Aus dem Sohar, Creative Commons

Aus dem Sohar » Vom Himmel der Gebete

Es lehrten unsere Meister:

Einmal ging Rabbi Jochanan, um Rabbi Schimon zu sehen, und Rabbi Jossi ging mit ihm.

Sagte ihm Rabbi Jossi:
Wohin gehst du?
Er antwortete ihm:
Um Rabbi Schimon zu sehen.
Da fragte er:
Zu dem Herrn deines Lehrstreites gehst du, um ihn zu sehen?
Er erwiderte:
Entnimm daraus, dass Rabbi Schimon im Namen des Himmels stritt, und weil dem so ist, findet sich Liebe des Herzens in ihm.

Sie einigten sich, zu gehen. Und es war Nacht. Da meinten sie:
Wir werden hier sitzen bis das Licht kommt und uns dann mit der Lehre beschäftigen.
Da setzten sie sich.
Dann sprach Rabbi Jochanan:
Der Himmel, der am zweiten Tage erschaffen wurde, er ist der höchste Himmel, und man lehrte, er ist der Vorhang, der mitten trennt; denn es steht geschrieben:
»Und eine Gestalt ist über den Köpfen des Tieres, ein Himmel wie das fürchterliche Ur-Eis.«1Jechezkel 1,22
Und aus diesem Himmel wurden alle anderen Himmel, die ihn umgeben und nicht umgeben, und sie alle sind diesem Himmel angewebt.
Und Er nannte ihn Wölbung und nannte ihn Himmel, denn es steht geschrieben: »Und G-tt nannte die Wölbung Himmel«21. Mosche 1,8, weil dieser aus ihr sich formte.

Da sie noch saßen, näherte sich der Sohn von Rabbi Jossi seinem Vater.
Sprach er zu ihm: Das, was König Schlomoh sagte,
»Und Du wirst hören den Himmel und wirst vergeben der Sünde Deiner Knechte«,
hätte er sagen sollen: »Und Du wirst hören vom Himmel.«3Diwrej haJamim 2 6,27
Das vernahm Rabbi Jochanan, redete er ihm zu: Sprich mein Sohn, sprich, denn das Wort aus deinem Munde ist ein heiliges Wort!
Sagte Rabbi Jossi: Jenen Vers fragt er:
»Und Du wirst hören den Himmel«, »vom Himmel«, hätte er sagen müssen!
Entgegnete ihm Rabbi Jochanan:
Es ist dies ein gekürzter Satz – von denen es viele gibt.
Nahe ging er an seinen Vater heran und sagte zu ihm:
Ich habe ein Wort darin gehört.
Rabbi Jochanan sprach zu ihm:
Sprich mein Sohn, sprich!
Da sprach er:
Ich habe gehört, dass in der Zeit, in der Israel seine Gebete und Wünsche fleht in den Häusern des Gebetes, dass Metatron, der Herr vor dem göttlichen Angesicht, alle Gebete Israels nimmt und sie emporhebt und sie hinbreitet auf diesen Himmel. Und wenn der Heilige –gesegnet sei sei Er – wünscht, die Reinheit Israels zu schauen, sieht Er auf diese Wölbung, die Himmel genannt wird, weil dort die Gebete Israels sind, und erbarmt sich seiner.
Denn es heißt: »Und Du wirst hören den Himmel«; dinglich zu verstehen.
Und so sang Dawid: »Lobet Gott vom Himmel aus«4Tehillim 148,1., weil dort das Lobpreisen Israels ist.
Da kam Rabbi Jochanan, küsste seinen Kopf und segnete ihn.
Er sprach: Die Perle, die sich unter deiner Hand formt, möge Perle bleiben.

Sohar Chadasch, Blatt 15
Die ursprüngliche Übersetzung von Jankew Seidmann wurde überarbeitet von Chajm Guski

Creative Commons Lizenzvertrag
Dieser Text des Sohar ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.


  • 1
    Jechezkel 1,22
  • 2
  • 3
    Diwrej haJamim 2 6,27
  • 4
    Tehillim 148,1.