„Zuflucht, meiner Hilfe Hort,
Dir gebührt Lobgesang,
Gründe des Gebetes Haus,
dass wir Dankesopfer bringen.
Wenn die Strafe du bereitest
Jedem wütenden Bedränger,
Dann vollende ich unter Psalmlied des Altares Weihe.“
Diese Zeilen entstanden im 13. Jahrhundert neuer Zeitrechnung unter Eindruck massiver Verfolgungen und Pogrome. Die angeführte Zeile ist die erste Strophe des Liedes „Ma’oz Zur“ welches wir zu Channukah singen. Das Lied erzählt nicht nur von der Channukah-Geschichte, sondern auch indirekt von den Verfolgungen durch Christen und Muslime zur Zeit der Kreuzzüge.
Juden leben zwar seit der Römerzeit im geographischen Bereich Deutschlands, aber schon seit der Zeit des frühen Christentums bildet die Judenfeindschaft eine wichtige Konstante der christlich-abendländischen Geschichte.
Schon in frühen christlichen Synoden wurden judenfeindliche Verordnungen erlassen. Im Jahre 306 n.d.Z. wurde bereits die gemeinsame Speiseeinnahme verboten. Im Jahre 535 wurden Juden von öffentlichen Ämtern ausgeschlossen.
Im Jahre 681 fand nach der 12. Synode von Troyes eine der ersten bekannten Talmudverbrennungen statt, offenbar war die Verbrennung jüdischer Schriften eine Entscheidung der Synode.
Aus dieser Zeit stammen die strengsten bekannten Judengesetze, die vor der Zeit des Nationalsozialismus gefasst wurden. Das Kanonische Recht begründete die Absonderung der Juden mit weltlicher Gewalt und führte zur Errichtung des Ghettos.
Vor Beginn des 1.Kreuzzuges im Jahr 1096, wurden jüdische Gemeinden am Rhein und an der Donau zum ersten Mal vernichtet. Diese Ereignisse haben im Judentum Spuren hinterlassen. Es sind eine Reihe von hebräischen Chroniken der Verfolgungen erhalten, wie sie vor, während und nach dem 1.Kreuzzug stattfanden. Auf die Verfolgungen von 1096 reagierten die betroffenen Juden mit kollektiven Selbstmorden. Die Chroniken und Gesänge schildern diese Morde im buchstäblichen Sinn als Opfer, als Brandopfer, als Holocaust. Ein Chronist berichtet:
Am Rüsttage des Schabbats in der Dämmerstunde brachten sie sich als Opfer vor dem Ewigen an Stelle des täglichen Abendopfers dar, und betrachteten sich zugleich als Morgenopfer im Tempel, und wie der frohlockt, der Beute findet, wie man sich freuet bei der Ernte, so waren sie froh und freudig, sich dem Dienste unseres G’ttes weihen zu können und seinen großen und heiligen Namen zu verherrlichen.
Schlomo bar Simon
Die erste Ritualmordbeschuldigung aus dem Jahr 1235 führte in Fulda zur Tötung von 32 Mitgliedern der dortigen jüdischen Gemeinde. Im Anschluss an das Pogrom wurden alle Juden im Reich des Mordes angeklagt. In den Weihnachtstagen war in Fulda das Haus eines Müllers niedergebrannt, dabei verloren fünf Kinder des Müllers ihr Leben. Rasch hatte sich das Gerücht gebildet, Juden bräuchten das Blut von Christen für bestimmte Rituale und Heilungen.
Im folgenden Gerichtsprozess gegen alle Juden des Reiches stellte Friedrich der Zweite fest, dass:
„Weder im Alten noch im Neuen Testament zu finden ist, dass die Juden nach Menschenblut begierig wären. Im Gegenteil; sie hüten sich vor der Befleckung durch jegliches Blut…“
– die Juden wurden freigesprochen.
Später, im Zeitalter der Reformation, begründete Martin Luther mit seiner antijüdischen Agitation eine eigenständige judenfeindliche Tradition in der protestantischen Kirche.
So schreibt Luther 1542 eine Schrift mit dem Titel: „Von den Juden und ihren Lügen“. Darin heißt es unter anderem:
„Was wollen wir Christen nun tun mit diesem verworfenen, verdammten Volk der Juden? […] Rächen dürfen wir uns nicht. Ich will meinen treuen Rat geben. Erstlich, dass man ihre Synagogen oder Schulen mit Feuer anstecke […] zum anderen, dass man ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre.“
Luther zeichnete folgendes Bild von den Juden: Sie sind Erzverbrecher, Mörder an Christen und am gesamten Christentum. Drittens sind sie „Plage, Pestilenz und eitel Unglück“
Eine besonders beliebte Darstellung von Juden auf Kirchen, so auch auf der in Wittenberg, war die „Judensau“ – ein Schwein das Juden säugt. (Dort noch heute zu besichtigen)
Einhergehend mit dem Zerfall der kaiserlichen Macht, ging auch der Judenschutz zu
Ende, denn der Kaiser hatte die Juden unter einen sehr beschränkten Schutz gestellt.
In den folgenden Jahren änderte sich viel und viele neue Ideen, vor allem die der französischen Revolution, begeisterten die Menschen und brachten die deutschen Juden immer näher an die rechtliche Gleichbehandlung. Nur die völlig unrationalistische Furcht vor allem Jüdischen und der völlig sinnlose Hass gegenüber den Juden hatte sich seit dem Mittelalter wenig verändert. Deutlich wird das bei einem Ausschnitt aus einer Reichstagsdebatte im Jahre 1895. Es wurde ein Gesetzesentwurf vorgestellt, der es nichtdeutschen Juden verbieten sollte nach Deutschland zu kommen. Der Ton der Rede von Hermann Ahlwardt (der übrigens der „Antisemitischen Volkspartei“ angehörte) lässt noch immer Ängste und Vorurteile des Mittelalters mitschwingen:
[…]Aber mit dem Juden, der parasitisch arbeitet, ist es doch etwas anderes. Herr Rickert. der ebenso groß ist wie ich, fürchtet sich vor einem einzigen Cholerabazillus- und, meine Herren, die Juden sind Cholerabazillen. Meine Herren, die Ansteckungskraft und die Ausbeutungskraft des Judenthums sind es, um die es sich handelt[…]
Der Jude ist kein Deutscher. Wenn Sie sagen: der Jude ist in Deutschland geboren, er ist von deutschen Ammen ernährt, er hat den deutschen Gesetzen Folge geleistet, er hat Soldat werden müssen – und was für einer oft! Davon wollen wir nicht reden –
Er hat seine Pflichten alle erfüllt, muss auch Steuern bezahlen -, so ist das alles nicht das Entscheidende für die Nationalität, sondern die Rasse, aus der er hervorgeboren ist, ist das Entscheidende. Gestatten Sie, dass ich hier einen banalen Vergleich ausführe, den ich schon sonst in Reden vorgebracht habe: ein Pferd, das im Kuhstall geboren ist, ist noch lange keine Kuh.
Ein Jude, der in Deutschland geboren ist, ist noch lange kein Deutscher; er ist immer noch ein Jude…
(Zitiert nach: Reichstag Stenographische Berichte, 53. Sitzung, 6. März 1895,S.1296 ff.)
Nachdem Juden mehr als tausend Jahre lang in Europa gelebt hatten, wurden sie Opfer zahlreicher Anfeindungen:
1933 lebten Juden seit
>1612 Jahren in Deutschland,
>seit 2100 Jahren in Italien,
>seit 1030 Jahren in Österreich,
>seit 800 Jahren in Polen,
>seit 1930 Jahren in Frankreich,
>in Jugoslawien seit 1000 Jahren,
>in Bulgarien seit 1900 Jahren und in
>Rumänien seit 1800 Jahren.
Schon kurz vor dem ersten Weltkrieg wurden einige hundert Juden in einer Reihe von Pogromen ermordet und nach dem ersten Weltkrieg wurden in der Ukraine knapp 85000 Juden während verschiedener Pogrome getötet.
In Berlin wurde 1922 der deutsche Außenminister Walter Rathenau von Antisemiten ermordet und 1923 wurden dort jüdische Häuser angegriffen.
1923 wird in Deutschland die Antisemitische Zeitung „Der Stürmer“ zum ersten Mal veröffentlicht deren Leitspruch: „Die Juden sind unser Unglück“ war.
Während Adolf Hitler in Landsberg in Festungshaft saß, nachdem 1924 sein Versuch fehlgeschlagen war die Macht in München zu übernehmen, veröffentlichte er von dort aus, im Juli 1925 den ersten Teil seiner antisemitischen Schrift „Mein Kampf“. Der zweite Teil wurde am 10. Dezember 1926 veröffentlicht.
Als er aus der Haft freigekommen war, baute Hitler seine Partei wieder auf. Auf Parteitagen in Weimar 1926 und in Nürnberg 1927 nahmen viele Sprecher gegen Juden Stellung und verlangten die Ausweisung aller Juden.
1927 wurden verschiedene jüdische Friedhöfe geschändet; in Osnabrück sowie Krefeld wurden die Synagogen geschändet.
Am 12.September 1931, dem Vorabend des Jüdischen Neujahrsfestes wurden Juden, welche aus der Synagoge nach Hause gingen, von Nazi-Gruppen attackiert.
Am 30.Januar 1933 kommt Hitler mit seiner Nationalsozialistischen Partei an die Macht.
Die schon vorhandenen Bilder vom Judentum wurden von der Nationalsozialistischen Partei weiterentwickelt und wieder aufgefrischt. Dies geschah nicht etwa geheim innerhalb der staatlichen Instanzen, sondern mit und in aller Öffentlichkeit. Der Gauleiter Julius Streicher erklärte immer wieder, die Juden seien kriminell. Ein Auszug aus seiner Rede vor der Hitlerjugend beweist dies:
Buben und Mädel! Schaut auf etwas mehr als ein Jahrzehnt zurück.
Ein großer Krieg – der Weltkrieg- war hinweggerast über die Völker dieser Erde und hat am Ende einen Trümmerhaufen zurückgelassen.
Ein einziges Volk blieb in diesem furchtbaren Krieg Sieger, ein Volk, von dem Christus sagte, sein Vater sei der Teufel. Dieses Volk hatte das deutsche Volk an Leib und Seele zugrunde gerichtet. (Streicher-Rede vom 22.Juni 1935)
Wie die Antisemiten des 19. und die Kleriker des 16.Jahrhunderts hielten auch die Nazis des 20.Jahrhunderts die Juden für feindselig, kriminell und parasitär. Am Ende genügte das bloße Wort „Jude“, um alle diese Eigenschaften auf einmal zu umschreiben. In Trübners Deutschem Wörterbuch findet man auf den Seiten 55-57 in der Ausgabe von 1943 im Band 4, genau diese Aussagen unter dem Begriff „Jude“. In dem Bild der Nationalsozialisten waren die Juden nicht nur Konfession, sondern in erster Linie Rasse. Die Verfolgung der Juden wurde von den deutschen Behörden genauestens organisiert und war keinesfalls nur Beiwerk der nationalsozialistischen Herrschaft.
Die Judengesetzgebung des Mittelalters traf in Deutschland mit einem effizienten und auf einem hohen Niveau arbeitenden fähigen Verwaltungsapparat zusammen, den es seit Jahrhunderten gegeben hatte.- Dies bewirkte das in einem Zeitraum von etwa vier Jahren im Durchschnitt zwischen 3500 und 4000 Juden jeden Tag umgebracht wurden.
Mit der Machtübernahme wurde ein komplizierter Apparat in Gang gesetzt, der dies möglich machte.
Raul Hilberg gliedert in seinem Werk „Die Vernichtung der europäischen Juden“ (Raul Hilberg „Die Vernichtung der europäischen Juden“ 3 Bände, Frankfurt am Main 1994), den Vernichtungsprozess in ein Schema, dem im Folgenden nachgegangen wird:
Der Vernichtungsprozess entfaltete sich nach einem feststehenden Schema. Der Prozess der Vernichtung war eine Schritt für Schritt erfolgende Aktion.
Der grobe Ablauf ist etwa folgendermaßen zu beschreiben:
Zunächst wurde der Begriff Jude definiert, dann traten Enteignugsmaßnahmen in Kraft, dann folgte die Konzentration der Juden in Ghettos, schließlich kam es zu der Entscheidung, das europäische Judentum auszulöschen.
Nach Russland wurden mobile Tötungseinheiten entsandt, im übrigen Europa deportierte man die Juden in Vernichtungslager.
Die Definition des Begriffes „Jude“ machte den deutschen Behörden zunächst Schwierigkeiten, da man sich auf keine rassische Definition einigen konnte.
Am 13.September 1935 verlangte die Hitler die Schaffung des so genannten „Gesetzes zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“. Innerhalb von zwei Tagen sollte dies fertig gestellt werden, anlässlich des Nürnberger Parteitages.
Es wurde auch in dieser Zeit fertig gestellt und beinhaltete das Verbot von Ehen und
außerehelichen Verkehr zwischen Juden und so genannten Staatsangehörigen „deutschen oder artverwandten Blutes“, die Beschäftigung weiblicher Staatsangehöriger „deutschen oder artverwandten Blutes“ in jüdischen Haushalten und das Hissen der Reichsflagge durch Juden. Keiner der Begriffe wurde jedoch genau definiert, so dass Raum für Auslegungen blieb.
Am 14.November 1935 folgte ein Einstufungsverfahren, welches wie folgt aussah:
Für die Bestimmung der Großeltern galt weiterhin, dass ein Großelternteil jüdisch war, wenn er oder sie der jüdischen Religionsgemeinschaft angehörte.
In den besetzten Ländern und Achsenstaaten wurde diese Definition als Grundlage genommen und verändert, in Kroatien zum Beispiel wurde sie extrem verschärft.
Der nächste Schritt war die Enteignung des Besitzes von Juden, begonnen mit der Enteignung von Fabriken gefolgt von der Einziehung der Ersparnisse, der Löhne, der Wohnungen, bis hin zu den Goldzähnen.
Den Anfang machte die Entlassung aller jüdischen Angestellten, darauf folgte die Arisierung jüdischer Firmen, was bedeutet, das jüdische Besitzer ihre Firmen an nichtjüdische NSDAP-Mitglieder abgeben mussten. Später wurden verschiedene Steuern über Juden verhängt, um sie ihrer wirtschaftlichen Grundlage zu berauben.
Die nächste Stufe im Vernichtungsprozess war die Konzentration der jüdischen Gemeinschaft. Die jüdische Gemeinschaft sollte von der übrigen Bevölkerung abgesondert werden und in den Städten zusammengefasst werden.
Zum Zwecke der Absonderung sollten Juden kenntlich gemacht werden, deshalb wurden zunächst die Pässe gekennzeichnet. Am 11.März 1940 wurden Lebensmittelkarten jüdischer Besitzer mit einem J gekennzeichnet, ab dem 18.September 1942 durchgängig mit dem Wort „Jude“.
Am 17.August 1938 wurde eine Verordnung veröffentlicht, welche vorsah das jüdische Männer ihrem regulären Erstnamen den Zweitnamen Israel, jüdische Frauen den Zweitnamen Sara hinzuzufügen hatten.
Als nächste Verordnung folgte am 1.September 1941,daß alle Juden ab sechs Jahren in der Öffentlichkeit einen Judenstern zu tragen hatten, welcher gelb und handtellergroß sein sollte, in seiner Mitte sollte in schwarzen Buchstaben das Wort „Jude“ stehen. Der Träger hatte den Stern auf der linken Seite der Kleidung fest anzubringen.
Ebenfalls wurden Geschäfte jüdische Inhaber von Anfang an gekennzeichnet, wenn deren Inhabern die Geschäfte nicht schon längst festgenommen worden waren.
Der nächste Schritt war die Vernichtung der Juden, dieses gewaltsame Vorgehen wurde am 9.November in der so genannten „Reichskristallnacht“ schon vorabgebildet.
Nachdem man die Opfer vollkommen isoliert hatte vom übrigen gesellschaftlichen Leben, ihnen 1935 sogar die Staatsbürgerschaft und jegliche Rechte abgesprochen hatte, hatte man ein Terrain geschaffen, welches es erlaubte, die Juden Europas zu ermorden.
Im September 1939 marschierte die deutsche Wehrmacht in Polen ein und fand dort 3,3 Millionen jüdische Menschen vor, immerhin 10 Prozent der polnischen Gesamtbevölkerung.
Dort wird die jüdische Bevölkerung in Ghettos zusammengetrieben, in den polnischen Städten in denen aus technischen Gründen, keine Ghettos errichtete werden konnten, wurden die Juden entweder vertrieben oder gleich an Ort und Stelle erschossen.
Vor der Einweisung in die Ghettos stand die Bildung von Judenräten. Am 28.November 1939 hatten alle jüdischen Gemeinden einen Judenrat zu wählen, die Vorsitzenden solcher Räte wurden dann von der lokalen Verwaltung des eingegliederten Gebietes oder des Generalgouvernementes kontrolliert.
Die ersten Ghettos gab es in den eingegliederten Gebieten ab dem Winter 1939/40.Das erste große Ghetto entstand im April 1940 in Lodz.
Das Warschauer Ghetto wurde im Oktober 1940 errichtet. Für die in Krakau zurückgebliebenen Juden wurde im April 1941 ein Ghetto eingerichtet.
Diese Ghettos waren nicht als Dauerlösung von den deutschen Militärs gedacht, sondern dienten zunächst dem schnelleren Zugriff auf die jüdische Bevölkerungsgruppe.Von den Ghettos aus,wurden die Juden in Zwangsarbeiterlager geführt.
Selbst die Errichtungen von Ghettos wurde von der gleichgeschalteten Presse zu Propagandazwecken genutzt , unter dem Titel „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“ ,wurde ein Film für die Wochenschau gedreht.
Die Zwangsarbeit war eine der ersten Versionen der Vernichtung der Juden.Da die Juden sieben Tage in der Woche von Tagesanbruch bis zur Dämmerung arbeiten mußten,war der Zusammenbruch nur eine Frage der Zeit.Es wird berichtet,daß selbst in kleinen Arbeitslagern mit nicht mehr als 400-500 Insassen etwa ein Dutzend Tote am Tag üblich waren.
Die Reichsbehörden mußten diesen Arbeitern keinerlei Löhne zahlen und den öffentlichen Arbeitgebern war die Ausbeutung der Arbeiter unbeschränkt freigestellt.
Private Betriebe konnten ab 1942 Arbeiter aus den Lagern und Ghettos beschäftigen, zahlten aber die Löhne direkt an die SS.
Das Überleben der Ghettobevölkerung, hing in erster Linie von der Versorgung mit Nahrungsmitteln und Brennstoffen ab. Mit Drosselung und Einstellung der Zufuhr solcher Güter,war es möglich eine große Anzahl von Menschen in den Ghettos zu töten.
Die deutsche Ernährungspolitik in Polen war im Allgemeinen sehr einfach. So viele Nahrungsmittel wie möglich wurden ins Reich abtransportiert. Die Polen wurden notdürftig am Leben erhalten. Die Juden welche auf der untersten Sprosse der Gesellschaft im Reich standen,wurden in der Schwebe zwischen Leben und Tod gehalten.
Die unzureichende hygienische Versorgung und der wenige Raum, sorgte für eine weitere Erhöhung der Todesrate in den Ghettos.
Allein 1941 sterben in den Ghettos Warschau und Lodz 54 616 Menschen.
Am 22.Juni 1941 beginnt der deutsche Überfall auf die Sowjetunion,welcher schon elf Monate zuvor,am 22.Juli 1940 beraten worden war.
Hitler nannte den Angriff auf die Sowjetunion später in seiner Unbeschränktheit an Mitteln und Material den „Totalen Krieg“ .
Am 30.Januar 1942 erklärt Hitler in einer Rede im Berliner Sportpalast:
…das Ergebnis dieses Krieges wird die Vernichtung des Judentums sein…
In Begleitung der vorrückenden Heeresgruppen befanden sich kleine, motorisierte Tötungskommandos der SS und der Polizei, die taktisch den Militärbefehlshabern unterstanden, ansonsten jedoch freie Hand bei der Erledigung ihres Sonderauftrages hatten.
Als die Einsatzkräfte die Grenze zur Sowjetunion überschritten, lebten fünf Millionen Juden im sowjetischen Staatsgebiet.Die große Mehrheit von ihnen lebte in den westlichen Landesteilen.Vier Millionen lebten in den Gebieten,die in der Folgezeit von der deutschen Wehrmacht überrannt wurden.
Etwa anderthalb Millionen Juden flohen aus den betreffenden Gebiete, bevor die Wehrmacht dort eintraf.
Im Jahre 1941 wurde in Polen,zeitgleich mit dem Angriff auf die Sowjetunion,mit der Vernichtung der Juden in Gaskammern begonnen.
Es gab im Reich trotz aller Aktionen keinen gemeinsamen Rahmen aller Behörden und kein genaues Ziel der Aktionen. Man wollte einen gemeinsamen Leitfaden entwerfen – man wollte eine „Gesamtlösung der Judenfrage“.
Heydrich vom Reichssicherheitshauptamt initiierte eine solche Konferenz.
Es wurden Einladungen an alle betroffenen Ressorts versandt. Am 20.Januar 1942 traf man sich im Reichssicherheitshauptamt,am Großen Wannsee Nr.50/58. zu einer solcher Konferenz. Diese Konferenz wird später unter dem Namen „Wannseekonferenz“ bekannt werden. Dort wurde die sogenannte „Endlösung der Judenfrage“ beschloßen, die völlige Vernichtung des europäischen Judentums.
Im Zuge dieser Konferenz wurden auch technische Dinge besprochen wie zum Beispiel den Einbezug der Reichsbahn in den Vernichtungsprozeß und der möglichst kostengünstigsten und effektivsten Art der Vernichtung.
Die Lager in Polen wurden schnell Zentren dieser Vernichtung, sie waren Sammelpunkte für Tausende von Transporten, welche aus allen Richtungen des Reiches in Viehwagen eintrafen, in denen nicht wenige Menschen schon während des Transportes zu Tode kamen. Die Reichsbahn berechnete für jeden transportierten Juden einen Fahrpreis dritter Klasse zum gültigen Tarif, inklusive der Kilometerberechnung.
Die Vernichtungslager arbeiteten nach intensiver Planung schnell und „wirkungsvoll“:
Ein Mensch stieg am Morgen aus dem Zug, am Abend war sein Leichnam verbrannt, seine Kleidung für den Transport nach Deutschland verpackt.
Der Prozeß der Vernichtung wurde ständig effektiviert. Nachdem man beschlossen hatte, dass die Munition für das Erschießen der Juden in großen Mengen zu viel Geld kostete, gab man den Auftrag, nach einer verbesserten Methode zu suchen.
Man begann deshalb in Sobibor mit der Vernichtung mit Hilfe von Gaskammern.
Die Gaskammern, als Duschen getarnt, waren nicht sehr groß, aber während der Vergasungen, waren sie bis zum Rande ihres Fassungsvermögens gefüllt. Das benutzte Gas befand sich in Flaschen, es war ein Kohlenmonoxidpräparat, welches auch schon 1939 in Euthanasie-Stationen verwandt wurde.
Später wurde das Lager Belzec mit einem Dieselmotor ausgerüstet.
Krematorien wurden nicht eingerichtet-die Leichen wurden in Massengräbern verbrannt, deshalb kam es im Sommer 1942 im Eisenbahnverkehr des Generalgouvernementes zu Stockungen, die Linie nach Sobibor war blockiert, aufgrund der vielen ankommenden Güterwagen. In Treblinka trafen so viele Transporte ein, daß die völlige Überfüllung eintrat und sich die neu angekommenen Deportierten Bergen von unverbrannten Leichen in verschiedenen Stadien der Verwesung gegenübersahen.
Während Kulmhof im Wartheland mit Gaswagen arbeitete und im Generalgouvernement ein System von Vergasungsanlagen errichtet wurde, die Kohlenmonoxid verwandten, gelangte im reichsangegliederten Schlesien ein drittes Projekt zur Reife.
Im Raum Kattowitz wurde ein weiteres Konzentrationslager geschaffen, dessen Standort wegen seiner verkehrsgünstigen Lage ausgewählt wurde. Das Lager Auschwitz mit dem Lagerkommandanten Höß.
Höß arbeitete an genanntem dritten Projekt.
Er betrieb den Bau von Vernichtungsanlagen,die in zwei wesentlichen Punkten „Verbesserungen“ aufwiesen. Zum einen war dies die Raumersparnis.
Höß baute seine Anlagen als kombinierte Einheiten, deren jede einen Vorraum, eine Gaskammer und einen Ofen zur Leichenverbrennung enthielt. Zweitens gelangte er nach einem Treblinkabesuch zu der Auffassung, dass die Kohlenmonoxidmethode nicht besonders „effektiv“ sei.
Deshalb führte er in seinen Lagern ein anderes Gas ein- die schnellwirkende Blausäure(Handelsname Zyklon). Im Gegensatz zum Kohlenmonoxid konnte dieses Gas nicht am Einsatzort hergestellt werden. Es bedurfte vieler Bemühungen zur Lösung der vielen Probleme, die im Zusammenhang mit der Errichtung der speziellen kombinierten Einheiten und der Sicherstellung einer verläßlichen Versorgung mit Blausäure auftraten.
Blausäure oder Zyklon ist ein starkes Gift-ein Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht führt zum Tode. Das Zyklon war in Behältern verpackt; man brauchte nur den Kanister zu öffnen und die Kugeln in die Kammer zu schütten; das verfestigte Material zersetzte sich sofort zu Gas.
Aufgrund seines schnellen Verfalles im Behälter konnten keine großen Vorräte von dem Zyklon angelegt werden. Das Gas wurde von der „Deutschen Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung mbh (DEGESCH)“ hergestellt. Diese war im Besitz der DEGUSSA und der I.G.Farben.
In den Todeslagern wurden nur aus drei Gründen Häftlinge am Leben gelassen:
wegen zeitweiser Überfüllung der Tötungsanlagen (Gaskammern und Krematorien),für Bauarbeiten im Lager und dessen Instandhaltung und als Arbeitskräfte für industrielle Zwecke.
Um arbeitsfähige Häftlinge von nicht arbeitsfähigen Häftlingen zu trennen, fanden regelmäßig Selektionen statt. Die Arbeitsfähigen wurden zur Arbeit geschickt und die nicht ausgewählten wurden einer sogenannten Sonderbehandlung zugeführt, was bedeutete, daß sie in die Gaskammern ermordet wurden.
Die Arbeiter, welche bei privaten Betrieben arbeiten mussten, waren vor allen Dingen bei der I.G.Farben, bei Bayer, und bei AGFA beschäftigt.
Einige Häftlinge wurden zu medizinischen Versuchen benötigt, vor allem Zwillinge wurden in Auschwitz zu Experimenten mißbraucht.
Selbst die Toten wurden noch gebraucht, ihre Goldzähne wurden entfernt und aus den abgeschnittenen Haaren wurden Kleidungsstücke für U-Boot Mannschaften gefertigt. Brillen und andere verwertbare Dinge sollten weiterverwandt werden. Von Rudolf Höß wird berichtet, er habe sich einen Lampenschirm aus Menschenhaut anfertigen lassen.
Der Vernichtungsvorgang wurde von den Bewachern mit einer Abfolge präziser Befehle gelenkt.
Es gab einen festgelegten Ablauf im Lager. Der erste war die Benachrichtigung der Lager vom Eintreffen eines Transportes, so dass alles vorbereitet werden konnte.
Dies geschah mit solcher Reibungslosigkeit, daß die Insassen eines Eintreffenden Zuges, vom Öffnen des Zuges an, nur noch etwa zwei Stunden zu leben hatten.
ach Entladen der Züge erfolgte eine doppelte Selektion. Alte, Kranke und auch kleine Kinder wurden bereits auf dem Bahnsteig ausgesondert. Von der ersten Auschwitzer Rampe wurden die Alten und Kranken, sowie die Kinder mit Lastwagen direkt zu den Gaskammern gebracht.
Kräftige Personen wurden zur Arbeit selektiert. Die Opfer wurden an einem Arzt vorbeigetrieben, der dann umgehend entschied.
Männer und Frauen mußten sich getrennt in Baracken entkleiden. Es wurde der Eindruck erweckt, dass die Kleider nach dem Duschen zurückgegeben würden.
Den Frauen wurde das Haar geschoren und ein Häftlingszug gebildet.
Diese wurden dann in die Kammern geführt.
Wenn sich die ersten Zyklon B Kugeln am Boden der Kammer verflüchtigten, begannen die Opfer zu schreien. Auf der Flucht vor dem aufsteigenden Gas stießen die Stärkeren die Schwächeren nieder und stellten sich auf die Liegenden.
Der Todeskampf dauerte etwa zehn Minuten.
Danach mußten jüdische Sonderkommandos die Leichen auseinanderzerren und in den Körperhöhlen nach versteckten Wertsachen suchen und den Toten die Goldzähne ziehen. Im Hauptlager wurden diese dann in Barren umgeschmolzen, erst danach wurden die Toten verbrannt. In Auschwitz endete die Vernichtung mit dem Einmarsch sowjetischer Truppen. Im übrigen Deutschland wurde so lange weitergemacht, bis die Besatzungsmächte dies unmöglich machten.
Am Ende dieses Prozesses stehen knapp sechs Millionen getötete Menschen. Nur elf Prozent aller jüdischen Kinder unter 14 Jahren überlebten den Krieg.
Der Tod von knapp sechs Millionen Juden war die größte Tragödie in der Geschichte des Judentums und ist bis heute in der jüdischen Gemeinschaft in aller Welt spürbar.