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Schulchan Aruch – Orach Chajim – Abschnitt 549 – Fasten an den Fasttagen

§1

חַיָּבִים לְהִתְעַנּוֹת בְּתִשְׁעָה בְּאָב וּבְשִׁבְעָה עָשָׂר בְּתַמּוּז וּבְג׳ בְּתִשְׁרֵי וּבְעֲשָׂרָה בְּטֵבֵת מִפְּנֵי הַדְּבָרִים הָרָעִים שֶׁאֵרְעוּ בָהֶם.

Man ist verpflichtet, am 9. Aw, am 17. Tammus, am 3. Tischri und am 10. Tewet zu fasten, wegen der schlimmen Ereignisse, die an diesen Tagen geschehen sind.

Magen Awraham: Um die Herzen zur Umkehr zu erwecken – (wie Rambam schreibt)

Mischnah Berurah: Diese Verpflichtung leitet sich aus den Worten der Propheten ab, wie es in der Schrift heißt (Secharja 8,19): »Das Fasten des vierten (Monats), das Fasten des fünften, das Fasten des siebten und das Fasten des zehnten…« Unsere Weisen – seligen Angedenkens – erklärten: »Das Fasten des vierten« ist der 17. Tammus, da er im vierten Monat liegt (nach der Zählung ab Nissan). »Das Fasten des fünften« ist der 9. Aw (Tischa beAw), da er im fünften Monat liegt. »Das Fasten des siebten« ist das Fasten Gedaljas, da es im siebten Monat (Tischri) liegt. »Das Fasten des zehnten« ist der 10. Tewet, da er im zehnten Monat liegt. An all diesen Tagen fastet ganz Israel wegen der Unglücke, die an diesen Tagen geschahen – um die Herzen zu erwecken und zur Umkehr (Teschuwa) zu führen. Dieses Fasten dient als Erinnerung an unsere schlechten Taten und die unserer Vorfahren, die wie unsere heutigen Taten waren – und die diese Unglücke über sie und über uns gebracht haben. Durch das Erinnern daran sollen wir umkehren und bessere Menschen werden, wie es heißt (Wajikra 26,40): »Und sie werden ihre Schuld bekennen und die Schuld ihrer Vorfahren…« Daher ist jeder Mensch verpflichtet, sich an diesen Tagen zu besinnen, seine Taten zu prüfen und Teschuwa zu tun. Denn das Fasten selbst ist nicht das Wesentliche, wie es über die Leute von Ninive heißt (Jona 3,10): »Und G-tt sah ihre Taten – dass sie von ihrem bösen Weg umkehrten…« Unsere Weisen sagten: »Es steht nicht geschrieben: Er sah ihr Fasten und ihre Bußgewänder, sondern: Er sah ihre Taten.« Das Fasten ist nur eine Vorbereitung zur Umkehr. Deshalb verfehlen jene, die zwar fasten, aber spazieren gehen oder sich mit belanglosen Dingen beschäftigen, den eigentlichen Sinn – sie halten sich an das Äußere, verlieren aber das Wesentliche aus dem Blick. Dennoch kann man sich nicht allein durch Umkehr vom Fasten befreien, denn das Fasten an diesen Tagen ist ein positives Gebot der Propheten, wie oben erwähnt.

§2

אַף עַל גַּב דְּכְתִיב בְּקְרָא בַּחֹדֶשׁ הָרְבִיעִי בְּתִשְׁעָה לַחֹדֶשׁ הוּבְקְעָה הָעִיר, אֵין מִתְעַנִּין בְּט׳ בּוֹ אֶלָּא בְּי״ז בּוֹ, מִפְּנֵי שֶׁאַף עַל פִּי שֶׁבָּרִאשׁוֹנָה הוּבְקְעָה בְּט׳ בּוֹ, כֵּיוָן שֶׁבַּשְּׁנִיָּה הוּבְקְעָה בְּי״ז בּוֹ, תִּקְּנוּ לְהִתְעַנּוֹת בְּי״ז בּוֹ מִשּׁוּם דְּחֻרְבַּן בֵּית שֵׁנִי חֲמִיר לַן.

Obwohl in der Schrift steht, dass im vierten Monat am neunten des Monats die Stadt durchbrochen wurde (Jirmejahu 39,2), fastet man nicht am 9., sondern am 17. (Tammus), weil – obwohl beim ersten Mal (beim Ersten Tempel) die Stadt am 9. durchbrochen wurde – da sie beim zweiten Mal (beim Zweiten Tempel) am 17. durchbrochen wurde, wurde festgelegt, am 17. zu fasten, weil die Zerstörung des Zweiten Tempels für uns schwerwiegender ist.

Magen Awraham: Man fastet nicht am 9. [Tammus]. Und man wollte auch kein Fasten am 9. [Tammus] zusätzlich festlegen, denn man belastet die Gemeinde nicht übermäßig (Ramban). Daher: Ein frommer Mensch soll auch am 9. fasten. Allerdings steht im Jerusalemer Talmud, dass auch beim ersten Mal (also bei der Zerstörung des Ersten Tempels) die Stadt am 17. [Tammus] durchbrochen wurde, nur dass man wegen der Not und des Leids einen Fehler in der Berechnung machte.

Mischnah Berurah: Am Neunten – und man wollte auch am 9. [Tammus] kein Fasten festlegen, denn man belastet die Gemeinde nicht übermäßig.

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