Gebete - Tfillot, Siddur - Gebetbuch

Alejnu

Alejnu wird am Ende der vorgeschriebenen Tagesgebete (Schacharit, Minchah, Ma’ariw) gesprochen.

Den Text in Klammern findet man in älteren aschkenasischen Siddurim meist nicht. Im Siddur Sefat Emet wurden statt dessen drei Punkte eingedruckt. Das liegt daran, dass dieser Satz der Zensur zum Opfer fiel:
In den meisten alten Handschriften und im sefardischen Ritus ist die Form des Alejnu erhalten, die den Text in Klammern mit umfasst. Heute wird sie wieder vermehrt aufgenommen.
Um 1400 trat ein getaufter Jude mit der Verleumdung auf, dass die genannten Worte sich auf Jesus beziehen, und bewies es durch den Hinweis, dass וריק denselben Zahlenwert wie ישו = 316 hatte.
Die Beschuldigung wurde häufig wiederholt, und wo die Zensur sich um die Bücher der Juden kümmerte, wurde der Satz durch einen mehr oder minder starken Eingriff geändert.
In Preußen wurden die Juden 1702 mit besonderer Heftigkeit wegen dieses Gebetes angeklagt. Wahrscheinlich beruht es hierauf, dass der Satz aus den deutschen Gebetbüchern endgültig verschwunden ist. ((Nach I. Elbogen: »Der jüdische G-ttesdienst«Frankfurt am Main 1931; § 10, 11.))–

In vielen sefardischen Siddurim spricht man ein gekürztes Alejnu ohne den zweiten Teil, der mit Al ken beginnt.

עָלֵינוּ לְשַׁבֵּחַ לַאֲדוֹן הַכֹּל,
לָתֵת גְּדֻלָּה לְיוֹצֵר בְּרֵאשִׁית,
שֶׁלֹּא עָשָׂנוּ כְּגוֹיֵי הָאֲרָצוֹת,
וְלֹא שָׂמָנוּ כְּמִשְׁפְּחוֹת הָאֲדָמָה.
שֶׁלֹּא שָׂם חֶלְקֵנוּ כָּהֶם, וְגוֹרָלֵנוּ כְּכָל הֲמוֹנָם,
(שֶׁהֵם מִשְׁתַּחֲוִים לְהֶבֶל וָרִיק, וּמִתְפַּלְּלִים אֶל אֵל לֹא יוֹשִׁיעַ.)
וַאֲנַחְנוּ כּוֹרְעִים וּמִשְׁתַּחֲוִים וּמוֹדִים,
לִפְנֵי מֶלֶךְ מַלְכֵי הַמְּלָכִים הַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא,
שֶׁהוּא נוֹטֶה שָׁמַיִם וְיֹסֵד אָרֶץ,
וּמוֹשַׁב יְקָרוֹ בַּשָּׁמַיִם מִמַּעַל,
וּשְׁכִינַת עֻזּוֹ בְּגָבְהֵי מְרוֹמִים.
הוּא אֱלֹהֵינוּ אֵין עוֹד, אֱמֶת מַלְכֵּנוּ,
אֶפֶס זוּלָתוֹ.
כַּכָּתוּב בְּתוֹרָתוֹ:
וְיָדַעְתָּ הַיּוֹם וַהֲשֵׁבֹתָ אֶל לְבָבֶךָ,
כִּי יְהֹוָה הוּא הָאֱלֹהִים בַּשָּׁמַיִם מִמַּעַל וְעַל הָאָרֶץ מִתָּחַת אֵין עוֹד:

An uns1Samson Raphael Hirsch: Alejnu gehört zu den bedeutsamsten Stücken unserer Gebetordnung. In seinem ersten Teil spricht es den entschiedensten Gegensatz unseres G-ttbewusstseins, sowie unserer Stellung und Beziehung zu G-tt im Vergleich mit der übrigen Menschheit aus, spricht aber in seinem zweiten Teil (Al Ken) eben auf Grund dieses G-ttbewusstseins ebenso entschieden die Zuversicht in die einstige völlige und rückhaltlose Rückkehr und Hingebung aller Menschen an den alleinigen Dienst G-ttes, des Einzig Einen, mit dem Wunsch aus, dass diese Rückkehr sich bald vor unserer Augen vollziehen möge.
Eine Rückkehr der Menschheit zu G-tt, die nach jüdischer Lehre keineswegs den Eintritt aller Menschen ins Judentum sondern deren Eintritt ins reine Menschentum bedeutet, dass alle Menschen G-tt, den einzig Einen, als alleinigen G-tt im Himmel und auf Erden erkennen und ihm durch ein treugehorsames Pflichtleben nach dem in der jüdischen Lehre für alle Menschen überlieferten Sittengesetze für immer huldigen.
ist es, HaSchem, den Herrn des Alls zu loben, den Schöpfer des Anbeginns!
Er hat uns nicht erschaffen2Schelo Asanu – nicht erschaffen – G-tt hat uns auf besondere Weise ein Volk werden lassen, welo Schamanu nicht gleichgemacht und hat uns eine eigene Stellung unter den Menschenfamilien gegeben. Chelkenu, unsere Beziehung zu G-tt und seinem Gesetz bildet unser eigenartiges Anteil auf Erden und daraus ist auch Goralejnu – Schicksals-Los, unser Geschickeslos, ein so eigenartiges. gleich den Völkern der Länder und uns nicht gleichgemacht hat dem ihren, und unser Schicksals-Los gleich den all ihrer Menge,
(denn sie verneigen sich vor Nichtigkeit und Leere und beten zu einem G-tt der nicht hilft. ((Das Zitat stammt aus Jeschajahu 45:20)))
Wir knien nieder, verneigen uns und danken dem König aller Könige, dem Heiligen,
gelobt sei er,
er spannte den Himmel und befestigte die Erde ((Jeschajahu 51:13)), der Sitz seiner Ehre ist im Himmel oben und die Stätte seiner Macht in den höchsten Höhen. Er ist unser G-tt, keiner sonst, in Wahrheit unser König, keiner außer ihm, wie in seiner Torah geschrieben: Du wirst heute erkennen und deinem Herzen klar machen, dass der Ewige G-tt ist im Himmel oben und auf der Erde unten, keiner sonst ((5. B.M. 4:39)).

וְעַל כֵּן נְקַוֶּה לְּךָ יְהֹוָה אֱלֹהֵינוּ,
לִרְאוֹת מְהֵרָה בְּתִפְאֶרֶת עֻזָּךָ,
לְהַעֲבִיר גִּלּוּלִים מִן הָאָרֶץ,
וְהָאֱלִילִים כָּרוֹת יִכָּרֵתוּן,
לְתַקֵּן עוֹלָם בְּמַלְכוּת שַׁדַּי,
וְכָל בְּנֵי בָשָׂר יִקְרְאוּ בִשְׁמֶךָ,
לְהַפְנוֹת אֵלֶיךָ כָּל רִשְׁעֵי אָרֶץ.
יַכִּירוּ וְיֵדְעוּ כָּל יוֹשְׁבֵי תֵבֵל,
כִּי לְךָ תִּכְרַע כָּל בֶּרֶךְ,
תִּשָּׁבַע כָּל לָשׁוֹן.
לְפָנֶיךָ יְהֹוָה אֱלֹהֵינוּ יִכְרְעוּ וְיִפֹּלוּ,
וְלִכְבוֹד שִׁמְךָ יְקָר יִתֵּנוּ,
וִיקַבְּלוּ כֻלָּם אֶת עֹל מַלְכוּתֶךָ,
וְתִמְלֹךְ עֲלֵיהֶם מְהֵרָה לְעוֹלָם וָעֶד.
כִּי הַמַּלְכוּת שֶׁלְּךָ הִיא,
וּלְעוֹלְמֵי עַד תִּמְלֹךְ בְּכָבוֹד.
כַּכָּתוּב בְּתוֹרָתֶךָ: יְהֹוָה יִמְלֹךְ לְעֹלָם וָעֶד:
וְנֶאֱמַר:
וְהָיָה יְהֹוָה לְמֶלֶךְ עַל כָּל הָאָרֶץ בַּיּוֹם הַהוּא יִהְיֶה יְהֹוָה אֶחָד וּשְׁמוֹ אֶחָד:

Darum hoffen wir auf dich,3Samson Raphael Hirsch Al ken. Darum… Eben auf Grund dieser Überzeugung von der Einzigkeit und der alles beherrschenden Willenshoheit und Macht G-ttes haben wir die ebenso zuversichtliche Überzeugung, dass diese G-tteserkenntnis und Huldigung nicht nur unser Anteil bleiben werde, sondern dass G-tt, wie er es uns verheißen hat, die Zeit herbeiführen werde, in der alles dieser Erkenntnis und Huldigung Widerstreitende von der Erde geschwunden und die Gesamtmenschheit in der Anerkennung und Huldigung G-ttes, des einzig Einen, vereinigt sein wird. Dass G-tt dieses Ziel herbeiführend wird, davon sind wir überzeugt, wir hoffen und bitten nur dass dies bald geschehen möge. HaSchem, unser G-tt, bald die Herrlichkeit Deiner Macht zu sehen, dass die Gräuel von der Erde verschwinden und die Anbetung der Götzen aufhört, die Welt gegründet wird auf das Reich des Allmächtigen und alle Menschenkinder deinen Namen anrufen, dass sich dir alle Frevler der Erde zuwenden, alle Bewohner der Welt erkennen und einsehen, dass sich vor dir jedes Knie beugen, jede Zunge schwören soll ((Jeschajahu 45:23)).
Vor dir, HaSchem, unser G-tt, werden sie knien und sich niederwerfen und der Majestät deines Namens Ehre darbringen, alle nehmen sie die Anerkennung deines Reiches auf sich und regierst bald über sie für immer und ewig, denn das Reich ist dein und in alle Ewigkeiten regierst du in Ehre.
Wie es in deiner Torah geschrieben steht:
HaSchem regiert immer und ewig! ((2. B.M. 15:18))
Weiter heißt es:
Und der Ewige wird zum König über die ganze Erde sein, an jenem Tage wird der Ewige einzig und sein Name einzig sein. ((Zacharja 14:9))


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    Samson Raphael Hirsch: Alejnu gehört zu den bedeutsamsten Stücken unserer Gebetordnung. In seinem ersten Teil spricht es den entschiedensten Gegensatz unseres G-ttbewusstseins, sowie unserer Stellung und Beziehung zu G-tt im Vergleich mit der übrigen Menschheit aus, spricht aber in seinem zweiten Teil (Al Ken) eben auf Grund dieses G-ttbewusstseins ebenso entschieden die Zuversicht in die einstige völlige und rückhaltlose Rückkehr und Hingebung aller Menschen an den alleinigen Dienst G-ttes, des Einzig Einen, mit dem Wunsch aus, dass diese Rückkehr sich bald vor unserer Augen vollziehen möge.
    Eine Rückkehr der Menschheit zu G-tt, die nach jüdischer Lehre keineswegs den Eintritt aller Menschen ins Judentum sondern deren Eintritt ins reine Menschentum bedeutet, dass alle Menschen G-tt, den einzig Einen, als alleinigen G-tt im Himmel und auf Erden erkennen und ihm durch ein treugehorsames Pflichtleben nach dem in der jüdischen Lehre für alle Menschen überlieferten Sittengesetze für immer huldigen.
  • 2
    Schelo Asanu – nicht erschaffen – G-tt hat uns auf besondere Weise ein Volk werden lassen, welo Schamanu nicht gleichgemacht und hat uns eine eigene Stellung unter den Menschenfamilien gegeben. Chelkenu, unsere Beziehung zu G-tt und seinem Gesetz bildet unser eigenartiges Anteil auf Erden und daraus ist auch Goralejnu – Schicksals-Los, unser Geschickeslos, ein so eigenartiges.
  • 3
    Samson Raphael Hirsch Al ken. Darum… Eben auf Grund dieser Überzeugung von der Einzigkeit und der alles beherrschenden Willenshoheit und Macht G-ttes haben wir die ebenso zuversichtliche Überzeugung, dass diese G-tteserkenntnis und Huldigung nicht nur unser Anteil bleiben werde, sondern dass G-tt, wie er es uns verheißen hat, die Zeit herbeiführen werde, in der alles dieser Erkenntnis und Huldigung Widerstreitende von der Erde geschwunden und die Gesamtmenschheit in der Anerkennung und Huldigung G-ttes, des einzig Einen, vereinigt sein wird. Dass G-tt dieses Ziel herbeiführend wird, davon sind wir überzeugt, wir hoffen und bitten nur dass dies bald geschehen möge.