Erzählungen des Talmuds – Ejn Ja’akow – Chullin

Die Erzählungen/Aggadah des Traktats Chullin:

[ Inhaltsverzeichnis von Ejn Ja’akow – die Erzählungen des Talmuds]

70b 94a

70b

R. Schimeon, Sohn Pazis, warf die Frage auf:
Es steht geschrieben: »Und Gott machte die beiden großen Lichter“ (Bereschit 1,16), und weiter heißt es: »Das große Licht und das kleine Licht«.
Es sagte der Mond vor dem Heiligen, gelobt sei er: Herr der Welt, ist es möglich, dass zwei Könige sich einer Krone bedienen?
Da antwortete er ihm: Geh und verkleinere dich.
Er antwortete:
Herr der Welt, weil ich vor dir ein so gewichtiges Wort gesagt habe, soll ich mich verkleinern?
Da erwiderte er ihm:
Geh und herrsche bei Tag und bei Nacht.
Da sagte [der Mond]: Was nützt ein Licht bei Tag?
(Gott) entgegnete:
Geh, Israel soll nach dir Tage und Jahre zählen.
(Der Mond sagte:) Der Tag (Sonne) ist ja auch unentbehrlich beim Zählen der Sonnenwenden; denn es steht geschrieben: »Denn sie (beide) sollen sein zu Zeichen und Gezeiten und Tagen und Jahren« (Bereschit. 1, 14).
(Gott) antwortete: Geh, es sollen die Frommen nach dir benannt werden: Jakob der Kleine (vgl. Amos 7,2), Schmuel der Kleine (vgl. 1. Schmuel 3, 1), David der Kleine (vgl. 1. Schmuel 17,14).
Als er sah, dass der Mond sich nicht zufrieden gab, sagte der Heilige, gelobt sei er:
Bringt eine Entsühnung für mich, weil ich den Mond verkleinert habe.

94a

Es wurde gelehrt:
R. Meir sagte:
Man dringe nicht in seinen Nebenmenschen, dass er bei ihm esse, wenn man weiß, dass er nicht bei ihm essen werde.
Man biete ihm nicht viele Geschenke an, wenn man weiß, dass er keine annimmt.
Man öffne für ihn kein volles Fass Wein, das schon dem Händler verkauft ist (also ohne Nachteil für ihn ist), ohne dass man ihm diesen Umstand mitteilt.
Man reiche ihm keinen leeren Ölkrug und sage; Salbe dich mit Öl (wenn man weiß, dass er es nicht tun wird).
Geschieht es aber, um ihn (vor anderen) zu ehren, so ist es erlaubt.