Midrasch Dewarim Rabba – Paraschah Ekew (bis 10,1)
Inhalt
- Kapitel 7. Vers 12 . Und es geschieht, wenn ihr gehorcht.
- Vers 13. Er wird dich lieben, dich segnen und dich mehren u. s. w.
- Vers 14 Du wirst vor allen Völkern gesegnet sein.
- Kapitel 9, Vers 1 Höre, Israel! du ziehst heute über den Jordan.
- Kapitel 10. Vers 1. Zu derselben Zeit sprach HaSchem zu mir: Haue dir aus.«
Halacha. Darf ein Israelit einen aus Gelenken zusammengesetzten Leuchter am Schabbat von einem Ort zum andern tragen (bewegen)? Die Weisen haben so gelehrt. Wer die Röhren eines Leuchters am Schabbat zusammensetzt, macht sich einer Sünde schuldig. Warum verschuldet er sich? R. Abuhu im Namen des R. Jochanan sagte: Wer am Schabbat einen Leuchter zusammensetzt, ist wie ein Mensch, der am Schabbat baut und wer am Schabbat baut, läd eine Schuld auf sich. R. Jose bar R. Chanina sagte: Wann haben die Israeliten den Schabbat so beobachtet (gehalten), wie es sich gehört? Als sie sich in Alusch befanden. Woher lässt sich das beweisen? Es heißt Ex. 16, 30: »Das Volk ruhte am siebenten Tage.« Glaubst du, dass ich dir den Schabbat vielleicht zu deinem Nachteile gegeben habe? Nein, ich habe dir den Schabbat zu deinem Besten gegeben? Wie das? R. Chija bar R. Abba sagte: Du heiligst den Schabbat durch Speise und Trank, durch einen reinen Anzug und vergnügst deine Seele und ich gebe dir Lohn noch dafür, wie es heißt Jes. 58, 13: »Wenn du den Schabbat eine Ergötzung nennst« u. s. w. Was folgt darauf? S. das. V. 14: »Dann findest du Lust am Ewigen, und er gibt dir was dein Herz begehrt.« Wann gibst du uns den Lohn, fragten die Israeliten, für die von uns ausgeübten Gebote? Die Früchte der von euch geübten Gebote genießt ihr jetzt schon, antwortete ihnen G-tt, den Lohn aber gebe ich euch in der Folge (בעקב). Woher lässt sich das beweisen? Aus dem, was wir hier lesen.
Kapitel 7. Vers 12 . Und es geschieht, wenn ihr gehorcht.
Oder: »Und es geschieht« u. s.w. In Verbindung mit Ps. 60, 9: »Mein ist Gilead, mein ist Manasse, auf Edom werfe ich meinen Schuh.« Was heißt Gilead?
Resch Lakisch sagte u. s. w. bis zu den Worten עד שהן מבני יהודה (s. Bemidbar r. Par. 14, Anf.). Oder: »Moab ist mein Waschbecken« (Ps. 60. 10), R. Simeon ben Chalaphtha sagte: G-tt sprach: Ich setzte für Moab einen Regen von Strafen. Was heißt das: »Auf Edom werfe ich meinen Schuh?« G-tt sprach: Alles ist bereit, Busse zu tun, und ich trete die Kelter Edoms mit der Ferse meines Fußes. Wann? »Und es geschieht, wenn ihr gehorchet.« G-tt sprach zu den Israeliten: Meine Kinder! glaubet nicht, dass ich euch behandle wie einen Knecht, welchen sein Herr teuer (eig. zu einem Preise, den er nur finden kann) verkaufen möchte, ich bringe vielmehr Leiden über euch, bis ihr eure Herzen auf mich richtet. R. Acha sagte: G-tt hat den Schwur getan, dass er die Israeliten nie verlassen werde. Woher lässt sich das beweisen? Aus Am. 4, 12: »Darum werde ich dir, Israel, also tun.« Unter »לכן also« ist nichts anders als Schwur (שׁבועה) zu verstehen vgl. 1 Sam. 3, 14: »Darum (ולכן) schwöre ich dem Hause Elis.« Und bis wieweit werde ich euch züchtigen? Bis an die Ferse (עקב .(עד העקב, denn dies will ich dir tun, bis ihr beobachtet alle meine Gebote bis ans Ende (עד עקב).
Oder was steht vorher? Deut. 7, 9: »Und du erkennest, dass HaSchem dein G-tt ist, ein treuer G-tt.« Es verhält sich hiermit, sagte R. Chija bar Abba, wie mit dem Freunde eines Königs, welcher demselben ein Pfand zur Aufbewahrung übergeben halte und dann gestorben war. Da kam sein Sohn und verlangte das Pfand aus seiner Hand. Er sprach zu ihm (dem König): Gib mir das Pfand, das dir mein Vater anvertraut hat. Hast du etwa, antwortete ihm der König, einen Bessern als ich, das Pfand, habe ich es nicht sorgfältig (eig. verdoppelt, zusammengerollt) bewahrt und in Ordnung gehalten? So auch, als die Israeliten zu Jeremias Zeit gesündigt hatten, da sprach G-tt zu Jeremia: Geh, sage den Kindern Israel, Jerem. 2, 5: »Was haben eure Väter Unrechtes an mir gefunden?« Habe ich nicht alles, was ich euern Vätern geschworen, gehalten? Ich habe ihnen geschworen, dass ich ihre Kinder segnen werde, wie es heißt Gen. 22, 17: »Ich werde dich segnen«, habe ich euch nicht durch Moscheh gesegnet, wie es heißt Deut. 1, 10: »HaSchem, euer G-tt, hat euch vermehrt?« Ich habe ihm (dem Abraham) versprochen, dass ich euch mit großer Habe (aus Ägypten) ausziehen lassen werde, wie es heißt Gen. 15, 14: »Und nachher werden sie ausziehen mit großer »Habe«, habe ich nicht also getan (habe ich es nicht gehalten)? Es heißt doch Ps. 105, 37: »Er ließ sie ausziehen mit Silber und Gold, und kein Wankender war in seinen Stämmen,« darum sagte Moscheh Deut. 7, 8: »Weil euch HaSchem liebte und den Schwur hielt, und er erlöste dich aus dem Hause der Knechtschaft, V. 9: und du erkennest, dass HaSchem ein treuer G-tt ist.«
Oder: »HaSchem, dein G-tt, ist G-tt.« R. Levi sagte; Womit ist das zu vergleichen? Mit dem Freunde eines Königs. Er kam und gab demselben ein Pfand aufzubewahren und starb. Da kam sein Sohn und verlangte das Pfand zurück. Der König sprach zu ihm: Bringe zwei Befehlshaber und zwölf Räte, durch sie will ich dir das Pfand geben. So sprach auch G-tt, als die Israeliten aus Ägypten zogen: Eure Väter haben mir ein Pfand anvertraut. Woher lässt sich das beweisen? Es heißt Ex. 3, 16: »Ich habe euch als Pfand bekommen.« Er sprach zu ihnen: Bringet zwei Befehlshaber und zwölf Räte, nämlich Moscheh und Aaron und die zwölf Stammhäupter, wie es heißt Num. 1, 3, 4: »Ihr sollt sie mustern nach ihren Heeren, und bei euch sei je ein Mann vom Stamme.«
Oder: »Der treue G-tt.« Die Rabbinen sagen: Aus der Redlichkeit eines menschlichen Wesens kannst du auf die Redlichkeit G-ttes schließen. R. Pinchas ben Jair wohnte in einer Stadt im Süden und es kamen Leute dahin, um sich zu ernähren. Sie führten zwei Sea Gerste bei sich, welche sie ihm aufzuheben gaben, sie haben vergessen sie aber und reisten wieder ab. R. Pinchas ben Jair säete sie in jedem Jahr, brachte sie wieder auf die Tenne und sammelte sie. Nach Verlauf von sieben Jahren kamen die Handelsleute wieder dahin, um das Übergebene in Empfang zu nehmen. R. Pinchas ben Jair erkannte sie sogleich und sprach zu ihnen: Kommt und nehmt eure Schätze in Empfang. Siehe, das ist die Redlichkeit von Fleisch und Blut, wie groß ist erst die Redlichkeit G-ttes (eig. daraus kannst du auf die Redlichkeit G-ttes schließen)!
Einstmals ging R. Pinchas ben Jair in eine Stadt, wo die Mäuse alles in dem Gebiete dieser Stadt frassen, die Einwohner kamen zu ihm und baten ihn um einen Rat. Was tat R. Pinchas ben Jair? Er fragte sie: Warum sondert (entrichtet) ihr nicht eure Zehnten, wie sich’s geziemt? Wollt ihr, dass, wenn wir uns für euch verbürgen, und ihr eure Zehnten, wie sich’s geziemt, absondert, die Mäuse euch keinen Schaden mehr verursachen? Ja, antworteten sie. Er verbürgte sich für sie, und die Mäuse zogen ab und wurden nicht mehr gesehen.
Oder: Ein Brunnengräber war mit Brunnegraben für die Allgemeinheit beschäftigt und seine Tochter war unterwegs und wollte durch einen Fluss gehen, wurde aber von ihm fortgerissen. Man kam und meldete dem R. Pinchas: Das und das ist der (deiner) Tochter von dem und dem zugestoßen. Er sprach zu ihnen: Es ist nicht möglich (dass das vorgefallen sein kann), da ihr Vater im Wasser G-ttes Willen tut, so wird G-tt seine Tochter nicht im Wasser umkommen lassen. Sofort verbreitete sich das Gerücht (Geschrei) in der Stadt, die Tochter jenes Mannes sei wiedergekommen. Unsere Rabbinen sagen: Als R. Pinchas ben Jair jene Worte sprach, da kam ein Engel herab und zog sie heraus. R. Simeon ben Schetach hatte von einem Ismaeliten einen Esel gekauft und seine Schüler fanden einen Edelstein an dem Halse desselben hängen. Rabbi! sagte einer derselben (s. Prov. 10, 22): »Der Segen HaSchems macht reich.« Ich habe nur den Esel gekauft, sagte R. Simeon ben Schelach, aber nicht den Edelstein. Er ging und gab ihn dem Ismaeliten zurück und dieser rief über ihn aus: Gelobt sei HaSchem, der G-tt des Simeon ben Schetach. Von dieser Redlichkeit eines menschlichen Wesens kannst du auf die Redlichkeit G-ttes schließen, er ist treu und wird den Israeliten ihre guten Werke, welche sie tun, einst belohnen, wie es heißt Ex. 12, 17: »Und ihr beobachtet die Gebote.« Aber was wird ihr Lohn sein? Und es geschieht, wenn ihr gehorcht u. s. w. In der Folge werde ich euch bezahlen.
Oder: So bewahret HaSchem dein G-tt dir. Was heißt ושמר? R. Samuel ben Nachman sagte: Alles, was die Israeliten in dieser Welt genießen, rührt von der Kraft des Segens her, womit sie der ruchlose Bileam gesegnet hat, aber die Segnungen, womit die Väter sie gesegnet haben, sind noch für die Zukunft aufbewahrt, wie es heißt: »HaSchem, dein G-tt, wird dir bewahren« u. s. w. Womit ist das zu vergleichen? Oder R. Chelbo sagte: Es verhält sich wie mit einer Waise, welche von einem Hausherrn aufgezogen wurde, sie aß von dem Seinigen, trank von dem Seinigen und kleidete sich von dem Seinigen und erlernte ein Gewerbe. Für das alles, was ich esse, trinke und wovon ich mich kleide, dachte die Waise, wird er einst seine Rechnung machen (eig. ist mein Lohn die Rechnung). Da sprach der Hausherr zu ihr: Bei deinem Leben! alles was du isst und wovon du dich kleidest, empfängst du in Folge (in der Kraft) des Fasses Wasser, welches du mir schöpfst und in Folge (in der Kraft) des Holzes, welches du mir spaltest, dein Lohn aber bleibt dir noch für die Zukunft aufbewahrt. Ebenso alles, was die Israeliten in dieser Welt genießen, genießen sie in Folge (in Kraft) der Leiden, die über sie kommen, ihr Lohn aber verbleibt ihnen für die Zukunft aufbewahrt, wie es heißt: »Und HaSchem, dein G-tt, wird dir bewahren« u. s. w. Was heißt das: Der Bund und die Liebe, die er deinen Vätern zugeschworen? R. Chija sagte: Drei gute Eigenschaften finden sich im Besitze der Israeliten, sie sind schamhaft, barmherzig und menschenfreundlich. Schamhaft, woher lässt sich das beweisen? Es heißt Ex. 20, 20; »Auf dass seine Furcht auf euern Gesichtern wäre;« barmherzig (mitleidig), woher lässt sich das beweisen? Es heißt Deut. 13, 17: »Und dir Barmherzigkeit erweise und sich deiner erbarme;« menschenfreundlich (mildtätig), woher lässt sich das beweisen? Es heißt Deut. 7, 12: »Und so bewahret dir HaSchem, dein G-tt, den Bund und die Liebe.«
Vers 13. Er wird dich lieben, dich segnen und dich mehren u. s. w.
Warum wird hier die Leibesfrucht der Erdfrucht gleichgestellt? G-tt sprach: Sowie es unter deiner Erdfrucht Schlacken gibt, so gibt es auch unter deiner Leibesfrucht Schlacken; oder sowie es unter deiner Erdfrucht nicht Sünde und Schuld gibt, so sei auch unter deiner Leibesfrucht nicht Sünde und Schuld; oder sowie deine Erdfrucht verzehntet werden muss, so muss auch deine Leibesfrucht verzehntet werden d. i. die Beschneidung. Oder R. Jehnda bar R. Simon sagt: Warum hat er die Leibesfrucht der Erdfrucht gleichgestellt? Weil deine Erdfrüchte deine Leibesfrüchte sühnen. Woher lässt sich das beweisen? So heißt es Deut. 32, 43: »Und sein Boden sühnt sein Volk.«
Vers 14 Du wirst vor allen Völkern gesegnet sein.
R. Chija bar Abba sagte: Eine Matrone fühlt sich nicht durch die Lobeserhebung ihrer Verwandten, sondern durch die ihrer Nebenbuhlerinnen geschmeichelt.
Kein Unfruchtbarer noch Unfruchtbare wird unter dir sein d. i. es wird keine Verschnittene noch Unfruchtbare (Weiber) geben, nicht nur unter den Menschen, sondern auch nicht einmal unter dem Vieh. Woher lässt sich das beweisen? Weil es hier heißt: noch unter deinem Vieh. Siehe, das ist unter Menschen und unter Vieh. Und woher lässt sich beweisen, dass es auch im Lande nicht der Fall ist? Weil es heißt Ex. 23, 26: »Keine Fehlgebärende noch Unfruchtbare soll in deinem Lande sein.« Siehe, das ist unter Menschen und unter Vieh und im Lande, woher lässt sich beweisen, dass das auch nicht unter den Bäumen stattfinden wird? S. Mal. 3, 11: »Und euch nicht unfruchtbar sei der Weinstock des Feldes.«
Oder: »Kein Unfruchtbarer noch Unfruchtbare wird unter dir sein.« R. Chanin ben Levi sagte: G-tt sprach: Dein Gebet wird nicht unfruchtbar sein, sondern es wird Früchte tragen. Oder R. Jonathan sagte: Es wird unter dir kein Unfruchtbarer und keine Unfruchtbare an Antworten sein. R. Jonathan ging nach Neapolis, und er ritt auf einem Esel und der Treiber (ging) hinter ihm her. Da schloss sich ihnen ein Kuthäer ((Samaritaner)) an. Als sie an den Berg Garizim kamen, sagte der Kuthäer zu R. Jonathan: Rabbi, sieh, dies ist hier der heilige Berg. Warum ist er heilig? fragte ihn R. Jonathan. Es antwortete ihm jener Kuthäer: Weil er von dem Wasser der Flut nicht geschlagen worden (verschont geblieben) ist. R. Jonathan fragte ihn: Woher weißt du das? Jener antwortete: Aus Ezech. 22, 23: »Menschensohn, sprich zu ihr (der Stadt): Du bist ein Land, nicht gereinigt und ohne Regen am Tage des Zornes.« R. Jonathan sprach zu ihm: Da hätte G-tt nur dem Noah zu befehlen brauchen, hierher (diesen Berg) zu steigen und nicht sich eine Arche zu erbauen. Der Kuthäer sprach zu ihm: Das hat er nur getan, um ihn zu prüfen (versuchen). R. Jonathan schwieg hier. Da sprach zu ihm der Eseltreiber: Erlaubst du mir wohl, ihm ein Wort zu erwidern? R. Jonathan sagte: Sprich! Ist dieser Berg, sagte nun der Treiber, nicht unter dem Himmel? Der Kuthäer sagte: Er ist außer dem Himmel. Der Eseltreiber sagte:
Heißt es nicht Gen. 7, 20: »Fünfzehn Ellen darüber stiegen die Wasser und es wurden alle hohen Berge bedeckt, die unter dem Himmel sind?« R. Jonathan stieg sofort vom Esel und ließ den Treiber vier Mil reiten und wandte auf ihn den Vers Jes. 54, 17 an: »Jegliche Zunge, die gegen dich sich erhebt vor Gericht, wirst du besiegen.« Das wollen die Worte sagen: »Kein Unfruchtbarer und keine Unfruchtbare wird unter dir sein.« Was heißt: »Und in deinem Vieh (ובבהמתך)?« Unter deinen Viehtreibern (ובבהמין שלך).
Oder: »HaSchem, dein G-tt, wird dir bewahren den Bund und die Liebe.« R. Simeon ben Chalaphtha sagte: Womit ist das zu vergleichen? Mit einem Könige, welcher sich mit einer Matrone vermählte, welche ihm zwei Edelsteine (Diamanten) mitbrachte und der auch er zwei entgegenstellte. Als aber die Matrone die ihrigen verheimlichte (eig. um sie gekommen war), nahm auch der König die seinigen wieder. Nach einiger Zeit erhob sie sich und rechtfertigte sich und brachte jene zwei Edelsteine herbei, in Folge dessen brachte auch der König die seinigen wieder herbei und gab sie ihr. Der König sprach zu ihr: Diese und jene zusammen sollen zu einer Krone gemacht und auf das Haupt der Matrone gegeben werden. So findest du, dass Abraham seinen Kindern zwei Edelsteine gab, wie es heißt Gen. 18, 19: »Denn ich kenne ihn, dass er seinen Söhnen und seinem Hause nach ihm gebieten wird.« Auch G-tt stellte diesen zwei Edelsteine gegenüber, nämlich die Gnade und die Barmherzigkeit, wie es hier Deut. 7, 12 heißt: »HaSchem, dein G-tt, wird dir bewahren den Bund und die Liebe,« und ferner heißt es das. 13, 17: »Und er dir Erbarmung erweise und sich deiner erbarme.« Als die Israeliten um die ihrigen gekommen waren, wie es heißt Am. 6, 12: »Dass ihr in Galle verwandelt das Recht und der Gerechtigkeit Frucht in Wermut?« Da nahm auch G-tt die seinigen wieder, wie es heißt Jerem. 16, 5: »Denn ich habe meinen Frieden von diesem Volke weggenommen, spricht HaSchem, meine Liebe und Erbarmen« d. i. die Liebe und Barmherzigkeit. Die Israeliten erhoben sich sodann und rechtfertigten sich und brachten die zwei Edelsteine wieder herbei. Woher lässt sich das beweisen? So heißt es Jes. 1, 27: »Zion wird durch Recht erlöst werden und seine Bekehrten durch Gerechtigkeit;« darum brachte auch G-tt die seinigen wieder herbei. Woher lässt sich das beweisen? So heißt es Jes. 54, 10: »Wenn auch die Berge weichen und die Hügel wanken« u. s. w. Als die Israeliten die ihrigen herbeigebracht hatten, gab G-tt auch die seinigen wieder. G-tt sprach: Diese und jene sollen zusammen zu einer Krone gemacht und auf das Haupt der Israeliten gesetzt werden, wie es heißt Hos. 2, 21: »Ich verlobe dich mir auf ewig, ich verlobe dich mir durch Recht und Gerechtigkeit, durch Liebe und Barmherzigkeit, und ich verlobe dich mir durch Treue und Erkenntnis HaSchems.«
Kapitel 9, Vers 1 Höre, Israel! du ziehst heute über den Jordan.
Halacha. Ein Israelit, der vor Durst Wasser trinken will, soll sagen: Gelobt sei der, durch dessen Wort alles geworden. R. Tarphon schlägt diesen Segen vor: Er erschafft viele Seelen und ihren Mangel (was ihnen fehlt). Die Rabbinen sagen: Komm und sieh!, alle Wunder, die G-tt an den Israeliten getan, geschahen nur am Wasser. Wie das? Als sie in Ägypten waren, geschahen ihnen Wunder am Flusse. R. Jizchak sagte: Wenn nämlich die Ägypter und Israeliten gingen, um Wasser aus dem Flusse zu trinken, trank der Ägypter Blut, aber der Israelit trank Wasser. Und so auch, als die Israeliten aus Ägypten zogen, da geschahen ihnen Wunder nur am Wasser. Woher lässt sich das beweisen? Es heißt Ps. 114, 3: »Das Meer sah es und floh.« Was sah es?
R. Nehorai sagte: Es sah den G-ttesnamen eingegraben auf Moschehs Stab und es wurde gespalten. Nach R. Nechemja sah es die Hand des Allmächtigen und es wurde gespalten, wie es heißt Ps. 77, 17: »Dich sahen die Wasser und bebten.« Sie kamen nach Marah und als das Wasser aufstieg, war es bitter, da geschah ihnen wieder ein Wunder. Woher lässt sich das beweisen? Aus Ex. 15, 25: »Da zeigte er ihm ein Holz und er warf es ins Wasser, da wurde das Wasser süß.« Beim Felsen tat ihnen G-tt auch mit Wasser Wunder. Woher lässt sich das beweisen? Aus Num. 20, 8: »Und redet zum Felsen vor ihren Augen.« Auch am Brunnen tat er ihnen Wunder, und sie sangen ein Lied, wie es heißt das. 21, 17: »Damals sang Israel dieses Lied.« Moscheh sprach zu ihnen: Wisset, alle Wunder, welche G-tt euch getan, hat er am Wasser getan, so wird er auch in der Stunde, wo ihr über den Jordan zieht, um das Land einzunehmen, euch Wunder an den Wassern des Jordans tun. Oder: »Höre, Israel! du gehest heute über den Jordan« in Verbindung mit Ps. 44, 2: »G-tt! wir haben es mit unseren Ohren gehört, unsere Väter haben uns erzählt: Großtaten tatest du in ihren Tagen.« Was heißt das: »Mit unseren Ohren?« Wir haben gehört, sagte R. Tanchuma, was du dem Moscheh am Dornbusch gesagt hast. Du hast nämlich dem Moscheh am Dornbusch gesagt: Es ist offenbar und erschaut vor mir, dass sie einst mich erzürnen werden, dennoch erlöse ich sie. Woher lässt sich das beweisen, dass G-tt das zu ihm gesagt har? Weil es heißt Ex 3,7: »Ich habe das Elend meines Volkes gesehen, welches in Ägypten ist.« Was heißt: »Denn ich kenne seine Leiden (Schmerzen)?« G-tt sprach zu Moscheh: Ich weiß, welches Weh (Leid) sie einst tun werden (sie werden sagen:) Ex. 32, 4: »Das sind deine Götter, Israel!« und dennoch werde ich mich herablassen, um sie aus der Gewalt der Ägypter zu erretten. Dies sind die Übereinkünfte (תנאין), die du mit Moscheh getroffen hast und sowie du mit ihm übereingekommen bist, so haben es unsere Ohren gehört. Was heißt das: »Unsere Väter haben uns erzählt?« Wer sind diese? Moscheh, welcher der Vater aller Propheten genannt wird. (Was haben sie uns erzählt?) S. Ps. 44, 3: »Du hast mit deiner Hand Völker vertrieben und hast sie gepflanzt.« Er sprach zu ihnen: Von dem, was er an den beiden Königen Emoris, an Sichon und Og, die groß waren, getan hat, könnt ihr erkennen, was er, wenn ihr über den Jordan zieht, an den 31 Königen tun wird. Das ist der Sinn der Worte: »Höre, Israel! du gehst heute über den Jordan.«
Oder: »Höre, Israel« u. s. w. Was brauchte er ihnen hier zu sagen: »Höre, Israel!« Die Rabbinen sagen: Womit ist das zu vergleichen? Mit einem Könige, der eine Matrone sich mit zwei Perlen angetraut hatte, von welchen aber eine verloren gegangen war. Da sprach der König zu ihr: Du hast die eine verloren, nimm nur die zweite in Acht. So hat auch G-tt sich den Israeliten durch die zwei Worte: נעשׂה ונשׁמע wir wollen tun und gehorchen, angetraut, sie verloren das נעשה wir wollen tun, dadurch, dass sie das Kalb gemacht hatten. Da sprach Moscheh zu ihnen: Ihr habt das נעשה wir wollen tun, verloren, beobachtet das נשמע wir wollen gehorchen. Das wollen die Worte sagen: »Höre, Israel!« Oder: »Du gehst heute über den Jordan.« Er sprach nämlich zu ihnen: Wenn ihr über den Jordan zieht, werden sich andere Dinge erneuern. Ihr sollt nicht denken, sowie ihr in der Wüste wart und ihr sündigtet und ich für euch um Erbarmen flehte. Er sprach nämlich zu ihnen: Als ihr jene Tat begangen und G-tt euch aufreiben wollte, habe ich da nicht für euch als Anwalt gebetet? Woher lässt sich das beweisen? Es heißt Deut. 9, 26 : »Ich betete zu HaSchem und sprach: HaSchem, G-tt, verdirb nicht dein Volk!«
R. Chija bar Abba sagte: Als G-tt zu Moscheh im Himmel sagte: »Auf! steige eilends hinab von diesem Berge,« da hörten es die fünf Würgengel und wollten ihm Schaden zufügen, nämlich: אף der Zorn, וחימה der Grimm, קצף die Wut, משהית das Verderben und ומכלה die Vertilgung. Als aber Moscheh das Verdienst (die Tugend) der drei Altväter erwähnte, wie es heißt Ex. 32, 13: »Gedenke an Abraham, Jizchak und Israel, deine Knechte,« nahmen die Wut, das Verderben und die Vertilgung die Flucht, und es blieben nur die zwei harten, der Zorn und der Grimm, übrig. Da sprach er vor G-tt: Herr der Welt! ich habe drei erwähnt (in Erinnerung gebracht) und drei sind davongeflohen, beharrst du noch auf dem Zorn?
Woher lässt sich das beweisen?
Aus Ps 7, 2: »Auf! HaSchem, mit deinem Zorn.« Siehe, da stand G-tt mit dem Zorn auf. Und woher lässt sich beweisen, dass Moscheh mit dem Grimm bestanden hat? Wie es heißt Ps. 106, 23: »Wenn nicht Moscheh, sein Erwählter, vor den Riss getreten wäre, um seinen Grimm zu wenden vom Verderben«. Moscheh stieg hierauf vom Himmel herab mit den Bundestafeln in seiner Hand und er zerbrach sie nicht eher, als bis er mit seinen Augen (die Tat) gesehen.
Woher lässt sich das beweisen? Es heißt Ex. 32, 19: »Und es geschah, als er dem Lager nahte und das Kalb sah« u. s. w. In dieser Stunde entbrannte der Zorn Moschehs und er warf die Tafeln aus seiner Hand. G-tt sprach zu ihm: Moscheh, du wolltest mir nicht glauben, dass sie sich ein Kalb gefertigt hätten, wie es heißt das. V. 8: »Sie sind bald abgewichen von dem Wege, den ich ihnen geboten.« Die Rabbinen sagen: Deshalb beeilte sich Moscheh, um etwas Verdienstliches für die Israeliten vorzubringen, weil G-tt ihm gesagt hatte: »Den ich ihnen geboten.« Herr der Welt! sprach er vor ihm, mir ist es geboten worden, habe ich vielleicht das Gebot übertreten? Ihnen ist es nicht geboten worden und sie haben es nicht gewusst. Moscheh, sprach G-tt zu ihm, ihnen wäre es nicht geboten worden? Nein! antwortete Moscheh. Hast du denn auf dem Sinai etwa gesagt: Ich bin HaSchem, euer G-tt! Das hast du nicht gesagt, sondern Ex. 20, 2: »Ich bin HaSchem, dein G-tt.« Hast du denn gesagt: Ihr sollt keine fremden Götter haben? Das hast du nicht gesagt, sondern: »Du sollst keine fremden Götter haben.« Das ist der Sinn der Worte: »HaSchem G-tt, verdirb nicht dein Volk und dein Erbteil.«
Moscheh ließ keinen Winkel im Himmel, sagte R. Chija bar Abba, in welchem er sich nicht hingeworfen hätte. Und was sprach er? Was kann der Mund noch vorbringen.
Oder: »HaSchem, G-tt, verdirb nicht dein Volk und dein Erbteil.« R. Chija bar Abba sagte: Als der Fürsprecher aufgehört hatte, nahm der Heilige zu Gunsten der Israeliten das Wort und sprach so zu ihnen Prov. 24, 28: »Sei nicht ohne Ursache Zeuge wider deinen Nächsten, wolltest du überreden mit deinen Lippen?« »Sei nicht ohne Ursache Zeuge wider deinen Nächsten« d. s. die Israeliten, welche רעים Nächsten (Freunde) G-ttes genannt werden, wie es heißt Ps. 122, 8: »Wegen meiner Brüder und Freunde.« »Wolltest du überreden mit deinen Lippen?« wie es heißt Ps. 78, 36: »Sie überredeten (täuschten) ihn mit ihrem Munde.« Auch das, was ihr am Sinai gesagt habt: »Wir wollen tun und gehorchen!« habt ihr nicht gehalten. Zu G-tt sprach er s. Prov. 24, 29: »Sprich nicht, ich will vergelten; wie er mir getan, will ich ihm tun,« sondern: »HaSchem, G-tt, verdirb nicht dein Volk und dein Erbteil.« Darum erwähnte er, als sie über den Jordan gehen wollten, für sie alles, was er zu ihren Gunsten als Anwalt vorgebracht hatte, denn er dachte, sie würden nun auch für ihn um Erbarmung beten, dass er mit ihnen in das Land komme. Was heißt das: אתה עובר wenn du über den Jordan gehest? R. Tanchuma sagte: Moscheh warf sich nieder vor ihnen und sprach zu ihnen: Ihr zieht hinüber, ich ziehe aber nicht hinüber. Er machte ihnen Gelegenheit (eig. er öffnete ihnen eine Thür), dass sie für ihn um Erbarmen flehen sollten, aber sie verstanden es nicht. Womit ist das zu vergleichen? Mit einem Könige, der viele Kinder von einer Matrone hatte, da sich aber dieselbe gegen ihn vergangen hatte, so wollte er sie entlassen. Er sprach zu ihr: Wisse, dass ich eine andere nehmen werde. Gut, antwortete sie, möchtest du mir nicht sagen, wer die ist, die du künftig nehmen willst? Die und die, antwortete er. Was tat die Matrone? Sie rief ihre Kinder zusammen und sprach zu ihnen: Wisset, euer Vater will sich von mir scheiden und die und die (eine andere) heiraten. Könnt ihr wohl bewirken, dass er sie nicht sklavisch unterwirft? Ja, sagten sie. Wisset aber, was sie einst an euch tun wird? Sie dachte dabei: Vielleicht werden die Kinder es merken und eine Fürbitte für sie bei ihrem Vater tun, allein sie verstanden es (die Worte der Mutter) nicht. Als sie es nicht verstanden, sagte sie zu ihnen: Ich trage (befehle) es euch nur euretwegen auf, dass ihr auf die Ehre eures Vaters halten möget. So auch Moscheh. Als G-tt zu ihm gesagt hatte Num. 27, 18: »Nimm dir den Josua, den Sohn Nun« u. s. w., »denn du sollst nicht über diesen Jordan gehen,« sprach er zu den Kindern Israel Deut. 11, 29: »Und es geschieht, wenn HaSchem, dein G-tt, dich in das Land bringt, wohin du kommst, um einzunehmen.« »Du gehst heute hinüber,« ich aber ziehe nicht hinüber. Er dachte nämlich, sie würden es merken (den Wink verstehen) und für ihn um Erbarmen beten, sie merkten es aber nicht. Als das nicht der Fall war, sagte er: Ich befehle es nur euretwegen, dass ihr auf die Ehre eures himmlischen Vaters bedacht sein möget. Woher lässt sich das beweisen? Weil es heißt Deut. 6, 2: »Den Ewigen, deinen G-tt, sollst du fürchten.« G-tt sprach: In dieser Welt wollten sie alle in das Land Israel, allein in Folge ihrer Sünden sind sie daraus verbannt worden, aber einst werdet ihr frei von Sünde und Schuld sein, dann pflanze ich euch in ungestörter Ruhe (eig. als ruhige Pflanzung) hinein, wie es heißt Am. 9, 15: »Ich pflanze sie fest in ihrem Lande, dass sie nicht mehr ausgerissen werden aus ihrem Lande.«
Kapitel 10. Vers 1. Zu derselben Zeit sprach HaSchem zu mir: Haue dir aus.«
Halacha. Wenn ein Israelit geheiratet hat, wer muss die Trauungskosten bezahlen? So haben die Weisen gelehrt: Man schreibt nicht eher die Trauungsurkunde, als bis beide (Verlobten) einverstanden sind, und der Bräutigam bezahlt die Kosten. Von wem haben wir das gelernt? Von G-tt. Als G-tt sich Israel am Sinai vermählte, da heißt es Ex. 19, 10: »HaSchem sprach zu Moscheh: Gehe zu dem Volke und heilige es heute und morgen.«
Und wer hat die Urkunde (Ehevertrag) ausgefertigt? Moscheh, wie es heißt Deut. 31, 9: »Moscheh schrieb dieses Gesetz.« Und welchen Lohn hat G-tt ihm gegeben? Ein strahlendes Antlitz, wie es heißt Ex. 34, 29; »Moscheh wusste nicht, dass sein Antlitz Strahlen warf.« Wann? Als er (G-tt) mit ihm geredet hatte. Resch Lakisch sagte: Als Moscheh das Gesetz schrieb, empfing er ein glänzendes Antlitz. Wie das?
Resch Lakisch sagte: Das Gesetz, was dem Moscheh gegeben wurde, befand sich auf einem Felle von weißem Feuer, und geschrieben war es mit schwarzem Feuer und untersiegelt mit Feuer und eingewickelt mit Feuer. Und als er schrieb, reinigte er den Kalamos an seinem Haare und daher kam der Glanz des Angesichts. Nach R. Samuel bar Nachman erhielt Moscheh den Glanz des Angesichts von den Tafeln. Als ihm die Tafeln von G-ttes Händen in seine Hände gegeben wurden, empfing er von da den Glanz des Angesichts; als aber die Israeliten jene Tat begangen hatten, nahm Moscheh die Tafeln und zerbrach sie. Da sprach G-tt zu ihm: Als du sie für Israel geordnet, gab ich dir ein glänzendes Antlitz zum Lohne, jetzt aber hast du die Tafeln zerbrochen. R. Jizchak sagte: Unsere Rabbinen haben gelehrt: Ist das Fass zerbrochen, so hat der Vermittler (Unterhändler) den Schaden.
Du warst, sprach G-tt zu Moscheh, der Vermittler zwischen mir und meinen Kindern, du hast die Tafeln zerbrochen, folglich hast du auch das Verhältnis geändert.
Woher lässt sich das beweisen? Weil es so heißt Ex. 31, 1-3: »HaSchem sprach zu Moscheh: Haue dir zwei steinerne Tafeln, wie die ersten und ich will auf die Tafeln die Worte schreiben, welche auf den ersten Tafeln waren, die du zerbrochen. Und sei bereit auf morgen und steige am Morgen auf den Berg Sinai und stelle dich mir daselbst auf der Spitze des Berges. Und niemand soll mit dir hinaufsteigen und niemand soll sich sehen lassen auf dem ganzen Berge; auch kein Schaf noch Rind soll weiden gegen den Berg hin.«
Oder: »Haue dir« in Verbindung mit Koh. 3, 5: »Seine Zeit hat, Steine zu werfen und seine Zeit hat, Steine zu sammeln, seine Zeit hat, umarmen und seine Zeit hat, die Umarmung fliehen.« R. Tanchuma fragte: Was heißt das: »Steine werfen hat seine Zeit?« Es war die Zeit bestimmt, dass Hadrian, dessen Gebeine zermalmt werden mögen! die Steine des Heiligtums zerstören sollte. »Und Steine sammeln hat seine Zeit« d. i. es wird eine Zeit kommen, wo G-tt es (das Heiligtum) wieder aufbauen wird, wie es heißt Jes. 28,16-18: »Darum so spricht HaSchem, G-tt: Siehe, ich lege einen Grundstein in Zion, einen bewährten, einen Eckstein, kostbar und fest gegründet, wer darauf vertraut, darf nicht fliehen. Und ich mache das Recht zur Richtschnur und die Gerechtigkeit zur Wage. Aber Hagel soll die Zuflucht der Lüge wegraffen, und Fluten sollen ihren Schirm wegschwemmen.«
Oder: »Eine Zeit hat Steine werfen.« Die Rabbinen sagen: Dieser Vers redet von Moscheh. Es war eine Zeit, dass Moscheh die Tafeln wegwarf, wie es heißt Ex. 32, 19: »Und es geschah, als er dem Lager nahte und das Kalb und die Reigentänze sah, da entbrannte der Zorn Moschehs und er warf die Tafeln aus seinen Händen und er zerbrach sie unten am Fuß des Berges.« »Und eine Zeit hat Steine sammeln« d. i. es war eine Zeit bestimmt, dass er die Tafeln wieder an Israel zurückgeben sollte, wie es heißt: »Haue dir zwei steinerne Tafeln.«
Oder: »Haue dir« u. s. w. in Verbindung mit Koh. 7,9: »Übereile dich nicht in deinem Gemüt zum Zorn, denn Zorn ruht in der Brust der Toren.« Wer war das, welcher in Zorn geriet? Das war Moscheh, wie es heißt Ex. 32, 19: »Da entbrannte der Zorn Moschehs und er warf die Tafeln aus seinen Händen.« Da sprach G-tt zu ihm: Moscheh, du lässt deinen Zorn an den Bundestafeln aus, willst du, dass auch ich meinen Zorn auslasse? Da wirst du sehen, dass die Welt nicht einmal eine Stunde bestehen kann. Moscheh sprach: Was habe ich zu tun? G-tt antwortete: Dich dem Urteilsspruche zu unterwerfen (zu fügen), du hast sie zerbrochen, schaffe nun andere. Das ist der Sinn der Worte: »Haue dir zwei steinerne Tafeln.« Oder: »Haue dir.« R. Jizchak sagte: Es heißt Lev. 5, 24: »Wenn er so gesündigt und sich verschuldet hat, so gebe er das Entwendete, das er entwendet, oder um was er bevorteilt hat, oder das Anvertraute, was man ihm anvertraut hat, oder das Verlorene, das er gefunden, zurück.« G-tt sprach zu ihm: Die Tafeln waren bei dir nicht aufbewahrt, du hast sie zerbrochen, schaffe für sie andere. R. Jizchak sagte ferner: Durch die zwei Tafeln söhnte Moscheh G-tt mit Israel aus. Was tat er? Er kam zornig zu G-tt hinauf und sprach zu ihm: Deine Kinder sündigen und mir bürdest du die Strafe auf? Er stellte sich, als zürne er gegen Israel, wie es heißt Ex. 32, 31. 32: »Und so kehrte Moscheh zu HaSchem zurück und sprach: Ach, dieses Volk hat eine große Sünde getan, dass sie sich einen G-tt von Gold gemacht haben. Und nun vergib ihre Sünde, und wo nicht, so lösche mich aus deinem Buche, das du geschrieben.« Als G-tt das sah, sprach er also zu Moscheh: Zwei sind in Zorn, ich und du zürnen über sie. Sogleich »redete HaSchem mit Moscheh von Angesicht zu Angesicht, sowie ein Mann redet mit seinem Freunde und er kehrte dann zum Lager zurück, aber sein Diener Josua, der Sohn Nuns, der Knappe wich nicht aus seinem Zelte.« G-tt sprach zu ihm: Zwei dürfen nicht im Zorne sein, sondern wenn du mich siehst, heißes Wasser geben, gib du kaltes und wenn du mich kaltes geben siehst, gib du heißes. Herr der Welt! sprach Moscheh, wie soll das geschehen? G-tt sprach: Flehe für sie um Erbarmen. Was tat er? Sofort »flehte Moscheh vor dem Ewigen, seinem G-tt und sprach: Warum, HaSchem, soll dein Zorn gegen dein Volk entbrennen, welches du aus dem Lande Ägypten geführt hast mit großer Kraft und starker Hand? Warum sollen die Ägypter sprechen: Zu ihrem Unglück hat er sie herausgeführt, um sie zu töten im Gebirge und sie zu vertilgen vom Erdboden? Lass ab von dem Grimm deines Zornes und lass dich gereuen des Bösen wider dein Volk.« Da sprach er: Siehe, deine Kinder sind bitter, mache sie süß.
Oder Moscheh sprach vor G-tt: Herr der Welt! ich weiß, dass du deine Kinder liebst und nur einen verlangst, der für sie den Verteidiger macht (der sich ihrer annimmt). R. Simon sprach: Womit ist das zu vergleichen? Mit einem Könige, welcher mit seinem Sohne im innersten Gemache war und der Erzieher desselben war im Vorsaal, der König schrie: Lasset mich, dass ich meinen Sohn erschlage. Hiermit wollte der König nur zu verstehen geben, dass er wünsche, jemand möchte für seinen Sohn den Verteidiger machen. Ebenso sprach G-tt zu Moscheh Ex. 32, 10: »Und nun lass mich, dass mein Zorn über sie entbrenne und ich sie vertilge und ich will dich zu einem großen Volke machen.« Da sprach Moscheh: Halte ich denn G-tt an der Hand? Er verlangt nur einen, der für sie den Verteidiger macht. Und sogleich heißt es: »Moscheh flehte.«
Oder: »Nun lass mich.« Moscheh sprach: Herr der Welten! wenn du sie vertilgen willst, so reiße erst die Oberen und die Unteren aus und dann erst reiße sie aus, wie es heißt Jes. 51, 6: »Erhebet gen Himmel eure Augen und schauet zur Erde unten, denn die Himmel vergehen wie Rauch und die Erde zerfallt wie ein Gewand und ihre Bewohner sollen auch so sterben; aber meine Hilfe wird ewig dauern und mein Heil wird nicht zerstört.« Zuerst vergehen die Himmel wie Rauch und dann werden ihre Bewohner auch umkommen. Moscheh sprach zu G-tt: Und wenn du auch Himmel und Erde ausreißest, Israel kannst du nicht ausreißen, denn du hast es ihren Vätern zugeschworen und du hast es ihnen nicht etwa bei Himmel und bei Erde, sondern bei deinem großen Namen zugeschworen, denn es heißt: Du hast es ihnen bei dir geschworen, kannst du etwa deinen Namen vernichten? Moscheh sprach ferner vor G-tt: Achte sie wie Sodom, von dem du zu Abraham gesagt hast Gen. 18, 26: »Wenn ich in Sodom fünfzig Gerechte finde in der Stadt, so vergebe ich dem ganzen Orte um ihretwillen.« Und du gingst dann herab bis auf zehn, wie es heißt das. V. 32: »Und er (Abraham) sprach: Ach! möge doch der Herr nicht zürnen, wenn ich nur noch diesmal rede. Vielleicht werden daselbst zehn gefunden. Und er sprach: Ich will sie nicht verderben um der zehn willen.« Ich will dir von diesen achtzig Gerechte stellen. G-tt sprach: Stelle sie, Herr der Welt! fuhr Moscheh fort, siehe, die siebzig Ältesten, wie es heißt Num. 18, 16. 17: »Da sprach HaSchem zu Moscheh: Versammle mir siebzig Männer von den Ältesten Israels, welche du kennst, dass sie Älteste des Volkes sind und seine Vorsteher und bringe sie vor das Versammlungszelt und lasse sie sich daselbst stellen neben dich. Und ich will herabkommen und mit dir daselbst reden und will von dem Geiste nehmen, der auf dir ist und auf sie legen, dass sie mit dir an der Last des Volkes tragen und du sie nicht allein tragest.« Aaron, Nadab und Abihu, Eleasar und Ithamar, Pinchas und Kaleb, das sind siebenundsiebzig. G-tt sprach zu ihm: Siehe, Moscheh, wo sind die noch fehlenden drei Gerechten? Da er sie nicht fand, so sprach Moscheh vor ihm Herr der Welt! wenn diese unter den Lebenden nicht sind und sie für sie in diesen Riss treten können, so mögen die Toten auferstehen.
Er sprach vor ihm: Tue es im Verdienste der drei Väter, siehe, so sind es achtzig. »Denke an Abraham, Jizchak und Israel, deine Knechte.« Als Moscheh das Verdienst der Väter erwähnte, sprach G-tt sofort: Ich verzeihe, wie du geredet. Als nun Salomo aufstand und sah, dass Moscheh siebenundsiebzig lebende Gerechte erwähnt hatte, und es ihm nichts geholfen hätte, wenn er nicht das Verdienst der drei verstorbenen Väter erwähnt hätte, sagte er die Worte Koh. 4, 23: »Ich lobe mir die Toten, welche bereits gestorben sind, mehr als die Lebenden, welche jetzt noch am Leben sind. Und glücklicher als sie beide ist der, welcher noch nicht ist, der nicht gesehen die Übeltaten, die unter der Sonne geschehen sind.«
Oder: »Gedenke an Abraham, Jizchak und Israel, deine Knechte, denen du geschworen bei dir und ihnen gesagt hast: Ich will euren Samen mehren wie die Sterne des Himmels, und dieses ganze Land, wovon ich geredet, will ich euerm Samen geben, dass sie es besitzen ewiglich. Da reuete G-tt des Bösen, das er geredet, seinem Volke zu tun« (Ex. 32, 13. 14). Nach R. Levi sprach Moscheh vor G-tt: Herr der Welt! leben die Toten? und er erhielt darauf die Antwort: Moscheh, auch du irrst? Habe ich dir nicht gesagt: ich töte und belebe? Da sprach Moscheh: Wenn die Toten am Leben sind, so erachte es, als wenn die Väter daständen und für ihre Kinder beteten, was würdest du ihnen antworten? Als Moscheh dieses Wort gesagt hatte, heißt es sogleich: »Da reuete dem Ewigen des Bösen.«
Oder: »Haue dir zwei Tafeln.« Warum zwei? Die Rabbinen sagen: G-tt sprach zu Moscheh: Diese (zwei Tafeln) sollen zeugen zwischen mir und meinen Kindern, wie zwei Zeugen, wie zwei Brautführer, wie Bräutigam und Braut, wie Himmel und Erde, wie diese und jene Welt. Oder: »Haue dir.« Man fragte den Rabban Jochanan ben Sakkai: Warum waren die ersten Tafeln ein himmlisches und die zweiten ein menschliches Werk? Er antwortete ihnen: Womit ist das zu vergleichen? Mit einem Könige, der eine Gemahlin nahm und Papier und Schreiber von dem Seinigen nahm, sie von dem Seinigen krönte (schmückte) und sie in sein Haus führte. Als der König sie einmal mit einem seiner Diener scherzen sah, geriet er über sie in Zorn und wollte sie entlassen. Da kam der Brautführer zu ihm und sprach: Mein Herr, weißt du nicht, woher du sie genommen hast, ist sie nicht unter Knechten aufgewachsen? Und da sie unter Knechten aufgewachsen ist, so ist ihr Herz durch sie stolz geworden. Der König antwortete: Was verlangst du, dass ich mit ihr ausgesöhnt werde? Bringe mir Papier und Schreiber von dem Deinigen, siehe, ich will es dann mit meiner Hand unterzeichnen. So sprach auch Moscheh zu G-tt, als die Israeliten jene Tat begangen hatten. Er sprach nämlich zu ihm: Weißt du nicht, aus welchem Orte du sie herausgeführt hast, aus Ägypten, aus einem götzendienerischen Orte? Du willst, antwortete ihm G-tt, dass ich mit ihnen ausgesöhnt (besänftigt) werde, bringe nun Tafeln von dem Deinigen, siehe, ich will sie mit meiner Hand schreiben, wie es heißt: »Ich will auf die Tafeln schreiben.« Bei deinem Leben! sprach G-tt zu Moscheh, sowie du dein Leben für sie in dieser Welt hingegeben hast, so sollt ihr einst, wenn ich ihnen den Propheten Elia bringe, beide zugleich kommen. Woher lässt sich das beweisen? Es heißt Nach. 1, 3. 4: »HaSchem ist langmütig und groß an Kraft und ungestraft lässt er nicht; HaSchem wandelt in Schilf und Wetter und Gewölk ist seiner Füße Staub. Er schilt das Meer und trocknet es und alle Ströme lässt er versiegen, es welket Baschan und Karmel und Libanons Blüte verwelkt.«
»In Schilf (בסופה)« d. i. Moscheh, wie es heißt Ex. 2, 3: »Da sie ihn nicht länger verbergen konnte, so nahm sie für ihn einen Kasten von Binsen und verklebte ihn mit Harz und Pech und legte das Kind hinein und setzte ihn ins Schilf (בסוף) am Ufer des Nilstromes.« »In Wetter« d. i. Elia, wie es heißt 2 Reg. 2, 11. 12; »Und es geschah, als sie fortgingen und im Gehen redeten, da kam ein feuriger Wagen mit feurigen Rossen und schied beide von einander und Elia fuhr im Wetter gen Himmel. Und Elisa sah es und schrie: Mein Vater, mein Vater! Wagen Israels und seine Reiter! und er sah ihn nicht mehr. Da fasste er seine Kleider und zerriss sie in zwei Stücke.« In dieser Stunde kommt er und tröstet euch. Woher lässt sich das beweisen? Es heißt Mal. 3, 23: »Siehe, ich sende euch den Propheten Elia u.s.w., er wird der Väter Herz zu den Söhnen wenden.«
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