Berachot Kapitel 7

Der Talmud, Traktat (Massechet) Berachot in deutscher Übersetzung von Lazarus Goldschmidt:

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Blätter / Dapim

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iWENN DREI ZUSAMMEN GESPEIST HABEN, SO MÜSSEN SIE DEN TISCHSEGEN GEMEINSAM SPRECHEN. WER DEMAJ, ODER DEN ERSTEN ZEHNTEN, VON DEM DIE HEBE1 ABGESONDERT WURDE, ODER DEN ZWEITEN ZEHNTEN UND HEILIGENGUT, DIE AUSGEWEIHT WURDEN, GEGESSEN HAT, FERNER DER TISCHDIENER, DER IM QUANTUM EINER OLIVE GEGESSEN HAT, SOWIE EIN SAMARITANER WERDEN ZUM GEMEINSAMEN TISCHSEGEN MITGERECHNET. WER UNVERZEHNTETES, ODER DEN ERSTEN ZEHNTEN, VON DEM DIE HEBE NICHT ABGESONDERT WURDE, ODER DEN ZWEITEN ZEHNTEN, UND HEILIGENGUT, DIE NICHT AUSGEWEIHT WURDEN, FERNER DER TISCHDIENER, DER WENIGER ALS IM QUANTUM EINER QLIVE GEGESSEN HAT, SOWIE EIN FREMDLING2 WERDEN ZUM GEMEINSAMEN TISCHSEGEN NICHT MITGERECHNET. iiFRAUEN, SKLAVEN UND MINDERJÄHRIGE WERDEN ZUM GEMEINSAMEN TISCHSEGEN NICHT MITGERECHNET. WIEVIEL [MUSS MAN GEGESSEN HABEN], UM ZUM GEMEINSAMEN TISCHSEGEN MITGERECHNET ZU WERDEN?

BIS ZUM QUANTUM EINER OLIVE; R. JEHUDA SAGT, BIS ZUM QUANTUM EINES EIES.

GEMARA. Woher dies?

R. Asi sagte: Der Schriftvers sagt: 3verherrlicht den Herrn mit mir, wir wollen seinen Namen gemeinsam erheben. R. Abahu sagte: Hieraus: 4denn den Namen des Herrn will ich nennen, gebet Ehre unserem Gott5.

R. Ḥanan b. Abba sagte: Woher, daß derjenige, der »Amen« antwortet, seine Stimme nicht lauter erheben darf, als derjenige, der den Segen spricht? Es heißt: verherrlicht den Herrn mit mir, wir wollen seinen Namen gemeinsam erheben. R. Šimo͑n b. Pazi sagte: Woher, daß der Dolmetsch seine Stimme nicht lauter erheben darf, als der Vorlesende? Es heißt: 6Moše redete, und Gott antwortete ihm mit der Stimme. Es hätte ja nicht zu heißen brauchen mit der Stimme, es heißt aber mit der Stimme, mit der Stimme Mošes. Ebenso wird gelehrt: Der Dolmetsch darf seine Stimme nicht lauter erheben als der Vorlesende; wenn der Dolmetsch aber seine Stimme gegenüber der des Vorlesenden nicht genügend erheben kann, so dämpfe der Vorlesende seine Stimme und lese.

Es wurde gelehrt: Über zwei, die zusammen gespeist haben, [streiten] Rabh und R. Joḥanan; einer sagt, wenn sie wollen, sprechen sie den Tischsegen gemeinsam, und der andere sagt, auch wenn sie wollen, dürfen sie den Tischsegen nicht gemeinsam sprechen. Wir haben ja aber gelernt, wenn drei zusammen gespeist haben, so müssen sie den Tischsegen gemeinsam sprechen; nur drei, zwei aber nicht!?

Hier ist es Pflicht, da aber freigestellt.

Komm und höre: Wenn drei zusammen gespeist haben, so müssen sie den Tischsegen gemeinsam sprechen; sie dürfen sich nicht trennen; nur drei, zwei aber nicht7!?

Anders ist es hier, wo sie bereits verpflichtet8 waren.

Komm und höre: Der Tischdiener, der zwei bedient, speise mit ihnen, auch wenn sie ihm keine Erlaubnis erteilt haben, wenn er drei bedient, so speise er mit ihnen nur dann, wenn sie ihm Erlaubnis erteilt haben!?

Anders ist es hier, es ist ihnen erwünscht,

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daß es ihnen zur Pflicht9 werde.

Komm und höre: Frauen sprechen für sich selbst den gemeinsamen Tischsegen; Sklaven sprechen für sich selbst den gemeinsamen Tischsegen. Frauen, Sklaven und Minderjährige dürfen, auch wenn sie es wollen, sich nicht zum gemeinsamen Tischsegen vereinigen. Hundert Frauen gleichen ja10 zwei Männern, und er lehrt: Frauen sprechen für sich selbst den gemeinsamen Tischsegen, Sklaven sprechen für sich selbst den gemeinsamen Tischsegen!?

Anders ist es hierbei, es sind ja [viele] Personen11.

Wie ist demnach der Schlußsatz zu erklären: Frauen und Sklaven dürfen, auch wenn sie es wollen, sich nicht zum gemeinsamen Tischsegen vereinigen; wieso nicht, es sind ja [viele] Personen!?

Anders ist es hierbei: wegen der Zuchtlosigkeit.

Es ist zu schließen, daß Rabh es ist, welcher sagt, auch wenn sie es wollen, dürfen sie nicht den gemeinsamen Tischsegen sprechen. R. Dimi b. Joseph sagte nämlich im Namen Rabhs: Wenn drei zusammen gespeist haben und einer von ihnen auf die Straße hinausgeht, so rufen sie ihn und zählen ihn mit12zum gemeinsamen Tischsegen. Nur wenn sie ihn rufen, nicht aber, wenn sie ihn nicht rufen!?

Anders ist es hier, wo es ihnen von vornherein eine Pflicht war.

Es ist zu schließen, daß R. Joḥanan es ist, welcher sagt, auch wenn sie es wollen, dürfen sie nicht den gemeinsamen Tischsegen sprechen. Rabba b. Bar Ḥana sagte nämlich im Namen R. Joḥanans: Wenn zwei zusammen essen, so entledigt sich der eine seiner Pflicht durch den Segen seines Genossen. Dagegen wandten wir ein: Was Neues lehrt er uns da, wir haben ja bereits gelernt, wer zugehört hat, auch wenn er nicht geantwortet13hat, habe seiner Pflicht genügt!? Und R. Zera erwiderte, dies lehre, daß es bei ihnen keinen gemeinsamen Tischsegen14gebe.

Es ist zu schließen. Raba b. R. Hona sprach zu R. Hona: Die Rabbanan, die aus dem Westen gekommen, sagen ja, wenn sie es wollen, dürfen sie den gemeinsamen Tischsegen sprechen, und dies werden sie wohl von R. Joḥanan gehört haben!?

Nein, sie hörten dies von Rabh, bevor er nach Babylonien herabkam.

Der Text. R. Dimi b. Joseph sagte im Namen Rabhs: Wenn drei zusammen gespeist haben, und einer von ihnen auf die Straße hinausgeht, so rufen sie ihn und zählen ihn mit zum gemeinsamen Tischsegen. Abajje sagte: Dies nur, wenn sie ihn rufen, und er ihnen antwortet. Mar Zuṭra sagte: Dies nur, wenn drei, wenn aber zehn15, nur wenn er herankommt. R. Aši wandte ein: Im Gegenteil, das Entgegengesetzte ist ja einleuchtender: neun erscheinen wohl wie zehn, nicht aber erscheinen zwei wie drei!? Die Halakha ist wie Mar Zuṭra.

Aus welchem Grunde?

Weil man dann den Namen Gottes erwähnen muß, und dies ist, wenn weniger als zehn, nicht schicklich.

Abajje sagte: Es ist uns erhalten: wenn zwei zusammen speisen, so ist es Gebot, daß sie sich trennen16. Ebenso wird gelehrt: Wenn zwei zusammen essen, so ist es Gebot, daß sie sich trennen. Diese Worte gelten nur, wenn beide Schriftkundige sind, wenn aber einer Schriftkundiger und der andere ein Unwissender ist, so spreche der Schriftkundige den Segen, und der Unwissende ist vertreten.

Raba sagte: Folgendes habe ich gesagt, und übereinstimmend mit mir wurde es auch im Namen R. Zeras gelehrt: Wenn drei speisen, so unterbreche einer17für zwei, nicht aber unterbrechen zwei für einen.

Etwa nicht, R. Papa unterbrach ja zusammen mit noch jemandem für seinen Sohn Abba Mar!? Anders R. Papa, er verfuhr innerhalb der Rechtslinie.

Jehuda b. Meremar, Mar b. R. Aši und R. Aḥa aus Diphte speisten zusammen, und unter ihnen war keiner, der bedeutender wäre als seine Genossen, um für sie den Segensspruch zu sprechen. Sie sprachen18: Wir haben gelernt: Wenn drei zusammen gespeist haben, so müssen sie den Tischsegen gemeinsam sprechen. Dies nur, wenn einer [unter ihnen] bedeutender ist, wenn sie aber gleich sind, ist die Trennung bei den Segenssprüchen vorzuziehen, und jeder spreche den Segen für sich. Als sie zu Meremar kamen, sprach er zu ihnen: Ihr habt der Pflicht des Tischsegens genügt, der des gemeinsamen Tischsegens habt ihr nicht genügt. Wenn ihr aber sagt, ihr wollt umkehren und ihn gemeinsam sprechen, so gibt es rückwirkend keinen Zusammenschluß.

Was spricht, der hereinkommt und sie beim Tischsegen19trifft, mit ihnen mit? R. Zebid sagte: »Gepriesen und gesegnet«. R. Papa sagte: Er antworte »Amen«. Sie streiten aber nicht; das eine, wann er sie bei der Formel »Wir wollen preisen« trifft, das andere, wenn er sie bei der Formel »Gepriesen« trifft. Trifft er sie bei der Formel »Wir wollen preisen«, so spreche er: »Gepriesen und gesegnet«, trifft er sie bei der Formel »Gepriesen«, so antworte er »Amen«.

Eines lehrt, wer nach seinen eigenen Segenssprüchen »Amen« spricht, sei lobenswert, und ein Anderes lehrt, er sei tadelnswert!?

Das ist kein Widerspruch; das Eine nach dem Segen »Der Jerušalem erbaut«20, das Andere nach den übrigen Segenssprüchen. Abajje pflegte es21laut zu sprechen, damit die Tagelöhner es hören und aufstehen22sollen, denn [der Segen] »Der Gute und Gütige«23ist kein Gebot der Tora. R. Aši pflegte ihn leise zu sprechen, damit sie [den Segen] »Der Gute und Gütige« nicht vernachlässigen sollen.

R. Zera war krank, und als R. Abahu ihn besuchte, nahm er auf sich,

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wenn der Kleine mit den versengten Schenkeln24genesen sollte, für die Jünger ein Fest zu veranstalten. Dieser genas, und er veranstaltete ein Fest für alle Jünger. Als es zum Anbrechen [des Brotes] kam, sprach er zu R. Zera: Möge der Meister anbrechen. Dieser sprach: Hält der Meister nichts von dem, was R. Joḥanan gesagt hat, daß nämlich der Hausherr anbreche? Da brach er an. Als es zum Tischsegen kam, sprach er zu ihm: Möge uns der Meister den Segen sprechen. Dieser erwiderte: Hält der Meister nichts von dem, was R. Hona aus Babylonien gesagt hat, daß nämlich, wer angebrochen hat, auch den Tischsegen spreche!?

Wessen Ansicht war jener?

Der des R. Joḥanan, der im Namen des R. Šimo͑n b. Joḥaj gesagt hat, der Hausherr breche an, und der Gast spreche den Tischsegen. Der Hausherr breche an, damit er mit wohlwollendem Auge anbreche, der Gast spreche den Tischsegen, damit er den Hausherrn segne.

Welchen Segen spreche er?

»Möge es sein Wille sein, daß der Hausherr in dieser Welt nicht beschämt und in der zukünftigen Welt nicht zu Schanden werde«. Rabbi fügte noch Worte hinzu: »Möge er in all seinem Besitztum viel Glück haben; seine sowie unsere Güter mögen gedeihen und der Stadt nahe sein. Möge der Satan keine Macht haben über die Werke seiner Hände, noch über die Werke unserer Hände. Kein Gedanke der Sünde, der Übertretung und des Vergehens komme ihm sowie uns in den Weg, von jetzt an bis in Ewigkeit«.

Wie weit reicht der gemeinsame Tischsegen25?

R. Naḥman sagt, bis »Wir wollen preisen«, R. Šešeth sagt, bis »Der26da ernährt«. Es wäre anzunehmen, daß [sie denselben Streit führen], wie die folgenden Tannaím. Eines lehrt, den Tischsegen [sprechen] zwei oder drei27, und ein Anderes lehrt, drei oder vier. Sie glaubten, alle seien der Ansicht, [der Segen] »Der Gute und Gütige« sei kein Gebot der Tora, somit besteht ihr Streit in folgendem: derjenige, der zwei oder drei sagt, ist der Ansicht, [er reiche] bis »Der da ernährt«, und derjenige, der drei oder vier sagt, ist der Ansicht, bis »Wir wollen preisen«.

Nein; R. Naḥman bringt sie in Übereinstimmung nach seiner Ansicht, und R. Šešeth bringt sie in Übereinstimmung nach seiner Ansicht. R. Naḥman bringt sie in Übereinstimmung nach seiner Ansicht: alle stimmen überein, [er reiche] bis »Wir wollen preisen«, also nach demjenigen, der drei oder vier sagt, aber auch nach demjenigen, der zwei oder drei sagt, kann er dir erklären, hier werde vom Tischsegen der Tagelöhner gesprochen, denn der Meister sagte, er beginne mit [dem Segen] »Der da ernährt« und schalte [den Segen] »Der Jerušalem erbaut« in den Segen über das Land ein28. R. Šešeth bringt sie in Übereinstimmung nach seiner Ansicht: alle sind der Ansicht, [er reiche] bis »Der da ernährt«, also nach demjenigen, der zwei oder drei sagt, derjenige aber, der drei oder vier sagt, ist der Ansicht, auch [der Segen] »Der Gute und Gütige« sei ein Gebot der Tora29.

R. Joseph sagte: Du siehst, daß [der Segen] »Der Gute und Gütige« kein Gebot der Tora ist, denn Tagelöhner lassen ihn fort. R. Jiçhaq, Sohn des Šemuél b. Martha, sagte im Namen Rabhs: Du siehst, daß [der Segen] »Der Gute und Gütige« kein Gebot der Tora ist, denn man beginnt ihn mit »Gepriesen« und schließt ihn nicht mit »Gepriesen«. Es wird nämlich gelehrt: Man beginne alle Segenssprüche mit »Gepriesen« und schließe sie mit »Gepriesen«, ausgenommen die Segenssprüche über Früchte, die Segenssprüche über die Gebote, der sich einem anderen anschließende Segensspruch, und der letzte Segensspruch des Sema. Manche von ihnen werden mit »Gepriesen« begonnen, aber nicht mit »Gepriesen« geschlossen, und manche von ihnen werden mit »Gepriesen« geschlossen

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aber nicht mit »Gepriesen« begonnen. Und [der Segen] »Der Gute und Gütige« wird mit »Gepriesen« begonnen, aber nicht mit »Gepriesen« geschlossen. (Er ist demnach ein Segensspruch für sich.) R. Naḥman b. Jiçhaq sagte: Du siehst, daß [der Segen] »Der Gute und Gütige« kein Gebot der Tora ist, denn man läßt ihn ja30im Hause des Leid tragenden fort. Es wird nämlich gelehrt: Was spricht man im Hause des Leidtragenden?

»Gepriesen sei der Gute und Gütige«. R. A͑qiba sagt: »Gepriesen sei der Richter der Wahrheit«.

Nur »Der Gute und Gütige«, nicht aber »Richter der Wahrheit«!?

Sage vielmehr: Auch »Der Gute und Gütige«.

Mar Zutra kam zu R. Aši, bei dem sich ein Unglücksfall31ereignet hatte. Da begann er und sprach folgenden Segensspruch: »Der Gute und Gütige; ein Gott der Wahrheit, ein Richter der Wahrheit; der mit Gerechtigkeit richtet, mit Recht nimmt und in seiner Welt waltet, darin nach seinem Willen zu verfahren. Alle seine Wege sind Recht, denn alles ist sein; wir sind sein Volk und seine Knechte, und für alles sind wir verpflichtet, ihm zu danken und ihn zu preisen. Er, der die Risse in Jisraél verzäunt, möge auch diesen Riß in Jisraél verzäunen zum Leben«.

Wo beginnt man wieder32?

R. Zebid sagte im Namen Abajjes, man beginne vom Anfang; die Rabbanan sagten, man beginne von der Stelle, wo man abgebrochen hat. Die Halakha ist: von der Stelle, wo man abgebrochen hat.

Der Exilarch sprach zu R. Šešeth: Wenn ihr auch alte Rabbanan seid, so sind die Perser in den Gebräuchen der Mahlzeit erfahrener als ihr. Sind es zwei Lager, so lehnt sich der Größere zuerst an und der andere oberhalb seiner; sind es drei, so lehnt sich der Größere in der Mitte an, der andere oberhalb seiner und der dritte unterhalb seiner. Dieser entgegnete: Und wenn er mit ihm33sprechen will, muß er sich gerade aufrichten, hinsetzen und dann sprechenI? Jener erwiderte: Anders sind die Perser, sie verständigen sich durch Winken.

Bei wem beginnt das Waschen vor Tisch? Jener erwiderte: Beim Größten.

Der Größte muß dann sitzen und seine Hände beobachten, bis alle die Hände gewaschen haben!? Jener erwiderte: Man bringt ihm seinen Tisch sofort34.

Bei wem beginnt das Waschen nach Tisch? Jener erwiderte: Beim Kleinsten.

Der Größte muß dann mit schmutzigen Händen sitzen, bis alle die Hände gewaschen haben!? Jener erwiderte: Man bringt seinen Tisch nicht eher fort, als bis man ihm Wasser gebracht35hat. Da sprach R. Šešeth: Ich kenne folgende Lehre : In welcher Ordnung erfolgt das Anlehnen? Sind es zwei Lager, so lehnt sich der größere zuerst an und der andere unterhalb seiner; sind es drei Lager, so lehnt sich der Größere zuerst an, der andere oberhalb seiner und der dritte unterhalb seiner. Das Waschen vor Tisch beginnt beim Größten; das Waschen nach Tisch beginnt, wenn sie [bis] fünf sind, beim Größten, und wenn sie aber [bis] hundert sind, beim Kleinsten, bis es zum fünften herankommt, dann beginnt es wieder beim Größten; und wer mit dem Waschen nach Tisch wieder beginnt, spreche auch den Tischsegen. Dies ist eine Stütze für Rabh, denn R. Ḥija b. Aši sagte im Namen Rabhs: Wer nach dem Essen die Hände zuerst wäscht, ist für den Segensspruch bestimmt.

Rabh und R. Ḥija saßen vor Rabbi bei Tisch. Da sprach Rabbi zu Rabh : Auf, wasche die Hände. Als jener bemerkte, daß er erschrak36, sprach er zu ihm: Fürstensohn, er sagt dir nur, daß du dich für den Tischsegen vorbereilen sollst.

Die Rabbanan lehrten: Man erweist keine Ehrerbietung37auf der

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Straße, noch auf Brücken, noch bei schmutzigen38Händen. Rabin und Abajje gingen auf dem Wege, und als der Esel Rabins vor dem des Abajje voranschritt, sagte jener nicht: möge der Meister [voran] gehen. Da dachte dieser: Seitdem dieser Jünger aus dem Westen gekommen, ist er stolz geworden. Als sie zur Tür eines Bethauses herankamen, sprach jener zu ihm: Möge doch der Meister eintreten! Dieser erwiderte: Bis jetzt war ich kein Meister? Da sprach jener: So sagte R. Johanan: Man erweise Ehrerbietungen nur vor einer Tür, an der eine Mezuza ist.

Nur an der eine Mezuza ist, nicht aber, an der keine Mezuza ist: demnach erweise man vor einem Bethause oder einem Lehrhause, die doch keine Mezuza haben, keine Ehrerbietung!?

Vielmehr, vor einer Tür, die für eine Mezuza geeignet ist39.

R. Jehuda, Sohn des R. Šemuél b. Šilath, sagte im Namen Rabhs: Die Tischgäste dürfen nicht eher etwas essen, als bis der Anbrechende gekostet hat. R. Saphra saß dabei und sprach: »Kosten« wurde gelehrt. In welcher Hinsicht ist dies von Bedeutung?

Daß man den Wortlaut seines Lehrers gebrauchen muß.

Die Rabbanan lehrten: Zwei müssen bei der Schüssel auf einander warten, drei brauchen nicht zu warten. Wer anbricht, strecke seine Hand zuerst aus; wenn er aber seinem Lehrer, oder einem Größeren als er, Ehrung erweisen will, so steht es ihm frei. Rabba b. Bar Hana befaßte sich [mit der Hochzeitsfeier] seines Sohnes im Hause des R. Šemuél b. R. Qattina und er setzte sich hin und lehrte seinen Sohn: Der Anbrechende darf nicht eher anbrechen, als bis das Amen aus dem Munde der Antwortenden verklungen ist. R. Ḥisda sagte: Aus dem Munde der Mehrheit der Antwortenden. Da sprach Rami b. Hama zu ihm : Der Mehrheit wohl deshalb, weil der Segensspruch noch nicht zu Ende40ist, und auch bei der Minderheit ist ja der Segensspruch noch nicht zu Ende!? Jener erwiderte: Ich sage, wer das Amen mehr als nötig [gedehnt] antwortet, ist im Irrtum.

Die Rabbanan lehrten: Man antworte kein verschlucktes Amen, noch ein abgerissenes Amen, noch ein verwaistes41Amen ; auch schleudere man nicht den Segensspruch aus dem Munde. Ben A͑zaj sagte: Wer ein verwaistes Amen antwortet, dessen Kinder werden Waisen; wer ein verschlucktes Amen antwortet, dem werden seine Tage verschluckt; wer ein abgerissenes Amen antwortet, dem werden seine Tage abgerissen; und wer das Amen lange dehnt, dem verlängert man seine Tage und Jahre.

Rabli und Šemuél saßen bei Tisch, und als R. Šimi b. Ḥija herankam und sich zu essen beeilte, sprach Rabh zu ihm: Du willst dich wohl uns [zum Tischsegen] anschließen; wir haben aber bereits gegessen. Da rief Šemuél: Würden wir, wenn man mir Pilze und junge Tauben für Abba42 bringen würde, nicht weiter essen43!?

Die Schüler Rabhs saßen bei Tisch, und als Rabh eintrat, sprachen sie: Ein hervorragender Mann ist gekommen, der uns den Tischsegen sprechen wird. Da sprach er zu ihnen: Ihr glaubt wohl, Hervorragende sprechen den Tischsegen, die Hauptperson bei der Mahlzeit spreche den Segen. Die Halakha ist: der Hervorragende spreche den Segen, auch wenn er zuletzt kommt.

WER DEMAJ &C. GEGESSEN &C. Es ist ja für ihn ungeeignet44!?

Wenn er will, kann er sein Vermögen freigeben und ein Armer werden, sodann ist es für ihn geeignet. Wir haben nämlich gelernt: Man darf den Armen (Demaj zu essen geben) und den einquartierten Truppen Demaj zu essen geben. R. Hona sagte : Es wird gelehrt : die Schule Šammajs sagt, man dürfe den Armen und den einquartierten Truppen kein Demaj zu essen geben.

DEN ERSTEN ZEHNTEN, VON DEM HEBE ABGESONDERT WURDE. Selbstverständlich!?

Dies ist nur für den Fall nötig, wenn er45ihm am Halme zuvorgekommen und davon die Zehnthebe abgesondert hat, bevor noch die große Hebe abgesondert worden war. Dies nach R. Abahu, denn R. Abahu sagte im Namen des Reš Laqiš: Der erste Zehnt, den man vorher vom Halme [abgesondert] hat, ist von der großen Hebe frei, denn es heißt :46ihr sollt davon eure Hebe für den Herrn abheben, einen Zehnten vom Zehnten, einen Zehnten vom Zehnten habe ich dir geboten, nicht aber die große Hebe und die Zehnthebe vom Zehnten. R. Papa sprach zu Abajje: Demnach auch dann, wenn er ihm47am Getreidehaufen zuvorgekommen ist!? Dieser erwiderte: Deinetwegen sagt die Schrift:

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48von all eueren Zehnten49sollt ihr abheben.

Was veranlaßt dich dazu50!?

Dieses ist bereits Getreide, jenes ist noch nicht Getreide.

DEN ZWEITEN ZEHNTEN UND HEILIGENGUT, DIE AUSGEWEIHT WURDEN. Selbstverständlich!?

Hier wird von dem Falle gesprochen, wenn er nur den Grundwert und nicht das Fünftel gegeben hat. Er lehrt uns folgendes: das Fünftel hindert nicht.

DER TISCHDIENER, DER IM QUANTUM EINER OLIVE GEGESSEN HAT. Selbstverständlich!?

Man könnte glauben, der Tischdiener habe keine bestimmte Mahlzeit, so lehrt er uns.

SOWIE DER SAMARITANER, WERDEN ZUM GEMEINSAMEN TISCHSEGEN MITGERECHNET. Warum denn, er sollte ja nicht mehr als einer aus dem gemeinen Volke gelten, und es wird gelehrt, daß man einen Mann aus dem gemeinen Volke nicht zum Tischsegen mitzähle!? Abajje erwiderte: Ein Samaritaner, der Genosse51ist. Raba erwiderte: Du kannst auch sagen: ein Samaritaner aus dem gemeinen Volke, hier aber wird von einem gesprochen, der nur rabbanitisch zum gemeinen Volke gehört, hinsichtlich dessen sie gegen R. Meír streiten. Es wird nämlich gelehrt: Wer ist ein Mann aus dem gemeinen Volke? Wer sein Profanes52nicht in Reinheit ißt

so R. Meír; die Weisen sagen, wer seine Früchte nicht richtig verzehntet. Die Samaritaner aber entrichten den Zehnten richtig, denn was in der Tora steht, beobachten sie genau. Der Meister sagte nämlich: Mit jedem Gebote, das sie halten, nehmen die Samaritaner es viel genauer als die Jisraéliten.

Die Rabbanan lehrten: Wer ist ein Mann aus dem gemeinen Volke? Wer morgens und abends das Šema͑ nicht liest

so R. Elie͑zer; R. Jehošua͑ sagt, wer keine Tephillin anlegt; Ben A͑zaj sagt, wer keine Çiçith an seinem Gewande hat; R. Nathan sagt, wer keine Mezuza an seiner Tür hat; R. Jonathan b. Joseph sagt, wer Kinder hat und sie nicht zum Studium der Tora erzieht; Andere sagen, selbst wenn einer die Schrift gelesen und Mišna gelernt, aber bei Schriftgelehrten nicht famuliert hat, sei ein Mann aus dem gemeinen Volke. R. Hona sagte: Die Halakha ist wie die Anderen.

Rami b. Ḥama zählte R. Menasja b. Taḥlipha, der Siphra, Siphre und Halakha studiert hat, zum gemeinsamen Tischsegen nicht mit. Als Rami b. Ḥama starb53, sprach Raba: Rami b. Ḥama starb nur deshalb, weil er R. Menasja b. Taḥlipha nicht zum gemeinsamen Tischsegen mitgezählt hat.

Es wird ja aber gelehrt: Andere sagen, selbst wenn einer die Schrift gelesen und Mišna gelernt, aber bei Schriftgelehrten nicht famuliert hat, sei ein Mann aus dem gemeinen Volke!?

Anders R. Menasja b. Taḥlipha, er hat ja bei den Rabbanan famuliert, nur hatte sich Rami b. Ḥama nach ihm nicht genau erkundigt. Eine andere Lesart: Wer die Lehren aus dem Munde der Rabbanan hört und sie studiert, gleicht einem Gelehrten.

WER UNVERZEHNTETES &C., ODER DEN ZEHNTEN GEGESSEN HAT. Vom Unverzehnteten ist es ja selbstverständlich!?

Dies ist nötig bezüglich des rabbanitisch54Unverzehnteten, beispielsweise in einem undurchlochten Topf gezogen.

DEN ERSTEN ZEHNTEN &C. Selbstverständlich!?

Dies ist für den Fall nötig, wenn er55ihm zuvorgekommen und vom Getreidehaufen den Zehnten abgehoben hat; man könnte glauben, man richte sich nach dem, was R. Papa zu Abajje gesagt hat, so lehrt er uns, daß es so sei, wie dieser ihm erwidert hat.

DEN ZWEITEN ZEHNTEN &C. Selbstverständlich!?

Dies ist für den Fall nötig, wenn man sie ausgeweiht, aber nicht der Halakha entsprechend ausgeweiht hat; wenn man beispielsweise den ersten Zehnten durch ein ungemünztes Silberstück ausgeweiht hat, während der Allbarmherzige sagt :56du sollst das Geld in deiner Hand binden, Geld, worauf eine Figur57; oder wenn man das Heiligengut durch ein Grundstück und nicht durch Geld ausgeweiht hat, während der Allbarmherzige sagt: 58er gebe das Geld, und er hat es erstanden.

DER TISCHDIENER, DER WENIGER ALS IM QUANTUM EINER OLIVE GEGESSEN HAT. Selbstverständlich!?

Da er im Anfangssatze vom Quantum einer Olive lehrt, lehrt er im Schlußsätze vom Quantum weniger als eine Olive.

SOWIE EIN FREMDLING WERDEN ZUM GEMEINSAMEN TISCHSEGEN NICHT MITGERECHNET. Selbstverständlich!?

Hier wird von einem Proselyten gesprochen, der schon beschnitten, aber noch nicht untergetaucht ist. R. Zera sagt nämlich im Namen R. Joḥanans: Er ist nicht eher Proselyt, als bis er beschnitten und untergetaucht ist. Solange er nicht untergetaucht ist, ist er Nichtjude.

FRAUEN, SKLAVEN UND MINDERJÄHRIGE WERDEN ZUM GEMEINSAMEN TISCHSEGEN NICHT MITGERECHNET. R. Jose sagte, ein in der Wiege liegendes Kind wird zum Tischsegen mitgerechnet.

Wir haben ja aber gelernt: Frauen, Sklaven und Minderjährige werden zum Tischsegen nicht mitgerechnet!?

Er ist der Ansicht des R. Jehošua͑ b. Levi. R. Jehošua͑ b. Levi sagte nämlieh: Obgleich sie gesagt haben, ein in der Wiege liegendes Kind werde zum Tischsegen nicht mitgerechnet, so macht man ihn dennoch zum Anschlüsse zur Zehnzahl59.

Ferner sagte R. Jehošua͑ b. Levi: Neun und ein Sklave werden vereinigt. Man wandte ein: Einst kam R. Elie͑zer ins Bethaus und fand keine zehn [Personen] ; da befreite er seinen Sklaven und ergänzte mit ihm die Zehnzahl. Nur befreit, nicht aber unbefreit!?

Er brauchte zwei; einen befreite er, und mit dem anderen genügte er der Pflicht.

Wieso aber tat er dies, R. Jehuda sagt ja, wer seinen Sklaven befreit, übertrete ein Gebot, denn es heißt: :60ewig sollt ihr sie zur Arbeit halten!?

Zum Zwecke des Gebotes ist es anders.

Es ist ja aber ein Gebot mit einer Übertretung verbunden!?

Anders ist ein Gebot für die Gemeinschaft.

Ferner sagte R. Jehošua͑ b. Levi: Stets mache man sich früh nach dem Bethause auf, damit man das Verdienst habe, zu den ersten Zehn gezählt zu werden, denn auch, wenn nach ihm hundert kommen, erhält er die Belohnung aller.

Die Belohnung aller, wie kommst du darauf!?

Sage vielmehr: man gibt ihm einen Lohn, wie allen zusammen.

R. Hona sagte: Neun und die [Tora-]Lade werden vereinigt. R. Naḥman sprach zu ihm: Ist denn die Lade ein Mensch!? Vielmehr, sagte R. Hona, neun, die wie zehn61erscheinen, werden vereinigt. Manche sagen, wenn sie zusammen sind; manche sagen, wenn sie zerstreut sind.

R. Ami sagte: Zwei und der Šabbath werden62vereinigt. R. Naḥman sprach zu ihm: Ist denn der Šabbath ein Mensch!? Vielmehr, sagte R. Ami, zwei63Schriftgelehrte, die einander in der Halakha schärfen, werden vereinigt. R. Ḥisda bemerkte: Zum Beispiel ich und R. Šešeth. R. Šešeth bemerkte: Zum Beispiel ich und R. Ḥisda.

R. Joḥanan sagte: Ein in der Schwebe befindlicher Knabe64wird zum gemeinsamen Tischsegen mitgerechnet. Ebenso wird gelehrt: Ein Minderjähriger, der zwei Haare65bekommen hat, wird zum gemeinsamen Tischsegen mitgerechnet; der noch keine zwei Haare bekommen hat, wird zum gemeinsamen Tischsegen nicht mitgerechnet. Doch nehme man es beim Minderjährigen nicht genau.

Dies widerspricht sich ja selbst: du sagst, nur wenn er zwei Haare bekommen hat, nicht aber, wenn er sie nicht bekommen hat, nachher aber lehrt er, man nehme es beim Minderjährigen nicht genau!? Was anderes sollte dies einschließen, wenn nicht einen in der Schwebe befindlichen Knaben? Die Halakha ist aber nicht

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wie all diese Lehren, sondern wie die des R. Naḥman: Ein Minderjähriger, der versteht, wen man preist, wird zum gemeinsamen Tischsegen mitgerechnet.

Abajje und Raba66saßen vor Rabba. Da fragte sie Rabba: Wen preist man? Sie erwiderten: Den Allbarmherzigen.

Wo wohnt der Allbarmherzige? Raba zeigte nach der Decke. Abajje ging draußen hinaus und zeigte nach dem Himmel. Da sprach Rabba zu ihnen: Ihr werdet beide Rabbanan sein. Das ist es, was die Leute sagen: Jede Gurke erkennt man beim Abpflücken67.

R. Jehuda, Sohn des R. Šemuél b. Šilath, sagte im Namen Rabhs: Wenn neun Getreidespeisen und einer Kräuter gegessen haben, so vereinigen sie sich. R. Zera sagte: Ich fragte R. Jehuda, wie ist es bei acht oder sieben, und er erwiderte, es gebe hierbei keinen Unterschied. Bezüglich sechs fragte ich nicht. R. Jirmeja sprach zu ihm: Du hast recht getan, daß du nicht gefragt hast; in jenen Fällen aus dem Grunde, weil eine Mehrheit vorhanden ist, und auch hierbei ist eine Mehrheit vorhanden. Jener aber dachte, vielleicht ist eine kenntliche Mehrheit erforderlich.

Der König Jannaj und die Königin speisten zusammen, und da er die Rabbanan getötet68hatte, so war niemand da, ihnen den Tischsegen zu sprechen. Da sprach er zu seiner Frau: Wer schafft uns einen Mann her, der uns den Segen sprechen könnte? Seine Frau erwiderte: Schwöre mir, daß du, wenn ich dir einen solchen Mann schaffe, ihm nichts zu Leide tun wirst. Nachdem er es ihr geschworen hatte, holte sie ihren Bruder Simon b. Satah. Da ließ er ihn Platz nehmen zwischen sich und ihr und sprach zu ihm: Sieh doch, welche Ehre ich dir erweise! Dieser erwiderte: Nicht du erweisest mir Ehre, die Tora ist es vielmehr, die mir Ehre erweist, denn es heißt: 69halte sie hoch, so wird sie dich erheben und zwischen Fürsten setzen. Jener sprach dann: Du siehst ja, daß sie70 die Herrschaft nicht anerkennen. Als man ihm den Becher reichte, den Segen zu sprechen, sprach er: Wie soll ich den Segen sprechen, etwa gepriesen sei er, dessen Jannaj und seine Genossen gegessen71haben? Da trank er diesen Becher aus, und sie reichten ihm einen anderen Becher, über den er den Tischsegen sprach. R. Abba, Sohn des R. Ḥija b. Abba, sagte : Simón b. Satah tat dies nur für sich selbst, denn folgendes sagte R. Ḥija b. Abba im Namen R. Joḥanans: Man kann eine Mehrheit nur dann [mit dem Segen] vertreten, wenn man von einer Getreidespeise in Olivengröße gegessen hat. Man wandte ein: R. Simón b. Gamliél sagte: Wenn er [auf das Lager] steigt und sich mit ihnen anlehnt, selbst wenn er mit ihnen nur etwas in Tunke eintaucht oder mit ihnen nur eine Feige ißt, wird man mitgerechnet!?

Mitgerechnet wird man allerdings, aber um die Mehrheit [beim Segen] zu vertreten, muß man von einer Getreidespeise in Olivengröße mitgegessen haben. Ebenso wurde gelehrt:

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R. Ḥana b. Jehuda sagte im Namen Rabas: Selbst wenn man mit ihnen nur etwas in Tunke eintaucht oder mit ihnen nur eine Feige ißt, wird man mitgerechnet, aber die Mehrheit [beim Segen] vertreten kann man nur dann, wenn man von einer Getreidespeise in Olivengröße gegessen hat. R. Ḥana b. Jehuda sagte im Namen Rabas: Die Halakha ist: hat man ein Krautblatt mitgegessen oder einen Becher Wein getrunken, so wird man mitgerechnet, aber [beim Segen] vertreten kann man nur dann, wenn man von einer Getreidespeise in Olivengröße mitgegessen hat.

R. Naḥman sagte: Mose ordnete für Jisraél den Segen »Der da ernährt« an, als ihnen das Manna herabfiel. Jehošua͑ ordnete ihnen den Segen über das Land an, als sie in das Land eingezogen waren. David und Selomo ordneten [den Segen] »Der Jerusalem erbaut« an. David ordnete an: »Über dein Volk Jisraél und über deine Stadt Jerusalem«; Selomo ordnete an: »Über das große und heilige Haus«. [Den Segen] »Der Gute und Gütige« ordnete man in Jabne an, ob der Erschlagenen zu Bitther. R. Mathna sagte nämlich: An dem Tage, an dem die Erschlagenen zu Bitther zum Begräbnis freigegeben wurden, ordnete man in Jabne [den Segen] »Der Gute und Gütige« an; der Gute: daß sie nicht verwesten, der Gütige: daß sie zum Begräbnis freigegeben wurden.

Die Rabbanan lehrten: Folgendes ist die Reihenfolge des Tischsegens. Der erste Segensspruch ist der Segen »Der da ernährt«, der zweite ist der Segen über das Land, der dritte ist »Der Jerušalem erbaut«, der vierte ist »Der Gute und Gütige«. Am Šabbath beginne man72mit Trost, schließe mit Trost und erwähne der Weihe des Tages in der Mitte. R. Elie͑zer sagt, wenn man ihrer im Trostsegen erwähnen will, erwähne man, wenn im Segen über das Land, erwähne man, wenn im Segen, den die Weisen in Jabne angeordnet haben, erwähne man. Die Weisen sagen, man erwähne ihrer nirgends als im Trostsegen.

Die Weisen sagen ja dasselbe, was der erste Tanna!?

Einen Unterschied gibt es zwischen ihnen, wenn bereits geschehen73.

Die Rabbanan lehrten: Wo ist der Tischsegen aus der Tora zu entnehmen?

Es heißt :74wenn du gegessen und dich gesättigt hast, sollst du preisen, dies ist der Segen »Der da ernährt; 75den Herrn, deinen Gott, dies ist der Vorbereitungssegen; 76für das Land, dies ist der Segen über das Land ;77das gute, dies ist [der Segen] »Der Jerušalem erbaut«, denn es heißt : 78dieses gute Gebirge und der Lebanon;79das er dir gegeben hat, dies ist [der Segen] »Der Gute und Gütige«. Ich weiß dies [vom Segen] nachher, woher, daß auch vorher? Es ist [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere zu folgern: wenn man einen Segensspruch satt spricht, um wieviel mehr hungrig. Rabbi sagte: Wenn du gegessen und dich gesättigt hast, sollst du preisen, dies ist der Segen »Der da ernährt«; der Vorbereitungssegen (aber) geht hervor aus:80verherrlicht den Herrn mit mir; für das Land, dies ist der Segen über das Land; das gute, dies ist [der Segen] »Der Jerušalem erbaut«, denn es heißt: dieses gute Gebirge und der Lebanon; [den Segen] »Der Gute und Gütige« hat man in Jabne angeordnet. Ich weiß [vom Segen] nachher, woher, daß auch vorher? Es heißt: das er dir gegeben hat, sobald er dir gegeben hat. R. Jiçhaq sagte: Dies ist nicht nötig; es heißt :81er wird dein Brot und dein Wasser segnen, und man lese nicht »er wird segnen«, sondern »du sollst82 segnen«, und Brot heißt es, bevor man es gegessen hat. R. Nathan sagte: Dies ist nicht nötig; es heißt:83wenn ihr in die Stadt kommt, findet ihr ihn, bevor er zur Höhe hinauf steig t, zu essen, denn das Volk speist nicht, ehe er kommt, da er den Segen über das Opfer spricht; nachher speisen die Geladenen.

Wozu [erzählten sie] dies alles?

Weil die Frauen geschwätzig sind. Šemuél sagte: Um die Schönheit Šaúls betrachten zu können, denn es heißt:84von seiner Schulter an überragte er das ganze Volk. R. Joḥanan sagte: Weil die eine Regierung die andere nicht um ein Haar verdrängt85.

Ich weiß dies nur vom Segensspruche über Speisen, woher dies aber vom Segensspruche über die Tora?

R. Jišmaél sagte: Dies ist [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere zu folgern: wenn man über das, was zeitliches Leben gewährt, einen Segen spricht, um wieviel mehr über das, was das zukünftige ewige Leben gewährt. R. Ḥija b. Naḥmani, Schüler R. Jišmaéls, sagte im Namen R. Jišmaéls: Dies ist nicht nötig; es heißt :86für das gute Land, das [er] dir gegeben hat, und dort87heißt es: ich will dir geben die Steintafeln, die Lehre und das Gebot &c. R. Meír sagte: Woher, daß man, wie man für das Gute preist, auch für das Schlechte preisen muß? Es heißt: das dir gegeben hat der Herr, dein Gott; er ist dein Richter bei jedem Urteil, das er über dich verhängt, sei es mit dem Maße88der Güte, sei es mit dem Maße89der Vergeltung. R. Jehuda b. Bethera sagte: Dies ist nicht nötig; es heißt:90gutes und91das gute. »Gutes« bezeichnet die Tora, denn es heißt :92eine gute Belehrung habe ich euch gegeben; »das gute« bezeichnet [den Segen über die] Erbauung Jerušalems, denn es heißt 93das gute Gebirge und der Lebanon.

Es wird gelehrt: R. Elie͑zer sagte: Wer im Segen über das Land nicht gesagt hat »das köstliche, gute und weite Land«, und im [Segen] »Der Jerušalem erbaut« nicht gesagt hat »[über] das Reich des Hauses David«, hat seiner Pflicht nicht genügt. Naḥum der ältere sagte: Man muß darin des [Beschneidungs-]Bündnisses erwähnen. R. Jose sagte: Man muß darin der Tora erwähnen. Pelemo94sagte: Man soll des [Beschneidungs-]Bündnisses vor der Tora erwähnen, denn diese wurde mit drei

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»Bündnissen«95verliehen, jenes aber (wurde gegeben) mit dreizehn96»Bündnissen«. R. Abba sagte : Man soll einen Dank am Anfang und am Ende sprechen; und wer abkürzt, darf nicht mehr als um einen abkürzen, wer aber mehr als um einen abkürzt, ist tadelnswert. Wer den Segen über das Land schließt mit »der die Länder erben läßt«, oder [den Segen] »Der Jerušalem erbaut«mit »der seinem Volke Jisraél hilft«, ist ein Unwissender. Wer des [Beschneidungs-]Bündnisses und der Tora im Segen über das Land, oder des Reiches des Hauses David im [Segen] »Der Jerušalem erbaut« nicht erwähnt hat, hat seiner Pflicht nicht genügt. Dies ist eine Stütze für R. Ila͑; denn R. Ila͑ sagte im Namen des R. Jáqob b. Aha im Namen unseres Meisters: Wer des [Beschneidungs-]Bündnisses und der Tora im Segen über das Land, oder des Reiches des Hauses David im [Segen] »Der Jerušalem erbaut« nicht erwähnt hat, hat seiner Pflicht nicht genügt.

Hierüber streiten Abba Jose b. Dostaj und die Rabbanan; nach der einen Ansicht benötigt [der Segen] »Der Gute und Gütige« [der Nennung] des Königtums [Gottes], und nach der anderen Ansicht benötigt er nicht [der Nennung] des Königtums [Gottes]. Wer sagt, er benötige [der Nennung] des Königtums [Gottes], ist der Ansicht, er sei rabbanitisch, wer sagt, er benötige nicht [der Nennung] des Königtums [Gottes], ist der Ansicht, er sei aus der Tora97.

Die Rabbanan lehrten: Wie schließt man [den Segen über die] Erbauung Jerušalems? R. Jose b. R. Jehuda sagte: »Der Jisraél hilft«.

Nur: »der Jisraél hilft«, nicht aber: »der Jerušalem erbaut«!?

Sage vielmehr: auch: »der Jisraél hilft«.

Rabba b. R. Hona war einst beim Exilarchen eingetroffen, und als er mit einer [Formel] begann und mit zwei beendete, sprach R. Ḥisda: Es ist eine Kühnheit, mit zwei zu beenden, wo doch gelehrt wird: Rabbi sagt, man beende nicht mit zwei.

Der Text. Rabbi sagte: Man beende nicht mit zwei [Formeln], Levi wandte gegen Rabbi ein: [Man sagt ja:] »für das Land und für die Speise«!?

Für das Land, das Speise hervorbringt.

[Man sagt ja:] »für das Land und für die Früchte«!?

Für das Land, das Früchte hervorbringt.

[Man sagt ja:] »der Jisraél und die Zeiten heiligt«!?

Jisraél, das die Zeiten heiligt.

[Man sagt ja:] »der Jisraél und die Neumonde heiligt«!?

Jisraél, das die Neumonde heiligt.

[Man sagt ja:] »der den Šabbath, Jisraél und die Zeiten heiligt«98!?

Ausgenommen dieser.

Womit ist dieser anders?

Hier ist es eins99, dort sind es zwei; jedes für sich besonders.

Warum beende man nicht mit zwei?

Man soll die Gebote nicht bündelweise ausüben.

Wie bleibt es damit? R. Šešeth sagte: Hat man »erbarme dich deines Volkes Jisraél« begonnen, so beende man »der Jisraél hilft«; hat man »erbarme dich Jerušalems« begonnen, so beende man »der Jerušalem erbaut«. R. Naḥman aber sagte: Selbst wenn man »erbarme dich Jisraéls« begonnen hat, beende man »der Jerušalem erbaut«, denn es heißt: 100der Herr erbaut Jerušalem, er sammelt die Verstoßenen Jisraéls; der Herr erbaut Jerušalem, wenn er die Verstoßenen Jisraéls sammelt.

R. Zera sprach zu R. Ḥisda: Möge der Meister kommen und lehren. Dieser erwiderte: Den Tischsegen habe ich nicht erlernt, und lehren soll ich!? Jener sprach: Was soll dies bedeuten? Dieser erwiderte: Als ich einst beim Exilarchen war und den Tischsegen las, reckte R. Šešeth seinen Hals gegen mich wie eine Schlange. Und warum? Weil ich des [Beschneidungs-]Bündnisses, der Tora und des Königtums [Gottes] nicht erwähnt habe.

Warum hast du deren nicht erwähnt?

[Ich verfuhr] nach R. Ḥananél, im Namen Rabhs, denn R. Ḥananél sagte im Namen Rabhs: Wer des [Beschneidungs-]Bündnisses, der Tora und des Königturns [Gottes] nicht erwähnt hat, hat seiner Pflicht genügt. Des [Beschneidungs-]Bündnisses, weil es auf die Frauen keinen Bezug hat; der Tora und des Königtums [Gottes], weil sie weder auf Frauen noch auf Sklaven Bezug haben.

Du hast also alle jene Tannaím und Amoraím übergangen und nach Rabh verfahren!?

Rabba b. Bar Ḥana sagte im Namen R. Joḥanans: [der Segen] ,Der Gute und Gütige« benötigt [der Nennung] des Königtums [Gottes].

Er lehrt uns damit, daß ein Segensspruch, in dem das Königtum [Gottes] nicht genannt ist, nicht Segensspruch heiße, und dies hat ja R. Joḥanan bereits einmal gesagt!? R. Zera erwiderte: Dies besagt, daß er einer zweimaligen Nennung des Königtums [Gottes] benötige: einmal für sich selbst und einmal für [den Segen] »Der Jerušalem erbaut«.

Demnach sollte eine dreimalige erforderlich sein: einmal für sich selbst, einmal für »Der Jerušalem erbaut« und einmal für den Segen über das Land!? Er benötigt keiner für den Segen über das Land, weil dieser ein Segensspruch ist, der sich einem anderen anschließt, ebenso sollte er keiner für [den Segen] »Der Jerušalem erbaut« benötigen, weil dieser ein Segensspruch ist, der sich einem anderen anschließt.

Eigentlich sollte dies auch für [den Segen] »Der Jerušalem erbaut« nicht erforderlich sein, da man aber darin des Reiches des Hauses David erwähnt, so ist es nicht schicklich, darin des Königtums [Gottes] nicht zu erwähnen. R. Papa erwiderte: Er meint es wie folgt: er benötigt einer zweimaligen Nennung des Königturns [Gottes], außer seiner eigenen.

R. Zera saß hinter R. Gidel, und R. Gidel saß vor R. Hona und sagte : Wer sich geirrt und des Šabbaths nicht erwähnt hat, spreche: »Gepriesen sei er, der seinem Volke Jisraél in Liebe Šabbathe zur Ruhe gegeben hat, zum Zeichen und zum Bündnisse. Gepriesen sei er, der den Šabbath heiligt«. Dieser fragte ihn: Wer sagte dies?

Rabh. Alsdann sagte er ferner: Wer sich geirrt und der Festtage nicht erwähnt hat, spreche: »Gepriesen sei er, der seinem Volke Jisraél Festtage zur Freude und zur Erinnerung gegeben hat. Gepriesen sei er, der Jisraél und die Zeiten heiligt.« Dieser fragte ihn: Wer sagte dies?

Rabh. Hierauf sagte er ferner: Wer sich geirrt und des Neumondes nicht erwähnt hat, spreche: »Gepriesen sei er, der seinem Volke Neumonde zur Erinnerung gegeben hat.« Ich101weiß aber nicht, ob er darin der Freude erwähnt hat, oder der Freude nicht erwähnt hat, ob er ihn102geschlossen103oder nicht geschlossen hat, ob [diese Lehre] von ihm selbst oder von seinem Lehrer ist.

Einst stand Gidel b. Minjomi vor R. Naḥman, und als R. Naḥman sich irrte und wieder von Anfang begann, sprach er zu ihm: Weshalb tut

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dies der Meister? Dieser erwiderte: R. Šila sagte im Namen Rabhs, wer sich geirrt hat, beginne wieder vom Anfang.

R. Hona sagte ja aber im Namen Rabhs, wer sich geirrt hat, spreche : »Gepriesen sei er, der gegeben hat [&c.]«!? Da erwiderte dieser: Hierzu ist ja gelehrt worden: R. Menasja b. Taḥlipha sagte im Namen Rabhs, dies lehrten sie nur von dem Falle, wenn man »Der Gute und Gütige« noch nicht begonnen, hat man aber »Der Gute und Gütige« begonnen, so beginne man wieder vom Anfang.

R. Idi b. Abin sagte im Namen R. A͑mrams im Namen R. Naḥmans im Namen Šemuéls: Wenn jemand sich geirrt und des Neumondes im Gebete nicht erwähnt hat, so läßt man ihn wiederholen; wenn im Tischsegen, so läßt man ihn nicht wiederholen. R. Abin sprach zu R. A͑mram: Womit ist es beim Gebete anders als beim Tischsegen? Dieser erwiderte: Auch mir war dies fraglich, und ich fragte es R. Naḥman, und er erwiderte mir, er habe es von Meister Šemuél nicht gehört. Aber wir wollen es seiber erklären: Beim Gebete, das eine Pflicht ist, heißt man ihn wiederholen, beim Tischsegen hingegen, heißt man ihn, da er, wenn er will, ißt, und wenn er will, nicht ißt, nicht wiederholen.

An Šabbathen und an Festtagen aber, an denen es nicht angeht, nicht zu essen, sollte man wiederholen lassen, wenn man sich geirrt hatl? Dieser erwiderte: Freilieh, R. Šila sagte auch im Namen Rabhs, wer sich geirrt hat, beginne wieder vom Anfang.

R. Hona sagte ja aber im Namen Rabhs, wer sich geirrt hat, spreche: »Gepriesen sei er, der gegeben hat [&c.]«!?

Hierzu ist ja auch gelehrt worden, dies lehrten sie nur von dem Falle, wenn man »Der Gute und Gütige« noch nicht begonnen, hat man aber »Der Gute und Gütige« begonnen, so beginne man wieder vom Anfang.

WIEVIEL [MUSS MAN &C.] GEMEINSAMEN TISCHSEGEN &C. Demnach ist nach R. Meír das Quantum einer Olive und nach R. Jehuda das Quantum eines Eies erforderlich, und anderweitig sind sie ja entgegengesetzter Ansicht!? Wir haben nämlich gelernt: Ebenso muß, wer Jerušalem verlassen und sich erinnert hat, daß er bei sich heiliges Fleisch habe, falls er an Çophim104vorüber ist, es an Ort und Stelle verbrennen, wenn aber nicht, umkehren und es vor der Tempelhalle mit dem Holze des Altars verbrennen. Wegen wieviel muß man zurückkehren? R. Meír sagt, in beiden Fällen beim Quantum eines Eies; R. Jehuda sagt, in beiden Fällen beim Quantum einer Olive. R. Joḥanan erwiderte: Die Ansichten sind zu vertauschen. Abajje erwiderte: Tatsächlich brauchst du sie nicht zu vertauschen. Hier streiten sie nämlich über [den Sinn] des Schriftverses; R. Meír erklärt :105wenndu gegessen, dies bezieht sich auf das Essen,106und dich gesättigt, dies bezieht sich auf das Trinken, und Essen [heißt es] beim Quantum einer Olive; und R. Jehuda erklärt: wenn du gegessen und dich gesättigt, ein Essen, das sättigend ist, und dies ist es beim Quantum eines Eies. Dort aber streiten sie über eine Auffassung; R. Meír ist der Ansicht, das Quantum zur Rückkehr gleiche dem Quantum zur Verunreinigung, wie es im Quantum eines Eies verunreinigungsfähig ist, so ist auch zur Rückkehr das Quantum eines Eies erforderlich; und R. Jehuda ist der Ansicht, das Quantum zur Rückkehr gleiche dem Quantum des Verbotenen, wie es107im Quantum einer Olive verboten ist, so ist auch zur Rückkehr das Quantum einer Olive erforderlich.

iiiWIE LAUTET DIE »VORBEREITUNG« ZUM GEMEINSAMEN TISCHSEGEN? SIND ES DREI, SO SPRECHE ER108: WIR WOLLEN PREISEN. WENN DREI UND ER, SO SPRECHE ER: PREISET. WENN ZEHN, SO SPRECHE ER: WIR WOLLEN UNSEREN GOTT PREISEN. WENN ZEHN UND ER, SO SPRECHE ER: PREISET. EINERLEI OB ZEHN ODER ZEHN MYRIADEN. WENN HUNDERT, SO SPRECHE ER: WIR WOLLEN DEN HERRN, UNSEREN GOTT, PREISEN. WENN HUNDERT UND ER, SO SPRECHE ER: PREISET. WENN TAUSEND, SO SPRECHE ER: WIR WOLLEN DEN HERRN, UNSEREN GOTT, DEN GOTT JISRAÉLS PREISEN. WENN TAUSEND UND ER, SO SPRECHE ER: PREISET. WENN EINE MYRIADE, SO SPRECHE ER: WIR WOLLEN DEN HERRN, UNSEREN GOTT, DEN GOTT JISRAÉLS, DEN GOTT DER HEERSCHAREN, DER ÜBER DEN KHERUBIM THRONT, FÜR DIE SPEISE, DIE WIR GEGESSEN HABEN, PREISEN. WENN EINE MYRIADE UND ER, SO SPRECHE ER: PREISET. WIE ER DIE PREISUNG SPRICHT, SO ANTWORTEN SIE: »GEPRIESEN SEI DER HERR, UNSER GOTT, DER GOTT JISRAÉLS, DER GOTT DER HEERSCHAREN, DER ÜBER DEN KHERUBIM THRONT, FÜR DIE SPEISE, DIE WIR GEGESSEN HABEN.« R. JOSE DER GALILÄER SAGT, ER SPRECHE DIE PREISUNG GEMÄASS DER MENGE DER GESELLSCHAFT, DENN ES HEISST:109 in Gesellschaften preiset Gott, den Herrn, ihr am der Quelle Jisraéls. R. A͑QIBA SAGTE: WIE WIR ES IM BETHAUSE FINDEN: OB VIEL ODER WENIG, SPRECHE ER STETS: PREISET DEN HERRN. R. JIŠMA͑ÉL SAGTE: PREISET DEN HERRN, DEN VIELGEPRIESENEN.

GEMARA. Šemuél sagte: Nie schließe der Mensch sich aus der Gemeinschaft aus.

Wir haben ja aber gelernt, wenn drei und er, spreche er: »preiset«!?

Sage: auch »preiset«, besser aber, »wir wollen preisen«. R. Ada

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  1. Ahaba sagte nämlich im Namen der Schule Rabhs: Es wird gelehrt: Sechs bis zehn dürfen sich trennen110. Erklärlich ist es, daß sie sich trennen dürfen, wenn du sagst, »wir111wollen preisen« sei vorzuziehen, wieso aber dürfen sie sich trennen, wenn du sagst, »preiset« sei vorzuziehen!? Hieraus ist somit zu entnehmen, daß »wir wollen preisen« vorzuziehen ist. Schließe hieraus. Ebenso wird gelehrt: Einerlei, ob er »preiset« gesagt hat, oder er »wir wollen preisen« gesagt hat; man behellige ihn deswegen nicht; die Wortklauber aber behelligen jemanden deswegen. An den Segenssprüchen eines Menschen ist auch zu erkennen, ob er ein Schriftgelehrter ist oder nicht. Wieso? Rabbi sagte: [Sagt jemand] »durch112seine Güte«, so ist es ein Schriftgelehrter, wenn »von113seiner Güte«, so ist es ein Unwissender. Abajje sprach zu R. Dimi: Es heißt: 114und von deinem Segen werde das Haus deines Knechtes ewig gesegnet!?

Anders ist es bei einer Bitte.

Auch bei einer Bitte heißt es ja:115öffne deinen Mund, daß ich ihn fulle116!?

Dies bezieht sich auf Worte der Tora. Es wird gelehrt: Rabbi sagte: [Sagt jemand] »durch seine Güte leben wir«, so ist es ein Schriftgelehrter, wenn »leben sie«, so ist es ein Unwissender. Die Neharbelaenser lehren es entgegengesetzt. Die Halakha ist aber nicht wie die Neharbelaenser.

R. Joḥanan sagte: [Sagt jemand] »wir wollen preisen, dessen wir gegessen haben«, so ist es ein Schriftgelehrter; wenn »den, dessen117wir gegessen haben«, so ist es ein Unwissender. R. Aḥa, der Sohn Rabas, sprach zu R. Aši: Wir sagen ja: »den, der unseren Vätern und uns allen diese Wunder vollbracht hat«!? Dieser erwiderte: Hier ist es ja deutlich, daß nur der Heilige, gepriesen sei er, es ist, der die Wunder vollbringt. R. Joḥanan sagte: [Sagt jemand] »gepriesen sei er, dessen wir gegessen haben«, so ist es ein Schriftgelehrter, wenn »für die Speise118, die wir gegessen haben«, so ist es ein Unwissender. R. Hona, der Sohn R. Jehošua͑s, sagte: Dies nur bei drei, wo der Name Gottes nicht genannt wird, bei zehn aber, wo der Name Gottes genannt wird, ist es deutlich, wie wir ja gelernt haben: Wie er die Preisung spricht, so antworten sie: »Gepriesen sei der Herr, der Gott Jisraéls, der Gott der Heerscharen, der über den Kherubim thront, für die Speise, die wir gegessen haben.«

EINERLEI OB ZEHN ODER ZEHN MYRIADEN. Dies widerspricht sich ja selbst; zuerst sagst du: einerlei ob zehn oder zehn Myriaden, wonach es einerlei ist, nachher aber lehrt er: wenn hundert, spreche er [so], wenn tausend, spreche er [so], wenn eine Myriade, spreche er [so]!? R. Joseph erwiderte : Das ist kein Widerspruch; dies nach R. Jose dem Galiläer, jenes nach R. A͑qiba. Es wird nämlich gelehrt: R. Jose der Galiläer sagt, er spreche die Preisung gemäß der Menge der Gesellschaft, denn es heißt: in Gesellschaften preiset Gott

R. A͑QIBA SAGTE: WIE WIR ES IM BETHAUSE FINDEN &C. Wofür verwendet R. A͑qiba den von R. Jose dem Galiläer angezogenen Schriftvers?

Diesen verwendet er für folgende Lehre: R. Meír sagte: Woher, daß sogar Kinder im Mutterleibe am Meere den Lobgesang gesungen haben?

es heißt: in Versammlungen preiset Gott, den Herrn, ihr aus der Quelle Jisraéls.

Und jener!?

Er folgert dies aus [dem Worte] Quelle. Raba sagte: Die Halakha ist wie R. A͑qiba. Als einst Rabina und R. Ḥama b. Buzi beim Exilarchen waren, stand R. Ḥama auf und suchte nach hundert; da sprach Rabina zu ihm: Das ist nicht nötig; so sagte Raba: Die Halakha ist wie R. A͑qiba.

Raba erzählte: Als wir beim Exilarchen speisten, pflegten wir je drei119 den Tischsegen zu sprechen.

Sollten sie je zehn sprechen!?

Der Exilarch könnte es hören120und übel nehmen.

Sollten sie sich ihrer Pflicht mit dem Tischsegen des Exilarchen entledigen!?

Da alle [Tischgenossen] laut antworteten, hörte man nicht.

Rabba Tosphaáh sagte: Wenn drei zusammen gespeist haben, und einer von ihnen zuerst fertig wurde und den Tischsegen für sich gesprochen hat, so entledigen sich jene ihrer Pflicht zum gemeinsamen Tischsegen durch ihn, er aber entledigt sich nicht seiner Pflicht zum gemeinsamen Tischsegen durch sie, weil es rückwärts keinen Zusammenschluß gibt.

R. JISMA͑ÉL SAGT. Raphram b. Papa war im Bethause des Abi Gibar; da stand er auf und las in der Schrift und sprach: »Preiset den Herrn«. Dann brach er ab und setzte nicht fort: »den Vielgepriesenen«. Das Publikum antwortete: »Preiset den Herrn, den Vielgepriesenen«. Da rief Raba: Schwarzer Topf, warum mischest du dich in einen Streit121? Außerdem verfährt ja die ganze Welt nach R. Jišma͑él.

ivWENN DREI ZUSAMMEN GEGESSEN HABEN, SO DÜRFEN SIE SICH NICHT TRENNEN, EBENSO VIER, EBENSO FÜNF; SECHS BIS ZEHN DÜRFEN SICH TRENNEN, ZEHN ABER DÜRFEN SICH NICHT TRENNEN, BIS SIE ZWANZIG SIND. vWENN ZWEI GESELLSCHAFTEN IN EINEM RAUME SPEISEN, SO VEREINIGEN SIE SICH ZUM GEMEINSAMEN TISCHSEGEN, FALLS SIE SICH TEILWEISE GEGENSEITIG SEHEN KÖNNEN; WENN ABER NICHT, SO SPRECHEN DIESE DEN GEMEINSAMEN TISCHSEGEN FÜR SICH, UND JENE SPRECHEN DEN GEMEINSAMEN TISCHSEGEN FÜR SICH. MAN SPRECHE DEN SEGEN ÜBER DEN WEIN NICHT EHER, ALS BIS MAN WASSER122 HINEINGETAN HAT

SO R. ELIE͑ZER; DIE WEISEN SAGEN, MAN SPRECHE WOHL.

GEMARA. Was lehrt er uns da, wir haben ja bereits gelernt, daß, wenn drei zusammen gespeist haben, sie verpflichtet sind, den Tischsegen gemeinsam zu sprechen!?

Er lehrt uns das, was R. Abba im Namen Šemuéls gesagt hat: Wenn drei sich zusammen zum Essen hingesetzt und noch nicht gegessen haben, so dürfen sie sich nicht mehr trennen. Eine andere Lesart: R. Abba sagt im Namen Šemuéls: Folgendes lehrt er: Wenn drei sich zusammen zum Essen hingesetzt haben, so dürfen sie, auch wenn jeder seinen eigenen Laib ißt, sich nicht mehr trennen. Oder das, was R. Hona gesagt hat, denn R. Hona sagte: Wenn drei aus drei verschiedenen Tischgesellschaften zusammengekommen sind, so dürfen sie sich nicht mehr trennen. R. Ḥisda sagte: Dies nur, wenn sie aus drei Tischgesellschaften von je drei Personen gekommen sind123. Raba sagte: Dies nur, wenn jene sie nicht vorher an ihrem Platze zum gemeinsamen

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Tischsegen mitgerechnet124haben, haben jene sie aber zum gemeinsamen Tischsegen mitgerechnet, so ist die Pflicht des gemeinsamen Tischsegens von ihnen gewichen. Raba sagte: Dies entnehme ich aus dem, was wir gelernt haben: Ein Bett, dessen Hälfte gestohlen wurde, dessen Hälfte verloren ging, oder das Brüder oder Teilhaber geteilt haben, ist rein125, setzt man es wieder zusammen, so ist es fortan verunreinigungsfähig. Nur fortan, rückwirkend aber nicht. Demnach weicht die Unreinheit davon, sobald man es teilt, ebenso ist es hierbei: sobald man sie zum gemeinsamen Tischsegen schon mitgezählt hat, ist von ihnen die Pflicht zum gemeinsamen Tischsegen gewichen.

WENN ZWEI GESELLSCHAFTEN &C. Es wird gelehrt: Haben sie einen gemeinschaftlichen Tischdiener, so vereinigt sie der Tischdiener.

MAN SPRECHE DEN SEGEN ÜBER DEN WEIN NICHT EHER &C. Die Rabbanan lehrten: Über Wein, in den man noch kein Wasser getan hat, spreche man nicht [den Segen] »Der die Rebenfrucht erschafft«, sondern »der die Baumfrucht erschafft«, auch darf man damit die Hände waschen; sobald man darin Wasser getan hat, spreche man über ihn [den Segen] »Der die Rebenfrucht erschafft«, auch darf man damit nicht die Hände waschen

so R. Elie͑zer. Die Weisen sagen, ob so oder so spreche man über ihn [den Segen] »Der die Rebenfrucht erschafft«, auch wasche man damit nicht die Hände. Mit wem übereinstimmend ist das, was Šemuél gesagt hat, daß man nämlich das Brot zu jeglichem Gebrauche verwenden dürfe?

mit wem?

mit R. Elie͑zer. R. Jose b. R. Ḥanina sagte: Die Weisen pflichten R. Elie͑zer bei, daß man über den Becher des Tischsegens nicht eher den Tischsegen spreche, als bis man darin Wasser getan hat.

Aus welchem Grunde? R. Oša͑ja erwiderte: Bei einem Gebote ist das Beste erforderlich.

Wofür ist er126nach den Rabbanan verwendbar?

Er kann mit Karyotis127verwendet werden.

Die Rabbanan lehrten: Viererlei wurde von Brot gelehrt: Man lege auf Brot kein rohes Fleisch, man führe über Brot keinen vollen Becher, man werfe Brot nicht, und man stütze mit Brot nicht die Schüssel. Arnemar, Mar Zutra und R. Aši speisten zusammen, und man setzte ihnen Datteln und Granatäpfel vor. Da nahm Mar Zutra [eine Portion] und warf sie R. Aši zu. Dieser sprach zu ihm: Hält denn der Meister nichts von dem, was gelehrt wird, daß man nämlich keine Speise werfe I?

Das wurde vom Brote gelehrt.

Es wird ja aber gelehrt, wie man kein Brot werfen darf, dürfe man auch keine [anderen] Speisen werfen!? Jener erwiderte: Es wird aber [entgegengesetzt] gelehrt: obgleich man kein Brot werfen darf, so dürfe man dennoch [andere] Speisen werfen. Vielmehr ist dies kein Widerspruch; das eine gilt von Dingen, die unappetitlich werden, das andere von Dingen, die nicht unappetitlich werden.

Die Rabbanan lehrten: Man lasse vor dem Bräutigam und der Braut Wein in Röhren fließen, und im Sommer werfe man vor ihnen Rostähren und Nüsse, jedoch nicht in der Regenzeit; nicht aber darf man Backwerk werfen, weder im Sommer noch in der Regenzeit.

R. Jehuda sagte: Hat jemand versehentlich Speisen ohne Segensspruch in seinen Mund getan, so schiebe er sie in eine Seite und spreche den Segen. Eines lehrt, man schlucke herunter, ein Anderes lehrt, man spucke aus, und ein Drittes lehrt, man schiebe es in eine Seite!?

Das ist kein Widerspruch; was gelehrt wird, man schlucke herunter, bezieht sich auf Getränke; was gelehrt wird, man spucke aus, bezieht sich auf Dinge, die nicht unappetitlich werden, und was gelehrt wird, man schiebe es in eine Seite, bezieht sich auf Dinge, die unappetitlich werden.

Sollte man doch auch Dinge die nicht unappetitlich werden, nach einer Seite

Blatt 51a

schieben und den Segen sprechen!? R. Jiçḥaq Qasqasaáh erklärte vor R. Jose b. R. Abin im Namen R. Johan ans: Weil es heißt:128mein Mund sei deines Lobes voll.

Man fragte R. Ḥisda: Muß, wer gegessen und vergessentlich den Segen nicht gesprochen hat, ihn nachher sprechen? Dieser erwiderte: Soll, wer Knoblauch gegessen hat und einen Geruch verbreitet, nochmals Knoblauch essen,damit sein Geruch sich noch mehr verbreite129!? Rabina sagte: Daher spreche man, auch wenn man die Mahlzeit beendet hat, den Segen nachher, denn es wird gelehrt: Wer untergetaucht ist und herauf steigt, spreche beim Herauf steigen: »Gepriesen sei er, daß er uns durch seine Gebote geheiligt und uns das Untertauchen geboten hat«. Dies ist aber nichts; da war er vorher ungeeignet130, hierbei aber war er vorher geeignet, und da er es versäumt hat, so hat er es versäumt.

Die Rabbanan lehrten: Der Spargeltrank ist gut für das Herz und gut für die Augen, und noch mehr für die Gedärme. Für den, der daran gewohnt ist, ist er für den ganzen Körper gut; für den aber, der sich damit betrinkt, ist er für den ganzen Körper schädlich. Wenn er »gut für das Herz« lehrt, so handelt es sich hier wohl um Wein131, und hierzu lehrt er »und noch mehr für die Gedärme«, dagegen aber wird gelehrt, daß ein solcher für Herz, Augen und Milz gut und für Kopf, Gedärme und Unterleib schädlich sei!? Was dort gelehrt wird, bezieht sich auf alten. Wie wir gelernt haben: [Wenn jemand sagt:] Qonam132, daß ich keinen Wein kosten werde, weil der Wein für die Gedärme schädlich ist, und als man ihm erklärte, der alte sei für die Gedärme zuträglich, er geschwiegen hat, so ist ihm der neue Wein verboten und der alte erlaubt.

Schließe hieraus.

Die Rabbanan lehrten: Sechserlei wurde vom Spargeltranke gelehrt: Man trinke ihn nicht anders als roh133und voll134 ; man nehme ihn mit der Rechten und trinke aus der Linken; man spreche nicht, nachdem [man ihn getrunken] ; man unterbreche nicht, [während des Trinkens] ; man gebe ihn abermals nur einem, der, nachdem man ihn ihm gegeben, hinterher ausgespien hat; und man stütze135ihn nur mit seiner Art.

Es wird ja aber gelehrt, man stütze ihn nur mit Brot!?

Das ist kein Widerspruch; dies gilt von einem aus Wein, jenes von einem aus Met136.

Eines lehrt, er sei gut für Herz, Augen und Milz, aber schädlich für Kopf, Gedärme und Unterleib, und ein Anderes lehrt, er sei gut für Kopf, Gedärme und Unterleib, aber schädlich für Herz, Augen und Milz!?

Das ist kein Widerspruch; dies gilt von einem aus Wein, jenes von einem aus Met.

Eines lehrt, daß man, wenn man hinterher ausgespien, gestraft werde, und ein anderes lehrt, daß man, wenn man hinterher nicht ausgespien, gestraft werde!?

Das ist kein Widerspruch; dieses gilt von solehern aus Wein, jenes gilt von solchem aus Met. R. Aši sagte: Da du nun sagtest, man werde gestraft, wenn man hinterher nicht ausgespien hat, darf man ihn selbst vor dem König ausspeien.

R. Jišma͑él b. Eliša͑ erzählte: Drei Dinge sagte mir Innenfürst137 Suriél: Du sollst morgens nicht dein Hemd aus der Hand des Dieners nehmen und anziehen; wasche deine Hände nicht mittelst dessen, der seine Hände noch nicht gewaschen hat; und gib den Spargelbecher nur dem zurück, der ihn dir gegeben hat, weil Taxephith, manche sagen, Istalganith, [eine Schar] von verderbenden Engeln, auf den Menschen wartet und spricht: Wann schon wird ein Mensch eines dieser Dinge begehen und gefaßt werden!

R. Jehošua͑ b. Levi138erzählte: Drei Dinge sagte mir der Todesengel: Du sollst morgens nicht dein Hemd aus der Hand des Dieners nehmen und anziehen; wasche deine Hände nicht mittelst dessen, der seine Hände noch nicht gewaschen hat ; und stehe nicht vor den Weibern, wenn sie von einem Leichenzuge zurückkehren, weil ich mit einem Schwerte in der Hand vor ihnen einherspringe und die Erlaubnis habe, zu verderben.

Welches Mittel gibt es, wenn man ihnen begegnet?

Man weiche vier Ellen von seiner Stelle zurück. Ist da ein Fluß, so überschreite man ihn; ist da ein anderer Weg, so gehe man diesen; ist da eine Wand, so stelle man sich hinter diese. Wenn aber nichts da ist, so wende man das Gesicht ab und spreche:139und der Herr sprach zum Satan: Möge dich der Herr anfahren, o Satan &c., bis sie vorüber sind.

R. Zera sagte im Namen R. Abahus, und wie manche sagen, wurde dies in einer Barajtha gelehrt: Zehn Dinge wurden vom Becher des Tischsegens gesagt: Er benötigt des Ausspülens und Abspülens, er muß roh140 und voll sein, er benötigt der Bekränzung und der Umhüllung; man fasse ihn mit beiden Händen an und halte ihn in der Rechten, man erhebe ihn eine Handbreite vom Boden141und richte auf ihn die Augen; manche sagen, auch schicke man ihn seinen Hausleuten als Gabe. R. Joḥanan sagte:

Wir haben nur vier: Ausspülen und Abspülen, roh und voll.

Es wird gelehrt: Ausspülen, von innen; abspülen, von außen. R. Joḥanan sagte: Wer den Segen über einen vollen Becher spricht, dem gibt man ein Erbteil ohne Grenzen; denn es heißt:142voll des Segens des Herrn; West und Süd wird sein Besitz sein. R. Jose b. R. Ḥanina sagte: Es ist ihm beschieden, beide Welten zu erben, diese Welt und die zukünftige Welt. «Der Bekränzung.» R. Jehuda sagt, man bekränze143ihn mit Schülern; R. Ḥisda sagt, man bekränze ihn mit Gläsern. (R. Ḥanan sagte: Aber mit rohem. R. Šešeth sagte: Beim Segen über das Land.) «Der Umhüllung.» R. Papa pflegte sich zu umhüllen und hinzusetzen; R. Aši pflegte ein Tuch über das Haupt zu nehmen. «Man fasse ihn mit beiden Händen an.» R. Ḥenana b. Papa sagte: Hierauf deutet folgender Schriftvers:144erhebet euere Hände in Heiligkeit, und preiset den Herrn. «Und halte ihn in der Rechten.» R. Ḥija b. Abba sagte im Namen R. Joḥanans: Die Früheren fragten: Darf die Linke die Rechte unterstützen? R. Aši sagte: Da dies den Früheren fraglich war und nicht entschieden wurde, so verfahren wir erschwerend. «Man erhebe ihn eine Handbreite vom Boden.»

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R. Aḥa b. R. Ḥanina sagte: Hierauf deutet folgender Schriftvers:145einen Becher des Heiles erhebe ich, und den Namen des Herrn rufe ich an. «Man richte auf ihn die Augen.» Damit man seine Aufmerksamkeit von ihm nicht ablenke. «Auch schicke man ihn seinen Hausleuten als Gabe.» Damit seine Frau gesegnet werde.

Einst war U͑la bei R. Naḥman eingekehrt, und nachdem er gespeist hatte, sprach er den Tischsegen und gab R. Naḥman den Becher des Segens. Da sprach R. Naḥman zu ihm: Möge doch der Meister den Becher des Segens Jalta146schicken. Dieser erwiderte: So sprach R. Joḥanan: Die Leibesfrucht der Frau wird nur durch die Leibesfrucht des Mannes gesegnet, denn es heißt :147er wird deine Leibesfrucht segnen; es heißt aber nicht ihre Leibesfrucht, sondern deine Leibesfrucht. Ebenso wird gelehrt: R. Nathan sagte: Woher, daß die Leibesfrucht der Frau nur durch die Leibesfrucht des Mannes gesegnet wird?

es heißt: er wird deine Leibesfrucht segnen; es heißt aber nicht ihre Leibesfrucht, sondern deine Leibesfrucht. Als Jalta dies unterdessen hörte, stand sie wütend auf, ging in die Weinkammer und zerschlug vierhundert Fässer Wein. Hierauf sprach R. Naḥman zu ihm: Möge der Meister ihr doch einen anderen Becher schicken. Da ließ er ihr sagen: Dies alles148gehört zum Becher des Segens. Sie erwiderte ihm: Von Herumtreibern kommt Geschwätz, von Lumpen Ungeziefer.

R. Asi sagte: Man spreche nicht beim Becher des Tischsegens. Ferner sagte R. Asi: Man spreche über einen Unglücksbecher nicht den Segen.

Was heißt ein Unglücksbecher? R. Nahm an b. Jiçḥaq erwiderte: Ein zweiter149Becher. Ebenso wird gelehrt: Wer paarig trinkt, spreche nicht den Segen, denn es heißt :150bereite dich deinem Gott vor, o Jisraél ; dieser aber tat es nicht richtig151.

R. Abahu sagte, und wie manche sagen, wurde dies in einer Barajtha gelehrt: Wer beim Essen herumgeht, lese den Tischsegen stehend, wer stehend ißt, lese den Tischsegen sitzend, und wer angelehnt ißt, setze sich hin und lese den Tischsegen. Die Halakha ist: in allen Fällen lese man den Tischsegen sitzend.


  1. Der Levite, der den Zehnten von den Feldfrüchten erhält, hat hiervon eine Hebe an den Priester zu entrichten.↩︎

  2. Ein Nichtjude.↩︎

  3. Tehillim 34,4.↩︎

  4. Dewarim 32,3.↩︎

  5. In den angezogenen Schriftversen spricht eine zu mehreren Personen; es müssen mithin mindestens 3 Personen sein.↩︎

  6. Schemot 19,19.↩︎

  7. Da auch einer nicht fortgehen darf, obgleich zwei zurückbleiben.↩︎

  8. Ein verpflichtendes Gebot ist bedeutender als ein freigestelltes.↩︎

  9. Ein verpflichtendes Gebot ist bedeutender als ein freigestelltes.↩︎

  10. Da sie dazu nicht verpflichtet sind.↩︎

  11. Obgleich es hinsichtlich der Gesetze einerlei ist, ob es nur 2 oder 100 sind.↩︎

  12. Auch wenn er nicht herankommt.↩︎

  13. Diese Lehre spricht vom Vorlesen des Lobliedes; der Zuhörende hat Halleluja zu antworten.↩︎

  14. Vielmehr genügt einer seiner Pflicht durch den Segensspruch des anderen.↩︎

  15. Bei der Vorbereitung od. Aufforderung zum Tischsegen wird dann auch der Gottesname genannt; weit. Blatt 49b.↩︎

  16. Damit jeder selbst die Segenssprüche vorher und nachher lese.↩︎

  17. Wenn sie den gemeinsamen Tischsegen sprechen wollen, muß er seine Mahlzeit unterbrechen.↩︎

  18. So besser nach einer Randglosse.↩︎

  19. Bei der Vorbereitung; die Formel der Aufforderung wendet sich an die Speisenden, zu denen dieser nicht gehört.↩︎

  20. Nach dem letzten Segensspruche des Tischsegens, ebenso andere Folgen von Segenssprüchen.↩︎

  21. Das Amen nach dem genannten Segensspruche.↩︎

  22. Und zu ihrer Arbeit gehen.↩︎

  23. Der noch folgt.↩︎

  24. Spitzname RZ.s; cf. Bm. 85a.↩︎

  25. Wie lange der sieh zum gemeinsamen Tischsegen anschließende seine Mahlzeit unterbrechen muß.↩︎

  26. Erster Segensspruch des Tischsegens.↩︎

  27. Dh. er wird ergänzt, wenn jeder der Tischgenossen nur einen Segen liest.↩︎

  28. Die beiden Segen werden zusammengezogen, somit sind es 2 Segenssprüche.↩︎

  29. Mit diesem sind es 4 Segenssprüche.↩︎

  30. Nach der maßgebenderen Ansicht RA͑.s.↩︎

  31. Ein Todesfall.↩︎

  32. Wenn man des gemeinsamen Tischsegens wegen die Mahlzeit unterbrochen hat und später den Tischsegen fortsetzen will.↩︎

  33. Mit dem, der oberhalb sitzt.↩︎

  34. Sie speisten getrennt an kleinen Tischen.↩︎

  35. Er speist länger.↩︎

  36. Cf. Abschn. VI, Anm. 169.↩︎

  37. Durch Überlassung des Vortritts.↩︎

  38. Beim Waschen nach Tisch.↩︎

  39. Nicht auf der Straße od. vor einem Durchbruch.↩︎

  40. Das Amen gehört ebenfalls zum Segensspruche.↩︎

  41. Ohne den Segensspruch gehört zu haben.↩︎

  42. Eigentlicher Name Rabhs.↩︎

  43. Dh. wir würden unter Umständen unsere Mahlzeit fortsetzen.↩︎

  44. Wenn man solches nicht essen darf, darf man darüber auch den Segen nicht sprechen.↩︎

  45. Der Levite dem Priester; cf. Bamidbar 18,26 ff.↩︎

  46. Bamidbar 18,26.↩︎

  47. Dem Priester, der die große Hebe vorher zu bekommen hat.↩︎

  48. Bamidbar 18,29.↩︎

  49. In Parallelstellen rieht, wie im masoret. Text : eueren Gaben.↩︎

  50. Diesbezüglich zwischen dem Getreide am Halm u. dem Getreide im Haufen zu unterscheiden, wo doch die Pflicht zur Absonderung der Hebe erst nach der Einfuhr erfolgt.↩︎

  51. Mil G. werden die Gelehrten bezeichnet, als Gegensatz zum Mann aus dem gemeinen Volke.↩︎

  52. Was nicht zu den heiligen Speisen gehört.↩︎

  53. Wörtl. seine Seele kehrte zur Ruhe ein.↩︎

  54. Das nach der Tora überhaupt nicht verzehntet zu werden braucht.↩︎

  55. Der Levite dem Priester; cf. Bamidbar 18,26 ff.↩︎

  56. Dewarim 14,25.↩︎

  57. וצרת *Figu**r* aus צורה abgeleitet.↩︎

  58. Wajikra 27,19.↩︎

  59. Sind 9 Personen vorhanden, so zählt es hinsichtlich des gemeinsamen Segens als 10. mit.↩︎

  60. Wajikra 25,46.↩︎

  61. Wahrscheinlich lag hier eine Verwechselung zwischen den beiden ähnlich lautenden Wörtern נראין und ארון vor. Möglicherweise ist וארון (Lade) eine Abbreviatur von ואחד רואה ואינו נראה (einer, der sieht, aber nicht gesehen wird).↩︎

  62. Zum gemeinsamen Tischsegen.↩︎

  63. Auch שבת ist möglicherweise eine Abbreviatur von שונים בדברי תורה (die sich mit der Tora befassen).↩︎

  64. Der Pubertätszeichen, aber nicht das erforderliche Alter hat.↩︎

  65. An der Scham, als Zeichen der Pubertät.↩︎

  66. Als Kinder; ersterer war Pflegekind Rabbas.↩︎

  67. Nach einer anderen Lesart: schon an der Blüte.↩︎

  68. Cf. Qid. 66a.↩︎

  69. Mischlej 4,8.↩︎

  70. Die Pharisäer, die sich mit der Tora befassen.↩︎

  71. Er selber hatte nichts genossen.↩︎

  72. Den Segen »Der Jerušalem erbaut«.↩︎

  73. Nach der letzten Ansicht, nur im genannten Segen.↩︎

  74. Dewarim 8,10.↩︎

  75. Dewarim 8,10.↩︎

  76. Dewarim 8,10.↩︎

  77. Dewarim 8,10.↩︎

  78. Ib. 3,25.↩︎

  79. Dewarim 8,10.↩︎

  80. Tehillim 34,4.↩︎

  81. Schemot 23,25.↩︎

  82. Die nur aus Konsonanten bestehenden Textworte erhalten durch Änderung der Vokalzeichen einen anderen Sinn.↩︎

    1. B. Schmuel 9,13.
    ↩︎
  83. Ib. V.2.↩︎

  84. Die Zeit, während welcher Šaúl mit den Frauen sprach, gehörte noch zur Regierungszeit Šemuéls.↩︎

  85. Dewarim 8,10.↩︎

  86. Schemot 24,12.↩︎

  87. Nach der rabbinischen Auslegung deutet der Gattungsname אלהים auf die göttliche Eigenschaft des Rechtes u. der Eigenname יהוה auf die der Milde.↩︎

  88. Nach der rabbinischen Auslegung deutet der Gattungsname אלהים auf die göttliche Eigenschaft des Rechtes u. der Eigenname יהוה auf die der Milde.↩︎

  89. Dewarim 8,7.↩︎

  90. Ib. V. 10.↩︎

  91. Mischlej 4,2.↩︎

  92. Dewarim 3,25.↩︎

  93. Vermutlich Philemon.↩︎

  94. An 3 Orten wurde den Jisraéliten das Gesetz verliehen (auf dem Berge Sinaj, auf dem Berge Gerizim und im Gefilde Moábs).↩︎

  95. Im bezügl. Abschnitte (Bereschit Kap. 17) wird das Wort Bündnis 13mal genannt.↩︎

  96. Er gehört zum in der Schrift genannten Segen über das Land.↩︎

  97. Wohl werden Fest- und Neumondstage von Jisraél selbst, durch die Festsetzung des Neumondes, geheiligt, nicht aber der Šabbath.↩︎

  98. Die Formel »Der den Šabbath &c.« hat nur ein Prädicat »heiligt«.↩︎

  99. Tehillim 147,2.↩︎

  100. Bern. R. Zeras.↩︎

  101. Den letztgenannten Segensspruch.↩︎

  102. Mit einer Benedictionsformel.↩︎

  103. Ortschaft in der Nähe Jerušalems.↩︎

  104. Dewarim 8,10.↩︎

  105. Dewarim 8,10.↩︎

  106. Geheiligtes Fleisch, das unbrauchbar geworden, od. Gesäuertes am Pesaḥfeste.↩︎

  107. Der den Tischsegen leitet.↩︎

  108. Tehillim 68,27.↩︎

  109. In der Weise, daß mind, je 3 Personen beisammen bleiben.↩︎

  110. Die Formel, die bei dreien gesprochen wird.↩︎

  111. Satz aus der »Vorbereitung« zum Tischsegen, ebenso die weiter folgenden Formeln.↩︎

  112. Er sagt damit, daß G. seine Güte nur zum Teil spendet.↩︎

    1. B. Schmuel 7,29.
    ↩︎
  113. Tehillim 81,11.↩︎

  114. Vollständig u. nicht nur einen Teil.↩︎

  115. Nach diesem Wortlaut sind es mehrere, die die Menschen speisen.↩︎

  116. Es hat den Anschein, man danke dem Hausherrn.↩︎

  117. Da sie nicht warten wollten, bis der Exilarch mit der Mahlzeit fertig war.↩︎

  118. Sie müßten dann lauter sprechen.↩︎

  119. Auch nach RA͑. steht es frei, »den Vielgepriesenen« zu sprechen.↩︎

  120. Der Wein wurde nur mit Wasser verdünnt getrunken.↩︎

  121. Da sie bereits zum gemeinsamen Tischsegen verpflichtet waren.↩︎

  122. Wenn sie beispielsweise je 4 waren.↩︎

  123. Nur ein ganzes Gerät ist verunreinigungsfähig.↩︎

  124. Der unverdünnte Wein.↩︎

  125. Eine Dattelart, die auch den Talmudisten unbekannt war; cf. Az. 4b. begangen hat, darf er nicht weiter ohne Segensspruch essen.↩︎

  126. Tehillim 71,8.↩︎

  127. Wenn er durch das Essen ohne Segensspruch eine Sünde↩︎

  128. Da der Unreine den Segensspruch nicht sprechen darf.↩︎

  129. Um einen Spargeltrank, der mit Wein hergestellt wurde.↩︎

  130. Umschreibung für Gelübde«, »Schwur« od. ,Verwünschung« (nach dem T. aus קרבן, Opfer, verstümmelt), das etymologisch noch nicht erklärt ist; cf. Ned. 10a.↩︎

  131. Unverdünnt.↩︎

  132. Dh. aus vollem Becher.↩︎

  133. Dh. man esse darauf.↩︎

  134. Nach ersterem esse man Brot, nach letzterem Früchte, die zum Met verwendet worden sind.↩︎

  135. Viell. פנים Gesicht, der vor dem Gesichte Gottes erscheinen darf.↩︎

  136. Von ihm wird berichtet, er habe sich mit dem Todesengel unterhalten; cf. Ket. 77b.↩︎

  137. Zach. 3,2.↩︎

  138. Unverdünnt; so ist er in den Becher zu gießen, u. die Verdünnung hat nachher zu erfolgen.↩︎

  139. Bzw. von der Unterlage.↩︎

  140. Dewarim 33,23.↩︎

  141. Man versammle dabei seine Schüler um sich.↩︎

  142. Tehillim 134,2.↩︎

  143. Ib. 116,13.↩︎

  144. Frau RN.s.↩︎

  145. Dewarim 7,13.↩︎

  146. Der ganze Wein im Faß.↩︎

  147. Die gerade Zahl (Paare) galt als gefährlich, wegen der Dämonen; cf. Pes. 110a.↩︎

  148. Amos 4,12.↩︎

  149. Dies scheint er aus der Ähnlichkeit der Radd. תקן und כון zu folgern.↩︎