Am Feste der Tempelweihe – Chanuka, Lichterfest
Lieber Gott!
Wie soll ich dir ausreichend danken und dich preisen für all die Freude und all die Hoffnung, welche mir aus den Lichtern entgegenstrahlen, die wir in diesen Tagen zum Gedächtnis an den Kampf der Makkabäer anzünden, die für das höchste Gut, für den Glauben, stritten; zum Gedächtnis an den Sieg, welchen du sie gewinnen ließest, zum Gedächtnis an die Märtyrer, die um des Glaubens willen, und um das ewige Leben zu retten, freudig in den Tod gingen. So hast du Israel nicht nur dazu erkoren, deinen Bund zu schließen und deine Gotteslehre zu bewahren, sondern du hast es auch dazu gewürdigt, das erste Volk zu sein, welches ein Beispiel zur Nachahmung gegeben, für die höchsten und heiligsten Güter des Menschen, für die Freiheit des Glaubens und des Geistes zu kämpfen und alles Irdische zu verachten, wenn der Glaube in Gefahr schwebt, ja bereitwillig selbst lieber das Leben opfern, als die heilige Überzeugung aufzugeben. Das erzählt uns ja die Geschichte unseres Festes, wie unsere Väter in jenen Schreckenszeiten allen Drohungen und Verlockungen trotzten; wie sowohl Frauen als Männer, sowohl Greise als Kinder standhaft alle Marter ertrugen; wie sie den Scheiterhaufen bestiegen und selbst im Tode noch ihren Glauben bezeugten. Und wenn auch alles dem Glauben Israels den Untergang verkündete, so ging er doch durch deine allmächtige Hilfe gerade aus jenen Tagen siegreich hervor, und du hast aller Welt gezeigt, daß die Kraft des Geistes mächtiger ist, als gewaltige Heere. O Herr! Ich danke dir, daß die Zeit der blutigen Verfolgung um des Glaubens willen ein Ende genommen hat; aber ach, mein Gott! wie oft sind nicht Hohn und Spott weit schneidendere und giftigere Waffen, und selbst die Mutigsten, die sich nicht fürchten würden, für den Glauben in den Tod zu gehen, zittern vor der Verachtung der Welt und den Pfeilen des Spottes. Wie viele sind nicht dem Falle ausgesetzt durch die Schlinge, welche der Versucher ihrer Frömmigkeit legt, wenn er ihnen sowohl zuflüstert, als auch laut entgegenruft, daß sie noch in einer veralteten Lehre befangen sind, und wie muß es nicht mein Herz mit Sorgen und Bekümmernis erfüllen, wenn ich die Lässigkeit im Glauben sehe, die überall hervortritt und mich fast fürchten läßt, daß derselbe ganz auf Erden untergehen könnte.—Doch nein, nein! Indem ich der Zeit der Makkabäer gedenke, will ich mich zugleich daran erinnern, wie oft das Verderben gedroht hat, wie oft es geschienen, als ob das heilige Licht des Glaubens erlöschen sollte, und doch flammte es von neuem auf und strahlte nur um so klarer und heller. Ich will beim Anblick dieser Lichter meinen Eifer entflammen und meine Treue in deinem Dienste stärken, sowohl ich, wie auch mein Haus, ja, ich will auf die Fahne meines Lebens die Inschrift setzen:»Wer unter den Mächtigen kann sich vergleichen mit dir«, und sicher und ruhig werde ich im Glauben wandeln.»Ewiger, du bist mein Licht und meine Hilfe, wen sollte ich da wohl fürchten? Du bist die Kraft meines Lebens, vor wem sollte mir da wohl grauen? Höre mein Flehen, sei mir gnädig und erhöre michPs. 27..«
Amen!