Ta’anit Kapitel 4

Der Talmud, Traktat (Massechet) Rosch haSchanah in deutscher Übersetzung von Lazarus Goldschmidt:

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Blätter / Dapim

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i AN DREI ZEITEN IM JAHRE ERHEBEN DIE PRIESTER IHRE HÄNDE [ZUM PRIESTERSEGEN] VIERMAL AN EINEM TAGE, BEIM MORGENGEBETE, BEIM ZUSATZGEBETE, BEIM VESPERGEBETE UND BEIM SCHLUSSGEBETE: AN FASTTAGEN, AN DEN STANDBEZIRKSTAGEN UND AM VERSÖHNUNGSTAGE. ii FOLGENDES BEWENDEN HAT ES MIT DEN STANDBEZIRKEN. ES HEISST: 1 befiehl den Kindern Jisraél &c. meine Opfergaben, meine Speise; WIE SOLL NUN DAS OPFER FÜR EINEN DARGEBRACHT WERDEN, OHNE DASS ER DABEI STEHT!? DAHER ORDNETEN DIE ERSTEN PROPHETEN VIERUNDZWANZIG PRIESTEBWACHEN AN, UND BEI JEDER PRIESTERWACHE WAREN IN JERUŠALEM [MÄNNER DER] STANDBEZIRKE [VERTRETEN], BESTEHEND AUS PRIESTERN, LEVITEN UND JISRAÉLITEN. KAM EINE PRIESTERWACHE AN DIE RETHE HINAUFZUZIEHEN, SO ZOGEN DIE ZU DIESER GEHÖRENDEN PRIESTER UND LEVITEN NACH JERUŠALEM HINAUF, WÄHREND DIE ZU DIESER GEHÖRENDEN JISRAÉLITEN SICH IN IHREN STÄDTEN VERSAMMELTEN UND AUS DER SCHÖPFUNGSGESCHICHTE2 LASEN. iii [DIE MÄNNER DES STANDBEZIRKES FASTETEN VIER TAGE IN DER WOCHE, VON MONTAG BIS DONNERSTAG; AM VORABEND DES ŠABBATHS FASTETEN SIE NIGHT, WEGEN DER EHRUNG DES ŠABBATHS, UND AM SONNTAG NICHT, DAMIT SIE NICHT, VON RUHE UND WONNE IN MÜHSAL UND FASTEN ÜBERGEHEND, IN TODESGEFAHR GERATEN.] AM SONNTAG [LASEN SIE DEN ABSATZ]:3 Am Anfang UND Es werde eine Veste; AM MONTAG: Es werde eine Veste UND Es sammle sich das Wasser; AM DIENSTAG: Es sammle sich das Wasser UND Es sollen Leuchten entstehen; AM MITTWOCH: Es sollen Leuchten entstehen UND Es wimmle das Wasser; AM DONNERSTAG: Es wimmle das Wasser UND Die Erde bringe hervor; AM FREITAG: Die Erde bringe hervor UND So wurde der Himmel vollendet. EIN GRÖSSERER ABSATZ IST VON ZWEIEN UND EIN KLEINERER VON EINEM ZU LESEN. SO BEIM MORGENGEBETE UND BEIM ZUSATZGEBETE, UND BEIM VESPERGEBETE VERSAMMELTEN SIE SICH UND LASEN AUSWENDIG, WIE MAN DAS ŠEMA͑ LIEST. AM VORABEND DES ŠABBATHS VERSAMMELTEN SIE SICH BEIM VESPERGEBETE NICHT, WEGEN DER EHRUNG DES ŠABBATHS. iv AN EINEM TAGE, AN DEM DAS LOBLIED GELESEN WIRD, FÄLLT DER BEISTAND MORGENS AUS; AN DEM EIN ZUSATZOPFER DARGEBRACHT WIRD, FÄLLT DER BEISTAND BEIM SCHLUSSGEBETE AUS; AN DEM ES HOLZOPFER4 GIBT, FÄLLT ER BEIM VESPERGEBETE AUS

SO R. A͑QIBA. BENZAJ SPRACH ZU IHM: R. JEHOŠUA͑ LEHRTE WIE FOLGT: AN DEM EIN ZUSATZOPFER DARGEBRACHT WIRD, FÄLLT ER BEIM VESPERGEBETE AUS, AN DEM ES HOLZOPFER GIBT, FÄLLT ER BEIM SCHLUSSGEBETE AUS. DA TRAT R. A͑QIBA ZURÜCK, UM WIE BEN A͑ZAJ ZU LEHREN. v AN NEUN [TAGEN IM JAHRE] WAR HOLZSPENDE FÜR PRIESTER UND VOLK: AM ERSTEN NISAN FÜR DIE FAMILIE ARAḤ VOM STAMME JEHUDA; AM ZWANZIGSTEN TAMMUZ FÜR DIE FAMILIE DAVID VOM STAMME JEHUDA; AM FÜNFTEN AB FÜR DIE FAMILIE PARO͑Š VOM STAMME JEHUDA; AM SIEBENTEN DESSELBEN FÜR DIE FAMILIE JONADAB B.REKHAB; AM ZEHNTEN DESSELBEN FÜR DIE FAMILIE SENAA͑ VOM STAMME BINJAMIN; AM FÜNFZEHNTEN DESSELBEN FÜR DIE FAMILIE ZATU VOM STAMME JEHUDA, UND MIT DIESER AUCH PRIESTER UND LEVITEN, ALLE, DIE IHREN STAMM NICHT GENAU KANNTEN, DIE FAMILIE DER KEULENSCIIMUGGLER UND DIE FAMILIE DER FEIGENPRFSSER; AM ZWANZIGSTEN DESSELBEN FÜR DIE FAMILIE PAḤATH MOAB VOM STAMME JEHUDA: AM ZWANZIGSTEN ELUL FÜR DIE FAMILIEDIN VOM STAMME JERUDA; AM ERSTENEBETH WIEDERUM FÜR DIE FAMILIE PARO͑Š. AM ERSTENEBETH FIEL DER BEISTAND AUS, WEIL AN DIESEM DAS LOBLIED GELESEN UND DAS ZUSATZOPFER UND DAS HOLZOPFER DARGEBRACHT WURDE. vi FÜNF [UNGLÜCKLICHE] EREIGNISSE TRAFEN UNSERE VORFAHREN AM SIEBZEHNTEN TAMMUZ, UND FÜNF AM NEUNTEN AB. AM SIEBZEHNTEN TAMMUZ WURDEN

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DIE GESETZESTAFELN ZERBROCHEN5, WURDE DAS BESTÄNDIGE OPFER EINGESTELLT6, WURDE BRESCHE IN DIE STADT GELEGT, WURDE DIE TORA DURCH POSTUMUS7 VERBRANNT UND EIN GÖTZENBILD IM TEMPEL AUFGESTELLT. AM NEUNTEN AB WURDE ÜBER UNSERE VORFAHREN VERHÄNGT, NIGHT IN DAS LAND EINZUZIEHEN8, DAS ERSTE UND DAS ZWEITE MAL DER TEMPEL ZERSTÖRT, BITTHER EROBERT UND DIE STADT GESCHLEIFT. MIT DEM EINTRITT DES AB IST DIE FRÖHLICHKEIT EINZUSCHRÄNKEN. vii IN DER WOCHE, IN DIE DER NEUNTE AB FÄLLT, IST DAS HAARSCHNEIDEN UND DAS KLEIDERWASCHEN VERBOTEN; AM DONNERSTAG IST ES WEGEN DER EHRUNG DES ŠABBATHS ERLAUBT. AM VORABEND DES NEUNTEN AB ESSE MAN NICHT ZWEIERLEI GERICHTE, AUCH ESSE MAN KEIN FLEISCH UND TRINKE KEINEN WEIN. R. ŠIMO͑N B.GAMLIÉL SAGT, MAN ÄNDERE DABEI. R. JEHUDA VERPFLICHTET AUCH ZUR UMLEGUNG DES BETTES9; DIE WEISEN PFLICHTEN IHM ABER NICHT BEI.

viii R. ŠIMO͑N B.GAMLIÉL SAGTE: JISRAÉL HATTE KEINE FRÖHLICHEREN FESTTAGE ALS DEN FÜNFZEHNTEN AB UND DEN VERSÖHNUNGSTAG. AN DIESEN PFLEGTEN DIE TÖCHTER JERUŠALEMS IN GEBORGTEN WEISSEN GEWÄNDERN AUSZUGEHEN, UM NICHT DIE ZU BESCHÄMEN, DIE KEINE HATTEN, WESHALB AUCH ALLE GEWÄNDER EINES REINIGUNGSBADES BENÖTIGEN. DIE MÄDCHEN JERUŠALEMS ZOGEN AUS UND TANZTEN IN DEN WEINGÄRTEN, INDEM SIE DABEI SANGEN: JÜNGLING, ERHEBE DEINE AUGEN UND SCHAUE, WEN DU DIR WÄHLEST: RICHTE DEINE AUGEN NICHT AUF SCHÖNHEIT, RICHTE DEINE AUGEN AUF FAMILIE.10 Trügerisch ist die Anmut, eitel die Schönheit; nur eine gottesfürchtige Frau, die ist zu loben. FERNER HEISST ES:11 gebet ihr von der Frucht ihrer Hände, in den Toren künden ihre Werke ihr Lob. EBENSO HEISST ES:12 kommt heraus und schaut, Töchter Çijons, den König Šelomo im Kranze, mit dem ihn seine Mutter bekränzt hat am Tage seiner Vermählung, am Tage seiner Herzensfreude. Am Tage seiner Vermählung, DAS IST DIE GESETZGEBUNG; am Tage seiner Herzensfreude, DAS IST DIE ERBAUUNG DES TEMPELS, DER BALD, IN UNSEREN TAGEN, ERBAUT WERDEN MÖGE

GEMARA. AN DREI ZEITEN IM JAHRE ERHEBEN DIE PRIESTER IHRE HÄNDE &C. Gibt es denn an den Fasttagen und den Standbezirkstagen ein Zusatzgebet?

[Unsere Mišna] ist lückenhaft und muß wie folgt lauten: an drei Zeiten im Jahre erheben die Priester ihre Hände [zum Priestersegen] bei allen Gebeten, an manchen also viermal in einem Tage, beim Morgengebete, beim Zusatzgebete, beim Vespergebete und beim Schlußgebete; diese drei Zeiten sind folgende: die Fasttage, die Standbezirkstage und der Versöhnungstag. R. Naḥman sagte im Namen des Rabba b. Abuha: Dies ist die Ansicht R. Meírs, die Weisen aber sagen, nur beim Morgengebete und beim Zusatzgebete werden die Hände erhoben, nicht aber beim Vesper gebete und beim Schlußgebete.

Wer sind die Weisen?

Es ist R. Jehuda, denn es wird gelehrt: Beim Morgengebete, beim Zusatzgebete, beim Vespergebete und beim Schlußgebete findet die Händeerhebung statt

so R. Meír. R. Jehuda sagt, die Händeerhebung findet nur beim Morgengebete und beim Zusatzgebete statt, beim Vespergebete aber und beim Schlußgebete findet die Händeerhebung nicht statt. R. Jose sagt, beim Schlußgebete finde die Händeerhebung statt, beim Vespergebete finde die Händeerhebung nicht statt.

Worin besteht ihr Streit? R. Meír ist der Ansicht: an jedem anderen Tage erheben die Priester ihre Hände nicht beim Vespergebete wegen etwaiger Trunkenheit, an solchen Tagen gibt es aber keine Trunkenheit. R. Jehuda ist der Ansicht: beim Morgengebete und beim Zusatzgebete kommt auch an jedem anderen Tage Trunkenheit nicht vor, daher haben die Rabbanan auch an diesen nichts berücksichtigt; beim Vespergebete und beim Schlußgebete aber, bei denen an jedem anderen Tage Trunkenheit vorkommen kann, haben die Rabbanan es an diesen berücksichtigt. Und R. Jose ist der Ansicht: beim Vespergebete, das an jedem Tage gebetet wird, haben die Rabbanan es berücksichtigt, beim Schlußgebete, das nicht an jedem Tage gebetet wird, haben die Rabbanan es nicht berücksichtigt.

R. Jehuda sagte im Namen Rabhs, die Halakha sei wie R. Meír; R. Joḥanan sagte, das Volk pflege nach R. Meír zu verfahren; Raba sagte, der Brauch sei wie R. Meír. Nach demjenigen, welcher sagt, die Halakha sei wie R. Meír, ist dies auch im Lehrhause vorzutragen; nach demjenigen, welcher sagt, es sei Brauch, ist es zwar nicht im Lehrhause vorzutragen, jedoch ist demgemäß zu entscheiden; und nach demjenigen, welcher sagt, man pflege so zu verfahren, ist demgemäß nicht zu entscheiden, jedoch läßt man es dabei bewenden, wenn jemand so verfahren hat. R. Naḥman aber sagte, die Halakha sei wie R. Jose. Die Halakha ist wie R. Jose.

Wieso erheben jetzt die Priester ihre Hände beim Vespergebete des Fasttages?

Da sie es kurz vor Sonnenuntergang tun, so ist es ebenso, wie beim Schlußgebete13.

Alle sind also der Ansicht, der Trunkene dürfe die Hände [zum Priestersegen] nicht erheben; woher dies?

R. Jehošua͑ b.Levi sagte im Namen Bar Qapparas: Weshalb steht der Abschnitt vom Priestersegen neben dem vom Naziräer? Um dir zu sagen, wie dem Naziräer der Wein verboten ist, ebenso ist auch dem segnenden Priester der Wein verboten. Der Vater R. Zeras, wie manche sagen, R. Oša͑ja b.Zabhda, wandte ein: Demnach sollten dem segnenden Priester auch Traubenkerne verboten sein, wie sie dem Naziräer verboten sind!? R. Jiçḥaq erwiderte: Die Schrift sagt:14 ihm zu dienen und in seinem Namen zu segnen, wie dem diensttuenden Priester Traubenkerne erlaubt sind, ebenso sind dem segnenden

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Priester Traubenkerne erlaubt.

Demnach sollte der gebrechenbehaftete Priester zum Priestersegen nicht zugelassen werden, wie ein solcher zum Tempeldienste nicht zugelassen wird!?

Er wird ja mit dem Naziräer verglichen.

Was veranläßt dich, ihn erleichternd zu vergleichen, vergleiche ihn doch erschwerend!?

Dies ist nur eine rabbattisene Anlehnung, daher erleichternd.

FOLGENDES BEWENDEN HAT ES MIT DEN STANDBEZIRKEN. Es heißt: befiehl den Kindern Jisraél &c. Was meint er damit? Er meint es wie folgt: Hier wird von Standbezirken gesprochen; aus welchem Grunde haben sie Standbezirke angeordnet? Es heißt: befiehl den Kindern Jisraél und sprich zu ihnen: meine Opfergaben, meine Speisen, zu meinen Feueropfern &c. Wie soll nun das Opfer für einen dargebracht werden, ohne daß er dabei ist? Deshalb ordneten die ersten Propheten vierundzwanzig Priester wachen an und bei jeder Priester wache waren in Jerušalem [Männer der] Standbezirke [vertreten], bestehend aus Priestern, Leviten und Jisraéliten. Kam eine Priesterwache an die Reihe hinaufzuziehen, so zogen die zu dieser gehörenden Priester und Leviten nach Jerušalem hinauf.

Die Rabbanan lehrten: Vierundzwanzig Priesterwachen waren im Jisraéllande und zwölf in Jeriḥo.

Wenn zwölf in Jeriḥo waren, so waren es ja bedeutend mehr!?

Vielmehr: zwölf von diesen waren in Jeriḥo.

Kam eine Priesterwache an die Reihe, hinaufzuziehen, so zog die eine Hälfte aus dem ganzen Lande nach Jerušalem hinauf und die andere Hälfte nach Jeriḥo, um ihre Brüder [in Jerušalem] mit Wasser und Nahrungsmitteln zu versorgen.

R. Jehuda sagte im Namen Šemuéls: [Die Darbringung] des Opfers ist [vom Beisein] der Priester, Leviten und Jisraéliten abhängig. In einer Barajtha wurde gelehrt: (R.Šimo͑n b.Elea͑zar sagte:) [Die Darbringung] des Opfers ist [vom Beisein] der Priester, Leviten [und Jisraéliten] und der Musikinstrumente abhängig.

Worin besteht ihr Streit?

Einer ist der Ansicht, die Musik sei vornehmlich eine vokale15, und einer ist der Ansicht, die Musik sei vornehmlich eine instrumentale.

R. Ḥama b.Gorja sagte im Namen Rabhs: Moše ordnete für Jisraél acht Priesterwachen an, vier aus [der Familie] Elea͑zars und vier aus [der Familie] Ithamars; dann kam Šemuél und brachte sie auf sechzehn, und hierauf kam David und brachte sie auf vierundzwanzig, denn es heißt: 16 im vierzigsten Jahre der Regierung Davids wurden sie aufgesucht, und es fanden sich unter ihnen wackere Männer zu Ja͑zer in Gilea͑d. Man wandte ein: Moše ordnete für Jisraél acht Priesterwachen an, vier aus [der Familie] Elea͑zars und vier aus [der Familie] Ithamars, und hierauf kamen David und Šemuél und brachten sie auf vierundzwanzig, denn es heißt:17 David und Šemuél der Seher hatten sie in ihre Amtspflicht eingesetzt.

Er meint es wie folgt: durch die Anordnungen Davids und Šemuéls aus Rama wurden sie auf vierundzwanzig gebracht. Ein Anderes lehrt: Moše ordnete für Jisraél sechzehn Priesterwachen an, acht aus [der Familie] Elea͑zars und acht aus [der Familie] Ithamars; als aber die Nachkommen Elea͑zars zahlreicher wurden als die Nachkommen Ithamars, teilte man sie und brachte [die Priester wachen] auf vierundzwanzig, denn es heißt :18 es befand sich aber, daß die Nachkommen Elea͑zars hinsichtlich der Geschlechtshäupter zahlreicher waren als die Nachkommen Ithamars; daher teilte man sie so, daß auf Elea͑zar sechzehn und auf Ithamar acht Familienhäupter kamen. Ferner heißt es:19 je eine Familie von der Linie Elea͑zars und je eine Familie von der Linie Ithamars.

Wozu das »ferner«?

Man könnte glauben, wie die Nachkommen Elea͑zars sich vermehrt haben, ebenso haben sich die Nachkommen Ithamars von ursprünglich vier auf acht vermehrt, so komm und höre: je eine Familie von der Linie Elea͑zars und je eine Familie von der Linie Ithamars. Dies ist eine Widerlegung R. Ḥisdas20!?

R. Ḥisda kann dir erwidern: hierüber [streiten] Tannaím, und ich bin der Ansicht desjenigen, der acht sagt.

Die Rabbanan lehrten : Vier Priesterwachen kehrten aus der Gefangenschaft zurück, und zwar: Jeda͑ja, Jehojarib, Pašḥur und Immer; darauf kamen die Propheten, die unter ihnen waren, und teilten sie in vierundzwanzig.

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Man mischte [die Loszettel], die unter ihnen waren, durcheinander und tat sie in eine Urne, sodann kam Jeda͑ja und zog für sich und für seine Genossen, zusammen sechs, darauf kam Jehojarib und zog für sich und seine Genossen zusammen sechs und ebenso Pašḥur und ebenso Immer. Die Propheten, die unter ihnen waren, bestimmten also: selbst wenn die Familie Jehojarib, die einst21 Haupt der Priesterwache war, hinaufziehen22 sollte, werde Jeda͑ja dennoch nicht verdrängt, vielmehr bleibe Jeda͑ja Hauptwache und Jehojarib ihm angeschlossen.

WÄHREND DIE ZU DIESER GEHÖRENDEN JISRAÉLITEN SICH IN IHREN STÄDTEN VERSAMMELTEN UND AUS DER SCHÖPFUNGSGESCHICHTE LASEN. WOHER DIES? R. Ja͑qob b. Aḥa erwiderte im Namen R. Asis: Wenn nicht die Stadtbezirke23, würden Himmel und Erde nicht bestehen, denn es heißt: 24 und er sprach: O Herr, mein Gott, woran soll ich erkennen, daß ich es besitzen werde. Abraham sprach nämlich: Herr der Welt, vielleicht sündigt Jisraél vor dir, und du verfährst mit ihm, wie du mit dem Zeitalter der Sintflut und dem des Turmbaues verfahren bist!? Er erwiderte: Nein. Jener sprach vor ihm: Herr der Welt, laß mich erkennen, wieso ich es besitzen werde! Er erwiderte:25 Hole mir ein Drittlingskalb und eine Drittlingsziege &c. Jener sprach wiederum vor ihm: Herr der Welt, allerdings zur Zeit, wo der Tempel besteht, was aber wird aus ihnen zur Zeit, wo er nicht besteht!? Er erwiderte: Ich habe für sie bereits die Opferungsordnung26 vorgesehen; wenn sie diese vor mir lesen, so rechne ich es ihnen an, als hätten sie mir Opfer dargebracht, und vergebe ihnen all ihre Sünden.

Die Rabbanan lehrten: Die Männer der Priesterwache beteten, daß das Opfer ihrer Brüder in Wohlgefallen angenommen werde, und die Männer des Standbezirkes versammelten sich im Bethause und fasteten vier Tage, Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag. Am Montag für die Seereisenden, am Dienstag für die Wüstenreisenden, am Mittwoch, daß die Kinder von der Bräune verschont bleiben, und am Donnerstag für die Schwangeren und die Säugenden; für die Schwangeren, daß sie nicht fehlgebären, und für die Säugenden, daß sie ihre Kinder zu nähren vermögen. Am Freitag fasteten sie nicht, zur Ehrung des Šabbaths, und um so weniger am Šabbath selbst.

Weshalb nicht am Sonntag? R. Joḥanan erwiderte: Wegen der Nazarener27. R. Šemuél b.Naḥmani erwiderte: Weil er der dritte [Tag] seit der Schöpfung [des Menschen]28 ist. Reš Laqiš erwiderte: Wegen der erweiterten29 Seele. Reš Laqiš sagte nämlich: Am Vorabend des Šabbaths erhalte der Mensch eine erweiterte Seele, die man ihm beim Ausgange des Šabbaths abnimmt, denn es heißt:30 er ruhte und atmete auf; nachdem er geruht: wehe31 fort ist die Seele32.

AM SONNTAG [LASEN SIE DEN ABSATZ] Am Anfang UND Es werde eine Veste. Es wird gelehrt: [Der Absatz] Am Anfang wird von zweien [gelesen], Es werde eine Veste von einem.

Allerdings Es werde eine Veste von einem, weil er nur drei Verse hat, wieso aber Am Anfang von zweien, er hat ja nur fünf Verse, während wir gelernt haben, wer aus der Tora vorliest, [lese] mindestens drei Verse!?

Rabh erklärte, man wiederhole ihn33; Šemuél erklärte, man teile ihn.

Weshalb sagt Rabh, daß man ihn wiederhole, und nicht, daß man ihn teile?

Er ist der Ansicht, einen Vers, den Moše nicht geteilt hat, dürfen auch wir nicht teilen.

»Šemuél erklärte, man teile ihn«. Dürfen wir ihn denn teilen, R. Ḥanina der Bibelleser erzählte ja, er habe sich viel mit R. Ḥanina dem Großen abgequält, dennoch erlaubte er ihm nicht, einen Schriftvers zu teilen, nur bei Schulkindern, weil es zum Unterrichte erfolgt!?

Šemuél kann erwidern: bei diesen aus dem Grunde, weil es nicht anders möglich ist, und auch hierbei ist es nicht anders möglich.

Weshalb sagt Šemuél, daß man ihn teile, und nicht, daß man ihn wiederhole?

Mit Rücksicht auf die Eintretenden und mit Rücksicht auf die Fortgehenden34. Man wandte ein: Ein Absatz von sechs Versen ist von zweien zu lesen, hat er nur fünf, so lese einer drei Verse und der andere zwei aus dem betreffenden Absatz und einen aus dem folgenden; manche sagen, drei, weil man nicht einen Absatz mit weniger als drei Versen beginnen darf. Soll man doch den betreffenden Vers entweder nach der einen Ansicht wiederholen oder nach der anderen Ansicht teilen!?

Anders ist es da, wo man Spielraum hat35.

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EIN GRÖSSERER ABSATZ IST VON ZWEIEN ZU LESEN. SO BEIM MORGENGEBETE UND BEIM ZUSATZGEBETE, UND BEIM VESPERGEBETE LASEN SIE AUSWENDIG &C. Man fragte: Wie meint er es: beim Morgengebete und beim Zusatzgebete lese man aus dem Buche, und beim Vespergebete lese man wie das Šema͑ auswendig, oder aber wie folgt: beim Morgengebete aus dem Buche, und beim Zusatzgebete und beim Vespergebete lese man wie das Šema͑ auswendig?

Komm und höre: Es wird gelehrt: Beim Morgengebete und beim Zusatzgebete versammle man sich im Bethause und lese wie man das ganze Jahr liest, beim Vespergebete aber kann sie jeder Einzelne auswendig lesen. R. Jose sprach: Darf denn ein Einzelner Worte der Tora auswendig lesen, wenn er sich in einer Gemeinde befindet!? Vielmehr, alle versammeln sich im Bethause und lesen auswendig, wie man das Šema͑ liest.

AN EINEM TAGE, AN DEM DAS LOBLIED GELESEN WIRD, FÄLLT DER BEISTAND [MORGENS] AUS &C. Welchen Unterschied gibt es zwischen dem einen und dem anderen36?

Das eine ist Gebot der Tora37 und das andere ist eine Anordnung der Schriftkundigen.

WAR HOLZSPENDE FÜR PRIESTER UND VOLK &C. Die Rabbanan lehrten: Welches Bewenden hat es mit den Holzspenden für Priester und Volk? Man erzählt. Als die Exulanten zurückkehrten, fanden sie kein Holz in der Kammer38 vor; da kamen diese und spendeten von ihrem. Die Propheten, die unter ihnen waren, ordneten dann an: selbst wenn die Rammer voll Holz ist, müssen diese von ihrem spenden, denn es heißt:39 und wir, die Priester, die Leviten und das Volk warfen das Los wegen der Holzspenden, daß wir es jahraus jahrein familienweise zur festgesetzten Zeit für den Tempel unseres Gottes liefern ivollten, damit es auf dem Altar des Herrn, unseres Gottes, brenne, wie es im Gesetze vorgeschrieben ist.

MIT IHNEK AUCH PRIESTER UND LEVITEN, ALLE &C. Die Rabbanan lehrten: Welches Bewenden hat es mit den Keulenschmugglern und den Feigenpressern? Man erzählt. Einst verhängte die ruchlose Regierung Religionsverfolgung über Jisraél, kein Holz für das Altarfeuer zu liefern und keine Erstlinge nach Jerušalem zu bringen; sie setzten Wachen auf die Wege, wie einst Jerobea͑m, der Sohn Nebaṭs, solche gesetzt hatte, daß die Jisraéliten nicht zur Wallfahrt hinaufziehen. Was aber taten die Frommen und die Sündenscheuen jenes Zeitalters? Sie holten Körbe mit Erstlingsfrüchten und überdeckten sie mit getrockneten Feigen; diese und eine Keule nahmen sie auf die Schulter, und wenn sie an die Wache herankamen und gefragt wurden, wohin sie gehen, erwiderten sie: Wir gehen mit dem Mörser vor uns und der Keule auf unserer Schulter ein paar Feigenkuchen pressen. Waren sie an dieser vorüber, so bekränzten40 sie die Körbe und brachten sie nach Jerušalem. Es wird gelehrt: So machten es die Angehörigen der Familie Salmaj Netophati.

Die Rabbanan lehrten: Welches Bewenden hat es mit den Angehörigen der Familie Salmaj Netophati?

Man erzählt. Einst verhängte die ruchlose Regierung Religionsverfolgung über Jisraél, kein Holz für das Altarfeuer zu bringen; sie setzten Wachen auf die Wege, wie einst Jerobea͑m, der Sohn Nebaṭs, solche gesetzt hatte, daß die Jisraéliten nicht zur Wallfahrt hinaufziehen. Was aber taten die Sündenscheuen jenes Zeitalters? Sie machten Leitern aus dem Holze und nahmen sie auf die Schulter, und wenn sie au die Wache herankamen und gefragt wurden, wohin sie gehen, erwiderten sie: Mit diesen Leitern, die auf unserer Schulter, gehen wir junge Tauben vom Taubenschlage holen. Waren sie an diesen vorüber, so nahmen sie sie auseinander und brachten sie nach Jerušalem. Über diese und ihresgleichen heißt es:41 das Gedächtnis des Gerechten bleibt zum Segen; über Jerobea͑m, den Sohn Nebaṭs, und über seine Genossen heißt es:42 der Gottlosen Name wird verwesen.

AM ZWANZIGSTEN DESSELBEN FÜR DIE FAMILIE PAḤATH MOAB VOM STAMME JEHUDA. Es wird gelehrt: Die Familie Paḥath Moab vom Stamme Jehuda ist mit der Familie David vom Stamme Jehuda identisch

so R. Meír; R. Jose sagt, diese sei mit der Familie Joab, Sohn der Çeruja, identisch.

AM ZWANZIGSTEN ELUL FÜR DIE FAMILIEDIN VOM STAMME JEHUDA &C. Die Rabbanan lehrten: Die Familie A͑din vom Stamme Jehuda ist mit der Familie David vom Stamme Jehuda identisch

so R. Jehuda; R. Jose sagt, sie sei mit der Familie Joab, Sohn der Çeruja, identisch.

AM ERSTENEBETH WIEDERUM FÜR DIE FAMILIE PARO͑Š &C. Unsere Mišna [lehrt] also weder nach R. Meír noch nach R. Jehuda noch nach R.Jose!? Nach R. Meír müßte es heißen: wiederum für die Familie David vom Stamme Jehuda, nach R. Jehuda müßte es ebenfalls heißen: wiederum für die Familie David vom Stamme Jehuda, und nach R. Jose müßte es heißen: wiederum für die Familie Joab, Sohn der Çeruja.

Tatsächlich nach R. Jose, nur streiten zwei Tannaím über die Ansicht R. Joses.

AM ERSTENEBETH FIEL DER BEISTAND AUS &C. Mar Qašiša, Sohn des R. Ḥisda, sprach zu R. Aši: Weshalb verdrängt das Loblied seinen [Beistand]

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und das Zusatzgebet nicht seinen43? R. Aši erwiderte ihm: Wenn es den des folgenden [Gebetes] verdrängt, um wieviel mehr seinen!? Jener entgegnete: Ich meine es wie folgt: es sollte nur seinen verdrängen!? Dieser erwiderte: Tatsächlich ist R. Jose deiner Ansicht, denn es wird gelehrt: R. Jose sagte: Auch an einem Tage, an dem es ein Zusatzopfer gibt, fällt der Beistand nicht aus. Welcher Beistand: wenn der des Morgens, so sagt ja der erste Tanna dasselbe, wenn der des Zusatzgebetes, wie sollte er seinen nicht verdrängen, und wenn der des Vespergebetes, so wird er ja durch das Holzopfer verdrängt; doch wohl der des Schlußgebetes. Schließe hieraus, daß es seinen verdrängt, den folgenden aber nicht. Schließe hieraus.

Sollte er auch lehren, daß am ersten Nisan der Beistand ausfalle, weil an diesem das Loblied gelesen und das Zuatzopfer und das Holzopfer dargebracht wurden!? Raba erwiderte: Hieraus ist eben zu entnehmen, daß das Loblied am Neumonde kein Gebot der Tora ist. R. Joḥanan sagte nämlich im Namen des R. Šimo͑n b. Jehoçadaq: An achtzehn Tagen im Jahre liest der Einzelne das ganze44 Loblied, und zwar: an den acht Tagen des Hüttenfestes, an den acht Tagen des Ḥanukafestes, am ersten Tage des Pesaḥfestes und am ersten Tage des Wochenfestes; in der Diaspora sind es einundzwanzig Tage: an den neun Tagen des Hüttenfestes, an den acht Tagen des Ḥanukafestes, an den zwei ersten Tagen des Pesaḥfestes und an beiden Tagen des Wochenfestes.

Einst kam Rabh nach Babylonien und sah, daß sie am Neumond das Loblied lasen, und er wollte sie unterbrechen. Als er sie aber überspringen45 sah, sagte er: Es scheint also, daß dies bei ihnen ein Brauch ihrer Vorfahren ist. Es wird gelehrt: Der Einzelne beginne nicht [zu lesen], hat er begonnen, so beende er es auch.

FÜNF [UNGLÜCKLICHE] EREIGNISSE TRAFEN UNSERE VORFAHREN AM SIEBZEHNTEN TAMMUZ &C. Woher, daß an diesem die Gesetzestafeln zerbrochen wurden?

Es wird gelehrt: Am sechsten des Monats [Sivan] wurden Jisraél die zehn Gebote gegeben; R. Jose sagt, am siebenten desselben. Nach dem dies am sechsten erfolgte, wurden sie ihnen am sechsten gegeben und am siebenten stieg Moše hinauf, und nach dem dies am siebenten erfolgte, wurden sie ihnen am siebenten gegeben und an diesem stieg Moše auch hinauf, denn es heißt:46 am siebenten Tage rief er Moše; ferner heißt es:47 da begab sich Moše in die Wolke hinein und stieg auf den Berg. Hierauf blieb Moše vierzig Tage und vierzig Nächte auf dem Berge. Vierundzwanzig des Sivan und sechzehn des Tammuz sind zusammen vierzig. Am siebzehnten Tammuz kam er herab und zerbrach die Gesetzestafeln, wie es heißt:48 als er nun in die Nähe des Lagers kam, und das Kalb sah &c. da warf er die Tafeln weg und zerschmetterte sie am Fuße des Berges.

DAS BESTÄNDIGE OPFER EINGESTELLT. Dies ist eine Überlieferung.

BRESCHE IN DIE STADT GELEGT. Geschah dies denn am siebzehnten, es heißt ja:49 im vierten Monate, am neunten des Monats, als die Hungersnot in der Stadt überhand genommen, und darauf heißt es:50 da wurde Bresche in die Stadt gelegt!? Raba erwiderte: Das ist kein Einwand; das eine gilt vom ersten Male und das andere gilt vom zweiten Male. Es wird nämlich gelehrt: Zum ersten Male wurde am neunten Tammuz Bresche in die Stadt gelegt, zum zweiten Male geschah es am siebzehnten desselben.

DIE TORA DURCH POSTUMUS VERBRANNT. Dies ist eine Überlieferung.

UND EIN GÖTZENBILD IN DEM TEMPEL AUFGESTELLT. Woher dies?

Es heißt:51 und von der Zeit, da das beständige Opfer aufgehoben werden wird, um dafür das verwüstende Scheusal zu setzen52.

War es denn eines, es heißt ja:53 und auf dem Flügel werden die entsetzlichen Scheusale stehen!? Raba erwiderte: Es waren zwei, aber eines fiel auf das andere und brach ihm eine Hand ab. Man fand darauf folgende Inschrift: Du wolltest den Tempel zerstören, aber deine Hand ist ihm

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übergeben worden.

AM NEUNTEN AB WURDE ÜBER UNSERE VORFAHREN VERHÄNGT, NICHT IN DAS LAND EINZUZIEHEN. Woher dies?

Es heißt:54 am ersten Tage desselben Monats, im zweiten Jahre, wurde die Wohnung aufgerichtet. Hierzu sagte der Meister: Im ersten Jahre fertigte Moše die Wohnung und im zweiten Jahre stellte er sie auf und schickte die Kundschafter aus. Ferner heißt es:55 im zweiten Jahre, im zweiten Monate, am zwanzigsten des Monats, erhob sich die Wolke von der Wohnung des Gesetzes; ferner heißt es:56 da zogen sie vom Berge des Herrn drei Tagereisen weiter, und hierzu sagte R. Ḥama b. Ḥanina, [dies lehre,] daß sie sich an diesem Tage von Gott wandten. Ferner heißt es:57 das hergelaufene Cxesindel aber, das sich unter ihnen befand, bekam Gelüste; da begannen auch die Kinder Jisraél wiederum zu jammern &c. Ferner heißt es:58 einen ganzen Monat lang &c. Dies war am zweiundzwanzigsten Sivan. Ferner heißt es:59 da wurde Mirjam sieben Tage abgesperrt. Dies war am neunundzwanzigsten Sivan. Darauf heißt es:60 entsende Männer, und es wird gelehrt, daß Moše die Kundschafter am neunundzwanzigsten Sivan sandte. Ferner heißt es:61 und nach Verlauf von vierzig Tagen, nachdem sie das Land ausgekundschaftet hatten, kehrten sie um. — Das sind ja vierzig Tage weniger einen62!? Abajje erwiderte: Der Tamm uz dieses Jahres war vollzählig, denn es heißt:63 er hat ein Fest64 gegen mich ausgerufen, daß man meine Jünglinge zermalme. Ferner heißt es:65 da erhob die ganze Gemeinde ein lautes Geschrei und das Volk jammerte in jener Nacht, und Rabba sagte im Namen R. Joḥanans, jene Nacht war die des neunten Ab. Der Heilige, gepriesen sei er, sprach dann zu ihnen: Ihr habt ohne Anlaß gejammert, ich aber werde ihn euch zum ewigen Jammer[tage] machen.

DAS ERSTE MAL DER TEMPEL ZERSTÖRT. Denn es heißt:66 im fünften Monate aber, am siebenten des Monats, das ist das neunzehnte Jahr Nebukhadneçars, des Königs von Babel, kam Nebuzar-Adan, der Oberste der Leibwächter, der Diener des Königs von Babel, nach Jerušalem und verbrannte den Tempel des Herrn &c. Ferner heißt es:67 im fünften Monate aber, am zehnten des Monats, das ist das neunzehnte Jahr Nebukhadneçars, des Königs von Babel, kam Nebuzar-Adan, der Oberste der Leibwächter, der Diener68 des Königs von Babel, nach Jerušalem &c. Hierzu wird gelehrt: Es kann ja nicht am siebenten gewesen sein, da es »am zehnten« heißt; es kann auch nicht am zehnten gewesen sein, da es »am siebenten« heißt; wie ist dies [zu erklären]? Am siebenten drangen die Nichtjuden in den Tempel, (am siebenten und) am achten aßen sie da und richteten Verderben an, und am neunten gegen Abend setzten sie ihn in Brand. Er brannte den ganzen Tag, denn es heißt:69 wehe uns, schon neigt sich der Tag, lang strecken sich die abendlichen Schatten. Das ist es, was R. Joḥanan sagte: Wäre ich in jenem Zeitalter, würde ich [die Trauerfeier] auf den zehnten gesetzt haben, weil der Tempel größtenteils an diesem verbrannt wurde.

Und die Rabbanan!?

Bei einem Unglück ist der Beginn die Hauptsache.

UND DAS ZWEITE MAL. Woher dies?

Es wird gelehrt: Man führt Gutes an einem guten Tage und Böses an einem bösen Tage herbei. Sie sagten, der Tag, an dem der Tempel das erste Mal zerstört wurde, war der neunte Ab, er war Ausgang eines Šabbaths und des Siebentjahres. Die Priesterwache Jehojarib hatte dann Dienst, und die Leviten standen auf der Estrade und sangen das Lied.

Welches Lied sangen sie?

70 Und er vergalt ihnen ihren Frevel und in ihrer Bosheit vertilgte er sie. Noch hatten sie [die Worte:]71 vertilgte er sie, der Herr unser Gott, nich beendet, da kamen die Nichtjuden und eroberten ihn. Ebenso auch das zweite Mal.

BITTHER EROBERT. Dies ist eine Überlieferung.

UND DIE STADT GESCHLEIFT. Es wird gelehrt: Als Tyrann us Rufus72 den Tempel zerstörte, wurde R. Gamliél zur Hinrichtung verurteilt. Ein Hegemon kam ins Lehrhaus und rief: Der Nasenmann73 wird verlangt, der Nasenmann wird verlangt. Als R. Gamliél dies hörte, versteckte er sich vor ihnen. Hierauf ging jener heimlich zu ihm und sprach zu ihm: Bringst du mich in die zukünftige Welt, wenn ich dich rette? Dieser erwiderte: Jawohl. Jener sprach: Schwöre mir! Da schwor er es ihm. Hierauf stieg er auf den Söller, stürzte sich herab und starb. Es ist nämlich überliefert, daß, wenn sie eine Verurteilung beschließen und einer von ihnen stirbt, sie die Verurteilung aufheben. Alsdann ertönte eine Hallstimme und sprach: Dieser Hegemon ist der zukünftigen Welt teilhaftig.

Die Rabbanan lehrten: Als der Tempel das erste Mal zerstört wurde, versammelten sich Scharen von priesterlichen Jünglingen und stiegen auf das Dach des Tempels mit dem Schlüssel desselben in der Hand und sprachen: Herr der Welt, da es uns nicht beschieden ist, treue Schatzmeister zu sein, so mögen die Schlüssel dir anvertraut werden! Hierauf warfen sie sie nach oben, und eine Art Handteller kam hervor und nahm sie auf. Sodann sprangen sie hinab und stürzten sich ins Feuer. Über sie klagt der Prophet Ješa͑jahu:74 Ausspruch über das Offenbarungstal. Was ist dir doch, daß du ganz auf die Dächer gestiegen bist, von Gebraus erfüllter, lärmender Ort, fröhliche Stadt? Deine Erschlagenen sind nicht mit dem Schwerte erschlagen, und nicht im Kampfe gefallen. Auch der Heilige, gepriesen sei er, gackert75 über sie gleich den Hühnern, wie es heißt: 76 Mauern werden gestürzt77 und Geschrei hallte gegen die Berge.

MIT DEM EINTRITT DES AB IST DIE FRÖHLICHKEIT EINZUSCHRÄNKEN &C. R. Jehuda, Sohn des R. Šemuél b.Šilath, sagte im Namen Rabhs: Wie man mit dem Eintritt des Ab die Fröhlichkeit einschränke, ebenso mehre man die Fröhlichkeit mit dem Eintritt des Adar. R. Papa sagte: Wenn

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ein Jisraélit einen Prozeß mit einem Nichtjuden hat, so weiche er ihm daher im Ab aus, weil ihm dann das Glück ungünstig ist, und stelle sich ihm im Adar, weil ihm dann das Glück günstig ist.

78 Euch eine hoffnungsreiche Zukunft, zu gewähren. R. Jehuda, Sohn des R. Šemuél b.Šilath, sagte im Namen Rabhs: Damit sind Datteln und Linnenzeug79 gemeint.

80 Und er sprach: Fürwahr, der Duft meines Sohnes ist tuie der Duft des Gefildes, das der Herr gesegnet hat. R. Jehuda, Sohn des R. Šemuél b.Šilath, sagte im Namen Rabhs: Wie der Duft eines Apfelfeldes.

IN DER WOCHE, IN DIE DER NEUNTE AB FÄLLT, IST DAS HAARSCHNEIDEN UND DAS KLEIDERWASCHEN VERBOTEN. R. Naḥman sagte, nur waschen und anziehen sei verboten, waschen und fortlegen sei jedoch erlaubt; R. Šešeth aber sagte, auch waschen und fortlegen sei verboten. R. Šešeth sprach: Dies ist daraus zu ersehen, daß die Walker im Hause Rabhs81[die Arbeit] einstellen. R. Hamnuna wandte ein: Am Donnerstag ist es wegen der Ehrung des Šabbaths erlaubt. Zu welchem Zwecke: wollte man sagen, waschen und anziehen, so erfolgt es ja nicht wegen der Ehrung des Šabbaths; doch wohl waschen und fortlegen, dennoch ist es nur am Donnerstag erlaubt, die ganze Woche aber verboten!?

Tatsächlich waschen und anziehen, wenn man nämlich nur einen Kittel hat. R. Asi sagte nämlich im Namen R. Joḥanans: Wer nur einen Kittel hat, darf ihn am Halbfeste waschen. Ebenso wird gelehrt: R. Binjamin sagte (im Namen R. Elea͑zars: Dies lehrten sie nur vom waschen und anziehen, waschen und fortlegen ist jedoch erlaubt. Man wandte ein: Vor dem Neunten Ab ist das Kleiderwaschen verboten, selbst um sie für nach dem Neunten Ab fortzulegen. Unser Bleichen gleicht jedoch nur ihrem Waschen. Bei Linnenzeug gibt es kein [Verbot des] Bleichens. Dies ist also eine Widerlegung [R. Naḥmans].

R. Jiçḥaq b.Gijori ließ im Namen R. Joḥanans sagen: Obgleich sie gesagt hat, bei Linnenzeug gebe es kein [Verbot des] Bleichens, so ist es dennoch verboten, es in der Woche, in die der Neunte Ab fällt, anzuziehen. Rabh sagte, dies nur vorher, nachher aber ist es erlaubt, und Šemuél sagte, auch nachher sei es verboten. Man wandte ein : In der Woche, in die der Neunte Ab fällt, ist das Haarschneiden und das Kleiderwaschen verboten; am Donnerstag ist es wegen der Ehrung des Šabbaths erlaubt. Zum Beispiel: fällt er auf den Sonntag, so darf man die ganze Woche waschen, fällt er auf den Montag, Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag, so ist es vorher verboten und nachher erlaubt, fällt er auf den Freitag, so darf man am Donnerstag zur Ehrung des Šabbaths waschen; hat man am Donnerstag nicht gewaschen, so darf man es am Freitag von der Vesperzeit ab. Abajje, nach anderen R. Aḥa b.Ja͑qob, fluchte darüber82. Fällt er auf den Montag oder den Donnerstag, so lesen drei [Personen aus der Tora] vor und einer [von diesen] liest die Haphṭara; fällt er auf den Dienstag oder den Mittwoch, so liest einer [aus der Tora] und dieser auch die Haphṭara. R. Jose sagt, in jedem Falle lesen drei [Personen aus der Tora] und einer [von diesen] liest die Haphṭara. Dies ist eine Widerlegung Šemuéls!?

Šemuél kann dir erwidern: hierüber [streiten] Tannaim, denn es wird gelehrt: Wenn der Neunte Ab auf einen Šabbath fällt, oder wenn der Vorabend des Neunten Ab auf einen Šabbath fällt, so esse und trinke man nach Bedarf, und man darf sogar eine Mahlzeit bereiten gleich der des Šelomo zu seiner Zeit. Vom Neumondstage bis zum Fasttage sind Haarschneiden und Kleider waschen verholen

so R. Meír; R. Jehuda sagt, dies sei während des ganzen Monats verboten; R. Šimo͑n b. Gamliél sagt, dies sei nur in der betreffenden Woche verboten. Ferner lehrt ein Anderes: Vom Neumondstage bis zum Fasttage halte man Trauer

so R. Meír; R. Jehuda sagt, während des ganzen Monats; R. Šimo͑n b. Gamliél sagt, nur während der betreffenden Woche. R. Johanan sagte: Alle drei folgerten sie aus ein und demselben Schriftverse. Es heißt:83 ich will all ihrer Fröhlichkeit ein Ende machen, ihren Festlichkeiten, ihren Neumonden und ihren Šabbathen. Wer vom Neumondstage bis zum Fasttage sagt, folgert aus [dem Worte] Festlichkeiten, wer

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während des ganzen Monats sagt, folgert aus [dem Worte] Neumonden, und wer während der betreffenden Woche sagt, folgert aus [dem Worte] Šabbathen. Raba sagte: Die Halakha ist wie R. Šimo͑n b. Gamliél. Ferner sagte Raba: Die Halakha ist wie R. Meír. Beides erleichternd. Und beides ist nötig. Würde er nur gelehrt haben, die Halakha sei wie R. Meír, so könnte man glauben, auch vom Neumondstage ab, so lehrt er uns, die Halakha sei wie R. Šimo͑n b.Gamliél. Und würde er nur gelehrt haben, die Halakha sei wie R. Šimo͑n b. Gamliél, so könnte man glauben auch nach [dem Neunten Ab], so lehrt er uns, die Halakha sei wie R. Meír.

AM VORABEND DES NEUNTEN AB ESSE MAN NICHT ZWEIERLEI GERICHTE &C. R. Jehuda sagte: Dies nur nach der sechsten Stunde, vor der sechsten Stunde ist es jedoch erlaubt. Ferner sagte R. Jehuda: Dies lehrten sie nur von der letzten Mahlzeit, bei den übrigen Mahlzeiten ist es jedoch erlaubt. Beides erleichternd. Und beides ist nötig. Würde er nur gelehrt haben, dies gelte nur von der letzten Mahlzeit, so könnte man glauben, auch vor der sechsten Stunde, so lehrt er uns, daß dies nur nach der sechsten Stunde gelte. Und würde er nur gelehrt haben, dies gelte nur nach der sechsten Stunde, so könnte man glauben, auch bei den übrigen Mahlzeiten, so lehrt er uns, daß dies nur von der letzten Mahlzeit gelte.

Es gibt eine Lehre übereinstimmend mit dem ersten Lehrspruche und es gibt eine Lehre übereinstimmend mit dem zweiten Lehrspruche. Es gibt eine Lehre übereinstimmend mit dem zweiten Lehrspruche: Wer am Vorabend des Neunten Ab speist, darf, falls er später noch eine andere Mahlzeit zu halten gedenkt, Fleisch essen und Wein trinken, wenn aber nicht, so darf er kein Fleisch essen und keinen Wein trinken. Es gibt eine Lehre übereinstimmend mit dem ersten Lehrspruche: Am Vorabend des Neunten Ab esse man nicht zweierlei Gerichte, auch esse man kein Fleisch und trinke keinen Wein. R. Šimo͑n b.Gamliél sagt, man ändere dabei. R. Jehuda sagte: Auf welche Weise ändere man dabei? Ißt man sonst zweierlei Gerichte, so esse man nur ein Gericht; ißt man sonst in Gesellschaft von zehn Personen, so esse man in Gesellschaft von fünf Personen; trinkt man sonst zehn Becher, so trinke man nur fünf. Dies jedoch nur nach der sechsten Stunde, vor der sechsten Stunde aber ist es erlaubt. Ein Anderes lehrt: Am Vorabend des Neunten Ab esse man nicht zweierlei Gerichte, auch esse man kein Fleisch und trinke keinen Wein

so R. Meír: die Weisen sagen, man ändere dabei und vermindere [den Genuß] von Fleisch und Wein. Auf welche Weise vermindere man ihn? Ißt man sonst eine Litra Fleisch, so esse man eine halbe; trinkt man sonst ein Log Wein, so trinke man ein halbes Log; trinkt man sonst überhaupt keinen, so ist es verboten. R. Šimo͑n b.Gamliél sagte: Ist man gewöhnt, Rettig oder Salziges zum Nachtische zu essen, so darf man dies. Ein Anderes lehrt: [Bei der Mahlzeit] zum Neunten Ab darf man kein Fleisch essen, keinen Wein trinken, auch darf man nicht baden; [bei der Mahlzeit] nicht84 zum Neunten Ab darf man Fleisch essen und Wein trinken, jedoch darf man nicht baden. R. Jišma͑él b. R. Jose sagte im Namen seines Vaters: Solange man Fleisch essen darf, darf man auch baden.

Die Rabbanan lehrten: Alle Verbole, die für den Leidtragenden gelten, gelten auch am Neunten Ab: an diesem ist das Essen, das Trinken, das Salben, das Anziehen der Sandalen verboten, auch ist es verboten, Tora, Propheten und Hagiographen zu lesen, noch Mišna, Talmud, Midraš, Halakha und Agada zu studieren. Jedoch ist es erlaubt, Stellen, die ihm nicht geläufig85 sind, zu lesen, und Stellen, die ihm nicht geläufig sind, zu studieren; ferner auch die Klagelieder, das Buch Ijob und die traurigen Stellen im Buche Jirmejahus. Schulkinder feiern an diesem, denn es heißt:86 die Befehle des Herrn sind recht, sie erheitern das Herz. R. Jehuda sagt, man dürfe auch Stellen, die ihm nicht geläufig sind, nicht lesen und Stellen, die ihm nicht geläufig sind, nicht studieren, wohl aber lese man das Buch Ijob, die Klagelieder und die traurigen Stellen im Buche Jirmejahus. Schulkinder feiern an diesem, denn es heißt: die Befehle des Herrn sind recht, sie erheitern das Herz.

AUCH ESSE MAN KEIN FLEISCH UND TRINKE KEINEN WEIN. Es wird gelehrt: Wohl aber darf man gesalzenes Fleisch essen und [neuen] Wein aus der Kelter trinken.

Wie lange muß das Fleisch gesalzen haben? R. Ḥenana b. Kahana erwiderte im Namen Šemuéls: Solange das Friedensopfer gegessen werden87 darf.

Wie lange darf der Wein in der Kelter gestanden haben?

So lange er gährt. Es wird gelehrt: Beim gährenden Wein hat [das Verbot] des Offengestandenen88 keine Geltung.

Wie lange gährt er?

Drei Tage. R. Jehuda erzählte im Namen Rabhs: Folgendes war die Gepflogenheit des R. Jehuda b. Ilea͑j: Am Vorabend des Neunten Ab brachte man ihm vertrocknetes Brot mit Salz, und er setzte sich zwischen Ofen89 und Herd, wo er es aß und darauf einen Krug Wasser

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trank; er sah so aus, als läge sein Toter vor ihm.

Dort haben wir gelernt: Wo es üblich ist, am Neunten Ab Arbeit zu verrichten, verrichte man, und wo es üblich ist, keine Arbeit zu verrichten, verrichte man nicht. Überall aber feiern die Schriftgelehrten. R. Šimo͑n b.Gamliél sagte: Immer nur betrachte sich jeder als Schriftgelehrter. Ebenso wird auch gelehrt: R. Šimo͑n b.Gamliél sagte: Immer nur betrachte sich jeder als Schriftgelehrter, damit er faste. Ein Anderes lehrt: R. Šimo͑n b.Gamliél sagte: Wenn jemand am Neunten Ab ißt und trinkt, so ist es ebenso, als würde er am Versöhnungstage essen und trinken. R. A͑qiba sagte: Wer am Neunten Ab Arbeit verrichtet, wird nie ein Zeichen des Segens sehen. Die Weisen sagten: Wer am Neunten Ab Arbeit verrichtet und nicht über Jerušalem trauert, wird auch ihre Freude nicht sehen, denn es heißt:90 freut euch mit Jerušalem und jubelt mit ihr, ihr alle, die ihr sie lieh habt; frohlockt mit ihr, ihr alle, die über sie trauert. Hieraus folgerten sie: wer über Jerušalem trauert, dem ist es beschieden, auch ihre Freude zu sehen, und wer über Jerušalem nicht trauert, dem ist es auch nicht beschieden, ihre Freude zu sehen. Ebenso wird gelehrt: Wer am Neunten Ab Fleisch ißt und Wein trinkt, über den spricht die Schrift:91 und ihre Sünden lasten auf ihren Gebeinen.

R. JEHUDA VERPFLICHTET AUCH ZUR UMLEGUNG DES BETTES; DIE WEISEN PFLICHTEN IHM ABER NICHT BEI. Es wird gelehrt: Sie sprachen zu R. Jehuda: Was sollen deiner Ansicht nach Schwangere und Säugende92 machen!? Dieser erwiderte: Ich sage es nur für den, der es kann. Ebenso wird auch gelehrt: R. Jehuda pflichtet den Weisen bei, wenn man es nicht kann, und die Weisen pflichten R. Jehuda bei, wenn man es kann.

Welchen Unterschied gibt es demnach zwischen ihnen!?

Einen Unterschied gibt es zwischen ihnen bei den übrigen93 Betten. Es wird nämlich gelehrt: Die Pflicht, das Bett umzulegen, erstreckt sich nicht nur auf sein eigenes Bett, sondern auf alle Betten [im Hause], Raba sagte: Die Halakha ist wie unser Tanna, welcher sagt, die Weisen hätten ihm überhaupt nicht beigepflichtet.

R. ŠIMO͑N B.GAMLIÉL SAGTE: JISRAÉL HATTE KEINE FRÖHLICHEREN FESTTAGE ALS DEN FÜNFZEHNTEN AB UND DEN VERSÖHNUNGSTAG. Allerdings am Versöhnungstage, weil dieser ein Tag der Vergebung und der Versöhnung ist, und an diesem auch die zweiten Gesetzestafeln gegeben wurden; welches Bewenden aber hat es mit dem fünfzehnten Ab? R. Jehuda erwiderte im Namen Šemuéls : Es ist der Tag, an dem [die Verbindung] der Stämme miteinander erlaubt94 wurde.

Wie eruierten sie dies?

[Es heißt:] 95 das ist es, was der Herr im Betreff der Töchter Çelophḥads gesprochen hat &c. Dies gilt also nur für jenes Zeitalter. R. Joseph erklärte im Namen R. Naḥmans: An diesem Tage wurde erlaubt, den Stamm Binjamin in die Gemeinde aufzunehmen, denn es heißt:96 num hatten die Jisraéliten in Miçpa den Schwur getan: Keiner von uns darf seine Tochter an einen Binjaminiten zur Frau geben.

Wie eruierten sie dies? Raba erwiderte: »Von uns«, nicht aber von unseren Nachkommen. Rabba b.Bar Ḥana erklärte im Namen R. Joḥanans: An diesem Tage hörte das Sterben der Wüsten[generation]97 auf. Der Meister sagte nämlich: Solange die Wüsten[generation] noch nicht ausgestorben war, hatte Moše keine [göttliche] Unterredung, denn es heißt:98 und als alle kriegstüchtig en Männer ausgestorben waren, da redete der Herr mit mir: die Unterredung galt mir. U͑la erklärte: An diesem Tage schaffte Hošea͑, der Sohn Elas, die Wachen ab, die Jerobea͑m, der Sohn Nebaṭs, auf die Wege gesetzt hatte, um die Jisraéliten von der Wallfahrt zurückzuhalten: er

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sagte, jeder mag gehen, wohin er wolle. R. Mathna erklärte: An diesem Tage wurden die Erschlagenen von Bitther99 zur Beerdigung freigegeben. R. Mathna sagte nämlich: An dem Tage, an dem die Erschlagenen von Bitther zur Beerdigung freigegeben wurden, ordnete man in Jahne [den Segen] »Der Gute und Gütige« an; der Gute: daß sie nicht verwesten, der Gütige: daß sie zur Beerdigung freigegeben wurden. Rabba und R. Joseph erklärten beide: An diesem Tage hörte das Holzfällen für den Altar auf. Es wird nämlich gelehrt: R. Elie͑zer der Große sagte: Vom fünfzehnten Ab an ist die Kraft der Sonne gebrochen; von da ab hörte man auf, Holz für das Altarfeuer zu fällen, weil es nicht mehr trocknet. R. Menasja sagte: Diesen nannte man »Tag des Axtzerbrechens«. Wer von da ab hinzufügt100, dem wird [Leben] hinzugefügt, wer nicht hinzufügt, der vergeht.

Was heißt »vergeht«? R. Joseph erklärte: Den begräbt seine Mutter101.

AN DIESEM PFLEGTEN DIE TÖCHTER JERUŠALEMS &C. Die Rabbanan lehrten: Die Tochter des Königs borgte sich von der Tochter des Hochpriesters, die Tochter des Hochpriesters borgte sich von der Tochter des Priestervorstehers, die Tochter des Priestervorstehers horgte sich von der Tochter des Feldpriesters102, die Tochter des Feldpriesters borgte sich von der Tochter des gemeinen Priesters, und die übrigen Jisraélitinnen borgten eine von der anderen, um nicht die zu beschämen, die keine hatten.

WESHALB AUCH ALLE GEWÄNDER EINES REINIGÜNGSBADES BENÖTIGTEN. R. Elea͑zar sagte: Selbst wenn sie zusammengerollt in der Truhe lagen.

DIE MÄDCHEN JISRAÉLS ZOGEN AUS UND TANZTEN IN DEN WEINGÄRTEN. Es wird gelehrt: Wer keine Frau hatte, ging da hin.

DIE PATRIZIERINNEN UNTER IHNEN SPRACHEN: JÜNGLING &C. Die Rabbanan lehrten: Die Schönen unter ihnen sprachen: Schauet nur auf Schönheit, denn bei der Frau ist Schönheit die Hauptsache. Die Patrizierinnen unter ihnen sprachen: Schauet nur auf Familie, denn die Frau ist nur wegen der Kinder da. Die Häßlichen unter ihnen sprachen: Nehmet euren Kauf hin um des Himmels willen, daß ihr uns aber mit Goldstücken bekränzet.

U͑la Biráa sagte im Namen R. Elea͑zars: Dereinst wird der Heilige, gepriesen sei er, im E͑dengarten einen Reigentanz für die Frommen veranstalten; er aber wird in ihrer Mitte sitzen, und ein jeder auf ihn mit dem Finger zeigen, denn es heißt:103 an jenern Tage wird man sprechen: Da ist unser Gott, von dem wir hofften, daß er uns helfen solle; das ist der Herr, auf den wir hofften! Laßt uns jubeln und fröhlich sein über seine Hilfe.


  1. Bamidbar 28,2.↩︎

  2. Das 1. Kapitel der Genesis.↩︎

  3. Anfänge der einzelnen Absätze in der Schöpfungsgeschichte.↩︎

  4. Hierüber weiter.↩︎

  5. Cf. Schemot 32.19.↩︎

  6. Bei der Belagerung Jerušalems.↩︎

  7. Im Texte Apostomos, vieil. Postumius, Name einiger römischer Feldherren.↩︎

  8. Gf. 14,29ff.↩︎

  9. Da man auf der Erde schlafen kann.↩︎

  10. Mischlej 31,30.↩︎

  11. Ib. V. 31.↩︎

  12. Schir haSchirim 3,11.↩︎

  13. An diesem ist nicht das Vespergebet anderer Tage zu berücksichtigen, da es später verrichtet wird.↩︎

  14. Dewarim 10,8.↩︎

  15. Die Anwesenheit der Leviten genügt u. die Musikinstrumente sind entbehrlich.↩︎

    1. Diwrej hajamim 26,31.
    ↩︎
  16. Ib. 9.22.↩︎

  17. Ib. 24,4.↩︎

  18. Ib. V. 6.↩︎

  19. Die kursierenden Ausgaben haben hier wie oben »R. Ḥama b.Gorja«, dagegen manche Handschriften auch oben »R. Ḥisda«; die Erstausgabe hat »R. Ḥisda im Namen des RḤbG.«↩︎

  20. Im 1. Tempel.↩︎

  21. Nach Jerušalem. Nach unserem Tetxte unverständlich; nach den kursierenden Ausgaben gehörte Jehojarib nicht zu den 4 aus dem Exil gezogenen Priesterwachen, an dessen Stelle wird Ḥorim genannt.↩︎

  22. Die Institution des Opferwesens.↩︎

  23. Bereschit 15,8.↩︎

  24. Ib. V. 9.↩︎

  25. Die Zusammenstellung der Abschnitte über die Opferung, die täglich gelesen wird.↩︎

  26. Nach den Kommentaren: sie würden das Fasten an ihrem Feiertage übel nehmen od. nicht zulassen. Diese Rücksicht zur Zeit des Urchristentums ist ganz unwahrscheinlich. Richtiger vielmehr, um nicht in den Verdacht der Fraternisierung mit den Nazarenern zu geraten, die den Sonntag (vor der Einführung desselben als Ruhetag) als dies domini erklärten.↩︎

  27. Der 3.Tag einer Krankheit gilt als gefährlich (cf. Bereschit 34,25) u. ebenso der 3. der Geburt.↩︎

  28. Cf. Jt. Blatt 16a Anm. 24.↩︎

  29. Schemot 31,17.↩︎

  30. Cf. Jt. Blatt 16a Anm, 25.↩︎

  31. Er ist daher am Sonntag geschwächt.↩︎

  32. Den 3. Vers (wörtl. man springe zurück); er wird von beiden gelesen.↩︎

  33. Wenn die Eintretenden den zweiten mit Vers 3 beginnen sehen, so glauben sie, der erste habe nur 2 Verse gelesen, vice versa die Fortgehenden.↩︎

  34. Man kann noch vom folgenden Absatz lesen.↩︎

  35. Dem Vespergebete u. dem Schlußgebete.↩︎

  36. Das Vespergebet ist in der Tora belegt; cf. Br, Blatt 26b.↩︎

  37. Zur Unterhaltung des Altarfeuers.↩︎

  38. Nechemja 10,35.↩︎

  39. Cf. Bik. III,9.↩︎

  40. Mischlej 10,7.↩︎

  41. Mischlej 10,7.↩︎

  42. Das Loblied des Morgens verdrängt den Beistand des Morgens, dagegen aber verdrängt das Zusatzgebet den Beistand des Vespergebetes.↩︎

  43. Das ganze Loblied besteht aus den Pss. 113–118, beim sog. »halben« L. werden die Pss. 115, 1–11 u. 116, 1–22 übersprungen.↩︎

  44. Das ganze Loblied besteht aus den Pss. 113–118, beim sog. »halben« L. werden die Pss. 115, 1–11 u. 116, 1–22 übersprungen.↩︎

  45. Schemot 24,16.↩︎

  46. Ib. V. 18.↩︎

  47. Ib. 32,19.↩︎

  48. Jirmejahu 52,6.↩︎

  49. Ib. V. 7.↩︎

  50. Daniel 12,11.↩︎

  51. Beides geschah also am gleichen Tage↩︎

  52. Daniel 9,27.↩︎

  53. Schemot 40,17.↩︎

  54. Bamidbar 10,11.↩︎

  55. Ib, V. 33.↩︎

  56. Ib. 11,4.↩︎

  57. Ib. V. 20.↩︎

  58. Ib. 12,15.↩︎

  59. Ib. 13,2.↩︎

  60. Ib. V. 25.↩︎

  61. Vom 29. Sivan bis zum 9. Ab (29–30 Sivan, 1–29 Tammuz u. 1–8 Ab: 2+29+8=39).↩︎

  62. Echa 1,15.↩︎

  63. מועד Festsetzung, zum Schaltmonate festgesetzt.↩︎

  64. Bamidbar 14,1.↩︎

    1. Melachim 25,8.
    ↩︎
  65. Jirmejahu 52,12.↩︎

  66. So in der Erstausgabe; in den kursierenden Ausgaben nach dem masoret. Texte geändert.↩︎

  67. Jirmejahu 6,4.↩︎

  68. Tehillim 94,23.↩︎

  69. Tehillim 94,23.↩︎

  70. Nach anderen ist טורנזס (od. סונוס) eine absichtliche Verdrehung des Namens Terentius od. Tinius.↩︎

  71. Er wurde wohl beauftragt, den Nasi (נשיא) zu holen, was der des Hebräischen unkundige römische Beamte als nasus (od. vir nasi) verstand; möglicherweise Spottname des Nasi bei den Römern.↩︎

  72. Jeschajahu 22,1.↩︎

  73. Eigentl. heulen, klagen, jammern. In den kursierenden Ausgaben etwas geändert, da dieser Ausdruck der Zensur anstößig schien.↩︎

  74. Jeschajahu 22,5.↩︎

  75. קרקר wird als Naturlaut, quaken, quakern, gackern aufgefaßt, u. unter קיר wird Gott (ϰ ύ ϱιος) verstanden; vieil. aber ebenfalls Naturlaut.↩︎

  76. Jirmejahu 29,11.↩︎

  77. Dh. Nahrung und Kleidung.↩︎

  78. Bereschit 27,27.↩︎

  79. Od. der Schule.↩︎

  80. Über den letzten Satz, daß es in diesem Falle sogar am Neunten Ab erlaubt sei.↩︎

  81. Hoschea 2,13.↩︎

  82. Die nicht unmittelbar vor dem Fasten abgehalten wird, od. vor einem anderen Fasttage.↩︎

  83. Derartige Stellen sind mehr Anstrengung als Vergnügen.↩︎

  84. Tehillim 19,9.↩︎

  85. Zwei Tage und eine Nacht.↩︎

  86. Cf. Ter. VIII,4.↩︎

  87. Die schmutzigste Ecke im Hause.↩︎

  88. Jes, 66,10.↩︎

  89. Jechezkel 32,27.↩︎

  90. Die nicht auf der Erde schlafen können.↩︎

  91. Die nicht benutzt werden.↩︎

  92. Vorher war dies zum Schutze des Stammesvermögens verboten; cf. Bamidbar 36,7ff.↩︎

  93. Bamidbar 36,6.↩︎

  94. Schoftim 21,1.↩︎

  95. Der der Einzug in das Land vorenthalten war.↩︎

  96. Dewarim 2,16,17.↩︎

  97. Cf. Git. Blatt 57a.↩︎

  98. Sc. von der Nacht zum Tage u. sich mit der Tora befaßt.↩︎

  99. Er stirbt vorzeitig.↩︎

  100. Cf. Dt 20,3.↩︎

  101. Jeschajahu 25,9.↩︎