Ta’anit Kapitel 1

Der Talmud, Traktat (Massechet) Rosch haSchanah in deutscher Übersetzung von Lazarus Goldschmidt:

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Blätter / Dapim

2a 2b 3a 3b 4a 4b 5a 5b 6a 6b 7a 7b 8a 8b 9a 9b 10a 10b 11a 11b 12a 12b 13a 13b 14a 14b 15a

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iVON WANN AN ERWÄHNE MAN [IM GEBETE] DER REGENKRAFT1? R. ELIE͑ZER SAGT, VOM ERSTEN TAGE DES HÜTTENFESTES AN; R. JEHOŠUA͑ SAGT, VOM LETZTEN TAGE DES HÜTTENFESTES AN. R. JEHOŠUA͑ SPRACH ZU IHM: AM HÜTTENFESTE IST JA DER REGEN NICHTS ALS EIN ZEICHEN DES FLUCHES2, WOZU SOLLTE MAN SEINER ERWÄHNEN!? R. ELIE͑ZER ERWIDERTE: ICH SAGE AUCH NICHT, DASS MAN DARUM BITTE, SONDERN NUR, DASS MAN SEINER [DURCH DIE FORMEL] »ER LÄSST DEN WIND WEHEN UND DEN REGEN NIEDERFALLEN« ZUR GEEIGNETEN ZEIT3 ERWÄHNE. JENER ENTGEGNETE: WENN DEM SO WÄRE, MÜSSTE MAN DESSEN IMMER ERWÄHNEN. ii,1MAN BITTE UM REGEN ERST KURZ VOR DER REGENZEIT. R. JEHUDA SAGT, AM LETZTEN TAGE DES HÜTTENFESTES ERWÄHNE DESSEN DER, DER ALS LETZTER4 VOR DAS BETPULT TRITT, DER ERSTE ABER NICHT; AM ERSTEN TAGE DES PESAḤFESTES ERWÄHNE SEINER DER ERSTE, DER LETZTE ABER NICHT.

GEMARA. Worauf bezieht sich der Tanna, daß er lehrt: von wann an?

Der Tanna bezieht sich auf folgende Lehre: Man erwähne der Regenkraft im Auferstehungssegen5, bitte darum im Segen über das Jahr6, und schalte den Unterscheidungssegen7 [in den Segen] »Der Erkenntnis verleiht« ein. Darauf bezugnehmend lehrt er: von wann an erwähne man der Regenkraft.

Sollte er dies dort lehren, weshalb läßt er sie bis hier!?

Vielmehr, der Tanna greift auf den [Traktat vom] Neujahrsfeste zurück, in dem wir gelernt haben, am Hüttenfeste werde inbetreff des Wassers Gericht gehalten; und da er [dort] lehrt, am Hüttenfeste werde Gericht gehalten inbetreff des Wassers, lehrt er [hier]: von wann an erwähne man [im Gebete] der Regenkraft.

Sollte er doch lehren: von wann an erwähne man des Regens, weshalb »der Regenkraft«!? R. Joḥanan erwiderte: Weil er mit Kraft niederfällt, denn es heißt:8er tut große Dinge, die unerforschlich, und Wunder, die nicht aufzuzählen sind. Ferner heißt es:9der der Erde Regen schenkt und Wasser auf die Fluren sendet.

Wieso geht dies hieraus hervor? Rabba b. Šila erwiderte: Dies ist durch [das Wort] [un]erforschlich von der Weltschöpfung zu folgern; hier heißt es: er tut große Dinge, die unerforschlich, und dort10heißt es: weißt du denn nicht, hast du denn nicht gehört, daß der Herr ein ewiger Gott ist!? Er schuf die Enden der Erde, er wird nicht müde und wird nicht matt, seine Einsicht ist unerforschlich, und [von der Weltschöpfung] heißt es :11der durch seine Macht die Berge feststellt, mit Kraft gegürtet ist.

Woher, daß man ihrer im [täglichen] Gebete [erwähne]?

Es wird gelehrt:12Indem ihr den Herrn, euren Gott, liebt und ihm vom ganzen Herzen dient. Welcher Dienst wird mit dem Herzen verrichtet? Es ist das Gebet, und darauf folgt: 13so werde ich eurem Lande zur geeigneten Zeit Regen geben, Frühregen und Spätregen.

R. Joḥanan sagte : Drei Schlüssel14bewahrt der Heilige, gepriesen sei er, in seiner Hand, und sie sind keinem Vertreter anvertraut worden, und zwar: den Schlüssel des Regens, den Schlüssel der Geburt und den Schlüssel der Totenbelebung. Den Schlüssel des Regens, denn es heißt: 15der Herr wird seine reiche Schatzkammer, den Himmel, für dich öffnen, um deinem Lande den Regen zur geeigneten Zeit zu geben. Den Schlüssel der Geburt, denn es heißt:16und der Herr gedachte der

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Raḥel und erhörte sie und öffnete ihren Mutterschoß. Den der Totenbelebung, denn es heißt:17damit ihr erkennet, daß ich der Herr bin, wenn ich eure Gräber öffne. Im Westen sagten sie, auch den Schlüssel des Lebensunterhaltes, denn es heißt:18du öffnest deine Hand &c.

Weshalb zählt R. Joḥanan diesen nicht mit?

Er kann dir erwidern: der des Regens ist ja der des Lebensunterhaltes.

R. ELIE͑ZER SAGT, VOM ERSTEN TAGE DES HÜTTENFESTES AN &C. Sie fragten: Woher entnimmt dies R. Elie͑zer: entnimmt er es vom Feststrauße oder entnimmt er es vom Wassergießen19? Entnimmt er es vom Feststrauße, so hat die Erwähnung erst am Tage zu erfolgen, wie auch das Gebot des Feststraußes nur am Tage Geltung hat; entnimmt er es vom Wassergießen, so hat die Erwähnung bereits am Abend zu erfolgen, wie auch das Wassergießen nachts Geltung hat, denn der Meister sagte:20nebst den Speisopfern und den Gußopfern, auch nachts.

Komm und höre: R. Abahu sagte, R. Elie͑zer entnehme es vom Feststrauße. Manche sagen, R. Abahu habe es als Überlieferung, und manche sagen, er habe es aus einer Barajtha.

Aus welcher?

Es wird gelehrt: Von wann an erwähne man [im Gebete] des Regens? R. Elie͑zer sagt, von der Stunde an, wo man den Feststrauß nimmt; R. Jehošua͑ sagt, von der Stunde an, wo man ihn fortlegt. R. Elie͑zer sprach : Die vier Arten [des Feststraußes] kommen ja nur als Fürsprecher für das Wasser, und wie die vier Arten ohne Wasser nicht bestehen können, so kann auch die Welt ohne Regen nicht bestehen. R. Jehošua͑ sprach zu ihm: Am Hüttenfeste ist ja der Regen nichts als ein Zeichen des Fluches! R. Elie͑zer erwiderte : Ich sage auch nicht, daß man darum bitte, sondern nur, daß man seiner erwähne. Und wie man der Totenbelebung während des ganzen Jahres erwähnt, obgleich sie nur zur bestimmten Zeit erfolgt, ebenso kann man auch der Regenkraft während des ganzen Jahres erwähnen, obgleich sie nur zur geeigneten Zeit dienlich ist. Daher kann man, wenn man [des Regens] während des ganzen Jahres erwähnen will, dies tun. Rabbi sagte: Ich bin der Ansicht, mit dem Aufhören der Bitte21höre auch die Erwähnung auf. R. Jehuda b.Bethera sagt, am zweiten [Tage] des Hüttenfestes [beginne man] seiner zu erwähnen. R. A͑qiba sagt, am sechsten [Tage] des Hüttenfestes [beginne man] seiner zu erwähnen. R. Jehuda im Namen R. Jehošua͑s sagt, am letzten Tage des Hüttenfestes erwähne seiner, der als letzter22 vor das Betpult tritt, der erste aber nicht; am ersten Tage des Pesaḥfestes erwähne seiner, der als erster vor das Betpult tritt, der letzte aber nicht.

R. Elie͑zer wandte ja gegen R. Jehošua͑ treffend ein!?

R. Jehošua͑ kann dir erwidern: Allerdings ist der Totenbelebung immer zu erwähnen, weil dies jeden Tag erfolgen kann, aber ist etwa der Regen zu jeder Zeit geeignet!? Wir haben ja gelernt: Kommt Regen, nachdem der Nisan vorüber ist, so ist dies ein Zeichen des Fluches, denn es heißt:23ist ja heute Weizenernte &c.

«R. Jehuda b. Bethera sagt, am zweiten Tage des Hüttenfestes [beginne man] seiner zu erwähnen.» Was ist der Grund des R. Jehuda b. Bethera?

Es wird gelehrt: R. Jehuda b.Bethera sagte: Beim zweiten [Tage]24heißt es kemišpaṭam25, beim sechsten heißt es unsakeha und beim siebenten heißt es kemišpaṭam, das sind also Mem, Jod und Mem, die Majim [Wasser] ergeben; hieraus wissen wir in der Tora eine Andeutung für das Wassergießen26. Und27da die Schrift dies beim zweiten [Tage] andeutet, so beginne man mit der Erwähnung am zweiten. «R. A͑qiba sagt, am sechsten [Tage] des Hüttenfestes [beginne man] seiner zu erwähnen.» Denn bei diesem heißt es: une ihre Gußopfer, die Schrift spricht also von zwei Libationen, von der Wasserlibation und von der Weinlibation.

Vielleicht beide aus Wein!?

Er ist der Ansicht des R. Jehuda b.Bethera, welcher sagt, das Wasser sei angedeutet.

Wenn er der Ansicht des R. Jehuda b.Bethera ist, so sollte er mit ihm übereinstimmen28!?

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R. A͑qiba ist der Ansicht, die zweifache Libation29wird ja beim sechsten [Tage] angedeutet.

Es wird gelehrt: R. Nathan sagte:30Im Heiligtume ist ein RauschtrankGußopfer dem Herrn zu gießen; die Schrift spricht von zwei Libationen, von der Wasserlibation und von der Weinlibation.

Vielleicht beide aus Wein!?

Wenn dem so wäre, so sollte es entweder gießen gießen oder Gußopfer Gußopfer heißen, wenn es aber gießen Gußopfer heißt, so ist zu entnehmen, daß eines auf die Wasserlibation und eines auf die Weinlibation deute.

Wer lehrte das, was wir gelernt haben: das Wassergießen währt sieben Tage: wenn R. Jehošua͑, so ist es ja ein Tag, wenn R. A͑qiba, so sind es ja zwei Tage, und wenn R. Jehuda b.Bethera, so sind es ja sechs Tage!?

Tatsächlich R. Jehuda b.Bethera, und er ist der Ansicht R. Jehudas der folgenden Mišna. Wir haben nämlich gelernt: R. Jehuda sagt, er goß alle acht Tage mit einem ein Log [fassenden Gefäße]31.

Er schließt also den ersten Tag aus und den achten ein; am ersten wohl deshalb nicht, weil das Wasser beim zweiten32angedeutet ist, somit sollte dies auch vom achten gelten, da das Wasser beim siebenten33angedeutet ist!?

Vielmehr, tatsächlich ist es R. Jehošua͑, nur ist das Wassergießen an allen sieben Tagen eine überlieferte Lehre. R. Ami sagte nämlich im Namen R. Joḥanans im Namen des R. Neḥunja aus dem Tale Beth Ḥivartan, [die Lehren] von den zehn Setzlingen34, der Bachweide35und dem Wassergießen seien Moše am Sinaj überlieferte Halakhoth.

«R. Jehuda im Namen R. Jehošua͑s sagt, am letzten Tage des Hüttenfestes erwähne seiner der als letzter vor das Betpult tritt, der erste aber nicht, am ersten Tage des Pesaḥfestes erwähne seiner der als erster vor das Betpult tritt, der letzte aber nicht.» Welcher R. Jehošua͑: wenn R. Jehošua͑ unserer Mišna, so sagt er ja, man36erwähne seiner vom letzten Tage des Hüttenfestes an, und wenn R. Jehošua͑ der Barajtha37, so sagt er ja, von der Stande an, wo man [den Feststrauß] fortlegt38!? Ferner wird gelehrt: R. Jehuda sagte im Namen Ben Betheras, am letzten Tage des Hüttenfestes erwähne seiner der als letzter vor das Betpult tritt. Welcher Ben Bethera: wenn R. Jehuda b. Bethera, so sagt er ja, [man beginne] seiner am zweiten Tage des Hüttenfestes zu erwähnen!? R. Nahman b. Jiçḥaq erwiderte: [An beiden Stellen] ist es R. Jehošua͑ b.Bethera, der zuweilen bei seinem eigenen Namen und zuweilen beim Namen seines Vaters genannt wird. Dies bevor er ordiniert wurde, jenes nachdem er ordiniert wurde.

Es wird gelehrt: Die Weisen haben nicht verpflichtet, des Taus und der Winde zu erwähnen, wenn man ihrer aber erwähnen will, so erwähne man.

Aus welchem Grunde? R. Ḥanina erwiderte: Weil sie nicht zurückgehalten werden.

Woher, daß der Tau nicht zurückgehalten wird?

Es heißt:39da sprach Elijahu der Tišbite, von den Eingesessenen Gilea͑ds zu Aḥáb: So wahr der Herr, der Gott Jisraéls, lebt, in dessen Dienst ich stehe: es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, außer ich selbst kündige es an; weiter aber heißt es: 40gehe, zeige dich dem Aḥa͑b, damit ich Regen auf den Erdboden sende; vom Tau sagte er ihm also nicht, weil er nämlich überhaupt nicht zurückgehalten wird.

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Wieso schwor Elijahu, wenn er überhaupt nicht zurückgehalten wird!?

Er meinte es wie folgt: auch der Tau des Segens wird ausbleiben.

Sollte er den Tau des Segens zurückkehren lassen!?

Dies41wäre nicht zu merken.

Woher, daß die Winde nicht zurückgehalten werden? R. Jehošua͑ b.Levi erwiderte: Die Schrift sagt: 42ich habe euch wie die vier Winde des Himmels zerstreut,, Spruch des Herrn. Was meint der Prophet damit: wollte man sagen, der Heilige, gepriesen sei er, habe zu Jisraél wie folgt gesprochen: ich habe euch in die vier Windrichtungen der Welt zerstreut, so müßte es ja in die vier heißen, wieso wie die vier!? Vielmehr meint er es wie folgt: wie die Well ohne Winde nicht bestehen kann, so kann sie auch ohne Jisraél nicht bestehen. R. Ḥanina sagte: Daher heiße man denjenigen, der im Sommer [im Gebete] »Er läßt den Wind wehen« gesagt hat, es nicht wiederholen, wenn er aber »Und läßt den Regen niederfallen« gesagt hat, lasse man ihn es wiederholen. Desgleichen heiße man ihn es nicht wiederholen, wenn er in der Regenzeit »Er läßt den Wind wehen« nicht gesagt hat, wenn er aber »Und läßt den Regen niederfallen« nicht gesagt hat, heiße man ihn, es wiederholen. Und noch mehr: selbst wenn jemand gesagt hatte: »Er läßt den Wind ausbleiben und den Tau schwinden«, heiße man ihn nicht [das Gebet] wiederholen.

Es wird gelehrt: Die Weisen haben nicht verpflichtet, der Wolken und der Winde zu erwähnen, wenn man aber deren erwähnen will, so erwähne man.

Aus welchem Grunde?

Weil diese nicht zurückgehalten werden.

Werden sie etwa nicht zurückgehalten, R. Joseph lehrte ja:43Und er wird den Himmel verschließen, Wolken und Winde [zurückhalten]. Du sagst, Wolken und Winde, vielleicht ist dem nicht so, sondern den Regen!? Wenn es heißt:44daß kein Regen mehr komme, so wird ja der Regen ausdrücklich genannt, somit sind [die Worte] Er wird den Himmel verschließen auf Wolken und Winde zu beziehen. Es besteht also ein Widerspruch hinsichtlich der Winde, und es besteht ein Widerspruch hinsichtlich der Wolken!?

Hinsichtlich der Wolken besteht kein Widerspruch, denn das eine gilt von den Wolken vor [dem Regen]45und das andere von den Wolken nachher; und hinsichtlich der Winde besteht ebenfalls kein Widerspruch, denn das eine gilt von gewöhnlichen Winden46und das andere von außergewöhnlichen Winden.

Die außergewöhnlichen Winde sind ja für die Tenne dienlich!?

Man kann sich mit einem Siebe behelfen.

Es wird gelehrt: Wolken und Winde sind ein zweiter Grad des Regens47.

Welche sind es? U͑la, nach anderen R. Jehuda, sagte, die dem Regen folgen.

Demnach sind diese nützlich, dagegen heißt es ja:48der Herr wird den Regen seines Landes in Staub und Sand verwandeln, und hierzu sagte U͑la, nach anderen R. Jehuda, das sei der dem Regen folgende Wind!?

Das ist kein Einwand; das eine gilt von einem leichten, und das andere gilt von einem stürmischen. Wenn du aber willst, sage ich : das eine, wenn er Staub aufwirbelt, das andere, wenn er keinen Staub aufwirbelt.

Ferner sagte R. Jehuda: Der Wind nach dem Regen gleicht dem Regen; die Wolken nach dem Regen gleichen dem Regen; die Sonne nach dem Regen gleicht doppeltem Regen.

Was schließt dies aus?

Die Helligkeit der Nacht und den Sonnenschein zwischen den Wolken.

Raba sagte: Der Schnee ist dienlich für die Berge so wie fünffacher Regen für die Erde, denn es heißt:49denn zum Schnee spricht er: falle zur Erde, und so auch zum Regengusse und zu seinen gewaltigen Regenpüssen50.

Ferner sagte Raba: Der Schnee für die Berge, der starke Regen für die Bäume, und der leichte Regen für die Feldfrüchte; und der feine Regen [U͑rpila] ist sogar dem Saatkorn unter der Scholle nützlich. Was

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heißt U͑rpila? U͑ru pila [der die Spalten regt].

Ferner sagte Raba: Ein Gelehrtenjünger gleicht dem Saatkorn unter Scholle; wenn er nur zu wachsen beginnt, schießt er hervor.

Ferner sagte Raba: Wenn ein Gelehrtenjünger in Zorn gerät, so ist es die Tora, die in ihm lodert, denn es heißt:51ist denn nicht mein Wort wie Feuer?* Spruch des Herrn.* Desgleichen sagte R. Aši: Ein Schriftgelehrter, der nicht hart wie Eisen ist, ist kein Schriftgelehrter, denn es heißt:52wie ein Hammer, der Felsen zertrümmert. R. Abba sprach zu R. Aši: Ihr entnehmt dies hieraus, wir aber entnehmen dies aus folgendem Schriftverse:53ein Land, dessen Steine Eisen sind, lies nicht abaneha [Steine], sondern honeha [ihre Erbauer]54. Rabina sprach: Dennoch gewöhne sich der Mensch, sanft zu sein, denn es heißt:55und entferne Unmut von deinem Herzen &c.

R. Šemuél b.Naḥmani sagte im Namen R. Jonathans: Drei äußerten ihren Wunsch ungehörig; zweien ließ man es gelingen, einem aber ließ man es mißlingen. Folgende sind es: Elie͑zer, der Diener Abrahams, Šaúl, der Sohn des Qiš, und Jiphtaḥ, der Gilea͑dite. Elie͑zer, der Diener Abrahams, denn es heißt :56so sei das Mädchzu dem ich sagen werde: neige doch deinen Krug &c. Es könnte doch ein lahmes oder ein blindes sein! Man ließ es ihm aber gelingen, denn er stieß auf Ribqa. Šaúl, der Sohn des Qiš, denn es heißt :57und wer ihn erschlägt, den will der König sehr reich beschenken, und will ihm seine Tochter zur Frau geben. Es könnte doch eine Sklave oder ein Bastard sein! Man ließ es ihm aber gelingen, denn er stieß auf David. Jiphtaḥ der Gilea͑dite, denn es heißt: 58so soll, wer aus der Tür meines Hauses mir entgegen geht &c. Es könnte doch etwas Unreines sein. Und man ließ es ihm nicht gelingen, denn er stieß auf seine Tochter. Das ist es, was der Prophet zu Jisraél gesprochen hat:59gibt es denn keinen Balsam mehr in Gilea͑d oder ist kein Arzt60mehr da? Ferner heißt es :61was ich weder geboten noch angeordnet habe, und was mir nie in den Sinn gekommen ist. Was ich weder geboten, das ist [die Opferung] des Sohnes des Miša͑, Königs von Moab, wie es heißt:62da nahm er seinen erstgeborenen der nach ihm herrschen sollte, und opferte ihn als Brandopfer. Noch angeordnet habe, das ist [die Opferung der Tochter des] Jiphtaḥ. Was mir nie in den Sinn gekommen ist, das ist [die Opferung] Jiçḥaqs, des Sohnes Abrahams. R. Berekhja sagte: Auch die Gemeinde Jisraél äußerte ihren Wunsch ungehörig, jedoch der Heilige, gepriesen sei er, antwortete ihr füglich. Es heißt:63laßt uns trachten und verfolgen, den Herrn zu erkennen; er wird so sicher kommen wie die Morgenröte; damit er über uns komme wie ein Regenguß. Da sprach der Heilige, gepriesen sei er, zu ihr: Meine Tochter, du bittest um [Regen], der zuweilen erwünscht und zuweilen unerwünscht ist, ich aber will dir wie etwas sein, das immer erwünscht ist. Denn es heißt :64ich werde Jisraél wie der Tau sein. Ferner äußerte sie ihren Wunsch ungehörig und sprach vor ihm: Herr der Welt,65lege mich wie einen Siegelring an dein Herz, wie einen Siegelring an deinen Arm. Da sprach der Heilige, gepriesen sei er, zu ihr: Meine Tochter, du bittest um etwas, das zuweilen zu sehen ist und zuweilen nicht zu sehen66ist, ich aber will dich wie etwas behandeln, das immer zu sehen67ist. Denn es heißt :68siehe, auf die Hände habe ich dich gezeichnet.

MAN BITTE UM REGEN ERST &C. Sie waren der Meinung, »Bitte« und »Erwähnung« sei dasselbe; wer lehrt dies? Raba erwiderte: Es ist R.

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Jehošua͑, welcher sagt, von der Stunde an, wo man ihn69fortlegt. Abajje sprach zu ihm: Du kannst auch sagen, daß es R. Elie͑zer ist, denn »Bitte« und »Erwähnung« sind voneinander verschieden. Manche lesen: Es wäre anzunehmen, daß es R. Jehošua͑ ist, welcher sagt, von der Stunde an, wo man ihn fortlegt. Da sprach Raba: Du kannst auch sagen, daß es R. Elie͑zer ist, denn »Bitte« und »Erwähnung« sind von einander verschieden.

R. JEHUDA SAGT, WER VOR DAS BETPULT TRITT &C. Ich will auf einen Widerspruch hinweisen: Bis wann bitte man um Regen? R. Jehuda sagt, bis das Pesaḥfest vorüber ist, R. Jose sagt, bis der Nisan vorüber ist!? R. Ḥisda erwiderte: Das ist kein Widerspruch; das eine gilt von der Bitte und das andere von der Erwähnung. Bitten kann man länger, zu erwähnen hört man jedoch am ersten Tage [des Pesaḥfestes] auf. U͑la sprach: Von dem, was R. Ḥisda sagt, [heißt es] :70wie Essig für die Zähne und Rauch für die Augen. Wenn man dann, wenn man um Regen nicht bittet71, seiner erwähnt, um wieviel mehr muß man seiner erwähnen, wenn man darum bittet72!? Vielmehr, erklärte U͑la, streiten zwei Tannaím über die Ansicht R. Jehudas. R. Joseph erklärte: unter »bis das Pesahfest vorüber ist« ist zu verstehen: bis der erste Gemeindevertreter am ersten Tage des Pesaḥfestes vorüber73ist. Abajje sprach zu ihm: Wird denn am Festtage die Bitte [gesprochen]74!? Dieser erwiderte: Freilich, der Vortragende75spricht die Bitte.

Bittet denn der Vortragende um etwas, dessen die Gemeinde nicht benötigt!?

Vielmehr, am richtigsten ist es, wie U͑a erklärt hat. Raba erklärte: Unter »bis das Pesaḥfest vorüber ist« ist zu verstehen: bis die Zeit des Schlachtens des Pesaḥopfers76vorüber ist. Wie beim Beginnen, so auch beim Aufhören: wie man beim Beginnen [des Regens] erwähnt, obgleich man darum noch nicht bittet, ebenso erwähnt man dessen beim Aufhören, obgleich man darum nicht bittet. Abajje sprach zu ihm : Allerdings ist die Erwähnung beim Beginnen eine Einleitung der Bitte, was soll aber die Einleitung der Bitte beim Aufhören!?

Vielmehr, am richtigsten ist es, wie U͑la erklärt hat.

R. Asi sagte im Namen R. Joḥanans: Die Halakha ist wie R. Jehuda. R. Zera sprach zu R. Asi: Kann R.Joḥanan dieses denn gesagt haben, wir haben ja gelernt: Am dritten Marḥešvan [beginne man] um Regen zu bitten; R. Gamliél sagt, am siebenten desselben. Und hierzu sagte R. Elea͑zar, die Halakha sei wie R. Gamliél!? Dieser erwiderte: Du weisest auf einen Widerspruch zwischen zwei verschiedenen Personen hin!? Wenn du aber willst, sage ich: dies ist überhaupt kein Widerspruch, denn das eine gilt vom Bitten und das andere von der Erwähnung.

R. Joḥanan sagte ja aber, man erwähne [des Regens] da, wo man um ihn bittet!?

Dies wurde vom Aufhören gelehrt.

R. Joḥanan sagte ja aber, wenn man dessen zu erwähnen beginnt, beginne man auch, darum zu bitten, und wenn man darum zu bitten aufhört, höre man auch dessen zu erwähnen auf!?

Vielmehr, das ist kein Widerspruch; das eine für uns, und das andere für sie77.

Für uns wohl deshalb, weil wir noch Früchte auf dem Felde haben, ebenso sollten ja bei ihnen die Wallfahrer78berücksichtigt werden!?

R. Joḥanan spricht von der Zeit, wo der Tempel nicht besteht. Jetzt nun aber, wo du darauf gekommen bist, können auch beide Lehren von ihnen handeln, dennoch besteht hier kein Widerspruch, denn die eine handelt von der Zeit, wo der Tempel besteht, und die andere handelt von der Zeit, wenn der Tempel nicht besteht.

Wie machen wir es, die wir zwei Festtage79haben? Rabh erwiderte: Man beginne [die Erwähnung] im Zusatzgebete, lasse sie im Vespergebete, im Abendgebete und Morgengebete ausfallen, und im folgenden Zusatzgebete setze man sie fort. Šemuél sprach zu [den Jüngern]: Geht und sagt zu Abba: nachdem du ihn80als heilig anerkannt hast, willst du ihn als profan erklären!? Vielmehr, sagte Šemuél, man beginne sie im Zusatzgebete und im Vespergebete, lasse sie im Abendgebete und Morgengebete ausfallen und setze sie im folgenden Zusatzgebete

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fort. Raba aber sagte, sobald man [des Regens zu erwähnen] begönnen hat, unterbreche man nicht mehr. Ebenso sagte R. Šešeth, sobald man begonnen hat, unterbreche man nicht mehr. Und auch Rabh ist [von seiner Lehre] abgekommen, denn R. Ḥananél sagte im Namen Rabhs: Man zähle einundzwanzig Tage81, wie man die zehn [Buß]tage vom Neujahr bis zum Versöhnungstage zählt82, und beginne [des Regens zu erwähnen], und sobald man begonnen hat, unterbreche man nicht mehr. Die Halakha ist: sobald man begonnen hat, unterbreche man nicht mehr.

ii,2BIS WANN BITTE MAN UM REGEN? R. JEHUDA SAGT, BIS DAS PESAḤFEST VORÜBER IST; R. MEÍR SAGT, BIS DER NISAN VORÜBER IST, DENN ES HEISST:83er wird euch im ersten [Monat] Frühregen und Spätregen herniedersenden.

GEMARA. R. Naḥmen sprach zu R. Jiçḥaq: Kommt denn der Frühregen im Nisan, er kommt ja im Marḥešvan!? Es wird nämlich gelehrt: Der Frühregen [fällt] im Marḥešvan und der Spätregen im Nisan. Dieser erwiderte: Folgendes sagte R. Joḥanan: dieser Schriftvers ging zur Zeit Joéls, des Sohnes Petuéls, in Erfüllung, denn es heißt:84was der Nager zurückließ, zehrte die Heuschrecke auf &c. In jenem Jahre verstrich der Adar ohne Regen, und erst am ersten Nisan kam der erste Regenfall. Da sprach der Prophet zu Jisraél: Zieht aus und säet. Diese erwiderten ihm: Soll, wer einen Kab Weizen oder zwei Kab Gerste hat, essen und leben oder säen und sterben!? Hierauf sprach er zu ihnen: Trotzdem zieht aus und säet. Da geschah ihnen ein Wunder, und sie fanden, was in den Wandspalten und Ameisenlöchern verborgen war. Alsdann zogen sie aus und säeten am zweiten, am dritten und am vierten, am fünften Nisan kam der zweite Regenfall, und am sechzehnten Nisan brachten sie die Schwingegarbe dar. Das Getreide, das sonst in sechs Monaten wächst, wuchs ihnen also in elf Tagen, und die Schwingegarbe, die sonst von sechsmonatigem Getreide dargebracht wird, wurde von elftägigem Getreide dargebracht. Von diesem Zeitalter heißt es: 85 die unter Tränen säen, ernten mit weinend geht er dahin, der den Samen zur Aussaat trägt &c.

Was heißt: weinend geht er dahin, der den Samen zur Aussaat trägt &c.? R. Jehuda erwiderte: Beim Pflügen86geht der Ochs weinend, aber bei seiner Rückkehr frißt er das Gras vom Beete. Darum [heißt es] :87mit Jubel kehrt er heim. Was heißt:88er trägt seine Garben? R. Ḥisda erwiderte, und wie manche sagen, wurde es in einer Barajtha gelehrt: Eine Spanne der Halm, die Ähre zwei Spannen89.

R. Naḥman sprach zu R. Jiçḥaq: Es heißt:90denn der Herr hatte eine siebenjährige Hungersnot herbeigerufen und sie ist in das Land bereits eingetreten; was aßen sie in diesen sieben Jahren? Dieser erwiderte: Folgendes sagte R. Joḥanan: im ersten Jahre aßen sie, was sich noch in den Wohnungen befand; im zweiten aßen sie, was sich noch auf den Feldern befand, im dritten das Fleisch reiner Tiere, im vierten das Fleisch unreiner Tiere, im fünften das Fleisch von Ekel- und Kriechtieren, im sechsten das Fleisch ihrer Söhne und Töchter, und im siebenten das Fleisch ihrer eigenen Arme. So heißt es:91ein jeder frißt das Fleisch seines Armes.

Ferner sprach R. Naḥman zu R. Jiçḥaq: Es heißt:92als Heiliger in deiner Mitte, ich komme nicht in die Stadt; kommt er etwa deshalb nicht in die Stadt, weil er als Heiliger in ihrer Mitte ist!? Dieser erwiderte: Folgendes sagte R. Joḥanan: der Heilige, gepriesen sei er, sprach: Ich komme nicht eher in das obere [himmlische] Jerušalem, als bis ich in das untere Jerušalem gekommen bin.

Gibt es denn auch oben ein Jerušalem?

Freilich, denn es heißt:93Jerušalem, du [wieder] erbaute, wie eine zusammengepaarte Stadt94.

Ferner sprach R. Naḥman zu R. Jiçḥaq: Was bedeutet der Schriftvers:95und in einem sind sie dumm und töricht, Unterweisung der Eitelkeit, Holz ist es? Dieser erwiderte: Folgendes sagte R. Joḥanan: eines ist es, was die Frevler im Fegefeuer vernichtet96, das ist der Götzendienst. Hier heißt es: Unterweisung der Eitelkeit, Holz es, und [vom Götzendienste] heißt es:97Eitelkeit sind sie, ein Irrwerk.

Ferner sprach R. Naḥman zu R. Jiçḥaq: Es heißt :98denn zwei Freveltaten hat mein Volk verübt; zwei nennt er und vierundzwanzig99läßt er fort!? Dieser erwiderte: Folgendes sagte R. Joḥanan: eine [Freveltat]

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ist es, die zwei aufwiegt, das ist der Götzendienst, denn es heißt: denn zwei Freveltaten hat mein Volk verübt: mich hat es den Quell lebendigen Wassers, um sich Brunnen auszuhauen, rissige Brunnen. Ferner heißt es:100gchet hinüber nach den Inseln der Kittäer und überzeugt euch, sendet nach Qedar und merkt wohl auf &c., ob je ein Volk einen Gott umgetauscht hat,

und jene sind nicht einmal wirkliche Götter,

mein Volk aber hat seine Herrlichkeit umgetauscht gegen das, was nicht zu helfen vermag. Es wird gelehrt: Die Kittäer beten das Feuer an, und die Qedaräer beten das Wasser an, und obgleich sie wissen, daß Wasser Feuer lösche, dennoch haben sie ihren Gott nicht umgetauscht, mein Volk aber hat seinen Gott umgetauscht gegen das, was nicht zu helfen vermag.

Ferner sprach R. Naḥman zu R. Jiçḥaq: Es heißt:101und es geschah, als Šemuél alt geworden war; ist denn Šemuél überhaupt alt geworden, er [lebte] ja nur zweiundfünfzig Jahre, denn der Meister sagte, der Tod im zweiundfünfzigsten Lebensjahre sei der Tod Šemuéls aus Rama!? Dieser erwiderte : Folgendes sagte R. Joḥanan: [frühzeitiges] Greisenalter befiel ihn. Es heißt :102es reut mich, daß ich Šaúl zum Könige gemacht habe. Er sprach nämlich vor ihm: Herr der Welt, du hast mich Moše und Ahron gleichgestellt, wie es heißt :103Moše und Ahron waren unter seinen Priestern und Šemuél unter denen, die seinen Namen anriefen; wie ihre Arbeit bei ihren Lebzeiten nicht zerstört wurde, ebenso möge auch meine Arbeit bei meinen Lebzeiten nicht zerstört werden! Da sprach der Heilige, gepriesen sei er: Was mache ich nun: daß Šaúl sterbe, läßt Šemuél nicht zu, stirbt Šemuél, so redet man über ihn, weil er noch jung104ist, daß Šaúl nicht sterbe und Šemuél nicht sterbe [geht ebenfalls nicht], da die Regierungszeit Davids bereits herangereicht ist, und eine Regierung die andere nicht um ein Haar verdrängt. Darauf sprach der Heilige, gepriesen sei er, ich will ihn von [frühzeitigem] Greisenalter befallen lassen. Deshalb heißt es :105und Šaúl saß in Gibea͑ unter der Tamariske in Rama; wie kommt Gibea͑ zu Rama? Dies besagt vielmehr, daß das Gebet Šemuéls aus Rama es verursacht hat, daß Šaúl zweiundeinhalbes Jahr in Gibea͑ weilte.

Wird denn einer wegen des anderen verdrängt?

Freilich. So sagte R. Šemuél b.Naḥmani im Namen R. Joḥanans: Es heißt:106darum schlage ich sie durch die Propheten, töte sie durch die Worte meines Mundes; es heißt nicht: durch ihre Taten, sondern durch die Worte meines Mundes; demnach wird [durch göttlichen Beschluß] einer durch den anderen verdrängt.

R. Naḥman und R. Jiçḥaq saßen bei Tisch. Da sprach R. Naḥman zu R. Jiçḥaq: Möge der Meister etwas vor tragen. Dieser erwiderte: Folgendes sagte R. Joḥanan: man spreche nicht beim Essen, weil die Luftröhre der Speiseröhre zuvorkommen könnte, wodurch man in eine Gefahr geraten würde. Nachdem sie gespeist hatten, sprach er: Folgendes sagte R. Joḥanan: unse Vater Ja͑qob starb nicht. Jener entgegnete: Haben denn vergeblich die Trauernden getrauert, die Einbalsamierenden einbalsamiert und die Totengräber begraben!? Dieser erwiderte: Ich deute dies aus einem Schriftverse. Es heißt :107du aber fürchte dich nicht, mein Knecht Ja͑qob, Spruch des Herrn, und erschrick nicht, Jisraél, denn ich will dich erretten aus fernem Lande und deine Nachkommen aus dem Lande ihrer Gefangenschaft; er wird mit seinen Nachkommen verglichen: wie seine Nachkommen noch am Leben sind, so ist auch er noch am Leben.

R. Jiçḥaq sagte [ferner]: Wer den Namen Raḥab108ausspricht. bekommt sofort Pollution. R. Naḥman sprach zu ihm: Ich spreche ihn aus, ohne daß mir etwas passiert. Dieser erwiderte: Ich meine es nur, wenn man sie genauer kennt109(und ihren Namen nennt).

Als sie sich voneinander verabschiedeten, sprach [R. Naḥman] zu ihm: Möge mir der Meister seinen Segen erteilen! Er erwiderte: Ich will dir ein Gleichnis sagen, womit dies zu vergleichen ist. Einst wanderte jemand hungrig, müde und durstig in einer Wüste und stieß auf einen Baum mit süßen Früchten und angenehmem Schatten, unter dem ein Wassergraben lief; da aß er von seinen Früchten, trank von seinem Wasser und setzte sich in den Schatten. Als er fortgehen wollte, sprach er: O Baum, welchen Segen soll ich dir nun erteilen: wünsche ich dir, daß deine Früchte süß sein mögen, so sind ja deine Früchte süß. daß dein Schatten angenehm sei, so ist ja dein Schatten angenehm, daß unter dir ein Wassergraben laufe, so läuft ja ein Wassergraben unter dir! Möge es nun der Wille [Gottes] sein, daß alle die Setzlinge, die von dir gepflanzt

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werden, dir gleichen! So auch du; womit sollte ich dich segnen: wenn mit Gelehrsamkeit, die hast du ja, wenn mit Reichtum, den hast du ja, wenn mit Kindern, die hast du ja. Möge es nun der Wille [Gottes] sein, daß deine Nachkommenschaft dir gleiche!

Die Rabbanan lehrten: [Der Frühregen heißt] »Jore«, weil er die Leute lehrt110, die Dächer zu übertünchen, die Früchte einzusammeln und all ihre Bedürfnisse vorzubereiten. Eine andere Erklärung: Weil er die Erde tränkt111und sie bis zum Untergrunde bewässert, denn es heißt:112tränke ihre Furchen, lockere ihre Schollen, weiche sie durch Regenschauer auf, segne ihr Gewächs. Eine andere Erklärung: »Jore«, weil er sanft und nicht stürmisch113fällt.

Vielleicht aber heißt er deshalb »Jore«, weil er die Früchte abfallen macht, die Saaten fortschwemmt und Bäume unterspült114!?

Er wird [neben dem] Spätregen genannt, wie der Spätregen zum Segen115ist, ebenso ist auch der Frühregen zum Segen.

Vielleicht ist dem nicht so, vielmehr heißt [der Spätregen] »Malqoš«, weil er die Häuser niederreißt, die Bäume zerbricht und die Grillen herbeiholt116!?

Er wird neben dem Frühregen genannt, wie der Frühregen zum Segen ist, ebenso ist auch der Spätregen zum Segen.

Woher dies vom Frühregen selbst?

Es heißt :117und ihr, Söhne Çijons, jubelt und freut euch in dem Herrn, eurem Gott; denn er spendet euch den Frühregen zum Heile, er sendet euch den Regen hernieder, Frühregen und Spätregen im ersten [Monate].

Die Rabbanan lehrten: Der Frühregen im Marḥešvan und der Spätregen im Nisan.

Du sagst, der Frühregen im Marḥešvan und der Spätregen im Nisan, vielleicht ist dem nicht so, sondern der Frühregen im Tišri und der Spätregen im Ijar!? Es heißt:118zur geeigneten Zeit [Der Spätregen heißt] »Malqoš«, wie R. Nehilaj b. Idi im Namen Šemuéls sagte, weil er die Hartnäckigkeit119Jisraéls zermalmt. In der Schule R. Jišma͑éls wurde gelehrt: Weil er die [Ähren am] Halme mit Getreide120füllt. In einer Barajtha wurde gelehrt: Weil er auf Ähren und Halme fällt.

Die Rabbanan lehrten: Der Frühregen im Marḥešvan und der Spätregen im Nisan. Du sagst der Frühregen im Marḥešvan, vielleicht ist dem nicht so, sondern im Monate Kislev!?

Es heißt: zur geeigneten Zeit, Frühregen und Spätregen, wie Spätregen zu geeigneter Zeit, ebenso Frühregen zur geeigneten Zeit.

Wenn der Nisan verstrichen ist und Regen kommt, so ist dies kein Zeichen des Segens121mehr. Ein Anderes lehrt: Der Frühregen im Marḥešvan und der Spätregen im Nisan

so R. Meír; die Weisen sagen, der Frühregen sei im Kislev.

Wer sind die Weisen? R. Ḥisda erwiderte: Es ist R. Jose, denn es wird gelehrt: Wann ist [die Zeit] des ersten Regenfalles? Des frühen am dritten Marḥešvan, des mittleren am siebenten desselben und des späten am siebzehnten desselben

so R. Meír. R. Jehuda sagt, am siebenten, am siebzehnten und am dreiundzwanzigsten [Marḥešvan]. R. Jose sagt, am siebzehnten und am dreiundzwanzigsten [Marḥešvan] und am ersten Kislev. Ebenso sagte R. Jose, Einzelne fasten122erst dann, wenn der erste Kislev [regenlos] heranreicht. R. Ḥisda sagte: Die Halakha ist wie R. Jose. Amemar lehrte die Worte R. Ḥisdas in folgender Fassung. Am dritten Marḥešvan [beginne man] um Regen zu bitten; R. Gamliél sagt, am siebenten desselben. R. Ḥisda sagte: Die Halakha ist wie R. Gamliél.

Wessen Ansicht vertritt folgende Lehre: R. Šoim͑n b.Gamliél sagte: Wenn der Regen sieben Tage hintereinander fällt, so ist dies der erste und der zweite, [beziehungsweise der zweite] und der dritte Regenfall? Die des R. Jose. R. Ḥisda sagte: Die Halakha ist wie R. Jose.

Allerdings [ist die Zeitangabe] für den ersten Regenfall nötig, wegen der Bitte, ebenso für den dritten, wegen des Fastens, wozu aber für den zweiten!? R. Zera erwiderte: Wegen der Gelübde. Wir haben nämlich gelernt: Wenn jemand

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sich etwas abgelobt bis zur Regenzeit, bis der Regen fällt, so gilt dies bis zum zweiten Regenfalle. R. Zebid erwiderte: Wegen der Oliven. Wir haben nämlich gelernt: Von wann an sind Nachlese, Vergessenes und Eckenlaß jedem Menschen frei? Wenn die Tastenden [das Feld] abgesucht haben. Abfall und Traubennachlese? Wenn die Armen im Weinberge wiederholt gewesen sind. Oliven? Sobald der zweite Regenfall gefallen ist.

Wer sind die »Tastenden#x2019;? R. Joḥanan erklärte: Greise, die an der Krücke gehen. Reš Laqiš erklärte: Sammler hinter Sammlern. R. Papa erwiderte: Wegen des Betretens von Privatwegen. Der Meister sagte nämlich, bis zum zweiten Regenfalle dürfe man über Privatwege gehen. R. Naḥmen b.Jiçḥaq erwiderte: Wegen der Fortschaffung der Siebentjahrsfrüchte. Wir haben nämlich gelernt: Bis wann darf man von Stroh und Stoppeln des Siebentjahres nutznießen und damit brennen? Bis zum zweiten Regenfalle.

Aus welchem Grunde?

Es heißt:123auch deinem Vieh und dem Wilde, das in deinem Lande; solange das Wild auf dem Felde davon frißt, darfst du davon deinem Vieh im Hause geben, ist es für das Wild auf dem Felde zuende, so ist es auch für dein Vieh im Hause zuende.

R. Abahu sagte: Was heißt »Rebia͑« [Regenfall]? Was den Boden befruchtet [raba͑]. Dies nach einer Lehre R. Jehudas, denn R. Jehuda sagte: Der Regen ist der Gatte der Erde, denn es heißt :124denn wie der Regen und der Schnee vom Himmel herabfällt und nicht wieder dorthin zurückkehrt, es sei denn, daß er die Erde getränkt, befruchtet und zum Sprossen gebracht hat.

Ferner sagte R. Abahu: Der erste Regenfall muß eine Handbreite in die Erde dringen; der zweite Regenfall muß [die Erde] auf weichen, daß man damit die Öffnung eines Fasses verkleben könne.

R. Ḥisda sagte: Sobald Regen gefallen ist, daß man [mit der aufgeweichten Erde] die Öffnung eines Fasses verkleben kann, ist [der Fluch] vom Verschließen [des Himmels] nicht mehr eingetreten.

Ferner sagte R. Ḥisda: Ist Regen gefallen, bevor man [im Šema͑ den Abschnitt]125 Er wird verschließen gelesen hat, so ist [der Fluch] vom Verschließen [des Himmels] nicht mehr eingetreten. Abajje sagte: Dies gilt nur vom [Abschnitte] Er wird verschließen im [Šema͑] des Abends, wenn aber vor dem [Abschnitte] Er wird verschließen [im Šema͑] des Morgens, so kann noch [der Fluch] vom Verschließen [des Himmels]126eintreten. R. Jehuda b. Jiçḥaq sagte nämlich, die Morgenwolken seien ohne Bedeutung, denn es heißt:[^120]was soll ich dir tun, Ephraim, was soll ich dir tun, Jehuda, da doch eure Liebe dem Morgengewölk gleicht &c. R. Papa sprach zu Abajje: Die Leute sagen ja aber: Ist Regen beim Öffnen der Tür, Eseltreiber, so breite deinen Sack aus und schlafe127!?

Dies ist kein Ein wand; das eine, wenn [der Himmel mit] dickem Gewölk überzogen ist, das andere, wenn er mit leichtem Gewölk überzogen ist128.

R. Jehuda sagte: Wohl dem Jahre, wenn im Ṭebeth [der Boden] Witwe ist. Manche erklären, weil dann die Gärten129nicht leer sind, und manche erklären, weil dann die Dürre130ausbleibt.

Dem ist ja aber nicht so, R. Ḥisda sagte ja, wohl dem Jahre, wenn der Ṭebeth schmutzig131ist!?

Das ist kein Widerspruch; das eine, wenn es schon vorher geregnet132hat, das andere, wenn es vorher noch nicht geregnet hat.

Ferner sagte R. Ḥisda: Wenn es in einem Teile des Landes regnet und in einem Teile des Landes nicht regnet, so ist [der Fluch] vom Verschließen [des Himmels] nicht eingetreten.

Dem ist ja aber nicht so, es heißt ja:133ich habe euch Regen verweigert, als noch drei Monate bis zur Ernte waren; ich ließ auf eine Stadt regnen und auf die andere nicht, das eine Feld wird beregnet &c., und hierzu sagte R. Jehuda im Namen Rabhs, beides134zum Fluche!?

Das ist kein Einwand; das eine, wenn er übermäßig kommt und das andere, wenn er wie erforderlich kommt. R. Aši sprach: Dies ist auch zu beweisen, denn es heißt: wird135beregnet. Schließe hieraus.

R. Abahu sagte: Den Segen über den Regen136spreche man erst dann, wenn der Bräutigam der Braut137entgegenkommt.

Wie lautet der Segensspruch? R. Jehuda erwiderte im Namen Rabhs: »Wir danken dir, o Herr, unser Gott, für jeden einzelnen Tropfen, den du uns herabfallen ließest.« R.Joḥanan beendete ihn wie folgt: »Wäre138unser Mund des Gesanges voll wie das Meer, unsere Zunge voll des Jubels, wie das Brausen seiner Wogen &c.« bis »Möge uns, o Herr, unser Gott, deine Liebe nicht verlassen; sie hat uns auch nicht verlassen. Gepriesen sei er, dem die meisten Danksagungen gebühren.«

Die meisten Danksagungen und nicht alle Danksagungen!? Raba erwiderte: Sage also: »Gott der Danksagungen.« R. Papa sagte: Darum sage man beides: »Gott der

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Danksagungen« und »Dem die meisten Danksagungen gebühren«.

R. Abahu sagte: Ein Regentag ist bedeutender als die Auferstehung; die Auferstehung erfolgt nur für die Frommen, während der Regen sowohl für die Frommen als auch für die Frevler bestimmt ist. Er streitet somit gegen R. Joseph, denn R. Joseph sagte: Man hat [die Erwähnung des Regens] deshalb in den Auferstehungssegen eingeschaltet, weil er der Auferstehung gleicht.

R. Jehuda sagte: Ein Regentag ist so bedeutend wie der Tag, an dem die Tora gegeben wurde, denn es heißt :139meine Lehre ergieße sich wie Regen, und unter Lehre ist nichts anderes als die Tora zu verstehen, denn es heißt :140denn eine gute Lehre gab ich euch, meine Tora verlasset nicht. Raba sagte, er sei noch bedeutender als der Tag, an dem die Tora gegeben wurde, denn es heißt: meine Lehre ergieße sich wie Regen; wer bezieht sich auf wen? Doch wohl der Unbedeutende auf den Bedeutenden. Raba wies auf einen Widerspruch hin; es heißt: meine Lehre ergieße sich wie Regen, dagegen heißt es :141meine Rede träufle wie der Tau!? Ist der Gelehrte würdig, so gleicht er dem Tau, wenn aber nicht, so schlage142ihn nieder, wie der Regen.

Es wird gelehrt: R. Banaá sagte: Wer sich mit der Tora um ihrer selbst willen befaßt, für den ist sie eine Mixtur des Lebens, denn es heißt :143sie ist ein Baum des Lebens, für die, die sie ergreifen; ferner:144sie lüird eine Heilung für deinen Leib sein; ferner :145denn wer mich findet, findet Leben. Wer sich aber mit der Tora nicht um ihrer selbst willen befaßt, für den wird sie eine Mixtur des Todes, denn es heißt: meine Lehre ergieße sich [ja͑rophj wie Regen, und »a͑ripha« bedeutet »erschlagen«, denn es heißt :146sie sollen dort im Tale dem Kalbe das Genick brechen [vea͑rphu].

R. Jirmeja sprach za R. Zera: Möge der Meister kommen und etwas lehren. Dieser erwiderte: Mein Herz ist schwach und ich kann nicht.

So möge doch der Meister etwas Agadisches vortragen. Da sprach er: Folgendes sagte R. Joḥanan: es heißt:147der Mensch ist ein Baum des Feldes; ist denn der Mensch wirklich ein Baum des Feldes? Vielmehr, es heißt:148genieße seine Früchte, ihn selbst haue aber nicht um, dagegen aber heißt es:149den verdirb und haue ihn um; wie ist dies zu erklären? Ist der Gelehrte würdig: genieße seine Früchte, ihn selbst haue aber nicht um, wenn aber nicht, den verdirb und haue ihn um.

R. Ḥama sagte im Namen R. Ḥaninas: Es heißt :150Eisen schärft Eisen; dies besagt, wie das eine Eisen das andere Eisen schärft, so schärfen auch zwei Schriftgelehrte einander in der Halakha.

Rabba b.Bar Ḥana sagte: Weshalb werden die Worte der Tora mit dem Feuer verglichen, wie es heißt:151ist mein Wort nicht vielmehr Feuer, Spruch des Herrn? Dies besagt, wie das Feuer nicht allein brennt, so bleiben auch Worte der Tora nicht einem einzelnen erhalten. Das ist es, was R. Jose b. Ḥanina gesagt hat: Es heißt :152ein Schwert über die einzelnen, sie153werden töricht; ein Schwert über die Feinde154der Schriftgelehrten, die sich einzeln mit der Tora befassen. Und noch mehr, sie werden auch töricht, denn es heißt: sie werden töricht. Und noch mehr, sie sündigen auch, denn hier heißt es: sie werden töricht, und dort155heißt es: daß wir uns betören ließen und gesündigt haben. Wenn du aber willst, entnehme ich dies hieraus:156betört wurden die Fürsten von Çoa͑n.

R. Naḥman b.Jiçḥaq sagte: Weshalb werden die Worte der Tora mit einem Baume verglichen, wie es heißt :157sie ist ein Baum des Lebens für die, die sie ergreifen? Dies besagt, wie ein kleines Stück Holz158ein großes in Brand steckt, so schärfen auch bei den Schriftgelehrten die kleinen die großen. Das ist es, was R. Ḥanina gesagt hat: Viel habe ich von meinem Lehrer gelernt, mehr als von meinen Lehrern von meinen Kollegen, und am allermeisten von meinen Schülern.

R. Ḥanina b. Papa wies auf einen Widerspruch hin; es heißt:159bringet den Durstigen Wasser entgegen, dagegen aber heißt es:160ihr Durstigen alle, geht zum Wasser!? Ist ein Gelehrter würdig: bringet den Durstigen Wasser entgegen, wenn aber nicht: ihr Durstigen alle, geht zum Wasser. R. Ḥanina b.Ḥama wies auf einen Widerspruch hin; es heißt :161deine Quellen sollen nach außen über fließen, dagegen aber heißt es :162dir allein sollen sie gehören!? Ist ein Gelehrter würdig: deine Quellen sollen nach außen überfließen, wenn aber nicht: dir allein sollen sie gehören.

R. Ḥanina b.Idi sagte: Weshalb werden die Worte der Tora mit dem Wasser verglichen, wie es heißt: ihr Durstigen alle, geht zum Wasser? Dies besagt, wie das Wasser die Höhe verläßt und in die Tiefe fließt, ebenso bleiben Worte der Tora nur dem erhalten, der demütig ist. Auch sagte R. Oša͑ja: Weshalb werden die Worte der Tora mit den folgenden drei Getränken verglichen, mit dem Wasser, mit dem Weine und mit der Milch? Es heißt nämlich: ihr Durstigen alle, geht zum Wasser; ferner heißt es:163kommt, kauft Getreide und esset; kommt, kauft Getreide ohne Geld, und ohne Bezahlung Wein und Milch. Dies besagt, wie diese drei Getränke sich nur in den einfachsten Gefäßen erhalten, so erhält sich die Tora nur bei dem, der demütig ist, So sprach einst die Tochter des Kaisers zu R. Jehošua͑ b.Ḥananja: Ei, herrliche Weisheit in einem häßlichen Gefäßei Dieser erwiderte: Ei, Tochter dessen, der Wein in irdenen Gefäßen verwahrt! Jene sprach: Worin denn sollte man ihn verwahren!? Dieser erwiderte: Ihr Vornehmen solltet ihn in silbernen und goldenen Gefäßen verwahren. Hierauf ging sie und sagte es ihrem Vater. Da ließ er den Wein in silberne und goldene Gefäße gießen, und er wurde sauer. Als man ihm dies berichtete, fragte er seine Tochter: Wer sagte dir dies? Sie erwiderte: R. Jehošua͑ b. Ḥananja. Darauf ließ er ihn kommen und fragte ihn: Weshalb sagtest du ihr dies? Dieser erwiderte: Wie sie zu mir sagte, sagte ich auch zu ihr.

Es gibt ja aber auch Schöne, die gelehrt sind!?

Wären sie häßlich,

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so würden sie gelehrter sein. Eine andere Auslegung: Wie diese drei Getränke (nur) durch Achtlosigkeit verdorben164werden, ebenso werden auch Worte der Tora durch Achtlosigkeit vergessen.

R. Ḥama b.Ḥanina sagte: Ein Regentag ist so bedeutend wie der Tag, an dem Himmel und Erde erschaffen worden sind, denn es heißt:165Träufle, o Himmel, droben, und aus den Wolken möge Recht rieseln; die Erde tue sich auf und trage Heil und lasse Gerechtigkeit zumal vorsprossen; ich, der Herr, habe ihn geschaffen; es heißt nicht: sie geschaffen, sondern: ihn166geschaffen.

R. Oša͑ja sagte. Ein Regentag ist so bedeutend, daß an diesem sogar das Heil gedeiht und wächst, denn es heißt: die Erde tue sich auf und trage Heil.

R. Tanḥum b.Ḥanilaj sagte: Der Regen kommt nur dann, wenn Jisraél seine Sünden vergeben werden, denn es heißt :167du hast dein Land168begnadigt, o Herr, hast das Geschick Ja͑qobs gewendet; du hast die Schuld deines Volkes vergeben, all ihre Sünden bedeckt. Sela. Zee͑ri aus Dihabat sprach zu Rabina: Ihr entnehmt dies hieraus, wir aber entnehmen es aus folgendem :169so erhöre es im Himmel und vergib die Sünde &c.170

R. Tanḥum, Sohn des R. Ḥija, aus Kephar A͑kko sagte: Der Regen wird nur dann zurückgehalten, wenn die Feinde171Jisraéls Vernichtung verdienen, denn es heißt:172Dürre und Hitze raffen die Schneewasser hinweg, die Unterwelt, die gesündigt haben. Zee͑ri aus Dihabat sprach zu Rabina : Ihr entnehmet dies hieraus, wir aber entnehmen es aus folgendem: 173er wird den Himmel verschließen &c., ihr werdet schnell vernichtet werden.

R. Ḥisda sagte: Der Regen wird nur wegen der Unterlassung, Heben und Zehnte [zu entrichten], vorenthalten, denn es heißt: Dürre und Hitze raffen die Schneewasser hinweg.

Wieso geht dies hieraus hervor?

In der Schule R. Jišma͑éls wurde gelehrt: Wegen der Dinge, die ich euch für die Sommerzeit geboten 174habe, die ihr aber nicht befolgt habt, sollen euch die Schneewasser in der Regenzeit hinweggerafft werden.

R. Šimo͑n b.Pazi sagte: Der Regen wird nur wegen der Verleumder zurückgehalten, denn es heißt :175Nordwind bringt Regen hervor, und verdrießliche Gesichter die heimliche Zunge.

R. Sala sagte im Namen R. Hamnunas: Der Regen wird nur wegen der Frechlinge zurückgehalten, denn es heißt :176es wurden euch die Regenschauer vorenthalten und es fiel kein Spätregen; und die Stirn eines hurerischen Weibes hattest du &c.

Ferner sagte R. Sala im Namen R. Hamnunas: Wer Frechheit besitzt, gibt sich endlich der Sünde hin, denn es heißt: die Stirn eines hurerischen Weibes hattest du. R. Naḥman sagte: Es ist sogar sicher, daß er sich der Sünde hingegeben hat, denn es heißt »hattest du«, nicht »wirst du haben«. Rabba b.R. Hona sagte: Wer Frechheit besitzt, den darf man Frevler nennen, denn es heißt :177eme freche Mine zeigt der Frevler. R. Naḥman b.Jiçḥaq sagte: Man darf ihn hassen, denn es heißt:178und das Gesicht des Frechlings wird verändert, und man lese nicht ješuna, [wird verändert], sondern jisane [wird gehaßt].

R. Qaṭṭina sagte: Der Regen wird nur wegen der Vernachlässigung der Tora zurückgehalten, denn es heißt :179durch Faulheit senkt sich das Gebälk [jimakh hameqare]; wegen der Faulheit Jisraéls, sich mit der Tora zu befassen, ist der Feind180des Heiligen, gepriesen sei er, arm geworden: »makh» bedeutet nämlich »arm«, wie es heißt :181und wenn er zu arm [makh] ist, um den Schätzungswert zu entrichten, und »meqare« deutet auf den Heiligen, gepriesen sei er, denn es heißt :182der seine Söller im Wasser bälkt [meqare]. R. Joseph sagte: Hieraus :183nun sahen sie das Licht nicht, das glänzend hinter den Wolken leuchtet; doch ein Wind fährt daher und reinigt sie, und unter »Licht« ist nichts anderes als die Tora zu verstehen, denn es heißt:184 denn eine Leuchte ist das Gebot, ein Licht der Tora. Das glänzend hinter den Wolken leuchtet; hierüber wurde in der Schule R. Jišma͑éls gelehrt: Selbst wenn der Himmel voll Glanzflecke ist, um Tau und Regen fallen zu lassen, fährt ein Wind daher und reinigt sie.

R. Ami sagte : Der Regen wird nur wegen der Sünde des Raubes zurückgehalten, denn es heißt:185durch die Hände verhüllt er das Licht; unter »Hände« ist der Raub zu verstehen, denn es heißt:186 und von dem Raube, der an ihren Händen klebte, und unter »Licht« ist der Regen zu verstehen, denn es heißt:187streut weithin aus seinem Lichtgewölke.

Welches Mittel gibt es dagegen? Man verharre im Gebete, denn es heißt: 188er gebietet ihm dringend, und unter »dringend« ist das Gebet zu verstehen, wie es heißt:189du aber, bete nicht für dieses Volk &c. noch dringe in mich.

Ferner sagte R. Ami: Es heißt:190wenn das Eisen stumpf geworden ist, und er nicht die Schneide schärft; wenn du siehst, daß der Himmel wie ein stumpfes Eisen geworden ist, indem er weder Regen noch Tau niederfallen läßt, so geschieht dies wegen der Taten des Zeitalters, die verderbt sind, denn es heißt: und er die Schneide nicht geschärft hat.

Welches Mittel gibt es dagegen?

Man verharre im Gebete, denn es heißt :191er muß seine Kräfte anstrengen.192 Der Vorzug der Anstrengung ist die Weisheit; bevorzugter ist es jedoch, wenn dessen Taten von Anfang an gut sind.

Reš Laqiš sagte: Siehst du einen Jünger, dem sein Talmudstudium

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schwer wie Eisen fällt, so kommt dies daher, weil ihm seine Mišnakenntnisse nicht geläufig sind, denn es heißt: und er die Schneide nicht geschärft hat.

Welches Mittel gibt es für ihn?

Er weile viel im Lehrhause, denn es heißt: er muß seine Kräfte anstrengen. Der Vorzug der Anstrengung ist die Weisheit; bevorzugter ist es jedoch, wenn seine Mišnakenntnisse ihm von Anfang an geläufig sind. So pflegte Reš Laqiš sein Mišnastudium vierzigmal zu wiederholen, entsprechend den vierzig Tagen, während welcher die Tora gegeben wurde, und erst dann vor R. Joḥanan zu treten. R. Ada b. Ahaba pflegte sein Mišnastudium vierundzwanzigmal zu wiederholen, entsprechend [den Büchern] der Tora, der Propheten und der Hagiographen, und erst dann vor Raba zu treten. Raba sagte: Siehst du einen Jünger, dem sein Talmudstudium schwer wie Eisen fällt, so kommt dies daher, weil ihm sein Lehrer kein freundliches Gesicht193zuwendet, denn es heißt: und er die Schneide nicht194 geschärft hat.

Welches Mittel gibt es für ihn?

Er mehre sich Freunde, denn es heißt: er muß seine Kräfte anstrengen. Der Vorzug der Anstrengung ist die Weisheit; bevorzugter ist es jedoch, wenn der Lehrer von Anfang an mit seinen Taten zufrieden ist.

Ferner sagte R. Ami: Es heißt:195wenn die Schlange heißt ohne Geflüster, so hat der Zungenfertige keinen Vorteil. Wenn du ein Zeitalter siehst, dessen Himmel196rostig wie Kupfer ist, weil weder Tau noch Regen fällt, so kommt dies daher, weil es in diesem Zeitalter keine Flüsterbeter gibt. [Welches Mittel gibt es dagegen?

Man wende sich an einen, der Flüsterbeten versteht, denn es heißt :197es spreche für ihn sein Freund198. So hat der Zungenfertige keinen Vorteil.] Welchen Nutzen hat der, der [Flüster]beten kann und es unterläßt?

Welches Mittel gibt es, wenn das Flüstergebet nicht erhört wird? Man wende sich an den Frommen des Zeitalters, und dieser verharre im Gebete, denn es heißt: er gebietet ihm dringend, und unter »dringend« ist nur das Gebet zu verstehen, wie es heißt: du aber, bete nicht für dieses Volk, noch laß flehentliche Bitte für sie laut werden, noch dringe in mich. Wenn aber das Flüstergebet Erfolg hatte und er damit groß tut, so bringt er Zorn über die Welt, denn es heißt :199er bringt Zorn wegen des Stolzes.

Raba sagte: Wenn zwei Schriftgelehrte in einer Stadt wohnen und nicht verträglich sind mit einander in der Halakha, so reizen sie den Zorn und rufen ihn hervor, denn es heißt: er bringt Zorn wegen des Stolzes.

Reš Laqiš sagte: Es heißt: die Schlange beißt ohne Geflüster, auch der Zungenfertige hat keinen Vorteil. Dereinst werden sich alle Tiere bei der Schlange versammeln und zu ihr sprechen: Der Löwe packt zu und frißt, der Wolf zerfleischt und frißt, welchen Nutzen aber hast du!? Darauf wird diese erwidern: Auch der Zungenfertige200hat keinen Vorteil.

R. Ami sagte: Das Gebet des Menschen wird nur dann erhört, wenn er das Herz in die Hände201nimmt, denn es heißt:202 wir wollen das Herz mit den Händen aufheben.

[Dem ist ja aber nicht so,] Šemuél ließ ja den Dolmetsch vortreten und trug vor :203Sie beschwatzten ihn mit ihrem Munde und logen ihm mit ihrer Zunge; aber ihr Sinn war ihm gegenüber nicht fest und sie waren in seinem Bunde nicht treu; und dennoch: 204er aber ist barmherzig, vergibt die Schuld &c.

Das ist kein Widerspruch; das eine gilt von einem Einzelnen und das andere von einer Gemeinde.

R. Ami sagte [ferner]: Der Regen fällt nur wegen der Leute der Treue nieder, denn es heißt :205Treue sproßt aus der Erde hervor, und Gerechtigkeit schaut vom Himmel herab.

Ferner sagte R. Ami: Komm und sieh, wie bedeutend die Männer der Treue sind, wie dies vom Ereignis mit dem Wiesel und der Grube206zu ersehen ist. Wenn es nun dem so ergeht, der auf Wiesel und Grube vertraut, um wieviel mehr dem, der auf den Heiligen, gepriesen sei er, vertraut !

R. Joḥanan sagte: Wer sich hienieden gerecht macht, dem wird man bei Gericht droben gerecht sein, denn es heißt: Treue sproßt aus der Erde hervor, und Gerechtigkeit schaut vom Himmel herab. R. Ḥija b. Abin sagte im Namen R. Honas: Hieraus:207und nach der Ehrfurcht dein Grimm. Reš Laqiš sagte: Hieraus :208du stoßest auf den, der sich freute, Gerechtigkeit zu üben; auf deinen Wegen gedenken sie deiner; fürwahr du zürntest und wir müssen es büßen, zu unserem ewigen Heile. R. Jehošua͑ b.Levi sagte: Wer sich der Züchtigungen freut, die über ihn kommen, bringt Heil über die Welt, denn von diesen heißt es: zu unserem ewigen Heile.

Reš Laqiš sagte: Es heißt: er wird den Himmel verschließen wenn der Himmel sich verschließt, daß kein Tau und kein Regen fällt, gleicht er einem Weibe, das Geburtswehen hat und nicht gebiert. Das ist es, was Reš Laqiš im Namen Bar Qapparas gesagt hat: Vom Regen heißt es verschließen und vom Weibe heißt es verschließen. Vom Weibe heißt es

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verschließen, denn es heißt:209denn der Herr hatte jeglichen Mutterschoß verschlossen, und vom Regen heißt es verschließen, denn es heißt: er wird den Himmel verschließen. Vom Weibe heißt es zeugen und vom Regen heißt es zeugen. Vom Weibe heißt es zeugen, denn es heißt :210sie ward schwanger und zeugte einen Sohn, und vom Regen heißt es zeugen, denn es heißt:211daß sie gezeugt und Sprossen hervorgebracht hat. Vom Weibe heißt es gedenken und vom Regen heißt es gedenken. Vom Weibe heißt es gedenken, denn es heißt :212und der Herr gedachte der Sara, und vom Regen heißt es gedenken, denn es heißt :213du hast der Erde gedacht und hast sie getränkt, hast sie gar reich gemacht mit einem Gottesbach voll Wasser.

Was heißt: mit einem Gottesbach voll Wasser?

Es wird gelehrt: Im Himmel befindet sich eine Art Rammer, aus der der Regen ausgeht.

R. Šemuél b. Naḥmani sagte: Es heißt :214bald als Geißel, wenn es seiner Erde dient, bald zum Segen läßt er ihn treffen: wenn als Geißel215, so läßt er ihn auf Berge und Hügel fallen; wenn zum Segen, so läßt er ihn seine Erde treffen, auf Gefilde und Weinberge; wenn als Geißel, auf Bäume; für seine Erde, auf Saaten; wenn zum Segen, in Brunnen, Gruben und Höhlen.

In den Tagen des R. Šemuél b.Naḥmani war Hunger und Pest eingetreten. Da sprachen sie: Was machen wir nun: wegen beider um Erbarmen zu flehen, geht nicht an, wir wollen lieber wegen der Pest flehen und den Hunger ertragen. Da sprach R. Šemuél b.Naḥmani zu ihnen: Wir wollen lieber wegen des Hungers um Erbarmen flehen, denn wenn der Allharmherzige Sattheit gibt, so gibt er sie für Lebende, denn es heißt :216du öffnest deine Hand und sättigst alles Lebende mit Wohlgefallen.

Woher, daß man nicht wegen zweier Dinge zugleich flehe?

Es heißt :217und so fasteten wir und baten unseren Gott dieserhalb, demnach gab es noch etwas anderes. Im Westen entnehmen sie dies im Namen R. Haggajs hieraus:218bei dem Gotte des Himmels in betreff dieses um Erbarmen zu flehen, demnach gab es noch etwas anderes.

In den Tagen R. Zeras wurde Religionsverfolgung verhängt, und auch das Fasten wurde verboten. Da sprach R. Zera zu ihnen: Wir wollen uns ein Fasten auf erlegen, und sobald die Religionsverfolgung vorüber sein wird, es abhalten. Da fragten sie ihn: Woher entnimmst du dies?219 Dieser erwiderte: Es heißt :220sodannsprach er zu mir: Sei getrost, Daniél, denn gleich am ersten Tage, da du dir vorgenommen hast, Erkenntnis zu gewinnen und dich vor deinem Gotte zu kasteien, sind deine Worte erhört worden.

R. Jiçḥaq sagte: Regen am Vorabend des Šabbaths, selbst in Jahren gleich den Jahren221zur Zeit Elijahus, ist nur ein Zeichen des Fluches. Das ist es, was Rabba b.Šila gesagt hat: Ein Regentag ist so unangenehm wie ein Gerichtstag. Amemar sagte: Wäre er nicht für die Welt nötig, so sollte man um Erbarmen flehen, daß er abgeschafft werde.

Ferner sagte R. Jiçḥaq: Die Sonne ist am Šabbath eine Wohltat für die Armen, denn es heißt:222euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit und der Genesung scheinen.

Ferner sagte R. Jiçḥaq: Bedeutend ist der Regentag, daß an einem solchen sogar die Peruṭa im Beutel gesegnet wird, denn es heißt:223um deinem Lande den Regen zur geeigneten Zeit zu geben, und alles Tun deiner Hand zu segnen.

Ferner sagte R. Jiçḥaq: Der Segen ist nur in einer Sache zu treffen, die dem Auge unsichtbar ist, denn es heißt :224der Herr wird dir seinen Segen in deine Speicher225entbieten. In der Schule R. Jišma͑éls wurde gelehrt: Der Segen ist nur in einer Sache zu treffen, über die das Auge keine Gewalt hat, denn es heißt: der Herr wird dir seinen Segen in deine Speicher entbieten.

Die Rabbanan lehrten: Wer seine Tenne messen geht, spreche: »Möge es dein Wille sein, o Herr, unser Gott, daß du Segen in das Werk unserer Hände sendest«. Hat er zu messen begonnen, so spreche er: »Gepriesen sei, der Segen in diesen Haufen sendet«. Wenn er bereits gemessen hat, und nachher den Segen spricht, so ist dies ein unnützes Gebet, denn der Segen ist weder in einer gewogenen, noch in einer gemessenen, noch in einer gezählten Sache zu treffen, sondern nur in dem, was dem Auge unsichtbar ist.

R. Joḥanan sagte: Ein Regentag ist so bedeutend, wie der Tag der Befreiung aus der Gefangenschaft, denn es heißt:226führe heim, o Herr, unsere Gefangenschaft, gleich Rinnsalen im Trocknen, und Rinnsal wird beim Regen gebraucht, denn es heißt:227und die Rinnsale des Meeres kamen zum Vorschein.

Ferner sagte R. Joḥanan: Ein Regentag ist so bedeutend, daß an einem solchen sogar die Kriegstruppen auf hören, denn es heißt:228du tränkst ihre Furchen, läßt ihre Heere229ruhen.

Ferner sagte R. Joḥanan: Der Regen wird nur wegen derjenigen zurückgehalten, die öffentlich Almosen zusagen und nicht geben, denn es heißt:230Gewölk und Wind und doch kein Regen, so ein Mann, der mit Geschenken prahlt. Ferner sagte R. Joḥanan: Es heißt :231du sollst verzehnten; verzehnte, damit du reich232 wirst.

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Einst traf R. Joḥanan ein Kind des Reš Laqiš und sprach zu ihm : Sage mir deinen Schriftvers233. Dieses erwiderte: Du sollst verzehnten. Jener fragte: Was bedeutet dies? Dieses erwiderte: Verzehnte, damit du reich wirst. Jener fragte: Woher weißt du dies? Darauf erwiderte es: Geh und mache einen Versuch. Jener fragte: Darf man denn den Heiligen, gepriesen sei er, versuchen, es heißt ja:234ihr sollt den Herrn nicht versuchen!? Darauf erwiderte dieses: Folgendes sagte R. Hosa͑ja: ausgenommen dies, denn es heißt :235bringt den Zehnten ganz in das Schatzhaus, daß sich Zehrung in meinem Hause befinde, und versucht es einmal auf diese Weise mit mir, spricht der Herr der Heerscharen, ob ich euch dann nicht die Schleusen des Himmels öffne und euch bis zum Übermaße mit Segen überschütte.

Was heißt: bis zum Übermaße?236Rami b. Ḥama erwiderte im Namen Rabhs: Bis eure Lippen müde237werden, »genügt« zu sagen. Alsdann sprach jener: Würde ich zu diesem Verse gelangt sein, so brauchte ich weder dich noch deinen Lehrer Hosa͑ja.

Abermals traf R. Joḥanan das Kind des Reš Laqiš sitzen und folgenden Schriftvers vortragen:238Des Menschen Narrheit zerstört seinen Weg, aber wider den Herrn tobt sein Herz. Da staunte R. Joḥanan, indem er sprach: Gibt es denn etwas, das in den [hagiographischen] Schriften geschrieben steht, und nicht in der Tora angedeutet ist!? Da erwiderte dieses: Ist dies etwa nicht angedeutet, es heißt ja :239da entsank ihnen der Mut, und bebend sahen sie einander an und riefen: Was hat Gott uns da angetan!? Als hierauf R. Joḥanan seine Augen erhob und [das Kind bewundernd] ansah, kam seine Mutter heran und zog es fort, indem sie ihm zurief : Geh weg von ihm, damit er es mit dir nicht so mache, wie er es mit deinem Vater gemacht hat240.

R. Joḥanan sagte [ferner]: Regen [kommt auch] wegen eines Einzelnen, Lebensunterhalt nur wegen einer Gemeinschaft. Regen wegen eines Einzelnen, denn es heißt :241der Herr wird seine reiche Schatzkammer, den Himmel, für dich öffnen, um deinem Lande Regen zu geben; Lebensunterhalt nur wegen einer Gemeinschaft, denn es heißt:242ich will euch Brot fallen lassen. Man wandte ein: R. Jose b.Jehuda sagte: Drei gute Verwalter hatte Jisraél und zwar: Moše, Ahron und Mirjam, derentwegen ihnen drei wertvolle Gaben geschenkt wurden, und zwar: der Brunnen, die Wolkensäule und das Manna. Der Brunnen243wegen des Verdienstes Mirjams, die Wolkensäule wegen des Verdienstes Ahrons, und das Manna wegen des Verdienstes Mošes. Als Mirjam starb, verschwand der Brunnen, denn es heißt:244dort starb Mirjam, darauf folgt :245und die Gemeinde hatte kein Wasser. Durch das Verdienst beider aber kam er wieder. Als Ahron starb, verschwanden die Wolken der Herrlichkeit, denn es heißt :246und der Kenaa͑nite, der König von A͑rad vernahm. Er vernahm nämlich, daß Ahron gestorben sei und die Wolken der Herrlichkeit verschwunden seien; da glaubte er, es sei ihm nun die Freiheit gegeben, Jisraél zu bekriegen. Hierauf deutet der Schriftvers hin :247und die ganze Gemeinde sah, daß Ahron verschieden war, worüber R. Abahu sagte, man lese nicht sah, sondern wurde248gesehen. Dies nach Reš Laqiš, denn Reš Laqiš sagte, [das Wort] «ki»249habe vier Bedeutungen: wenn, vielleicht, sondern, denn. Durch das Verdienst Mošes aber kamen beide wieder. Als aber Moše starb, verschwanden sie alle. Es heißt nämlich :250ich schaffte die drei Hirten in einem Monate weg; starben sie denn in einem Monate, Mirjam starb ja im Nisan, Ahron im Ab und Moše im Adar!? Vielmehr lehrt dies, daß die drei wertvollen Gaben, die ihnen ihretwegen geschenkt worden waren, in einem Monate verschwunden seien. Wir finden also, daß Lebensunterhalt wegen eines Einzelnen gewährt wurde!?

Anders war es bei Moše; da es für die Gemeinschaft erfolgte, glich er der Gemeinschaft.

R. Hona b. Manoah, R. Šemuél b. Idi und R. Ḥija aus Vastanja251pflegten [die Vorträge des] Raba zu besuchen. Nachdem die Seele Rabas zur Ruhe eingekehrt war, besuchten sie [die Vorträge des] R. Papa. Einst trug er eine Lehre vor, die ihnen nicht einleuchtete, und sie winkten einander zu; da wurde er bestürzt. Hierauf las man ihm im Traume

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vor: Ich schaffte die drei Hirten weg. Als sie sich am folgenden Tage von ihm verabschiedeten, sprach er zu ihnen: Mögen die Rabbanan in Frieden gehen!

R. Šimi b. Aši pflegte [die Vorträge des] R. Papa zu besuchen und ihn sehr mit Einwendungen zu bestürmen. Eines Tages bemerkte er, wie dieser auf sein Gesicht niederfiel und ausrief: Möge mich der Allbarmherzige vor den Beschämungen Šimis schützen! Da nahm er sich zu schweigen vor, und von nun richtete er gegen ihn keine Einwendungen mehr.

Und auch Reš Laqiš ist der Ansicht, der Regen [komme] auch wegen eines einzelnen, denn Reš Laqiš sagte: Woher, daß Regen wegen eines einzelnen [kommt]? Es heißt:252bittet den Herrn um Regen, Spätregen zur Zeit, der Herr spendet Wetterstrahlen und, einem jeden Kraut auf dem Felde. Man könnte glauben, nur wenn alle ihn brauchen, so heißt es: einem jeden. Man könnte glauben, nur wenn man ihn für all seine Felder braucht, so heißt es: dem Felde. Aus [dem Worte] Felde konnte man entnehmen, nur wenn er für das ganze Feld nötig ist, so heißt es Kraut. So hatte R. Daniél b.Qaṭṭina einen Garten, den er täglich besichtigte und sprach: Dieses Beet braucht Wasser, jenes Beet braucht kein Wasser. Sodann kam Regen und tränkte diejenigen, die Wasser brauchten.

Was heißt: der Herr spendet Wetterstrahlen? R. Jose b. Ḥanina erwiderte: Dies lehrt, daß der Heilige, gepriesen sei er, für jeden Frommen besonders253einen Wetterstrahl macht.

Was sind Wetterstrahlen? R. Jehuda erwiderte: Schimmernde254[Wolken]. R. Joḥanan sagte: Die schimmernden Wolken sind Anzeichen des Regens.

Was sind schimmernde Wolken? R. Papa erwiderte: Leichte Wolken unter schweren Wolken. R. Jehuda sagte: Geht ein feiner Regen dem Gußregen voran, so hält der Regen an; folgt er dem Gußregen, so hört der Regen bald auf. Wenn er dem Gußregen vorangeht, hält der Regen an, wofür dir ein Sieb als Merkzeichen255diene : wenn er dem Gußregen folgt, so hört der Regen bald auf, wofür dir der Auswurf der Ziegen als Merkzeichen diene.

U͑la kam einst nach Babylonien, und als er schimmernde Wolken bemerkte, sprach er: Schafft die Geräte fort, Regen kommt. Als aber schließlich kein Regen kam, rief er: Wie die Babylonier lügen, so lügt sie auch der Regen an256.

U͑la kam einst nach Babylonien, und als er einen vollen Korb Datteln um einen Zuz verkaufen sah, sprach er: Einen Korb voll Honig um einen Zuz, und die Babylonier befassen sich nicht mit der Tora! Als er aber nachts [durch deren Genuß] Leibschmerzen bekam, sprach er: Einen Korb voll Messer um einen Zuz, und dennoch befassen sich die Babylonier mit der Tora!

Es wird gelehrt: R. Elie͑zer sagte, die ganze Welt trinke vom Wasser des Ozeans, denn es heißt:257ein Dunst stieg von der Erde auf und tränkte die Oberfläche des ganzen Erdbodens. R. Jehošua͑ sprach zu ihm: Das Wasser des Ozeans ist ja salzig!? Dieser erwiderte: Es wird durch die Wolken gesüßt. R. Jehošua͑ sagte, die ganze Welt trinke vom oberen Gewässer, denn es heißt :258vom Regen des Himmels trinkt es Wasser. Wieso aber halte ich aufrecht [den Schriftvers] : ein Dunst stieg von der Erde auf? Dies lehrt, daß die Wolken Kraft anwenden und nach dem Himmel steigen, ihren Mund wie einen Schlauch öffnen und Regenwasser aufnehmen, wie es heißt:259daß sie Regen sickern in die Dunstwolken. Diese Wolken sind wie ein Sieb durchlöchert und sprengen das Wasser auf die Erde, wie es heißt :260die dichten Wolken sprengen Wasser. Ein Regentropfen ist vom anderen nur eine Haarbreite entfernt. Dies lehrt dich, daß der Regentag so bedeutend ist wie der Tag, an dem Himmel und Erde erschaffen worden sind, denn hier heißt es: 261der große Dinge tut, die unerforschlich sind, ferner heißt es:262der der Erde Regen spendet, und dort heißt es:263weißt du denn nicht, hast du denn nicht gehört: ein ewiger Gott ist der Herr, seine Einsicht ist unerforschlich, und ferner heißt es:264der durch seine Kraft die Berge feststellt &c.

Mit wem stimmt folgender Schriftvers überein: 265 der von seinen Söllern her die Berge tränkt, und R. Joḥanan erklärte, von den Söllern des Heiligen, gepriesen sei er? Wohl mit R. Jehošua͑.

Und R. Elie͑zer!?

Da [das Wasser] vorher nach oben steigt, so heißt es: er tränkt von seinen Söllern her. Wieso heißt es, wolltest du nicht so erklären:266Staub und Sand vom Himmel!? Es heißt also vom Himmel, weil sie vorher nach oben steigen, ebenso heißt es: von seinen Söllern, weil es vorher nach oben steigt.

Wessen Ansicht vertritt das, was R. Ḥanina gesagt hat :267Er sammelt zu Haufen die Gewässer des Meeres, legt die Meeresfluten in Vorratskammern; die Meeresfluten sind es, die es verursachten, daß die Vorratskammern sich mit Getreide füllen? Wohl die des R. Elie͑zer.

Und R. Jehošua͑!?

[Dies geschah] bei der Weltschöpfung.

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Die Rabbanan lehrten: Das Jisraélland wurde zu allererst erschaffen und nachher erst die ganze Welt, denn es heißt:268bevor er Erde und Fluren269erschaffen hat. Das Jisraélland wird vom Heiligen, gepriesen sei er, selbst bewässert, die ganze Welt aber durch einen Vertreter, denn es heißt :270der der Erde Regen spendet und Wasser auf die Fluren sendet. Das Jisraélland wird mit Regenwasser bewässert, die ganze Welt aber mit der Neige, denn es heißt: der der Erde271Regen spendet &c. Das Jisraélland wird zuerst bewässert und nachher die ganze Welt, denn es heißt: der der Erde272Regen spendet &c. Ein Gleichnis. Wie wenn jemand Käse knetet, er nimmt das Eßbare heraus und läßt den Abfall zurück.

Der Meister sagte: Sie werden durch die Wolken gesüßt. Woher dies?

R. Jiçḥaq b. Joseph sagte im Namen R. Joḥanans: Es heißt :273finsteres [ḥeškath] Gewässer, dichte Wolken, dagegen heißt es:274gedrängtes [ḥešrath] Gewässer, dichte Wolken? Nimm des Kaph [in ḥeškath] und setze es zu Reš [in ḥešrath] und lies hakhšarath275.

Wofür verwendet R. Jehošua͑ diese Verse?

Er verwendet sie für das folgende. Als nämlich R. Dimi kam, sagte er: Sind die Wolken hell, so haben sie wenig Wasser, sind die Wolken dunkel, so haben sie viel Wasser.

Wessen Ansicht vertritt folgende Lehre: Das obere Gewässer schwebt durch [göttlichen] Ausspruch, dessen Frucht das Regenwasser ist, denn es heißt:276von der Frucht deiner Werke sättigt sich die Erde? Wohl die R. Jehošua͑s.

Und R. Eliêzer!?

Dieser [Vers] spricht von den [übrigen] Werken des Heiligen, gepriesen sei er.

R. Jehošua͑ b. Levi sagte: Die ganze Welt wird mit der Neige des E͑dengartens getränkt, denn es heißt :277und ein Strom geht von E͑den aus &c. Es wird gelehrt: Mit der Neige [des Wassers] für eine Korfläche ist eine Trikabfläche zu bewässern278.

Die Rabbanan lehrten: Das Land Miçrajim hat vierhundert zu vierhundert Parasangen, das ist nämlich ein Sechzigstel von Kuš; Kuš hat ein Sechzigstel der ganzen Welt, die ganze Welt hat ein Sechzigstel des Gartens, der Garten hat ein Sechzigstel des E͑dens und der E͑den hat ein Sechzigstel der Hölle; das Verhältnis der ganzen Welt zur Hölle gleicht somit dem des Deckels zum Topfe. [Die Größe] der Hölle ist ohne Maß; manche sagen, die des E͑dens sei ohne Maß. R. Ošaja͑ sagte: Es heißt: 279o, die du am großen Wasser wohnest, reich an Schätzen; was verursachte, daß Babylonien reich an Schätzen280ist? Sage: weil es an vielen Wassern wohnt. Rabh sagte: Babylonien ist reich, denn es erntet ohne Regen. Abajje sagte: Uns ist es überliefert: lieber ein sumpfiger Boden als ein dürrer Boden.

iiiAM DRITTEN MARḤEŠVAN [BEGINNT MAN], UM REGEN ZU BITTEN; R. GAMLIÉL SAGT, AM SIEBENTEN DESSELBEN, FÜNFZEHN TAGE NACH DEM HÜTTENFESTE, DAMIT DER LETZTE IN JISRAE͑L281DEN EUPHRAT ERREICHEN KÖNNE.

GEMARA. R. Elea͑zar sagte: Die Halakha ist wie R. Gamliél. Es wird gelehrt: Ḥananja sagte, in der Diaspora282erst sechzig Tage in der Jahreszeit283. R. Hona b. Ḥija sagte im Namen Šemuéls: Die Halakha ist wie Ḥananja.

Dem ist ja aber nicht so, man fragte ja Šemuél, wann man »Gib Tau und Regen« zu beten beginne, und er erwiderte:Wenn man bei Tabuth dem Vogelfänger Holz einzubringen284beginnt.

Beide Zeitbestimmungen stimmen überein. Sie fragten: Gehört der sechzigste Tag zu den sechzig Tagen vorher oder zu den folgenden?

Komm und höre: Rabh sagte, der sechzigste Tag gehöre zu den folgenden, und Šemuél sagte, der sechzigste Tag gehöre zu den vorangehenden. R. Naḥman b. Jiçḥaq sagte: Als Merkmal diene dir: die höheren [Orte] brauchen Wasser, die tieferen brauchen kein285Wasser. R. Papa sagte: Die Halakha ist, der sechzigste Tag gehöre zu den Tagen nachher.

ivIST DER SIEBZEHNTE MARḤEŠVAN HERANGEREICHT, OHNE DASS REGEN GEFALLEN IST, SO BEGINNEN VEREINZELTE DREI FASTTAGE ABZUHALTEN. MAN DARF ESSEN UND TRINKEN, NACHDEM ES DUNKEL GEWORDEN286IST, AUCH IST DIE ARBEIT, DAS BADEN, DAS SALBEN, DAS ANZIEHEN DER SANDALEN UND DER BEISCHLAF ERLAUBT. vIST DER ERSTE KISLEV HERANGEREICHT, OHNE DASS REGEN GEFALLEN IST, SO VERFÜGT DAS GERICHT DREI GEMEINDEFASTTAGE. MAN DARF ESSEN UND TRINKEN, NACHDEM ES DUNKEL GEWORDEN IST, AUCH IST DIE ARBEIT, DAS BADEN, DAS SALBEN, DAS ANZIEHEN DER SANDALEN UND DER BEISCHLAF ERLAUBT.

GEMARA. Wer sind die Vereinzelten? R. Hona erwiderte: Die Gelehrten. Ferner sagte R. Hona: Die drei Fasttage, die die Vereinzelten fasten, sind Montag, Donnerstag und Montag.

Was lehrt er uns damit, es wurde ja bereits gelehrt: Man verfüge die Gemeindefasten nicht mit einem Donnerstag beginnend, um nicht die Marktpreise in die Höhe287zu treiben; die ersten drei Fasttage sind vielmehr Montag, Donnerstag und Montag!?

Man könnte glauben, dies gelte nur von der Gemeinde, nicht aber von Vereinzelten, so lehrt er uns. Ebenso wird gelehrt: Wenn die Vereinzelten zu fasten beginnen, fasten sie Montag, Donnerstag und

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Montag, und unterbrechen an Neumondstagen und an in der Fastenrolle genannten Tagen288.

Die Rabbanan lehrten: Niemand darf sagen: »Ich bin Jünger und nicht würdig zu den Vereinzelten gezählt zu werden«; vielmehr sind alle Schriftgelehrten Vereinzelte. Wer ist Vereinzelter und wer ist Jünger?

Vereinzelter ist er, wenn man ihn zum Gemeindeverwalter einsetzen kann, Jünger ist er, wenn man ihn eine Halakha aus seinem Studium fragt und er zu antworten weiß, selbst aus dem Traktate Kalla289.

Die Rabbanan lehrten: Nicht jedermann, der es will, darf sich als Vereinzelter betrachten, auch nicht als Jünger

so R. Meír; R. Jose sagt, man dürfe es, und er sei deswegen sogar zum Guten gedacht, weil dies keine Großtuerei ist, sondern eine Kasteiung. Ein Anderes lehrt: Nicht jedermann, der es will, darf sich als Vereinzelter betrachten, auch nicht als Jünger

so R. Šoim͑n b.Elea͑zar; R. Šoim͑n b.Gamliél sagt, dies gelte nur von einer ehrenden Handlung, bei einer kasteienden Handlung aber ist es erlaubt, und er sei deswegen sogar zum Guten gedacht, weil dies keine Großtuerei ist, sondern eine Kasteiung.

Die Rabbanan lehrten: Wenn jemand im Fasten weilt wegen eines Unglücksfalles, und dieser vorüber ist, wegen eines Kranken, und er genesen ist, so beende er das Fasten. Wenn jemand aus einer Ortschaft, da nicht gefastet wird, nach einer geht, da gefastet wird, so faste er mit ihnen; wenn aus einer Ortschaft, da gefastet wird, nach einer, da nicht gefastet wird, so beende er das Fasten. Hat jemand vergessentlich gegessen und getrunken, so darf er sich in der Gemeinde nicht zeigen, auch darf er sich dem Behagen nicht hingeben, denn es heißt :290da sprach Ja͑qob zu seinen Söhnen: Warum laßt ihr euch sehen? Ja͑qob sprach nämlich zu seinen Söhnen : Zeigt euch weder den Kindern E͑savs noch den Kindern Jišma͑éls, als wäret ihr satt, damit sie euch nicht beneiden.

291Ereifert euch nicht unterwegs. R. Elea͑zar erklärte: Joseph sprach zu seinen Brüdern: Beschäftigt euch nicht mit einer Halakha, damit ihr euch auf dem Wege nicht verirrt.

Dem ist ja aber nicht so R. Elea͑j b. Berakhja sagte ja, daß, wenn zwei Schriftgelehrte auf dem Wege gehen und sich nicht in der Tora unterhalten, sie verbrannt zu werden verdienen, denn es heißt :292und während sie nun in solcher Unterhaltung gingen, erschien ein feuriger Wagen und feurige Rosse, die beide von einander trennten; nur wegen der Unterhaltung, ohne Unterhaltung aber würden sie verbrannt za werden verdient haben!?

Das ist kein Einwand; dies gilt von der Unterhaltung, jenes vom Nachdenken. In einer Barajtha wurde gelehrt: [Joseph sprach zu seinen Brüdern:] Machet keine großen Schritte und bringet die Sonne293in die Stadt. Machet keine großen Schritte, denn der Meister sagte, ein großer Schritt raube ein Fünfhundertstel vom Augenlichte des Menschen; bringet die Sonne in die Stadt, denn R. Jehuda sagte im Namen Rabhs, stets gehe man bei Sonnenschein294fort und kehre man bei Sonnenschein ein, denn es heißt :295der Morgen leuchtete und die Männer wurden fortgeschickt.

R. Jehuda sagte im Namen R. Ḥijas: Wer sich unterwegs befindet, esse nicht mehr als man in Hunger jahren ißt.

Aus welchem Grunde?

Hier erklärten sie, wegen Leibschmerzen, und im Westen erklärten sie, damit die Wegzehrung [ausreiche].

Welchen Unterschied gibt es zwischen ihnen?

Einen Unterschied gibt es zwischen ihnen, wenn

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man sich auf einem Schiffe befindet; oder auch wenn man von Herberge zu Herberge296reist. R. Papa aß [s]ein Brot von Parasange zu Parasange. Er ist also der Ansicht, wegen Leibschmerzen297.

R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Wer in einem Hungerjahre [freiwillig] hungert, wird keines unnatürlichen Todes sterben, denn es heißt: 298bei Hungersnot erlöst er dich vom Tode; es sollte ja »von Hungersnot« heißen!? Vielmehr meint er es wie folgt: als Belohnung dafür, daß er in Hungerjahren hungert, wird er vor einem unnatürlichen Tode verschont.

Reš Laqiš sagte: Es ist verboten, in Hunger jahren den Beischlaf auszuüben, denn es heißt:299Joseph wurden zwei Söhne geboren, bevor das Hungerjahr anbrach. Es wird gelehrt: Kinderlose dürfen in Hungerjahren den Beischlaf ausüben.

Die Rabbanan lehrten: Wenn Jisraél sich in Schmerz befindet und einer sich absondert, so kommen die zwei den Menschen begleitenden Dienstengel, legen die Hände auf sein Haupt und sprechen: Möge dieser da, der sich von der Gemeinde abgesondert hat, den Trost der Gemeinde nicht sehen. Ein Anderes lehrt: Wenn die Gemeinde sich in Schmerz befindet, so darf man nicht sagen: Ich will nach Hause gehen, essen und trinken, und Friede über dich, meine Seele. Wer dies tut, über den spricht die Schrift :300da gab es Lust und Freude, Rindertöten und schlachten, Fleischessen und Weintrink; Essen und Trinken, denn morgen sterben wir. Was aber folgt darauf :301Und der Herr der Heerscharen hat sich in meinen Ohren vernehmen lassen: Wahrlich, diese Missetat soll euch nicht vergeben werden, bis ihr sterbet. Dies gilt jedoch nur von den Mittelmäßigen, von den Frevlern aber heißt es:302kommt herbei, wir wollen Wein holen und laßt uns Rauschtrank zechen; und wie heute so auch der morgende Tag. Was aber folgt darauf :303der Gerechte kommt um, ohne daß es jemand zu Herzen nähme. Vielmehr muß der Mensch sich am Schmerze der Gemeinde beteiligen, denn so finden wir es auch bei unserem Meister Moše, daß er sich am Schmerze der Gemeinde beteiligte. Es heißt nämlich :304als jedoch die Arme Mošes ermüdeten, nahmen sie einen Stein und legten ihm den unter; da setzte er sich darauf; hatte denn Moše kein einziges Polster oder Kissen, um sich darauf zu setzen!? Vielmehr sagte Moše wie folgt: Jisraél befindet sich in der Not, auch ich will mit ihnen in der Not sein. Wer sich am Schmerze der Gemeinde beteiligt, dem ist es beschieden, den Trost der Gemeinde zu schauen. Vielleicht sagt jemand: wer kann gegen mich zeugen? Die Steine seines Hauses und die Balken seines Hauses zeugen gegen den Menschen, wie es heißt :305denn der Stein wird aus der Wand herausschreien, und die Sparren aus dem Holzgerüste werden es zurufen. In der Schule R. Šilas sagten sie: Die zwei den Menschen begleitenden Dienstengel zeugen gegen ihn, wie es heißt:306denn seine Engel entbietet er gegen dich. R. Ḥidqa sagte: Die Seele des Menschen zeugt gegen ihn, denn es heißt:307wahre die Pforten deines Mundes vor der, die in308deinem Busen liegt. Manche sagen: Die Glieder des Menschen zeugen gegen ihn, denn es heißt:309ihr seid meine Zeugen, Spruch des Herrn.

310Ein Gott der Treue und ohne Unrecht. Ein Gott der Treue: wie die Frevler auch wegen des geringsten Vergehens in der zukünftigen Welt bestraft werden, ebenso werden die Frommen auch wegen des geringsten Vergehens auf dieser Welt bestraft. Und ohne Unrecht: wie man die Frommen auch wegen des geringsten Verdienstes in der zukünftigen Welt belohnt, ebenso belohnt man die Frevler auch wegen des geringsten Verdienstes auf dieser Welt.311Gerecht und redlich ist er. Sie sagten: Beim Hinscheiden des Menschen ins Jenseits werden ihm all seine Taten aufgezählt, indem man zu ihm spricht: Dies und das hast du an jener Stelle und an jenem Tage getan. Er antwortet: Ja. Sodann heißt man ihn unterzeichnen, und er unterzeichnet, denn es heißt:312durch die Hand eines jeden läßt er unterzeichnen. Und nicht nur dies, sondern er muß auch das Urteil anerkennen und sprechen: Ihr habt über mich ein richtiges Urteil gefällt. Damit in Erfüllung gehe was gesagt wurde:313damit du Recht behaltest in deinem Spruche.

Šemuél sagte: Wer im Fasten verweilt, heißt ein Sünder. Er ist also der Ansicht des Autors der folgenden Lehre. R. Elea͑zar ha Qappar Berabbi sagte: Es heißt :314er schaffe ihm Sühne dafür, daß er sich an der Seele vergangen hat; an welcher Seele hat er sich denn vergangen? Weil er sich dem Weingenusse entzogen hat. Nun ist [ein Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere zu folgern: wenn dieser, der sich nur die Entziehung des Weines auferlegt hat, Sünder heißt, um wieviel mehr derjenige, der sich die Entziehung jeglichen Genusses auf erlegt. R. Elea͑zar sagt, er heiße ein Heiliger, denn es heißt :315er soll als Heiliger gelten, er lasse sein Haupthaar frei wachsen. [Nun ist ein Schluß vom Leichteren auf das Schwerere zu folgern:] wenn dieser, der sich nur die Entziehung des einen Genusses auferlegt hat, Heiliger heißt, um wieviel mehr derjenige, der sich die Entziehung jeglichen Genusses auferlegt.

Und Šemuél, er wird ja Heiliger genannt!?

Dies gilt nur von seinem Haare316.

Und R. Elea͑zar, er wird ja Sünder genannt!?

Dies, weil er sich an einer Leiche verunreinigt317hat.

Kann R. Elea͑zar dies denn gesagt haben, er sagte ja, der Mensch betrachte sich stets so, als befinde sich Heiliges318in seinem Innern, denn es heißt :319der Heilige

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wohnt in deiner Mitte; ich komme in die Stadt nicht.

Das ist kein Widerspruch; das eine gilt von dem, der die Kasteiung ertragen kann, und das eine gilt von dem, der die Kasteiung nicht ertragen kann. Reš Laqiš sagte, er heiße Frommer, denn es heißt:320wer sich entwöhnt321, der ist ein Frommer.

R. Šešeth sagte: Wenn ein Jünger im Fasten verweilt, so mag ein Hund seine Mahlzeit fressen.

R. Jirmeja b.Abba sagte: In Babylonien gibt es mit Ausnahme des Neunten Ab kein Gemeindefasten. R. Jirmeja b.Abba sagte im Namen des Reš Laqiš: Ein Schriftgelehrter darf nicht im Fasten verweilen, weil er dadurch die göttliche Beschäftigung einschränkt322.

MAN DARF ESSEN UND TRINKEN, NACHDEM ES DUNKEL GEWORDEN IST &C. R. Zee͑ra sagte im Namen R. Honas: Wenn ein Einzelner sich ein Fasten auferlegt hat, so spreche er, selbst wenn er die ganze Nacht gegessen und getrunken hat, am folgenden Tage das Fastengebet; hat er [auch die folgende] Nacht im Fasten verweilt, so spreche er [am folgenden Tage]323das Fastengehet nicht. R. Joseph sprach: Welcher Ansicht ist R. Hona: ist er der Ansicht, es gebe kein Fasten für Stunden, oder ist er der Ansicht, es gehe ein Fasten auch für Stunden, nur spreche, wer Stunden fastet, nicht das Fastengebet? Abajje erwiderte: Tatsächlich ist R. Hona der Ansicht, wer Stunden fastet, spreche das Fastengebet, nur ist es hierbei anders, da er sich das Fasten in den Nachtstunden nicht vorher auferlegt hat.

Einst kam Mar U͑qaba nach Ginzaq, und man fragte ihn da, ob es ein Fasten für Stunden gebe oder nicht, und er wußte es nicht. Ob Weinkrüge von Nichtjuden verboten oder erlaubt sind, und er wußte es nicht. In welchen [Gewändern]324Moše während der sieben Einweihungstage den Tempeldienst verrichtet hat, und er wußte es nicht. Als er hierauf ins Lehrhaus kam und es fragte, erwiderte man ihm; Die Halakha ist, es gebe ein Fasten für Stunden, und man spreche dann das Fastengebet. Die Halakha ist, Weinkrüge von Nichtjuden seien nach zwölf Monaten325erlaubt. Und Moše verrichtete während der sieben Einweihungstage den Tempeldienst in einem weißen Gewände. R. Kahana lehrte: In einem weißen Gewände ohne Saum326.

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R. Ḥisda sagte: Das, was du sagst, es gebe ein Fasten für Stunden, gilt nur in dem Falle, wenn man bis zum Abend nichts kostet. Abajje sprach zu ihm: Dann ist es ja ein richtiger Fasttag!?

In dem Falle, wenn man es sich erst später überlegt327hat.

Ferner sagte R. Ḥisda: Ein Fasten, über das die Sonne nicht untergegangen328ist, ist kein Fasten. Man wandte ein: Die Männer der Priesterwache329fasten, beenden aber [das Fasten]330nicht!?

Da erfolgt es nur als Kasteiung.

Komm und höre : R. Elea͑zar b. Çadoq sagte : Ich gehöre zur Familie Senaá331vom Stamme Benjamin; einst fiel der Neunte Ab auf einen Šabbath und wir verlegten [das Fasten] auf den Sonntag, beendeten es332aber nicht, weil wir an diesem unseren Festtag hatten.

Da erfolgte es ebenfalls nur als Kasteiung.

Komm und höre: R. Joḥanan sprach: Ich will im Fasten333verweilen, bis ich nach Hause komme.

Er tat dies nur, um sich [der Einladung] des Fürsten zu entziehen.

Šemuél sagte: Das Fasten, das man sich nicht [am Tage vorher] auferlegt hat, heißt nicht Fasten.

Wie ist es, wenn man [in solchem334Fasten] verweilt? Rabba b.Šila erwiderte: Es gleicht einem Blasebalg voll Wind335.

Wann muß man es sich auferlegen?

Rabh sagt, zur Vesperzeit, und Šemuél sagt, beim Vespergebete. R. Joseph sprach: Die Ansicht Šemuéls ist einleuchtend, denn in der Fastenrolle heißt es: Jedoch336kann jeder, wenn es [bereits vorher] bestimmt war, es sich auferlegen. Doch wohl beim Gebete auferlegen.

Nein, dann ist [das Essen] verboten. Hierüber streiten R. Ḥija und R. Šimo͑n b.Rabbi; einer liest: jesar [auferlegen], und einer liest jeaser [verboten]337.

Allerdings stimmt die Lesart jesar mit unserer Erklärung überein, wie ist aber die Lesart jeaser zu erklären?

In der Fastenrolle wird gelehrt: Jedoch ist es jedem, wenn es [bereits vorher] bestimmt war, verboten. Zum Beispiel: wenn ein Einzelner sich auferlegt hat, am Montag und am Donnerstag und am Montag des ganzen Jahres [zu fasten], und in der Fastenrolle genannte Feiertage auf diese fallen, so hebt sein Gelübde, wenn es früher erfolgt ist als unsere Anordnung338, unsere Anordnung auf, und wenn unsere Anordnung früher erfolgt ist als sein Gelübde, so hebt unsere Anordnung sein Gelübde auf.

Die Rabbanan lehrten: Bis wann darf man339essen und trinken? Bis die Morgenröte aufsteigt

so Rabbi; R. Elea͑zar b.Šimo͑n sagt, bis zum Hahnenruf. Abajje sagte: Dies gilt nur von der Beendigung der Mahlzeit, hat man sie aber beendet, so darf man nicht mehr essen. Raba wandte gegen ihn ein: Wenn man die Mahlzeit beendet hat und auf gestanden ist, so darf man wiederum essen!?

Da handelt es sich um den Fall, wenn man die Tafel noch nicht abgeräumt hat. Manche lesen: Raba sagte: Dies nur, wenn man nicht geschlafen hat, hat man aber geschlafen, so darf man nicht mehr essen. Abajje wandte gegen ihn ein: Wenn man geschlafen hat und aufgestanden ist, so darf man wiederum essen!?

Da handelt es sich um den Fall, wenn man nur eingenickt ist.

Was heißt »eingenickt«? R. Aši erwiderte: Halb schlummernd und halb wachend;

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wenn er beispielsweise, wenn man ihm etwas zuruft, antwortet, ohne jedoch eine überlegte Antwort geben zu können, und wenn man ihn erinnert, er es weiß.

R. Kahana sagte: Ein Einzelner, der sich ein Fasten auferlegt hat, darf keine Sandalen anziehen, weil zu berücksichtigen ist, er könnte sich ein Gemeindefasten auferlegt haben.

Wie mache er es nun? Raba b.R. Šila erwiderte: Er spreche wie folgt: Morgen weile ich vor dir in einem Einzelfasten. Die Jünger sprachen zu R. Šešeth: Wir sehen ja, daß die Jünger die Schuhe anziehen, und zum Fasten kommen!? Da wurde er ärgerlich und sprach zu ihnen: Vielleicht essen sie auch!? Abajje und Raba pflegten in Pantoffeln340zu kommen. Meremar und Mar Zuṭra pflegten den rechten [Schuh] am linken [Fuße] und den linken am rechten zu tragen. Die Jünger der Schule Rabhs trugen sie wie gewöhnlich; sie waren nämlich der Ansicht Šemuéls, welcher sagte, in Babylonien gebe es mit Ausnahme des Neunten Ab kein Gemeindefasten.

R. Jehuda sagte: Rabh sagte, man könne sein Fasten leihen und später bezahlen; als ich dies aber vor Šemuél sagte, sprach er zu mir: Hat man sich damit etwa ein Gelübde auferlegt, daß man es bezahlen muß!? Man hat sich ja nur eine Kasteiung auferlegt; kann man es, so kasteie man sich, kann man es nicht, so kasteie man sich nicht. Manche lesen: R. Jehuda sagte: Rabh sagte, man könne sein Fasten leihen und später bezahlen; als ich dies vor Šemuél sagte, sprach er zu mir: Selbstverständlich, es ist ja nicht mehr als ein Gelübde; kann man etwa nicht ein Gelübde später bezahlen, am folgenden oder an irgend einem anderen Tage!?

Einst traf R. Jehošua͑, Sohn des R. Idi, bei R. Aši ein und nachdem sie für ihn ein dreijähriges Kalb zubereitet hatten, sprachen sie zu ihm: Möge doch der Meister etwas kosten! Dieser erwiderte: Ich verweile im Fasten. Darauf sprachen sie zu ihm: So möge doch der Meister das Fasten leihen und später bezahlen. Hält denn der Meister nichts von dem, was R. Jehuda gesagt hat, man könne sein Fasten leihen und später bezahlen? Er erwiderte: Es ist ein Fasten wegen eines [bösen] Traumes, und Rabba b. Mahsija sagte im Namen des R. Ḥama b. Gorja im Namen Rabhs, das Fasten wirke auf den [bösen] Traum wie Feuer auf Werg. Hierzu sagte R. Ḥisda, nur am selben Tage, und R. Joseph sagte, selbst am Šabbath.

Welches Mittel gibt es dagegen341?

Man faste ob dieses Fastens.

viSIND DIESE [FASTTAGE] VORÜBER, OHNE DASS MAN ERHÖRT WORDEN IST, SO VERFÜGT DAS GERICHT WEITERE DREI GEMEINDEFASTTAGE. MAN DARF ESSEN UND TRINKEN NUR SOLANGE ES NOCH TAG IST, AUCH IST DIE ARBEIT, DAS BADEN, DAS SALBEN, DAS ANZIEHEN DER SANDALEN UND DER BEISCHLAF VERBOTEN, UND MAN SCHLIESSE DIE BADEHÄUSER. SIND AUCH DIESE VORÜBER, OHNE DASS MAN ERHÖRT WORDEN IST, SO VERFÜGT DAS GERIGHT WEITERE SIEBEN GEMEINDEFASTTAGE; ZUSAMMEN ALSO DREIZEHN. DIESE SIND DADURCH STRENGER ALS DIE ERSTEREN, INDEM MAN AN DIESEN LÄRMBLÄST UND DIE KAUFLÄDEN SCHLIESST. AM MONTAG LEHNE MAN BEI DUNKELUNG [DIE LADENTÜREN] EIN WENIG, UND AM DONNERSTAG IST ES GANZ ERLAUBT, WEGEN DER EHRUNG342DES ŠABBATHS. viiSIND AUCH DIESE VORÜBER, OHNE DASS MAN ERHÖRT WORDEN IST, SO SIND KAUF UND VERKAUF, BAUTEN, PFLANZUNGEN, VERLOBUNGEN, HEIRATEN UND GEGENSEITIGE BEGRÜSSUNGEN EINZUSCHRÄNKEN, WIE UNTER MENSCHEN, DIE VON GOTT EINEN VERWEIS ERHALTEN HABEN. UND ABERMALS FASTEN VEREINZELTE, BIS DER NISAN VORÜBER IST. KOMMT REGEN, NACHDEM DER NISAN VORÜBER IST, SO IST DIES EIN ZEICHEN DES FLUCHES, DENN ES HEISST :343ist ja heute Weizenernte &c.

GEMARA. Allerdings sind sie alle Behagen: Baden, Salben, Beischlaf, die Arbeit aber ist ja eine Quälerei!? R. Ḥisda erwiderte im Namen des R. Jirmeja b.Abba: Die Schrift sagt :344veranstaltet ein heiliges beruft eine Versammlung, versammelt die Ältesten; wie am Versammlungsfeste345: wie am Versammlungsfeste die Arbeitsverrichtung verboten ist, ebenso ist am Fasttage die Arbeitsverrichtung verboten.

Demnach sollte doch, wie am Versammlungsfeste dies schon am Abend [vorher] beginnt, auch am Fasttage dies schon am Abend beginnen!? R. Zera erwiderte: Mir wurde dies von R. Jirmeja b.Abba erklärt: die Schrift sagt: versammelt die Ältesten, gleich dem Versammeln der Ältesten: wie die Ältesten sich erst am Tage versammeln, ebenso beginnt das Fasten am Tage.

Vielleicht erst am Mittag!? R. Šiša b. R. Idi erwiderte: Dies ist also eine Stütze für R. Hona, welcher sagt, die Versammlung werde morgens einberufen.

Womit verbringe man [den Tag]? Abajje erwiderte: Vom Morgen bis Mittag prüfe man die städtisehen Angelegenheiten; von dann an lese man ein Viertel des Tages aus der Schrift und den Propheten, sodann flehe man um Erbarmen, denn es heißt :346und sie erhoben sich an ihrem Platze und lasen aus dem Buche der Lehre des Herrn, ihres Gottes, während des ersten Viertels des Tages, und während eines Viertels bekannten sie ihre Sünden und warfen sich vor dem Herrn, ihrem Gotte, nieder.

Vielleicht umgekehrt!?

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Dies ist nicht einleuchtend, denn es heißt zuerst :347da versammelten sich zu mir alle, die Ehrfurcht hatten vor den Worten &c. und darauf folgt:348und zur Zeit des Abendopfers stand ich auf von meiner Kasteiung &c. und breitete meine Hände zum Herrn aus.

Raphram b. Papa sagte im Namen R. Ḥisdas: An einem Trauer[fasttage] wie am Neunten Ab oder wegen eines Trauerfalles, ist [das Baden] sowohl warm als auch kalt verboten; an einem Kasteiungs[fasttage], beispielsweise an einem Gemeindefasten, ist es warm verboten und kalt erlaubt. R. Idi b. Abin sagte: Auch wir haben demgemäß gelernt: und man schließe die Badehäuser349. Abajje wandte ein: Sollte er denn, auch wenn kalt baden verboten wäre, etwa lehren: man verstopfe die Flüsse!? R. Šimo͑n b.R. Idi erwiderte ihm: Mein Vater meint es wie folgt: er lehrte ja bereits, das Baden sei verboten, wozu lehrt er wiederum, man schließe die Badehäuser!? Wahrscheinlich ist hieraus zu entnehmen, nur warm ist es verboten, kalt aber erlaubt.

Ihm wäre eine Stütze zu erbringen: Alle, die ein Reinigungsbad nehmen müssen, baden wie gewöhnlich, sowohl am Neunten Ab als auch am Versöhnungstage. Worin nun: wenn in warmem Wasser, so gibt es ja kein Reinigungsbad in warmem Wasser, da es geschöpftes ist. Doch wohl in kaltem, und dennoch dürfen es nur diejenigen, die ein Reinigungsbad nehmen müssen, andere aber nicht. R. Ḥana b.Qaṭṭina erwiderte: Dies gilt von den Warmbädern zu Tiberjas350.

Wie ist demnach der Schlußsatz zu erklären: R. Ḥananja, der Priesterpräses, sagte: Unser Gotteshaus ist es wert, daß man seinetwegen einmal im Jahre ein Reinigungsbad unterlasse. Wenn du nun sagst, kalt sei es erlaubt, so kann man ja das Reinigungsbad kalt nehmen!? R. Papa erwiderte: In einer Ortschaft, da man es kalt nicht hat.

Komm und höre: Wenn sie gesagt haben, die Arbeit sei verboten, so erstreckt sich dies nur auf den Tag, nachts aber ist es erlaubt; und wenn sie gesagt haben, das Anziehen der Sandalen sei verboten, so gilt dies nur für die Stadt, auf der Reise aber ist es erlaubt. Und zwar: begibt man sich auf die Reise, so ziehe man sie an, kommt man in die Stadt, so ziehe man sie aus. Und wenn sie gesagt haben, das Baden sei verboten, so gilt dies nur vom ganzen Körper, [das Waschen] von Gesicht, Händen und Füßen aber ist erlaubt. Dies ist auch beim Exkommunizierten und beim Trauernden der Fall. Dies bezieht sich wohl auf alle. Wovon gilt dies: wenn von warmem Wasser, so ist es ja auch für Gesicht, Hände und Füße verboten, denn R. Šešeth sagte, der Trauernde dürfe nicht einmal einen Finger in warmes Wasser stecken; doch wohl von kaltem!?

Nein, tatsächlich von warmem, wenn du aber einwendest, [es heißt ja], dies sei auch beim Exkommunizierten und beim Trauernden der Fall, so bezieht sich dies auf die übrigen [Verbote]. Komm und höre: R. Abba der Priester erzählte im Namen R. Jose des Priesters: Als R. Jose b. R. Ḥanina seine Söhne starben, badete er innerhalb der sieben Trauertage in kaltem Wasser.

Ihm folgten die Trauerfälle aufeinander. Es wird nämlich gelehrt: Wenn ihm351die Trauerfälle aufeinander folgen und das Haar ihm lästig wird, so darf er es ein wenig mit einem Rasiermesser stutzen, auch darf er sein Gewand im Wasser waschen. R. Ḥisda sagte: Nur mit einem Rasiermesser, nicht aber mit einer Schere; nur mit Wasser, nicht aber mit Natron und nicht mit Sand.

Raba sagte: Der Trauernde darf während der sieben Trauertage kalt baden, wie auch Fleisch und Wein [ihm erlaubt sind]. Man wandte ein: Die mannbare Jungfrau darf sich während der Trauer ihres Vaters352

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nicht verunstalten353. Demnach darf dies die unerwachsene. Dies gilt wohl vom Baden. Worin: wenn in warmem Wasser, wieso darf es die mannbare Jungfrau nicht, R. Ḥisda sagte ja, der Trauernde dürfe nicht einmal einen Finger in warmes Wasser stecken; doch wohl in kaltem!?

Nein, dies gilt vom Schminken und Pudern. Ihm wäre eine Stütze zu erbringen: R. Abba der Priester erzählte im Namen R. Jose des Priesters: Als R. Jose b. Ḥanina seine Söhne starben, badete er innerhalb der sieben Trauertage in kaltem Wasser.

Ich will dir sagen: ihm folgten die Trauerfälle aufeinander. Es wird nämlich gelehrt: Wenn ihm die Trauerfälle aufeinander folgen und das Haar ihm lästig wird, so darf er es ein wenig mit einem Rasiermesser stutzen, auch darf er sein Gewand im Wasser waschen. R. Ḥisda sagte: Nur mit einem Rasiermesser, nicht aber mit einer Schere; nur mit Wasser, nicht aber mit Natron, nicht mit Sand und nicht mit Aloe. Manche lesen: Raba sagte: Der Trauernde darf während der sieben Trauertage nicht kalt baden.

Womit ist dies anders als Fleisch und Wein?

Diese [genießt man], um den Kummer zu vertreiben. Ihm wäre eine Stütze zu erbringen: Die mannbare Jungfrau darf sich [während ihrer Trauer354] nicht verunstalten. Demnach darf dies die unerwachsene. Worin: wenn in warmem Wasser, wieso darf es die mannbare Jungfrau nicht, R. Ḥisda sagte ja, der Leidtragende dürfe nicht einmal einen Finger in warmes Wasser stecken; doch wohl in kaltem!?

Nein, dies gilt vom Schminken und Pudern. R. Ḥisda sagte: Hieraus zu entnehmen, daß dem Trauernden während der sieben Trauertage das Kleiderwaschen verboten ist. Die Halakha ist, der Trauernde darf während der sieben Trauertage den ganzen Körper weder kalt noch warm baden; Gesicht, Hände und Füße darf er nicht warm, wohl aber kalt. Salben ist ganz und gar verboten, wenn aber, um den Schmutz zu entfernen, so ist es erlaubt.

Wo schalte man das Fastengebet ein?

R. Jehuda führte seinen Sohn R. Jiçḥaq umher und trug ihm vor: Wenn ein Einzelner sich ein Fasten auferlegt, so bete er das Fastengebet. Wo spreche man ihn? Zwischen dem Segen von der Erlösung355und dem von der Heilung. R. Jiçḥaq wandte ein: Darf denn ein Einzelner für sich einen Segen einfügen356!? Vielmehr, sagte R. Jiçḥaq, schalte man ihn in den Segen »Er erhört das Gebet» ein. Ebenso sagte auch R. Šešeth, man schalte ihn in den Segen »Er erhört das Gebet« ein. Man wandte ein: Ein Unterschied zwischen einem Einzelnen und einer Gemeinde besteht357nur darin, indem jener achtzehn Segenssprüche spricht, dieser aber neunzehn Segenssprüche. Was heißt »Einzelner« und was heißt »Gemeinde«: wollte man sagen, unter »Einzelner« sei der einzeln Betende und unter »Gemeinde« der Gemeindevertreter zu verstehen, so spricht ja dieser nicht neunzehn, sondern vierundzwanzig358Segenssprüche!? Wahrscheinlich ist dies wie folgt zu verstehen: ein Unterschied zwischen demjenigen, der sich ein Einzelfasten auferlegt hat, und demjenigen, der sich ein Gemeindefasten auf erlegt hat, besteht nur darin, indem jener achtzehn SegensSprüche spricht, dieser aber neunzehn Segenssprüche. Hieraus ist somit zu entnehmen, daß der Einzelne einen Segensspruch für sich einfüge!?

Nein, tatsächlich ist darunter der Gemeindevertreter zu verstehen, wenn du aber einwendest, dieser spreche ja vierundzwanzig Segens-sprüche, so gilt dies von den ersten drei Fasttagen, an denen die vierundzwanzig Segenssprüche nicht gesprochen werden.

Etwa nicht, es wird ja gelehrt, ein Unterschied zwischen den ersten drei und den mittelsten drei Fasttagen bestehe nur darin, indem an jenem die Arbeit erlaubt ist und an diesem die Arbeit verboten ist. Hinsichtlich der vierundzwanzig Segenssprüche aber gleichen sie einander!?

Manchen [Unterschied] lehrt er, und manchen läßt er fort.

Was läßt er noch außerdem fort!? Und ferner, er lehrt ja »nur darin«!?

Vielmehr, der Tanna spricht nur von den Verboten und nicht von den Gebeten. Wenn du aber willst, sage ich: die vierundzwanzig Segenssprüche werden auch an den mittelsten nicht gelesen.

Etwa nicht, es wird ja gelehrt: Ein Unterschied] lehrt er, und manchen läßt er fort.

Was läßt er noch außerbesteht nur darin, indem an diesen lärmgeblasen wird und die Kaufläden geschlossen werden. In allem anderen aber sind sie demnach gleich!? Wolltest du auch hierbei erwidern, manchen [Unterschied] lehre er und manchen lasse er fort, so lehrt er ja »nur darin«!?

Du glaubst wohl, [die Worte] »nur darin« seien genau zu nehmen: er läßt ja auch [das Hinausbringen] der Lade359fort.

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Wenn nur die Lade, so ist dies keine Fortlassung, denn er zählt nur das auf, was nicht öffentlich erfolgt, nicht aber öffentliche [Prozessionen]. R. Aši sprach: Dies ist auch aus unserer Mišna zu entnehmen, denn er lehrt: Diese sind dadurch strenger als die ersteren, indem man an diesen lärmbläst und die Kaufläden schließt. In allem anderen aber sind sie demnach gleich. Wolltest du auch hierbei erwidern, manchen [Unterschied] lehre er und manchen lasse er fort, so heißt es ja »dadurch«!?

Du glaubst wohl [das Wort] »dadurch« sei genau zu nehmen; er läßt ja auch [das Hinausbringen der] Lade fort.

Wenn nur die Lade, so ist dies keine Fortlassung, denn er lehrt davon im folgenden Abschnitt.

Jetzt nun, wo du darauf gekommen bist, ist auch [der Unterschied von den] vierundzwanzig Segens-sprüchen keine Fortlassung, denn er lehrt davon im folgenden Abschnitt.

Was bleibt damit!?

R. Šemuél b. Sasarṭaj sagte, und ebenso sagte R. Ḥija b.Aši im Namen Rabhs, zwischen360dem Segen von der Erlösung und dem von der Heilung. R. Aši sagte im Namen des R. Jannaj b. R. Jismáél, im [Segen] »Der das Gebet erhört«. Die Halakha ist: im [Segen] »Der das Gebet erhört«.

Eines lehrt, Schwangere und Säugende fasten an den ersten und nicht an den letzten [Fasttagen], ein Anderes lehrt, sie fasten an den letzten und nicht an den ersten, und ein Anderes lehrt, sie fasten weder an den ersten noch an den letzten!? R. Aši erwiderte: Halte dich an die mittelste [Lehre], und danach sind die anderen zu erklären361.

DIESE SIND DADURCH STRENGER ALS DIE ERSTEN, INDEM MAN AN DIESEN LÄRMBLÄST UND DIE KAUFLÄDEN SCHLIESST. Wie lärmt man?

R. Jehuda sagte, mit Posaunen; R. Jehuda, Sohn des R. Šemuél b. Šilath, sagte im Namen Rabhs, beim [Gebete]362»Erhöre uns«. Sie glaubten, wer beim [Gebete] »Erhöre uns« sagt, nach dem erfolge es nicht mit Posaunen, und wer mit Posaunen sagt, nach dem erfolge es nicht beim [Gebete] »Erhöre uns«. Es wird ja aber gelernt: Man verfüge über die Gemeinde nicht weniger als sieben Fasttage, an denen je achtzehnmal363gelärmt wird; als Zeichen diene [das Lärmen]364von Jeriḥo. [Das Lärmen von] Jeriḥo erfolgte ja mit Posaunen, somit ist dies ja eine Widerlegung desjenigen, welcher sagt, beim [Gebete] »Erhöre uns«!?

Vielmehr, über [das Lärmen] mit Posaunen streitet niemand, sie streiten nur über [das Lärmen] beim [Gebete] »Erhöre uns«; einer ist der Ansicht, dies heiße ein Lärmen, und einer ist der Ansicht, dies heiße kein Lärmen. Nach demjenigen, der beim [Gebete] »Erhöre uns« sagt, kann dies um so mehr mit Posaunen erfolgen, und nach demjenigen, der mit Posaunen sagt, kann dies beim [Gebete] »Erhöre uns« nicht erfolgen.

Es wird ja aber gelehrt: Wegen aller anderen Plagen, die über die Gemeinde hereinbrechen, als Jucken, Heuschrecken, Fliegen, Hornisse, Mücken, und Invasionen von Schlangen und Skorpionen, pflegt man nicht zu lärmen, sondern zu flehen. Wenn nun das Flehen mit dem Munde erfolgt, so erfolgt ja das Lärmen mit Posaunen!?

Hierüber streiten Tannaím, denn es wird gelehrt: Wegen folgender [Unglücksfälle] lärmt man am Šabbath: wenn eine Stadt von einem Trupp umzingelt oder einem Strome [bedroht] wird, oder wenn ein Schiff auf dem Meere umhergetrieben wird. R. Jose sagt, man rufe nur um Hilfe, flehe aber nicht. Wie: wollte man sagen, mit Posaunen, so gibt es ja am Šabbath keine Posaune365!? Doch wohl beim [Gebete] »Erhöre uns«, und er nennt dies Lärmen«. Schließe hieraus.

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Zur Zeit R. Jehuda des Fürsten trat eine Not ein; da verfügte er dreizehn Fasttage, und er wurde nicht erhört. Als er darauf noch weitere verfügen wollte, sprach R. Ami zu ihm: Man darf die Gemeinde nicht mehr als erträglich belästigen. R. Abba, Sohn des R. Ḥija b. Abba, sprach: R. Ami sagte dies nur aus eigenem366Interesse. Vielmehr sagte R. Ḥija b. Abba im Namen R. Joḥanans folgendes: Dies367lehrten sie nur vom Regen, wegen anderer Unglücksfälle aber faste man so lange, bis man [vom Himmel] erhört wird. Ebenso wird auch gelehrt: Wenn sie drei [Fasttage] sagten, wenn sie sieben sagten, so gilt dies nur vom Regen, wegen anderer Unglücksfälle aber faste man so lange, bis man erhört wird.

Dies ist ja eine Widerlegung des R. Ami!?

R. Ami kann dir erwidern: hierüber streiten Tannaím, denn es wird gelehrt: Man verfüge über die Gemeinde nicht mehr als dreizehn Fasttage, wei} man die Gemeinde nicht mehr als erträglich belästige

so Rabbi : R. Šimo͑n b.Gamliél sagt, nicht aus diesem Grunde, sondern weil dann die Zeit des Regenfalles bereits vorüber ist368.

Die Einwohner von Ninve ließen Rabbi fragen: Wie haben wir uns zu verhalten, die wir sogar in der Jahreszeit des Tammuz Regen brauchen; gleichen wir Einzelnen oder einer Gemeinde? Gleichen wir Einzelnen und müssen [das Fastengebet] im Segen »Der das Gebet erhört« oder gleichen wir einer Gemeinde und müssen es im Segen über das Jahr sprechen? Er ließ ihnen antworten: Ihr gleicht Einzelnen und müßt es im Segen »Der das Gebet erhört« sprechen. Man wandte ein: R. Jehuda sagte: Nur dann, wenn die Jahre normal sind und Jisraél auf seinem Boden wohnt, in der Jetztzeit aber hängt alles vom Zustande des Jahres, des Ortes und der Zeit ab!? (Er erwiderte:) Gegen Rabbi erhebst du einen Einwand aus einer Barajtha!? Rabbi ist Tanna und streitet gegen diese.

Wie bleibt es damit?

R. Naḥman sagt, im Segen über das Jahr, und R. Šešeth sagt, im Segen »Der das Gebet erhört«. Die Halakha ist: im Segen »Der das Gebet erhört«.

AM MONTAG LEHNE MAN BEI DUNKELUNG [DIE LADENTÜREN] EIN WENIG UND AM DONNERSTAG IST ES DEN GANZEN TAG ERLAUBT, WEGEN DER EHRUNG DES ŠABBATHS. Sie fragten: Wie meint er es, am Montag lehne man sie ein wenig bei Dunkelung, und am Donnerstag den ganzen Tag, wegen der Ehrung des Šabbaths, oder aber: am Montag lehne man sie ein wenig, und am Donnerstag halte man sie den ganzen Tag offen!?

Komm und höre: Es wird gelehrt: Am Montag lehne man gegen Abend [die Ladentüren] ein wenig und am Donnerstag halte man sie den ganzen Tag offen, wegen der Ehrung des Šabbaths. Hat jemand zwei Türen, so halte er die eine offen und die andere geschlossen; hat er vor der Tür einen Sitzvorsprung, so darf man369[die Tür] unbeanstandet wie gewöhnlich öffnen und schließen.

SIND AUCH DIESE VORÜBER, OHNE DASS MAN ERHÖRT WURDE, SO SIND KAUF UND VERKAUF, BAUTEN, PFLANZUNGEN &C. EINZIJSCHRÄNKFN Es wird gelehrt: Unter Bauten sind Festlichkeitsbauten und unter Pflanzungen sind Luxuspflanzungen zu verstehen. Welches heißt Festlichkeitsbau? Wenn man ein Haus zur Verheiratung seines Sohnes baut. Welches heißt Luxuspflanzung? Wenn man königliche Vorgärten anlegt.

UND GEGENSEITIGE BEGRÜSSUNGEN. Die Rabbanan lehrten: Genossen370 unterlassen untereinander die Begrüßung; wenn aber Leute aus dem gemeinen Volke grüßen, so antworte man ihnen mit schwacher Lippe und schwerem Haupte. Sie sitzen eingehüllt wie Trauernde und Exkommunizierte, wie Menschen, die von Gott einen Verweis erhalten haben, bis man sich im Himmel ihrer erbarmt.

R. Elea͑zar sagte: Ein vornehmer Mann darf sich nicht aufs Gesicht niederwerfen, es sei denn, daß er wie Jehošua͑, der Sohn Nuns, erhört wird, denn es heißt:371und der Herr sprach zu Jehošua͑: Steh auf, wozu liegst du auf deinem Angesichte?

Ferner sagte R. Elea͑zar: Ein vornehmer Mann darf keinen Sack anlegen, es sei denn, daß er wie Jehoram, der Sohn Ahábs, erhört wird, denn es heißt :372als nun der König das Weib so reden hörte, zerriß er seine Kleider, während er auf der Mauer stand; da gewahrte das Volk, daß er einen Sack auf seinem Leibe trug &c.

Ferner sagte R. Elea͑zar: Nicht jeder wird durch das Zerreißen [der Kleider erhört], und nicht jeder durch das Nieder fallen. Moše und Ahron durch das Niederfallen, Jehošua͑ und Kaleb durch das Zerreißen [der Kleider]. Moše und Ahron durch das Niederfallen, denn es heißt:373da fielen Moše und Ahron auf ihr Gesicht. Jehošua͑ und Kaleb durch das Zerreißen der Kleider, denn es heißt :374und Jehošua͑, der Sohn Nuns, und Kaleb, der Sohn Jephunnes &c. zerrissen ihre Kleider. R. Zera, nach anderen R. Šemuél b. Naḥmani, wandte ein: Hieße es Jehošua͑, so würdest du recht haben, da es aber und Jehošua͑ heißt, so taten sie ja beides375!?

Ferner sagte R. Elea͑zar: Nicht alle376durch Auf stehen und nicht alle durch Niederwerfen. Könige durch Auf stehen und Fürsten durch Niederwerfen. Könige durch Auf stehen, denn es heißt :377so spricht der Herr,

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der Erlöser Jisraéls, sein Heiliger, zu dem, der von jedermann verachtet, der von Leuten verabscheut wirdzum Sklaven von Tyrannen: Könige sollen dich sehen und aufstehen. Fürsten durch Niederwerfen, denn es heißt:378Fürsten sollen sich niederwerfen. R. Zera, nach anderen R. Šemuél b. Naḥmani wandte ein: Hieße es: Fürsten aber sollen sich niederwerfen, so würdest du recht haben, da es aber heißt: Fürsten sollen sich niederwerfen, so [heißt dies]: sie werden beides tun!? R. Naḥman b. Jiçḥaq sprach: Auch ich will ähnliches sagen: Nicht jedem ist Licht beschieden und nicht jedem ist Freude beschieden. Den Frommen ist Licht beschieden und den Redlichen ist Freude beschieden. Den Frommen Licht, denn es heißt:379Licht ist für den Frommen ausgesäet. Den Redlichen Freude, denn es heißt :380Freude für die, die redlichen Herzens sind.


  1. Im 2. Segen des Achtzehngebetes wird während des Winters auch des Regens erwähnt (cf. Br. Blatt 33a). Die Bezeichnung, »Regenkraft« rührt wohl vom 2. Segen her, der »Kraftsegen« heißt, weil er mit den Worten »du bist ein Held [kräftig]« beginnt, wiewohl der Talmud weiter eine andere Erklärung gibt.↩︎

  2. Da er den Aufenthalt in der Festhütte behindert.↩︎

  3. Das Wort בעונתו bezieht sich möglicherweise nicht auf die Erwähnung, sondern auf den Regen, jed, gehört es nicht zur Formel.↩︎

  4. Der 1. Vorbeter leitet das Morgengebet, der 2. das Zusatzgebet,↩︎

  5. Zweiter Segensspruch des sog. Achtzehngebetes.↩︎

  6. Neunter Segensspruch desselben Gebetes.↩︎

  7. Der am Ausgange der Sabbath- u. Feiertage in den vierten Segensspruch des Achtzehngebetes (der Erkenntnis) eingeschaltet wird.↩︎

  8. Ijow 9,10.↩︎

  9. Ib. 5,10.↩︎

  10. Jeschajahu 40,28.↩︎

  11. Tehillim 65,7.↩︎

  12. Dewarim 11,13.↩︎

  13. Ib. V. 14.↩︎

  14. Hebr. Öffner; in den folgenden Schriftbelegen wird das W. »öffnen« gebraucht.↩︎

  15. Dewarim 28,12.↩︎

  16. Bereschit 30,22.↩︎

  17. Jechezkel 37,13.↩︎

  18. Ps, 145,16.↩︎

  19. Am Hüttenfeste; cf. Suk. Blatt 48a.↩︎

  20. Num 29,27.↩︎

  21. Um Regen im 9. Segen des Achtzehngebetes; dies erfolgt am Pesahfeste.↩︎

  22. Der 1. Vorbeter leitet das Morgengebet, der 2. das Zusatzgebet,↩︎

    1. B. Schmuel 12,17.
    ↩︎
  23. Des Hüttenfestes; cf. Bamidbar 29,12ff.↩︎

  24. Bei allen anderen Tagen heißt es ונסכה und כמשפט, an diesen 3 Stellen aber ***ו נס כי ה,ונסכיהם und כמשפטם, um die Buchstaben מים mehr.↩︎

  25. Od. Wasserspende, bei der Darbringung der Opfer am Hüttenfeste.↩︎

  26. So besser nach einer handschriftl. Lesart.↩︎

  27. Daß die Erwähnung am 2. Tage erfolge.↩︎

  28. Der darauf deutende Gebrauch der Mehrzahl.↩︎

  29. Bamidbar 28,7.↩︎

  30. Wenn am 2. bogennen wird, so sind es 7 Tage.↩︎

  31. Durch den Gebrauch der Mehrzahl.↩︎

  32. Durch das Wort כמשפטם.↩︎

  33. Cf. Sb. I,6.↩︎

  34. Zum Feststrauße; cf. Suk. Blatt 33b.↩︎

  35. Also auch im Morgengebete.↩︎

  36. Ob. Blatt 2b.↩︎

  37. Dies erfolgt am 7. Tage, während er es hier vom letzten, also vom 8. Tage lehrt.↩︎

    1. Melachim 17,1.
    ↩︎
  38. Ib. 18,1.↩︎

  39. Welcher zum Segen ist.↩︎

  40. Zach. 2,10. 42. So nach Handschriften; der kursierende Text bietet Schwierigkeiten, die allerdings durch die Konjekturen der neueren Ausgaben beseitigt sind.↩︎

  41. Dewarim 11,17.↩︎

  42. Dewarim 11,17.↩︎

  43. Diese werden nicht zurückgehalten.↩︎

  44. Diese werden nicht zurückgehalten.↩︎

  45. Sie sind ebenfalls nützlich für den Boden.↩︎

  46. Ib. 28,24.↩︎

  47. Ijow 37,6.↩︎

  48. Im Texte werden die Worte גשם u. מטר dreimal in der Einzahl u. einmal in der Mehrzahl gebraucht.↩︎

  49. Jirmejahu 23,29.↩︎

  50. Jirmejahu 23,29.↩︎

  51. Dewarim 8,9.↩︎

  52. Benennung der Schriftgelehrten; cf. Ber. Blatt 64a.↩︎

  53. Kohelet 11,10.↩︎

  54. Bereschit 24,14.↩︎

    1. B. Schmuel 17,25.
    ↩︎
  55. Schoftim 11,31.↩︎

  56. Jirmejahu 8,22.↩︎

  57. Dh. es gab ja Gelehrte, die ihm das Gelübde auflösen könnten.↩︎

  58. Jirmejahu 19,5.↩︎

    1. Melachim 3,27.
    ↩︎
  59. Hoschea 6,3.↩︎

  60. Ib. 14,6.↩︎

  61. Schir haSchirim 8,6,↩︎

  62. Ein Ring am Arme gegenüber dem Herzen ist nicht immer zu sehen, dagegen sind die Hände immer zu sehen.↩︎

  63. Ein Ring am Arme gegenüber dem Herzen ist nicht immer zu sehen, dagegen sind die Hände immer zu sehen.↩︎

  64. Jeschajahu 49,16.↩︎

  65. Den Feststrauß, beginne man mit der Erwähnung.↩︎

  66. Mischlej 10,26.↩︎

  67. Am letzten Tage des Hüttenfestes, da die »Bitte« nur in das Alltagsgebet eingeschaltet wird.↩︎

  68. An den Halbfestlagen des Pesaḥfestes.↩︎

  69. Dh. bis der erste Vorbeter das Morgengebet beendet hat.↩︎

  70. Cf. Anm. 67.↩︎

  71. Wörtl. der Dolmetsch, der den Vortrag des Gelehrten dem Publikum erläutert; beim Vortrage wird die Bitte um Regen gesprochen.↩︎

  72. Die Mittagsstunde des 14. Nisan.↩︎

  73. In Palästina sind sie mit der Ernte schon im Tišri fertig, daher beginnen sie schon dann um Regen zu bitten.↩︎

  74. Für die der Regen lästig ist.↩︎

  75. Wo der letzte Tag des Hüttenfestes an 2 Tagen gefeiert wird.↩︎

  76. Den 8. Tag des Hüttenfestes; die Fortlassung im Nachmittaggebete deutet darauf, daß er noch zu den Halbfesttagen zählt.↩︎

  77. Vom 1. Neujahrstage bis zum 8. Tage des Hüttenfestes.↩︎

  78. Der erste u. der letzte Tag einbegriffen.↩︎

  79. Jo. 2,23.↩︎

  80. Jo. 1,4.↩︎

  81. Tehillim 126,5,6.↩︎

  82. Diese Erklärung findet sich auch im Targum zSt., worauf sonst hirigewieseri wird.↩︎

  83. Tehillim 126,5,6.↩︎

  84. Tehillim 126,5,6.↩︎

  85. Während sonst der Halm bedeutend größer ist als die Ähre.↩︎

    1. Melachim 8,1.
    ↩︎
  86. Jeschajahu 9,19.↩︎

  87. Hoschea 11,9.↩︎

  88. Tehillim 122,3.↩︎

  89. Demnach gibt es ein zweites Jerušalem, u. zwar droben im Himmel.↩︎

  90. Jirmejahu 10,8.↩︎

  91. Das im Texte gebrauchte בער in der Bedeutung forträumen, vernichten.↩︎

  92. Jirmejahu 10,15.↩︎

  93. Ib. 2,13.↩︎

  94. Die Jechezkel Kap. 22 aufgezählt werden; nach anderer Erklärung, die Übertretung der 24 Bücher der heiligen Schrift.↩︎

  95. Jirmejahu 2,10,11.↩︎

    1. B. Schmuel 8,1.
    ↩︎
  96. Ib. 15.11.↩︎

  97. Tehillim 99,6.↩︎

  98. Man würde sagen, er sei wegen seiner Sünden jung gestorben.↩︎

    1. B. Schmuel 22,6.
    ↩︎
  99. Hos.6,5.↩︎

  100. Jirmejahu 30,10.↩︎

  101. Name der Speisewirtin zu Jericho (cf. Jehoschua Kap. 2); sie war nach Meg. Blatt 15a von seltener Schönheit.↩︎

  102. Zu verstehen ist wohl, wenn man intensiv an sie denkt; nach manchen Erklärungen, wenn man ein Bildnis von ihr kennt.↩︎

  103. Von ירה lehren, unterweisen.↩︎

  104. Von דוה sättigen, tränken.↩︎

  105. Tehillim 65,11.↩︎

  106. Nach Raschi von ירה lehren, leiten.↩︎

  107. Von ירה werfen, schießen.↩︎

  108. Da er den Früchten nicht mehr schädlich sein kann.↩︎

  109. Nach Raschi hat לקש (Amos 7,1) die Bedeutung Grillen, Heuschrecken, und ist etymol. mit מלקוש verwandt. Jener ist also gleich diesem zum Fluche.↩︎

  110. Jo. 2,23.↩︎

  111. Dewarim 11,14.↩︎

  112. מלקוש kontrahiert aus מלל zermalmen u. קושי Härte, Hartnäckigkeit.↩︎

  113. Kontrahiert aus מלא füllen u, קש Stroh, Halme.↩︎

  114. Diese Antwort kann sich höchstens auf den Spätregen u. nicht auf den Frühregen beziehen; der ganze Satz wird daher in manchen Ausgaben gestrichen.↩︎

  115. Wegen des Ausbleibens des Regens.↩︎

  116. Wajikra 25,7.↩︎

  117. Jeschajahu 55,10.↩︎

  118. Dewarim 11,17.↩︎

  119. Wenn der Regen am Tage ausbleibt. 121 Hoschea 6,4.↩︎

  120. Dh. die Ernte fällt gut aus u. die Getreidepreise sinken, sodaß der Getreideverkauf keinen Gewinn bringt. Eseltreiber (wörtl. Eselsmann) hießen die fahrenden Getreidehändler (cf. Dem. IV,7.).↩︎

  121. Letztere sind ohne Belang.↩︎

  122. תרביצא Garten, Vorhof, ist auch Benennung des Lehrhauses, das nach einer anderen Erklärung hier zu verstehen ist.↩︎

  123. Nach einer anderen Lesart: die Wärme anhält.↩︎

  124. Vom vielen Regen.↩︎

  125. Sodaß er nicht mehr nötig ist.↩︎

  126. Amos 4,7.↩︎

  127. Auch der reichliche Regen, da er das Getreide verdirbt.↩︎

  128. Das W. תמטר wird in תהא מקים מטר aufgelöst, es wird zum Regenplatze sein, vom übermäßigen Regen leiden.↩︎

  129. Cf. Ber. Blatt 54a.↩︎

  130. Wenn dem herabfallenden Tropfen ein Tropfen vom Boden entgegenspringt.↩︎

  131. Bekanntes Gebet, das am Sabbath gesprochen wird.↩︎

  132. Dewarim 32,2.↩︎

  133. Mischlej 4,2.↩︎

  134. Dewarim 32,2.↩︎

  135. Wörtl. brich ihm das Genick; [[illegible]] von ערף, das Genick abschlagen.↩︎

  136. Mischlej 3,18.↩︎

  137. Ib. V. 8.↩︎

  138. Ib. 8.35.↩︎

  139. Dewarim 21,4.↩︎

  140. Dewarim 20,19.↩︎

  141. Ib. V. 20.↩︎

  142. Ib. V. 20.↩︎

  143. Mischlej 27,17,↩︎

  144. Jirmejahu 23,29.↩︎

  145. Ib. 50,36.↩︎

  146. Von בדד einsam, einzeln; so nach talm. Auslegung.↩︎

  147. Euphemistisch für die Schriftgelehrten selbst.↩︎

  148. Bamidbar 12,11.↩︎

  149. Jeschajahu 19,13.↩︎

  150. Mischlej 3,18.↩︎

  151. Für Baum u. Holz hat das Hebräische das gleiche Wort.↩︎

  152. Jeschajahu 21,14.↩︎

  153. Ib. 55,1.↩︎

  154. Mischlej 5,16.↩︎

  155. Ib, V. 17.↩︎

  156. Ib. 55,1.↩︎

  157. Bei dickflüssigen Getränken bleibt der Schmutz oben und kann entfernt werden, bei den genannten setzt er sich auf den Boden.↩︎

  158. Jeschajahu 45,8.↩︎

  159. Den Regen; das W. Himmel wird im Hebräischen nur in der Mehrzahl gebraucht.↩︎

  160. Tehillim 85,2.↩︎

  161. Nach der Auslegung des T. den Boden, durch den Kegen.↩︎

    1. Melachim 8.34.
    ↩︎
  162. im folgenden Verse wird vom Regen gesprochen.↩︎

  163. Euphemistisch für Jisraél selost.↩︎

  164. Ijow 24,19.↩︎

  165. Dewarim 11,17.↩︎

  166. צוה ident, mit צוה befehlen, םה Hitze, Wärme, dh Sommer.↩︎

  167. Mischlej 25,23.↩︎

  168. Jirmejahu 3,3.↩︎

  169. Mischlej 21,29.↩︎

  170. Kohelet 8,1.↩︎

  171. Ib. 10,18.↩︎

  172. Euphemistisch für Jisraél selost.↩︎

  173. Wajikra 27,8.↩︎

  174. Tehillim 104.3.↩︎

  175. Ijow 37 21.↩︎

  176. Mischlej 6,23.↩︎

  177. Ijow 36,32.↩︎

  178. Jonah 3,8.↩︎

  179. Ijow 37,11.↩︎

  180. Ijow 36,32.↩︎

  181. Jirmejahu 7,16.↩︎

  182. Kohelet 10,10.↩︎

  183. Kohelet 10,10.↩︎

  184. Kohelet 10,10.↩︎

  185. Od. ihm nicht die Deutungsmöglichkeilen erklärt.↩︎

  186. פנים Gesicht, st לא wird לו gelesen.↩︎

  187. Kohelet 10,11.↩︎

  188. Nach der Erstausgabe: Sonne.↩︎

  189. Ijow 36,33.↩︎

  190. So nach der Auslegung des T. In diesem Abschnitte wird vom Regen gesprochen.↩︎

  191. Ijow 36,33.↩︎

  192. Der Verleumder.↩︎

  193. Dh. dies mit aufopfernder Hingebung tut.↩︎

  194. Echa 3,41.↩︎

  195. Tehillim 78,36,37.↩︎

  196. Ib. V. 38.↩︎

  197. Ib. 85,12.↩︎

  198. Bekannte Erzählung von einem nicht eingehaltenen, später aber eingelösten Eheversprechen, die von Raschi zSt. mitgeteilt wird.↩︎

  199. Tehillim 99,11.↩︎

  200. Jeschajahu 64,4.↩︎

  201. Bereschit 20,18.↩︎

  202. Ib. 30,23.↩︎

  203. Jeschajahu 55,10.↩︎

  204. Ib. 21,1.↩︎

  205. Tehillim 65,10.↩︎

  206. Ijow 37,13.↩︎

  207. Wenn der Regen stürmisch und schädlich ist.↩︎

  208. Tehillim 145,16.↩︎

  209. Ezr. 8,23.↩︎

  210. Dan, 2,18.↩︎

  211. Daß auch die Vornahme zu fasten wirksamt ist.↩︎

  212. Ib. 10,12.↩︎

  213. Den Jahren der Dürre; cf. iRe?. 17,7ff.↩︎

  214. Mal. 3,20.↩︎

  215. Dewarim 28,12.↩︎

  216. Ib. V. 8,↩︎

  217. אסם Speicher, von סמי unsichtbar, verborgen sein.↩︎

  218. Tehillim 126,4.↩︎

  219. iiSam 22,16.↩︎

  220. Tehillim 65,11.↩︎

  221. So nach talmud. Auslegung.↩︎

  222. Mischlej 25,14.↩︎

  223. Dewarim 14.22.↩︎

  224. Cf. Bd. I S. 802 Anm. 94.↩︎

  225. Den du heute gelernt hast.↩︎

  226. Dewarim 6,16.↩︎

  227. Mal. 3,10.↩︎

  228. Nach dem Wortlaute des Textes: bis ohne genug.↩︎

  229. בלו gleich בלה abzehren, auf reiben.↩︎

  230. Mischlej 19,3.↩︎

  231. Bereschit 42,28.↩︎

  232. RL. starb infolge einer Beleidigung, die RJ. gegen ihn schleuderte; cf. Bin. Blatt 84a. Auch der böse Blick od. die übermäßige Bewunderung [Berufen] kann tötlich wirken.↩︎

  233. Dewarim 28,12.↩︎

  234. Schemot 16,4.↩︎

  235. Ein Stein, der die Jisraéliten in der Wüste mit Wasser versorgte; cf. Sab. Blatt 35a.↩︎

  236. Bamidbar 20,1.↩︎

  237. Ib. V. 2.↩︎

  238. Ib. 21,1.↩︎

  239. Ib. 20,29.↩︎

  240. Da nun die sie bergenden Welken verschwunden waren.↩︎

  241. Die Partikel »daß«, die hier »denn« bedeutet.↩︎

  242. Zach. 11,8.↩︎

  243. Rieht. Justinia, wie an anderer Stelle.↩︎

  244. Zach. 10,1.↩︎

  245. Darauf deutet der Gebrauch der Mehrzahl.↩︎

  246. Wörtl. Fliegende, Flatternde.↩︎

  247. Durch das zuerst das feine Mehl u. dann das grobe fällt.↩︎

  248. So besser nach Handschriften: in unserem Texte: so lügt auch ihr Regen.↩︎

  249. Bereschit 2.6.↩︎

  250. Dewarim 11,11.↩︎

  251. Ijow 36,27.↩︎

    1. B. Schmuel 22,12.
    ↩︎
  252. Ijow 9,10.↩︎

  253. Ib. 5.10.↩︎

  254. Jeschajahu 40,28.↩︎

  255. Tehillim 65,7.↩︎

  256. Tehillim 104,13.↩︎

  257. Dewarim 28,24.↩︎

  258. Tehillim 33,7.↩︎

  259. Mischlej 8,26.↩︎

  260. Das W. ארץ deutet auf Palästina (ארץ ישראל) u. חוצה auf alle übrigen Länder (חוצה לארץ).↩︎

  261. Ijow 5,10.↩︎

  262. Das W. ארץ deutet auf Palästina (ארץ ישראל) u. חוצה auf alle übrigen Länder (חוצה לארץ).↩︎

  263. Das W. ארץ deutet auf Palästina (ארץ ישראל) u. חוצה auf alle übrigen Länder (חוצה לארץ).↩︎

  264. Tehillim 18,12.↩︎

    1. B. Schmuel 22,12.
    ↩︎
  265. חשכרת gleich הנשדת Zubereitung, Genießbarkeit, Brauchbarkeit, demnach zu übersetzen: die dichten Wolken machen das Wasser genießbar.↩︎

  266. Tehillim 104,13.↩︎

  267. Bereschit 2,10.↩︎

  268. Der Trikab hat ein Sechzigstel des Kor; wie weiter folgt, ist der Eden 60mal« größer als die Erde.↩︎

  269. Jirmejahu 51,13.↩︎

  270. So besser nach Handschriften.↩︎

  271. Der das Hüttenfest in Jerusalem feierte u. als letzter die Rückreise nach seiner fernen Heimat antritt.↩︎

  272. Der Boden außerhalb Palästinas liegt tiefer u. braucht den Regen erst später.↩︎

  273. Des Herbstes; cf. Bd. II S. 171 Anm. 97.↩︎

  274. Für den Winter.↩︎

  275. Rabh stammte aus dem höher liegenden Palästina.↩︎

  276. Die Obliegenheiten des Fasttages beginnen an diesen nicht wie sonst am Abend vorher, sondern erst am Morgen desselben Tages.↩︎

  277. Man würde dann Lebensmittel für 2 größere Mahlzeiten im Voraus kaufen, für den Freitag u. für den Šabbath, was die Händler zu einer Preistreiberei veranlassen könnte↩︎

  278. An denen das Fasten verboten ist.↩︎

  279. Apokrypher, entlegener Traktat über die Hochzeitsgesetze.↩︎

  280. Bereschit 42,1.↩︎

  281. Ib. 45,24.↩︎

    1. Melachim 2,11.
    ↩︎
  282. Dh. noch bei Sonnenschein in die Stadt kommen.↩︎

  283. Wörtl. bei dem, was gut ist, dh. bei Sonnenlicht; cf. Bereschit 1,4.↩︎

  284. Bereschit 44,3.↩︎

  285. Im 1. Falle sind keine Leibschmerzen zu befürchten, da man sich nicht anstrengt, im 2. Falle ist Mangel an Wegzehrung nicht zu befürchten.↩︎

  286. Die er, weil er korpulent war (cf. Bm. 84a), nicht fürchtete.↩︎

  287. Ijow 5,20.↩︎

  288. Bereschit 41,50.↩︎

  289. Jeschajahu 22,13.↩︎

  290. Ib. V. 14.↩︎

  291. Ib. 56,12.↩︎

  292. Ib, 57,1.↩︎

  293. Schemot 17,12.↩︎

  294. Chabakuk 2,11.↩︎

  295. Tehillim 91,11.↩︎

  296. Michah 7,5.↩︎

  297. So nach dem Talmud; dh. die Seele.↩︎

  298. Jeschajahu 43,10.↩︎

  299. Dewarim 32,4.↩︎

  300. Dewarim 32,4.↩︎

  301. Ijow 37,7.↩︎

  302. Tehillim 51,6.↩︎

  303. Bamidbar 6,11.↩︎

  304. Ib. V. 5.↩︎

  305. Die Nutznießung seines Haares ist verboten.↩︎

  306. Von diesem Falle spricht diese Schriftstelle; cf. Bamidbar 6,6 ff.↩︎

  307. Dh. man darf seinen Körper nicht kasteien.↩︎

  308. Hoschea 11,9.↩︎

  309. Mischlej 11,17.↩︎

  310. גמל entwöhnen (im Niph.), dh. sich des Essens entziehen.↩︎

  311. Durch die Schwächung des Körpers ist er im Studium der Tora behindert.↩︎

  312. Im Morgengehete, obgleich er sich noch im Fasten befindet.↩︎

  313. Ob hierzu Dienstgewänder erf orderlich waren, wie dies bei Ahron der Fall war.↩︎

  314. In dieser Zeit verfliegt der im Tone eingezogene Wein; sie brauchen nicht weiter gespült zu werden.↩︎

  315. Dh. ohne Naht; aus einem Stücke gewebt.↩︎

  316. Wenn man mit dem Fasten erst im Laufe des Tages begonnen hat.↩︎

  317. Dh. das vor Sonnenuntergang abgehro« chen wird.↩︎

  318. Hierüber weiter Blatt 15b.↩︎

  319. Es heißt also Fasten, obgleich es nicht beendet wird.↩︎

  320. So rieht, mit Ezr. 2,35; unser Text hat Senaáb. Name einer der Priesterwachen, die alle ihre Feiertage hatten.↩︎

  321. Es heißt also Fasten, obgleich es nicht beendet wird.↩︎

  322. Es heißt also Fasten, obgleich es nicht beendet wird.↩︎

  323. Ob es als Fasten angerechnet wird.↩︎

  324. Ein solches Fasten ist ohne Bedeutung.↩︎

  325. Die angezog. Stelle handelt von den Halbfesttagen, an denen das Fasten verboten ist.↩︎

  326. Sc. das Essen.↩︎

  327. Über das Verbot des Fastens an den genannten Feiertagen.↩︎

  328. In der dem Fasttage vorangehenden Nacht.↩︎

  329. Das hier gebrauchte Wort heißt sonst obere od. vordere Seite des Schuhs (Ggs. גילדא Sohle, cf. Br. Blatt 4:3b), also ein Schuh ohne Sohle.↩︎

  330. Wenn man deswegen am Šabbath gefastet hat, an dem dies verboten ist. 323. Am Vorabend des Festtages.↩︎

  331. Um die Einkäufe für den Šabbath besorgen zu können.↩︎

    1. B. Schmuel 12,17.
    ↩︎
  332. Jo. 1,14.↩︎

  333. Bezeichnung des Wochenfestes (cf. Bd. I S. 343 Anm. 2) u. biblisch der letzte Tag der übrigen Feste.↩︎

  334. Nechemja 9,3.↩︎

  335. Ezr. 9,4.↩︎

  336. Ib. V. 5.↩︎

  337. Demnach nur die Warmbäder.↩︎

  338. Die Quellbäder u. warm sind; in diesen ist nur das pflichtige Tauchbad erlaubt.↩︎

  339. Einem Leidtragenden, dem das Haarschneiden verboten ist.↩︎

  340. Wenn ihr Vater Trauer hat, u. ebenso nach ihrem Vater.↩︎

  341. Durch Vernachlässigung der Körperpflege.↩︎

  342. Wenn ihr Vater Trauer hat, u. ebenso nach ihrem Vater.↩︎

  343. Siebenter u. achter Segen des Achtzehngebetes↩︎

  344. Es sind demnach 19 Segenssprüche.↩︎

  345. An einem Fasttage.↩︎

  346. Cf. infra Blatt 15a.↩︎

  347. Cf. infra Blatt 15a.↩︎

  348. Spreche man das Fastengebet.↩︎

  349. Sie fasten also nur an den mittelsten Fasttagen (an den ersten nicht, weil diese leichter sind, an den letzten nicht, weil es 7 Fasttage sind). In der 1. Lehre heißen die mittelsten »erste«, was sie im Verhältnis zu den letzten sind, in der 2. heißen die mittelsten »letzte«, was sie im Verhältnis zu den ersten sind, u. die 3. spricht von den mittelsten überhaupt nicht.↩︎

  350. Es wird lärmend gesprochen.↩︎

  351. An den Fasttagen werden je 6 Segenssprüche mehr gesprochen als an gewöhnlichen Tagen u. bei jedem dieser Segenssprüche werden 3 Töne geblasen.↩︎

  352. Of. Jehoschua Kap. 6. Auch da erfolgte es mit Posaunen. Nach den Tosaphoth: auch da erfolgte es an 7 Tagen.↩︎

  353. Dh. sie darf dann nicht geholt werden.↩︎

  354. Weil er nicht fasten wollte.↩︎

  355. Daß nicht mehr als 13 Fasttage verfügt werden.↩︎

  356. Wegen anderer Unglücksfälle können demnach mehr Fasttage verfügt werden.↩︎

  357. Da die Tür von der Straße aus nicht augenfällig ist.↩︎

  358. Dh. Gelehrte; cf. Bd. II S. 320 Anm. 55.↩︎

  359. Jehoschua 7,10.↩︎

    1. Melachim 6,30.
    ↩︎
  360. Bamidbar 14,5.↩︎

  361. Ib. V. 6.↩︎

  362. Das »und« verbindet es mit dem vorangehenden Schriftverse. in dem vom Niederfallen aufs Gesicht gesprochen wird.↩︎

  363. Sc. werden dereinst den Messias verehren.↩︎

  364. Jeschajahu 49,7.↩︎

  365. Jeschajahu 49,7.↩︎

  366. Tehillim 97,11.↩︎

  367. Tehillim 97,11.↩︎