Mischna

Die Mischna – Pea >Kapitel 4

Mischna 1

הַפֵּאָה נִתֶּנֶת בִּמְחֻבָּר לַקַּרְקָע. בְּדָלִית וּבְדֶקֶל, בַּעַל הַבַּיִת מוֹרִיד וּמְחַלֵּק לָעֲנִיִּים. רַבִּי שִׁמְעוֹן אוֹמֵר, אַף בַּחֲלִיקֵי אֱגוֹזִים. אֲפִלּוּ תִשְׁעִים וְתִשְׁעָה אוֹמְרִים לְחַלֵּק וְאֶחָד אוֹמֵר לָבוֹז, לָזֶה שׁוֹמְעִין, שֶׁאָמַר כַּהֲלָכָה:

Die Pea wird preisgegeben von dem, was am Boden haftet, von einem aufgezogenen Weinstock und von einem Dattelbaum nimmt der Besitzer die Früchte ab und verteilt sie an die Armen. Rabbi Schimon sagt: Auch von den glatten Nussbäumen. — Wenn selbst 99 (Arme) für das Verteilen stimmen und ein Einziger für das Aufraffen, so folgt man dem einen, der nach dem Gesetze gesprochen hat.

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

Die Pea wird preisgegeben von dem, was am Boden haftet. Da es heißt:
»dem Armen und dem Konvertiten sollst du es lassen« — lege es vor ihnen hin und sie sollen es aufraffen.

דלת. Ein Weinstock, der auf einem Holzgerüst oder Bäumen aufgezogen ist.

Nimmt ab und verteilt. Da es heißt: »lasse« — solche, bei denen keine Gefahr besteht, nicht aber solche, bei welchen der Aufstieg gefährlich ist. Dort muss der Besitzer sie herabnehmen und verteilen.

Glatte Nussbäume. Weil die Nussbäume glatt sind und keine Verdickungen wie andere Bäume in der Rinde haben, nennt man sie glatte Nussbäume. Die Halacha folgt Rabbi Schimon nicht.

Sogar 99. Das bezieht sich auf den ersten Fall, auf Pea, die am Boden haftend gegeben wird.

Mischna 2

בְּדָלִית וּבְדֶקֶל אֵינוֹ כֵן, אֲפִלּוּ תִשְׁעִים וְתִשְׁעָה אוֹמְרִים לָבוֹז וְאֶחָד אוֹמֵר לְחַלֵּק, לָזֶה שׁוֹמְעִין, שֶׁאָמַר כַּהֲלָכָה:

Bei dem aufgezogenen Weinstock und dem Dattelbaum ist es nicht so, wenn auch 99 für das Aufraffen stimmen und nur einer für das Verteilen, so folgt man dem Einen, der nach dem Gesetze gesprochen hat.

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

Bei dem aufgezogenen Weinstock und dem Dattelbaum ist es nicht so.
Ihre Pea soll gegeben werden, nachdem sie geschnitten sind.

Mischna 3

נָטַל מִקְצָת פֵּאָה וּזְרָקָהּ עַל הַשְּׁאָר, אֵין לוֹ בָהּ כְּלוּם. נָפַל לוֹ עָלֶיהָ, וּפֵרֵשׂ טַלִּיתוֹ עָלֶיהָ, מַעֲבִירִין אוֹתָהּ הֵימֶנּוּ. וְכֵן בְּלֶקֶט, וְכֵן בְּעֹמֶר הַשִּׁכְחָה:

Nimmt ein Armer etwas von der Pea, und wirft es auf das Übrige, so gehört ihm gar nichts davon. Warf er sich selbst auf die Pea, oder breitete er seine Mantelhülle darüber, so entzieht man es ihm (das Getreide). So ist es sowohl bei לקט (Nachlese, »Leket«) als auch bei שכחה (der vergessenen Garbe, »Schich’cha«).

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

Nimmt. Ein Armer etwas von der Pea, die er schon eingesammelt hat,
und wirft es auf das Übrige, um es dadurch zu erwerben.

So gehört ihm gar nichts davon. Noch nicht einmal, was er bereits gesammelt hat, denn als Strafe nimmt man ihm sowohl das Stehende als auch das Geschnittene weg.

Warf er sich selbst auf die Pea. Obwohl die vier Ellen in der Umgebung eines Menschen in seinem Namen in der Gasse oder am Rand des öffentlichen Bereichs erwerben, verordneten die Rabbiner nicht, dass hier, auf dem Feld eines anderen, seine vier Ellen in seinem Namen erwerben können.
Oder: Durch das Werfen zeigt er, dass er mittels des Werfens zu erwerben wünscht und nicht mittels seiner vier Ellen.

Mischna 4

פֵּאָה אֵין קוֹצְרִין אוֹתָהּ בְּמַגָּלוֹת, וְאֵין עוֹקְרִין אוֹתָהּ בְּקַרְדֻּמּוֹת, כְּדֵי שֶׁלֹּא יַכּוּ אִישׁ אֶת רֵעֵהוּ:

Man schneidet die Pea nicht mit Sicheln und haut sie nicht mit Hacken aus, damit sie (die Armen) einander nicht verwunden.

Mischna 5

שָׁלשׁ אַבְעָיוֹת בַּיּוֹם, בַּשַּׁחַר וּבַחֲצוֹת וּבַמִּנְחָה. רַבָּן גַּמְלִיאֵל אוֹמֵר, לֹא אָמְרוּ אֶלָּא כְּדֵי שֶׁלֹּא יִפְחֲתוּ. רַבִּי עֲקִיבָא אוֹמֵר, לֹא אָמְרוּ אֶלָּא כְּדֵי שֶׁלֹּא יוֹסִיפוּ. שֶׁל בֵּית נָמֵר הָיוּ מְלַקְּטִין עַל הַחֶבֶל, וְנוֹתְנִים פֵּאָה מִכָּל אֻמָּן וְאֻמָּן:

Drei Forderungszeiten finden am Tag statt, nämlich des Morgens, des Mittags und gegen Abend. Rabban Gamliel meint: Man hat dies nur deshalb bestimmt, damit man nicht weniger annehme. Rabbi Akiwa dagegen sagt:
Damit man nicht mehr annehme. Die Bewohner von Bet Namar ernteten nach der Messschnur und gaben Pea von jeder Reihe.

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

Drei אבעיות am Tag. Dreimal muss sich der Eigentümer des Feldes zeigen, damit die Armen Pea nehmen können. אבעיות ist ein Ausdruck des sich Zeigens, die Wendung »seine Geheimnisse offenbart er«
übersetzt man mit אגליין מטמרוהי.

Morgens. Wegen der Ammen, deren Kinder morgens schlafen. Dann haben sie Zeit zu sammeln.

Mittags. Wegen der Kinder, die mittags ausgehen, um Pea zu sammeln.

Gegen Abend. Wegen der Greise, die am Stock gehen und erst gegen Abend am Feld anlangen.

Damit man nicht weniger annehme. Als diese drei Zeiten. Als Halacha ist angenommen, dass man zu genau diesen drei Zeiten Pea gibt — nicht mehr und nicht weniger.

Von Bet Namar. Ein Ortsname, wie es heißt: »und Bet Nimra«.
Sie pflegten an jede Reihe ein Seil anzulegen, an dem entlang man schnitt, und ließen Pea für diese Reihe. Dann legten sie das Seil erneut an und ließen wieder Pea. Darauf deutet der Ausdruck »von jedem אומן« hin: von jeder Reihe. Dafür werden sie gelobt.

Mischna 6

עוֹבֵד כּוֹכָבִים שֶׁקָּצַר אֶת שָׂדֵהוּ וְאַחַר כָּךְ נִתְגַּיֵּר, פָּטוּר מִן הַלֶּקֶט וּמִן הַשִּׁכְחָה וּמִן הַפֵּאָה. רַבִּי יְהוּדָה מְחַיֵּב בְּשִׁכְחָה, שֶׁאֵין הַשִּׁכְחָה אֶלָּא בִשְׁעַת הָעִמּוּר:

Ein Heide, der auf seinem Feld geerntet hat und nachher Proselyt wird, ist frei von לקט, שכחה und פאה. Rabbi Jehuda verpflichtet ihn zur שכחה, weil die Verbindlichkeit dazu erst zur Zeit des Garbenbindens eintritt.

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

Ein Heide, der auf seinem Feld geerntet hat. Da es bezüglich Leket und Pea heißt: »Wenn ihr schneidet« — das schließt den Fall aus, in dem der Heide schneidet. Über Schich’cha heißt es: »Wenn du deine Ernte erntest und eine Garbe vergisst«. Von hier hat man bewiesen,
dass ein Heide frei ist, der sein Feld erntet und dann konvertiert.

Die Pflicht der Schich’cha tritt erst zur Zeit des Garbenbindens ein. Da war er aber bereits Konvertit und zur Erfüllung aller Gebote verpflichtet. Die Weisen sind der Meinung, dass die beiden Sorten der Schich’cha gleich zu behandeln sind, und zwar die Schich’cha der Garben und die des Stehenden. Letztere lernt man aus dem Vers: »Wenn du eine Garbe auf dem Feld vergisst« — das lehrt die Schich’cha des Stehenden. Nun ist deren Gesetz ähnlich: weil der Konvertit, als er das Feld schnitt, von der Schich’cha des Stehenden frei war, ist er auch jetzt von der Schich’cha der Garbe frei, obwohl er inzwischen übergetreten ist. Die Halacha folgt Rabbi Jehuda nicht.

Mischna 7

הִקְדִּישׁ קָמָה וּפָדָה קָמָה, חַיָּב. עֳמָרִין וּפָדָה עֳמָרִין, חַיָּב. קָמָה וּפָדָה עֳמָרִין, פְּטוּרָה, שֶׁבִּשְׁעַת חוֹבָתָהּ הָיְתָה פְטוּרָה:

Heiligt jemand stehendes Getreide und löst es als stehendes Getreide aus, so ist er zur Pea verpflichtet. (Heiligt er) Garben und löst sie als solche aus, so ist er verpflichtet, שכחה zu lassen. Stehendes, welches er als Garben auslöset, ist frei, weil es zur Zeit, als es der Pflicht unterlag, frei war.

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

Stehendes, welches er als Garben auslöst, ist frei. Derselbe Vers,
der von Heiden Geschnittenes befreit, bezieht sich auch auf vom Heiligtum Geschnittenes, weil man es nicht als »deine Ernte« bezeichnen kann. In Bezug auf Schich’cha kontroversieren Rabbi Jehuda und die Weisen im Fall, dass man es als Stehendes geheiligt und als Garben ausgelöst hat, wie sie auch im Fall des Heiden kontroversieren, der sein Feld geschnitten hat und danach übertritt.

Mischna 8

כַּיּוֹצֵא בוֹ, הַמַּקְדִּישׁ פֵּרוֹתָיו עַד שֶׁלֹּא בָאוּ לְעוֹנַת הַמַּעַשְׂרוֹת, וּפְדָאָן, חַיָּבִין. מִשֶּׁבָּאוּ לְעוֹנַת הַמַּעַשְׂרוֹת, וּפְדָאָן, חַיָּבִין. הִקְדִּישָׁן עַד שֶׁלֹּא נִגְמְרוּ וּגְמָרָן הַגִּזְבָּר, וְאַחַר כָּךְ פְּדָאָן, פְּטוּרִים, שֶׁבִּשְׁעַת חוֹבָתָן הָיוּ פְטוּרִים:

Ebenso verhält es sich, wenn jemand seine Früchte heiligt, ehe für sie die Zeit des Verzehntens eingetreten ist, und sie (vor der Zeit) auslöst, so sind sie der Pflicht unterworfen; löst er sie aus, nachdem die Pflicht des Verzehntens eintrat, sind sie gleichfalls der Pflicht unterworfen. Heiligt er sie, ehe sie zum מעשר (Zehnt, »Ma’asser«) fertig geworden, und der Schatzmeister macht sie fertig, so sind sie, wenn er sie alsdann auslöst, frei, weil sie zur Zeit, (als die Zehntverpflichtung) eintrat, frei waren.

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

Ehe für sie die Zeit des Zehntes eingetreten ist. D. h., das Glattstreichen, indem er den Haufen mit der Gabel glättet. Waren sie zu diesem Zeitpunkt im Besitz der Tempelkasse, sind sie frei;
anderenfalls befreit sie das Heiligtum nicht von der Pflicht.

Und der Schatzmeister macht sie fertig. Sie wurden im Besitz der Tempelkasse fertig.

Mischna 9

מִי שֶׁלָּקַט אֶת הַפֵּאָה וְאָמַר הֲרֵי זוֹ לְאִישׁ פְּלוֹנִי עָנִי, רַבִּי אֱלִיעֶזֶר אוֹמֵר, זָכָה לוֹ. וַחֲכָמִים אוֹמְרִים, יִתְּנֶנָּה לֶעָנִי שֶׁנִּמְצָא רִאשׁוֹן. הַלֶּקֶט וְהַשִּׁכְחָה וְהַפֵּאָה שֶׁל עוֹבֵד כּוֹכָבִים חַיָּב בְּמַעַשְׂרוֹת, אֶלָּא אִם כֵּן הִפְקִיר:

Wenn jemand eine Pea aufliest und spricht: Dies soll für den und den Armen sein, so urteilt Rabbi Elieser, er habe es für ihn erworben. Die Weisen aber sagen: Er geben sie dem Armen, der sich zuerst einfindet. לקט, שכחה und פאה eines Nichtjuden unterliegt der Pflicht des Verzehntens, es sei denn, dass er es für herrenloses Gut erklärt hat.

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

Rabbi Elieser urteilt, er habe es für sich erworben. Rabbi Elieser und die Weisen kontroversieren über einen Reichen, der Pea im Namen eines Armen erwerben will. Rabbi Elieser ist der Meinung, dass man zwei weil-Argumente verkettet: weil er sich zu einem Armen machen kann,
indem er seinen Besitz aufgibt, sodass er Pea sammeln darf; weil er sie im eigenen Namen erwerben kann, kann er sie auch im Namen eines anderen erwerben. Die Weisen dagegen sind der Meinung, dass man nur einmal weil sagen kann. Dass ein Armer im Namen eines anderen Armen erwerben kann, ist aber unstrittig. Die Halacha folgt den Weisen.

Leket, Schich’cha und Pea eines Nichtjuden unterliegt der Pflicht des Verzehntens. Weil er nicht verpflichtet ist, Leket, Schich’cha und Pea abzugeben, ist es wie anderes Getreide eines Nichtjuden, das der Zehntpflicht unterliegt.

Es sei denn, dass er es für herrenloses Gut erklärt hat. Für Armen wie für Reiche. Herrenloses Gut ist vom Zehnten befreit. Unsere Mischna folgt Rabbi Meïr, der meint, dass ein Nichtjude Eigentum in Israel nicht auf eine solche Weise erwerben kann, dass es vom Zehnten befreit ist.
Die Halacha folgt ihm nicht.

Mischna 10

אֵיזֶהוּ לֶקֶט, הַנּוֹשֵׁר בִּשְׁעַת הַקְּצִירָה. הָיָה קוֹצֵר, קָצַר מְלֹא יָדוֹ, תָּלַשׁ מְלֹא קֻמְצוֹ, הִכָּהוּ קוֹץ וְנָפַל מִיָּדוֹ לָאָרֶץ, הֲרֵי הוּא שֶׁל בַּעַל הַבָּיִת. תּוֹךְ הַיָּד וְתוֹךְ הַמַּגָּל, לָעֲנִיִּים. אַחַר הַיָּד וְאַחַר הַמַּגָּל, לְבַעַל הַבָּיִת. רֹאשׁ הַיָּד וְרֹאשׁ הַמַּגָּל, רַבִּי יִשְׁמָעֵאל אוֹמֵר, לָעֲנִיִּים. רַבִּי עֲקִיבָא אוֹמֵר, לְבַעַל הַבָּיִת:

Was ist לקט? Dasjenige, was beim Ernten herabfällt. Schneidet jemand eine Handvoll oder pflückt er eine Faustvoll ab und es sticht ihn ein Dorn, wodurch es ihm aus der Hand zur Erde fällt, so gehört es dem Grundeigentümer. Was am innern Teil der Hand und der Sichel herabfällt, gehört den Armen. Was am Rücken der Hand und der Sichel herabfällt, gehört, nach Rabbi Jischmaël, den Armen, nach Rabbi Akiwa aber dem Eigentümer.

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

Was beim Ernten herabfällt. Ähren, die beim Ernten herabfallen.

Sticht ihn ein Dorn. Wo es in Folge eines Zwangs herunterfällt, ist es kein Leket, da es heißt: : »das Leket deiner Ernte«. Leket entsteht nur bei der (ordentlichen) Ernte.

Am inneren Teil der Hand. Das bezieht sich auf das Herabfallen,
d. h.: »im inneren Teil der Hand, und es ist gefallen«, »im inneren Teil der Sichel, und es ist gefallen«, denn was im Inneren der Hand oder der Sichel war, gehört den Armen. Fällt es aber vom Rücken der Hand,
weil seine Hand gezittert hat oder vom Rücken der Sichel, weil ihm die Sichel ausgerutscht ist, so gehört es dem Eigentümer.

An der Spitze der Hand. Wenn seine Hand Ähren zwischen den Fingern hält und etwas fällt aus seiner Hand; ähnlich ist die »Spitze der Sichel«.

Nach Rabbi Jischmaël den Armen. Denn es ähnelt dem Fall »im Inneren der Hand oder der Sichel«.

Laut Rabbi Akiwa dem Eigentümer. Er hält es für dem Fall »am Rücken der Hand oder der Sichel« für ähnlich. Die Halacha folgt Rabbi Akiwa.

Mischna 11

חוֹרֵי הַנְּמָלִים שֶׁבְּתוֹךְ הַקָּמָה, הֲרֵי הֵן שֶׁל בַּעַל הַבָּיִת. שֶׁלְּאַחַר הַקּוֹצְרִים, הָעֶלְיוֹנִים לָעֲנִיִּים, וְהַתַּחְתּוֹנִים שֶׁל בַּעַל הַבָּיִת. רַבִּי מֵאִיר אוֹמֵר, הַכֹּל לָעֲנִיִּים, שֶׁסְּפֵק לֶקֶט, לֶקֶט:

Das Korn in den Ameisenlöchern gehört, wenn diese sich innerhalb des stehenden Getreides befinden, dem Eigentümer; liegen sie aber hinter den Schnittern, so gehört dasjenige, was oben ist, den Armen, das Untere jedoch dem Eigentümer. Rabbi Meïr sagt: Alles gehört den Armen, denn zweifelhaftes לקט gilt als לקט.

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

Ameisenlöcher. Ameisen sammeln üblicherweise Getreide in ihren Löchern.

Innerhalb des stehenden Getreides. An welcher Stelle man noch nicht geschnitten hat.

Gehört dem Eigentümer. Weil die Armen auf stehendes Getreide keine Ansprüche haben.

Hinter den Schnittern. Sobald man begonnen hat zu schneiden, ist zu befürchten, dass die Ameisen dort vom Leket hingetragen haben könnten. Deswegen gehört das zuoberst in den Löchern oder bei den Ähren Liegende den Armen, weil es auch Leket enthält. Die untersten Ähren gehören dem Eigentümer, weil sie vom stehenden Getreide stammen.
»Die oberen« sind alle hellen, die »untersten« sind die dunkelgrünen Ähren, denen man ansehen kann, dass sie alt sind.

Rabbi Meïr sagt: Alles gehört den Armen. Jede Tenne enthält auch Grünes, was möglicherweise vom gerade geschnittenen Getreide stammt.
Darauf können die Armen Anspruch erheben.

Zweifelhaftes Leket ist Leket. Da es heißt: »Dem Armen und dem Konvertiten sollst du es lassen« — lege ihnen vom Deinigen hin. Die Halacha folgt Rabbi Meïr.

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