Talmud-Übersetzung

Massechet Tefillin

Übersetzung des »kleinen« Traktats Tefillin. Es gibt nur ein Kapitel.

Man darf Tefillin nicht auf dem Leder unreiner Tiere schreiben, weder von unreinen Haustieren noch von wilden Tieren.
Doch man darf sie auf dem Leder von verendeten oder nicht koscher geschlachteten Tieren schreiben, ohne Bedenken, dass es sich um das Leder eines lebendigen Tieres handeln könnte.
Wenn das Pergament an der Stelle des Textes durchstochen ist, sind die Tefillin ungültig. Ist es jedoch nur im Randbereich beschädigt, bleiben sie gültig.
Wer die Buchstaben falsch formt – etwa ein »Waw“ wie ein »Zajin«, ein einfaches als ein gebogenes oder ein offenes als ein geschlossenes Zeichen – oder wer sie in hebräischer Kursivschrift schreibt oder sie wie ein Amulett gestaltet, dessen Tefillin sind ungültig.
Frauen, Sklaven und Kinder sind von der Pflicht befreit.
Ein Kind jedoch, das alt genug ist, um auf seine Tefillin zu achten, ist verpflichtet, sie zu tragen.
Es wird berichtet, dass Tawi, der Diener von Rabbi Gamliel, Tefillin trug. Auch Michal, die Tochter Sauls, trug Tefillin. Ebenso ging die Frau des Propheten Jona hinauf nach Jerusalem (zu den Schalosch Regalim, den Wallfahrtsfesten).
Wer die Bahre eines Verstorbenen trägt oder sie ablöst oder zu den Ablösenden gehört – sei es vor oder hinter der Bahre – ist von der Pflicht befreit, sofern er für die Bahre gebraucht wird. Wer nicht gebraucht wird, ist verpflichtet.
Wenn sie stehen bleiben, um eine Trauerrede zu halten, sind die Redner befreit, die Zuhörer jedoch verpflichtet.
Wer sagt: »Ich habe Tefillin getragen, um Eindruck zu machen« oder »Ich habe sie nur aufgesetzt, weil ein Buch darauf lag« – dem soll man keinen Glauben schenken.
Tefillin können rituelle Unreinheit annehmen. Wer sie reinigt, muss sie vollständig öffnen.
Wenn sie ins Wasser gefallen sind und so lange darin lagen, dass die Schrift verlöschen könnte, müssen sie überprüft werden.
Die Riemen der Tefillin dürfen aus jeder Quelle stammen. Rabbi Schimon ben Gamliel sagt jedoch: Leder, das bereits für andere Zwecke bearbeitet wurde, ist ungeeignet.
Man soll Tefillin nur von einem Fachmann kaufen. Ist keiner vorhanden, kauft man ein Paar und prüft es. Dabei soll nicht der Verkäufer die Pergamente prüfen, sondern der Käufer selbst.
Wenn er sie geprüft und für gut befunden hat, darf er den ganzen Bund kaufen, ohne Bedenken.
Die Tefillin des Kopfes enthalten vier Abschnitte: »Heilige mir«, »Wenn dich HaSchem bringt«, »Höre Israel« und »Wenn ihr hört«.
Die Tefillin des Arms enthalten dieselben Abschnitte, jedoch in einer einzigen Kammer.
Wenn jemand die Arm-Tefillin in vier Kammern anfertigt, sind sie dennoch gültig.
Rabbi Jehuda sagt: Man soll sie zusammennähen und in ein Amulett legen.
Er stimmt jedoch zu, dass, wenn beide Tefillin des Kopfes vorhanden sind und eine davon mit Leder bedeckt ist, man sie als Arm-Tefillin verwenden kann.
Die Arm-Tefillin werden am Oberarm angebracht, die Kopf-Tefillin am oberen Teil der Stirn – zwischen den Augen, aber im Bereich des Haaransatzes.
Rabbi Elasar ben Jakob sagt: »Wie die Arm-Tefillin an einer Stelle getragen werden, die durch Aussatz unrein werden kann, so auch die Kopf-Tefillin.«
Rabbi Jehuda sagt: »Wie es heißt: Zwischen deinen Augen – so wie man dort keine Glatze machen darf, so sollen auch die Tefillin dort getragen werden, wo Haare wachsen.«
Es heißt: »Du sollst sie schreiben« und »Du sollst sie binden« – die Hand, die schreibt, ist auch die, die bindet.
Die Pflicht der Tefillin gilt vom Morgen bis zum Abend.
Wer tagsüber schläft, muss sie nicht abnehmen.
Wer früh auf Reisen geht, soll sie nicht vor dem Gebet anlegen. Wenn er sie dennoch vorher anlegt, soll er beim Gebet die Hand darauf legen und den Segen sprechen.
Die Arm-Tefillin sind keine Voraussetzung für die Kopf-Tefillin und umgekehrt.
Wenn jemand das Kästchen verkehrt herum anlegt, hat er seine Pflicht nicht erfüllt.
Man legt zuerst die Arm-Tefillin an und dann die Kopf-Tefillin. Beim Ablegen in umgekehrter Reihenfolge.
Ebenso bei Sandalen: Man zieht zuerst den rechten an, dann den linken. Beim Ausziehen zuerst den linken, dann den rechten.
Wer zu Tisch geht: Der Letzte, der eintritt, ist der Erste, der geht – außer beim Brot.
Wer seine Tefillin rund macht, handelt gefährlich – sie sind dann keine gültige Mizwa.
Wer sie auf der Stirn oder auf der Handfläche trägt, handelt wie ein Ketzer.
Wer sie mit Gold überzieht oder an einer auffälligen Stelle trägt, handelt wie ein Außenseiter.
Tefillin dürfen im Haus bewegt werden.
Wer sie auf der Straße findet, bringt sie paarweise ins Haus.
Rabbi Gamliel erlaubt sogar zwei Paare auf einmal – für Männer und Frauen, neue und alte.
Rabbi Jehuda erlaubt nur alte, nicht neue.
Wer ein Tefillin-Pergament findet, darf es am Schabbat weiterreichen – selbst hundertmal – von Person zu Person.
Wer sich im Lehrhaus oder in der Schule, im Bad oder in der Mikwe befindet und vergisst, die Tefillin abzunehmen, soll sie mit dem Haar bedecken und hinausgehen.
Wenn das nicht möglich ist, soll er in ein nahegelegenes Haus gehen und sie dort abnehmen.
Man darf sie in einen Gürtel legen, auch wenn dort Geld ist, und sie an das Bett hängen.
Wenn jemand dabei ist, darf man sie nicht unter das Kopfkissen legen.
Wenn man sie bewacht, ist es erlaubt.
Wer schwere Arbeit verrichtet und schwitzt, muss sie nicht abnehmen.
Ein Töpfer nimmt die Arm-Tefillin ab, lässt aber die Kopf-Tefillin.
Ein Bäcker, der beide Hände braucht, nimmt beide ab.
Wer ein Bad betritt, in dem Menschen nackt sind, muss die Tefillin abnehmen und vier Ellen Abstand halten.
Wenn einige bekleidet sind, andere nicht, soll er sie nicht sofort abnehmen.
Wer eine Gerberei oder Wäscherei betritt, muss die Tefillin abnehmen und vier Ellen Abstand halten.
Wer ein Bad betritt, das zur Ehre dient (z. B. für eine rituelle Reinigung), darf sie erst abnehmen, wenn er dort ist.
Es wird erzählt, dass Rabbi Elieser zu einem Trauerhaus in Ublin ging.
Dort war es Brauch, sich in einer Höhle zu reinigen.
Rabbi Elieser zog sich vollständig aus und legte seine Tefillin ab.
Man sagte zu ihm: »Ist das Wasser in dieser Höhle nicht reiner als das andere?«
Zwischen den beiden Orten lagen nur vier Ellen.
Rabbi Elieser zog sich wieder an und legte seine Tefillin an – denn er ging nie vier Ellen ohne Tefillin.
So erfüllte Rabbi Elieser die Mizwa der Tefillin mit Beständigkeit.
Manche sagen: Groß ist das Gebot der Tefillin, denn der Heilige, gelobt sei Er, sprach zu Israel:
»Du sollst Tag und Nacht in der Torah lernen.«
Israel antwortete: »Herr der Welt, wie können wir das schaffen?«
Er sprach: »Tragt Tefillin auf eurem Kopf und eurem Arm – und ich werde es euch anrechnen, als würdet ihr Tag und Nacht in der Torah lernen.«
Wie es heißt: »Und es sei dir ein Zeichen auf deiner Hand und ein Gedenken zwischen deinen Augen, damit die Torah HaSchems in deinem Mund sei.«
Glücklich ist Israel, das alle Gebote der Torah erfüllt:
Tefillin auf der Hand, Tefillin auf dem Kopf, Mesusa am Türpfosten, Zizit an den Kleidern.
Über sie sagte König David: »Siebenmal am Tag lobe ich dich für deine gerechten Gesetze.«
Ein Gleichnis: Ein König sagte zu seiner Frau: »Schmücke dich für mich.«
Sie fragte: »Warum?«
Er antwortete: »Damit du mir gefällst.«
So sprach der Heilige, gelobt sei Er, zu Israel: »Meine Kinder, schmückt euch mit den Geboten, damit ihr mir wohlgefällig seid.«
Wie es heißt: »Schön bist du, meine Freundin, wie Tirza – schön, wenn du mir gefällst durch die Gebote.«