Berachot Kapitel 6

Der Talmud, Traktat (Massechet) Berachot in deutscher Übersetzung von Lazarus Goldschmidt:

Zur Übersicht des Traktats Berachot | Zur Übersicht der Goldschmidt-Übersetzung

Blätter / Dapim

35a 35b 36a 36b 37a 37b 38a 38b 39a 39b 40a 40b 41a 41b 42a 42b 43a 43b 44a 44b 45a

Blatt 35a

iWIE SPRECHE MAN DEN SEGEN ÜBER FRÜCHTE? ÜBER BAUMFRÜCHTE SPRECHE MAN »DER DIE BAUMFRUCHT ERSCHAFFT«, AUSGENOMMEN DER

WEIN, DENN ÜBER DEN WEIN SPRECHE MAN »DER DIE REBENFRUCHT ERSCHAFFT«. ÜBER BODENFRÜCHTE SPRECHE MAN »DER DIE BODENFRUCHT ERSCHAFFT«, AUSGENOMMEN DAS BROT, DENN ÜBER DAS BROT SPRECHE MAN »DER BROT AUS DER ERDE HERVORBRINGT«. ÜBER KRÄUTER SPRECHE MAN »DER DIE BODENFRUCHT ERSCHAFFT«; R. JEHUDA SAGT, [MAN SPRECHE] »DER ALLERLEI GRASARTEN ERSCHAFFT«.

GEMARA. Woher dies?

Die Rabbanan lehrten:1Heilig, Lobpreisungen des Herrn; dies lehrt, daß sie eines Segensspruches vorher und nachher benötigen. Hieraus folgerte R. A͑qiba, daß es verboten ist, etwas zu genießen, bevor er den Segensspruch gesprochen hat. Sind denn [die Worte] Heilig, Lobpreisungen hierfür zu verwenden, diese deuten ja erstens, daß der Allbarmherzige angeordnet hat, ausweihen2 und nachher essen, und zweitens, daß das, was des Lobgesanges benötigt, des Ausweihens benötige, und was des Lobgesanges nicht benötigt, des Ausweihens nicht benötige!? Dies nach R. Šemuél b. Naḥmani im Namen R. Jonathans, denn R. Šemuél b. Naḥmani sagte im Namen R. Jonathans: Woher, daß man einen Lobgesang3 nur über den Wein spreche? Es heißt: 4die Rebe sprach zu ihnen: Soll ich meinen Most lassen, der Gott und Menschen erfreut? Wenn er auch Menschen erfreut, wieso aber erfreut er Gott? Hieraus, daß man nur über den Wein einen Lobgesang spreche. Allerdings nach demjenigen, der 5»vierjährige Pflanze« liest, wie ist es aber nach demjenigen zu erklären, der »vierjähriger Weinberg« liest6!? Es wurde nämlich gelehrt: R. Ḥija und R. Šimo͑n b. Rabbi [streiten]; einer liest »vierjähriger Weinberg«, und einer liest »vierjährige Pflanze«. Und auch nach demjenigen, der »vierjähriger Weinberg« liest, nur dann, wenn er durch Wortanalogie folgert. Es wird nämlich gelehrt: Rabbi sagte: Hier7 heißt es: euch seinen Ertrag zu vermehren, und dort8heißt es: und der Ertrag des Weinberges, wie dort vom Weinberge die Rede ist, ebenso hier vom Weinberge. Danach bleibt ihm eine »Lobpreisung«, um [die Pflicht] des Segensspruches zu folgern; wenn er aber durch Wortanalogie nicht folgert, woraus folgert er [die Pflicht] des Segensspruches!? Und auch wenn er durch Wortanalogie folgert, wissen wir es nur [vom Segen] nachher9, woher aber vom vorherigen!?

Das ist kein Einwand; es ist [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere zu folgern: wenn man satt einen Segen sprechen muß, um wieviel mehr hungrig10.

Wir wissen dies vom Weinberge, woher dies von den übrigen Arten?

Er folgert dies vom Weinberge: wie der Weinberg eine Sache des Genusses ist und eines Segensspruches benötigt, ebenso benötigt jede andere Sache des Genusses eines Segensspruches. Widerlegt man: wohl der Weinberg, der zur Nachlese11pflichtig ist, so ist vom Getreide12ein Gegenbeweis zu erbringen; [erwidert man:] wohl das Getreide, weil es zur Teighebe pflichtig ist, so ist vom Weinberge13ein Gegenbeweis zu erbringen. Die Replikation wiederholt sich. Die Eigenheit des einen gleicht nicht der Eigenheit des anderen, die Eigenheit des anderen gleicht nicht der Eigenheit des ersten; das Gemeinsame an ihnen ist: eine Sache des Genusses, und sie benötigen eines Segensspruches, ebenso benötigt jede andere Sache des Genusses eines Segensspruches.

Das Gemeinsame an ihnen ist ja aber, daß sie Beziehung zum Altar haben, somit komme die Olive hinzu, die auch Beziehung14zum Altar hat!?

Ist denn die Olive wegen ihrer Beziehung zum Altar einzubegreifen, sie heißt ja ausdrücklich »Weinberg«, denn es heißt:15und er brannte nieder vom Garbenhaufen bis zum Halmgetreide und Olivenweinberge!? R. Papa erwiderte: Sie heißt wohl »Olivenweinberg«, nicht aber »Weinberg« schlechthin.

Immerhin bleibt ja der Einwand, das Gemeinsame an ihnen sei die Beziehung zum Altar!?

Vielmehr, er folgert dies von den sieben Arten16: wie die sieben Arten Sachen des Genusses sind und eines Segensspruches benötigen, ebenso benötigt jede andere Sache des Genusses eines Segensspruches.

Wohl die sieben Arten, weil sie zur Erstlingsgabe pflichtig sind!? Ferner gilt dies allerdings [vom Segen] nachher, woher dies vom vorherigen!?

Das ist kein Einwand, denn es ist [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere zu folgern: wenn man satt einen Segen sprechen muß, um wieviel mehr hungrig.

Auch nach demjenigen, der »vierjährige Pflanze« liest, ist dies von allem Gepflanzten erklärlich, woher aber von dem, was nicht gepflanzt wird, beispielsweise Fleisch, Eier, Fische!?

Vielmehr, es ist begreiflich, daß es dem Menschen verboten ist, von dieser Welt ohne Segensspruch zu genießen.

Die Rabbanan lehrten: Es ist dem Menschen verboten, von dieser Welt ohne Segensspruch zu genießen; wer von dieser Welt ohne Segensspruch genießt, begeht eine Veruntreuung.

Welche Gutmachung gibt es hierfür?

Er gehe zu einem Gelehrten.

«Er gehe zu einem Gelehrten», was kann dieser ihm helfen, wo er das Verbotene bereits begangen hat!? Vielmehr, sagte Raba, man gehe vorher zu einem Gelehrten, daß er einen die Segenssprüche lehre, damit man zu keiner Veruntreuung komme.

R. Jehuda sagte im Namen Šemuéls: Wenn jemand von dieser Welt ohne Segensspruch genießt, so ist dies ebenso, als genieße er vom Heiligengute des Himmels, denn es heißt:17dem Herrn gehört die Erde und ihr Inhalt. R. Levi wies auf einen Widerspruch hin. Es heißt: dem Herrn gehört die Erde und ihr Inhalt, dagegen heißt es:18der Himmel ist Himmel des Herrn, die Erde aber gab er den Menschenkindern!?

Das ist kein Widerspruch; das eine vor dem Segen, das andere nach dem Segen19.

Blatt 35b

R. Ḥanina b. Papa sagte: Wenn jemand von dieser Welt ohne Segensspruch genießt, so ist dies ebenso, als beraube er den Heiligen, gepriesen sei er, und die Gemeinde Jisraél, denn es heißt:20wer Vater und Mutter beraubt und spricht: kein Verbrechen, ist Genosse des Verderbenden. Vater bedeutet nichts weiter als der Heilige, gepriesen sei er, wie es heißt:21ist er nicht dein Vater, der dich geschaffen? Mutter bedeutet nichts weiter als die Gemeinde Jisraél, denn es heißt:22höre, mein Sohn, die Strafrede deines Vaters und verlasse nicht die Lehre deiner Mutter.

Was bedeutet »Genosse des Verderbenden«? R. Ḥanina b. Papa sagte: Er ist Genosse des Jerobea͑, Sohnes Nebaṭs, der Jisraél seinem Vater im Himmel verdorben hat. R. Ḥanina b. Papa wies auf einen Widerspruch hin. Es heißt:23und ich nehme fort mein Korn zu seiner Zeit &c., dagegen heißt es:24du wirst dein Korn einbringen!?

Das ist kein Widerspruch; das eine, wenn Jisraél den Willen Gottes ausübt, das andere, wenn Jisraél den Willen Gottes nicht ausübt.

Die Rabbanan lehrten: Du wirst dein Korn einbringen, was lehrt dies? Es heißt:25nicht soll dieses Buch der Tora von deinem Munde weichen, somit könnte man glauben, man nehme dies wörtlich, so heißt es: du wirst dein Korn einbringen, verfahre außerdem nach der Landessitte

so R. Jišma͑él. R. Šimo͑n b. Joḥaj sagte: Ist es denn möglich, daß ein Mensch zur Zeit des Pflügens [nur] pflüge, zur Zeit des Säens [nur] säe, zur Zeit des Mähens [nur] mähe, zur Zeit des Dreschens [nur] dresche und zur Zeit des Windes [nur] worfele, was sollte aus der Tora werden!? Vielmehr, wenn Jisraél den Willen Gottes tut, wird seine Arbeit durch andere verrichtet, wie es heißt:26Fremde werden auftreten und eure Schafe weiden &c., und wenn Jisraél den Willen Gottes nicht tut, muß seine Arbeit durch ihn selbst verrichtet werden, wie es heißt: du wirst dein Korn einbringen; und nicht nur das, auch die Arbeit anderer muß durch ihn verrichtet werden, wie es heißt:27du wirst deinen Feinden dienen &c.

Abajje sagte: Viele handelten nach R. Jišma͑él und es gelang ihnen, nach R. Šimo͑n b. Johaj, und es gelang ihnen nicht. Raba sprach zu den Rabbanan: Ich bitte euch, erscheinet vor mir nicht in den Tagen des Nisan28und des Tišre, damit ihr nicht wegen eures Erwerbes das ganze Jahr zu sorgen habt.

Rabba b. Bar Ḥana sagte im Namen R. Joḥanans im Namen des R. Jehuda b. R. Elea͑j: Komm und sieh, daß nicht wie die früheren Geschlechter die späteren Geschlechter sind. Die früheren Geschlechter machten ihre Lehre zur Hauptbeschäftigung und ihre Arbeit zur Nebenbeschäftigung, so blieb sowohl dieses, wie jenes in ihrer Hand bestehen, die späteren Geschlechter aber machten ihre Arbeit zur Hauptbeschäftigung und ihre Lehre zur Nebenbeschäftigung, und so blieb weder dieses, noch jenes in ihrer Hand bestehen.

Ferner sagte Rabba b. Bar Ḥana im Namen R. Joḥanans im Namen des R. Jehuda b. R. Elea͑j: Komm und sieh, daß nicht wie die früheren Geschlechter die späteren Geschlechter sind. Die früheren Geschlechter pflegten ihre Früchte durch das offene Tor zu bringen, um sie zum Zehnten pflichtig zu machen, die späteren Geschlechter aber bringen ihre Früchte über Dächer, Höfe und Hage, um sie der Zehntpflicht zu entziehen. R. Jannaj sagte nämlich: Unverzehntetes29ist nicht eher zehntpflichtig, als bis es die Front des Hauses gesehen hat, denn es heißt:30ich habe das Heilige aus dem Hause geräumt. R. Joḥanan aber sagte: Auch der Hof ist hierfür bestimmend, denn es heißt:31sie sollen in deinen Toren essen und satt sein.

AUSGENOMMEN DER WEIN &C. Womit ist der Wein anders: wollte man sagen, da er sich zum Vorteil32verändert hat, verändere er sich auch bezüglich des Segensspruches, so verändert sich ja auch das Öl33zum Vorteil, dennoch verändert es sich nicht bezüglich des Segensspruches, denn R. Jehuda sagte im Namen Šemuéls, und ebenso sagte R. Jiçḥaq im Namen R. Joḥanans, über Olivenöl spreche man den Segen »Der die Baumfurcht erschafft«!?

Ich will dir sagen, da ist es ja nicht anders möglich. Welchen Segen sollte man denn sprechen: spräche man: »Der die Olivenfrueht erschafft«, so wird ja nur die Frucht selbst Olive genannt.

Spreche man doch darüber: »Der die Olivenbaumfrucht erschafft«!? Vielmehr, erwiderte Mar Zutra, Wein nährt, Öl dagegen nährt nicht.

Nährt Öl etwa nicht, wir haben ja gelernt: Wer sich Speisen abgelobt, dem sind Wasser und Salz erlaubt. Dagegen wandten wir ein: Demnach heißen nur Wasser und Salz nicht »Speise«, wohl aber heißt alles andere »Speise«, somit wäre dies eine Widerlegung Rabhs und Šemuéls, welche sagen, daß man den Segen »Der allerlei Speisen erschafft« nur über die fünf Getreidearten34spreche!? Und R. Hona erwiderte: Wenn er gesagt hat »alles, was nährt, sei mir verboten«. Hieraus, daß Öl wohl nährt!?

Vielmehr, Wein stärkt, Öl aber stärkt nicht.

Stärkt denn der Wein, Raba pflegte ja an jedem Vortage des Pesaḥfestes Wein zu trinken, um seinen Appetit zu reizen und desto besser das Ungesäuerte35essen zu können!?

Viel reizt, wenig stärkt.

Aber stärkt er denn überhaupt, es heißt ja:36Wein erheitert des Menschen Herz37 &c., also nur Brot stärkt, Wein aber stärkt nicht!?

Vielmehr, beim Wein ist beides vorhanden, er stärkt und er erheitert, Brot dagegen stärkt zwar, erheitert aber nicht.

Demnach sollte man über ihn die drei Segenssprüche [nachher] sprechen!?

Die Leute setzen ihn nicht als Mahlzeit an. R. Naḥman b. Jiçḥaq sprach zu Raba: Wie ist es, wenn jemand ihn als Mahlzeit ansetzt? Dieser erwiderte: Wenn Elijahu kommen wird, wird er entscheiden, ob er als Mahlzeit anzusetzen ist, vorläufig aber verschwindet seine Gepflogenheit gegenüber der aller anderen Menschen.

Der Text. R. Jehuda sagte im Namen Šemuéls, und so sagte auch R. Jiçḥaq im Namen R. Joḥanans: Über Olivenöl spreche man den Segen »Der die Baumfrucht erschafft.« Wie meint er es: wollte man sagen, wenn man es trinkt, so ist es ja schädlich38, denn es wird gelehrt, daß, wenn jemand Öl von Hebe trinkt, er den Grundwert und nicht das Fünftel39 zahle, wenn aber jemand sich mit Öl von Hebe salbt, er den Grundwert und das Fünftel zahle!?

Vielmehr, wenn man es zum Brote ißt.

Demnach ist es ja Zukost zum Brote, das Hauptspeise ist, und wir haben gelernt, die Regel sei, bei Hauptspeise und Zukost spreche man den Segen über die Hauptspeise und dieser befreie die Zukost!?

Vielmehr, wenn man es mit Inogaron trinkt. Rabba b. Šemuél sagte: Inogaron ist eine Sauce aus Mangold, Oxygaron ist eine Sauce aus allen anderen gekochten

Blatt 36a

Kräutern.

Demnach ist ja das Öl Zukost zum Inogaron, das Hauptspeise ist, und wir haben gelernt, die Regel sei, bei Hauptspeise und Zukost spreche man den Segen über die Hauptspeise und dieser befreie die Zukost!?

Hier wird von dem Falle gesprochen, wenn man Halsschmerzen40hat. Es wird nämlich gelehrt: Wer Halsschmerzen hat, gurgele nicht am Šabbath41mit Öl direkt, vielmehr tue er viel Öl in Inogaron und schlucke herunter.

Selbstverständlich!?

Man könnte glauben, man spreche überhaupt keinen Segen, da man nur die Heilung bezweckt, so lehrt er uns, daß man, da man davon einen Genuß hat, den Segen sprechen muß.

Über Weizenmehl42 [spreche man], wie R. Jehuda sagt, »Der die Erdfrucht erschafft«, und wie R. Naḥman sagt. »Alles entsteht durch sein Wort«. Raba sprach zu R. Naḥman: Streite nicht gegen R. Jehuda, denn R. Joḥanan und Šemuél sind seiner Ansicht. R. Jehuda sagte nämlich im Namen Šemuéls, und ebenso sagte R. Jiçḥaq im Namen R. Joḥanans, daß man über Olivenöl den Segen »Der die Baumfrucht erschafft« spreche. Demnach verbleibt es bei seinem Wesen, obgleich es verändert43wurde, ebenso verbleibt es hierbei bei seinem Wesen, obgleich es verändert44wurde.

Es ist ja nicht gleich, [beim Öl] gibt es keine weitere Steigerung, hier bei aber gibt es noch eine weitere Steigerung, das Brot!?

Spricht man denn über eine Sache, bei der es noch eine weitere Steigerung gibt, nicht den Segen »Der die Erdfrucht erschafft«, sondern den Segen »Alles ent steht durch sein Wort«, R. Zera sagte ja im Namen R. Mathnas im Namen Šemuéls, daß man über rohen Kürbis und über Gerstenmehl den Segen »Alles entsteht durch sein Wort« spreche; demnach spricht man über Weizenmehl »Der die Erdfrucht erschafft«!?

Nein, auch über Weizen mehl [spricht man] »Alles entsteht durch sein Wort«.

Sollte er es doch vom Weizenmehl lehren, und umsomehr gilt dies vom Gerstenmehl!?

Hätte er dies vom Weizenmehl gelehrt, so könnte man glauben, nur über Weizenmehl, über Gerstenmehl aber spreche man überhaupt keinen Segen, so lehrt er uns.

Ist es denn weniger als Salz und Salztunke, und wir haben gelernt, daß man über Salz und Salztunke »Alles entsteht durch sein Wort« spreche!?

Dies ist nötig; man könnte glauben, allerdings pflegt man Salz und Salztunke in den Mund zu nehmen, Gerstenmehl aber ist wegen der Darmwürmer schädlich, somit spreche man darüber überhaupt keinen Segen, so lehrt er uns, daß man, da man einen Genuß davon hat, darüber den Segen spreche.

Über Palmkraut45[spreche man], wie R. Jehuda sagt, »Der die Erdfrucht erschafft«, und wie Šemuél sagt, »Alles entsteht durch sein Wort«. R. Jehuda sagt, »Der die Erdfrucht erschafft«, denn es ist eine Frucht; Šemuél sagt, »Alles entsteht durch sein Wort«, weil es später hart wird. Šemuél sprach zu R. Jehuda: Scharfsinniger, deine Ansicht ist einleuchtend, denn der Rettich wird ja ebenfalls später hart, dennoch spricht man über ihn den Segen »Der die Erdfrucht erschafft«. Das ist aber nichts; wohl pflanzt man den Retlich wegen des jungen Rettichs, man pflanzt aber nicht die Palme wegen des Palmkraules.

Spricht man denn über das, was nicht als solches gepflanzt wird, nicht diesen46Segen, den Kapernstrauch pflanzt man ja wegen der Blüten, dennoch haben wir gelernt, daß man über die verschiedenen Arten der Kaper, über die Blätter und Blütenknospen »Der die Erdfrucht erschafft« und über die Kerne und Schalen «Der die Baumfrucht erschafft« spreche!? R. Naḥman b. Jiçḥaq erwiderte: Kapern pflanzt man wegen der Erzeugnisse, die Palme aber pflanzt man nicht wegen des Palmkrautes47. Obgleich Šemuél R. Jehuda gelobt hat, ist die Halakha dennoch wie Šemuél.

R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Außerhalb des Landes werfe man von ungeweihten48Kapern die Kerne weg und esse die Schalen.

Demnach sind die Kerne eine Frucht und die Schalen keine Frucht, und dem widersprechend wird gelehrt, daß man über die verschiedenen Arten der Kaper, über die Blätter und Blütenknospen »Der die Erdfrucht erschafft« und über die Kerne und Schalen »Der die Baumfrucht erschafft« spreche!?

Er ist der Ansicht R. A͑qibas. Wir haben nämlich gelernt: R. Elie͑zer sagt, von der Kaper seien die Blütenknospen, die Kerne und die Schalen zehntpflichtig; R. A͑qiba sagt, nur die Kerne seien zehntpflichtig, weil sie die Frucht sind.

Sollte er doch sagen, die Halakha sei wie R. A͑qiba!?

Hätte er gesagt, die Halakha sei wie R. A͑qiba, so könnte man glauben, auch innerhalb des Landes, so lehrt er uns, daß, wenn jemand erleichternd ist für das [Jisraél] land, die Halakha wie er sei außerhalb des Landes, nicht aber im [Jisraél] land.

Sollte er doch sagen, die Halakha sei wie R. A͑qiba außerhalb des Landes, weil, wenn jemand für das [Jisraél]land erleichternd ist, die Halakha wie er sei außerhalb des Landes!?

Hätte er so gesagt, so könnte man glauben, dies gelte nur vom Zehnten der Baumfrüchte, der auch im [Jisraél]land selbst nur rabbanitisch ist, beim Ungeweihten aber, das im [Jisraél]land [ein Verbot] der Tora ist, sei es auch außerhalb des Landes verboten, so lehrt er uns.

Rabina traf Mar b. R. Aši die Kerne wegwerfen und die Schalen essen; da sprach er zu ihm: Du bist wohl der Ansicht R. A͑qibas, der erleichternd ist, der Meister kann ja nach der Schule Šammajs verfahren, die noch erleichternder ist. Wir haben nämlich gelernt: Die Kaper ist, wie die Schule Šammajs sagt, im Weinberge Mischsaat49, und wie die Schule Hillels sagt, im Weinberge keine Mischsaat; diese und jene stimmen überein, daß diese dem Gesetze vom Ungeweihten unterliegt.

Dies widerspricht sich ja selbst: zuerst sagst du, die Kaper sei nach der Schule Šammajs im Weinberge Mischsaat, wonach sie eine Krautart ist, nachher aber lehrt er, diese und jene stimmen überein, daß diese dem Gesetze vom Ungeweihten unterliege, wonach sie eine Baumart isti?

Das ist kein Widerspruch; der Schule Šammajs ist es zweifelhaft, und sie entscheidet da erschwerend und dort erschwerend. Immerhin ist dies nach der Schule Šammajs zweifelhaft Ungeweihtes, und wir haben gelernt, das zweifelhaft Ungeweihte sei im Jisraélland verboten und in Syrien erlaubt, und außerhalb

Blatt 36b

des Landes dürfe man gehen und kaufen, nur ihn50nicht lesen sehen!?

Wir entscheiden nach R. A͑qiba gegen R. Elie͑zer, und die Schule Šammajs gegen die Schule Hillels ist bedeutungslos51.

Es ist ja aber zu berücksichtigen, daß [die Schale] ein Schutz der Frucht ist, und der Allbarmherzige sagt:52ihr sollt ihn Ungeweihtes sein lassen, seine Frucht, auch53das, was zur Frucht gehört, nämlich das, was die Frucht54beschützt. Raba erwiderte: Als Schutz der Frucht gilt nur das, was sich sowohl am Gepflückten, als auch am [am Baume] Haftenden befindet, diese aber befindet sich nur am Haftenden, nicht aber am Gepflückten. Abajje wandte gegen ihn ein: Der Knopf des Granatapfels wird mit diesem vereinigt55, die Blüte wird nicht vereinigt. Da er sagt, die Blüte werde nicht vereinigt, so ist sie ja keine Speise, hinsichtlich des Ungeweihten aber wird gelehrt, die Schale des Granatapfels und seine Blüte, Nußschale und Fruchtkerne unterliegen56dem Gesetze vom Ungeweihten!? Vielmehr, erwiderte Raba, Schutz der Frucht heißt nur das, was auch bei Reife der Frucht vorhanden ist, die Kapernschale aber ist bei der Reife der Frucht nicht mehr vorhanden.

Dem ist ja aber nicht so, R. Naḥman sagte ja im Namen des Rabba b. Abuha, die Dattelschoten von Ungeweihtem seien verboten, weil sie ein Schutz der Frucht sind. Schutz der Frucht sind sie ja nur bei der unreifen Dattel, dennoch nennt er sie Schutz für die Frucht!?

R. Naḥman ist der Ansicht R. Joses, denn wir haben gelernt, R. Jose sagt, der Weintraubenansatz sei57verboten, weil er eine Frucht ist; die Rabbanan aber streiten gegen ihn. R. Šimi aus Nehardea͑ wandte ein: Streiten denn die Rabbanan gegen ihn bezüglich anderer Bäume, wir haben ja gelernt: Von wann an darf man die Fruchtbäume im Siebentjahre58nicht mehr abhauen? Die Schule Šammajs sagt, keinen Baum, sobald er Frucht hervorbringt; die Schule Hillels sagt, den Johannisbrotbaum, sobald er kettenartig herunterhängt, Weinstöcke, sobald sie kernig sind, Oliven, sobald sie blühen, alle anderen Bäume, sobald sie [Frucht] hervorbringen. Hierzu sagte R. Asi: »Unreifes«, »Kerniges« und »weiße Bohne« sind dasselbe.

»Weiße Bohne«, wie kommst du darauf!?

Sage vielmehr: so groß, wie die weiße59Bohne. Die Rabbanan sind es ja, die der Ansicht sind, nur das Unreife [heiße Frucht], und nicht der Weintraubenansatz, und er lehrt: alle anderen Bäume, sobald sie [Frucht] hervorbringen!? Vielmehr, erwiderte Raba, Schutz der Frucht heißt es nur dann, wenn die Frucht abstirbt, falls man den Schutz entfernt, hierbei aber stirbt die Frucht nicht ab, wenn man ihn auch entfernt. Einst entfernte man die Blüte eines Granatapfels, und der Granatapfel verdorrte; man entfernte die Blüte [des Blumenkelches], und der Blumenkelch60blieb erhalten. Die Halakha ist wie Mar b. R. Aši, der die Kerne weggeworfen und die Schale gegessen hat. Und da sie bezüglich des Ungeweihten keine Früchte sind, sind sie auch bezüglich des Segensspruches keine Früchte, man spricht über sie nicht den Segen »Der die Baumfrucht erschafft«, sondern »Der die Erdfrucht erschafft«.

Über Pfeffer [spreche man], wie R. Šešeth sagt, »Alles entsteht durch sein Wort«, und wie Raba sagt, überhaupt nichts. Raba richtet sich hierin nach seiner Ansicht, denn Raba sagte, wer am Versöhnungstage61Pfeffer kaut, sei straffrei, wer Ingwer am Versöhnungstage kaut, sei straffrei. Man wandte ein: R. Meír sagte: Wenn es heißt:62ihr sollt ihn Ungeweihtes sein lassen, seine Frucht, so weiß ich ja, daß ein Baum eßbarer Frucht gemeint ist, wozu heißt es:63Bäume eßbarer Frucht?

um einen Baum einzuschließen, dessen Holz und Früchte den gleichen Geschmack haben, nämlich die Pfefferpflanze, dich zu lehren, daß die Pfefferpflanze dem Gesetze vom Ungeweihten unterliegt, und dich zu lehren, daß es im Jisraélland an nichts fehle, wie es heißt:64ein Land, in dem du nicht in Dürftigkeit Brot essen wirst, darin an nichts mangelt.

Das ist kein Einwand; das eine gilt von eingemachtem65, und das andere von trockenem. Die Rabbanan sprachen zu Meremar: Ist denn, wer Ingwer am Versöhnungstage kaut, straffrei, Raba sagte ja, das indische Ingwermus sei [zum Genuß] erlaubt, und man spreche darüber den Segen »Der die Bodenfrucht erschafft«!?

Das ist kein Einwand; das eine gilt von eingemachtem und das andere von trockenem.

Über den Topfpudding66, ebenso Graupenbrei spreche man, wie R. Jehuda sagt, »Alles entsteht durch sein Wort«, und wie R. Kahana sagt, »Der allerlei Speisen erschafft«. Bezüglich des gewöhnlichen Graupenbreies stimmen alle überein, daß man »Der allerlei Speisen erschafft« spreche, sie streiten nur über den Graupenbrei nach Art eines Topfpuddings: R. Jehuda sagt, »Alles«, denn er ist der Ansicht, der Honig sei die Hauptsache, R. Kahana sagt, »Der allerlei Speisen erschafft», denn er ist der Ansicht, das Mehl sei die Hauptsache. R. Joseph sagte: Die Ansicht R. Kahanas ist einleuchtender, denn Rabh und Šemuél sagten beide, über alles, worin eine der fünf Getreidearten enthalten ist, spreche man den Segen »Der allerlei Speisen erschafft«.

Der Text. Rabh und Šemuél sagten beide: Über alles, worin eine der fünf Getreidearten enthalten ist, spreche man den Segen »Der allerlei Speisen erschafft«. Ferner wurde gelehrt: Rabh und Šemuél sagten beide: Über alles, was aus einer der fünf Getreidearten besteht, spreche man den Segen »Der allerlei Speisen erschafft«. Und [beide Lehren] sind nötig; würde es nur von dem, was besteht, gelehrt worden sein, so könnte man glauben, weil es sein Wesen behält, nicht aber gelte dies von Mischungen;

Blatt 37a

daher lehrt er dies von dem, worin enthalten ist. Und würde es nur von dem, worin enthalten ist, gelehrt worden sein, so könnte man glauben, nur, wenn darin eine der fünf Arten enthalten ist, nicht aber Reis und Hirse in einer Mischung, wenn sie aber ihr Wesen behalten, spreche man auch über Reis und Hirse den Segen »Der allerlei Speisen erschafft«, so lehrt er uns, von dem, was aus den fünf Arten besteht, daß man über diese den Segen »Der allerlei Speisen erschafft« spreche, über Reis und Hirse aber, auch wenn sie ihr Wesen behalten, spreche man nicht den Segen »Der allerlei Speisen erschafft«.

Spricht man denn über Reis nicht den Segen »Der allerlei Speisen erschafft«, es wird ja gelehrt, daß, wenn man einem Reisbrot oder Hirsebrot vorsetzt, er darüber den Segensspruch vorher und nachher spreche, wie über eine Topfspeise, und bezüglich der Topfspeise wird gelehrt, vorher spreche man darüber den Segen »Der allerlei Speisen erschafft«, und nachher spreche man darüber den aus den drei gezogenen67Segensspruch?

Gleich der Topfspeise und nicht gleich der Topfspeise; gleich der Topfspeise, indem man darüber den Segensspruch vorher und nachher spreche, nicht gleich der Topfspeise, denn über die Topfspeise spricht man vorher »Der allerlei Speisen erschafft» und nachher den aus den drei gezogenen Segensspruch, während man über dieses vorher den Segen »Alles entsteht durch sein Wort« und nachher »Der viele Seelen und ihre Bedürfnisse erschafft, für alles, was er erschaffen hat« spreche.

Gehört denn der Reis nicht zu den Topfspeisen, es wird ja gelehrt: folgende sind Topfspeisen68: Speltgraupe, Weizengraupe, Dinkelgraupe (Mehl), Gerstengraupe und Reis!?

Dies nach R. Joḥanan b. Nuri, denn es wird gelehrt, R. Joḥanan b. Nuri sagt, Reis sei eine Getreideart: man verwirke die Ausrottung, wenn man ihn gesäuert69am Pesaḥfeste ißt, und man erfülle damit70seine Pflicht am Pesaḥfeste; die Rabbanan aber sind nicht dieser Ansicht.

Sind denn die Rabbanan nicht dieser Ansicht, es wird ja gelehrt: Wer Weizen kaut, spreche den Segen »Der die Bodenfrucht erschafft«; hat man ihn gemahlen, gebacken und dann gekocht, so spreche man, falls es noch ganze Stücke sind, vorher den Segen »Der Brot aus der Erde hervorbringt« und nachher die drei Segenssprüche, und wenn es keine ganzen Stücke sind, vorher den Segen »Der allerlei Speisen erschafft« und nachher den aus den drei gezogenen Segensspruch. Wer Reis kaut, spreche den Segen »Der die Bodenfrucht erschafft«; hat man ihn gemahlen, gebacken und dann gekocht,so spreche man darüber, selbst wenn es noch ganze Stücke sind, vorher den Segen »Der allerlei Speisen erschafft« und nachher den aus den drei gezogenen Segensspruch. Nach wessen Ansicht: wollte man sagen, nach R. Joḥanan b. Nuri, welcher sagt, der Reis sei eine Getreideart, so müßte man ja darüber den Segen »Der Brot aus der Erde hervorbringt« und die drei Segenssprüche sprechen. Doch wohl nach den Rabbanan, und dies ist somit eine Widerlegung Rabhs und Šemuéls. Eine Widerlegung.

Der Meister sagte: Wer Weizen kaut, spreche den Segen »Der die Bodenfrucht erschafft«. Es wird ja aber gelehrt: »Der allerlei Samenkörner erschafft«!?

Das ist kein Einwand; dies nach R. Jehuda und jenes nach den Rabbanan. Wir haben nämlich gelernt: Über Kräuter spreche man »Der die Bodenfrucht erschafft«; R. Jehuda sagt: »Der allerlei Gräser erschafft«.

Der Meister sagte: Wer Reis kaut, spreche den Segen »Der die Bodenfrucht erschafft«; hat man ihn gemahlen, gebacken und dann gekocht, so spreche man darüber, selbst wenn es noch ganze Stücke sind, vorher den Segen »Der allerlei Speisen erschafft« und nachher den aus den drei gezogenen Segensspruch. Es wird ja aber gelehrt: nachher gar keinen!? R. Šešeth erwiderte: Das ist kein Einwand; dies nach R. Gamliél und jenes nach den Rabbanan. Es wird nämlich gelehrt: Die Regel hierbei ist: Über alles, was zu den sieben Arten gehört, spreche man, wie R. Gamliél sagt, die drei Segenssprüche, und wie die Weisen sagen, den aus den drei gezogenen Segensspruch. Einst saßen R. Gamliél und die Ältesten in Jeriḥo beisammen in einem Söller, und man setzte ihnen Datteln vor. Nachdem sie gegessen hatten, erteilte R. Gamliél R. A͑qiba Erlaubnis, den Segen zu sprechen. Da richtete sich R. A͑qiba auf und sprach den aus den drei gezogenen Segensspruch71. R. Gamliél sprach zu ihm: A͑qiba, wie lange noch wirst du deinen Kopf in Streitigkeit stecken!? Dieser erwiderte: Meister, obgleich du so sagst und deine Genossen anders, so hast du uns ja gelehrt, daß [bei einem Streit zwischen] einem Einzelnen und einer Mehrheit die Halakha nach der Mehrheit zu entscheiden sei. R. Jehuda sagte in dessen Namen: Über alles, was zu den sieben Arten gehört, aber

Blatt 37b

keine Getreideart ist, oder eine Getreideart ist, aber man daraus kein Brot gemacht hat, spreche man, wie R. Gamliél sagt, die drei Segenssprüche, und wie die Weisen sagen, einen Segensspruch; und über alles, was nicht zu den sieben Arten gehört und keine Getreideart ist, wie beispielsweise Reisbrot oder Hirsebrot, spreche man, wie R. Gamliél sagt, den aus den drei gezogenen Segensspruch, und wie die Weisen sagen, überhaupt keinen.

Wie ist, wo du es R. Gamliél addiziert hast, der Schluß des Anfangssatzes zu erklären: wenn es keine ganzen Stücke mehr sind, vorher den Segen »Der allerlei Speisen erschafft« und nachher den aus den drei gezogenen Segensspruch. Nach wem: wenn nach R. Gamliél, so sind ja nach ihm sogar über Datteln und Graupenbrei die drei Segenssprüche zu sprechen, und um so mehr, wenn es keine ganzen Stücke sind!? Also nach den Rabbanan.

Demnach befinden sich ja die Rabbanan in einem Widerspruch!?

Tatsächlich nach den Rabbanan, man lese aber bezüglich des Reises: nachher spreche man überhaupt keinen Segen.

Raba sagte: Über einen Bauernpudding, in den man viel Mehl tut, spreche man den Segen »Der allerlei Speisen erschafft«, weil darin das Mehl Hauptsache ist; über einen der Städter, in welchen man nicht viel Mehl tut, spreche man den Segen »Alles entsteht durch sein Wort«, weil darin der Honig Hauptsache ist. Später aber sagte Raba, über diesen und jenen [spreche man] »Der allerlei Speisen erschafft«. Rabh und Šemuél sagten nämlich beide: Über alles, worin eine der fünf Getreidearten enthalten ist, spreche man den Segen »Der allerlei Speisen erschafft«.

R. Joseph sagte: Über eine Brotspeise, in der olivengroße Brocken sind, spreche man vorher den Segen «Der Brot aus der Erde hervorbringt« und nachher die drei Segenssprüche; in der keine olivengroßen Brocken sind, vorher den Segen »Der allerlei Speisen erschafft« und nachher den aus den drei gezogenen Segensspruch. R. Joseph sprach: Dies entnehme ich aus folgender Lehre: Wer in Jerušalem steht und Speisopfer darbringt, spreche »Gepriesen sei er, der uns leben, bestehen und diese Zeit erreichen ließ«; nahm sie [der Priester] zum Essen, so spreche er den Segen »Der Brot aus der Erde hervorbringt«. Und diesbezüglich wird gelehrt: Bei diesen allen72müssen die Brocken olivengroß sein. Abajje sprach zu ihm: Demnach braucht er nach dem Tanna der Schule Jišma͑éls, welcher sagt, er zerreibe sie73wieder zu Mehl, den Segen »Der Brot aus der Erde hervorbringt« nicht zu sprechen!? Wolltest du sagen, dem sei auch so, so wird ja gelehrt, daß, wenn jemand von allen74bis zur Größe einer Olive gesammelt und gegessen hat, er, wenn es Gesäuertes75ist, die Ausrottung verwirke, und wenn Maçça, seiner Pflicht am Pesaḥfeste76genüge.

Hier wird von dem Falle gesprochen, wenn er sie wieder zusammengeknetet hat.

Wie ist demnach der Schlußsatz zu erklären: dies nur dann, wenn er sie in einer Zeit, während welcher man ein Peras77essen kann, gegessen hat. Wenn zusammengeknetet, so sollte es nicht »sie gegessen«, sondern »es gegessen« heißen!?

Hier wird von dem Falle gesprochen, wenn sie von einem nicht vollständig zerbröckelten78Brote herrühren. Was bleibt nun damit? R. Šešeth sagte: Über eine Brotspeise spreche man den Segen »Der Brot aus der Erde hervorbringt«, auch wenn darin keine olivengroßen Brocken sind. Raba sagte: Dies nur, wenn es das Aussehen des Brotes hat.

Ṭroqanin ist zur Teighebe79pflichtig. Als Rabin kam, sagte er im Namen R. Joḥanans, Ṭroqanin sei von der Teighebe frei.

Was ist Ṭroqanin? Abajje erwiderte: Eine Bodenloch [speise]80. Ferner sagte Abajje: Ṭerita ist von der Teighebe frei.

Was ist Ṭerita? Manche erklären: Pfannkuchen, manche erklären: Brot nach indischer81Art, und manche erklären: Brot, das für den Quark82bereitet83wird. R. Ḥija lehrte: Das für den Quark bereitete Brot ist von der Teighebe frei.

Es wird ja aber gelehrt, es sei zur Teighebe pflichtig!?

Da wird der Grund ausdrücklich gelehrt: R. Jehuda sagt, die Zubereitung entscheide; hat man

Blatt 38a

es in Küchelchen geformt, so ist es pflichtig, wenn aber formlose Plätzchen, so ist es frei.

Abajje sprach zu R. Joseph: Welchen Segen spreche man über die Bodenloch [speise]? Dieser erwiderte: Du glaubst wohl, es sei Brot, es ist nur eine Teigmasse und man spreche darüber den Segen »Der allerlei Speisen erschafft«. Mar Zuṭra bestimmte es zu seiner Mahlzeit und sprach darüber den Segen »Der Brot aus der Erde hervorbringt« und die drei Segenssprüche. Mar b. R. Aši sagte: Man genügt damit seiner Pflicht am Pesaḥfest, denn auch hiervon heißt es:84Brot der Armut.

Ferner sagte Mar b. R. Aši: Über Dattelhonig spreche man den Segen »Alles entsteht durch sein Wort«, denn es ist nichts weiter als ein Saft.

Nach wessen Ansicht?

Nach dem Tanna der folgenden Lehre: Wegen des Dattelhonigs, Apfelweines, Weintraubenessigs und anderer Fruchtsäfte von Hebe, ist man nach R. Elie͑zer [zum Ersatze] des Grundwertes und des Fünftels85verpflichtet, nach R. Jehošua͑ aber frei.

Einer der Jünger fragte Raba: Welchen [Segen spreche man] über Trimma86? Raba verstand nicht, was jener ihn fragte, und Rabina, der vor Raba saß, sprach zu jenem: Meinst du solche aus Sesam, oder aus Safflor, oder aus Weintraubenkernen? Währenddessen verstand ihn Raba und sprach zu ihm: Du meinst gewiß Zerriebenes, da hast du mich an etwas erinnert, das R. Asi gesagt hat: Aus Datteln von Hebe darf man Ṭrimma bereiten, jedoch darf man daraus keinen Rauschtrank bereiten87. Die Halakha ist: Hat man aus Datteln Ṭrimma bereitet, so spreche man darüber den Segen »Der die Baumfrucht erschafft«, denn sie behalten ihr Wesen, wie vorher.

Über Šetita88spreche man, wie Rabh sagt, »Alles entsteht durch sein Wort«, und wie Šemuél sagt, »Der allerlei Speisen erschafft«. R. Ḥisda sagte: Sie streiten aber nicht; einer spricht von hartem, der andere von weichem; das harte bereitet man zum Essen, das weiche bereitet man zu Heilzwecken. R. Joseph wandte ein: Sie stimmen überein, daß man am Šabbath Šetita umrühren und ägyptisches Bier89trinken dürfe. Ist denn, wo du erklärst, wenn man es zu Heilzwecken bereitet, [die Bereitung] eines Heilmittels am Šabbath erlaubt!? Abajje erwiderte ihm: Bist du etwa nicht dieser Ansicht, wir haben ja gelernt, man dürfe am Šabbath zu Heilzwecken jede Speise essen und jedes Getränk trinken!? Du mußt also erklären, er beabsichtige das Essen, ebenso beabsichtigt man hierbei das Essen. Eine andere Lesart. Du mußt also erklären, er beabsichtige das Essen, und Heilmittel ist es nebenbei, ebenso beabsichtigt man auch hierbei das Essen, und ein Heilmittel ist es nebenbei. Und auch die [Lehre] Rabhs und Šemuéls ist nötig. Aus jener90könnte man es nur von dem Falle wissen, wenn man das Essen beabsichtigt und es Heilmittel nebenbei ist, hierbei aber, wo man es von vornherein zur Heilung bereitet, spreche man darüber gar keinen Segen, so lehrt er uns, daß man, da man einen Genuß davon hat, darüber den Segen spreche.

DENN ÜBER DAS BROT SPRECHE MAN »DER [BROT AUS DER ERDE] HERVORBRINGT«. Die Rabbanan lehrten: Wie spricht man?

»Der Brot aus der Erde hervorbringt [hamoçi]«; R. Neḥemja sagt: »Der Brot aus der Erde hervorgebracht hat [moçi]«. Raba sagte: Über »moçi« stimmen alle überein, daß es »hervorgebracht« bedeute, denn es heißt:91der Gott, der sie aus Miçrajim herausgebracht [moçiám], sie streiten nur über »hamoçi«; die Rabbanan sind der Ansicht, auch »hamoçi« bedeute »hervorgebracht«, denn es heißt: 92der dir Wasser aus einem Kieselstein hervorgebracht [hamoçi], und R. Neḥemja ist der Ansicht, »hamoçi« bedeute »hervorbringt«, denn es heißt:93Der euch aus der Knechtschaft Miçrajims herausbringt [hamoçi].

Und die Rabbanan!?

Hier spricht der Heilige, gepriesen sei er, zu Jisraél wie folgt: Wenn ich euch herausgeführt habe, vollbringe ich euch etwas, wodurch ihr erkennen werdet, daß ich es bin, der euch aus Miçrajim herausgeführt hat, wie es auch heißt: 94ihr sollt erkennen, daß ich, der Herr, euer Gott bin, der herausgebracht hat95.

Die Rabbanan lobten R. Zera vor R. Zebid, dem Vater96des R. Šimo͑n b. R. Zebid, daß er ein bedeutender Mann und in den Segenssprüchen kundig sei. Da sprach er zu ihnen: Wenn er zu euch kommt, bringet ihn zu mir. Als er einst bei ihm war, und man ihm Brot vorsetzte, begann er und sprach: »Der hervorgebracht hat [moçi]«. Da sprach jener: Der ist es, über den man sagt, er sei ein bedeutender Mann und in den Segenssprüchen kundig! Hätte er »hervorbringt [hamoçi]« gesagt, so

Blatt 38b

würde er uns die Erklärung97, und daß die Halakha wie die Rabbanan sei, mitgeteilt haben; was aber lehrt er uns, wenn er »hervorgebracht [moçi]« sagt!? Er aber tat dies, um sich einer Streitigkeit zu entziehen. Die Halakha ist, man spreche »Der Brot aus dem Boden hervorbringt [hamoçi]«, denn wir richten uns nach den Rabbanan, welche sagen, es bedeute »hervorbringt«.

ÜBER KRÄUTER SPRECHE MAN &C. Er lehrt von Kräutern, wie vom Brote: wie das Brot durch das Feuer verändert wurde, ebenso Kräuter, [auch] wenn sie durch das Feuer verändert wurden. Rabbanaj sagte im Namen Abajjes: Dies besagt, daß man über gedünstete Kräuter den Segen »Der die Bodenfrucht erschafft« spreche.

Woher dies?

Da er von Kräutern wie vom Brote lehrt.

R. Ḥisda trug vor im Namen unseres Meisters, das ist Rabh: Über gedünstete Kräuter spreche man den Segen »Der die Bodenfrucht erschafft«. Unsere Lehrer, die aus dem Jisraélland herabgekommen sind

das ist U͑la im Namen R. Joḥanans

sagen, über gedünstete Kräuter spreche man den Segen »Alles entsteht durch sein Wort«. Ich sage, über das, worüber man sonst »Der die Bodenfrucht erschafft« spricht98, spreche man, wenn gedünstet, »Alles entsteht durch sein Wort«, und über das, worüber man sonst »Alles entsteht durch sein Wort« spricht99, spreche man, wenn gedünstet, »Der die Bodenfrucht erschafft«.

Allerdings, über das, worüber man sonst »Alles entsteht durch sein Wort« spricht, wenn gedünstet, »Der die Bodenfrucht erschafft«, dies kann bei Kohl, Mangold und Kürbis der Fall sein, in welchem Falle aber über das, worüber man sonst »Der die Bodenfrucht erschafft« spricht, wenn gedünstet, »Alles &c.«!? R. Naḥman b. Jiçḥaq erwiderte: Dies ist bei Knoblauch und Lauch der Fall.

R. Naḥman trug vor im Namen unseres Meisters, das ist Šemuél: Über gedünstete Kräuter spreche man den Segen »Der die Bodenfrucht erschafft«. Unsere Genossen, die aus dem Jisraélland herabgekommen sind

das ist U͑la im Namen R. Joḥanans

sagen, über gedünstete Kräuter spreche man den Segen »Alles entsteht durch sein Wort«. Ich sage, darüber besteht ein Streit, denn es wird gelehrt: Man genügt der Pflicht100 mit einem eingeweichten oder gekochten Kuchen, der nicht zergangen ist

so R. Meír; R. Jose sagt, man genüge der Pflicht mit einem eingeweichten Kuchen, nicht aber mit einem gekochten, auch wenn er nicht zergangen101ist.

Dies ist aber nichts; tatsächlich sind alle der Ansicht, man spreche über gedünstete Kräuter den Segen »Der die Bodenfrucht erschafft«, denn nur da sagt dies102R. Jose, weil da der Geschmack des Ungesäuerten erforderlich ist, der dann nicht vorhanden ist, hier aber pflichtet auch R. Jose bei.

R. Ḥija b. Abba sagte im Namen R. Joḥanans, über gedünstete Kräuter spreche man den Segen »Der die Bodenfrucht erschafft»; R. Binjamin b. Jepheth sagte im Namen R. Joḥanans, über gedünstete Kräuter spreche man den Segen »Alles entsteht durch sein Wort«. R. Naḥman b. Jiçḥaq sprach: U͑la hat sich seinen Irrtum nach R. Binjamin b. Jepheth103 eingeprägt. R. Zera staunte darüber: welche Bedeutung hat R. Binjamin b. Jepheth gegenüber R. Ḥija b. Abba!? R. Ḥija b. Abba lernte die Halakha von seinem Lehrer R. Joḥanan und erwog sie genau, R. Binjamin b. Jepheth aber erwog nicht; ferner wiederholte R. Ḥija b. Abba alle dreißig Tage sein Studium vor seinem Lehrer R. Joḥanan, R. Binjamin b. Jepheth aber wiederholte nicht. Und abgesehen von diesem und von jenem,

einst geschah es, daß man wegen einer Lupine, die man siebenmal in einem Topfe gekocht und zum Nachtisch gegessen hatte, zu R. Joḥanan kam und ihn fragte, und er erwiderte, daß man darüber den Segen »Der die Bodenfrucht erschafft« spreche. Ferner erzählte R. Ḥija b. Abba, er habe gesehen, wie R. Joḥanan eine eingesalzene104Olive gegessen und über sie den Segen vorher und nachher gesprochen hat. Allerdings spricht man, wenn du sagst, gedünstete Kräuter behalten ihr Wesen, vorher »Der die Baumfrucht erschafft« und nachher den aus den drei gezogenen Segensspruch; wenn du aber sagst, gedünstete Kräuter behalten ihr Wesen nicht, so spricht man zwar vorher den Segen »Alles entsteht durch sein Wort«, welchen Segen aber spricht man nachher!?

Vielleicht [den Segen] »Der viele Wesen und ihre Bedürfnisse erschafft, für alles, was er erschaffen hat«. R. Jiçḥaq b. Šemuél wandte ein: Mit den [bitteren] Kräutern, mit denen man seiner Pflicht am Pesaḥfeste105genügt, genügt man sowohl mit ihnen selbst, wie auch mit ihrem Strunke, nicht aber mit eingelegten, gedünsteten und gekochten. Weshalb nicht mit gedünsteten, wenn du sagst, sie behalten ihr Wesen!?

Anders ist es da, wo der Geschmack des Bitteren erforderlich ist, der dann nicht vorhanden ist.

R. Jirmeja sprach zu R. Zera: Wieso sprach R. Joḥanan den Segensspruch über eine eingesalzene Olive, da man ihr den Kern genommen hat, fehlt ihr ja das Quantum106!? Dieser erwiderte: Du glaubst wohl,

Blatt 39a

das Quantum einer großen Olive sei erforderlich, erforderlich ist das einer mittelgroßen Olive, und dieses war vorhanden; die man R. Joḥanan vorgesetzt, war eine große Olive, und obgleich man ihr den Kern genommen hatte, blieb das Quantum zurück. Wir haben nämlich gelernt: Die Olive, von der sie sprechen, ist weder eine kleine noch eine große, sondern eine mittelgroße, das ist die Aguri. Hierzu sagte R. Abahu: Ihr Name ist nicht Aguri, sondern Abrusi (ist ihr Name), und wie manche sagen: Semrusi (ist ihr Name), sie heißt aber deshalb Aguri, weil das Öl in ihr gesammelt [agur] ist.

Es wäre anzunehmen, daß hierüber Tannaím [streiten]. Einst saßen nämlich zwei Schüler vor Bar Qappara, und man setzte ihnen Kohl, damascenische [Pflaumen] und junges Geflügel vor. Als Bar Qappara einem von ihnen die Erlaubnis, den Segen zu sprechen, erteilte, und dieser sich aufrichtete und den Segen über das Geflügel sprach, lachte sein Genosse über ihn. Da zürnte Bar Qappara und sprach: Ich zürnte nicht über den, der den Segensspruch gesprochen, ich zürnte vielmehr über den, der gelacht hat; wenn dein Genosse anscheinend noch nie den Geschmack des Fleisches107gekostet, warum lachst du da über ihn!? Alsdann sprach er: Ich zürnte nicht über den, der gelacht, ich zürnte vielmehr über den, der den Segensspruch gesprochen hat: mangelt es hier auch an Weisheit, so ist ja immerhin Alter108vorhanden. Es wird gelehrt: Beide überlebten das Jahr nicht. Ihr Streit bestand wahrscheinlich in folgendem: der den Segensspruch sprach, war der Ansicht, man spreche über gedünstete Kräuter und über Geflügel »Alles entsteht durch sein Wort«, und das Beliebtere ist zu bevorzugen, und der gelacht hat, war der Ansicht, man spreche über gedünstete Kräuter »Der die Bodenfrucht erschafft«, über Geflügel aber »Alles entsteht durch sein Wort«, und die Frucht ist zu bevorzugen.

Nein, beide waren der Ansicht, man spreche über gedünstete Kräuter und über Geflügel »Alles entsteht durch sein Wort«, ihr Streit aber bestand in folgendem: einer war der Ansicht, das Beliebtere sei zu bevorzugen, und der andere war der Ansicht, der Kohl sei zu bevorzugen, weil er nahrhaft ist.

R. Zera erzählte: Als ich bei R. Hona war, sagte er zu uns: Über Rübenköpfe in großen Stücken zerstückelt [spreche man] »Der die Bodenfrucht erschafft«, wenn in kleinen Stücken zerstückelt, »Alles entsteht durch sein Wort«. Als wir aber zu R. Jehuda kamen, sagte er zu uns: Über diese und jene spreche man »Der die Bodenfrucht erschafft«, denn man zerstückelt sie nur deshalb kleiner, um ihren Geschmack zu erhöhen. R. Aši sagte: Als wir bei R. Kahana waren, sagte er zu uns: Über die gekochte Speise aus Mangold, worin man nicht viel Mehl tut, [spreche man] »Der die Bodenfrucht erschafft«, über die aus Rüben, worin man viel Mehl tut, »Der allerlei Speisen erschafft«. Später aber sagte er: Über diese und jene: »Der die Bodenfrucht erschafft«, denn nur zum Binden tut man darin viel Mehl.

R. Ḥisda sagte: Die Marigoldspeise ist zuträglich für das Herz und gut für die Augen und noch mehr für die Gedärme. Abajje sagte: Dies nur, wo sie auf dem Herde steht und »tuch, tuch«109macht. R. Papa sagte: Es ist mir gewiß, daß die Mangoldbrühe dem Mangold, die Rübenbrühe der Rübe und die Brühe aller gekochten Gemüse dem Gemüse gleiche. Aber folgendes fragte R. Papa: Wie ist es mit der Dillbrühe: tut man ihn hinein, um den Geschmack110zu erhöhen, oder tut man ihn hinein, um den Schaum zu entfernen?

Komm und höre: Der Dill ist, sobald er im Topfe einen Geschmack verliehen hat, nicht mehr Hebe111, auch ist er als Speise nicht mehr verunreinigungsfähig. Schließe hieraus, daß man ihn zur Erhöhung des Geschmackes hineintut. Schließe hieraus.

R. Ḥija b. Aši sagte: Über vertrocknetes Brot in einer Schüssel [eingeweicht] spreche man den Segen »Der hervorbringt«. Er streitet gegen R. Ḥija, denn R. Ḥija sagte, der Segensspruch sei mit dem [Durchbrechen des] Brotes zu beenden. Raba wandte ein: Über vertrocknetes Brot wohl deshalb nicht, weil man den Segen über ein angebrochenes Stück beendet, aber auch bei einem [frischen] Brote beendet man ihn ja über ein angebrochenes Stück!? Vielmehr, sagte Raba, spreche man den Segen

Blatt 39b

vorher, und erst dann breche man an. Die Nehardee͑nser verfahren nach R. Ḥija, die Rabbanan verfahren nach Raba. Rabina sprach: Die Mutter sagte zu mir: dein Vater verfuhr nach R. Ḥija, denn R. Ḥija sagte, der Segen sei mit dem [Durchbrechen des] Brotes zu beenden, und die Rabbanan verfuhren nach Raba. Die Halakha ist wie Raba, welcher sagt, man spreche den Segen vorher, dann breche man an.

Hat man ihnen Brocken und Ganze112vorgesetzt, so spreche man, wie R. Hona sagt, den Segen über die Brocken und enthebe die Ganzen; R. Joḥanan aber sagt, über ein Ganzes sei das Gebot bevorzugter. Wenn aber ein Stück aus Weizenmehl und ein Ganzes aus Gerstenmehl, so stimmen alle überein, daß man den Segen über das Stück aus Weizenmehl spreche und das Ganze aus Gerstenmehl enthebe. R. Jirmeja b. Abba sagte: Hierüber [streiten] Tannaím: Man sondere ab als Hebe eine kleine ganze Zwiebel, nicht aber eine halbe große Zwiebel; R. Jehuda sagt: nicht doch, vielmehr die halbe große. Ihr Streit besteht wohl in folgendem; einer ist der Ansicht, das Wertigere sei zu bevorzugen, und der andere ist der Ansicht, das Ganze sei zu bevorzugen. Ist ein Priester anwesend, so stimmen alle überein, daß das Wertigere zu bevorzugen sei, sie streiten nur, wenn kein Priester anwesend ist. Wir haben nämlich gelernt: Wo ein Priester anwesend ist, sondere man die Hebe ab von dem Besseren ab. R. Naḥman b. Jiçḥaq sagte: Der Gottesfürchtige wird beivon dem Dauerhafteren; R. Jehuda sagt, man sondere die Hebe nur vom Besseren ab. R. Naḥman b. Jiçḥaq sagte: Der Gottesfürchtige wird beiden gerecht.

Wer ist dieser?

Mar, der Sohn Rabinas, denn Mar, der Sohn Rabinas, pflegt das Stück unter das Ganze zu legen und anzubrechen.

Ein Schüler rezitierte vor R. Naḥman b. Jiçḥaq: Man lege das Stück unter das Ganze, breche an und spreche den Segen. Dieser sprach zu ihm: Wie ist dein Name? Er erwiderte: Šalmon113. Da sprach er: Friede bist du, und friedlich ist deine Lehre, denn Frieden hast du zwischen den Schülern gestiftet.

R. Papa sagte: Alle stimmen überein, daß man am Pesaḥfeste das Stück unter das Ganze lege und anbreche.

Weshalb?

Es heißt:114Brot der Armut. R. Abba sagte: Am Šabbath muß man zwei Brote anbrechen.

Weshalb?

Es heißt:115doppeltes Brot.

R. Aši erzählte: Ich sah R. Kahana zwei halten und eines anbrechen. R. Zera brach [am Šabbath] ein Brot an, das für die ganze Mahlzeit reichte. Rabina sprach zu R. Aši: Dies sieht ja wie Gefräßigkeit aus! Dieser erwiderte: Da er an keinem anderen Tage, sondern nur heute so verfährt, so sieht es nicht wie Gefräßigkeit aus. Wenn R. Ami und R. Asi ein E͑rubbrot116sich darbot, pflegten sie darüber den Segen »Der Brot aus der Erde hervorbringt« zu sprechen. Sie sagten nämlich: Da damit ein Gebot bereits ausgeübt worden ist, so wollen wir damit ein zweites Gebot ausüben.

Blatt 40a

Rabh sagte: [Spricht jemand117:] »Nimm, gesegnet, nimm, gesegnet«, so braucht er den Segen nicht abermals zu sprechen; wenn aber: »Salz her, Zukost her«, so muß er den Segen abermals sprechen; R. Joḥanan sagt, auch wenn [er spricht:] »Salz her, Zukost her«, brauche er den Segen nicht abermals zu sprechen. [Spricht jemand:] »Mische für die Ochsen, mische für die Ochsen«, so muß er den Segen abermals sprechen; R. Šešeth sagt, auch wenn [er spricht:] »Mische für die Ochsen«, brauche er den Segen nicht abermals zu sprechen. R. Jehuda sagte nämlich im Namen Rabhs: Es ist zu essen verboten, bevor er seinem Vieh Futter gegeben, denn es heißt:118ich werde Gras auf deinem Felde für dein Vieh geben, nachher erst:119und du wirst essen und satt werden.

Raba b. Šemuél sagte im Namen R. Ḥijas: Wer [das Brot] anbricht, darf nicht eher anbrechen, als bis man für jeden einzelnen Salz oder Zukost gebracht hat. Einst war Raba b. Šemuél beim Exilarchen eingetroffen, und als man ihm Brot vorsetzte, brach er es sofort an. Sie sprachen zu ihm: Ist der Meister von seiner Lehre zurückgetreten? Dieser erwiderte: Dieses heischt kein Warten120.

Ferner sagte Raba b. Šemuél im Namen R. Ḥijas: Der Urin wird nicht anders entleert, als im Sitzen121. R. Kahana sagte: Auf lockere Erde auch stehend. Wo keine lockere Erde da ist, stehe man auf einem hohen Orte und uriniere auf einen abschüssigen Ort.

Ferner sagte Raba b. Šemuél im Namen R. Ḥijas: Nach jedem Essen iß Salz, und nach jedem Trinken trinke Wasser, so wirst du nie zu Schaden kommen. Ebenso wird gelehrt: Nach jedem Essen iß Salz, und nach jedem Trinken trinke Wasser, so wirst du nie zu Schaden kommen. Ein Anderes lehrt: Wer irgend eine Speise gegessen und kein Salz gegessen hat, wer irgend ein Getränk getrunken und kein Wasser getrunken hat, der sei am Tage wegen üblen Mundgeruches und bei Nacht wegen der Bräune besorgt.

Die Rabbanan lehrten: Wer sein Essen im Wasser schwimmen läßt, kommt nicht zu Leibsehmerzen.

Wieviel?

Einen Trinkbecher für ein Brot.

R. Mari sagte im Namen R. Joḥanans: Wer einmal in dreißig Tagen Linsen [zu essen] pflegt, hält die Bräune von seinem Hause zurück; jeden Tag aber nicht.

Weshalb?

Weil es wegen üblen Mundgeruches schädlich ist.

Ferner sagte R. Mari im Namen R. Joḥanans: Wer einmal in dreißig Tagen Senf zu essen pflegt, hält böse Krankheiten von seinem Hause zurück; jeden Tag aber nicht.

Weshalb?

Weil es wegen Herzschwäche schädlich ist.

R. Ḥija b. Aši sagte im Namen Rabhs: Wer kleine Fische [zu essen] pflegt, bekommt keine Leibschmerzen; und noch mehr, kleine Fische lassen auch gedeihen, nähren und kräftigen den ganzen Körper des Menschen.

R. Ḥama b. R. Ḥanina sagte: Wer Schwarzkümmel [zu essen] pflegt, kommt nicht zu Herzschmerzen. Man wandte ein: R. Šimo͑n b. Gamliél sagte: Der Schwarzkümmel ist eines der sechzig122tödlichen Gewürze, und wer im Osten seiner Tenne schläft, dessen Blut kommt über sein eigenes Haupt!?

Das ist kein Einwand; das eine gilt von seinem Geruche und das andere gilt von seinem Geschmacke. Die Mutter R. Jirmejas buk ihm Brot und streute ihn darauf, kratzte ihn aber wieder ab.

R. JEHUDA SAGT, [MAN SPRECHE] »DER ALLERLEI GRASARTEN ERSCHAFFT«. R. Zera, manche sagen, R. Ḥenana b. Papa sagte: Die Halakha ist nicht wie R. Jehuda. Ferner sagte R. Zera, manche sagen, R. Ḥenana b. Papa: Folgendes ist der Grund R. Jehudas: die Schrift sagt:123gepriesen sei der Herr Tag für Tag; preist man ihn denn nur am Tage und [preist ihn] nicht in der Nacht? Vielmehr besagt dies: für jeden besonderen Tag gib ihm seine entsprechenden Segenssprüche; ebenso hier: für jede besondere Art gib ihm seine entsprechenden Segenssprüche.

Ferner sagte R. Zera, manche sagen, R. Ḥenana b. Papa: Komm und sieh, daß nicht die Art des Heiligen, gepriesen sei er, die Art des Menschen ist. Beim Menschlichen nimmt ein leeres Gefäß auf, ein volles aber nicht; bei dem des Heiligen, gepriesen sei er, ist es aber nicht so, das Volle124nimmt auf, das Leere aber nimmt nicht auf, denn es heißt:125und er sprach: Wenn hören, wirst du hören; wenn du bereits gehört hast, wirst du hören, wenn aber nicht, so wirst du nicht hören. Eine andere Erklärung: Hast du das Alte gehört, so wirst du auch das Neue hören, wendet sich aber dein Herz weg, so wirst du nichts mehr hören.

iiHAT JEMAND ÜBER BAUMFRÜCHTE »DER DIE BODENFRUCHT ERSCHAFFT« GESPROCHEN, SO HAT ER SEINER PFLICHT GENÜGT; WENN ÜBER BODENFRÜCHTE »DER DIE BAUMFRUCHT ERSCHAFFT«, SO HAT ER SEINER PFLICHT NICHT GENÜGT. BEI ALLEN ABER HAT MAN SEINER PFLICHT GENÜGT, WENN MAN »ALLES ENTSTEHT DURCH SEIN WORT« GESPROCHEN HAT.

GEMARA. Wer lehrt, daß beim Baume der Boden die Hauptsache ist? R. Naḥman b. Jiçḥaq erwiderte: Es ist nach R. Jehuda, denn wir haben gelernt: Ist die Quelle versiegt, oder der Baum abgehauen worden, so bringe er dar126und lese nicht; R. Jehuda sagt, er bringe dar und lese auch127.

WENN ÜBER BODENFRÜCHTE &C. Selbstverständlich!? R. Naḥman b. Jiçḥaq erwiderte: Dies ist nach R. Jehuda nötig, welcher sagt, der Weizen sei eine Baumart. Es wird nämlich gelehrt: Der Baum, von dem Adam, der Urmensch, gegessen hat, war, wie R. Meír sagt, ein Weinstock, denn du hast nichts, was über den Menschen Wehklage bringt, als den Wein, wie es heißt: 128und er trank vom Weine und wurde trunken. R. Neḥem ja sagt, es war ein Feigenbaum, denn womit sie sich versündigt, damit wurde es ihnen gut gemacht, wie es heißt:129und sie nähten Feigenblätter zusammen. R. Jehuda sagt, es war Weizen, denn das Kind weiß noch nicht, Vater und Mutter zu sprechen, als es schon den Geschmack des Getreides gekostet130hat. Man könnte glauben, da nach R. Jehuda der Weizen eine Baumart ist, so spreche man über ihn den Segen »Der die Baumfrucht erschafft«, so lehrt er uns, daß man den Segen »Der die Baumfrucht erschafft« nur dann spricht, wenn das Gezweige, nachdem man die Frucht gepflückt, zurückbleibt und wieder [Früchte] hervorbringt, wenn aber, nachdem man die Frucht gepflückt, das Gezweige nicht zurückbleibt und

Blatt 40b

wieder [Früchte] trägt, so spricht man nicht den Segen »Der die Baumfrucht erschafft«, sondern »Der die Bodenfrucht erschafft«.

BEI ALLEN ABER &C. WENN MAN »ALLES &C«. Es wurde gelehrt: R. Hona sagt, außer Brot und Wein; R. Joḥanan sagt, auch Brot und Wein. Es wäre anzunehmen, daß sie [denselben Streit führen] wie die folgenden Tannaím. Wenn jemand Brot gesehen und gesprochen hat: wie schön ist dieses Brot, gepriesen sei Gott, der es erschaffen hat, so hat er seiner Pflicht genügt. Wenn er eine Feige gesehen und gesprochen hat: wie schön ist diese Feige, gepriesen sei Gott, der sie erschaffen hat, so hat er seiner Pflicht genügt

so R. Meír. R. Jose sagt, wer das von den Weisen bei den Segenssprüchen festgesetzte Gepräge ändert, genüge seiner Pflicht nicht. Es wäre anzunehmen, daß R. Hona der Ansicht R. Joses, und R. Joḥanan der Ansicht R. Meírs ist.

R. Hona kann dir erwidern: meine Ansicht gilt auch nach R. Meír, denn R. Meír vertritt seine Ansicht nur da, wo er den Namen des Brotes genannt hat, wenn man aber den Namen des Brotes nicht nennt, pflichtet auch R. Meír bei; und auch R. Joḥanan kann dir erwidern: meine Ansicht gilt auch nach R. Jose, denn R. Jose vertritt seine Ansicht nur da, wo er einen Segen gesprochen hat, den die Rabbanan nicht angeordnet haben, wenn man aber »Alles entsteht durch sein Wort« spricht, das die Rabbanan angeordnet haben, pflichtet auch R. Jose bei.

Binjamin der Hirt aß sein Brot und sprach: Gepriesen sei der Herr dieses Brotes. Da sagte Rabh: Er hat seiner Pflicht genügt.

Rabh sagte ja aber, ein Segensspruch, in dem der Gottesname nicht erwähnt wird, sei kein Segensspruch!?

Er hatte gesprochen: Gepriesen sei der Allbarmherzige, der Herr dieses Brotes.

Es sind ja aber drei Segenssprüche erforderlich!?

Mit »genügt« meinte Rabh auch nur, er habe der Pflicht des ersten Segensspruches genügt.

Er lehrt uns damit, [es genüge,] wenn man es in profaner Sprache gesprochen hat, und dies wurde ja bereits gelehrt!? Folgendes kann in jeder Sprache gelesen werden: der Abschnitt der Ehebruchverdächtigten131, das Bekenntnis132beim Zehnten, das Šema͑, das Gebet und der Tischsegen.

Dies ist nötig; man könnte glauben, nur in dem Falle, wenn man ihn in profaner Sprache genau so spricht, wie ihn die Rabbanan in der Heiligensprache angeordnet haben, nicht aber, wenn man ihn in der profanen Sprache nicht so spricht, wie ihn die Rabbanan in der Heiligensprache angeordnet haben, so lehrt er uns.

Der Text. Rabh sagte: Ein Segensspruch, in dem der Gottesname nicht erwähnt wird, ist kein Segensspruch. R. Joḥanan sagte: Ein Segensspruch, in dem das Königtum [Gottes] nicht erwähnt wird, ist kein Segensspruch. Abajje sagte: Die Ansicht Rabhs ist einleuchtender, denn es wird gelehrt: 133Deine Gebote habe ich nicht übertreten, noch vergessen: nicht übertreten, dich zu preisen, noch vergessen, darüber deinen Namen zu erwähnen. Er lehrt aber nicht: darüber dein Königtum [zu nennen].

Und R. Joḥanan!?– Lies: nicht vergessen, darüber deinen Namen und dein Königtum zu erwähnen.

iiiÜBER DAS, WAS NICHT AUS DER ERDE WÄCHST, SPRECHE MAN »ALLES ENTSTEHT DURCH SEIN WORT«. ÜBER DEN ESSIG, ÜBER ABGEFALLENES UND ÜBER HEUSCHRECKEN SPRECHE MAN »ALLES ENTSTEHT DURCH SEIN WORT«. R. JEHUDA SAGT, ÜBER ALLES, WAS EINE ART FLUCH134 IST, SPRECHE MAN KEINEN SEGEN. ivWER MEHRERE ARTEN VOR SICH HAT, SPRECHE, WIE R. JEHUDA SAGT, WENN DARUNTER EINE VON DEN SIEBEN ARTEN IST, DEN SEGEN ÜBER DIESE; DIE WEISEN SAGEN, ER SPRECHE DEN SEGEN, ÜBER WELCHE ER WILL.

GEMARA. Die Rabbanan lehrten: Über das, was nicht aus der Erde wächst, beispielsweise Fleisch vom Vieh, Wild, Geflügel oder Fische, spreche man »Alles entsteht durch sein Wort«; über Milch, Eier und Käse spreche man »Alles«; über verschimmeltes Brot, kahmigen Wein und verdorbene135Kochspeise spreche man »Alles«; über Salz, Salztunke, Schwämme und Pilze spreche man »Alles«. Demnach sind Schwämme und Pilze keine Erdgewächse, dagegen aber wird gelehrt, daß, wenn jemand sich Früchte der Erde abgelobt, ihm Früchte der Erde verboten, Schwämme und Pilze aber erlaubt seien; und wenn er gesagt hat: alle Erdgewächse sollen mir verboten sein, ihm auch Schwämme und Pilze verboten seien!? Abajje erwiderte: Sie wachsen zwar aus der Erde, ihre Nahrung aber ziehen sie nicht aus der Erde.

Er lehrt ja aber: über das, was nicht aus der Erde wächst!?

Lies: über das, was nicht aus der Erde seine Nahrung zieht.

ÜBER ABGEFALLENES. Was heißt Abgefallenes?

R. Zera und R. Ilea͑ [erklärten es]; einer erklärt, durch die Hitze überreift, und einer erklärt, Datteln, die der Wind [abgeschüttelt].

Wir haben gelernt: R. Jehuda sagt, über alles, was eine Art Fluch ist, spreche man keinen Segen. Erklärlich ist es nach demjenigen, der »durch die Hitze überreift« erklärt, daß er es einen Fluch nennt; was für ein Fluch ist es aber nach demjenigen, der »Datteln, die der Wind abgeschüttelt« erklärt!?

Dies bezieht sich auf die übrigen. Manche lesen: Erklärlich ist es nach demjenigen, der »durch die Hitze überreift« erklärt, daß man darüber »Alles« spricht; wieso aber spricht man darüber »Alles« nach demjenigen, der »Datteln, die der Wind abgeschüttelt« erklärt, man sollte ja den Segen »Der die Baumfrucht erschafft« sprechen!?

Vielmehr über »Abgefallenes« schlechthin stimmen alle überein, daß es durch die Hitze überreifte [Früchte] sind, sie streiten nur über »Abgefallenes der Dattelpalme«. Wir haben nämlich gelernt: Die bezüglich des Demaj136leichter zu nehmenden sind: Šitin, Rimin, O͑zardin, Benoth šuaḥ, Benoth šiqma, Guphnin, Niçpa, Nobloth temara [Abgefallenes der Dattelpalme]. Šitin, wie Rabba b. Bar Ḥana im Namen R. Joḥanans erklärte: eine Art Feigen; Rimin: Pistazien; O͑zardin: Speierlinge; Benoth šuaḥ, wie Rabba b. Bar Ḥana im Namen R. Joḥanans erklärte: weiße Feigen; Benoth šiqma, wie Rabba b. Bar Ḥana im Namen R. Joḥanans erklärte: gepfropfte137Feigen; Guphnin: späte Weintrauben; Niçpa: Kapern. Über Nobloth temara [Abgefallenes der Dattelpalme streiten] R. Ilea͑ und R. Zera; einer erklärt: durch die Hitze überreift, und einer erklärt: Datteln, die der Wind abgeschüttelt.

Erklärlich ist es nach demjenigen, der »durch Hitze überreift« erklärt, daß er von »hinsichtlich des Demaj leichter zu nehmenden« spricht, denn nur im Zweifel sind sie [zehnt]frei, die sicher [unverzehnteten] hingegen sind pflichtig; wieso aber sollten nach demjenigen, der »Datteln, die der Wind abgeschüttelt« erklärt, die sicher [unverzehnteten] pflichtig sein, sie sind ja Freigut!?

Hier wird von dem Falle gesprochen, wenn man sie in die Tenne gesammelt hat. R. Jiçḥaq sagte nämlich im Namen R. Joḥanans im Namen des R. Elie͑zer b. Ja͑qob: Nachlese138, Vergessenes139und Eckenlaß140in die Tenne gesammelt, sind zehntpflichtig141geworden. Manche sagen: Erklärlich ist es nach demjenigen,

Blatt 41a

der »Datteln, die der Wind abgeschüttelt« erklärt, daß er es hier142»Abgefallenes« schlechthin und dort »[Abgefallenes] der Dattelpalme« nennt; nach demjenigen aber, der »durch die Hitze überreift« erklärt, sollte es doch da und dort »Abgefallenes der Dattelpalme«, oder da und dort »Abgefallenes« schlechthin heißen!?

Ein Einwand.

WER MEHRERE ARTEN VOR SICH HAT &C. U͑la sagte: Der Streit besteht nur, wo ihre Segenssprüche die gleichen sind: R. Jehuda ist der Ansicht, was zu den sieben Arten gehört, sei zu bevorzugen, und die Rabbanan sind der Ansicht, das Beliebtere sei zu bevorzugen143; wo aber ihre Segenssprüche nicht die gleichen sind, stimmen alle überein, daß man zuerst über die eine und dann über die andere den Segen spreche. Man wandte ein: Wer einen Rettich und eine Olive vor sich hat, spreche den Segen über den Rettich und er befreit die Olive!?

Hier wird von dem Falle gesprochen, wenn der Rettich Hauptsache ist.

Wie ist demnach der Schlußsatz zu erklären: R. Jehuda sagt, man spreche den Segen über die Olive, weil die Olive von den sieben Arten ist. Hält denn R. Jehuda nichts von dem, was wir gelernt haben, daß man bei Hauptspeise und Zukost den Segen über die Hauptspeise spreche und die Zukost befreie!? Wolltest du erwidern, dem sei auch so, er halte nichts davon, so wird ja gelehrt, R. Jehuda sagt, ist die Olive des Rettichs wegen da, so spreche er den Segen über den Rettich und er befreit die Olive!?

Tatsächlich in dem Falle, wenn der Rettich Hauptsache ist, und R. Jehuda und die Rabbanan streiten über einen anderen Fall. [Die Barajtha] ist nämlich lückenhaft und muß wie folgt lauten: Wer einen Rettich und eine Olive vor sich hat, spreche den Segen über den Rettich und er befreit die Olive; diese Worte gelten nur, wenn der Rettich Hauptsache ist, wenn aber der Rettich nicht Hauptsache ist, stimmen alle überein, daß er zuerst über das eine (den Segensspruch spreche) und dann über das andere den Segensspruch spreche. Bei zwei Arten, deren Segenssprüche die gleichen sind, spreche man den Segen, über welche man will; R. Jehuda sagt, er spreche über die Olive, weil die Olive zu den sieben Arten gehört. Hierüber streiten R. Ami und R. Jiçḥaq der Schmied. Einer sagt, der Streit bestehe nur, wo ihre Segenssprüche die gleichen sind, denn R. Jehuda ist der Ansicht, was zu den sieben Arten gehört, sei zu bevorzugen, und die Rabbanan sind der Ansicht, das Beliebtere sei zu bevorzugen; wo aber ihre Segenssprüche nicht die gleichen sind, stimmen alle überein, daß man zuerst über die eine und dann über die andere den Segen spreche. Der andere sagt, der Streit bestehe auch da, wo ihre Segenssprüche nicht die gleichen sind.

Erklärlich ist [ihr Streit] nach demjenigen, welcher sagt, ihr Streit bestehe nur da, wo ihre Segenssprüche die gleichen sind, worin aber besteht ihr Streit nach demjenigen, welcher sagt, der Streit bestehe da, wo ihre Segenssprüche nicht die gleichen144sind!? R. Jirmeja erwiderte: Worüber man zuerst spricht. R. Joseph, manche sagen, R. Jiçḥaq, sagte nämlich: Was im Schriftverse zuerst genannt wird, ist auch bezüglich des Segensspruches bevorzugt, denn es heißt:145ein Land, darin Weizen, Gerste, Weinstöcke, Feigenbäume und Granatäpfel, ein Land der Ölbäume und des Honigs. Er streitet gegen R. Ḥanin, denn R. Ḥanin sagte, dieser ganze Schriftvers sei der Quanten wegen da: Weizen, denn wir haben gelernt: Wenn jemand in ein aussätziges Haus146tritt und seine Kleider auf der Schulter, seine Sandalen in der Hand und seine Ringe in der Faust hält, so ist er samt diesen sofort147unrein; wenn er aber seine Kleider [am Körper], seine Sandalen an den Füßen und seine Ringe an den Fingern hat, so ist er sofort unrein, diese aber bleiben rein, bis er da so lange verweilt, als man ein Peras Weizenbrot, nicht Gerstenbrot, und zwar angelehnt und mit Zukost148aufessen kann. Gerste, denn wir haben gelernt: Ein Knochen149wie eine Gerste [groß] verunreinigt durch das Berühren und durch das Tragen, nicht aber verunreinigt er im Zelte150. Weinstöcke, das Quantum eines Viertellog Wein für den Nazir151. Feigenbäume, das Quantum einer getrockneten Feige bezüglich des Heraustragens am Šabbath152. Granatäpfel, denn wir haben gelernt: Für alle Gefäße des Hausherrn153gilt es in der Größe eines Granatapfels154. Ein

Blatt 41b

Land der Ölbäume, hierzu sagte R. Jose b. R. Ḥanina: Ein Land, dessen Quanten sämtlich von Olivengröße sind.

»Dessen Quanten sämtlich«, wie kommst du darauf, da sind ja die eben genannten!?

Vielmehr, dessen Quanten meistens von Olivengröße sind. Honig, das Quantum einer großen Honigdattel am Versöhnungstage155. –Und jener?

Sind denn diese Quanten ausdrücklich vorgeschrieben!? Sie sind vielmehr rabbanitisch und der Vers nur eine Anlehnung.

R. Ḥisda und R. Hamnuna saßen bei einer Mahlzeit, und man setzte ihnen Datteln und Granatäpfel vor. Als R. Hamnuna zulangte und den Segen zuerst über die Datteln sprach, sprach R. Ḥisda zu ihm: Hält der Meister nichts von dem, was R. Joseph, manche sagen, R. Jiçḥaq, gesagt hat, daß nämlich das, was im Schriftverse zuerst genannt wird, auch bezüglich des Segensspruches zu bevorzugen sei!? Jener erwiderte: Dieses156ist das zweite nach [dem Worte] »Land«, jenes ist das fünfte nach [dem Worte] »Land«. Da sprach dieser: Daß uns doch jemand eiserne Füße gäbe, um dich bedienen zu können.

Es wurde gelehrt: Setzt man ihnen während der Mahlzeit Feigen und Weintrauben vor, so benötigen diese, wie R. Hona sagt, eines Segensspruches vorher, nicht aber benötigen sie eines Segensspruches nachher. Ebenso sagte R. Naḥman, sie benötigen eines Segensspruches vorher, nicht aber benötigen sie eines Segensspruches nachher. R. Šešeth aber sagte, sie benötigen eines Segensspruches sowohl vorher als auch nachher, denn außer dem Brote157zu den Rostähren hast du nichts, was vorher eines Segensspruches benötigt und nachher keines Segensspruches benötigt. Er streitet gegen R. Ḥija, denn R. Ḥija sagte, das Brot enthebe jede Art von Speise, und der Wein enthebe jede Art von Getränk. R. Papa sagte: Die Halakha ist: Zur Mahlzeit Gehöriges, während der Mahlzeit gegessen, benötigt keines Segensspruches, weder vorher noch nachher. Nicht zur Mahlzeit Gehöriges, während der Mahlzeit gegessen, benötigt eines Segensspruches vorher, nicht aber benötigt es eines Segensspruches nachher; nach der Mahlzeit gegessen, benötigt es eines Segensspruches sowohl vorher als auch nachher. Man fragte Ben Zoma: Weshalb sagten sie, zur Mahlzeit Gehöriges, während der Mahlzeit gegessen, benötige keines Segensspruches, weder vorher noch nachher? Er erwiderte: Weil das Brot es enthebt.

Demnach sollte das Brot auch den Wein entheben!?

Blatt 42a

Anders ist der Wein, der selber Segenssprüche158veranlaßt.

R. Hona aß dreizehn Brötchen159von je drei im Kab und sprach nicht den Tischsegen. R. Naḥman sprach zu ihm: Diese sind schon gegen den Hunger; über das, was für andere als Mahlzeit ausreicht, muß man den Segen sprechen.

R. Jehuda befaßte sich [mit der Hochzeitsfeier] seines Sohnes im Hause des R. Jehuda b. Ḥabiba, und man setzte ihnen Rostährenbrot vor. Als er kam und sie »hamoçi« sprechen hörte, sprach er zu ihnen: Was für ein »çi-çi« höre ich da? Habt ihr vielleicht »Der Brot aus der Erde hervorbringt [hamoçi]« gesprochen? Sie erwiderten: Jawohl, es wird ja gelehrt, R. Mona sagte im Namen R. Jehudas, über Rostähren-Brot spreche man »Der hervorbringt«, und Šemuél sagte, die Halakha sei wie R. Mona. Da sprach er zu ihnen: Es wurde gelehrt, die Halakha sei nicht wie R. Mona. Jene erwiderten: Der Meister selbst ist es ja, der im Namen Šemuéls gesagt hat, daß man Waffeln zum E͑rub verwenden dürfe und daß man über sie »Der hervorbringt« spreche!?

Anders ist es da, wo man es als Mahlzeit ansetzt, nicht aber, wenn man es nicht als Mahlzeit ansetzt.

R. Papa war bei R. Hona, dem Sohne R. Nathans, eingetroffen. Nachdem sie ihre Mahlzeit beendet hatten, brachte man ihnen etwas zum Essen, und R. Papa langte zu und aß. Da sprachen sie zu ihm: Ist der Meister nicht der Ansicht, wenn man beendet hat, sei es zu essen160verboten? Er erwiderte ihnen: Die Lehre lautet: wenn man bereits abgeräumt hat.

Raba und R. Zera waren beim Exilarchen eingetroffen, und nachdem man den Tisch von ihnen entfernt hatte, schickte man ihnen vom Exilarchen noch einen Gang. Raba aß, R. Zera aß nicht. Da sprach dieser zu ihm: Ist der Meister nicht der Ansicht, wenn man abgeräumt hat, sei es zu essen verboten? Jener erwiderte: Wir verlassen uns auf die Tafel des Exilarchen.

Rabh sagte: Wer an Öl gewöhnt ist, dem gewährt das Öl Aufschub161. R. Aši erzählte: Als wir bei R. Kahana waren, sagte er zu uns: Uns beispielsweise, die wir an Öl gewöhnt sind, gewährt das Öl Aufschub. Die Halakha ist aber nicht, wie all diese Lehren, sondern wie R. Ḥija b. Aši im Namen Rabhs gesagt hat: Es gibt drei sofortige Handlungen: sofort nach dem Stützen162das Schächten, sofort nach dem Erlösungssegen das Gebet und sofort nach dem Händewaschen163den Segensspruch. Abajje sagte: Auch wir wollen [desgleichen] sagen: sofort nach dem Schriftgelehrten den Segen, denn es heißt:164und der Herr segnete mich um deinetwillen. Wenn du willst, hieraus: 165und der Herr segnete das Haus des Miçri um Josephs willen.

vHAT MAN DEN SEGEN ÜBER DEN WEIN VOR DER MAHLZEIT GESPROCHEN, SO ENTHEBT ER DEN WEIN NACH DER MAHLZEIT. HAT MAN DEN SEGEN ÜBER DEN ZUBISS VOR DER MAHLZEIT GESPROCHEN, SO ENTHEBT ER DEN ZUBISS NACH DER MAHLZEIT. HAT MAN DEN SEGEN ÜBER DAS BROT GESPROCHEN, SO ENTHEBT ER DEN ZUBISS, WENN ÜBER DEN ZUBISS, SO ENTHEBT ER DAS BROT NICHT; DIE SCHULE ŠAMMAJS SAGT, AUCH NICHT DIE TOPFSPEISE. viSASSEN SIE [BEI TISCH], SO SPRECHE JEDER DEN SEGEN FÜR SICH, LEHNTEN SIE, SO SPRECHE EINER DEN SEGEN FÜR ALLE.

Blatt 42b

WIRD IHNEN WEIN WÄHREND DER MAHLZEIT VORGESETZT, SO SPRECHE JEDER DEN SEGEN FÜR SICH, WENN NACH DER MAHLZEIT, SO SPRECHE EINER FÜR ALLE. DERSELBE SPRECHE AUCH ÜBER DAS RÄUCHERWERK, OBGLEICH MAN DAS RÄUCHERWERK166 ERST NACH DER MAHLZEIT ZU BRINGEN PFLEGT.

GEMARA. Rabba b. Bar Ḥana sagte im Namen R. Joḥanans: Dies wurde nur bezüglich der Šabbathe und der Festtage gelehrt, wo man den Wein zu seiner Mahlzeit bestimmt, an den übrigen Tagen des Jahres aber spreche man den Segen über jeden Becher besonders. Ebenso wurde gelehrt: Rabba b. Mari sagte im Namen des R. Jehošua͑ b. Levi: Dies wurde nur bezüglich der Šabbathe und der Festtage gelehrt, [ebenso bezüglich des Falles,] wenn man aus dem Badehause kommt, oder sich zur Ader läßt, da man dann Wein zu seiner Mahlzeit bestimmt, an den übrigen Tagen des Jahres aber spreche er den Segen über jeden Becher besonders.

Rabba b. Mari befand sich an einem Wochentage bei Raba, und als er ihn einen Segen vor der Mahlzeit und nachher einen Segen nach der Mahlzeit sprechen sah, sprach er zu ihm: Recht so, so sagte auch R. Jehošua͑ b. Levi.

R. Jiçḥaq b. Joseph befand sich an einem Festtage bei Abajje, und als er ihn über jeden Becher besonders den Segen sprechen sah, sprach er zu ihm: Hält denn der Meister nichts von dem, was R. Jehošua͑ b. Levi gesagt hat? Dieser erwiderte: Es fällt mir nachher ein167.

Sie fragten: Wie ist es, wenn ihnen Wein während der Mahlzeit vorgesetzt wird, ob dieser den Wein nach der Mahlzeit enthebt; sage man, nur der Segensspruch über den Wein vor der Mahlzeit enthebe den Wein nach der Mahlzeit, weil dieser zum Trinken und jener zum Trinken bestimmt ist, nicht aber hierbei, wo dieser zum Trinken und jener zum Weichen168bestimmt ist, oder gibt es hierbei keinen Unterschied?

Rabh sagt, er enthebe ihn, und R. Kahana sagt, er enthebe ihn nicht; R. Naḥman sagt, er enthebe ihn, und R. Šešeth sagt, er enthebe ihn nicht; R. Hona und R. Jehuda und alle Schüler Rabhs sagen, er enthebe ihn nicht. Raba wandte gegen R. Naḥman ein: Wird ihnen Wein während der Mahlzeit vorgesetzt, so spreche jeder den Segen für sich, wenn nach der Mahlzeit, so spreche einer für alle169. Dieser erwiderte: So meint er es: wird ihnen der Wein nicht während der Mahlzeit, sondern nach der Mahlzeit vorgesetzt, so spreche einer den Segen für alle.

HAT MAN DEN SEGEN ÜBER DAS BROT GESPROCHEN, SO ENTHEBT ER DEN ZUBISS &C. Sie fragten: Streitet die Schule Šammajs bezüglich des Anfangssatzes, oder streitet sie bezüglich des Schlußsatzes? Bezüglich des Anfangssatzes: der erste Tanna sagt, wenn man den Segen über das Brot gesprochen hat, so enthebt er den Zubiß, um so mehr die Topfspeise, und hierzu sagt die Schule Šammajs, nicht nur den Zubiß enthebt er nicht, sondern nicht einmal die Topfspeise; oder aber bezüglich des Schlußsatzes: er lehrt, wenn man den Segen über den Zubiß gesprochen hat, enthebe er nicht das Brot, nur das Brot enthebt er nicht, wohl aber die Topfspeise, und hierzu sagt die Schule Šammajs, er enthebe auch die Topfspeise nicht.

Dies bleibt unentschieden.

SASSEN SIE [BEI TISCH], SO SPRECHE JEDER DEN SEGEN FÜR SICH &C. Nur, wenn gelehnt, nicht aber, wenn nicht gelehnt; ich will auf einen Widerspruch hinweisen: Wenn zehn [Personen] einen Weg gehen, so muß, selbst wenn sie von einem Laib essen, jeder für sich den Segen sprechen; setzen sie sich hin, so spreche einer den Segen für alle, selbst wenn jeder von seinem eigenen Laibe ißt. Er lehrt ja: setzen sie sich hin, auch wenn sie nicht lehnen!? R. Naḥman b. Jiçḥaq erwiderte: Wenn sie sagen: wir wollen gehen und an jenem Orte speisen170.

Als die Seele Rabhs zur Ruhe eingekehrt war, gaben ihm seine Schüler das Geleit, und als sie zurückkehrten, sprachen sie: Wir wollen gehen, und am Strom Denaq speisen. Nachdem sie gespeist hatten, blieben sie sitzen und warfen die Frage auf: Ist [das Wort] »lehnten« genau zu nehmen, nicht aber wenn man sitzt, oder ist es, wenn man verabredet, nach jenem Orte speisen zu gehen, ebenso wie angelehnt? Sie wußten es nicht. Da stand R. Ada b. Ahaba auf, drehte seinen Riß171nach hinten und

Blatt 43a

machte einen zweiten Riß, indem er sprach: Die Seele Rabhs ist zur Ruhe eingekehrt, und wir haben die Speise-Segenssprüche nicht gelernt! Hierauf kam ein Greis, und nachdem er auf den Widerspruch zwischen der Mišna und der Barajtha hinwies, erklärte er es: wenn man sagt: wir wollen gehen und an jenem Orte speisen, so ist es ebenso wie angelehnt.

LEHNTEN SIE, SO SPRECHE EINER DEN SEGENSSPRUCH. Rabh sagte, dies sei nur vom Brote gelehrt worden, daß es des Lehnens benötige, der Wein aber benötige des Lehnens nicht; R. Joḥanan sagte, auch der Wein benötige des Lehnens. Manche sagen: Rabh sagte, diese sei nur vom Brote gelehrt worden, daß bei diesem das Lehnen wirke, beim Wein aber wirke auch das Lehnen nicht; R. Joḥanan sagte, auch beim Wein wirke das Lehnen. Man wandte ein: In welcher Ordnung erfolgt das Anlehnen? Die Gäste treten ein und setzen sich auf Bänke und auf Stühle, bis alle eingetreten sind. Sodann reicht man ihnen Wasser, und jeder wäscht eine Hand, und man reicht ihnen Wein, und jeder spricht den Segen für sich. Hierauf steigen sie hinauf 172und lehnen sich an. Alsdann reicht man ihnen [abermals] Wasser, und obgleich jeder bereits eine Hand gewaschen hat, wäscht er beide Hände, dann reicht man ihnen [wiederum] Wein, und obgleich bereits jeder den Segen für sich gesprochen hat, spricht einer den Segen für alle. Gegen die Lesart, nach der Rabh gesagt hat, dies sei nur vom Brote gelehrt worden, daß es des Lehnens benötige, der Wein aber benötige des Lehnens nicht, ist ja vom Anfangssatze ein Einwand zu erheben!?

Anders ist es bei Gästen, die mit dem Platzwechsel rechnen.

Gegen die Lesart, nach der Rabh gesagt hat, dies sei nur vom Brote gelehrt worden, daß bei diesem das Lehnen wirke, beim Wein aber wirke auch das Lehnen nicht, ist ja vom Schlußsatze ein Einwand zu erheben!?

Anders ist es hierbei; da das Lehnen für das Brot wirkt, wirkt es auch für den Wein.

WIRD IHNEN WEIN WÄHREND DER MAHLZEIT VORGESETZT. Man fragte Ben Zoma: Aus welchem Grunde sagten sie, wenn ihnen der Wein während der Mahlzeit gereicht wird, spreche jeder den Segen für sich, und wenn nach der Mahlzeit, spreche einer den Segen für alle? Er erwiderte: Weil der Schlund nicht frei ist173.

DERSELBE SPRECHE AUCH ÜBER DAS RÄUCHERWERK &C. Also auch, wenn ein würdigerer als er anwesend ist, und zwar deshalb, weil er nach dem Essen die Hände zuerst gewaschen hat, somit ist dies eine Stütze für Rabh. R. Ḥija b. Aši sagte nämlich im Namen Rabhs: Wer nach dem Essen die Hände zuerst wäscht, ist für den Segensspruch bestimmt.

Rabh und R. Ḥija saßen vor Rabbi bei Tisch. Da sprach Rabbi zu Rabh: Auf, wasche die Hände. Als R. Ḥija bemerkte, daß er erschrak174, sprach er zu ihm: Fürstensohn, er sagt dir nur, daß du dich für den Tischsegen vorbereiten sollst.

R. Zera sagte im Namen des Raba b. Jirmeja: Über den Wohlgeruch175 spricht man den Segen, wenn die Rauchsäule aufsteigt. R. Zera sprach zu Raba b. Jirmeja: Man hat ja noch nicht gerochen!? Dieser erwiderte: Wieso spricht man nach deiner Auffassung den Segen »Der Brot aus der Erde hervorbringt«, man hat ja noch nicht gegessen!?

Doch wohl, weil man zu essen beabsichtigt, ebenso hierbei, weil man zu riechen beabsichtigt.

R. Ḥija, Sohn des Rabba b. Naḥmani, sagte im Namen R. Ḥisdas im Namen Rabhs, manche sagen, R. Ḥisda sagte im Namen Zee͑ris: Über alle Räucherwerke spreche man »Der Wohlgeruchbäume erschafft«, ausgenommen der Moschus, der von einem Tiere herkommt, über den man »Der allerlei Wohlgerüche erschafft« spreche. Man wandte ein: Man spreche den Segen »Der Wohlgeruchbäume erschafft« nur über den Baisam des Hauses Rabbis, über den Balsam des kaiserlichen Hauses und über die Myrte jederorts!?

Eine Widerlegung.

R. Ḥisda sprach zu R. Jiçḥaq: Welchen Segen spreche man über das Balsamöl? Dieser erwiderte: So sagte R. Jehuda: »Der das Öl unseres Landes erschafft«. Jener sprach: Abgesehen von R. Jehuda, dem das Jisraélland lieb war, welchen spreche die ganze Welt? Dieser erwiderte: So sprach R. Joḥanan: »Der duftendes Öl erschafft«.

R. Ada b. Ahaba sagte: Über den Costus spreche man »Der Wohlgeruchbäume erschafft«, nicht aber über das Öl, in dem er geweicht wurde. R. Kahana sagte: Auch über das Öl, in dem er geweicht wurde, nicht aber über das Öl, in dem er gemahlen wurde. Die Nehardee͑nser sagten, auch über das Öl, in dem er gemahlen wurde.

R. Gidel sagte im Namen Rabhs: Über den Jasmin spreche man den Segen

Blatt 43b

»Der Wohlgeruchbäume erschafft«. R. Ḥananél sagte im Namen Rabhs: Über den Rosmarin spreche man den Segen »Der Wohlgeruchbäume erschafft«. Mar Zuṭra sagte: Hierauf deutet folgender Schriftvers: 176und sie führte sie auf das Dach und verbarg sie unter dem Baumflachs177. R. Mešaršeja sagte: Über die Gartennarzisse spreche man den Segen »Der Wohlgeruchbäume erschafft«; über die Feldnarzisse: »Der Wohlgeruchgräser erschafft«.

R. Šešeth sagte: Über Veilchen spreche man den Segen »Der Wohlgeruchgräser erschafft«.

Mar Zuṭra sagte: Wer an einem Etrog178oder an einer Quitte riecht, spreche »Gepriesen sei er, der den Früchten Wohlgeruch verlieh«.

R. Jehuda sagte: Wer in den Tagen des Nisan179hinausgeht und die Bäume blühen sieht, spreche: »Gepriesen sei er, der in seiner Welt an nichts fehlen ließ und in dieser schöne Geschöpfe und schöne Bäume erschaffen hat, die Menschen an ihnen sich ergötzen zu lassen«.

R. Zuṭra b. Ṭobija sagte im Namen Rabhs: Woher, daß man über den Geruch einen Segen spreche? Es heißt: 180jede Seele lobe den Herrn, und das, wovon die Seele einen Genuß hat und der Körper keinen (Genuß hat), ist der Geruch.

Ferner sagte R. Zuṭra b. Ṭobija im Namen Rabhs: Dereinst werden die Jünglinge Jisraéls einen Wohlgeruch ausströmen, wie der Lebanon, denn es heißt:181es erweitern sich seine Reiser, seine Schönheit gleicht dem Ölbaume und ein Duft ihm eigen, wie dem Lebanon.

Ferner sagte R. Zuṭra b. Ṭobija im Namen Rabhs: Es heißt:182Alles hat er schön gemacht in seiner Zeit. Dies lehrt, daß der Heilige, gepriesen sei er, jeden an seiner Beschäftigung Gefallen finden läßt. R. Papa sagte: Das ist es, was die Leute sagen: Hänge jenem183ein Palmreis um den Hals, er tut dennoch das Seinige.

Ferner sagte R. Zuṭra b. Ṭobija im Namen Rabhs: Bei einer Fackel, wie zwei184, beim Monde, wie drei. Sie fragten: Ist die Fackel wie zwei mit ihm, oder ist die Fackel wie zwei außer ihm?

Komm und höre: Beim Monde, wie drei. Erklärlich ist dies, wenn du mit ihm sagst; wozu aber sind, wenn du außer ihm sagst, vier nötig, der Meister sagte ja, einem könne es185erscheinen und schaden, zweien könne es erscheinen, aber nicht schaden, dreien könne es überhaupt nicht erscheinen!? Hieraus ist somit zu entnehmen, daß es bei einer Fackel wie zwei mit ihm ist. Schließe hieraus.

Ferner sagte R. Zuṭra b. Ṭobija im Namen Rabhs, manche sagen, R. Ḥana b. Bizna im Namen R. Šimo͑n des Frommen, und manche sagen, R. Joḥanan im Namen des R. Šimo͑n b. Joḥaj: Lieber lasse sich ein Mensch in einen brennenden Schmelzofen werfen, als das Gesicht seines Nächsten öffentlich erbleichen zu lassen. Dies ist von Tamar zu entnehmen, denn es heißt:186sie wurde hinausgeführt187&c.

Die Rabbanan lehrten: Wenn man einem Öl und eine Myrte vorsetzt, so spreche er, wie die Schule Šammajs sagt, zuerst den Segen über das Öl und nachher den Segen über die Myrte, und wie die Schule Hillels sagt, zuerst den Segen über die Myrte und nachher den Segen über das Öl. R. Gamliél sagte: Ich werde entscheiden: vom Öl haben wir den Wohlgeruch und die Salbung, von der Myrte haben wir nur den Wohlgeruch und nicht die Salbung. R. Joḥanan sagte: Die Halakha ist, wie der Entscheidende gesagt hat.

R. Papa war bei R. Hona, dem Sohne R. Iqas, anwesend, und als man ihnen Öl und eine Myrte brachte, sprach R. Papa den Segen über die Myrte zuerst, und nachher sprach er den Segen über das Öl. Da sprach jener zu ihm: Ist der Meister nicht der Ansicht, die Halakha sei, wie der Entscheidende gesagt hat!? Dieser erwiderte: So sagte Raba: Die Halakha ist wie die Schule Hillels. Dies ist aber nichts; er wollte ihm damit nur ausweichen.

Die Rabbanan lehrten: Wenn man ihnen Öl und Wein vorsetzt, so nehme man, wie die Schule Šammajs sagt, das Öl in die Rechte und den Wein in die Linke und spreche den Segen über das Öl und nachher über den Wein, und wie die Schule Hillels sagt, den Wein in die Rechte und das Öl in die Linke und spreche den Segen über den Wein und nachher über das Öl. Man wische es am Kopfe des Tischdieners ab, und ist der Tischdiener ein Schriftgelehrter, so wische man es an der Wand ab, weil es für einen Schriftgelehrten unschicklich ist, parfümiert auf die Straße zu gehen.

Die Rabbanan lehrten: Sechs Dinge sind für einen Schriftgelehrten unschicklich: er gehe nicht parfümiert auf die Straße; er gehe nicht nachts allein; er gehe nicht in geflickten Schuhen; er unterhalte sich nicht mit einem Weibe auf offener Straße; er weile nicht in einer Gesellschaft von Unwissenden; und er komme nicht als Letzter ins Lehrhaus. Manche sagen: er mache auch keine großen Schritte und er gehe nicht in emporgerichteter Haltung. «Er gehe nicht parfümiert auf die Straße.» R. Abba, Sohn des R. Ḥija b. Abba, sagte im Namen R. Joḥanans: In Orten, wo man der Päderastie verdächtig ist. R. Šešeth sagte: Dies nur, wenn an den Kleidern, am Körper aber entfernt es ihm den Schweiß. R. Papa sagte: Am Haar ist es ebenso, wie an den Kleidern. Manche sagen, wie am Körper. «Er gehe nicht nachts allein.» Wegen des Verdachtes. Dies nur dann, wenn es nicht seine festgesetzte Stunde ist, ist es aber seine festgesetzte Stunde, so weiß man, daß er zur festgesetzten Stunde geht. «Er gehe nicht mit geflickten Schuhen.» Dem ist ja aber nicht so, R. Ḥija b. Abba ging ja [in solchen]!? Mar Zuṭra b. R. Naḥman erwiderte: An denen Flick auf Flick sitzt. Dies gilt jedoch nur vom Oberleder, bei der Sohle aber ist nichts dabei. Auch vom Oberleder gilt dies nur auf der Straße, zu Hause aber ist nichts dabei. Ferner gilt dies nur im Sommer, in der Regenzeit aber ist nichts dabei. «Er unterhalte sich nicht mit einem Weibe auf offener Straße.» R. Ḥisda sagte: Selbst wenn es seine Frau ist. Ebenso wird gelehrt: Selbst wenn es seine Frau ist, selbst wenn es seine Tochter ist, selbst wenn es seine Schwester ist, weil nicht jeder in seiner Verwandtschaft kundig ist. «Er weile nicht in einer Gesellschaft von Unwissenden.» Aus welchem Grunde?

Er könnte sich von ihnen verleiten lassen. «Er komme nicht als Letzter ins Lehrhaus.» Weil man ihn Übertreter nennen würde. «Manche sagen: er mache auch keine großen Schritte.» Der Meister sagte nämlich, ein großer Schritt nehme ein Fünfhundertstel vom Augenlicht des Menschen.

Welches Mittel gibt es für ihn?

Er erlangt es wieder durch den Weihsegen am [Šabbath-] Abend. «Er gehe nicht in emporgerichteter Haltung.» Der Meister sagte nämlich, wenn jemand auch nur vier Ellen in emporgerichteter Haltung geht, so sei dies ebenso, als verdränge er die Füße der Göttlichkeit, denn es heißt: 188die ganze Welt füllt seine Herrlichkeit.

Blatt 44a

vii SETZT MAN EINEM ZUERST EINGESALZENES UND BROT DAZU VOR, SO SPRECHE ER DEN SEGEN ÜBER DAS EINGESALZENE UND ER ENTHEBT DAS BROT, DENN DAS BROT IST EINE ZUKOST. DIE REGEL HIERBEI IST: BEI EINER HAUPTSPEISE MIT ZUKOST SPRECHE MAN DEN SEGEN ÜBER DIE HAUPTSPEISE, UND ER ENTHEBT DIE ZUKOST.

GEMARA. Gibt es denn so etwas, daß das Eingesalzene Hauptspeise und das Brot Zukost ist!? R. Aḥa, der Sohn R. A͑viras, erwiderte im Namen R. Ašis: Dies lehrten sie von dem, der genezaretische Früchte gegessen189hatte.

Rabba b. Bar Ḥana erzählte: Als wir R. Joḥanan folgten, um genezaretische Früchte zu essen, pflegten wir, wenn wir hundert waren, je zehn zu nehmen, und wenn wir zehn waren, je hundert zu nehmen; und obgleich ein Korb von drei Seá keine hundert von diesen fassen konnte, schwor er, wenn er sie aß, daß er noch nichts Eßbares gekostet hat. »Eßbares«, wie kommst du darauf!?

Sage vielmehr: Sättigendes. R. Abahu aß sie, bis ihm eine Fliege von der Stirn herabglitt. R. Ami und R. Asi aßen sie, bis ihnen das Kopfhaar ausfiel. R. Šimo͑n b. Laqiš aß sie, bis er rasend wurde. Da berichtete es R. Joḥanan im Hause des Fürsten, und R. Jehuda der Fürst schickte nach ihm Wachtleute, die ihn nach Hause brachten.

Als R. Dimi kam, erzählte er: Der König Jannaj hatte eine Stadt auf dem Königsberge, aus der man von Šabbathvorabend zu Šabbathvorabend sechzig Myriaden Becken Thunfische für die Feigenleser auszuführen pflegte. Als Rabin kam, erzählte er: Der König Jannaj hatte einen Baum auf dem Königsberge, von dem man monatlich von drei Bruten vierzig Seá junger Tauben herunterzuholen pflegte. Als R. Jiçḥaq kam, erzählte er: Im Jisraélland war eine Stadt namens Guphnin, in der achtzig priesterliche Brüderpaare an achtzig priesterliche Schwesternpaare verheiratet waren. Die Rabbanan suchten von Sura bis Nehardea͑ und fanden keine, als die Töchter R. Ḥisdas, die an Rami b. Ḥama und Mar U͑qaba b. Ḥama verheiratet waren; und wenn auch jene Priesterstöchter waren, so waren diese keine Priester.

Rabh sagte: Eine Mahlzeit, der Salz fehlt, ist keine Mahlzeit. R. Ḥija b. Abba sagte im Namen R. Joḥanans: Eine Mahlzeit, der Suppe fehlt, ist keine Mahlzeit.

viiiHAT JEMAND WEINTRAUBEN, FEIGEN UND GRANATÄPFEL GEGESSEN, SO SPRECHE ER NACHHER DIE DREI SEGENSSPRÜCHE

SO R. GAMLIÉL; DIE WEISEN SAGEN, DEN AUS DEN DREI GEZOGENEN SEGENSSPRUCH; R. A͑QIBA SAGT, SELBST WENN JEMAND GEKOCHTE KRÄUTER GEGESSEN HAT, DIES ABER SEINE MAHLZEIT IST, SPRECHE ER DIE DREI SEGENSSPRÜCHE. WER DES DURSTES WEGEN WASSER TRINKT, SPRECHE [DEN SEGEN] »ALLES ENTSTEHT DURCH SEIN WORT«; R. TRYPHON SAGT: »DER VIELE SEELEN UND IHRE BEDÜRFNISSE ERSCHAFFT«.

GEMARA. Was ist der Grund R. Gamliéls?

Es heißt: 190ein Land, darin Weizen, Gerste, Weinstöcke, Feigen und Granatäpfel, dann heißt es:191in welchem du nicht in Dürftigkeit Brot essen wirst, und darauf folgt: 192wenn du gegessen und dich gesättigt hast, sollst du den Herrn, deinen Gott, preisen.

Und die Rabbanan!?

Das [Wort] Land unterbricht den Zusammenhang193.

Und R. Gamliél, das [Wort] Land unterbricht ja den Zusammenhang!?

Dieses verwendet er, um das Kauen von Weizen auszuschließen.

R. Ja͑qob b. Idi sagte im Namen R. Ḥaninas: Über alles, was zu den fünf Getreidearten gehört, spreche man vorher den Segen »Der allerlei Speisen erschafft« und nachher den aus den drei gezogenen Segensspruch. Rabba b. Mari sagte im Namen des R. Jehošua͑ b. Levi: Über alles, was zu den sieben Arten gehört, spreche man vorher den Segen »Der die Baumfrucht erschafft« und nachher den aus den drei gezogenen Segensspruch.

Abajje sprach zu R. Dimi: Wie lautet der aus den drei gezogene Segensspruch? Dieser erwiderte: Über Baumfrüchte: »Für den Baum und für die Frucht des Baumes, für den Ertrag des Feldes und für das weite, gute und köstliche Land, das du unsere Väter erben ließest, von dessen Frucht zu essen und sich von dessen Gut zu sättigen. Erbarme dich, o Herr, unser Gott, deines Volkes Jisraél, deiner Stadt Jerušalem, deines Tempels und deines Altars. Erbaue schnell, in unseren Tagen, deine heilige Stadt Jerušalem und führe uns in sie und erfreue uns an ihr; denn du bist gut und wohltätig für alle«. Über die fünf Getreidearten: »Für die Ernährung und für die Speisung und für den Ertrag des Feldes &c.«, und man beende: »Für das Land und für die Ernährung«.

Wie beende man über Früchte?

Als R. Dimi kam, sagte er: Rabh pflegte am Neumondstage zu beenden: »Gepriesen sei er, der Jisraél heiligt und die Neumonde194«.

Wie ist es hierbei195?

R. Ḥisda sagt: »Für das Land und seine Früchte«; R. Joḥanan sagt: »Für das Land und die Früchte«. R. A͑mram sprach: Sie streiten nicht; das eine für uns, und das andere für sie196. R. Naḥman b. Jiçḥaq wandte ein: Sie essen, und wir sprechen den Segen!?

Kehre vielmehr um: R. Ḥisda sagt: »Für das Land und die Früchte«, R. Joḥanan sagt: »Für das Land und seine Früchte«.

Blatt 44b

R. Jiçḥaq b. Evdämi sagte im Namen unseres Meisters: Über Eier und über allerlei Fleischarten spreche man vorher den Segen »Alles« und nachher »Der viele Seelen erschafft &c.« Über Kräuter aber keinen [nachher], R. Jiçḥaq sagt, auch über Kräuter; über Wasser aber keinen. R. Papa sagt, auch über Wasser. Mar Zuṭra pflegte nach R. Jiçḥaq b. Evdämi zu verfahren; R. Šimi b. Aši pflegte nach R. Jiçḥaq zu verfahren. Ein Merkzeichen dafür: einer197wie zwei, und zwei wie einer. R. Aši sagte: Wenn ich daran denke, verfahre ich nach allen.

Wir haben gelernt: Was nachher eines Segensspruches benötigt, benötigt eines Segensspruches vorher, manches aber benötigt eines Segensspruches vorher, aber keines Segensspruches nachher. Allerdings schließt dies nach R. Jiçḥaq b. Evdämi Kräuter aus, nach R. Jiçḥaq schließt dies Wasser aus, was aber schließt dies nach R. Papa aus!?

Dies schließt die Gebote198aus.

Was aber schließt es für jene im Westen aus, die, nachdem sie ihre Tephillin abgelegt haben, sprechen: »Der uns durch seine Gebote geheiligt und uns geboten hat, seine Gesetze zu beobachten«?

Dies schließt Wohlgerüche aus.

R. Jannaj sagte im Namen Rabhs: Besser ist ein Ei als alles, was dem Ei [quantitativ] gleicht. Als Rabin kam, sagte er: Besser ist ein gerolltes199 Ei, als sechs Löffel Mehl. Als R. Dimi kam, sagte er: Besser ist ein gerolltes Ei, als sechs200, und ein gebackenes, als vier; das gekochte ist es, [von dem es heißt], ein Ei sei besser als alles, was dem Ei [quantitativ] gleicht, außer Fleisch.

R. A͑QIBA SAGT, SELBST WENN JEMAND GEKOCHTE KRÄUTER GEGESSEN HAT &C. Gibt es denn gekochte Kräuter, die als Mahlzeit dienen? R. Aši erwiderte: Dies wird vom Kohlstrunke gelehrt.

Die Rabbanan lehrten: Milz ist gut für die Zähne, aber schädlich für die Gedärme; Lauch ist schädlich für die Zähne, aber gut für die Gedärme. Alles Grüne macht201grün; alles Kleine202macht klein; alles Lebende erfrischt das Leben; was [dem Sitze] des Lebens am nächsten ist, erfrischt das Leben. Kohl als Nahrungsmittel, Mangold als Heilmittel; wehe dem Hause203, in das Rüben hineinkommen.

Der Meister sagte: Milz ist gut für die Zähne, aber schädlich für die Gedärme. Welches Mittel gibt es dagegen?

Man zerkaue sie und werfe sie fort. «Lauch ist schädlich für die Zähne, aber gut für die Gedärme.» Welches Mittel gibt es dagegen?

Man koche ihn gut und schlucke ihn. «Alles Grüne macht grün.» R. Jiçḥaq sagte: Bei der ersten Mahlzeit nach dem Aderlaß. Ferner sagte R. Jiçḥaq: Wer vor der vierten Stunde Kräuter ißt, mit dem darf man nicht sprechen.

Aus welchem Grunde?

Wegen des [üblen] Geruches. Ferner sagte R. Jiçḥaq: Es ist verboten, vor der vierten Stunde rohe Kräuter zu essen.

Amemar, Mar Zuṭra und R. Aši saßen beisammen, und man setzte ihnen vor vier Stunden rohe Kräuter vor; Amemar und R. Aši aßen, Mar Zuṭra aß nicht. Da sprachen sie zu ihm: Du denkst wohl an das, was R. Jiçḥaq gesagt hat, daß man mit dem, der vor der vierten Stunde Kräuter ißt, wegen des [üblen] Geruches nicht sprechen dürfe; wir essen ja, dennoch sprichst du mit uns!? Dieser erwiderte: Ich halte es mit dem anderen [Ausspruch] R. Jiçḥaqs; R. Jiçḥaq sagte nämlich, es sei verboten, vor der vierten Stunde rohe Kräuter zu essen.

«Alles Kleine macht klein.» R. Ḥisda sagte: Selbst ein Bröcklein im Werte eines Zuz204. Dies nur, wenn es noch kein Viertel205hat, hat es aber ein Viertel, so ist nichts dabei. «Alles Lebende erfrischt das Leben.» R. Papa sagte: Selbst kleine206Schilf-Fische. «Alles, was [dem Sitze] des Lebens am nächsten ist, erfrischt das Leben.» R. Aḥa b. Ja͑qob sagte: Der Hals. Rabba sprach zu seinem Diener: Wenn du mir rohes Fleisch bringst, bemühe dich und bringe mir von dem, was der Segensspruchstelle207am nächsten ist. «Kohl als Nahrungsmittel, Mangold als Heilmittel.» Der Kohl nur als Nahrungsmittel und nicht als Heilmittel, und [dem widersprechend] wird gelehrt, daß sechs Dinge den Kranken von seiner Krankheit heilen und ihre Heilung eine wirkliche Heilung sei, und zwar: Kohl, Mangold, Sisinsaft208, Honig, Magen, Gebärmutter und Leberanhängsel209!?

Sage vielmehr: der Kohl auch als Nahrungsmittel. «Wehe dem Hause, in das Rüben hineinkommen.» Dem ist ja aber nicht so, Rabh sagte ja zu seinem Diener: siehst du Rüben auf dem Markte, so frage mich nicht: was willst du essen!?

Abajje sagte: ohne Fleisch; Raba sagte: ohne Wein. Es wurde gelehrt: Rabh sagte: ohne Fleisch, Šemuél sagte: ohne Holz210, und R. Joḥanan sagte: ohne Wein. Raba sprach zu R. Papa: Metbrauer, wir brechen sie211mit Fleisch und Wein, womit aber brechet ihr sie, die ihr nicht viel Wein habt? Dieser erwiderte: Mit Holz. So pflegte die Frau R. Papas, wenn sie diese kochte, sie mit acht persischen Holzkloben zu brechen.

Die Rabbanan lehrten: Ein kleiner eingesalzener Fisch tötet manchmal: am siebenten, am siebzehnten oder am siebenundzwanzigsten212; manche sagen, am dreiundzwanzigsten. Dies nur dann, wenn er gebraten und nicht [richtig] gebraten ist; ist er aber gut gebraten, so ist nichts dabei. Auch bei einem nicht gut gebratenen nur dann, wenn man nachher keinen Met getrunken; hat man aber nachher Met getrunken, so ist nichts dabei.

WER DES DURSTES WEGEN WASSER TRINKT &C. Was soll dies ausschließen? R. Idi b. Abin erwiderte: Dies schließt [den Fall] aus, wenn einen

Blatt 45a

ein Stück Fleisch würgt.

R. TRYPHON SAGT: »DER VIELE SEELEN UND IHRE BEDÜRFNISSE ERSCHAFFT«. Raba b. R. Ḥanan sprach zu Abajje, manche sagen, zu R. Joseph: Wie ist die Halakha? Dieser erwiderte: Geh und sieh, wie das Volk verfährt.


  1. Wajikra 19,24.↩︎

  2. Das Wort הלולים wird חלולים gelesen; cf. Ms. V. 4.↩︎

  3. Beim Trankopfer.↩︎

  4. Schoftim 9,13.↩︎

  5. In den diesbezüglichen Mišnastellen; cf. Ms. Abschn. V.↩︎

  6. Er verwendet ja den angezog. Vers als Beleg für seine Lesart.↩︎

  7. Wajikra 19,25.↩︎

  8. Dewarim 22,9.↩︎

  9. Wo er hauptsächlich zu sprechen ist; cf. Dewarim 8,10.↩︎

  10. Wo man sich erst recht an Gott wenden muß.↩︎

  11. Cf. Wajikra 19,10.↩︎

  12. Das zur Nachlese nicht pflichtig ist, und dennoch einen Segensspruch erfordert.↩︎

  13. Der zur Teighebe nicht pflichtig ist und dennoch eines Segensspruches benötigt.↩︎

  14. Mehl u. Öl zum Speisopfer, Wein zum Gußopfer.↩︎

  15. Schoftim 15,5.↩︎

  16. Von Bodenerzeugnissen, die Dewarim 8,8 aufgezählt werden.↩︎

  17. Tehillim 24,1.↩︎

  18. Ib. 115,16.↩︎

  19. RL. spricht wohl nicht vom Segensspruche, sondern vom Segen, den Gott den Menschen erteilt hat; cf. Bereschit 1,28.↩︎

  20. Mischlej 28,24.↩︎

  21. Dewarim 32,6.↩︎

  22. Mischlej 1,8.↩︎

  23. Hoschea 2,11.↩︎

  24. Dewarim 11,14.↩︎

  25. Jehoschua 1,8.↩︎

  26. Jeschajahu 61,5.↩︎

  27. Dewarim 28,48.↩︎

  28. Ernte- und Keltermonate.↩︎

  29. Dh. Getreide, von dem der Zehnt und die übr. priesterl. und levit. Abgaben noch nicht entrichtet sind.↩︎

  30. Dewarim 26,13.↩︎

  31. Ib. V. 12.↩︎

  32. Wein und Öl sind wertvoller als Weinbeeren, bzw. Oliven, aus denen sie hergestellt werden.↩︎

  33. Wein und Öl sind wertvoller als Weinbeeren, bzw. Oliven, aus denen sie hergestellt werden.↩︎

  34. Weizen, Gerste, Dinkel, Hafer und Spelt.↩︎

  35. Das ungesäuerte Brot für das Pesaḥfest; cf. Schemot 12,15 uö.↩︎

  36. Tehillim 104,15.↩︎

  37. Schluß des Verses: und Brot stärkt das Herz des Menschen.↩︎

  38. In einem solchen Falle spreche man keinen Segensspruch.↩︎

  39. Wer etwas, das dem Heiligtum gehört, genießt, hat ein Fünftel mehr zu ersetzen; cf. Wajikra 22,14. Das Trinken des Öls ist kein Genuß, sondern im Gegenteil schädlich.↩︎

  40. Da das Öl heilend ist, nimmt man davon mehr, somit ist es Hauptspeise.↩︎

  41. Es ist verboten, am Š. Arzeneien zu bereiten u. zur Vorsicht, in manchen Fällen auch zu benutzen.↩︎

  42. Rohes, nach anderen, geröstetes.↩︎

  43. Das öl, bzw. das Mehl sind nicht mehr »Frucht«.↩︎

  44. Das öl, bzw. das Mehl sind nicht mehr »Frucht«.↩︎

  45. Junge Schößlinge der Palme.↩︎

  46. Über die Erdfrucht.↩︎

  47. Durch das Ausschneiden des Palmkrautes verdorrt der Baum.↩︎

  48. Baumfrüchte werden im vierten Jahre geweiht; die Früchte der ersten drei Jahre, ערלה, Vorhäutiges, sind für den Genuß verboten; cf. Wajikra 19,23.↩︎

  49. Es ist verboten, zwischen den Weinstöcken andere Arten oder sonst verschiedene Arten von Sämereien durcheinander zu pflanzen; cf. Dewarim 22,9.↩︎

  50. Den Gärtner, der hinsichtlich des Ungeweihten verdächtig ist.↩︎

  51. Da die Halakha nach der Schule Hillels entschieden wird.↩︎

  52. Wajikra 19,23.↩︎

  53. Im Text wird dies durch die Accusativpartikel angedeutet, die hier die Bedeutung mit hat.↩︎

  54. Obgleich sie nach RA͑. hinsichtlich des Zehnten nicht als Frucht gilt.↩︎

  55. Zum verunreinigungsfähigen Quantum; cf. Ukc. II,3.↩︎

  56. Obgleich die Blüte der gepflückten Frucht fehlt.↩︎

  57. Als Ungeweihtes.↩︎

  58. Od. Brachjahr, in dem die Felder nicht bestellt werden dürfen; cf. Dewarim 15,9. Das Fällen eines Fruchtbaumes ist dann verboten, da die Tora ihn dann »zum Essen« bestimmt hat.↩︎

  59. Ist die »unreife« od. »kernige« Weinbeere.↩︎

  60. Hier die Kapernschale.↩︎

  61. An dem das Essen verboten ist.↩︎

  62. Wajikra 19,23.↩︎

  63. Wajikra 19,23.↩︎

  64. Dewarim 8,9.↩︎

  65. Er ist dann eßbar, und man spricht darüber den Segen über Bodenfrucht.↩︎

  66. Eine Speise aus Mehl, Honig und Öl.↩︎

  67. Auszug der drei Segenssprüche des Tischsegens; cf. Weiter Blatt 44a.↩︎

  68. Cf. Mq. 13b.↩︎

  69. Cf. Schemot 12,19.↩︎

  70. Mit daraus bereitetem Ungesäuerten.↩︎

  71. Aus der Dattel wird Honig gewonnen, der zu den 7 in der Tora genannten Arten gehört.↩︎

  72. Den verschiedenen Speisopfern; cf. Wajikra 2,6 u. hierzu Men. 75b.↩︎

  73. Der Priester die Speisopfer.↩︎

  74. Von den Krumen des Speisopfers; nach anderer Erklärung: von den fünf Getreidearten.↩︎

  75. Und es am Pesaḥfeste ißt.↩︎

  76. Diese Barajtha ist auf RJ. zurückzuführen, da darin die Ansicht vertreten wird, daß die Krumen des Speisopfers kleiner als eine Olive waren.↩︎

  77. Durchgebrochenes, die Hälfte eines 8 Eier großen Brotes.↩︎

  78. Wörtl.: großem; die Brocken behalten ihren Charakter als Brot, auch wenn sie nicht olivengroß sind.↩︎

  79. Wie vom Getreide, so ist auch vom fertigen Teig ein Teil dem Priester zu entrichten; cf. Bamidbar 15,20-21.↩︎

  80. Die nicht in einem Gefäße, sondern in einer Vertiefung des Ofenbodens gebacken wird.↩︎

  81. Nach den Kommentaren: Teig, den man unter ständigem Bestreichen mit Öl oder Eiern am Spieß bäckt.↩︎

  82. Cf. Pes. 42a.↩︎

  83. Dieses wird in der Sonne gebacken.↩︎

  84. Dewarim 16,3.↩︎

  85. Wenn man davon aus Versehen genießt; cf. Wajikra 5,15.↩︎

  86. Tϱῑμμα, Geriebenes, Speise aus gequetschten Früchten.↩︎

  87. Wonach Ṭ. noch als Frucht betrachtet wird.↩︎

  88. Nach den Kommentaren eine Speise aus gerösteten Ähren und Honig.↩︎

  89. Ein Getränk aus Gerste, Saflor u. Salz; cf. Pes. 42b.↩︎

  90. Der hier angezogenen Mišna.↩︎

  91. Bamidbar 23,22.↩︎

  92. Dewarim 8,15.↩︎

  93. Schemot 6,7.↩︎

  94. Schemot 6,7.↩︎

  95. Er spricht in der Vergangenheit, obgleich es noch gar nicht geschehen war.↩︎

  96. So nach der editio princeps herzustellen; unsere Ausgaben sind korrupt.↩︎

  97. Des oben angezogenen Verses.↩︎

  98. Was man roh ißt.↩︎

  99. Was man gekocht ißt.↩︎

  100. Ungesäuertes am Pesaḥfeste zu essen.↩︎

  101. Sie streiten also, ob die gekochte Speise ihr Wesen behält.↩︎

  102. Daß man mit Gekochtem der Pflicht nicht genüge.↩︎

  103. Er hat es von diesem und nicht von RJ. gehört.↩︎

  104. Das Eingesalzene gleicht hierin dem Gedünsteten.↩︎

  105. Cf. Schemot 12,8.↩︎

  106. Was kleiner ist als eine Olive, benötigt keines Segensspruches.↩︎

  107. Es war ihm neu, u. aus Bevorzugung sprach er darüber den Segen zuerst.↩︎

  108. Du solltest mich fragen.↩︎

  109. Nachahmung des Schalles beim Kochen.↩︎

  110. Wonach der Segen über die Bodenfrucht zu sprechen ist.↩︎

  111. Wenn er von Hebe herrührt, ist er dann einem Gemeinen nicht mehr verboten.↩︎

  112. Und sie kleiner sind als die Brocken.↩︎

  113. Der Friedliche.↩︎

  114. Dewarim 16,3.↩︎

  115. Schemot 16,22.↩︎

  116. Es ist verboten, am Šabbath mehr als 2000 Ellen zu gehen; man kann jedoch vor Eintritt des Š.s am Ende der 2000 Ellen eine Speise niederlegen, wodurch diese Stelle quasi als seine Wohnung betrachtet wird, dann ist es ihm erlaubt, weitere 2000 Ellen zu gehen. Auf ähnliche Weise, wenn jeder dazu etwas beiträgt, können mehrere Anwohner ihre Höfe »vereinigen«, so daß sie hinsichtl. des Šabbathgesetzes als ein Gebiet zu betrachten sind. Diese Speise wird E͑rub (Vermischung, Vereinigung sc. der Gebiete) genannt.↩︎

  117. Zum Tischnachbar, nachdem er den Segen gesprochen hat; nach dem Segensspruche darf man, bevor man gekostet hat, nicht unnötigerweise unterbrechen.↩︎

  118. Dewarim 11,15.↩︎

  119. Dewarim 11,15.↩︎

  120. Dh. dieses Brot kann man auch ohne Zukost essen.↩︎

  121. Stehend befürchtet man, sich zu bespritzen.↩︎

  122. Die Zahl sechzig bedeutet im Talmud soviel wie recht viel u. ist nicht genau zu nehmen.↩︎

  123. Tehillim 68,20.↩︎

  124. Der Gelehrte, der mit Wissen voll ist.↩︎

  125. Schemot 15,26.↩︎

  126. Die Erstlingshebe.↩︎

  127. Weil der Boden vorhanden ist; cf. Bik. I,6.↩︎

  128. Bereschit 9,21.↩︎

  129. Ib. 3,7.↩︎

  130. Deshalb »Baum der Erkenntnis«.↩︎

  131. Cf. Bamidbar Kap. 5.↩︎

  132. Cf. Dewarim Kap. 26.↩︎

  133. Dewarim 26,13.↩︎

  134. Was bei den genannten Dingen der Fall ist; Essig entsteht durch das Sauerwerden des Weines, ebenso sind Fallobst und Heuschrecken ein Fluch.↩︎

  135. Wörtl.: deren Aussehen vorüber ist.↩︎

  136. Früchte, von denen es zweifelhaft ist, ob von ihnen der Zehnt &c. entrichtet worden ist. Bezüglich der hier aufgezählten minderwertigen Früchte besteht noch ein zweiter Zweifel: ob sie überhaupt zehntpflichtig sind.↩︎

  137. So nach den Kommentaren zur Mišna, der Text ist auch in Handschriften korrumpiert.↩︎

  138. Was beim Mähen der Feldfrüchte zurückbleibt; cf. Wajikra 19,9.↩︎

  139. Die bei der Ernte vergessene Garbe; cf. Dewarim 24,19.↩︎

  140. Beim Mähen muß an einer Ecke des Feldes etwas Getreide am Halm zurückgelassen werden; cf. Wajikra 19,9. All dies ist Freigut und bleibt für die Armen.↩︎

  141. Obgleich sie sonst als Freigut zehntfrei sind.↩︎

  142. In unserer Mišna, in der es sich um überreifte Früchte handelt.↩︎

  143. Auf jeden Fall nur einen Segensspruch für alle.↩︎

  144. Auch RJ. muß zugeben, daß das eine, wenn es auch zu den sieben Arten gehört, das andere nicht befreien könne.↩︎

  145. Dewarim 8,8.↩︎

  146. Cf. Wajikra Kap. 14.↩︎

  147. Sie gehören nicht zur eintretenden Person, sondern als selbständig in das Haus gekommene Sachen.↩︎

  148. Wodurch das Essen bedeutend weniger Zeit erfordert.↩︎

  149. Von einer menschlichen Leiche.↩︎

  150. Dh. durch das Zusammensein in einem Raume. Die Schrift gebraucht beim Gesetze von der Verunreinigung durch eine Leiche den Ausdruck Zelt (cf. Bamidbar 19,14), u. dieses Wort ist im Talmud als Terminus für die Verunreinigung durch den gemeinsamen Raum beibehalten worden.↩︎

  151. Wörtl. Geweihter, der sich auf bestimmte Zeit Gott weiht, dem der Weingenuß verboten ist (cf. Bamidbar Kap. 3). Der Genuß des genannten Quantums ist strafbar.↩︎

  152. An dem das Umhertragen einer Sache aus einem Gebiet nach einem anderen verboten ist; cf. Sab. 75b.↩︎

  153. Als Ggs. zum Handwerker, der das Gefäß herstellt.↩︎

  154. Wenn das Gefäß ein Loch in der Größe eines Granatapfels hat, ist es nicht mehr verunreinigungsfähig.↩︎

  155. An dem das Essen verboten ist; der Genuß eines solchen Quantums ist strafbar.↩︎

  156. Die Dattel, die mit dem in der Schrift genannten »Honig« identisch ist.↩︎

  157. Mit Mandeln, Nüssen, Gewürzen udgl. zubereitet, zum Dessert mit Rostähren gegessen.↩︎

  158. Man trinkt ihn auch zu rituellen Zwecken, wo man das Trinken nicht beabsichtigt.↩︎

  159. Von jenen Dessertbrötchen.↩︎

  160. Man muß den Tischsegen lesen und dann wieder den betr. Segensspruch sprechen.↩︎

  161. Er darf noch ohne Segensspruch essen, solange er nicht, seiner Gewohnheit gemäß, die Hände mit Öl bestrichen hat.↩︎

  162. Der Hand auf den Kopf des Opfertieres; cf. Wajikra 1,4 uö.↩︎

  163. Vor der Mahlzeit; nach anderer Erklärung: nach der Mahlzeit.↩︎

  164. Bereschit 30,27.↩︎

  165. Ib. 39,5.↩︎

  166. Das nach der Mahlzeit herumgereicht wurde.↩︎

  167. Noch einen Becher zu trinken.↩︎

  168. Während der Mahlzeit trinkt man den Wein nur, um die festen Speisen zu weichen, während er vorher u. nachher ein Gang für sich ist.↩︎

  169. R. mißverstand die Mišna und erklärte sie folgendermaßen: wird ihnen Wein während der Mahlzeit vorgesetzt, so spreche jeder den Segen für sich, und wenn er nach der Mahlzeit wieder vorgesetzt wird, spreche einer für alle.↩︎

  170. Das Verabreden ist, wie das Lehnen, eine Festsetzung der Mahlzeit.↩︎

  171. Beim Todesfalle eines nahen Verwandten, sowie eines Lehrers muß man, als Zeichen der Trauer, das Gewand einreißen.↩︎

  172. Auf das Lager, nach orient. Sitte.↩︎

  173. Jeder denkt an das Essen und nicht an den Segensspruch.↩︎

  174. Er glaubte nämlich, seine Hände seien schmutzig, oder er habe zu viel gegessen.↩︎

  175. Des Räucherwerkes.↩︎

  176. Jehoschua 2,6.↩︎

  177. Hieraus, daß auch Stengel und Stauden »Baum« od. »Holz« genannt werden.↩︎

  178. Eine Art Zitrone (vulgo Paradiesapfel); citrus medica var. rugosa, cf. Risso, Hist. nat. des Oranges i. p. 203, ii. t. 103.↩︎

  179. Siebenter (od. 1.) Monat des jüd. Kalenders, ungefähr April.↩︎

  180. Tehillim 150,6.↩︎

  181. Hoschea 14,7.↩︎

  182. Kohelet 3,11.↩︎

  183. Einem Schwein.↩︎

  184. Man soll nachts, wegen der Gespenster, nicht allein ausgehen.↩︎

  185. Das Gespenst.↩︎

  186. Bereschit 38,25.↩︎

  187. Und nannte dennoch nicht den Namen Jehudas.↩︎

  188. Jeschajahu 6,3.↩︎

  189. Und nachher Salziges ißt, um den bekannten allzusüßen Geschmack dieser Früchte zu vertreiben.↩︎

  190. Dewarim 8,8.↩︎

  191. Ib. V. 9.↩︎

  192. Ib. V. 10.↩︎

  193. Das »preisen« bezieht sich nur auf das nachfolgend genannte Brot.↩︎

  194. Er nannte zwei Objekte, obgleich es sich nur um eines handelt.↩︎

  195. Ob man im Schlusse neben den Früchten auch das Land nenne.↩︎

  196. Uns, die Babylonier, zu denen RḤ. zählte, sie, die Palästinenser, zu denen RJ. zählte.↩︎

  197. Dh. ohne Vatersname.↩︎

  198. Man spricht einen Segensspruch vor der Ausübung, nicht aber nach der Ausübung.↩︎

  199. Durch das Rollen auf dem heißen Herd ganz weich gebacken.↩︎

  200. Löffel. Nach einer handschriftlichen Lesart zu übersetzen: ein gerolltes Ei ist besser als sechs gebackene, ein gebackenes als vier gekochte; alles, was dem Ei &c.↩︎

  201. Die Gesichtsfarbe.↩︎

  202. Unreifes.↩︎

  203. Dem Bauche.↩︎

  204. Dh. auch wenn es ein sehr gutes ist.↩︎

  205. Der natürl. Größe.↩︎

  206. Die auch ausgewachsen klein sind.↩︎

  207. Beim Schächten.↩︎

  208. םיםין Levy vermutet σισων ein syr. Gewächs, dessen Same als Gewürz und als Heilmittel diente; Raschi: פוליאול (Polei?).↩︎

  209. Unter יותרת ist viell. die Leberkapsel od. die Appendices der L. zu verstehen.↩︎

  210. Nicht genügend gekocht.↩︎

  211. Die schädliche Wirkung des Kohls.↩︎

  212. Nach Raschi: Tag des Einsalzens.↩︎