagte: Es heißt:57deine Tiere ließen sich darin nieder, du bereitest es nach deiner Güte, Gott, für die Armen; wenn ein Mensch sich wie ein Tier macht, das [die Beute] erdrosselt58und ißt, (manche lesen: das [die Beute] heranschleppt59und ißt,) so bleibt ihm sein Studium erhalten, sonst aber bleibt ihm sein Studium nicht erhalten. Verfährt er so, so bereitet ihm der Heilige, gepriesen sei er, persönlich ein Festmahl, denn es heißt: du bereitest es nach deiner Güte, Gott, für die Armen.

R.Ḥija b. Abba sagte im Namen R.Joḥanans: Es heißt:60wer den Feigenbaum hütet, wird seine Frucht genießen; weshalb werden die Worte der Tora mit einem Feigenbaume verglichen? Wie man am Feigenbaume,

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sooft man ihn auch durchsucht, immer noch Feigen findet, ebenso findet man an den Worten der Tora, sooft man sie auch studiert, immer noch einen Geschmack.

R.Šemuél b. Naḥmani sagte: Es heißt:61die liebliche Hinde und die anmutige Gazelle &c. Weshalb werden die Worte der Tora mit einer Hinde verglichen? Wie die Hinde einen engen Muttermund hat62und daher ihrem Männchen jederzeit lieb ist wie in der ersten Stunde, ebenso sind die Worte der Tora den sie Studierenden jederzeit lieb, wie in der ersten Stunde. Die anmutige Gazelle; sie verleiht63Anmut den sie Studierenden. 64Ihre Brüste sättigen dich zu jeder Zeit; weshalb werden die Worte der Tora mit der Brust verglichen? Wie der Säugling in der Brust, sooft er sie auch betastet, immer noch Milch findet, ebenso findet man an den Worten der Tora, sooft man sie auch studiert, immer noch einen Geschmack.65Durch ihre Liebe mögest du immer im Taumel sein; wie beispielsweise R.Elea͑zar b. Pedath. Man erzählt von R.Elea͑zar, daß er auf dem Untermarkt von Sepphoris saß und sich mit der Tora befaßte, seinen Mantel aber [aus Zerstreuung] auf dem Obermarkt von Sepphoris zurückließ. R.Jiçḥaq b. Elea͑zar erzählte: Einst wollte ihn jemand fortnehmen, da fand er darin eine Schlange.

In der Schule R.A͑nans wurde gelehrt: Es heißt:66die auf rötlichen Eselinnen reiten, die auf Decken sitzen, [die auf dem Wege wandeln und sprechen]. Die auf Eselinnen reiten, das sind die Schriftgelehrten, die von Stadt zu Stadt und von Provinz zu Provinz wandern, um die Tora zu studieren; rötlichen [çeḥoroth], die sie wie das Mittaglicht [çaharajim] klarlegen; die auf Decken [midin] sitzen, die ein gerechtes Urteil [din] der Wahrheit wegen fällen. Die wandeln, die in der Schrift kundig sind; auf dem Wege, die in der Mišna kundig sind; und sprechen, die im Talmud kundig sind, deren ganzes Gespräch nur Worte der Tora sind.

R.Šezbi sagte im Namen des R.Elea͑zar b.A͑zarja: Es heißt:67nicht brät Betrug seinen Fang; nicht leben wird der trügerische Jäger68, und nicht lange69sind seine Tage. R.Šešeth erklärte: Der trügerische Jäger brät70. Als R.Dimi kam, sagte er: Dies ist mit einem Jäger zu vergleichen, der Vögel fängt; bricht er einem nach dem anderen sofort die Flügel, so bleiben sie ihm erhalten, sonst aber nicht.

Raba sagte im Namen R. Sehoras im Namen R. Honas: Es heißt:71erhastetes Vermögen mindert sich, wer aber händeweise sammelt, vermehrt; wenn jemand seine Tora bündelweise zusammenträgt, so nimmt sie bei ihm ab, wenn er aber händeweise sammelt, so nimmt sie bei ihm zu. Raba sagte: Die Jünger wissen es und handeln nicht danach. R. Naḥman b. Jiçḥaq sagte: Ich tat so, und sie blieb mir erhalten.

Die Rabbanan lehrten: Auf welche Weise wurde die Lehre überliefert? Moše lernte aus dem Munde der Allmacht; darauf trat Ahron ein, und Moše lehrte ihn seinen Abschnitt. Hierauf trat Ahron ab und setzte sich zur Linken Mošes, dann traten seine Söhne ein, und Moše lehrte sie ihren Abschnitt. Hierauf traten seine Söhne ab, Elea͑zar setzte sich zur Rechten Mošes und Itamar zur Linken Ahrons. R.Jehuda sagte, Ahron blieb stets zur Rechten Mošes. Hierauf traten die Ältesten ein, und Moše lehrte sie ihren Abschnitt, alsdann traten die Ältesten ab, und das ganze Volk trat ein, und Moše lehrte sie ihren Abschnitt. So [hörte ihn] Ahron viermal, seine Söhne dreimal, die Ältesten zweimal und das ganze Volk einmal. Hierauf entfernte sich Moše, und Ahron wiederholte ihnen ihren Abschnitt, dann entfernte sich Ahron, und seine Söhne wiederholten ihnen ihren Abschnitt, dann entfernten sich seine Söhne, und die Ältesten wiederholten ihnen ihren Abschnitt; so hörten ihn alle viermal. Hieraus folgerte R. Elie͑zer, daß man seinem Schüler72[die Lehre] viermal wiederholen müsse. Dies ist [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere, von Ahron, zu folgern: wenn dies hei Ahron nötig war, der von Moše lernte, und dieser von der Allmacht, um wieviel mehr, wenn ein gewöhnlicher Mensch von einem gewöhnlichen Menschen. R. A͑qiba sagte: Woher, daß man seinen Schüler so lange lehren muß, bis er es versteht? Es heißt:73und lehre die Kinder Jisraél. Und woher, daß [so lange], bis es ihm geläufig im Munde ist? Es heißt:74lege es in ihren Mund. Und woher, daß man ihm die Deutungen erklären muß? Es heißt:75das sind die Rechtssatzungen, die du ihnen76vorlegen sollst.

Sollten sie doch alle von Moše selbst gelernt77haben!?

Um dadurch Ahron, seinen Söhnen und den Ältesten eine Ehre zu erweisen.

Sollte doch Ahron eintreten und78von Moše lernen, dann seine Söhne eintreten und79von Ahron lernen, dann die Ältesten eintreten und80von seinen Söhnen lernen, und diese dann ganz Jisraél81lehren!?

Da Moše aus dem Munde der Allmacht lernte, war es so besser.

Der Meister sagte: R. Jehuda sagte, Ahron blieb stets zur Rechten Mošes. Wessen Ansicht vertritt folgende Lehre: Wenn sich drei auf dem Wege befinden, so gehe der Lehrer in der Mitte, der größere zur Rechten und der kleinere zur Linken. Sie vertritt also die Ansicht R. Jehudas und nicht die der Rabbanan!?

Du kannst auch sagen, die der Rabbanan, denn da geschah dies nur wegen der Belästigung82Ahrons.

R. Perida hatte einen Schüler, dem er jede Lehre vierhundertmal wiederholte, und erst dann begriff er. Eines Tages wurde er zu einer gottgefälligen Handlung aufgefordert, und an diesem lehrte er ihn [wie sonst], jedoch begriff er nicht. Da fragte er ihn, was mit ihm heute los sei. Dieser erwiderte: Seit der Stunde, da der Meister zur gottgefälligen Handlung aufgefordert wurde, wandte ich meine Aufmerksamkeit ab, indem ich immerwährend dachte: nun steht der Meister auf, nun steht der Meister auf. Da sprach jener: Fasse nun deine Aufmerksamkeit, ich werde es dir wiederholen. Hierauf wiederholte er es ihm wiederum vierhundertmal. Da ertönte eine Hallstimme und sprach: Ist es dir lieber, daß man dir vierhundert Jahre hinzufüge, oder daß dir und deinem Zeitalter die zukünftige Welt beschieden sei? Er erwiderte: Daß mir und meinem Zeitalter die zukünftige Welt beschieden sei. Da sprach der Heilige, gepriesen sei er, zu ihnen: Gebt ihm dies und jenes.

R. Ḥisda sagte: Die Tora wird nur durch Merkzeichen83erworben, denn es heißt: lege es in ihren Mund, und man lese nicht simah [lege], sondem simana [ihr Merkzeichen]. Als R. Taḥlipha aus dem Westen84es hörte, ging er zu R. Abahu und sagte es ihm. Da sprach er: Ihr entnehmet dies hieraus, wir entnehmen es aus folgendem:85Stelle dir Zeichen, errichte dir &c.; machet Zeichen für die Tora.

Woher ist es erwiesen, daß unter »Zeichen« ein Merkzeichen zu verstehen sei? Es heißt:86wenn er ein Menschengebein erblickt, so soll er ein Zeichen daneben setzen. R. Elie͑zer entnimmt dies hieraus:87Sprich zur Weisheit: Du bist meine Schwester, und nenne die Einsicht Vertraute [Moda͑]; mache Merkmale [moda͑] für die Tora. Raba erklärte: Setze Zeiten [moe͑d] fest für die Tora. Das ist es, was Evdämi b. Ḥama b. Dosa gesagt hat: Es heißt:88sie

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ist nicht im Himmel, auch nicht jenseits des Meeres; sie ist nicht im Himmel, denn wäre sie im Himmel, so müßtest du zu ihr hinaufsteigen, und wäre sie jenseits des Meeres, so müßtest du zu ihr hinübergehen. Raba erklärte: Sie ist nicht im Himmel, sie ist nicht bei dem anzutreffen, der sich himmelhoch erhebt, auch nicht bei dem, der sich wie das Meer breit macht. R. Joḥanan erklärte: Sie ist nicht im Himmel, sie ist nicht bei Hochmütigen anzutreffen; auch nicht jenseits des Meeres, sie ist nicht bei Händlern und nicht bei Kaufleuten zu finden.

Die Rabbanan lehrten: Wie wird das Weichbild der Stadt festgesetzt? Ist sie länglich, so lasse man sie, wie sie ist, ist sie rund, so werden ihr Winkel hinzugefügt, und ist sie viereckig, so werden ihr keine Winkel hinzugefügt. Ist sie an der einen Seite breit und an der anderen schmal, so wird sie als rechteckig betrachtet. Ragt ein Haus wie ein Vorsprung hervor, oder ragen zwei Häuser wie Vorsprünge hervor, so denke man sich eine Linie vor diesen gezogen und messe die zweitausend Ellen von dieser ab. Hat sic die Form eines Bogens oder eines Gamma, so denke man sich [das Innere] mit Häusern und Höfen ausgefüllt und messe die zweitausend Ellen von da ab.

Der Meister sagte: Ist sie länglich, so lasse man sie, wie sie ist. Selbstverständlich!?

Dies ist für den Fall nötig, wenn sie lang und schmal ist; man könnte glauben, man gebe ihr eine ihrer Länge entsprechende Breite, so lehrt er uns.

«Ist sie viereckig, so werden ihr keine Winkel hinzugefügt.» Selbstverständlich!?

Dies ist für den Fall nötig, wenn sie zwar viereckig ist, jedoch kein mit den Himmelsrichtungen übereinstimmendes Viereck89bildet; man könnte glauben, man bilde ein mit den Himmelsrichtungen übereinstimmendes Viereck, so lehrt er uns.

«Ragt ein Haus wie ein Vorsprung hervor, oder ragen zwei Häuser wie Vorsprünge hervor.» Wenn dies schon bei einem Hause der Fall ist, um wieviel mehr bei zweien!?

Dies ist für den Fall nötig, wenn an zwei Seiten; man könnte glauben, dies nur, wenn an einer Seite, nicht aber, wenn an zwei Seiten, so lehrt er uns.

«Hat sie die Form eines Bogens oder eines Gamma, so denke man sich [das Innere] mit Häusern und Höfen ausgefüllt und messe die zweitausend Ellen von da ab. » R. Hona sagte: Wenn eine Stadt die Form eines Bogens hat, so messe man, wenn beide Enden keine viertausend Ellen90voneinander entfernt sind, vom Überschusse91, wenn aber nicht92, so messe man vom Bogen93.

Kann R. Hona dies denn gesagt haben, R. Hona sagte ja, wenn von der Mauer einer Stadt hunderteinundvierzig Ellen und ein Drittel durchbrochen werden94!? Rabba b. U͑la erwiderte: Das ist kein Einwand; jenes von einer Seite, dies von beiden Seiten.

Er lehrt uns damit, daß ein Vorplatz zu der einen und ein Vorplatz zur anderen gehöre, und dies sagte ja R. Hona bereits einmal!? Wir haben nämlich gelernt:

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Man gebe zur Stadt einen Vorplatz

so R.Meír; die Weisen sagen, vom Vorplatze sagten sie es nur zwischen zwei Städten. Hierzu wurde gelehrt: R.Hona sagte, einen Vorplatz für die eine und einen Vorplatz für die andere, und Ḥija b. Rabh sagte, man gebe einen Vorplatz nur für beide zusammen.

Beides ist nötig, würde er nur jenes gelehrt haben, so könnte man glauben, nur da, weil es ja zuerst95erlaubt war, nicht aber hierbei. Und würde er nur dieses gelehrt haben, so könnte man glauben, weil für diese96[ein Vorplatz] nicht ausreicht, nicht aber da, wo [auch ein Vorplatz] ausreicht; daher ist beides nötig.

Wie groß darf die Differenz zwischen Bogen und Überschuß97sein

[Rabba b.]R.Hona sagt, zweitausend Ellen, Raba, Sohn des Rabba b. R.Hona, sagt, auch mehr als zweitausend Ellen. Abajje sagte: Die Ansicht Rabas, Sohnes des Rabba b. R.Hona, ist einleuchtender, denn man kann ja durch die Häuser gehen98.

WENN DA ZEHN HANDBREITEN HOHE MAUERRESTE SICH BEFINDEN &C. Was heißt Mauerreste? R.Jehuda erwiderte: Drei Wände ohne Decke. Sie fragten: Wie ist es bei zwei Wänden mit Decke?

Komm und höre; Folgendes wird mit [der Stadt] arrondiert: eine Gruft von vier zu vier Ellen, eine Brücke und ein Begräbnisplatz, die einen Wohnraum haben, ein Bethaus, das einen Wohnraum für den Kastellan hat, ein Götzenhaus, das einen Wohnraum für die Götzenpriester hat, Pferdeställe und Speicher auf dem Felde, die einen Wohnraum haben, Wächterhütten, die sich da befinden, und ein Haus auf einer See[insel]; dies alles wird mitarrondiert. Folgendes wird nicht mitarrondiert: eine an zwei gegenüberliegenden Seiten durchbrochene Gruft, eine Brücke und ein Begräbnisplatz, die keinen Wohnraum haben, ein Bethaus, das keinen Wohnraum für den Kastellan hat, ein Götzenhaus, das keinen Wohnraum für die Götzenpriester hat, Pferdeställe und Speicher auf dem Felde, die keinen Wohnraum haben, eine Grube, ein Graben, eine Höhle, eine Steinwand und ein Taubenschlag, die sich da befinden, und eine Kajütte auf einem Schiffe; dies alles wird nicht mitarrondiert. Hier wird also von einer an zwei gegenüberliegenden Seiten durchbrochenen Gruft gelehrt, doch wohl, wenn sie oben eine Decke hat.

Nein, wenn sie keine Decke hat.

Welche Verwendung hat ein Haus auf einer See[insel]? R. Papa erwiderte: Ein Haus, in dem Schiffsgeräte untergebracht werden.

Wird denn eine Höhle nicht mitarrondiert, R. Ḥija lehrte ja, eine Höhle werde mitarrondiert!? Abajje erwiderte: Wenn sich am Eingang ein Bauwerk befindet.

Dann erfolgt es ja schon wegen des Bauwerkes!?

In dem Falle, wenn sie es ergänzt99.

R.Hona sagte: Hüttenbewohnern wird [das Weichbild] von der Tür ihrer Hütte100gemessen. R.Ḥisda wandte ein: [Es heißt]:101und sie lagerten am Jarden von Beth-Haješimoth &c., und hierzu erzählte Rabba b. Bar Ḥana im Namen R.Joḥanans, er habe diesen Ort gesehen, und er habe drei Parasangen zu drei Parasangen; ferner wird gelehrt, wer seine Notdurft zu verrichten hatte, durfte dies weder vor dem Lager noch an den Seiten tun, sondern hinter102diesem!? Raba erwiderte ihm: Du wendest vom Lager in der Wüste ein!? Da es bei diesem heißt:103nach dem Befehle des Herrn lagerten sie, und nach dem Befehle des Herrn brachen sie auf, so ist es ebenso, als hätten sie da einen festen Wohnsitz. R.Ḥenana b. R.Kahana sagte im Namen R.Ašis: Sind da drei Höfe mit je zwei Häusern vorhanden, so werden sie zu einer Ortschaft [vereinigt].

R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Das Leben der Hüttenbewohner und der Wüstenwanderer ist kein Leben, und ihre Frauen und Kinder sind nicht die ihrigen. Ebenso wird gelehrt: Elie͑zer aus Birja sagte: Die Hüttenbewohner gleichen den Gräberbewohnern104; von ihren Töchtern heißt es:105verflucht sei, wer irgend einem Tiere beiwohnt.

Aus welchem Grunde?

U͑la erklärte, weil sie keine Badeanstalten106haben; R.Joḥanan erklärte, weil [die Frauen] beim Reinigungsbade beobachtet werden.

Welchen Unterschied gibt es zwischen ihnen?

Ein Unterschied besteht zwischen ihnen, wenn sich ein Fluß107in der Nähe des Hauses befindet.

R. Hona sagte: In einer Stadt, in der kein Grünkraut zu haben ist, darf kein Schriftgelehrter wohnen.

Demnach ist Grünkraut zuträglich, und [dem widersprechend] wird gelehrt, drei Dinge mehren den Kot, beugen die Statur und rauben ein Fünfhundertstel vom Augenlichte des

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Menschen, und zwar: Kleienbrot, frischer Met und Grünkraut!?

Das ist kein Widerspruch; eines gilt von Knoblauch und Lauch108, und eines gilt von anderem Grünkraut. Es wird nämlich gelehrt: Knoblauch ist ein Kraut, Lauch ist ein Halbkraut; erscheint Rettich, so erscheint eine Lebensmixtur.

Es wird ja aber gelehrt, wenn Rettich erscheint, erscheine eine Todesmixtur!?

Das ist kein Einwand; eines gilt von den Blättern109, und eines gilt von den Köpfen. [Oder aber:] dies im Sommer110und jenes in der Regenzeit.

R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: In einer Stadt, in der sich Anhöhen und Abhänge befinden, sterben Menschen und Tiere in der Hälfte ihrer Tage.

Sie sterben, wie kommst du darauf!?

Sage vielmehr: sie altern in der Hälfte ihrer Tage.

R. Hona, Sohn des R. Jehošua͑, sagte: Die Anhöhen zwischen Be-Biri und Be-Nereš haben mich alt gemacht.

Die Rabbanan lehrten: Beim quadratischen Messen mache man das Quadrat entsprechend den Himmelsrichtungen: die nördliche Seite nach Norden (des Weltalls) und die südliche Seite nach Süden (des Weltalls). Als Merkzeichen diene dir der Wagen111im Norden und der Skorpion im Süden. R. Jose sagte: Wer das Quadrat den Himmelsrichtungen entsprechend zu bilden nicht versteht, richte sich nach dem Sonnenlauf. Und zwar: wo die Sonne an einem langen Tage aufgeht und untergeht, ist die Nordseite, und wo die Sonne an einem kurzen Tage aufgeht und untergeht, ist die Südseite; in den Jahreszeiten des Nisan und des Tišri steigt die Sonne in der Mitte der Ostseite auf und geht in der Mitte der Westseite unter. So heißt es:112geht gegen Süden and kreist gegen Norden; tags geht sie gegen Süden, und nachts kreist sie gegen Norden.113Imnmerfort kreisend geht der Wind; das sind die Ostseite und die Westseite, zuweilen geht sie [die Sonne] entlang und zuweilen umgeht sie sie. R. Mešaršeja sagte: All diese Regeln sind unrichtig, denn es wird gelehrt: Nie ist die Sonne im Nordosten aufgegangen und im Nordwesten untergegangen, nie ist die Sonne im Südosten aufgegangen und im Südwesten untergegangen.

Šemuél sagte: Der Wendepunkt des Frühlings114tritt ein nur entweder nach dreiviertel Tag, am Beginne des Tages, am Beginne der Nacht, in der Mitte des Tages oder in der Mitte der Nacht. Der Wendepunkt des Sommers tritt ein nur entweder nach anderthalb Stunden oder nach siebeneinhalb Stunden, sowohl am Tage als auch in der Nacht. Der Wendepunkt des Herbstes tritt ein nur entweder nach drei Stunden oder nach neun Stunden, sowohl am Tage als auch in der Nacht. Der Wendepunkt des Winters tritt ein nur entweder nach viereinhalb Stunden oder nach zehneinhalb Stunden, sowohl am Tage als auch in der Nacht. Von einem Wendepunkte bis zum anderen sind es einundneunzig Tage und siebeneinhalb Stunden, und eine Jahreszeit115kann in die nächste nur eine halbe Stunde hineinragen. Ferner sagte Šemuél: Nie fällt die Frühlingswende in den Jupiter, ohne Bäume zu brechen, und nie fällt die Winterwende in den Jupiter, ohne die Saaten zu dörren; dies jedoch nur dann, wenn die Konjunktion des Mondes mit dem Monde oder dem Jupiter erfolgt.

Die Rabbanan lehrten: Wer eine [runde] Stadt quadriert, forme sie

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nach der Art einer viereckigen Tafel, dann forme er das [Šabbath] gebiet116ringsum ebenfalls nach der Art einer viereckigen Tafel. Er messe aber die zweitausend Ellen nicht von Winkel117zu Winkel, weil man durch die Messung der Winkel118verlieren würde; vielmehr hole man eine viereckige Tafel von zweitausend zu zweitausend Ellen und lege sie schräg, den Winkeln entlang; mithin gewinnt die Stadt119vierhundert Ellen da und vierhundert Ellen dort, und das [Šabbath] gebiet ringsum gewinnt achthundert Ellen da und achthundert Ellen120dort; die ganze Stadt gewinnt mithin tausendundzweihundert Ellen da und tausendundzweihundert Ellen dort. Abajje sagte: Dies ist der Fall bei einer Stadt, die zweitausend zu zweitausend Ellen mißt.

Es wird gelehrt: R.Elie͑zer b. Jose sagte: Die levitischen Städte121 hatten ringsum ein Gebiet von zweitausend Ellen, und wenn du davon tausend Ellen Triftland abziehst, so ergibt es sich, daß das Triftland ein Viertel einnahm, während das Übrige aus Feldern und Weinbergen bestand.

Woher dies? Raba erwiderte: Die Schrift sagt:122außerhalb der Stadtmauer tausend Ellen ringsum; die Tora sagt damit, daß man die Stadt mit tausend Ellen umgebe.

«So ergibt es sich, daß das Triftland ein Viertel einnahm.» Wieso ein Viertel, das ist ja die Hälfte!? Raba erwiderte: Der Landmesser Bar Ada erklärte es mir: Dies ist bei einer Stadt der Fall, die zweitausend zu zweitausend Ellen hat. Das Gebiet [an den Seiten] hat somit sechzehn und die Winkel haben ebenfalls sechzehn123, und wenn du acht vom Gebiete [an den Seiten] und vier von den Winkeln [als Triftland ] nimmst, so sind es zwölf.

«So ergibt es sich, daß das Triftland ein Viertel einnahm», es ist ja mehr als ein Drittel124!?

Zähle die vier der Stadt selbst noch hinzu.

Aber immerhin ist es ja ein Drittel!?

Du glaubst wohl, er spreche von einer viereckigen [Stadt], er spricht von einer runden, und da das Quadrat um ein Viertel größer ist als der Kreis, so ist ein Viertel abzuziehen, so daß es neun bleiben: neun ist ein Viertel von sechsunddreißig. Abajje erklärte: Dies kann auch bei einer Stadt der Fall sein, die tausend zu tausend [Ellen] hat. Das Gebiet [an den Seiten] hat demnach acht und die Winkel sechzehn,

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und wenn du vier vom Gebiete [an den Seiten] und vier von den Winkeln nimmst, so sind es zusammen125acht.

Das ist ja ein Drittel!?

Du glaubst wohl, er spreche von einer viereckigen [Stadt], er spricht von einer runden, und da das Quadrat um ein Viertel größer ist als der Kreis, so ist ein Viertel abzuziehen, so daß es sechs bleiben: sechs ist ein Viertel von vierundzwanzig. Rabina erklärte: Unter »Viertel« ist ein Viertel des Gebietes [rings um ] 126zu verstehen. R.Aši erklärte: Unter »Viertel« ist ein Viertel der Winkel127 zu verstehen. Die Rabbanan sprachen zu R.Aši: Es heißt ja aber »ringsum«.

Das »ringsum« bezieht sich nur auf die Winkel128. Wie willst du, wenn du nicht so erklärst, den beim Brandopfer gebrauchten Schriftvers erklären:129sie sollen das Blut ringsum an den Altar sprengen; ist etwa hierbei zu verstehen, um den ganzen Altar!? Vielmehr ist das »ringsum« auf die Winkel zu beziehen, ebenso beziehe man es auch hierbei nur auf die Winkel. R.Ḥabibi aus Maḥoza sprach zu R.Aši: Die Winkel sind ja eckig130!?

Wenn die Stadt rund ist.

Sie wird ja aber quadriert!?

Sie wird nur als quadratisch angesehen, nicht aber wirklich quadriert. R.Ḥinaj aus Maḥoza sprach zu R.Aši: Merke, das Quadrat ist ja um ein Viertel größer als der Kreis, wieso sind es achthundert131 [Ellen], es sind ja nur sechshundertsiebenundsechzig abzüglich eines Drittels!? Dieser erwiderte: Dies nur bei einem Kreise in einem Quadrate, die Diagonallinie [eines Quadrates] aber beträgt mehr. Der Meister sagte nämlich, eine Elle im Quadrat hat eine Elle und zwei Fünftel in der Diagonale.

ii MAN GEBE ZUR STADT EINEN VORPLATZ

SO R.MEÍR; DIE WEISEN SAGEN, VOM VORPLATZE SAGTEN SIE ES NUR ZWISCHEN ZWEI STÄDTEN: WENN DIE EINE SIEBZIG ELLEN UND EINEN ÜBERSCHUSS HAT, UND DIE ANDERE SIEBZIG ELLEN UND EINEN ÜBERSCHUSS HAT, SO BEWIRKT DER VORPLATZ, DASS BEIDE ALS EINE GELTEN. EBENSO AUCH, WENN DREI DÖRFER EIN DREIECK iii BILDEN: IST ZWISCHEN DEN ZWEI ÄUSSEREN [EIN ABSTAND VON] HUNDERTEINUNDVIERZIG [ELLEN] UND EIN DRITTEL VORHANDEN, SO BEWIRKT DAS MITTLERE, DASS DIE DREI ALS EINES GELTEN.

GEMARA. Woher dies? Raba erwiderte: Die Schrift sagt:132außerhalb der Stadtmauer; die Tora sagt damit, daß man etwas außerhalb lasse und dann messe.

DIE WEISEN SAGEN &C. Es wurde gelehrt: R.Hona sagte, man gebe einen Vorplatz zu der einen und einen Vorplatz zu der anderen. Ḥija b. Rabh sagte, einen Vorplatz für beide.

Wir haben gelernt: Die Weisen sagen, vom Vorplatze sagten sie es nur zwischen zwei Städten. Dies ist eine Widerlegung R.Honas!?

R.Hona kann dir erwidern: unter »Vorplatz« ist das Gesetz vom Vorplatze zu verstehen, und zwar einen Vorplatz zu der einen und einen Vorplatz zu der anderen. Dies ist auch einleuchtend, denn im Schlußsatze lehrt er: wenn die eine [einen Vorplatz von] siebzig Ellen und einem Überschusse hat und die andere [einen Vorplatz von] siebzig Ellen und einem Überschusse hat, so bewirkt der Vorplatz, daß beide als eine gelten. Schließe hieraus.

Dies wäre also eine Widerlegung des Ḥija

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  1. Rabh!?

Ḥija b. Rabh kann dir erwidern: dies ist die Ansicht R.Meírs.

Die Ansicht R.Meírs wird ja schon im Anfangssatze gelehrt: man gebe zur Stadt einen Vorplatz

so R.Meír!?

Beides ist nötig. Aus der einen [Lehre] könnte man entnehmen, einen für eine [Stadt] und einen für zwei, so lehrt er uns, daß man zu zweien zwei gebe. Und würde er nur die andere gelehrt haben, so könnte man glauben, weil es ihnen an Raum mangeln würde, nicht aber da133, wo es nicht an Raum mangelt. Daher ist beides nötig.

Wir haben gelernt: Ebenso auch, wenn drei Dörfer ein Dreieck bilden: ist zwischen den zwei äußeren [ein Abstand von] hunderteinundvierzig Ellen und einem Drittel vorhanden, so bewirkt das mittlere,daß die drei als eines gelten. Nur, wenn eines in der Mitte ist, nicht aber, wenn keines in der Mitte ist!? Dies ist also eine Widerlegung R.Honas.

R.Hona kann dir erwidern: hierzu wurde ja gelehrt, Raba sagte im Namen R.Idis im Namen R.Ḥaninas: Sie brauchen nicht gerade ein Dreieck zu bilden, sondern daß sie, wenn man das mittlere zwischen beide setzt, sodaß sie ein Dreieck bilden, von einander nur hunderteinundvierzig Ellen und ein Drittel entfernt sind, dann bewirkt das mittlere, daß sie als eines gelten. Raba fragte Abajje: Wieviel darf das mittlere von den äußeren entfernt sein? Dieser erwiderte: Zweitausend Ellen.

Du selbst sagtest ja aber, die Ansicht Rabas, Sohnes des Rabba b. R.Hona, der mehr als zweitausend Ellen134sagt, sei einleuchtender!?

Es ist ja nicht gleich; da sind Häuser135vorhanden, hierbei sind keine Häuser vorhanden. Ferner fragte Raba den Abajje: Wie weit dürfen die äußeren von einander entfernt sein?

«Wie weit», was geht dich dies an, wenn nur, falls man das mittlere zwischen beide setzt, sie von einander nur hunderteinundvierzig Ellen und ein Drittel entfernt sind!?

Auch viertausend Ellen? Dieser erwiderte: Jawohl.

R.Hona sagte ja aber, daß, wenn eine Stadt die Form eines Bogens hat, man vom Überschusse an messe, wenn beide Enden keine viertausend Ellen von einander entfernt sind, sonst aber136vom Bogen ab!? Dieser erwiderte: Da kann man sich die Ausfüllung [des Zwischenraumes] nicht denken, hierbei aber kann man sich die Ausfüllung137denken.

R.Saphra sprach zu Raba: Wieso messen wir das Gebiet für die Leute von Ktesiphon von der anderen Seite von Ardašir, und das Gebiet für die Leute von Ardašir138von der anderen Seite von Ktesiphon, sie sind ja durch den Tigris getrennt, der breiter ist als hunderteinundvierzig [Ellen] und ein Drittel!? Da ging er hinaus und zeigte ihm jene Mauervorsprünge, die siebzig Ellen nebst Überschuß in den Tigris hineinragen.

iv MAN MESSE NUR MIT EINER SCHNUR VON FÜNFZIG ELLEN, WEDER WENIGER NOCH MEHR, UND DEHNE SIE NUR GEGEN DAS HERZ139. STÖSST MAN BEIM MESSEN AUF EINE TIEFUNG ODER EINE MAUERWAND140, SO ÜBERSPRINGE MAN SIE141UND MESSE WEITER; STÖSST MAN AUF EINEN BERG, SO ÜBERSPRINGE MAN

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IHN UND MESSE WEITER, NUR DARF MAN142NICHT ÜBER DAS ŠABBATHGEBIET HINAUS GEHEN. KANN MAN IHN NICHT ÜBERSPRINGEN? DIESBEZÜGLICH SAGTE R.DOSTAJ B. JANNAJ IM NAMEN R.MEÍRS: ICH HÖRTE, DASS MAN BERGE DURCHSTECHE143.

GEMARA. Woher dies? R.Jehuda erwiderte im Namen Rabhs: Die Schrift sagt:144die Länge des Vorhofes hundert Ellen und die Breite fünfzig mit fünfzig; die Tora sagt damit, daß man mit einer Schnur von fünfzig Ellen messe.

Dieser [Vers] deutet ja darauf, daß man fünfzig mit fünfzig quadriere145!?

Der Schriftvers könnte ja lauten: fünfzig, fünfzig, wenn es aber heißt: fünfzig mit fünfzig, so ist beides zu entnehmen.

WEDER WENIGER NOCH MEHR. Es wird gelehrt: Nicht weniger, weil [das Maß] erhöht werden146würde; nicht mehr, weil das Maß vermindert werden147würde. R.Asi sagte: Man messe nur mit einem Stricke aus Apesqima.

Was ist Apesqima? R.Abba erwiderte: Die Nargila148.

Was ist Nargila? R.Ja͑qob erwiderte: Eine Palme mit nur einer Bastschicht. Manche lesen: Was ist Apesqima? R.Abba erwiderte: Nargila. R.Ja͑qob erwiderte: Eine Palme mit nur einer Bastschicht.

Es wird gelehrt: R.Jehošua͑ b. Ḥananja sagte: Du hast zum Messen nichts Geeigneteres als eiserne Ketten; was aber können wir machen, wenn die Tora sagt:149eme Meßschnur in seiner Hand.

Es heißt ja aber:150ein Meßstab in seiner Hand!?

Für die Pforten. R.Joseph lehrte: Es gibt dreierlei Stricke: aus Binsen, aus Bast und aus Flachs. Aus Binsen für die [rote] Kuh, wie wir gelernt haben: man band sie mit einem Binsenstrick und legte sie auf den Holzstoß; aus Bast für die Ehebruchsverdächtigte, wie wir gelernt haben: darauf holt er einen Baststrick und bindet ihn oberhalb ihrer Brüste; aus Flachs zum Messen.

STÖSST MAN BEIM MESSEN. Wenn er lehrt, daß man weiter messe, so gehe man wohl, wenn man sie nicht überspringen kann, nach einer Stelle, wo man sie überspringen kann, und beobachte die Reichweite des Maßes und messe weiter, somit lernen wir hier dasselbe, was die Rabbanan gelehrt haben: Wenn beim Messen das Maß auf eine Tiefung stößt, so überspringe man sie, wenn man sie mit der fünfzig Ellen [langen] Schnur überspringen kann, wenn aber nicht, so gehe man zu einer Stelle, wo man sie überspringen kann, und überspringe sie; sodann beobachte man [die Reichweite] und messe weiter. Ist die Tiefung gekrümmt151, so durchsteche152man nach oben und durchsteche153nach unten. Wenn man an eine Wand heranreicht, so sage man nicht, man durchbohre die Wand, vielmehr schätze154man sie und gehe weiter.

Wir haben ja aber gelernt, man überspringe und messe weiter!?

Da in dem Falle, wenn die Benutzung bequem155ist, hier aber ist die Benutzung nicht bequem. R.Jehuda sagte im Namen Šemuéls: Dies nur, wenn das Senkblei gegenüber

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nicht herabhängt, wenn aber das Senkblei gegenüber herabhängt156, so messe man sie genau.

Wie tief darf die Tiefung sein? R.Joseph erwiderte: Zweitausend [Ellen]. Abajje wandte gegen ihn ein: Ist sie hundert [Ellen] tief und fünfzig breit, so überspringe man sie, sonst aber überspringe man sie nicht!?

Er ist der Ansicht der Anderen, denn es wird gelehrt: Andere sagen, man überspringe, auch wenn sie zweitausend [Ellen] tief und fünfzig Ellen breit ist. Manche lesen: R.Joseph erwiderte: Auch mehr als zweitausend [Ellen].

Also weder nach dem ersten Tanna noch nach den Anderen!?

Da in dem Falle, wenn das Senkblei gegenüber nicht herabhängt, hier in dem Falle, wenn gegenüber das Senkblei herabhängt.

Bei welcher [Entfernung] muß das Senkblei herabhängen können? Abimi erwiderte: Bei vier [Ellen]. Ebenso lehrt Rami b. Jeḥezqel, bei vier [Ellen].

STÖSST MAN AUF EINEN BERG, SO ÜBERSPRINGE MAN IHN UND MESSE WEITER. Raba sagte: Dies nur, wenn der Berg in vier [Ellen] zehn [Handbreiten] ansteigt, wenn aber der Berg in fünf [Ellen] zehn [Handbreiten] ansteigt, so messe man ihn genau157. R.Hona, Sohn des R.Nathan, lehrte es erleichternd. Raba sagte: Dies nur, wenn der Berg in fünf [Ellen] zehn [Handbreiten] ansteigt, wenn aber der Berg in vier [Ellen] zehn [Handbreiten] ansteigt, so sehätze man ihn und messe weiter.

NUR DARF MAN NICHT ÜBER DAS ŠABBATHGEBIET HINAUS GEHEN. AUS welchem Grunde? R.Kahana erwiderte: Mit Rücksicht darauf, man könnte glauben, das Šabbathgebiet reiche bis dahin.

KANN MAN IHN NICHT ÜBERSPRINGEN. Die Rabbanan lehrten: Wie geschieht das Durchstechen? Der Untere [hält die Schnur] am Herzen und der obere an den Füßen. Abajje sagte: Es ist uns überliefert, daß man nur mit einer Schnur von vier Ellen durchsteche. R.Naḥman sagte im Namen des Rabba b. Abuha: Man durchsteche weder beim genickbrochenen Kalbe158noch beim [Messen] der Asylstädte159, weil sie Gebote der Tora sind160.

v DAS MESSEN DARF NUR DURCH EINEN KUNDIGEN161ERFOLGEN. HAT ER EINE STELLE ERWEITERT UND EINE ANDERE STELLE GEKÜRZT, SO RICHTE MAN SICH NACH DER ERWEITERTEN STELLE; HAT ER FÜR EINEN ERWEITERT UND FÜR EINEN ANDEREN GEKÜRZT, SO RICHTE MAN SICH NACH DER ERWEITERUNG. SELBST EIN KNECHT UND EINE MAGD SIND BEGLAUBT, WENN SIE SAGEN: BIS HIER REICHT DAS ŠABBATHGEBIET. DIE WEISEN HABEN NÄMLICH DIESE ANORDNUNG NICHT ZUR ERSCHWERUNG, SONDERN ZUR ERLEICHTERUNG GETROFFEN.

GEMARA. Nur nach der erweiterten Stelle und nicht nach der gekürzten!?

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Sage: auch nach der erweiterten.

FÜR EINEN ERWEITERT UND &C. GEKÜRZT. Wozu ist dies nötig, es ist ja dasselbe!?

Er meint es wie folgt: hat einer erweitert und ein anderer gekürzt, so richte man sich nach dem, der erweitert hat. Abajje sagte: Nur darf es die Diagonallänge der Stadt nicht übersteigen162.

DIE WEISEN HABEN NÄMLICH DIESE ANORDNUNG NICHT ZUR ERSCHWERUNG, SONDERN ZUR ERLEICHTERUNG GETROFFEN. Es wird ja aber gelehrt, die Weisen haben diese Anordnung nicht zur Erleichterung, sondern zur Erschwerung getroffen!? Rabina erwiderte: Nicht bei Geboten der Tora zu erleichtern, sondern bei Geboten der Tora zu erschweren; das Gesetz vom Šabbathgebiete aber ist rabbanitisch.

vi WENN EINE PRIVATE STADT ZU EINER ÖFFENTLICHEN GEWORDEN IST, SO DARF MAN SIE GANZ163DURCH EINENRUB VEREINIGEN; WENN EINE ÖFFENTLICHE ZU EINER PRIVATEN GEWORDEN IST, SO DARF MAN SIE NICHT GANZ DURCH EINEN E͑RUB VEREINIGEN, ES SEI DENN, MAN SCHLIESSE EINEN TEIL AUS, DER SO [GROSS] WIE NEUSTADT IN JUDÄA IST, DIE FÜNFZIG EINWOHNER HAT

SO R.JEHUDA; R.ŠIMO͑N SAGT, DREI HÖFE MIT JE ZWEI HÄUSERN.

GEMARA. Welche ist beispielsweise eine private Stadt, die eine öffentliche geworden ist? R.Jehuda erwiderte: Beispielsweise die Exilarchen-Stadt. R.Naḥman sprach zu ihm: Weshalb [gerade diese]: wollte man sagen, weil alle zum Herrscher164kommen und einander erinnern, so ist ja auch ganz Jisraél am Šabbathmorgen versammelt!? Vielmehr, erklärte R.Naḥman, beispielsweise die Nithzäerstadt.

Die Rabbanan lehrten: Wie wird eine private Stadt, die zu einer öffentlichen geworden ist, durch die eine öffentliche Straße165führt, durch einen E͑rub vereinigt? Man setze einen Pfosten da und einen Pfosten dort166, oder einen Balken da und einen Balken dort, sodann darf man in der Mitte nehmen und geben. Man kann da keinen E͑rub für eine Hälfte bereiten, sondern nur entweder für die ganze Stadt, oder für jede Durchgangsgasse

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besonders. Eine jetzt wie zuvor öffentliche Stadt, die nur ein Tor hat, darf man ganz durch einen E͑rub vereinigen.

Wer lehrte, daß eine öffentliche Straße durch einen E͑rub vereinigt werden könne? R.Hona, Sohn des R.Jehošua͑, erwiderte: Es ist R.Jehuda. Es wird nämlich gelehrt: Noch mehr sagte R.Jehuda: Wer zwei [gegenüberliegende] Häuser auf beiden Seiten der Straße hat, darf an beiden Enden je einen Pfosten oder je einen Querbalken setzen und in der Mitte nehmen und geben. Jene sprachen zu ihm: Auf diese Weise kann man für das öffentliche Gebiet keinen E͑rub bereiten.

Der Meister sagte: Man kann da keinen E͑rub für eine Hälfte bereiten. R.Papa sagte: Dies sagten sie nur von der Länge, in der Breite167aber ist es zulässig. Also nicht nach R.A͑qiba, denn R.A͑qiba sagt ja, der Fuß, dem sein Platz erlaubt ist, mache einen anderen Platz verboten168.

Du kannst auch sagen nach R.A͑qiba, denn R.A͑qiba sagt dies nur von zwei Höfen, einer hinter dem anderen, wo der hintere kein anderes Tor169hat, hierbei aber können die einen durch das eine Tor und die anderen durch ein anderes Tor durchgehen. Manche lesen: R.Papa sagte: Sage nicht, man könne nur der Länge nach keinen E͑rub bereiten, wohl aber der Breite nach, vielmehr kann man auch der Breite nach keinen E͑rub bereiten.

Also nach R.A͑qiba?

Du kannst auch sagen, nach den Rabbanan, denn die Rabbanan sagen dies nur von zwei Höfen, einer hinter dem anderen, wo das Tor des inneren abgeschlossen und die Benutzung auf diesen beschränkt werden kann, hierbei aber ist ja die öffentliche Straße nicht fortzuschaffen.

Der Meister sagte: Entweder für die ganze Stadt, oder für jede Durchgangsgasse besonders. Für eine Hälfte wohl deshalb nicht, weil die eine der andern es verboten macht, ebenso machen es ja auch die einzelnen Durchgangsgassen eine der anderen verboten170!?

Hier handelt es sich um den Fall, wenn sie eine Höhung gemacht haben, wie R.Idi b. Abin im Namen R.Ḥisdas gelehrt hat: Wenn ein Anwohner der Durchgangsgasse eine Höhung an der Tür [seines Vorhofes] gemacht hat, so kann er den übrigen Anwohnern der Durchgangsgasse diese nicht mehr verboten machen171.

«Eine jetzt wie zuvor öffentliche Stadt &c.» R.Zera vereinigte den Wohnort R.Ḥijas durch einen E͑rub, ohne einen Teil zurückzulassen. Da sprach Abajje zu ihm: Wieso tat dies der Meister? Dieser erwiderte: Di Greise dieses [Ortes] erzählten mir, daß R.Ḥija b. Aši die ganze Stadt durch einen E͑rub zu vereinigen pflegte, und ich nahm an, sie sei früher eine private Stadt gewesen und eine öffentliche geworden. Jener entgegnete: Mir erzählten jene Greise, daß einst auf der einen Seite der Stadt sich ein Misthaufen befunden hatte; jetzt aber, wo der Misthaufen fortgeräumt ist, ist es ebenso, als hätte sie zwei Ausgänge, und es ist verboten. Dieser erwiderte: Ich wußte es nicht.

R.Ami b.Ada aus Harpanja fragte Rabba: Wie ist es, wenn an der einen Seite eine Leiter sich befindet und an der anderen Seite eine Leiter sich172bef indet? Dieser erwiderte: So sagte Rabh: eine Leiter wird als Tor betrachtet. R.Naḥman sprach zu ihnen: Hört nicht auf ihn; so sagte R. Ada im Namen Rabhs: eine Leiter wird als Tor und als Zaun betrachtet. Sie wird als Zaun betrachtet, wie wir gesagt haben, und sie wird als Tor betrachtet, wenn nämlich eine Leiter sich zwischen zwei Höfen befindet: wenn sie wollen, bereiten sie einen E͑rub, und wenn sie wollen, bereiten sie zwei E͑rubin.

Kann R.Naḥman dies denn gesagt haben, er sagte ja im Namen Šemuéls, daß, wenn die Bewohner des Vorhofes und die Bewohner des Balkons173vergessen haben, sich durch einen E͑rub zu vereinigen, sie

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einander [die Benutzung], wenn sich dazwischen eine Höhung von vier [Handbreiten] befindet, nicht verboten machen, wenn aber nicht, wohl verboten machen174!?

Dies gilt von dem Falle, wenn der Balkon keine zehn [Handbreiten] hoch ist.

Was nützt denn bei einem Balkon, der keine zehn [Handbreiten] hoch ist, eine Höhung175!?

Wenn er bis zehn Ellen ein Geländer hat; haben sie da eine Höhung gemacht, so haben sie sich davon176losgesagt.

R.Jehuda sagte im Namen Šemuéls: Eine mit Leitern ausgefüllte Wand, selbst mehr als zehn [Ellen], gilt als Zaun. R.Beruna wandte gegen R.Jehuda in der Kelter des R.Senina ein: Kann denn Šemuél gesagt haben, eine solche gelte als Zaun, R.Naḥman sagte ja im Namen Šemuéls, daß, wenn die Bewohner des Balkons und die Bewohner des Vorhofes vergessen haben, sich durch einen E͑rub zu vereinigen, sie einander [die Benutzung], wenn sich zwischen ihnen eine Höhung von vier [Handbreiten] befindet, nicht verboten machen, wenn aber nicht, wohl verboten machen!?

Dies gilt von dem Falle, wenn der Balkon keine zeho [Handbreiten] hoch ist.

Was nützt bei einem Balkon, der keine zehn [Handbreiten] hoch ist, eine Höhung!?

Wenn er bis auf zehn Ellen ein Geländer hat; haben sie da eine Höhung gemacht, so haben sie sich davon losgesagt.

Einst kamen die Leute von Qaqonja zu R.Joseph und ersuchten ihn, ihnen einen Mann zu senden, der ihnen ihre Ortschaft177durch einen E͑rub vereinige. Da sprach er zu Abajje: Geh, bereite ihnen einen E͑rub; achte aber darauf, daß sie nicht zu mir ins Lehrhaus klagen kommen. Als er da hinkam und Häuser sah, die ihre Türen nach dem Flusse hatten, sprach er: Diese sollen von der Stadt zurückbleiben. Darauf sprach er: Wir haben gelernt, daß man sie nicht vollständig vereinigen dürfe, demnach muß man sie, wenn man es wünscht, vereinigen178können; ich will ihnen Fenster nach der Stadt machen, damit eine Vereinigung durch die Fenster möglich sei. Darauf sprach er: Dies ist nicht nötig; Rabba b. Abuha machte ja in ganz Maḥoza einen E͑rub für jede Straßenreihe besonders, wegen der Ochsengräben179; da wurde die eine als zurückbleibende für die anderen betrachtet, obgleich sie, auch wenn sie es wollten, nicht vereinigt werden konnten. Darauf sprach er: Es ist doch nicht gleich; dort konnten sie sich durch die Dächer180vereinigen, hierbei aber nicht; daher müssen Fenster gemacht werden. Darauf sprach er: Es sind keine Fenster nötig; Mar b. Pupidatha aus Pumbeditha hatte einen Strohschuppen, der als Zurückbleibendes für ganz Pumbeditha galt. Hierauf sprach er: Das ist es, was der Meister zu mir sagte: achte aber darauf, daß sie nicht zu mir ins Lehrhaus klagen kommen.

ES SEI DENN, MAN SCHLIESSE EINEN TEIL AUS, DER SO [GROSS] IST, WIE NEUSTADT IN JUDÄA. Es wird gelehrt: R.Jehuda sagte: Es gab eine Stadt in Judäa, die Ḥadaša [Neustadt] hieß, die fünfzig Einwohner hatte, Männer, Frauen und Kinder; diese war Zurückgebliebenes181, und nach dieser schätzten es die Weisen. Sie fragten: Wie verhält es sich mit Ḥadaša selbst?

Wie Ḥadaša Zurückbleibendes der großen Stadt ist, so ist auch die große Stadt Zurückbleibendes der kleinen.

Vielmehr, wie verhält es sich mit einer Stadt, die so klein wie Ḥadaša ist?

[Hierüber streiten] R.Hona und R.Jehuda: einer sagt, es sei ein Zurückbleibendes nötig, und einer sagt, es sei nicht nötig.

R.ŠIMO͑N SAGT, DREI HÖFE &C. R.Ḥama b. Gorja sagte im Namen Rabhs: Die Halakha ist wie R.Šimo͑n. R.Jiçḥaq sagte: Selbst ein Haus und ein Hof.

«Ein Haus und ein Hof,» wie kommst du182darauf !?

Sage vielmehr: ein Haus in einem Hofe. Abajje fragte R.Joseph: Ist das, was R.Jiçḥaq [gesagt hat], eine [überlieferte] Lehre oder eine eigene Ansicht? Dieser erwiderte: Was kommt es darauf an? Jener entgegnete: Eine Lehre vortragen nur als Singsang!?

vii WENN JEMAND SICH IN DER OSTSEITE BEFINDET UND SEINEN SOHN BEAUFTRAGT, FÜR IHN EINENRUB IN DER WESTSEITE ZU MACHEN, ODER IN DER WESTSEITE UND SEINEN SOHN BEAUFTRAGT, FÜR IHN EINENRUB IN DER OSTSEITE zu MACHEN, SO IST ES IHM, WENN ER VON SEINEM HAUSE ZWEITAUSEND ELLEN UND VON SEINEMRUB WEITER ENTFERNT IST, NACH SEINEM HAUSE183ERLAUBT UND NACH SEINEMRUB VERBOTEN, UND WENN VON SEINEMRUB ZWEITAUSEND ELLEN UND VON SEINEM HAUSE WEITER, NACH SEINEM HAUSE VERBOTEN UND NACH SEINEMRUB ERLAUBT. WER SEINENRUB IM WEICHBILDE DER STADT NIEDERLEGT, HAT NICHTS184GETAN; WER IHN AUSSERHALB DES GEBIETES NIEDERLEGT, AUCH NUR EINE ELLE, VERLIERT [ENTSPRECHEND

Blatt 60b

DEM], WAS ER GEWINNT185.

GEMARA. Sie glaubten, unter »Ostseite« sei östlich von seinem Hause und unter »Westseite« sei westlich von seinem Hause zu verstehen. Allerdings kann es vorkommen, daß er von seinem Hause zweitausend Ellen und von seinem E͑rub weiter entfernt ist, wenn er nämlich sein Haus erreichen und seinen E͑rub nicht erreichen kann, wieso aber kann es vorkommen, daß er von seinem E͑rub zweitausend Ellen und von seinem Hause weiter entfernt ist!? R.Jiçḥaq erwiderte: Du glaubst unter »Ostseite« sei östlich von seinem Hause und unter »Westseite« sei westlich von seinem Hause zu verstehen; nein, unter »Ostseite« ist östlich von seinem Sohne und unter »Westseite« ist westlich von seinem Sohne zu verstehen. Raba b. R.Šila erwiderte: Du kannst auch sagen, unter »Ostseite« sei östlich von seinem Hause und unter »Westseite« westlich von seinem Hause zu verstehen, wenn nämlich sein Haus sich in Winkelstellung186befindet.

WER SEINENRUB IM WEICHBILDE DER STADT NIEDERLEGT &C. Wie ist dies außerhalb des [Šabbath] gebietes möglich!?

Sage vielmehr: außerhalb des Weichbildes.

VERLIERT [ENTSPRECHEND DEM], WAS ER GEWINNT. Nur was er gewinnt und nicht mehr, und [dem widersprechend] wird ja gelehrt, wer seinen E͑rub im Weichbilde der Stadt niederlegt, habe nichts getan, und wer ihn außerhalb des Weichbildes der Stadt niederlegt, selbst wenn nur eine Elle, gewinne diese Elle und verliere die ganze Stadt187, weil ihm dann die Stadt zum Šabbathgebiete mitgerechnet wird!?

Das ist kein Widerspruch; das eine, wenn das Maß188in der Mitte der Stadt endet, und das andere, wenn es am Ende der Stadt189endet. Dies nach R.Idi, denn R.Idi sagte im Namen des R.Jehošua͑ b. Levi: Wenn jemand [das Šabbathgebiet] mißt und das Maß in der Mitte der Stadt endet, so steht ihm nur die halbe Stadt frei, wenn aber das Maß am Ende der Stadt endet, so gilt die ganze Stadt als vier Ellen, und man ergänzt ihm das übrige. Hierzu sagt R.Idi: Das sind nur Worte der Prophetie190; was ist denn der Unterschied, ob es in der Mitte der Stadt oder am Ende der Stadt endet. Raba erwiderte: Beides haben wir gelernt: Die Einwohner einer großen Stadt dürfen

Blatt 61a

durch die ganze kleine Stadt191gehen, nicht aber dürfen die Einwohner einer kleinen Stadt durch die ganze große Stadt gehen. Doch wohl aus dem Grunde, weil für diese das Maß in der Mitte der Stadt und für jene das Maß am Ende der Stadt abläuft.

Und R.Idi!?

In beiden Fällen heißt es: die Einwohner; dies wird auf den Fall bezogen, wenn man da den E͑rub niederlegt, während wir vom Messen nichts gelernt haben.

Etwa nicht, wir haben ja gelernt, dem Messenden, von dem sie sprechen, gebe man zweitausend Ellen, auch wenn das Maß in einer Höhle endet.

Er meint den Fall, wenn es192am Ende der Stadt endet, yon dem wir es nicht gelernt haben.

R.Naḥman sagte: Wer193»die Einwohner [dürfen]« liest, liest nicht falsch, und wer »die Einwohner [dürfen] nicht« liest, liest nicht falsch. Wer »die Einwohner [dürfen]« liest, liest nicht falsch, denn er bezieht es auf den Fall, wenn man [einen E͑rub] niederlegt; und wer »die Einwohner [dürfen] nicht« liest, liest nicht falsch, denn er bezieht es auf den Fall, wenn man [das Šabbathgebiet] mißt. [Die Mišna] ist lückenhaft und muß wie folgt lauten: Die Einwohner einer großen Stadt dürfen durch die ganze kleine Stadt gehen, nicht aber dürfen die Einwohner einer kleinen Stadt durch die ganze große Stadt gehen; diese Worte gelten nur vom Messen, wenn aber jemand in einer großen Stadt sich befindet und seinen E͑rub in einer kleinen Stadt niederlegt, oder in einer kleinen Stadt sich befindet und seinen E͑rub in einer großen Stadt niederlegt, darf er durch die ganze [Stadt] und zweitausend Ellen außerhalb derselben gehen.

R.Joseph sagte im Namen des Rami b. Abba im Namen R.Honas: Wenn eine Stadt am Ufer eines Tales liegt, so mißt man, falls davor eine vier [breite] Höhung vorhanden ist, vom [anderen] Ufer des Tales, wenn aber nicht, so mißt man jedem von der Tür seines Hauses. Abajje sprach zu ihm: Du sagtest uns: eine Höhung von vier Ellen; womit ist diese nun anders als jede andere Höhung, für die vier [Handbreiten] ausreichen!? Dieser erwiderte: Wo die Benutzung nicht unbequem ist, hierbei aber ist die Benutzung unbequem. R.Joseph sprach: Dies entnehme ich aus folgender Lehre: Rabbi erlaubte den Einwohnern von Gader nach Ḥamthan hinabzugehen, nicht aber den Einwohnern von Ḥamthan nach Gader hinaufzugehen. Doch wohl aus dem Grunde, weil die einen eine Höhung hatten und die anderen keine Höhung hatten. Als R.Dimi kam, sagte er: Die Einwohner von Gader schlugen die Einwohner von Ḥamthan, und unter »erlaubte« ist zu verstehen, er ordnete an.

Weshalb gerade am Šabbath?

Weil dann oft Trunkenheit vorkommt.

Aber wenn diese da hinkommen, können sie ja ebenfalls jene schlagen!?

Ein Hund ohne Wohnort bellt sieben Jahre nicht.

Aber die Leute von Ḥamthan könnten ja dann die Leute von Gader schlagen!?

So weit fürchten sie sie nicht. R.Saphra erklärte: Sie194war eine bogenartige Stadt. R.Dimi b. Ḥenana erklärte: Die einen waren Einwohner einer großen Stadt, und die anderen waren Einwohner einer kleinen195Stadt. So lehrte es R.Kahana; R.Ṭabjomi lehrte es wie folgt: R.Saphra und R.Dimi b. Heiiana [erklärten es]; einer erklärte, sie war eine bogenartige Stadt, und einer erklärte, die einen waren Einwohner einer kleinen Stadt, und die anderen waren Einwohner einer großen Stadt.

viii DIE EINWOHNER EINER GROSSEN STADT DÜRFEN DURCH DIE GANZE KLEINE STADT196GEHEN, UND EBENSO DÜRFEN197DIE EINWOHNER EINER KLEINEN STADT DURCH DIE GANZE GROSSE STADT GEHEN. ZUM BEISPIEL: WENN JEMAND IN EINER GROSSEN STADT SICH BEFINDET UND SEINENRUB IN EINER KLEINEN STADT NIEDERLEGT, ODER IN EINER KLEINEN STADT SICH BEFINDET UND SEINENRUB IN EINER GROSSEN STADT NIEDERLEGT, SO DARF ER DURCH DIE GANZE [STADT] UND ZWEITAUSEND ELLEN AUSSERHALB DERSELBEN GEHEN. R.A͑QIBA SAGT, ER HABE NUR ZWEITAUSEND ELLEN VOM ORTE SEINESRUBS AUS. ix R.A͑QIBA SPRACH ZU IHNEN: PFLICHTET IHR MIR ETWA NICHT BEI, DASS, WENN JEMAND SEINENRUB IN EINER HÖHLE NIEDERLEGT, ER VOM ORTE SEINESRUBS AUS NUR ZWEITAUSEND ELLEN HAT!? DIESE ERWIDERTEN: NUR DANN, WENN DA KEINE BEWOHNER SIND, WENN ABER DA BEWOHNER SIND, DARF ER DURCH DIE GANZE UND ZWEITAUSEND ELLEN AUSSERHALB DERSELBEN GEHEN; SOMIT IST ES, WENN IN DIESER, LEICHTER, ALS WENN AUF198DIESER. DEM MESSENDEN199ABER, VON DEM SIE SPRECHEN, GEBE MAN NUR ZWEITAUSEND ELLEN, AUCH WENN DAS MASS IN EINER HÖHLE ENDET.

Blatt 61b

GEMARA. R.Jehuda sagte im Namen Šemuéls: Wenn jemand in einer wüsten Stadt Aufenthalt am Šabbath nimmt, so darf er nach den Rabbanan durch die ganze Stadt und zweitausend Ellen außerhalb derselben gehen; wenn aber jemand in einer wüsten Stadt seinen E͑rub niederlegt, so darf er vom Orte seines E͑rubs aus nur zweitausend Ellen gehen. R. Elea͑zar sagt, er dürfe, einerlei ob er da Aufenthalt am Šabbath nimmt oder da [einen E͑rub] niederlegt, durch die ganze Stadt und zweitausend Ellen außerhalb derselben gehen. Man wandte ein: R.A͑qiba sprach zu ihnen: Pflichtet ihr mir etwa nicht bei, daß, wenn jemand seinen E͑rub in einer Höhle niederlegt, er vom Orte seines E͑rubs aus nur zweitausend Ellen hat!? Diese erwiderten: Nur dann, wenn da keine Bewohner sind. Wenn da keine Bewohner sind, pflichten sie ihm also bei!?

Unter »keine Bewohner« ist zu verstehen: zur Wohnung ungeeignet.

Komm und höre: Wer Aufenthalt am Šabbath nimmt in einer Stadt, selbst groß wie Antiochia, oder in einer Höhle, selbst wie die Höhle Çidqijahus, Königs von Judäa, darf durch die ganze und zweitausend Ellen außerhalb derselben gehen. Hier wird also von der Stadt ebenso wie von der Höhle gelehrt: wie eine Höhle wüst ist, ebenso eine Stadt, die wüst ist, und nur, wenn er Aufenthalt am Šabbath nimmt, nicht aber, wenn er [einen E͑rub] niederlegt. Nach wessen Ansicht: nach R.A͑qiba ist es ja einerlei, ob wüst oder bewohnt, doch wohl nach den Rabbanan, und nur dann, wenn er Aufenthalt am Šabbath nimmt, nicht aber, wenn er [einen E͑rub] niederlegt!?

Sage nicht, von einer Stadt gleich einer Höhle, sondern von einer Höhle gleich einer Stadt: wie eine Stadt bewohnt ist, ebenso eine Höhle, die bewohnt ist. Dies nach R.A͑qiba, welcher sagt, er habe nur zweitausend Ellen vom Orte seines E͑rubs aus, und er pflichtet bei in dem Falle, wenn er da Aufenthalt am Šabbath nimmt.

Er lehrt ja aber: wie die Höhle Çidqijahus200!?

Wie die Höhle Çidqijahus und nicht wie die Höhle Çidqijahus. Wie die Höhle Çidqijahus, so groß; nicht wie die Höhle Çidqijahus, denn diese war wüst, während es sich hier um eine bewohnte handelt.

Mar Jehuda beobachtete einst, wie die Leute von Mabrakhta ihren E͑rub im Bethause des Be-Agobar niederlegten, und sprach zu ihnen: Legt ihn etwas weiter nieder, damit euch eine weitere [Strecke] erlaubt sei. Da sprach Raba zu ihm: Streitsüchtiger, niemand beachtet beim E͑rub die Ansicht R.A͑qibas201.


  1. Um die das Quadrat den darin geschriebenen Kreis überragt.↩︎

  2. Das in der Mišna gebrauchte Wort für Weichbild errichten.↩︎

  3. Dh. die Vorsprünge werden der Stadt angegliedert, bzw. in diese einverleibt.↩︎

  4. Dh. die Vorsprünge werden der Stadt angegliedert, bzw. in diese einverleibt.↩︎

  5. Cf. Bereschit 23,9.↩︎

  6. Bereschit 35,27.↩︎

  7. Ib. 14,1.↩︎

  8. Euphem. für Gott.↩︎

  9. Schemot 1,8.↩︎

  10. Schemot 1,8.↩︎

  11. Das nur Spuren zurückläßt.↩︎

  12. Nach einer anderen Lesart: in Samenkörner; der Finger stößt auf gar keinen Widerstand.↩︎

  13. Tehillim 119,74.↩︎

    1. B. Schmuel 14,47.
    ↩︎
  14. Die Hinmordung der Priesterstadt Nob; cf. 1. B. Schmuel 22,18ff.↩︎

    1. B. Schmuel 28,19.
    ↩︎
  15. After, Schamteil; cf. Bek. 40a.↩︎

  16. Die Undeutlichkeit der Aussprache gab ihren Worten einen ganz anderen Sinn; nur im Texte zu erkennen.↩︎

  17. Sie wollte nämlich sagen: Herr, (ϰύϱιε, wofür sie χείϱιε Untertan, Diener, sagte) ich hatte eine Tafel, (טבלא, wofür sie תפלא Brett, od. Kind, sagte) und man hat sie mir gestohlen; sie war so groß, daß, wenn man sie dir angehängt hätte, sie bis zur Erde gereicht haben würde.↩︎

  18. Wörtl. weisen.↩︎

  19. Wenn die Schüler bei R. zu Tisch waren u. der Wein zu Ende war, fragte sie ihn in einer Art Geheimsprache, damit diese nichts merkten, ob die Tafel aufgehoben oder neuer Wein geholt werden solle, u. er antwortete in gleicher Weise. Der Text ist hier corrupt u. variiert.↩︎

  20. Dh. den Pfropfen.↩︎

  21. Soll heißen Mangold mit Senf (Ochs תור, Recht תרדין=דין; Berg הר Armer חרדל = דל).↩︎

  22. Mann [אוש] איש, Mund פה, dieser זה, roh [אושפיזנא] = נא אושפיזכגא Gastwirt.↩︎

  23. Dh. die Kohlen anbrennen.↩︎

  24. Hähne; wahrsch. ebenfalls Bezeichnung des Feuers.↩︎

  25. Wortspielerei, in der die Sätze aus einander ähnlichen Wörtern bestehen.↩︎

  26. Wortspielerei, in der die Sätze aus einander ähnlichen Wörtern bestehen.↩︎

  27. Der Krönende ist der Vorsteher des Lehrhauses, der die Erlaubnis zur Promotion erteilte, u. mit M. sind wahrscheinl. die Gelehrten gemeint, da dieser als ausgezeichneter Gelehrter bekannt war; cf. Ber. Blatt 4a.↩︎

  28. Frau R.Meírs, durch ihre Gelehrsamkeit bekannt.↩︎

    1. B. Schmuel 23,5.
    ↩︎
  29. Mischlej 4,22.↩︎

  30. Sirach 14,11. 12. 19.↩︎

  31. Mischlej l,9.↩︎

  32. So nach seiner Auslegung.↩︎

  33. Mischlej l,9.↩︎

  34. Mischlej 3,8.↩︎

  35. Mischlej 3,8.↩︎

  36. Mischlej 4,22.↩︎

  37. Ib. 22,18.↩︎

  38. Ib. 15,23.↩︎

  39. Dewarim 30,14.↩︎

  40. Tehillim 21,3.↩︎

  41. Jeschajahu 57,16.↩︎

  42. Tehillim 48,9.↩︎

  43. Schemot 15,18.↩︎

  44. Mischlej l,9.↩︎

  45. Schir haSchirim 5,13.↩︎

  46. Schemot 31,18.↩︎

  47. לוחות Tafeln, gleich לחיים Wangen; dh. wenn seine Wangen von vielem Lernen und Lehren nicht ermüden.↩︎

  48. Schemot 32,16.↩︎

  49. Bamidbar 21,18.↩︎

  50. Ihr Wein war nur vermischt genießbar; cf. supra Blatt 29 b.↩︎

  51. RJ. war blind und konnte ihn nicht sehen.↩︎

  52. Im Texte: auf deine Schenkel, wohl nach orientalischer Sitte, mit untergeschlagenen Beinen.↩︎

  53. Jeschajahu 40,4.↩︎

  54. Tehillim 68,11.↩︎

  55. Ohne irgendwelche Vorbereitungen zu treffen; ebenso darf das Studium der Tora nicht aufgeschoben werden.↩︎

  56. Ohne irgendwelche Vorbereitungen zu treffen; ebenso darf das Studium der Tora nicht aufgeschoben werden.↩︎

  57. Mischlej 27,18.↩︎

  58. Mischlej 5,19.↩︎

  59. Cf. Bb. Blatt 16 b.↩︎

  60. יעלה von עלה im Hiph. hinaufbringen, verleihen.↩︎

  61. Mischlej 5,19.↩︎

  62. Mischlej 5,19.↩︎

  63. Schoftim 5,10.↩︎

  64. Mischlej 12,27.↩︎

  65. Dh. wer nach vielem, aber oberflächlichem Wissen jagt, ohne es genau zu studieren.↩︎

  66. Das im Schriftverse gebrauchte W. יחרך enthält die Hauptsilben der W.e יחיה und יאריך.↩︎

  67. Der angezogene Schriftvers ist als Frage aufzufassen: sollte nicht &c. braten.↩︎

  68. Mischlej 13,11.↩︎

  69. Nach einer anderen Lesart: sein Studium.↩︎

  70. Dewarim 31,19.↩︎

  71. Dewarim 31,19.↩︎

  72. Schemot 21,1.↩︎

  73. פניב (in לפניהם angedeutet) heißt rabbinisch: Deutung, Auslegung.↩︎

  74. Viermal hintereinander.↩︎

  75. Viermal hintereinander.↩︎

  76. Viermal hintereinander.↩︎

  77. Viermal hintereinander.↩︎

  78. Viermal hintereinander.↩︎

  79. Er saß vorher zur Linken Mošes u. müßte seinen Platz wechseln.↩︎

  80. Mnemotechnische Kennworte, wie noch heute im Talmudtexte gebräuchlich.↩︎

  81. Aus Palästina; als Ggs. zu einem anderen Lehrer dieses Namens in Babylonien.↩︎

  82. Jirmejahu 31,20.↩︎

  83. Jechezkel 39,15.↩︎

  84. Mischlej 7,4.↩︎

  85. Dewarim 30,12,13.↩︎

  86. Wörtl. mit dem Weltquadrate nicht übereinstimmt; dh. wenn sie quer liegt (nach NO, SO, SW, NW).↩︎

  87. Da zu jeder Seite 2000 E.n gehören, so werden sie vereinigt.↩︎

  88. Der leeren Fläche innerhalb des Bogens.↩︎

  89. Wenn es mehr als 4000 E.n sind.↩︎

  90. Von den Häusern innerhalb des Bogens.↩︎

  91. Sc. wird sie als geteilt betrachtet. Wenn die Stadtmauer an beiden Seiten je 141⅓ E.n (Raum für 2 Vorplätze; der Vorplatz hat 70⅔ E.n) durchbrochen ist u. der ganze Raum von einem Risse bis zum anderen unbebaut ist, so werden beide Hälften als 2 voneinander getrennte Städte betrachtet.↩︎

  92. Solange die Mauer ganz war.↩︎

  93. Da es zwei Städte sind.↩︎

  94. Bis zur von Ende zu Ende gezogenen Linie, wenn bei einer Entfernung von weniger als 4000 E.n der Überschuß als bebaut betrachtet wird.↩︎

  95. Wenn die Stadt die Form eines Bogens hat, so kann man, um zur arrondierenden Linie zu gelangen, einen Umweg durch die Stadt machen, somit gehört der Raum zwischen beiden Enden zur Stadt.↩︎

  96. Falls das Bauwerk die erforderliche Größe (4×4 E.n) nicht hat.↩︎

  97. Mehrere Hütten nebeneinander werden nicht zu einer Ortschaft vereinigt, um den Zwischenraum zu gewinnen; jeder darf also nur 2000 E.n um seine Hütte gehen.↩︎

  98. Bamidbar 33,49.↩︎

  99. Somit ging mancher drei Parasangen; demnach wurde das ganze Lager zu einer Ortschaft vereinigt, obgleich sie in Hütten wohnten.↩︎

  100. Bamidbar 9,18.↩︎

  101. Den Toten.↩︎

  102. Dewarim 27,21.↩︎

  103. Die Männer entfernen sich, um zu baden, u.die Frauen sind lasterhaften Leuten ausgesetzt.↩︎

  104. Der den Frauen als rit. Reinigungsbad dient, nicht aber den Männern zum Baden.↩︎

  105. Aus dem T. geht nicht hervor, welches zuträglich u. welches abträglich; die Erklärungen variieren.↩︎

  106. Diese sind schädlich.↩︎

  107. Sie führen dem Körper Kühlung zu.↩︎

  108. Die rabb, Literatur kennt nur die 12 Sternbilder, der Wagen (od. der große Bär) ist sonst unbekannt; Ber. 58b wird mit עגלה der Stier bezeichnet.↩︎

  109. Kohelet 1,6.↩︎

  110. Kohelet 1,6.↩︎

  111. Das Wort תקופה Umkreisung, Wende (sc. der Jahreszeit) heißt sowohl Jahreszeit (die 4 Jahreszeiten werden nach den ersten Monaten derselben benannt: תקופת ניסן der Frühling, תקופת תמוז der Sommer, תקופת תשרי der Herbst, תקופת טבת der Winter) als auch Wende der Jahreszeit (Solstitium bezw. Äquinoktium).↩︎

  112. Der auf 91 Tage u. 7½ Stunden beschränkte Zyklus derselben.↩︎

  113. Die 2000 Ellen auf jeder Seite.↩︎

  114. Des inneren (der Stadt) u. des äußeren (des Šabbathgebietes ringsum) Vierecks.↩︎

  115. Wörtl. man würde an den Winkeln (durch die schräge Linie) verlieren. Die Sprache ist hier überhaupt mathematisch sehr unbeholfen: »eine viereckige Tafel heranholen« heißt nichts anderes, als ein Rechteck bilden.↩︎

  116. Durch die Quadratur um den Kreis.↩︎

  117. Wenn das Stadtgebiet eine Kathete von 2000 E.n hat, so hat die Hypotenuse ungefähr 2800 E.n.↩︎

  118. Cf. Bamidbar Kap. 4.↩︎

  119. Bamidbar 35,4.↩︎

  120. Der Einfachheit wegen wird hier nach Tausenden gerechnet. Wenn die Stadt 2 × 2 hat, so hat das 2 breite u. ebenso lange Gebiet an jeder Seite 4, u. ebenso jeder Winkel, zusammen also 32, wovon auf das 1 breite u. 2 lange Triftland in jeder Seite 2 u. in jedem Winkel 1, zusammen also 12, entfallen.↩︎

  121. Das Triftland hatte 12, während vom Gebiete ringsum 20 zurückblieben.↩︎

  122. Cf. Anm. 106, mut. mut.↩︎

  123. Tatsächlich wird hier von einer viereckigen, 2 × 2 messenden Stadt gesprochen; das gesamte Gebiet ringsum hat demnach 32 u. das bis zur Mitte reichende Triftland ohne Winkel 8, also ein Viertel.↩︎

  124. Wenn das Triftland bis zur Hälfte reicht, so nimmt es am Winkelquadrat ein Viertel des ganzen Winkels ein.↩︎

  125. Die um die Stadt verteilt sind.↩︎

  126. Wajikra 1,5.↩︎

  127. Und ragen in den die Stadt umgebenden Vorplatz hinein.↩︎

  128. Oben heißt es, daß bei einer Fläche von 2000 × 2000 E.n durch die Diagonalmessung 800 E.n gewonnen werden.↩︎

  129. Bamidbar 35,4.↩︎

  130. Bei einer Stadt.↩︎

  131. Cf. supra Blatt 55 b.↩︎

  132. In jenem Falle, auf den er Bezug nimmt, handelt es sich um eine bogenartig gebaute Stadt, so daß man einen Umweg machen u. den unbebauten Platz ganz meiden kann.↩︎

  133. Gf. supra Blatt 55a, Anm. 75↩︎

  134. Mit den Häusern des dritten Dorfes.↩︎

  135. Persischer Name des Artaxerxes I., dessen Name diese Stadt trug.↩︎

  136. Beim Messen durch 2 Personen, muß sie jeder in gleicher Höhe halten, um die Entfernung nicht zu kürzen.↩︎

  137. Wohl eine zusammengestürzte, über die man gehen kann.↩︎

  138. Man messe nicht die Böschungen, sondern die Luftlinie.↩︎

  139. Wenn man eine schmälere Stelle sucht, um an den Fuß des Berges zu gelangen.↩︎

  140. Nach einer andern Lesart: durchschneide, man messe stückweise die diametrische Weite des Berges in der Weise, wie weiter in der Gemara erklärt wird.↩︎

  141. Schemot 27,18.↩︎

  142. Cf. supra Blatt 23b, Anm. 158.↩︎

  143. Kurze Stricke werden zu straff angezogen, während allzulange wegen der Schwere nicht straff genug angezogen werden können.↩︎

  144. Kurze Stricke werden zu straff angezogen, während allzulange wegen der Schwere nicht straff genug angezogen werden können.↩︎

  145. Arabische Benennung der Kokospalme.↩︎

  146. Zach. 2,5.↩︎

  147. Jechezkel 40,5.↩︎

  148. Kann auch heißen: abgeschrägt.↩︎

  149. Nach einer andern Lesart: durchschneide, man messe stückweise die diametrische Weite des Berges in der Weise, wie weiter in der Gemara erklärt wird.↩︎

  150. Man bilde fiktiv einen Stufengang u. messe nun die wagerechten Stufen.↩︎

  151. Man braucht nicht auf die Wand zu steigen, um die genaue Dicke festzustellen.↩︎

  152. Wenn sie nicht steil ist.↩︎

  153. Wenn sie sehr steil ist.↩︎

  154. Dh. man messe die Böschung u. nicht den Durchmesser.↩︎

  155. Wobei Entfernungen zu messen sind; cf. Dewarim 21,1ff.↩︎

  156. Cf. Bamidbar 35,11ff.↩︎

  157. Das Messen hat bei diesen nach der Tora zu erfolgen, daher genau u. nicht nach Schätzung.↩︎

  158. Wörtl. Bewährten, Erprobten.↩︎

  159. Wenn zwischen beiden Messungen eine Differenz besteht, so nehme man an, einer habe statt der Diagonallänge die Seitenlänge gemessen.↩︎

  160. Wie vorher; sie gilt noch als einziges Gebiet.↩︎

  161. Dem Exilarchen.↩︎

  162. Die öffentliche Straße muß eine Breite von mindestens 16 Ellen haben.↩︎

  163. An beiden Enden der Straße.↩︎

  164. Der öffentlichen Straße; man kann eine Hälfte der Stadt an der einen Seite der Straße durch einen E͑. vereinigen.↩︎

  165. Wenn in 2 Höfen, von denen der eine sich hinter dem anderen befindet, besondere E͑rubin bereitet wurden, so sind die Bewohner des äußeren Hofes in der Benutzung desselben beschränkt, weil die des inneren einen Zutritt zu diesem haben, um auf die Straße zu gelangen.↩︎

  166. Nach der öffentliehen Straße.↩︎

  167. Da vorher der Anwohner der einen Zutritt zur anderen hatte.↩︎

  168. Wenn er sich am E͑rub nicht beteiligt hat, da er dadurch bekundet, daß er sich von der Durchgangsgasse losgesagt hat.↩︎

  169. Mittelst deren man über die Stadtmauer gelangen kann.↩︎

  170. Mehrere Oberwohnungen hatten zusammen einen Balkon, der mit dem Hofe durch eine Leiter verbunden war.↩︎

  171. Demnach dient die Leiter als Tor.↩︎

  172. Der Verkehr zwischen beiden ist nicht behindert, u. es gleicht zwei von einander nicht getrennten Höfen.↩︎

  173. Die Bewohner des einen von der Benutzung des anderen; sonst aber gilt die Stelle ohne Geländer als Tür.↩︎

  174. Die vorher eine öffentliche, später aber eine private war.↩︎

  175. Und wenn die Häuser keine Türen u. Fenster nach der Stadt haben, können sie ja überhaupt nicht mitvereinigt werden.↩︎

  176. Gräben, wo man Futterkörner für die Ochsen aufzubewahren pflegte; diese Gräben trennten die Straßenreihen von einander.↩︎

  177. Die Dächer waren durch Balkons verbunden.↩︎

  178. Einer anderen, in der Nähe befindlichen Stadt.↩︎

  179. Ein Hof ist ja keine Wohnung.↩︎

  180. Der E͑. ist ungültig, u. sein Haus bleibt seine Š.station.↩︎

  181. Da 2000 E.n um die ganze Stadt zum Š.gebiete gehören.↩︎

  182. Den Raum, den er von der Grenze des Weichbildes bis zum E͑. gewinnt, verliert er von den zum Stadtgebiete gehörenden 2000 E.n auf der entgegengesetzten Seite.↩︎

  183. Dh. wenn er, sein Haus u. der E͑rub ein Dreieck bilden; in diesem Falle kann er von seinem Hause mehr entfernt sein, als von seinem E͑rub.↩︎

  184. Die 2000 E.n auf der entgegengesetzten Seite werden vom E͑. ab gemessen.↩︎

  185. Die 2000 E.n.↩︎

  186. Dh. über die Stadt hinaus; in diesem Falle wird das Weichbild der Stadt übersprungen.↩︎

  187. Eine überlieferte Lehre ohne Begründung.↩︎

  188. Die sich innerhalb ihrer 2000 E.n befindet.↩︎

  189. Die 2000 E.n.↩︎

  190. In der bezüglichen Mišna, im Falle von den Einwohnern der kleinen Stadt.↩︎

  191. Ḥamthan war bogenartig, und beide Enden der Stadt waren von einander mehr als 4000 E.n entfernt, wonach ihr Weichbild mit den Häusern abschloß (cf. supra Blatt 55a), während G. sie in ihrem Šabbathgebiete hatte.↩︎

  192. Die kleine befindet sich innerhalb des Šabbathgebietes der großen.↩︎

  193. Die sich innerhalb ihrer 2000 E.n befindet.↩︎

  194. Var, dürfen nicht, wie vorangehend erklärt.↩︎

  195. Legt man den E͑. in dieser nieder, so hat man außer den 2000 E.n die ganze Höhle frei.↩︎

  196. Der Streit bezieht sich nur auf den Fall, wenn man den E͑rub in der betreffenden Stadt niederlegt; wenn da aber die 2000 E.n ablaufen, so darf man nicht weitergehen.↩︎

  197. Diese war unbewohnt.↩︎

  198. Hierbei ist erleichternd zu entscheiden, u. der ganze Raum wird nicht mitgerechnet.↩︎