Wochenabschnitt

Nathan Adler zum Abschnitt Wajischlach

Zwanzig Jahre hat der hervorragendste der drei Väter gerungen, gekämpft gegen die Tücken eines verbrecherischen Aramiten mit Riesenkräften, gesiegt über die Hitze des Tages und die Kälte der Nacht.
Nun hat er sich mit seinem Bruder Esau auseinanderzusetzen. »Zwei Völker« stehen sich schon gegenüber.
Niemals noch standen die Waagschalen des Weltenschicksals gleich, ruhig, friedlich nebeneinander. War der Vertreter der Jakobsidee oben, so war der mit den Esau-Traditionen unten. Geist und Gebet auf Jakobs Waagschale, Schwert und Gewalt auf Esaus Seite. Der nächtliche Kampf mit den überirdischen Mächten hatte für Jakob mit einem Sieg geendet. Der Engel, Esaus Genius, hatte ihn gesegnet. »Es ist nicht wahr«, sprach er, »dass du ein Betrüger seiest, wie Esau deinen Namen deutete; du hast für göttlich hohe Ziele gekämpft, Sarita denen auch ich dienen muss; als Israel hast du gesiegt«. Diese Brachah des Engels war nur ein halber Segen für Jakob; denn sie zeigte in die Vergangenheit einschläfernd zurück und wendete Jakobs Blick von Kampfbereitschaft für die Zukunft ab. Tatsächlich suchte der Erzvater Ruhe nach seinen Kämpfen, beschaulichen Frieden in der Sonne der herangewachsenen Kinderschar. Da erschien ihm Gott in Bet El und schärfte seinen Blick mit den Worten: »Israel (Gottesstreiter) wird dein Name werden.«
Hierauf, auf stete Rüstung mit gegürteten Lenden muss Israel Bedacht nehmen. Auf Karmels Höhen sprach Elia denselben Gedanken, nach Jahrhunderten daran anknüpfend, aus, indem er in entscheidender Stunde den Altar aus 12 Steinen baute »nach der Zahl der Stämme Israels, an den das Wort des Ewigen einst ergangen war, also: Israel wird dein Name werden«.
(Esau und dessen Genius hat Jakob im Auge, wenn er seine Botschaft an den »Herrn Esau« richtet.)

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Nathan Adler war Lehrer an der Schule von Adass Jisroel in Nürnberg. Er wurde 1879 als Sohn des Emanuel Adler aus Kleinsteinach und Hanna Adler geb. Neumann geboren. Seine Lehrerausbildung erhielt er an der Israelitischen Präparandenschule und lehrte zunächst als Lehrer an der »Israelitischen Realschule Fürth« und in Ansbach. Ab 1924 war er dann Lehrer bei Adass Jisroel. Im November 1941 wird er nach Riga deportiert und dort im Feb. 1942 umgebracht.