Mischna

Die Mischna – Pea >Kapitel 3

Mischna 1

מַלְבְּנוֹת הַתְּבוּאָה שֶׁבֵּין הַזֵּיתִים, בֵּית שַׁמַּאי אוֹמְרִים, פֵּאָה מִכָּל אַחַת וְאֶחָת. בֵּית הִלֵּל אוֹמְרִים, מֵאֶחָד עַל הַכֹּל. וּמוֹדִים, שֶׁאִם הָיוּ רָאשֵׁי שׁוּרוֹת מְעֹרָבִין, שֶׁהוּא נוֹתֵן פֵּאָה מֵאֶחָד עַל הַכֹּל:

Von den viereckigen Beeten, welche zwischen den Olivenbäumen liegen, gibt man nach Schammais Schule Pea von jedem Beete, nach Hillels Schule von einem für alle. Jene stimmt aber dieser bei, dass wenn die Enden der Reihen aneinander stoßen, man nur eine Pea für alle gebe.

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

Ziegeln. Viereckige Beete. Weil sie die Form von Ziegeln haben, nennt man sie מלבנות.

Zwischen den Olivenbäumen. Das gilt für andere Bäume ebenso. Er wählt Oliven deswegen, weil peapflichtige Oliven laut der Schule des Hillel nicht die Kraft zu scheiden haben; andere Bäume, die nicht peapflichtig sind, noch viel weniger.

Laut der Schule des Schammai von jedem. Beet. Weil die Beete jeweils getrennt sind und sich nicht miteinander verbinden, meint die Schule des Schammai, dass sie zwischen den Oliven abscheiden. Wo aber die obersten Zweige miteinander verschmelzen, stimmen sie zu, dass es keine Abscheidung bildet. Sind die Bäume voneinander so weit entfernt, dass auf einem Feld von einem Bet Sea — 50×50 Ellen — keine zehn Bäume sind, stimmt die Schule des Hillel zu, dass man je eine gesonderte Pea geben muss, denn da die Bäume entfernt gepflanzt sind, ist klar, dass die Beete nicht wegen der Bäume angelegt wurden. Wenn die Bäume dicht beieinander sind, sodass es mehr als zehn Bäume auf einem Bet Sea sind,
stimmt die Schule des Schammai zu, dass man nur eine Pea zu geben braucht. Der einzige strittige Punkt ist der Fall von genau zehn Bäumen auf einem Bet Sea.

Mischna 2

הַמְנַמֵּר אֶת שָׂדֵהוּ וְשִׁיֵּר קְלָחִים לַחִים, רַבִּי עֲקִיבָא אוֹמֵר, נוֹתֵן פֵּאָה מִכָּל אֶחָד וְאֶחָד. וַחֲכָמִים אוֹמְרִים, מֵאֶחָד עַל הַכֹּל. וּמוֹדִים חֲכָמִים לְרַבִּי עֲקִיבָא בְּזוֹרֵעַ שֶׁבֶת אוֹ חַרְדָּל בִּשְׁלשָׁה מְקוֹמוֹת, שֶׁהוּא נוֹתֵן פֵּאָה מִכָּל אֶחָד וְאֶחָד:

Wenn einer sein Feld stellenweise schneidet und grüne Stengel noch stehen lässt, so sagt Rabbi Akiwa: Er gebe von jedem Stück Land Pea. Die Weisen jedoch behaupten: von einem für alle. Die Weisen stimmen jedoch darin mit Rabbi Akiwa überein, dass wer Dillkraut oder Senf an zwei oder drei Stellen gesäet hat, von jeder Stelle Pea geben muss.

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

מנמר. Er schneidet sein Feld stellenweise, es sieht dann gesprenkelt aus, wie in (Jeremia 13:23) »ein Leopard seine Flecken«. Er schneidet nämlich das je als erstes reif gewordene Getreide zuerst.

Lässt grüne Stengel stehen. Die noch nicht reif sind.

Er gebe von jedem Stück Land Pea. Wenn er später die noch nicht reifen Stengel einsammelt. Die Sprenkel scheiden ab, zählen aber nicht als Anfang der Ernte.

Wer Dill sät. Eine Pflanze, die man אניס«ו nennt.

Er muss von jeder Stelle Pea geben. Von diesen Pflanzenarten sät man gewöhnlich keine ganzen Felder, also wird jedes Beet als ein ganzes Feld angesehen. Dill und Senf sind peapflichtig, obwohl Kraut allgemein befreit ist, weil sie als Kräuter angebaut und entsprechend gewertet werden. Die Halacha folgt den Weisen.

Mischna 3

הַמַּחֲלִיק בְּצָלִים לַחִים לַשּׁוּק וּמְקַיֵּם יְבֵשִׁים לַגֹּרֶן, נוֹתֵן פֵּאָה לָאֵלּוּ לְעַצְמָן וְלָאֵלּוּ לְעַצְמָן. וְכֵן בַּאֲפוּנִין, וְכֵן בַּכֶּרֶם. הַמֵּדֵל, נוֹתֵן מִן הַמְשֹׁאָר עַל מַה שֶּׁשִּׁיֵּר. וְהַמַּחֲלִיק מֵאַחַת יַד, נוֹתֵן מִן הַמְשֹׁאָר עַל הַכֹּל:

Wenn jemand grüne Zwiebeln für den Markt abschneidet und die trockenen für die Tenne stehen lässt, so gibt er Pea für jene besonders und für diese besonders. Ebenso bei Erbsen und desgleichen beim Weingarten:
Wer (die Zwiebelsaaten) verdünnt, gibt von dem Übrigbleibenden nach Verhältnis dessen, was er übrig gelassen hat. Wer nur von einer Seite abschneidet, gibt von dem Übrigbleibenden für alle.

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

Zwiebeln glättet. Manche erklären es wie in »Ich bin ein glatter Mensch«, weil nach dem Abschneiden die Stelle glatt bleibt.
Andere erklären die Form des Verbs, als bedeutete sie »wer abteilt«,
dass er einen Teil der grünen Zwiebeln schneidet, um sie auf dem Markt zu verkaufen, einen anderen Teil in der Scheune zur Erhaltung trocknen lässt.

Er gibt eine Pea für jede besonders. Weil es den zwei Arten Weizen ähnelt.

Desgleichen beim Weingarten. Wer beim Weingarten glättet, für den gilt dasselbe wie bei den Zwiebeln.

Wer verdünnt, gibt von den Übrigbleibenden nach Verhältnis dessen, was er übrig gelassen hat. Sind die Zwiebeln eng gepflanzt, nimmt er eine zwischen ihnen heraus, damit die verbleibenden mehr Platz haben und größer wachsen. Das nennt man »verdünnen«, weil er sie von ihrem Ort »ausdünnt«
und entfernt. Wir haben gelernt: Was heißt »verdünnen«? Wenn er eine herausnimmt und zwei stehen lässt. Diejenige Zwiebeln, die man so entfernt hat, sind von Pea frei, weil sie nur der Verbesserung der übrigen dienen. Man muss also allein von diesen Pea lassen, aber das Gejätete ist von allem frei, weil es nicht als Ernte zählt.

Wer von nur einer Seite abschneidet. D. h., für einen einzigen Zweck: alles für die Scheune oder alles für den Markt. רמבם erklärt: von einer Seite — er nimmt als Teil für den Markt nicht von hier etwas und von dort etwas, sondern ausschließlich von einer Seite.

Mischna 4

הָאִמָּהוֹת שֶׁל בְּצָלִים חַיָּבוֹת בְּפֵאָה, וְרַבִּי יוֹסֵי פּוֹטֵר. מַלְבְּנוֹת הַבְּצָלִים שֶׁבֵּין הַיָּרָק, רַבִּי יוֹסֵי אוֹמֵר, פֵּאָה מִכָּל אַחַת וְאֶחָת. וַחֲכָמִים אוֹמְרִים, מֵאַחַת עַל הַכֹּל:

Die Mutterzwiebeln (Samenzwiebeln) unterliegen der Peapflicht, Rabbi Josse aber spricht sie frei davon. Von viereckigen Zwiebelfeldern zwischen anderen Krautbeeten gibt man nach Rabbi Josse Pea von jedem,
nach den Weisen hingegen von einem für alle.

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

Die Mutterzwiebeln. Große Zwiebeln, die man in der Erde lässt, um Saatgut zu ziehen. Weil sie lange in der Erde verharren, sind sie nur in der Not zum Verzehr geeignet. Deswegen befreit Rabbi Josse sie von der Peapflicht. Die Halacha folgt ihm nicht.

Viereckige Zwiebelfelder zwischen anderen Krautbeeten. Rabbi Josse ist der Meinung, dass Krautbeete wie eine andere Art gewertet werden.
Meist pflanzt man nicht Zwiebeln unter andere Arten Kraut. Oben wurde gelehrt, dass eine andere Art abscheidet. Die Halacha folgt Rabbi Josse nicht.

Mischna 5

הָאַחִין שֶׁחָלְקוּ, נוֹתְנִין שְׁתֵּי פֵאוֹת. חָזְרוּ וְנִשְׁתַּתְּפוּ, נוֹתְנִין פֵּאָה אַחַת. שְׁנַיִם שֶׁלָּקְחוּ אֶת הָאִילָן, נוֹתְנִין פֵּאָה אַחַת. לָקַח זֶה צְפוֹנוֹ וְזֶה דְרוֹמוֹ, זֶה נוֹתֵן פֵּאָה לְעַצְמוֹ, וְזֶה נוֹתֵן פֵּאָה לְעַצְמוֹ. הַמּוֹכֵר קִלְחֵי אִילָן בְּתוֹךְ שָׂדֵהוּ, נוֹתֵן פֵּאָה מִכָּל אֶחָד וְאֶחָד. אָמַר רַבִּי יְהוּדָה, אֵימָתַי, בִּזְמַן שֶׁלֹּא שִׁיֵּר בַּעַל הַשָּׂדֶה. אֲבָל אִם שִׁיֵּר בַּעַל הַשָּׂדֶה, הוּא נוֹתֵן פֵּאָה לַכֹּל:

Brüder, die sich untereinander geteilt haben, geben zwei Peot; treten sie wieder zusammen, so geben sie eine Pea. Zwei, die einen Baum kaufen, geben eine Pea. Kauft einer die nördliche, der andere die südliche Seite, so gibt jener eine besondere Pea für sich, und diese eine besondere Pea für sich. Wer Baumstämme in seinem Feld verkauft,
gibt Pea von jedem einzelnen. Rabbi Jehuda sagt: Nur dann, wenn der Besitzer des Feldes nichts stehen ließ, wenn er aber noch Stämme stehen ließ, gibt er Pea davon für alles.

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

Die untereinander einen Baum geteilt haben. Von den Baumsorten, die im ersten Kapitel als pflichtig gelehrt wurden.

Wer Baumstämme in seinem Feld verkauft. Wurzeln von solchen Pflanzen, die peapflichtig sind. Das Land hat er nicht verkauft. Dann muss der Käufer von jedem einzeln geben.

Wenn er nichts stehen ließ. Wenn der Besitzer des Feldes noch nicht zu schneiden oder die Früchte zu sammeln begonnen hat, dann ist der Käufer für die Pea verantwortlich. Wenn aber der Verkäufer schon begonnen hat, sein Feld zu schneiden, bevor er es verkaufte, also vom Feld ein Teil blieb, der nicht geschnitten bzw. nicht gelesen worden ist, dann muss der Verkäufer die Pea für das ganze Feld lassen. Sobald er nämlich mit der Ernte begonnen hat, wird das ganze Feld pflichtig.
Rabbi Jehuda will die Aussage des ersten Tanna erklären; die Halacha folgt ihm.

Mischna 6

רַבִּי אֱלִיעֶזֶר אוֹמֵר, קַרְקַע בֵּית רֹבַע, חַיֶּבֶת בַּפֵּאָה. רַבִּי יְהוֹשֻׁעַ אוֹמֵר, הָעוֹשָׂה סָאתַיִם. רַבִּי טַרְפוֹן אוֹמֵר, שִׁשָּׁה עַל שִׁשָּׁה טְפָחִים. רַבִּי יְהוּדָה בֶן בְּתֵירָה אוֹמֵר, כְּדֵי לִקְצֹר וְלִשְׁנוֹת. וַהֲלָכָה כִּדְבָרָיו. רַבִּי עֲקִיבָא אוֹמֵר, קַרְקַע כָּל שֶׁהוּא, חַיֶּבֶת בַּפֵּאָה, וּבַבִּכּוּרִים, וְלִכְתֹּב עָלָיו פְּרוֹזְבּוּל, וְלִקְנוֹת עִמּוֹ נְכָסִים שֶׁאֵין לָהֶם אַחֲרָיוּת בְּכֶסֶף וּבִשְׁטָר וּבַחֲזָקָה:

Rabbi Elieser sagt: Eine Ackerfläche von der Größe eines Viertel Kaw Aussaat unterliegt der Peapflicht. Rabbi Jehoschua behauptet dagegen:
Eine Ackerfläche, die zwei Sea trägt. Rabbi Tarfon meint: Wenn sie sechs Handbreit lang und ebenso breit ist. Rabbi Jehuda ben Betera endlich entscheidet: Es muss soviel darauf sein, dass man den Schnitt wiederholen kann und die Gesetzesnorm ist, wie er entschied.
Rabbi Akiwa lehrt: Jedes noch so kleine Stück Feld unterliegt der Peapflicht und die der Erstlinge, und genügt auch, um einen Prosbul darüber zu schreiben, und zum Miterwerb von beweglichen Gütern durch Zahlung, Kaufbrief oder Besitznahme.

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

Ein Viertel Kaw Aussat. Die Fläche, auf die man ein Viertel Sea aussät. Die Fläche beträgt etwa 10½×10 Ellen.

Die zwei Sea trägt. Rabbi Jehoschua bemisst es nicht nach der Saat,
sondern verlangt wenigstens die Fläche, die zwei Sea hervorbringt, was zwölf Kaw entspricht.

Den Schnitt wiederholen kann. So schneidet man: Man füllt eine Handfläche vom Getreide und schneidet, wie es heißt: Dass sich der Schnitter nicht die Hände gefüllt hat. Wenn das Getreide so viel ist, dass man davon zweimal die Hände füllen kan, dann ist es peapflichtig.

Jedes noch so kleine Stück Feld unterliegt der Peapflicht. Er ist der Meinung, dass »die Ecke deines Feldes« ein beliebig kleines Feld bezeichnet. Damit kontroversiert er mit allen.

Erstlinge. Bei ihnen steht: »Dein Land«. Hier ist die Rede von Erstlingen des Weizens und der Gerste, aber Erstlinge von Bäumen muss man erst dann geben, wenn man auch das Land im Umkreis von 16 Ellen des Baumes besitzt. Das ist nämlich die Fläche, aus der er sich tränkt.

Um einen Prosbul darüber zu schreiben. Hillel verordnete den Prosbul, als er sah, dass die Leute Anstand nahmen, den Armen Geld zu leihen, weil das siebte Jahr die Schuld erlässt. Deshalb verordnete er,
dass man die Schulden dem Gericht übergibt, und schriftlich erklärt: Ich übergebe euch, den Richtern N. N. und N. N., dass ich jede mir ausstehende Schuld jederzeit einfordern kann, wenn ich will. Sobald er dieses Dokument ausgestellt hat, erlässt das siebte Jahr seine Schuld nicht. Das gelingt aber nur, wenn der Schuldner ein noch so kleines Stück Land besitzt, in welchem Fall die Schuld als gerichtlich bereits eingetrieben gilt. Dann kann man den den Vers »du sollst nicht bedrücken« nicht anwenden. Man betrachtet das noch so kleine Stück Land, als habe es den Wert des Kredits; es gibt nämlich bei Immobilien keine Übervorteilung.

Zum Miterwerb von beweglichen Gütern. Diese werden zugleich mit Land erworben: durch Zahlung, Kaufbrief oder Besitznahme. So lehrt man im ersten Kapitel von Kidduschin, wo es genauer erläutert wird.

Mischna 7

הַכּוֹתֵב נְכָסָיו שְׁכִיב מְרַע, שִׁיֵּר קַרְקַע כָּל שֶׁהוּא, מַתְּנָתוֹ מַתָּנָה. לֹא שִׁיֵּר קַרְקַע כָּל שֶׁהוּא, אֵין מַתְּנָתוֹ מַתָּנָה. הַכּוֹתֵב נְכָסָיו לְבָנָיו, וְכָתַב לְאִשְׁתּוֹ קַרְקַע כָּל שֶׁהוּא, אִבְּדָה כְתֻבָּתָהּ. רַבִּי יוֹסֵי אוֹמֵר, אִם קִבְּלָה עָלֶיהָ, אַף עַל פִּי שֶׁלֹּא כָתַב לָהּ, אִבְּדָה כְתֻבָּתָהּ:

Ebenso, wenn jemand während seiner Krankheit sein Vermögen einem andern verschreibt, so ist, wenn er auch nur ein noch so kleines Stück Feld für sich übrig lässt, seine Schenkung gültig; hat er aber sich auch nicht das Geringste vorbehalten, so gilt seine Schenkung nicht. Wenn ferner jemand sein Vermögen seinen Kindern verschreibt und seiner Frau ein sei es auch noch so unbedeutendes Stück Feld, so verliert sie die ihr vorgeschriebene Morgengabe. Rabbi Josse sagt: Wenn sie es auch nur angenommen hat, so verliert sie ihre Morgengabe, obgleich der Mann ihr nichts verschrieben hat.

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

Ein krank Liegender. Der aufgrund von Krankheit auf seinem Bett liegt.

Wenn er ein noch so kleines Stück Land für sich übrig lässt. Das hier und oben im Rest des Kapitels gelehrte »Stück Land« ist nicht ausschließlich gemeint, es können auch noch so geringe bewegliche Güter sein. Weil er aber mit Bezug auf Pea, Erstlinge und Prosbul von einem noch so kleinen Stück Land sprach, bleibt er bei diesem Ausdruck.

Ist seine Schenkung gültig. Wurde es durch seine Schenkung erworben,
kann er sie nicht wieder umkehren, noch nicht einmal, wenn er gesund wird. Indem er etwas für sich behalten hat, drückt er aus, dass er es nicht aufgrund seiner Krankheit schenkt.

Hat er aber auch nicht das Geringste gelassen. Für sich selbst. Ein Mensch entblößt sich nicht allen Eigentums. Hätte er nicht sicher angenommen, dass er sterben werde, so hätte er nicht sein ganzes Eigentum verschenkt. Daher kann er die Schenkung ungültig machen, wenn er gesund wird, auch wenn jemand es schon erworben hat.

Verschreibt er seiner Frau ein sei es auch noch so unbedeutendes Stück Land, so verliert sie ihre Morgengabe. Das redet auch vom Kranken, der seine Besitztümer unter seinen Söhnen aufteilt und auch seine Frau bedenkt. Sie hört es und schweigt, sagt insbesondere nicht, dass sie ihre Morgengabe einziehen will oder etwas Ähnliches. Dann verliert sie die Morgengabe.

Rabbi Josse sagt: Wenn sie es auch nur anzunehmen hat. Dass sie ihren Teil mit den Söhnen erhalten soll, auch wenn sie es noch nicht von ihr erworben haben, und er nicht in ihrer Anwesenheit befohlen hat, dass man es so aufschreibe, dann hat sie ihre Morgengabe unwiderruflich verloren. Die Halacha folgt Rabbi Josse nicht.

Mischna 8

הַכּוֹתֵב נְכָסָיו לְעַבְדּוֹ, יָצָא בֶן חוֹרִין. שִׁיֵּר קַרְקַע כָּל שֶׁהוּא, לֹא יָצָא בֶן חוֹרִין. רַבִּי שִׁמְעוֹן אוֹמֵר, לְעוֹלָם הוּא בֶן חוֹרִין, עַד שֶׁיֹּאמַר הֲרֵי כָל נְכָסַי נְתוּנִין לְאִישׁ פְּלוֹנִי עַבְדִּי חוּץ מֵאֶחָד מֵרִבּוֹא שֶׁבָּהֶן:

Wenn jemand sein Vermögen seinem Sklaven verschreibt, so ist dieser zugleich freigelassen. Hat jener aber ein noch so unbedeutendes Stück Feld sich vorbehalten, so ist dieser nicht freigelassen. Rabbi Schimon meint: Er ist immer freigelassen, es sei denn, dass der Eigentümer sagte: All mein Vermögen, mit Ausnahme des zehntausendsten Teiles desselben sei dem und dem, meinem Sklaven, geschenkt.

Kommentar von R. Ovadja Bartenura רבי עובדיה מברטנורא

Wenn jemand sein ganzes Vermögen seinem Sklaven verschreibt. Er erklärt schriftlich: Mein ganzes Vermögen soll meinem Sklaven N. N. gegeben werden. Also ist der Sklave in dieser Schenkung enthalten, er schenkt ihn sich selbst. Er bezeichnet ihn nur darum als »meinen Sklaven«, weil er es früher war.

Hat jener aber ein noch so unbedeutendes Stück Feld sich vorbehalten, so ist dieser nicht freigelassen. Wenn er sich ein Stück vorbehalten hat, unterstellen wir, dass auch der Sklave in diesem Teil enthalten ist. Die Aussage »mein ganzes Vermögen« bezieht sich auf alles andere.
Er sagte das nur, um ihn zu quälen, nicht aber, um ihn freizulassen —
sonst hätte er gesagt: dich selbst und mein Vermögen. Sogar wenn er außer ihm und dem Feld nichts anderes besitzt, wird der Sklave nicht frei, weil schon die Äußerung »mein ganzer Besitz« nicht erfüllt werden kann. Das Wort »außer« macht die ganze Äußerung wirkungslos, weil wir Aussagen nicht spalten; vielmehr wird eine solchermaßen gespaltene Aussage wirkungslos: Der Sklave erwirbt weder sich selbst noch das Vermögen.

Rabbi Schimon meint: Er ist immer freigelasen. Ob er noch anderes Eigentum außer diesem besitzt oder nicht. Die Äußerung »mein Vermögen«
bezieht man nur auf den Sklaven, wenn er kein anderes Vermögen hat. Die Äußerung »außer« löscht nicht die Äußerung »mein ganzes Vermögen« aus,
da wir Aussagen sehr wohl spalten. Die Aussage bezieht sich auf den Sklaven, der somit frei ist.

Mit Ausnahme des zehntausendsten Teiles desselben. Er benennt nicht, welchen Teil er meint. Hier sagen wir, dass dieser Teil den Sklaven bezeichnet, und er sagt lediglich aus, dass er ihn nur für den zehntausendsten Teil seines Vermögens wert hält, mag es auch mehr sein.
Die Halacha folgt Rabbi Schimon nicht.

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