Tehillim – Buch 4 – Psalmen 90 bis 106

In der Übertragung von Rabbiner Dr. Simon Bernfeld
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Psalmen:

90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106

Psalm 90

1. Gebet von Mose, dem göttlichen Manne
Herr eine Zuflucht bist du uns in allen Geschlechtern gewesen.
2. Bevor die Berge entstanden und Erde und Weltall hervorgebracht worden denn von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott.
3. Du führst den Menschen zu völliger Verzagtheit und sprichst: Kehrt zurück, Menschenkinder
4. Denn ein Jahrtausend ist in deinen Augen wie der gestrige Tag, wenn er vorüber ist, und eine Wache in der Nacht.
5. Du flutest über sie einher; im Schlafe waren sie noch, aber am Morgen vergehen sie wie Gras.
6. Oder am Morgen noch blühten sie und vergehen, am selben Abend welken sie hin und verdorren.
7. Denn wir vergehen in deinem Zorn, und in deinem Grimme sind wir verschüchtert.
8. Du stellst unsere Vergehungen vor dich hin, [sie sind dir immer gegenwärtig], unser heimlich Thun vor das Licht deines Antlitzes.
9. All unsere Tage verstreichen dann in deinem Grimm, wir verbringen unsere Jahre wie einen Seufzer.
10. Unsere Lebenszeit ist siebzig Jahre, und wenn es hoch geht achtzig Jahre, und zumeist sind sie voller Elend und Unheil, und dann enteilt es schnell und wir müssen davon.
11. Wer kennt deinen starken Zorn, deinen Schrecken und deinen Grimm?
12. Unsere Tage zählen lehre uns denn, dass wir ein weises Herz erlangen.
13. Kehr um, o Herr! wie lange noch? o, erbarme dich deiner Knechte.
14. Sättige uns am Morgen mit deiner Gnade, dass wir jauchzen und uns freuen all unsere Tage.
15. Erfreue uns mit so vielen Tagen als du uns gebeugt, und so vielen Jahren, als wir Unglück geschaut haben.
16. Es erscheine deinen Knechten dein Thun, und deine Herrlichkeit über ihren Söhnen.
17. Es sei die Liebe des Herrn unseres Gottes über uns, und das Werk unserer Hände fördere er bei uns, das Werk unserer Hände fördere er.

Psalm 91

1. [Wohl dem,] der in dem Schutz des Höchsten sitzt, der im Schatten des Allmächtigen weilt.
2. Ich spreche deshalb zum Herrn: Meine Zuflucht und meine Burg bist du, mein Gott, dem ich vertraue.
3. Er wird dich retten von der Schlinge der Heimtücke, von der Pest des Verderbens.
4. Mit seiner Schwinge deckt er dich, und unter seinen Fittichen bist du geborgen. Schild und Panzer ist seine Treue.
5. Du hast nicht zu fürchten die Schrecken der Nacht, und den Pfeil, der am Tage abgeschossen wird.
6. Auch nicht die Pest, die im Dunkel schleicht, die Seuche, die am Mittag wütet.7 Es fallen dir zur Seite Tausende und Zehntausende zu deiner Rechten, zu dir tritt sie nicht heran
8. Mit deinen Augen wirst du hinblicken und die Vergeltung der Frevler sehen.
9. [Weil du gesagt hast]: Du, Herr, bist meine Zuversicht; den Höchsten machtest du zu deiner Zuflucht.
10. Kein Unglück wird dir widerfahren, und eine Plage naht nicht deinem Zelt.
11. Denn seine Engel wird er dir entbieten, dich zu behüten auf all deinen Wegen.
12. Auf Händen werden sie dich tragen, dass nicht an dem Stein dein Fuß sich stoße.
13.Über Löwe und Otter wirst du schreiten, zertreten junge Löwen und Drachen.
14. Denn nach mir begehrt er, [spricht Gott], so will ich ihn befreien, ich stelle ihn hoch, weil er meinen Namen kennt.
15. Er soll mich anrufen und ich erhöre ihn, mit ihm bin ich in der Not; ich errette ihn und will ihn zu Ehren bringen.
16. Mit langem Leben will ich ihn sättigen und ihn meine Hilfe schauen lassen.

Psalm 92

1.Psalmlied. Für den Sabbat.
2. Gut ist es dem Herrn zu danken, und deinen Namen zu lobpreisen, Höchster.
3. Zu verkünden am Morgen deine Gnade und deine Treue in den Nächten.
4. Auf dem Zehnsait und auf dem Psalter, zum Spiel auf der Harfe.
5. Denn, Herr, du hast mich mit deiner Tat erfreut; ob den Werken deiner Hände juble ich.
6. Wie groß sind deine Werke, Herr, wie tief deine Ratschlüsse.
7. Der Dumme versteht sie nicht, und der Tor sieht solches nicht ein.
8. Wenn die Frevler wie Gras aufblühen und alle Übeltäter emporsprossen, so ist es, damit sie bald getilgt werden auf immer.
9. Du aber bist ewiglich erhaben, Herr!
10. Denn deine Feinde, Herr deine Feinde gehen unter, es zerstreuen sich alle Übeltäter.
11. Und du erhöhst mein Horn wie das des Reëm; meine Verwelktheit [wird verwandelt] in einen grünenden Ölzweig.
12. Und es schaut mein Auge auf meine Widersacher, von den Bösewichtern, die wider mich aufstehen, hört mein Ohr [die Strafe].
13. Der Gerechte blüht gleich Palmen; wie die Zeder auf dem Libanon schießt er empor.
14. Gepflanzt im Hause des Herrn, in den Höfen unseres Gottes blühen sie.
15. Selbst im Greisenalter sprossen sie, markig und frisch bleiben sie.
16. Zu verkünden, dass redlich ist der Herr, dass an meinem Hort kein Tadel ist.

Psalm 93

1. Der Herr regiert: Hoheit hat er angetan, angetan der Herr, mit Macht sich umgürtet; fest ist das Erdenrund und wankt nicht.
2. Fest steht dein Thron von je, von Ewigkeit bist du.
3. Ströme erheben, Herr, Ströme erheben ihre Stimme, Ströme erheben ihr Gebrause.
4. Mächtiger als das Rauschen mächtiger Gewässer, der gewaltigen Brandungen des Meeres ist der Herr in der Höhe.
5. Deine Zeugnisse sind sehr zuverlässig, dein Haus ziert Heiligkeit, für ewige Zeiten.

Psalm 94

1. Erscheine, Gott der Rache, Herr, Gott der Rache!
2. Erhebe dich, Richter der Erde, vergelte nach Verdienst den Hochmütigen.
3. Wie lange werden die Frevler, o Herr, wie lange die Frevler jauchzen?
4. Sie geifern, reden Trotz, es prahlen alle Übeltäter.
5. Dein Volk, o Herr, zertreten sie, und dein Erbe bedrücken sie.
6. Witwe und Fremdling würgen sie, und Waisen morden sie.
7. Denn sie sprechen: Es sieht nicht Jah, es merkt nicht der Gott Jakobs.
8. Sehet doch ein, ihr Dummen im Volk, und ihr Toren, wann kommt ihr zu Verstande?
9. Der das Ohr gepflanzt, wird doch auch hören, und der das Auge gebildet, wird doch auch sehen!
10. Der die Völker züchtigt, der wird auch euch strafen. Er, der den Menschen Erkenntnis lehrt, —
11. Der Herr kennt die Gedanken der Menschen, dass sie nichtig sind.
12. Wohl dem Manne, den du züchtigst, Jah, und aus deiner Lehre unterweisest.
13. Ihm Ruhe zu geben in böser Zeit, während dem Frevler gegraben wird die Grube.
14. Denn der Herr wird sein Volt nicht verlassen und sein Erbe nicht aufgeben.
15. Zum Heil kehrt das Gericht zurück und ihm nach alle, die redlichen Herzens sind.
16. Wer leistet mir Beistand gegen Bösewichter, wer stellt sich für mich gegen Übeltäter?
17. Wenn nicht der Herr mir Beistand wäre, beinahe läge ich in Todesstille.
18. Wenn ich gesprochen: Es wankt mein Fuß — deine Gnade, Herr, stützte mich!
19. Bei meinen vielen Kümmernissen in meinem Innern erheitern mich deine Tröstungen.
20. Erreicht dich an deinem Thron das Verderben des, der gegen das Gesetz Unheil sinnt?
21. Sie scharen sich gegen den Gerechten, und unschuldiges Blut [vergießen sie] freventlich.
22. Da war der Herr mir zur Feste und mein Gott der Felsen meiner Zuflucht.
23. Er brachte auf sie ihr Unheil zurück; in ihrer eigenen Bosheit vernichtete er sie. Es vernichtete sie der Herr, unser Gott.

Psalm 95

1. Auf! wir wollen jauchzen dem Herrn, jubeln dem Hort unseres Heils.
2. Wir wollen begegnen seinem Antlitz mit Danklied, mit Gesängen ihm zujubeln.
3. Denn ein großer Gott ist der Herr und ein großer König über alle Götter.
4. In dessen Hand die Gründe der Erde sind, und die hohen Berge sind sein.
5. Dem das Meer gehört, das er gemacht, und auch das Trockene haben seine Hände gebildet.
6. Kommt, wir wollen uns bücken und niederbeugen, hinknien vor dem Herrn, unserm Schöpfer.
7. Denn er ist unser Gott und wir das Volk seiner Weide und die Herde seiner Hand, wenn ihr nur immer seiner Stimme gehorchen wolltet!
8. Seid nicht harten Herzens wie zu Meriba, wie am Tage von Massa in der Wüste;
9. Da mich eure Väter versuchten, mich prüften, obschon sie mein Werk gesehen.
10. Vierzig Jahre war ich überdrüssig des Geschlechts, denn ich sprach: Ein Volk irren Herzens sind sie, weil sie nicht meine Wege erkannten.
11. Und deshalb hatte ich in meinem Zorn geschworen: Sie sollen nicht zu meiner Ruhestätte gelangen.

Psalm 96

1. Singet dem Herrn ein neues Lied, singet dem Herrn, das ganze Land.
2. Singt dem Herrn, preiset seinen Namen, verkündet von Tag zu Tag seine Hilfe.
3. Erzählt unter den Völkern seine Herrlichkeit, unter allen Nationen seine Wunder.
4. Denn groß ist der Herr und sehr gepriesen, furchtbar ist er über alle Götter.
5. Denn die Götter aller Völker sind nichtig, aber der Herr hat den Himmel geschaffen.
6. Glanz und Majestät ist vor ihm, Macht und Pracht in seinem Heiligtum.
7. Erkennt dem Herrn zu, Völkergeschlechter, erkennt dem Herrn zu Ehre und Macht!
8. Erkennt dem Herrn seines Namens Ehre zu, bringet Geschenke und geht ein in seine Hofe.
9. Bückt euch vor dem Herrn im heiligen Schmucke, erzittert vor ihm alle Lande.
10. Sprecht unter den Völkern: Der Herr regiert! Fürwahr, fest ist der Erdkreis und wankt nicht, Völker richtet er mit Redlichkeit.
11. Es frohlocke der Himmel und juble die Erde, es dröhne das Meer und was darin ist.
12. Fröhlich sei die Flur und alles, was darin, es jauchzen auch alle Bäume des Waldes —
13. Vor dem Herrn; denn er ist gekommen, ist gekommen die Erde zu richten. Richten wird er den Erdenkreis mit Gerechtigkeit und die Völker mit seiner Treue.

Psalm 97

1. Der Herr regiert! Es juble die Erde, es frohlocken die vielen Inseln!
2. Gewölk und Wetterdunkel ist rings um ihn, Recht und Gebühr sind die Stützen seines Thrones.
3. Feuer geht einher vor ihm und brennt ringsum seine Feinde.
4. Es erhellen seine Blitze den Erdenkreis. Es schaut und zittert die Erde;
5. Berge schmelzen wie Wachs vor dem Herrn, vor dem Herrn der ganzen Welt.
6. Es verkünden die Himmel sein Recht, und alle Völker schauen seine Herrlichkeit.
7. Zu Schanden werden all die Bildanbeter, die sich der Götzen rühmen. Werft euch vor ihm nieder, all ihr Götter!
8. Es hört und freut sich Zijon, und es jubeln die Städte Judas wegen deiner Gerichte, Herr!
9. Denn du, Herr, bist erhaben über die ganze Erde, sehr hoch über alle Götter.
10. Alle, die ihr den Herrn liebt, hasset das Böse; er hütet das Leben seiner Frommen, aus der Hand der Frevler rettet er sie.
11. Ein Licht geht auf den Gerechten und Freude allen, die redlichen Herzens sind.
12. Freut euch Gerechte, in dem Herrn, und danket seinem heiligen Angedenken.

Psalm 98

1. Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er hat Wunder getan. Seine Rechte und sein heiliger Arm verliehen ihm Sieg.
2. Kund gemacht hat der Herr seine Hilfe, vor den Augen der Völker sein Heil offenbart.
3. Er gedachte seiner Gnade und seiner Treue dem Hause Israel. Man schaut an allen Grenzen der Erde die Hilfe unseres Gottes.
4. Jubelt dem Herrn, alle Lande; brecht auf in Jauchzen und preist ihn!
5. Spielt dem Herrn mit der Harfe, mit Harfe und Stimme des Jubels.
6. Mit Trompeten und Posaunenschall jubelt vor dem König dem Herrn.
7. Es dröhne das Meer und alles, was darin, der Erdenkreis und seine Bewohner.
8. Auch die Ströme schlagen die Hände zusammen, alle Berge jubeln —
9. Vor dem Herrn; denn er ist gekommen die Erde zu richten. Er wird den Erdenkreis mit Gerechtigkeit richten und die Völker mit Redlichkeit.

Psalm 99

1. Der Herr regiert! Es zittern die Völker; der über Cherubim thront[herrscht] — es wankt die Erde.
2. Der Herr in Zijon ist groß, und erhaben ist er über alle Völker.
3. Sie preisen deinen Namen — groß und furchtbar, heilig ist er.
4. Die Macht des Königs, der das Recht liebt; du hast festgestellt die Redlichkeit, Gebühr und Recht hast du in Jakob geschaffen.
5. Erhebet den Herrn, unsern Gott, und bücket euch vor seiner Füße Schemel. Heilig ist er.
6. Mose und Aaron von seinen Priestern und Samuel unter denen, die seinen Namen anriefen, sie riefen zum Herrn und er erhörte sie.
7. In der Wolkensäule redete er zu ihnen, sie wahrten seine Zeugnisse und die Satzung, die er ihnen gegeben,
8. Herr, unser Gott, du erhörtest sie. Ein verzeihender Gott warst du [Israel] aber auch Rächer ihrer Untaten.
9. Erhebet den Herrn, unsern Gott, und bücket euch vor seinem heiligen Berge, denn heilig ist der Herr, unser Gott.

Psalm 100

1.Psalm; zum Dankopfer. Jubelt dem Herrn, alle Lande.
2. Dient dem Herrn mit Freude, erscheint vor ihm mit Jubelgesang.
3. Erkennt, dass der Herr Gott ist, er hat uns geschaffen und sein sind wir, sein Volk und die Herde seiner Weide.
4. Geht ein in seine Tore mit Danklied, in seine Höfe mit Lobgesang, dankt ihm und preist seinen Namen.
5. Denn gütig ist der Herr; seine Gnade währt ewig und für ewige Geschlechter seine Treue.

Psalm 101

1. ein Psalm Davids. Liebe und Recht will ich singen, dich, Herr, will ich lobpreisen.
2. Ich will merken auf den Weg der Redlichkeit, wann wirst du zu mir kommen? Ich wandele in meines Herzens Unschuld in meinem Haus.
3. Ruchloses soll mir nicht vor Augen kommen, das Tun der Abtrünnigen hasse ich, es hafte nicht an mir.
4. Ein verkehrtes Herz bleibe mir fern, den Bösen will ich nicht kennen.
5. Der im Geheimen seinen Genossen verleumdet, den will ich vertilgen; den von stolzem Blick und hochfahrendem Sinn mag ich nicht leiden.
6. Meine Augen sind auf die Treuen im Lande gerichtet, dass sie bei mir wohnen; wer auf untadeligem Wege geht, der soll mir dienen.
7. In meinem Hause wohne nicht, wer Trug übt; wer Lügen redet, soll nicht bestehen vor meinen Augen.
8. Morgen für Morgen vernichte ich alle Frevler des Landes, dass aus der Stadt des Herrn alle Übeltäter ausgerottet werden.

Psalm 102

1. Gebet eines Gebeugten, als er verzagte und vor dem Herrn seine Klagen ausschüttete.
2. Herr, höre mein Gebet, und mein Schreien komme vor dich.
3. Verbirg nicht dein Antlitz vor mir am Tage meiner Not; neige mir dein Ohr am Tage, da ich zu dir rufe und erhöre mich eilends.
4. Denn in Rauch verschwinden meine Tage und meine Gebeine sind wie ein Brand versengt.
5. Wie Gras getroffen und vertrocknet ist mein Herz, dass ich mein Brot zu essen vergesse.
6. Von der Stimme meines Stöhnens klebt mein Gebein mir an der Haut.
7. Ich gleiche dem Pelikan der Wüste, ich bin wie der Uhu in der Ruine.
8. Ich blieb immer wach wie ein einsamer Vogel auf dem Dache.
9. Alle Tage höhnen mich meine Feinde, die gegen mich rasen, schwören bei mir.10 Denn ich esse Asche wie Brot, und meinen Trank mische ich mit Tränen,
11. Wegen deines Grimmes und deines Zornes, denn du hobst mich auf und warfst mich hin.
12. Meine Tage sind wie ein gedehnter Schatten, und ich vertrockne wie Gras.
13. Du aber, Herr, thronst ewiglich, und dein Angedenken ist für alle Geschlechter.
14. Du wirst aufstehen, dich Zijons erbarmen; es ist Zeit, es zu begnadigen, denn die Frist ist da.
15. Denn deine Knechte liebten seine Steine, und seinen Staub herzen sie.
16. Dann werden die Völker den Namen des Herrn fürchten und alle Könige der Erde deine Herrlichkeit.
17. Weil der Herr Zijon gebaut und erschienen ist in seiner Herrlichkeit;
18. Er hat sich zugewendet dem Gebet des Verlassenen und nicht verschmäht ihr Gebet.
19. Solches werde aufgeschrieben für das späteste Geschlecht, damit das künftige Volk Jah preise.
20. Denn er hat hinabgeblickt aus seiner heiligen Höhe, der Herr schaut vom Himmel zur Erde;
21. Zu hören das Seufzen des Gefesselten, frei zu machen die dem Tode geweihten Menschen,
22. Dass sie in Zijon den Namen des Herrn verkünden und seinen Ruhm in Jerusalem.
23. Wenn sich Völker versammeln allzumal und Königreiche dem Herrn zu dienen.
24. Er hat gebeugt auf dem Wege meine Kraft, meine Tage verkürzt.
25. Da sprach ich: Mein Gott, raffe mich nicht weg in der Hälfte meiner Tage, deine Jahre währen ja für alle Geschlechter.
26. Die Erde, die du vordem gegründet, und deiner Hände Werk der Himmel,
27. Sie vergehen, du aber bestehst, und alle zerfallen wie ein Kleid, wie ein Gewand wechselst du sie und sie werden vergehen.
28. Du aber bleibst derselbe und deine Jahre enden nicht.
29. Die Söhne deiner Knechte werden ruhig, und ihre Nachkommenschaft wird vor dir bestehen.

Psalm 103

Lobe, meine Seele, den Herrn, und all mein Inneres seinen heiligen Namen.
2. Lobe, meine Seele, den Herrn, vergiss nicht all seine Wohltaten.
3. Der all deine Schuld verzeiht, der all deine Krankheiten heilt;
4. Der aus der Grube dein Leben erlöst, der dich mit Liebe und Barmherzigkeit umgibt;
5. Der mit Glück dein Alter sättigt, dass sich gleich dem Adler deine Jugend erneut.
6. Der Herr übt Gerechtigkeit und Recht allen Unterdrückten.
7. Er machte seine Wege dem Mose kund, den Kindern Israel seine Werke.
8. Barmherzig und gnädig ist der Herr, langmütig und von großer Gnade.
9. Nicht auf immer hadert er, und nicht auf ewig trägt er nach.
10. Nicht nach unsern Sünden tat er uns, und nicht nach unsern Missetaten vergalt er uns.
11. Denn so hoch der Himmel ist über der Erde, ist seine Gnade mächtig über denen, die ihn fürchten.
12. Soweit der Osten ist vom Westen, so weit entrückt er uns unsere Vergehen.
13. Wie ein Vater sich der Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr derer, die ihn fürchten.
14. Denn er erkannte unser Gebilde, er ist eingedenk, dass wir Staub sind.
15. Der Mensch — wie Gras sind seine Tage, wie des Feldes Blume, so blüht er.
16. Wenn ein Wind über sie hinfährt, so ist sie nicht mehr da, und es kennt sie nicht mehr ihre Stelle.
17. Aber die Gnade des Herrn ist von Ewigkeit zu Ewigkeit denen, die ihn fürchten, und seine Gerechtigkeit deren. Kindeskindern,
18. Für die, welche seinen Bund halten und seiner Befehle eingedenk sind, sie zu vollführen.
19. Der Herr hat im Himmel seinen Thron errichtet, und sein Königtum herrscht über alles.
20. Lobt den Herrn, ihr seine Engel, ihr starken Helden, die seinen Befehl vollführen, der Stimme seines Wortes gehorchend.
21. Lobt den Herrn, all sein Heer, seine Diener, Vollstrecker seines Willens.
22. Lobt den Herrn all seine Werke, an allen Orten seiner Herrschaft. Lobe, meine Seele, den Herrn.

Psalm 104

1. Lobe, meine Seele, den Herrn! Herr, mein Gott, du bist sehr groß; mit Majestät und Pracht bist du umgeben.
2. Der in Licht sich hüllt wie in ein Gewand, er spannt den Himmel wie einen Teppich.
3. Der mit Wassern seine Söller bälkt, Wolken macht zu seinem Fahrzeug, der einherzieht auf den Fittichen des Windes.
4. Er macht Winde zu seinen Boten und flammende Blitze zu seinen Dienern.
5. Er gründete die Erde auf ihren Säulen, sie wird nicht wanken immer und ewig.
6. Den Meeresgrund hast du wie mit einem Gewand überdeckt, berghoch steht das Wasser.
7. Vor deinem Schelten wich es vor der Stimme deines Donners bebte es zurück.
8. Es steigt wie hohe Berge, es fließt nieder in die Täler, an die Stelle, die du ihm zugewiesen hast;
9. Eine Grenze hast du ihm gesteckt, darüber soll es nicht gehen und nicht wieder die Erde bedecken.
10. Der Quellen entsendet in Täler, zwischen Bergen fließen sie.
11. Sie tränken alles Wild des Feldes, es stillen Waldesel ihren Durst.
12. Über ihnen wohnen die Vögel des Himmels zwischen Zweigen hervor lassen sie die Stimme hören.
13. Er tränkt Berge aus seinen Söllern, und mit der Frucht deiner Werke sättigt sich die Erde.
14. Der Gras sprossen lässt für das Vieh, und Kraut dem Dienste der Menschen, Brot aus der Erde hervorzubringen;
15. Und Wein, des Menschen Herz zu erfreuen, dass sein Angesicht von Öl glänze, und Brot, das des Menschen Herz labt.
16. Es sättigen sich die Bäume des Herrn Libanons Zedern, die er gepflanzt.
17. Die Vögel nisten da, der Storch — Zypressen sind sein Haus.
18. Die hohen Berge sind für die Steinböcke, die Felsen sind Zuflucht der Kaninchen.
19. Er hat den Mond gemacht für die Feste, die Sonne kennt ihre Untergangszeit.
20. Setzest du Finsternis ein, so ist es Nacht; da tummelt sich alles Wild des Waldes.
21. Die jungen Leuen brüllen nach Beute, sie erbitten von Gott ihre Nahrung.
22. Geht die Sonne auf, so ziehen sie sich zurück, und in ihre Wohnungen strecken sie sich.
23. Dann geht der Mensch zu seinem Geschäft aus und zu seinem Dienst bis zum Abend.
24. Wie viel sind deine Werke, Herr! Sie alle hast du mit Weisheit gemacht. Voll ist die Erde deiner Geschöpfe.
25. Das Meer da ist, groß und geräumig nach allen Seiten, dort ein Gewimmel, ohne Zahl, von kleinen und großen Tieren.
26. Dort ziehen Schiffe einher, Leviatan, den du gebildet, sich darin zu tummeln.
27. Sie alle harren auf dich, dass du ihnen Nahrung zur rechten Zeit gibst.
28. Du gibst sie ihnen, sie lesen auf; du öffnest deine Hand, sie sättigen sich an dem Segen.
29. Wendest du aber dein Antlitz ab, so erschrecken sie; du nimmst ihren Odem, sie verscheiden und kehren in ihren Staub zurück.
30. Dann sendest du wiederum deinen Odem aus sie werden geschaffen, und du verjüngst das Angesicht der Erde.
31. Die Herrlichkeit des Herrn dauert auf ewig, es freut sich der Herr seiner Werke.
32. Der auf die Erde schaut und sie erzittert, die Berge berührt, und sie rauchen.
33. Ich will dem Herrn singen, so lange ich lebe, lobpreisen meinen Gott, so lange ich da bin.
34. Angenehm sei ihm meine Rede. Ich freue mich des Herrn.
35. Mögen die Sünder von der Erde vertilgt werden und die Frevler nicht mehr sein. Lobe meine Seele den Herrn, Halleluja!

Psalm 105

1. Danket dem Herrn, ruft an seinen Namen! Verkündet unter Völkern seine Taten!
2. Singt ihm, spielt ihm, sprecht von all seinen Wundern.
3. Rühmt euch seines heiligen Namens; es freue sich das Herz derer, die den Herrn suchen.
4. Verlangt nach dem Herrn und seiner Macht, suchet sein Antlitz allezeit.
5. Gedenkt seiner Wunder, die er getan, seiner Zeichen und der Aussprüche seines Mundes.
6. Nachkommenschaft Abrahams, seines Knechtes, Söhne Jakobs, seine Erkorenen!
7. Er, der Herr, ist unser Gott, über die ganze Erde gehen seine Gerichte.
8. Er gedenkt ewiglich seines Bundes, des Wortes, das er verheißen, ins tausendste Geschlecht,
9. Den er mit Abraham geschlossen und seines Schwurs an Isak.
10. Er stellte es fest für Jakob zur Satzung, für Israel zum ewigen Bunde,
11. Als er sprach: Dir gebe ich das Land Kanaan als zugemessenes Eigentum.
12. Da sie noch ein zähliges Häuflein waren, ihrer wenig, als sie darin nur als Fremde weilten.
13. Sie zogen von Volk zu Volk, von Königreich zu fremder Nation.
14. Erließ keinen Menschen sie bedrücken und strafte um sie Könige.
15. Rühret nicht meine Gesalbten an, und meinen Propheten füget kein Leid zu.
16. Einst rief er Hungersnot über das Land, er zerbrach alle Stützen des Brotes.
17. Da sandte er vor ihnen einen Mann her, als Knecht wurde Josef verkauft.
18. Sie zwangen in Fesseln seinen Fuß, in Eisen wurde er gelegt,
19. Bis zur Zeit, da sein Wort eintraf, des Herrn Spruch ihn bewährte.
20. Da sandte der König und man entfesselte ihn, ein Herrscher über Völker ließ ihn frei werden.
21. Er setzte ihn zum Herrn über sein Haus und zum Schalter über all seinen Besitz.
22. Zu binden seine Fürsten nach seinem Belieben und seine Ältesten sollte er weise machen.
23. Israel kam also nach Ägypten, und Jakob weilte im Lande Ham.
24. Fruchtbar machte [Gott) sein Volk gar sehr und zahlreicher als seine Feinde.
25. Da wandte sich ihr Herz, sein Volk zu hassen, Arglist zu üben an seinen Knechten.
26. Er sandte seinen Knecht Mose, auch Aaron, den er erwählt hatte.
27. Sie taten unter ihnen seine Zeichen und Wunder im Lande Ham.
28. Er sandte Finsternis und machte finster, sie widerstrebten nicht seinem Worte.
29. Er wandelte ihr Wasser in Blut und tötete ihre Fische.
30. Es wimmelte ihr Land von Fröschen, selbst in den Gemächern ihrer Könige.
31. Er befahl, und es kam wilde Brut, ein Geschmeiß über ihr ganzes Gebiet.
32. Er ließ über sie Hagel regnen, Feuerflammen in ihrem Lande;
33. Er schlug ihren Weinstock und ihren Feigenbaum und zertrümmerte die Bäume ihres Gebietes.
34. Er befahl und es kamen Heuschrecken, Grillen ohne Zahl,
35. Die wegfraßen alles Kraut in ihrem Lande, sie fraßen weg die Frucht ihres Erdbodens.
36. Er schlug alle Erstgeburt in ihrem Lande, die Erstlinge all ihrer Kraft.
37. Dann führte er sie heraus mit Silber und Gold, und keiner strauchelte in seinen Stämmen.
38. Die Ägypter waren froh über ihren Auszug, denn ihr Schrecken war über sie gefallen.
39. Er breitete Wolken zum Schutz aus und Feuer, die Nacht zu erleuchten.
40. Sie forderten, und er brachte Wachteln, und mit Himmelsbrot sättigte er sie.
41. Er öffnete Felsen und es floss Wasser, es floss durch Steppen wie ein Strom.
42. Denn er gedachte seines heiligen Wortes an seinen Knecht Abraham.
43. Er führte sein Volk heraus mit Wonne, mit Jauchzen seine Erwählten.
44. Und gab ihnen Länder der Völker, die Arbeit der Nationen nahmen sie in Besitz.
45. Auf dass sie seiner Satzungen wahrten und seine Lehre beobachteten. Halleluja.

Psalm 106

1. Halleluja. Danket dem Herrn, denn 2 er ist gütig, ewig währet seine Huld.
2. Wer kann genug die Machttaten des Herrn rühmen, all seinen Ruhm verkünden?
3. Wohl denen, die das Recht wahren, dem, der Gerechtigkeit übt zu jeder Zeit.
4. Gedenke mein, o Herr, wenn du an deinem Volke Gnade übst, nimm mich wahr bei deiner Hilfe.
5. Dass ich schaue das Glück deiner Erwählten, mich freue bei der Freude deines Volkes mich rühme mit deinem Erbe.
6. Wir haben gesündigt wie unsere Väter, gefehlt und gefrevelt.
7. Unsere Väter in Ägypten verstanden nicht deine Wunder, sie gedachten nicht deiner großen Gnade, sie waren widerspenstig am Meere, am Schilfmeere.
8. Er rettete sie aber um seines Namens willen, kund zu tun seine Macht.
9. Er schalt das Schilfmeer, und es wurde trocken, er führte sie durch die Tiefen wie durch eine Steppe.
10. Er rettete sie aus der Hand des Hassers und erlöste sie aus des Feindes Hand.
11. Die Gewässer bedeckten ihre Widersacher, nicht einer von ihnen blieb übrig.
12. Da vertrauten sie auf seine Worte und sangen seinen Ruhm.
13. Bald vergaßen sie aber seine Werke und harrten nicht auf seinen Ratschluss.
14. Sie fühlten ein Gelüste in der Wüste und versuchten Gott in der Öde.
15. Er gewährte ihnen wohl ihr Verlangen, aber er ließ dann Vernichtung los gegen ihr Leben.
16. Sie wurden im Lager neidisch gegen Mose, auch gegen Aaron, den Heiligen des Herrn.
17. Da öffnete sich die Erde und verschlang Datan und bedeckte die Gemeinde Abirams.
18. Es entbrannte Feuer gegen ihre Gemeinde, die Flamme verzehrte die Frevler.
19. Sie machten ein Kalb am Horeb und bückten sich vor dem gegossenen Bilde.
20. Sie gaben ihre Herrlichkeit hin für das Bild eines Gras fressenden Ochsen.
21. Sie vergaßen Gott, ihren Retter, der in Ägypten Großes getan,
22. Wunder im Lande Ham, Furchtbares am Schilfmeer.
23. Er wollte sie vertilgen, wenn nicht sein Erkorener Mose vor ihm in den Riss getreten [für sie mit Fürbitte eingetreten] wäre, seinen Grimm abzuwenden, dass er sie nicht verderbe.
24. Dann verschmähten sie das köstliche Land, sie trauten nicht seiner Verheißung.
25. Sie murrten in ihren Zelten und gehorchten nicht der Stimme des Herrn.
26. Da hob er seine Hand gegen sie auf. [und schwor], sie in der Wüste fallen zu lassen,
27. Ihre Nachkommen unter die Völker zu werfen, sie zu zerstreuen in die Länder.
28. Sie hingen auch dem Baal Peor an und aßen Totenopfer.
29. So kränkten sie ihn durch ihre Handlungen; da brach ein Sterben unter ihnen aus.
30. Pinehas trat nun auf und strafte, so wurde das Sterben abgewehrt.
31. Das wurde ihm zum Verdienst angerechnet für alle Geschlechter, für immer.
32. Aber sie erzürnten [Gott] wieder an dem Haderwasser; ihretwegen verfuhr er hart mit Mose.
33. Denn sie hatten ihn erbittert, so dass er unbedacht mit seinen Lippen redete.
34. Auch vertilgten sie nicht die Völker, wie ihnen der Herr befohlen hatte.
35. Sie mischten sich unter die Völker und lernten ihr Treiben.
36. Sie dienten ihren Götzen, die ihnen zum Fallstrick wurden.
37. Auch opferten sie ihre Söhne und ihre Töchter den Geistern.
38. So vergossen sie unschuldiges Blut, das Blut ihrer Söhne und ihrer Töchter, die sie den Götzen Kanaans opferten; das Land wurde durch Blutschuld verrucht.
39. Sie wurden unrein durch ihre Werke und unzüchtig durch ihre Handlungen.
40. Es erglühte der Zorn des Herrn über sein Volk, und er verabscheute sein Erbe.
41. Er gab sie in die Hand der Völker: ihre Hasser herrschten über sie.
42. Ihre Feinde bedrängten sie, und sie wurden gedemütigt unter ihrer Hand.
43. Viele Male rettete er sie, sie aber waren widerspenstig mit ihren Anschlägen, so kamen sie herunter durch ihre Schuld.
44. Aber doch sah er, wenn sie in Bedrängnis gerieten, wenn er ihren Ruf hörte.
45. Er gedachte ihnen seinen Bund und erbarmte sich nach seiner großen Gnade.
46. Er ließ sie Barmherzigkeit finden vor all ihren Bezwingern.
47. Hilf uns, Herr, unser Gott, und sammle uns aus den Völkern, damit wir deinem heiligen Namen danken und deinen Ruhm preisen.
48. Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit, und es spreche alles Volk: Amen! Halleluja!

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