Pessachim Kapitel 10

Der Talmud, Traktat (Massechet Pessachim) in deutscher Übersetzung von Lazarus Goldschmidt

Zur Übersicht des Traktats Pessachim | Zur Übersicht der Goldschmidt-Übersetzung

Blätter/Dapim

99b 100a 100b 101a 101b 102a 102b 103a 103b 104a 104b 105a 105b 106a 106b 107a 107b 108a 108b 109a 109b 110a 110b 111a 111b 112a 112b 113a 113b 114a 114b 115a 115b 116a 116b 117a 117b 118a 118b 119a 119b 120a 120b 121a 121b

Übersetzung

Blatt 99b

AM VORABEND DES PESAḤFESTES, KURZ VOR DEM MINCHAH, DARF MAN BIS ZUR DUNKELHEIT NICHT MEHR ESSEN. SELBST DER ÄRMSTE IN JISRAÉL ESSE NICHT ANDERS ALS ANGELEHNT1; AUCH [REICHE] MAN IHM NICHT WENIGER ALS VIER BECHER WEIN, SELBST AUS DER ARMEN SCHÜSSEL.

GEMARA. Wieso nur am Vorabend des Pesaḥfestes, dies gilt ja auch von den Vorabenden der Šabbathe und anderer Feste!? Es wird nämlich gelehrt: An den Vorabenden der Šabbathe und der Feste darf man von der Zeit des Minchahs ab nicht mehr essen, damit man in den Sabbath mit Appetit eintrete

so R. Jehuda; R. Jose sagt, man dürfe bis zur Dunkelheit essen!? R. Hona erwiderte: Dies ist nach R. Jose nötig, welcher sagt, man dürfe bis zur Dunkelheit essen; nur an den Vorabenden der Šabbathe und anderer Feste, bezüglich des Vorabends des Pesaḥfestes aber pflichtet er bei, wegen der Pflicht des Ungesäuerten2. R. Papa erwiderte: Du kannst auch sagen, nach R. Jehuda; an den Vorabenden der Šabbathe und anderer Feste ist es von der Zeit des Minchahs ab verboten, kurz vor dem Minchah aber erlaubt, am Vorabend des Pesaḥfestes aber ist es schon kurz vor dem Minchah verboten.

Es wird ja aber gelehrt: An den Vorabenden der Šabbathe und Feste darf man von der neunten Stunde3 ab nicht mehr essen, damit man in den Šabbath mit Appetit eintrete

so R. Jehuda; R. Jose sagt, man dürfe bis zur Dunkelheit essen!? Mar Zutra erwiderte: Wer sagt uns, dass [die Lehre] korrekt ist, vielleicht ist sie korrupt!?

Blatt 100a

Meremar, nach anderen R. Jemar, entgegnete ihm: Ich war einst beim Vortrage des R. Pinḥas, des Sohnes R. Amis, und als ein Jünger [diese Lehre] rezitierte, ließ er sie gelten.

Demnach ist dies ja ein Einwand!?

Am richtigsten ist es vielmehr, wie R. Hona [erklärt hat].

Stimmt es denn nach R. Hona, R. Jirmeja sagte ja im Namen R. Joḥanans, nach anderen R. Abahu im Namen des R. Jose b. R. Ḥanina, die Halakha sei bezüglich des Vorabends des Pesaḥfestes wie R. Jehuda und bezüglich des Vorabends des Šabbaths wie R. Jose; wenn nun bezüglich des Pesaḥfestes die Halakha wie R. Jehuda ist, wahrscheinlich streitet ja R. Jose bezüglich beider!?

Nein, die Halakha ist wie er, denn sie streiten über die Abbrechung. Es wird nämlich gelehrt: Man breche die Mahlzeit am Vorabend der Šabbathe ab

so R. Jehuda; R. Jose sagt, man unterbreche sie nicht. Einst saßen R. Šimon b. Gamliél, R. Jehuda und R. Jose in Akko bei Tisch, und die Heiligkeit des Tages begann; da sprach R. Šimo͑n b. Gamliél zu R. Jose (Berabbi): Meister, ist es dir recht, dass wir abbrechen und die Ansicht unseres Genossen R. Jehuda berücksichtigen? Dieser erwiderte: Stets bevorzugtest du meine Ansicht vor der Ansicht R. Jehudas, und nun bevorzugst du in meiner Gegenwart die Ansicht R. Jehudas. 4Soll etwa gar der Königin bei mir im Hause Gewalt angetan werden!? Jener entgegnete: Demnach wollen wir nicht abbrechen, denn die Schüler könnten es sehen und so die Halakha für immer festsetzen. Man erzählt, dass sie von dort nicht eher wichen, als bis sie die Halakha wie R. Jose festsetzten.

R. Jehuda sagte im Namen Šemuéls: Die Halakha ist weder wie R. Jehuda noch wie R. Jose, vielmehr breite man eine Tischdecke aus und spreche den Weihsegen5.

Dem ist ja aber nicht so, R. Taḥlipha b. Evdämi sagte ja im Namen Šemuéls, dass man wegen des Unterscheidungsb segens ebenso [die Mahlzeit] abbreche, wie wegen des Weihsegens;

Blatt 100b

doch wohl abbrechen zur Aufhebung der Tafel!?

Nein, abbrechen, zum [Ausbreiten einer] Tischdecke. Einst kehrte Rabba b. R. Hona beim Exilarchen ein, und als man ihm einen [servierten] Tisch brachte, breitete er eine Tischdecke aus und sprach den Weihsegen. Ebenso wird gelehrt: Sie stimmen überein, dass man6 den Tisch nicht eher bringe, als bis man den Weihsegen gesprochen hat; hat man ihn [vorher] geholt, so breite man eine Tischdecke aus und spreche ihn.

Das Eine lehrt, sie stimmen überein, dass man nicht beginne7, dagegen lehrt ein Anderes, sie stimmen überein, dass man wohl beginne. Allerdings kann die Lehre, sie stimmen überein, dass man nicht beginne, beim Vorabend des Pesaḥfestes vorkommen, wann aber kommt das vor, was gelehrt wird, sie stimmen überein, dass man wohl beginne: wollte man sagen: am Vorabend des Šabbaths, so streiten sie ja hierüber!?

Das ist kein Widerspruch; diese vor der neunten [Tagesstunde], jene nach der neunten [Tagesstunde].

Diejenigen, die den Weihsegen im Bethause [gehört] haben, haben, wie Rabh sagt, der Pflicht, vom Weine [zu trinken], nicht genügt und der Pflicht des Weihsegens genügt, und wie Šemuél sagt,

Blatt 101a

auch der Pflicht des Weihsegens nicht genügt.

Wozu braucht man nach Rabh den Weihsegen zu Hause zu sprechen!?

Um seine Kinder und Familienangehörigen ihrer Pflicht zu entledigen.

Wozu braucht man nach Šemuél den Weihsegen im Bethause zu sprechen!?

Um Fremde, die im Bethause essen, trinken und schlafen, ihrer Pflicht zu entledigen. Šemuél vertritt seine Ansicht, denn Šemuél sagte, der Weihsegen sei da zu sprechen, wo die Mahlzeit abgehalten wird. Sie glaubten, nur von einem Hause nach einem anderen8, nicht aber von einem Raume9 nach einem anderen im selben Hause, da sprach R. Anan b. Taḥlipha zu ihnen: Oft war ich bei Šemuél, und er stieg vom Söller nach dem Erdgeschosse hinunter und sprach den Weihsegen da10. Auch R. Hona ist der Ansicht, der Weihsegen sei da zu sprechen, wo die Mahlzeit abgehalten wird. Einst sprach nämlich R. Hona den Weihsegen, und das Licht erlosch ihm; da brachte er seine Gefäße in das Hochzeitsgemach seines Sohnes Rabba, wo Licht vorhanden war, sprach [wiederum] den Weihsegen und kostete da etwas. Er ist somit der Ansicht, der Weihsegen sei da zu sprechen, wo die Mahlzeit abgehalten wird. Und auch Rabba ist der Ansicht, der Weihsegen sei da zu sprechen, wo die Mahlzeit abgehalten wird. Abajje erzählte nämlich: Als ich beim Meister11 weilte, sagte er uns, nachdem er den Weihsegen gesprochen hatte: Kostet etwas, denn bis ihr in euere Herberge kommt, kann euch das Licht erlöschen; ihr werdet dann im Speiseraume den Weihsegen nicht sprechen können, und mit dem hier [gehörten] Weihsegen habt ihr euerer Pflicht nicht genügt, weil der Weihsegen da zu sprechen ist, wo die Mahlzeit abgehalten wird.

Dem ist ja aber nicht so, Abajje sagte ja, bei allem verfuhr der Meister nach Rabh, ausgenommen folgende drei Dinge, bei denen er nach Šemuél verfuhr: man darf [die Çiçith] von einem Gewande in ein anderes einknüpfen, man darf [bei einer Ḥanukalampe] ein Licht an einem anderen12anzünden, und die Halakha ist beim Rücken wie R. Šimo͑n!? Es wird nämlich gelehrt: R. Šimo͑n sagt, man dürfe am Šabbath ein Bett, einen Stuhl oder eine Bank rücken, nur dürfe man absichtlich keine Schramme machen.

Nach den Erschwerungen Rabhs verfuhr er, nach den Erleichterungen Rabhs verfuhr er nicht.

R. Joḥanan aber sagt, sie haben auch der Pflicht, vom Weine [zu trinken,] genügt. R. Joḥanan vertritt hierbei seine Ansicht, denn R.Ḥanin b. Abajje sagte im Namen des R.Pedath im Namen R. Joḥanans,

Blatt 101b

einerlei ob man den Wein oder den Raum geändert hat, brauche man den Segen nicht wiederum zu sprechen. Man wandte ein: Wegen der Änderung des Raumes muß man den Segen [abermals] sprechen, wegen der Änderung des Weines braucht man den Segen nicht [abermals] zu sprechen!? Dies ist eine Widerlegung der Lehre R. Joḥanans. Eine Widerlegung.

R. Idi b. Abin saß vor R. Ḥisda, und R. Ḥisda saß und sagte im Namen R. Honas: Das, was du sagst, bei Änderung des Raumes sei der Segen [abermals] zu sprechen, lehrten sie nur, wenn von einem Hause nach einem anderen, nicht aber, wenn von einem Raume nach einem anderen. Da sprach R. Idi b. Abin zu ihm: So, übereinstimmend mit dir, habe ich es auch in einer Barajtha der Schule des R. Heneq, manche sagen, in einer Barajtha der Schule des Bar Heneq, gelernt.

R. Hona lehrt uns also eine Barajtha!?

R. Hona hörte nichts von dieser Barajtha. Abermals saß einst R. Ḥisda und sagte in seinem eigenen Namen: Das, was du sagst, bei Änderung des Raumes sei der Segen [abermals] zu sprechen, sagten sie nur von Dingen, die keines Segens nachher auf derselben Stelle benötigen, über Dinge aber, die eines Segens nachher auf derselben Stelle benötigen, braucht man den Segen nicht [abermals] zu sprechen, weil dies [eine Fortsetzung] der begonnenen Mahlzeit ist. R. Šešeth aber sagt, man müsse wegen dieser und wegen jener den Segen [abermals] sprechen. Man wandte ein: Wenn eine Gesellschaft beim Trinken sitzt und sie die Füße in Bewegung setzen, um einem Bräutigam oder einer Braut entgegenzugehen, so brauchen sie, wenn sie hinausgehen, keinen Segen nachher, und wenn sie zurückkehren, keinen Segen vorher [abermals] zu sprechen. Diese Worte gelten nur, wenn sie einen Greis oder Kranken zurücklassen, wenn sie aber einen Greis oder Kranken nicht zurücklassen, so müssen sie, wenn sie hinausgehen, den Segen nachher, und wenn sie zurückkehren, den Segen vorher [abermals] sprechen. Wenn er vom Fortbewegen der Füße13lehrt, so gilt dies wohl von Dingen, die eines Segens nachher auf derselben Stelle benötigen, und nur in dem Falle, wenn sie einen Greis oder einen Kranken zurücklassen, brauchen sie, wenn sie hinausgehen, keinen Segen nachher, und wenn sie zurück kehren, keinen Segen vorher [abermals] zu sprechen, wenn sie aber einen Greis oder einen Kranken nicht zurücklassen, müssen sie, wenn sie hinausgehen, den Segen nachher, und wenn sie zurückkehren, den Segen vorher [abermals] sprechen. Dies ist ein Einwand gegen R. Ḥisda!? R. Naḥman b. Jiçḥaq erwiderte:

Blatt 102a

Der Tanna, der vom Fortbewegen der Füße lehrt, ist R. Jehuda. Es wird nämlich gelehrt: Wenn Genossen bei Tisch sitzen und die Füße in Bewegung setzen, um ins Bet- oder ins Lehrhaus zu gehen, so brauchen sie, wenn sie fortgehen, keinen Segen nachher, und wenn sie zurückkehren, keinen Segen vorher [abermals] zu sprechen. R. Jehuda sagte: Diese Worte gelten nur, wenn sie einige Genossen zurücklassen, wenn sie aber nicht einige Genossen zurücklassen, müssen sie, wenn sie fortgehen, den Segen nachher, und wenn sie zurückkehren, den Segen vorher [abermals] sprechen. Nur bei Dingen, die auf derselben Stelle eines Segens nachher benötigen, brauchen sie, wenn sie fortgehen, keinen Segen nachher, und wenn sie zurückkehren, keinen Segen vorher [abermals] zu sprechen, bei Dingen aber, die des Segens nachher auf derselben Stelle nicht benötigen, müssen sie auch nach den Rabbanan, wenn sie hinausgehen, den Segen nachher, und wenn sie zurückkehren, den Segen vorher [abermals] sprechen. Dies wäre also eine Widerlegung R. Joḥanans.

Wir haben ihn ja bereits einmal14 widerlegt, so ist auch hieraus eine Widerlegung zu entnehmen.

R. Joḥanan kann dir erwidern: auch über Dinge, die keines Segens nachher auf derselben Stelle benötigen, braucht man keinen Segen [abermals] zu sprechen, und nur deshalb lehrt er es vom Fortbewegen der Füße, um dir die weitestgehende Ansicht R. Jehudas hervorzuheben, dass sogar bei Dingen, die des Segens nachher auf derselben Stelle benötigen, dies nur dann der Fall sei, wenn sie einige Genossen zurücklassen, wenn sie aber nicht einige Genossen zurücklassen, müssen sie, wenn sie hinausgehen, den Segen nachher, und wenn sie zurückkehren, den Segen vorher [abermals] sprechen. Es gibt eine Lehre übereinstimmend mit R.Ḥisda: Wenn Genossen bei Tisch sitzen und Wein trinken und die Füße in Bewegung setzen, so brauchen sie, wenn sie zurückkehren, nicht den Segen [abermals] zu sprechen.

Die Rabbanan lehrten: Wenn eine Gesellschaft bei Tisch sitzt und die Heiligkeit des Tages beginnt, so hole man einen Becher Wein und spreche über ihn den Segen zur Weihe des Tages, und einen zweiten, über den man den Tischsegen spreche

so R. Jehuda; R. Jose sagt, sie dürfen die Mahlzeit bis zur Dunkelheit fortsetzen, und wenn sie sie beendet haben,

Blatt 102b

spreche man über den ersten Becher den Tischsegen und über den zweiten den Segen zur Weihe des Tages.

Weshalb denn, sollte man beide über einen Becher sprechen!? R. Hona erwiderte im Namen R. Sešeths: Man spricht nicht zwei Segenssprüche15über einen Becher.

Weshalb? R. Naḥman b. Jiçḥaq erwiderte: Weil man die Gebote nicht bündelweise ausübt.

Etwa nicht, es wird ja Haus betritt, spreche über einen Becher den Segen über den Wein, über das Licht und über die Wohlgerüche, und nachher spreche er den Unterscheidungssegen; hat er nur einen Becher, so lasse er ihn bis nach der Mahlzeit und nachher reihe er alle an!?

Anders ist es, wenn man keinen [zweiten] hat.

Aber Rabh sagte ja, dass, wenn ein Fest am Ausgang des Šabbaths beginnt, wo man ja [genügend Wein]16hat, man »Wein, Weihsegen, Licht, Unterscheidungssegen«17[spreche]!?

Ich will dir sagen, da man den Zeitsegen18nicht spricht, so handelt es sich wohl um den siebenten Tag des Pesaḥfestes, wo man alles, was man hatte, verzehrt hat und nichts mehr hat.

Aber am ersten Festtage hat man ja [genügend Wein], dennoch [spricht man dann], wie Abajje sagt, »Wein, Weihsegen, Zeitsegen, Licht, Unterscheidungssegen«, und wie Raba sagt, »Wein, Weihsegen, Licht, Unterscheidungssegen, Zeitsegen«!?

Vielmehr, der Unterscheidungssegen und der Weihsegen19 gehören zusammen, der Tischsegen20 aber und der Weihsegen sind zwei verschiedene Dinge.

Der Text. Wenn ein Fest am Ausgang eines Šabbaths beginnt, so spreche man, wie Rabh sagt: Wein, Weihsegen, Licht, Unterscheidungssegen, wie Šemuél sagt: Wein, Licht, Unterscheidungssegen, Weihsegen, [9; wie Rabba sagt: Weihsegen, Licht, Wein, Unterscheidungssegen, wie Levi sagt: Wein, Unterscheidungssegen, Licht, Weihsegen, wie die Rabbanan sagen: Weihsegen, Wein, Licht, Unterscheidungssegen, wie Mar, der Sohn Rabanas, sagt:

Blatt 103a

Licht, Weihsegen, Wein, Unterscheidungssegen, und wie Martha, im Namen R.Jehošua͑s sagt: Licht, Unterscheidungssegen, Wein, Weihsegen. Der Vater Šemuéls sandte an Rabbi: Möge uns der Meister die Reihenfolge der Segenssprüche lehren. Dieser ließ ihm erwidern: R. Jišma͑él b. R. Jose sagte im Namen seines Vaters und dieser im Namen des R. Jehošua͑ b. Ḥananja wie folgt: Licht, Unterscheidungssegen, Wein, Weihsegen. R. Ḥanina sagte: Ein Gleichnis, womit [die Reihenfolge] des R. Jehošua͑ b. Ḥananja zu vergleichen ist: wenn ein König fortgeht und ein Eparch ankommt, so begleitet man zuerst den König und nachher empfängt man den Eparche21.

Wie bleibt es damit?

Abajje sagt: Wein, Weihsegen, Zeitsegen, Licht, Unterscheidungssegen; Raba sagt: Wein, Weihsegen, Licht, Unterscheidungssegen, Zeitsegen. Die Halakha ist wie Raba.

R. Hona b. Jehuda war bei Raba eingekehrt, und als man ihnen Licht und Wohlgerüche brachte, sprach dieser zuerst den Segen über die Wohlgerüche und nachher über das Licht. Da sprach jener: Merke, die Schule Šammajs und die Schule Hillels [stimmen ja überein], dass man [den Segen] zuerst über das Licht und nachher über die Wohlgerüche spreche!?

Welches Bewenden hat es damit?

Wir haben gelernt: Die Schule Šammajs sagt: Licht, Speise, Wohlgerüche, Unterscheidungssegen; die Schule Hillels sagt: Licht, Wohlgerüche, Speise, Unterscheidungssegen. Da fuhr Raba fort: Das sind die Worte R. Meírs, R. Jehuda aber sagte: Die Schule Šammajs und die Schule Hillels sind einig, dass man den Segen über die Speise zuerst und den Unterscheidungssegen zuletzt spreche; sie streiten nur über das Licht und die Wohlgerüche: die Schule Šammajs sagt, zuerst über das Licht und nachher über die Wohlgerüche, und die Schule Hillels sagt, zuerst über die Wohlgerüche und nachher über das Licht. Hierzu sagte R. Joḥanan: Das Volk verfährt nach der Schule Hillels, und zwar nach der Ansicht R. Jehudas.

Einst kehrte R. Ja͑qob b. Abba bei Raba ein, und als er sah, dass dieser über den ersten Becher den Segen »Der die Rebenfrucht erschafft« und wiederum einen Segen über den Becher des Tischsegens sprach und ihn trank, sprach er zu ihm: Wozu dies, der Meister sprach ja bereits einmal den Segen!? Dieser erwiderte: Als wir beim Exilarchen waren, pflegten wir so zu verfahren. Jener entgegnete: Allerdings seid ihr beim Exilarchen so verfahren, weil ihr nicht wissen konntet, ob man euch einen zweiten Becher reichen werde oder nicht, hier aber steht ja der Becher vor uns, und wir rechneten auf ihn!? Dieser erwiderte: Ich verfahre nach den Schülern Rabhs. R. Beruna und R. Ḥenanél, Schüler Rabhs, saßen einst bei Tisch und R. Jeba der Greis bewirtete sie; da rief er: Wohlan,

Blatt 103b

wir wollen den Segen sprechen. Später sprachen jene: Wohlan, wir wollen trinken. Darauf sprach er zu ihnen: Folgendes sagte Rabh: sobald man sich zum Tischsegen vorbereitet hat, darf man nicht mehr trinken22, weil man damit [die Mahlzeit] aufgegeben hat. Amemar, Mar Zutra und R. Aši saßen bei Tisch, und R. Aḥa, der Sohn Rabas, bewirtete sie. Amemar sprach den Segen über jeden einzelnen Becher, Mar Zutra sprach ihn über den ersten Becher und den letzten Becher, und R.Aši sprach ihn nur über den ersten Becher und nicht weiter. Da sprach R. Aḥa, der Sohn Rabas, zu ihnen: Nach wem sollen wir nun verfahren? Amemar erwiderte: Ich überlegte es23 mir. Mar Zutra erwiderte: Ich verfahre nach den Schülern24 Rabhs. R. Aši erwiderte: Die Halakha ist nicht wie die Schüler Rabhs, denn Rabh sagte, wenn ein Fest am Ausgang des Šabbaths beginnt, spreche man: Wein, Weihsegen, Licht, Unterscheidungssegen25.

Dies ist aber nichts; hierbei denkt man nicht mehr an das Trinken, da aber26 denkt man noch an das Trinken.

Als er27 zum Unterscheidungssegen herankam, kam sein Diener und steckte an der Leuchte eine Fackel28 an. Da sprach jener: Wozu dies alles, da steht ja eine Leuchte!? Dieser erwiderte: Der Diener tat dies eigenmächtig. Jener entgegnete: Hätte er es vom Meister nicht gehört, so würde er es nicht getan haben. Dieser erwiderte: Hält denn der Meister nichts davon, dass beim Unterscheidungssegen die Fackel zum Gebote das vorzüglichste sei!? Alsdann begann er und sprach: Der zwischen Heilig und Profan, zwischen Licht und Finsternis, zwischen Jisraél und den weltlichen Völkern und zwischen dem siebenten Tage und den sechs Werktagen schied. Jener sprach: Wozu dies alles, R. Jehuda sagte ja im Namen Rabhs, »Der zwischen Heilig und Profan schied« sei der Unterscheidungssegen R. Jehudas des Fürsten!? Dieser erwiderte: Ich halte von dem, was R. Elea͑zar im Namen R.Oša͑jas gesagt hat, dass man nämlich, wenn wenig, mindestens drei, und wenn viel, höchstens sieben [Formeln]; spreche.

Blatt 104a

Jener entgegnete: Der Meister hat ja weder drei noch sieben gesprochen!? Dieser erwiderte: Allerdings, [aber die Formel] »zwischen dem siebenten Tage und den sechs Werktagen« ist nur aus der Schlußformel hinzugefügt worden. R. Jehuda sagte nämlich im Namen Šemuéls, wer den Unterscheidungssegen spricht, spreche als Schlußformel aus dem Ende, und die Pumbedithenser sagen, aus dem Anfang29.

Welchen Unterschied gibt es zwischen ihnen?

Einen Unterschied gibt es zwischen ihnen in dem Falle, wenn ein Fest auf einen Šabbath folgt, sodaß man am Schlusse noch zu sagen hat: zwischen Heilig und Heilig. Nach demjenigen, der am Schlusse aus dem Anfang sagt, braucht man nicht zu sagen: »Du hast zwischen der Heiligkeit des Šabbaths und der Heiligkeit des Festes geschieden, nach demjenigen aber, der am Schlusse aus dem Ende sagt, muß man sagen: »Du hast zwischen der Heiligkeit des Sabbaths und der Heiligkeit des Festes geschieden«.

Der Text. R. Elea͑zar sagte im Namen R.Oša͑jas: Man spreche, wenn wenig, mindestens drei, und wenn viel, nicht mehr als sieben [Fon Man wandte ein: Man spreche die Unterscheidungsformeln am Ausgang der Šabbathe, der Feste, des Versöhnungstages, am Ausgang des Šabbaths zum Feste und am Ausgang des Festes zu den Halbfesten, nicht aber am Ausgang des Festes zum Šabbath; wer kundig ist, spreche viele [Formeln], wer unkundig ist, spreche eine!?

Hierüber streiten Tannaím, denn R. Joḥanan sagte, der Sohn der Heiligen pflegte eine zu sprechen, das Volk pflegt jedoch drei zu sprechen.

Wer ist der Sohn der Heiligen?

R. Menahem b. Šimaj.

Weshalb heißt er Sohn der Heiligen?

Weil er nie die Figur auf einem Zuz30 betrachtet hat. R. Šemuél b. Idi ließ ihm sagen: Mein Bruder Ḥananja pflegt eine zu sprechen. Die Halakha ist aber nicht wie er.

R. Jehošua͑ b. Levi sagte: Die Unterscheidungsformeln, die man spricht, müssen solche sein, wie sie auch in der Tora31 vorkommen. Man wandte ein: Wie ist die Reihenfolge der Unterscheidungsformeln? Man spreche: Der zwischen Heilig und Profan, zwischen Licht und Finsternis, zwischen Jisraél und den weltlichen Völkern, zwischen dem siebenten Tage und den sechs Werktagen, zwischen Unrein und Rein, zwischen Meer und Festland, zwischen den oberen Gewässern und den unteren Gewässern und zwischen den Priestern und den Leviten und Jisraéliten schied. Man schließe: der das Schöpfungswerk ordnete. Manche sagen: der das Schöpfungswerk bildete. R. Jose b. R. Jehuda sagt, man schließe: der Jisraél geheiligt hat. Wieso stimmt dies denn, bei Meer und Festland kommt ja [in der Tora das Wort] »scheiden« nicht vor!?

Streiche hieraus [die Formel] »zwischen Meer und Festland«.

Demnach fehlt ja eine [Formel], da [die Formel] »zwischen dem siebenten Tage und den sechs Werktagen« dem Schlusse32 sentnommen ist; somit sind es ja keine sieben!?

Ich will dir sagen, die Formel »zwischen den Priestern und den Leviten und Jisraéliten« gilt als zwei. Zwischen Leviten und Jisraéliten, denn es heißt:33 an diesem Tage schied der Herr den Stamm Levi aus; zwischen Priestern und Leviten, denn es heißt:34 die Söhne Amrams, waren Ahron und Moše; Ahron wurde ausgeschieden, ihn als hochheilig zu heiligen.

Wie schließt man?

Rabh sagt: der Jisraél geheiligt hat; Šemuél sagt: der zwischen Heilig und Profan schied. Abajje, nach anderen R. Joseph, fluchte über die Ansicht Rabhs. Im Namen des R. Jehošua͑ b. Ḥananja wird gelehrt: Wer zum Schlusse sagt: der Jisraél geheiligt hat, und: der zwischen Heilig und Profan schied, dem verlän gert man Tage und Jahre.

Blatt 104b

Die Halakha ist aber nicht wie er.

Einst traf U͑la in Pumbeditha ein, und R. Jehuda sprach zu seinem Sohne R. Jiçḥaq: Geh, bringe ihm einen Korb Früchte und beobachte, wie er die Unterscheidungsformeln spricht. Er ging aber nicht selber, sondern schickte Abajje. Als Abajje zurückkam, fragte er ihn: Wie sprach er sie? Dieser erwiderte: »Gepriesen sei er, der zwischen Heilig und Profan schied«, und nichts weiter. Hierauf kehrte er zu seinem Vater zurück, und dieser fragte ihn: Wie sprach er sie? Dieser erwiderte: Ich war nicht selber bei ihm, sondern sandte Abajje, und dieser sagte mir: »Der zwischen Heilig und Profan schied«. Da rief jener: Die Großtuerei des Meisters und die Widerspenstigkeit des Meisters verursachte, dass der Meister nicht eine aus seinem Munde vernommene Lehre sagen kann. Man wandte ein: Alle Segenssprüche werden mit »Gepriesen« begonnen und mit »Gepriesen« geschlossen, ausgenommen die Segenssprüche über die Gebote, die Segenssprüche über Früchte, der sich an einen anderen anschließende Segensspruch und der letzte Segensspruch des Šema͑. Manche von ihnen werden mit »Gepriesen« begonnen, aber nicht mit »Gepriesen« geschlossen, und manche von ihnen werden mit »Gepriesen« geschlossen, aber nicht mit »Gepriesen« begonnen. [Der Segen] »Der Gute und Gütige«35 wird mit »Gepriesen« begonnen, aber nicht mit »Gepriesen« geschlossen.

Blatt 105a

Dies ist ja ein Einwand gegen U͑la!?

U͑la kann dir erwidern: Dieser gleicht den Segenssprüchen über die Gebote. Bei Segenssprüchen über die Gebote wohl deshalb, weil sie nur Danksprüche36 sind, und auch dieser ist nur ein Dankspruch.

Einst saßen37 R. Ḥananja b. Šelemja und die Schüler Rabhs bei Tisch, und R. Hamnuna der Greis bewirtete sie. Da sprachen sie zu ihm: Geh, sieh, ob die Heiligkeit des Tages begonnen hat; wir unterbrechen dann [die Mahlzeit] und bestimmen sie für den Šabbath. Dieser erwiderte: Ihr habt dies nicht nötig, denn der Šabbath selber bestimmt sie; Rabh sagte nämlich, wie der Šabbath für den Zehnten bestimmend38 ist, so sei er auch bestimmend für den Weihsegen39. Sie glaubten hieraus zu entnehmen, dass er ebenso für den Unterscheidungssegen40 bestimmend sei, wie er für den Weihsegen bestimmend ist, da sprach R. Amram zu ihnen: So sagte Rabh: er ist nur für den Weihsegen bestimmend, nicht aber ist er es für den Unterscheidungssegen. Dies jedoch nur insofern, als man [die Mahlzeit] nicht zu unterbrechen41 braucht, anfangen darf man sie aber nicht; und auch vom Unterbrechen gilt dies nur beim Essen, nicht aber beim Trinken; auch gilt dies42 beim Trinken nur von Wein und Met, beim Wasser ist nichts dabei. Er streitet somit gegen R. Hona. R. Hona bemerkte nämlich, wie jemand vor dem Unterscheidungsssegen Wasser trank, und sprach zu ihm: Fürchtet sich der Meister nicht vor der Bräune? Im Namen R. A͑qibas wird nämlich gelehrt: Wer etwas vor dem Unterscheidungssegen kostet, dessen Tod erfolgt durch Bräune. Die Jünger in der Schule R. Ašis nahmen es mit dem [Trinken von] Wasser nicht genau.

Rabina fragte R. Naḥman b. Jiçḥaq: Darf jemand, der am Vorabend des Šabbaths den Weihsegen nicht gesprochen hat, ihn während des ganzen Tages sprechen? Dieser erwiderte: Die Söhne R. Ḥijas sagten, dass, wenn jemand am Ausgang des Šabbaths den Unterscheidungssegen nicht gesprochen hat, er ihn während der ganzen Woche spreche, ebenso darf hierbei, wer am Vorabend des Šabbaths den Weihsegen nicht gesprochen hat, ihn während des ganzen Tages sprechen. Er wandte gegen ihn ein:

Am Vorabend des Šabbaths und des Festes ist ein Weihsegen über einen Becher [Wein] zu sprechen und dann desselben im Tischsegen zu erwähnen; am Šabbath und am Feste selbst ist kein Weihsegen über einen Becher zu sprechen, wohl aber desselben im Tischsegen zu erwähnen. Wenn du nun sagst, wer den Weihsegen am Vorabend des Šabbaths nicht gesprochen hat, spreche ihn während des ganzen Tages, so kann es ja vorkommen, dass auch am Šabbath und am Feste selbst der Weihsegen über einen Becher zu sprechen sei, denn wenn man den Weihsegen abends nicht gesprochen hat, spricht man ihn ja am folgenden Tage!? Dieser erwiderte: Von Eventualitäten lehrt er nicht. Er wandte gegen ihn ein:

Von der Ehrung43 des Tages und der Ehrung des Abends geht die Ehrung des Tages vor; hat man aber nur einen Becher [Wein], so spreche man über ihn den Weihsegen, weil der Weihsegen der Ehrung des Tages und

Blatt 105b

der Ehrung des Abends vorgeht. Wenn dem nun so wäre, so sollte man ihn bis zum folgenden Tage stehen lassen und beidem44 nachkommen!? Dieser erwiderte: Das Gebot zur rechten Zeit ist bevorzugter.

Bevorzugen wir denn die Ausübung des Gebotes zur rechten Zeit, es wird ja gelehrt, dass, wenn jemand am Ausgang des Šabbaths sein Haus betritt, er den Segen über den Wein, das Licht und die Wohlgerüche, und nachher den Unterscheidungssegen spreche, und wenn er nur einen Becher [Wein] hat, er ihn bis nach der Mahlzeit lasse und nachher alle anreihe; wir sagen also nicht, das Gebot zur rechten Zeit sei bevorzugter!? Dieser erwiderte: Ich bin nicht Gelehrter, nicht Seher, nicht Einzelner45; ich bin vielmehr Lernender, Rezitierender, und so, mit mir übereinstimmend, lehrt man auch im Lehrhause: wir unterscheiden zwischen dem Beginn des [Feier]tages und dem Schlusse des [Feier]tages. Der Beginn des [Feier]tages ist je früher desto besser und bevorzugter, den Schluß des [Feier]tages aber schiebe man hinaus, damit er nicht als Last erscheine. Aus dieser Lehre ist achterlei zu entnehmen. Es ist zu entnehmen, dass man den Unterscheidungssegen über den Becher spreche, obgleich man ihn bereits im Gebete gesprochen hat; es ist zu entnehmen, dass zum Tischsegen ein Becher [Wein] erforderlich sei; es ist zu entnehmen, dass der Becher, über den der Segen gesprochen wird, das erforderliche Quantum46 haben müsse; es ist zu entnehmen, dass der, der den Segen spricht, ihn kosten müsse; es ist zu entnehmen, dass man ihn mit dem Kosten unbrauchbar47 mache; es ist zu entnehmen, dass man den Unterscheidungs[Ss segen spreche, auch wenn man [vorher] etwas gekostet hat; es ist zu entnehmen, dass man zwei Segenssprüche48 über einen Becher sprechen49 dürfe; und es ist zu entnehmen, dass man nach der Schule Šammajs nach der Auslegung R. Jehudas50 entscheide. R. Aši sagte: [Die Lehre,] dass man ihn durch Kosten unbrauchbar mache, und dass der Becher, über den der Segen gesprochen wird, das erforderliche Ouantum haben müsse, sind identisch; (er meint es wie folgt:) durch das Kosten hat man ihn deshalb unbrauchbar gemacht, weil der Becher, über den der Segen gesprochen wird, das erforderliche Quantum haben muß. R. Ja͑qob b. Idi achtete auf einen unangebrochenen Becher; R. Idi b. Šiša achtete auf einen unangebrochenen Krug; Mar, Sohn des R.Aši, achtete sogar auf ein unangebrochenes Fäßchen.

Die Rabbanan lehrten:51 Denke daran, den Šabbathtag heilig zu halten; gedenke seiner beim Weine. Ich weiß dies vom Tage, woher dies vom Abend? Es heißt: denke daran, den Šabbathtag heilig52 zu halten.

»Woher dies vom Abend«? Im Gegenteil, die Heiligung erfolgt ja hauptsächlich abends, denn sobald die Heiligung des Tages beginnt, ist der Weihsegen zu sprechen!? Ferner: so heißt es: denke daran, den Šabbathtag [heilig zu halten]; der Tanna spricht vom Abend und beruft sich auf einen Schriftvers, der vom Tage spricht!?

Er meint es wie folgt: denke daran, den Šabbathtag heilig zu halten; gedenke seiner bei seinem Eintritt beim Weine. Ich weiß dies nur vom Abend, woher dies vom Tage? Es heißt: denke daran, den Šabbathtag heilig zu halten.

Welchen Segen spricht man am Tage? R. Jehuda erwiderte: »Der die Rebenfrucht erschafft«.

Als R. Aši einst in Maḥoza eingekehrt war, sprachen sie zu ihm: Möge der Meister den großen Segen sprechen. Darauf reichten sie ihm [einen Becher]. Er dachte nach, welcher der große Segen sei, und sagte sich, es sei der Segen »Der die Rebenfrucht erschafft«, da dieser allen anderen Segenssprüchen vorangeht. Da sprach er den Segen »Der die Rebenfrucht erschafft« und zog ihn in die Länge53. Als er darauf einen Greis sich bücken und trinken sah, las er über sich den Schriftvers:54 der Weise hat seine Augen im Kopfe.

Die Söhne R. Ḥijas sagten: Wer den Unterscheidungssegen am Ausgang des Šabbaths nicht gesprochen hat, spreche ihn während der ganzen Woche.

Bis wann? R. Zera erwiderte: Bis Mittwoch. So saß einst R. Zera vor R.Asi, wie manche sagen, R. Asi vor R. Joḥanan, und trug vor: Hinsichtlich der Scheidebriefe gelten Sonntag, Montag und Dienstag als nach Šabbath, Mittwoch, Donnerstag und Freitag als vor55 Šabbath. R. Ja͑qob b. Idi sagte: [Man spreche] dann aber nicht [den Segen] über das Licht.

R.Beruna sagte im Namen Rabhs: Wer die Hände gewaschen hat,

Blatt 106b

spreche nicht den Weihsegen56. Ebenso sagte R. Ada b. Ahaba: Wer die Hände gewaschen hat, spreche nicht den Weihsegen. R. Jiçḥaq, Sohn des Šemuél b. Martha, sprach zu ihnen: Noch ist die Seele Rabhs nicht zur Ruhe eingekehrt, und schon sind seine Lehren in Vergessenheit geraten.

Sehr oft stand ich vor Rabh [und beobachtete], dass, wenn ihm das Brot lieber war, er den Weihsegen über das Brot57, und wenn ihm der Wein lieber war, er den Weihsegen über den Wein sprach.

R. Hona sagte im Namen Rabhs: Wer etwas gekostet hat, spreche nicht mehr den Weihsegen. R. Ḥana b. Ḥenana fragte R. Hona: Darf man, wenn man etwas gekostet hat, den Unterscheidungssegen sprechen? Dieser erwiderte: Ich sage, wer etwas gekostet hat, dürfe den Unterscheidungssegen sprechen, R. Asi aber sagt, wer etwas gekostet hat, dürfe den Unterscheidungssegen nicht sprechen.

Einst kehrte R. Jirmeja b. Abba bei R.Asi ein, und nachdem er vergessentlich etwas gegessen hatte, reichte man ihm einen Becher, und er sprach den Unterscheidungssegen. Da sprach die Frau [R. Asis] zu ihm:

Der Meister pflegt nicht so zu verfahren. Dieser erwiderte: Laß ihn, er ist der Ansicht seines Lehrers.

R. Joseph sagte im Namen Šemuéls: Wer etwas gekostet hat, darf den Weihsegen nicht sprechen, wer etwas gekostet hat, darf den Unterscheidungssegen nicht sprechen. Rabba sagte im Namen R. Naḥmans im Namen Šemuéls: Wer etwas gekostet hat, darf den Weihsegen sprechen, wer etwas gekostet hat, darf den Unterscheidungssegen sprechen. Raba sagte: Die Halakha ist: wer etwas gekostet hat, darf den Weihsegen sprechen, wer etwas gekostet hat, darf den Unterscheidungssegen sprechen. Wer den Weihsegen am Vorabend nicht gesprochen hat, spreche ihn während des ganzen Tages bis zum Šabbathausgang; wer den Unterscheidungssegen am Šabbathausgang nicht gesprochen hat, spreche ihn während der ganzen Woche. Amemar trug die Lehre Rabas in folgender Fassung vor: Raba sagte: Die Halakha ist: wer etwas gekostet hat, darf den Weihsegen sprechen, wer etwas gekostet hat, darf den Unterscheidungssegen sprechen. Wer den Weihsegen am Vorabend nicht gesprochen hat, spreche ihn während des ganzen Tages, wer den Unterscheidungssegen am Sabbathausgang nicht gesprochen hat, spreche ihn während des ganzen Tages.

Mar Januqa und Mar Qašiša58, die Söhne R. Ḥisdas, erzählten R. Aši: Einst kehrte Rabin in unserer Ortschaft ein, und da wir keinen Wein hatten, brachten wir ihm Met; er aber sprach darüber nicht den Unterscheidungssegen und übernachtete nüchtern. Am folgenden Tage bemühten wir uns und besorgten ihm Wein; da sprach er den Unterscheidungssegen und aß etwas. Ein Jahr darauf kehrte er abermals in unserer Ortschaft ein, und da wir keinen Wein hatten, besorgten wir ihm Met. Da sprach er: Demnach ist dies Landestrunk. Hierauf sprach er darüber den Unterscheidungssegen und aß etwas. Hieraus ist dreierlei zu entnehmen: es ist zu entnehmen, dass, obgleich man den Unterscheidungssegen im Gebete gesprochen hat, man ihn auch über den Becher sprechen müsse; es ist zu entnehmen, dass man nichts essen dürfe, bevor man den Unterscheidungssegen gesprochen hat; und es ist zu entnehmen, dass, wenn man den Unterscheidungssegen am Šabbathausgang nicht gesprochen hat, man ihn während der ganzen Woche spreche.

R. Hona fragte R. Ḥisda: Darf man den Weihsegen über Met sprechen? Dieser erwiderte: Ich fragte Rabh, Rabh den R. Ḥija, R. Ḥija den Rabbi inbetreff des Gerstentrankes, des Feigentrankes und des Maulbeertrankes, und dieser entschied es nicht, um wieviel weniger über Met59. Er glaubte hieraus zu entnehmen, dass man darüber nur den Weihsegen nicht sprechen dürfe, wohl aber den Unterscheidungssegen, da sprach R.Ḥisda: Folgendes sagte Rabh: wie man darüber den Weihsegen nicht sprechen darf, ebenso darf man darüber den Unterscheidungssegen nicht sprechen. Ebenso wird gelehrt: R. Taḥlipha b. Abimi sagte im Namen Semuéls: Wie man darüber den Weihsegen nicht sprechen darf, ebenso darf man darüber den Unterscheidungssegen nicht sprechen.

Levi sandte an Rabbi Met aus dreizehn Mischungen60, der sehr schmackhaft war. Da sprach er: Ein solcher ist wert, dass man darüber den Weihsegen und alle Lieder und Lobpreisungen der Welt spreche. Als er aber nachts davon Leibschmerzen bekam, sprach er: Er straft, aber er befriedigt auch61.

R. Joseph sagte: Ich will öffentlich geloben, keinen Met zu trinken. Raba sagte: Lieber trinke ich Flachsspülicht, nur keinen Met. Ferner sagte Raba: Wer über Met den Weihsegen spricht, dessen Getränk soll Met sein. R. Hona bemerkte, wie Rabh den Weihsegen über Met sprach, da sprach er zu ihm: Abba hat wohl begonnen, sein Gewerbe62 mit Met zu betreiben.

Die Rabbanan lehrten: Man spreche den Weihsegen nur über Wein, und man spreche den Segen nur über Wein.

Spricht man etwa auch über Met und Wasser nicht den Segen »Alles entsteht durch sein Wort«!?

Abajjee erwiderte: Er meint es wie folgt: man spreche (Gib her den Becher für) den Tischsegen, nur über Wein.

Die Rabbanan lehrten: Man spreche den Weihsegen nicht über Met; im Namen des R. Elea͑zar b. R. Šimo͑n sagten sie, man spreche ihn wohl. Zum Kosten63 genügt irgend wieviel. R. Jose b. R. Jehuda sagt, ein Mundvoll. R. Hona sagte im Namen Rabhs, und ebenso lehrte R. Gidel aus Nereš: Wer den Weihsegen spricht und einen Mundvoll kostet, genügt seiner Pflicht, sonst aber nicht. R. Naḥman b. Jiçḥaq sagte: Ich lehrte es, aber weder [im Namen] des Gidel b. Menasja, noch des Gidel b. Minjomi, sondern schlechthin Gidel.

Was kommt darauf an!?

Wenn er sich etwa in einem Widerspruche befinden sollte.

KURZ VOR DEM MINCHAH. Sie fragten: Haben wir es vom großen Minchah gelernt, oder haben wir es vom kleinen64 Minchah gelernt? Haben wir es vom großen Minchah gelernt, wegen des Pesaḥopfers, weil man [die Mahlzeit] ausdehnen und die Herrichtung des

Blatt 107b

Pesaḥopfers unterlassen könnte, oder haben wir es vom kleinen Minchah gelernt, wegen des Ungesäuerten, weil man es übersättigt65 essen würde? Rabina erwiderte: Komm und höre: Selbst König Agrippa, der in der neunten Stunde zu speisen pflegte, durfte an diesem Tage vor Dunkelheit nicht essen. Erklärlich ist die Großtat Agrippas, wenn du sagst, wir haben es vom kleinen Minchah66 gelernt, worin aber liegt die Großtat Agrippas, wenn du sagst, wir haben es vom großen Minchah gelernt, das Verbot [des Essens] war ja bereits eingetreten!?

Worin bestand die Großtat Agrippas, auch wenn du vom kleinen Minchah sagst, die Zeit des Verbotes reichte ja bereits heran!?

Man könnte glauben, die neunte Stunde sei für Agrippa, was die vierte für uns, so lehrt er uns.

R. Jose sagte: Jedoch darf man Leckereien eintauchen und essen. R. Jiçḥaq pflegte Grünkraut einzutauchen. Ebenso wird gelehrt: Der Tischdiener darf vom Geschlinge67 eintauchen und den Gästen vorsetzen. Und obgleich es dafür68 keinen direkten Beweis gibt, so gibt es eine Andeutung, denn es heißt:69 brecht euch einen Neubruch und säet nicht in Dornen hinein.

Raba pflegte am ganzen Vorabend des Pesaḥfestes Wein zu trinken, damit er Appetit bekomme und abends den Geschmack des Ungesäuerten empfinde. Raba sagte: Woher entnehme ich es, dass der Wein Appetit mache?

Blatt 108a

Wir haben gelernt: Zwischen diesen70 Bechern darf man, wenn man will, [noch außerdem] trinken, nicht aber zwischen dem dritten und dem vierten. Wieso dürfte man trinken, wenn du sagen wolltest, [der Wein] sättige, man ißt ja dann das Ungesäuerte übersättigt? Vielmehr ist hieraus zu entnehmen, [der Wein] mache Appetit. R. Sešeth pflegte den ganzen Vorabend des Pesaḥfestes im Fasten zu verbringen. Demnach ist R.Šešeth der Ansicht, unsere Mišna spreche vom großen Minchah, wegen des Pesaḥopfers, weil man [die Mahlzeit] ausdehnen und die Herrichtung des Pesaḥopfers unterlassen könnte, und er hält es mit dem, was R.Oša͑ja im Namen R. Elea͑zars gesagt hat, nach Ben Bethera sei das am Morgen des vierzehnten [Nisan] auf seinen Namen geschlachtete Pesaḥopfer tauglich, weil die Zeit des Pesaḥopfers morgens beginnt und der ganze Tag dafür bestimmt ist, denn er ist der Ansicht,71 zwischen den Abenden heiße: zwischen dem vorangehenden und kommenden Abend.

Nein, anders R. Šešeth, der verweichlicht war; wenn er morgens gegessen hätte, würde er abends keinen Appetit zum Essen gehabt haben.

SELBST DER ÄRMSTE IN JISRAÉL etc. Es wurde gelehrt: Das Ungesäuerte benötigt des Anlehnens, das Bitterkraut benötigt nicht des Anlehnens; vom Weine wurde im Namen R. Naḥmans gelehrt, er benötige des Anlehnens, und [dagegen] wurde im Namen R. Naḥmans gelehrt, er benötige des Anlehnens nicht. Sie streiten aber nicht, denn eines gilt von den ersten zwei Bechern und eines gilt von den letzten zwei Bechern. Manche erklären es auf die eine Weise, und manche erklären es auf die andere Weise. Manche erklären es auf die eine Weise, dass nämlich die ersten zwei Becher des Anlehnens benötigen, weil bei diesen die Freiheit72 beginnt, die letzten zwei aber benötigen nicht des Anlehnens, weil diese schon vorüber ist. Manche erklären es auf die andere Weise, dass nämlich im Gegenteil die letzten zwei Becher des Anlehnens benötigen, weil bei diesen die Freiheit schon begonnen hat, die ersten zwei aber benötigen nicht des Anlehnens, weil man bei diesen noch [den Abschnitt] »Sklaven waren wir«73 liest. Da nun so gelehrt wird und anders gelehrt wird, so benötigen diese und jene des Anlehnens. Das Liegen auf dem Rücken heißt nicht angelehnt; das Anlehnen nach rechts heißt nicht angelehnt, außerdem ist dies gefährlich, da [die Speisen] eher in die Luftröhre als in die Speiseröhre gelangen könnten. Eine Frau bei ihrem Manne benötigt nicht des Anlehnens; ist sie eine vornehme Frau, so benötigt sie des Anlehnens. Ein Sohn bei seinem Vater benötigt des Anlehnens.

Sie fragten: Wie verhält es sich mit einem Schüler bei seinem Lehrer?

Komm und höre: Abajje erzählte: Als wir beim Meister weilten, lehnten wir uns jeder auf die Kniee des anderen an; als wir aber zu R. Joseph kamen, sprach er zu uns: Ihr habt dies nicht nötig; die Ehrfurcht vor deinem Lehrer gleicht der Ehrfurcht vor dem Himmel. Man wandte ein: Man muß sich in jeder Gesellschaft anlehnen, auch ein Schüler in Gesellschaft seines Lehrers!?

Diese Lehre gilt vom Lehrling eines Handwerkers. Sie fragten: Wie verhält es sich mit einem Tischdiener?

Komm und höre: R. Jehošua͑ b. Levi sagte: Wenn der Tischdiener ein olivengroßes Stück Ungesäuertes gegessen hat, so hat er, falls er sich angelehnt hat, seiner Pflicht genügt. Nur wenn er sich angelehnt hat, sonst aber nicht. Schließe hieraus, dass er des Anlehnens benötigt. Schließe hieraus. Ferner sagte R. Jehošua͑ b. Levi: Auch Frauen sind zu den vier Bechern verpflichtet,

Blatt 108b

denn auch sie waren bei diesem Wunder beteiligt.

R. Jehuda sagte im Namen Šemuéls: Diese vier Becher müssen die Mischung für einen schönen74 Becher haben. Hat man sie unverdünnt getrunken, so hat man seiner Pflicht genügt; hat man sie mit einem Male75 getrunken, so hat man seiner Pflicht genügt; hat man davon seinen Kindern und Familienangehörigen zu trinken gegeben, so hat man seiner Pflicht genügt. «Hat man sie unverdünnt getrunken, so hat man seiner Pflicht genügt.» Raba sagte: Wohl hat man der Pflicht des Wein[trinkens] genügt, nicht aber hat man der Pflicht der Freiheit76 genügt. «Hat man sie mit einem Male getrunken.» (Rabh sagte:) Wohl hat man der Pflicht des Wein[trinkens] genügt, nicht aber hat man der Pflicht genügt, vier Becher zu trinken. «Hat man davon seinen Kindern und Familienangehörigen zu trinken gegeben, so hat man seiner Pflicht genügt.» R. Naḥman b. Jiçḥaq sagte: Jedoch nur dann, wenn man selber den grösseren Teil des Bechers getrunken hat. Man wandte ein: Diese vier Becher müssen je ein Viertellog enthalten, ob unverdünnt oder verdünnt, ob neuen oder alten. R. Jehuda sagt, er müsse Geschmack und Aussehen des Weines haben. Hier lehrt er also, sie müssen je ein Viertellog enthalten, und du sagst, einen schönen Becher!?

Ich will dir sagen: beide Maße sind identisch; unter »schönem Becher« ist zu verstehen, jeder müsse so viel enthalten, zusammen ein Viertellog. «R. Jehuda sagt, er müsse Geschmack und Aussehen [des Weines] haben.» Raba sagte: Folgendes ist der Grund R. Jehudas, es heißt:77 sieh nicht nach dem Weine, wenn er rötlich schillert.

Die Rabbanan lehrten: Alle sind zu diesen vier Bechern verpflichtet, Männer, Frauen und Kinder. R. Jehuda sprach: Welchen Genuß haben Kinder vom Weine? Vielmehr verteile man an sie am Vorabend des Pesaḥfestes Rostähren und Nüsse, damit sie nicht einschlafen, und [nach dem Grunde] fragen.

Blatt 109a

Man erzählt von R. A͑qiba, dass er am Vorabend des Pesaḥfestes an die Kinder Rostähren und Nüsse zu verteilen pflegte, damit sie nicht einschliefen, und [nach dem Grunde] fragten. Es wird gelehrt: R. Elie͑zer sagte: Man hasche am Pesaḥabend nach dem Gesäuerten, damit die Kinder nicht einschlafen. Es wird gelehrt: Man erzählt von R. A͑qiba, dass er lebtags nie gesagt habe, es sei Zeit, das Lehrhaus zu verlassen, ausgenommen an den Vorabenden des Pesaḥfestes und des Versöhnungstages; am Vorabend des Pesaḥfestes wegen der Kinder, damit sie nicht einschlafen, und am Vorabend des Versöhnungstages, um die Kinder zum Essen zu ermahnen.

Die Rabbanan lehrten: Es ist Pflicht, seine Kinder und Familienangehörigen am Feste zu erfreuen, denn es heißt:78 du sollst an deinem Feste fröhlich sein etc.. Womit erfreue man sie? Mit Wein. R. Jehuda sagt: Männer mit dem, was für sie geeignet ist, und Frauen mit dem, was für sie geeignet ist.

Männer mit dem, was für sie geeignet ist, mit Wein; womit Frauen? R. Joseph lehrte: In Babylonien mit bunten Gewändern, im Jisraélland mit gebleichten Linnengewändern.

Es wird gelehrt: R. Jehuda b. Bethera sagte: Zur Zeit, da der Tempel bestanden hatte, gab es keine Festfreude ohne Fleisch, wie es heißt:79 du sollst Heilsopfer schlachten und dort essen; du sollst vor dem Herrn, deinem Gott, fröhlich sein; jetzt aber, wo der Tempel nicht mehr besteht, gibt es keine Festfreude ohne Wein, denn es heißt:80 der Wein erfreut das Herz des Menschen. R. Jiçḥaq sagte: In Sepphoris gab es ein Maß81 für Salztunke, das dem Log im Tempel ähnlich war, und mit diesem bestimmte man das Viertellog für das Pesaḥfest. R. Joḥanan sagte:

In Tiberias gab es ein altes Achtel[kab], das um ein Viertel größer war als das jetzige, und mit diesem bestimmte man das Viertellog für das Pesaḥfest.

R.Ḥisda sagte: Das Viertellog der Tora hat [einen Umfang von] zwei zu zwei, bei einer Höhe von zweieinhalb und einem Fünftel Fingerbreiten. So wird auch gelehrt:82 er bade seinen Leib im Wasser, nichts darf zwischen seinem Leibe und dem Wasser trennen; im Wasser, in einem Tauchbade;83 den ganzen Leib im Wasser, es muß den ganzen Leib umgeben. Wieviel ist dies? Eine Elle zu einer Elle in einer Höhe von drei Ellen.

Blatt 109b

Danach setzten die Weisen fest, dass das Tauchbad vierzig Sea͑ Wasser84 haben müsse. R. Aši sagte: Rabin b. Ḥenana sagte mir, der Tisch im Tempel sei aus [auseinanderzunehmenden] Teilen zusammengesetzt gewesen, denn wie könnte man, wollte man sagen, fest zusammengebaut, einen eine Elle großen [Gegenstand] in einem eine Elle großen [Bassin] untertauchen!?

Was ist dies für ein Einwand, vielleicht pflegte man ihn im von Šelomo gefertigten Meere85 unterzutauchen, denn R. Ḥija lehrte, das von Šelomo gefertigte Meer faßte hundertundfünfzig Reinheitsbäder.

AUCH REICHE MAN IHM NICHT WENIGER ALS VIER. Wieso haben die Rabbanan etwas angeordnet, wodurch man in eine Gefahr geraten kann!?

Es wird nämlich gelehrt: Man darf nicht zwei86 essen, man darf nicht zwei trinken, man darf nicht zweimal sich reinigen, und man darf nicht zweimal seine Bedürfnisse verrichten87!? R. Naḥman erwiderte: Die Schrift sagt:88 eine Bewachungsnacht, eine Nacht, die seit jeher vor Gespenstern bewacht ist. Raba erwiderte: Der Becher, über den der Tischsegen89 gesprochen wird, zählt zum Guten mit und nicht zum Bösen. Rabina erwiderte: Die Rabbanan haben als Zeichen der Freiheit vier Becher angeordnet, von denen jeder ein Gebot für sich ist.

Blatt 110a

Weshalb seine Bedürfnisse nicht zweimal, man hat sich ja erst später dazu entschlossen90!? Abajje erwiderte: Er meint es wie folgt: Man darf nicht je zwei essen, zwei trinken und darauf seine Bedürfnisse verrichten, auch nicht einmal, da man schwach werden und Unglück haben91 kann.

Die Rabbanan lehrten: Wer paarig trinkt, dem kommt sein Blut über sein eigenes Haupt. R. Jehuda sagte: Nur dann, wenn er [inzwischen] die Straße nicht angeschaut hat, wenn er aber die Straße angeschaut hat, darf er es. R. Aši erzählte: Ich sah, wie R. Ḥananja b. Bebaj bei jedem Becher hinausging und auf die Straße schaute. Auch gilt dies nur von dem Falle, wenn er sich auf den Weg begibt, nicht aber, wenn er zuhause bleibt. R. Zera sagte: Geht man schlafen, so ist es ebenso, als begebe man sich auf den Weg. R. Papa sagte: Geht man auf den Abort, so ist es ebenso, als begebe man sich auf den Weg.

Etwa nicht, wenn man zuhause bleibt, Raba zählte ja die Balken92, und wenn Abajje einen Becher trank, hielt ihm seine Mutter zwei Becher in beiden Händen, und wenn R. Naḥman b. Jiçḥaq zwei Becher trank, hielt ihm sein Diener einen Becher, und wenn er einen Becher trank, hielt ihm dieser zwei Becher in beiden Händen!?

Anders ist es bei einem bedeutenden Manne93.

U͑la sagte: Bei zehn Bechern ist [die Gefahr der] Paare nicht zu befürchten. U͑la vertritt hierbei seine Ansicht. U͑la sagte nämlich, und wie manche sagen, wurde es in einer Barajtha gelehrt, dass die Weisen angeordnet haben, im Hause des Leidtragenden zehn Becher zu trinken; wieso würden die Rabbanan, wenn du sagen wolltest, bei zehn Bechern sei [die Gefahr der] Paare zu befürchten, etwas angeordnet haben, wodurch man in Gefahr geraten kann!? Bei acht aber ist [die Gefahr der] Paare zu befürchten. R. Ḥisda und Rabba b. R. Hona sagten beide: »Friede94 zählt zum Guten mit und nicht zum Bösen.« Bei sechs ist [die Gefahr der] Paare wohl zu befürchten. Rabba und R. Joseph sagten beide: »Gnadenverleihung95 zählt zum Guten mit und nicht zum Bösen. Bei vier ist [die Gefahr der] Paare zu befürchten. Abajje und Raba sagten beide: »Bewachung«96 zählt zum Guten mit und nicht zum Bösen. Raba vertritt hierbei seine Ansicht, denn Raba pflegte die Jünger auch [beim Trinken] von vier Bechern zu entlassen. Und obgleich Raba b. Levaj einst zu Schaden kam, beachtete er dies nicht, denn er sagte, dies geschah deswegen, weil er ihn beim Vortrage zu widerlegen pflegte.

R. Joseph sagte: Der Dämon Joseph sagte mir, Ašmodaj97, der König der Dämonen, sei über die Paare gesetzt, und ein König ist kein Übeltäter98. Manche erklären es entgegengesetzt: Ein König macht, was er will; ein König reißt Zäune nieder, ohne dass jemand es ihm wehrt. R. Papa sagte: Der Dämon Joseph sagte mir: Bei zwei töten wir; bei vier töten wir nicht, sondern bringen nur zu Schaden. Bei zwei, ob fahrlässig oder absichtlich; bei vier, nur wenn absichtlich, jedoch nicht, wenn fahrlässig.

Was tue man, wenn man vergessen hat und hinausgegangen ist? Man nehme den Daumen der rechten Hand in die linke und den Daumen der linken Hand in die rechte und spreche wie folgt: Ihr und ich sind drei. Wenn man aber sagen hört: ihr und ich sind vier, so spreche man zu ihm: Ihr und ich sind fünf. Wenn man aber sagen hört: ihr und ich sind sechs, so spreche man zu ihm: Ihr und ich sind sieben. Einst ereignete sich ein solcher Fall bis hundertundeins, und der Dämon barst.

Amemar sagte: Die Oberin der Zauberfrauen sagte mir: Wenn man Zauberfrauen begegnet, so spreche man wie folgt: Heißer Kot in durchlöcherten Körben euerem Munde, ihr zauberischen Weiber! Euere99 Glatze möge noch kahler werden und euere Brotkrumen fortgeweht; verfliegen mögen eure Gewürze, und der Wind trage den frischen Safran fort,

Blatt 110b

den ihr haltet, ihr zauberischen Weiber! Solange man mir gnädig und ich vorsichtig war, kam ich nicht in euere Mitte; jetzt bin ich in euere Mitte gekommen, und man ist mir nicht hold, doch bin ich vorsichtig. Im Westen achten sie nicht auf [die Gefahr der] Paare. R. Dimi aus Nehardea͑ achtete sogar auf die Zeichenkerbe des Fasses. Einst ereignete es sich, dass ihm ein Faß platzte. Die Sache verhält sich so: wer darauf achtet, auf den achten sie100, wer darauf nicht achtet, auf den achten sie nicht; jedoch ist es angebracht, darauf Rücksicht zu nehmen. Als R. Dimi kam, sagte er: Moše wurde es101 am Sinaj von zwei Eiern, zwei Nüssen, zwei Gurken und noch etwas überliefert, und da es den Weisen unbekannt war, was dieses »noch etwas« sei, so haben sie bei allen Paaren mit Rücksicht auf dieses »noch etwas« Verbot angeordnet.

Das, was wir sagen: bei zehn, acht, sechs oder vier sei [die Gefahr der] Paare nicht zu befürchten, bezieht sich nur auf die Dämonengefahr, Zauberei aber ist auch bei einer großen Zahl zu befürchten. So geschah es einst, dass jemand sich von seiner Frau scheiden ließ und diese einen Krämer heiratete. Jeden Tag versuchte sie, wenn jener Wein trinken ging, ihn zu verhexen, jedoch gelang es ihr nicht, weil er hinsichtlich der Paare vorsichtig war. Eines Tages trank er viel und wußte nicht wieviel; bis zum sechzehnten [Becher] war er noch bei klarem Sinne und war vorsichtig, von diesem ab war er nicht mehr bei klarem Sinne und war nicht vorsichtig, und sie ließ ihn bei einer paarigen Zahl fortgehen. Als er ging, begegnete ihm ein Araber und sprach zu ihm: Hier geht ein toter Mann! Da klammerte er sich an eine Palme, worauf die Palme verdorrte und er barst.

R. Awira sagte: Bei Schüsseln und Broten ist [die Gefahr der] Paare nicht zu befürchten. Die Regel hierbei ist: bei dem, was durch Menschenhände fertig wird, sind Paare nicht zu befürchten, bei dem, was durch den Himmel102 fertig wird, sind Paare (bei Speisen) zu befürchten. In einer Schänke103 sind Paare nicht zu befürchten. Überlegt man104 sich, so sind Paare nicht zu befürchten. Ein Gast105 braucht Paare nicht zu befürchten. Eine Frau braucht Paare nicht zu befürchten; eine vornehme Frau hat sie jedoch zu befürchten.

R. Ḥenana, Sohn des R. Jehošua͑, sagte: Der Spargeltrank wird nur zum Guten mitgezählt und nicht zum Bösen. Rabina sagte im Namen Rabas:

Bei den Paaren verfahre man erschwerend, und wie manche sagen, erleichternd106.

R. Joseph sagte: Zwei [Becher] Wein und ein [Becher] Met zählen nicht zusammen; zwei [Becher] Met und ein [Becher] Wein zählen zusammen. Als Merkzeichen [diene dir folgende Lehre]: Die Regel hierbei ist: ergänzt man107 vom Strengeren108, so ist es verunreinigungsfähig, wenn vom Leichteren, so ist es rein.

R. Naḥman sagte im Namen Rabhs: [Trinkt man] zwei vor Tisch und einen bei Tisch, so werden sie zusammengezählt, wenn aber einen vor Tisch und zwei bei Tisch, so werden sie nicht zusammengezählt. R. Mešaršeja wandte ein: Brauchen wir denn ein Mittel für den Tisch, wir brauchen ja ein Mittel für die Person, und diese hat es ja!? Vielmehr, sagte R.Mešaršeja, stimmen alle darin überein, dass zwei bei Tisch und einer nach Tisch nicht zusammengezählt werden, wegen jenes Ereignisses mit Rabba b. Naḥmani109.

R. Jehuda sagte im Namen Šemuéls: Alle Mischungen werden mitgezählt, ausgenommen Wasser. R. Joḥanan sagt, auch Wasser.

Blatt 111a

R. Papa sagte: Dies nur, wenn kaltes mit warmem oder warmes mit kaltem, nicht aber, wenn warmes mit warmem oder kaltes mit kaltem.

Reš Laqiš sagte: Wer folgende vier Dinge tut, dem kommt sein Blut über sein eigenes Haupt, und er verwirkt sein Leben, und zwar: wenn man seine Notdurft zwischen einer Palme und einer Wand verrichtet, wenn man zwischen zwei Palmen durchgeht, wenn man geborgtes Wasser trinkt, und wenn man über ausgeschüttetes Wasser geht, selbst wenn seine Frau es in seiner Gegenwart ausgeschüttet hat. Beim Verrichten der Notdurft zwischen einer Palme und einer Wand gilt dies nur von dem Falle, wenn dazwischen keine vier Ellen vorhanden sind, wenn aber dazwischen vier Ellen vorhanden sind, so ist nichts dabei. Und auch wenn dazwischen keine vier Ellen vorhanden sind, gilt dies nur von dem Falle, wenn kein anderer Weg vorhanden ist, wenn aber ein anderer Weg vorhanden ist, so ist nichts dabei. Beim Durchgehen zwischen zwei Palmen gilt dies nur von dem Falle, wenn sie durch einen öffentlichen Weg nicht getrennt sind, wenn sie aber durch einen öffentlichen Weg getrennt sind, so ist nichts dabei. Beim Trinken von geborgtem Wasser gilt dies nur von dem Falle, wenn ein Kind es geborgt hat, wenn aber ein Erwachsener, so ist nichts dabei. Und auch wenn ein Kind es geborgt hat, gilt dies nur auf dem Felde, wo es daran mangelt, in der Stadt aber, wo genügend vorhanden110 ist, ist nichts dabei. Und auch auf dem Felde gilt dies nur vom Wasser, bei Wein und Met ist nichts dabei. Beim Gehen über ausgeschüttetes Wasser gilt dies nur von dem Falle, wenn man darauf nicht Erde gestreut oder darauf nicht gespuckt hat, wenn man aber darauf Erde gestreut oder darauf gespuckt hat, so ist nichts dabei. Auch gilt dies nur von dem Falle, wenn die Sonne nicht über dieses vorüber ist und man darüber keine sechzig Schritte gegangen ist, wenn aber die Sonne über dieses vorüber ist oder man darüber sechzig Schritte gegangen ist, so ist nichts dabei. Auch gilt dies nur von dem Falle, wenn man weder auf einem Esel reitet noch Schuhe anhat, wenn man aber auf einem Esel reitet oder Schuhe anhat, so ist nichts dabei. Dies jedoch nur dann, wenn Zauberei nicht zu fürchten ist, wenn aber Zauberei zu fürchten ist, befürchte man, auch wenn all diese Einschränkungen vorhanden sind. Einst ritt ein Mann auf einem Esel und hatte Schuhe an, dennoch schrumpften die Schuhe ein, und die Füße verdorrten ihm.

Die Rabbanan lehrten: Drei lasse man nicht durch die Mitte [zweier Personen] gehen, auch gehe man nicht durch ihre Mitte, und zwar: den Hund, die Palme und das Weib; manche sagen, auch das Schwein; manche sagen, auch die Schlange. Was mache man, wenn sie durch die Mitte gegangen sind? R. Papa erwiderte: Man beginne111 mit »Gott« und schließe mit »Gott«, oder beginne mit »nicht« und schließe mit »nicht112. Wenn ein menstruierendes Weib zwischen zwei Personen durchgeht, so kann sie, wenn es am Beginn ihrer Menstruation ist, einen von ihnen töten, und wenn es am Ende ihrer Menstruation ist, Streit zwischen sie bringen.

Welches Mittel gibt es dagegen? Man beginne mit »Gott« und schließe mit »Gott«.

Wenn zwei Weiber an einem Scheidewege sitzen, eine auf der einen Seite und eine auf der anderen Seite, und das Gesicht einander zuwenden, so befassen sie sich zweifellos mit Zauberei. Welches Mittel gibt es dagegen? Gibt es einen anderen Weg, so gehe man diesen, gibt es keinen anderen Weg, und ist noch jemand anwesend, so müssen sie einander bei der Hand fassen und vorübergehen, und ist weiter niemand anwesend, so spreche man wie folgt: Agrath, A͑zlath, Usja und Belusja113 sind durch Pfeile getötet.

Wenn jemand einer Frau begegnet, die eben aus dem Tauchbade114 kommt, so wird, wenn er den Beischlaf zuerst ausübt, er von der Satyriasis befallen, wenn sie den Beischlaf zuerst ausübt, sie von der Satyriasis befallen. Welches Mittel gibt es dagegen? Man spreche folgenden [Schriftvers]:115 Er gießt Verachtung über Edle aus und läßt sie irren in unwegsamer Öde.

R.Jiçḥaq sagte: Es heißt:116 auch wenn ich in dunklem Tale gehe, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir; dies ist auf den zu beziehen, der unter dem Schatten einer einzelnen Palme117 und unter dem Schatten des Mondes schläft. Beim Schatten einer einzelnen Palme gilt dies nur von dem Falle, wenn der Schatten einer anderen nicht auf diese fällt, wenn aber der Schatten einer anderen auf diese fällt, so ist nichts dabei.

Von welchem Falle spricht die Lehre, dass, wenn jemand in einem Hofe unter einer einzelnen Palme oder unter dem Schatten des Mondes schläft, sein Blut über sein eigenes Haupt komme: wollte man sagen, wenn der Schatten einer anderen nicht auf diese fällt, so gilt dies ja auch auf dem Felde; doch wohl im Hofe, auch wenn der Schatten einer anderen auf diese fällt. Schließe hieraus.

Beim Schatten des Mondes gilt dies nur von dem Falle, wenn er nach Westen fällt, wenn aber nach Osten, so ist nichts dabei.

Blatt 111b

Wer seine Notdurft auf den Stumpf einer Palme verrichtet, bekommt Hämorrhoiden118 Wer seinen Kopf auf den Stumpf einer Palme stützt, bekommt Migräne119 Wer über eine Palme schreitet, wird, wenn diese abgehauen wird, getötet, und wenn diese entwurzelt wird, sterben. Dies nur in dem Falle, wenn man den Fuß auf diese nicht gesetzt hat, wenn man aber den Fuß auf diese gesetzt hat, so ist nichts dabei.

Fünf [gefahrbringende] Schatten sind es: der Schatten einer einzelnen Palme, der Schatten der Artischoke, der Schatten des Kapernstrauches, der Schatten des Sperberbaumes, wie manche sagen, auch der Schatten eines Schiffes und der Schatten120 der Bachweide. Die Regel hierbei ist: je stärker das Gezweige, desto gefährlicher der Schatten, und je härter das Holz, desto gefährlicher der Schatten, ausgenommen der Brustbeerbaum, denn eine Dämonin sagte einst zu ihrem Sohne: Halte dich fern vom Brustbeerbaume, er tötete deinen Vater. Und er tötete auch ihn. R. Aši sagte: Ich beobachtete, dass R. Kahana sich von jedem Schatten fern zu halten pflegte.

Die [Gespenster], die sich beim Kapernstrauche aufhalten, heißen Geister, die sich beim Sperberbaume aufhalten, heißen Dämonen, und die sich auf den Dächern aufhalten, heißen Funken.

In welcher Hinsicht ist dies von Bedeutung?

Beim [Schreiben eines] Amulettes.

Die sich beim Kapernstrauche aufhalten, sind augenlose Wesen.

In welcher Hinsicht ist dies von Bedeutung?

Daß man fortlaufen kann.

Einst ging ein Gelehrtenjünger zwischen Kapernsträuchern, um da seine Notdurft zu verrichten, als er aber [eine Geistin] auf sich zukommen hörte, lief er fort. Als sie ihm folgen wollte, erfaßte sie eine Palme; da verdorrte die Palme, und sie barst.

«Die sich beim Sperberbaume aufhalten, heißen Dämonen.» Neben einem Sperberbaume nahe der Stadt befinden sich nicht weniger als sechzig Dämonen.

In welcher Hinsicht ist dies von Bedeutung?

Beim [Schreiben eines] Amulettes. Einst ging ein Stadtvogt an einem Sperberbaume nahe der Stadt vorüber, da fuhren in ihn sechzig Dämonen, und er geriet in Gefahr. Da kam er zu einem Gelehrtenjünger, der nicht wußte, dass neben einem Sperberbaume sechzig Dämonen sich aufhalten, und dieser schrieb ihm ein Amulett gegen einen Dämon. Da hörte er, wie sie einen Tanz aufführten und wie folgt sangen: Des Meisters Gewand wie eines Gelehrten, prüfen wir ihn, so versteht er nicht einmal den Segen zu sprechen. Hierauf kam ein Gelehrtenjünger, der wußte, dass neben einem Sperberbaume sechzig Dämonen sich aufhalten, und schrieb ein Amulett gegen sechzig Dämonen. Da hörte er sie rufen: Schafft von hier euere Geräte fort.

Vom giftigen Seuchengespenst. Es gibt zweierlei Seuchengespenster, eines vor Mittag und eines nach Mittag. Das des Vormittags heißt giftiges121 Seuchengespenst; es befindet sich in einem Kruge mit Ouarkbrei und rührt den Löffel um. Das des Nachmittags heißt am Mittag raubendes122 Seuchengespenst; es befindet sich an den Hörnern der Ziege, gleicht einer Schwinge und dreht sich wie eine Schwinge.

Einst ging Abajje einher, während R. Papa sich an seiner rechten Seite und R. Hona, Sohn des R. Jehošua͑, sich an seiner linken Seite befanden, und sah das giftige Seuchengespenst links herankommen; da nahm er R. Papa links und R. Hona, den Sohn des R. Jehošua͑, rechts. R. Papa sprach zu ihm: Weshalb sorgt der Meister nicht für mich!? Dieser erwiderte: Dir steht dein Geschick bei. Vom ersten Tamuz bis zum sechzehnten sind sie bestimmt vorhanden, von dann ab ist es zweifelhaft, ob sie vorhanden sind oder nicht. Sie befinden sich im Schatten des Epheus, der keine Elle hoch ist, und im Morgen- und Abendschatten, der keine Elle mißt, hauptsächlich aber im Schatten eines Abortes.

R. Joseph sagte: Folgende drei Dinge verursachen Erblindung des Augenlichtes: wenn man das Haar trocken kämmt, wenn man nachtriefende Tropfen trinkt, und wenn man die Schuhe anzieht, während die Füße noch naß sind.

[Den Brotkorb] hochhängen bringt Armut, wie die Leute zu sagen pflegen: Wer das Mehl hochhängt, hängt seine Nahrung hoch. Dies gilt jedoch nur vom Brote, bei Fleisch und Fischen aber ist nichts dabei, denn dies ist gebräuchlich. Kleie im Hause bringt Armut. Brotkrumen im Hause bringen Armut; in den Nächten des Šabbaths und des Mittwochs ruhen darauf die Dämonen. Der Genius der Nahrung heißt Reinlichkeit, der Genius der Armut heißt Schmutz. Ein Teller auf der Mündung des Kruges bringt Armut.

Wer Wasser aus einem Teller trinkt, bekommt den Star. Wer Kresse ißt und die Hände nicht wäscht, fürchtet dreißig Tage.

Blatt 112a

Wer sich zur Ader läßt und die Hände nicht wäscht, fürchtet sieben Tage. Wer sich das Haar schneidet und die Hände nicht wäscht, fürchtet drei Tage. Wer sich die Nägel schneidet und die Hände nicht wäscht, fürchtet einen Tag, ohne zu wissen, weshalb er sich fürchtet. Die Hand auf dem Munde ist eine Leiter zur Ängstigung. Die Hand auf der Stirn ist eine Leiter zum Schlafe. Es wird gelehrt: Auf Speisen und Getränken, die sich unter dem Bette befinden, selbst in einem eisernen Gefäße eingeschlossen, ruht ein böser Geist.

Die Rabbanan lehrten: In den Nächten des Mittwochs und Šabbaths darf man kein Wasser trinken, wegen der Gefahr; hat man getrunken, so kommt sein Blut über sein eigenes Haupt.

Wegen welcher Gefahr?

Eines bösen Geistes.

Was mache man, wenn man Durst hat?

Man spreche die sieben »Stimmen123, die David über das Wasser gesprochen hat, und trinke nachher. Denn es heißt:124 Die Stimme des Herrn [erschallt] über dem Wasser; der Gott der Herrlichkeit donnert über großen Wassern. Die Stimme des Herrn [erschallt] mit Macht, die Stimme des Herrn [erschallt] mit Majestät. Die Stimme des Herrn zerschmettert Zedern, der Herr zerschmettert die Zedern des Lebanon. Die Stimme des Herrn spaltet Feuerflammen. Die Stimme des Herrn macht die Wüste erzittern, der Herr macht erzittern die Wüste Qadeš. Die Stimme des Herrn macht Hirschkühe kreißen und schält die Wälder ab; und in seinem Palaste ruft alles: Herrlichkeit. Wenn nicht dies, so spreche man wie folgt: Lul, Šaphan, Anigron und Anirdaphon125, ich sitze zwischen den Sternen, ich wandle zwischen Mageren und Fetten. Wenn nicht dies, so wecke man jemand, falls jemand anwesend ist, und spreche zu ihm: N., Sohn der N, ich habe Durst. Alsdann trinke man. Wenn nicht dies, klappere man mit dem Deckel auf die Mündung des Kruges und trinke dann. Wenn nicht dies, werfe man etwas hinein und trinke dann.

Die Rabbanan lehrten: Man darf nachts kein Wasser aus Flüssen und Teichen trinken; hat man getrunken, so kommt sein Blut über sein eigenes Haupt, wegen der Gefahr.

Wegen welcher Gefahr?

Wegen der Gefahr der Blendung.

Was mache man, wenn man Durst hat?

Ist jemand anwesend, so spreche man: N., Sohn der N., ich habe Durst. Wenn aber nicht, so spreche man zu sich selbst: Meine Mutter sagte mir: Hüte dich vor Blendung (Šabriri); SABRIRI, BRIRI, RIRI, Inr, Ri; (ich habe Durst,) in weißen Bechern.

SELBST AUS DER ARMENSCHÜSSEL. Selbstverständlich!?

Dies ist nach R. A͑qiba nötig, welcher sagt, man mache lieber den Šabbath alltäglich, nur nicht der Mitmenschen bedürftig sein; hier pflichtet er bei, wegen der Bekanntmachung des Wunders. In der Schule des Elijahu wurde gelehrt: Obgleich R. A͑qiba gesagt hat, man mache lieber den Šabbath alltäglich, nur nicht der Mitmenschen bedürftig sein, dennoch besorge man in seinem Hause eine Kleinigkeit.

Was ist dies? R. Papa erwiderte: Eine Fischspeise. So haben wir gelernt: R. Jehuda b. Tema sagte: Sei mutig wie ein Leopard, behend wie ein Adler, laufe wie ein Hirsch und sei kühn wie ein Löwe, den Willen deines Herrn im Himmel zu vollbringen.

Die Rabbanan lehrten: Sieben Dinge gebot R. A͑qiba seinem Sohne R. Jehošua͑: Wohne nicht in der Höhe der Stadt, wegen des Studiums126. Wohne nicht in einer Stadt, deren Führer Schriftgelehrte127 sind. Tritt nicht plötzlich in dein Haus ein, und um so weniger in das Haus deines Nächsten. Unterlasse es nicht, Schuhe auf deinen Füßen anzuhaben. Iß morgens ganz früh, im Sommer wegen der Hitze und im Winter wegen der Kälte. Mache deinen Šabbath alltäglich, nur nicht der Mitmenschen bedürftig sein. Schlage dich zu einem Menschen, dem die Stunde lächelt. R. Papa sagte: Nicht etwa, dass man mit ihm Geschäfte128 mache, sondern dass man sich mit ihm assoziiere. Da aber R. Šemuél b. Jiçḥaq gesagt hat, der Schriftvers:129 seiner Hände Arbeit hast du gesegnet, deute darauf, dass, wer eine Peruta von Ijob erhielt, gesegnet wurde, ist es auch tunlich, mit ihm Geschäfte zu machen.

Fünf Dinge gebot R. A͑qiba, als er im Gefängnis eingesperrt war, R.Šimo͑n b. Joḥaj. Dieser sprach nämlich zu ihm: Meister, lehre mich die Tora. Jener erwiderte: Ich lehre130 dich nicht. Dieser sprach: Wenn du mich nicht lehrst, erzähle ich dies meinem Vater Joḥaj, und er liefert dich der Regierung aus. Jener erwiderte: Mein Sohn, mehr als das Kalb saugen will, will die Kuh säugen. Dieser sprach: Das Kalb ist es ja, das sich der Gefahr aussetzt. Hierauf sprach jener: Willst du dich aufhängen, so hänge dich an einen großen Baum. Wenn du deinen Sohn unterrichtest, unterrichte ihn aus einem korrekten Buche.

Weshalb dies? Raba, nach anderen R. Mešaršeja, erwiderte: Beim Beginn, denn ein Fehler, der sich einschleicht, bleibt bestehen. Koche nicht in einem Topfe, in dem dein Genosse gekocht hat.

Was heißt dies?

Eine Geschiedene bei Lebzeiten ihres Mannes heiraten. Der Meister sagte nämlich: Wenn ein Geschiedener eine Geschiedene heiratet, so sind vier Sinne im Bette. Wenn du willst sage ich, dies gelte auch von einer Witwe, denn nicht alle Finger131 sind gleich.

Blatt 112b

Eine gottgefällige Handlung bei gesundem Körper ist es, wenn man von den Früchten genießt und kein Entgelt132 verlangt. Eine gottgefällige Handlung bei reinem Körper ist es, wenn man eine Frau nimmt, obgleich man Kinder hat.

Vier Dinge gebot unser heiliger Meister133 seinem Sohne: Wohne nicht in Sekançib, denn [die Leute] sind da Spötter und würden dich zur Spötterei verführen. Setze dich nicht auf das Lager einer Aramäerin. Manche erklären, man gehe nicht schlafen, ohne vorher das Šema͑ gelesen zu haben, manche erklären, man heirate keine Proselytin, und manche erklären, er meinte wirklich das Lager einer Aramäerin, wegen des Ereignisses134 mit R. Papa. Begehe keine Zollhinterziehung, denn man kann dich erwischen und dir alles abnehmen, was du besitzest. Stehe nicht vor einem Ochsen, wenn er von der Weide kommt, weil der Satan zwischen seinen Hörnern umherspringt. R. Šemuél sagte: Dies gilt von einem schwarzen Ochsen in den Tagen des Nisan. R. Oša͑ja lehrte: Man entferne sich von einem unschädlichen Ochsen fünfzig Ellen und von einem stößigen135 so weit, als die Augen ihn erreichen.

Im Namen R. Meírs wird gelehrt: Selbst wenn der Ochs den Kopf im Futterkorbe hält, steige aufs Dach und wirf die Leiter unter dir um. Rabh sagte: Das Anschreien eines Ochsen lautet hn, hn! das Anschreien eines Löwen lautet: zh, zh! das Anschreien eines Kamels lautet: da, da! die Interjektion der Schiffer136 lautet: helna, heja, hella, hilluk, holja! Abajje sagte: Haut, Fische, Fischspeise, heißes Wasser, Eier und weiße Läuse sind wegen jener Sache137 schädlich. Haut, wenn man auf einer in Bearbeitung befindlichen Haut schläft. Fische, die Meerbutte in den Tagen des Nisan. Die Fischspeise, das Zurückbleibende der Fischspeise. Heißes Wasser, wenn man sich mit sehr heißem Wasser zu begießen pflegt. Eier, wenn man auf Eierschalen tritt. Weiße Läuse, wenn man sein Gewand wäscht und ohne acht Tage abzuwarten es wieder anzieht, so entstehen diese Läuse, die jene Sache herbeiführen.

R. Papa sagte: In ein Haus, in dem eine Katze sich befindet, darf man nicht ohne Schuhe eintreten, weil die Katze die Schlange, die kleine Knochen hat, tötet und frißt, und wenn einer von den Schlangenknochen in den Fuß dringt, kann man ihn nicht herausziehen, und man gerät dadurch in Gefahr. Manche sagen: Man trete nicht im Finstern in ein Haus, in dem keine Katze sich befindet, weil unbemerkt eine Schlange an einem hängen bleiben und man in Gefahr geraten kann.

Drei Dinge gebot R. Jišma͑él b. R. Jose dem Rabbi: Bringe dir selbst keinen Fehler bei.

Was heißt dies?

Führe keinen Prozeß gegen drei Personen, denn es könnte einer dein Gegner sein und zwei als Zeugen auftreten. Schicke dich nicht zum Kaufen an, wenn du kein Geld hast. Hat deine Frau ein Tauchbad genommen, so wohne ihr nicht gleich in der ersten Nacht bei. Rabh sagte: Dies gilt nur von einer nach der Tora138 menstruierenden, weil die Ouelle offen ist und die Menstruation sich hinziehen kann.

Drei Dinge gebot R. Jose b. R. Jehuda dem Rabh: Gehe nachts nicht allein aus. Stehe nicht nackt vor einer Leuchte. Gehe nicht in ein neues Badehaus, weil es zusammenbrechen kann. Wie lange? R. Jehošua͑ b. Levi erwiderte: Zwölf Monate. Stehe nicht nackt vor einer Leuchte, denn es wird gelehrt, wer nackt vor einer Leuchte steht, werde epileptisch, und wer beim Lichte einer Leuchte den Beischlaf ausübt, bekomme epileptische Kinder.

Die Rabbanan lehrten: Wenn jemand den Beischlaf ausübt in einem Bette, in dem ein Kind schläft, so wird es epileptisch. Dies jedoch nur, wenn es kein Jahr alt ist, ist es aber ein Jahr alt, so ist nichts dabei. Auch nur in dem Falle, wenn es auf der Fußseite schläft, wenn aber auf der Kopfseite, so ist nichts dabei. Auch nur in dem Falle, wenn man nicht die Hand auf dieses legt, wenn man aber die Hand auf dieses legt, so ist nichts dabei.

»Gehe nicht nachts allein aus.« Es wird nämlich gelehrt: In den Nächten des Mittwochs und des Šabbaths gehe man nicht allein aus, weil dann Agrath, die Tochter der Mahlath, mit achtzehn Myriaden Würgeengeln umherstreift, von denen jeder einzelne besonders die Befugnis zum Würgen hat. Früher pflegte sie an jedem Tage umherzustreifen. Einst begegnete sie R. Ḥanina b. Dosa und sprach zu ihm: Hätte man im Himmel über dich nicht ausgerufen, mit Ḥanina und seiner Gesetzeskunde vorsichtig zu sein, so würde ich dich in Gefahr gebracht haben. Da sprach er zu ihr: Wenn ich im Himmel so angesehen bin, so befehle ich dir, nimmermehr in bewohnten Orten umherzustreifen. Darauf sprach sie: Ich bitte dich, mir eine bestimmte Zeit zu gewähren. Da ließ er ihr die Nächte des Šabbaths und des Mittwochs. Ferner begegnete sie einst Abajje und sprach zu ihm: Hätte man über dich im Himmel nicht ausgerufen, mit Naḥmani und seiner Gesetzeskunde vorsichtig zu sein, so würde ich dich in Gefahr gebracht haben. Da sprach er zu ihr: Wenn ich im Himmel so angesehen bin, so befehle ich dir, nimmermehr in bewohnten Orten umherzustreifen.

Wir sehen ja aber, dass sie umherstreift!?

Ich will dir sagen, nur in Seitengäßchen;

Blatt 113a

wenn ihre Pferde fortlaufen139 und sie sie holen gehen.

Rabh sprach zu R.Asi: Wohne nicht in einer Stadt, in der kein Pferd wiehert und kein Hund bellt. Wohne nicht in einer Stadt, deren Vorsteher ein Arzt ist. Heirate keine zwei [Frauen], und hast du zwei geheiratet, so heirate auch eine dritte140.

Rabh sprach zu R. Kahana: Drehe ein Aas um, aber drehe deine Worte nicht um. Schinde ein Aas auf der Straße und lasse dir Lohn zahlen, und sage nicht: Ich bin Priester, ich bin ein vornehmer Mann, dies paßt nicht für mich. Steigst du aufs Dach, so nimm Proviant141 mit. Sind auch hundert Kürbisse um einen Zuz in der Stadt zu haben, so trage sie dennoch unter deinem Fittich.

Rabh sprach zu seinem Sohne Ḥija: Trinke keine Medikamente. Springe nicht über Flüsse. Lasse dir keinen Zahn ziehen. Reize keine Schlange und keinen Aramäer.

Die Rabbanan lehrten: Drei darf man nicht reizen, und zwar: ein nichtjüdisches Kind, eine kleine Schlange und einen jungen Schüler, weil sie ihre Macht hinter ihren Ohren haben.

Rabh sprach zu seinem Sohne Ajbu: Ich habe mich bemüht, dir halakhische Lehren beizubringen, und es gelang mir nicht; ich will dich nun weltliche Dinge lehren: Ist der Staub noch an deinen Füßen, verkaufe deine Ware. Den Verkauf jeder Ware kannst du142 bereuen, nur nicht den Verkauf von Wein. Offne zuerst den Geldbeutel, nachher erst löse143 den Getreidesack. Lieber einen Kab vom Erdboden144 als ein Kor vom Dache. Hast du Datteln in der Kiste, so laufe zum Brauer145.

Bis wieviel? Raba erwiderte: Bis drei Sea͑. R. Papa sagte: Hätte ich keinen Met gebraut, so würde ich nicht reich geworden sein. Manche lesen: R. Ḥisda sagte: Hätte ich keinen Met gebraut, so würde ich nicht reich geworden sein.

Was heißt Sodana [Brauer]? R. Ḥisda erwiderte: Guter Rat [sod naé] und Liebeswerk146. R. Papa sagte: Jede [Schuld] ist bei »durch«147 noch einzufordern, bei »ich versichere«148 ist es überhaupt zweifelhaft, ob sie eingeht oder nicht; geht sie ein, so sind es schlechte Münzen.

Drei Dinge sagte R. Joḥanan im Namen der Leute von Jerušalem: Ziehst du in den Krieg, so gehe nicht zuerst, sondern zuletzt, damit du zuerst149 heimkehrst. Mache deinen Šabbath alltäglich, nur nicht der Mitmenschen bedürftig sein. Schlage dich zu dem, dem die Stunde lächelt.

Drei Dinge sagte R. Jehošua͑ b. Levi im Namen der Leute von Jerušalem: Halte dich nicht viel auf Dächern150 auf, wegen jener151 Geschichte. Ist deine Tochter mannbar, so befreie deinen Sklaven und gib sie ihm. Sei vorsichtig mit dem ersten Verlobten deiner Frau.

Weshalb? R. Ḥisda erklärte: Wegen Unzucht. R. Kahana erklärte: Wegen des Geldes152. Und beides trifft zu.

R. Joḥanan sagte: Drei gehören zu den Erben der zukünftigen Welt, und zwar: wer im Jisraélland wohnt, wer seine Kinder zum Studium der Tora erzieht, und wer an den Šabbathausgängen den Unterscheidungssegen über Wein spricht.

Wie ist dies zu verstehen? Wer vom Weihsegen für den Unterscheidungssegen zurückläßt153.

R. Joḥanan sagte: Drei sind es, [deren Tugendhaftigkeit] der Heilige, gepriesen sei er, jeden Tag, verkündet: ein Junggeselle, der in einer Großstadt wohnt und nicht sündigt, ein Armer, der einen Fund an den Eigentümer abliefert, und ein Reicher, der den Zehnten seiner Früchte heimlich entrichtet. R. Saphra war Junggeselle und wohnte in einer Großstadt.

Blatt 113b

Einst rezitierte ein Jünger diese Lehre vor Raba und R. Saphra, und das Gesicht R. Saphras erglänzte. Da sprach Raba zu ihm: Nicht etwa einer wie der Meister, sondern wie R. Ḥanina und R. Oša͑ja. Diese waren Schuster und wohnten im Jisraélland in einer Hurengasse; sie fertigten Schuhe für die Huren und brachten sie ihnen nach Hause, und während diese sie anschauten, erhoben sie ihre Augen nicht, um sie zu betrachten. Wenn jemand schwor, schwor er wie folgt: Beim Leben der heiligen Rabbanan im Jisraélland.

Drei liebt der Heilige, gepriesen sei er: wer nicht in Zorn gerät, wer sich nicht betrinkt, und wer nicht auf seinem Rechte besteht. Drei haßt der Heilige, gepriesen sei er: wer anders mit dem Munde spricht, als er im Herzen denkt, wer für einen Zeugnis ablegen kann und dies unterläßt, und wer an seinem Nächsten Schändliches gesehen hat, und allein als Zeuge gegen ihn auftritt. So geschah es einst, dass Tobija eine Sünde beging, worauf Zigod zu R. Papa kam und allein gegen ihn Zeugnis ablegte. Da ließ R. Papa Zigod prügeln. Dieser sprach: Tobija hat eine Sünde begangen und Zigod erhält Prügel! Jener erwiderte: Freilich, es heißt:154 durch zwei Zeugen etc., und wenn du allein gegen ihn Zeugnis ablegst, bringst du ihn nur in üblen155 Ruf. R. Šemuél b. R. Jiçḥaq sagte im Namen Rabhs: Jedoch darf er ihn hassen. Es heißt nämlich:156 wenn du siehst, dass der Esel deines Feindes unter seiner Last liegt; welcher Feind: wollte man sagen, ein nichtjüdischer Feind, so wird ja gelehrt, dass unter Feind, von dem sie sprechen, ein jisraélitischer Feind zu verstehen sei, nicht aber ein Feind von den weltlichen Völkern!? Also ein jisraélitischer Feind. Wieso aber darf man einen hassen, es heißt ja:157 du sollst nicht deinen Bruder im Herzen hassen!? Wollte man sagen, wenn Zeugen vorhanden sind, dass er Verbotenes begangen hat, so haßt ihn ja jeder, wieso nur dieser!? Doch wohl in dem Falle, wenn er an ihm Schändliches gesehen hat. R. Naḥman b. Jiçḥaq sagte: Es ist sogar Gebot, ihn zu hassen, denn es heißt:158 den Herrn fürchten ist hassen des Bösen. R. Aḥa, der Sohn Rabas, fragte R. Aši: Darf man es seinem Lehrer sagen, damit er ihn hasse? Dieser erwiderte: Wenn man weiß, dass man seinem Lehrer glaubwürdig wie zwei [Zeugen] ist, sage man es ihm, sonst aber sage man es ihm nicht.

Die Rabbanan lehrten: Drei sind es, deren Leben kein Leben ist: die Mitleidigen, die Jähzornigen und die Empfindlichen. R. Joseph sprach: Dies alles ist bei mir vereinigt.

Die Rabbanan lehrten: Drei hassen einander, und zwar: Hunde, Hähne und Geber159. Manche sagen, auch die Huren, und manche sagen, auch die babylonischen Schriftgelehrten.

Die Rabbanan lehrten: Drei lieben einander, und zwar: Proselyten160, Sklaven und Raben. Vier verträgt der Verstand nicht, und zwar: den hochmütigen Armen, den unterschlagenden Reichen, den buhlerischen Greis und den grundlos über die Gemeinde sich erhebenden Verwalter. Manche sagen, auch den, der sich einmal und zweimal von seiner Frau scheiden ließ und sie wieder heiratet.

Und der erste Tanna!?

Zuweilen kommt es vor, dass ihre Morgengabe sehr groß ist, oder dass er von ihr Kinder hat, sodaß es bei der Scheidung nicht bleiben kann.

Fünf Dinge gebot Kenaan seinen Kindern: Liebet einander, liebet den Raub, liebet die Unzucht, hasset eueren Herrn und sprechet nie die Wahrheit161.

Sechs Eigenschaften werden dem Pferde nachgesagt: es liebt die Unzucht, es liebt den Krieg, es ist hochmütig, es verachtet den Schlaf, es ißt viel und scheidet wenig aus, und manche sagen, es will auch seinen Herrn im Kriege töten.

Sieben sind vom Himmel mit dem Banne belegt, und zwar: wer keine Frau hat, wer eine Frau und keine Kinder hat, wer Kinder hat, sie aber nicht für das Studium der Tora erzieht, wer keine Tephillin am Kopfe und am Arme hat, wer keine Çiçith am Gewande hat, wer keine Mezuza an der Tür hat, und wer keine Schuhe an den Füßen hat. Manche sagen, auch wer an einem Gastmahle gelegentlich einer gottgefälligen Handlung nicht Anteil nimmt.

Rabba b. Bar Ḥana sagte im Namen des R. Šemuél b. Martha im Namen Rabhs im Namen des R. Jose aus Huçal: Woher, dass man die Chaldäer nicht befragen darf? Es heißt:162 du sollst dich ganz an den Herrn, deinen Gott, halten. Woher, dass man seinem Genossen, von dem man weiß, dass er in nur einer Sache bedeutender ist, Ehren erweisen muß? Es heißt:163 weil er von ausnehmendem Geiste erfüllt war etc.. [Eine Wöchnerin,] die schon Reinheit erlangt164 hat, darf dennoch den Beischlaf noch nicht ausüben.

Wie lange? Rabh erwiderte: einen Halbtag.

Es wird gelehrt: Joseph aus Huçal und Joseph aus Çereda sind identisch. Isi165 b. Gur Arje, Isi b. Jehuda, Isi b. Gamliél und Isi b. Mahalalél sind identisch.

Wie ist sein richtiger Name?

Blatt 114a

Sein richtiger Name ist Isi b. A͑qabja. R. Jiçaḥaq b. Tabla, R. Jiçaḥaq b. Ḥaqla und R. Jiçaḥaq b. Elea͑ sind identisch. R. Jiçaḥaq b. Aḥa in der Halakha und R. Jiçaḥaq b. Pinḥas in der Agada sind identisch. Als Merkzeichen diene dir [der Spruch]: Höret Brüder und Freunde166!

Rabba b. Bar Ḥana sagte im Namen R. Joḥanans im Namen des R. Jehuda b. Hea͑j: Iß eine Zwiebel167 und sitze im Schatten, aber iß nicht Gänse und Hühner mit beunruhigtem Herzen. Spare von deinem Essen und deinem Trinken und wende es auf deine Wohnung. Als U͑la kam, sagte er: Im Westen haben sie folgenden Spruch: Wer Fettschwanz168 ißt, verkriecht sich im Söller, wer Grünkraut169 ißt, sitzt in der Stadtversammlung170.

SCHENKT MAN IHM DEN ERSTEN BECHER EIN, SO SPRECHE ER, WIE DIE SCHULE ŠAMMAIS SAGT, ZUERST DEN SEGEN [ZUR WEIHE DES] TAGES UND NACHHER DEN SEGEN ÜBER DEN WEIN, UND WIE DIE SCHULE HILLELS SAGT, ZUERST DEN SEGEN ÜBER DEN WEIN UND NACHHER DEN [ZUR WEIHE] DES TAGES.

GEMARA. Die Rabbanan lehrten: Folgende Differenzen bestehen zwischen der Schule Šammajs und der Schule Hillels inbetreff der Mahlzeit. Die Schule Šammajs sagt, man spreche zuerst den Segen [zur Weihe] des Tages, nachher spreche man den Segen über den Wein, denn der Tag veranlaßt ja, dass der Wein kommt, auch ist die Heiligkeit des Tages bereits eingetreten, als der Wein noch nicht da war; die Schule Hillels sagt, man spreche zuerst den Segen über den Wein, nachher spreche man den Segen [zur Weihe] des Tages, denn der Wein veranlaßt ja, dass der Weihsegen gesprochen wird. Eine andere Begründung: Der Segen über den Wein ist häufig und der Segen [zur Weihe] des Tages ist nicht häufig, und von Häufigem und Nichthäufigem geht das Häufige vor. Die Halakha ist wie die Schule Hillels.

Wozu die andere Begründung?

Man könnte sagen, jene hat zwei [Begründungen], diese nur eine, so hat auch diese zwei: von Häufigem und Nichthäufigem geht das Häufige vor.

Daß die Halakha wie die Schule Hillels ist, ist ja selbstverständlich, eine Hallstimme hat es ja entschieden171!?

Wenn du willst sage ich: vor der Hallstimme [wurde dies gelehrt); und wenn du willst sage ich: tatsächlich nach der Hallstimme, jedoch nach R. Jehošua͑, welcher sagt, man beachte die Hallstimme nicht.

MAN SETZE IHM KRÄUTER UND LATTICH VOR, UND ER TUNKE172 DEN LATTICH EIN. SODANN GELANGT ER ZUR VORSPEISE DES BROTES173, UND MAN SETZE IHM UNGESÄUERTES, LATTICH, FRUCHTBREI UND ZWEI GEKOCHTE SPEISEN VOR, WIEWOHL DER FRUCHTBREI174 NICHT GEBOT IST; R. ELEA͑ZAR B. ÇADOO SAGT, [AUCH DIESER] SEI GEBOT. [ZUR ZEIT DES] TEMPELS SETZTE MAN IHM DAS PESAḤLAMM SELBST VOR.

Blatt 114b

GEMARA. Reš Laqiš sagte: Dies besagt, dass die [Ausübung der] Gebote der Beabsichtigung bedarf. Man muß ihn175 ein zweites Mal als Bitterkraut eintunken, weil man ihn als Bitterkraut essen muß und man [das erste Mal], da man den Segen »Der die Bodenfrucht erschafft« spricht, dies nicht beabsichtigt. Wozu aber braucht man ihn zweimal einzutunken, wenn du sagen wolltest, die [Ausübung der] Gebote bedarf nicht der Beabsichtigung, man hat ihn ja bereits einmal eingetunkt!?

Wieso denn, vielleicht bedarf [die Ausübung] der Gebote nicht der Beabsichtigung, nur muß man ihn deshalb zweimal eintunken, damit dies den Kindern176 auffalle. Wenn du aber einwendest, demnach sollte er es von anderen Kräutern gelehrt haben, [so ist zu erwidern:] hätte er es von anderen Kräutern gelehrt, so könnte man glauben, nur wenn es verschiedene Kräuter sind, müsse man zweimal eintunken, wenn aber nur Lattich, brauche man nicht zweimal einzutunken, so lehrt er uns, dass man auch Lattich allein zweimal eintunken müsse, damit es den Kindern auffalle. Ferner wird ausdrücklich gelehrt: Hat man [das Bitterkraut] von Demaj gegessen, so hat man seiner Pflicht genügt; hat man es ohne Beabsichtigung gegessen, so hat man seiner Pflicht genügt, hat man es geteilt177 gegessen, so hat man seiner Pflicht genügt, nur darf man von einem Essen bis zum anderen Essen nicht länger säumen, als man ein Peras essen kann!?

Hierüber streiten Tannaím, denn es wird gelehrt: R. Jose sagte: Obgleich er bereits Lattich eingetunkt hat, so ist es dennoch Gebot, ihm wiederum Lattich, Fruchtbrei und zwei gekochte Speisen vorzusetzen.

Wieso, vielleicht ist R. Jose der Ansicht, die [Ausübung der] Gebote bedarf nicht der Beabsichtigung, nur muß man deshalb zweimal eintunken, damit dies den Kindern auffalle!?

Wieso ist dies demnach Gebot!?

Welche gelten als zwei gekochte Speisen? R. Hona erwiderte: Mangold178 und Reis. Raba pflegte sich um Mangold und Reis zu bemühen, weil dies aus dem Munde R. Honas kam. R. Aši sagte: Aus [den Worten] R. Honas ist zu entnehmen, dass [die Lehre] des R. Joḥanan b. Nuri nicht zu berücksichtigen sei. Es wird nämlich gelehrt: R. Joḥanan b. Nuri sagte: Reis ist eine Getreideart179; man macht sich, wenn man ihn [am Pesaḥfeste] gesäuert [ißt], der Ausrottung schuldig, und man genügt damit seiner Pflicht am Pesaḥfeste. Ḥizqija sagte: Sogar ein Fisch mit dem Ei180 daran. R. Joseph sagte: Es müssen zwei Fleischspeisen sein, die eine zur Erinnerung an das Pesaḥopfer und die andere zur Erinnerung an das Festopfer. Rabina sagte: Sogar das Beinfleisch mit der Brühe.

Selbstverständlich ist es, dass, wenn man auch andere Kräuter hat, man zuerst über die anderen Kräuter den Segen »Der die Bodenfrucht erschafft« spreche und sie esse, und nachher über [das Bitterkraut] den Segen »Bitterkraut zu essen« spreche und es esse; wie ist es aber, wenn man nur Lattich hat? R. Hona erwiderte: Man spreche über das Bitterkraut zuerst den Segen »Der die Bodenfrucht erschafft« und esse es, nachher spreche man den Segen »Bitterkraut zu essen« und esse es.

Blatt 115a

R. Ḥisda wandte ein: Soll man darüber den Segen sprechen, nachdem man damit den Bauch bereits gefüllt hat!? Vielmehr, sagte R.Ḥisda, zuerst spreche man darüber den Segen »Der die Bodenfrucht erschafft« und den Segen »Bitterkraut zu essen« und esse es, nachher esse man es ohne Segensspruch als Bitterkraut. In Sura verfuhren sie nach R. Hona, und R. Sešeth, Sohn des R. Jehošua͑, verfuhr nach R. Ḥisda. Die Halakha ist wie R. Ḥisda. R. Aḥa, der Sohn Rabhs, pflegte sich um andere Kräuter zu bemühen, um sich einem Streite zu entziehen.

Rabina sagte: R. Mešaršeja, Sohn des R.Nathan, erzählte mir, dass Hillel als Überlieferung folgendes lehrte: Man darf nicht Ungesäuertes mit Bitterkraut zusammenlegen und essen, weil wir der Ansicht sind, das Ungesäuerte sei in der Jetztzeit Pflicht der Tora und das Bitterkraut nur rabbanitisch, und das rabbanitische Bitterkraut würde [den Geschmack des] Ungesäuerten, das eine Pflicht der Tora ist, aufheben. Und auch nach demjenigen, welcher sagt, die Gebote heben einander nicht auf, gilt dies von zwei [Geboten] der Tora oder zwei rabbanitischen, wenn aber eines der Tora und eines rabbanitisch ist, hebt das rabbanitische das der Tora auf.

Wer ist der Tanna, welcher sagt, die Gebote heben einander nicht auf!?

Es ist Hillel, denn es wird gelehrt: Man erzählt von Hillel, dass er sie181 zusammenzulegen und zu essen pflegte, denn es heißt:182 mit Ungesäuertem und Bitterkraut sollen sie es essen. R. Joḥanan sagte: Die Genossen aber streiten gegen Hillel, denn es wird gelehrt: Man könnte glauben, man lege sie zusammen und esse sie, wie Hillel es zu tun pflegte, so heißt es: mit Ungesäuertem und Bitterkraut sollen sie es essen, auch dieses besonders und jenes besonders. R. Aši wandte ein: Was heißt dem nach »auch«!? Vielmehr, erklärte R. Aši, meint es der Tanna wie folgt: man könnte glauben, man genüge seiner Pflicht nur dann, wenn man sie zusammenlegt und ißt, wie Hillel es zu tun pflegte, so heißt es: mit Ungesäuertem und Bitterkraut sollen sie es essen, auch dieses besonders und jenes besonders. Da nun die Halakha weder wie Hillel noch wie die Rabbanan gelehrt wurde, so spreche man den Segen »Ungesäuertes zu essen« und esse dieses, sodann spreche man den Segen »Bitterkraut zu essen« und esse dieses, und darauf esse man ohne Segensspruch Ungesäuertes und Lattich zusammen, zur Erinnerung an das [Verfahren] Hillels zur Zeit des Tempels.

R. Elea͑zar sagte im Namen R.Oša͑jas: Alles, was in eine Flüssigkeit getunkt wird, erfordert das Händewaschen. R. Papa sprach: Hieraus ist zu entnehmen, dass man den Lattich wegen der Giftigkeit183 in den Fruchtbrei tunken müsse,

Blatt 115b

denn wenn man sagen wollte, man brauche ihn nicht zu tunken, so wäre ja das Händewaschen nicht erforderlich, da man [keine Flüssigkeit] berührt.

Vielleicht braucht man, kann ich dir erwidern, ihn tatsächlich nicht zu tunken, denn die Giftigkeit schwindet schon vom Geruche, und das Händewaschen ist deshalb erforderlich, weil man es berührt haben kann!? Ferner sagte R. Papa: Man lasse das Bitterkraut nicht im Fruchtbrei liegen, weil die Schärfe der Gewürze die Bitterkeit aufheben kann, und erforderlich ist der Geschmack des Bitterkrautes, der dann fehlt.

R.Ḥisda führte Mar U͑qaba umher und trug vor: Hat man die Hände beim ersten Tunken gewaschen, so wasche man sie auch beim zweiten Tunken. Die Jünger sprachen zu R. Papa: Dies wurde von anderen Fällen184 gelehrt, denn wozu ist, wollte man sagen, von diesem Falle, das Händewaschen zum zweiten Male erforderlich, wo man sie bereits einmal gewaschen hat!? R. Papa erwiderte ihnen: Im Gegenteil, dies wurde von diesem Falle gelehrt, denn wozu ist, wollte man sagen, von anderen Fällen, zweimal das Tunken erforderlich!?

Wozu sind, wenn von diesem Falle, die Hände wiederum zu waschen, wo man sie bereits einmal gewaschen hat!?

Ich will dir sagen, da man die Haggada und das Loblied zu lesen hat, so kann man seine Gedanken abgewandt und [etwas Unreines] berührt haben.

Raba sagte: Hat man das Ungesäuerte heruntergeschluckt185, so hat man seiner Pflicht genügt; hat man das Bitterkraut heruntergeschluckt, so hat man seiner Pflicht nicht genügt; hat man das Ungesäuerte mit dem Bitterkraute zusammen heruntergeschluckt, so hat man der Pflicht des Ungesäuerten genügt, nicht aber der Pflicht des Bitterkrautes; hat man sie in Bast gewickelt und heruntergeschluckt, so hat man auch der Pflicht des Ungesäuerten nicht genügt.

R. Šimi b. Aši sagte: Das Ungesäuerte vor jedem [Tischgast] besonders, das Bitterkraut vor jedem besonders, und der Fruchtbrei vor jedem besonders; hochgehoben wird der Tisch186 nur vor dem, der die Haggada vorliest. R. Hona sagte: Auch alles andere187 nur vor demjenigen, der die Haggada vorliest. Die Halakha ist wie R. Hona.

Wozu wird der Tisch hochgehoben?

In der Schule R. Jannajs erklärten sie: Damit dies den Kindern auffalle und sie [nach dem Grunde] fragen. Einst saß Abajje188 vor Rabba, und als er den Tisch hochheben sah, rief er: Noch haben wir nicht gegessen, und schon nimmt man uns den Tisch fort!? Da sprach Rabba zu ihm: Du hast uns vom Hersagen [des Abschnittes] »Warum189 ist anders« befreit.

Šemuél sagte:190 Brot der Armut [öni], Brot, über das man viele Worte spricht [önin]. Ebenso wird gelehrt: Brot der Armut, Brot, über das man viele Worte spricht. Eine andere Erklärung: Brot der Armut, wie der Arme an ein angebrochenes Stück gewöhnt ist,

Blatt 116a

ebenso auch hierbei191 ein angebrochenes Stück. Eine andere Erklärung: Wie es beim Armen üblich ist, dass er selber [den Ofen] heizt und die Frau bäckt, ebenso muß man auch hierbei selber heizen192 und die Frau backen.

WIEWOHL DER FRUCHTBREI NICHT GEBOT IST. Wozu ist er, wenn er nicht Gebot ist, nötig? R. Ami erwiderte: Wegen der Giftigkeit [des Bitterkrautes]. R. Asi sagte: Gegen die Giftigkeit des Lattichs ist Rettich gut, gegen die Giftigkeit des Rettichs ist Lauch gut, gegen die Giftigkeit des Lauches ist warmes Wasser gut; gegen jede Giftigkeit ist warmes Wasser gut. Währenddessen spreche man: Gift, Gift, ich gedenke deiner, deiner sieben Töchter und deiner acht Schwiegertöchter.

R. ELEA͑ZAR B. ÇADOO SAGT, [AUCH DIESER] SEI GEBOT etc. Was ist dies für ein Gebot? R. Levi sagte: Zur Erinnerung an den Apfelbaum193. R. Joḥanan sagte: Zur Erinnerung an den Lehm194. Abajje sagte: Daher muß er herb und dick sein; herb, zur Erinnerung an den Apfelbaum, und dick, zur Erinnerung an den Lehm. Übereinstimmend mit R. Joḥanan wird gelehrt: Die Gewürze sind zur Erinnerung an das Stroh, und der Fruchtbrei ist zur Erinnerung an den Lehm. R. Elea͑zar b. R. Çadoq erzählte: Die Schalterhändler zu Jerušalem pflegten wie folgt zu rufen: Kommt heran, kauft Gewürze zu Gebotszwecken.

AN SCHENKE IHM DEN ZWEITEN BECHER EIN, UND NUN RICHTE DAS KIND AN SEINEN VATER DIE FOLGENDEN FRAGEN, DIE, WENN DAS KIND DAZU KEINEN VERSTAND HAT, SEIN VATER ES LEHRE: WARUM IST DIESE NACHT ANDERS ALS JEDE ANDERE NACHT: IN JEDER ANDEREN NACHT ESSEN WIR GESÄUERTES ODER UNGESÄUERTES, IN DIESER NACHT NUR UNGESÄUERTES; IN JEDER ANDEREN NACHT ESSEN WIR VERSCIHIEDENE KRÄUTER, IN DIESER NACHT NUR BITTERKRAUT; IN JEDER ANDEREN NACHT ESSEN WIR GEBRATENES, GE— SCHMORTES ODER GEKOCHTES FLEISCH, IN DIESER NACHT NUR GEBRATENES; IN JEDER ANDEREN NACHT TUNKEN WIR NUR EINMAL EIN, IN DIESER NACHT ZWEIMAL. NACH DEM VERSTÄNDNIS DES KINDES LEHRE ES SEIN VATER. MAN BEGINNE MIT DER SCHMACH UND SCHLIESSE MIT DEM RUHME, UND SO TRAGE MAN VOR VON:195 Ein verlorener Aramäer war mein Ahn, BIS ZUM SCHLUSSE DES GANZEN ABSCHNITTES.

GEMARA. Die Rabbanan lehrten: Ist das Kind verständig, so frage es, ist es nicht verständig, so frage die Frau, sonst frage er sich selbst. Selbst zwei Schriftgelehrte, die in den Satzungen des Pesaḥfestes kundig sind, fragen einander.

WARUM IST DIESE NACHT ANDERS ALS JEDE ANDERE NACHT: IN JEDER ANDEREN NACHT TUNKEN WIR NUR EINMAL EIN, IN DIESER NACHT ZWEIMAL. Raba wandte ein: Ist es denn in jeder anderen Nacht nicht zulässig, auch nicht einmal einzutunken!? Vielmehr, sagte Raba, lautet es wie folgt: in jeder anderen Nacht sind wir auch nicht einmal einzutunken verpflichtet, in dieser Nacht zweimal. R.Saphra wandte ein: [Wissen denn] Kinder von einer Pflicht!? Vielmehr, sagte R. Saphra, lautet es wie folgt: wir tunken sonst auch nicht einmal ein, in dieser Nacht zweimal.

MAN BEGINNE MIT DER SCHMACH UND SCHLIESSE MIT DEM RUHME. Welches ist die Schmach?

[Der Abschnitt] »Anfangs waren unsere Vorfahren Götzenanbeter«. Raba sagte: [Der Abschnitt] »Sklaven waren wir«. R. Naḥman sprach zu seinem Sklaven Daro: Was hat der Sklave, wenn ihn sein Herr freiläßt und ihm noch Silber und Gold schenkt, zu ihm zu sprechen? Dieser erwiderte: Er muß ihm Dank und Preis zollen. Da sprach jener: Du hast uns vom Hersagen des [Abschnittes] »Warum ist anders« befreit. Darauf begann er, [den Abschnitt] »Sklaven waren wir« herzusagen.

R. GAMLIÉL SAGTE: WER AM PESAḤFESTE ÜBER FOLGENDE DREI DINGE NICHT SPRICHT, GENÜGT NICHT SEINER PFLICHT,

Blatt 116b

UND ZWAR: DAS PESAḤOPFER, DAS UNGESÄUERTE UND DAS BITTERKRAUT. DAS PESAḤOPFER [ISST MAN], WEIL GOTT DIE HÄUSER UNSERER VORFAHREN IN MIçRA iM ÜBERSPRUNGEN196 [PASAH] HAT; DAS UNGESÄUERTE, WEIL UNSERE VORFAHREN IN MICRAHM ERLÖST197 WURDEN; DAS BITTERKRAUT, WEIL DIE MICRIHM DAS LEBEN UNSERER VORFAHREN IN MIçRAHM VERBITTERT HATTEN. IN JEDEM ZEITALTER IST JEDER VERPFLICHTET, SICH VORZUSTELLEN, ALS SEI ER SELBST AUS MIçRAHM GEZOGEN, DENN ES HEISST:198 an jenem Tage sollst du deinem Sohne also erzählen: Wegen dessen, was der Herr an mir getan hat, als ich aus Miçrajim zog. DARUM SIND WIR VERPFLICHTET ZU DANKEN, ZU RÜHMEN, ZU LOBEN, ZU VERHERRLICHEN, ZU ERHEBEN, ZU VEREHREN, ZU PREISEN, ZU ERHÖHEN UND ZU HULDIGEN VOR DEM, DER UNSEREN VÄTERN UND UNS ALL DIESE WUNDER GETAN; DER UNS GEFÜHRT AUS KNECHTSCHAFT ZU FREIHEIT, AUS KUMMER ZUR FREUDE, AUS TRAUER ZUR FESTLICHKEIT, AUS FINSTERNIS ZU GROSSEM LICHTE UND AUS SKLAVEREI ZUR ERLÖSUNG; LASSET UNS VOR IHM SPRECHEN:199 Preiset Gott. WIE WEIT LESE MAN? DIE SCHULE SAMMAIS SAGT: BIS:200 Die Mutter der Kinder frohlockt, DIE SCHULE HILLELS SAGT, BIs:201 Den Kiesel in einen Wasserguell. MAN SCHLIESSE MIT DER ERLÖSUNGSFORMEL.

R. TRYPHON SAGT: »DER UNS UND UNSERE VORFAHREN AUS MIçRAHM ERLÖST HAT«, OHNE WEITERE SCHLUSSFORMEL. R. A͑QIBA SAGT: »SO MÖGE DER HERR, UNSER GOTT UND DER GOTT UNSERER VORFAHREN, UNS ANDERE FEIERTAGE UND FESTE, DIE UNS ENTGEGENKOMMEN, IN FRIEDEN ERREICHEN LASSEN; ERFREUT ÜBER DEN BAU DEINER STADT, JUBELND IN DEINEM DIENSTE. DORT WERDEN WIR VON DEN PESAḤOPFERN UND VON SCHLACHTOPFERN ESSEN etc., BIS: »GEPRIESEN SEIEST DU, O HERR, DER DU JISRAÉL ERLÖST HAST«.

GEMARA. Raba sagte: Man muß auch sagen: »Und uns hat er von dort herausgeführt«. Raba sagte: Das Ungesäuerte muß man202 hochheben, das Bitterkraut muß man hochheben, das Fleisch braucht man nicht hochzuheben, und noch mehr: dies würde sogar den Anschein haben, als äße man Geheiligtes außerhalb.

R.Aḥa b. Ja͑qob sagte: Ein Blinder braucht die Haggada nicht herzusagen, denn hierbei heißt es wegen dieses und dort203 heißt es dieser, unser Sohn, wie dort ein Blinder ausgeschlossen ist, ebenso ist auch hierbei ein Blinder ausgeschlossen.

Dem ist aber nicht so, Meremar erzählte ja, er habe die Jünger der Schule R. Josephs gefragt, wer die Haggada bei R. Joseph hersage, und sie erwiderten ihm, R. Joseph, [ferner fragte er,] wer die Haggada bei R. Sešeth hersage, und man erwiderte ihm, R. Sešeth204!?

Diese Rabbanan sind der Ansicht, das Ungesäuerte sei in der Jetztzeit nur eine rabbanitische Pflicht.

Demnach wäre R. Aḥa b. Ja͑qob der Ansicht, das Ungesäuerte sei in der Jetztzeit eine Pflicht der Tora, und R.Aḥa b. Ja͑qob selbst sagte ja, das Ungesäuerte sei in der Jetztzeit eine rabbanitische Pflicht!?

Er ist der Ansicht, die Rabbanan haben all ihre Bestimmungen denen der Tora gleichgestellt.

Dies gilt ja auch nach R. Sešeth und R. Joseph, dass nämlich die Rabbanan all ihre Bestimmungen denen der Tora gleichgestellt haben!?

Ist dies denn [stichhaltig]? Dort sollte es »es ist unser Sohn« heißen, wenn es aber »dieser unser Sohn« heißt, so schließt dies einen Blinden aus, hierbei aber kann es ja nicht anders als »dieses« heißen und bezieht sich vielmehr auf das Ungesäuerte und das Bitterkraut.

Blatt 117a

DARUM SIND WIR VERPFLICHTET. R. Ḥisda sagte im Namen R. Joḥanans: Halelujah205, Kesjah206, und Jedidjah207 sind jedes ein Wort. Rabh sagte: Kesjah und Merḥabjah208 sind jedes ein Wort. Raba sagte: Nur Merḥabjah. Sie fragten: Wie ist es mit Merḥabjah nach R.Ḥisda?

Dies bleibt unentschieden. Sie fragten: Wie ist es mit Jedidjah nach Rabh?

Komm und höre: Rabh sagte, Jedidjah könne geteilt werden, daher sei Jedid profan und jah heilig. Sie fragten: Wie ist es mit Halelujah nach Rabh?

Komm und höre: Rabh erzählte, er habe ein Psalmenbuch der Schule seines Oheims209 gesehen, in dem Halelu auf der einen Seite und jah auf der anderen Seite210 stand. Er streitet somit gegen R. Jehošua͑ b. Levi, denn R. Jehošua͑ b. Levi sagte, Halelujah heiße: preiset ihn mit vielen211 Preisungen. Dieser befindet sich in einem Widerspruche mit sich selbst, denn R. Jehošua͑ b. Levi sagte: Zehn Ausdrücke der Preisung212 befinden sich im Buche der Psalmen: Musiklied, Saitenlied, Lehrgedicht, Psalm, Gesang, Heil, Loblied, Gebet, Danklied und Halelujah; der bedeutendste unter ihnen ist Halelujah, das den Gottesnamen und eine Lobpreisung in einem [Worte] enthält.

R. Jehuda sagte im Namen Šemuéls: Das Lied in der Tora213 dichteten Moše und Jisraél, als sie aus dem Meere stiegen. Wer dichtete das Loblied?

Die Propheten unter ihnen ordneten für Jisraél an, es bei jeder Festgelegenheit und bei jedem nicht214 eintreffenden Unglücksfalle herzusagen. Und wenn sie [dereinst] erlöst werden, werden sie es über ihre Erlösung hersagen.

Es wird gelehrt: R. Meír sagte: Sämtliche Loblieder, die im Buche der Psalmen enthalten sind, dichtete David, denn es heißt:215 zuende [kallu] sind die Gebete Davids, des Sohns Jišajs, und man lese nicht kallu, sondern kol-elu [all diese]. Wer dichtete dieses Loblied? R. Jose sagte: Mein Sohn Elea͑zar sagt, Moše und Jisraél dichteten es, als sie aus dem Meere stiegen, die Genossen aber streiten gegen ihn und sagen, David habe es gedichtet. Seine Worte sind jedoch einleuchtender als ihre Worte, sollte es denn möglich sein, dass die Jisraéliten ihre Pesaḥopfer geschlachtet oder ihre Feststräuße [in die Hand] genommen, ohne ein Lied angestimmt zu haben!? Eine andere Begründung: Ist es denn möglich, dass, während das Götzenbild des Mikha in Freuden216 dastand, Jisraél das Loblied angestimmt haben soll!?

Die Rabbanan lehrten: Sämtliche Lieder und Lobgesänge im Buche der Psalmen dichtete David, wie R. Elie͑zer sagt, über sich selbst, und wie R. Jehošua͑ sagt, über die Gemeinschaft; die Weisen sagen, manche von ihnen über die Gemeinschaft und manche von ihnen über sich selbst: die in der Einzahl abgefaßt sind, über sich selbst, die in der Mehrzahl abgefaßt sind, über die Gemeinschaft. Musiklieder und Saitenlieder beziehen sich auf die Zukunft; Lehrgedichte durch einen Vortragenden. [Heißt es:] Davids ein Psalm, so ruhte die Göttlichkeit auf ihm, und nachher dichtete er das Lied; [heißt es:] ein Psalm Davids, so dichtete er das Lied, und nachher ruhte die Göttlichkeit auf ihm. Dies lehrt dich, dass die Göttlichkeit auf einem nicht bei Trägheit, nicht bei Traurigkeit, nicht bei Scherz, nicht bei Leichtfertigkeit und nicht bei müßigem Geplauder ruhe, sondern nur bei freudiger Stimmung einer gottgefälligen Handlung, denn es heißt:217 jetzt aber holt mir einen Saitenspieler. Jedesmal, wenn der Šaitenspieler spielte, kam über ihn der Geist Gottes. R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Dies gilt auch von der Halakha. R. Naḥman sagte: Dies gilt auch von einem guten Traume.

Dem ist ja aber nicht so, R. Gidel sagte ja im Namen Rabhs, dass, wenn ein Schüler vor seinem Lehrer sitzt und seine Lippen nicht [vor Ehrfurcht] Bitternis triefen, sie verbrüht werden mögen!? Es heißt nämlich:218 seine Lippen wie die Lilien, fließende Myrrhe träufelnd, und man lese nicht šošanim [Lilien], sondern šešonim [die studièren], auch lese man nicht mor ober [fließende Myrrhe], sondern mar ober [fließende Bitternis].

Das ist kein Widerspruch; das eine für den Lehrer, das andere für den Schüler. Wenn du aber willst, sage ich: das eine wie das andere für den Lehrer, dennoch ist dies kein Widerspruch; das eine, bevor er begonnen hat, das andere, nachdem er begonnen hat. So pflegte auch Rabba, bevor er vor den Schülern [den Vortrag] begann, etwas Scherzhaftes zu sagen, und die Schüler wurden heiter, dann saß er ehrfürchtig und begann mit der Lehre.

Die Rabbanan lehrten: Wer dichtete dieses Loblied? R. Elie͑zer sagt, Moše und Jisraél dichteten es, als sie am Meere standen. Sie sprachen: 219 Nicht uns, Herr, nicht uns. Darauf erwiderte der heilige Geist und sprach zu ihnen:220 Um meinetwillen, um meinetwillen tu ich es. R. Jehuda sagt, Jehošua͑ und Jisraél dichteten es, als die kenaänitischen Könige wider sie aufstanden. Sie sprachen: Nicht uns, und [der heilige Geist] erwiderte etc. R. Elea͑zar aus Modaím sagt, Debora und Baraq dichteten es, als Sisra wider sie aufstand. Sie sprachen: Nicht uns, und der heilige Geist erwiderte und sprach: Um meinetwillen, um meinetwillen tu ich es. R. Elea͑zar b. A͑zarja sagt, Ḥizqija und sein Kollegium dichteten es, als Sanherib wider sie aufstand. Sie sprachen: Nicht uns, und der [heilige Geist] erwiderte etc. R. A͑qiba sagt, Ḥananja, Mišaél und A͑zarja dichteten es, als der ruchlose Nebukhadneçar wider sie aufstand. Sie sprachen: Nicht uns, und [der heilige Geist] erwiderte etc. R. Jose der Galiläer sagt, Mordekhaj und Ester dichteten es, als der ruchlose Haman wider sie aufstand. Sie sprachen: Nicht uns, und [der heilige Geist] erwiderte etc. Die Weisen sagen, die Propheten unter ihnen ordneten für Jisraél an, es bei jeder Festgelegenheit und bei jedem nicht eintreffenden221 Unglücksfalle herzusagen. Und wenn sie [dereinst] erlöst werden, werden sie es über ihre Erlösung hersagen.

R.Ḥisda sagte, Halelujah222 gehöre zum Schlusse des [vorangehenden] Abschnittes, Rabba b. R. Hona sagte, Halelujah gehöre zum Beginn des [folgenden] Abschnittes. R. Ḥisda sprach: Ich sah ein Psalmenbuch der Schule des R. Ḥanin b. Rab[a], in dem das Halelujah sich in der Mitte des Abschnittes223 befand; demnach war es ihm zweifelhaft. R. Ḥanin b. Raba sagte: Alle stimmen überein, dass hinter [dem Verse]:224 Vom Ruhme des Herrn soll mein Mund reden, und alles Fleisch preise seinen heiligen Namen immer und ewig, das Halelujah zum Beginn des [folgenden] Abschnittes gehöre. Ferner auch, dass hinter [dem Verse]:225 Der Gottlose wird es sehen und sich ärgern, wird mit den Zähnen knirschen und vergehen; die Hoffnung der Gottlosen wird zunichte werden, das Halelujah zum Beginn des [folgenden] Abschnittes gehöre. Ferner auch, dass hinter [dem Verse]:226 Die ihr im Tempel des Herrn steht, das Halelujah zum Beginn des [folgenden] Abschnittes gehöre. Die Bibelkundigen227 fügen noch folgende hinzu: Hinter [dem Verse]:228 Aus dem Bache am Wege trinkt er, darum erhebt er das Haupt, gehört das Halelujah zum Beginn des [folgenden] Abschnittes. Und hinter [dem Verse]:229 Der Weisheit Anfang ist die Furcht des Herrn; gute Einsicht wird allen, die sie üben, gehört das Halelujah zum Beginn des [folgenden] Abschnittes.

Es ist anzunehmen, dass hierüber auch Tannaím streiten: Wie weit lese man? Die Schule Šammajs sagt, bis:230 Die Mutter der Kinder frohlockt, die Schule Hillels sagt, bis:231 Den Kiesel in einen Wasserguell. Und ein Anderes lehrt: Wie weit lese man? Die Schule Šammajs sagt, bis:232 Als Jisraél aus Miçrajim zog, die Schule Hillels sagt, bis:233 Nicht uns, Herr, nicht uns.

Blatt 117b

Ihr Streit besteht wahrscheinlich in folgendem: derjenige, der bis Die Mutter der Kinder frohlockt sagt, ist der Ansicht, das Halelujah gehöre zum Beginn234 des [folgenden] Abschnittes, und derjenige, der bis Als Jisraél aus Miçrajim zog sagt, ist der Ansicht, das Halelujah gehöre zum Schlusse235 des [vorangehenden] Abschnittes.

R. Ḥisda erklärt [beide Lehren] nach seiner Ansicht. Alle stimmen überein, das Halelujah gehöre zum Schlusse des [vorangehenden] Abschnittes; nach demjenigen, der bis Als Jisraél zog sagt, stimmt dies ja, und derjenige, der bis die Mutter der Kinder frohlockt sagt, meint es »bis« (und bis) einschließlich.

Sollte er doch sagen: bis Halelujah!? Wolltest du erwidern, man würde nicht wissen, welches Halelujah, so sollte er sagen: bis Halelujah des [Verses] Die Mutter der Kinder frohlockt!?

Dies ist ein Einwand.

Auch Rabba b. R. Hona erklärt [beide Lehren] nach seiner Ansicht. Alle stimmen überein, das Halelujah gehört zum Beginn des [folgenden] Abschnittes nach demjenigen, der bis die Mutter der Kinder frohlockt sagt, stimmt dies ja, und derjenige, der bis Als Jisraél zog sagt, meint es »bis« (und bis) ausschließlich.

Sollte er doch sagen: bis Halelujah!? Wolltest du erwidern, man würde nicht wissen, welches Halelujah, so sollte er sagen: bis Halelujah des [Verses] Als Jisraél zog!?

Dies ist ein Einwand.

MAN SCHLIESSE MIT DER ERLÖSUNGSFORMEL. Raba sagte: Die [Erlösungsformel] des Šema͑ und des Lobliedes lautet »der Jisraél erlöst hat«, die des Gebetes lautet »der Jisraél erlöst«, weil dies ein Gebet236 ist. R. Zera sagte: Im Weihsegen sage man »der uns durch seine Gebote geheiligt und befohlen hat«, im Gebete sage man »heilige uns durch deine Gebote, weil dies ein Gebet ist. R. Aḥa b. Ja͑qob sagte: Im Segen zur Weihe des Tages muß man des Auszuges aus Miçrajim erwähnen, denn hierbei237 heißt es: damit du denkest, und dort238 heißt es: denke daran, den Šabbath heilig zu hallen. Rabba b. Šila sagte: Im Gebete sage man »er läßt das Horn der Hilfe hervorsprießen«, im [Segen der] Haphtara [sage man] »der Schild Davids« 239 Und ich will dir einen großen Namen schaffen gleich den Namen der Größten, das ist, wie R. Joseph lehrte, die Formel »der Schild Davids. R.Šimo͑n b. Laqis sagte:240 Ich will dich zu einem großen Volke machen, das ist die Formel »der Gott Abrahams«; ich will dich segnen, das ist die Formel »der Gott Jiçḥaqs«; ich will deinen Namen groß machen, das ist die Formel »der Gott Ja͑qobs«. Man könnte glauben, sie seien alle in der Schlußformel zu nennen, so heißt es: du sollst ein Segen sein, nur mit dir wird man [den Segensspruch] schließen und nicht mit allen.

Raba erzählte: Einst traf ich die Greise241 von Pumbeditha, und diese saßen und sagten am Šabbath sowohl im Gebete als auch im Weihsegen »der den Šabbath heiligt«, und am Feste sowohl im Gebete als auch im Weihsegen »der Jisraél und die Zeiten heiligt«. Da sprach ich zu ihnen: Im Gegenteil, im Gebete sage man sowohl am Šabbath als auch am Feste »der Jisraél heiligt« und im Weihsegen sage man am Šabbath »der den Šabbath heiligt« und am Feste »der Jisraél und die Zeiten heiligt«. Ich will sowohl meine Ansicht als auch euere Ansicht begründen. Euer Grund ist: der Šabbath ist feststehend, daher sage man sowohl im Gebete als auch im Weihsegen »der den Šabbath heiligt«, das Fest wird von den Jisraéliten bestimmt, die die Monde interkalieren und das Jahr festsetzen, daher sage man »der Jisraél und die Zeiten heiligt«. Mein Grund ist: das Gebet wird in Gemeinschaft verrichtet, daher sage man »der Jisraél heiligt«, der Weihsegen wird von einzelnen gesprochen, daher sage man am Šabbath »der den Šabbath heiligt« und am Feste »der Jisraél und die Zeiten heiligt«. Dies ist aber nichts; verrichtet man etwa das Gebet nicht auch einzeln, oder spricht man etwa den Weihsegen nicht auch in Gemeinschaft!? Raba aber ist der Ansicht, man richte sich danach, wie es üblich ist.

U͑la b. Rabh trat242 einst in Gegenwart Rabas [vor das Betpult] und sprach [die Formeln] nach der Ansicht der Greise von Pumbeditha, und dieser sagte ihm nichts. Demnach ist Raba von seiner Ansicht abgekommen. R. Nathan, der Vater des R. Hona, der Sohn Nathans, trat einst [vor das Betpult] in Gegenwart R. Papas und sprach [die Formeln] nach Ansicht der Greise von Pumbeditha, und R. Papa lobte ihn. Rabina erzählte: Als ich einst in Sura bei Meremar eingekehrt war, trat der Gemeindevorbeter in seiner Gegenwart [vor das Betpult] und sprach [die Formeln] nach der Ansicht der Greise von Pumbeditha, und die Leute wollten ihn zum Schweigen bringen. Da sprach dieser: Lasset ihn, die Halakha ist wie die Greise von Pumbeditha. Hierauf unterließen sie es.

MAN SCHENKE IHM DEN DRITTEN BECHER EIN, UND ER SPRICHT DEN SEGEN ÜBER DAS MAHL, ALSDANN DEN VIERTEN, UND ER LIEST DAS LOBLIED ZUENDE UND SPRICHT DEN SEGEN ÜBER DAS LIED. ZWISCHEN JENEN BECHERN DARF MAN, WENN MAN WILL, [NOCH AUSSERDEM] TRINKEN, NICHT ABER ZWISCHEN DEM DRITTEN UND DEM VIERTEN.

GEMARA. R.Ḥanan sprach zu Raba: Hieraus ist zu entnehmen, dass zum Tischsegen ein Becher [Wein] erforderlich sei. Dieser erwiderte: Die Rabbanan haben [das Trinken] von vier Bechern als Zeichen der Freiheit angeordnet, und bei jedem besonders ist ein Gebot auszuüben243.

ALSDANN DEN VIERTEN, UND ER LIEST DAS LOBLIED ZUENDE UND SPRICHT DEN SEGEN ÜBER DAS LIED. Welcher ist der Segen über das Lied?

Blatt 118a

R. Jehuda sagt, [der Segen auf] »Es rühmen dich, Herr, unser Gott«; R. Joḥanan sagt [der Segen auf] »Der Odem alles Lebenden«.

Die Rabbanan lehrten: Nach dem vierten [Becher] beende man das Loblied und spreche das große Loblied

so R. Tryphon. Manche sagen, [den Psalm]244 Der Herr ist mein Hirt, mir wird nichts mangeln.

Welches ist das große Loblied?

R. Jehuda sagt, von245 Danket bis246 An den Flüssen Babels; R. Joḥanan sagt, von247 Stufenlied bis An den Flüssen Babels; R. Aḥa b. Ja͑qob sagt, von248 denn der Herr hat Ja͑qob erwählt bis an den Flüssen Babels.

Weshalb heißt es das große Loblied? R. Joḥanan erwiderte: Weil der Heilige, gepriesen sei er, in der Höhe des Weltalls weilt und jedem Geschöpfe seine Nahrung verabreicht249.

R. Jehošua͑ b. Levi sagte: Auf wen beziehen sich diese sechsundzwanzig Dankverse250? Auf die sechsundzwanzig Generationen, die der Heilige, gepriesen sei er, vor der Verleihung der Tora auf seiner Welt erschaffen und in seiner Gnade251 ernährt hatte.

R.Ḥisda sagte: Es heißt:252 danket dem Herrn, denn er ist gütig; danket dem Herrn, dass er die Schuld des Menschen von der [ihm gewährten] Güte einzieht. [Er nimmt] vom Reichen seinen Ochsen, vom Armen sein Schaf, von der Waise ihr Ei und von der Witwe ihre Henne253.

R. Joḥanan sagte: Der Erwerb des Menschen ist doppelt so schwer als die Geburt, denn von der Geburt heißt es:254 mit Schmerz, von der Nahrung aber heißt es:255 mit Schmerzen.

Ferner sagte R. Joḥanan: Der Erwerb des Menschen ist schwieriger als die Erlösung, denn von der Erlösung heißt es:256 der Engel, der mich von allen Nöten errettete, nur ein Engel, vom Erwerb aber heißt es: 257 der Gott, der mich ernährt hat.

R. Jehošua͑ b. Levi sagte: Als der Heilige, gepriesen sei er, zu Adam sprach:258 Dornen und Disteln soll sie dir hervorbringen, flossen seine Augen Tränen, und er sprach vor ihm: Herr der Welt, ich und mein Esel sollen nun aus einer Krippe essen! Als er aber zu ihm sagte:259 Im Schweiße deines Angesichtes sollst du Brot essen, beruhigte er sich. Reš Laqiš sagte: Wohl wäre uns, wenn es dabei geblieben260 wäre. [Abajje sagte:] Noch sind wir dem nicht entgangen, denn wir essen ja Kräuter vom Felde.

R.Šezbi sagte im Namen des R.Elea͑zar b. A͑zarja: Der Erwerb des Menschen ist so schwierig, wie die Spaltung des Schilfmeeres, denn es heißt: der allem Fleisch Speise gibt, und nahe [vorher] heißt es: 261 der das Schilfmeer in Stücke zerschnitt.

R.Elea͑zar b. A͑zarja sagte: Der Stuhlgang des Menschen ist so schwer, wie der Todestag und wie die Spaltung des Schilfmeeres, denn es heißt: 262 es eilt der Niedergedrückte263 sich zu entfesseln, und darauf folgt: 264 er wühlt das Meer auf, und seine Wogen brausen.

Ferner sagte R. Sešeth im Namen des R. Elea͑zar b. A͑zarja: Wenn jemand die Feste schändet, so ist dies ebenso, als würde er Götzendienst treiben, denn es heißt:265 du sollst dir kein gegossenes Gottesbild machen, und darauf folgt:266 das Fest des Ungesäuerten sollst du halten.

Ferner sagte R. Sešeth im Namen des R. Elea͑zar b. A͑zarja: Wer Verleumdung spricht, Verleumdung anhört oder falsches Zeugnis wider seinen Nächsten ablegt, verdient, dass man ihn vor die Hunde werfe, denn es heißt:267 ihr sollt es vor die Hunde werfen, und darauf folgt:268 du sollst kein falsches Gerücht entgegennehmen, und man lese [auch]: entgegennehmen lassen.

Wozu brauchen wir, wo das große Loblied vorhanden ist, dieses269 zu lesen!?

Weil in diesem folgende fünf Dinge enthalten sind: Der Auszug aus Miçrajim, die Spaltung des Schilfmeeres, die Verleihung der Tora, die Auferstehung der Toten und die Leiden der messianischen Zeit.

Der Auszug aus Miçrajim, denn es heißt:270 als Jisraél aus Miçrajim zog. Die Spaltung des Schilfmeeres, denn es heißt:271 das Meer sah und floh.

Die Verleihung der Tora, denn es heißt:272 die Berge tanzten wie die Widder.

Die Auferstehung der Toten, denn es heißt:273 ich werde vor dem Angesichte des Herrn wandeln.

Die Leiden der messianischen Zeit, denn es heißt:274 nicht uns, Herr, nicht uns.

R. Joḥanan sagte: Es heißt: nicht uns, Herr, nicht uns, das ist die Knechtschaft der Regierungen.

Manche lesen: R. Joḥanan sagte: Nicht uns, Herr, nicht uns, das ist der Krieg von Gog und Magog.

R. Naḥman b. Jiçḥaq erwiderte: Weil in diesem die Rettung der Seelen der Frommen aus dem Fegefeuer enthalten ist, denn es heißt:275 ach, Herr, errette meine Seele.

Ḥizqija erwiderte: Weil in diesem das Hinabsteigen der Frommen276 in den Schmelzofen und deren Heraufsteigen aus diesem enthalten ist. Ihr Hinabsteigen, denn es heißt: nicht uns, Herr, nicht uns, dies sagte Ḥananja;277 deinem Namen gib Ehre, dies sagte Mišaél;278 um deiner Gnade, um deiner Treue willen, dies sagte A͑zarja;279 weshalb sollen die Völker sprechen, dies sagten sie allesamt. Ihr Heraufsteigen aus dem Schmelzofen, denn es heißt:280 lobet den Herrn, alle Völker, dies sagte Ḥananja;281 preiset ihn, alle Nationen, dies sagte Mišaél;282 denn mächtig ist über uns seine Gnade, dies sagte A͑zarja; 283 und die Treue des Herrn währt ewig, Halelujah, dies sagten sie allesamt. Manche sagen, [den Vers:] die Treue des Herrn währt ewig, sagte Gabriél. Als nämlich der ruchlose Nimrod unseren Vater Abraham in den Schmelzofen warf, sprach Gabriél vor dem Heiligen, gepriesen sei er: Herr der Welt, ich will hinabsteigen, [den Schmelzofen] kühlen und diesen Frommen aus dem Schmelzofen retten. Da sprach der Heilige, gepriesen sei er, zu ihm: Ich bin einzig auf meiner Welt, und er ist einzig auf seiner Welt, es geziemt sich, dass der Einzige selber den Einzigen rette. Da aber der Heilige, gepriesen sei er, kein Geschöpf um sein Verdienst kommen läßt, sprach er: Es soll dir beschieden sein, drei seiner Nachkommen zu retten.

R. Šimo͑n der Šilonite trug vor: Als der ruchlose Nebukhadneçar Ḥananja, Mišaél und A͑zarja in den Schmelzofen warf, trat der Hagelfürst Jurqemi vor den Heiligen, gepriesen sei er, und sprach: Herr der Welt, ich will hinabsteigen, den Schmelzofen kühlen und diese Frommen aus dem Schmelzofen retten. Da sprach Gabriél zu ihm: Nicht darin besteht die Macht des Heiligen, gepriesen sei er. Du bist der Hagelfürst, und jeder weiß, dass Wasser das Feuer lösche; vielmehr will ich, der ich Feuerfürst bin, hinabsteigen

Blatt 118b

und ihn innen kühlen und außen sengen, und so ein Wunder in einem Wunder vollbringen. Hierauf sprach der Heilige, gepriesen sei er, zu ihm: Steige hinab. Alsdann begann Gabriél und sprach: Die Treue des Herrn währt ewig.

R.Nathan sagte: Die Treue des Herrn währt ewig, dies sagten die Fische des Meeres. Dies nach R. Hona, denn R. Hona sagte: Die Jisraéliten jenes Zeitalters waren kleingläubig, und zwar nach einem Vortrage des Rabba b. Mari. Es heißt:284 sie widersetzten sich am Schilfmeere, dies lehrt, dass sich die Jisraéliten damals widersetzten und sprachen: Wie wir aus dieser Seite heraufkommen, ebenso können ja die Miçrijim aus einer anderen Seite heraufkommen. Darauf sprach der Heilige, gepriesen sei er, zum Meeresfürsten: Speie sie aufs Festland aus. Da sprach dieser: Herr der Welt, ist es denn üblich, dass, wenn ein Herr seinem Diener ein Geschenk macht, er es ihm wieder abnimmt!? Er erwiderte: Ich will dir anderthalbmal soviel geben. Jener entgegnete: Herr der Welt, ist es denn üblich, dass ein Diener seinen Herrn mahnt!? Er erwiderte: Der Bach Qišon soll mein Bürge sein. Hierauf spie er sie auf das Festland, und die Jisraéliten kamen und sahen sie, wie es heißt:285 und Jisraél sah die Miçrijim tot am Meeresufer liegen.

Wieso anderthalbmal soviel?

Beim Pharaó heißt es:286 sechshundert eiserne Streitwagen, bei Sisra aber heißt es:287 neunhundert eiserne Streitwagen. Als Sisra kam, fiel er über sie mit eisernen Spießen her; da ließ der Heilige, gepriesen sei er, gegen sie die Sterne aus ihren Bahnen vortreten, wie es heißt:288 da kämpften die Sterne vom Himmel. Als die Sterne des Himmels auf sie niedergingen, erglühten die eisernen Spieße, und sie stiegen in den Bach Qišon hinab, um sich abzukühlen. Da sprach der Heilige, gepriesen sei er, zum Bache Oišon: Geh und komme deiner Bürgschaft nach. Hierauf raffte sie der Bach Oišon zusammen und warf sie ins Meer, wie es heißt:289 der Bach Oišon raffte sie zusammen, der Bach der Vorzeit. Was heißt »der Bach der Vorzeit«? Der Bach, der in der Vorzeit Bürge war. Alsdann begannen die Fische des Meeres und sprachen: Die Treue des Herrn währt ewig.

R.Šimo͑n b. Laqis sagte: Es heißt:290 der die Unfruchtbare [a͑qereth] des Hauses wohnen läßt; die Gemeinschaft Jisraél sprach vor dem Heiligen, gepriesen sei er: Herr der Welt, deine Kinder behandeln mich wie das Wiesel, das sich im Untergrund [iqre] der Häuser aufhält.

Raba trug vor: Es heißt:291 es ist mir lieb, dass der Herr erhört; die Gemeinschaft Jisraél sprach vor dem Heiligen, gepriesen sei er: Herr der Welt, lieb bin ich dir dann, wenn du die Stimme meines Flehens erhörest. 292 Ich bin arm, so hilf mir; die Gemeinschaft Jisraél sprach vor dem Heiligen, gepriesen sei er: Herr der Welt, bin ich auch arm an verdienstlichen Handlungen, so gehöre ich doch dir, und es geziemt, mir zu helfen.

R. Kahana sagte: Als R. Jišma͑él b. R. Jose erkrankte, ließ Rabbi ihn bitten: Sage uns doch zwei oder drei von den Dingen, die du uns im Namen deines Vaters gesagt hast. Dieser ließ ihm erwidern: Folgendes sagte mein Vater. Es heißt:293 lobet den Herrn, alle Völker; wie kommen die weltlichen Völker dazu? Er meint es wie folgt: die weltlichen Völker sollen den Herrn loben, wegen der Großtaten und Wunder, die er ihnen erwiesen hat, und um so mehr wir, wo doch mächtig ist seine Huld über uns. Und noch etwas [sagte er]: Dereinst wird Miçrajim dem Messias ein Geschenk darbringen, er aber wird die Annahme verweigern wollen. Alsdann wird der Heilige, gepriesen sei er, zum Messias sprechen: Nimm es von ihnen an, denn sie haben meinen Kindern in Miçrajim Gastfreundschaft gewährt. Alsbald:294 Es kommen Vornehme aus Miçrajim, Dann wird Kuš [einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere auf sich selbst beziehen: wenn dies von Miçrajim gilt, das sie geknechtet hat, um wieviel mehr von mir, der ich sie nicht geknechtet habe. Hierauf wird der Heilige, gepriesen sei er, zu ihm sprechen: Nimm es [auch] von ihnen an. Alsbald:295 Kuš läßt seine Hände zu Gott eilen. Nun wird die ruchlose Regierung296 [einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere auf sich selbst beziehen: wenn dies von diesen gilt, die nicht ihre Brüder sind, um wieviel mehr von uns, die wir ihre Brüder sind. Darauf wird der Heilige, gepriesen sei er, zu Gabriél sprechen:297 Bedrohe das Tier im Rohre [qane], bedrohe das Tier und eigne [qene] dir die Gemeinde. Eine andere Erklärung: Bedrohe das Tier im Rohre, das im Rohre wohnt, denn es heißt:298 es benagt ihn das Schwein aus dem Walde, und was sich auf dem Felde regt, weidet ihn ab. R.Ḥija b. Abba erklärte im Namen R. Joḥanans: Bedrohe das Tier, dessen sämtliche Handlungen mit einem Rohre299 geschrieben werden. 300 Die Schar der Tapferen samt den Völkerkälbern; die die Tapferen wie herrenlose Kälber hinschlachteten. 301 Sich niederwerfend mit Silberbarren [raçe], die die Hand nach Geld ausstrecken, ohne jedoch den Wunsch [reçon] des Gebers zu erfüllen. 302 Er zerstreut die Völker, die Kriege lieben; was verursachte, dass Jisraél unter die Völker zerstreut wurde? Die Kriege, nach welchen sie verlangten. Und noch etwas ließ er ihm sagen: Dreihundertfünfundsechzig Straßen hat die große Stadt Rom, jede hat dreihundertfünfundsechzig Burgen, und jede Burg hat dreihundertfünfundsechzig Aufgänge und in jedem Aufgang ist soviel vorhanden, um die ganze Welt ernähren zu können. R. Jišmaél sprach zu Rabbi und, wie manche sagen, zu R. Jišmaél b. R. Jose: Für wen [ist dies alles bestimmt]?

Für dich und deine Genossen und deine ganze Gesellschaft, denn es heißt:303 sein Gewinn und sein Buhlerlohn soll eine heilige Gabe an den Herrn sein; man wird ihn nicht aufspeichern noch ansammeln, sondern er wird denen gehören, die vor dem Herrn sitzen etc..

Was heißt: nicht aufspeichern? R. Joseph lehrte: nicht aufspeichern, in einem Speicher, nicht ansammeln, in einer Schatzkammer.

Wer [gehört zu denen], die vor dem Herrn sitzen? R. Elea͑zar erwiderte:

Blatt 119a

Der den Platz seines Genossen im Lehrhause kennt.

Manche lesen: R. Elea͑zar erwiderte: Der seinen Genossen im Lehrhause zu begrüßen pflegt.

Was heißt:304 zu dauernder Verhüllung?

Wer die Dinge, die der Dauernde305 verhüllt hat, verborgen hält; das sind nämlich die Geheimnisse306 der Tora. Manche erklären: Wer die Dinge, die der Dauernde verhüllt hat, bloßlegt, das sind nämlich die Begründungen der Tora.

R. Kahana sagte im Namen des R. Jišma͑él b. R. Jose: Es heißt:307 ein Siegeslied mit Saitenspiel; ein Psalm Davids; singet dem, der froh ist, wenn er besiegt wird. Komm und sieh, wie anders ist die Art des Heiligen, gepriesen sei er, als die Art eines [Menschen aus] Fleisch und Blut: wenn man einen [Menschen aus] Fleisch und Blut besiegt, so ist er traurig, wenn man aber den Heiligen, gepriesen sei er, besiegt, so freut er sich, denn es heißt:308 er gedachte sie zu vertilgen, wenn nicht Moše, sein Auserwählter, vor ihm in die Bresche getreten wäre.

R. Kahana sagte im Namen des R. Jišma͑él b. R. Jose, und R. Šimo͑n b. Laqiš sagte es im Namen R. Jehuda des Fürsten: Es heißt:309 und unter ihren Flügeln hatten sie Menschenhände; geschrieben steht310 seine Hand, das ist die Hand des Heiligen, gepriesen sei er, die unter den Flügeln der [himmlischen] Tiere ausgestreckt ist, um die Bußfertigen aus der Hand der Rechtswaltung in Empfang zu nehmen.

R. Jehuda sagte im Namen Šemuéls: Alles Silber und Gold auf der Welt sammelte Joseph und brachte es nach Miçrajim, denn es heißt:

311 und Joseph sammelte alles Silber, das vorhanden war. Ich weiß dies von dem, das in Miçrajim und Kenaan vorhanden war, woher dies von dem, das in anderen Ländern vorhanden war? Es heißt:312 alle Welt kam nach Miçrajim. Als die Jisraéliten aus Miçrajim zogen, nahmen sie es mit, wie es heißt:313 und sie leerten Miçrajim aus. R. Asi erklärte, sie machten es wie ein Netz, in dem keine Getreidekörner sind. R. Šimo͑n erklärte, wie eine Meerestiefe, in der keine Fische314 sind. So lag es bis Reḥabea͑m, dann kam Sišaq, der König von Miçrajim, und nahm es Reḥabea͑m ab, wie es heißt:315 im fünften Jahre des Königs Reḥabea͑m zog Šišaq, der König von Miçrajim, wider Jerušalem heran und nahm die Schätze des Tempels des Herrn und die Schätze des königlichen Hauses. Hierauf kam Zeraḥ, der König von Kuš, und nahm es Šišaq ab. Hierauf kam Asa, und nahm es Zeraḥ, dem Könige von Kuš, ab und übersandte es Hadrimmon, dem Sohne Tabrimmons. Hierauf kamen die Leute von Ammon und nahmen es Hadrimmon, dem Sohne Tabrimmons, ab. Hierauf kam Jehošaphat und nahm es den Leuten von Ammon ab, und so lag es bis Aḥaz. Hierauf kam Sanherib und nahm es Aḥaz ab. Hierauf kam Ḥizqija und nahm es Sanherib ab, und so lag es bis Çidqija. Hierauf kamen die Kasdim und nahmen es Çidqija ab. Hierauf kamen die Perser und nahmen es den Kasdim ab. Hierauf kamen die Griechen und nahmen es den Persern ab. Endlich kamen die Römer und nahmen es den Griechen ab, und noch befindet es sich in Rom.

R. Ḥama b. Ḥanina sagte: Drei Schätze versteckte Joseph in Miçrajim; einen entdeckte Qoraḥ316, einen entdeckte Antoninus, Sohn des Severus, und einer ist für die Frommen in der Zukunft bestimmt.

317 Reichtum, der von seinem Besitzer zu seinem Unglück gehütet wird; R. Šimo͑n b. Laqiš sagte, dies sei der Reichtum Qoraḥs.318 Und der ganze Bestand zu ihren Füßen; R. Elea͑zar erklärte, dies sei das Geld des Menschen, das ihn auf die Füße stellt. R. Levi sagte: Die Schlüssel der Schatzkammern Qoraḥs waren eine Last für dreihundert weiße Maultiere, und alle Schlüssel und Verschlüsse waren aus Leder.

R. Šemuél b. Naḥmani sagte im Namen R. Joḥanans:319 Ich danke dir, dass du mich erhört hast, dies sprach David.320 Der Stein, den die Bauenden verachtet haben, ist zum Ecksteine geworden, dies sprach Jišaj. 321 Von Seiten des Herrn ist dies geschehen, dies sprachen seine Brüder. 322 Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat, dies sprach Šemuél. 323 Ach, Herr, hilf doch, dies sprachen seine Brüder.324 Ach, Herr, gib doch Gelingen, dies sprach David.325 Gesegnet sei, wer im Namen des Herrn kommt, dies sprach Jišaj.326 Wir segnen dich vom Tempel des Herrn aus, dies sprach Šemuél.327 Der Herr ist Gott, und er leuchtete uns, dies sprachen sie allesamt.328 Bindet das Festopfer mit Seilen, dies sprach Šemuél. 329 Du bist mein Gott, ich will dir danken, dies sprach David.330 Mein Gott, ich will dich erheben, dies sprachen sie allesamt.

Dort haben wir gelernt: In Orten, wo es üblich ist, [diese Verse]331 zu

Blatt 119b

wiederholen, wiederhole man sie, sie einmal zu lesen, lese man sie einmal, nachher den Segen zu sprechen, spreche man ihn. Alles nach dem Landesbrauche. Abajje sagte: Dies lehrten sie nur vom [Segen] nachher, vorher aber ist es Gebot, den Segen zu sprechen. R. Jehuda sagte nämlich im Namen Šemuéls: Über alle Gebote spreche man den Segen vor [öber] ihrer Ausübung.

Wieso ist es erwiesen, dass öber die Bedeutung »vor7 hat? R. Naḥman b. Jiçḥaq erwiderte: Es heißt332 da lief Aḥimaaç durch die Aue und kam dem Mohren vor [vajaábor]. Abajje erwiderte: Hieraus: 333 er ging vor [äbar] ihnen. Manche sagen: Hieraus:334 vor ihnen schreitet [vajaábor] ihr König, und ihr Herr an ihrer Spitze. Es wird gelehrt: Rabbi wiederholte manche [Verse]. R. Elea͑zar b. Proto fügte da manches hinzu.

Was fügte er hinzu? Abajje erwiderte: Er fügte hinzu die Wiederholung der Verse von »Ich danke«335 ab.

R. Avira trug vor, zuweilen im Namen Rabhs und zuweilen im Namen R. Asis: Es heißt:336 das Kind wuchs heran und wurde entwöhnt. Dereinst wird der Heilige, gepriesen sei er, am Tage, an dem seine Liebe zu den Kindern Jiçḥaqs herangewachsen sein wird, den Frommen ein Festmahl bereiten. Nachdem sie gegessen und getrunken haben werden, wird man unserem Vater Abraham den Becher des Tischsegens reichen, damit er den Segen spreche. Er aber wird erwidern: Ich spreche nicht den Segen, denn mir entstammt Jišma͑él. Darauf wird man zu Jiçḥaq sprechen:

Nimm du ihn und sprich den Segen. Er aber wird erwidern: Ich spreche nicht den Segen, denn mir entstammt Esav. Darauf wird man zu Ja͑qob sprechen: Nimm du ihn und sprich den Segen. Er aber wird erwidern: Ich spreche nicht den Segen, denn ich habe zwei Schwestern bei ihren Lebzeiten geheiratet, was die Tora später verboten hat. Darauf wird man zu Moše sprechen: Nimm du ihn und sprich den Segen. Er aber wird erwidern: Ich spreche den Segen nicht, denn mir war es weder bei Lebzeiten noch nach meinem Tode beschieden, in das Jisraélland zu kommen. Darauf wird man zu Jehošua͑ sprechen: Nimm du ihn und sprich den Segen. Er aber wird erwidern: Ich spreche nicht den Segen, denn mir war kein Sohn beschieden. (Denn es heißt:] Jehošud͑, der Sohn Nuns.337 Sein Sohn Nun, sein Sohn Jehošud. Darauf wird man zu David sprechen: Nimm du ihn und sprich den Segen. Er aber wird erwidern:

Ich spreche den Segen und mir geziemt es, den Segen zu sprechen. Wie es heißt:338 ich will den Becher des Heils erheben und den Namen des Herrn anrufen.

AN DARF SICH NACH DEM PESAḤOPFER NICHT ZU EINEM NACHTISCH BEGEBEN.

GEMARA. Was heißt Nachtisch? Rabh erklärte: Man darf nicht von einer Tischgesellschaft zu einer anderen gehen, Šemuél erklärte: Zum Beispiel Pilze für mich und junge Tauben für Abba. R. Ḥanina b. Šila und R. Joḥanan erklärten: Zum Beispiel Datteln, Rostähren und Nüsse. Übereinstimmend mit R. Joḥanan wird gelehrt: Man darf sich nach dem Pesaḥopfer nicht zum [Nachtisch] begeben, zum Beispiel Datteln, Rostähren und Nüsse.

R. Jehuda sagte im Namen Šemuéls: Man darf sich nach dem Ungesäuerten339 nicht zu einem Nachtisch begeben. Wir haben gelernt: Man darf sich nach dem Pesaḥopfer nicht zum Nachtisch begeben, nach dem Pesaḥopfer nicht, wohl aber nach dem Ungesäuerten!?

Dies ist selbstverständlich: selbstverständlich [nicht] nach dem Ungesäuerten, das keinen intensiven Geschmack hat, man könnte aber glauben, nach dem Pesaḥopfer sei nichts dabei, da es einen intensiven Geschmack hat und sich nicht verliert, so lehrt er uns.

Ihm wäre eine Stütze zu erbringen. Man darf den Bauch mit Schwammkuchen, Honigkuchen und Rostkuchen füllen, nur muß man nachher ein olivengroßes Stück Ungesäuertes essen. Nur nachher und nicht vorher.

Blatt 120a

Dies ist selbstverständlich: selbstverständlich vorher, wo man es mit Appetit ißt, man könnte aber glauben, nachher nicht, weil man es ohne Appetit ißt, so lehrt er uns. Mar Zutra lehrte dies wie folgt: R. Joseph sagte im Namen R. Jehudas im Namen Šemuéls: Man darf sich nach dem Ungesäuerten zu einem Nachtisch begeben. Ihm wäre eine Stütze zu erbringen: Man darf sich nach dem Pesaḥopfer nicht zu einem Nachtisch begeben. Nur nach dem Pesaḥopfer nicht, wohl aber nach dem Ungesäuerten.

Dies ist selbstverständlich: selbstverständlich nicht nach dem Ungesäuerten, das keinen intensiven Geschmack hat, man könnte aber glauben, nach dem Pesaḥopfer sei es nicht [verboten], so lehrt er uns. Man wandte ein: Man darf den Bauch mit Schwammkuchen, Honigkuchen und Rostkuchen füllen, nur muß man nachher ein olivengroßes Stück Ungesäuertes essen. Nur nachher und nicht vorher!?

Dies ist selbstverständlich: selbstverständlich vorher, wo man es mit Appetit ißt, man könnte aber glauben, nachher nicht, weil man es ohne Appetit ißt, so lehrt er uns.

Raba sagte: Das Ungesäuerte ist in der Jetztzeit Pflicht der Tora, das Bitterkraut nur rabbanitisch.

Das Bitterkraut wohl deshalb, weil es heißt:340 mit Ungesäuertem und Bitterkraut, zur Zeit, wo es ein Pesaḥopfer gibt, gibt es auch Bitterkraut, zur Zeit aber, wo es kein Pesaḥopfer gibt, gibt es auch kein Bitterkraut, so heißt es ja auch vom Ungesäuerten, mit Ungesäuertem und Bitterkraut!?

Das Ungesäuerte hat die Schrift wieder einbegriffen:341 abends sollt ihr Ungesäuertes essen.

R. Aḥa b. Ja͑qob sagte, beide seien rabbanitisch.

Es heißt ja aber: abends sollt ihr Ungesäuertes essen!?

Dies bezieht sich auf den Unreinen342 und auf einer weiten Reise Befindlichen. Man könnte glauben, dass solche, da sie vom Pesaḥopfer nicht essen, auch Ungesäuertes und Bitterkraut nicht zu essen brauchen, so lehrt er uns.

Und Raba!?

Er kann dir erwidern: Hinsichtlich des Unreinen und des auf einer weiten Reise Befindlichen ist kein Schriftvers nötig, da sie ja nicht weniger sind als ein Unbeschnittener und ein Fremdling. Es wird nämlich gelehrt:343 Kein Unbeschnittener darf davon essen: davon darf er nicht essen, wohl aber Ungesäuertes und Bitterkraut.

Und jener!?

Ein Schriftvers von diesen und ein Schriftvers von jenen, und beide344 sind nötig. Übereinstimmend mit Raba wird gelehrt:345 Sechs Tage sollst du Ungesäuertes essen, und am siebenten Tage ist Festversammlung für den Herrn, deinen Gott; wie es am siebenten346 nur freigestellt ist, ebenso ist es an den sechs Tagen nur freigestellt347.

Wieso dies?

Hierbei ist anwendbar [die Regel]: Wenn etwas in der Generalisierung einbegriffen war und um etwas zu lehren ausgeschieden wurde, so bezieht sich diese Lehre nicht darauf allein, sondern auf die ganze348 Generalisierung.

Man könnte glauben, auch in der ersten Nacht sei es nur freigestellt, so heißt es: mit Ungesäuertem und Bitterkraut sollen sie es essen. Ich weiß dies nur von der Zeit, wo der Tempel bestanden hat, woher dies von der Zeit, wo er nicht mehr besteht? Es heißt: abends sollt ihr Ungesäuertes essen, die Schrift macht es zur Pflicht.

Blatt 120b

SIND WELCHE [VON DER TISCHGESELLSCHAFT] EINGESCHLAFEN, SO DÜRFEN SIE WEITER ESSEN, SIND ALLE [EINGESCHLAFEN], SO DÜRFEN SIE NICHT WEITER349 ESSEN. R. JOSE SAGT, SIND SIE EINGENICKT, DÜRFEN SIE [WEITER] ESSEN, SIND SIE FEST EINGESCHLAFEN, DÜRFEN SIE NICHT [WEITER] ESSEN. DAS PESAḤOPFER350 MACHT NACH MITTERNACHT DIE HÄNDE UNREIN; VERWERFLICHES UND ÜBRIGGEBLIEBENES351 MACHEN DIE HÄNDE UNREIN.

GEMARA. R. JOSE SAGT, SIND SIE EINGENICKT, DÜRFEN SIE [WEITER] ESSEN, SIND SIE FEST EINGESCHLAFEN, DÜRFEN SIE NICHT [WEITER] ESSEN.

Was heißt »eingenickt«? R. Aši erwiderte: Halb schlummernd und halb wachend; wenn er beispielsweise, wenn man ihm etwas zuruft, antwortet, ohne jedoch eine überlegte Antwort geben zu können, und wenn man ihn erinnert, er es weiß. Einst saß Abajje vor Rabba352 und sah, wie er eingenickt war. Da sprach er zu ihm: Der Meister schlummert ja! Dieser erwiderte: Ich bin nur eingenickt, und es wird gelehrt, sind sie eingenickt, dürfen sie [weiter] essen, sind fest eingeschlafen, dürfen sie nicht [weiter] essen.

DAS PESAḤOPFER MACHT NACH MITTERNACHT DIE HÄNDE UNREIN etc.

Demnach gilt es von Mitternacht an als Zurückgebliebenes. Wer lehrte dies? R. Joseph erwiderte: Es ist R. Elea͑zar b. A͑zarja, denn es wird gelehrt: Sie sollen das Fleisch in dieser Nacht essen; R. Elea͑zar b. Azarja sagte: Hier heißt es: in dieser Nacht, und dort353 heißt es: ich werde in dieser Nacht durch Miçrajim ziehen; wie dort bis Mitternacht, so auch hier bis Mitternacht. R. A͑qiba entgegnete: Es heißt vorher: in Eile, bis zur Zeit der Eile354. R. Elea͑zar aber erklärt, unter Eile sei die Eile der Miçrijim zu verstehen, das ist die Plage der Erstgeborenen.— Wieso heißt es demnach in dieser Nacht!?

Man könnte glauben, es sei gleich den geheiligten Opfern am Tage zu essen, so heißt es: in dieser Nacht, es darf nur bei Nacht gegessen werden, nicht aber am Tage. Wofür verwendet R. A͑qiba [das Wort] in dieser? Dies ist deshalb nötig, um die folgende Nacht auszuschließen. Man könnte glauben, dass, da das Pesaḥopfer Minderheiliges ist und das Heilsopfer ebenfalls Minderheiliges ist, wie das Heilsopfer während zweier Tage und einer Nacht gegessen werden darf, auch das Pesaḥopfer statt an zwei Tagen an zwei Nächten, mithin während zweier Nächte und eines Tages gegessen werden dürfe, daher schrieb der Allbarmherzige: in dieser.

Und R. Elea͑zar b. A͑zarja!?

Er kann dir erwidern: Dies geht hervor aus [den Worten]:355 ihr sollt davon nicht bis zum Morgen zurücklassen.

Und R. A͑qiba!?

Er kann dir erwidern: hätte der Allbarmherzige nicht in dieser geschrieben, so könnte man glauben, unter Morgen sei der zweite Morgen zu verstehen.

Und R.Elea͑zar!?

Er kann dir erwidern: überall, wo es Morgen heißt, ist es der nächstfolgende Morgen.

Raba sagte: Wer in der Jetztzeit Ungesäuertes nach Mitternacht gegessen hat, hat nach R. Elea͑zar b. A͑zarja seiner Pflicht nicht genügt.

Selbstverständlich, wenn es dem Pesaḥopfer gleichgestellt wird, gleicht es ja diesem!?

Man könnte glauben, die Schrift habe es aus dieser Gleichstellung356 ausgeschlossen, so lehrt er uns, dass die Schrift, da sie es357 einbegreift, es auch in ersterer Hinsicht358 einbegreift.

VERWERFLICHES UND ÜBRIGGEBLIEBENES MACHEN DIE HÄNDE UNREIN.

R. Hona und R. Ḥisda [streiten hierüber]: einer erklärt, wegen Verdächtigkeit359 der Priester, und einer erklärt, wegen Nachlässigkeit360 der Priester. Einer lehrt dies von einem olivengroßen Ouantum und einer lehrt dies; von einem eigroßen Quantum. Einer bezieht dies auf das Verwerfliche und einer bezieht dies auf das Übriggebliebene. Wer dies auf das Verwerfliche bezieht, [begründet]: wegen Verdächtigkeit der Priester, und wer dies auf das Übriggebliebene bezieht, [begründet:] wegen Nachlässigkeit der Priester. Einer lehrt dies von einem olivengroßen Ouantum, wie beim Verbote, und einer lehrt dies von einem eigroßen Quantum,

Blatt 121a

wie bei der Verunreinigung361.

HAT MAN DEN SEGEN ÜBER DAS PESAḤOPFER GESPROCHEN, SO ENTHEBT ES DAS SCHLACHTOPFER362, HAT MAN DEN SEGEN ÜBER DAS SCHLACHTOPFER GESPROCHEN, SO ENTHEBT ES DAS PESAḤOPFER NICHT SO R. JIšMA͑ÉL; R. AQIBA SAGT, WEDER ENTHEBE DIESES JENES, NOCH JENES DIESES.

GEMARA. Wenn du darüber nachdenkst, ist nach [der Ansicht] R. Jišma͑éls das Werfen im Gießen363 einbegriffen, nicht aber das Gießen im Werfen, und nach der Ansicht R. A͑qibas nicht das Gießen im Werfen noch das Werfen im Gießen.

Einst befand sich R. Šimlaj bei einer Lösefeier364 eines Sohnes, und

Blatt 121b

man richtete an ihn folgende Frage: Es ist klar, dass den Segen »Der uns durch seine Gebote geheiligt und die Auslösung des Sohnes geboten hat« der Vater des Kindes zu sprechen habe, wer aber spreche den Segen »Gepriesen sei er, der uns leben, bestehen und zu dieser Zeit heranreichen ließ«; spreche ihn der Priester oder spreche ihn der Vater des Kindes: spreche ihn der Priester, da der Nutzen ihm zufällt, oder spreche ihn der Vater des Kindes, da er das Gebot ausübt? Er wußte es nicht. Als er darauf ins Lehrhaus kam und fragte, erwiderte man ihm: Der Vater des Kindes spreche beide Segenssprüche. Die Halakha ist: der Vater des Kindes spreche beide Segenssprüche.


  1. Halb lagernd, mit dem linken Arm auf das Polster gestützt, wie bei den Vornehmen der antiken Völker üblich; man vegleiche Ber. Fol. 46b.↩︎

  2. Damit man es mit Appetit esse.↩︎

  3. Also kurz vor dem Vespergebete.↩︎

  4. Est. 7,8.↩︎

  5. Und setze die Mahlzeit fort.↩︎

  6. Sobald die Heiligkeit des Feiertages beginnt.↩︎

  7. Eine Mahlzeit von der Zeit des Vespergebetes ab.↩︎

  8. Dagegen aber ist es zulässig, in einem Raume den Weihsegen zu sprechen u. in einem anderen die Mahlzeit abzuhalten.↩︎

  9. Nach anderen, Platz, im selben Raume, wofür sogar die Variante פירה spricht.↩︎

  10. Wo er die Mahlzeit abhielt.↩︎

  11. Rabba war Lehrer u. Pflegevater Abajjes, daher diese Benennung auch in seiner Abwesenheit.↩︎

  12. Cf. Šab. Fol. 22b.↩︎

  13. Dh. vor der Aufhebung der Mahlzeit.↩︎

  14. Ob. Fol. 101b.↩︎

  15. Wörtl. Heiligungen, als welche auch der Tischsegen gilt.↩︎

  16. Dies gilt wohl auch vom ersten Abend des Pesaḥfestes, an dem ABecher getrunken werden.↩︎

  17. Reihenfolge der Segenssprüche (weiter auch Zeitsegen), die am Ausgang des Schabbats zu sprechen sind; man vegleiche Ber. Blatt 51b.↩︎

  18. Der nur am ersten Tage des Festes gesprochen wird.↩︎

  19. Beide werden aus Anlaß der Tagesfeier gesprochen.↩︎

  20. Der über die Mahlzeit gesprochen wird.↩︎

  21. Zuerst den Unterscheidungssegen, wegen des scheidenden S.s, nachher den Weihsegen, wegen des kommenden Festtages.↩︎

  22. Auf Grund des ersten Segensspruches.↩︎

  23. Bei jedem Becher auch diesen zu trinken, somit ist über jeden besonders der Segen zu sprechen.↩︎

  24. In der vorangehenden Erzählung, die zweimal den Segen sprachen.↩︎

  25. Über den Wein nur einmal.↩︎

  26. Wenn man die genannten Segenssprüche am Ausgang des S.s über einen Becher spricht; man trinkt ihn erst, nachdem man sie alle gesprochen hat.↩︎

  27. Raba; dies ist eine Fortsetzung der vorvorletzten Erzählung, vom Besuch RH.s bei Raba.↩︎

  28. Zum Segen über das Licht.↩︎

  29. Des betreffenden Segensspruches.↩︎

  30. Auf dieser Münze soll ein Zeusbild (daher Zuz) sich befunden haben; möglicherweise aus Geringschätzung irdischer Güter.↩︎

  31. Bei diesen Dingen muß auch in der Tora das Wort »scheiden« gebraucht sein.↩︎

  32. Die Einteilung der Tage gehört zum Schöpfungswerke.↩︎

  33. Am S. werden die unverzehnteten Früchte zehntpflichtig, sodaß man davon nicht einmal vorübergehend essen darf, was wochentags erlaubt ist; man vegleiche Jt. Fol. 34b.↩︎

  34. iChr. 23,13.↩︎

  35. Über doppelt freudige Ereignisse; man vegleiche Ber. Fol. 59b.↩︎

  36. Es sind keine Gebete und keine Hymnen eingefügt, wie bei anderen Segenssprüchen.↩︎

  37. Am Vorabend eines Šabbaths.↩︎

  38. Am S. werden die unverzehnteten Früchte zehntpflichtig, sodaß man davon nicht einmal vorübergehend essen darf, was wochentags erlaubt ist; man vegleiche Jt. Fol. 34b.↩︎

  39. Man darf vor dem Weihsegen nichts essen.↩︎

  40. Sobald der S. zuende ist, muß man die Mahlzeit unterbrechen und den Unterscheidungssegen sprechen.↩︎

  41. Am Ausgang des Šabbaths.↩︎

  42. Daß man nicht anfangen darf.↩︎

  43. Durch gutes Essen und Trinken.↩︎

  44. Man spreche dann den Weihsegen u. trinke zugleich den Wein bei der Tagesmahlzeit.↩︎

  45. Nach den Erklärern: es ist nicht die Ansicht eines Einzelnen; in manchen Handschriften fehlt dieses Wort.↩︎

  46. Ein Viertellog, sonst könnte man ihn ja teilen.↩︎

  47. Wörtl. angebrochen; er ist nicht wiederum zu verwenden, sonst könnte man beim Unterscheidungssegen etwas kosten u. ihn für den Tischsegen lassen.↩︎

  48. Durch gutes Essen und Trinken.↩︎

  49. Wenn man nicht mehr als einen hat.↩︎

  50. Hinsichtl. der Reihenfolge; ob. Fol. 103a.↩︎

  51. Ex. 20,8.↩︎

  52. Sobald die Heiligkeit beginnt, schon am vorangehenden Abend.↩︎

  53. Um zu sehen, ob er das Richtige getroffen habe und die Leute daraufhin trinken würden.↩︎

  54. Ecc. 2,14.↩︎

  55. Wenn man die Gültigkeit des Scheidebriefes von einer vor, bezw. nach dem Šabbath auszuführenden Leistung abhängig macht.↩︎

  56. Zwischen dem Händewaschen vor der Mahlzeit u, dem Essen darf keine Unterbrechung stattfinden.↩︎

  57. Ohne die Hände wiederum gewaschen zu haben.↩︎

  58. Eigentlich der jüngere Mar u, d. ältere Mar, u, da dieser stets nachher genannt wird, erklären die Tosaphoth (Ket. Fol. 7b) Alter u. Jugend bezögen sich auf den Vater: der in seiner Jugend geborene, bezw. in seinem Alter geborene.↩︎

  59. Der ein noch minderwertigeres Getränk ist.↩︎

  60. Oder Pressungen; nach den Erklärungen wurde die Flüssigkeit mal über Datteln gegossen.↩︎

  61. Nach anderer Erklärung interrogativ: er straft, wie sollte er befriedigen [sc. mit dem Segensspruche]?↩︎

  62. Wörtl. seine Stater (bekannte griech. Münze).↩︎

  63. Vom Becher des Tischsegens.↩︎

  64. Das erstere findet nach 6 1/2 und das andere nach 9 1/2 Stunden statt; man vegleiche Ber. Blatt 26a.↩︎

  65. Wörtl. grobes Essen, sich dazu zwingen müssen, unterschieden von »gesättigt« was als Essen angesehen wird.↩︎

  66. Das erst nach 917: Stunden statt ,)כל השובל( findet; er durfte auch in der neunten Stunde, vor Eintritt des Verbotes, nicht beginnen, da sich die Mahlzeit in die Länge ziehen könnte.↩︎

  67. Des zum Feste geschlachteten Viehs.↩︎

  68. Vom Becher des Tischsegens.↩︎

  69. Jer. 4,3.↩︎

  70. Dem 1.u, dem 2, der 4 Becher; weit. Fol. 117b.↩︎

  71. Ex. 12,6; nach dem üblichen Sprachgebrauche: gegen Abend.↩︎

  72. Die Abschnitte über die Befreiung der Jisraéliten aus Ägypten in der sog. Haggada (Liturgien für den Pesaḥabend).↩︎

  73. Erster Absatz in der Haggada.↩︎

  74. Der vierte Teil eines Viertellog reinen Weines; man vegleiche Šab. Fol. 76 b. Der Wein wurde nur mit Wasser verdünnt (1 Teil Wein auf Teile Wasser) getrunken.↩︎

  75. Wenn man sie in ein Gefäß schüttet.↩︎

  76. Cf. Anm. oben; dh. er hat das Gebot nicht ganz vorschriftsmäßig ausgeübt.↩︎

  77. Pr. 23,31.↩︎

  78. Dt. 16,14.↩︎

  79. Ib. 27,7.↩︎

  80. Auf dieser Münze soll ein Zeusbild (daher Zuz) sich befunden haben; möglicherweise aus Geringschätzung irdischer Güter.↩︎

  81. קכתא od. קממא viell. Storns sextarius, Flüssigkeits- u. Trockenmaß, ungefähr 172 Ouart.↩︎

  82. Lev. 15,16.↩︎

  83. Lev. 15,16.↩︎

  84. 40 Sea – ein Viertellog. Viertellog hat 2 × 2 × 2 1/2 + 1/5 (=10,8) Fingerbreiten.↩︎

  85. Cf. iReg. 7,23.↩︎

  86. Über doppelt freudige Ereignisse; man vegleiche Ber. Fol. 59b.↩︎

  87. Nach den Erklärungen den Beischlaf ausüben.↩︎

  88. Ex.,42.↩︎

  89. Ohne diesen sind es drei.↩︎

  90. Beide Handlungen sind von einander getrennt.↩︎

  91. Infolge der vorherigen Paarigkeit.↩︎

  92. Er merkte sich an den Balken die Zahl der Becher, um nicht bei einer geraden Zahl aufzuhören.↩︎

  93. Hinter dem die bösen Geister besonders her sind.↩︎

  94. Sprache und Wortlaut dieses Zauberspruches sind wirr u, die Übersetzung unsicher.↩︎

  95. Letztes (5.) W. des. Verses; man vegleiche Anm. 93 mut. mut.↩︎

  96. Letztes (3.) W. des 1. Verses; man vegleiche Anm. 93 mut. mut.↩︎

  97. Od. Ašmedaj (Asmodäus), hebr, der Verderber, pers. der Begehrliche, auch Tobit Kap. 3 als König der Dämonen genannt.↩︎

  98. Auch wenn man paarig ißt oder trinkt, ist keine absolute Gefahr dabei.↩︎

  99. Sprache und Wortlaut dieses Zauberspruches sind wirr u, die Übersetzung unsicher.↩︎

  100. Die bösen Geister.↩︎

  101. Dass es gefährlich ist.↩︎

  102. Wie Früchte udgl.↩︎

  103. Nach anderer Erklärung: die gerade Zahl der Schänken, in denen man trinkt.↩︎

  104. Noch einen Becher zu trinken.↩︎

  105. Der überhaupt nicht wissen kann, wieviel Becher man ihm einschenken wird.↩︎

  106. Wenn man nicht weiß, wieviel man getrunken hat, so trinke man nach der ersten Ansicht noch einen Becher, u. dieser zählt nur zum Guten und nicht zum Bösen mit, nach der anderen trinke man nicht, um zu zeigen, dass man darauf nicht achtet.↩︎

  107. Stücke Stoff, die die zur Verunreinigungsfähigkeit erforderliche Größe nicht haben.↩︎

  108. Mit einem Stücke Stoff, bei dem es hinsichtl. der Verunreinigung strenger ist; man vegleiche Kel. Abschn. XXVIII↩︎

  109. Der durch einen solchen Fall in Gefahr geriet; man vegleiche Bm. Fol. 86a.↩︎

  110. Wohl deshalb, weil ein Kind im Notfalle verdorbenes Wasser holt. Nach einer anderen Lesart: dies nur auf dem Felde, nicht aber im Hause.↩︎

  111. Einen Vers aus der Schrift; solche Schriftverse, die von der Zauberei sprechen, sind Num. 23,22, 23 bezw. ib. V. 19. Nach den Tosaphoth handelt es sich hier überhaupt nicht um Schriftverse, sondern um ein selbst abzufassendes Gebet.↩︎

  112. Einen Vers aus der Schrift; solche Schriftverse, die von der Zauberei sprechen, sind Num. 23,22, 23 bezw. ib. V. 19. Nach den Tosaphoth handelt es sich hier überhaupt nicht um Schriftverse, sondern um ein selbst abzufassendes Gebet.↩︎

  113. Nach den Kommentaren Namen von Dämonen; viell. aber unverständlicher Bannspruch gegen die auch anderweitig bekannte Dämonin Agrath.↩︎

  114. Wörtl. Bad des Gebotes, dh. zur monatlichen Reinigung.↩︎

  115. Ps. 107,40.↩︎

  116. Ib. 23,4.↩︎

  117. Die Gefahr dieser und folgender Handlungen besteht angeblich in der Beschädigung durch die bösen Dämonen, wahrscheinl. aber in dem ungenügenden Schutz gegen die Sonnenstrahlen.↩︎

  118. Der Text ist, wie aus den verschiedenen Lesarten zu ersehen ist, corrumpiert; die Übersetzung stützt sich auf die Erklärung Raschis.↩︎

  119. Der Text ist, wie aus den verschiedenen Lesarten zu ersehen ist, corrumpiert; die Übersetzung stützt sich auf die Erklärung Raschis.↩︎

  120. Die Worte מולא דלרבתא fehlen in Handschriften u. sind wahrscheinl. eine Verbesserung von מולא ואוכא. In unserem Texte werden nur 4 Schatten aufgezählt, Handschriften haben noch: der Schatten des Feigenbaumes.↩︎

  121. Cf. Dt. 32,24 u. Ps. 91,6.↩︎

  122. Cf. Dt. 32,24 u. Ps. 91,6.↩︎

  123. Dh. die Psalmverse, in denen das Wort »Stimme« 7mal vorkommt.↩︎

  124. Ps. 29,3-9.↩︎

  125. Wohl Namen von Dämonen.↩︎

  126. Der große Verkehr ist störend.↩︎

  127. Die sich mit ihrem Studium und nicht mit den Angelegenheiten der Stadt befassen.↩︎

  128. Wörtl. von ihm kaufe u. an ihn verkaufe.↩︎

  129. Ij. 1,10.↩︎

  130. Das Studium der Tora war ver boten. RA, wurde dieserhalb (wohl wegen Aufreizung des Volkes gegen d. römische Oberherrschaft) ins Gefängnis geworfen u. später hingerichtet; man vegleiche Ber. Blatt 61b.↩︎

  131. Euphem. für das männliche Glied; dh. die Frau denkt stets an den ersten Mann.↩︎

  132. Wenn man einem zinslos Geld borgt u, dafür einen Teil des Ertrages gegen eine kleine Entschädigung erhält; dies ist gesetzlich nicht verboten, dabei gewinnbringend.↩︎

  133. Cf. Ber. Fol. 3b, Anm. 53.↩︎

  134. Cf. ib. Fol. 8b.↩︎

  135. Wörtl. verwarnten, der 3mal Menschen getötet hat, u, dessen Eigentümer verwarnt worden ist; man vegleiche Ex.,28ff.↩︎

  136. Wenn sie das Schiff am Üfer an Stricken schleppen.↩︎

  137. Unmittelbar nach der Menstruation; nach rabbanitischem Gesetze, muß sie ohnehin 7 Reinheitstage abwarten.↩︎

  138. Unmittelbar nach der Menstruation; nach rabbanitischem Gesetze, muß sie ohnehin 7 Reinheitstage abwarten.↩︎

  139. Und in eine bewohnte Gegend laufen.↩︎

  140. Damit sie einen etwaigen Anschlag verrate.↩︎

  141. Man trete auch die kleinste Reise nicht ohne Proviant an.↩︎

  142. Wenn nachher der Preis steigt.↩︎

  143. Dh. man verborge nichts.↩︎

  144. Dh. lieber ein kleines Geschäft in der Nähe als ein großes in weiter Ferne.↩︎

  145. Wohl verderbt aus iChr. 28,2; wegen des Gleichklanges der Worte אתא u. שמשתא mit אהו u.↩︎

  146. Sein Beruf bringt leichten Gewinn, sodaß er Liebeswerke üben kann.↩︎

  147. Verborgt man Geld auf einen Schuldschein, in dem der Satz »garantiert durch ein Grundstück« vorkommt, so muß die Schuld immerhin noch eingefordert werden, wenn aber auf Treu u. Glauben, so ist es überhaupt zweifelhaft, ob man es zurückerhält.↩︎

  148. Verborgt man Geld auf einen Schuldschein, in dem der Satz »garantiert durch ein Grundstück« vorkommt, so muß die Schuld immerhin noch eingefordert werden, wenn aber auf Treu u. Glauben, so ist es überhaupt zweifelhaft, ob man es zurückerhält.↩︎

  149. Falls du fliehen mußt.↩︎

  150. So besser nach einer Variante; die Texte haben כוכות, Schändlichkeit.↩︎

  151. Mit David u. Bath Seba͑; man vegleiche iiSam. 11,2ff.↩︎

  152. Das sie für ihn verschwenden würde.↩︎

  153. Wenn er nur wenig hat und alles dafür aufspart.↩︎

  154. Dt. 19,15.↩︎

  155. So besser nach einer Variante; die Texte haben כוכות, Schändlichkeit.↩︎

  156. Ex. 23,5.↩︎

  157. Lev.,17.↩︎

  158. Pr. 8,13.↩︎

  159. Pers. Feueranbeter, Priester der alten Parsen; sprachl. mit dem bibl. כרn Zauberer, kaum verwandt.↩︎

  160. Vielleicht Fremdlinge.↩︎

  161. Wohl Charakteristikum der Sklaven, als deren Stammvater K. angesehen wird.↩︎

  162. Dt. 18,13.↩︎

  163. Dan. 6,4.↩︎

  164. Cf. Lev. 12,4ff.↩︎

  165. Nach Jom. Blatt 52b gehören alle hier aufgezählten Namen zusammen; doch auf Mißverständnis beruhend.↩︎

  166. Wohl verderbt aus iChr. 28,2; wegen des Gleichklanges der Worte אתא u. שמשתא mit אהו u.↩︎

  167. .שמפו. Die im Texte gebrauchten Wortspiele lassen sich in der Übersetzung nicht קיקלי .u קקולי מליתא .u אליתא ,בצל .u כצל wiedergeben.↩︎

  168. .שמפו. Die im Texte gebrauchten Wortspiele lassen sich in der Übersetzung nicht קיקלי .u קקולי מליתא .u אליתא ,בצל .u כצל wiedergeben.↩︎

  169. .שמפו. Die im Texte gebrauchten Wortspiele lassen sich in der Übersetzung nicht קיקלי .u קקולי מליתא .u אליתא ,בצל .u כצל wiedergeben.↩︎

  170. קיקלי gr. χÜצJos, Kreis, Versammlungsplatz. Nach den Kommentaren Misthaufen, dh. er kann sich öffentlich zeigen.↩︎

  171. Cf. Er. Fol. 13b.↩︎

  172. Der Ausdruck »tunken« wird hier für essen gebraucht, da die Speisen zuerst in Tunke getan wurden.↩︎

  173. Od. Zukost.↩︎

  174. Eine Art Brei od. Mus aus verschiedenen Früchten, Gewürzen u. Essig, nur für das Mahl am 1. Pesaḥabend bestimmt.↩︎

  175. Das Bitterkraut, den Lattich.↩︎

  176. Was sie veranlassen wird, die weiter folgenden Fragen zu stellen.↩︎

  177. Zweimal im Ouantum von je einer halben Olive.↩︎

  178. Und um so eher Fleischspeisen.↩︎

  179. Demnach darf man ihn nicht kochen.↩︎

  180. Ein Fisch in Ei gewälzt gilt als zwei Speisen.↩︎

  181. Das Gesäuerte und das Bitterkraut.↩︎

  182. Num. 9,11.↩︎

  183. Die dem Lattich anhaftet; nach anderen: Wurm, Made.↩︎

  184. Nicht vom Pesaḥabend, wo man beim ersten Tunken nicht daran denkt, noch ein 2. Mal einzutunken.↩︎

  185. Ohne es zerkaut zu haben.↩︎

  186. Beim Beginn des Vorlesens der Haggada. Jeder Tischgenosse hatte ein Tischchen für sich; speist die ganze Gesellschaft an einem Tische, so genügt das Hochheben der Schüssel des Vorlesenden.↩︎

  187. Die ganzen Zeremonien beim Vorlesen der Haggada.↩︎

  188. Als er noch ein Kind war.↩︎

  189. Beginn der sogen. »vier Fragen«, worüber weiter Fol. 116a.↩︎

  190. Dt. 16,3.↩︎

  191. Der Segen über das Ungesäuerte ist über ein angebrochenes Stück zu sprechen.↩︎

  192. Damit der Teig nicht zu säuern beginne; man vegleiche supra Fol. 48b.↩︎

  193. Die Jisraélitinnen pflegten aus Furcht vor den ägyptischen Verfolgern (man vegleiche Ex. 1,16ff.) in den Wäldern unter Apfelbäumen niederzukommen; man vegleiche Sot. 11b. Der Fruchtbrei wird aus Äpfeln, Nüssen und Zimmt hergestellt u. hat das Aussehen von Lehm.↩︎

  194. Den die Jisraéliten in Ägypten zu bereiten hatten: man vegleiche Ex. 1,14.↩︎

  195. Dt. 26,5.↩︎

  196. Cf. Ex. 12,27.↩︎

  197. Dies geschah in solcher Eile, dass sie keine Zeit hatten, den Teig sauern zu lassen.↩︎

  198. Ex. 13,8.↩︎

  199. Beginn des Lobliedes aus dem Buche der Psalmen (113-118).↩︎

  200. Schluß des Ps.s 113.↩︎

  201. Schluß des Ps.s 114.↩︎

  202. Beim Erwähnen desselben.↩︎

  203. Beim mißratenen Sohne, Dt. 21,20.↩︎

  204. RJ. u. RS. waren blind.↩︎

  205. Preiset den Herrn; in den Psalmen sehr oft gebrauchte Liederformel.↩︎

  206. Stuhl des Herrn; Ex. 17,16.↩︎

  207. Geliebter des Herrn (Beiname Šelomos); iiSam. 12,25.↩︎

  208. Weite des Herrn; Ex. 18,5.↩︎

  209. Od. Freundes, d. i. R. Ḥija.↩︎

  210. Der Kolumne, am Schlusse der vorangehenden u. am Beginn der folgenden Zeile.↩︎

  211. Das W. הללליה ist eine Pluralform, also ein Wort.↩︎

  212. Dh. die Psalmen tragen folgende Worte als Überschrift.↩︎

  213. Ex. Kap. 15.↩︎

  214. Euphemistisch; nach Abwendung desselben.↩︎

  215. Ps. 72,20.↩︎

  216. Cf. Jud. 17,5. Im Texte antiphratisch כבכי, im Weinen; nach einer anderen Erklärung ist ככי ein Ortsname.↩︎

  217. iiReg. 3,15.↩︎

  218. Cant. 5,13.↩︎

  219. Ps. 115,1.↩︎

  220. Jes. 48,11.↩︎

  221. Euphemistisch; nach Abwendung desselben.↩︎

  222. Zwischen zwei Abschnitten im Buche der Psalmen.↩︎

  223. Mit gleichem Abstande vor- u. nachher.↩︎

  224. Ps. 145,21.↩︎

  225. Ps. 145, ,10.↩︎

  226. Ib. 134,1.↩︎

  227. קראו nach Qid. Fol. 49a, die in der ganzen Bibel kundig sind, während כצלי מקרא diejenigen bezeichnet, die sich mit dem Stu dium der Bibel befassen.↩︎

  228. Ps. 110,7.↩︎

  229. Ps. 111,10↩︎

  230. Ps. 113,9.↩︎

  231. Ps. 114,8.↩︎

  232. Ps. V. 1.↩︎

  233. Ps. 115,1. Ib. 111,10.↩︎

  234. Zwischen beiden Versen steht das Wort Halelujah.↩︎

  235. Zwischen beiden Versen steht das Wort Halelujah.↩︎

  236. Für die zukünftige Erlösung.↩︎

  237. Dt. 16,3.↩︎

  238. Ex. 20,8.↩︎

  239. iiSam. 7,9.↩︎

  240. Gen. 12,2.↩︎

  241. R. Jehuda u. R. Ena; cf. Sanhedrin 17b.↩︎

  242. Wörtl. stieg hinab, weil das Betpult in einer Vertiefung steht; man vegleiche Ber. Blatt 10b.↩︎

  243. Daher spreche man beim vierten den Tischsegen; daraus geht aber nicht hervor, dass dies alltags erforderlich ist.↩︎

  244. Ps. 4,1.↩︎

  245. Ps.,2.↩︎

  246. Ps. 137,1.↩︎

  247. Psalmen 120-134 beginnen sämtlich mit »Stufenlied«; hier ist wahrscheinl., der letzte gemeint.↩︎

  248. Ps. 135,4.↩︎

  249. Soll wohl heißen, weil in diesem Psalm davon gesprochen wird.↩︎

  250. Der in Rede stehende Psalm (136) hat 26 Verse.↩︎

  251. Da sie gar keine Verdienste hatten.↩︎

  252. Ps. 136,1.↩︎

  253. Er straft ihn an seinem Vermögen und nicht körperlich.↩︎

  254. Gen. 3,16. 17. wird als Pluralform von מצב aufgefaßt.↩︎

  255. Gen. 3,16. 17. wird als Pluralform von מצב aufgefaßt.↩︎

  256. Gen. 48,16.↩︎

  257. Ib. V. 15.↩︎

  258. Ib. 3,18.↩︎

  259. Ib. V. 19.↩︎

  260. Man würde seine Nahrungsmittel fertig vorgefunden haben.↩︎

  261. Ib. V. 13.↩︎

  262. Jes. 51,14.↩︎

  263. צלת auch in der Bedeutung entleeren (man vegleiche Jer. 48,12), das Entleerte, der Kot; viell. aber .Kot, Exkremente. Er spricht wohl von der Verstopfung.↩︎

  264. Jes צואת .gl צלת ,15.↩︎

  265. Ex. 34,17.↩︎

  266. Ib. V. 18.↩︎

  267. Ib. 22,30.↩︎

  268. Ib. 23,1.↩︎

  269. Das Loblied.↩︎

  270. Ps. 114,1.↩︎

  271. Ib. V. 2.↩︎

  272. Ib. V. 3.↩︎

  273. Ib. 116,9.↩︎

  274. Ib. 116,1.↩︎

  275. Ib. 116,4.↩︎

  276. Cf. Dan. Kap. 3.↩︎

  277. Ib. 116,1.↩︎

  278. Ib. 116,1.↩︎

  279. Ps. 115,2.↩︎

  280. Ib. 117,1.↩︎

  281. Ib. 117,1.↩︎

  282. Ib. 116,1.↩︎

  283. Ib. V. 2.↩︎

  284. Ps. 106,7.↩︎

  285. Ex. 14,30.↩︎

  286. Ib. V. 7.↩︎

  287. Jud. 4,13.↩︎

  288. Ib. 5,20.↩︎

  289. Ib. V. 21.↩︎

  290. Ps. 113,9.↩︎

  291. Ib. 116,1.↩︎

  292. Ib. V. 6.↩︎

  293. Ib. 117,1.↩︎

  294. Ib. 68,32.↩︎

  295. Ib. 68,32.↩︎

  296. Im T. gewöhnlich das römische Reich.↩︎

  297. Wörtl. stieg hinab, weil das Betpult in einer Vertiefung steht; man vegleiche Ber. Blatt 10b.↩︎

  298. Ib. 80,14.↩︎

  299. Gleichmäßige Bestimmungen zur Verfolgung Jisraéls.↩︎

  300. Ps. 68,31.↩︎

  301. Ps. 68,31.↩︎

  302. Ps. 68,31.↩︎

  303. Jes. 23,18.↩︎

  304. Jes. 23,18.↩︎

  305. Hochbetagter, Bezeichnung für Gott; man vegleiche Dan. 7,9.↩︎

  306. Die methaphysischen Lehren; man vegleiche Hg. Fol. 13a.↩︎

  307. Ps. 4,1.↩︎

  308. Ib. 106,23.↩︎

  309. Ez. 1,8.↩︎

  310. Der masoretische Text hat ידו statt ידי.↩︎

  311. Gen. 47,14.↩︎

  312. Ib. 41,57.↩︎

  313. Ex. 12,36.↩︎

  314. Wegen des Gleichklanges des Wortes מצלות Netz, bezw. מצולת Meerestiefe mit↩︎

  315. Hochbetagter, Bezeichnung für Gott; man vegleiche Dan. 7,9.↩︎

  316. Cf. Num. Kap. 16.↩︎

  317. Ib. 41,57.↩︎

  318. Dt. 11,6.↩︎

  319. Ps. 118,21.↩︎

  320. Ps. 118,22.↩︎

  321. Ps. 118,23.↩︎

  322. Beim Singen des Lobliedes.↩︎

  323. Ps. 118,22.↩︎

  324. Ps. 118,25.↩︎

  325. Ps. 118,26↩︎

  326. Ps. 118,26↩︎

  327. Ps. 118,27.↩︎

  328. Ps. 118,27.↩︎

  329. Ps. 118,28.↩︎

  330. Ps. 118,28.↩︎

  331. Beim Singen des Lobliedes.↩︎

  332. iiSam. 18,23.↩︎

  333. Gen. 33,3.↩︎

  334. Mich. 2,13.,18.↩︎

  335. Am Schlusse des Lobliedes.↩︎

  336. Ex.↩︎

  337. iChr. 7,27. Mit J. bricht die Genealogie ab, weil er keine Kinder hatte.↩︎

  338. P. 116,13.↩︎

  339. Am Pesaḥabend.↩︎

  340. Num. 9,11.↩︎

  341. Ex.↩︎

  342. Die verhindert waren, das Pesaḥopfer herzurichten u. es einen Monat später nachzuholen haben; man vegleiche Num. 9,9ff.↩︎

  343. Ex. 12,48.↩︎

  344. Hinsichtl. des Unreinen od. Verreisten ist vom Unbeschnittenen nichts zu folgern, weil jene das Pesaḥopfer nachzuholen haben, u,. wäre nur ein Schriftvers vorhanden, so würde man ihn auf diesen bezogen haben.↩︎

  345. Dt. 16,8.↩︎

  346. Der ausdrücklich nur als Zugabe bezeichnet wird.↩︎

  347. Man darf zwar kein Gesäuertes essen, jedoch ist es Pflicht, Ungesäuertes zu essen.↩︎

  348. Ebenso bezieht sich hierbei die Ausschließung des 7. Tages von der Pflicht des Ungesäuerten auf alle übrigen.↩︎

  349. Durch das Einschlafen wird die Tafel geteilt, u. es hat den Anschein, als äße man das Pesaḥopfer zweimal.↩︎

  350. Das nur bis Mitternacht gegessen werden darf; man vegleiche Zeb. 56b.↩︎

  351. Was vom vorschriftsmäßig dargebrachten Opfer nach Ablauf der für das Essen festgesetzten Frist zurückbleibt. Bd. I, S. 400 ist Anm. 1 dahin zu ergänzen, dass das Opfer durch die tatsächliche od. beabsichtigte unvorschriftsmäßige Herrichtung (außerhalb des Raumes od. außerhalb der Zeit) verwerflich wird; man vegleiche Zeb. Fol. 27b.↩︎

  352. Wahrscheinl. am Pesaḥabend.↩︎

  353. Ex.,8 u. 12.↩︎

  354. Des Auszuges aus Ägypten, am Morgen.↩︎

  355. Ex. 12,10.↩︎

  356. Durch die Aufhebung der Pflicht, am P. Ungesäuertes zu essen; man vegleiche Anm..↩︎

  357. Hinsichtl. der Pflicht am ersten Abend, ob. Fol. 120a.↩︎

  358. Hinsichtl.der Frist.↩︎

  359. Aus Animosität gegen den Darbringenden das Opfer absichtlich verwerflich zu machen.↩︎

  360. Das Opferfleisch aufzuessen.↩︎

  361. Verboten ist eine Speise (an sich bezw. an einem Tage, an dem das Essen verboten ist) schon bei Olivengröße, verunreinigungsfähig ist sie erst bei Eigröße.↩︎

  362. Das außerdem zum Feste geschlachtet wird, bezw. gelobte und gespendete Opfer.↩︎

  363. Der Rest des Blutes eines Heilsopfers (nachdem es am Altar gesprengt wurde) ist werfend fortzugießen, des Rest des Pesaḥopfers ist langsam auszuschütten, damit das Blut auch das Altarfundament berühre.↩︎

  364. Das erstgeborene männliche Kind, ob von Tieren oder Menschen, gilt als geheiligt u. muß als Opfer dargebracht, bezw. ausgelöst werden; das Lösegeld ist an einen Priester zu entrichten; man vegleiche Ex. 13,13.↩︎