Pessach

Pessach – alles was man wissen sollte

Über den Begriff „Pessach“

Das Fest Pessach erinnert an die Knechtschaft der Bne Jisrael (Kinder Israel) in Ägypten sowie an die Befreiung durch G-tt aus dieser Sklaverei unter der Führung von Mosche. Darüber hinaus erinnert es aber auch an die Weigerung des Pharao, das Volk ziehen zu lassen, und die darauf einsetzenden zehn Plagen. Dies alles lesen wir in Schmot 1-15.

Jezijat Mizrajim (der Auszug aus Ägypten) wurde gerade deshalb zum Mittelpunkt jüdischer Geschichte, weil es durch ihn zur Geburt eines freien jüdischen Volkes kam und er eine nationale jüdische Identität ermöglichte.

Der Begriff Pessach verweist auch auf die Landwirtschaft: In der Antike bezeichnete er den Beginn der Erntezeit der Gerste.

Synonyme Begriffe

Chag HaMazot – Das Fest der ungesäuerten Brote

Chag HaPessach – Das Fest des Überschreitens

„Und wenn ich das Blut sehe, werde ich über euch hinwegschreiten (passachti), dass kein G-ttesschlag euch treffe“ (Schmot 12,13)

Seman Cherutenu – Die Zeit unserer Freiheit

Chamez und Mazza
Als Chamez bezeichnet man eine der fünf Getreidesorten Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Spelt, wenn sie mindestens 18 Minuten mit Wasser in Kontakt tritt, denn dann tritt ein Säu-rungsprozess in Kraft.
Chamez ist darüber hinaus jede Speise und Getränk, das aus diesen Getreidesorten hergestellt wurde.

Backen von Mazzot - nach der Pessach-Haggadah von Mantua (1560)
Backen von Mazzot – aus der Pessach-Haggadah von Mantua (1560)

Aschkenasim haben den Brauch, zusätzlich dazu kein Reis, Mais, Erbsen und Erdnüsse zu essen (Kitnijot), da sie mancherorts zu Mehl gemahlen und zu Brot verarbeitet werden. Am Vortag von Pessach ist das Essen von Mazza untersagt.

Sowohl das Essen als auch der Besitz von Chamez – Gesäuertem ist an Pessach untersagt, s. Schmot 12,15: „Sieben Tage sollt ihr ungesäuertes Brot essen, doch am ersten Tag müsst ihr den Sauerteig wegschaffen aus euren Häusern, denn alles, was Gesäuertes isst, dies Leben soll vertilgt werden aus Israel“; und

Schmot 13,7: „Ungesäuertes Brot soll gegessen werden diese sieben Tage; und es soll bei dir nichts Gesäuertes gesehen werden, und es soll bei dir kein Sauerteig gesehen werden in deinem ganzen Gebiet“.

Zudem darf man während der Pessach-Woche keinerlei Nutzen oder Gewinn aus Chamez ziehen: Man darf damit also keinen Handel treiben.

Mazza ist eine Brotart, bei deren Herstellung jeglicher Säurungsprozess vermieden wird. Der gesamte Backprozess darf 18 Minuten nicht übersteigen. Wenn die Mazza fertig ist, besteht keine Säurungsgefahr mehr.

Vorbereitungen auf Pessach
Erstgeborene Söhne fasten am Vortag von Pessach als Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber G-tt, der die Erstgeborenen der Bne Jisrael bei der zehnten Plage in Ägypten verschonte. Fastenbeginn ist die Morgendämmerung. Fällt der Vortag sonst auf einen Schabbat, wird das Fasten auf Donnerstag vorverlegt.

Da das Mazza-Essen eine Mizwa ist, die ab dem Seder-Abend verpflichtend ist, darf am Pessach-Vortag keine Mazza gegessen werden, denn ansonsten würde diese Mizwa herabgesetzt.
Am Vortag von Pessach werden folgende Vorbereitungen abgeschlossen:
– gründliche Säuberung von Wohnung/Haus.
– Kaschern von Ofen/Herd und eventuell Geschirr/Besteck.

Man benutzt gesondertes Geschirr und Geräte zu Pessach. Für Pessach können nur Metalle und Glas koscher gemacht werden, jedoch kein Tongeschirr und Porzellan. Metalle, wie etwa Besteck, werden nach deren Reinigung in kochendes Wasser getaucht; Bratpfannen werden geglüht; Töpfe werden bis zum Rand mit Wasser gefüllt und so zum Kochen gebracht, dass das Wasser überläuft. Öfen werden zunächst gründlich gereinigt und dann etwa eine Stunde auf höchster Stufe angeschaltet.

– Bereitstellen von Pessach-Geschirr/-Besteck und sonstigen Pessach-Utensilien.
– Vollziehen von Bedikat-Chamez am Vorabend des Pessach-Vortags (=13. Nissan) und Verbrennen der Chamez-Reste am Vormittag des Pessach-Vortags (=14. Nissan) (s.u.).

Chamez darf nur bis etwa 9.30 Uhr am Vortag von Pessach gegessen werden, das Verbot von Chamez beginnt am Mittag.

– Abschließen der Planung und Einkäufe für die Seder-Abende.
– Decken des Seder-Tischs.
– man geht zum Friseur, da während der Omer-Zeit der Brauch besteht, sich weder die Haare zu schneiden noch sich zu rasieren.

Suche nach Chamez
Am Vorabend des 14. Nissan sucht man nach Einbruch der Nacht bei Kerzenlicht nach Chamez. [Fällt der erste Pessach-Tag auf einen Schabbat, findet die Chamez-Suche am Donnerstag-abend statt. Chamez wird am Freitag verbrannt, die Erklärung wird am Schabbatmorgen ge-sprochen.]Vor Beginn der Suche spricht man:

„Gelobt seist du, Ewiger, unser G-tt, König der Welt, der uns durch seine Gebote geheiligt und uns befohlen hat, alles Chamez wegzuräumen.“

„Baruch Ata HaSchem Elohenu Melech HaOlam Ascher Kidschanu BeMizwotaw WeZiwanu Al Biur Chamez.“ Nach Abschluss der Suche spricht man:„Aller Sauerteig und alles gesäuerte Brot, das sich in meinem Besitz befindet, das ich nicht wahrgenommen und nicht weggeräumt habe, und das mir sonst unbekannt geblieben ist, soll als nicht vorhanden angesehen werden und dem Staub der Erde gleich sein.“

„Kol Chamira WaChamija De´ika WiReschuti DeLo Chamite UdeLo WiArte UDeLoJedana Le LiBatel WeLehewe Hefker KeAfra DeAr´a.“

Am Morgen des 14. Nissan verbrennt man das aufgefundene Chamez. Nach dem Verbrennen spricht man:„Aller Sauerteig und alles gesäuerte Brot, das sich in meinem Besitz befindet, das ich gesehen oder nicht gesehen, das ich wahrgenommen und das ich nicht wahrgenommen, das ich weggeräumt und das ich nicht weggeräumt habe, soll als nicht vorhanden angesehen werden und dem Staub der Erde gleich sein.“

„Kol Chamira WaChamija De´ika WiReschuti DaChasite UdeLo Chasite DeWiArte UdeLo WiArte LiBatel WeLehewe Hefker KeAfra DeAr´a.“
Eruw Tawschilin

Wenn einer der beiden ersten Tage Pessach auf einen Freitag fallen, wird vor Pessach-Beginn „Eruw Tawschilin“ gemacht, damit man das Recht hat, am Freitag (der ja eigentlich ein Feiertag ist, an dem man nicht für den nächsten Tag kochen darf) Essen für den Schabbat vorzubereiten.

Man legt gebratenes Fleisch, Fisch oder Ei auf eine ganze Mazza und spricht:

„Gelobt seist du, Ewiger, unser G-tt, König der Welt, der uns durch seine Gebote geheiligt, und uns das Gebot des Eruw befohlen hat.“

„Baruch Ata HaSchem Elohenu Melech HaOlam Ascher Kidschanu BeMizwotaw WeZiwanu Al Mizwat Eruw.“

„Durch diesen Eruw sei es uns erlaubt, zu backen, zu kochen, die Speisen warm zu halten, zu braten, Lichter anzuzünden, und alles Nötige für den Schabbat am Jom Tow zu verrichten, uns und allen, die in diesem Orte wohnen.“

„BaHaden Eruwa Jehe Schare Lana LeMefe ULeWaschala ULeAtmana ULeAdlaka ScheRaga ULeMebad Kol Zorkana MiJoma Tawa LeSchabta Lanu ULekol HaDarim BaIr HaSot.“

Vorbereitungen auf den Seder-Abend

Der Begriff „Seder“ bedeutet „Ordnung (der Feier)“. Er erinnert daran, dass die beiden ersten Pessach-Abende eine Mahlzeit beinhalten, die nach einer besonderen Ordnung gestaltet wird.

Für den Seder wird benötigt:

– Koscherer Wein

Man trinkt vier Becher Wein in Erinnerung an die vier Versprechen G-ttes:

„Ich (…) will euch wegführen von den Lasten, die euch die Ägypter auflegen.“

„(…) und ich will euch erretten von eurem Frondienst.“

„(…) ich will euch erlösen mit ausgestrecktem Arm und durch große Gerichte.“

„Ich will euch annehmen zu meinem Volk.“ (Schmot 6,5-7)

– Mazzot

Mazzot erinnern an die Eile, in der die Bne Jisrael Ägypten verlassen mussten und nicht genügend Zeit hatten, gesäuertes Brot zu backen

Man benötigt wenigstens drei Mazzot als Symbol für die drei Gruppen in Israel: Kohen, Levi, Israel. Diese drei Mazzot werden mit einer Decke bedeckt.

– Karpass – Gemüse (Petersilie, Radieschen oder Kartoffeln).

Karpass wird zu Beginn des Seders gegessen und erinnert an die „armselige Mahlzeit“, die die Bne Jisrael in Ägypten aßen.

– Maror – Bitterkraut (Meerrettich).

Es erinnert an die Bitterkeit, mit der die Bne Jisrael die Sklaverei erdulden mussten.

– Charosset – Gemisch aus Äpfeln, Nüssen, Zimt und Wein.

Es symbolisiert den Mörtel, den die Bne Jisrael in Ägypten herstellen mussten.

– Eine Schale mit Salzwasser steht für die Tränen, die die Bne Jisrael während der Sklaverei vergossen haben.

– Ein gerösteter Knochen steht für das Pessach-Opfer.

– Ein gekochtes Ei steht als Trauersymbol für die beiden zerstörten Tempel.

– Ein besonderer Becher für Elijahu („Koss Elijahu“).

Die Erzählung über den Propheten Elijahu findet sich im 1. und 2. Königebuch. Der Überlie-ferung zufolge ist er nicht gestorben, sondern auf einem Feuerwagen in den Himmel gefahren. Seitdem wartet man auf seine Rückkehr, da damit von manchen das Zeitalter des Messias ver-bunden wird. Der Weinbecher symbolisiert den Willkommensgruß für den Propheten Elijahu.

– Eine „Haggada“ (wörtlich: „Erzählung“).

Dies ist das Buch mit der Erzählung über die Ordnung des Seder-Abends.

[- Manche stellen zusätzlich Chasseret (Sellerie) auf den Tisch, das neben Maror als Bitterkraut gegessen wird]

Etwa 20 Minuten vor Sonnenuntergang zündet man die Festkerzen an und spricht dazu folgende Bracha:

„Gelobt seist du Ewiger, unser G-tt, König der Welt, der uns durch seine Gebote geheiligt und uns befohlen hat, das Feiertagslicht anzuzünden.“

„Baruch Ata HaSchem Elohenu Melech HaOlam Ascher Kidschanu BeMizwotaw WeZiwanu LeHadlik Ner Schel Jom Tow.“

An den ersten beiden Pessach-Abenden fügt man hinzu:

„Gelobt seist du Ewiger, unser G-tt, König der Welt, der uns Leben und Erhaltung gegeben und uns diese Zeit hat erreichen lassen.“

„Baruch Ata HaSchem Elohenu Melech HaOlam ScheHechejanu WeKijemanu WeHigijanu LaSman HaSe.“

Anordnung des Seder-Tellers

Ei

KnochenMaror-Bitterkraut

Karpass-Gemüse

Charosset-Äpfel-Gemisch

Salzwasser

Die drei mit einer Decke bedeckten Mazzot stehen vor demjenigen, der den Seder leitet.

„Sfirat HaOmer“ – das Omer-Zählen

Ab dem zweiten Seder-Abend erfolgt das Sfirat HaOmer (Omer-Zählen):

Man zählt insgesamt sieben volle Wochen und verbindet somit das Pessach-Fest mit Schawu´ot (wörtlich: Wochenfest, da ihm sieben abgezählte Wochen vorangehen).

Zur Zeit des Tempels wurde nach der Ernte ein gewisses Maß (=Omer) Gerste als Opfer dar-gebracht; anstelle des Opfers zählen wird heute die Tage dieser besonderen Opfergabe.

Vor dem Zählen am Abend spricht man folgende Bracha:

„Gelobt seist du, Ewiger, unser G-tt, König der Welt, der uns durch seine Gebote geheiligt und uns befohlen hat, das Omer zu zählen.“

„Baruch Ata HaSchem Elohenu Melech HaOlam Ascher Kidschanu BeMizwotaw WeZiwanu Al Sfirat HaOmer.“

Dann sagt man, welcher Tag des Zählens anbricht und wie viele Tage und Wochen dies sind; z.B. „heute sind fünf Tage im Omer“ oder „heute sind neun Tage im Omer, das sind eine Woche und zwei Tage im Omer“.