Midrasch Tehillim zu Tehillim 8

Vers 2 »HaSchem, unser Herr, wie herrlich ist Dein Name auf der ganzen Erde.«

Rabbi hat gesagt: Wir finden, dass bei drei Gelegenheiten (an drei Stellen) die Engel mit dem Heiligen, gelobt sei Er, rechteten (Einspruch erhoben), bei dem ersten Menschen, bei der Gesetzgebung und bei der Wohnung (dem Zelt der Begegnung).

Bei Adam. Als der Heilige, gelobt sei Er, Adam erschaffen wollte, beriet Er sich mit den Engeln. Er sprach zu ihnen: »Wir wollen Adam machen« (Bereschit 1,26).
Da entgegneten sie ihm: »Was ist der Mensch, dass du sein gedenkest« (Tehillim 8,5)? Morgen, antwortete Er, werdet ihr seine Weisheit sehen. Er ließ alle wilden und zahmen Tiere und alle Vögel vor den Dienstengel zusammenkommen und begann zu fragen: Wie ist der Namen von diesem? Sie wussten es aber nicht. Da sprach Er zu ihnen: Wollt ihr seine Weisheit kennen? Ich werde ihn fragen, und er wird Mir ihre Namen sagen und alle mit Namen benennen. Was machte der Heilige, gelobt sei Er?

Er ließ jegliche Gattung an dem Menschen vorüberziehen, wie es heißt: »Und HaSchem, Gott, sammelte (ויצר) vom Erdboden alles Getier des Feldes« (Bereschit 2,19).

R. Acha hat gesagt: Heißt es nicht bereits: »Und Gott machte (יעש) alles Getier der Erde« (eben dort 1,25)?
Was bedeutet ויצר? Allein dort steht ויעש [Wa’jaas] und hier steht: ויצר [wajitzer]. Es hat den Sinn des Sichversammelns (Zusammenkommens), wie es heißt: »Wenn du gegen eine Stadt dich versammelst (תצור)« (Dewarim 20,19). »Und er brachte (sie) zu Adam, um zu sehen, wie er sie nennen würde« (Bereschit 2,19). Ist nicht alles vor dem Heiligen, gelobt sei Er, erschaut, warum heißt es: לראות, um zu sehen?«
Was bedeutet: לראות? »Um die Dienstengel die Weisheit Adams sehen zu lassen (להראות). »Und wie ist sein Name?« Denn der Heilige, gelobt sei Er, hatte festgesetzt, dass er einem jeglichen Ding einen Namen geben sollte. der Heilige, gelobt sei Er, fragte ihn: Und wie ist dein Name? Adam antwortete: Mir ziemt es, Adam (אדם) zu heißen, weil ich vom Erdboden geschaffen worden bin. Dann fragte Er ihn: Und wie ist Mein Name? Er antwortete: Dir ziemt es: Herr (אדני) zu heißen, denn du bist der Herr (אדני) über alles. Darum heißt es: »Ich, der Herr, ist Mein Namen« (Jeschajahu 42,8), es ist Mein Name, mit dem Mich der erste Mensch benannt hat. Sofort sprach der Heilige, gelobt sei Er, zu den Dienstengeln: Sehet, wie (groß) seine Weisheit ist! Und ihr sprecht: »Was ist der Mensch, dass Du sein gedenkest?«

Ebenso war es bei der Gesetzgebung. Als der Heilige, gelobt sei Er, kam, um den Israeliten die Torah auf dem Sinai zu geben, fingen die Dienstengel an mit Ihm zu rechten. Sie sprachen: »Was ist der Mensch, dass Du sein gedenkest?«, »HaSchem, unser Herr, wie herrlich ist Dein Name auf der ganzen Erde! Du, dessen Majestät man über den Himmeln verkündet.« Sie sprachen nämlich zu Ihm: Herr der Welt! Dir geziemt es, dass Du die Torah in den Himmeln gibst. Warum? Weil wir heilig und rein sind und sie heilig und rein ist, wir leben und Deine Torah ist ein Baum des Lebens. Besser ist, sie bleibt bei uns. Er antwortete ihnen: Es gehört sich nicht, dass sie bei den Oberen bestehet, denn es heißt: »Im Land der Lebenden wird sie nicht gefunden« (Ijow 28,13). – Gibt es denn oben ein Land? Wo aber besteht sie? Bei den Unteren, wie es heißt: »Ich habe das Land gemacht und den Menschen auf ihm geschaffen« (Jeschajahu 45,12).

R. Nechemja im Namen des R. Jehuda sagt: Gleich einem Menschen, der einen Sohn hatte, dem ein Finger fehlte. Sein Vater ging, um ihn die Seidenspinnerei lehren zu lassen und alle Beschäftigung dieses Handwerks. Jenes Handwerk erforderte aber alle Finger. Nach einiger Zeit kam sein Vater zum Meister und sprach zu ihm: Warum lehrst du meinem Sohne dieses Handwerk nicht? Der Meister antwortete ihm: Dieses Handwerk erfordert alle Finger, deinem Sohne aber fehlt ein Finger, und du willst, dass ich ihm die Seidenspinnerei lehre? So sprach auch der Heilige, gelobt sei Er, Die Torah kann nicht bei euch bestehen, denn unter euch gibt es keine Fortpflanzung, keine Unreinheit, kein Sterben und keine Krankheit sondern ihr seid alle heilig, in der Torah heißt es aber: »So ein Mensch im Zelte stirbt…« (Bamidbar 19,14); »Das sei das Gesetz für den Aussätzigen…« (Wajikra 12,2); »So ein Weib Samen bringt…« (dort 12,2); »so eine Frau den Blutfluss hat« (dort 15,25); »das dürft ihr essen…« (dort 11, 9); »das dürft ihr nicht essen…« (dort V.5). Darum heißt es: »Im Lande der Lebenden wird sie nicht gefunden« (Ijow 28,13). Und der Heilige, gelobt sei Er, übte Gnade und gab Mosche die Torah, als er geendet hatte, alle diese Worte mit den Engeln zu reden. Als nun Mosche hinaufstieg (auf den Berg Sinai) und nicht wieder herabkam, begingen die Israeliten jene Tat und die Tafeln wurden zerbrochen. Da freuten sich die Dienstengel und sprachen: Nun kehrt die Torah wieder zu uns zurück. Als aber Mosche hinaufstieg, um zum zweiten Male (die Torah) zu empfangen, sprachen die Dienstengel: Herr der Welt! haben sie dieselbe nicht gestern übertreten, denn Du hast in ihr geschrieben: »Du sollst keine fremden Götter haben neben Mir« (Schemot 20,3)? An jedem Tage, entgegnete ihnen der Heilige, gelobt sei Er, seid ihr zwischen Mir und den Israeliten die Ankläger?
Als ihr zu Abraham hinab stiegt, habt ihr nicht Fleisch in der Milch gegessen, wie es heißt: »Und er nahm Rahm und Milch und das junge Rind….und sie aßen« (Bereschit 18,8)? Wenn aber ein Kind von ihnen aus der Schule (eig. aus dem Hause seines Lehrers) kommt, und seine Mutter ihm ein Stück Brot, Fleisch und Käse zu essen reicht, so spricht es zu ihr: Heute hat mich mein Lehrer gelehrt: »Koche nicht ein Böcklein in der Milch seiner Mutter« (Schemot 34,26). Da fanden sie keine Entgegnung. In dieser Stunde sprach der Heilige, gelobt sei Er, zu Mosche: »Schreibe dir auf diese Worte« (dort Vers 27), solange sie keine Entgegnung und Antwort haben. Als endlich der Heilige, gelobt sei Er, Seine Schechina auf der Wohnung ruhen lassen wollte, sprachen die Dienstengel vor Ihm: Herr der Welt! »was ist der Mensch, dass Du sein gedenkst?«

R. Jehuda im Namen des R. Aibu und R. Jehuda bar Rabbi Simon legen beide einen Vers aus: »Die Könige der Schaaren (ידודון ידודון)« (Tehillim 68,13). Sie (die Dienstengel) warfen Zettel hin, wie es heißt: »Und über mein Volk warfen sie(ידו) das Los« (Joel 4, 3). der Heilige, gelobt sei Er, sprach zu ihnen: Bei eurem Leben! Ich werde auch so tun. »Es deckt die Himmel Sein Glanz und Seines Lobes voll war die Erde« (Chabakuk 3,3).
Er sprach nämlich zu ihnen: Bei eurem Leben! Die Schechina ist bei Mir, wie es heißt: »Und seines Lobes voll ist die Erde.« Die Dienstengel erwiderten: Die ist doch auch auf der Erde? Darauf sprach Er zu ihnen: Gleichwohl will ich dir beweisen, dass es so ist, denn es heißt: »Lobet HaSchem aus dem Himmel« (Tehillim 148,1). »Seine Majestät ist auf der Erde und in den Himmeln (dort V. 13). Zuerst steht: »Auf der Erde« und dann folgt erst: »In den Himmeln.« Darum heißt es: »HaSchem, unser Herr, wie herrlich ist Dein Name auf der ganzen Erde, Du, dessen Majestät man über den Himmeln verkündet.«