Eine Auswahl von Gebeten von Jom Kippur – dem Versöhnungstag in deutscher Übersetzung.
Die Übersetzung stammt von Wolf Benjamin Se’ew Heidenheim (und zeigt deshalb den »Rödelheimer Machsor«) und wurde sprachlich angepasst.
Inhalt
Mehrfaches Vorkommen
Al Chet
Nach dem »Rödelheimer Machsor«. Der Machsor gibt für »Frankfurt und einige andere Gemeinden« noch eine andere Variante an.
עַל חֵטְא O, möge es doch Dein Wille sein, Ewiger unser Gott und Gott unserer Väter, alle unsere Sünden zu vergeben, alle unsere Vergehungen zu verzeihen und uns alle unsere Missetaten zu erlassen!
Die Sünde, die wir begangen unwillkürlich oder willkürlich,
und die, welche wir begangen durch Herzensverstockung;
die Sünde, die wir begangen aus Unwissenheit,
und die, welche wir begangen durch Worte, die unseren Lippen entfahren;
die Sünde, die wir begangen öffentlich oder heimlich,
und die, welche wir begangen durch Blutschande;
die Sünde, die wir begangen durch unanständige Worte,
und die, welche wir begangen durch vorsätzlichen Betrug;
die Sünde, die wir begangen durch üble Gedanken,
und die, welche wir begangen durch Hintergehung des Nächsten;
die Sünde, die wir begangen durch Scheinbusse,
und die, welche wir begangen durch Verletzung der Keuschheit;
die Sünde, die wir begangen aus Frevel oder Versehen,
und die, welche wir begangen durch Geringschätzung der Eltern und Lehrer;
die Sünde, die wir begangen durch Gewalttätigkeit,
und die, welche wir begangen durch Entheiligung des göttlichen Namens;
die Sünde, die wir begangen durch albernes Geschwätz,
und die, welche wir begangen durch Verunreinigung unserer Lippen;
die Sünde, die wir begangen durch die Gewalt böser Leidenschaften,
und die, welche wir begangen, wissend oder unwissend —
Alle diese Sünden, verzeihender Gott, vergib, verzeihe, und sühne uns! —
Die Sünde, die wir begangen durch Bestechung,
und die, welche wir begangen durch Lügen und Trügen;
die Sünde, die wir begangen durch Verleumdung,
und die, welche wir begangen durch Spötterei;
die Sünde, die wir begangen im Handel und Wandel,
und die, welche wir begangen durch Esten und Trinken;
die Sünde, die wir begangen durch Zinsen und Wucher,
und die, welche wir begangen durch Frechheit;
die Sünde, die wir begangen durch buhlerisches Auge,
und die, welche wir begangen durch Plauderei;
die Sünde, die wir begangen durch stolzes Blicken,
und die, welche wir begangen mit frecher Stirn —
Alle diese Sünden, verzeihender Gott, vergib, verzeihe, und sühne uns! —
Die Sünde, die wir begangen durch Abwerfung des Jochs,
und die, welche wir begangen durch Urteilen;
die Sünde, die wir begangen durch hämisches Betragen gegen unsern Nächsten,
und die, welche wir begangen durch Missgunst;
die Sünde, die wir begangen durch Leichtfertigkeit,
und die, welche wir begangen durch Hartnäckigkeit;
die Sünde, die wir begangen durch Eilfertigkeit zum Bösen,
und die, welche wir begangen durch Klatscherei;
die Sünde, die wir begangen durch Meineid,
und die, welche wir begangen durch Menschenhass;
die Sünde, die wir begangen durch Veruntreuung des Anvertrauten,
und die, welche wir begangen aus Herzenstaumel —
Alle diese Sünden, verzeihender Gott, vergib, verzeihe, und sühne uns! —
Auch jene Sünden, wegen welcher wir verschuldet wären zu einem Ganzopfer;
auch jene Sünden, wegen welcher wir verschuldet wären zu einem Sündenopfer;
auch jene Sünden, wegen welcher wir verschuldet wären zu einem höheren oder geringeren Opfer;
In Frankfurt am Main und mehreren Gemeinden wird hier nach einer anderen Ordnung gebetet (weiter unten)
auch jene Sünden, wegen welcher wir verschuldet wären zu einem Schuldopfer für gewisse oder unentschiedene Schuld;
auch jene Sünden, wegen welcher wir verschuldet wären zu Schlägen der Züchtigung;
auch jene Sünden, wegen welcher wir verschuldet wären zu vierzig Schlägen;
auch jene Sünden, wegen welcher wir verschuldet wären zum Tod durch Gottes Hand;
Auch jene Sünden, wegen welcher wir verschuldet wären zur Ausrottung und Kinderlosigkeit —
In Frankfurt am Main und mehreren Gemeinden wird nach dieser Ordnung gebetet:
Auch jene Sünden, wegen welcher wir verschuldet wären zu einem Schuldopfer;
auch jene Sünden, wegen welcher wir verschuldet wären zu einem Schuldopfer für unentschiedene Schuld;
Auch jene Sünden, wegen welcher wir verschuldet wären zur Ausrottung;
Auch jene Sünden, wegen welcher wir verschuldet wären zum Tode durch Gottes Hand;
Auch jene Sünden, wegen welcher wir verschuldet wären zu vierzig Schlägen;
Auch jene Sünden, wegen welcher wir verschuldet wären zu Schlägen der Züchtigung
alle fahren fort:
Alle diese Sünden, verzeihender Gott, vergib, verzeihe, und sühne uns! —
Auch jene Sünden, wegen welcher wir verschuldet zu den vier gerichtlichen Todesstrafen: Steinigen, Verbrennen, Enthaupten und Erwürgen — es seien gebietende oder verbietende Gesetze, solche, zu deren Ausübung wir angehalten sind, oder solche, zu deren Ausübung wir nicht angehalten sind, die uns bekannt und die uns unbekannt sind! Die wir wissen, haben wir hergerechnet und vor Dir bekannt, und die uns unbekannt geblieben, sind doch Dir offenbar und bewusst — sowie geschrieben steht: »Verborgene Dinge sind dem Ewigen, unserem Gotte, Vorbehalten; was aber offenbar wird, geht uns und unsere Kinder an, dass wir tun alle Worte dieser Lehre.«
Du bist Israel vergebend, und verzeihend den Stämmen Jeschuruns in allen Geschlechtern; wir haben außer DIR keinen König, verzeihend und vergebend wie Du!
Awinu Malkenu
Die heilige Lade wird geöffnet.
Unser Vater und König, wir haben gesündigt vor Dir!
Unser Vater und König, wir haben keinen König außer Dir!
Unser Vater und König, tue es uns um Deines Namens willen!
Unser Vater und König, erneuere uns ein glückliches Jahr!
Unser Vater und König, vernichte alle bösen Verhängnisse!
Unser Vater und König, vernichte die Entwürfe unserer Feinde!
Unser Vater und König, vereitle die Anschläge unserer Hasser!
Unser Vater und König, beseitige jeden unserer Beleidiger und Verräter!
Unser Vater und König, wende ab Pest, Krieg, Hungersnot, Gefangenschaft und Verderben von Deinen Bundeskindern!
Unser Vater und König, entferne jede Plage von Deinem Erbe!
Unser Vater und König, sende vollkommene Genesung den Kranken Deine- Volkes!
Unser Vater und König, führe uns durch vollkommene Buße wieder zu Dir zurück!
Unser Vater und König, verzeihe und vergib alle unsere Sünden!
Unser Vater und König, tilge und beseitige unsere Missetaten vor Deinen Augen!
Unser Vater und König, zerreiße das über uns verhängte schlimme Urteil!
Unser Vater und König, lasse Deine große Barmherzigkeit alle Urkunden vernichten, die uns anschuldigen!
Unser Vater und König, lasse es Dir eingedenk sein, dass wir nur Staub sind!
Unser Vater und König, denke unser zum Guten!
Unser Vater und König, schreibe uns ein in das Buch des glücklichen Lebens!
Unser Vater und König, schreibe uns ein in das Buch der Unschuld!
Unser Vater und König, schreibe uns ein in das Buch der Nahrung und Erhaltung!
Unser Vater und König, schreibe uns ein in das Buch der Erlösung und des Heils!
Unser Vater und König, schreibe uns ein in das Buch der Verzeihung und Vergebung!
Unser Vater und König, lasse uns baldige Hilfe erblühen!
Unser Vater und König, erhebe das Glückshorn Deines Volkes Israel!
Unser Vater und König, erhebe das Glückshorn Deines Gesalbten!
Unser Vater und König, erhöre unsere Stimme, schone und erbarme Dich unser!
Unser Vater und König, nimm mit Erbarmen und Wohlgefallen unser Gebet auf!
Unser Vater und König, lasse uns nicht unerhört von Dir gehen!
Unser Vater und König, tue es uns um Derer willen, die um Deinen heiligen Namen gemordet worden!
Unser Vater und König, tue es uns um Derer willen, die um Deine Einheit hingeschlachtet wurden!
Unser Vater und König, tue es uns um Derer willen, die der Folter von Feuer und Wasser entgegeneilten zur Heiligung Deines Namens!
Unser Vater und König, räche das vergossene Blut Deiner Diener!
Unser Vater und König, tue es uns um Deinetwillen, wenn nicht um unsertwillen!
Unser Vater und König, tue es uns um Deinetwillen und errette uns!
Unser Vater und König, tue es uns um Deiner grenzenlosen Barmherzigkeit willen!
Unser Vater und König, tue es uns um Deines großen, mächtigen und furchtbaren Namens willen, nach welchem wir genannt werden!
Unser Vater und König, begünstige und antworte uns, denn wir haben kein Verdienst; erzeige uns Milde und Güte, und hilf uns!
Die heilige Lade wird geschlossen.
Ma’ariw
Ja’aleh
Die heilige Lade wird geöffnet.
יַעֲלֶה תַחֲנוּנֵֽנוּ מֵעֶֽרֶב. וְיָבֹא שַׁוְעָתֵֽנוּ מִבֹּֽקֶר. וְיֵרָאֶה רִנּוּנֵֽנוּ עַד עָֽרֶב:
יַעֲלֶה קוֹלֵֽנוּ מֵעֶֽרֶב. וְיָבֹא צִדְקָתֵֽנוּ מִבֹּֽקֶר. וְיֵרָאֶה פִדְיוֹנֵֽנוּ עַד עָֽרֶב:
יַעֲלֶה עִנּוּיֵֽנוּ מֵעֶֽרֶב. וְיָבֹא סְלִיחָתֵֽנוּ מִבֹּֽקֶר. וְיֵרָאֶה נַאֲקָתֵֽנוּ עַד עָֽרֶב:
יַעֲלֶה מְנוּסֵֽנוּ מֵעֶֽרֶב. וְיָבֹא לְמַעֲנוֹ מִבֹּֽקֶר. וְיֵרָאֶה כִפּוּרֵֽנוּ עַד עָֽרֶב:
יַעֲלֶה יִשְׁעֵֽנוּ מֵעֶֽרֶב. וְיָבֹא טָהֳרֵֽנוּ מִבֹּֽקֶר. וְיֵרָאֶה חִנּוּנֵֽנוּ עַד עָֽרֶב:
יַעֲלֶה זִכְרוֹנֵֽנוּ מֵעֶֽרֶב. וְיָבֹא וִעוּדֵֽנוּ מִבֹּֽקֶר. וְיֵרָאֶה הַדְרָתֵֽנוּ עַד עָֽרֶב:
יַעֲלֶה דָפְקֵֽנוּ מֵעֶֽרֶב. וְיָבֹא גִילֵֽנוּ מִבֹּֽקֶר. וְיֵרָאֶה בַקָּשָׁתֵֽנוּ עַד עָֽרֶב:
יַעֲלֶה אֶנְקָתֵֽנוּ מֵעֶֽרֶב. וְיָבֹא אֵלֶֽיךָ מִבֹּֽקֶר. וְיֵרָאֶה אֵלֵֽינוּ עַד עָֽרֶב:
Vorbeter:
יַעֲלֶה Möchte unser Bitten vom Abend bis zu Dir emporsteigen,
Dass am Morgen Beruhigung erfolge
Und unsere Lobgesänge Dir gefällig seien
Bis zum Abend!
Möchte unsre Stimme vom Abend bis zu Dir emporsteigen,
Dass am Morgen Deine Milde uns entgegenkomme
Und unsere Erlösung beschließe
Bis zum Abend!
Möchte unser Flehen vom Abend bis zu Dir emporsteigen,
Dass am Morgen Vergebung erfolge
Und unser inbrünstiges Bitten Dir wohlgefalle
Bis zum Abend!
Möchte unser Flehen vom Abend bis zu Dir emporsteigen,
Dass am Morgen es vor Dich gelange
Und uns willfahret werde
Bis zum Abend;
Die heilige Lade wird geschlossen.
Schomea Tefilah
Das folgende Schomea Tefilah besteht aus Versen, die aus verschiedenen Stellen der Bibel zusammengetrageu sind. In den meisten Synagogen wird es Vers um Vers abwechselnd von dem Vorbeter und der Gemeinde gesprochen.
Erhörer des Gebets,
Zu Dir kommt alles Fleisch!
Alles Fleisch kommt,
Dich, Ewiger, anzubeten!
Alles wird hinknieen und niederfallen,
Ewiger, unser Gott,
Und Deinen ehrwürdigen Namen verherrlichen.
Alles wird kommen, Dich anzubeten,
Herr, und ehren Deinen Namen.
Kommt lasst uns anbeten,
Niederfallen und hinknieen
Vor dem Ewigen, unserm Schöpfer!
Gehet in seine Tore ein mit Dank,
Mit Lobgesang zu seinem Vorhof.
Danket ihm, lobet seinen Namen.
Lobpreiset den Herrn,
Alle Knechte des Herrn,
Die ihr des Nachts in seinem Hause dienet!
Erhebet zum Heiligtum die Hände,
Und lobpreiset den Herrn.
Lobpreiset den Herrn, ihr, seine Engel!
Heldenkräfte, die ihr ihm gehorchet,
Vollstrecket, was sein Wort gebietet!
Lobpreiset den Herrn, ihr, seine Heere,
Seine Diener, die ihr seinen Willen tut!
Lobpreiset den Herrn, ihr, seine Werke alle,
An allen Orten seiner Herrschaft!
Lobpreise, meine Seele, den Herrn!
Meine Seele lobpreise den Herrn,
All mein Inneres seinen heiligen Namen.
Herr, mein Gott, Du bist sehr herrlich!
Majestät und Schönheit Dein Gewand!
Wenn ich des Ewigen Namen rufe,
Erkennt die Größe unseres Gottes!
Lasset uns eingehen in seine Wohnung,
Anzubeten dort vor seiner Füße Schemel!
Hingestreckt vor dem Tempel Deines Heiligtums
Danken wir für Deine Gute, Deine Treue;
Denn Du Haft Deinen Ruhm, Dein Wort
Über Alles groß gemacht.
Preiset mit mir des Ewigen Größe!
Lasst uns vereint seinen Namen erheben!
Erhebet den Ewigen, unseren Gott,
Betet an vor seiner Füße Schemel!
Heilig ist er!
Erhebet den Ewigen, unseren Gott,
Werfet euch nieder an seinem heiligen Berge!
Denn heilig ist der Ewige, unser Gott.
Betet ihn an in heiligem Schmuck!
Bebt, alle Welt, vor ihm!
Der ganze Erdkreis betet an,
Lobsinget Dir, lobsinget Deinem Namen! Selah!
Lobsinget Gott, lobsingt!
Lobsinget unserm Könige, lobsingt!
Denn Gott ist auf dem ganzen Erdreich König.
Rührt das Saienspielenspiel zum Unterweisungslied!
Wir preisen Jah,
Von nun an und in Ewigkeit!
Hallelujah.
Im Vertrauen auf Deine große Güte
Betreten wir Dein Haus;
Wir beten hingestreckt in Gottesfurcht,
Vor dem Tempel Deiner Heiligkeit.
Jauchzet Gotte, unsrer Stärke!
Frohlockt dem Gotte Jakobs!
Auf, lasst uns dem Ewigen jauchzen,
Frohlocken unserm Hort und Retter!
Deines Thrones Feste,
Recht und Billigkeit;
Güte und Wahrheit stehen vor Deinem Antlitze
Lasst uns mit Danksagung vor ihm erscheinen^
Beim Saitenspiel ihm laut frohlocken!
Denn wer ist, außer dem Herrn, ein Gott?
Wer, ohne unseren Gott, ein Hort?
Wo ist ein göttliches Wesen,
Im Himmel oder auf Erden,
Das solch Taten und Wunder
Tun könnte, wie Du?
Nun preisen Deine Wunder,
Die Himmel, Deine Treue
In heiliger Versammlung.
Wer in den Wolken gleicht dem Ewigen?
Ist unter den himmlischen Mächten, wie er?
Gott ist hocherhaben
Im Rat der Heiligen,
Allen furchtbar,
Die um ihm sind.
Ewiger, der Welten Gott,
Wer ist wie Du,
Mächtig, Gotteskraft,
Deine Wahrheit um Dich her!
Dein, Ewiger, ist die Größe,
Die Macht, die Pracht,
Der Sieg, die Majestät!
Dein ist Alles,
Im Himmel und auf Erden,
Das Reich
Und die Oberherrschaft über Alles!
Denn über alle Himmel
Reichet Deine Güte,
Deine Treue so hoch wie Wolken gehen.
Denn groß bist Du, tust Wunder,
Du allein und einzig, Gott!
Denn groß ist der Ewige und hochgepriesen,
Ehrfurchtgebietend über alle Götter.
Groß ist der Ewige,
Und hochgerühmt sein heiliger Berg,
Unsres Gottes Stadt.
Groß ist unser Herr und allgewaltig,
Unaussprechlich seine Vernunft.
Der Ewige ist ein großer Gott,
Ein großer König über alle Götter.
Seine großen Taten
Sind unerforschlich,
Zahllos seine Wunderdinge.
Unter den Mächtigen ist Dir Niemand,
Nichts, Herr, Deinen Taten gleich!
Wer ist unter den Mächten,
O Ewiger, wie Du?
Wer ist verherrlicht in Heiligkeit
Wie Du?
Furchtbar im Lob, Wundertäter!
Wer ist mächtig wie Du,
Der die Sünden vergibt
Und die Missetaten erlässt
Dem Überrest seines Erbteils!
Er lässt seinen Zorn nicht ewig dauern,
Denn er ist gütig.
Wer sollte Dich nicht fürchten,
König aller Völker?
Dir allein gebührt die Ehre.
Unter allen Weisen der Völker
Und in allen ihren Reichen
Gibt es Deinesgleichen nicht.
Deinesgleichen, Herr,
Gibt es nicht!
Groß bist Du,
Und Dein Name berühmt durch Allgewalt.
Dein ist Macht und Tapferkeit,
Siegreich Deine Hand, erhaben Deine Rechte!
Dein Werk ist Tag, und Nacht Dein Werk,
Du setztest Licht und Sonne ein!
Dein ist der Himmel, Dein die Erde!
Du gründetest die Welt, und was sie füllt.
Dein ist die Seele, und der Leib Dein Meisterwerk;
So schone Deiner Hände Fleiß!
Dein ist die Seele, Dein der Leib;
Willfahre uns, Ewiger, um Deines Ruhmes willen!
Mit Zuversicht auf Dich,
Kommen wir zu Dir;
Erhöre uns, Ewiger um Deinetwillen,
Um der Verherrlichung Deines Namens willen!
Denn allgnädig und erbarmungsvoll,
Gott, ist Dein Ruhm!
Verzeih‘ o Herr,
Unsre Missetaten,
Um Deines Namens willen,
Der unendlich groß ist!
Denn nicht im Vertrauen auf unsere Verdienste,
Legen wir unsere Bitten vor Dir nieder,
Sondern im Vertrauen auf Deine grenzenlose Barmherzigkeit.
Slach Na
Das folgende Stück wird abwechselnd von dem Vorbeter und der Gemeinde gesprochen.
סְלַח נָא O, vergib das Verschulden und die Frevel Deines Volkes!
Lasse Deinen Zorn nicht entbrennen wegen der Verbrechen Deiner Kinder!
O, vergib ihnen ihre missfälligen Handlungen,
erhalte sie durch die Urquelle Deiner Güte!
Verzeihe die Missetaten derer, die zu Deiner Fahne geschworen,
und sei besänftigt — wie Du verheißen!
O, vergib ihnen, die ihre Sünden alle bekennen
und verlassen — so wie Du vorgeschrieben.
Verzeihe Missetat und Abfall, um Deines Namens willen!
O, vergib Frevel und Vergehungen Denen, die
Du zu Deinem Ruhme erschaffen, entsündige und
erquicke sie mit dem Regen Deiner Milde!
O, vergib die Torheiten, die auf den Gottlosen
Deines Volkes haften!
Lasse die Missetaten Deiner
Lieblinge gesucht, aber nicht gesunden werden — wie
Du zugesichert
O, vergib den Unglauben Derer, die vor Dich
hinknieen und anbeten!
Versöhne die Missetaten
Deiner Angehörigen, nach Deiner milden Weise!
O, vergib den Ungehorsam Derer, die auf Dich
darren und Deine Einheit der Welt verkünden!
Verlasse die Missetaten Deiner Verirrten, und baue
Deine Residenz wieder aus!
O, vergib die verkehrten Handlungen Deines
Volkes und nimm es in Schutz unter Deiner friedlichen Hütte?
Verheimliche die Missetaten Deiner
Knechte und birg sie in Deiner Verborgenheit!
O, vergib ihnen; dass sie nicht treffe die über sie
verhängte Strafe!
Vergiss Deiner Lämmer Missetaten,
es gereicht Dir zu Ruhm und Preis!
O, vergib ihre Schandtaten, erbarme Dich ihrer
aus Deinen Höhen! Verzeihe die Missetaten Deiner
Geliebten, damit sie sich in dem auisgebreiteten Netze
nicht verschlingen!
O, vergib den Schandflecken, der Deine Lieblinge
schändet! beseitige die Missetaten Deiner Frommen,
nach der Größe Deiner Barmherzigkeit!
Aseh lema’an
אֵל רַחוּם שְׁמֶֽךָ. אֵל חַנּוּן שְׁמֶֽךָ. בָּֽנוּ נִקְרָא שְׁמֶֽךָ. יְהֹוָה עֲשֵׂה לְמַֽעַן שְׁמֶֽךָ:
עֲשֵׂה לְמַֽעַן אֲמִתָּךְ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן בְּרִיתָךְ. עֲשֵׁה לְמַֽעַן גָּדְלָךְ וְתִפְאַרְתָּךְ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן דָּתָךְ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן הוֹדָךְ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן וִעוּדָךְ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן זִכְרָךְ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן חַסְדָּךְ. עֲשֵׂה לְמַעַן טוּבָךְ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן יִחוּדָךְ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן כְּבוֹדָךְ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן לִמּוּדָךְ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן מַלְכוּתָךְ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן נִצְחָךְ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן סוֹדָךְ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן עֻזָּךְ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן פְּאֵרָךְ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן צִדְקָתָךְ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן קְדֻשָּׁתָךְ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן רַחֲמֶֽיךָ הָרַבִּים. עֲשֵׂה לְמַֽעַן שְׁכִינָתָךְ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן תְּהִלָּתָךְ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן אוֹהֲבֶֽיךָ שֹׁכְנֵי עָפָר. עֲשֵׂה לְמַֽעַן אַבְרָהָם יִצְחָק וְיַעֲקֹב. עֲשֵׂה לְמַֽעַן משֶׁה וְאַהֲרֹן, עֲשֵׂה לְמַֽעַן דָּוִד וּשְׁלֹמֹה. עֲשֵׂה לְמַֽעַן יְרוּשָׁלַֽיִם עִיר קָדְשֶֽׁךָ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן צִיּוֹן מִשְׁכַּן כְּבוֹדֶֽךָ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן שִׁמְמוֹת הֵיכָלֶֽךָ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן הֲרִיסוּת מִזְבְּחֶֽךָ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן דַּם עֲבָדֶיךָ הַשָּׁפוּךְ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן הֲרוּגִים עַל שֵׁם קָדְשֶֽׁךָ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן טְבוּחִים עַל יִחוּדֶֽךָ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן בָּאֵי בָאֵשׁ וּבַמַּֽיִם עַל קִדּוּשׁ שְׁמֶֽךָ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן יוֹנְקֵי שָׁדַֽיִם שֶׁלֹּא חָטְאוּ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן גְּמוּלֵי חָלָב שֶׁלֹּא פָשְׁעוּ. עֲשֵׂה לְמַֽעַן תִּינוֹקוֹת שֶׁל בֵּית רַבָּן. עֲשֵׂה לְמַעַנְךָ אִם לֹא לְמַעֲנֵֽנוּ. עֲשֵׂה לְמַעַנְךָ וְהוֹשִׁיעֵֽנוּ:
Erbarmungsvoller Gott ist Dein Name;
allgnädiger Gott ist Dein Name;
auch uns nanntest Du nach Deinem Namen
so tue um uns, Ewiger, um Deines Namens willen!
Tue um Deiner Treue willen,
tue um Deines Bundes willen,
tue um Deiner Größe und Hoheit willen,
tue um Deines Gesetzes willen,
tue um Deiner Pracht willen,
tue um Deiner Verheißung willen,
tue um Deines Preises willen,
tue um Deiner Gnade willen,
tue um Deiner Gute willen,
tue um Deiner Einheit willen,
tue um Deiner Herrlichkeit willen,
tue um Deiner Lehre willen,
tue um Deines Reiches willen,
tue um Deiner Unendlichkeit willen,
tue um Deines Ratschlusses willen,
tue um Deiner Allmacht willen,
tue um Deiner Krone willen,
tue um Deiner Gerechtigkeit willen,
tue um Deiner Heiligkeit willen,
tue um Deiner großen Barmherzigkeit willen,
tue um Deiner Majestät willen,
tue um Deines Ruhmes willen!
Tue um Deiner Freunde willen, die im Staube ruhen!
Tue um Abrahams, Jtzchaks und Jakobs willen!
Tue um Mosches und Aharons willen!
Tue um Davids und Salomos willen!
Tue um Jerusalems Deiner heiligen Stadt, willen!
Tue um Zions Deiner Herrlichkeit Residenz, willen!
Tue um Deines verheerten Tempels willen!
Tue um Deines niedergerissenen Altars willen!
Tue um des vergossenen Blutes Deiner Diener willen!
Tue um der Märtyrer Deine« heiligen Namens willen!
Tue um der für Deine Einheit Umgekommenen willen!
Tue um Jener willen, die sich mit Feuer und Wasser foltern ließen zur Heiligung Deines Namens!
Tue um der Kinder in der Schule willen!
Tue um der unschuldigen Säuglinge willen!
Tue um der milchentwöhnten sündlosen Kindlein willen!
Tue um der Waisen und Witwen willen!
Tue um Deinetwillen, wenn nicht unsertwillen!
Tue um Deinetwillen, und hilf uns! —
Anenu – Antworte uns
עֲנֵנוּ Antworte uns, Ewiger, antworte uns!
Antworte, unser Gott, antworte uns!
Antworte, unser Vater, antworte uns!
Antworte, unser Schöpfer, antworte uns!
Antworte, unser Erlöser, antworte uns!
Antworte, der Du uns erforschest, antworte uns!
Antworte, treuer Gott, antworte uns!
Antworte, Höchstverehrter und Gnädiger, antworte uns!
Antworte, Reinster und Redlicher, antworte uns!
Antworte, Lebendiger und Beständiger, antworte uns!
Antworte, Gütiger, und Wohltuender, antworte uns!
Antworte, der Du unsere Triebe kennst, antworte uns!
Antworte, der Du Deinen Zorn unterdrückst, antworte uns!
Antworte, der Du in Gerechtigkeit Dich hüllest, antworte uns!
Antworte, König aller Könige, antworte uns!
Antworte, Furchtbarer, Erhabener, antworte uns!
Antworte, Verzeihender und Vergebender, antworte uns!
Antworte, der Du zur Gnadenzeit erhörest, antworte uns!
Antworte, Befreier und Erretter, antworte uns!
Antworte, Gerechter und Gerader, antworte uns!
Antworte, der Du Deinen Anbetern nahe bist, antworte uns!
Antworte, Barmherziger und Gnädiger, antworte uns!
Antworte, Erhörer der Dürftigen, antworte uns!
Antworte, Stütze der Frommen, antworte uns!
Antworte, Gott, unserer Väter, antworte uns!
Antworte, Gott Abrahams, antworte uns!
Antworte, Ehrfurcht Jizchaks, antworte uns!
Antworte, Mächtiger Jakobs, antworte uns!
Antworte, Zuflucht unserer Mütter, antworte uns!
Antworte, Beistand der Stämme (Israels), antworte uns!
Antworte, der Du schwer zu erzürnen bist, antworte uns; Antworte, der Du leicht zu besänftigen bist, antworte uns!
Antworte, der Du antwortest zur Zeit der Bedrängnis, antworte uns!
Antworte Vater der Waisen, antworte uns!
Antworte, Verteidiger der Witwen, antworte uns!
Mi scheana – der geantwortet hat
Der da antwortete unserem Vater Abraham auf dem Berge Moriah, er möge auch uns antworten!
Der da antwortete dessen Sohn Jizchak, als er auf dem Altar gebunden lag, er möge auch uns antworten!
Der da antwortete dem Jakob in Bethel, er möge auch uns antworten!
Der da antwortete dem Joseph im Gefängniss, er möge auch uns antworten!
Der da antwortete unseren Vätern am Schilfmeere, er möge auch uns antworten!
Der da antwortete dem Mosche am Choreb, er möge auch uns antworten!
Der da antwortete dem Aharon beim Ereignis der Rauchpfanne, er möge auch uns antworten!
Der da antwortete dem Pinchas, als er sich aus der Mitte der Gemeinde erhob, er möge auch uns antworten!
Der da antwortete dem Josua zu Gilgal, er möge auch uns antworten!
Der da antwortete dem Samuel zu Mizpah, er möge auch uns antworten!
Der da antwortete dem David und dessen Sohn Salomo zu Jerusalem, er möge auch uns antworten!
Der da antwortete dem Elia auf dem Berge Karmel, er möge auch uns antworten!
Der da antwortete dem Elischa zu Jericho, er möge auch uns antworten!
Der da antwortete dem Jona in des Fisches Eingeweiden, er möge auch uns antworten!
Der da antwortete dem Chiskia in seiner Krankheit, er möge auch uns antworten!
Der da antwortete dem Chananjah, dem Mischael und dem Asariah im Feuerofen, er möge auch uns antworten!
Der da antwortete dem Daniel in der Löwengrube, er möge auch uns antworten!
Der da antwortete dem Mordochai und der Esther in der Residenz Schuschan, er möge auch uns antworten!
Der da antwortete dem Esra in der Gefangenschaft, er möge auch uns antworten!
Der da antwortete allen Gerechten und Frommen, Tugendhaften und Redlichen, er möge auch uns antworten!
Rachamna – Allbarmherziger
Allbarmherziger, der Du den Bedrängten antwortest, antworte auch uns!
Allbarmherziger, der Du den gebeugten Gemütern antwortest, antworte auch uns!
Allbarmherziger, der Du den gebrochenen Herzen antwortest, antworte auch uns!
Allbarmherziger, antworte uns!
Allbarmherziger, schone!
Allbarmherziger, erlöse!
Allbarmherziger, errette!
Allbarmherziger, erbarme Dich über uns jetzt, bald und schleunig!
Schacharit
Kadosch Adir – Der Heilige ist mächtig
(Vorbeter)
Der Heilige, er ist allmächtig in seiner Höhe.
(Gemeinde)
Gelobt sei der Name seiner glorreichen Majestät!
Der Heilige, er verzeiht dem Bußfertigen.
Gelobt sei der Name seiner glorreichen Majestät!
Der Heilige hat seinem Volke das Geheimnis seiner Sitte offenbart.
Gelobt sei der Name seiner glorreichen Majestät!
Der Heilige, mit Freuden hat er seine Herde entsündigt.
Gelobt sei der Name seiner glorreichen Majestät!
Der Heilige, er verzeihet seiner Nation.
Gelobt sei der Name seiner glorreichen Majestät!
Der Heilige, seine Allmacht rühmt sein Volk.
Gelobt sei der Name seiner glorreichen Majestät!
Der Heilige, er denkt seiner Nation mit Liebe.
Gelobt sei der Name seiner glorreichen Majestät!
Der Heilige, er zeigt Wohlgefallen an dem Fasten seiner Frommen.
Gelobt sei der Name seiner glorreichen Majestät!
Der Heilige, er entsündigt die Unreinen mit Sprengwasser.
Gelobt sei der Name seiner glorreichen Majestät!
Der Heilige, er reinigt seine ihm eigene Nation von Sünden.
Gelobt sei der Name seiner glorreichen Majestät!
Der Heilige, er vergibt die Vergebungen seines Volkes Israel.
Gelobt sei der Name seiner glorreichen Majestät!
Der Heilige hat einen Tag im Jahr hierzu bestimmt.
Gelobt sei der Name seiner glorreichen Majestät!
Der Heilige, er verzeiht und vergibt seiner Gemeinde.
Gelobt sei der Name seiner glorreicher Majestät!
Der Heilige ließ seine Majestät erscheinen auf dem Gipfel jenes Gebirges.
Gelobt sei der Name seiner glorreichen Majestät!
Der Heilige, ist gnädig und gütig denen, die sich seinem Joche unterwerfen.
Gelobt sei der Name seiner glorreichen Majestät!
Der Heilige vergibt die Missetat und lässt seinen Grimm nicht erwachen.
Gelobt sei der Name seiner glorreichen Majestät!
Der Heilige, huldreich schafft er unsere Sünden hinweg.
Gelobt sei der Name seiner glorreichen Majestät!
Der Heilige schaut aus da« Fasten seiner Frommen.
Gelobt sei der Name seiner glorreichen Majestät!
Der Heilige sammelt seine geheiligte Gemeinde mit Barmherzigkeit.
Gelobt sei der Name seiner glorreichen Majestät!
Der Heilige, er ist allgnädig und allbarmherzig, er allein.
Gelobt sei der Name seiner glorreichen Majestät!
Der Heilige, er bewohnt den Himmel, seinen festen Thronsitz.
Gelobt sei der Name seiner glorreichen Majestät!
Der Heilige, Tarschischim verkünden seine Herrlichkeit.
Gelobt sei der Name seiner glorreichen Majestät!
Wer ist wie Du?
Wahrlich, Ewiger, wer ist wie Du?
Wer ist wie Du, mächtig in jenen Himmelshöhen?
Wer ist wie Du, Schöpfer des Himmels und der Erde?
Wer ist wie Du, Sieger und Retter?
Wer ist wie Du, Verkünder der Gerechtigkeit, triumphierender Retter?
Wer ist wie Du, in Majestät und Pracht gekleidet?
Wer ist wie Du, Sündenvergeber?
Wer ist wie Du, rein unter den höheren Wesen?
Wer ist wie Du, gewaltig unter Tausenden von Schinanim?
Wer ist wie Du, gütig und wohltätig?
Wer ist wie Du, gerecht im Wohltun?
Wer ist wie Du, Türmer der Meereswogen?
Wer ist wie Du, Retter aus Meerestiefen?
Wer ist wie Du, der Gewässer misst mit hohler Hand?
Wer ist wie Du, herrlich im Getöse der Fluten?
Wer ist wie Du, der Wolken macht zu seinem Wagen?
Wer ist wie Du, Helfer und Kenner seiner Vertrauten?
Wer ist wie Du, Stifter des Heils?
Wer ist wie Du, den Anbetern geneigt?
Wer ist wie Du, heilig und furchtbar im Ruf?
Wer ist wie Du, seinem Volke gefällig?
Wer, wie Du, bewahret das Bündnis und die Gnade?
Wer, wie Du, erzeiget dem Jakob Treue, dem Abraham Huld?
Wahrlich, Niemand ist Dir gleich unter Götterwesen,
Herr, und nichts gleicht Deinen Taten.
Niemand gleicht Dir unter den Mächten droben,
Nichts Deinen Taten unter den Erkorenen hienieden;
Niemand gleicht Dir unter den Heeren droben,
Nichts Deinen Taten unter den Bewohnern hienieden;
Niemand gleicht Dir unter den Chören droben,
Nichts Deinen Taten unter den Versammlungen hienieden;
Niemand gleicht Dir unter den Reinen droben,
Nichts Deinen Taten unter den Scharen hienieden;
Niemand gleicht Dir unter den Lauteren droben,
Nichts Deinen Taten unter den Würdigen hienieden;
Niemand gleicht Dir unter den Cherubim droben,
Nichts Deinen Taten unter den Legionen hienieden;
Niemand gleicht Dir unter den Engeln droben,
Nichts Deinen Taten unter den Edlen hienieden;
Niemand gleicht Dir unter den Seraphim droben,
Nichts Deinen Taten unter den Mächtigen hienieden;
Niemand gleicht Dir unter den Unnennbaren droben,
Nichts Deinen Taten unter den Heeren hienieden;
Niemand gleicht Dir unter den Heiligen droben,
Nichts Deinen Taten unter den Geehrten hienieden;
Niemand gleicht Dir unter den Schinanim droben;
Nichts Deinen Taten unter den Gewaltigen hienieden.
So wollen wir Dich verherrlichen, Ewiglebender!
Macht und Treue sind beim Ewiglebenden.
Einsicht und Segen sind beim Ewiglebenden.
Majestät und Würde sind beim Ewiglebenden.
Idee und Sprache sind beim Ewiglebenden.
Pracht und Herrlichkeit sind beim Ewiglebenden.
Zeit und Dauer sind beim Ewiglebenden.
Klarheit und Glanz sind beim Ewiglebenden.
Mut und Stärke sind beim Ewiglebenden.
Zierde und Reinheit sind beim Ewiglebenden.
Einheit und Ehrfurchtbarkeit sind beim Ewiglebenden.
Krone und Ehre sind beim Ewiglebenden.
Belehrung und Kenntnis sind beim Ewiglebenden.
Regierung und Herrschaft sind beim Ewiglebenden.
Anmut und Ewigkeit sind beim Ewiglebenden.
Kraft und Erhabenheit sind beim Ewiglebenden.
Sieg und Sanftmut sind beim Ewiglebenden.
Rettung und Ruhm sind beim Ewiglebenden.
Hoheit und Gerechtigkeit sind beim Ewiglebenden.
Vortrag und Heiligung sind dem Ewiglebenden zu Ehren.
Gesang und Erhebung sind dem Ewiglebenden zu Ehren.
Lied und Lob sind dem Ewiglebenden zu Ehren.
Ruhm und Verherrlichung sind dem Ewiglebenden zu Ehren.
Lejoschew Tehilot
Gem. Der im Lobe wohnt, im Himmel thront, heilig und gelobt ist Er!
Die von Feuerflammen gebildeten Engel, sprechen: Gem. Heilig!
Die von allen geliebten Mächtigen sprechen: Gelobt sei Er!
Die aus Eis, Schnee und Flammen Gebildeten sprechen: Heilig!
Die Tugendhaften (Israel), die das Meer überschritten, sprechen: Gelobt sei Er!
Der im Lobe wohnt, im Himmel thront, heilig u. gelobt ist Er!
Bei denen Größe und Ehrfurcht ist, sprechen: Heilig!
Die Gestärkten in ihren Hütten sprechen: Gelobt sei Er!
Die Schwebenden, die ihr Angesicht mit den Fittichen bedecken, sprechen: Heilig!
Die das Gesetz forschen, ihrem Gott anhänglich sind (Israel) sprechen: Gelobt sei Er!
Der im Lobe wohnt, im Himmel thront, heilig u. gelobt ist Er!
Die Chöre der Wächter, der Rat der Heiligen, sprechen: Heilig!
Die das Ergötzende (Gesetz) forschen, die Abkömmlinge der Heiligen sprechen: Gelobt sei Er!
Die oberen Gemeinden, deren Körper dem Tarschisch gleicht, sprechen: Heilig!
Die Liebeskranken, die an Trauben sich erquicken, sprechen: Gelobt sei Er!
Der im Lobe wohnt, im Himmel thront, heilig u. gelobt ist Er!
Die wie die Chaschmalim mit Glanz Beteiligten sprechen: Heilig!
Die welche die erläuterte Thora siebenfach reinigen, sprechen: Gelobt sei Er!
Die mächtigen Heere, die Myriaden Elim, sprechen: Heilig!
Die treuen Sprösslinge, Kinder der Mächtigen, sprechen: Gelobt sei Er!
Der im Lobe wohnt, im Himmel thront, heilig u. gelobt ist Er!
Die mit Reinheit geschmückt und jeden Morgen gewechselt werden, sprechen: Heilig!
Die mit Deinen Grundlehren auch Deine Ehrfurcht sich geboten, sprechen: Gelobt sei Er!
Die mit Angst Hüpfenden (Engel) sprechen: Heilig!
Die das Köstlichste aller Kleinodien (Tora) verstehen, sprechen: Gelobt sei Er!
Der im Lobe wohnt, im Himmel thront, heilig u. gelobt ist Er!
Die mit vier Flügeln bedeckten Viergesichter sprechen: Heilig!
Die von Angesicht zu Angesicht das Bündnis gemacht haben, sprechen: Gelobt sei Er!
Die mit reinen Leinen Bekleideten, sprechen: Heilig!
Die zierlich weiße Kleider anlegen, sprechen: Gelobt sei Er!
Der im Lobe wohnt, im Himmel thront, heilig u. gelobt ist Er!
Seine lieblichen und erhabenen Diener sprechen: Heilig!
Die das Gesetz kennen und gerecht urteilen, sprechen: Gelobt sei Er!
Die anmutigen Sänger, welche die Schwellen erheben, sprechen: Heilig!
Die mit schönem Kinn und wie der Agur Girrenden sprechen: Gelobt sei Er!
Der im Lobe wohnt, im Himmel thront, heilig u. gelobt ist Er!
Die mit Flügeln Bedeckten, wie poliertes Erz Funkelnden, sprechen: Heilig!
Die aus den Völkern Erwählten (Israel) sprechen ehrfürchtig: Gelobt sei Er!
Die oben Seinen Befehl schnell vollführen, sprechen: Heilig!
Die das (göttliche) Gesetz in Angst und Zittern anordnen, sprechen: Gelobt sei Er!
Der im Lobe wohnt, im Himmel thront, heilig u. gelobt ist Er!
Die nackenlos mit den Gesichtern Vereinbarten, sprechen: Heilig!
Die Abgesonderten und die Verbundenen (Israel) sprechen: Gelobt sei Er!
Die oberen hocherhabenen Schaaren sprechen: Heilig!
Die unteren Schaaren denken, Dich zu besänftigen (wenn sie sagen): Heilig und gelobt ist Er!
Der im Lobe wohnt, im Himmel thront, heilig u. gelobt ist Er!
Die eine herrliche Krone mit der dreifachen Keduscha verfertigen, sprechen: Heilig!
Die zweimal täglich den gefälligen Spruch ausrufen, sprechen: Gelobt sei Er!
Die aufrecht vor Dir stehen, sprechen: Heilig!
Des Allmächtigen Lieblinge singen laut: Gelobt sei Er!
Der im Lobe wohnt, im Himmel thront, heilig u. gelobt ist Er!
Mi el kamocha
Vorbeter und Gemeinde:
Um Deines glorreichen Namens willen, willfahre uns, Erhörer des Gebets!
O, erhöre unser Gebet, um Deines Namens willen.
Ich will Dich mit lauter Stimme loben, Schild Abrahams! wer ist, o Gott, wie Du!
Durch Dich wollen wir sterben, der Du die Toten belebst, wer ist, o Gott, wie Du!
Deine Größe will ich forschen, o heiliger König, wer ist o Gott, wie Du!
Er forscht der Wissenschaft Sprüche (Thora), begünstigt die Wissenschaft, wer ist, o Gott, wie Du!
Er spricht: kehre um, hat Wohlgefallen an Buße, wer ist, o Gott, wie Du!
Er vergibt und verzeiht, vergibt häufig, wer ist, o Gott, wie Du!
Der Reine und Gepriesene, Erlöser Israels, wer ist, o Gott, wie Du!
Er heilt (verbindet) und lässt welken, heilt den Kranken, wer ist, o Gott, wie Du!
Der allezeit Gütige segnet die Jahre, wer ist, o Gott, wie Du!
Gott Israels, er vereinigt die Verstoßenen Israels, wer ist, o Gott, wie Du!
Er gründet den Richterthron; König des Rechtes, wer ist, o Gott, wie Du!
Nur Dir wird Einheit zuerkannt, Dir, der Tyrannen stürzt, wer ist, o Gott, wie Du!
Er verspricht und hält es, ist der Frommen Stütze, wer ist, o Gott, wie Du!
Er gibt Licht den Tagen, erbaut Jerusalem, wer ist, o Gott, wie Du!
Vergib den Panierten, Erhörer des Gebetes, wer ist, o Gott, wie Du!
Erhabenster der Treuen, der Sünden vergibt, wer ist, o Gott, wie Du!
Unser Mund soll nun das Gebet sprechen dem Heiliger Israels, wer ist, o Gott, wie Du!
Schaue doch auf das Verlorene, das Dir allein in Ehrfurcht dient, wer ist, o Gott, wie Du!
Des Jubels und des Lobes Stimme ertöne zu Deinem Lobe, wer ist, o Gott, wie Du!
O Erhabener, segne die Versammlung: Der Ewige segne dich, wer ist, o Gott, wie Du!
Deine Residenz ist Friede, Stifter des Friedens, wer ist, o Gott, wie Du!
Der Segen komme über euch, wir wollen für euch beten, wer ist, o Gott, wie Du!
Le’el orech din
Fürwahr, Dich verherrlicht Alles!
Vorbeter: Dem Allmächtigen, der anordnet das Gericht,
Gemeinde: der alle Herzen prüft am Tage des Gerichts.
Der die Geheimnisse aufdeckt im Gericht,
der das Recht spricht am Tage des Gerichts.
Der die Gedanken durchforschet im Gericht,
der Tugend und Milde übt am Tage des Gerichts.
Der seines Bundes gedenkt im Gericht,
der sich seiner Geschöpfe erbarmt am Tage des Gerichts.
Der seine Vertrauten entsündigt im Gericht,
der verborgenes Sinnen erkennt am Tage des Gerichts.
Der sich seines Zornes enthält im Gericht,
der mit Gnade sich umhüllet am Tage des Gerichts.
Der die Sünden vergibt im Gericht,
der furchtbar ist in Ruhmestat am Tage des Gerichts.
Der seinen Schutzbefohlenen verzeiht im Gericht,
der die ihn Anrufenden erhöret am Tage des Gerichts.‘
Der seine Barmherzigkeit walten lässt im Gericht,
der das Geheimste durchschauet am Tage des Gerichts.
Der sich seiner Diener annimmt im Gericht,
der sich seine« Volkes erbarmt am Tage des Gerichts.
Der die ihn Liebenden schützet im Gericht,
der seine Frommen stützet am Tage des Gerichts!
Torahlesung von Schacharit
Vorlesung aus der ersten Torahrolle
(3. B. M. Kapitel 16.)
Der Ewige sprach zu Mosche — nach dem Tode der beiden Söhne Aharons, da sie sich dem Ewigen nahten und starben — da sagte der Ewige zu Mosche: Rede mit deinem Bruder Aharon, daß er nicht zu jeder Zeit in das Heiligtum innerhalb des Vorhanges komme, vor den Deckel, welcher auf der Lade liegt, auf dass er nicht umkomme; denn ich werde in einer Wolke über dem Deckel erscheinen. Mit Folgendem soll Aharon in daS Heiligtum kommen: mit einem jungen Stier zum Sündenopfer und einem Widder zum Ganzopfer. Einen heiligen Leibrock aus Leinwand soll er anziehen, leinene Beinkleider an seinem Leibe tragen, mit einem leinenen Gürtel sich umbinden und einen leinenen Bund aufsetzen: es sind heilige Gewänder, er soll sich in Wasser baden und sie dann anlegen. Von der Gemeinde der Kinder Israels soll er zwei Ziegenböcke zum Sündenopfer und einen Widder zum Ganzopfer nehmen. Aharon bringe den Stier zum Sündenopfer, der für ihn ist, dar, und sühne für sich und sein Haus. Er nehme die beiden Böcke, stelle sie vor den Ewigen hin am Eingänge des Stiftzeltes, lege auf die beiden Böcke Loose, ein Loos für den Ewigen und ein Loos für Asasel. Aharon bringe den Bock, auf welchen das Loos für den Ewigen gefallen, dar und mache ihn zum Sündenopfer. Der Bock, auf welchen das Loos für Asasel gefallen, soll lebendig vor dem Ewigen gestellt werden, um durch ihn zu sühnen und ihn dann zum Asasel in die Wüste zu schicken. Hierauf bringe Aharon seinen Stier zum Sündenopfer dar und sühne für sich und sein Haus. Er schlachte seinen Stier zum Sündenopfer, nehme dann die Rauchpfanne voll glühender Kohlen von dem Altar, der vor dem Ewigen steht, und beide Hände voll kleingestoßenen Rauchwerks und bringe es innerhalb des Vorhanges. Daselbst vor dem Ewigen lege er das Rauchwerk auf das Feuer, so dass die Wolke des Rauchwerks den Deckel, der über der Urkunde liegt, ganz verhülle, damit er (Aharon) nicht umkomme. Hierauf nehme er von dem Blute des Stiers, sprenge davon mit seinem Finger oben an die Vorderseite des Deckels hin, und (unten) vor den Deckel sprenge er siebenmal mit seinem Finger von dem Blute. Alsdann schlachte er den Bock zum Sündenopfer für das Volk, bringe dessen Blut innerhalb des Vorhanges und verfahre mit diesem Blute, wie er mit dem Blute des Stiers verfahren, er sprenge davon oben gegen den Deckel und (unten) vor den Deckel. So sühne er für das Heiligtum, ob der Unreinheiten der Kinder Israels und ihrer Übertretungen in allen ihren Sünden; ebenso mache er es für das Stiftszelt das in ihren Unreinheiten in ihrer Mitte dasteht. Niemand soll in dem Stiftszelte sein, wenn er hineingeht, um im Heiligtum zu sühnen, bis dass er wieder herauskommt. So sühne er für sich, für sein Haus und für die ganze Gesamtheit Israels. Hierauf gehe er hinaus an den Altar, der vor dem Ewigen steht, und sühne daraus; er nehme von dem Blute des Stiers und von dem des Bockes, bringe davon an die Ecken des Altars ringsumher, sprenge von dem Blute mit dem Finger siebenmal darauf und reinige und heilige es also wegen der Unreinheiten der Kinder Israels. Wenn er dann das Heiligtum, das Stiftszelt und den Altar gesühnt hat, so führe man den lebenden Bock herbei. Aharon lege seine beiden Hände auf den Kopf des lebenden Bockes und bekenne darauf alle Missetaten der Kinder Israels, alle ihre Frevel, alle ihre Sünden, übertrage sie so aus den Kopf des Bockes und schicke diesen durch einen dazu bestellten Mann in die Wüste. Der Bock trage alle ihre Missetaten in ein entlegenes Land; man sende den Bock in die Wüste. Aharon komme dann in das Stiftszelt, ziehe die leinenen Kleider aus, die er angezogen, da er in das Heiligtum ging, und verwahre sie daselbst. Er bade seinen Leib in Wasser an einem heiligen Orte, ziehe seine (gewöhnlichen) Gewänder an, gehe dann hinaus und bringe sein Ganzopfer und des Volkes Ganzopfer dar und sühne so für sich und das Volk. Das Unschlitt des Sündenopfers lasse er auf dem Altar in Rauch aussteigen. Der den Ziegenbock zum Asasel gebracht hat, wasche seine Kleider und bade seinen Leib in Wasser, dann darf er wieder in das Lager kommen. Den Stier zum Sündenopfer und den Bock zum Sündenopfer, deren Blut zur Sühne in das Heiligtum gebracht worden, trage man zum Lager hinaus und verbrenne ihr Fell, ihr Fleisch und ihren Mist im Feuer. Der sie verbrennt, wasche seine Kleider, bade seinen Leib in Wasser, und alsdann mag er wieder in das Lager kommen.
Dieses sei euch zum ewigen Gesetze: im siebenten Monat, am zehnten des Monats, da sollt ihr euch kasteien und keinerlei Arbeit verrichten, der Einheimische wie der Fremde, der sich bei euch aufhält. Denn an diesem Tage wird er euch entsühnen euch zu reinigen; von allen euern Sünden vor dem Ewigen soll: ihr rein werden. Er sei für euch ein Ruhetag erster Klasse, ihr sollt euch an demselben kasteien; dieses sei ein ewiges Gesetz. Der Priester, den man salben und in das Amt einsetzen wird, um an der Stelle seines Vaters den Priesterdienst zu versehen, soll das Versöhnungswerk verrichten und die leinenen Kleider, die heiligen Kleider, anziehen. Er sühne für das Allerheiligste, sühne für das Stiftszelt und für den Altar und sühne für das ganze Volk der Gesamtheit. Dieses sei euch ein ewiges Gesetz, dass man für die Kinder Israels wegen aller ihrer Sünden einmal im Jahr sühne. Man tat, wie der Ewige dem Mosche befohlen.
Die zweite Thorarolle wird neben die erste auf den Borlesepult gelegt und der Vorbeter spricht das halbe Kaddisch über beide; die erste Thora wird hierauf aufgehoben und zugerollt. Es folgt dann das Aufrollen der zweiten Thora, worauf der Maftir aufgerufen und ihm Folgendes aus dem Abschnitt Pinchas vorgelesen wird.
Vorlesung aus der zweiten Torahrolle
Am zehnten dieses siebenten Monats sollt ihr heilige Verkündigung halten und sollt euch kasteien, keinerlei Arbeit verrichten und dem Ewigen zu Ehren als Ganzopfer zum angenehmen Geruch einen jungen Stier, einen Widder, sieben jährige Lämmer, die euch alle ohne Fehler sein sollen, darbringen; dazu ihr Mehlopfer, feines Mehl, mit Oel eingerührt, drei Zehntel zu jedem Stiere, zwei Zehntel zu dem einen Widder, ein Zehntel zu jedem Lanime, zu den sieben Lämmern. Ferner einen Ziegenbock als Sündenopfer — außer dem Sündenopfer der Versöhnung und dem täglichen Opfer, nebst seinem Mehlopfer und ihren Trankopfern.
Nach der Vorlesung wird die Thora vom Lesepult aufgehoben und wieder zugerollt.
Haftarah
(Jeschajahu 57, 14 — 21; 58, 1 —14.)
Macht Bahn! macht Bahn! räumt die Straße! schafft jede« Hindernis aus dem Wege meines Volkes! Denn so hat Er gesprochen, der Hohe und Erhabene — Bewohner der Ewigkeit, Heiliger ist sein Name — hoch und heilig wohne ich — auch bei dem Zerschlagenen und Dem, der gebeugten Gemütes; zu beleben die gebeugten Geistes, zu beleben die gebrochenen Herzens sind. Ich hadre nicht auf immer, zürne nicht auf ewige Zeilen; wenn nur in Gram sich hüllen Geist und Seele, die ich erschaffen. — Das Laster seines Eigennutzes hat zu schlagen ihn mich aufgebracht, ich zürnte heimlich; nun ging er in sich, im Wandel seines Herzens, sein Wandel gefällt mir, nun heil‘ ich ihn, leite ihn, lohne seine Reue ihm und Denen, die mit ihm trauerten. Des Schöpfers Lippen entfließt Friede! Friede dem Fernen und dem Nahen, spricht der Ewige — ich habe ihn geheilt! Frevler aber sind wie aufgewühltes Meer; es kann nicht ruhen, seine Wellen wühlen stets Schlamm und Moder auf. Keinen Frieden — sagt mein Gott — diesen Frevlern? Ruf‘ aus vollem Halse unaufhörlich, erhebe wie Posaunenschall deine Stimme, mache kund meinem Volke seine Missetaten, dem Hause Jakobs seine Sünden; Tagtäglich suchen sie mich und wollen meine Wege kennen, wie ein tugendübendes Volk, das nie die Rechte seines Gottes verlassen; sie fragen mich nach Rechtsgesetzen, wünschen Gottes Freundschaft sich. Was fasten wir? siehst Du es nicht? — wir peinigen uns, weißt Du es nicht?
Wahrlich, ihr findet Vergnügen an euerm Fasten, ihr unterdrückt alle euere Gewissensbisse! Wahrlich, ihr fastet nur zu Streit und Hader, zu schlagen mit boshafter Faust; ihr fastet nicht, damit im Himmel euere Stimme vernommen werde? Wie? das soll mir liebe Buße sein, ein Tag, wo der Mensch den Leib kasteiet, wo sein Haupt wie Schilfrohr wankt und Sack und Asche ihn verhüllen? dies wollt ihr Buße nennen, einen dem Ewigen wohlgefälligen Tag? Aber das heißt liebe Buße mir: der Bosheit Fesseln lösen, der Tücke Bande reißen, den Sklaven frei entlassen und aller Bürde entlasten! Fürwahr, dem Hungrigen dein Brod mittheilen, den Bedrängten ins Haus aufnehmen, beim Anblick eines Nackten ihn kleiden und dich Dem nicht entziehen, der deines Fleisches ist! Dann wird wie Morgenroth dein Licht durchbrechen, Genesung deiner Seele schnell entsprießen; dann Walt die Tugend vor dir her, die Majestät Gottes nimmt dich auf; dann rufst du, und Gott antwortet, dann schreist du, und er spricht: „Hier bin ich!“ — wenn du aus deiner Mitte allen Drang entfernst, jeden drohenden Fingerzeig und jede schmähende Rede. Labt deine Seele den Dürftigen und erquickt schmachtende Gemühter, dann steigt im Dunkeln dein Licht, und deine Finsternis wird Mittagssonne. Der Ewige selbst wird dann dich leiten immerdar, wird mit Seligkeit deine Seele nähern und erfrischen deine Kräfte; dann gedeihst du wie ein Garten, reich an Nahrungssaft, wie ein Quellgrund, dessen Wasser nie versiegen. Durch dich werden dann aufgebaut der Vorwelt öde Trümmer, gesenkt aufs Neue der feste Grund für Folgezeit; dann nennt die Nachwelt dich: Dämmer des Einbruchs, Wiederhersteller fester Pfade! Wenn am Sabbath deine Tritte rasten, wenn Gewerbe ruhen an meinem heiligen Tage, wenn du den Sabbath Wonne nennst, Gottes Heiligung verehrst, verehrst durch Rasten vom Weltgetümmel, wenn die Seele von eitlem Wunsch, der Mund von leeren Reden schweigt, o dann findest du Wonne beim Ewigen, ich hebe über alle Erdenhöhen dich und lasse dich genießen deine« Vaters Jakob ganzes Erbe! So spricht des Ewigen Mund.
Mussaf
Ki ata rachum
Wahrlich, Du bist gnädig und allbarmherzig!
Vorbeter: Wir erkennen keinen Gott außer Dir,
Gemeinde: Denn Du bist allbarmherzig!
Wir erscheinen vor Deinem heiligen Namen, kommen vor Dich, denn Du bist allbarmherzig!
Sie kommen eilends vereint, Dir zu dienen, denn Du bist allbarmherzig!
Suche Rechtfertigung für Deine Bekenner und Zeugen Deiner Einheit, Gnädiger und Allbarmherziger!
Erhebe das Horn (Haupt) Deines geliebten Volkes, Denn Du bist allbarmherzig!
Willfahre dem Samen Deiner Frommen, Denn Du bist allbarmherzig!
Gedenke unser und suche uns heim mit Deiner Allgüte, Denn Du bist allbarmherzig!
Begünstige und schone Deinen kleinen Überrest, Gnädiger und Allbarmherziger!
Leite die Lämmer, die nach Deiner Gnade lechzen, Denn Du bist allbarmherzig!
Weihe sie ein in Deine weisheitsvollen Geheimnisse, Denn Du bist allbarmherzig!
Wasche und reinige sie von Sünden, Denn Du bist allbarmherzig!
Tue es um Deinetwillen, um Deines Ruhmes willen, Gnädiger und Allbarmherziger!
O, zerreiße ihre Fesseln mit Deiner Allgewalt, Denn Du bist allbarmherzig!
Trage Sie hinaus, setze sie ein in Deinen erkorenen Tempel, Denn Du bist allbarmherzig!
Zähle ihre Tränen und bewahre sie in Deinem Behälter, Denn Du bist allbarmherzig!
Lasse Deine Güte obwalten, erbarme Dich Deiner Knechte, Gnädiger und Allbarmherziger!
Unser Mund wird Deiner Majestät Ruhm erzählen, Denn Du bist allbarmherzig!
Möge Dir unser Fasten, die Anordnung unserer Feier gefällig sein, Denn Du bist allbarmherzig!
O, mache Dich auf, Ewiger, nach Deiner heiligen Wohnstätte, nebst Deiner Herrlichkeit Lade, Denn Du bist allbarmherzig!
Nur unter Deinem Hirtenstabe weide Deine frommen Schafe, Denn Du bist allbarmherzig!
Gieße Deinen Geist über uns aus, damit wir Deine Lehre begreifen, Denn Du bist allbarmherzig!
Siehe, wir erkennen keinen Gott außer Dir! Gnädiger und Allbarmherziger!
Wahrlich, Du bist gnädig und allbarmherzig!
Slichot
Allmächtiger! König! der Du auf dem Thron der Barmherzigkeit sitzest und Gnade übest, der Du die Missetaten Deines Volkes vergibst und nach und nach hinweg, nimmst, der Du Sündern viel Vergebung und Frevlern Verzeihung gewährest und allem Fleisch und Geist Wohltat erzeigst
o vergilt ihnen nicht nach ihrer Bosheit!
Allmächtiger! der Du uns gelehrt hast, Dich nach Deinen dreizehn Gnadentiteln anzuflehen, gedenke uns heute den Bund dieser dreizehn, wie Du es einst dem Demütigen (Mosche) kundgetan; denn so steht geschrieben (2. M. 34, 5): »Der Ewige ließ sich in der Wolke herab, stellte sich zu ihm hin und rief den Namen: Ewiger!«
Es zog nämlich der Ewige ihm vorüber und rief:
»Der Ewige, der Ewige, allmächtig, allbarmherzig und allgnädig, langmütig und groß an Gnade und Wahrheit, der die Gnade dem tausendsten Geschlechte ausbewahrt, der da vergibt Missetat, Frevel und Sünde und der rein macht!«
Vergib unsere Missetat und unsere Sünde und lasse uns Dein Eigentum bleiben! Verzeihe uns, unser Vater, denn wir haben gesündigt; vergib uns, unser König, denn wir haben gefrevelt! Denn Du, Herr! bist gütig und verzeihend und groß an Gnade Allen, die Dich anrufen. —
Komme nicht ins Gericht mit uns, denn kein Lebender ist gerecht vor Dir. Wir haben nicht Sprache, uns zu verantworten, nicht die Kühnheit, das Haupt zu erheben. Siehe! Deine Feinde toben und Deine Hasser erheben das Haupt. Dem Herrn, unserem Gotte, ist die Barmherzigkeit und die Verzeihung, obgleich wir ihm ungehorsam waren. Die Missetaten übermannen uns — Du sühnest unsere Frevel. Tue uns nicht nach unfern Sünden, vergilt uns nicht nach unseren Missetaten-, sondern wie hoch der Himmel ist über der Erde, so mächtig lasse Deine Gnade über uns walten! So fern der Osten ist vom Westen entferne von uns unsere Frevel; wie ein Vater sich erbarmt über Kinder, so er- barme Dich, Ewiger, über uns! Denn dem armen Volke stehst Du bei, Du blickest auf die Stolzen und erniedrigst sie. Denn Tu bist unsere Leuchte, Gott; Gott erhellet unsere Finsternis.
Beim Ewigen ist die Hilfe; Deinen Segen über Dein Volk! Selah! Der Ewige Zebaoth sei mit uns unsere Zuflucht der Gott Jakobs! Selah! Ewiger Zebaoth, Heil dem Manne, der Dir vertraut! Ewiger, hilf! o König, antworte uns am Tage unseres Flehens! Denn nicht um unserer Tugenden willen legen wir unsere Bitten Dir vor, sondern im Vertrauen auf Deine große Barmherzigkeit. Herr, erhöre! Herr, verzeihe! Herr, vernimm und willfahre, säume nicht! um Deinetwillen, mein Gott! denn nach Deinem Namen wird Deine Stadt und Dein Volk genannt.
Wie kann ich das Haupt erheben? wie kann ich aufblicken? Dahin sind meine Frommen und Angesehenen, die lauteren Herzens und weither als Perlen waren, die mit dem Versöhnungsblute ins Allerheiligste traten. Diese gesalbten Hohenpriester, diese Helden und Gesetzgelehrten hielten sich einige Tage vor dem Versöhnungstag abgesondert im Innern des Tempels auf, um sich im Dienste dieses Tagesgenau zu unterrichten. Sobald dann der Morgen des Zehnten (des Monats Tischri) leuchtete, eilte der Auserwählte (Hohepriester) ins Reinigungsbad und brachte hierauf unverzüglich das tägliche Opfer dar; keine Verlosung der Opferhandlungen fand an diesem heiligen Fasttage statt. Das Opfer des Ziegenbockes, der als dem Ewigen heilig darzubringen war, war bestimmt, Solche von der Strafe zu schützen, deren Sünde darin bestand, dass sie ihre Unreinheit vergessend das Heiligtum betreten hatten; doch mussten sie, sobald sie sich an ihre Schuld erinnerten noch ein auf- und absteigendes Opfers bringen. Wussten sie bei ihrem Betreten des Heiligtums nichts davon, dass sie unrein seien und wurden erst später darüber belehrt, so diente ihnen der andere im Vorhof geopferte Ziegenbock nebst dem Versöhnungstag zum sühnenden Heilmittel, und war die Versöhnung auf solche erkannte Unreinheit vollständig und bewährt und jener gleich, die das innerhalb des Vorhanges (ins Allerheiligste) gebrachte Blut bewirkte. Die Priester des Höchsten aber konnten auf Unreinheiten nicht mittelst des Blutes der Ziegenböcke gesühnt werden; sie erlangten ihre Verzeihung durch die Sprengungen des Blutes der Stiere. Ein Fremder, der unrein freventlich das Heiligtum, den Ort der Reinheit und besonderer Ehrfurcht betreten hatte, erhielt Verzeihung durch die Opferung des Ziegenbocks, sein Mutwillen wurde durch das gesprengte Blut vergeben. Er, der die Sünden seiner Verehrer vergibt, Er hält die Verzeihung bereit für seine liebevoll Berufenen; sobald der weggeschickte Bock den Berg hinabgestürzt, war, waren auch die Vergehungen der Gotterwählten vergeben. Wer mit dem zweischneidigen Schwerte, dem scharfen Pfeile der Verleumdung sich versündigt hatte, so dass er die Strafe der Ausstoßung aus der Gemeinde verdiente, er fand ein Balsam und Heilmittel zu seinem Gebrechen an dem im Allerheiligsten und Außen auf dem goldenen Altar aufgelegten Räucherwerke. Die heiligen Anzüge von weißen Linnen und ihre Verzierungen waren Sühne den Vätern und Kindern, durch den wohlgefälligen Opferdienst bleichten die Frevel, Missetaten und Sünden der Abgewichenen. — Seitdem aber meine Stadt verödet worden ist, meine Wonne gestört und mein Lied verstummt ist, und die Opfergaben, die mich beliebt bei meinem Schöpfer machten, aufgehört haben, wo soll ich nun den heilenden Balsam finden? Mit gedemütigten Seelen ersuchen wir Dich darum, o König! und bekennen flehend unsere unvorsätzlichen und vorsätzlichen Sünden. Wie Du dem Demütigen (Mosche) wohlwollend Verzeihung der Sünden versprochen und ihm diesen Tag als den der Begnadigung bezeichnet hast, so mögen auch wir, wie er, mit Deiner Huld begünstigt werden, mit der Gnade, die Du ihm verheißen und dem Bunde, den Du mit ihm geschlossen hast: gedenke uns heute und nimm unser Anrufen Deiner dreizehn Gnadennamen wohlgefällig an, wie Du es an jenem Tage getan, da Du Dich in einer Wolke herabließest!
Komme nicht ins Gericht mit uns, denn kein Lebender ist gerecht vor Dir. Um Deines Namens, willen, Herr, verzeihe unsere Missetat! Denn groß ist sie, denn viel sind unsere Ausschweifungen: Dir haben wir gesündigt. Dir allein haben wir gesündigt, und was böse in Deinen Augen ist, haben wir getan. Wir sündigten nebst unseren Vätern, wir fehlten und frevelten. Ja unsere Vergehungen sind zu viel, um gezählt werden zu können, unsere Sünden übersteigen jede Zahl. Unsere Vergehungen sind uns über den Kopf gewachsen und unsere Schuld steigt bis zum Himmel.
Wahrlich, wir haben uns versündigt und verschuldet, und wissen nicht, womit wir unsere schweren Schulden sühnen sollen; unsere Würde ist verschwunden, unsere Herrlichkeit uns hinweggenommen, und wir haben keine Versöhnungsopfer mehr. Als die heilige Wohnung noch auf ihrem Grunde stand, brachte der Sünder ein Opfer und seine Schuld wurde verziehen; war er nicht vermögend, viel zu opfern, so half ihm auch das Wenige, denn Gott hält nichts ab, zu helfen mit Viel oder Wenigem. Du bestimmtest acht Kleidungsstücke für den sühnenden Hohenpriester, um durch dieselben die Sünden Deine« Volkes zu versöhnen. — Sein heiliges Oberhemd, ein aus Leinen und Wolle verfertigtes Gewebe, nahm die Sünde der Saatvermischungen hinweg. Die schönen leinenen Hosen, von den Lenden bis an die Schenkel reichend, dienten als Sühne der Blutschande. Der Kopfbund, der ihm auf dem Haupte saß, versöhnte den Übermut und Stolz. Der künstlich inwendig hohl gearbeitete Gürtel, diente als Reinigung dem Diebe, der geheim sein Werk treibt. Das Rechtsschild, welches der Priester auf dem Herzen trug, sühnte die Rechtsverdrehung. Der Knoten des Schulterkleides aus roten Schnüren und gezwirntem Byssus war eine Versöhnung der Sünde des Götzendienstes. Die Glöckchen aus Gold und die Äpfelchen aus hochroter Wolle an dem Saum des Oberkleides hoben den Frevel der Verleumdung auf, durch sie wurde er versenkt und getilgt. An seiner Stirne glänzte das goldene Schaublatt, worin der heilige Gottesname eingegraben war, als Verzeihungsmittel für den, der den göttlichen Namen entweihet hatte. — Wir verdarben unseren Weg, darum haben wir alles dieses verloren, wir vergingen und sind nun von all diesem entblößt. Allgewaltiger! Der Du Dich von Ewigkeit her Unterstützer der Erniedrigten nennest, schaue doch auf unsere Gesunkenheit, wende Dich nicht ab von unserer Bedrängnis, rette unsere zu Staub gebeugte Seele, richte uns auf, o Gott, erhebe uns aus dem Staube! Möge Deine allerbarmungsvolle Weise heute unser Beistand sein, uns verteidigen und uns Vergebung verkündigen; nimm das Wort unserer Lippen wohlgefällig auf, und lass uns doch nicht leer von Dir zurückkehren!
Komme nicht ins Gericht mit UNS, denn kein Lebender ist gerecht vor Dir. Dem Herrn, unserm Gotte, ist die Barmherzigkeit und die Verzeihung, obgleich wir ihm ungehorsam waren. Die Missetaten übermannen uns — Du sühnest unsere Frevel. Wie hoch der Himmel ist über der Erde, so mächtig lasse Deine Gnade über uns walten! so ferne der Osten ist vorn Westen, entferne von uns unsere Frevel! wie ein Vater sich erbarmet über Kinder, so erbarme Dich, Ewiger, über uns! Denn dem armen Volke stehst Du bei, Du blickest auf die Stolzen und erniedrigst sie. Denn Du bist unsere Leuchte, Gott; Gott erhellet die Finsteren,«.
Mit dem großen König mich auszusöhnen will ich mich bestreben, will mit den Lippen die Opfer ersetzen, die einst auf den Altar gebracht wurden.—Damals, als Gott noch unter uns residierte, war an jedem Versöhnungstage schon mit dem Hahnenruf der Tempelvorhof voll von Israeliten. Der Hohepriester, der an diesem Tage den ganzen Opferdienst selbst zu verrichten hatte, nahm in aller Frühe ein gewöhnliches Bad, dann legte er die Dienstkleider an und wusch sich die Hände und Füße. Sobald der Morgen erstrahlte, verkündete es ihm ein Wächter, worauf er freudig eilte, das tägliche Morgenopfer zu schlachten; er empfing das Blut, putzte die Lichter, sprengte das Blut und ließ die Opferstücke in Rauch ausgehen. Nun wusch er sich, zog die golddurchwirkte Kleidung aus, badete sich an heiliger Stätte, wusch abermals Hände und Füße und legte die pelusischen Kleider an. Dann ging er zu dem für seine Familie bestimmten Stier, bekannte dort seine und seines Hauses Sünden und versöhnte sie, bat zu Gott und flehte. Hierauf eilte er zu den zwei für das Volk bestimmten Ziegenböcken hin, um über sie das Loos zu ziehen. Traf das Loos »Für den Herrn!« den Ziegenbock, der ihm zur Rechten stand, so rief der beigeordnete Priester ihm zu: »Erhebe Deine Rechte!« Er rief alsdann: »Das Sündopfer dem Ewigen!« indem er dabei den Namen Gottes buchstäblich aussprach, und kehrte wieder zu seinem Stier zurück, um die heilige Nachkommenschaft Aharons zu versöhnen. Er schlachtete diesen Stier, empfing mit eigener Hand das Blut und reichte es einem Priester hin, der es umrührte, damit es nicht gestehe. Dann eilte er mit einer leichten Kohlenpfanne aus rötlichem Gold zum Altar hinaus, scharrte von dessen Herd glühende Kohlen in die Pfanne und ging damit hinunter. Jetzt wurde ihm ein leichter Löffel mit einem langen Stiele nebst einer Pfanne mit feinst gestoßenem Räucherwerk gereicht! er griff hinein und fasste vorschriftsmäßig beide Hände voll Räuchergewürz und tat es in den Löffel, hielt diesen in der linken und die Pfanne in der rechten Hand und ging so innerhalb des Vorhanges ins Allerheiligste, bis er an die heilige Lade kam; dort setzte er die Pfanne zwischen die beiden Stangen der Lade nieder, schüttete das Räucherwerk darauf, und zwar immer abwärts von seiner Hand, und verrichtete, während er wieder aus dem Allerheiligsten sich entfernte, ein kurzes Gebet. Hierauf begab er sich zu dem Priester hin, der das Blut des Stieres flüssig hielt, nahm es ihm aus der Hand, kehrte wieder ins Allerheiligste zurück und sprengte mit dem Blut achtmal gegen den Deckel der heiligen Lade. Nun ging er zu dem Ziegenbocke, schlachtete ihn, fing das Blut in einem Becken auf und verrichtete die Entsündigung und Versöhnung wie vorher (mit dem Blut des Stieres), er sprengte damit gegen den Vorhang, wie er gegen den Deckel gesprengt hatte, ging alsdann zum goldenen Altäre und reinigte ihn rings um seine Ecken. Nach diesem ließ er dar Opferfett verbrennen, belud den lebendigen Bock mit den Sünden des Volkes und befahl einem dazu bestimmten Manne, ganz nach Vorschrift mit dem Bocke zu verfahren. Hierauf las der Hohepriester einen Abschnitt aus der Gesetzrolle inwendig vor und den Abschnitt »Und am Zehnten« (IV. M. 29, 7) sprach er auswendig her, wusch sich dann Hände und Füße, zog die linnene Kleidung aus, badete sich und legte seinen aus acht Stücken bestehenden Ornat an, um das Zugabeopfer darzubringen. Nachher badete und wusch er sich abermals, hüllte sich in die Kleider aus indischem Leinen, eilte in das Allerheiligste, nahm das Räuchergerät heraus, zog die Kleidung aus und ließ sie auf ewig an einer heiligen Stelle ausbewahren. Er badete und wusch sich dann eilend wieder, legte das goldene Diadem an seine Stirne schlachtete das tägliche Abendopfer und ließ dessen Stücke dem Herrn in Rauch aufgehen. Wenn nun der Dienst des Tages beendigt war, so wusch er sich, zog die festlichen Kleider aus und legte seine gewöhnliche Kleidung an. Hiermit schließe ich die mündliche Schilderung des Opferdienstes am Versöhnungstage, o möchte uns dessen Erwähnung wie einst die wirkliche Ausübung angerechnet werden; o möchtest Du unsere Sünden vergeben, und sie weiß wie Schnee und Wolle werden lassen, wie damals, als sie auf dem durch einen bestimmten Mann geführten Bocke in die Wüste getragen wurden. Wir sehen uns nach Versöhnung um und haben keinen Sühnmittel, denn die Opfer haben aufgehört und reinigende Priester sind nicht mehr; o reiche Du uns Versöhnung und reinige uns, ganz wie in Deinem Gesetzbuche: »An diesem Tage wird euch Gott versöhnen!«
Komme nicht ins Gericht mit uns, denn kein Lebender ist gerecht vor Dir. Zu Dir, Herr! flehen wir, jeden Morgen tritt unser Gebet vor Dich. Wir erheben unser Herz samt den Händen zu Gott im Himmel. Zu Dir erheben wir unsere Augen, der Du im Himmel thronest! Du bist unser König von jeher, der Hilfe schaffet inmitten des Landes! Hilf uns, Gott! denn das Wasser dringt ans Leben. Hilf, o Ewiger! denn die Frommen haben geendet, denn die Redlichen unter den Menschen sind dahin. Hilf uns, Gott unseres Heils! Bringe uns zusammen und rette uns aus den Völkern, dass wir Deinem heiligen Namen danken und uns Deines Lobes rühmen!
Dahin sind die Feueropfer, aufgehoben die Opfergaben; womit können wir vortreten, womit uns beugen vor dem Bewohner der Höhen? Kein würdiger Mann ist unter uns, der durch Gebete Dich zu besänftigen, durch sein Flehen uns Gnade auszuwirken im Stande wäre. Wenn vormals unsere Eltern vor Dir fehlten, so söhnten sie sich mittels Schuld- und Sündopfer wieder mit Dir aus: jetzt aber haben Schlacht- und Mehlopfer aufgehört, Deine heilige Wohnung ist zerstört, und unser Flehen vermag nicht Deinen Zorn abzuwenden. Womit sollen wir unseren Sündenschmutz abspülen, womit unsere Frevel waschen, da Du Dich nicht mehr zu Opfernden wie Geopfertem wendest? Entbehren wir solcher Sühnmittel, woher soll da die Hilfe kommen den tagtäglich mit Sünden und Frevel sich Befleckenden? Unsere Verirrungen während des Tages müssen mit uns übernachten, aus Mangel des sühnenden täglichen Abendopfers, und unsere Verirrungen des Nachts können nicht gereinigt werden, da auch die Morgenopfer verschwunden sind. So nehmen unsere Fehler mit jedem Tage zu, statt sich zu vermindern, unsere Missetaten steigen immer höher. Ja, Alles ist dahin, von Allem sind wir entblößt! — Darum fasten wir heute, um unser Blut und Fett zu vermindern und damit das Opferfett und das gesprengte Opferblut zu ersetzen, wir verbeugen uns im zweimaligen Gebet, zum Ersatz der Opferlämmer zu den zwei Tageszeiten; wir krümmen unser Haupt und strecken den Hals vor, zum Ersatz des Schlachtens der Opfer und Auffangen ihres Blutes in die Becken. Allmächtiger! schaue auf die, welche alles dies in der Absicht tun. Dich zu erbitten; wende Dich zu ihrem Flehen und lasse ihnen
Dein volles Verzeihen angedeihen, zeige ihnen Dein Heil und Deine Liebe, weil sie Dein Volk und Dein Erbteil sind.
Komme nicht ins Gericht mit uns, denn kein Lebender ist gerecht vor Dir. Höre, Ewiger, unser Gebet, vernimm unsere« Flehens Stimme. Vernimm die Stimme unserer Klagen, unser König und Herr, denn zu Dir beten wir. Erhöre, Herr, jeden Morgen unser Rufen, jeden Morgen wo wir uns zu Dir schicken und harren! Zu Dir, Herr! flehen wir, jeden Morgen tritt unser Gebet vor Dich. Unser Gebet gelte Dir für Weihrauchduft, die Erhebung unserer Hände wie ein Abendopfer! So wir rufen, erhöre uns, Gott unseres Heils! schaffe uns Raum in der Bedrängnis! Sei uns gnädig und erhöre unser Gebet! Laut rufen wir zum Ewigen, und Er erhöret uns von seinem heiligen Berge. Selah!
Sie sind nicht mehr, die das Unglück abwandten, die beliebt machten und versöhnten, die täglichen Abend- und Morgenopfer haben ausgehört, die glühenden Kohlen auf dem Altäre sind zu unserer Schande erloschen, Blut und Opferstücke versöhnen nicht mehr, der gesalbte, mit vielen Kleidern ausgezeichnete Hohepriester ist nicht mehr, und Niemand weiß durch andächtiges Gebet Dich zu erflehen; die Frevel und Vergehen haben mächtig zugenommen, und unser Gemüt ist niedergeschlagen, unser Licht verloschen. Seitdem unser heiliger Palast zerstört ist, vermehrt sich täglich unsere Schuld, unsere Kraft wäre schon längst ermattet vor der feindseligen Rede, wenn nicht Deine Barmherzigkeit und Dein tröstliches Gesetz uns erhielten. Von unseren Voreltern haben wir die Überlieferung, vor Dich zu treten mit vielem Gebete, lieblichen Reden und einnehmenden Bitten, mit Enthaltsamkeit und den Spenden milder Gaben. So haben wir unsere Gebete aufs Beste geordnet, haben ein Fasten eingesetzt und erscheinen vor Dir, mit unseren Lippen die Opfer ersetzend; o möchtest Du der duldenden Taube (Israel) Rettung verschaffen! Der Du eine geöffnete Pforte für die Reuigen bestimmt, der Du von den Cherubim herab ihnen Deine Hand reichest, wir kehren Jung und Alt zu Dir zurück, auf Deine große Barmherzigkeit vertrauend, nach Deinem Heil und Deiner Milde schmachtend und in unserem Geiste nach Dir sich sehnend. Du kennest unsere Wünsche, unsere Tränen sind vor Dir gezählt; auf Dich ist unser Vertrauen, Deine Lehre ist unsere Lust. O habe Wohlgefallen an unserem Gebet, wie einst an den Mehlopfern, lasse unser Wort Dir angenehm sein, uns von den Flecken zu reinigen, rechtfertige uns, dass wir Deiner uns rühmend getrosten Mutes sind, sühne uns wie mit Äsop, dass wir zunehmen an Kraft! Wir harren Deiner, allgnädiger und allbarmherziger Gott! verbinde unsere Wunden, tröste unsere Trauernden, vernimm unser Flehen um Abwendung des Nebels, Du, bei dem Erbarmen findet der Verwaiste!
Komme nicht ins Gericht mit uns, denn kein Lebender ist gerecht vor Dir. Wir haben gefehlt, gesündigt und gefrevelt, wir waren widerspenstig und sind abgewichen von Deinen Geboten und Rechten. Dir vertrauten unsere Väter, vertrauten, und Du rettetest sie, Dir vertrauen, die Deinen Namen kennen. Denn Du verlassest sie nicht, die Dich suchen Ewiger! Nahe ist der Ewige gebrochenen Herzen, er hilft zerknirschten Gemütern. Nahe ist der Ewige Allen, die ihn anrufen, Allen, die ihn aufrichtig anrufen.
Wahrlich, wir haben gesündigt und gefehlt, wir waren untreu Dir, unser Vater! Durch unsere Unvernunft traf uns Exil und Schmerz; doch verstoßen und vertrieben hoffen wir noch immer auf Deine Hilfe. Entferne, Herr, die Schuld Deiner Diener, und wende Dich im Zorne nicht von der Nachkommenschaft Deiner Frommen! Gedenke, Ewiger, Dein Erbarmen und Deine Huld, lasse Deine Gnade und Treue walten, wie Du Deinen Geliebten zugeschworen! Zerrüttung und Leiden zur Austilgung der Frevel, die achtundneunzig Strafgerichte‘), die Du in Deiner Lehre zum Schrecken der Sünder verzeichnen ließest, o lege sie nicht auf, dem Volk das von Deiner Hilfe abhängt! Reinige von den vielen Sünden Deine Kinder, die demütig und reuig vor Dir flehen, wasche ihre Fehler und Flecken weiß mit Deinen Reinigungssalben, unterdrücke ihre Schuld und wirf sie in die rauschenden Fluten, Verkündige Befreiung Deinen Gefangenen, löse ihre Banden; schaffe unsere Beschmutzungen wie mit Seife hinweg, zerreiße unseren Schuldschein und erlasse uns unsere Schulden, gedenke Deines Erbarmens, selbst wenn Du Dein Antlitz verbirgst! Gedenke des Schwures und des Bundes mit den Früheren, begnadige uns, wegen des Verdienstes jener drei Stammväter, und stelle die zierliche Mauer und den Grund des Tempels liebevoll wie ehemals wieder her! Nimm Dich unserer Rechtssache gegen die unterdrückenden Frevler an, die uns festhalten und uns keinerlei Freiheit gestatten. O Gott, bringe Du die Gedrückten und verbannten Kinder Judas und Israels zurück, wie frische Quellen in dürres Land! Schaue vom Himmel, stehe von dem Wohnsitz Deiner Höhe herab, und lasse Deine unendliche Barmherzigkeit über uns wallen, sprich zu den Leiden Deiner holden Erwählten: »Genug!« und tue wieder Gutes in Deinem Wohlgefallen Deiner Stadt und Deinem Volke. Versenke unsere Sünden in die Fluten des Meeres; errichte wieder Deinen heiligen Wohnsitz auf jener Bergeshöhe Zion), dass Deine Erworbenen wieder freudigen Herzens dorthin wallen und Du wieder Wohlgefallen hast an den Opfern der Gerechtigkeit, an den Ganz- und Brandopfern.
Komme nicht ins Gericht mit uns, denn kein Lebender ist gerecht vor Dir. Verwirf uns nicht zur Zeit des Alters, wenn unsere Kraft dahinschwindet, verlasse uns nicht! Die Gnade Gottes walte von Ewigkeit zu Ewigkeit üb.er feine Verehrer, und seine Gerechtigkeit über Kindeskinder! Um Deine« Namen« willen, Ewiger! erhalte uns am Leben, in Deiner Gerechtigkeit befreie au« der Angst unsere Seele! Gott Zebaoth! kehre doch wieder, schaue vom Himmel und sieh‘ und nimm diese« Weinstockes Dich wieder an! Lasst uns fallen in die Hand des Ewigen, denn groß ist sein Erbarmen. Der Mensch, vom Weibe geboren, ist kurz an Tagen, satt an Unruhe. Der Mensch ist einem Hauch gleich, seine Tage wie ein Schatten der vorübereilt. Er wird zu den Gräbern gebracht und eilet hin zum Erdhaufen.
Der Vorbeter:
Ich bitte für das Haus Israel, ersuche Gott und lege ihm meine Worte vor. Aus dem Innersten meines Herzens seufze ich auf; wie soll mein Herz ich wenden zu meinem Gotte, meines Heiles Fels? — Einst zeigte Gott, der Herr, meine Macht, seine mächtigen Wunder, Er bestimmte seinen Wohnsitz bei mir, und ich fand Erholung nach meiner Mühe. — Seine Verheißung vollführte mein Gott, der ein verzehrendes Feuer ist, und ich brachte ihm meine Ganzopfer, Er wandte sich zu meinen Speiseopfern und nahm meine Blutsprengungen an dem heutigen auserwählten Tage wohlgefällig auf. Mit dem täglichen Morgenopfer begann der Hohepriester an diesem Tage den Dienst, darauf verrichtete er die übrigen erhabenen Verrichtungen, wie sie auf einander folgten, nebst den Sündenbekenntnissen, deren Anfang »Ach, Ewiger!« lautete.
An diesem Tag wurde auf die Gottergebenen mit dem Blute des Stieres und der Ziegenböcke gesühnt in jener volkreichen Stadt. Das Einscharren der Kohlen war eine Fürsprache für die Erkorenen, mit den zwei Widdern erschien ich vor dem Vater. Mit vorschriftsmäßigem mehrmaligem Baden und Waschen bereitete ich mich vor zum Dienste vor dem Thron in den Himmelssphären ; vernahm ich die lieblichen Lieder und Gesänge, so erhob ich meine Hände zum Gebete, und wenn das Räucherwerk vor der heiligen Lade duftete, so fühlte ich mich in voller Herrlichkeit hoch erhoben.
— So war es vormals. Jetzt aber lebe ich in Kummer, Spott und Schmach, meiner üblen Handlungen wegen. Meine Augen schweiften nur nach dem Bösen umher, meine Ohren waren verstopft; gerecht ist er, der Ewige, denn widerspenstig war ich ihm. Ich liebte die Verkehrtheiten, hasste das Recht, verdarb meine Sitten und übte Schlechtigkeiten. O verzeihe die Missetaten, Gott der Höhe! o schaue die demütigen Seelen, o siehe, wie ich gealtert bin! Zeige uns Wunder, Gott Zebaoth! antworte uns mit Deinen Allmachts taten, schweige nicht zu unseren Tränen!
Tue Deine erhabene Hand dem verstoßenen Volke auf, erhöre unser Gebet mit Lippen ohne Falsch; schaue auf unsere Schmach, und nicht auf unsere Schuld, führe Gott die Streitsache der Armen und lasse uns nicht ferner Unheil sehen! Dich, mein Erzeuger, rufe ich an, Dir bringe ich schmachtenden Gemütes meine Worte vor: Dein, o Herr! gedenke ich. Siehe, Erlöser, meine Erniedrigung, höre doch mein lautes Weinen und forsche nach meinem Leid, nicht nach meinen Sünden! Erhöre meine Worte und befördere mein Wohl! was nützt Dir mein Blut, mein Hinabfahren in die Gruft? Deinen Ruhm lasse mich verkünden! Versöhne meine Sünden, verwirf meine Worte nicht, und richte meine Gemeinde wieder auf! Dein Sohn ist verkauft, erlöse ihn und segne seine Habe! wann wirst Du zu ihm sagen: »Ich weiß es, mein Sohn, ich weiß es; ich sehe dich schwere Leiden tragen, ich höre dich klagen; ich erlöse und errette dich!« So schaue doch, Erlöser, auf die in Banden Geschlagenen und suche die Verfinsterten, wie verlorene Schafe Verirrten wieder auf! — Die Krone der Herrlichkeit ist gefallen und zerschlagen, ist mir entrissen, und der Einzige verließ mich. Er zerbrach meine Riegel in seinem Zorne über mich, mein Freund entwich, verbarg sich mir, und einsam blieb ich zurück. Meine Tore versanken, meine Türen wurden zertrümmert, Alles wurde flüchtig und mich deckte Scham und Schande. Meine Verteidiger verstummten, meine Lästerer erhoben sich und raubten mir Ruhe und Glück — Gott! Herr! Du, meine Macht! vernimm und höre meine Stimme, erhöre und sprich: »Nimm meinen Segen!« Schaue meine Erniedrigung und erbarme Dich meiner Gemeinde und meiner Seele, die ich ganz Dir weihe! Erwirb Dir zum zweiten Mal Deine Kinder! siehe, öffne Deine Augen und entziehe nicht Dein Ohr, wenn ich um meine Rettung zu Dir flehe!
Komme nicht ins Gericht mit uns, denn kein Lebender ist gerecht vor Dir. Was ist der Mensch, dass Du sein gedenkest, was der Erdensohn, dass Du Acht auf ihn hast?
Du bist unser König von jeher, der da Hilfe schafft inmitten des Landes!
Du bist unser König, Gott! ordne Hilfe au für Jakob! Sei uns gnädig, Herr! denn zu Dir rufen wir alle Tage. Wer da lebet, dankt Dir, wie wir heute; der Vater tut den Söhnen Deine Treue kund.
Was nützte Dir unser Blut, so wir sinken in die Gruft? kann Staub Dir danken. Deine Treue verkünden? dass Du suchest nach unserer Schuld und forschest nach unserer Sünde? dass Du uns musterst mit jedem Morgen, uns prüfst mit jedem Augenblick?!
Herr! der Du jeden Morgen die Menschen musterst, beurteile sie nicht nach strengem Recht; denn wolltest Du mit Körper und Seele nach der Strenge verfahren, so müssten sie stürzen, ohne sich wieder zu erheben. Kann der Mensch rein im Gericht erscheinen, da keine Taten zu seiner Rechtfertigung sprechen? Im Schmutz gezeugt und gekeimt, sitzt von seiner Geburt an schon der Auflaurer versteckt in seinem Innern und legt ihm heimlich die Schlinge und lockt ihn täglich an, um ihn ins Verderben zu stürzen; der Körper aber hat nicht die Kraft, solcher Verlockung immer zu widerstehen. Auch hat der Mensch sobald er zu Verstand gekommen, sein ganzes Leben daran zu setzen, um sich sein Brot zu verschaffen und ist so alle Tage mit Mühe, Verdruss und Schmerzen belastet; er hat keine Ruhe, bis er zum Staub zurückkehrt. — O wende Dich, Herr, zu dem betrübten Gemüt, schaue auf das gebrochene Herz! Der Du den Fernen nahe bist und die Buße der Frevler willst, Allmächtiger! lasse Dich finden von Denen, die Dich suchen; sprich zu Deinen Bittenden: »Hier bin ich!« Die Deinen Namen anrufen, beglücke mit dem Worte: »Ich habe verziehen!« das Volk, das Deine Einheit preist, rechtfertige es bei Gericht. Lasse den verhassten Verführer verstummen, dass er uns nicht ferner beunruhige, verscheuche den Ankläger und Verhinderer; setze uns einen Fürsprecher und versichere die Abtrünnigen Deiner Versöhnung. Dir stellen wir unser Anliegen anheim, versorge Du uns! lasse Dich von uns erbitten und gewähre erbarmungsvoll unsere Wünsche. Auf Dich setzen wir unser Vertrauen, komme uns mit Deinem Erbarmen bald zuvor; Allgewaltiger! wir vergessen Deinen Namen nicht, o vergiss auch Du uns ewiglich nicht!
Komme nicht ins Gericht mit uns, denn kein Lebender ist gerecht vor Dir. Erhöre uns, o Gott, denn wohltuend ist Deine Huld; nach Deiner großen Barmherzigkeit wende Dich zu uns! Denn Du, Ewiger, bist eine Beste für den Bedrängten, eine Veste in den Zeiten der Noth. Las den Gedrückten nicht beschämt zurück von Dir kehren, auf dass Arme und Dürftige Deinen Namen preisen. Wir sind elend und schmerzgebeugt; Deine Hilfe, Gott, erhebe uns.
Nur in Dir findet der Arme eine Schutzwehr, eine Zuflucht in seiner Bedrängnis! Du verbirgst die Sünde, schaffest weg den Frevel, richtest nach Unschuld, suchest die Tugend; Alles liegt Dir klar und deutlich vor und doch willst Du das Unrecht nicht bemerken. Wir wissen es, dies ist Deine Weise; darum kommen wir, um in Deinem Schutze uns zu bergen. Allgütiger! unverdient reichest Du uns Deine Rechte, wie man den Armen an der Tür mit Brot erquickt: klopft der Gnadesuchende wie ein Dürftiger bei Dir an, so antwortest Du ihm: »Hier nimm das Gute!« Dies ist Deine gepriesene Eigenschaft; dem Ausgeschüttelten und Leeren gibst Du vollauf, Du unterstützest den Fallenden, verschmähest nicht des Armen Klage, ihn Dir zu nähern ist Deine Lust. — So lösche in Deiner Gnade unsere Schuld aus Deinem Buche, lasse den Schreiber einen Tilgungsschein ausstellen. Unseres leisen Gebetes Stimme möge das harte Verhängnis ändern. Deinen Willen, Schöpfer, lasse unsere Begierde sich anschmiegen, lasse unser Inneres mit dem Händeerheben (dem Gebet) übereinstimmen. Verbanne von uns alles unserer Reinigung Hinderliche, räume aus die bösen und unreinen Triebe und gib uns ein reines Herz, auf dass wir stets in Deinen Gesetzen wandeln!
Komme nicht ins Gericht mit uns, denn kein Lebender ist gerecht vor Dir. Warum, Ewiger! stehst Du so ferne, entziehest Dich zur Zeit der Not? Warum verbirgst Du Dein Angesicht, vergisst unser Elend und Drangsal? Verbirg nicht Dein Angesicht vor Deinen Dienern, denn wir sind bedrängt: eile, erhöre uns! Erhebe Dich, Ewiger, in Deinem Zorne, erhebe Dich ob meiner Dränger Wut; wache über mich, Recht hast Du ja geordnet! Erhebe Dich zu unserem Beistand und erlöse uns, um Deiner Gnade willen!
Als der Altar noch auf seinem festen Grunde stand, übernachtete Niemand in Schalem‘) mit einer Sünde belastet; denn was er des Nachts gesündigt hatte, machte das tägliche Morgenopfer wieder gut, und was er bei Tag Unrechtes getan, beseitigte das Abendopfer. Die Bewohner der Ortschaften wurden durch ihre eigenen Opfer versöhnt. Die Darbringung des Ganzopfer geschah auf Vernachlässigung eines Gebotes. Um frevelhafte Verschuldungen zu entfernen, fand eine vier fache Sühne statt. Das Sündopfer sühnte solche Vergehen, auf welche die Strafe der Ausrottung steht; das auf- und absteigende Opfer versöhnte solche, die in Unreinheit das Heiligtum betreten oder mit Schwören sich versündigt hatten. Hatte man bei Betteten des Heiligtums nicht an die Unreinheit gedacht, also jenes Opfer noch nicht gebracht, so bewirkte der Bock, dessen Blut innerhalb des Allerheiligsten gesprengt wurde, nebst dem Versöhnungstag einen Aufschub der Strafe. Auf mutwillige Verunreinigung versöhnten ebenfalls jener Bock und der Versöhnungstag. Der außerhalb (im Tempelvorhof) zu opfernde Bock sühnte auf Jene, die anfangs gar nicht wussten, dass sie unrein seien und erst später darauf aufmerksam wurden. Wem endlich seine Sünde der Verunreinigung ganz unbekannt geblieben war, auf den versöhnten die an den Neumonds- und Festtagen als Sündopfer dargebrachten Ziegenböcke und verschafften ihm Vergebung auf immer. Befleckung mit anderen Sünden, sowohl bewussten als unbewussten, reinigte der fortgeschickte Bock, er trug sie zu dem Felsen der Wüste. Der Versöhnungstag half mit versöhnen, wenn man nur seine Sünden erkannte, umkehrte und von ihnen abließ. Die Räuchergewürze und der priesterliche Obermantel, sie sühnten die Sünde der Verleumdung, das Priesterhemd stumpfte die scharfen Pfeile der üblen Nachrede, das des Priesters Stirn zierende goldene Schaublatt hob die Strafe der Frechheit auf, das Gürtelband des Schulterkleides machte die Sünde des Götzendienstes weiß, der Kopfbund band den Hochmuth ein, die Beinkleider deckten die Schuld der Unzucht zu, das auf dem Herzen liegende Rechtsschild vergab die Sünde der Rechtsverdrehung und augenblendenden Bestechung, die geflochtene Arbeit des Gürtels sühnte auf die Betrüger und war eine Fürsprache, um die Sünden der Kinder gegen Eltern zu verzeihen. Diese allesamt nebst der Buße und dem Versöhnungstage waren zur Sühne bestimmt. — Seitdem aber das Loos des bösen Verhängnisses die Stadt ereilte, haben alle diese aufgehört und müssen wir deren Sühne entbehren. Schaue, Herr! von all dem Erwähnten blieb uns nichts übrig; nur auf die Buße und den Versöhnungstag hoffen wir noch. Bußfertig nähern wir uns Dir darum an diesem Tage; o, bringe uns Dir näher und verschmähe unsere Bitte nicht! Siehe, der sprengende Priester ist nicht mehr; verzeihe Du, Allbarmherziger, heute unsere Sünden, wende Dich zu unserer reuigen Rückkehr zu Dir, achte den Vortrag unserer Lippen den Opferstieren gleich! Sammele unsere Zerstreuten wieder, setze uns wieder in unsere Wohnung ein; bringe uns zurück zu Dir, o Ewiger, lasse uns zurückkehren!
Komme nicht ins Gericht mit uns, denn kein Lebender ist gerecht vor Dir. Sehr haben sie mich gedrängt von meiner Jugend an, spricht Israel, sehr haben sie mich gedrängt von meiner Jugend an; doch vermochten sie nichts über mich. Auf meinem Rücken pflügten die Pflüger und zogen lang ihre Furchen, Gott aber, der Gerechte, zerschnitt der Frevler Seil. Es werden beschämt und weichen zurück alle Feinde Zions. Wäre Gott nicht mit uns gewesen, als sich Menschen gegen uns erhoben, dann hätten sie lebendig uns verschlungen, da ihr Zorn gegen uns entbrannte, dann hätten die Wasser uns überflutet, Ströme wären über unser Leben gegangen, dann wären die wilden Wasser über unser Leben gegangen. Gelobt sei der Ewige, der uns ihren Zähnen nicht zum Raube gegeben!
Ewiger, mein Gott! Sehr oft ward ich bedrängt von meiner Jugend an; ich suchte Dich, Du stärktest mein Herz und warst mir zum Beistand. Jetzt sind meine Zerstörer übermächtig; so dass, wenn sie gegen mich reden, schon alle meine Glieder zittern. Zur Schande ward ich unter ihnen, zum Sprichwort und zum Spott, sie werfen mich mit Steinen, ziehen auf mir lange Furchen; mit messerscharfer Zunge höhnen Freche mich und brüten unbarmherzig böse Gedanken wider mich. — O dass Deine Güte und barmherzige Weise über uns walte, dass Deine Hilfe, Gott, uns erhebe! Unsere Seele schmachtet nach Deiner Hilfe, sprechend: wann wirst Du uns trösten? Deines heiligen Namens willen tue es, nicht unsertwegen, Gott! nicht unsertwegen, lasse Deine Güte und Gnade groß sein über die Schafe Deiner Weide! Wir haben gefehlt gegen Dich! o verzeihe, zeige Dich groß in Deiner Vergebung! Unterstütze Du uns, dann ist uns geholfen, lenke Du unser Herz zu Deinen Pfaden! Erhöre uns, Ewiger, erhöre uns; denn schön ist Deine Gnade, Deine Treue! Befreie, rette Dein trautes Volk aus der Hand seiner Gegner, Du, unser gerechter und großmächtiger Fels! Du, ehrfurchtbarer Gott und Beistand! Heilige Deinen heiligen Namen, Höchster! sei als Rechtfertiger Deinem Volke nahe, lasse über sie und ihre Kinder Dein Erbarmen rege sein. Wir ersuchen Dich mit unserer Bitte, vernimm sie, unser Gott, unser König und Heiligster! und schenke vollkommenen Frieden Deinen Auserkorenen, setze uns zu Ehren und hebe unser Haupt empor! Unsere Lippen werden von Deinem Ruhme überströmen, wenn Du uns von unseren Plünderern errettest; Deine Lehre und Deine Zeugnisse werden unser Labsal, die Erquickung unserer Seelen sein. Das Wort meiner Lippen, die Stimme meines Bittens höre und vernimm, meine Reden seien Dir angenehm und wohlgefällig wie Weihrauchduft! Mögen Deine Geliebten frohlocken und in Jubel nach Zion ziehen, um Deinen heiligen Tempelpallast nach seinem Recht wieder herzustellen.
Du bleibst meine Hoffnung und Zuversicht, Du Hocherhabener, Großer und Furchtbarer! Deine Barmherzigkeit und Gnade erbitte ich, warte immer auf Deine Hilfe. Richte Du mein Recht, rächend das grausam vergossene Blut Deiner Diener, stürze Deine Widersacher und schütte über sic aus grimmige, wütende Strafe! — Du, Heiliger Israels, ihr Erlöser, König und Stolz! sind auch vom geraden Wege sie abgewichen und ist ihr Herz gefolgt den Augen, so erwäge ihren schmerzlichen Zustand und das drückende Joch ihrer Dienstbarkeit, und sei ihr Schild; schaue auf den Bund und sei erbarmungsvoll über den Überrest ihrer Menge! Eile, mir beizustehen, ergreife die Waffe gegen meine Dränger und Feinde, dass sie sich freuen und jauchzen die Dir vertrauen, wenn meine Wunde Du verbindest. Die mein Unglück wollen, lasse beschämt und in Schanden zurückweichen; die Dir glauben, stärke und kräftige Du, mein Erlöser und Fels meines Heils! Allmächtiger! Gott meiner Väter!
Komme nicht ins Gericht mit uns, denn kein Lebender ist gerecht vor Dir. Dir vertrauten unsere Väter, vertrauten, und Du errettetest sie. Zu Dir schrien sie und wurden gerettet, vertrauten Dir und wurden nicht zu Schanden. Er vertrauten Dir, Die Deinen Namen erkennen, denn Du verlässt nicht, o Ewiger, die nach Dir forschen. Du, Ewiger, sei nicht fern; meine Stärke, eile zur Hilfe mir! Entferne Dich nicht von uns! denn die Noch ist nahe und Niemand hilft. Ach, höre, Gott, und fei uns gnädig! Gott fei unser Beistand! Wie ein Vater sich erbarmet über Kinder, so erbarme Dich, Ewiger, über uns!
Gedenke, Herr, Deiner überschwänglichen Liebe, Deines gnädigen Wohlwollens, Deines Bundes den Du in unserer Jugendzeit mit uns geschlossen, als unser Stammvater (Abraham), sich ganz in Liebe Dir weihend, die rechte Bahn Deines umzäunten Gesetzes betrat und verfolgte. Von Morgen her ward er erweckt, von Osten hergebracht und Heil begegnete und folgte jedem seiner Schritte. Er warnte die Verirrten vor den abscheulichen Wegen und bewahrte sie vor den Höllenflammen. Er verschmähte es, in prächtigen Häusern zu wohnen, sondern zog mit seinen Zelten in den Ebenen umher. Ohne Hoffnung auf Kinder verbrachte er die meisten seiner Jahre und betrachtete seinen ältesten Hausdiener als Sohn. Als endlich die Verheißung kam und Gott ihn bedachte, da reifte ihm ein edler Sprössling, eine Stütze für sein Greisen- alter; sein festes Vertrauen zu Dir wurde nicht getäuscht, sein starker Glaube an Dich bewährte sich ihm. — Dann kam die Zeit seiner Prüfung heran, in dem Du ihm befahlst, seinen teuren Liebling Dir darzubringen: »Nimm doch deinen einzigen Sohn und bringe ihn als freiwilliges Opfer; ich habe Wohlgefallen und Lust an ihm, er diene mir zum Wohlgeruch!« Und er tat seinen Mund nicht auf, um zu murren oder sich zu weigern, er machte nicht den geringsten Einwand, sondern spaltete das Holz und ordnete den Altar und band mit williger Freude sein Kind; Hände und Füße knüpfte er zusammen, damit nicht durch ein etwaiges Zucken das Ganzopfer untauglich werde, und streckte frohen Mutes die Hand mit dem Messer aus, um ihn zu schlachten. Aber da erscholl ihm die Stimme: »Schlachte nicht den Knaben! Bei mir schwöre ich, weil sich deine Seele nicht wegen deines Einzigen betrübte, so will ich deine Nachkommen wie die Pflanzenmenge vermehren! Er lebe! doch die Asche (des statt seiner geopferten Widder) liege aufgehäuft vor mir! Er ist vor mir so betrachtet, als wäre er geopfert im Feuerbrande!« — O lasse uns seines Verdienstes teilhaftig werden, indem Du den lieblichen Duft aufnimmst; beschwichtige den Zorn und verscheuche den Grimm von der verwilderten Locher (Israel). Wie jene Beiden ihr Gefühl aufhielten und das liebende Herz bezwangen, so möge Deine Barmherzigkeit Deinen Zorn von der Verirrten (Israel) zurückhalten: mit großem Erbarmen kehre Dich wieder zu ihr, sprechend: Kehre zurück, Verirrte!
Allen ist der Ewige wohltätig, erbarmt sich seiner Werke aller. Gütig ist Gott den auf ihn Hoffenden, der Seele, die ihn sucht. Gut ist’s, zu hoffen und zu warten auf die Hilfe des Ewigen. Er liebet Gerechtigkeit und Recht, die Erde ist voll des Ewigen Gnade. Groß ist der Ewige Zebaoth im Gericht, der heilige Gott geheiligt in Gerechtigkeit. Gerechtigkeit und Recht sind Deines Thrones Stütze, Gnad‘ und Wahrheit weilen vor Deinem Antlitz. Vor Deinem Gerichte stehen sie heute, denn Alle sind Deine Diener. Von Dir gehe unser Urteil aus, denn untrüglich schauen Deine Augen. Ewiglich herrscht der Ewige, fest steht zum Gericht sein Thron, und er richtet die Welt nach Gerechtigkeit, entscheidet über Nationen nach Billigkeit. Ja, Gott ist unser Richter, Gott unser Gesetzgeber, Gott unser König, Er wird uns helfen. Fest steht Dein Thron von jeher, von Ewigkeit her bist Du! Du liebest Gerechtigkeit und Recht, die Erde ist voll des Ewigen Gnade. Du erhebst Dich zum Gericht, Gott, zu helfen allen Duldern auf Erden, Selah. Ermuntere Dich und erwache für unser Recht, unser Gott und Herr! für unseren Streit, und lasse gleich dem Lichte unsere Unschuld leuchten und unser Recht wie Mittagshelle! Denn Du führest mein Recht und mein Gericht, setzt Dich auf den Thron, gerechter Richter!
beim Ewigen ist die Hilfe; Deinen Segen über Dein Volk! Selah! Der Ewige Zebaoth sei mit uns unsere Zuflucht der Gott Jakobs! Selah! Ewiger Zebaoth, Heil dem Manne, der Dir vertraut! Ewiger, hilf! o König, antworte uns am Tage unseres Flehens! Denn nicht um unserer Tugenden willen legen wir unsere Bitten Dir vor, sondern im Vertrauen auf Deine große Barmherzigkeit. Herr, erhöre! Herr, verzeihe! Herr, vernimm und willfahre, säume nicht! um Deinetwillen, mein Gott! denn nach Deinem Namen wird Deine Stadt und Dein Volk genannt.
Herr, erhöre! Herr, verzeihe! Herr, vernimm und willfahre, säume nicht! um Deinetwillen, Gott! denn nach Deinem Namen wird Deine Stadt und Dein Volk genannt! — Haben wir die Lehren übertreten und die Gesetze überschritten, o so schaue auf den Bund mit den drei Stammvätern, und wirf die Fehler des an Dir fest anhangenden Stammes in die Tiefen der Erde! Wir erscheinen vor Dir, Reiche wie Arme, bereit, mit unseren Lippen die Opfertiere zu ersetzen; sollte ob unserer Taten Bosheit der Zorn ausbrechen wollen, so komme uns mit Deiner Gnade zuvor, Gott aller Götterwesen! dass der Überrest Deines Volkes nicht untergehe, lasse Deine Liebe und Barmherzigkeit rege über uns sein; wir vergehen sonst vor Deinem Zorne. O wende Dich darum von Deinen Himmeln und sei uns gnädig! Trübsinnig gehen wir umher wegen unserer Sündenmenge, sind in die Hände Solcher gegeben, die lang die Furchen über uns ziehen; Bogen- und Lanzenträger umringen uns wie Bienenschwärme und wir werden auf allen Seiten Deinetwegen getötet. O bedenke heute den Weinstock, den Deine Rechte gepflanzt, vernimm und höre das andächtige Gebet Deines Volkes und schleudere seine schweren Frevel in den Abgrund, auf dass es immerdar von Deiner Erhabenheit erzähle. Nach Deiner Gerechtigkeit richte uns, König des Rechtes! Wenn Du auf dem Thron des Gerichts und Rechtes sitzest, so gedenke doch des Stammvaters, der vor Dir um Schonung und schütze dessen Sprösslinge heute beim Gerichte, um Deinetwillen, Gott! denn nach Deinem Namen wird Deine Stadt und Dein Volk genannt!
Allmächtiger! König! der Du auf dem Thron der Barmherzigkeit sitzest und Gnade übest, der Du die Missetaten Deines Volkes vergibst und nach und nach hinweg- nimmst, der Du Sündern viel Vergebung und Frevlern Verzeihung gewährest und allem Fleisch und Geist Wohltat erzeigst — o vergilt ihnen nicht nach ihrer Bosheit! Allmächtiger! der Du uns gelehrt hast, Dich nach Deinen dreizehn Gnadentiteln anzuflehen, gedenk uns heute den Bund dieser dreizehn, wie Du es einst dem Demütigen (Mosche) kund getan; denn so steht geschrieben (II. M. 34, 5): »Der Ewige ließ sich in der Wolke herab, stellte sich zu ihm hin und rief den Namen: Ewiger!«
Es zog nämlich der Ewige ihm vorüber und rief:
»Der Ewige, der Ewige, allmächtig, allbarmherzig und allgnädig, langmütig und groß an Gnade und Wahrheit, der die Gnade dem tausendsten Geschlechte aufbewahrt, der da vergibt Missetat, Frevel und Sünde und der rein macht!« — Vergib unsere Missetat und unsere Sünde und lasse uns Dein Eigentum bleiben! Verzeihe uns, unser Vater, denn wir haben gesündigt; vergib uns, unser König, denn wir haben gefrevelt! denn Du, Herr! bist gütig und verzeihend und groß an Gnade Allen, die Dich anrufen.
Du, Allheiliger, thronst unter Lobgesängen Israels! Du bist, und Deine Jahre enden nie! Du erhebst Dich, erbarmst Dich Zions, wenn gekommen ist die Zeit, dass Du ihr gnädig bist. Ein göttliches Opfer ist ein zerknirschtes Gemüt; ein zerknirschtes und demütiges Herz, o Gott, verschmähest Du nicht! Tue Zion wohl in Deiner Huld, erbaue die Mauern Jerusalems! dann werden Opfer der Gerechtigkeit, Brand- und Ganzopfer Dir gefallen, dann wird man Stiere darbringen auf Deinem Altar.
Aber jetzt, o Ewiger — doch Du bist unser Vater! wir sind der Thon und Du unser Bildner, Deiner Hände Werk sind wir Alle. Du, o Ewiger, wirst Deine Barmherzigkeit uns nicht entziehen; Deine Liebe und Treue werden uns stets bewahren.
Gedenke Deiner Barmherzigkeit, o Ewiger, und Deiner Gnade; denn sie sind von Ewigkeit her. Gedenke, Herr, auch unser, wenn Du Dein Volk begnadigst, suche uns heim mit Deiner Hilfe! Gedenke Deiner Gemeinde, die Du vormals Dir erworben, Deines Erbstammes, den Du befreit hast, Zions Berg den Du bewohnt! Gedenke, Herr, Deiner Lust an Jerusalem, vergiss nicht Deine Liebe zu Zion! Gedenk‘ auch, Herr, den Söhnen Edoms den Tag Jerusalems, als sie da schrien: »Verheert! verheert bis auf den Grund!« Gedenke Deiner Diener, Abrahams, Isaaks und Israels, was Du ihnen bei Dir zugeschworen und ihnen zugesagt hast: Ich will euere Nachkommen so viel lassen werden wie die Sterne des Himmels, und dieses ganze Land, wovon ich gesprochen, will ich eueren Nachkommen geben und sie sollen es ewig als Erbgut besitzen. Gedenke Deiner Diener, Abrahams, Isaaks und Jakobs, kehre Dich nicht an die Hartnäckigkeit, den Frevel und die Sünde dieses Volkes! Rechne es uns doch nicht zum Verbrechen, dass wir töricht gewesen und gesündigt haben!
Wir haben gesündigt, unser Schutz! verzeih‘ uns, unser Schöpfer!
Groß ist mein Vergehen, ich häufte Schuld auf Sünden, und meine Laster nahmen zu; der Geißelzucht und der Vertreibung ward ich schuldig und musste meine Wohnung vergessen. Die Werke Gottes, meines Schöpfers, hatte ich verlassen, darum verstieß er mich und übergab mich der Hand meiner Unterdrücker, die mich plündern, mit Füßen treten und wie in der Tenne auf mir dreschen. Mein Zelt ist zerstört und alle Stricke sind zerrissen, weggerissen meine Kinder, entfernt von ihrer Grenze, von ihrem Gotte entfernt. Es stöhnen und seufzen die Geschlagenen und schreien in ihrem Herzleid und Drangsal zu Gott, dem Höchsten auf: Höchster, hilf Deinem dürftigen Volke das einst so hoch gewesen und jetzt so erniedrigt ist, eile, Höchster, den Armen und Leidenden beizustehen, den von Frevel Zerschlagenen, von Sünden Gebeugten, die im Netze gefangen sind!« Ja im Netz wurde die einst edle, zarte Nation gefangen, sie liegt darnieder in tiefer Erniedrigung, laut heulend und bitter jammernd: »Schaue, o Gott, wie verachtet ich bin!« Verachtet ist die Stadt, in der Herrliches geredet wurde, das Feuer verbrannte sie und mein Glanz erlosch, mein Licht entwich, meine Herrlichkeit entfloh, da Unfall auf Unfall traf. Fesseln drücken unsere Lenden, dass sie wanken, unser Herz ist gebrochen von schwerem Elend; o gedenke des Elends und siehe unsere Schande! Räume die Schande weg und lasse die auf Dich Vertrauenden nicht beschämt werden; die Dich erzürnen, sie mögen erröten und fallen, ohne sich wieder zu erheben. Lasse meine Verteidiger sich erheben, meine Ankläger aber die Hand auf den Mund legen und schweigen! — Ehre, Ruhm und Lobgesang sei Dir, Ewiger, geweiht, wenn die Gewalttätigen verschwinden! — O rechne Deinen Auserkorenen kein Unrecht und Vergehen an; hilf ihnen, wenn sie auch arm an Verdienste sind! Verschaffe den Armen und Verkommenen wieder Namen und Ruhm und erleuchte ihre Dunkelheit, Du, dessen Erbarmen nie endet! nimm unsere Schulden weg und gewähre uns Vergebung! Ja lasse uns heute Vergebung vor Dir finden, lasse den dreizehnfachen Gnadenbund, den Du Deinem Getreuen (Mosche) versichert, sich bewähren! Deiner Treuen gedenkend, verzeihe Deiner Kinder Schuld; sie sind ja Deine Kinder, Kinder Deiner Geprüften, lasse sie nicht leer von Dir zurückkehren!
Gedenke uns den Bund der Stammväter, wie Du versprochen hast: »Ich werde meines Bundes mit Jakob, meines Bundes mit Isaak und meines Bundes mit Abraham gedenken und das Land bedenken.«
Minchah
Torahlesung von Minchah
Und HaSchem redete zu Moscheh:
Sprich zu den Kindern Jisrael und sprich zu ihnen: Ich bin HaSchem, euer Gott.
Nach dem Tun des Landes Mizrajim, darin ihr gewohnt habt, tut nicht; auch nach dem Tun des Landes Kenaan, wohin ich euch bringe, tut nicht, und nach ihren Satzungen wandelt nicht. Meine Vorschriften tut und meiner Satzungen wahret, nach ihnen zu wandeln. Ich bin HaSchem, euer Gott.
Und wahret meiner Satzungen und meiner Vorschriften, die der Mensch tue, dass er lebe durch sie.
Ich bin HaSchem.
Niemand soll seiner Blutsverwandten sich nahen, ihre Scham aufzudecken. Ich bin HaSchem. Die Scham deines Vaters und die Scham deiner Mutter sollst du nicht aufdecken; deine Mutter ist sie, du sollst ihre Scham nicht aufdecken.
Die Scham der Frau deines Vaters sollst du nicht aufdecken; die Scham deines Vaters ist sie.
Die Scham deiner Schwester, der Tochter deines Vaters oder der Tochter deiner Mutter, im Haus geboren oder außer dem Hause geboren – ihre Scham sollst du nicht aufdecken.
Die Scham der Tochter deines Sohnes oder der Tochter deiner Tochter – ihre Scham sollst du nicht aufdecken; denn deine Scham ist es.
Die Scham der Tochter der Frau deines Vaters, die gezeugt von deinem Vater, die deine Schwester ist – du sollst ihre Scham nicht aufdecken.
Die Scham der Schwester deines Vaters sollst du nicht aufdecken; eine Blutsverwandte deines Vaters ist sie.
Die Scham der Schwester deiner Mutter sollst du nicht aufdecken; denn eine Blutsverwandte deiner Mutter ist sie.
Die Scham des Bruders deines Vaters sollst du nicht aufdecken: seiner Frau sollst du nicht nahen; deine Tante ist sie.
Die Scham deiner Schwiegertochter sollst du nicht aufdecken, eine Frau deines Sohnes ist sie; du sollst ihre Scham nicht aufdecken.
Die Scham der Frau deines Bruders sollst du nicht aufdecken; die Scham deines Bruders ist sie.
Die Scham einer Frau und ihrer Tochter sollst du nicht aufdecken; die Tochter ihres Sohnes und die Tochter ihrer Tochter sollst du nicht nehmen und ihre Scham aufdecken; sie sind Blutsverwandte; das ist Unzucht.
Und nimm keine Frau zu ihrer Schwester dazu als Nebenbuhlerin, dass du aufdeckst ihre Scham neben derselben bei deren Leben.
Und einer Frau in ihrer unreinen Absonderung sollst du nicht nahen, ihre Scham aufzudecken.
Und mit der Frau deines Nächsten sollst du nicht Beischlaf halten und durch sie unrein werden.
Und von deinen Nachkommen sollst du nicht hergeben und dem Molech hindurchzuführen, und sollst nicht entweihen den Namen deines Gottes. Ich bin HaSchem.
Und bei einem Mann sollst du nicht liegen, wie man bei einer Frau liegt. Ein Gräuel ist das.
Und bei keinem Vieh sollst du liegen und dadurch unrein werden; und eine Frau soll nicht hintreten vor ein Vieh, dass es sie belege: das ist Unkeuschheit.
Verunreinigt euch nicht durch all dieses; denn durch all dieses verunreinigten sich die Völker, die ich vor euch austreibe; Da das Land unrein war und ich heimsuchte die Schuld an ihm, da spie das Land aus seine Bewohner. So beachtet ihr denn meine Satzungen und meine Vorschriften und tut nichts von all diesen Gräueln, der Eingeborene wie der Fremdling, der unter euch weilt. Denn all diese Gräuel taten die Bewohner des Landes, die vor euch, und das Land wurde unrein. Auf dass nicht das Land euch ausspeie, wenn ihr es verunreinigt, so wie es ausgespien hat das Volk, das vor euch. Ja, wer von all diesen Gräueln einen tut, so sollen die Personen, die ihn tun, ausgerottet werden aus der Mitte ihres Volkes.
Beachtet meine Vorschrift, nichts zu üben von den Gesetzen der Gräuel, die vor euch geübt worden, dass ihr euch nicht verunreiniget durch sie.
Haftarah des Minchah-Gebets
Die Haftarah ist (mit Kommentar) hier zu finden.
Neila
Öffne das Tor
פְּתַח לָֽנוּ שַֽׁעַר.
O öffne die Pforte uns zur Zeit des Torschlusses! Schon hat sich der Tag gewendet
Der Tag hat sich gewendet, die Sonne will untergehen; o, lasse uns zu Deinen Toren ein!
O Allmächtiger! habe doch Nachsicht, verzeihe doch, vergib, schone! — erbarme Dich, versöhne uns, beseitige Vergehen und Schuld!
In einigen Gemeinden wird hajom lifnej dieses gebetet:
Nun zur Abendzeit klopfen seufzend wir an die Pforten des Königs. Möchten doch die Pforten des Erbarmens uns nicht verschlossen bleiben, wenn wir erbitten den König, möge eine Gnadenzeit es fein, wo unser Gebet aufsteigt zur hohen Pforte des Königs. Er fei uns Freund, umgebe uns mit Heil, Freud und Wonne, gleich einem immer Verkehrenden an den Pforten des Königs! Mit Gebeten halten wir uns bereit vor dem Allerhörer, stehen an den Pforten des Königs, und weichen nicht, von Abend bis Abend verherrlichend die Herrlichkeit des Königs. So möge Er denn Entschuldigung suchen den vor seine Pforten Tretenden, möge nicht säumen, Er, der König! Unsrer Lippen Worte seien anmutig und lieblich Ihm, er nehme sie freundlich auf, der König! — Besser als tausende sonst ist’« ein Tag in wahrer Andacht zuzubringen an der Pforte der Residenz de« Königs, ein Tag von früh des Morgens bis Abends spät in Versammlung zu flehen an den Pforten des Königs. Es verzeihet alsdann den vor seine Pforten Kommenden, Er, Gott, der König; ehe die Sonne in ihre nächtlichen Thore eingeht, begnadigt Er uns, der König; die da rufen: »wir haben gesündigt!« sie vernehmen das Verzeihungswort aus den himmlischen Pforten des Königs.
Wir rufen Dich an: Lasse in jetziger Stunde unsere« Gebetes Dein Erbarmen rege fein, o König! Lobgesänge stimmen deswegen die Himmelsheere an und wir spenden Dank Dir, unser König! Diesen ganzen Tag standen wir im Gebet vor Dir an Deiner Pforte, König! Lasse Heilsverkündigung uns werden, dass Du uns wohlgefällig aufnahmst, unser Gott und König, dass Du Deinen Tempel wieder ausrichten und Deine Herde wieder sammeln wirst in den Palast de« König«! Wie Bettler stehen wir da, Wohlwollen fordernd an den Pforten des Königs, beugen uns und bringen unsre Gesuche vor den Höchsten aller Könige. Nach seiner Güte willfahre Er, dass unser Gebet eindringe in die herrlichen Pforten des Königs! Früh morgens standen wir auf und flehen bis Sonnenuntergang vor dem Antlitz des Königs, und jetzt, da sich der Tag gewendet, tragen wir die vierte Bitte (das Neilah-Gebet) vor, dem König und werfen uns anbetend nieder vor dem Schöpfer aller Wesen, dem von Erelim verherrlichten Könige.
So möge nun zur Zeit der Abendschatten unser Wort angenehm wie Abendopfer sein — Dir, o König! Dir zum Preise, erhabener Gott, dem die Buße gefällt, tönten unsre Gesänge König; mit dem vierten Gebet des Tages brachten wir schon unsre Wünsche zu Deinen Pforten, zu huldigen dem König.
Der Tag hat sich gewendet, die Sonne will untergehen; o, lasse uns zu Deinen Toren ein! O Allmächtiger! habe doch Nachsicht, verzeihe doch, vergib, schone! — erbarme Dich, versöhne uns, beseitige Vergehen und Schuld!
Allmächtiger! König! der Du auf dem Thron der Barmherzigkeit sitzest und Gnade übest, der Du die Missetaten Deines Volkes vergibst und nach und nach hinweg¬ nimmst, der Du Sündern viel Vergebung und Frevlern Verzeihung gewährst und allem Fleisch und Geist Wohltat erzeigst — o vergilt ihnen nicht nach ihrer Bosheit! Allmächtiger! der Du uns gelehrt hast, Dich nach Deinen dreizehn Gnadentiteln anzuflehen, gedenk uns heute den Bund dieser dreizehn, wie Du es einst dem Demütigen (Mosche) kundgetan; denn so steht geschrieben (H. M. 34, 5): »Der Ewige ließ sich in der Wolke herab, stellte sich zu ihm hin und rief den Namen: Ewiger!«
Es zog nämlich der Ewige ihm vorüber und rief:
»Der Ewige, der Ewige, allmächtig, allbarmherzig und allgnädig, langmütig und groß an Gnade und Wahrheit, der die Gnade. dem tausendsten Geschlechte ausbewahrt, der da vergibt Missetat, Frevel und Sünde und der rein macht!«
Vergib unsere Missetat und unsere Sünde und lasse uns Dein Eigentum bleiben! Verzeihe uns, unser Vater, denn wir haben gesündigt; vergib uns, unser König, denn wir haben gefrevelt! denn Du, Herr! bist gütig und verzeihend und groß an Gnade Allen, die Dich anrufen. —
Mit dem Schluss
בְּמוֹצָאֵי מְנוּחָה
Mit dem Schluss des Ruhetags nahen wir Dir; der Du im Ruhme thronest, neige Dein Ohr aus den Höhen und erhöre unser Gebet und Flehen!
Ewiger, Ewiger, Gott, barmherzig und gnädig, langmütig, reich an Huld und Treue, der bewahret Huld bis ins tausendste Geschlecht, der vergibt Missetat, Frevel und Sünde, und befreit von Strafe — o verzeihe unsere Missetat und Sünde, und lasse uns Dein Eigentum bleiben!
Engel der Barmherzigkeit, Diener des Allerhöchsten! o flehet auch ihr von Gott in kraftvoller Sprache, dass er des armen, leidenden Volkes schone, dass er sich erbarme!
Israel findet bei dem Ewigen ewige Hilfe; o so lasse ihm auch heute durch Deinen Ausspruch Hilfe werden, Bewohner der Höhen! denn Du bist groß im Verzeihen, Herr des Erbarmens!
Vernimm, o Hirt Israels! der Du Joseph wie eine Herde leitest, der Du über Cherubim thronest, erscheine! Herr, Gott, verzeihe! wie kann sonst Jakob bestehen, das so geringe ist?
Begnadige, Herr, begnadige uns! antworte, Herr, antworte uns! Hilf uns, Gott unseres Heils! denn auf Dich stützen wir uns.
Herr, erhöre! Herr, vergib! Herr, merk‘ auf uns! Tue es bald, säume nicht um Deinetwillen, mein Gott! denn nach Deinem Namen wird Deine Stadt und Dein Volk genannt.
Dich, Herr, kleidet Gerechtigkeit, Dein Thun ist Wahrheit, unser aber ist die Scham! Wir haben gefrevelt — unser Mund selbst bekennt es — wir haben töricht gehandelt, gesündigt; o rechne es uns nicht an!
Wenn unsere Sünden wider uns zeugen, so kommen wir zu Dir, kommen in Deinem Namen; wie ein Vater wirst Du Dich unser wieder erbarmen, uns wieder trösten wie eine Mutter ihren Sohn, wirst uns in Deinem Zorne nicht vermindern.
Herr aller Herren! schaue herab aus Deinen Höhen und erbarme Dich der Leidenden, wie sich ein Vater über seine Kinder erbarmt! Gedenke Deines Bundes mit den Treuen, den sieben Glaubensstarken1Nämlich Abraham, Isaak, Jakob, Mosche, Aharon, David und Elijahu.! gedenke uns nicht vergangener Sünden! O lasse das Seufzen Deiner Verehrer vor den Thron Deiner Herrlichkeit gelangen! Erfülle die Wünsche der Nation, die Dich als einzig anerkennt; erhöre das Gebet der sich Dir Nahenden!
Wer ist, o Gott, wie Du, der Sünden vergibt und Missetaten erlässt dem Überreste seines Erbes?! Du lassest Deinen Zorn nicht ewig dauern, Du willst nur Gnade üben!
Wie der Thon in der Hand des Töpfers, der ihn nach Belieben weit oder eng ausdehnt, so sind wir in Deiner Hand, Gnadenbewahrer! O schaue auf den Bund und merke nicht auf den Sündentrieb!
Am Schabbat:
Er, der das Heilige vom Gemeinen schied, er verzeihe unsere Sünden uns, gebe Kinder uns und Reichtum in Menge, gleich dem Sand und den Sternen der Nacht. —
Gedenke uns den Bund mit den Urvätern, wie Du gesprochen: „Ich werde an meinen Bund mit Jakob, an meinen Bund mit Isaak und an meinen Bund mit Abraham denken und das Land bedenken.“
Gedenke des Bundes mit Abraham und der Opferung Isaaks, bringe wieder zurück die Verbannten der Zelte Jakobs und stehe uns bei um Deines Namens willen.
Gar bald verloren wir das schöne Land, lange dauert das uns prophezeite Unglück, es fehlen die Führer in Israel, seine Edlen wurden weggerafft. O kehre wieder erbarmungsvoll zum Überreste Israels und stehe uns bei um Deines Namens willen.
Von einer Verbannung in die andere ward ganz Jehuda getrieben; es leidet jeden Tag und schmachtet, und Niemand nimmt sich seiner an. Die heilige Stadt und ihre Umgebung sind zur Schmach und Beute geworden; all ihre Schätze sind weg, verschwunden, nichts blieb uns übrig als unsere heilige Lehre. Allmächtiger Erlöser, befreie uns um Deinetwillen! Siehe unsere Kraft ist zerronnen, schaue, unsere Frommen sind dahin; Niemand ist, der uns vertrete! Deinen Bund mit den Stammvätern, Stammmüttern! und den Stämmen, o gedenke seiner nach so langer Zeit in Deiner Barmherzigkeit und Gnade; o Gott, gedenke der Geschlagenen und Zerrissenen, die bereit sind, jeden Tag sich Deinetwegen töten zu lassen! Förderer des vergossenen Blutes, richte Du unsere Streitsache, bringe unsere Verbannten zurück aus der Dränger Gewalt! umsonst sind wir verkauft, kaufe ohne Geld uns wieder los, richte vor unseren Augen Dein zerstörtes Heiligtum wieder auf; bringe wieder zurück die Gefangenen der Zelte Jakobs und stehe uns bei um Deines Namens willen! —
Gedenke des Bundes mit Abraham und der Opferung Isaaks, bringe wieder zurück die Verbannten der Zelte Jakobs und stehe uns bei um Deines Namens willen.
Anerkennung der Einheit Gottes.
Nach dem Kaddisch-Gebet und dem völligen Eintritt der Nacht werden bei geöffneter heiliger Lade die folgenden Verse von Vorbeter und Gemeinde laut und mit größter Andacht gesprochen.
Der Vorbeter stimmt das »Schema« an.
Höre Israel, der Ewige, unser Gott, der Ewige ist einzig!
(Dir Gemeinde wiederholt das Schma.)
Vorbeter und Gemeinde:
Gelobt sei der glorreiche Name seiner Herrlichkeit immer und ewig! (Dreimal.)
Vorbeter und Gemeinde:
Der Ewige, Er ist Gott! (Siebenmal)
Hierauf wird die heilige Labe geschloffen und dann ein Schofarton Tekiah geblasen.
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Der »Führer der Unschlüssigen«
- 1Nämlich Abraham, Isaak, Jakob, Mosche, Aharon, David und Elijahu.