Die Erzählungen/Aggadah des Traktats Berachot:
[ Inhaltsverzeichnis von Ejn Ja’akow – die Erzählungen des Talmuds]
2a 3a 3b 4a 6a 6b 7a 7b 7b 29b 32a 55a 55b 56a 57b 60b 61a 61b 62a 63a 63b 64a
2a.
Mischna. Einmal kamen die Söhne des Rabban Gamliel vom Gastmahle, da sprachen sie zu ihm: Wir haben das Sch’ma noch nicht gelesen. Wenn die Morgenröte noch nicht aufgestiegen ist, versetzte er, so seid ihr verpflichtet es zu lesen. Und nicht das allein haben sie (die Weisen) gesagt, sondern überall, wo sie bestimmt haben: bis Mitternacht, da gilt ihre Vorschrift (so lange), bis die Morgenröte aufsteigt. Wenn dem so ist, warum
haben dann aber die Weisen gesagt: bis Mitternacht?
Um den Menschen von der Sünde fern zu halten.
[…] Rab Jizchak bar Schmuel hat im Namen Rabs gesagt: Die Nacht hat drei Nachtwachen und in jeder Nachtwache sitzt der Heilige, gesegnet sei er! und brüllt wie ein Löwe und spricht: Wehe den Kindern! denn ihrer Sünden wegen habe ich mein Haus zerstört und meinen Tempel verbrannt und sie unter die Völker der Welt verbannt.
3a
Es ist gelehrt worden [in einer Baraita]: R. Josse hat gesagt: Ich war einmal auf der Reise und trat in eine Ruine von den Ruinen Jerusalems, um zu beten. Da kam Elijahu, gesegneten Andenkens, und wartete auf mich an der Tür, bis ich mein Gebet vollendet hatte. Als das geschehen war, sprach er zu mir: Friede sei mit dir, mein Meister! worauf ich ihm erwiderte: Friede sei mit dir, mein Meister und mein Lehrer! Darauf sprach er zu mir: Mein Sohn! warum bist du in diese Ruine getreten?
Um zu beten, lautete meine Antwort. Du hättest doch, fuhr er fort, auf dem Weg beten können?
Ich entgegnete ihm: Ich fürchtete mich, dass mich vielleicht Wanderer hätten unterbrechen können.
Darauf sprach er:
Du hättest ein kurzes Gebet beten sollen.
In dieser Stunde habe ich von ihm drei Dinge gelernt, nämlich dass man nicht in eine Ruine treten darf, dass man auf dem Weg beten darf und dass derjenige, welcher unterwegs betet, nur ein kurzes Gebet beten kann.
Er (der Prophet Elijahu) sprach ferner zu mir: Was für eine Stimme hast du in dieser Ruine gehört?
Ich sprach zu ihm: Ich hörte ein Bat-Kol, gurrend wie eine Taube und sprechend: Wehe den Kindern! denn ihrer Sünden wegen habe ich mein Haus zerstört und meinen Tempel verbrannt und sie unter die Völker verbannt.
Darauf sprach Elijahu zu mir: Bei deinem Leben und dem Leben deines Hauptes! nicht in dieser Stunde allein spricht sie (die Stimme) so, sondern an jedem Tag spricht sie so dreimal. Und nicht nur das, sondern in der Stunde (Zeit), wo die Juden in die Bet- und Lehrhäuser gehen und antworten (d. i. mit den Worten einfallen): Sein großer Name sei gepriesen! schüttelt der Heilige, gesegnet sei er! sein Haupt und spricht:
Heil dem Könige! den sie also in seinem Hause preisen.
Was für einen Nutzen hat der Vater, dass er seine Kinder verbannt hat?
Wehe den Kindern, welche vom Tische ihres Vaters verbannt worden sind!
[…] Die Rabbinen haben gelehrt: Wegen dreier Ursachen darf man nicht in eine Ruine treten: wegen Verdachtes (der Unzucht), wegen Einsturzes (des übriggebliebenen Mauerwerkes) und wegen schädlicher Geister (die sich da aufzuhalten pflegen).
3b
Rab Acha bar Bisna hat gesagt, dass R. Schimon der Fromme gesagt habe:
Eine Harfe hing über dem Bett Davids, sobald die Mitternacht nahte, kam der Nordwind und blies daran und sie spielte von selbst. Sofort stand er auf (von seinem Lager) und beschäftigte sich mit der Tora, bis die Morgenröte aufstieg. Sobald die Morgenröte aufgestiegen war, gingen die Weisen Israels zu ihm hinein und sprachen zu ihm:
Unser Herr König! dein Volk Israel bedarf des Unterhalts.
Er sprach zu ihnen: Geht und ernährt euch, einer von dem andren.
Eine Handvoll sättigt den Löwen nicht, wandten sie ihm ein, und die Grube wird nicht voll von ihrem eigenen Schutt.
So geht, versetzte er, und breitet eure Hände aus in der Streifschaar (d. i. macht Beute).
Sofort berieten sie sich mit Achitofel und Hessen sich vom Sanhedrin Erlaubnis erteilen und befragten die Urim und Tummim (hinsichtlich des Ausgangs ihres Streifzuges). Nach Rab Joseph ist das auch der Sinn der Schrift (1 Chron. 27, 34 vergl. II Schmuel 16, 23.)
4a
Es heißt II Schmuel 20, 23: »Und Benjahu, Sohn Jehojadas, war über Krethi und Pleti gesetzt.«
Warum heißen sie Krethi und Pleti?
Kreti, weil sie ihre Worte abschnitten, Pleti, weil sie wunderbar waren in ihren Worten.
[…] R. Sera hat gesagt: Mose und David haben gewusst (wann Mitternacht ist).
Wenn aber David es gewusst hat, wozu diente ihm dann die (über seinem Bett hängende) Harfe?
Antw.: Um ihn aufzuwecken. Und wenn Mose es gewusst hat, warum sagte er (dann unbestimmt in Schemot 11: um Mitternacht (und nicht bestimmt: in der Mitte der Nacht)?
Antw.: Mose dachte so: Vielleicht irren sich die Sternseher Pharaos und sagen dann: Mose ist ein Lügner.
Denn Mar hat gesagt: Lehre (d. i. gewöhne) deine Zunge zu sagen: Ich weiß nicht, du könntest sonst vielleicht für einen Lügner gehalten und ergriffen werden.
[…] David betete Ps. 86: »Bewahre meine Seele, denn ich bin fromm.«
Darüber sind R. Levi und R. Jizchak verschiedener Meinung.
Der eine hat gesagt:
David sprach also vor dem Heiligen, gesegnet sei er! Herr der Welt! bin ich nicht fromm?
Denn alle Könige des Ostens und Westens schlafen bis drei Stunden (d. i. bis in die dritte Stunde am Tage), und ich (Psalm 119, 6): »Mitternachts stehe ich auf, um dir zu danken.«
Der andere hat gesagt: David sprach also vor dem Heiligen, gesegnet sei er! Herr der Welt! bin ich nicht fromm?
Denn alle Könige des Ostens und Westens sitzen scharenweise in ihrer Herrlichkeit, und ich: Meine Hände sind immer besudelt mit Blut, mit der Haut des Embryos (Fruchthaut) und mit der Nachgeburt, um eine Frau ihrem Manne rein zu sprechen. Und nicht allein das, sondern auch über alles, was ich tue, berate ich mich mit meinem Lehrer Mefiboschet und spreche zu ihm:
Mein Lehrer Mefiboschet!
Habe ich recht gerichtet?
Habe ich recht für schuldig und habe ich recht für unschuldig erklärt?
Habe ich recht für rein und habe ich recht für unrein gesprochen?
Und ich schäme mich nicht.
6a
G-tt in der Synagoge
Rabin bar Rab Ada hat gesagt:
Womit lässt sich beweisen, dass der Heilige, gepriesen sei er! sich in der Synagoge befindet?
Weil es heißt 1Tehillim 82, 1: »G-tt steht in der Gemeinde G-ttes.«
Und woher lässt sich beweisen, dass bei einem Minjan 2also mindestens 10 erwachsene Männer die gemeinsam beten, der dort betet, die Schechinah ist?
Weil es heißt 3Tehillim 82,1: »G-tt steht in der Gemeinde 4 »Gemeinde« oder »Versammlung« mit Bezug auf Num. 14, 27 auch für den Minjan verwendet. Die Mindestzahl macht ein Gebet zu einem »öffentlichen« Gebet. G-ttes.«
Und woher lässt sich beweisen, dass bei einer Zahl von drei Personen, welche als Gericht zusammensitzen, die Schechinah ist?
Weil es heißt: »In der Mitte der Richter richtet er.«
Und woher lässt sich beweisen, dass bei Zweien, die da sitzen und sich mit der Torah beschäftigen, die Schechinah ist?
Weil es heißt 5Malachi 3, 16: »Dann werden sprechen, die den Ewigen fürchten, einer mit seinem Nächsten und der Ewige wird aufmerken und es hören und es wird geschrieben in ein Bach des Gedächtnisses vor ihm für die, welche den Ewigen fürchten und seinen Namen achten.«
Was heißt das: »Und die seinen Namen achten?«
Rab Aschi hat gesagt: Wenn ein Mensch daran dachte, eine Mitzwah zu tun, aber verhindert wurde und dann nicht getan hat, da rechnet es ihm die Schrift so an, als wenn er sie getan hätte.
Und woher lässt sich beweisen, dass selbst bei einem, der da sitzt und sich mit der Torah beschäftigt, die Schechinah ist?
Weil es heißt 62. Buch Mosche 20, 21: »An jedem Ort, an dem ich meinen Namen in Erinnerung bringe, werde ich zu dir kommen und dich segnen.«
Geister sehen
Aba Benjamin sagt:
Wenn dem Auge die Kraft (im Sinne von »Macht«) verliehen worden wäre zu sehen, so könnte kein Geschöpf vor den schädlichen Geistern bestehen.
Laut Abaje gibt es von ihnen mehr als von uns selbst und sie stehen um uns herum, wie die aufgeworfenen Erhöhungen der Beete.
Nach Rab Huna hat jeder von uns tausend zu seiner Linken und zehntausend zu seiner Rechten.(Tehillim/Psalm 91, 7)
Nach Baba rührt das Gedränge bei der Braut von ihnen her; ebenso wenn der Schoß erschlafft und die Kleider der Rabbinen schäbig werden, und wenn die Knie hinauswanken.
Derjenige, welcher sie kennen lernen will, nehme gesiebte Asche und streue sie ums Bett, er wird am Morgen Hahntritte sehen. Ebenso nehme derjenige, welcher sie sehen will, die Nachgeburt einer erstgeborenen schwarzen Katze, welche wieder von einer schwarzen und erstgeborenen Katze stammt und verbrenne sie im Feuer und zerreibe sie; tut er ein wenig davon (von dem Pulver) in die Augen, so sieht ei sie. Man muss dieses Pulver aber in ein eisernes Rohr schütten und mit einem Siegelstempel versiegeln, damit die Geister nichts davon stehlen.
Auch muss man die Öffnung des Rohres versiegeln, damit sie niemand beschädigen.
Rab Bibi bar Abaje hat dies getan und wurde dort geschädigt; die Rabbinen aber beteten für ihn und er wurde wieder geheilt.
6b
Man soll grüßen
Chelbo hat im Namen des Rab Huna gesagt:
Jeder, welcher von seinem Nächsten weiß, dass er gewohnt ist, ihn zu grüßen, soll diesem mit dem Gruß (Schalom) zuvorkommen, wie es heißt (Psalm/Tehillim 34, 15):
»Suche den Gruß (Frieden – Schalom) und jage ihm nach.«
Wenn er ihn aber grüßt und er erwidert ihm den Gruß nicht, so wird er ein Räuber genannt, wie es heißt 7Jeschajahu 3, 14:
»Denn ihr habt den Weinberg abgeweidet, der Raub des Armen 8weil der Arme nichts anderes anbieten kann als einen Gruß ist in euren Häusern.«
7a
G-tt betet
R. Jochanan hat im Namen des R. Josse gesagt:
Woher lässt sich beweisen, dass der Heilige, gepriesen sei er! betet?
Es steht geschrieben 9Jeschajahu 56, 7:
»Und ich werde sie zu meinem heiligen Berg bringen und sie erfreuen im Haus meines Gebetes.«
Es heißt nicht: (zum Haus) »ihres Gebetes«, sondern: »meines Gebets«.
Daraus folgt, dass der Heilige, gepriesen sei er! betet.
Was betet er?
Nach Raw Sutra bar Tovja:
Es möge mein Wille sein, dass meine Barmherzigkeit meinen Zorn bezwinge und dass meine Barmherzigkeit meine Eigenschaften offenbare und dass ich mit meinen Kindern nach der Eigenschaft der Barmherzigkeit verfahre und sie eintreten lasse weg von einem strengen Gericht.
G-tt trägt Teffilin
R. Schmuel bar Nachmani im Namen des R. Jonathan hat gesagt:
Wegen des Lohnes von drei Dingen ist Moscheh dreier Dinge gewürdigt worden.
Wegen des Lohnes, dass Moscheh sein Antlitz verbarg((siehe 2. Buch Mosche 3, 6])) war er würdig, dass sein Antlitz Strahlen warf;
wegen des Lohnes, dass er sich fürchtete, war er würdig, dass sie sich fürchteten ihm zu nahen((2. Buch Mosche 34, 30)) und
wegen des Lohnes, G-tt nicht anschauen zu wollen, war er würdig, dass er die Gestalt HaSchems schaute ((4. Buch Mosche 12, 8)).
Aus der Stelle102. Buch Mosche 33, 23:
»Und ich will meine Hand entfernen und du wirst hinter mir sehen«
geht nach Rab Chana bar Bisna im Namen des R. Simeon des Frommen hervor, dass der Heilige, gepriesen sei er! dem Moscheh den Knoten der Teffillin gezeigt hat.
7b
R. Jochanan hat im Namen des R. Schimon ben Jochai gesagt:
Seit dem Tage, dass der Heilige, gesegnet sei er! die Welt erschaffen, hat es keinen Menschen gegeben, der den Heiligen, gesegnet sei er! Herr genannt hat, bis Abraham kam und ihn Herr nannte, wie es heißt Bereschit 15, 8: »Und er sprach: Herr! woran werde ich erkennen, dass ich es ererben werde?« Nach Rab ist auch Daniel nur um Abrahams willen erhört worden, wie es heißt [Daniel 9,7]: »So höre nun, unser Gott! auf das Gebet deines Knechts und auf sein Flehen und lass dein Antlitz leuchten über dein Heiligtum, das wüst liegt, um des Herrn willen.« Um deinetwegen. hätte er sagen sollen, allein Daniel meinte: um Abrahams willen, der dich Herr genannt hat.
[…] Schlimmer ist eine böse Zucht im Hause des Menschen, als der Krieg mit Gog und Magog, wie es heißt Ps. 3, 1: »Ein Psalm Davids, als er floh vor seinem Sohne Awschalom.«
Und darauf folgt das. Vers 2: »Ewiger, wie viel sind meine Feinde, wie viel, die gegen mich aufstehen?«
Dagegen vom Kriege mit Gog und Magog heißt es nur das. 2, 1: »Warum toben die Völker und die Nationen sinnen Eitles?«
Es heißt nicht: »Wie viel sind meine Feinde?«
[…] »Ein Gesang [das bedeutet] Lobgesang Davids, als er floh vor seinem Sohne Awschalom«
Es heißt: Ein Gesang David’s – es hätte doch: ein Klagelied Davids heißen sollen?
Womit ist das zu vergleichen?
sagte R. Schimon ben Abischalom.
Mit einem Menschen, auf welchen ein Schuldbrief [Wechsel] ausgestellt ist; bevor er ihn bezahlt hat, ist er [der Schuldner] traurig, nachdem er ihn aber bezahlt hat, freut er sich.
So verhält es sich auch mit David. Als der Heilige, gesegnet sei er! ihm sagte II Schmuel 12, 11: »Siehe, ich lasse über dich Unglück aus deinem Haus erstehen,« da war er traurig, indem er dachte: Vielleicht ist es ein Sklave oder ein Mamser, der meiner nicht schont [das bedeutet] der mit mir kein Mitleiden hat, als er aber sah, dass es Awschalom [sein eigner Sohn] war, da freute er sich. Deshalb also heißt es: Gesang.
[…] R. Jochanan im Namen des R. Schimon ben Jochai hat gesagt:
Es ist erlaubt, mit Frevlern in dieser Welt zu streiten, wie es heißt Mischlej 28, 4: »Die die Tora verlassen, rühmen die Frevler, die die Tora aber bewahren [halten], streiten mit ihnen.«
— Wenn dir jedoch ein Mensch zuflüstern sollte, siehe, es steht doch geschrieben Ps. 37, 1: »Erzürne dich nicht über die Bösen und beneide nicht die Übeltäter,« so antworte ihm: So spricht der, dessen Herz klopft; allein der Sinn des angezogenen Verses ist dieser: »Erzürne dich nicht über die Bösen,« nämlich um so wie die Bösen zu sein, »und beneide nicht die Übeltäter.«
Dagegen hat aber R. Jizchak gesagt: Wenn du einen Frevler siehst, dem di Stunde [das Glück] lächelt, so fange keinen Streit mit ihm an, wie es heißt Ps. 10,5: »Es gedeihen seine Wege allezeit,« und nicht nur das allein, er wird sogar im Gericht begünstigt, wie es heißt das.: »In der Höhe bleiben fern von ihm deine Strafgerichte,« und nicht nur das allein, er sieht auch auf seine Feinde herab, wie es heißt das.: »Alle seine Feinde schnaubt er an.« Es ist dies aber kein Einwurf [[das bedeutet] es besteht zwischen beiden Rabbinen keine Meinungsverschiedenheit], dies [die Ansicht des R. Jizchak] bezieht sich auf seine eigenen Sachen, jenes [die Ansicht des R. Jochanan] dagegen bezieht sich auf Sachen des Himmels.
[…] R. Jochanan hat im Namen des R. Schimon ben Jochai gesagt: Das Bedienen der Tora ist grösser als das Lernen, wie es heißt 2 Könige 3, 11: »Hier ist Elisa, Sohn Schaphats, welcher Wasser auf die Hände Elijahus gegossen hat.« Es heißt nicht: welcher gelernt hat, sondern: welcher gegossen hat, woraus hervorgeht, dass das Bedienen der Tora grösser ist als das Lernen.
29b
Gebete für die Reise
Die Rabbinen haben gelehrt:
Wer sich an einen Ort begibt, an dem Horden von wilden Tieren und Räubern sind, der bete ein kurzes Gebet.
Wie lautet das kurze Gebet?
Nach R. Elieser ist es dies:
Tue deinen Willen im Himmel oben und gib Gemütsruhe denen, die dich unten fürchten, und was gut ist in deinen Augen, das tue.
Gepriesen seist du. HaSchem! Erhörer des Gebets.
Nach R. Joschua ist es dies:
Erhöre das Flehen deines Volkes Israels und erfülle bald ihre Bitte.
Gepriesen seist du. HaSchem!
Nach Eleasar bar R. Zadok ist es dies:
Erhöre das Geschrei deines Volkes Israels und erfülle bald ihre Bitte.
Gepriesen seist du, HaSchem!
Nach andern:
Der Bedürfnisse deines Volkes Israels sind viel, ihr Wissen aber kurz. Möge es vor dir wohlgefällig sein. HaSchem, unser G-tt! dass du einem jeden gibst, soviel er zu seinem Unterhalt braucht und einem jeden Leibe das, woran es mangelt. Gepriesen seist du, HaSchem! Erhörer des Gebets!
R. Ja’akow im Namen des Rab Chisda hat gesagt:
Wer sich auf die Reise begibt, muss das Reisegebet beten.
Was ist das Reisegebet?
Möge es vor dir wohlgefällig sein, HaSchem, mein G-tt! dass du mich ziehen lässt Frieden und mich gehen lässt in Frieden und mich stützt in Frieden und mich rettest aus der Hand jedes Feindes und Nachstellers auf dem Weg. Sende Segen in das Werk meiner Hände und lass mich Gunst, Gnade und Barmherzigkeit finden in deinen Augen und in den Augen aller die mich sehen. Gepriesen seist du, HaSchem!
32a
Was bedeutet Dewarim 1, 1: »we’di sahaw – und genug des Goldes?«
Nach der Schule R. Janais sprach Mosche also vor dem Heiligen, gesegnet sei er! Herr der Welt! das Silber und Gold, was du den Juden in Überfluss gespendet hast, bis dass sie sagten: Es ist genug!
hat es verursacht, dass sie das (goldene) Kalb gemacht haben.
Die Schule des R. Janai hat gesagt:
Der Löwe brüllt nicht bei einem Korb mit Stroh, sondern bei einem Korbe mit Fleisch.
Nach R. Oschaja gleicht das einem Menschen, welcher eine magere Kuh von starken Gliedern hatte, der er Wicken zu fressen gab und die gegen ihn ausschlug.
Er sprach zu ihr: Was anders hat dich veranlasst, dass du gegen mich ausschlägst, als die Wicken, welche ich dir zu fressen gegeben habe!
Nach R. Chija bar Abba im Namen des R. Jochanan ist es einem Menschen gleich, der einen Sohn hatte, den er badete und salbte, dem er zu essen und zu trinken gab, dem er einen Beutel um seinen Hals hing und ihn an die Türe der Buhldirnen setzte. Was sollte nun der Sohn tun, dass er nicht sündigte?
Rab Acha bar Rab Huna im Namen des Rab Schescheth hat gesagt:
Das ist es, was die Leute sagen:
Ein voller Bauch nährt das Böse vergl. Hoschea 13, 6. »Und es redete der Ewige zu Mosche: Geh, steig herab!« (Schemot 32)
Was wollen die Worte: Geh, steig hinab!« sagen?
R. Eleasar hat gesagt: Der Heilige, gesegnet sei er! sprach zu Mosche: Mosche, steig herab von deiner Größe! denn ich habe dir deine Größe nur wegen der Juden gegeben, jetzt aber, da die Juden gesündigt haben, wozu sollst du mir?
Sogleich wurde Mosches Kraft schwach und er hatte nicht die Kraft zu reden.
Als er (Gott) aber sagte Deut. 9, 14: »Lass ab von mir, dass ich sie vertilge,« da sprach Mosche:
Diese Sache hängt von mir ab (eig. ist an mich gebunden).
Sofort erhob er sich, ermannte sich durch Gebet und flehte um Erbarmen.
Gleich einem König, welcher über seinen Sohn zürnte und ihn heftig schlug.
Obgleich sein Freund vor ihm saß, so fürchtete er sich doch etwas zu reden.
Da sprach der König (zu seinem Sohne): Wenn nicht dieser, mein Freund, vor mir säße, so hätte ich dich getötet.
Da dachte der Freund: Diese Sache hängt von mir ab; sogleich erhob er sich und rettete ihn (den Sohn).
55a
R. Jochanan und R. Eleasar haben beide gesagt: Solange das Heiligtum stand, versöhnte der Altar die Juden [mit Gott], jetzt aber versöhnt den Menschen sein Tisch [eig. versöhnt der Tisch des Menschen ihn].
[…] Es ist gelehrt worden [in einer Baraita]: Zehn Dinge bringen den Menschen zu den Unteren [das bedeutet unter die Erde]: Blätter vom Rohr, oder Blätter von Weinstöcken, oder Schösslinge von Weinstöcken, oder Gaumen vom Vieh, oder das Rückgrat vom Fisch, oder gesalzener Fisch, der nicht so sehr gekocht hat, als nötig ist, oder wenn man Hefen vom Weine trinkt, oder wer sich mit Kalk oder mit einer Scherbe oder mit einem Sternchen reinigt, womit sich schon ein anderer gereinigt hat.
Andere fügen noch hinzu: Wer sich länger als Not ist auf dem Abort aufhält.
[…] Rab Jehuda hat gesagt:
Drei Dinge verkürzen die Tage und Jahre des Menschen, wenn man einem eine Torarolle zum Lesen gibt und er liest nicht [darin] s. Deut. 30, 20, wenn man einem einen Becher zur Segensprechung reicht und er spricht den Segen nicht s. Bereschit 12, 3, wenn sich einer selbst die Würde eines Rabbi anmaßt.
R. Chama bar Chanina hat gesagt: Warum ist Josef vor seinen, Brüdern gestorben?
Weil er sich selbst die Würde eines Rabbi angemaßt hat.
[…] Rab Jehuda im Namen Rab’s hat gesagt:
Wegen dreier Dinge hat man [Gott] um Erbarmen zu bitten [weil sie in seiner Hand stehen]:
wegen eines guten Königs s. Mischlej 21, 1,
wegen eines guten Jahres s. Deut. 11, 12
und wegen eines guten Traumes s. Jeschajahu 38, 16.
[…] R. Jochanan hat gesagt: Über drei Dinge ruft der Heilige, gesegnet sei er! selbst aus, nämlich
über Hungersnot s. 2 Könige 8, 1,
über Überfluss s. Jechezkel 36, 29
und über einen guten Verwalter s. Schemot 31, 1. 2.
[…] R. Jizchak hat gesagt:
Man setzt einen Vorsteher nur dann über die Gesamtheit [Gemeinde], wenn man sich mit der Gesamtheit beraten hat s. Schemot 35, 30.
Der Heilige, gesegnet sei er! sprach zu Mosche: Mosche, gefällt dir Bezalel [ist er dir recht]?
Mosche antwortete Gott:
Herr der Welt! wenn er dir gefällt, um wie viel mehr mir!
Trotz alledem, fuhr Gott fort, gehe und sage es ihnen.
Er ging und fragte die Juden:
Gefällt euch Bezalel?
Wenn er dem Heiligen, gesegnet sei er! gefällt, sprachen sie, um wie viel mehr uns!
R. Schmuel bar Nachmani im Namen des R. Jonathan hat gesagt:
Bezalel ist wegen seiner Weisheit so genannt worden.
Denn in der Stunde, als der Heilige, gesegnet sei er! zu Mosche sprach: Geh und sage dem Bezalel: Mache mir eine Wohnung, eine Lade und Geräte! ging Mosche hin, verkehrte den Befehl und sprach zu ihm: Mache eine Lade, Geräte und eine Wohnung.
Da sprach Bezalel zu Mosche: Mosche, unser Lehrer! der Lauf der Welt ist, dass ein Mensch erst ein Haus baut und dann Geräte hineinbringt, du aber sagst:
Mache mir eine Lade, Geräte und eine Wohnung. Wohin soll ich die Geräte, die ich mache, bringen?
Vielleicht hat so der Heilige, gesegnet sei er! zu dir gesagt: Mache eine Wohnung, eine Lade und Geräte?
Mosche sprach zu Bezalel: Vielleicht warst du im Schatten Gottes [bezel HaSchem], da du es weißt?
Nach Rab Jehuda im Namen Rabs wusste Bezalel die Buchstaben zusammenzusetzen, durch welche Himmel und Erde erschaffen worden sind.
Hier [Kapitel 31] heißt es: »Und es erfüllte der Geist Gottes mit Weisheit und Einsicht und Erkenntnis« und dort (Mischlej 3) heißt es: »Der Ewige hat mit Weisheit die Erde gegründet und die Himmel mit Einsicht festgestellt.«
Ferner heißt es [dort Vers 20]: »Durch seine Weisheit wurden die Tiefen gespalten.«
Nach R. Jochanan gibt der Heilige, gesegnet sei er! keinem Weisheit, in dem nicht [schon] Weisheit ist s. Daniel 2, 21 r »Er gieht Weisheit den Weisen und Erkenntniss den Einsichtsvollen.
Als dies Rab Thachlipha bar Maaraba hörte, sagte er es vor R. Abuhu, welcher sprach:
Ihr lehrt [beweist] es von dort, wir lehren, [beweisen] es von hier, denn es heißt Schemot 31, 6: »Und in das Herz, jedes weisen Herzens gebe ich Weisheit.«
Ein Traumbuch
[…] Rab Chisda hat gesagt: Jeder Traum [hat eine Bedeutung]; ausgenommen ein solcher, der durch Fasten entsteht. Ferner hat derselbe Rabbi gesagt: Ein Traum den man nicht deutet, ist wie ein Brief, den man nicht liest.
Desgleichen: Weder ein guter, noch ein böser Traum geht ganz in Erfüllung. Desgleichen: Ein böser Traum ist besser als ein guter Traum. Desgleichen: Bei einem bösen Traum ist der Schmerz [die Betrübnis] seine Erfüllung, bei einem guten Traum ist die Freude seine Erfüllung [das bedeutet] ein böser Traum wird schon, dadurch erfüllt, dass man traurig darüber ist u. s. w..
Rab Josef hat gesagt: Den guten Traum macht bei mir sogar die Freude wirkungslos.
Rab Chisda hat gesagt: Ein böser Traum ist härter als Geißelung s. Kohelet 3, 14, welche Stelle sich, nach Rabba bar Ghana im Namen des R. Jochanan auf den bösen, Traum bezieht.
Es heißt Jirmejahu 23, 28: »Der Prophet, dem eia Traum geworden, erzähle den Traum und wem mein Wort geworden, rede mein Wort der Wahrheit. Was soll das Stroh beim Korn? ist der Spruch des Ewigen.«
Was wollen die Worte sagen: »Was soll das Stroh beim Korn?«
R. Jochanan hat im Namen des R. Schimon ben Jochai die Worte dahin gedeutet:
Wie Korn nicht, ohne Stroh sein kann, so kann ein Traum nicht ohne eitle [unwahre] Dinge sein.
R. Berachja hat gesagt: Wenn ein Traum auch in Erfüllung geht, so geht er doch nicht ganz in Erfüllung.
Woher lässt sich das beweisen?
Von Josef, wie es heißt Bereschit 37, 9: [Josef, träumte:]
55b
»Siehe, Sonne und Mond« u.s.w., und zu dieser Zeit war seine Mutter schon gestorben [eig. sie war nicht mehr].
Daher hat R. Levi gesagt, dass ein Mensch auf die Erfüllung eines guten Traumes 22 Jahre harren müsse.
Woher lässt sich das beweisen?
Von Josef, wie es heißt das. 37, 2: »Dies ist die Generationenfolge Jakobs; Josef war 17 Jahr alt« u.s. w.,
ferner heißt es [dort] 41, 46: »Und Josef war 30 Jahre alt, als er vor Pharao trat« u. s. w.
Wie viel beträgt der Unterschied von 17 bis 30?
Antwort: 13;
dazu noch die 7 Jahre des Überflusses und die zwei Jahre der Hungersnot, siehe, das macht 22.
Rab Huna hat gesagt: Einem guten Menschen lässt man nicht einen guten Traum und einem bösen Menschen lässt man nicht einen bösen Traum sehen.
Daher geht die Rede, David habe alle seine Jahre [in seinem ganzen Leben] keinen guten und Achithophel habe alle seine Jahre keinen bösen Traum gesehen [gehabt].
Es heißt doch aber Ps. 91, 10:
»Es wird dir kein Böses begegnen,« was nach der Erklärung Rab Chisdas im Namen des Rab Jirmijah bar Abba sagen will: es werden dich nicht böse Träume, noch böse Gedanken erschrecken [beunruhigen].
»Und keine Plage wird deinem Zelte sich nahen« [das bedeutet] du wirst, wenn du von der Reise nach Hause kommst, deine Frau nicht in zweifelhafter Reinheit antreffen.
Allein er [der gute Mensch] sieht ihn nicht, andere aber sehen ihn. Wenn er ihn also nicht sieht, ist dies ein Vorzug?
R. Sera hat doch gesagt: Wer sieben Tage ohne Traum schläft, wird böse genannt, wie es heißt Mischlej 19, 23: »Wer gesättigt schläft, ohne dass man seiner gedenkt, ist böse.« Lies nicht satt, sondern: sieben.
Antwort: Er sieht wohl, er weiß aber nicht mehr, was er gesehen hat.
Rab Huna bar Ami im Namen des R. Pedath im Namen des R. Jochanan hat gesagt:
Wer einen Traum sieht, über den seine Seele betrübt ist, der gehe hin und deute ihn vor drei Personen. Soll er ihn deuten?
Rab Chisda hat doch gesagt: Ein Traum, den man nicht deutet, ist wie ein Brief, den man nicht liest?
Allein der Sinn ist: Er soll ihn vor dreien gut auslegen.
Er lässt nämlich drei kommen und spricht zu ihnen:
Ich habe einen guten Traum gesehen, sagen ihm nun dieselben:
Siehe, er ist gut und wird gut sein und der Barmherzige wird ihn zum Guten wenden; siebenmal werde über dich vom Himmel beschlossen, dass er gut sei und gut sein wird. Sodann sagen sie drei Sprüche, in denen das Wort: wenden vorkommt, nämlich Psalm 30, 12, Jirmejahu 13, 13 und Dewarim 23, 5, ferner drei Sprüche, in denen das Wort: erlösen vorkommt, nämlich Psalm 55, 19, des. 35, 10 und I Schmuel 14, 45 und endlich drei Sprüche, in denen das Wort:
Friede [Schalom] vorkommt, nämlich I Schmuel 57, 19, 1 Chron. 12, 18 und I Schmuel 25, 6.
Amemar, Mar Sutra und Bab Asche saßen einmal zusammen und sprachen:
Ein jeder von uns soll etwas sagen, was seine Genossen noch nicht gehört haben.
Da fing der erste von ihnen an und sprach: Wer einen Traum gehabt hat und nicht mehr weiß, was er gesehen, der stelle sich vor die Priester zu der Zeit, wenn sie ihre Hände ausbreiten [beim Segnen] und spreche also:
Herr der Welt! ich bin dein und meine Träume sind dein; ich habe einen Traum geträumt, und ich weiß nicht mehr, was es war; sei es, dass ich von mir selbst geträumt habe, oder sei es, dass meine Genossen von mir geträumt haben, oder sei es endlich, dass ich von anderen geträumt habe, so mögest du, wenn sie gut sind, sie bekräftigen und. stärken [in Erfüllung bringen], wie die Träume Josefs, und wenn, sie einer Heilung [Verbesserung] bedürfen, so heile sie wie die Wasser zu Marah durch unsern Lehrer Mosche, und wie Mirjam von ihrem Aussatz und Chiskia von seiner Krankheit, und wie die Wasser Jerichos durch Elisa; und wie du den Fluch des ruchlosen Bileam in Segen gewandelt hast, so mögest du mir alle meine Träume zum Guten wandeln. Er endige sodann mit den Priestern, damit die Gemeinde mit: Amen! antworte. Wenn aber nicht, so spreche er also: Herrlicher in der Höhe, wohnend in Kraft, du bist Friede und dein Name ist Friede; möge es dir wohlgefällig sein, Friede auf uns zu legen! Darauf fing der andere an und sprach:
Wer in eine Stadt eintritt und sich vor einem bösen Auge fürchtet [dass ihn bezaubern könnte], der nehme den Daumen seiner rechten Hand in seine linke Hand und den Daumen seiner linken Hand in seine rechte Hand und spreche also: Ich N. N., Sohn des N. N., stamme vom Samen Josefs ab, über den kein böses Auge schaltete s. Bereschit 49, 22, wo nicht: an der Quelle, sondern: übersteigend das Auge, zu lesen ist.
R. Josse bar Rab Chanina sucht dies aus Bereschit 48, 16 durch das Wort ויגדו [das Wort wird hier von Dag דג Fisch abgeleitet] zu erweisen, nämlich: wie die Fische im Wasser bedeckt sind und kein böses Auge über sie Gewalt hat, ebenso hat auch kein böses Auge über den Samen Josefs Gewalt. Wenn er sich aber vor seinem eignen bösen Auge fürchtet, so sehe er auf seinen linken Nasenflügel.
Endlich begann der dritte und sprach:
Wer krank ist, lasse es am ersten Tage nicht kund werden, damit er seinen Glücksstern nicht zerstöre, von da ab und weiter aber darf er es offenbaren.
Denn so hat Raba getan.
Als er krank war, ließ er es am ersten Tage nicht kund werden, von da ab und weiter aber sprach er zu seinem Diener:
Gehe hinaus und mache bekannt: Raba ist krank, wer mich lieb hat, der bitte für mich um Erbarmen, wer mir aber feindselig gesinnt ist, der freue sich über mich s. Mischlej 24, 17-18.
Wenn Schmuel einen bösen Traum sah, sprach er: »Und die Träume reden Eitles« [Sacharja 1]; wenn er aber einen guten Traum sah, sprach er: »Sollten die Träume Eitles reden?«
Es heißt doch Bamidbar 12, 6: »Im Traum werde ich mit ihm reden.«
Raba warf ein: Einmal heißt es: »Im Traum werde ich mit ihm reden,« und dann heißt es wieder: »Und die Träume reden Eitles« (ist das nicht ein Widerspruch?]
Dies ist kein Widerspruch [keine Frage], da es sich dort [um Träume] durch Engel und hier [um Träume] durch einen Dämon handelt.
R. Bisna bar Sabda hat gesagt im Namen des R. Akiba, im Namen des R. Panda, im Namen des R. Nachum, im Namen des R. Birim, im Namen eines Alten (wer ist es? R. Banaah):
24 Traumdeuter waren in Jerusalem; einmal träumte ich einen Traum und ich ging zu allen, und was mir dieser deutete, deutete mir nicht jener, aber alles [was sie mir gesagt hatten], ging bei mir in Erfüllung, um zu bestätigen, was gesagt ist: Alle Träume richten sich nach dem Munde.
Beruht etwa das Wort: Alle Träume richten sich nach dem Munde, auf einem Schriftvers?
Jawohl, nach der Ansicht des R. Eleasar.
Denn dieser hat gesagt:
Woher lässt sich beweisen, dass sich alle Träume nach dem Mund richten?
Weil es heißt Bereschit 41, 13: »Und es geschah, wie er uns ausgelegt hatte.«
Nach Raba ist dies nur der Fall, wenn man ihn [den Traum] nach dem Inhalt [Sinne] eines Traumes auslegt, wie es heißt dort Vers 12: »Jedem nach seinem Traum deutete er;« ferner das. 40, 16: »Und es sah der Oberbäcker« Woher wusste er es?
Nach R. Eleasar geht daraus hervor, dass jeder seinen Traum und die Deutung des Traumes seines Genossen sah.
R. Jochanan hat gesagt: Steht jemand früh morgens auf und es fällt ihm ein Vers ein [eig. es fällt ihm ein Vers in seinen Mund], siehe, so ist das eine kleine Weissagung.
R. Jochanan hat gesagt: Drei Träume gehen in Erfüllung:
der Traum am Morgen, der Traum, den ein anderer [eig. der Genosse] von ihm träumt und der Traum, der durch einen Traum gedeutet wird [seine Auslegung findet].
Nach manchen gehört auch der Traum dazu, der sich wiederholt, wie es heißt Bereschit 41, 32: »Und wegen Wiederholung des Traumes« u. s. w.
R. Schmuel bar Nachmani im Namen des R. Jonathan hat gesagt: Man lässt einen Menschen [im Traum] nichts Anderes sehen, als was er in seinem Herzen denkt, wie es heißt Daniel 2, 29: »Du, o König, deine Gedanken stiegen auf deinem Lager auf.« Wenn du willst, so kannst du das auch von hier entnehmen s. das. V. 3: »Und dass du die Gedanken deines Herzens verstehst.«
Raba hat gesagt: Du kannst es auch daraus erkennen, dass man keinem Menschen weder einen goldenen Palmbaum zeigt, noch einen Elefanten, der durch ein Nadelöhr geht.
56a
Der Kaiser sprach zu R. Joschua bar R. Chananja:
Da ihr sagt, dass ihr sehr weise seid, so sage mir, was ich in meinem Traume sehen werde?
Du wirst sehen, versetzte der Rabbi, dass die Perser dich zum Frondienst zwingen, dich berauben und dich das Vieh mit einem goldenen Stab weiden lassen werden.
Der Kaiser dachte den ganzen Tag daran und in der Nacht sah er es.
Ein andermal sprach der König Schapur zu Schmuel: Da ihr sagt, dass ihr große Weise seid, so sage mir, was ich in meinem Traume sehen werde?
Du wirst sehen, versetzte der Rabbi, dass die Römer kommen, dich gefangen nehmen und dich zwingen werden, Dattelkörner auf [in] einer goldenen Mühle zu mahlen und in der Nacht sah er es.
Bar Chadja war ein Traumdeuter, wer ihm [vorher] Lohn [Geld] gab, dem legt er [den Traum] zum Guten aus, wer ihm aber vorher keinen Lohn gab, dem legt er [den Traum] zum Bösen aus.
Nun hatten [eig. sahen] Abaje und Raba einen Traum, Abaje gab ihm einen Sus, Raba jedoch gab ihm nichts.
Sie sprachen zu ihm: Wir lasen [beide] in unserm Traume Deut. 28, 31: »Dein Ochse ist geschlachtet vor deinen Augen« u. s. w.
Zu Raba sprach er nun: Du wirst Schaden an deinem Geschäft erleiden, vor Kummer deines Herzens wirst du nicht Lust haben zu essen;
dagegen zu Abaje sprach er:
Dein Geschäft wird sich erweitern und vor Freude deines Herzens wirst du Lust haben zu essen.
Darauf sie: Wir lasen ferner [in unseren Träumen] [gleiche Stelle Vers 41]: »Söhne und Töchter wirst du zeugen« u. s. w.
Zu Raba sagte er: Sie [deine Kinder] werden in Gefangenschaft geraten, dagegen zu Abaje sprach er: Deine Söhne und Töchter werden zahlreich sein, daher werden sich deine Töchter überallhin verheiraten, und das wird dir Vorkommen, als gingen sie in die Gefangenschaft.
[Darauf sie:] Wir lasen ferner [in unseren Träumen] das. V. 32: »Deine Söhne und Töchter werden einem anderen Volke gegeben werden.«
Zu Abaje sprach er: Deine Söhne und Töchter werden zahlreich sein und du wirst sagen: Mit deinen Verwandten, aber sie [seine Frau] wird sagen:
Mit ihren Verwandten, und sie wird dich dahin vermögen, dass du sie ihren Verwandten gibst, welche wie ein anderes Volk sind [das bedeutet] dir so Vorkommen;
zu Raba dagegen sprach er:
Deine Frau wird sterben und es werden ihre Söhne und Töchter in die Hände einer anderen Frau kommen.
Raba im Namen des R. Jirmijah bar Abba im Namen Rabs hat gesagt:
Worauf beziehen sich die Worte: »Deine Söhne und Töchter werden einem anderen Volke gegeben werden?«
[Antwort:] Auf die Frau des Vaters [das bedeutet] eine Stiefmutter.
[Darauf sie:] Wir lasen in unsern Träumen Kohelet 9, 7: »Geh, iss mit Freuden dein Brot.«
Zu Abaje sprach er: Dein Geschäft wird sich erweitern, und du wirst essen und trinken und mit der Freude deines Herzens den Vers lesen; zu Raba dagegen sprach er: Du wirst Schaden leiden an deinem Geschäft, du wirst schlachten, aber nicht essen und trinken, und du wirst lesen, um deinen Kummer zu stillen. [Darauf sie:] Wir lasen [in unserem Traum] Deut. 28, 28: »Vielen Samen wirst du auf das Feld hinausführen« u. s. w. Auf Abaje deutete er den Anfang des Verses, dagegen auf Raba deutete er das Ende des Verses [»du wirst wenig einsammeln« u. s. w.].
[Darauf sie:] Wir lasen [in unserem Traum] das. V. 40: »Ölbäume wirst du in deinem ganzen Gemärke haben, aber du wirst dich nicht mit Öl salben.«
Auf Abaje deutete er den Anfang des Verses, dagegen auf Raba deutete er das Ende des Verses. [Darauf sie:] Wir lasen ferner [in unserm Traume] das. V. 10: »Alle Völker der Erde werden sehen« u. s. w. Zu Abaje sprach er: Ein Ruf [Name] wird von dir ausgehen, dass du das Haupt der hohen Schule wirst, und Furcht vor dir wird auf die Welt fallen; dagegen zu Raba sprach er: Man wird im Schatze des Königs einbrechen, und du wirst festgenommen werden gleich den Dieben, und alle Welt wird von dir sich einen Schluss vom Leichten auf das Schwere machen [das bedeutet] es wird dich in Verdacht haben]. Am anderen Morgen brach man [in der Tat] im Schatze des Königs ein und man kam und nahm Raba fest. Sie [die beiden Rabbinen] sprachen ferner zu ihm: Wir sahen Lattich auf der Öffnung eines Kruges.
Zu Abaje sprach er: Dein Geschäft wird sich wie Lattich ausbreiten;
dagegen zu Raba sprach er: Dein Geschäft wird bitter wie Lattich sein.
Ferner sprachen sie zu ihm: Wir sahen Fleisch auf der Öffnung des Kruges.
Zu Abaje sprach er: Dein Wein wird süß sein, und die ganze Welt wird kommen, um Fleisch und Wein bei dir zu kaufen;
zu Raba dagegen sprach er: Dein Wein wird sauer sein, und die ganze Welt wird kommen, um Fleisch zum Essen bei dir zu kaufen.
Ferner sprachen sie zu ihm: Wir sahen Schläuche oben auf einem Palmbaum hängen.
Zu Abaje sprach er: Dein Geschäft wird sich wie ein Palmbaum heben;
zu Raba dagegen sprach er: Dein Geschäft wird süß wie Datteln sein [das bedeutet] du wirst billig verkaufen müssen.
Ferner sprachen sie zu ihm: Wir sahen, dass ein Granatapfel auf der Öffnung eines Kruges wuchs.
Zu Abaje sprach er: Dein Geschäft wird teuer sein wie ein Granatapfel;
zu Raba dagegen sprach er: Dein Geschäft wird unangenehm sein wie ein Granatapfel [welcher die Zähne stumpf macht].
Ferner sahen sie, dass ein Fass in einen Brunnen fiel.
Zu Abaje sprach er: Dein Geschäft wird gesucht werden, wie man zu sagen pflegt: Fällt ein Stück Brot in den Brunnen, so wird es nicht gefunden;
zu Raba dagegen sprach er: Du wirst Schaden an deinem Geschäft leiden und wirst es in den Brunnen werfen.
Ferner sprachen sie zu ihm: Wir sahen das Junge eines Esels über unserm Kopfkissen stehen und schreien.
Zu Abaje sprach er: Du wirst König werden und ein Amora wird bei dir stehen;
dagegen zu Raba sprach er Schemot 13, 13: »peter chamor – Das Erstgeborene des Esels« ist ausgelöscht aus deinen Teffilin.
Dagegen wandte Rabba ein: Ich habe doch gesehen, dass es dasteht.
Der Traumdeuter entgegnete: Das Waw in den Worten: »peter chamor – Das Erstgeborne des Esels« ist sicher in deinen Teffilin ausgelöscht.
Schließlich ging Raba allein zu ihm [dem Traumdeuter] und sprach: Ich sah, dass die äußere Haustür einfiel.
Dieser sprach zu ihm: Deine Frau [die Hüterin des Hauses] wird sterben.
Ferner sprach jener zu ihm: Ich sah, dass meine Backzähne und meine Zähne ausfielen.
Dieser sprach zu ihm: Deine Söhne und deine Töchter werden sterben.
Ferner sprach jener zu ihm: Ich sah, dass zwei [meiner] Tauben davonflogen.
Dieser sprach zu ihm: Du wirst dich von zwei Frauen scheiden lassen.
Ferner sprach jener zu ihm: Ich habe zwei Rübenköpfe [gargelidei] gesehen.
Dieser sprach zu ihm: Du wirst zwei Knüttel [Stockschläge] verschlingen. [Um dies zu vermeiden,] ging Raba den ganzen Tag fort und saß den ganzen Tag im Lehrhause, da fand er zwei Blinde, die sich miteinander zankten.
Raba ging hin, um sie auseinander zu bringen, sie aber schlugen ihn zweimal. Als sie ihn noch einmal schlagen wollten, sprach er: Genug, ich habe nur zwei Rübenköpfe [im Traum] gesehen.
Endlich kam Raba und gab ihm [dem Traumdeuter] Geld.
Er sprach zu ihm: Ich sah [im Traum], dass die Wand einstürzte.
Darauf sprach dieser zu ihm: Du wirst Güter ohne Grenzen erwerben.
Ferner sprach jener: Ich sah, dass der Palast Abajes einstürzte und mich sein Staub bedeckte.
Darauf dieser: Abaje wird sterben und sein Lehrstuhl wird an dich kommen.
Ferner sprach jener: Ich sah, dass mein Palast einstürzte, und die ganze Welt kam und holte sich jeglichen Ziegel.
Darauf dieser: Deine Lehre wird sich in der ganzen Welt ausbreiten.
Ferner sprach jener: Ich sah, dass mein Haupt gespalten war und mein Hirn herausfloss.
Darauf dieser: Die Wolle des Kopfkissens wird herausfallen.
Ferner sprach jener: Ich las den Lobgesang über die Befreiung aus Ägypten [Hallel mizraim].
Darauf dieser: Dir werden Wunder geschehen.
Nach einiger Zeit geschah es, dass Bar Chadja mit Rab in einem Schiffe zusammenkam [eig. dass er mit ihm in ein Schiff stieg].
Da sprach er: Mit einem Mann, dem ein Wunder geschehen wird [soll ich reisen, vielleicht scheitert das Schiff und er allein wird gerettet], was habe ich davon?
Als er hinaufstieg, entfiel ihm ein Buch, Raba fand es und sah, dass darin geschrieben stand: Alle Träume richten sich nach dem Munde.
Da sprach Raba zu ihm: Du Ruchloser, von dir also hing es ab, und du hast mich so sehr betrübt. Alles verzeihe ich dir, nur die Tochter des Rab Chisda nicht. Möge es Gottes Wille sein, dass du [eig. dieser Mensch] den Händen der Begierung überliefert werdest, die sich deiner nicht erbarmen. Was soll ich tun?
versetzte jener, wenn schon feststeht, dass der Fluch eines Weisen, selbst wenn er keinen Grund hat [ohne Ursache ist], eintrifft, um wieviel mehr ist dies mit dem Fluch Rabas der Fall, der nicht grundlos geflucht hat.
Ich will mich aufmachen, fuhr er fort, und auswandern; denn der Herr hat gesagt: Auswanderung versöhnt die Sünde.
Er machte sich auf und wanderte zu den Römern. Er setzte sich an die Tür des Oberschatzmeisters des Königs. Der Oberschatzmeister hatte nun einen Traum und sprach zu ihm [erzählte ihn dem Traumdeuter]:
Ich sah im Traum, dass eine Nadel in meinen Finger fuhr.
Dieser sprach zu ihm: Gib mir einen Sus. Als der Schatzmeister ihm nichts gab, so antwortete er ihm nicht [das bedeutet] er deutete ihm den Traum nicht.
Ferner sprach jener: Ich sah, dass der Wurm in zwei meiner Finger kam.
Darauf dieser: Gib mir einen Sus. Als jener ihm aber nichts gab, so antwortete er ihm nicht.
Ferner sprach jener:
Ich sah, dass der Wurm in meine ganze Hand kam.
Darauf dieser: Der Wurm ist in alle Gewänder des Königs gekommen.
Man hörte dies im Hause des Königs und brachte den Oberschatzmeister, um ihn zu töten.
Dieser aber sprach: Warum ich [warum bringt man mich]?
Man bringe doch denjenigen, der es gewusst und nicht gesagt hat.
Man brachte den Bar Chadja und dieser sprach: Wegen deines Sus sind die Gewänder des Königs verdorben worden.
57b
Drei Dinge gehen in den Körper und dieser hat keinen Nutzen [Genuss] davon, es sind:
Kirschen, schlechte und unreife Feigen.
Dagegen gibt es drei Dinge, welche nicht in den Körper gehen und der Körper hat Nutzen von ihnen, es sind Baden, Salben und der Sexualität.
Wollte man sagen: Sexualität, diese schwächt ja?
Allein es ist die Bedienung der Leibesöffnungen gemeint.
[…] Drei Dinge erquicken den Sinn der Menschen, nämlich Gesang [eig. Stimme], Gesicht und Geruch.
[…] Drei Dinge erweitern den Sinn der Menschen, nämlich eine schöne Wohnung, eine schöne Frau und schöne Gerätschaften.
[…] Fünf Dinge sind ein Sechzigstel [von etwas Anderem], nämlich Feuer, Honig, Schabbat, Schlaf und Traum.
Das Feuer ist 1/60 vom Gehinnom,
der Honig 1/60 vom Manna,
der Schabbat 1/60 von der zukünftigen Welt,
der Schlaf 1/60 vom Tod [Todesschlaf]
und der Traum 1/60 von der Prophetie.
[…] Sechs Dinge sind ein gutes Zeichen [von guter Vorbedeutung] für den Kranken,
nämlich Niesen s. Ijow 41, 9,
Schweiß s. Bereschit 3, 19,
Durchfall s. des. 51, 14,
Samenerguss s. das. 53, 10,
Schlaf s. Ijow 3, 13 und
Traum s. des. 38, 16.
[…] Die Rabbinen haben gelehrt:
Wer eine Merkurstatue [Standsäule] sieht, der sage:
Gesegnet, der Langmut denen gibt, welche seinen Willen übertreten!
[Wer] einen Ort [sieht], von dem der Götzendienst ausgerottet worden ist, sage: Gesegnet, der den Götzendienst aus unserem Lande ausgerottet hat, und wie er an diesem Orte ausgerottet worden, so mögest du ihn von allen Orten Israels ausrotten, damit das Herz ihrer Diener sich zu deinem Dienst wende!
Aber im Ausland braucht man nicht zu sagen:
Damit das Herz ihrer Diener zu deinem Dienst sich wende, weil die meisten Kutäer sind.
Nach R. Schimon ben Elieser jedoch ist das auch im Auslande zu sagen, weil sie einst zum Judentum sich bekehren [Proselyten] werden [s. Zefanja 3, 9].
[…] Rab Hamnuna hat vorgetragen: Wer das gottlose Babel sieht, muss fünf Segensprüche sagen.
Sieht er Babel, so sage er: Gesegnet sei, der das gottlose Babel zerstört hat!
Sieht er das Haus Nebukadnezars, so sage er: Gesegnet sei, der das Haus des ruchlosen Nebukadnezars zerstört hat!
Sieht er die Löwengrube oder den feurigen Ofen, so sage er: Gesegnet sei, der unsern Vätern Wunder an diesem Orte getan hat!
Sieht er eine Merkurstatue, so sage er: Gesegnet sei, der Langmut den Übertretern seines Willens gewährt!
Sieht er einen Ort, von dem man Erde [Staub] nimmt, so sage er:
Gesegnet sei, der da spricht und tönt, der beschließt und erfüllt!
Als Rabas Esel Erde tragen sollte, stieß er sie mit der Hand auf den Rücken, mit den Worten: Lauft ihr Gerechten, den Willen eures Herrn zu tun!
Als Mar bar R. Rabbina dahin kam, nahm er Erde in sein Tuch und warf sie dann fort, um zu erfüllen, was [in Zefanja 14, 23] geschrieben steht.
60b
Wer sich auf sein Bett legt, zu schlafen (eig. wer hineingeht, um auf seinem Bette zu schlafen), der sage das:
Höre, Israel! bis: Und wenn hören (Deut. 6, 4—11)
Sodann sage er: Gesegnet sei, der die Bande des Schlafs auf meine Augen und den Schlummer auf meine Wimpern senkt und den Augapfel erleuchtet.
Möge es dir Wohlgefallen, Ewiger, mein Gott! dass du mich in Frieden liegen lässt, und gib mir meinen Teil an deiner Tora, gewöhne mich an die Vorschrift, gewöhne mich aber nicht an die Übertretung, bringe mich nicht in Sünde, Schuld, Versuchung und Verachtung und lass den guten Trieb in mir zur Herrschaft gelangen und nicht den bösen Trieb, rette mich vor bösem Begegnung und bösen Krankheiten und mögen mich nicht böse Träume und böse Gedanken ängstigen, mein Bette sei tadellos vor dir, erleuchte meine Augen, dass ich nicht den Todesschlaf schlafe.
Gesegnet seist du, Ewiger! der die ganze Welt mit ihrer Herrlichkeit erleuchtet!
Wenn er aufwacht, so sage er:
Mein Gott! die Seele, welche du mir gegeben hast, ist rein; du hast sie in mir gebildet und sie mir eingehaucht, und du bewahrst sie in meinem Innern. Du wirst sie einst von mir nehmen, aber auch mir in der zukünftigen Welt wiedergeben. Solange die Seele in mir ist, danke ich dir, Ewiger, mein Gott und Gott meiner Väter, Herr aller Welten und Herr aller Seelen!
Gesegnet seist du, Ewiger! der die Seelen in die toten Körper wieder zurückkehren lässt.
[…] Wenn man das Krähen (eig. die Stimme) des Hahnes hört, so sage man: Gesegnet sei, der dem Hahn Verstand gegeben, Tag und Nacht zu unterscheiden!
Wenn man seine Augen öffnet, so sage man: Gesegnet sei, der den Blinden sehend gemacht!
Wenn man sich aufrichtet und sitzt, so sage man: Gesegnet sei, der die Gefesselten löst!
Wenn man sich ankleidet, so sage man: Gesegnet sei, der die Nackten kleidet!
Wenn man sich aufrichtet, so sage man: Gesegnet sei, der die Gebeugten aufrichtet!
Wenn man die Erde betritt, so sage man: Gesegnet sei, der die Erde über das Wasser ausspannt!
Wenn man fortgeht, so sage man: Gesegnet sei, der die Schritte des Mannes richtet!
Wenn man seine Schuhe zubindet, so sage man: Gesegnet sei, der mir meine Bedürfnisse gewährt!
Wenn man seinen Gürtel umlegt, so sage man: Gesegnet sei, der Israel mit Kraft gürtet!
Wenn man das Kopftuch um sein Haupt windet, so sage man: Gesegnet sei, der Israel mit Herrlichkeit krönt!
Wenn man sich mit den Schaufäden (Zizit) versieht (umhüllt), so sage man: Gesegnet sei, der uns geheiligt hat durch seine Vorschriften und uns geboten hat, Schaufäden zu tragen!
Wenn man die Tefillin an den Arm legt, so sage man: Gesegnet sei, der uns geheiligt hat durch seine Vorschriften und uns geboten hat, Tefillin zu legen!
(Wenn man die Tefillin) an seinen Kopf legt, so sage man: Gesegnet sei, der uns geheiligt hat durch seine Vorschriften und uns das Gebot der Tefillin gegeben hat!
Wenn man seine Hände wäscht, so sage man: Gesegnet sei, der uns geheiligt hat durch seine Vorschriften und uns das Gebot des Händewaschens gegeben hat!
Wenn man sein Gesicht wäscht, so sage man: Gesegnet sei, der die Bande des Schlafes und den Schlummer von meinen Wimpern hinweggenommen hat! Möge es dir Wohlgefallen, Ewiger, mein Gott! dass du mich an deine Tora gewöhnest und mich festhalten lässt an deinen Vorschriften; führe mich weder in die Gewalt der Sünde, noch der Schuld, noch der Versuchung, noch der Verachtung; beuge meinen Willen, um dir zu dienen, halte mich fern von bösen Menschen und böser Gesellschaft, lass mich fest halten an dem guten Triebe und an guter Gesellschaft in deiner Welt, lass mich heute und an jedem Tag Gunst und Gnade und Erbarmen in deinen Augen und in den Augen aller finden, die mich sehen und erzeige mir Wohltaten. Gesegnet seist du, Ewiger! der Wohltaten seinem Volke Israel erzeugt.
[…] Rab Huna hat im Namen Rabs, im Namen des R. Meir gesagt, und ebenso ist auch im Namen des R. Akiba gelehrt worden:
Der Mensch pflege stets zu sagen: Alles was der Barmherzige tut, tut er zum Guten, was sich an R. Akiba bestätigt hat.
Als dieser sich einmal unterwegs befand, kam er in eine gewisse Stadt und verlangte Herberge, man gewährte sie ihm aber nicht.
Da sprach er: Alles was der Barmherzige tut, ist zum Guten.
Er ging und übernachtete auf dem Felde, er hatte bei sich einen Hahn, einen Esel und ein Licht.
Da kam ein Wind und löschte das Licht aus, es kam eine Katze und fraß den Hahn und es kam ein Löwe und fraß den Esel.
Da sprach er wieder: Alles was der Barmherzige tut, ist zum Guten.
In derselben Nacht kam ein Kriegsheer und führte die Leute aus der Stadt als Gefangene fort.
Da sprach R. Akiba: Habe ich euch nicht gesagt: Alles, was der Heilige, gesegnet sei er! tut, ist zum Guten?
61a
Rab Huna im Namen Rabs, im Namen des R. Meir hat ferner gesagt: Die Worte des Menschen sollen vor dem Heiligen, gesegnet sei er! wenig sein s. Kohelet 5, 1.
[…] R. Nachman bar Rab Chisda trug vor: Was heißt das, was Bereschit 2, 7 geschrieben steht: »Und der Ewige, Gott bildete den Adam.« Warum steht das Wort mit zwei Jud geschrieben?
Antwort: Der Heilige, gesegnet sei er! hat (ihn mit) zwei Trieben geschaffen, mit dem guten und mit dem bösen Trieb.
Dagegen wandte Rab Nachman bar Jizchak ein: Da hat wohl das Vieh, bei dem das Wort nicht steht, keinen Trieb,
und wir sehen ja, dass es beschädigt, heißt und ausschlägt?
Gewiss, es verhält sich, wie R. Schimon ben Pasi gesagt hat: Wehe mir vor meinem Schöpfer und wehe mir vor meinem Trieb.
Oder es verhält sich, wie R. Jeremja ben Eleasar gesagt hat: Mit zwei Gesichtern hat der Heilige, gesegnet sei er! den ersten Menschen geschaffen, wie es heißt Ps. 139, 5: »Hinten und vom hast du mich gebildet.«
[…] (Es heißt Bereschit 2, 22:) »Und es baute der Ewige Gott die Rippe.« Rab und Schmuel sind darüber verschiedener Meinung. Nach dem einen war es ein Gesicht (woraus Chawa gebildet wurde), nach dem andern war es ein Schwanz. Richtig ist es nach demjenigen, welcher gesagt hat: Es war ein Gesicht, da es heißt Ps. 139, 5: »Hinten und vorn hast du mich gebildet,« was will die Stelle aber nach demjenigen besagen, der da annimmt, dass es ein Schwanz war?
Der Sinn ist dann so, wie R. Amme gesagt hat: Zuletzt bei dem Schöpfungswerk und zuvor bei der Strafe (hast du mich gebildet). Richtig ist es, dass er (Adam) zuletzt gebildet wurde bei dem Schöpfungswerk, dass er nicht eher geschaffen wurde, als bis der Schabbat anging, und zuvor (das bedeutet) bei der Strafe, bei welcher Strafe?
Wollte man sagen:
Bei der Strafe der Schlange, so ist doch gelehrt worden:
Rabbi sagt: Beim Lobe fängt man von dem Größerem (Vornehmerem) an siehe Wajikra 10, 12, dagegen beim Fluch vom Kleinerem (Geringerem), denn zuerst ist die Schlange, dann Chawa und zuletzt Adam verflucht worden. Dann ist es doch wohl von der Strafe der Sintflut zu verstehen s. Bereschit 7, 23, wo zuerst der Mensch und nachher das Vieh (bestraft worden ist)?
Das stimmt mit dem, welcher gesagt hat: Es war ein Gesicht, weil es da heißt: »und er bildete,« aber was bedeutet nach demjenigen und er bildete,« welcher gesagt hat:
es war ein Schwanz?
Es verhält sich dann so, wie R. Schimon ben Pasi gesagt hat: Wehe mir vor meinem Schöpfer und wehe mir vor meinem Triebe!
Richtig ist es ferner nach demjenigen, welcher gesagt hat: Es war ein Gesicht, da es heißt das. 5, 2: »Mann und Weib erschuf er sie,« was bedeutet die Stelle aber nach dem, welcher gesagt hat: es war ein Schwanz?
Es verhält sich dann wie R. Abuhu gesagt hat. Denn dieser hat die Frage aufgeworfen: Einmal heißt es: »Mann und Weib erschuf er sie,« und dann heißt es wieder das. 9, 6: »Im Bilde Gottes hat er die Menschen gemacht,« wie ist das zu verstehen?
Antwort: Im Anfänge war es (Gottes) Wille, zwei zu schaffen, schließlich aber wurde nicht mehr als einer geschaffen. Richtig ist es ferner nach demjenigen, welcher gesagt hat: es war ein Gesicht, da es heißt das. 2, 21: »Und er schloss Fleisch an ihre Stelle,« was bedeutet die Stelle aber nach demjenigen, welcher gesagt hat: es war ein Schwanz?
R. Jeremja, oder wie ein anderer meint, Rab Sebid, oder wie ein anderer meint, Rab Jizchak bar Nachman hat gesagt: Das bezieht sich auf die Stelle des Schnittes. Richtig ist es ferner nach demjenigen, welcher gesagt hat: es war ein Schwanz, da es heißt: »Und Gott der Ewige baute.« Was bedeutet aber die Stelle nach demjenigen, welcher gesagt hat: es war ein Gesicht?
Es verhält sich dann, wie R. Schimon ben Menasja gesagt hat; denn dieser hat vorgetragen: Was heißt das: »Und der Ewige baute die Rippe?« Daraus geht hervor, dass der Heilige, gesegnet sei er! der Chawa das Haar flocht und sie zu dem ersten Menschen brachte; denn in den Seestädten pflegt man das Haargeflecht eine Art Gebäude zu nennen.
Oder: »Und er baute.« Rab Chisda hat gesagt, oder nach anderen ist es in einer Mischna gelehrt worden: Daraus geht hervor, dass der Heilige, gesegnet sei er! Chawa wie ein Gebäude als Vorratskammer gebaut hat. Wie diese eng nach oben und weit nach unten ist, um die Früchte aufzunehmen, so ist auch die Frau eng nach oben und weit nach unten, um das Kind (den ‚Fötus) aufzunehmen. »Und er brachte sie zu Adam.« Nach R. Jeremja ben Eleasar geht daraus hervor, dass der Heilige, gesegnet sei er! beim ersten Menschen zum Brautführer wurde. Von hier will dir die Tora eine Anstandsregel geben, dass sich nämlich der Große (Vornehme) mit dem Kleinen (Geringen) bei der Brautführung vereinigen und es ihm nicht leid sein soll. Wer da gesagt hat, dass es ein Gesicht war, welches von beiden ging da voran?
Nach Rab Nachman bar Jizchak scheint es, als wenn das des Mannes vorangegangen sei; denn es ist gelehrt worden: Ein Mensch soll nicht hinter einem Weibe auf dem Weg gehen, selbst nicht, wenn es sein eigenes Weib ist. Begegnet ihm eine Frau auf einer Brücke, so lasse er es zur Seite gehen; und jeder, welcher hinter einer Frau durch einen Fluss geht, hat keinen Teil an der zukünftigen Welt.
[…] Die Rabbinen haben gelehrt: Wer einer Frau Geld in die Hand zählt, um sie zu betrachten, der wird, und wenn er selbst Tora und gute Werke gleich unserm Lehrer Mose besitzt, vor dem Höllengericht verschont bleiben siehe Mischlej 11, 21: »Hand zu Hand bleibt Böses nicht ungestraft.«
R. Jochanan hat gesagt: Hinter einem Löwen, aber nicht hinter einer Frau, hinter einer Frau, aber nicht hinter Götzendienern, hinter Götzendienern, aber nicht hinter dem Versammlungshaus in der Stunde, wo die Versammlung betet.
[…] Nach Rab gleicht der böse Trieb einer Fliege, welche zwischen den beiden Türen des Herzens sitzt siehe Kohelet 10, 1. Nach Schmuel gleicht er einer Art von Weizen s. Bereschit 4, 7.
[…] Die Rabbinen haben gelehrt: Zwei Nieren sind im Menschen, die eine rät ihm zum Guten, die andere aber rät ihm zum Bösen, und es hat den Anschein, als ob die gute in seiner Rechten und die böse zu seiner Linken sich befände siehe Kohelet. 10, 2.
[…] Die Rabbinen haben gelehrt: Die Nieren raten, das Herz prüft, die Zunge tut den Ausspruch, der Mund vollbringt es, der Schlund lässt alle Arten von Speisen hinein und heraus, die Luftröhre lässt die Stimme heraus,
61b
die Lunge zieht alle Arten Getränke in sich, die Leber erregt den Zorn, die Galle wirft einen Tropfen in ihn und beruhigt (stillt) ihn, die Milz macht Lachen, der Kropf zermahlt (die Speisen), der Magen bewirkt Schlaf und die Nase bewirkt, dass man aufwacht; wenn aber das, was aufwecken soll, Schlaf bewirkt, und das, was schlafen machen soll, Aufwachen bewirkt, dann verwelkt man nach und nach.
Es ist gelehrt worden [in einer Baraita]: Wenn beide (Magen und Nase) Schlaf, oder beide Aufwachen bewirken, so stirbt man sofort.
[…] Es ist gelehrt worden [in einer Baraita]:
R. Josse der Galiläer sagt: Die Gerechten richtet der gute Trieb s. Ps. 109, 22, die Ruchlosen richtet der böse Trieb s. das. 36, 2, die Mittelmäßigen richtet sowohl dieser wie jener s. das. 109, 31.
[…] Es ist gelehrt worden [in einer Baraita]: R. Elieser sagt: Wenn es heißt: »Mit deiner ganzen Seele,« warum heißt es noch: »mit deinem ganzen Vermögen?« und wenn es heißt: »mit deinem ganzen Vermögen,« warum heißt es noch: »mit deiner ganzen Seele?
Allein wenn es einen Menschen gibt, dem sein Leib lieber ist als sein Geld, so heißt es: »mit seiner ganzen Seele,« und wenn es einen Menschen gibt, dem sein Geld lieber ist als sein Leib, so heißt es: »mit deinem ganzen Vermögen.«
Nach R. Akiba wollen die Worte: »mit deiner ganzen Seele« sagen: selbst wenn man deine Seele nimmt (musst du Gott noch lieben).
[…] Die Rabbinen haben überliefert: Einst hatte das griechische Reich den Befehl ausgehen lassen, dass die Juden sich nicht mit dem Gesetz beschäftigen sollten. Da kam Papus ben Jehuda und fand, dass R. Akiba zahlreiche Versammlungen abhielt und sich mit der Tora beschäftigte.
Da sprach er zu ihm: Wie, Akiba! fürchtest du dich nicht vor der Regierung?
Dieser sprach zu ihm: Ich will dir mit einem Gleichnis antworten. Womit ist diese Sache zu vergleichen?
Mit einem Fuchs, welcher am Ufer eines Flusses ging und sah, wie sich die Fische von einem Orte zum anderen versammelten. Er fragte sie: Wovor flieht ihr?
Vor den Netzen, antworteten sie, welche die Menschen über uns bringen. Da sprach er zu ihnen: Ist es euch gefällig, so kommt herauf aufs Trockene (aufs Land) und ich und ihr wollen zusammenwohnen, wie meine Väter mit euren Vätern zusammengewohnt haben. Allein die Fische antworten: Bist du es, den man unter den Tieren den Listigen nennt?
Du bist nicht listig, sondern dumm; denn wenn wir schon am Orte unseres Lebens uns fürchten müssen, um wie viel mehr wird das am Orte unseres Todes der Fall sein. So auch wir: Wenn es schon jetzt, wo wir sitzen und uns mit der Tora beschäftigen, von der es heißt Deut. 30, 20: »Denn sie ist dein Leben und die Länge deiner Tage,« so ist, um wie viel mehr erst, wenn wir gehen und uns ihr entziehen!
Man erzählt: Es vergingen nur wenige Tage, so ergriffen sie den R. Akiba und warfen ihn ins Gefängnis. Ebenso ergriffen sie auch den Papus ben Jehuda und banden ihn neben ihm. Da sprach Akiba zu ihm: Papus! wer hat dich hierhergebracht?
Papus antwortete:
Heil dir, Akiba! der du wegen der Worte der Tora ergriffen worden bist, dagegen wehe mir (eig. ihm), Papus! der ich wegen eitler Dinge ergriffen worden hin (eig. ergriffen worden ist).
In der Stunde, als sie R. Akiba zum Tod hinausführten, war grade die Zeit, wo man das Sch’ma liest, und sie rissen ihm sein Fleisch mit eisernen Kämmen ab, er aber nahm doch das Joch des Himmelreichs auf sich. Seine Schüler sprachen zu ihm: Unser Lehrer! bis hierher (eig. es ist genug).
Allein er antwortete ihnen: Mein Lebelang bin ich in Sorge gewesen (eig. habe ich mich betrübt) wegen dieses Verses: »Mit deiner ganzen Seele« ((das bedeutet)) selbst wenn man dir die Seele nimmt. Ich dachte: Wann wird sich mir die {Gelegenheit darbieten, dass ich es erfülle, und jetzt, wo sich mir die Gelegenheit darbietet, soll ich es nicht erfüllen?
Er hielt (beim Aussprechen des Wortes) Echad (der Einzige) solange inne, bis seine Seele dabei ausging. Da ließ ein Bat-Kol die Worte vernehmen: Heil dir, R. Akiba! dass deine Seele bei (dem Worte) Echad ausgegangen ist. Die Dienstengel sprachen vor dem Heiligen, gesegnet sei er! ist dies die Tora und dies ihr Lohn, »von den Sterblichen« (getötet zu werden)?
Von deiner Hand, Ewiger (hätte er sterben sollen). Gott sprach zu ihnen: »Ihr Teil ist im Leben.« Da ließ abermals ein Bat-Kol die Worte vernehmen: Heil dir, Akiba! denn du bist bestimmt für das Leben der zukünftigen Welt.
63a
Raba hat gesagt: Den Vers Ps. 119, 126 kann man von seinem Anfang auf sein Ende und von seinem Ende auf seinen Anfang erklären.
Ersteres nämlich: »Es ist die Zeit, für den Ewigen zu wirken,« warum?
Weil »sie deine Tora aufgehoben haben.« Letzteres: »Sie haben deine Tora aufgehoben,« warum?
Weil »es Zeit ist, für den Ewigen zu wirken.«
[…] Es ist gelehrt worden [in einer Baraita]: Der alte Hillel sagt: Wer da sammelt, der streue aus und wer da ausstreut, der sammle. Wenn du ein Geschlecht siehst, dem di Tora lieb ist, so streue aus s. Mischlej 11, 24; wenn du aber ein Geschlecht siehst, dem die Tora nicht lieb ist, so sammle, denn es heißt Ps. 119, 126: »Zur Zeit, da man für den Ewigen wirken soll, haben sie deine Tora aufgehoben.«
[…] Bar Kapara hat vorgetragen: Wenn es billig istr so sammle und kaufe davon. In einem Orte, wo kein Mann ist, sei du ein Mann. —
Bar Kapara hat ferner vorgetragen: Welches ist ein kleiner Abschnitt (eine kleine Parascha), von dem der ganze Hauptinhalt der Tora abhängt?
Mischlej 3, 6: »Auf allen deinen Wegen achte auf ihn, und er wird deine Pfade ebnen.«
[…] Bar Kapara hat vorgetragen: Der Mensch lehrt seinen Sohn stets ein Gewerbe, das rein und leicht ist.
[…] Es ist gelehrt worden [in einer Baraita]: Rabbi sagt: Der Mensch soll nicht die Freunde in seinem Hause mehren s. Mischlej 18, 24.
[…] Es ist gelehrt worden [in einer Baraita]: Rabbi sagt: Warum ist der Abschnitt vom Nasiräer (in Bamidbar) an den Abschnitt von dem des Ehebruchs verdächtigen Weibe (Sota) (Bamidbar) angelehnt worden?
Um dir zu sagen, dass jeder, der eine des Ehebruchs verdächtigen Frau in ihrer Besudelung sieht, sich selbst des Weines enthalten soll.
R. Chiskia bar R. Paraach im Namen des R. Jochanan hat gesagt:
Warum ist der Abschnitt von dem des Ehebruchs verdächtigen Weibe an den Abschnitt von den Heben und Zehnten (Bamidbar 5, 9.) angelehnt worden?
Um dir zu sagen, dass jeder, welcher Heben und Zehnten hat und sie nicht dem Priester gibt, am Ende des Priesters durch seine Frau benötigt sein wird, denn es heißt Bamidbar 5, 10: »Und der Mann, der seine Heiligtümer für sich hat« (für sich behält), worauf folgt das. Vers 12: »Und der Mann, dessen Weib ausschweift,“ und Vers 15 heißt es: »Und es bringe der Mann seine Frau zum Priester« u. s. w. Und nicht nur das, sondern am Ende wird er derselben benötigt, denn es heißt: »Und der Mann wird seine Heiligtümer für sich haben.«
Rab Nachman bar Jizchak hat gesagt: Wenn er sie aber entrichtet, so wird er zuletzt reich, denn es heißt in Vers 10: »Der Mann, welcher dem Priester gibt, ihm soll gehören« (das bedeutet) es soll ihm viel Vermögen gehören (bringen).
[…] Rab Huna bar Beracfija hat im Namen des R. Eleasar bar Hakappar gesagt: Wer den Namen des Himmels in seiner Not anruft (verbindet), dessen Nahrung wird verdoppelt werden s. Hi. 22, 25. Nach R. Schmuel bar Nachmani fliegt ihm seine Nahrung .wie ein Vogel zu s. das.: »Und Silber fliegt dir zu.“
[…] R. Tabi im Namen des R. Josia hat gesagt: Wer in den Worten der Tora sich schlaff zeigt (nachlässt), vermag nicht (in dem ist keine Kraft), am Tage der Not zu bestehen s. Mischlej 24, 10. Nach R. Amme bar Mathna im Namen Schmuels darf es sogar bei einem einzigen Gebote nicht geschehen, da es heißt das.: »Zeigst du dich schlaff« das meint: überhaupt.
[…] Nach Rab Safra hat R. Abuhu erzählt: Als Chanina, Bruderssohn des R. Joschua zu der Gefangenschaft (nach Babylon) ging, setzte er (daselbst) Schaltjahre ein und bestimmte die Monate außerhalb des Landes. Da schickten sie (die Palästinenser) zwei Gelehrte zu ihm, den R. Josse ben Kippar und Enkel des Sacharja ben Kebutal. Als er sie sah, fragte er sie: Warum seid ihr (hierher) gekommen?
Um die Tora zu lernen, sind wir gekommen, war ihre Antwort. Da ließ er bekannt machen: Diese Männer sind die Großen des Zeitalters, und ihre Väter haben im Heiligtum gedient, wie wir gelernt haben: Sacharja, Sohn Kebutals, sagt:
Öfters habe ich vor ihm aus dem Buch Daniel gelesen. Als er aber anfing, das für unrein zu erklären, was sie für rein erklärten und zu verbieten, was sie für erlaubt hielten, so ließ er von ihnen bekannt machen: Diese Männer sind schlecht, denn sie sind eitel. Da sprachen sie zu ihm: Was du bereits gebaut hast, kannst du nicht mehr niederreißen, was du bereits umzäunt hast, kannst du nicht mehr durchbrechen. Er entgegnete: Warum sprecht ihr das rein, was ich unrein spreche und wiederum erlaubt das, was ich verbiete?
Sie antworteten ihm:
Weil du Schaltjahre einsetzest und Monate außerhalb des Landes bestimmst.
Aber Akiba ben Josef, warf er ihnen ein, hat auch Schaltjahre eingesetzt und Monate außerhalb des Landes bestimmt. Darauf entgegneten sie ihm: Lass es dem Akiba ben Josef zu, denn er hat nicht seinesgleichen im Lande Israel hinterlassen. Darauf antwortete er: Auch ich habe meinesgleichen nicht im Lande Israel hinterlassen. Da sprachen sie: Die Böcklein, die du hinterlassen, sind Böcke geworden, die Hörner tragen und sie haben uns zu dir gesandt mit dem Befehl:
Geht und saget ihm in unserm Namen: Wenn er gehorcht, so ist’s gut, wo nicht, so sei er im Bann.
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Ferner haben sie uns. aufgetragen: Saget unsern Brüdern in der Gefangenschaft: wenn sie gehorchen, so Ist’s gut, wenn nicht, so mögen sie auf einen Berg gehen, Achija mag einen Altar bauen, Chananja (als Levit) mag auf der Harfe spielen und sie mögen alle versöhnen und sagen: Sie haben keinen Teil an dem Gotte Israels. Sogleich fing das ganze Volk an laut weinend auszurufen und sprachen: Gott behüte! wir haben Teil an dem Gott Israels. Und warum das alles?
Weil es heißt Jeschajahu 2, 3: »Denn von Zion geht aus die Tora und das Wort des Ewigen von Jerusalem.« Es ist wohl richtig (zulässig), dass sie das, was er (Chanina) rein erklärte, unrein erklärte, um es nämlich schärfer (eig. schwerer) zu machen, allein wie durften sie das, was er unrein erklärte, rein erklären?
Es ist ja gelehrt worden (Nidda Blatt 1:) Was ein Weiser unrein erklärt hat, darf sein Genosse nicht rein erklären, und hat er etwas verboten, so darf sein Genosse es nicht erlauben. Sie meinten, die Leute sollten sich nach ihm richten (eig. sie sollten nicht hinter ihm gezogen werden).
Die Rabbinen haben gelehrt: Als unsere Rabbinen in den Weinberg zu Jawne kamen, waren dort R. Jehuda, R. Josse, R. Nechemja und R. Eleasar, Sohn des R. Josse, des Galiläers.
Sie fingen alle an zur Ehre der Gastfreundschaft zu sprechen und vorzutragen.
R. Jehuda begann, das Haupt der Sprecher an allen Orten, wo es der Ehre des Gesetzes gilt, und trug vor: Es heißt Schemot 33, 7:
»Und Mose nahm das Zelt und schlug es auf außerhalb des Lagers.«
Diese Worte enthalten eine Folgerung vom Leichten auf das Schwere. Wenn schon von der Lade Gottes, die doch nicht weiter als zwölf Mil entfernt war, die Schrift sagt (an dieser Stelle):
»Und es geschah, jeder, der den Ewigen, befragte, ging hinaus zum Stiftszelte,« um wie viel mehr muss das bei den Schülern der Weisen, welche von einer Stadt zur andern und von einem Lande in das andere gehen, um Tora zu lernen, der soll sein!
»Und der Ewige redete zu Mose von Angesicht zu Angesicht.«
R. Jizchak hat gesagt: Der Heilige, gesegnet sei er! sprach nämlich zu Mose: Mose! ich und du wollen uns in der Halacha von Angesicht zu Angesicht belehren. Manche sagen: Der Heilige, gesegnet sei er! sprach also zu Mose: Sowie ich dir mein Angesicht zugewendet habe, so sollst du auch den Juden dein Angesicht zuwenden und das Zelt wieder an seinen Ort zurückbringen. »Und er kehre zurück in das Lager« u. s. w. R. Abuhu hat gesagt: Der Heilige, gesegnet sei er! sprach zu Mose: Jetzt werden sie sprechen: Der Lehrer ist im Zorn und der Schüler ist im Zorn, was soll aus den Juden werden?
Bringst du das Zelt wieder an seinen Ort, so ist’s gut, wo nicht, so kommt Hoschea, Sohn Runs, dein Schüler, an deine Stelle den Dienst zu versehen. Das ist es, was geschrieben steht: »Und er kehre in das Lager zurück.« Und dennoch ist nach Raba das Wort nicht vergeblich gewesen, denn es heißt das.: »Der Diener Joschua, Sohn Nuns, der Knappe, wich nicht aus dem Zelte.«
R. Jehuda begann ferner zur Ehre des Gesetzes und erklärte Deut. 27, 9: »Merke auf und höre, Israel! an diesem Tag bist du zu einem Volke geworden.« Ist denn etwa an demselben Tage das Gesetz erst an Israel gegeben worden?
Es war doch jener Tag am Ende von den 40 Jahren! Allein es will dir lehren, dass das Gesetz denen, die es lehren, an jedem Tag so lieb ist, wie an dem Tage, wo es vom Berge Sinaj gegeben wurde.
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R. Abin der Levite hat gesagt: Jeder, der einen Genuss von einem Mahle hat, an dem ein Gelehrter Teil nimmt, der wird so angesehen, als hätte er einen Genuss vom Glanz der Schechina, wie es heißt Schemot 18, 12: »Und es kam Aaron und die Ältesten Israels, um Brot zu essen mit dem Schwiegervater Moses vor Gott.«
Haben sie denn vor Gott gegessen, sie aßen doch vor Mose?
Allein es will dir sagen, dass jeder, der einen Genuss von einem Mahle hat, an dem ein Weiser teilnimmt, so angesehen wird, als hätte er einen Genuss vom Glanze der Schechina gehabt.
[…] Wer sich von seinem Genossen verabschiedet, sage nicht zu ihm: Gehe in Frieden, sondern: Gehe zum Frieden. Denn als Jitro zu Mose sprach Schemot 4, 18: »Gehe zum Frieden,« so gelangte dieser zur Größe und war glücklich; dagegen als David zu Awschalom sagte II Schmuel 15, 9: »Gehe in Frieden,« so ging er hin und blieb hängen.
R. Abin der Levite hat ferner gesagt: Wer von einem Toten (einer Leiche) sich verabschiedet, sage nicht zu ihm: Gehe zum Frieden, sondern: Gehe in Frieden, denn es heisst Bereschit 15, 15: »Und du wirst zu deinen Vätern in Frieden kommen.«
[…] R. Levi bar Chija hat gesagt: Wer aus dem Versammlungshaus kommt und ins Lehrhaus geht und sich mit der Tora beschäftigt, ist würdig das Antlitz der Schechina zu empfangen s. Ps. 84, 8.
[…] E. Chija bar Asche hat gesagt im Namen Rabs: Die Gelehrten haben keine Ruhe, weder in dieser noch in jener Welt s. Ps. 84, 8.
[…] R. Eleasar sagte im Namen von R. Chanina: Die Schriftgelehrten mehren Frieden in der Welt, denn es heißt: »und alle deine Kinder sind Gottesgelehrte, und groß ist der Frieden deiner Kinder; lies nicht: »banajich – deiner Kinder«, sondern »bonajch – deiner Erbauer«. »Viel Frieden denen, die deine Lehre lieben, kein Anstoß treffe sie. Frieden möge in deinen Mauern sein und Sicherheit in deinen Palästen. Um meiner Brüder und Freunde willen, will ich dir Frieden wünschen. Wegen des Hauses des Ewigen, unseres Gottes, erflehe ich Gutes für dich. Der Ewige verleihe Macht seinem Volk, der Ewige segne sein Volk mit Frieden.
- 1Tehillim 82, 1
- 2also mindestens 10 erwachsene Männer die gemeinsam beten
- 3Tehillim 82,1
- 4»Gemeinde« oder »Versammlung« mit Bezug auf Num. 14, 27 auch für den Minjan verwendet. Die Mindestzahl macht ein Gebet zu einem »öffentlichen« Gebet.
- 5Malachi 3, 16
- 62. Buch Mosche 20, 21
- 7Jeschajahu 3, 14
- 8weil der Arme nichts anderes anbieten kann als einen Gruß
- 9Jeschajahu 56, 7
- 102. Buch Mosche 33, 23