Schabbat Kapitel 9

Der Talmud, Traktat (Massechet) Schabbat in deutscher Übersetzung von Lazarus Goldschmidt:

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Blätter / Dapim

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i R. A͑QIBA SAGTE: WOHER, DASS EIN GÖTZE GLEICH EINER MENSTRUIERENDEN DURCH DAS TRAGEN VERUNREINIGEND IST? ES HEISST: 1wie eine Menstruierende wirst du sie hinstreuen, »hinaus« zu ihnen sagen; WIE EINE MENSTRUIERENDE DURCH DAS TRAGEN VERUNREINIGEND IST, EBENSO IST AUCH DER GÖTZE DURCH DAS TRAGEN VERUNREINIGEND.

GEMARA. Dort haben wir gelernt: Wenn einem sein Haus, das sich in der Nähe eines Götzen2 befindet, einstürzt, so darf er es nicht wieder aufbauen. Was mache er? Er ziehe in seinem Gebiete vier Ellen ein und baue da. Gehört [der Platz] ihm und dem Götzen, so ist er zu teilen3.

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Steine, Holz und Schutt desselben sind wie ein Kriechtier verunreinigend, denn es heißt: 4verabscheuen5 sollst du es &c. R. A͑qiba sagt, wie eine Menstruierende, denn es heißt: wie eine Menstruierende wirst du sie hinstreuen; wie eine Menstruierende durch Tragen verunreinigend ist, ebenso ist auch der Götze durch Tragen verunreinigend. Rabba sagte: Mit hinstreuen meint die Schrift: entfremde ihn dir wie einen Fremdlinge6, »hinaus« zu ihnen sagen, du sollst zu ihnen nicht »herein« sagen. Rabba sagte: Alle stimmen überein, daß er durch Tragen verunreinigend ist, da er ja mit einer Menstruierenden verglichen wird, ihr Streit besteht nur über eine Steinplatte7; R. A͑qiba sagt, wie eine Menstruierende; wie eine Menstruierende durch eine Steinplatte verunreinigend ist, ebenso ist auch der Götze durch eine Steinplatte verunreinigend, und die Rabbanan sagen, wie ein Kriechtier: wie ein Kriechtier durch eine Steinplatte nicht verunreinigend ist, ebenso ist auch der Götze durch eine Steinplatte nicht verunreinigend.

Zwecks welcher Halakha wird der Götze nach R. A͑qiba mit einem Kriechtiere verglichen?

Wegen des Zubehörs8.

Zwecks welcher Halakha wird er nach den Rabbanan mit einer Menstruierenden verglichen?

Wegen des Tragens.

Sollte ihn der Allbarmherzige doch mit dem Aase9 vergleichen!?

Dem ist auch so.

Demnach sind ja, wie einzelne Glieder einer Menstruierenden [als solche] nicht verunreinigend sind, auch einzelne Glieder eines Götzen nicht verunreinigend. Wieso fragte nun R. Ḥama b. Gorja, ob einzelne Glieder eines Götzen verunreinigend sind oder nicht, hieraus ist ja zu entscheiden, daß sie nach den Rabbanan nicht verunreinigend sind!?

R. Ḥama b. Gorja fragte es nach R. A͑qiba. R. Elea͑zar aber sagte: Alle stimmen überein, daß er durch eine Steinplatte nicht verunreinigend ist, ihr Streit besteht nur über das Tragen; R. A͑qiba sagt, wie eine Menstruierende: wie eine Menstruierende durch Tragen verunreinigend ist, ebenso ist auch der Götze durch Tragen verunreinigend, und die Rabbanan sagen, wie ein Kriechtier: wie ein Kriechtier durch das Tragen nicht verunreinigend ist, so ist auch der Götze durch das Tragen nicht verunreinigend.

Zwecks welcher Halakha wird er nach R. A͑qiba mit einem Kriechtiere verglichen?

Blatt 83a

Wegen des Zubehörs.

Zwecks welcher Halakha wird er nach den Rabbanan mit einer Menstruierenden verglichen?

Wie einzelne Glieder einer Menstruierenden [als solche] nicht verunreinigend sind, ebenso sind einzelne Glieder eines Götzen nicht verunreinigend.

Weshalb wird er nach R. A͑qiba mit einer Menstruierenden nur bezüglich des Tragens verglichen, er sollte doch mit einem Aase verglichen werden!?

Dem ist auch so.

Demnach sind ja, wie einzelne Glieder einer Menstruierenden [als solche] nicht verunreinigend sind, auch einzelne Glieder eines Götzen nicht verunreinigend. Wieso fragte nun R. Ḥama b. Gorja, ob einzelne Glieder des Götzen verunreinigend sind oder nicht, hieraus ist ja zu entscheiden, daß sowohl nach den Rabbanan als auch nach R. A͑qiba einzelne Glieder nicht verunreinigend sind!?

R. Ḥama b. Gorja lehrte dies wie Rabba, und er fragte nach R. A͑qiba. Man wandte ein: Der Götze gleicht einem Kriechtiere, und dessen Zubehör gleicht einem Kriechtiere; R. A͑qiba sagte, der Götze gleiche einer Mentruierenden, und dessen Zubehör gleiche einem Kriechtiere. Richtig ist dies nach R. Elea͑zar, gegen Rabba aber ist dies ja ein Einwand!?

Rabba kann dir erwidern: Ist diese Lehre etwa bedeutender als eine Mišna? Eine solche lehrt, Holz, Steine und Schutt desselben seien wie ein Kriechtier verunreinigend, und wir erklärten: wie ein Kriechtier, das durch eine Steinplatte nicht verunreinigend ist, ebenso auch hier: sie sind [wie ein Kriechtier] durch eine Steinplatte nicht verunreinigend. Man wandte ein: Der Nichtjude und die Nichtjüdin, der Götze und dessen Zubehör [sind verunreinigend], sie selbst, aber nicht durch Schütteln10, R. A͑qiba sagt, sie selbst, als auch durch Schütteln. Richtig ist dies nach R. Elea͑zar, gegen Rabba ist dies ja aber ein Einwand!?

Rabba kann dir erwidern: Wieso lehrt er, auch nach deiner Erklärung: Der Nichtjude und die Nichtjüdin, sie selbst, aber nicht durch Schütteln, es wird ja gelehrt: 11sprich zu den Kindern Jisraél, nur die Kinder Jisraél sind durch Fluß verunreinigend, nicht aber Nichtjuden, jedoch haben sie angeordnet, daß sie dem Flußbehafteten in jeder Beziehung gleichen sollen!? Vielmehr erklärt es Rabba nach seiner Ansicht: Der Nichtjude und die Nichtjüdin, sie selbst, durch Schütteln und durch eine Steinplatte; der Götze, er selbst und durch Schütteln, nicht aber durch eine Steinplatte; R. A͑qiba sagt, der Götze selbst, durch Schütteln und durch eine Steinplatte. Und R. Elea͑zar erklärt es nach seiner Ansicht: Der Nichtjude und die Nichtjüdin, sie selbst, durch Schütteln und durch eine Steinplatte; der Götze selbst, aber nicht durch Schütteln; R. A͑qiba sagt, der Götze selbst und durch Schütteln. R. Aši wandte ein: Was heißt demnach »sie selbst«!? Vielmehr, erklärte R. Aši, meint er es wie folgt: Der Nichtjude und die Nichtjüdin sind verunreinigend, einerlei ob sie andere oder andere sie geschüttelt haben, der Götze ist nicht verunreinigend, wenn er andere geschüttelt hat, und verunreinigend, wenn andere ihn geschüttelt haben, dessen Zubehör aber ist nicht verunreinigend, einerlei ob er andere oder andere ihn geschüttelt haben; R. A͑qiba sagt, der Nichtjude, die Nichtjüdin und der Götze seien verunreinigend, einerlei ob sie andere oder andere sie geschüttelt haben, dessen Zubehör sei nicht verunreinigend, einerlei ob er andere oder andere ihn geschüttelt haben.

Allerdings kann es vorkommen, daß andere den Götzen schütteln, wie aber kann es vorkommen, daß der Götze andere schüttelt? Rami, der Sohn R. Jebas, erwiderte: Wie wir gelernt haben: Wenn der Flußbehaftete sich auf einer Wagschale befindet und Speisen oder Getränke sich auf der anderen Wagschale befinden, und der Flußbehaftete [seine Wagschale] herunterdrückt, so sind sie unrein, und wenn diese ihre herunterdrücken, so sind sie rein. Wessen Ansicht

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vertritt folgende Lehre: Alle Unreinen, die [andere Gegenstände] schütteln, sind dadurch nicht verunreinigend, ausgenommen ist das Schütteln des Flußbehafteten, der in der ganzen Tora nicht seinesgleichen hat. Es wäre also anzunehmen, daß sie nicht die Ansicht R. A͑qibas vertritt, denn nach R. A͑qiba gibt es ja noch den Götzen.

Du kannst auch sagen, die des R. A͑qiba, denn sie spricht vom Flußbehafteten und von dem, was ihm gleicht12.

R. Ḥama b. Gorja fragte: Sind einzelne Glieder des Götzen verunreinigend oder nicht? Wenn ihn ein Laie zusammenstellen kann, besteht keine Frage, denn er wird als zusammengestellt betrachtet, die Frage besteht nur, wenn ihn ein Laie nicht zusammenstellen kann: wird er, da ihn ein Laie nicht zusammenstellen kann, als zerschlagen betrachtet, oder aber, es fehlt ja nichts an ihm? Manche erläutern die Frage umgekehrt: Wenn ihn ein Laie nicht zusammenstellen kann, besteht gar keine Frage, denn er wird als zerschlagen betrachtet, die Frage besteht nur, wenn ein Laie ihn zusammenstellen kann: wird er, da ihn ein Laie zusammenstellen kann, als zusammengestellt betrachtet, oder aber, einstweilen ist er ja auseinandergenommen?

Dies bleibt unentschieden.

R. Aḥadboj b. Ami fragte: Wie verhält es sich mit einem Götzen kleiner als eine Olive? R. Joseph sprach: In welcher Hinsicht: wollte man sagen, hinsichtlich des Verbotes [der Nutznießung], so ist ja ein solcher nicht geringer als die Fliege, der Schutzgott von E͑qron. Es wird nämlich gelehrt:13Und sie nahmen sich den Bundesbaa͑l zum Gotte, das ist die Fliege, der Schutzgott von E͑qron. Dies lehrt, daß ein jeder sich das Abbild seiner Gottheit14fertigte und sie in die Tasche tat, und sobald er ihrer erwähnte, nahm er sie aus der Tasche und liebkoste und küßte sie.

Vielmehr, hinsichtlich der Unreinheit. Wie ist es nun: ist der Götze, da er mit dem Kriechtiere verglichen wird, das in Linsengröße [verunreinigend ist], ebenfalls in Linsengröße [verunreinigend], oder ist der Götze, da er mit einem Leichnam verglichen wird, der in Olivengröße [verunreinigend] ist, ebenfalls in Olivengröße [verunreinigend]? R. Ivja, manche sagen, Rabba b. U͑la, erwiderte: Komm und höre: Es wird gelehrt: Einem Götzen kleiner als eine Olive haftet überhaupt keine Unreinheit an, denn es heißt:15und er warf den Staub auf die Gräber der gemeinen Leute; wie ein Leichnam nur in Olivengröße verunreinigend ist, ebenso ist der Götze nur in Olivengröße verunreinigend.

Zwecks welcher Halakha wird er nach den Rabbanan mit einem Kriechtiere verglichen?

Daß er nicht durch Tragen verunreinigend ist.

Mit einer Menstruierenden?

Daß er nicht in einzelnen Gliedern verunreinigend ist.

Mit einem Leichnam?

Daß er nicht in Linsengröße verunreinigend ist.

Vielleicht aber erschwerend: der Allbarmherzige hat ihn mit einem Kriechtiere verglichen, daß er in Linsengröße verunreinigend ist; mit einer Menstruierenden, daß er durch eine Steinplatte verunreinigend ist; mit einem Leichnam (hat ihn der Allbarmherzige verglichen), daß er durch Bezeltung verunreinigend ist!?

Die Unreinheit des Götzen ist rabbanitisch, und wenn wir erleichternd und erschwerend vergleichen können, vergleichen wir erleichternd und nicht erschwerend.

ii,1 WOHER, DASS EIN SCHIFF REIN IST? ES HEISST: 16des Schiffes Weg inmitten des Meeres.

GEMARA. Da sich selbstverständlich ein Schiff inmitten des Meeres befindet, so lehrt er uns vielmehr folgendes: wie das Meer nicht verunreinigungsfähig ist, so ist auch das Schiff nicht verunreinigungsfähig. Es wird gelehrt: Ḥananja sagte: Dies ist aus [dem Worte] Sack17zu entnehmen: wie ein Sack voll und leer bewegt wird, ebenso alles andere, was voll und leer bewegt wird, ausgenommen ein Schiff, das nicht voll und leer bewegt wird18.

Welchen Unterschied gibt es zwischen ihnen?

Einen Unterschied gibt es zwischen ihnen bezüglich eines Schiffes aus Lehm. Einer folgert es aus [dem Verse], des Schiffes Weg inmitten des Meeres, und dieses befindet sich ebenfalls inmitten des Meeres, und einer folgert es aus [dem Worte] Sack, denn nur Dinge, die zusammen Sack genannt werden19, müssen voll und leer bewegt werden, sonst aber nicht, ein Schiff aus Lehm aber, auch wenn es nicht voll und leer bewegt wird. Oder auch bezüglich eines Jardenbootes20. Einer folgert es aus [dem Verse:], des Schiffes Weg inmitten des Meeres, und dieses ist ebenfalls ein Schiff inmitten des Meeres, und einer sagt, wenn es voll und leer bewegt wird, und dieses wird voll und leer bewegt. R. Ḥanina b. A͑qabja sagte nämlich: Weshalb sagten sie, ein Jardenboot sei verunreinigungsfähig? Weil man es auf dem Lande verladet und nachher ins Wasser setzt.

R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Nie versäume man das Lehrhaus, auch nicht eine Stunde, denn viele Jahre wurde diese Mišna im Lehrhause gelehrt, doch wurde sie nicht eher erklärt, als bis R. Ḥanina b. A͑qabja kam und sie erklärte. R. Jonathan sagte: Nie versäume man das Lehrhaus und Worte der Tora, auch nicht in der Stunde des Todes, denn es heißt:21das ist das Gesetz [Tora], wenn ein Mensch im Zelte stirbt; selbst in der Stunde des Sterbens befasse dich mit der Tora. Reš Laqiš sagte: Die Worte der Tora bleiben nur dem erhalten, der sich für sie töten läßt, denn es heißt: das ist das Gesetz [Tora], wenn ein Mensch im Zelte stirbt.

Raba sagte: Nach Ḥananja heißt die Bewegung durch Ochsen ebenfalls

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eine Bewegung22, denn wir haben gelernt: Es gibt dreierlei Wagen: der die Form eines Sessels hat, ist durch Auftreten verunreinigungsfähig, der die Form eines Bettes hat, ist durch einen Leichnam verunreinigungsfähig23, der [zum Führen] von Steinen24ist überhaupt rein. Hierzu sagte R. Joḥanan: Wenn er Granatäpfel aufnehmen25kann, ist er durch einen Leichnam verunreinigungsfähig. Es gibt dreierlei Kisten: eine Kiste, die an der Seite zu öffnen ist, ist durch das Auftreten verunreinigungsfähig, die oben zu öffnen ist, ist durch einen Leichnam verunreinigungsfähig, eine von großem Umfange ist überhaupt rein.

Die Rabbanan lehrten: Das Tongefäß ist durch Auftreten nicht verunreinigungsfähig; R. Jose sagt, auch das Schiff.

Wie meint er es? R. Zebid erwiderte : Er meint es wie folgt: Das Tongefäß ist durch das Auftreten nicht verunreinigungsfähig, wohl aber durch Berührung [des Innenraumes]; ein Schiff aus Ton ist verunreinigungsfähig, nach Ḥananja. R. Jose sagt, auch das Schiff sei nicht verunreinigungsfähig nach dem Tanna unserer [Mišna], R. Papa wandte ein: Warum heißt es demnach »auch«? Vielmehr, sagte R. Papa, meint er es wie folgt: Das Tongefäß ist durch das Auftreten nicht verunreinigungsfähig, wohl aber durch Berührung; eines aus Holz aber ist sowohl durch Auftreten als auch durch Berührung verunreinigungsfähig; ein Jardenboot ist nicht verunreinigungsfähig, nach dem Tanna unserer [Mišna]. R. Jose sagt, auch das Schiff sei verunreinigungsfähig, nach Ḥananja.

Woher, daß das Tongefäß nicht durch Auftreten verunreinigungsfähig ist? Ḥizqija erwiderte: Die Schrift sagt:26wenn jemand sein Lager berührt; das Lager wird mit ihm selbst verglichen: wie er selbst Reinheit erlangt durch ein Reinigungsbad, ebenso muß das Lager Reinheit erlangen27durch ein Reinigungsbad. In der Schule R. Jišma͑éls wurde gelehrt:28es gelte wie das Lager ihrer gewöhnlichen Menstruation; das Lager wird mit ihr selbst verglichen: wie sie selbst Reinheit erlangt durch ein Reinigungsbad, ebenso muß auch das Lager Reinheit erlangen durch ein Reinigungsbad; ausgenommen Tongefäße, die durch ein Reinigungsbad keine Reinheit erlangen. R. Ilea͑ wandte ein: Woher, daß eine Matte durch einen Leichnam [verunreinigungsfähig] ist? Dies ist durch einen Schluß zu folgern: wenn kleine Krüglein, die durch einen Flußbehafteten nicht

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verunreinigungsfähig29sind, durch einen Leichnam verunreinigungsfähig sind, um so eher ist die Matte, die durch einen Flußbehafteten verunreinigungsfähig ist, durch einen Leichnam verunreinigungsfähig. Wieso denn, sie erlangt ja keine Reinheit durch das Reinigungsbad!? R. Ḥanina erwiderte ihm: Anders ist es bei dieser, da es andere Geräte aus demselben Material30gibt. Jener entgegnete: Behüte uns der Allbarmherzige vor solcher Ansicht!

Im Gegenteil, der Allbarmherzige möge uns vor deiner Ansicht behüten.

Was ist sein Grund?

Es sind zwei Schriftverse vorhanden; einer lautet: wenn jemand sein Lager berührt, ein anderer aber:31jedes Lager, auf das der Flußbehaftete sich legt, soll unrein werden. Wie sind sie in Übereinstimmung32zu bringen? Gibt es [aus diesem Material reinigungsfähige Geräte, so sind sie verunreinigungsfähig], auch wenn sie selber keine Reinheit durch das Reinigungsbad erlangen, gibt es nicht, so gleicht das Lager ihm selbst. Raba sagte: Daß das Tongefäß nicht durch das Auftreten verunreinigungsfähig ist, ist aus folgendem zu entnehmen:33Und jedes offene Gefäß, auf dem nicht ein mit einer Schnur befestigter Deckel ist; wenn aber darauf ein mit einer Schnur befestigter Deckel ist, ist es rein. Es kann ja auch der Fall sein, daß man es für seine menstruierende Frau bestimmt hat, dennoch sagt der Allbarmherzige, daß es rein sei.

ii,2 WOHER, DASS MAN AUF EINEM BEETE VON SECHS ZU SECHS HANDBREITEN FÜNF ARTEN VON SAATEN SÄEN34DARF, VIER AN DEN VIER SEITEN DES BEETES UND EINE IN DER MITTE? ES HEISST: 35denn gleich der Erde, die ihr Gewächs hervorbringt, und gleich einem Garten, der seine Saaten sprossen läßt; ES HEISST NICHT: SEINE SAAT, SONDERN SEINE SAATEN.

GEMARA. Wieso geht dies hieraus hervor? R. Jehuda erwiderte: Denn gleich der Erde, die ihr Gewächs hervorbringt; hervorbringt, eines, ihr Gewächs, eines, zusammen zwei, ihre Saaten, zwei, zusammen vier, sprossen läßt, eines, das sind fünf; und den Rabbanan war es bekannt, daß

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fünf [Saaten] auf sechs [Handbreiten] nicht ihre Nahrung von einander ziehen.

Woher, daß dies, was den Rabbanan bekannt war, auch zuverlässig ist?

R. Ḥija b. Abba sagte im Namen R. Joḥanans: Es heißt: 36verrücke nicht die Grenze deines Nachbarn, die die Vorfahren gezogen haben. Du sollst die von den Vorfahren statuierten Gesetze nicht verrücken. Was heißt von den Vorfahren statuiert? R. Šemuél b. Naḥmani erklärte im Namen R. Jonathans : Es heißt: 37diese sind die Söhne Sei͑rs, des Ḥori, die Bewohner des Landes. Sind denn alle anderen Bewohner des Himmels? Vielmehr, sie waren in der Bewohnung des Landes kundig; sie wußten zu bestimmen: dieser Flächenraum für die Olive, dieser Flächenraum für den Weinstock, dieser Flächenraum für den Feigenbaum. Der Ḥori: sie rochen38die Erde. Der Ḥivi, hierüber sagte R. Papa: sie kosteten die Erde wie eine Schlange39. R. Aḥa b. Ja͑qob erklärte: Der Ḥori: sie wurden von ihren Gütern befreit [horin].

R. Asi sagte: Das Beet muß sechs [Handbreiten] außer dem Rain haben. Desgleichen wird gelehrt: Das Beet allein muß sechs [Handbreiten] haben. Wie breit muß der Rain sein?

Wie wir gelernt haben: R. Jehuda sagt, eine Fußsohle breit. R. Zera, manche sagen, R. Ḥanina b. Papa, sagte: Was ist der Grund R. Jehudas? Es heißt:40wie einen Gemüsegarten mit deinem Fuße bewässern mußtest; wie der Fuß eine Handbreite breit ist, so muß auch der Rain eine Handbreite haben.

Rabh sagte: Unsere Mišna handelt von einem einzelnen41Beete.

Es gibt ja aber Raum an den Winkeln42!? In der Schule Rabhs sagten sie im Namen Rabhs: Wenn man auch die Winkel ausfüllt43.

Man kann ja aber [an jeder Seite in der Mitte] säen und sie nicht ganz ausfüllen!?

Es ist eine Maßregel, weil man die Winkel ausfüllen könnte.

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Dies ist ja aber nicht mehr als eine Winkelspitze, und wir haben gelernt, daß, wenn die Winkelspitze eines Gemüsefeldes in ein anderes Feld ragt, es erlaubt sei, weil es als Ende des Feldes erscheint!?

Bei einem [einzelnen] Beete ist die Winkelspitze unwesentlich. Šemuél aber sagte, unsere Mišna spreche von einem Beete zwischen vielen anderen Beeten.

Sie44verschlingen sich ja aber mit einander!?

Wenn man die eine Reihe nach hier und die andere nach dort neigt.

U͑la sagte: Im Westen fragten sie, wie es denn sei, wenn man eine Furche über das ganze Beet gezogen hat? R. Šešeth erwiderte : Die Vermischung zerstört die Reihe. R. Aši erwiderte: Die Vermischung zerstört die Reihe nicht. Rabina wandte gegen R. Aši ein: Pflanzt man zwei Reihen Gurken, zwei Reihen Kürbisse und zwei Reihen ägyptischer Bohnen, so ist es erlaubt; wenn aber eine Reihe Gurken, eine Reihe Kürbisse und eine Reihe ägyptischer Bohnen, so ist es verboten!?

Hierbei ist es anders, weil sich [die Pflanzen] verschlingen.

R. Kahana sagte im Namen R. Joḥanans: Wer seinen ganzen Garten mit [verschiedenen] Gemüsearten füllen will, mache Beete von sechs zu sechs [Handbreiten], in denen er Kreise von fünf [Handbreiten] ziehe, sodann darf er die Winkel nach Belieben füllen.

Aber da ist ja [der Rain] dazwischen45!?

In der Schule R. Jannajs erklärten sie es, wenn er dazwischen frei läßt. R. Aši erwiderte: Sind [die Beete] der Länge nach besäet, so besäe er [dazwischen] der Breite nach. Rabina wandte gegen R. Aši ein: Der Raum zur Bearbeitung zwischen zwei Gemüsefeldern muß sechs Handbreiten haben, und zwar werden sie als eine viereckige Tafel betrachtet. Nur in der Form einer viereckigen Tafel

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ist es erlaubt, sonst aber verboten!?

Da deshalb, um in anderer Hinsicht zu erleichtern, damit nämlich die ausragende Winkelspitze [zur Bepflanzung] erlaubt sei.

iii WOHER, DASS EINE FRAU, DIE AM DRITTEN TAGE46SAMEN AUSGESTOSSEN HAT, UNREIN IST? ES HEISST:47seid zum dritten Tage bereit. WOHER, DASS MAN EIN BESCHNITTENES KIND AM DRITTEN TAGE, DER AUF EINEN ŠABBATH FÄLLT, BADEN DARF? ES HEISST:48und es geschah am dritten Tage, da sie in Schmerzen lagen. WOHER, DASS MAN DEM FORTZUSCHICKENDEN BOCK49EINEN STREIFEN GLÄNZENDER WOLLE AN DEN KOPF BINDET? ES HEISST: 50wenn euere Sünden purpurrot sind, sollen sie schneeweiß werden. WOHER, DASS DAS SALBEN AM VERSÖHNUNGSTAGE DEM TRINKEN GLEICHT? iv WENN ES DAFÜR AUCH KEINEN BEWEIS GIBT, SO DOCH EINE ANDEUTUNG:51Es kommt wie Wasser in sein Inneres und wie Öl in sein Gebein.

GEMARA. Der Anfangssatz nicht nach R. Elea͑zar b. A͑zarja und der Schlußsatz nach R. Elea͑zar b. A͑zarja, denn nach R. Elea͑zar b. A͑zarja ist sie ja in dem im Anfangssatze genannten Falle rein!?

Wer [unsere Mišna] nicht auf [einen Streit von] Tannaím zurückführt, lehrt im Anfangssatze, sie sei rein, und addiziert sie ganz R. Elea͑zar b. A͑zarja, und nach dem, der sie auf [einen Streit von] Tannaím zurückführt, vertritt der Anfangssatz die Ansicht der Rabbanan und der Schlußsatz die Ansicht des R. Elea͑zar b. A͑zarja.

Die Rabbanan lehrten: Die am dritten Tage Samen ausstößt, ist rein

so R. Elea͑zar b. A͑zarja. R. Jišma͑él sagt, zuweilen sind es vier, zuweilen sind es fünf und zmveilen sind es sechs Halbtage52. R. A͑qiba sagt, es müssen stets fünf sein, und falls vom ersten Halbtage etwas fehlt, so ist es vom sechsten zu ergänzen. Die Schüler sprachen vor R. Papa, wie manche sagen, sprach R. Papa vor Raba: Allerdings ist R. Elea͑zar b. A͑zarja der Ansicht der Rabbanan, welche sagen, daß sie53sich am Donnerstag [von ihren Frauen] zurückgezogen haben, ebenso ist R. Jišma͑él der Ansicht R. Joses, welcher sagt, daß sie sich am Mittwoch zurückgezogen haben, wessen Ansicht aber ist R. A͑qiba54!? –Tatsächlich ist er der Ansicht R. Joses, und zwar nach der Erklärung des R. Ada b. Ahaba, daß nämlich Moše am frühen Morgen hinaufgestiegen und am frühen Morgen herabgestiegen55sei. Er ist am frühen Morgen hinaufgestiegen, wie es heißt:56und Moše brach am frühen Morgen auf und stieg auf den Berg Sinaj; er ist am frühen Morgen herabgestiegen, wie es heißt: 57steige hinab und komm dann in Begleitung Ahrons wieder herauf. Man vergleiche das Herabsteigen mit dem Hinaufsteigen: wie das Hinaufsteigen am frühen Morgen geschah, so geschah auch das Herabsteigen am frühen Morgen.

Wozu brauchte er ihnen dies58zu sagen, R. Hona sagte ja, die Jisraéliten seien heilig und vollziehen den Beischlaf nicht am Tage!?

Raba sagte, in einer dunklen Stube sei es erlaubt. Ferner sagte Raba, nach anderen R. Papa, ein Schriftgelehrter verdunkle [den Raum] mit seinem Gewande, und es ist erlaubt.

Sie hatten ja aber am selben

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Tage ein Reinigungsbad genommen59!?

Abajje b. Rabin und R. Ḥanina b. Abin sagen beide, die Tora sei am selben Tage Untergetauchten gegeben worden. Meremar saß und lehrte diese Halakha, da sprach Rabina zu ihm: Meinst du: gegeben worden, oder: konnte gegeben werden? Dieser erwiderte: Ich meine: konnte gegeben werden.

Demnach60sollten sie gegen Abend ein Reinigungsbad nehmen und die Tora am Abend empfangen!? R. Jiçḥaq erwiderte:61Von Anfang an habe ich nicht im Verborgenen geredet.

Sollten sie das Reinigungsbad am Šabbath morgens nehmen und die Tora am Šabbath morgens empfangen? R. Jiçḥaq erwiderte: Dann würden die einen zum Untertauchen und die anderen zum Empfang der Tora gegangen sein.

R. Ḥija b. R. Abba sagte im Namen R. Joḥanans: Dies sind die Ansichten R. Jišma͑éls und R. A͑qibas, die Weisen aber sagen: Es sind sechs volle Halbtage erforderlich. R. Ḥisda sagte: Sie streiten nur über den Fall, wenn [der Same] von der Frau ausgestoßen62wurde, wenn aber vom Manne, so ist er verunreinigend, solange er feucht ist. R. Šešeth wandte ein:63Jedes Gewand und jedes Ledergerät, auf dem sich ein Same befindet, ausgenommen derjenige Same, der verwest ist. Doch wohl, wenn der Mann ihn ausgestoßen hat!?

Nein, wenn die Frau ihn ausgestoßen hat.

R. Papa fragte: Wie verhält es sich mit dem Samen eines Jisraéliten im Leibe einer Nichtjüdin64: wärmt nur der Körper der Jisraéliten, weil sie um die Gebote besorgt sind, nicht aber wärmt der Körper der Nichtjuden, die um die Gebote nicht besorgt sind, oder wärmt auch ihr Körper, da sie Ekel- und Kriechtiere essen? Und wie verhält es sich, wenn du entscheidest, auch ihr Körper wärme, da sie Ekel- und Kriechtiere essen, [mit dem Samen] im Leibe eines Tieres: verwest der Same nur im Leibe der Frau, weil sie ein Ostium hat, bei einem Tiere aber, daß kein Ostium hat, verwest der Same nicht, oder gibt es hierin keinen Unterschied?

Dies bleibt unentschieden.

Die Rabbanan lehrten: Am sechsten des Monats wurden die zehn Gebote den Jisraéliten gegeben; R. Jose sagt, am siebenten desselben. Raba sagte: Alle stimmen überein, daß sie am Neumondstage nach der Wüste Sinaj gekommen seien, denn hier65heißt es: an diesem Tage kamen sie nach der Wüste Sinaj, und dort66heißt es: dieser Monat sei euch der Anfang der Monate; wie es dort der Neumondstag war, so war es auch hier der Neumondstag. Alle stimmen ferner überein, daß die Tora den Jisraéliten am Šabbath gegeben wurde, denn da67heißt es: gedenke den Šabbath zu heiligen, und dort68heißt es: und Moše sprach zum Volke: Gedenket an diesen Tag; wie es dort derselbe Tag war, so war es auch da derselbe Tag. Sie streiten nur über die Festsetzung des Neumondes. R. Jose ist der Ansicht, der Neumond sei dann am Sonntag festgesetzt worden, jedoch sprach er zu ihnen am Sonntag nichts, wegen der Reisemüdigkeit, am Montag sprach er zu ihnen:69ihr sollt mir ein Königreich von Priestern werden, am Dienstag ordnete er ihnen das Gebot von der

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Abgrenzung70an und am Mittwoch zogen sie sich von ihren Frauen zurück. Die Rabbanan sind der Ansicht, der Neumond sei am Montag festgesetzt worden, jedoch sprach er zu ihnen am Montag nichts, wegen der Reisemüdigkeit, am Dienstag sprach er zu ihnen: ihr sollt mir werden, am Mittwoch ordnete er ihnen das Gebot von der Abgrenzung an und am Donnerstag zogen sie sich von ihren Frauen zurück. Man wandte ein: 71Ihr sollt euch heute und morgen heilig halten; dies ist ja ein Einwand gegen R. Jose72!?

R. Jose kann dir erwidern: Moše fügte aus eigenem Ermessen einen Tag hinzu. Es wird nämlich gelehrt: Dreierlei tat Moše aus eigenem Ermessen, und der Heilige, gepriesen sei er, stimmte ihm bei. Er fügte aus eigenem Ermessen einen Tag hinzu, er zog sich von seiner Frau zurück, und er zerbrach die Bundestafeln.

Worauf stützte er sich, einen Tag hinzuzufügen?

»Heute und morgen«; heute wie morgen: wie morgen mit der [vorangehenden] Nacht, ebenso heute mit der [vorangehenden] Nacht, und die Nacht des laufenden Tages war ja bereits vorüber. Also zwei Tage außer dem laufenden.

Woher, daß der Heilige, gepriesen sei er, ihm zugestimmt hat?

Die Göttlichkeit ließ sich erst am Šabbath morgens nieder.

Worauf stützte er sich, sich von seiner Frau zurückzuziehen?

Er folgerte [einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere, indem er sprach: Der Heilige, gepriesen sei er, sprach ja mit den Jisraéliten nur eine Stunde, auch setzte er ihnen dafür eine Zeit fest, dennoch sagte die Tora:73bereitet euch vor &c. nähert euch nicht, um wieviel mehr ich, wo die Göttlichkeit mit mir zu jeder Stunde spricht und mir vorher keine Zeit festsetzt.

Woher, daß der Heilige, gepriesen sei er, ihm zugestimmt hat?

Es heißt:74geh, sprich zu ihnen: Kehret nach eueren Zelten75zurück, darauf folgt:76du aber bleibe hier bei mir stehen. Manche sagen, [hieraus:]77von Mund zu Mund rede ich mit ihm.

Worauf stützte er sich, die Bundestafeln zu zerbrechen?

Er sprach: Wenn die Tora vom Pesaḥopfer, das nur eines von den sechshundertdreizehn Geboten ist, gesagt hat:78kein Fremder darf es essen, um wieviel mehr ist die Tora den Jisraéliten verboten, wo sie alle abtrünnig sind.

Woher, daß der Heilige, gepriesen sei er, ihm zugestimmt hat?

Es heißt:79die du zerbrochen hast, und Reš Laqiš erklärte: Dank80 dir, daß du sie zerbrochen hast.

Komm und höre:81Sie sollen zum dritten Tage bereit sein. Dies ist ja ein Einwand gegen R. Jose!?

Wir sagten ja bereits, daß Moše aus eigenem Ermessen einen Tag hinzugefügt hat.

Komm und höre: Der dritte, der dritte des Monats und der dritte der Woche. Dies ist ja ein Einwand gegen die Rabbanan82!?

Die Rabbanan können dir erwidern, hier sei die Ansicht R. Joses vertreten.

Wovon der dritte?

Wie gelehrt wird:83Und Moše erwiderte dem Herrn die Worte des Volkes; ferner heißt es:84und Moše erzählte dem Herrn die Worte des Volkes. Was sprach der Heilige, gepriesen sei er, zu Moše? Was sprach Moše zu Jisraél? Was sprach Jisraél zu Moše? Was berichtete Moše der Allmacht? Das ist das Gebot von der Abgrenzung

so R. Jose b. Jehuda. Rabbi sagte: Zuerst hatte er ihnen die Strafandrohungen auseinandergesetzt, denn es heißt: und Moše erwiderte, Dinge, die dem Gemüte des Menschen widrig sind, und später setzte er ihnen die Belohnungen auseinander, denn es heißt: und Moše erzählte, Dinge, die das Herz des Menschen wie eine Erzählung anziehen. Manche sagen: Zuerst hatte er ihnen die Belohnungen auseinandergesetzt, denn es heißt: und Moše erwiderte, nämlich Dinge, die das Herz des Menschen beruhigen85, und später setzte er ihnen die Strafandrohungen auseinander, denn es heißt: und Moše erzählte, nämlich Dinge, die für den Menschen herb sind, wie Wermut86.

Komm und höre: Der sechste, der sechste des Monats und der sechste der Woche. Dies ist ja ein Einwand gegen die Rabbanan87!?

Hier ist ebenfalls die Ansicht R. Joses vertreten.

Wovon der sechste?

Raba sagte, ihrer Ruhetage, R. Aḥa b. Ja͑qob sagte,

Blatt 87b

seit ihrem Aufbruche. Sie streiten über den Šabbath in Mara. Es heißt: 88wie der Herr, dein Gott, dir befohlen hat. Hierzu sagte R. Jehuda im Namen Rabhs: Wie er dir bereits in Mara befohlen89hat. Einer ist der Ansicht, ihnen ward da zwar der Šabbath geboten, jedoch nicht das Gesetz über die Šabbathgebiete90, und einer ist der Ansicht, auch das Gesetz über die Šabbathgebiete ward ihnen da geboten.

Komm und höre: Im Nisan, in dem die Jisraéliten aus Miçrajim zogen, [geschah folgendes:] am vierzehnten schlachteten sie ihre Pesaḥopfer91, am fünfzehnten zogen sie aus, und am Abend wurden die Erstgeborenen erschlagen.

Am Abend, wie kommst du darauf92!?

Vielmehr: am Abend vorher wurden die Erstgeborenen erschlagen.

Dieser Tag war ein Donnerstag. Wenn der fünfzehnte Nisan auf einen Donnerstag fällt, so muß ja der Neumondstag des Ijar auf einen Šabbath und der Neumondstag des Sivan auf einen Sonntag fallen. Dies ist somit ein Einwand gegen die Rabbanan!?

Die Rabbanan können dir erwidern, der Ijar jenes Jahres war ein Schaltmonat.

Komm und höre, daß er kein Schaltmonat war. Im Nisan, an dem die Jisraéliten aus Miçrajim zogen, [geschah folgendes:] am vierzehnten schlachteten sie ihre Pesaḥopfer, am fünfzehnten zogen sie aus und am Abend wurden die Erstgeborenen erschlagen.

Am Abend wie kommst du darauf!?

Sage vielmehr: am Abend vorher wurden die Erstgeborenen erschlagen.

Dieser Tag war ein Donnerstag. Der Nisan verstrich und der Ijar fiel auf einen Šabbath. Der Ijar war unvollzählig93und der Sivan begann mit einem Sonntag. Dies ist somit ein Einwand gegen die Rabbanan!?

Hier ist die Ansicht R. Joses vertreten. R. Papa sprach: Komm und höre:94Sie zogen aus Elim und die ganze Gemeinde kam &c. am fünfzehnten Tage des zweiten Monats. Dieser Tag war ein Šabbath, denn es heißt:95morgen früh werdet ihr die Herrlichkeit des Herrn sehen, und darauf heißt es:96sechs Tage hindurch sollt ihr davon einsammeln. Wenn nun der fünfzehnte Ijar auf einen Šabbath fällt, so fällt ja der Neumondstag des Sivan auf einen Sonntag!? Dies ist somit ein Einwand gegen die Rabbanan!?

Die Rabbanan können dir erwidern, der Ijar jenes Jahres war ein Schaltmonat. R. Ḥabi aus Maḥoza sprach zu R. Aši: Komm und höre:97Am ersten Tage des ersten Monats, im zweiten Jahre, wurde die Stiftshütte errichtet. Hierzu wird gelehrt: Dieser Tag erhielt zehn Kronen: er ist der erste beim Schöpfungswerke, der erste der Fürstentage98, der erste bei [der Einweihung der] Priesterschaft99, der erste beim Tempeldienste, der erste beim Herabsteigen des Feuers100, der erste beim Essen der Heiligtümer101, der erste bei der Niederlassung102der Göttlichkeit, der erste beim Segen103Jisraéls, der erste beim Verbote der Opferstätten und der erste der Monate. Wenn der Neumond des Nisan jenes Jahres auf einen Sonntag fiel, so muß er im vorangehenden Jahre auf einen Mittwoch gefallen sein, denn es wird gelehrt: Andere sagen, zwischen einem Wochenfeste und dem anderen, zwischen einem Neujahr und dem anderen gebe es nur eine Differenz von (nur) vier Tagen, und in einem Schaltjahre, von fünf Tagen. Demnach fiel der Neumond des Ijar auf einen Freitag und der Neumond des Sivan auf einen Šabbath. Dies ist somit ein Einwand sowohl gegen R. Jose als auch gegen die Rabbanan!?

Nach R. Jose wurden sieben unvollzählige und nach den Rabbanan wurden acht unvollzählige [Monate]

Blatt 88a

festgesetzt.

Komm und höre: Im »Seder O͑lam«104wird gelehrt: Im Nisan, in dem die Jisraéliten aus Miçrajim zogen, [geschah folgendes:] am vierzehnten schlachteten sie ihre Pesaḥopfer und am fünfzehnten zogen sie aus; dieser Tag war ein Freitag. Wenn nun der Neumond des Nisan ein Freitag war, so war ja der Neumond des Ijar ein Sonntag und der des Sivan ein Montag. Dies ist somit ein Einwand gegen R. Jose!?

R. Jose kann dir erwidern, hier sei die Ansicht der Rabbanan vertreten.

Komm und höre: R. Jose sagte: Am Montag stieg Moše hinauf und kam wieder herunter; am Dienstag stieg er hinauf und kam wieder herunter; am Mittwoch kam er herunter und stieg nicht hinauf.

Wenn er aber nicht hinaufgestiegen war, wie konnte er herunterkommen!?

Vielmehr: am Mittwoch stieg er hinauf und kam wieder herunter.

Am Donnerstag baute er den Altar und brachte darauf ein Opfer dar; am Freitag hatte er keine Zeit mehr. Wahrscheinlich doch wegen [des Empfanges] der Tora!?

Nein, wegen der Vorbereitung zum Šabbath.

Ein Galiläer trug in Gegenwart R. Ḥisdas vor: Gepriesen sei der Allbarmherzige, der die dreifaltige Tora105dem dreifaltigen Volke106durch einen Drittgeborenen107am dritten Tage im dritten Monat verliehen hat.

Nach wessen Ansicht?

Nach der der Rabbanan.

108Und sie stellten sich am Fuße des Berges auf. R. Evdämi b. Ḥama (b. Ḥasa) sagte : Dies lehrt, daß der Heilige, gepriesen sei er, über sie den Berg wie einen Kübel stülpte und zu ihnen sprach: Wollt ihr die Tora empfangen, so ist es gut, wenn aber nicht, so ist hier euer Grab. R. Aḥa b. Ja͑qob sagte: Dies ist eine große Kundgebung109bezüglich der Tora. Raba sagte: Jedoch nahmen sie sie später wiederum in den Tagen des Ahašveroš [freiwillig] an, denn es heißt:110die Judäer bestätigten es und nahmen es auf sich; sie bestätigten, was sie bereits auf sich genommen hatten.

Ḥizqija sagte: Es heißt:111vom Himmel ließest du das Urteil vernehmen; da erschrak die Erde und war still; wenn sie erschrak, wieso war sie still, wenn sie still war, wieso erschrak sie? Vielmehr, zuerst erschrak sie, nachher war sie still.

Weshalb erschrak sie?

Dies nach Reš Laqiš, denn Reš Laqiš sagte: Es heißt:112es ward Abend und es ward Morgen, der sechste Tag; wozu ist das überflüssige He113nötig? Dies lehrt, daß der Heilige, gepriesen sei er, mit dem Schöpfungswerke eine Vereinbarung traf und zu ihm sprach: Nehmen die Jisraéliten die Tora an, so sollt ihr bestehen, wenn aber nicht, so verwandele ich euch wieder in Öde und Leere.

R. Simaj trug vor: Zur Stunde, da die Jisraéliten das Tun114früher als das Hören zugesagt hatten, kamen sechzig Myriaden Dienstengel und wanden jedem Jisraéliten zwei Kränze, einen für das Tun und einen für das Hören. Als die Jisraéliten später sündigten, kamen hundertundzwanzig Myriaden Würgengel herunter und nahmen sie ihnen ab, wie es heißt: 115da entledigten sich die Kinder Jisraél ihres Schmuckes vom Berge Ḥoreb. R. Ḥama b. R. Ḥanina sagte: Am Ḥoreb legten sie ihn an, und am Ḥoreb legten sie ihn ab. Am Ḥoreb legten sie ihn an, wie wir bereits gesagt haben, am Ḥoreb legten sie ihn ab, wie es heißt: da entledigten sich die Kinder Jisraél &c. R. Joḥanan sagte: Moše war es beschieden, sie alle zu erhalten, denn darauf heißt es:116und Moše nahm das Zelt. Reš Laqiš sagte: Dereinst wird der Heilige, gepriesen sei er, sie uns wieder geben, denn es heißt:117die Befreiten des Herrn kehren heim und gelangen nach Çijon mit Jauchzen, und ewige Freude auf ihrem Haupte; die Freude von ehemals auf ihrem Haupte.

R. Elea͑zar sagte: Zur Stunde, da die Jisraéliten das Tun früher als das Hören zugesagt hatten, ertönte eine Hallstimme und sprach (zu ihnen): Wer hat meinen Kindern dieses Geheimnis verraten, dessen sich die Dienstengel bedienen? Denn es heißt:118preiset den Herrn, ihr, seine Engel, starke Helden, die ihr seinen Befehl tut, die Stimme seines Wortes zu hören; vorher tun und nachher hören. R. Ḥama b. Ḥanina sagte : Es heißt: 119wie ein Apfelbaum unter des Waldes Bäumen &c. Weshalb werden die Jisraéliten mit einem Apfelbaume verglichen? Dies besagt: wie der Apfelbaum die Frucht[blüten] früher als die Blätter hervorbringt, so haben auch die Jisraéliten das Tun früher als das Hören zugesagt.

Ein Minäer sah, wie Raba, als er in einer Lehre vertieft war, die Finger der Hand unter dem Fuße hielt und sie so rieb, daß sie Blut spritzten. Da sprach er zu ihm: Gedankenloses Volk, die ihr den Mund den Ohren [vorgeschickt] habt, noch immer befindet ihr euch in euerer Gedankenlosigkeit. Ihr solltet vorher hören, ob ihr sie auf euch nehmen könnt oder nicht. Dieser erwiderte: Von uns, die wir in Aufrichtigkeit

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wandeln, heißt es:120die Rechtschaffenen leitet ihre Unschuld, von jenen, die in Verdrehungen wandeln, heißt es:121die Treulosen richtet ihre Bosheit zugrunde.

R. Šemuél b. Naḥmani sagte im Namen R. Jonathans: Es heißt:122du hast mir das Herz genommen, meine Schwester Braut, du hast mir das Herz genommen durch eines deiner Augen; zuerst durch ein Auge, und als du [die Tora] auch befolgt hast, durch beide Augen. U͑la sagte: Schamlos ist die Braut, die in ihrer Hochzeitskammer123buhlt. R. Mari, Sohn der Tochter Šemuéls, sagte: Hierauf deutet folgender Schriftvers:124Während der König noch auf seinem Rahepolster weilte, hat meine Narde &c. Rabh sagte: Dies ist uns gegenüber noch wohl wollend, denn es heißt ja [den Geruch] fortgegeben, nicht aber verstunken.

Die Rabbanan lehrten: Über diejenigen, die gedemütigt werden, ohne zu demütigen, die ihre Schmähung anhören, ohne zu erwidern, die aus Liebe [die Gebote] ausüben und der Züchtigungen froh sind, spricht die Schrift:125die ihn lieb haben, sind wie der Aufgang der Sonne in ihrer Pracht.

R. Joḥanan sagte: Es heißt:126der Herr ließ einen Ruf erschallen, der Siegesbotinnen war ein großes Heer. Jedes Wort, das aus dem Munde des Heiligen, gepriesen sei er, hervorging, wurde in siebzig Sprachen zerteilt. In der Schule R. Jišma͑éls wurde gel ehrt:127Und wie ein Hammer, der Felsen zersplittert; wie der [Stein durch den] Hammer in viele Splitter zerteilt wird, so wurde auch jedes Wort, das aus dem Munde des Heiligen, gepriesen sei er, hervorging, in siebzig Sprachen zerteilt.

R. Ḥanina b. Papa sagte: Es heißt:128höret zu, denn Fürstliches will ich reden. Weshalb werden die Worte der Tora mit Fürsten verglichen? Dies besagt: wie es in der Macht des Fürsten ist, töten und leben zu lassen, ebenso hat auch das Wort der Tora die Macht, töten und leben zu lassen. Das ist es, was Raba sagte: Für diejenigen, die sich ihr rechts widmen, ist sie eine Würze des Lebens, und für diejenigen, die sich ihr links widmen, ist sie eine Würze des Todes. Eine andere Erklärung: Fürstliches, jedem Worte, das aus dem Munde des Heiligen, gepriesen sei er, hervorging, wurden zwei Kränze gewunden.

R. Jehošua͑ b. Levi sagte: Es heißt:129mein Geliebter ist mir ein Myrrhenbündel, zwischen meinen Brüsten weilt er. Die Gemeinschaft Jisraél sprach vor dem Heiligen, gepriesen sei er: Herr der Welt, obgleich mein Geliebter mich bedrängt und verbittert, dennoch weilt er zwischen meinen130Brüsten.131Eine Cyprusdolde in den Weinbergen E͑ngedis ist mir mein Geliebter; der, dem alles132gehört, vergibt mir die Sünde vom Böcklein133[gedi], die ich auf mich geladen habe.

Woher ist es erwiesen, daß Kerem [Weinberg] die Bedeutung aufladen hat? Mar Zuṭra, der Sohn R. Naḥmans, erwiderte: Wie wir gelernt haben: Ein Wäschestuhl, auf den man Kleider legt [kormim].

Ferner sagte R. Jehošua͑ b. Levi: Es heißt:134seine Wangen wie Balsambeete. Durch jeden einzelnen Satz, der aus dem Munde des Heiligen, gepriesen sei er, hervorging, wurde die ganze Welt voll Wohlgerüche.

Wenn sie aber bereits durch den ersten Satz voll war, wo kam dann der zweite Satz hin?

Der Heilige, gepriesen sei er, brachte aus seiner Vorratskammer einen Wind hervor, der fortwährend den vorhergehenden fortwehte, denn es heißt:135seine Lippen wie Lilien, fließende Myrrhe träufelnd, und man lese nicht Šošanim [Lilien], sondern šešonim [die sprechen].

Ferner sagte R. Jehošua͑ b. Levi: Bei jedem einzelnen Satze, der aus dem Munde des Heiligen, gepriesen sei er, hervorkam, hauchte Jisraél die Seele aus, wie es heißt:136bei seinem Sprechen hauchte ich meine Seele aus.

Wenn sie aber beim ersten Satze die Seele ausgehaucht haben, wie konnten sie dann den nächsten Satz hören?

Er ließ einen Tau niedersteigen, mit dem er dereinst die Toten beleben wird, und belebte sie wieder, wie es heißt:137mit reichlichem Regen besprengtest du, o Gott, dein Erbium, und was ermattet war, stelltest du her.

Ferner sagte R. Jehošua͑ b. Levi: Bei jedem einzelnen Satze, der aus dem Munde des Heiligen, gepriesen sei er, hervorkam, bebten die Jisraéliten zwölf Mil rückwärts, und die Dienstengel ließen sie heranhüpfen, denn es heißt:138die Engel der Heerscharen hüpfen, hupfen; und man lese nicht hüpfen, sondern sie ließen hüpfen.

Ferner sagte R. Jehošua͑ b. Levi: Zur Stunde, da Moše in die Höhe stieg, sprachen die Dienstengel vor dem Heiligen, gepriesen sei er: Herr der Welt, was soll ein Weibgeborener unter uns!? Er erwiderte ihnen: Er kam, die Tora in Empfang zu nehmen. Da sprachen sie zu ihm: Die Köstliche und Verwahrte, die du seit (den sechs Schöpfungstagen) neunhundertvierundsiebzig Generationen vor der Weltschöpfung verborgen gehalten hast, willst du einem [Menschen aus] Fleisch und Blut geben!? 139Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst, und das Menschenkind, daß du nach ihm schauest!?140O Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde, (welcher) verleihe deine Pracht auf dem Himmel. Darauf sprach der Heilige, gepriesen sei er, zu Moše: Antworte du ihnen. Dieser aber erwiderte: Herr der Welt, ich fürchte, sie würden mich mit dem Hauche ihres Mundes verbrennen. Da sprach er: Fasse an meinen Thron der Herrlichkeit, und gib ihnen Antwort. Es heißt nämlich:141er erfaßt den Anblick des Thrones, er zieht seine Wolke über ihn, und R. Naḥum sagte, dies lehre, daß der Allmächtige über ihn den Glanz seiner Gottheit ausgebreitet und ihn beschattet hatte. Hierauf sprach er vor ihm: Herr der Welt, was steht in der Tora, die du mir gibst, geschrieben?

142Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Lande Miçrajim herausgeführt hat. Da fragte er jene: Waret ihr nach Miçrajim hinabgezogen? Waret ihr dem Pareo͑ dienstbar? Was wollt ihr mit der Tora? Ferner heißt es in dieser:143ihr sollt keine fremden Götter haben; weilet ihr zwischen den Unbeschnittenen, die Götzendienst treiben!? Ferner

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heißt es in dieser:144gedenke, den Šabbath zu heiligen; verrichtet ihr Arbeit, daß ihr der Ruhe bedürfet? Ferner heißt es in dieser:145du sollst nicht nennen; gibt es unter euch Handel und Wandel146? Ferner heißt es in dieser:147ehre deinen Vater und deine Mutter; habt ihr Vater und Mutter? Ferner heißt es in dieser:148du sollst nicht morden, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht stehlen; gibt es unter euch Neid oder einen bösen Trieb? Da pflichteten sie dem Heiligen, gepriesen sei er, bei, denn es heißt:149o Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name &c., es folgt aber nicht: verleihe deine Pracht auf dem Himmel. Hierauf wurde ihm jeder ein Freund und übergab ihm etwas, wie es heißt:150du bist in die Höhe gestiegen, du hast Beute fortgeführt, du hast Geschenke von den Menschen empfangen; als Belohnung dafür, daß sie dich einen Menschen genannt haben, hast du Geschenke erhalten. Und auch der Todesengel übergab ihm etwas, denn es heißt:151da setzte er das Räucherwerk auf und schaffte dem Volke Sühne, und weiter heißt es:152und er stand zwischen den Toten und den Lebendigen &c. Wieso konnte er dies wissen, wenn jener es ihm nicht gesagt hätte.

Ferner sagte R. Jehošua͑ b. Levi: Zur Stunde, da Moše vom Heiligen, gepriesen sei er, fortgegangen war, kam der Satan und sprach vor ihm: Herr der Welt, wo ist die Tora? Er erwiderte: Ich habe sie der Erde gegeben. Da ging er zur Erde und sprach zu ihr: Wo ist die Tora? Diese erwiderte:153Gott kennt ihren Weg &c. Da ging er zum Meere. Dieses erwiderte: Sie ist nicht bei mir. Da ging er zur Meerestiefe. Diese erwiderte: Sie ist nicht in mir, denn es heißt:154die Meerestiefe spricht: In mir ist sie nicht; und das Meer spricht: Sie ist nicht bei mir.155Abgrund und Tod sprechen: Wir haben mit unseren Ohren ein Gerücht von ihr gehört. Da kam er zum Heiligen, gepriesen sei er, zurück und sprach: Herr der Welt, ich habe sie auf der ganzen Erde gesucht und nicht gefunden. Da erwiderte er: Gehe zum Sohne A͑mrams. Darauf ging er zu Moše und sprach zu ihm: Wo ist die Tora, die der Heilige, gepriesen eei er, dir gegeben hat? Dieser erwiderte: Wer bin ich denn, daß der Heilige, gepriesen sei er, die Tora mir gegeben haben sollte? Da sprach der Heilige, gepriesen sei er, zu Moše: Moše, bist du ein Lügner? Dieser erwiderte: Herr der Welt, du hast eine Köstliche und Verwahrte, an der du täglich deine Freude hast, soll ich mir dies zugute kommen lassen!? Da sprach der Heilige, gepriesen sei er, zu Moše: Da du dich unterschätzest, so soll sie nach dir genannt werden. Denn es heißt:156gedenket der Tora meines Dieners Moše &c.

Ferner sagte R. Jehošua͑ b. Levi; Zur Stunde, da Moše in die Höhe stieg, traf er den Heiligen, gepriesen sei er, für die Buchstaben157Kränze winden. Da sprach er zu ihm: Kennt man in deiner Ortschaft keinen Gruß? Da sprach dieser vor ihm: Grüßt etwa ein Knecht seineti Herrn? Darauf sprach er zu ihm: Du solltest mir Erfolg wünschen. Sogleich sprach jener:158Möchte sich doch deine Macht, o Herr, groß erweisen, wie du verheißen hast.

Ferner sagte R. Jehošua͑ b. Levi: Es heißt:159und das Volk sah, daß sich Moše verzögerte. Lies nicht bošeš [verzögerte],sondern baú šeš [die sechs sind vorüber]. Als nämlich Moše in die Höhe stieg, sprach er zu den Jisraéliten: Nach Ablauf von vierzig Tagen, zu Anfang der [ersten] sechs Stunden, komme ich zurück. Nach Ablauf der vierzig Tage kam der Satan und brachte Verwirrung in die Welt. Er sprach zu ihnen; Wo ist euer Meister Moše? Sie erwiderten ihm: Er ist in die Höhe gestiegen. Darauf sprach er zu ihnen: Die sechs [Stunden] sind ja bereits verstrichen. Sie aber beachteten ihn nicht.

Er ist gestorben.

Sie aber beachteten ihn nicht. Da zeigte er ihnen das Bild seiner Bahre, Deshalb sagten sie zu Ahron:160Dieser Mann Moše &c.

Einer von den Jüngern sprach zu R. Kahana: Hast du vielleicht gehört, was »Berg Sinaj« bedeute? Dieser erwiderte: Der Berg, auf dem Jisraél Wunder geschehen sind.

Demnach sollte er ja Berg Nisaj161 heißen!?

Vielmehr, der Berg, der ein gutes Zeichen für Jisraél geworden ist.

Demnach sollte er ja Berg Simnaj162heißen!? Alsdann sprach er zu ihm: Weshalb pflegst du nicht vor R. Papa und R. Hona, dem Sohne R. Jehošua͑s, zu verweilen, die in der Agada kundig sind? R. Ḥisda und Rabba, Sohn des R. Hona, sagten beide: Was bedeutet »Berg Sinaj«? Der Berg, auf den Haß163über die Völker der Welt herabgestiegen ist. Das ist es, was R. Jose b. R. Ḥanina gesagt hat: Er hat fünf Namen: Wüste Çin, auf dem ihnen Befehle164erteilt worden sind; Wüste Qadeš, auf dem Jisraél geheiligt worden ist; Wüste Qedemoth, auf dem ihnen das Uralte verliehen worden ist; Wüste Paran, auf dem sie sich fortgepflanzt haben; Wüste Sinaj, auf dem Haß

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gegen die Völker der Welt herabgestiegen ist. Wie heißt er wirklich?

Ḥoreb. Er streitet somit gegen R. Abahu, denn R. Abahu sagte, sein wirklicher Name sei »Berg Sinaj«, und Ḥoreb werde er nur deshalb genannt, weil durch ihn Verwüstung [ḥorba] über die Völker der Welt kam.

WOHER, DASS MAN &C. EINEN STREIFEN GLÄNZENDER WOLLE BINDET. Weshalb kašanim, es sollte ja kašani165heißen!? R. Jiçḥaq erwiderte: Der Heilige, gepriesen sei er, sprach zu Jisraél: Sollten euere Sünden so zahlreich sein, wie die laufenden Jahre166seit den sechs Schöpfungstagen bis jetzt, so werden sie dennoch weiß wie Schnee.

Raba trug vor: Es heißt:167gehet doch, daß wir mit einander rechten, wird der Herr sprechen. Wieso gehet doch, es sollte doch heißen: kommt doch; wieso wird der Herr sprechen, es sollte doch heißen: spricht der Herr? Dereinst wird der Heilige, gepriesen sei er, zu Jisraél sprechen: Gehet doch zu eueren Vorfahren, mögen sie doch mit euch rechten. Darauf werden sie sprechen: Herr der Welt, zu wem denn sollen wir gehen? Etwa zu Abraham, zu dem du gesprochen hast :168wisse nun, und der für uns nicht gefleht hat? Etwa zu Jiçḥaq, der E͑sav gesegnet hat :169wenn du dich anstrengst, und der für uns nicht gefleht hat? Etwa zu Ja͑qob, zu dem du gesprochen hast :170ich will mit dir nach Miçrajim ziehen, und der für uns nicht gefleht hat? An wen sollen wir uns jetzt wenden, möge uns der Herr sagen! Alsdann wird der Heilige, gepriesen sei er, zu ihnen sprechen: Da ihr euch an mich wendet, so sollen euere Sünden schneeweiß werden, auch wenn sie purpurrot sind.

R. Šemuél b. Naḥmani sagte im Namen R. Jonathans: Es heißt : 171fürwahr, du bist unser Vater, denn Abraham weiß nichts von uns, und Jisraél kennt uns nicht; du, o Herr, bist unser Vater, unser Erlöser ist dein Name von Alters her. Dereinst wird der Heilige, gepriesen sei er, zu Abraham sprechen: Deine Kinder haben gegen mich gesündigt. Er aber wird erwidern: Herr der Welt, so mögen sie zur Heiligung deines Namens zugrunde gehen! Dann wird er sprechen: Ich werde es Ja͑qob sagen, er hat die Leiden der Kindererziehung gefühlt, er wird vielleicht für sie um Erbarmen flehen. Darauf wird er zu ihm sprechen: Deine Kinder haben gesündigt. Und auch er wird erwidern: Herr der Welt, so mögen sie zur Heiligung deines Namens zugrunde gehen! Da wird er sprechen: Weder Vernunft bei den Alten, noch bei den Jungen Rat. Alsdann wird er zu Jiçḥaq sprechen: Deine Kinder haben gegen mich gesündigt. Dieser aber wird erwidern: Herr der Welt, meine Kinder, und nicht auch deine Kinder!? Als sie dir das Tun früher als das Hören zugesagt hatten, nanntest du sie : 172meinen erstgeborenen Sohn, jetzt aber sprichst du von meinen Kindern, nicht aber von deinen Kindern! Und wieviel denn haben sie überhaupt gesündigt? Siebzig Jahre beträgt das Leben des Menschen; zieht man von diesen [die ersten] zwanzig ab, für die du nicht strafst, so bleiben fünfzig zurück, von denen abermals fünfundzwanzig für die Nächte abzuziehen sind, sodaß fünfundzwanzig verbleiben, von denen wiederum für das Beten, Essen und Verrichten der Notdurft zwölf und ein halbes abzuziehen sind, so daß nur zwölf und ein halbes verbleiben. Willst du alles auf dich nehmen, so ist es recht, wenn nicht, so nehme ich die Hälfte auf mich, und du nimmst die Hälfte auf dich. Willst du aber, daß ich alles auf mich nehme, so habe ich mich ja vor dir opfern lassen! Sodann werden sie allesamt anheben und sprechen: Denn du bist unser Vater. Jiçḥaq aber wird sie auf den Heiligen, gepriesen sei er, verweisen. Alsdann werden sie ihre Augen in die Höhe richten und sprechen: Du, O Herr, bist unser Vater, unser Erlöser ist dein Name von Alters her.

R. Ḥija b. Abba sagte im Namen R. Joḥanans: Eigentlich sollte unser Vater Ja͑qob mit eisernen Fesseln nach Miçrajim geführt werden, sein Verdienst aber hat ihm beigestanden, denn es heißt :173mit Seilen, wie ein Mensch sie braucht, zog ich sie, mit Banden der hiebe, und verhielt mich gegen sie wie einer, der das Joch an ihrem Kinnladen lüpft, und bot ihnen Nahrung dar.

vWER HOLZ HINAUSTRÄGT, ALS MAN DAMIT EIN LEICHTES EI174KOCHEN KANN; GEWÜRZE, ALS MAN EIN LEICHTES EI WÜRZEN KANN, UND ZWAR WERDEN SIE MIT EINANDER VEREINIGT. SCHALEN VON NÜSSEN UND GRANATÄPFELN, WAID UND KRAPP, ALS MAN EIN KLEINES TUCH AN EINER HAUBE FÄRBEN KANN. URIN, NATRON, BORITH, K1MOLIA-KREIDE UND AŠLAG, ALS MAN DAMIT EIN KLEINES TUCH AN EINER HAUBE WASCHEN KANN; R. JEHUDA SAGT, ALS MAN DAMIT EINEN BLUTFLECK ENTFERNEN KANN.

GEMARA. Wir haben ja bereits gelernt: Rohr, als man daraus ein Schreibrohr machen kann, grobes oder zerplatztes, als man damit ein leichtes, bereits in der Pfanne zerschlagenes Ei kochen kann!?

Man könnte glauben, nur dieses, das zu sonst anderem nicht verwendbar ist, wegen des Holzes aber, daraus man einen Schlüsselbart machen kann, sei man beim kleinsten Quantum schuldig, so lehrt er uns.

GEWÜRZE, ALS MAN EIN LEICHTES EI WÜRZEN KANN. Ich will auf einen Widerspruch hinweisen: Gewürze einer Art von zwei oder drei verschiedenen175Namen, oder dreier Arten desselben Namens werden mit einander vereinigt und machen verboten. Hierzu sagte Ḥizqija, dies sei von süßen Gewürzen gelehrt worden, da man damit einen Topf süßen

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kann. Nur wenn man einen Topf süßen kann, sonst aber nicht!?

Auch hierbei, wenn man damit einen Topf süßen kann.

SCHALEN VON NÜSSEN UND GRANATÄPFELN, WAID UND KRAPP, ALS MAN EIN KLEINES TUCH FÄRBEN KANN.Ich will auf einen Widerspruch hinweisen: Wer eingeweichte Farbstoffe hinausträgt, als man ein Stück Wolle zur Probe färben kann!?

Hierzu wurde ja gelehrt: R.Naḥman erklärte im Namen des Rabba b. Abuha: Weil sich niemand bemüht, Farbstoffe einzuweichen, um ein Stückchen Wolle zur Probe zu färben.

URIN. Es wird gelehrt: Urin bis zum vierzigsten Tage176.

NATRON. Es wird gelehrt: Nur alexandrinisches, nicht aber antipatrinisches Natron.

BORITH. R. Jehuda erklärte: Sand.

Es wird ja aber gelehrt: Borith und Sand!?

Vielmehr, unter Borith ist Schwefel zu verstehen. Man wandte ein: Zu diesen177fügten sie noch Galbanum, Melde, Borith und Aloé hinzu. Wieso kannst du nun sagen, darunter sei Schwefel zu verstehen, beim Schwefel hat ja das Gesetz vom Siebentjahre keine Geltung, wie wir gelernt haben, die Regel sei, bei dem, was eine Wurzel hat, hat das Gesetz vom Siebentjahre Geltung, und bei dem, was keine Wurzel hat, hat das Gesetz vom Siebentjahre keine Geltung!?

Vielmehr, unter Borith ist Aloé zu verstehen.

Es wird ja aber gelehrt: Borith und Aloé!?

Es gibt zwei Arten Aloé.

KIMOLIA-KREIDE. R. Jehuda erklärte: Šeloph-doç178.

AŠLAG. Šemuél sagte: Ich fragte alle Seefahrer, und man sagte mir, es heiße Šonana179; es befindet sich in den Löchern der Perle und wird mittelst eines eisernen Nagels herausgeholt.

viPFEFFER IN JEDEM QUANTUM; TEERÖL IN JEDEM QUANTUM; ALLE ARTEN WOHLGERÜCHE UND ALLE ARTEN METALL IN JEDEM QUANTUM; STÜCKE VON ALTARSTEINEN UND ALTARERDE, ZERNAGTES VON TORAROLLEN UND DEREN HÜLLEN IN JEDEM QUANTUM, WEIL MAN SIE ZUM VERSTECKEN AUFBEWAHRT. R. JEHUDA SAGT, AUCH WENN MAN IRGEND EIN QUANTUM VOM ZUBEHÖR EINES GÖTZEN HINAUSTRÄGT, DENN ES HEISST: 180nichts vom Banngute soll an deiner Hand kleben bleiben.

GEMARA. Wofür ist das kleinste Quantum Pfeffer verwendbar?

Gegen üblen Mundgeruch.

TEERÖL IN JEDEM QUANTUM. Wofür ist dies verwendbar?

Gegen Migräne.

ALLE ARTEN WOHLGERÜCHE IN JEDEM QUANTUM. Die Rabbanan lehrten: Wer Übelriechendes in jedem Quantum, wohlriechendes Öl in jedem Quantum, Purpurfarbe in jedem Quantum oder eine einzelne Rosenknospe hinausträgt.

ALLE ARTEN VON METALL IN JEDEM QUANTUM. Wofür ist dies verwendbar?

Es wird gelehrt: R. Šimo͑n b.Elea͑zar sagte, man kann daraus einen kleinen Stift machen.

Die Rabbanan lehrten: [Sagte jemand:] »Ich spende181Eisen«, so hat er, wie manche sagen, nicht weniger als eine Elle im Quadrate zu spenden. Wofür ist dies verwendbar? R. Joseph erwiderte: Als Rabenschutz182. Andere lesen: Manche sagen, er dürfe nicht weniger spenden, als zu einem Rabenschutze ausreicht.

Wieviel [ist dazu nötig]? R. Joseph erwiderte: Eine Elle im Quadrate. »[Ich spende] Kupfer«, so darf er nicht weniger als im Werte einer Silbermaa͑183spenden. Es wird gelehrt: R. Elie͑zer sagt, er dürfe nicht weniger spenden, als zu einer kleinen Kupferzange ausreicht.

Wofür ist sie verwendbar? Abajje erwiderte: Mit dieser werden Dochte geputzt und Lampen gereinigt.

ZERNAGTES VON TORAROLLEN UND DEREN HÜLLEN. R.Jehuda sagte :Schaben, die in Büchern, Motten, die in Seide, Maden, die in Weinbeeren, Gallwespen, die in Feigen, und Würmer, die in Granatäpfeln, sind samtlieh gefährlich. Einst saß ein Schüler vor R. Joḥanan und aß Feigen, da rief er: Meister, in den Feigen sind Dornen! Da sprach dieser: Die Gailwespe hat diesen getötet.

viiWER EINEN KORB DER GEWÜRZKRÄMER HINAUSTRÄGT, IST, AUCH WENN SICH DARIN MEHRERE ARTEN BEFINDEN, NUR EIN SÜNDOPFER SCHULDIG. GARTENSÄMEREIEN, AUCH WENN WENIGER ALS IM QUANTUM EINER DÖRRFEIGE; R.JEHUDA B. BETHERA SAGT, FÜNF [SAMENKÖRNER]. VOM GURKENSAMEN

Blatt 90b

ZWEI, VOM KÜRBISSAMEN ZWEI UND VOM SAMEN ÄGYPTISCHER BOHNEN ZWEI [KÖRNER]. EINE REINE LEBENDE HEUSCHRECKE VON IRGEND WELCHER GRÖSSE, EINE TOTE VON DER GRÖSSE EINER DÖRRFEIGE. EIN GARTENVÖGELCHEN VON IRGEND WELCHER GRÖSSE, OB LEBENDIG ODER TOT, DA MAN EIN SOLCHES ZU HEILZWECKEN AUFBEWAHRT. R. JEHUDA SAGT, AUCH WER EINE LEBENDE UNREINE HEUSCHRECKE HINAUSTRÄGT, DA MAN EINE SOLCHE FÜR EIN KIND ZUM SPIELEN AUFBEWAHRT.

GEMARA. Ich will auf einen Widerspruch hinweisen: Dung und feinen Sand als zum Düngen eines Kohlstengels erforderlich ist

so R. A͑qiba; die Weisen sagen, als man einen Lauchschaft düngen kann!? R. Papa erwiderte: Das eine, wenn man bereits gesäet hat, das andere, wenn man noch nicht gesäet hat, weil sich niemand bemüht, ein Korn zur Aussaat hinauszubringen.

GURKENSAMEN. Die Rabbanan lehrten: Zwei Körner, wenn man sie zum Pflanzen hinausträgt; wenn zum Essen, soviel, als ein Schwein das Maul voll hat.

Was heißt Maulvoll eines Schweines?

Eines.

Wenn zum Heizen, als man damit ein leichtes Ei kochen kann; wenn zum Zählen, zwei, und wie manche sagen, fünf. Die Rabbanan lehrten: Wer zwei Haare von einem Pferdeschweife oder einem Kuhschwanze hinausträgt, ist schuldig, denn diese hebt man zu Netzen auf; eine Schweinsborste, zwei Ruten einer Palme und eine Bastfaser einer Palme.

EIN GARTENVÖGELCHEN VON IRGEND WELCHER GRÖSSE, OB LEBENDIG ODER TOT. Was ist das für ein Garten Vögelchen? Rabh erwiderte: Die Fruchtdurchsucherin184. Abajje sagte: Diese befindet sich in den [jungen] Palmen, die erst eine Rinde haben, und man verwendet sie zur [Erlangung von] Weisheit. Man esse die Hälfte der rechten und die Hälfte der linken Seite, dann werfe man sie in eine kupferne Röhre, die man mit sechzig Siegeln verschließe, und an den linken Arm hänge. Als Merkzeichen diene dir :185Der Verstand des Weisen ist zu seiner Rechten, der Verstand des Toren ist zu seiner Linken. Dann wird man weise nach Wunsch und lernt nach Wunsch. Später esse man auch die zweite Hälfte, denn sonst vergißt man sein Studium.

R. JEHUDA SAGT, AUCH WER &C. HINAUSTRÄGT. Der erste Tanna aber ist nicht dieser Ansicht; aus welchem Grunde?

Man könnte sie essen.

Demnach sollte dasselbe auch von einer reinen gelten186!? Als nämlich R. Kahana einst vor Rabh stand und eine ŠOšiba187auf seinen Mund flog, rief dieser : Nimm sie fort, damit man nicht glaube, daß du sie issest und übertrittst das Verbot :188beekelt euere Seelen nicht.

Vielmehr, sie könnte verenden und man sie essen.

Und R. Jehuda?

Ein Kind betrauert sie, wenn sie verendet189.


  1. Jeschajahu 30,22.↩︎

  2. Sodaß die Wand auch dem Götzen zugute kommt.↩︎

  3. Der dem Götzen gehörige Teil wird nicht mitgerechnet.↩︎

  4. Dewarim 7,26.↩︎

  5. שקץ syn. Mit שרץ.↩︎

  6. תזרם aus זור entfremden.↩︎

  7. Geräte, die sich unter einer Steinbank befinden, auf der die Menstruierende sitzt, sind unrein, auch wenn sie sie nicht berührt hat. Die Etymologie des אבן מסמא ist dunkel; wahrscheinl. aus der Wurzel םום setzen,* legen* abgeleitet.↩︎

  8. Die zu seiner Bedienung erforderlichen Gerätschaften.↩︎

  9. Das nur durch Tragen verunreinigend ist.↩︎

  10. »Schütteln« ist ein Terminus für die indirekte Berührung des Unreinen, wenn er mit dem Objekte durch Vermittlung eines anderen Gegenstandes in Berührung kommt. Sonst, wenn der Unreine Subjekt ist, hier irrtüml. als Objekt verstanden.↩︎

  11. Wajikra 15,2.↩︎

  12. Der Unreinheit des Götzen, die von der der Menstruierenden (hier gleichbedeutend mit Flußbehafteten) gefolgert wird.↩︎

  13. Schoftim 8,33.↩︎

  14. יראה Furcht, Objekt der Furcht, bihl. פחד, übertragen für Gott. An das griech. ἱϵϱόν,* heilig, göttlich* (Wiesner, Scholien ii 180) zu denken, liegt keine Veranlassung vor.↩︎

    1. Melachim 23,6.
    ↩︎
  15. Mischlej 30,19.↩︎

  16. Cf. Wajikra 11,32.↩︎

  17. Wegen seiner Größe.↩︎

  18. Holzgeräte.↩︎

  19. Ein kleines tragbares Boot.↩︎

  20. Bamidbar 19,14.↩︎

  21. Selbst ein großes Schiff, daß nur durch Ochsenkraft bewegt werden kann, wird hierin als tragbares betrachtet.↩︎

  22. Dh. nicht durch Auftreten.↩︎

  23. Dessen Boden durchbrochen ist.↩︎

  24. Wenn die Löcher des Bodens so klein sind, daß sie nicht durchfallen. Er ist verunreinigungsfähig, obgleich er nur durch Ochsen fortbewegt werden kann.↩︎

  25. Wajikra 15,5.↩︎

  26. Während es für ein Tongefäß keine Reinigung gibt.↩︎

  27. Wajikra 15,26.↩︎

  28. Kleine Krüglein sind nicht verunreinigungsfähig durch »Auftreten«, als »Lager« gelten sie nicht (cf. supra Blatt 59a), durch Berührung ebenfalls nicht, da der Flußbehaftete in die schmale Öffnung den Finger nicht hineinbringen kann; durch »Schütteln« wird nur dasjenige unrein, was durch Berührung verunreinigungsfähig ist.↩︎

  29. Ausgetiefte Holzgeräte sind reinigungsfähig.↩︎

  30. Wajikra 15,4.↩︎

  31. Aus dem ersten Verse ist zu folgern, daß das Lager dem Flußbehafteten selbst gleicht, aus dem zweiten geht das Entgegengesetzte hervor.↩︎

  32. Bamidbar 19,15.↩︎

  33. Cf. Kil. III,1.↩︎

  34. Jeschajahu 61,11.↩︎

  35. Dewarim 19,14.↩︎

  36. Gn. 36,20.↩︎

  37. חורי v. רוח riechen.↩︎

  38. Dh. Sie wußten, für welche Pflanzen der Boden geeignet ist. חזי gl. חויא Schlange.↩︎

  39. Dewarim 11,10.↩︎

  40. Der Rain hat nur eine Handbreite; würde man zwei Beete neben einander in derselben Weise besäen, so hätten die verschiedenen Saaten einen Zwischenraum von nur 2 Hb.n, während einer von 3 Hb.n erforderlich ist.↩︎

  41. Wenn sich Saaten in der Mitte des Beetes und in der Mitte jeder Seite befinden, so können an den 4 Winkeln noch andere 4 Beete bestellt werden.↩︎

  42. Wenn zwei gegenüberliegende Seiten ganz bestellt sind.↩︎

  43. Die Pflanzen der nebeneinanderliegenden Beete.↩︎

  44. Wenn die Ecken der Beete bestellt werden, so verschlingen sie sich miteinander.↩︎

  45. Nach dem Beischlafe; der mehr als drei Tage alte Samen ist nicht mehr zeugungsfähig.↩︎

  46. Schemot 19,15.↩︎

  47. Bereschit 34,25.↩︎

  48. Cf. Wajikra 16,8ff.↩︎

  49. Jeschajahu 1,18.↩︎

  50. Tehillim 109,18.↩︎

  51. Der Halbtag (עונה) hat 12 Stunden und umfaßt nach einer Ansicht einen halben Tag und eine halbe Nacht, u. nach einer anderen, einen Tag oder eine Nacht. Nach RJ. wird ein Teil des Tages als ganzer betrachtet.↩︎

  52. Die Jisraéliten beim Empfang der Tora; cf. infra Col. b.↩︎

  53. Nach ihm sind es weder 2 noch 3 Tage.↩︎

  54. Da er ganz früh aufstieg, so ist zu schließen, daß 5 Halbtage erforderl. sind.↩︎

  55. Schemot 34,4.↩︎

  56. Ib. 19,24.↩︎

  57. Daß sie morgens ihren Frauen nicht beiwohnen sollen.↩︎

  58. Wer ein Reinigxmgsbad nimmt, bleibt bis Sonnenuntergang unrein.↩︎

  59. Nach RA͑. sind nur 5 Halbtage erforderlich, demnach konnten die Jis. schon am Freitag abends ein Reinigungsbad nehmen.↩︎

  60. Jeschajahu 48,16.↩︎

  61. Den sie vom Manne empfangen hat; durch die Wärme des Körpers geht er nach RE. in zwei Tagen in Verwesung über.↩︎

  62. Wajikra 15,17.↩︎

  63. Der Same eines Nichtjuden ist nicht verunreinigend.↩︎

  64. Schemot 19,1.↩︎

  65. Ib. 12,2↩︎

  66. Ib. 20,8.↩︎

  67. Ib. 13,3.↩︎

  68. Ib. 19,6.↩︎

  69. Cf. Schemot 19,12.↩︎

  70. Schemot 19,10.↩︎

  71. Nach dem angezogenen Schriftverse waren es 2 Tage.↩︎

  72. Schemot 19,11.↩︎

  73. Dewarim 5,27.↩︎

  74. Worunter die Beiwohnung der Frauen verstanden wird.↩︎

  75. Dewarim 5,28.↩︎

  76. Bamidbar 12,8.↩︎

  77. Schemot 12,43.↩︎

  78. Ib. 34,1.↩︎

  79. So nach dem üblichen Sprachgebrauche; etymol. Lob gebührt dir. Das pron. rel. אשר wird aus אשר stark sein, im Pie͑l auch loben, danken abgeleitet.↩︎

  80. Schemot 19,11.↩︎

  81. Hieraus, daß der Neumondstag des Sivan auf einen Sonntag fiel.↩︎

  82. Schemot 19,8.↩︎

  83. Ib. V. 9.↩︎

  84. שוב in Hiph. zurückbringen, erwidern, beruhigen.↩︎

  85. הגיד erzählen, gleichlautend mit גיד bitteres Kraut, wahrsch. Wermut.↩︎

  86. Hieraus, daß der Monat am Sonntag begonnen hat.↩︎

  87. Dewarim 5,16.↩︎

  88. Schon in M., bevor sie noch die 10 Gebote empfangen haben, wurde ihnen der Š. geboten; cf. Schemot 15,25.↩︎

  89. Sie zogen daher auch am Š.↩︎

  90. Das sog. Osterlamm für das Festmahl am Pesaḥfeste (Osterfest), worüber ausführl. Schemot Kap. 12, das jed. häufig קרבן פםח, Pesaḥopfer, genannt wird.↩︎

  91. Die Plage der Erstgeburt traf ja vor ihrem Auszuge ein.↩︎

  92. Er hatte nur 29 Tage u. war kein Schaltmonat.↩︎

  93. Schemot 16,1.↩︎

  94. Ib. V. 7.↩︎

  95. Ib. V. 26.↩︎

  96. Ib. 40,17.↩︎

  97. Cf. Bamidbar Kap. 7.↩︎

  98. Cf. Schemot Kap. 40.↩︎

  99. Cf. Wajikra 9,24.↩︎

  100. Innerhalb des Vorhofes.↩︎

  101. Cf. Wajikra 9,23.↩︎

  102. Ib. V. 22.↩︎

  103. Dh.: Weltordnung od. Weltchronik; chronologisch-historisches Werkchen, welches dem Tanna R. Jose b. Ḥalaphta zugeschrieben wird.↩︎

  104. Pentateuch, Propheten und Hagiographen.↩︎

  105. Priester, Leviten und Jisraéliten.↩︎

  106. Moše hatte 2 ältere Geschwister.↩︎

  107. Schemot 19,17.↩︎

  108. Dh. Ausrede, Entschuldigung; wenn die Jisraéliten die Tora nicht halten, so entschuldigen sie sich damit, daß sie ihnen aufgezwungen wurde.↩︎

  109. Esther 9,27.↩︎

  110. Tehillim 76,9.↩︎

  111. Bereschit 1,31.↩︎

  112. Bei den übrigen Tagen fehlt der Artikel.↩︎

  113. Cf. Schemot 24,7.↩︎

  114. Ex, 33,6.↩︎

  115. Ib. V. 7.↩︎

  116. Jeschajahu 35,10.↩︎

  117. Tehillim 103,20.↩︎

  118. Schir haSchirim 2,3.↩︎

  119. Mischlej 11,3.↩︎

  120. Mischlej 11,3.↩︎

  121. Schir haSchirim 4,9.↩︎

  122. Gemeint ist die Anbetung des goldenen Kalbes noch beim Empfang der Tora.↩︎

  123. Schir haSchirim 1,12.↩︎

  124. Schoftim 5,31.↩︎

  125. Tehillim 68,12.↩︎

  126. Jirmejahu 23,29.↩︎

  127. Mischlej 8,6.↩︎

  128. Schir haSchirim 1,13.↩︎

  129. Bildlich für die 2 Stangen, an beiden Seiten des Vorhanges in der Stiftshütte.↩︎

  130. Schir haSchirim 1,14.↩︎

  131. אשכל Notarikon איש הכל לו.↩︎

  132. Das goldene Kalb.↩︎

  133. Gant. 5,13.↩︎

  134. Ib.↩︎

  135. Ib. V. 6.↩︎

  136. Tehillim 68,10.↩︎

  137. Ib. V. 13.↩︎

  138. Ib. 8,5.↩︎

  139. Ib. V. 2.↩︎

  140. Ijow 26,9.↩︎

  141. Schemot 20,2.↩︎

  142. Ib. V. 3.↩︎

  143. Ib. V. 8.↩︎

  144. Ib. V. 7.↩︎

  145. Wörtl. Nehmen u. geben.↩︎

  146. Schemot 20,12.↩︎

  147. Ib. VV. 13.14.↩︎

  148. Tehillim 8,10.↩︎

  149. Ib. 68,19.↩︎

  150. Nm. 17,12.↩︎

  151. Ib. V. 13.↩︎

  152. Ijow 28,23.↩︎

  153. Ib. V. 14.↩︎

  154. Ib. V. 22.↩︎

  155. Mal. 3,22.↩︎

  156. Wohl die Häkchen auf den Buchstaben in der liturgischen Torarolle; cf. infra Blatt 104a.↩︎

  157. Bamidbar 14,17.↩︎

  158. Schemot 32,1.↩︎

  159. Ib. V. 2.↩︎

  160. נם Wunder.↩︎

  161. סימן Zeichen.↩︎

  162. םיני gleichl. mit שנאה Haß.↩︎

  163. Der Gleichklang der aufgezählten Namen mit den folgenden Hauptwörtern läßt sich in der Übersetzung nicht wiedergeben.↩︎

  164. In der Einzahl, wie das folgende כשלנ.↩︎

  165. Pl. Von שנה Jahr.↩︎

  166. Jeschajahu 1,18.↩︎

  167. Bereschit 15,13.↩︎

  168. Ib. 27,40.↩︎

  169. Ib. 46,4.↩︎

  170. Jeschajahu 63,16.↩︎

  171. Schemot 4,22.↩︎

  172. Hoschea 11,4.↩︎

  173. Cf. Blatt 80b.↩︎

  174. Wohl botanische Namen; nach manchen Erklärern: Namen des Verbotenen (Ungeweihtes, Hebe).↩︎

  175. Älter ist er zum genannten Zwecke nicht mehr verwendbar.↩︎

  176. Den Dingen, die dem Gesetze des Siebentjahres unterliegen.↩︎

  177. Die Etymologie ist, wie schon Raschi bemerkt, dunkel, auch die Lesart des Textes unsicher.↩︎

  178. Eine Art Kali, arab.-pers. Uschnan od. Isehnan.↩︎

  179. Dewarim 13,18.↩︎

  180. Für den Reparaturfonds des Tempels.↩︎

  181. Das Tempeldach war mit Metallplatten beschlagen, die mit Spitzen versehen waren, wodurch die Vögel abgehalten wurden, sich auf dasselbe niederzulassen und es zu beschmutzen.↩︎

  182. Kleine Silbermünze, 6 im Denar; in der Mehrzahl als Bezeichnung für Geld allgemein.↩︎

  183. Heuschreckenart; die Übersetzung ist nur vermutlich.↩︎

  184. Kohelet 10,2.↩︎

  185. Da man sie lebend essen könnte u. dies verboten ist.↩︎

  186. Name einer zum Essen erlaubten Heuschreckenart.↩︎

  187. Wajikra 11,43.↩︎

  188. Das Kind spielt mit ihr, ißt sie aber nicht.↩︎