Anleitungen, Tefilin

Tefilin

Von der Bedeutung der Tefilin

§1 In vier Torah-Abschnitten finden wir das Gebot »Du sollst diese Lehren knüpfen als Zeichen an deine Hand und sie sollen sein eine Stirnbinde zwischen deinen Augen –
Hierauf gründet sich das Gebot der Tefilin, welches uns durch mündliche Überlieferung (Halachah LeMoscheh miSiniaj) umständlich mitgeteilt worden ist.
§2 Diese vier Torah-Abschnitte sind
Schma (5. B.M. 6, 4–8)
Wehaja im Schamoa (5. B.M. 11, 13–21)
Kadesch li kol Bechor (2. B.M. 12, 1–10)
Wehaja ki jewiacha (2. B.M. 12, 11–16)
In welchen die wichtigsten Grundsätze des jüdischen Glaubens, als:
Die Einheit G-ttes, der Auszug aus Ägypten und die Pflichten des Menschen gegen G-tt enthalten sind.

Die Bestandteile der der Tefilin

§3 Die Tefilin bestehen aus 2 Teilen:
1. Die des Kopfes (Tefilah schel rosch)

Tefilah für den Kopf – von Me (Thomazzo) [GFDL oder CC BY 3.0], via Wikimedia Commons

Tefilah für den Kopf – von Me (Thomazzo) [GFDL oder CC BY 3.0], via Wikimedia Commons

2. Die der Hand (Tefilah schel Jad)

Tefilah schel Jad (für die Hand) – von Thomazzo (Thomazzo) [GFDL oder CC BY 3.0], via Wikimedia Commons

Tefilah schel Jad (für die Hand) – von Thomazzo (Thomazzo) [GFDL oder CC BY 3.0], via Wikimedia Commons

§4 Jeder dieser Tefilin hat ein Gehäuse (Bajit) und einen Riemen (Rezuah) um jenes zu befestigen.
§5 In jedem der Gehäuse (Batim) befinden sich die oben (§2 genannten vier Abschnitte) mit dem Unterschied, dass sie bei schel Jad [für die Hand] auf einer, bei schel rosch [für den Kopf] aber auf vier Pergamentrollen geschrieben sind, wovon jede sich in einem besonderen Behältnis befindet.
§6 Die Batim [Gehäuse] und Rezuot [Riemen] müssen von außen schwarz sein.
§7 Die Rezuah schel Jad [für die Hand] muss so lang sein, dass sie den Oberarm umfassen, bis zum Mittelfinger reichern, diesen dreimal umwinden und befestigt werden kann.
Es ist aber gebräuchlich, dass man auch den Unterarm damit siebenmal umwindet.
§8 Die Rezuah schel rosch [für den Kopf] muss so lang sein, dass sie um den Kopf und dann auf beiden Seiten bis zu den Lenden reicht.

Wo die Tefilin angelegt werden

§9 Die Tefilah schel Jad [für die Hand] wird um den linken Oberarm oberhalb der Armbeuge so angelegt, dass das Bajt beim Herabhängen des Arms dem Herzen gegenüber zu liegen kommt.
§10 Das Bajt schel rosch [für den Kopf] wird oberhalb der Stirn in der Mitte so angelegt, dass der untere Rand desselben bis dahin reicht, wo sich im normalen Zustand die untersten Haarwurzeln befinden.
§11 Die Batim müssen so liegen, dass sie an den Rezuot hängen, nicht aber auf denselben stehen.
§12 Beide Tefilin müssen an unbedeckte Stellen des Körpers angelegt werden.
§13 Befindet sich an den genannten Teilen eine Wunde, so können die Tefilin daneben gelegt werden.
§14 Der Knopf/Knoten (Kescher schel rosch [für den Kopf]) muss am Rand des Hinterkopfes, dem Gesicht gegenüber liegen.
§15 Die schwarze Seite der Rezuot muss nach außen zeigen.
§16 Ein Linkshänder der nur die linke Hand verwendet, der legt die Tefilin an die rechte Hand, die bei ihm als die schwächere gilt. Kann er aber schreiben, so gilt die Hand als richtige, mit der allein er schreibt.

Was beim Anlegen der Tefilin zu beachten ist

§17 Zuerst wird die Tefilah schel Jad [für die Hand] angelegt und bevor man die Rezuot um den Oberarm zusammenzieht, spricht man die Brachah:
Baruch atah adonaj eleohejnu melech haOlam ascher kideschanu bemitzwotaw weziwanu lehaniach tefilin.
§18 Dann wir schel rosch [für den Kopf] angelegt und während man das Bajt an die gehörige Stelle rückt, spricht man die Brachah:
Baruch atah adonaj eleohejnu melech haOlam ascher kideschanu bemitzwotaw weziwanu al mitzwat tefilin.
Und gleich darauf:
Baruch schem kewod malchuto leOlam wa’ed.
§19 Zwischen schel Jad [für die Hand] und schel rosch [für den Kopf] darf man nicht mafsik sein, das heißt, man darf weder sprechen noch beten; ist man aber mafsik gewesen, so spricht man über schel rosch [für den Kopf] beide Brachot, wobei man schel Jad [für die Hand] wieder betastet.
§20 Wenn man zwischen schel Jad [für die Hand] und schel rosch [für den Kopf] etwa Schma, Keduschah oder Amen vorbeten hört, so betet man nicht mit, sondern hält inne und stimmt in Gedanken mit dem Gebet der Gemeinde überein.
§21 Kommt einem die Tefilah schel rosch [für den Kopf] zuerst in die Hand, so legt man sie vorläufig weg.
§22 Wer nur eine Tefilah hat oder durch ein Hindernis nur eine anlegen kann, der legt eine an, und ist es schel jad, so spricht er lehaniach; ist es aber schel rosch [für den Kopf], so spricht er beide Brachot.

Wann die Tefilin angelegt werden

§23 Die Tefilin können nicht eher angelegt werden, als bis es merklich Tag ist.
§24 Wer sich vor Tagesanbruch auf eine Reise begibt und es ihm beschwerlich wäre, bei Anbruch des Tages die Tefilin anzulegen, der kann eine oder beide in der Nacht, aber ohne Brachah anlegen, und wenn die Zeit dazu kommt, betastet er sie und spricht die Brachot.
§25 Man muss die Tefilin wenigstens während Kriat Schma und Schmoneh Essre anhaben.
§26 An Schabbat und Jom Tow werden sie nicht angelegt.
§27 An Tischa beAw werden sie erst Abends angelegt.
§28 Ein Onen, das ist jemand, der um einen Verwandten trauert für den er verpflichtet ist, die gesetzliche Trauer zu halten, ist bis zur Beerdigung, so wie ein Leidtragender (Awel) am Tage der Beerdigung vom Tefilin-Anlegen befreit.
§29 Hat man am Morgen keine Tefilin, so betet man ohne diese, und legt sie dann, wann man sie bekommt an, um nur Schma zu lesen.

Vom Ablegen der Tefilin

§30 In der Regel werden die Tefilin erst nach der Keduschah, die in uwa leTzijon vorkommt, abgenommen.
§31 An Rosch Chodesch werden sie vor Mussaf, an Chol ha Mo’ed Pessach von dem Vorbeter nach Hallel, von der Gemeinde vor Hallel, an Chol haMo’ed Sukkot hingegen, auch vom Vorbeter vor Hallel abgenommen.
§32 Zuerst wird die Umwindung der Finger, dann die Tefilah schel rosch [für den Kopf] abgenommen und in das Behältnis gelegt, worauf die Tefilah schel Jad [für die Hand] zu liegen kommt, damit man beim Herausnehmen an diese zuerst gelangt.

Von der Wichtigkeit der Tefilin

§33 Beim Anlegen der Tefilin darf, so wie bei jeder Handlung des Gebets, die gedankliche Ausrichtung auf die Handlung nicht fehlen.
§34 Darum soll man, jedes Mal, beim Anlegen der Tefillin dieses denken:
Ich lege die Tefilin an, um das göttliche Gebot zu erfüllen und erinnere mich dadurch an die Einheit und Erhabenheit G-ttes, an den Auszug unserer Vorfahren aus Ägypten, wobei er seine Allwissenheit und Allgegenwart, seine Allgerechtigkeit und Allmacht zeigte, und endlich an meine vielen Verpflichtungen gegen ihn. Und indem ich sie an den Arm, dem Herzen gegenüber, anlege, will ich alle Gefühle und Empfindungen des Herzens meinem Schöpfer gegenüber unterordnen und durch das Anlegen derselben an den Kopf weihe ich ihm alle meine Gedanken.
§35 Da wir nun G-tt zuerst im Herzen hegen müssen, wenn wir mit gutem Erfolg über seine Eigenschaften nachdenken können, so muss die Tefilah schel Jad [für die Hand] der Tefilah schel rosch [für den Kopf] vorangehen.
§36 Weil aber die G-tteserkenntnis und die G-ttesfurcht zusammen das religiöse Leben bilden, so sind beide Tefilin nur ein Ganzes und darf keine Trennung Hefsek dazwischen stattfinden.
§37 Wegen der Wochtigkeit der Tefilin muss bei denselben die strengste Reinlichkeit beachtet werden und sie dürfen während Krankheiten, welche die Beachtung unmöglich machen, nicht angelegt werden. Auch müssen, solange sie anhat, die Gedanken darauf gerichtet sein.
§38 Sowohl das Anlegen, als auch das Abnehmen, muss stehend geschehen.
§39 Es ist gebräuchlich zu fasten, wenn man die Tefilin ohne Behälter oder in einem ungefütterten Behältnis auf die Erde fallen lässt.
§40 Es ist verboten zu schlafen, während man die Tefilin trägt.

Dieser Text ist eine Bearbeitung eines Textes von Rafael Jakob Fürstenthal