Mischna

Die Mischna – Pea >Kapitel 2

Mischna 1

וְאֵלּוּ מַפְסִיקִין לַפֵּאָה. הַנַּחַל, וְהַשְּׁלוּלִית, וְדֶרֶךְ הַיָּחִיד, וְדֶרֶךְ הָרַבִּים, וּשְׁבִיל הָרַבִּים, וּשְׁבִיל הַיָּחִיד הַקָּבוּעַ בִּימוֹת הַחַמָּה וּבִימוֹת הַגְּשָׁמִים, וְהַבּוּר, וְהַנִּיר, וְזֶרַע אַחֵר. וְהַקּוֹצֵר לְשַׁחַת מַפְסִיק, דִּבְרֵי רַבִּי מֵאִיר. וַחֲכָמִים אוֹמְרִים, אֵינוֹ מַפְסִיק, אֶלָּא אִם כֵּן חָרָשׁ:

Folgende Dinge bilden Abscheidungen in Betreff der Pea: ein Bach, ein Kanal[1], der Weg eines Einzelnen und der öffentliche Weg, der öffentliche Steg und der Steg des Einzelnen, wenn er sowohl in der Sommer- als auch in der Regenzeit bleibt, ein Brachfeld, ein gut bestellter Acker und eine andere Saat. Wenn man des Futters wegen schneidet, dann bildet das Feld eine Scheidung. So urteilt Rabbi Meïr.
Die Weisen jedoch sagen: Es ist nur dann eine Scheidung, wenn er das Feld umackert.

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

Folgende Dinge bilden Abscheidungen. Zwischen zwei Feldern, welche damit als getrennt zählen. Das spielt eine Rolle, wenn er Pea für ein Feld lässt. Diese Pea befreit nämlich nicht das andere Feld, da es heißt: »die Pea deines Feldes« — lasse nicht Pea von einem Feld für das andere.

נחל. Bach.

והשלולית (Kanal). Ein Wasserarm, der gleichsam »Beute« (= שלל) an seine Ärmchen verteilt, denn die Ärmchen trinken vom Hauptarm.

Der Weg des Einzelnen. Vier Ellen.

Der öffentliche Weg. 16 Ellen. Er erwähnt diese wegen der Fortsetzung der Mischna, in der es heißt, dass alle diese zwischen Bäumen keine Abscheidung bilden. Damit lehrt er, dass sogar ein öffentlicher Weg mit einer Breite von mindestens 16 Ellen zwischen Bäumen nicht abscheidet.

Der Steg des Einzelnen und der öffentliche Steg. Ein Steg ist kleiner, weil man die Füße dort nur einzeln setzen kann, nicht aber nebeneinander. Das lehrt uns, dass sogar ein öffentlicher Steg, der sowohl im Sommer als auch in der Regenzeit bleibt —- das heißt, man benutzt ihn auch, wenn die Felder besät sind — zwischen zwei Feldern abscheidet, sonst aber nicht.

Ein Brachfeld. Das nicht besät ist. In der Wendung »das Land soll nicht veröden« übersetzt man das letzte Wort mit תבור.

Ein gut bestellter Acker. Gepflügt. Wie in »bestellt euch das Feld gut«.

Eine andere Saat. Es sind etwa zwei Felder Weizen gesät und dazwischen eine andere Sorte. Die Mindestbreite für das Brachfeld, den gut bestellten Acker und die andere Saat beträgt drei Furchen mit dem Pflug.

Wenn man des Futters wegen schneidet. Wann immer es nur zum Futter ist, nennt man es nicht »Ernte«, weil das nicht als Anfang der Ernte gewertet werden kann. שחת (Zerstörung) ist Getreide, das noch nicht bis zu einem Drittel gereift ist. Man schneidet es als Viehfutter. Die Halacha folgt nicht Rabbi Meïr.

Mischna 2

אַמַּת הַמַּיִם שֶׁאֵינָהּ יְכוֹלָה לְהִקָּצֵר כְּאַחַת, רַבִּי יְהוּדָה אוֹמֵר, מַפְסֶקֶת. וְכֹל הֶהָרִים אֲשֶׁר בַּמַּעְדֵּר יֵעָדֵרוּן, אַף עַל פִּי שֶׁאֵין הַבָּקָר יָכוֹל לַעֲבֹר בְּכֵלָיו, הוּא נוֹתֵן פֵּאָה לַכֹּל:

Ein Wassergraben, dessen beide Ufer nicht zugleich geschnitten werden können, scheidet nach Rabbi Jehuda. Bei allen Bergen, die mit der Jäthacke umgegraben werden, gibt man, obgleich das Rind mit Pflug nicht hinüber kommen kann, nur eine Pea für das Ganze.

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

Ein Wassergraben, dessen beider Ufer nicht zugleich geschnitten werden können. Weil er so breit ist, dass man nicht beide Seiten schneiden kann, wenn man in der Mitte steht.

Er scheidet nach Rabbi Jehuda. Er widerspricht dem ersten Tanna, der oben sagt, dass ein Kanal, was dasselbe wie ein Wassergraben ist, immer abscheidet. Rabbi Jehuda meint, dass er nicht abscheidet, falls man seine beiden Ufer gleichzeitig schneiden kann. Die Halacha folgt Rabbi Jehuda.

Alle Berge, die mit der Jäthacke umgegraben werden. Ein Berg, dessen Gipfel steil ist. Das Vieh mit seinem Geschirr kann sie nicht passieren,
weswegen der Berg die beiden Felder abscheidet.

Er gibt nur eine Pea für das Ganze. Er gibt eine gemeinsame Pea für beide Felder, weil sie nicht als abgeschieden gerechnet werden, da sie mit der Jäthacke umgegraben werden. D. h., man benutzt für den Berg dasselbe Geschirr wie für das Feld, es ist also keine Unterbrechung vorhanden. Sieht jemand diese Stelle, wird er nicht sagen: Das ist ein Brachfeld, sondern: Morgen wird er es umgraben — dann sind die beiden Felder eines.

Mischna 3

הַכֹּל מַפְסִיק לַזְּרָעִים, וְאֵינוֹ מַפְסִיק לָאִילָן אֶלָּא גָדֵר. וְאִם הָיָה שֵׂעָר כּוֹתֵשׁ, אֵינוֹ מַפְסִיק, אֶלָּא נוֹתֵן פֵּאָה לַכֹּל:

Alles dieses scheidet die Saaten, aber nichts scheidet die Bäume als der Zaun. Wenn aber die Zweige verflochten sind, scheidet auch der Zaun nicht, sondern man gibt die Pea für das Ganze.

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

Alles dieses scheidet die Saaten. Im Jerusalemer Talmud wird erklärt, dass »alles« einen Felsen einschließt, der über das ganze Feld verläuft. Muss er den Pflug auf der einen Seite herausnehmen, um auf der anderen fortzusetzen, so ist das eine Unterbrechung.

Nicht als der Zaun. Der 10 Handbreit hoch ist.

Das Haar verflochten. Die Zweige eines Baumes nennt man Haar.
Verflochtenes Haar bedeutet, dass die Zweige der Bäume sich miteinander oberhalb des Baumes vermengen, wie ein Stößel, der im Mörser eingestoßen ist.

Mischna 4

וְלֶחָרוּבִין, כָּל הָרוֹאִין זֶה אֶת זֶה. אָמַר רַבָּן גַּמְלִיאֵל, נוֹהֲגִין הָיוּ בֵּית אַבָּא, נוֹתְנִין פֵּאָה אַחַת לַזֵּיתִים שֶׁהָיוּ לָהֶם בְּכָל רוּחַ, וְלֶחָרוּבִין, כָּל הָרוֹאִין זֶה אֶת זֶה. רַבִּי אֱלִיעֶזֶר בְּרַבִּי צָדוֹק אוֹמֵר מִשְּׁמוֹ, אַף לֶחָרוּבִין שֶׁהָיוּ לָהֶם בְּכָל הָעִיר:

Was die Johannisbrotbäume betrifft, so bilden alle, die einander sehen können, ein Feld. Rabban Gamliel berichtet: In meines Vaters Hause pflegte man für jede Reihe von Ölbäumen, an jeder Seite des Feldes und von Johannisbrotbäumen, die einander sehen können, eine Pea zu geben. Rabbi Elieser ben Zadok, sagte in seinem Namen: Auch für die gesamten Johannisbrotbäume, welche sie in der ganzen Stadt hatten (gaben sie eine Pea zusammen).

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

Alle, die einander sehen können. Wenn jemand bei einem von ihnen stehen und den anderen sehen kann, scheiden sie nicht, mag auch ein Zaun zwischen ihnen stehen. Man kann dann die Pea von einem Baum für die übrigen nehmen.

Für jede Reihe von Ölbäumen. Für die Ölbäume, die sie im Osten der Stadt besaßen, geben sie eine Pea, genauso für die im Westen und für die anderen Himmelsrichtungen.

Welche sie in der Stadt hatten. Für sie alle gibt man nur eine Pea,
obwohl sie einander nicht sehen. Die Halacha folgt nicht Rabbi Elieser ben Zadok, der sie in seinem Namen sagte, sie folgt aber Rabban Gamliel.

Mischna 5

הַזּוֹרֵעַ אֶת שָׂדֵהוּ מִין אֶחָד, אַף עַל פִּי שֶׁהוּא עוֹשֵׂהוּ שְׁתֵּי גְרָנוֹת, נוֹתֵן פֵּאָה אַחַת. זְרָעָהּ שְׁנֵי מִינִין, אַף עַל פִּי שֶׁעֲשָׂאָן גֹּרֶן אַחַת, נוֹתֵן שְׁתֵּי פֵאוֹת. הַזּוֹרֵעַ אֶת שָׂדֵהוּ שְׁנֵי מִינֵי חִטִּין, עֲשָׂאָן גֹּרֶן אַחַת, נוֹתֵן פֵּאָה אַחַת. שְׁתֵּי גְרָנוֹת, נוֹתֵן שְׁתֵּי פֵאוֹת:

Wer sein Feld mit einer Saatgattung besät, gibt, wenn er auch zwei Tennen daraus macht, eine Pea, besät er es mit zwei Gattungen, so gibt er, wenn er auch nur eine Tenne daraus macht, zwei Peot. Besät jemand sein Feld mit zwei Arten von Weizen, so gibt er, wenn er eine Tenne daraus macht, eine Pea; macht er aber zwei Tennen daraus, so gibt er zwei Peot.

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

Zwei Arten Weizen. Z. B. hellen und dunklen.

Mischna 6

מַעֲשֶׂה שֶׁזָּרַע רַבִּי שִׁמְעוֹן אִישׁ הַמִּצְפָּה לִפְנֵי רַבָּן גַּמְלִיאֵל, וְעָלוּ לְלִשְׁכַּת הַגָּזִית וְשָׁאָלוּ. אָמַר נַחוּם הַלַּבְלָר, מְקֻבָּל אֲנִי מֵרַבִּי מְיָאשָׁא, שֶׁקִּבֵּל מֵאַבָּא, שֶׁקִּבֵּל מִן הַזּוּגוֹת, שֶׁקִּבְּלוּ מִן הַנְּבִיאִים, הֲלָכָה לְמשֶׁה מִסִּינַי, בְּזוֹרֵעַ אֶת שָׂדֵהוּ שְׁנֵי מִינֵי חִטִּין, אִם עֲשָׂאָן גֹּרֶן אַחַת, נוֹתֵן פֵּאָה אַחַת. שְׁתֵּי גְרָנוֹת, נוֹתֵן שְׁתֵּי פֵאוֹת:

Es geschah einst, dass Rabbi Schimon aus Mizpa vor Rabban Gamliel auf die letztere Weise säte. Beide gingen hierauf zur Quaderhalle und fragten an. Da sprach Nachum der Schreiber: Ich habe eine Überlieferung von Rabbi Myascha, der sie von seinem Vater empfing, welcher sie von den Paaren hatte, denen sie die Propheten tradiert hatten, als ein Gesetz des Mosche vom Sinai her: Dass wenn jemand sein Feld mit zwei Arten Weizen besät, er, dafern er eine Tenne daraus macht, eine Pea gebe; macht er aber zwei Tennen daraus, so gebe er zwei Peot.

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

הלבלר. Schreiber.

Die Paare. Welche im Traktat Awot I aufgezählt werden, die jeweils als Paare die Überlieferung tradiert haben, beginnend mit Schimon dem Gerechten.

Mischna 7

שָׂדֶה שֶׁקְּצָרוּהָ כּוּתִים, קְצָרוּהָ לִסְטִים, קִרְסְמוּהָ נְמָלִים, שְׁבָרַתָּהּ הָרוּחַ אוֹ בְהֵמָה, פְּטוּרָה. קָצַר חֶצְיָהּ וְקָצְרוּ לִסְטִים חֶצְיָהּ, פְּטוּרָה, שֶׁחוֹבַת הַפֵּאָה בַּקָּמָה:

Ein Feld, welches Samaritaner geschnitten, oder Räuber geschnitten, oder dessen Ähren die Ameisen abgebissen hatten, oder der Sturmwind, oder das Vieh zerbrachen, ist frei (von Pea). Schneidet jemand die eine Hälfte,und Räuber die andere Hälfte, so ist es frei, denn die Peapflicht erstreckt sich bloß auf stehendes Getreide.

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

Ein Feld, welches Samaritaner geschnitten. Für sich selbst, nicht aber, wenn es samaritanische Arbeiter im Auftrag eines Juden geschnitten haben, weil in diesem Fall der Auftraggeber gleichsam selbst schneidet.

Haben es Ameisen abgebissen. Es ist die Art der Ameisen, Halme von unten anzubeißen. Das nennt man קירסום, wie in Psalm 80:14 »das Schwein des Waldes beißt es ab«.

Frei. Über Pea steht »wenn ihr erntet«, also nur, wenn ihr selbst erntet.

Die Peapflicht erstreckt sich bloß auf stehendes Getreide. Solange das Getreide steht. Endet das Feld, fällt die Pflicht auf die Ähren und man muss von den Ähren Pea absondern. Dies gilt aber nur, wenn er selbst das Feld beendet, hier tat es aber ein anderer.

Mischna 8

קְצָרוּהָ לִסְטִים חֶצְיָהּ וְקָצַר הוּא חֶצְיָהּ, נוֹתֵן פֵּאָה מִמַּה שֶּׁקָּצָר. קָצַר חֶצְיָהּ וּמָכַר חֶצְיָהּ, הַלּוֹקֵחַ נוֹתֵן פֵּאָה לַכֹּל. קָצַר חֶצְיָהּ וְהִקְדִּישׁ חֶצְיָהּ, הַפּוֹדֶה מִיַּד הַגִּזְבָּר, הוּא נוֹתֵן פֵּאָה לַכֹּל:

Schneiden Räuber die eine Hälfte und er die andere, so gibt er Pea von dem, was er selbst geschnitten hat. Schneidet er die eine Hälfte und verkauft die andere Hälfte, so gibt der Käufer Pea vom Ganzen. Schneidet er die eine Hälfte und schenkt dem Heiligtum die andere Hälfte, so gibt der, welcher diese vom Schatzmeister auslöst, Pea für das Ganze.

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

Der Käufer gibt die Pea vom Ganzen. Der Teil des Feldes, der als Pea gelassen werden soll, bleibt in der verkauften Hälfte, der Kauf bezieht sich nur auf den nicht als Pea zu lassenden Teil. Ähnliches gilt für einen, der ein Feld vom Tempelschatz auslöst: War es nur eine Hälfte, so gibt er von der zweiten Hälfte das Maß an Pea für das ganze Feld.

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