Schabbat Kapitel 8

Der Talmud, Traktat (Massechet) Schabbat in deutscher Übersetzung von Lazarus Goldschmidt:

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Blätter / Dapim

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i WER WEIN HINAUSTRÄGT, SOVIEL ALS ZUR MISCHUNG DES BECHERS1 AUSREICHT, MILCH, IM QUANTUM EINES SCHLUCKES, HONIG, ALS MAN AUF EINE WUNDE LEGT, ÖL, ALS MAN DAMIT EIN KLEINES GLIED SALBEN KANN, WASSER, ALS MAN ZUM EINRÜHREN DER AUGENSALBE BRAUCHT, ALLE ANDEREN FLÜSSIGKEITEN IM QUANTUM EINES VIERTELLOG, AUCH JEDES AUSGUSSWASSER IM QUANTUM EINES VIERTELLOG. R. ŠIMO͑N SAGT, ALLES IM QUANTUM EINES VIERTELLOG, DIE GENANNTEN MASSE SIND NUR FÜR DEN AUFBEWAHRENDEN SELBST2 FESTGESETZT.

GEMARA. Es wird gelehrt: Als zur Mischung eines schönen Bechers nötig ist.

Was heißt »schöner Becher«?

Der Becher des [Tisch]segens3.

R. Naḥman sagte im Namen des Rabba b. Abuha: Der Becher des [Tisch]segens muß den vierten Teil eines Viertellog haben, sodaß er gemischt auf ein Viertellog kommt. Raba sagte: Auch wir haben demgemäß gelernt: Wer Wein hinausträgt, als zur Mischung eines Bechers ausreicht,

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und hierzu wird gelehrt, als zur Mischung eines schönen Bechers nötig ist. Und im Schlußsatze lehrt er, alle anderen Flüssigkeiten im Quantum eines Viertellog4. Raba vertritt hierbei seine Ansicht, denn Raba sagte: Jeder Wein, der nicht auf einen Teil drei Teile Wasser verträgt, ist kein Wein. Abajje sprach: Dagegen ist zweierlei einzuwenden: erstens haben wir gelernt, der gemischte Wein habe zwei Teile Wasser und einen Teil Wein vom Šaronweine, und wieso kann femer das Wasser, das sich noch im Kruge befindet, mit diesem vereinigt5 werden!? Raba erwiderte: Dein Einwand, der gemischte Wein habe zwei Teile Wasser und einen Teil Wein vom Saronweine, [ist nichts,] denn anders ist der Šaronwein, der leicht ist; oder auch: da6 kommt es auf die Farbe an, zum Genüsse aber ist mehr [Wasser] erforderlich. Und dein Einwand, wieso denn das noch im Kruge befindliche Wasser vereinigt werden kann, [ist ebenfalls nichts,] denn beim Šabbath kommt es auf die Verwendbarkeit an, und dieses ist verwendbar.

Es wird gelehrt: Geronnener [Wein] im Quantum einer Olive

so R. Nathan. R. Joseph sagte: R. Nathan und R. Jose b. Jehuda lehrten dasselbe. R. Nathan das, was wir eben gesagt haben; R. Jose b. Jehuda, denn es wird gelehrt: R. Jehuda nannte sechs Fälle von Erleichterungen der Schule Šammajs und Erschwerungen der Schule Hillels: Das Blut eines Aases ist nach der Schule Šammajs rein und nach der Schule Hillels unrein. R. Jose b. R. Jehuda sagte: Auch nach der Schule Hillels ist das Blut nur im Quantum eines Viertellog unrein, da es geronnen die Größe einer Olive haben würde. Abajje erwiderte: Vielleicht ist dem nicht so; R. Nathan sagt dies nur da, beim Weine, daß nämlich ein Viertellog erforderlich sei, weil er dünn ist, beim Blute aber, das dick ist, ist für das Quantum einer Olive kein Viertellog erforderlich. Oder auch: R. Jose b. Jehuda sagt dies nur dort, beim Blute, daß nämlich für das Quantum einer Olive ein Viertellog ausreiche, weil es dick ist, beim Weine aber, der dünn ist, ist für das Quantum einer Olive mehr als ein Viertellog erforderlich, und man ist somit schuldig, auch wenn man weniger als das Quantum einer Olive hinausträgt.

MILCH IM QUANTUM EINES SCHLUCKES. Sie fragten: Heißt es Gemiá [Schluck] oder Gemia͑7? R. Naḥman b. Jiçḥaq erwiderte:8Laß mich doch ein wenig Wasser aus deinem, Kruge schlürfen [hagmiini]. Sie fragten ferner: Heißt es9 Garínin [Kerne] oder Gari͑nin? Raba b. U͑la erwiderte:

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10Vom Schätzungswerte abzuziehen11[venigra͑]. Sie fragten ferner: Heißt es12Ómemoth [verglimmende] oder O͑memoth? R. Jiçḥaq b. Evdämi erwiderte:13Zedern verdunkeln [a͑mamuhu] ihn nicht im Garten Gottes. Sie fragten ferner: Heißt es14meámçin [die Augen schließen] oder mea͑mcin? R. Ḥija b. Abba erwiderte im Namen R. Joḥanans: 15Er schließt [o͑çem] seine Augen, um das Böse nicht zu schauen.

Die Rabbanan lehrten: Wenn man Milch von einem Vieh im Quantum eines Schluckes hinausträgt, Frauenmilch oder Eiweiß, als für eine Einreibung erforderlich ist, Augensalbe, als man [für die Augen] mit Wasser einrührt16. R. Aši fragte: Soviel man einreiht, oder soviel [an den Fingern] kleben bleibt und man einreibt?

Dies bleibt unentschieden.

HONIG, ALS MAN AUF EINE WUNDE LEGT. Es wird gelehrt: Soviel man auf die Öffnung einer Wunde legt. R. Aši fragte: Ist unter Öffnung der Wunde die ganze Ausdehnung der Wunde zu verstehen, oder nur die oberste Spitze der Wunde, mit Ausschluß der ganzen Schwellung. Dies bleibt unentschieden.

R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Von allem, was der Heilige, gepriesen sei er, in seiner Welt erschaffen hat. hat er nichts unnötig erschaffen. Er erschuf die Schnecke gegen die Wunde; die Fliege gegen die Wespe; die Mücke gegen die Schlange; die Schlange gegen Krätze; die Spinne gegen den Skorpion.

Wie verfahre man dabei?

Man hole eine schwarze und eine weiße, koche sie zusammen ein und bestreiche damit17.

Die Rabbanan lehrten: Es gibt fünf Fälle von Furcht des Stärkeren vor dem Schwächeren: die Furcht des Löwen vor dem Maphgia͑18, die Furcht des Elefanten vor der Mücke, die Furcht des Skorpions vor der Spinne, die Furcht des Adlers vor der Schwalbe und die Furcht des Levjathan19vor dem Stichling. R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Hierauf deutet folgender Schriftvers:20Der Verwüstung aufblitzen läßtden Starken.

R. Zera traf R. Jehuda vor der Tür seines Schwiegervaters stehen und bemerkte, daß er heiteren Sinnes war, und wenn man ihn bezüglich aller Dinge der Welt gefragt hätte, würde er geantwortet haben. Da fragte er ihn: Weshalb gehen die Ziegen voran und die Lämmer hinterher? Dieser erwiderte: Wie bei der Weltschöpfung: vorher dunkel und nachher hell.

Weshalb sind diese bedeckt21und jene entblößt?

Von denen wir Bedeckung erhalten, sind bedeckt, von denen wir keine Bedeckung erhalten, sind entblößt.

Weshalb hat das Kamel einen kurzen Schwanz?

Weil es Dornen frißt22.

Weshalb hat der Ochse einen langen Schwanz?

Weil er sich auf den Wiesen aufhält und die Mücken verscheuchen muß.

Weshalb ist das Fühlhorn der Ameise weich?

Weil sie zwischen Weiden wohnt; wenn es hart wäre, könnte es abbrechen, und sie würde erblinden. Šemuél sagte nämlich: Wer eine Ameise blenden will, reiße ihr die Fühlhörner ab.

Weshalb ragt das [untere] Augenlid des Huhnes nach oben23über?

Weil es sich in der Höhe24aufhält, und wenn ihm der Rauch [in das Auge] dringen würde, könnte es erblinden.

Dasa [Tür]?

Durch dort25.

Darga [Treppe]?

Nach dem Dache.

Metukhlita [Tunke]?

Wann ist diese zu Ende?

Beta [Haus]?

Komm, setz dich hinein.

Biqta [Zelle]?

Ort der Enge.

Kuphta [Korb]?

Stülpe ihn um und setze dich.

Libne [Backsteine]?

[Dauerhaft] für Kindeskinder.

Huça [Zaun]?

Scheidewand. Haçaba [Krug]?

Der Wasser aus dem Flusse schöpft.

Kuza [Krüglein]?

Unbedeutendes.

Šoṭitha [Myrtenzweig26]?

Narrheit

Mešikhla [Becken]?

Wäscht alles.

Mešikhlata [kleines Becken]?

Worin die Braut sich wäscht.

Asitha [Mörser]?

Ausgehöhltes.

Bukhna [Mörserkeule]?

Komm, ich will damit schlagen.

Lebuša [Kleid]?

Keine Blöße.

Gelima [Mantel]?

Worin man formlos aussieht.

Goltha [Oberkleid]?

Lege ab und setze dich.

Porja [Bett]?

Auf dem man sich fortpflanzt.

Borzinka [leere Grube]?

Diese Grube ist rein.

Sudara [Hülle]?

27Der Rat des Herrn ist seinen Frommen zuteil.

Apadna [Landhaus]?

An dieser Tür wird Recht gepflegt.

Die Rabbanan lehrten: Drei nehmen an Kraft zu, je älter sie werden, und zwar: der Fisch, die Schlange und das Schwein.

ÖL, ALS MAN DAMIT EIN KLEINES GLIED SALBEN KANN. In der Schule R. Jannajs sagten sie: Öl, als man damit ein kleines Glied eines einen Tag alten Kindes salben kann. Man Λvandte ein: Öl, als man damit ein kleines Glied und das eines einen Tag alten Kindes salben kann. Doch wohl ein kleines Glied eines Erwachsenen oder ein großes Glied eines einen Tag alten Kindes!?

R. Jannaj kann dir erwidern: nein, er meint es wie folgt: Öl, als man damit ein kleines Glied eines einen Tag alten Kindes salben kann.

Es wäre anzunehmen, daß hierüber Tannaím streiten: Öl, als man damit ein kleines Glied und das eines einen Tag alten Kindes salben kann

so R. Šimo͑n b. Elea͑zar. R. Nathan sagt, als man damit ein kleines Glied salben kann. Ihr Streit besteht wahrscheinlich in folgendem: R. Šimo͑n b. Elea͑zar ist der Ansicht: ein kleines Glied eines Kindes, und R. Nathan ist der Ansicht: ein kleines Glied eines Erwachsenen oder ein großes Glied eines Kindes, nicht aber ein kleines Glied eines einen Tag alten Kindes.

Nein, alle stimmen überein, daß ein kleines Glied eines einen Tag alten Kindes nicht ausreiche, und niemand ist der Ansicht R. Jannajs, ihr Streit aber besteht in folgendem: R. Šimo͑n b. Elea͑zar

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ist der Ansicht, ein kleines Glied eines Erwachsenen und ein großes Glied eines einen Tag alten Kindes gleichen einander, und R. Nathan ist der Ansicht, nur ein kleines Glied eines Erwachsenen, nicht aber ein großes Glied eines einen Tag alten Kindes.

Wie bleibt es damit?

Komm und höre: Es wird gelehrt: R. Šimo͑n b. Elea͑zar sagt, Öl, als man damit ein kleines Glied eines einen Tag alten Kindes salben kann.

WASSER, ALS MAN ZUM EINRÜHREN DER AUGENSALBE BRAUCHT. Abajje sagte: Merke, bei allem, was eine öftere und eine seltenere Verwendung hat, richten sich die Rabbanan28nach der öfteren, auch erleichternd, und wenn die Häufigkeit der Verwendungen gleich ist, richten sich die Rabbanan nach der Verwendung, die erschwerend ist. Beim Weine, der häufiger als Getränk und selten als Heilmittel verwendet wird, richten sich die Rabbanan nach seiner Verwendung als Getränk, erleichternd; bei der Milch, die häufiger als Genußmittel und selten als Heilmittel verwendet wird, richten sich die Rabbanan nach ihrer Verwendung als Genußmittel, erleichternd; beim Honig, der häufig als Genußmittel und häufig als Heilmittel verwendet wird, richten sich die Rabbanan nach seiner Verwendung als Heilmittel, erschwerend. Weshalb nun richten sich die Rabbanan beim Wasser nach seiner Verwendung als Heilmittel, wo es doch als Getränk häufig und als Heilmittel selten verwendet wird!? Abajje erwiderte: Dies wurde in Galiläa gelehrt29. Raba erwiderte: Dies kann auch von anderen Ortschaften gelten, und zwar nach Šemuél, denn Šemuél sagte: Alle Flüssigkeiten heilen [das Auge], verdunkeln es aber, ausgenommen Wasser, das heilt und es nicht verdunkelt.

ALLE ANDEREN FLÜSSIGKEITEN IM QUANTUM EINES VIERTELLOG. Die Rabbanan lehrten: Blut und alle anderen Flüssigkeiten im Quantum eines Viertellog; R. Šimo͑n b. Elea͑zar sagt, Blut, als man zum Pinseln eines Auges braucht, denn damit pinselt manden Augenfleck.

Welches [Blut] verwendet man dafür?

Das Blut der Auerhenne. R. Šimo͑n b. Gamliél sagt, Blut, als man zum Pinseln eines Auges braucht, denn damit pinselt man den Star.

Welches [Blut] verwendet man dafür?

Das Blut der Fledermaus30. Als Merkzeichen: Inneres gegen Inneres, Äußeres gegen Äußeres31. Dies gilt nur vom Hinaustragen, wegen des Verwahrens aber ist man bei jedem Quantum schuldig. R. Šimo͑n sagt, dies gelte nur vom Verwahren, wegen des Hinaustragens aber ist man nur bei einem Viertellog schuldig. Die Weisen pflichten jedoch R. Šimo͑n bei, daß beim Hinaustragen von Ausgußwasser auf öffentliches Gebiet ein Viertellog erforderlich sei.

Der Meister sagte: Dies gilt nur vom Hinaustragen, wegen des Verwahrens aber ist man bei jedem Quantum schuldig. Ist denn aber der Verwahrende nicht zugleich Hinaustragender!? Abajje erwiderte: Hier handelt es sich um den Fall, wenn ein Meister zu seinem Lehrling gesagt hat: Geh, mache mir den Platz für die Mahlzeit frei, und dieser ging und ihn frei machte. Ist es eine Sache, die für jedermann einen Wert hat, so ist er dieserhalb schuldig, ist es eine Sache, die nicht für jedermann einen Wert hat, so ist er nur dann schuldig, wenn sein Meister sie verwahrt, wenn nicht, so ist er nicht schuldig.

Der Meister sagte: Die Weisen pflichten jedoch R.Šimo͑n bei, daß beim Hinaustragen von Ausgußwasser auf öffentliches Gebiet ein Viertellog erforderlich sei. Wofür ist Ausgußwasser verwendbar? R. Jirmeja erwiderte: Zum Kneten von Lehm.

Es wird ja aber gelehrt: Lehm, als man daraus eine Mündung für einen Schmelztiegel machen kann!?

Das ist kein Widerspruch; dies, wenn er bereits geknetet ist, jenes, wenn er noch nicht geknetet ist, denn niemand macht sich die Mühe, Lehm zu kneten, als für die Mündung eines Schmelztiegels nötig ist.

ii WER EINEN STRICK HINAUSTRÄGT, SO GROSS, ALS MAN EINE HANDHABE AN EINEN KORB MACHEN KANN; BINSEN, ALS MAN EINEN HENKEL AN EIN FEINES ODER GROBES SIEB MACHEN KANN; R. JEHUDA SAGT, ALS MAN EINEM KINDE ZU EINEM SCHUH MASS NEHMEN KANN; PAPIER, ALS MAN DARAUF EINE ZOLLMARKE SCHREIBEN KANN

WER NÄMLICH EINE ZOLLMARKE HINAUSTRÄGT. IST SCHULDIG; RADIERTES PAPIER, ALS MAN DIE MÜNDUNG EINES

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KLEINEN RIECHFLÄSCHCHENS UMWICKELN KANN. iii HAUT, ALS MAN DARAUS EIN AMULETT MACHEN KANN; DIXESTOS32, ALS MAN DARAUF EINE MEZUZA SCHREIBEN KANN; QLAPH, ALS MAN DARAUF DEN KLEINEN ABSCHNITT DER TEPHILLIN, NÄMLICH »HÖRE JISRAÉL«, SCHREIBEN KANN; TINTE, ALS MAN DAMIT ZWEI BUCHSTABEN SCHREIBEN KANN; STIBIUM, ALS MAN DAMIT EIN AUGE SCHMINKEN KANN. iv LEIM, ALS MAN IHN AUF DIE SPITZE DER LEIMRUTE STREICHEN KANN; PECH ODER SCHWEFEL, ALS MAN DARIN EIN LOCH33MACHEN KANN; WACHS, ALS MAN DAMIT EIN KLEINES LOCH VERSTOPFEN KANN; TON, ALS ZUR MÜNDUNG EINES SCHMELZTIEGELS DER GOLDSCHMIEDE NÖTIG IST; R. JEHUDA SAGT, ALS MAN DARAUS EIN HERDGESTELL MACHEN KANN. KLEIE, ALS MAN AUF DIE MÜNDUNG DES SGHMELZTIEGELS DER GOLDSCHMIEDE LEGT; KALK, ALS MAN DAS KLEINSTE AN EINEM MÄDCHEN BESTREICHEN KANN34; R. JEHUDA SAGT, ALS MAN DEN HAARWUCHS [ENTFERNEN] KANN; R. NEḤEMJA SAGT, DASS MAN DIE SCHLÄFE BESTREICHEN KANN.

GEMARA. Man sollte ja auch wegen eines Strickes schuldig sein, wenn er so groß ist, als man daraus einen Henkel an ein feines oder grobes Sieb machen kann!?

Da ein solcher das Gerät durchreibt, so fertigt man ihn daraus nicht an.

Die Rabbanan lehrten: Palmblätter, als man daraus eine Handhabe an einen Korb aus Weidenruten anfertigen kann; Bast, wie manche sagen, als man auf die Mündung eines kleinen Trichters legen kann, um Wein zu seihen; Fett, als man unter einen kleinen Fladen streichen kann.

Von welcher Größe?

Von der eines Sela͑.

Es wird ja aber gelehrt, von der einer getrockneten Feige!?

Beide haben dasselbe Quantum. Watte, als man daraus ein kleines35Bällchen machen kann.

Von welcher Größe? Von der einer Nuß.

PAPIER, ALS MAN DARAUF EINE ZOLLMARKE SCHREIBEN KANN. Es wird gelehrt: Welche Größe hat die Zollmarke? Zwei Zollmarkenbuchstaben36.

Ich will auf einen Widerspruch hinweisen : Wer unbeschriebenes Papier hinausträgt, ist, falls man darauf zwei Buchstaben schreiben kann, schuldig, falls nicht, frei!? R. Šešeth erwiderte: Unter »zwei Buchstaben« sind eben die einer Zollmarke zu verstehen. Raba erwiderte: Zwei unserer Buchstaben und der Rand zum Anfassen, dies gleicht einer Zollmarke. Man wandte ein: Wer ein Stück radiertes Papier oder einen bezahlten Schuldschein hinausträgt, ist, falls man noch auf dem Rande zwei Buchstaben schreiben oder mit dem ganzen die Mündung eines Riechfläschchens umwickeln kann, schuldig, falls nicht, frei. Erklärlich ist dies nach R. Šešeth, welcher sagt, unter »zwei Buchstaben« seien zwei Zollmarkenbuchstaben zu verstehen, nach Raba aber, welcher sagt, zwei unserer Buchstaben und der Rand zum Anfassen, was einer Zollmarke gleicht; hierbei ist ja kein Rand zum Anfassen erforderlich37!?

Ein Einwand.

Die Rabbanan lehrten: Wer eine Zollmarke hinausträgt, ist, wenn er sie dem Zöllner noch nicht vorgezeigt hat, schuldig, und wenn er sie dem Zöllner bereits vorgezeigt hat, frei; R. Jehuda sagt, auch wenn er sie dem Zöllner bereits gezeigt hat, sei er schuldig, weil er sie noch gebrauchen kann. –Worin besteht ihr Streit? Abajje erwiderte: ihr Streit besteht darin, ob man sie wegen der umherstreifenden Zollwächter aufhebt. Raba erwiderte: Ein Streit besteht zwischen ihnen bezüglich des Oberzöllners und Unterzöllners38. R. Aši erwiderte: Ein Streit besteht zwischen ihnen bezüglich eines [fremden] Zöllners; denn er zeigt sie aucli einem fremden Zöllner vor, indem er spricht: Sieh, ich bin ein Mann, der den Zoll entrichtet.

Die Rabbanan lehrten: Wenn jemand einen unbezahlten Schuldschein hinausträgt, so ist er schuldig, wenn einen bezahlten, so ist er frei; R. Jehuda sagt, auch wegen eines bezahlten sei er schuldig, weil er ihn noch gebrauchen kann.

Worin besteht ihr Streit? R. Joseph erwiderte: Ihr Streit besteht darin, ob es verboten sei, einen bezahlten Schuldschein aufzubewahren. Die Rabbanan sind der Ansicht, es sei verboten, einen bezahlten Schuldschein aufzubewahren, und R. Jehuda ist der Ansicht, es sei erlaubt, einen bezahlten Schuldschein aufzubewahren. Abajje sagte: Alle stimmen überein, es sei verboten, einen bezahlten Schuldschein aufzubewahren, sie streiten vielmehr, ob derjenige, der zugibt, den Schuldschein ausgestellt zu haben, [die Schuld] auch bestätigen39muß. Der erste Tanna ist der Ansicht, wer zugibt, den Schuldschein ausgestellt zu haben, müsse [die Schuld] auch bestätigen, und R. Jehuda ist der Ansicht, wer zugibt, den Schuldschein ausgestellt zu haben, brauche [die Schuld] nicht zu bestätigen. [Die Worte] »unbezahlt« und »bezahlt« sind zu erklären, wenn der Schuldner gesagt hat, er habe ihn bezahlt, beziehungsweise er

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habe ihn nicht bezahlt. Raba sagte: Alle stimmen überein, daß derjenige, der zugibt, den Schuldschein ausgestellt zu haben, ihn auch bestätigen muß, hier aber streiten sie, ob man eine Quittung schreibe. Der erste Tanna ist der Ansicht, man schreibe eine Quittung, und R. Jehuda ist der Ansicht, man schreibe keine Quittung. R. Aši erwiderte: [Der Schuldner] kann ihn einem anderen Gläubiger vorzeigen und sagen: Sieh, ich bin ein Mann, der Schulden bezahlt40.

HAUT, ALS MAN DARAUS &C. MACHEN KANN. Raba fragte R. Naḥman: Welche [Größe] ist beim Hinaustragen von Haut festgesetzt? Dieser erwiderte: Wie wir gelernt haben: Haut, als man daraus ein Amulett machen kann.

[Welche für das Gerben? Dieser erwiderte: Kein Unterschied.]

Welche für die zum Gerben bestimmte? Dieser erwiderte: Kein Unterschied.

Woher entnimmst du dies?

Wie wir gelernt haben: Für das Bleichen, Zupfen, Färben und Spinnen gilt die Länge eines doppelten Siṭ; für das Weben zweier Fäden die Länge eines doppelten Siṭ. Demnach gilt dabei, da es zum Spinnen bestimmt ist, das Maß des Gesponnenen, ebenso gilt auch hierbei, da es zum Gerben bestimmt ist, das Maß des Gegerbten.

Welche für die ungegerbte und nicht zum Gerben bestimmte? Dieser erwiderte: Kein Unterschied.

Ist denn zwischen gegerbt und ungegerbt nicht zu unterscheiden, dagegen ist ja einzuwenden: Wer eingeweichte Farbstoffe hinausträgt, als man damit ein Stück Wolle zur Probe färben kann. Von uneingeweichten Farbstoffen aber haben wir gelernt: Schalen von Nüssen und Granatäpfeln, Waid und Krapp, als man ein kleines Tuch an einer Haube färben kann!?

Hierzu wurde bereits gelehrt: R. Naḥman erklärte dies im Namen des Rabba b. Abuha: Weil niemand sich bemüht, Farbstoffe einzuweichen, um ein Stückchen Wolle zur Probe zu färben.

Aber von Gartensaaten, bevor man sie gesäet hat, haben wir gelernt: Gartensaaten unter dem Quantum einer getrockneten Feige, R. Jehuda b. Bethera sagt, fünf [Saatkörner], und von solchen, die bereits gesäet sind, haben wir gelernt: Dung und feinen Sand, als man einen Kohlstengel düngen kann

so R. A͑qiba; die Weisen sagen, als man einen Lauchstengel düngen kann!?

Hierzu wurde bereits gelehrt: R. Papa erklärte dies: Das eine, wenn man bereits gesäet, das andere, wenn man noch nicht gesäet hat, weil niemand sich bemüht, ein Saatkorn zur Aussaat hinauszubringen.

Aber vom Lehm, bevor man ihn geknetet hat, [ist ja einzuwenden]: Es wird gelehrt, die Weisen pflichten R. Šimo͑n bei, daß beim Hinaustragen von Ausgußwasser auf öffentliches Gebiet ein Viertellog erforderlich sei, und auf unsere Frage, welche Verwendung das Ausgußwasser habe, erwiderte R. Jirmeja: Zum Kneten von Lehm. Vom gekneteten Lehm aber haben wir gelernt: Lehm, als man daraus eine Mündung für einen Schmelztiegel machen kann!?

Da ebenso, wie wir erklärt haben: weil niemand sich bemüht, Lehm zu kneten, als für die Mündung eines Schmelztiegels nötig ist.

Komm und höre: R. Ḥija b. Ami sagte im Namen U͑las: Es gibt dreierlei Häute: Rohhaut, Ḥippa und Diphtera. Rohhaut in des Wortes Bedeutung: die weder mit Salz noch mit Mehl noch mit Galläpfeln gegerbt ist.

Welches ist ihre Größe41? R. Šemuél b. R. Jehuda lehrte: Als zum Einwickeln eines kleinen Gewichtes ausreicht.

Welches [Gewicht]? Abajje erwiderte: Ein Viertel eines pumbedithensischen Viertels. Ḥippa, die mit Salz, nicht aber mit Mehl und Galläpfeln gegerbt ist.

Welches ist ihre Größe42?

Wie wir gelernt haben: Haut, als man daraus ein Amulett machen kann. Diphtera, die mit Salz und Mehl, aber nicht mit Galläpfeln gegerbt ist.

Welches ist ihre Größe43?

Daß man darauf einen Scheidebrief schreiben kann. Er lehrt also: als zum Einwickeln eines kleinen Gewichtes ausreicht, und Abajje erklärte, ein Viertel eines pumbedithensischen Viertels!?

Dies gilt von einer noch feuchten Haut44.

Wir haben ja aber gelernt, Kleiderstoff von drei zu drei [Handbreiten sei verunreinigungsfähig] durch Auftreten, Sackzeug von vier zu vier, Haut von fünf zu fünf, Matte von sechs zu sechs, sowohl durch Auftreten als auch durch eine Leiche. Hierzu wird gelehrt, die Größe beim Gewande, beim Sacke und bei der Haut bezüglich der Unreinheit, gelte auch bezüglich des Hinaustragens!? –Da handelt es sich um ein Teppichfell45.

QLAPH, ALS MAN DARAUF DEN KLEINSTEN ABSCHNITT [DER TEPHILLIN]

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SCHREIBEN KANN. Ich will auf einen Widerspruch hinweisen: Qlaph und Dixeslos, als man darauf eine Mezuza schreiben kann!?

Unter »Mezuza« ist die Mezuza der Tephillin46zu verstehen.

Nennt man denn die Tephillin Mezuza?

Allerdings, es wird auch gelehrt: Die Riemen samt den Tephillin verunreinigen die Hände47, diese allein verunreinigen die Hände nicht. R. Šimo͑n b. Jehuda sagte im Namen R. Šimo͑ns, wer den Riemen berührt, sei rein, es sei denn, er berührt die Kapsel selbst. R. Zakkaj sagt in dessen Namen, er sei auch dann rein, es sei denn, er berührt die Mezuza selbst.

Wenn er aber im Schlußsatze lehrt, Qlaph, als man darauf den kleinsten Abschnitt der Tephillin, nämlich »Höre Jisraél« schreiben kann, so spricht ja wohl der Anfangssatz von einer wirklichen Mezuza!?

So meint er es: welche Größe gilt für Qlaph und Dixestos? Dixestos, als man darauf eine Mezuza schreiben kann, Qlaph, als man darauf den kleinsten Abschnitt der Tephillin, nämlich »Höre Jisraél« schreiben kann.

Rabh sagte: Dixestos gleicht dem Qlaph: wie man Tephillin auf Qlaph schreibt, ebenso schreibe man Tephillin auf Dixestos.

Wir haben gelernt: Qlaph, als man darauf den kleinsten Abschnitt der Tephillin, nämlich »Höre Jisraél« schreiben kann. Nur Qlaph und nicht Dixestos!?

Darauf ist es bevorzugter.

Komm und höre: Es ist eine dem Moše am Sinaj überlieferte Halakha, daß die Tephillin auf Qlaph und die Mezuza auf Dixestos [zu schreiben seien]; auf Qlaph auf die Fleischseite, auf Dixestos auf die Haarseite!?

Dies ist bevorzugter.

Es wird ja aber gelehrt, wenn umgekehrt, sei es unbrauchbar!?

Dies gilt von der Mezuza.

Es wird ja aber gelehrt, wenn diese oder jene umgekehrt, so ist es unbrauchbar!?

Beides gilt von der Mezuza; entweder wenn man auf Qlaph auf die Haarseile geschrieben hat, oder auf Dixestos auf die Fleischseite. Wenn du aber willst, sage ich: wenn diese oder jene umgekehrt, streiten Tannaím, denn es wird gelehrt: Wenn diese oder jene umgekehrt, so ist es unbrauchbar; R. Aḥa erklärt es im Namen des R. Aḥi b. Ḥanina, und wie manche sagen, im Namen des R. Ja͑qob b. R. Ḥanina, für brauchbar. R. Papa erwiderte: Rabh vertritt die Ansicht des Tanna der Schule Menašes, denn ein Tarma der Schule Menašes lehrte: Hat man sie auf Papier oder auf einen Fleck geschrieben, so ist sie unbrauchbar; hat man sie auf Qlaph, auf Gevil oder auf Dixestos geschrieben, so ist sie brauchbar. Was geschrieben: wollte man sagen, eine Mezuza, so darf man ja keine Mezuza auf Qlaph schreiben, wahrscheinlich doch Tephillin.

Darf man denn, nach deiner Erklärung, Tephillin auf Gevil schreiben!? Diese Lehre bezieht sich vielmehr auf eine Torarolle.

Aus folgendem wäre für ihn eine Stütze zu erbringen: Desgleichen darf man aus alten Tephillin oder aus einer alten Torarolle keine Mezuza machen, weil man nichts aus einem höheren Grade der Heiligkeit in einen niedrigeren herabsetzen darf. Also nur aus dem Grunde, weil man nicht herabsetzen darf, wäre dies aber erlaubt, so dürfte man sie daraus wohl machen. Doch wohl, wenn sie auf Dixestos geschrieben ist. – Nein, wenn sie auf Qlaph geschrieben ist.

Darf man denn eine Mezuza auf Qlaph schreiben!?

Freilich.

Es wird ja aber gelehrt, daß, wenn man sie auf Qlaph, auf Papier oder auf einen Fleck geschrieben hat, sie unbrauchbar sei!?

R. Šimo͑n b. Elea͑zar erzählte, R. Meír schrieb sie auf Qlaph, weil dieses haltbarer ist.

Jetzt nun, wo du zu dieser [Erklärung] gekommen bist, so sage auch nachRabh nicht, Dixestos gleiche dem Qlaph, sondern Qlaph gleiche dem Dixestos: wie man die Mezuza auf Dixestos schreibt, ebenso schreibe man sie auf Qlaph.

TINTE, ALS MAN &C. SCHREIBEN KANN. Es wird gelehrt: Für zwei Buchstaben

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Tinte, für zwei Buchstaben an der Feder, für zwei Buchstaben im Schreibzeug48. Raba fragte: Wie ist es, wenn Tinte für einen Buchstaben, für einen Buchstaben an der Feder und für einen Buchstaben im Schreibzeug?

Dies bleibt unentschieden.

Raba sagte: Wer [Tinte für] zwei Buchstaben hinausträgt und diese im Gehen niederschreibt, ist schuldig, da für diese das Niederschreiben ein Niederlegen49ist.

Ferner sagte Raba: Wer [Tinte für] einen Buchstaben hinausträgt und diesen niederschreibt, dann wieder [Tinte für] einen Buchstaben hinausträgt und diesen niederschreibt, ist frei, und zwar aus dem Grunde, weil zur Zeit, da er [für] den zweiten hinausträgt, das Quantum des ersten reduziert worden ist50.

Ferner sagte Raba: Wenn jemand [etwas im Quantum] einer halben Dörrfeige hinausgetragen und niedergelegt, dann wiederum [im Quantum] einer halben Dörrfeige hinausgetragen und niedergelegt hat, so wird das erste als fortgenommen oder verbrannt betrachtet, und er ist frei.

Weshalb denn, es liegt ja noch!? –Er meint es wie folgt: hat er das erste zurück aufgehoben, bevor er das zweite niedergelegt hat, so wird das erste als fortgenommen oder verbrannt betrachtet, und er ist frei.

Ferner sagte Raba: Wenn jemand [etwas im Quantum] einer halben Dörrfeige hinausgetragen und niedergelegt, dann wiederum [im Quantum] einer halben Dörrfeige hinausgetragen und über dem ersten gehalten hat, so ist er schuldig.

Weshalb denn, es hat ja nicht gelegen!?

Wenn er es innerhalb dreier [Handbreiten vom Boden] gehalten hat.

Raba sagte ja aber, nach den Rabbanan müsse auch innerhalb dreier [Handbreiten] der Gegenstand auf etwas liegen51!?

Das ist kein Einwand; das eine, wenn man ihn wirft, das andere, wenn man ihn trägt.

Die Rabbanan lehrten: Wenn jemand bei einem Entfallen [etwas im Quantum] einer halben Dörrfeige hinausträgt und wiederum [etwas im Quantum] einer halben Dörrfeige hinausträgt, so ist er schuldig, wenn bei zweimaligem Entfallen52, so ist er frei. R. Jose sagt, wenn bei einem Entfallen in ein Gebiet, sei man schuldig, wenn in zwei53Gebiete, sei man frei. Rabba sagte: Dies nur, wenn zwischen ihnen [ein Gebiet liegt], dessentwegen man ein Sündopfer schuldig ist, nicht aber, wenn ein Neutralgebiet. Abajje sagte: Auch wenn ein Neutralgebiet, nicht aber, wenn ein Brett54. Raba sagte: Auch wenn ein Brett. Raba vertritt hierbei seine Ansicht, denn Raba sagte: Die Gebietsbestimmungen bezüglich des Šabbaths gleichen den Gebietsbestimmungen bezüglich der Scheidebriefe.

STIBIUM, ALS MAN DAMIT EIN AUGE SCHMINKEN KANN. Man schminkt ja aber nicht ein Auge!? R. Hona erwiderte: Die keuschen [Frauen]55 schminken nur ein Auge. Man wandte ein: R.Šimo͑n b. Elea͑zar sagt, Stibium als Heilmittel, als man für ein Auge braucht, als Putzmittel, als man für beide Augen braucht!? Hillel, Sohn des R. Šemuél b. Naḥmani, erklärte dies: Diese Lehre spricht von Kleinstädterinnen56.

WACHS, ALS MAN DAMIT EIN KLEINES LOCH VERSTOPFEN KANN. Es wird gelehrt: Daß man damit ein kleines Loch eines Weingefäßes57 verstopfen kann.

LEIM, ALS MAN IHN AUF DIE SPITZE DER LEIMRUTE STREICHEN KANN. Es wird gelehrt: Soviel, als man ihn auf die Spitze der Leimrute, die an der Spitze des Vogelfängerrohres angebracht ist, streichen kann.

PECH ODER SCHWEFEL, ALS &C. MACHEN KANN. Es wird gelehrt: Soviel, als man darin ein kleines Loch machen kann.

TON, ALS ZUR MÜNDUNG EINES SCHMELZTIEGELS [DER GOLDSCHMIEDE] NÖTIG IST &C. Demnach ist das Quantum R. Jehudas größer, während wir ja wissen, daß das Quantum der Rabhanan größer ist!? Wir haben nämlich gelernt: R. Jehuda sagt, als man einem Kinde zu einem Schuh Maß nehmen kann.

Sage, als man [die Risse] des Gestells eines kleinen Herdes verschmieren kann.

KLEIE, ALS MAN AUF DIE MÜNDUNG DES SCHMELZTIEGELS DER GOLDSCHMIEDE LEGT. Die Rabbanan lehrten: Wenn man soviel Haar hinausträgt,

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als man damit Lehm kneten kann; Lehm, als man eine Mündung am Schmelztiegel der Goldschmiede machen kann.

KALK, ALS MAN &C. BESTREICHEN KANN. Es wird gelehrt: Als man den kleinen Finger eines Mädchens bestreichen kann.

R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Wenn die jisraélitischen Töchter vorzeitig entwickelt58sind, so bestreiche man sie, wenn sie arm sind, mit Kalk, wenn sie reich sind, mit feinem Mehl, und Fürstentöchter mit Myrrhenöl, wie es heißt:59sechs Monate mit Myrrhenöl.

Was ist Myrrhenöl? R. Hona b. Ḥija erwiderte: Stakte60. R. Jirmeja b. Abba sagte: Öl aus Oliven, die noch kein Drittel [der Reife] erlangt haben. Es wird gelehrt: R. Jehuda sagte: Omphakinon61ist ein Öl aus Oliven, die noch kein Drittel [der Reife] erlangt haben.

Weshalb schmiert man sich damit?

Es entfernt das Haar und macht die Haut geschmeidig.

R. Bebaj hatte eine Tochter, die sich [damit] jedes Glied besonders salbte, und er erhielt für sie vierhundert Zuz. In seiner Nachbarschaft wohnte ein Nichtjude, der eine Tochter hatte, die sich mit einem Male salbte, und sie starb. Da sprach er: R. Bebaj hat meine Tochter getötet. R. Naḥman sagte: Die Töchter R. Bebajs, der berauschende Getränke trinkt, benötigen des Salbens, unsere Töchter bedürfen des Salbens nicht, da wir keine berauschenden Getränke trinken.

R. JEHUDA SAGT, ALS MAN DEN HAARWUCHS [ENTFERNEN] KANN. Was ist unter Haarwuchs und was ist unter Schläfe zu verstehen? Rabh erwiderte: [Das Haar] der Oberschläfe und das der Unterschläfe.

Demnach ist das Quantum R. Jehudas größer, während wir ja wissen, daß das Quantum der Rabbanan größer ist!?

Seines ist kleiner als das der Rabbanan, größer aber als das des R. Neḥemja. Man wandte ein: Rabbi sagte: Einleuchtend sind die Worte R. Jehudas bezüglich eingerührten Kalkes und die Worte R. Neḥemjas bezüglich des Eierkalkes. Wieso kannst du nun Oberschläfe und Unterschläfe erklären, beide werden ja mit eingerührtem Kalke bestrichen!? Vielmehr, sagte R. Jiçḥaq, in der Schule R. Amis erklärte man es mit Andipa62.

R. Kahana wandte ein; Wirft denn jemand sein Geld fort63!? Vielmehr, sagte R. Kahana, darunter sind Meßkerben64zu verstehen. Wir haben nämlich gelernt: Am Hin65waren Kerben: bis hier für einen Farren, bis hier für einen Widder, bis hier für ein Lamm. Wenn du aber willst, sage ich: Unter Haarwuchs ist der der Stirn zu verstehen. So sagte einst ein Galiläer, als man ihn aufforderte, etwas über die Sphärenkunde vorzutragen: Ich will euch vortragen, was R. Neḥemja einem Genossen vorgetragen hat. Da kam eine Hornisse aus der Wand und stach ihn in die Stirn [Andipi]. Da sprachen sie : Er selbst hat dies verschuldet.

v SIEGELTON, ALS MAN ZUM SIEGELN VON WARENSÄCKEN BRAUCHT

SO R. A͑QIBA; DIE WEISEN SAGEN, ALS MAN ZUM SIEGELN EINES BRIEFES BRAUCHT. DUNG UND FEINEN SAND, ALS MAN DAMIT EINEN KOHLSTENGEL DÜNGEN KANN

SO R. A͑QIBA; DIE WEISEN SAGEN, ALS MAN EINEN LAUGHSTENGEL DÜNGEN KANN. GROBEN SAND, ALS MAN AUF EINE MAURERKELLE TUT. ROHR, ALS MAN DARAUS EIN SCHREIBROHR MACHEN KANN; GROBES ODER ZERPLATZTES, ALS MAN DAMIT EIN LEICHTES, BEREITS IN DER PFANNE ZERSCHLAGENES EI KOCHEN KANN.

GEMARA. ALS MAN AUF EINE MAURERKELLE TUT. Es wird gelehrt: Als man auf die Kelle der Kalkanstreicher tut. Wer lehrte, daß Sand gut für den Kalk ist? R. Ḥisda erwiderte: Es ist R. Jehuda, denn es wird gelehrt: Niemand tünche sein Haus mit Kalk66, es sei denn, man hat ihn mit Stroh oder Sand vermengt; R. Jehuda sagt, mit Stroh sei es erlaubt, mit Sand aber verboten, weil man ihn dadurch festigt. Raba sagte: Du kannst auch sagen, es seien die Rabbanan, denn in der Verschlechterung besteht die Verbesserung67.

ROHR, ALS MAN DARAUS EIN SCHREIBROHR MACHEN KANN. Es wird gelehrt: Ein Schreibrohr, das bis zu den Fingergelenken reicht. R. Aši fragte: Bis zum Obergelenk oder bis zum Untergelenk?

Dies bleibt unentschieden.

GROBES &C. Es wird gelehrt: In der Pfanne mit Öl durchgerührt. Mar, der Sohn Rabinas, sprach zu seinem Sohne: Hast du vielleicht gehört, welches unter »leichtes Ei« zu verstehen ist? Dieser erwiderte: Das Ei der Turteltaube.

Wieso?

Weil es klein ist.

Vielleicht gar das eines Singvögelchens!? Da schwieg er. Jener fragte: Hast du etwas hierüber gehört? Dieser erwiderte: R. Šešeth erklärte, ein Hühnerei, und es heißt deshalb »leichtes Ei«, weil die Weisen erklärt haben, kein Ei werde schneller gar als ein Hühnerei.

Weshab aber sind alle Größen bezüglich des Šabbaths auf das Quantum einer Dörrfeige, hier aber auf das eines Eies festgesetzt worden? R. Nahman erwiderte: Das Quantum einer Dörrfeige von einem leichten Ei68.

vi KNOCHEN, ALS MAN DARAUS EINEN LÖFFEL MACHEN KANN; R. JEHUDA SAGT,

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ALS MAN DARAUS EINEN SCHLÜSSELZAPFEN MACHEN KANN. GLAS, ALS MAN DAMIT DIE SPITZE DES WEBESPATELS BESCHABEN KANN; EINE SCHOLLE ODER EINEN STEIN, ALS MAN NACH EINEM VOGEL WERFEN KANN. R. ELEA͑ZAR B. JA͑QOB SAGT, ALS MAN NACH EINEM VIEH WERFEN KANN.

GEMARA. Demnach ist das Quantum R. Jehudas größer, während wir ja wissen, daß das Quantum der Rabbanan größer69ist!? U͑la erwiderte: Hier sind nur die Zapfen des Schlüssels gemeint. Die Rabbanan lehrten: Die Zapfen des Schlüssels sind rein; hat man sie aber in den Schlüssel eingesetzt, so sind sie verunreinigungsfähig. Die einer Pforte sind rein, selbst wenn sie an die Tür angebracht und mit Nägeln befestigt sind, denn alles, was an einem Grundstücke befestigt ist, gleicht dem Grundstücke.

GLAS, ALS MAN DAMIT &C. BESCHABEN KANN. Es wird gelehrt: Glas, als man damit zwei Fäden mit einem Male durchschneiden kann.

EINE SCHOLLE ODER EINEN STEIN, ALS MAN NACH EINEM VOGEL WERFEN KANN; R. ELEA͑ZAR &C. R. Ja͑qob sagte im Namen R. Joḥanans: Jedoch nur, wenn er [den Wurf] spürt.

Welches Quantum ist dazu erforderlich?

Es wird gelehrt: R. Elie͑zer b. Ja͑qob sagt, das Gewicht von zehn Zuz.

Einst kam Zonin ins Lehrhaus und fragte: Meine Lehrer, welche Größe ist für die Steinchen des Abortes70festgesetzt? Diese erwiderten ihm: in der Größe einer Olive, einer Nuß71und eines Eies. Da sprach er zu ihnen: Soll man etwa eine Wage mitnehmen? Darauf stimmten sie ab und setzten fest: Eine Handvoll. Es wird gelehrt: R. Jose sagt, in der Größe einer Olive, einer Nuß und eines Eies; R. Šimo͑n b. R. Jose sagt im Namen seines Vaters, eine Handvoll.

Die Rabbanan lehrten: Drei eckige Steine darf man am Šabbath auf den Abort tragen.

In welcher Größe? R. Meír sagt, in der einer Nuß; R. Jehuda sagt, in der eines Eies. Raphram b. Papa sagte im Namen R. Ḥisdas: Den Streit, den sie hier fähren, führen sie auch bezüglich des Etrog72.

Da ist es ja eine Misna, hier aber nur eine Barajtha!?

Vielmehr, denselben Streit, den sie bezüglich des Etrog führen, führen sie auch hier. R. Jehuda sagte: Jedoch keine Scholle. –Was für eine Scholle? R. Zera erwiderte : Eine babylonische Erdscholle.

Raba sagte: Man darf sich am Šabbath [beim Stuhlgang] nicht mit einer Scholle betasten, wie man dies am Wochentage tut. Mar Zuṭra wandte ein: Sollte man sich etwa der Gefahr73aussetzen!?

[Man tue dies] auf ungewöhnliche Weise. R. Jannaj sagte: Hat man einen bestimmten Abort, so darf man eine Handvoll mitnehmen, wenn aber nicht, nur in der Größe des Fußes eines kleinen Gewürzmörsers. R. Šešeth sagte: Befindet sich daran Schmutz, so ist es erlaubt. Man wandte ein: Zehn Dinge bringen dem Menschen Unterleibsschmerzen, und zwar: wenn man Rohrlaub, Weinlaub, Weinranken, das papillöse Fleisch des Viehs ohne Salz, das Rückgrat des Fisches oder einen nicht genügend gekochten gesalzenen Fisch ißt, wenn man Weinhefe trinkt, wenn man sich mit Kalk oder einer Scherbe, oder mit einer Scholle, die sein Nächster benutzt hat, abwischt, und manche sagen, auch wenn man [mehr als nötig] im Aborte kauert!?

Das ist kein Widerspruch; dies, wenn feucht, jenes, wenn trocken. Wenn du willst, sage ich: dies, wenn mit derselben Seite, jenes, wenn mit der anderen Seite. Wenn du aber willst, sage ich: jenes, wenn er selber sie benutzt hat, dieses, wenn ein anderer sie benutzt hat. Abajje fragte R. Joseph: Wie ist es, wenn Regen darauf gekommen ist und ihn fortgespült hat? Dieser erwiderte: Wenn noch Spuren vorhanden sind, so ist es erlaubt. Rabba b. R. Šila fragte R. Ḥisda: Darf man sie auch aufs Dach mitnehmen? Dieser erwiderte: Die

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Ehre des Menschen ist so bedeutend, daß sie auch ein Verbot der Tora verdrängt.

Meremar saß und trug diese Lehre vor, da wandte Rabina gegen ihn ein: R. Elie͑zer sagt: Man darf ein Spänchen nehmen, das vor ihm liegt, um sich damit die Zähne zu reinigen; die Weisen sagen, man dürfe nur eines nehmen, das sich in einer Krippe74befindet.

Es ist ja nicht gleich; wohl hat man einen bestimmten Platz für die Mahlzeit, nicht aber hat man einen bestimmten Platz als Abort.

R. Hona sagte : Es ist verboten, am Šabbath seine Notdurft auf einem frischgepflügten Felde zu verrichten.

Aus welchem Grande: wollte man sagen, wegen des Zertretens75, so gilt dies ja auch am Wochentage, und wollte man sagen, wegen des Grases76, so sagte ja Reš Laqiš, es sei erlaubt, sich mit einer Scholle abzuwischen, auf der Gras sich befindet, und wenn man es absichtlich ausreißt, sei man ein Sündopfer schuldig!?

Vielmehr, weil man eine Scholle aus einer Erhöhung nehmen und sie dann in eine Vertiefung werfen könnte, weswegen man nach der Lehre Rabas schuldig ist. Raba sagte nämlich: Wer eine Grube füllt, ist, wenn sie sich im Zimmer befindet, wegen Bauens strafbar, und wenn sie sich auf dem Felde befindet, wegen Pflügens strafbar.

Der Text. Reš Laqiš sagte: Es ist erlaubt, sich mit einer Scholle abzuwischen, an der sich Gras befindet; wenn man es aber absichtlich ausreißt, so ist man ein Sündopfer schuldig. R. Papi sagte: Aus der Lehre des Reš Laqiš ist zu entnehmen, daß man eine Pflanzenscholle77fortbewegen darf. R. Kahana wandte ein: Sollte es denn, weil es zu nötigem Behufe erlaubt ist, auch unnötig erlaubt sein!? Abajje sprach: Da wir gerade von der Pflanzenscholle sprechen, wollen wir darüber etwas lehren: Wenn sie auf dem Boden gestanden und man sie auf einen Pfeiler gestellt hat, so ist man wegen Pflückens schuldig, und wenn sie auf einem Pfeiler gestanden und man sie auf den Boden gestellt hat, so ist man wegen Pflanzens schuldig.

R. Joḥanan sagte: Es ist verboten, sich am Šabbath mit einer Scherbe abzuwischen.

Aus welchem Grunde: wollte man sagen, wegen der Gefahr78, so sollte dies auch am Wochentage verboten sein, wollte man sagen, wegen Zauberei, so sollte dies auch am Wochentage verboten sein, und wollte man sagen, wegen des Abkratzens von Haaren, so ist dies ja eine unbeabsichtigte Tätigkeit!? Da sprach R. Nathan b. Oša͑ja zu ihnen: Ein großer Mann hat etwas gesagt, wir wollen den Grund erklären: Am Wochentage ist es entschieden verboten; man könnte aber glauben, am Šabbath sei es erlaubt, da sie den Namen eines Gerätes79trägt, so lehrt er uns. Raba erklärte: wegen des Abkratzens von Haaren, und wies auf einen Widerspruch hin, in dem R. Joḥanan sich befindet. Kann R. Joḥanan denn gesagt haben, man dürfe sich am Šabbath nicht mit einer Scherbe abwischen, wonach die unbeabsichtigte Tätigkeit verboten ist, er sagte ja, die Halakha sei, wie die geschlossene80Mišna und eine solche lehrt, der Naziräer dürfe sich das Haar reinigen und schlichten, nicht aber kämmen81!?

Am richtigsten ist es vielmehr, wie R. Nathan b. Oša͑ja erklärt hat.

Welches Bewenden hat es hierbei mit der Zauberei?

Wie im folgenden Falle. R. Ḥisda und Rabba b. R. Hona reisten einst auf einem Schiffe und eine Matrone sprach zu ihnen: Lasset mich neben euch sitzen. Sie ließen sie aber nicht. Da sprach sie etwas und bannte das Schiff fest. Darauf sprachen sie etwas und lösten das Schiff. Hierauf sprach sie zu ihnen: Ich kann gegen euch nichts tun, da ihr euch nicht mit einer Scherbe abwischt, nicht ein Ungeziefer auf den Kleidern tötet

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und nicht Kräuter vom ganzen Bündel, wie der Gärtner es zusammengebunden, [zum Essen] herauszieht.

R. Hona sprach zu seinem Sohne Rabba: Weshalb bist du nicht vor R. Ḥisda zu finden, dessen Lehren scharfsinnig sind. Dieser erwiderte: Wozu sollte ich zu ihm gehen, so oft ich zu ihm komme, spricht er mit mir von weltlichen Dingen. So sprach er zu mir: Wer auf den Abort geht, setze sich nicht schnell und drücke nicht zu sehr, denn der Mastdarm ist an drei Zotten befestigt, und die Zotten könnten sich lösen, wodurch man in Gefahr geraten würde. Da sprach dieser: Er befaßt sich mit der Gesundheitskunde der Menschen und du sagst, es seien weltliche Dinge! Erst recht sollst du zu ihm gehen.

Hat jemand vor sich eine Scholle und eine Scherbe, so wische er sich ab, wie R. Hona sagt, mit der Scholle und nicht mit der Scherbe, und wie R. Ḥisda sagt, mit der Scherbe und nicht mit der Scholle. Man wandte ein: Hat jemand vor sich eine Scholle und eine Scherbe liegen, so wische er sich mit der Scherbe ab und nicht mit der Scholle. Dies ist ja eine Widerlegung R. Honas!? Raphram b. Papa erklärte dies vor R. Ḥisda nach R. Hona: Dies gilt von Griffen von Gef äßen82.

Hat jemand vor sich eine Scholle und Gras, so besteht hierüber ein Streit zwischen R. Ḥisda und R. Hamnuna: einer sagt, er wische sich ab mit der Scholle und nicht mit dem Grase, und einer sagt, er wische sich ab mit dem Grase und nicht mit der Scholle. Man wandte ein: Wenn sich jemand mit einem Gegenstande abwischt, über den das Feuer Gewalt hat, so lösen sich ihm die Zotten des Mastdarms!? –Das ist kein Einwand; das eine gilt von feuchtem und das andere von trockenem. Über den Fall, daß jemand seine Notdurft zu verrichten nötig hat und es unterläßt, streiten R. Ḥisda und Rabina: einer sagt, er wird von üblem Geruche83 heimgesucht, und einer sagt, er wird von Schmutzgeruch84heimgesucht. Übereinstimmend mit demjenigen, welcher sagt, er wird von Schmutzgeruch heimgesucht, wird auch gelehrt: Ißt jemand, während er seine Notdurft zu verrichten nötig hat, so ist dies, als hätte man einen Ofen auf der Asche geheizt; dies ist der Beginn des Schmutzgeruches. Wenn jemand seine Notdurft verrichten will, es aber nicht kann, so soll er, wie R. Ḥisda sagt, sich aufrichten und niedersetzen, aufrichten und niedersetzen. R. Ḥanan aus Nehardea͑ sagt, er wende sich seitwärts. R. Hamnuna sagt, er betaste die betreffende Stelle mit einer Scholle. Die Rabbanan sagen, er denke nicht daran. R. Aḥa, der Sohn Rabas, sprach zu R. Aši: Wenn er daran nicht denkt, so verrichtet er ja seine Notdurft erst recht nicht!? Dieser erwiderte: Er denke nicht an andere Dinge. R. Jirmeja aus Diphte erzählte: Ich sah einen Araber, der sich so lange aufgerichtet und niedergesetzt hat, bis sich ihm [die Entleerung] wie aus einem Topfe ergoß. Die Rabbanan lehrten: Wer sich zu einer regelmäßigen Mahlzeit begibt, gehe zuerst zehnmal vier Ellen, wie manche sagen, viermal zehn Ellen, verrichte seine Notdurft, dann gehe er und setze sich auf seinen Platz.

vii EINE SCHERBE, ALS MAN SIE ZWISCHEN BRETTER LEGT85

SO R. JEHUDA; R. MEÍR SAGT, ALS MAN DAMIT IM FEUER SCHARREN KANN; R. JOSE SAGT, ALS MAN MIT IHR EIN VIERTELLOG AUFNEHMEN KANN. R. MEÍR SPRACH: WENN ES DAFÜR KEINEN BEWEIS GIBT, SO DOCH EINE ANDEUTUNG:86Unter seinem Getrümm wird sich keine Scherbe finden, um Kohlen aus dem Brande zu scharren. R. JOSE SPRACH ZU IHM: HIERAUS EIN BEWEIS [ENTGEGENGESETZT], DENN ES HEISST WEITER: 87oder Wasser aus der Zisterne zu schöpfen.

GEMARA. Sie fragten: Ist das Maß R. Meírs größer, oder ist das Maß R. Joses größer?

Einleuchtend ist es, daß das Maß R. Joses größer ist, aus dem angezogenen Verse aber geht hervor, daß das Maß R. Meírs größer ist. Wollte man sagen, das Maß R. Joses sei größer, so spricht er ja im Fluche zuerst von einem kleinen Gefäße und nachher von einem großen88Gefäße. Abajje erklärte: Um Kohlen aus einem großen Brande zu scharren89. R. Jose erwiderte ja R. Meír zutreffend!?– R. Meir erklärt es wie folgt: Nicht allein Dinge, die für Menschen verwendbar sind, sondern auch Dinge, die für Menschen nicht verwendbar sind, werden nicht zu finden sein.


  1. Zur Verdünnung mit Wasser; der Wein wurde nur verdünnt getrunken.↩︎

  2. Wenn er selber sie hinausträgt.↩︎

  3. Cf. Ber. Blatt 51a.↩︎

  4. Demnach rohen Wein soviel, um daraus ein Viertellog trinkbaren Wein herstellen zu können.↩︎

  5. Wenn das Quantum auf ein Viertellog trinkbaren Wein normiert ist, so kann dies nur von dem Falle gelten, wenn das Wasser bereits beigemischt ist.↩︎

  6. Beim Menstruationsblute, das in der Farbe des genannten Weines unrein ist; cf. Nid. Blatt 19a.↩︎

  7. Diese u. folgende Fragen sind orlhographische, ob die betreffenden Worte mit א oder ע geschrieben werden; sie werden aus der Schreibart in den angezogenen. Schriftversen entschieden.↩︎

  8. Bereschit 24,17.↩︎

  9. In der vorangehenden Mišna (VII,4), wo dieses Wort vorkommt.↩︎

  10. Wajikra 27,18.↩︎

  11. Das Wort גרעין Kern, wird von גרע, mindern, abgeleitet, da durch diesen die Speise gemindert wird.↩︎

  12. In der Lehre vom Pesaḥopfer; cf. Pes. 75b.↩︎

  13. Jechezkel 31,8.↩︎

  14. Hinsichtlich eines Leichnams; weiter Blatt 151b.↩︎

  15. Jeschajahu 33,15.↩︎

  16. Sc. ist man schuldig.↩︎

  17. Die Wunde des Skorpionbisses.↩︎

  18. Nach anderen. die äthiopische Mücke.↩︎

  19. Fabelhaftes, für die Frommen in der zukünftigen Welt aufbewahrtes Wassertier; hier wohl Walfisch oder Krokodil.↩︎

  20. Amos 5,9.↩︎

  21. Nach Raschi: mit einem Fettschwanze; viell. aber mit wirklichen Decken gemeint. die man im Orient den Schafen auflegt.↩︎

  22. Damit es nicht mit dem Schwanze hängen bleibe.↩︎

  23. Beim Schließen der Augen; anders als bei anderen Geschöpfen.↩︎

  24. Wörtl. auf Brettern, wenn die Lesart unserer Ausgaben richtig; nach einer anderen Lesart: am Herde.↩︎

  25. Die folgenden Erklärungen sind durchweg etymologische Spielereien, die nur im Texte verständlich sind.↩︎

  26. Den man gewöhnt, beim Hochzeitsreigen in der Hand hält.↩︎

  27. Tehillim 25,14.↩︎

  28. Bei der Festsetzung des Quantums hinsichtl. des Š.s.↩︎

  29. Im armen Galiläa pflegte man zur Herstellung der Augensalbe nicht Wein oder Milch, sondern Wasser zu verwenden.↩︎

  30. Nach anderen Haushahn, aus dem Lat. Crista Kamm, der Bekammte.↩︎

  31. ברא* Äußeres*; Augenflecke werden als äuß. Erkrankung, der Star dagegen als innere betrachtet.↩︎

  32. Vom Pergament werden im T. mehrere Arten genannt: 1. דיפתרא (διϕϑέϱα zubereitetes Fell), Diphtera, das P. im rohesten Zustande; 2. נויל, Gevil, das P. besser bearbeitet, jedoch ungeglättet; 3. קלף (aus קלף schälen, schaben) Qlaph, das P. nur an der Fleischseite geglättet; 4. דוכםוםטום (aus ξέω, schaben, glätten), Dixestos, das P. an beiden Seiten geglättet.↩︎

  33. Wenn man damit eine Quecksilberröhre verstopft.↩︎

  34. Als Enthaarungsmittel.↩︎

  35. כדור hier fem., sonst mase; vieil.: einen Ball für ein kleines Mädchen.↩︎

  36. Dh. griechische Buchstaben, die größer sind als die hebräischen.↩︎

  37. Da die beschriebene bezw. unbrauchbare Stelle nicht mitgerechnet wird.↩︎

  38. Ob man sie aufhebe, um sie dem Unterzöllner vorzuzeigen.↩︎

  39. Daß er sie noch nicht bezahlt hat.↩︎

  40. Darin besteht der Wert des bezahlten Schuldscheines.↩︎

  41. Bei der man wegen des Hinaustragens am S. schuldig ist.↩︎

  42. Bei der man wegen des Hinaustragens am S. schuldig ist.↩︎

  43. Bei der man wegen des Hinaustragens am S. schuldig ist.↩︎

  44. Die zum Gerben noch nicht geeignet ist.↩︎

  45. Das überhaupt nicht gegerbt wird.↩︎

  46. Die Abschnitte der Mezuza befinden sich auch in den Tephillin.↩︎

  47. Hinsichtl. des Berührens von Hebe; cf. supra Blatt 14a.↩︎

  48. Einerlei, auf welche Weise man die Tinte hinausträgt, nur muß sie für zwei Buchstaben reichen.↩︎

  49. Cf. Sab. Abschn. I, Anm. 14.↩︎

  50. Durch Eintrocknen.↩︎

  51. Cf. supra Blatt 4b.↩︎

  52. Wenn er sich inzwischen erinnert, daß es Š. ist.↩︎

  53. Beide öffentliche, die durch ein nichtöffentliches getrennt sind.↩︎

  54. Das quer auf der öffentlichen Straße liegt; ein solches wird bezüglich der Scheidebriefe (cf. Git. 77b) als Gebiet für sich betrachtet.↩︎

  55. Im Orient pflegen die Frauen das ganze Gesicht mit Ausnahme eines Auges zu verhüllen.↩︎

  56. Wo auch die Keuschen das ganze Gesicht nicht zu verhüllen brauchen.↩︎

  57. Durch welches aber Öl und Honig nicht durchfließen.↩︎

  58. Wörtl.: herangewachsen u. nicht herangewachsen. לפירקן und לשנים dürften wohl Glossen sein. Nach diesen Glossen ist dieses Schmieren ein Enthaarungsmittel für Mädchen, die vorzeitig einen Haarwuchs (Pubertätszeichen) bekommen; nach R. Hananél ein Kräftigungsmittel für Mädchen, die für ihr Alter nicht genug entwickelt sind.↩︎

  59. Esther 2,12.↩︎

  60. Στακτή (das tröpfelnde) Öl, besonders aus Zimt u. Myrrhe gepreßt.↩︎

  61. Ὀμϕάκινον, Öl der unreifen Oliven; cf. Men. 85b.↩︎

  62. Unter אנדיפא der Mišna ist nicht ein Enthaarungsmittel zu verstehen, sondern ein Tongefäß dieses Namens, das auch am Boden eine Öffnung hat, die, wenn es gefüllt wird, mit Kalk verstopft wird.↩︎

  63. So sinngemäß; man gießt keinen Wein in ein solches Gefäß, da er den Kalk auflösen kann.↩︎

  64. Die mit Kalk gezeichnet waren.↩︎

  65. Flüssigkeitsmaßgefäß im Tempel.↩︎

  66. Als Trauerzeichen wegen der Zerstörung Jerusalems.↩︎

  67. Durch die Beimischung wird der Gebrauch erlaubt.↩︎

  68. Nicht ein ganzes Ei.↩︎

  69. Cf. supra Blatt 80a.↩︎

  70. Die zum Abwischen benutzt werden.↩︎

  71. Zuerst werden kleinere, dann größere verwendet.↩︎

  72. Cf. Suk. 36b.↩︎

  73. Den Stuhlgang zurückhalten.↩︎

  74. Das vorrätig ist; hierbei wird die Wahrung der Würde nicht berücksichtigt.↩︎

  75. Falls es ein fremdes Feld ist.↩︎

  76. Das man dabei ausreißt.↩︎

  77. Eine mit Bast umwickelte Erdscholle, in der Pflanzen gezogen werden.↩︎

  78. Weil man sich damit verletzen kann.↩︎

  79. Und einer Scholle vorzuziehen ist.↩︎

  80. Cf. Ber. III, Anm. 196.↩︎

  81. Weil er dabei Haare ausreißt, obgleich er dies nicht beabsichtigt.↩︎

  82. Die glatt sind u. daher nicht schneiden.↩︎

  83. Aus dem Munde.↩︎

  84. Am ganzen Körper.↩︎

  85. Die zum Trocknen übereinander geschichtet werden, damit Luft dazwischen komme u. sie sich nicht werfen.↩︎

  86. Jeschajahu 30,14.↩︎

  87. Jeschajahu 30,14.↩︎

  88. Während logisch eine Steigerung zu erwarten ist; nicht einmal eine [kleinere] Scherbe zum Wasserschöpfen.↩︎

  89. Wozu eine große Scherbe erforderlich ist.↩︎