Schabbat Kapitel 2

Der Talmud, Traktat (Massechet) Schabbat in deutscher Übersetzung von Lazarus Goldschmidt:

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Blätter / Dapim

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i WAS MAN ALS BRENNSTOFF [ZUR BELEUCHTUNG] VERWENDEN DARF, UND WAS MAN ALS BRENNSTOFF NICHT VERWENDEN DARF. MAN DARF KEINE LYGOS BRENNEN, KEINOSEN, KEINE WERGSEIDE, KEINEN BASTDOCHT, KEINEN DOCHT DER WÜSTENPFLANZE UND KEIN WASSERMOOS; FERNER KEIN PECH, KEIN WACHS, KEIN QIQÖL, KEIN VERBRENNL1, KEIN SCHWANZFETT UND KEINEN TALG. NAḤUM DER MEDER SAGT, MAN DÜRFE GESCHMOLZENEN TALG BRENNEN; DIE WEISEN SAGEN, MAN DÜRFE IHN WEDER GESCHMOLZEN NOCH UNGESCHMOLZEN BRENNEN.

GEMARA. Was ist Lygos?

Zederbast.

Zederbast ist ja nichts als Holz !?

Die wollartigen Fasern desselben.

KEINOSEN. R.Joseph erklärte: Flachswerg. Abajje sprach zu ihm: Es heißt ja:2der Mächtige [ḥason] soll zu Werg werden, woraus zu schließen, daß Ḥosen3 nicht Werg ist!? Vielmehr, erklärte Abajje, Flachs, der geklopft, aber nicht gehechelt worden ist.

KEINE WERGSEIDE. Šemuél sagte: Ich habe alle Seefahrer ausgefragt, und man sagte mir, daß diese Kulka genannt werde. R. Jiçḥaq b. Zee͑ra sagte: Grobe [Seide]. Rabin und Abajje saßen vor Rabbana Neḥemja, dem Bruder des Exilarchen, und als Rabin bemerkte, daß dieser [ein Gewand] aus Rohseide trug, sprach er zu Abajje: Das ist das Kalakh [Wergseide], von dem wir gelernt haben. Dieser erwiderte: Wir nennen dies Parnianseide. Man wandte ein: Seide, Wergseide und Serikon4unterliegen dem Çiçithgesetze. Dies ist ja eine Widerlegung Rabins!?

Eine Widerlegung. Wenn du willst, sage ich: Seide besonders, und Parnianseide besonders.

KEINEN BASTDOCHT. Reisig5. Rabin und Abajje gingen im Tale Ṭamruritha, und als sie da Bachweiden bemerkten, sprach Rabin zu Abajje: Das ist das Idan [Bastdocht], von dem wir gelernt haben. Dieser erwiderte: Das ist ja nichts als Holz!? Da schälte jener sie ab und zeigte ihm wollartige Fasern dazwischen.

KEINEN DOCHT DER WÜSTENPFLANZE. Bergraute6.

KEIN WASSERMOOS. Was ist dies: wollte man sagen das Schwarzgrüne auf den Sümpfen, so bröckelt dies ja!? Vielmehr, sagte R. Papa, das Schwarzgrüne an den Schiffen. Es wird gelehrt: Hierzu haben sie noch [Dochte aus] Wolle und Haar hinzugefügt.

Und unser Tanna !?

Wolle schrumpft zusammen, Haar versengt.

KEIN PECH. Zepheth ist Pech. Šaa͑va ist Wachs. Es wird gelehrt: Bis hier werden die verbotenen Dochte, von hier ab die verbotenen Öle aufgezählt.

Selbstverständlich!?

Er lehrt dies wegen des Wachses; man könnte glauben, es sei auch als Kerze verboten, so lehrt er uns. Rami b. Abin sagte: Teeröl ist ein Nebenprodukt7des Peches, Wachs ist ein Nebenprodukt

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des Honigs.

In welcher Hinsicht ist dies von Bedeutung?

Im Handel8.

Die Rabbanan lehrten: Aus allen [Brennstoffen], von denen sie gesagt haben, man dürfe sie am Šabbath nicht verwenden, darf man eine große Flamme machen, einerlei, ob um sich daran zu wärmen oder sich ihres Lichtes zu bedienen, ob auf der Erde oder auf dem Herde; verboten ist es nur, daraus einen Docht für eine Lampe zu machen.

KEIN QIQÖL. Was ist Qiqöl? Šemuél sagte: Ich habe alle Seefahrer ausgefragt, und man sagte mir, es gebe in den überseeischen Städten einen Vogel, der Kik9genannt wird. R. Jiçḥaq b. R. Jehuda sagte: Öl aus Leinsamen. Reš Laqiš sagte: Aus dem Ricinus des Jona10. Rabba b. Bar Ḥana erzählte : Ich habe den Ricinus des Jona gesehen, er ist dem Çeloliba ähnlich. Er wächst in den Sümpfen, und man zieht ihn an den Eingängen der Kaufläden; aus seinen Kernen bereitet man Öl, und unter seinen Zweigen ruhen alle Kranken des Westens.

Raba sagte: Die Weisen haben die genannten Dochte am Šabbath zu brennen deshalb verboten, weil an diesen die Flamme flackert; die Weisen haben die genannten Öle zu brennen deshalb verboten, weil sie sich nicht nach dem Dochte11ziehen. Abajje fragte Rabba: Wie ist es, wenn man in diese Öle, die zu brennen die Weisen verboten haben, etwas Öl tut12und sie brennt: ist auch dies verboten, weil man dadurch verleitet werden könnte, jene allein zu brennen, oder nicht? Dieser erwiderte: Man darf es nicht brennen.

Aus welchem Grunde?

Weil man sie [allein] nicht brennen darf. Jener wandte ein: Hat man etwas, das man brennen darf, um etwas, das man nicht brennen darf, gewickelt, so darf man es nicht brennen. R. Šimo͑n b. Gamliél erzählte: Im Hause meines Vaters pflegte man einen Docht um eine Nuß zu wickeln und ihn anzuzünden. Hier wird also gelehrt, daß man wohl brennen darf !? Dieser erwiderte: Anstatt aus den Worten des R. Šimo͑n b. Gamliél gegen mich einen Einwand zu erheben, kannst du ja in den Worten des ersten Tanna eine Stütze für mich finden!?

Das ist keine Frage. Eine Tatsache ist maßgebender.

Allenfalls ist dies ja ein Einwand, da sie wohl [den Docht umwickelt haben, damit sie zusammen] brennen!?

Nein, damit er obenauf schwimme.

Wenn nur, damit er schwimme, was ist demnach der Grund des ersten Tanna!?

Die ganze [Barajtha] ist von R. Šimo͑n b. Gamliél, jedoch ist sie lückenhaft und muß wie folgt lauten: Hat man etwas, das man brennen darf, um etwas, das man nicht brennen darf, gewickelt, so darf man es nicht brennen. Dies nur in dem Falle, wenn zum Brennen, wenn aber zum Schwimmen, so ist es erlaubt, denn R. Šimo͑n b. Gamliél erzählte: Im Hause meines Vaters pflegte man einen Docht um eine Nuß zu wickeln.

Dem ist ja aber nicht so. R. Beruna sagte ja im Namen Rabhs, man dürfe in geschmolzenen Talg oder in zerrührtes Fischgeweide etwas Öl tun und es brennen !?

Diese ziehen sich auch allein [nach dem Dochte], jene ziehen sich aber nicht; die Rabbanan haben jedoch geschmolzenen Talg verboten wegen des ungeschmolzenen, und zerrührtes Fischgeweide wegen des nicht zerrührten.

Demnach sollte man es auch verbieten, wenn man Öl in geschmolzenen Talg oder in zerrührtes Fischgeweide getan hat, mit Rücksicht auf geschmolzenen Talg oder zerrührtes Fischgeweide, in die man kein Öl getan hat!?

Bezüglich ihrer selbst ist es ja nur eine vorbeugende Maßnahme, und wir sollten eine Maßnahme für eine Maßnahme treffen!?

Rami b. Ḥama lehrte : Die Dochte und die Öle, von denen die Weisen gesagt haben, man dürfe sie am Šabbath nicht brennen, darf man auch im Heiligtum nicht brennen, denn es heißt:13damit beständig ein Licht aufsteige. Er lehrte dies und erklärte es auch: damit die Flamme von selbst auflodere und nicht mittelst einer anderen Sache.

Wir haben gelernt: Aus den Lumpen der Beinkleider und der Gürtel der Priester verfertigte man Dochte und zündete sie an!?

Anders ist es beim Feste des Wasserschöpfens14.

Komm und höre: Rabba b. Mathna lehrte: Die verschleißten Kleider der Priester zerschnitt man und fertigte daraus Dochte für das Heiligtum. Doch wohl die aus Mischgewebe15!?

Nein, die aus Byssus.

R. Hona sagte : Die Dochte und Öle, von denen die Weisen gesagt haben, man dürfe sie am Šabbath nicht brennen, darf man auch am Ḥanuka nicht brennen, einerlei ob am Šabbath oder am Wochentage. Raba sagte: Was ist der Grund R. Honas? Er ist der Ansicht, man müsse [die Ḥanukalampe], wenn sie erlischt, wieder anzünden, und man dürfe sich ihres Lichtes bedienen. R. Ḥisda sagt, man dürfe sie am Wochentage brennen,

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nicht aber am Šabbath. Er ist der Ansicht, man brauche, wenn sie erlischt, sie nicht wieder anzuzünden, und man dürfe sich ihres Lichtes bedienen. R. Zera sagte im Namen R. Mathnas, manche sagen, R. Zera im Namen Rabhs: Die Dochte und Öle, von denen die Weisen gesagt haben, man dürfe sie am Šabbath nicht brennen, darf man am Ḥanuka brennen, einerlei ob am Wochentage oder am Šabbath. R. Jirmeja sagte: Was ist der Grund Rabhs? Er ist der Ansicht, man brauche, wenn sie erlischt, sie nicht wieder anzuzünden, und man dürfe sich ihres Lichtes nicht bedienen. Die Jünger sagten dies im Namen R. Jirmejas vor Abajje, er erkannte es aber nicht an. Als Rabin kam, sagten es die Jünger vor Abajje im Namen R. Joḥanans, und er erkannte es an; er sprach: Wäre es mir beschieden, so hätte ich seine Halakha schon früher gelernt.

Er hat sie ja gelernt!?

Doch nicht als Jugendlehre.

Braucht man sie denn, wenn sie erlischt, nicht wieder anzuzünden, ich will auf einen Widerspruch hinweisen: Das Gebot16hält an von Sonnenuntergang bis [zur Zeit, wo] der Verkehr auf der Straße aufhört. Doch wohl insofern, als man sie wieder anzünden muß, wenn sie erlischt!?

Nein, wenn man sie nicht angezündet hat, muß man sie [während dieser Zeit] anzünden. Oder auch, hinsichtlich des Quantums17.

«Bis [zur Zeit, wo] der Verkehr auf der Straße aufhört.» Bis wie lange? Rabba b. Bar Ḥana sagte: Bis die Palmyrenser zu gehen aufhören18.

Die Rabbanan lehrten: Ein Licht der Ḥanukalampe für einen und seine ganze Familie; die Pflichtbeflissenen [brennen] ein Licht für jede Person; die hervorragend Pflichtbeflissenen [brennen], wie die Schule Šammajs sagt, am ersten Tage acht Lichter und an den folgenden Tagen je eines weniger, und wie die Schule Hillels sagt, am ersten Tage ein Licht und an den folgenden Tagen je eines mehr. U͑la sagte: Hierüber streiten im Westen zwei Amoraím: R. Jose b. Abin und R. Jose b. Zebida. Einer sagt, der Grund der Schule Šammajs sei: entsprechend den folgenden19Tagen, und der Grund der Schule Hillels sei: entsprechend den verstrichenen Tagen; der andere sagt, der Grund der Schule Šammajs sei: gleich den Farren am [Hütten] feste20, und der Grund der Seh ule Hillels sei: beim Heiligen erfolge es aufsteigend und nicht absteigend.

Rabba b. Bar Ḥana erzählte im Namen R. Joḥanans : Zwei Greise waren in Çajdan, einer verfuhr nach der Ansicht der Schule Šammajs, und einer verfuhr nach der Ansicht der Schule Hilleis. Der eine begründete seine Handlung: gleich den Farren am Hüttenfeste, und der andere begründete seine Handlung: beim Heiligen erfolge es aufsteigend und nicht absteigend.

Die Rabbanan lehrten: Es ist Gebot, die Ḥanukalampe draußen vor die Tür hinzustellen; wer in einem Obergeschosse wohnt, stelle sie vor das Fenster hin, das nach der Straße liegt. Zur Zeit der Gefahr21stelle man sie auf den Tisch, und dies genügt. Raba sagte: Jedoch muß man noch eine zweite Lampe haben, um sich ihres Lichtes zu bedienen; ist aber [im Zimmer] eine Flamme vorhanden, so ist dies nicht nötig. Für einen angesehenen Mann aber22ist eine zweite Lampe erforderlich, auch wenn eine Flamme vorhanden ist.

Was bedeutet das Ḥanukafest?

Die Rabbanan lehrten: Am fünfundzwanzigsten Kislev beginnen die Tage des Ḥanukafestes; es sind ihrer acht, an denen man keine Trauerfeier abhalten noch fasten darf. Als nämlich die Griechen in den Tempel eindrangen, verunreinigten sie alle Öle, die im Tempel waren. Nachdem die Herrscher des Hauses der Ḥasmonäer sich ihrer bemächtigt und sie besiegt hatten, suchte man und fand nur ein einziges mit dem Siegel des Hochpriesters versehenes Krüglein mit Öl, das nur soviel enthielt, um einen Tag zu brennen. Aber es geschah ein Wunder, und man brannte davon acht Tage. Im folgenden Jahre bestimmte man, diese Tage mit Lob- und Dankliedern als Festtage zu feiern.

Dort haben wir gelernt, wenn ein Funke unter dem Hammer hervorspringt und Schaden anrichtet, so ist er ersatzpflichtig. Wenn ein mit Flachs beladenes Kamel über das öffentliche Gebiet geht und der Flachs in einen Kaufladen hineinragt und sich an der Lampe des Ladenbesitzers anzündet und die ganze Halle verbrennt, so ist der Besitzer des Kamels ersatzpflichtig. Hatte aber der Ladenbesitzer seine Lampe draußen hingestellt, so ist der Ladenbesitzer ersatzpflichtig; R. Jehuda sagt, war es eine Ḥanukalampe, so sei er ersatzfrei. Rabina sagte im Namen Rabas: Dies besagt, daß es Gebot sei, die Ḥanukalampe innerhalb zehn [Handbreiten von der Erde] zu stellen; denn wolltest du sagen, auch oberhalb zehn [Handbreiten], so könnte dieser ja sagen: Du solltest sie über die Höhe des Kamels samt seinem Reiter hinstellen.

Vielleicht deshalb, weil man die Ausübung des Gebotes ganz unterlassen könnte, wenn man ihn zu sehr belästigen würde.

R. Kahana sagte: R. Nathan b. Minjomi trug im Namen R. Tanḥums

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Wenn man eine Ḥanukalampe höher als zwanzig Ellen hingestellt hat, so ist dies ungültig, wie bei der Festhütte und einer Durchgangsgasse23.

Ferner sagte R. Kahana: R. Nathan b. Minjomi trug im Namen R. Tanhums vor: Es heißt:24die Grube aber war leer und kein Wasser darin; wenn es schon heißt: die Grube war leer, so weiß ich ja, daß kein Wasser darin war, wozu heißt es: und kein Wasser darin? Wasser war nicht darin, wohl aber waren darin Schlangen und Eidechsen.

Rabba sagte: Es ist Gebot, die Ḥanukalampe innerhalb einer Handbreite von der Türöffnung zu stellen.

Wo stelle man sie hin? R. Aḥa, der Sohn Rabas, erwiderte: Rechts. Šemuél aus Diphte sagte: Links. Die Halakha ist, links, damit sich die Ḥanukalampe links und die Mezuza rechts befinden sollen.

R. Jehuda sagte im Namen R. Ašis im Namen Rabhs: Es ist verboten, vor der Ḥanukalampe Geld zu zählen. Als ich dies vor Šemuél sagte, sprach er zu mir: 1st denn was Heiliges an der Lampe!? R. Joseph wandte ein: Auch am Blute ist ja nichts Heiliges, dennoch wird gelehrt:25er soll [das Blut] ausgießen und bedecken, wie er es ausgießt, bedecke er es auch; man darf es nicht mit dem Fuße verscharren, damit man die Gebote nicht mißachte. Ebenso auch hierbei, um nicht die Gebote zu mißachten.

Sie fragten R. Jehošua͑ b. Levi : Darf man vom Schmucke der Festini tte26innerhalb der sieben Festtage genießen? Er erwiderte ihnen: Sie sagten, es sei verboten, vor der Ḥanukalampe Geld zu zählen. R. Joseph sprach: Herr Abrahams, er entscheidet das, was gelehrt wird, aus dem, was nicht gelehrt wird! Von der Festhütte wird dies gelehrt, von der Ḥanukalampe wird dies nicht gelehrt. Es wird nämlich gelehrt: Hat man [die Festhütte] vorschriftsmäßig überdacht, mit Tapeten und gewirkten Teppichen verziert und darin Nüsse, Pfirsiche, Mandeln, Granatäpfel, Weinreben, Ährenkränze, Weine, Öle und Mehl ausgehängt, so darf man bis zum Ausgang des letzten Festtages davon nichts genießen; hat man es sich aber vorher vorbehalten, so hängt alles von seinem Vorbehalte ab. Vielmehr, sagte R. Joseph, die Quelle für dies alles ist das [Zudecken des] Blutes27.

Es wurde gelehrt: Rabh sagt, man dürfe [bei der Ḥanukalampe] nicht ein Licht an dem anderen anzünden; Šemuél sagt, man dürfe anzünden. Rabh sagt, man dürfe die Çiçith nicht von einem Gewände in ein anderes einknüpfen; Šemuél sagt, man dürfe sie von einem Gewände in ein anderes einknüpfen. Rabh sagt, die Halakha sei beim Rücken28nicht wie R. Šimo͑n; Šemuél sagt, die Halakha sei beim Rücken wie R. Šimo͑n. Abajje sagte: Der Meister29entschied bei allem stets nach Rabh, ausgenommen drei Dinge, bei denen er nach Šemuél entschied: man darf [bei der Ḥanukalampe] ein Licht am anderen anzünden, man darf die Çiçith von einem Gewande in ein anderes einknüpfen, und die Halakha ist beim Rücken wie R. Šimo͑n. Es wird nämlich gelehrt: R. Šimo͑n sagt, man dürfe [am Šabbath] ein Bett, einen Stuhl oder eine Bank rücken30, nur darf man absichtlich keine Schramme machen. Einer von den Schülern, der vor R. Ada b. Ahaba saß, sprach: Der Grund Rabhs ist: wegen Mißachtung des Gebotes. Da sprach dieser zu ihnen: Achtet nicht auf ihn; der Grund Rabhs ist: wegen Verringerung des Gebotes31.

Welchen Unterschied gibt es zwischen ihnen?

Ein Unterschied besteht zwischen ihnen, wenn man Leuchte an Leuchte32anzündet; nach demjenigen, der erklärt: wegen Geringschätzung des Gebotes, ist es Leuchte an Leuchte erlaubt, nach demjenigen aber, der erklärt: wegen Verringerung des Gebotes, ist es auch Leuchte an Leuchte verboten. R. Ivja wandte ein: Mit einem Sela͑ vom zweiten Zehnten darf man keine [profanen] Golddenare

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wiegen, auch nicht, um damit anderen zweiten Zehnten auszuweiten. Allerdings ist, wenn du sagst, Rabh und Šemuél streiten über [das Anzünden] von Leuchte an Leuchte, mittelst eines Spanes aber verbiete es auch Šemuél, hieraus kein Einwand zu entnehmen, wenn du aber sagst, er erlaube es auch mittelst eines Spanes, ist dies33ja eine Widerlegung!? Raba erwiderte: Dies ist eine Vorsichtsmaßnahme, denn wenn das Gewicht nicht genau stimmt, könnte man sie als Profanes ausgeben34. R. Šešeth wandte ein:35Außerhalb des Vorhanges des Zeugnisses richte er sie her. Brauchte er etwa deren Licht, wo doch die Kinder Jisraél die ganzen vierzig Jahre bei Seinem Lichte gewandert sind!? Vielmehr, dies sei ein Zeugnis für alle Weltbewohner, daß die Göttlichkeit in Jisraél weilt. Worin bestand das Zeugnis? Rabh erklärte: Das war die westliche Lampe; in diese goß er ebensoviel Öl, wie in die übrigen, dennoch begann er das Anzünden mit dieser und beendete [das Reinigen] mit dieser. Hierbei konnte er ja ohne [Span] nicht anzünden, da die Lampen [am Leuchter] befestigt waren, somit ist hieraus ein Einwand zu erheben sowohl gegen denjenigen, welcher begründet: wegen Mißachtung der Gebote, als auch gegen denjenigen, welcher begründet: wegen Verringerung der Gebote !? R. Papa erklärte: Die Dochte waren lang36. Aber immerhin ist ja hieraus ein Einwand zu erheben gegen denjenigen, welcher begründet wegen Verringerung der Gebote!?

Ein Einwand.

Wie bleibt es nun damit?

R. Hona, der Sohn R. Jehošua͑s, erwiderte: Wir wollen sehen: wird das Gebot mit dem Anzünden ausgeübt, so darf man eine Lampe an der anderen anzünden, wird das Gebot mit dem Hinstellen ausgeübt, so darf man nicht eine Lampe an der anderen anzünden. Sie fragten nämlich : Wird das Gebot mit dem Anzünden ausgeübt, oder wird es mit dem Hinstellen ausgeübt?

Komm und höre: Raba sagte: Wenn jemand steht und die Ḥanukalampe hält, so hat er nichts getan. Hieraus ist somit zu entnehmen, daß das Gebot mit dem Hinstellen ausgeübt wird.

Da glaubt jeder, der ihn sieht, er halte sie zum eigenen Gebrauche.

Komm und höre: Raba sagte: Hat jemand sie drinnen angezündet und hinausgebracht, so hat er nichts getan. Erklärlich ist es, wenn du sagst, das Gebot werde mit dem Anzünden ausgeübt, daß er nichts getan hat, weil man sie auf der richtigen Stelle anzünden muß; wieso aber hat er nichts getan, wenn du sagst, das Gebot werde mit dem Hinstellen ausgeübt!?

Auch hierbei könnte, wer ihn sieht, glauben, er habe sie zum eigenen Gebrauche angezündet.

Komm und höre : R. Jehošua͑ b. Levi sagte : Wenn

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eine Lampe den ganzen [Šabbath] gebrannt hat, so lösche man sie am Ausgang des Šabbaths aus37und zünde sie wieder an. Erklärlich ist dies, wenn du sagst, das Gebot werde mit dem Anzünden ausgeübt, wieso aber heißt es, wenn du sagst, das Gebot werde mit dem Hinstellen ausgeübt, daß man sie auslösche und wieder anzünde, es sollte ja heißen, man lösche sie aus, hebe sie auf, stelle sie hin und zünde sie wieder an!? Ferner sprechen wir den Segen: »Der uns durch seine Gebote geheiligt und uns das Ḥanukalicht anzuzünden befohlen hat«. Somit ist hieraus zu entnehmen, daß das Gebot mit dem Anzünden ausgeübt werde. Schließe hieraus. Da wir nun ausgeführt haben, das Gebot werde mit dem Anzünden ausgeübt, so ist, wenn ein Tauber, ein Blöder oder ein Minderjähriger sie angezündet hat, dies ungültig. Eine Frau aber darf wohl anzünden, denn R. Jehošua͑ b. Levi sagte, Frauen seien zum Ḥanukalichte verpflichtet, weil auch sie bei jenem Wunder beteiligt waren.

R. Šešeth sagte: Ein Logiergast ist zum Ḥanukalichte verpflichtet. R. Zera sagte : Früher, als ich noch das Lehrhaus besuchte, pflegte ich meinen Wirtsleuten einige Münzen als Beteiligung zu geben; nachdem ich eine Frau genommen, sagte ich mir: nun brauche ich es nicht, denn daheim zünden sie auch für mich an.

R. Jehošua͑ b. Levi sagte: Alle Öle sind für die Lampe gut, am besten aber Olivenöl. Abajje erzählte: Anfangs pflegte sich der Meister nach Sesamöl umzusehen, er sagte nämlich, dies brenne länger; seitdem er aber das gehört, was R. Jehošua͑ b. Levi gesagt hat, bemüht er sich um Olivenöl, denn er sagt, dieses gebe ein klareres Licht.

Ferner sagte R. Jehošua͑ b. Levi: Alle Öle sind gut zur Tinte, am besten aber Olivenöl. Sie fragten: Zum Verrühren38oder zum Räuchern39?

Komm und höre: R. Šemuél b. Zuṭri lehrte: Alle Öle sind gut zur Tinte, am besten aber ist Olivenöl, sowohl zum Verrühren als auch zum Räuchern. R. Šemuél b. Zuṭra lehrte wie folgt: Alle Ruße sind gut zur Tinte, am besten aber der des Olivenöls. R. Hona sagte: Alle Harze sind gut zur Tinte, am besten aber das Harz des Balsambaumes.

R. Ḥija b. Aši sagte im Namen Rabhs: Wer das Ḥanukalicht anzündet, spreche den Segen. R. Jirmeja sagte: Wer das Ḥanukalicht sieht, spreche den Segen. R. Jehuda sagte: Am ersten Tage spreche, wer das Ḥanukalicht sieht, zwei, und wer es anzündet, drei Segenssprüche; von da ab und weiter, spreche, wer es anzündet, zwei Segenssprüche, und wer es sieht, einen Segensspruch.

Welchen [Segensspruch] läßt man weg?

Man läßt den Segensspruch von der Zeit40weg.

Sollte man doch den Segensspruch von der Wundertat weglassen!?

Die Wundertat geschah an jedem dieser Tage.

Wie lautet der Segensspruch?

»Daß er uns durch seine Gebote geheiligt, und uns befohlen hat, das Ḥanukalicht anzuzünden.«

Wo hat er uns dies befohlen?

R. Ivja erwiderte: Dies geht hervor aus [dem Verbote:] 41du sollst nicht abweichen. R. Neḥemja erwiderte: Aus [dem Verse:] 42frage deinen Vater, daß er es dir sage, deine Greise, daß sie es dir erzählen. R. A͑mram wandte ein : Man darf mit Demaj43einen E͑rub bereiten, sich durch dieses vereinigen, darüber den Segen sprechen und darüber den gemeinsamen Tischsegen sprechen. Man darf ferner davon [die Abgaben] nackt und bei Dämmerung entrichten. Wieso darf er, wenn du nun sagst, jedes rabbanitische Gebot erfordere einen Segensspruch, nackt den Segensspruch lesen, es heißt ja:44dein Lager soll heilig sein, was dann nicht der Fall ist!? Abajje erwiderte: Rabbanitische Gebote erfordern, wenn sie Gewisses betreffen, einen Segensspruch, wenn Zweifelhaftes, keinen Segensspruch.

Aber der zweite Feiertag ist ebenfalls ein rabbanitisches Gebot des Zweifels45 wegen; dennoch erfordert er einen Segensspruch!?

Dieser deshalb, damit man ihn nicht geringschätze. Raba erwiderte: Die Mehrzahl des gemeinen Volkes entrichtet den Zehnten46.

R. Hona sagte: Ein Hof, der zwei Eingänge hat, erfordert zwei Ḥanukalichter. Raba sagte: Dies nur, wenn sie sich an zwei Seiten befinden, wenn aber an einer Seite, so ist dies nicht nötig.

Aus welchem Grunde : wollte man sagen, wegen des Verdachtes47, bei wem könnte er in Verdacht kommen?

wenn [bei Fremden aus] aller Welt, so sollten [zwei] erforderlich sein, auch wenn sie sich an einer Seite48befinden, und wenn bei Einheimischen, so sollten keine [zwei] erforderlich sein, auch wenn sie sich an zwei Seiten49befinden!?

Tatsächlich wegen des Verdachtes bei Einheimischen, denn oft gehen manche nur an der einen Seite und nicht an der anderen Seite vorüber und glauben, er habe, wie an dieser Tür, auch an jener Tür nicht angezündet.

Woher entnimmst du, daß wir Verdacht berücksichtigen?

Es wird gelehrt: R. Šimo͑n sagte: Aus vier Gründen ordnete die Tora an, den Eckenlaß am Ende des Feldes zurückzulassen: wegen Beraubung der Armen, wegen Zeitverlustes der Armen, wegen des Verdachtes und wegen [des Verbotes] :50du sollst nicht vollenden. Wegen Beraubung der Armen: damit nicht der Eigentümer eine geeignete Zeit abpasse und den Eckenlaß seinen armen Verwandten

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zuschanze. Wegen Zeitverlustes der Armen: damit nicht die Armen dasitzen und warten müssen, bis der Eigentümer den Eckenlaß zurückläßt. Wegen Verdachtes: damit nicht Vorübergehende sagen: Fluch möge über diesen kommen, der auf seinem Felde keinen Eckenlaß zurückläßt. Wegen [des Verbotes]: du sollst nicht vollenden51.

Beruhen denn jene alle [Gründe] nicht auf [dem Verbote]: du sollst nicht vollenden!? Raba erwiderte: Wegen der Betrüger52.

R. Jiçḥaq b. Redipha sagte im Namen R. Honas: Mit einer Lampe, die zwei Dillen hat, können zwei Personen sich ihrer Pflicht entledigen. Raba sagte : Wenn man eine Schüssel mit Öl füllt und ringsum Dochte hineinlegt, so genügen damit, falls man sie mit einem Gefäße zudeckt, ebensoviele Personen ihrer Pflicht; hat man sie nicht mit einem Gefäße zugedeckt, so wird es als Fackel betrachtet, und auch einer genügt damit nicht seiner Pflicht.

Raba sagte: Das ist mir gewiß, daß vom Wolinungslichte53und dem Ḥanukalichte das Wohnungslicht zu bevorzugen sei, wegen der Behaglichkeit im Hause; daß ferner vom Wohnungslichte und dem [Weine zum] Weihsegen des Tages das Wohnungslicht zu bevorzugen sei, wegen der Behaglichkeit im Hause. Aber folgendes fragte Raba: Was ist vom Ḥanukalichte und dem [Weine zum] Weihsegen des Tages zu bevorzugen? Ist der Weihsegen des Tages zu bevorzugen, weil er häufiger ist, oder ist das Ḥanukalicht zu bevorzugen, wegen der Bekanntmachung der Wundertat? Nachdem er dies gefragt, entschied er es auch: Das Ḥanukalicht ist zu bevorzugen, wegen der Bekanntmachung der Wundertat.

R. Hona sagte : Wer auf das Licht54achtet, bekommt schriftgelehrte Söhne; wer [das Gebot der] Mezuza genau befolgt, dem ist eine schöne Wohnung beschieden; wer [das Gebot der] Çiçith genau befolgt, dem ist ein schönes Gewand beschieden; wer [das Gebot vom] Weihsegen des Tages genau befolgt, dem ist es beschieden, Krüge mit Wein zu füllen.

R. Hona pflegte oft an der Tür R. Abins des Schreiners vorüberzugehen, und als er bemerkte, daß dieser auf die Beleuchtung sehr achtete, sprach er: Aus diesem [Hause] werden zwei bedeutende Männer hervorgehen. Und tatsächlich gingen aus diesem [Hause] R. Idi b. Abin und R. Ḥija b. Abin hervor. R. Ḥisda pflegte oft an der Tür der Eltern R. Šezbis vorüberzugehen, und als er bemerkte, daß sie auf die Beleuchtung sehr achteten, sprach er: Aus diesem [Hause] wird ein bedeutender Mann hervorgehen. Und tatsächlich ging aus diesem [Hause] R. Šezbi hervor.

Die Frau R. Josephs pflegte [das Šabbathlicht] spät anzuzünden; da sprach R. Joseph zu ihr: Es wird gelehrt:55Tags wich die Wolkensäule nicht, und nachts stand die Feuersäule; dies lehrt, daß die Wolkensäule die Feuersäule und die Feuersäule die Wolkensäule zu ergänzen56pflegte. Als sie es darauf besonders früh anzünden wollte, sprach ein Greis zu ihr: Es wird gelehrt: Nur darf man es nicht zu früh und nicht zu spät [anzünden].

Raba sagte: Wer die Rabbanan liebt, wird Rabbanan zu Kindern haben; wer die Rabbanan ehrt, wird Rabbanan zu Schwiegersöhnen haben; wer den Rabbanan Ehrfurcht bezeugt, der wird selber zu den Rabbanan gehören; ist er aber dazu ungeeignet, so werden seine Worte beachtet werden, als gehörte er zu den Rabbanan.

KEIN VERBRENNL &C.

Was heißt Verbrenn-Öl? Raba erwiderte: unrein gewordenes Öl von Hebe.

Weshalb nennt man es Verbrenn-Öl?

Weil es zum Verbrennen bestimmt ist.

Weshalb darf man es am Šabbath nicht brennen?

Da ihm die Vernichtung obliegt, so ist zu berücksichtigen, er könnte [die Lampe] neigen57. Abajje sprach zu ihm: Demnach sollte es am Feste erlaubt sein, während wir gelernt haben, man dürfe am Feste kein Verbrenn-Öl brennen!?

Man hat es am Feste als Vorsichtsmaßnahme für den Šabbath verboten. R. Ḥisda erklärte: Wir berücksichtigen das Neigen nicht, hier aber handelt es sich um einen Šabbathvorabend, der zugleich Festtag ist, und es ist verboten, Heiliges58am Feste zu verbrennen.

Wenn es aber im Schlußsatze heißt, man dürfe am Feste kein Verbrenn-Öl brennen, so spricht ja demnach den Anfangssatz nicht vom Feste!? R. Ḥanina aus Sura erwiderte: Er gibt damit den Grund an: man darf Verbrenn-Öl am Feste deshalb nicht brennen, weil man am Feste kein Heiliges verbrennen darf. Übereinstimmend mit R. Ḥisda

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wird gelehrt: Diese alle, von denen sie gesagt haben, man dürfe sie am Šabbath nicht brennen, darf man am Feste wohl brennen, ausgenommen Verbrenn-Öl, weil man am Feste kein Heiliges verbrennen darf.

Sie fragten: Muß man des Ḥanukafestes auch im Tischsegen erwähnen? Braucht man dessen nicht zu erwähnen, da es nur rabbanitisch ist, oder muß man dessen wohl erwähnen, wegen der Bekanntmachung der Wundertat? Raba erwiderte im Namen Abajjes im Namen R. Seḥoras im Namen R. Honas: Man braucht dessen nicht zu erwähnen, will man aber erwähnen, so tue man dies im Danksegen59. R. Hona b. Jehuda traf einst bei Raba ein, und er war im Begriffe, dessen im Segen »Erbauer Jerušalems« zu erwähnen; da sprach R. Šešeth zu ihm: Wie beim Gebete; wie beim Gebete, dessen im Danksegen erwähnt wird, ebenso ist seiner beim Tischsegen im Danksegen zu erwähnen.

Sie fragten: Muß man des Neumondtages im Tischsegen erwähnen? Sagen wir, man brauche des Ḥanukafestes nicht zu erwähnen, weil es rabbanitisch ist, wohl aber erwähne man des Neumondtages, das [ein Gebot] der Tora ist, oder braucht man dessen nicht zu erwähnen, weil an diesem Tage die Arbeit nicht verboten ist? Rabh sagt, man müsse seiner erwähnen; R. Ḥanina sagt, man brauche seiner nicht zu erwähnen. R. Zeriqa sagte: Halte dich an die Ansicht Rabhs, denn R. Oša͑ja ist seiner Ansicht. R. Oša͑ja lehrte nämlich: An den Tagen, an denen ein Zusatzopfer dargebracht wurde, beispielsweise am Neumondtage und am Halbfeste, bete man abends, morgens und nachmittags das Achtzehngebet und erwähne des Tagesereignisses im Tempeldienstsegen60; hat jemand dessen nicht erwähnt, so lasse man ihn wiederholen. An diesen Tagen gibt es keinen Weihsegen (über den Becher), jedoch erwähne man [des Tagesereignisses] im Tischsegen. An den Tagen, an denen kein Zusatzopfer dargebracht wurde, beispielsweise am Montag, Donnerstag und Montag61, an Fasttagen und Beistandstagen62(Welche Bedeutung haben denn der Montag und der Donnerstag?

Vielmehr, am Montag, Donnerstag und Montag, die Fasttage sind und an Beistandstagen) bete man abends, morgens und nachmittags das Achtzehngebet und erwähne des Tagesereignisses im [Segen] »Der das Gebet erhört«; hat jemand dessen nicht erwähnt, so lasse man ihn nicht wiederholen. An diesen Tagen gibt es keinen Weihsegen (über den Becher), auch erwähne man des Tagesereignisses im Tischsegen nicht.

Sie fragten: Muß man des Ḥanukafestes im Zusatzgebete63erwähnen? Braucht man dessen nicht zu erwähnen, da dieses kein Zusatzgebet hat, oder aber, an diesem Tage sind ja vier Gebete zu verrichten? R. Hona und R. Jehuda sagen beide, man erwähne nicht, R. Naḥman und R. Johanan sagen beide, man erwähne wohl. Abajje sprach zu R. Joseph: Die Ansicht R. Honas und R. Jehudas ist die des Rabh. R. Gidel sagte nämlich im Namen Rabhs: Wenn ein Neumondtag auf einen Šabbath fällt, so braucht, der am Šabbath die Hafṭara aus dem Prophetenbuche liest, [im Segen] des Neumondtages nicht zu erwähnen, denn wenn nicht der Šabbath, würde man am Neumondtage aus dem Prophetenbuche nicht lesen.

Es ist ja nicht gleich; da, am Neumondtage, wird ja aus dem Prophetenbuche überhaupt nicht [gelesen], hierbei aber wird ja [des Ḥanukafestes] abends, morgens und nachmittags erwähnt. Dies gleicht vielmehr dem, was R. Aḥadboj b. R. Mathna im Namen Rabhs gesagt hat: Wenn ein Fest auf einen Šabbath fällt, so braucht, der am Šabbath beim Vespergebete die Hafṭara64aus dem Prophetenbuche liest, [im Segen] des Festes nicht zu erwähnen, denn wenn nicht der Šabbath, würde man am Feste beim Vespergebete aus dem Prophetenbuche nicht lesen. Die Halakha

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ist aber nicht wie all diese Lehren, sondern wie R. Jehošua͑ b. Levi gesagt hat: Wenn der Versöhnungstag auf einen Šabbath fällt, so muß man des Šabbaths im Schlußgebete65erwähnen, weil an diesem Tage vier Gebete zu verrichten sind.

Eine Halakha widerspricht ja der anderen: du sagst, die Halakha sei, wie R. Jehošua͑ b. Levi, dagegen ist es feststehend, daß die Halakha wie Raba ist, welcher sagt, wenn ein Fest auf einen Šabbath fällt, brauche der Vorbeter, der vor das Betpult tritt, im Abendgebete66des Festes nicht zu erwähnen, denn wenn nicht der Šabbath, würde der Vorbeter am Feste nicht zum Abendgebete vortreten!?

Es ist ja nicht gleich; da brauchte man es67eigentlich auch am Šabbath nicht, hätten die Rabbanan es nicht wegen der Gefahr68angeordnet, hierbei aber sind an diesem Tage vier Gebete zu verrichten.

KEIN SCHWANZFETT &C. Die Weisen sagen ja dasselbe, was der erste Tanna!?

Ein Unterschied besteht zwischen ihnen bezüglich der Lehre des R. Beruna69im Namen Rabhs. Es ist aber nicht bekannt70.

iiMAN DARF AM FESTE KEIN VERBRENNL BRENNEN. R. JIŠMA͑ÉL SAGT, MAN DÜRFE WEGEN DER EHRUNG DES ŠABBATHS KEIN TEERÖL BRENNEN. DIE WEISEN ERLAUBEN ALLE ÖLE: SESAMÖL, NUSSÖL, RETTICHÖL, FISCHTRAN71, ÖL WILDER GURKEN, TEERÖL UND NAPHTA. R. TRYPHON SAGT, MAN DÜRFE NICHTS ANDERES ALS OLIVENÖL BRENNEN.

GEMARA. Aus welchem Grunde?

Weil man nicht am Feste Heiliges verbrennen darf.

Woher dies?

Ḥizqija sagte, auch wurde es in der Schule Ḥizqijas gelehrt: Die Schrift sagt: 72ihr sollt nichts davon bis zum Morgen übrig lassen; was davon bis zum Morgen übrig bleibt; [die Worte] bis zum Morgen brauchen ja nicht wiederholt zu werden, und wenn sie dennoch wiederholt werden, so gibt dir der Schriftvers zum Verbrennen73noch einen zweiten Morgen. Abajje erwiderte: Die Schrift sagt: 74ein Brandopfer von Šabbath zu Šabbath; nicht aber ein Brandopfer des Wochentages zum Šabbath, noch ein Brandopfer des Wochentages am Feste75. Raba erwiderte: Die Schrift sagt: 76nur das allein dürft ihr bereiten; nur das, aber keine Werkzeuge; allein, nicht aber eine außerzeitliche Beschneidung77, hinsichtlich welcher man sonst [einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere folgern78würde. R. Aši erwiderte:

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79Ein Ruhetag, das ist ein Gebot. Bezüglich des [Feierns am] Feste gibt es somit ein Gebot und ein Verbot, und das Gebot80verdrängt nicht ein Verbot samt Gebot.

Dies81ist demnach nur am Feste verboten, am Wochentage aber erlaubt; aus welchem Grunde? Rabh erwiderte: Wie es Gebot ist, unrein gewordene heilige [Opferstücke] zu verbrennen, so ist es auch Gebot, unrein gewordene Hebe zu verbrennen, und die Tora sagt, daß man beim Verbrennen daraus eine Nutznießung ziehen darf.

Wo sagt dies die Tora?

Dies geht aus der Lehre R. Naḥmans hervor, denn R. Naḥman sagte im Namen des Rabba b. Abahu: Die Schrift sagt: 82ich meinerseits überweise dir die Wahrung meiner Heben; der Schriftvers spricht von zwei Heben, von der reinen Hebe und von der unreinen Hebe, und der Allbarmherzige sagt: dir, sie gehört dir, damit83 deine Speise zu kochen. Wenn du aber willst, sage ich, dies gehe aus der Lehre R. Abahus hervor, denn R. Abahu sagte im Namen R. Joḥanans: 84Ich habe nichts davon in Unreinheit verbrannt, nur davon85darfst du nicht brennen, wohl aber darfst du Öl von Hebe, die unrein geworden, brennen.

Vielleicht aber: nur davon darfst du nicht brennen, wohl aber darfst du Öl vom Heiligengute, das unrein geworden, brennen!?

Bezüglich dieses ist es durch [einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere zu folgern: wenn die Tora vom leichteren [zweiten] Zehnten sagt: ich habe nichts davon in Unreinheit verbrannt, um wieviel mehr gilt dies vom strengeren Heiligengute.

Demnach sollte [der Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere auch auf die Hebe bezogen werden!?

Es heißt ja: davon.

Was veranlaßt dich dazu86?

Es leuchtet ein, das Heiligengut nicht auszuschließen, denn dabei haben Verworfenes, Übriggebliebenes, Opfer, Veruntreuung, Ausrottung und das Verbot für Leidtragende Geltung.

Im Gegenteil, die Hebe sollte nicht ausgeschlossen werden, da bei dieser Tod, Fünftel, Unauslösbarkeit und das Verbot für Laien Geltung haben!?

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Jene sind mehr. Wenn du aber willst, sage ich: das Heiligengut ist strenger, da es mit der Ausrottung belegt ist. R. Naḥman b. Jiçḥaq erwiderte: Die Schrift sagt:87du sollst ihm geben, ihm, aber nicht seinem Feuer88; demnach darf man [die Hebe] brennen.

R. JIŠMA͑ÉL SAGT &C.

A us welchem Grunde? Raba erwiderte: Da es schlecht riecht, könnte er es lassen und hinausgehen. Abajje sprach zu ihm: Mag er doch hinausgehen89!? Jener erwiderte: Ich bin der Ansicht, das Brennen des Lichtes am Šabbath sei Pflicht. R. Naḥman b. R. Zabhda, manche sagen, R. Naḥman b. Raba, sagte nämlich im Namen Rabhs: Das Brennen des Lichtes am Šabbath ist eine Pflicht; das Waschen der Hände und Füße in warmem [Wasser] am Vorabend ist ein Freigestelltes; ich aber sage, dies sei Gebot.

Was für ein Gebot?

R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: So war die Gepflogenheit des R. Jehuda b. Ilea͑j; am Vorabend des Šabbaths pflegte man ihm eine Wanne mit warmem Wasser zu bringen, und er wusch sieh Gesicht, Hände und Füße und hüllte sich in ein mit Çiçith versehenes Linnentuch; er glich dann einem Engel des Herrn der Heerscharen. Als einst seine Schüler vor ihm die Ecken ihrer Linnentücher verbargen, sprach er zu ihnen: Kinder, habe ich euch nicht gelehrt, das Linnentuch sei nach der Schule Šammajs von den Çiçith frei und nach der Schule Hilleis pflichtig90, und die Halakha sei wie die Schule Hillels? Jene aber waren der Ansicht, dies sei mit Rücksicht auf das Nachtgewand91verboten.

92Und du raubtest meiner Seele den Frieden, ich vergaß des Glückes. Was heißt: du raubtest meiner Seele den Frieden? R. Abahu erwiderte: Dies ist die Beleuchtung am Šabbath. Ich vergaß des Glückes. R. Jirmeja sagte: Dies ist das Badehaus. R. Joḥanan sagte: Dies ist das Waschen von Händen und Füßen in warmem Wasser. R. Jiçḥaq der Schmied sagte: Dies ist das schöne Bett mit dem schönen Bettzeug darauf. R. Abba sagte: Dies ist das bezogene Bett und das geputzte Weib für die Schriftgelehrten.

Die Rabbanan lehrten: Wer ist reich?

Wer an seinem Reichtum Zufriedenheit findet

so R. Meír. R. Tryphon sagte: Wer hundert Weinberge, hundert Felder und hundert Knechte darin arbeiten hat. R. A͑qiba sagte: Wer eine Frau hat, die schön ist in ihrem Betragen. R. Jose sagte: Wer den Abort nahe seinem Tische hat.

Es wird gelehrt: R.Šimo͑n b. Elea͑zar sagte: Man darf kein Balsamharz brennen.

Aus welchem Grunde? Raba erwiderte: Da es einen Duft verbreitet, so könnte man davon zum Gebrauche93entnehmen. Abajje

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sprach zu ihm: Der Meister könnte ja sagen: weil es spritzt94!?

Er gibt einen und einen zweiten Grund an: erstens, weil es spritzt, und zweitens, weil man davon zum Gebrauche entnehmen könnte.

Einst war eine Schwiegermutter, die ihre Schwiegertochter haßte. Da sprach sie zu ihr: Geh, schmücke dich mit Balsamöl. Diese ging und tat dies. Als sie zurückkam, sprach jene zu ihr: Geh, zünde das Licht an. Als sie das Licht anzündete, erfaßte sie das Feuer und verbrannte sie.

95Und von den Geringen des Landes ließ Nebuzar Adan, der Oberste der Leibwächter, als Winzer und Ackerleute zurück. Winzer, das sind, wie R. Joseph lehrte, Leute, die von E͑n-Gedi bis Ramata den Balsam sammelten. Ackerer96, das sind Leute, die vom Abhange Çors bis Ḥajpha die Purpurschnecke fingen.

Die Rabbanan lehrten: Man darf unreines [Öl] von Unverzehntetem wochentags nicht brennen, und selbstverständlich nicht am Šabbath. Desgleichen darf man weißes Naphta wochentags nicht brennen, und selbstverständlich nicht am Šabbath.

Erklärlich ist dies vom weißen Naphta, weil es spritzt, weshalb aber [kein] unreines [Öl] von Unverzehntetem?

Die Schrift sagt: 97ich meinerseits überweise dir die Wahrung meiner Heben; der Schriftvers spricht von zwei Heben, von der reinen Hebe und von der unreinen Hebe; wie bei der reinen Hebe [die Früchte] dir erst nach der Abhebung zur Verfügung stehen, ebenso stehen sie dir bei der unreinen Hebe erst nach der Abhebung zur Verfügung.

Der Text. R. Šimo͑n b. Elea͑zar sagte: Man darf kein Balsamharz brennen, so sagte auch R. Šimo͑n b. Elea͑zar: Balsamharz ist nichts als ein Saft des Balsambaumes. R. Jišma͑él sagte: Was vom Holze kommt, darf man nicht brennen. R. Jišma͑él b. Beroqa sagte: Man darf nur das brennen, was von der Frucht kommt. R. Tryphon sagte: Man darf nur Olivenöl allein brennen. Da stellte sich R. Joḥanan b. Nuri (auf seine Füße) hin und sprach: Was sollen die Leute in Babylonien machen, die kein anderes als Sesamöl haben!? Was sollen die Leute in Medien machen, die kein anderes als Nußöl haben!? Was sollen die Leute in Alexandria machen, die kein anderes als Rettichöl haben!? Was sollen die Leute in Kappadokien machen, die weder dieses noch jenes, sondern nur Naphta haben!? Halte dich vielmehr an die, von denen die Weisen gesagt haben, daß man sie nicht brennen dürfe. Man darf Fischtran und Teeröl brennen. R. Šimo͑n Šezori sagt, man dürfe Öl von wilden Gurken und Naphta brennen. Symmachos sagt, was aus Fleisch kommt, dürfe man nicht brennen, ausgenommen Fischtran.

Symmachos sagt ja dasselbe, was der erste Tanna!?

Ein Unterschied besteht zwischen ihnen bezüglich der Lehre des R. Beruna98im Namen Rabhs. Es ist aber nicht bekannt99.

Es wird gelehrt: R. Šimo͑n b. Elea͑zar sagte: Bei allem, was vom Baume kommt, hat die Bestimmung von drei zu drei100keine Geltung, und man darf damit [die Festhütte] bedecken, ausgenommen Flachs. Abajje sagte: R. Šimo͑n b. Elea͑zar und der Tanna aus der Schule R. Jišma͑éls lehrten

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eines und dasselbe.

R. Šimo͑n b. Elea͑zar [lehrte] das, was wir bereits gesagt haben; was der Tanna aus der Schule R. Jišma͑éls?

In der Schule R. Jišma͑éls wurde gelehrt: Da in der Tora von den Kleidern101allgemein gesprochen wird, an einer Stelle aber102Wolle und Flachs ausdrücklich genannt werden, so sind, wie an dieser Stelle Wolle und Flachs, auch überall [Kleider aus] Wolle und Flachs gemeint. Raba sagte: Ein Unterschied besteht zwischen ihnen, ob jeder andere Kleiderstoff von drei zu drei [Handbreiten verunreinigungsfähig ist]; nach R. Šimo͑n b. Elea͑zar ist er es, nach dem Tanna aus der Schule R. Jišma͑éls ist er es nicht.

Alle stimmen also überein, daß [Kleiderstoff] aus Wolle und Flachs von drei zu drei [Fingerbreiten] durch Aussatz verunreinigungsfähig sei; woher dies?

Es wird gelehrt: 103Gewand; ich weiß nur von einem Gewande, woher dies [von Kleiderstoff] von drei zu drei [Fingerbreiten]? Es heißt: 104und das Gewand.

Vielleicht schließt dies nur [die Größe] drei zu drei [Handbreiten] ein!?

Bezüglich dieser ist es [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere zu folgern: wenn [ein Gewebe von nur einem] Aufzug- und Einschlagfaden verunreinigungsfähig ist, um wieviel mehr [Kleiderstoff von] drei zu drei [Handbreiten].

Demnach ist es ja auch bezüglich eines von drei zu drei [Fingerbreiten durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere zu folgern!?

Vielmehr, bezüglich eines von drei zu drei [Handbreiten], der für Reiche und Arme brauchbar ist, ist es [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere zu folgern, bezüglich eines von drei zu drei [Fingerbreiten] aber, der nur für Arme und nicht für Reiche brauchbar ist, ist es [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere nicht zu folgern. Daher nur, weil die Schrift es einbegriffen hat, hätte die Schrift es nicht einbegriffen, so würden wir es [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere nicht gefolgert haben.

Vielleicht schließt dies drei zu drei [Handbreiten] auch anderer Kleiderstoffe ein!?

Die Schrift sagt: 105ein Gewand aus Wolle oder Flachs, nur Wolle und Flachs, anderes aber nicht.

Vielleicht sind [andere Kleiderstoffe nur in der Größe von] drei zu drei [Fingerbreiten] ausgeschlossen, von drei zu drei [Handbreiten] aber sind sie verunreinigungsfähig!?

Es sind zwei Ausschließungen vorhanden: 106An einem wollenen Gewande oder an einem linnenen Gewande, eines schließt drei zu drei [Fingerbreiten] und eines schließt drei zu drei [Handbreiten] aus.

Woher weiß dies nach Raba, welcher sagt, zwischen ihnen bestehe ein Unterschied, ob jeder andere Kleiderstoff von drei zu drei [Handbreiten verunreinigungsfähig ist], nach R. Šimo͑n b. Elea͑zar sei er es, und nach dem Tanna aus der Schule R. Jišma͑éls sei er es nicht, [der erstere] von anderen Kleiderstoffen [in der Größe

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von] drei zu drei [Handbreiten]?

Er folgert dies aus [den Worten]:107oder ein Gewand. Es wird nämlich gelehrt: Gewand: ich weiß dies von einem Gewande, woher dies von anderen Kleiderstoffen [in der Größe] von drei zu drei [Handbreiten]? Es heißt: oder ein Gewand.

Wofür verwendet Abajje [die Worte] oder ein Gewand?

Diese verwendet er zur Einbegreifung von Wolle oder Flachs [in der Größe] von drei zu drei [Fingerbreiten], daß sie durch Kriechtiere verunreinigungsfähig sind.

Und Raba!?

Der Allbarmherzige hat dies bezüglich des Aussatzes108offenbart, und dies gilt auch von den Kriechtieren.

Und Abajje!?

Man könnte einwenden: wohl beim Aussatze, weil dadurch auch [ein Gewebe von] Aufzug- und Einschlagfaden verunreinigungsfähig ist.

Und jener!?

Wollte man sagen, beim Aussatze sei es strenger, so sollte der Allbarmherzige es nur von den Kriechtieren geschrieben haben, und man könnte hiervon bezüglich des Aussatzes folgern.

Und der andere!?

Bezüglich des Aussatzes ist von den Kriechtieren nicht zu folgern, denn man könnte einwenden: wohl Kriechtiere, weil sie schon in Linsengröße verunreinigend sind.

Abajje sagte: Dieser Tanna aus der Schule R. Jišma͑éls ist anderer Ansicht als jener Tanna aus der Schule R. Jišma͑éls. In der Schule R. Jišma͑éls wurde nämlich gelehrt: Gewand: ich weiß dies nur von einem Gewande aus Wolle und Linnen, woher, daß auch Kamelhaar, Hasenhaar, Ziegenhaar, Seide, Wergseide, Serikon einbegriffen ist? Es heißt: oder ein Gewand. Raba sagte: Jener Tanna aus der Schule R. Jišma͑éls hält nichts [von der Einbegreifung] anderer Kleiderstoffe bei drei zu drei [Fingerbreiten], bei drei zu drei [Handbreiten] aber wohl.

Raba selbst sagte ja aber, daß andere Kleiderstoffe von drei zu drei [Handbreiten] nach R. Šimo͑n b. Elea͑zar einbegriffen und nach dem Tanna aus der Schule R. Jišma͑éls nicht einbegriffen sind!?

Raba ist von jenem [Ausspruche] abgekommen. Wenn du aber willst, sage ich: dies hat R. Papa gesagt, denn R. Papa sagte: [Die Worte] »auch109überall« schließen Mischgewebe ein110.

Vom Mischgewebe heißt es ja ausdrücklich: 111du sollst kein Mischgewebe anziehen, Wolle und Flachs zusammen!?

Man könnte glauben, dies gelte nur vom Anziehen, das Überwerfen aber sei bei allem, was aus zwei Arten besteht, verboten.

Ist dies nicht widersinnig: wenn bezüglich des Anziehens, wobei der ganze Körper davon genießt, dies nur von Wolle und Flachs gilt und nicht von anderem, um wieviel mehr bezüglich des Überwerfens!?

Vielmehr, das, was R. Papa gesagt hat, ist nur Gerede. R. Naḥman b. Jiçḥaq sagte: [Die Worte] »auch

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überall« schließen die Çiçith ein112.

Von den Çiçith heißt es ja ausdrücklich: du sollst kein Mischgewebe anziehen, Wolle und Flachs zusammen, und darauf folgt: 113Quasten sollst du dir machen!?

Man könnte glauben, dies deute auf die Lehre Rabas. Raba wies nämlich auf einen Widerspruch hin: Es heißt: 114Zipfel, aus dem Stoffe des Zipfels, dagegen heißt es: Wolle und Flachs zusammen; wie ist dies [in Übereinstimmung115zu bringen]? [Çiçith aus] Wolle oder Flachs sind sowohl für den gleichen Stoff als auch für einen anderen Stoff verwendbar, aus anderen Stoffen aber sind sie es nur für den gleichen Stoff, für andere Stoffe aber nicht. Man könnte glauben, es sei nach Raba zu erklären, so läßt er uns hören. R. Aḥa, der Sohn Rabas, sprach zu R. Aši: Nach dem Tanna aus der Schule R. Jišma͑éls werden bezüglich der Unreinheit auch andere Kleiderstoffe einbegriffen, weil es oder ein Gewand heißt, somit sollten hierbei116auch andere Kleiderstoffe einbegriffen sein, weil es [einschließend] heißt: 117womit du dich zudeckst!?

Dies deutet auf das Gewand eines Blinden. Es wird nämlich gelehrt: 118Ihr sollt sie sehen, ausgenommen das Nachtgewand. Du sagst, das Nachtgewand, vielleicht ist dem nicht so, sondern ausgenommen das Gewand eines Blinden? Wenn es heißt: womit du dich zudeckst, so ist ja damit das Gewand eines Blinden gemeint, somit deuten [die Worte:] ihr sollt sie sehen, auf die Ausschließung des Nachtgewandes.

Was veranlaßt dich, das Gewand eines Blinden einzuschließen und das Nachtgewand auszuschließen?

Ich schließe das Gewand eines Blinden ein, weil andere es sehen, und ich schließe das Nachtgewand aus, weil auch andere es nicht sehen.

Vielleicht schließen [jene Worte] andere Kleiderstoffe ein?

Es ist einleuchtend, daß, wenn er von Wolle und Flachs spricht, er Wolle und Flachs einschließt; sollte er denn, wenn er von Wolle und Flachs spricht, andere Kleiderstoffe einschließen!?

Abajje sagte: R. Šimo͑n b. Elea͑zar und Symmachos lehrten eines und dasselbe. R. Šimo͑n b. Elea͑zar [lehrte] das, was wir bereits gesagt haben, und Symmachos das der folgenden Lehre: Symmachos sagte: Wenn man [die Festhütte] mit Gesponnenem bedeckt hat, so ist sie unbrauchbar, weil sie dann durch Aussatz verunreinigungsfähig ist.

Nach wessen Ansicht?

Nach dem Tanna der folgenden Lehre: Ein [Gewebe von] Aufzug- und Einschlagfaden ist durch Aussatz sofort verunreinigungsfähig

so R. Meír; R. Jehuda sagt, der Aufzugfaden, sobald er gebrüht wird, der Einschlagfaden sofort, und Flachsbündel, sobald sie gebleicht werden.

^iii, 1^VON ALLEM, WAS VOM BAUME KOMMT, DARF MAN NUR FLACHS BRENNEN. VON ALLEM, WAS VOM BAUME KOMMT, IST NUR FLACHS ALS ZELT VERUNREINIGUNGSFÄHIG.

GEMARA. Woher, daß Flachs Baum genannt wird? Mar Zuṭra erwiderte: Die Schrift sagt: 119sie führte sie auf das Dach und verbarg sie unter dem Baumflachse.

VON ALLEM, WAS VOM BAUME KOMMT, IST NUR FLACHS ALS ZELT VERUNREINIGUNGSFÄHIG. Woher dies? R. Elea͑zar erwiderte: Er folgert dies durch [das Wort] Zelt von der Stiftshütte: hier120heißt es: *dies die Lehre, wenn

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jemand in einem Zelte stirbt, und dort121heißt es: er spannte das Zelt über die Stiftshütte aus*; wie der Flachs122dort Zelt heißt, so heißt er auch hier Zelt.

Demnach sollte er, wie dort gesponnen und sechsfach gedrehter Faden, auch hierbei gesponnen und sechsfach gedrehter Faden sein müssen!?

Es heißt zweimal Zelt, und dies ist einbegreifend.

Wenn die Wiederholung des Wortes Zelt einbegreifend ist, so sollte auch alles andere einbegriffen sein!?

Welche Bedeutung hätte demnach die Wortanalogie?

Vielleicht gelten, wie es da Bretter123waren, auch sonst Bretter [als Zelt]!?

Die Schrift sagt:124du sollst Bretter für die Stiftshütte anfertigen: nur die Stiftshütte125heißt »Stiftshütte«, nicht aber heißen Bretter »Stiftshütte«.

Es heißt ja auch:126du sollst eine Decke für das Zelt machen; mithin heißt auch die Decke nicht Zelt!? Wieso fragte R. Elea͑zar demnach, ob das Fell eines unreinen Viehs als Leichenzelt verunreinigungsfähig sei

wenn das Fell eines reinen Viehs127nicht verunreinigungsfähig ist, um wieviel weniger das Fell eines unreinen Viehs!

Anders dieses, das die Schrift weiter besonders nennt, denn es heißt:128sie sollen die Teppiche der Stiftshütte tragen und das Offenbarungszelt, seine Decke und die Taḥiašdecke, die oben darüber; er vergleicht das obere mit dem unteren129: wie das untere »Zelt« heißt, so heißt auch das obere »Zelt«.

Der Text. R. Elea͑zar fragte: Ist die Haut eines unreinen Viehs als Zelt verunreinigungsfähig?

Was war ihm da fraglich? R. Ada b. Ahaba erwiderte: Er fragte, ob das Taḥaš zur Zeit Mošes rein oder unrein war. R. Joseph entgegnete: Wieso konnte ihm dies fraglich sein, es wird ja gelehrt, daß nur Felle reiner Tiere für das göttliche Werk brauchbar waren!? R. Abba wandte ein: R. Jehuda sagt, es waren zwei Decken, eine aus rotgefärbten Widderfellen und eine aus Taḥašfellen; R. Neḥemja sagt, es war eine Decke [von einem Tiere, das] dem Frettchen130gleicht. Das Frettchen ist ja ein unreines Tier!?

Er meint es wie folgt: es gleicht dem Frettchen, indem es buntfarbig war, und es gleicht nicht dem Frettchen, denn dieses ist unrein, während jenes rein war. B. Joseph sprach; Deshalb heißt es in unserer Übersetzung Sasgona; es freut sich seiner Buntfarbigkeit131. Raba sagte: Daß das Fell eines unreinen Viehs als Leichenzelt verunreinigungsfähig ist, ist aus folgendem zu entnehmen: Es wird gelehrt: 132Oder in Fell, dies schließt das Fell eines unreinen Viehs ein, und das in der Hand des Priesters aussätzig geworden ist. Woher dies von dem Falle, wenn man aus allen zusammen133[ein Kleid] gefertigt hat? Es heißt: 134oder an irgend etwas aus Leder.

Dies ist zu widerlegen: wohl gilt dies beim Aussatze, wobei schon [ein Gewebe von] Aufzug- und Einschlagfaden verunreinigungsfähig ist!?

Vielmehr, es ist von [der Unreinheit] der Kriechtiere zu entnehmen. Es wird nämlich gelehrt: Fell, ich weiß dies vom Felle eines reinen Viehs, woher dies vom Felle eines unreinen Viehs? Es heißt:135oder in Fell.

Dies ist zu widerlegen: wohl gilt dies bei Kriechtieren, die schon bei Linsengröße verunreinigend sind!? [Die Unreinheit] des Aussatzes beweist136es. Die Replikation wiederholt sich nun: Die Eigenheit des einen gleicht nicht der Eigenheit des anderen, und die Eigenheit des anderen gleicht nicht der Eigenheit des ersten; das Gemeinsame an ihnen ist, daß sie das Fell unrein machen, und bei ihnen gleicht das Fell des unreinen Viehs dem des reinen Viehs. Somit gilt dies auch vom Leichenzelte; es macht das Fell unrein, mithin gleicht dabei das Fell des unreinen Viehs dem des reinen Viehs. Raba aus Barniš sprach zu R. Aši: Dies ist zu widerlegen: das Gemeinsame an ihnen ist, daß bei beiden schon [ein Quantum] unter Olivengröße verunreinigend ist, während ein Leichnam nur in Olivengröße verunreinigend ist!? Vielmehr, sagte Raba aus Barniš, ist es [durch einen Schluß]

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vom Leichteren auf das Schwerere, vom Ziegenhaar, zu folgern: dieses ist durch Aussatz nicht verunreinigungsfähig, dennoch als Leichenzelt verunreinigend, um so mehr ist das Fell des unreinen Viehs, das durch Aussatz verunreinigungsfähig ist, als Leichenzelt verunreinigend.

Welche Halakha geht demnach aus der Lehre R. Josephs hervor, daß nämlich für das göttliche Werk nur Felle reiner Tiere brauchbar waren?

Bezüglich der Tephillin137.

Von den Tephillin heißt es ja ausdrücklich:138damit die Lehre des Herrn in deinem Munde sei, nur von dem, was dir in den Mund zu nehmen erlaubt ist!?

Bezüglich der Kapseln139.

Abajje sagte ja aber, das Šin der Tephillin140sei eine Moše am Sinaj überlieferte Halakha!?

Vielmehr, bezüglich des Haares zum Umbinden und der Sehnen zum Vernähen141.

Dies ist ja ebenfalls eine Moše am Sinaj überlieferte Halakha!? Es wird nämlich gelehrt: Daß die Tephillin viereckig sein müssen, ist eine Moše am Sinaj überlieferte Halakha; sie müssen mit Haar von diesen selbst umwickelt und mit Sehnen von diesen selbst vernäht werden.

Vielmehr, bezüglich der Riemen142.

R. Jiçḥaq sagte ja aber, daß die Riemen schwarz sein müssen, sei eine Moše am Sinaj überlieferte Halakha!? –Allerdings ist es überliefert, daß sie schwarz sein müssen, aber ist es denn überliefert, daß sie vom reinen Vieh sein müssen!?

Wie bleibt es bezüglich des Taḥaš zur Zeit Mošes?

R. Elea͑ sagte im Namen des R. Šimo͑n b. Laqiš: R. Meír sagte: Das Taḥaš zur Zeit Mošes war ein Geschöpf für sich, von dem die Weisen nicht entschieden haben, ob es ein Wild oder ein Vieh war. Es hatte ein Horn auf der Stirn. Seiner Zeit hat es sich Moše dargeboten, der dessen [Fell] bei der Stiftshütte verwendete, und darauf verschwand es. Da es, wie er sagt, ein Horn hatte, so ist zu schließen, daß es ein reines Tier war. R. Jehuda sagte nämlich: Der Stier, den Adam der Urmensch dargebracht hat, hatte ein Horn auf der Stirn, denn es heißt:143das wird dem Herrn besser gefallen, als ein Stier, ein Farre mit Hörnern und Klauen.

»Mit Hörnern«, das sind ja zwei!? R. Naḥman b. Jiçḥaq erwiderte: Die Schreibweise ist maqran [ein gehörnter].

Sollte er hieraus entscheiden, daß es ein Vieh ist!?

Da es das Einhorn gibt, das ein Wild ist und ebenfalls nur ein Horn hat, so kann auch dieses ein Wild sein.

^iii, 2^WENN MAN EINEN STOFFSTREIFEN ZUSAMMENGEROLLT, ABER NICHT ANGESENGT HAT, SO IST ER, WIE R. ELIE͑ZER SAGT, VERUNREINIGUNGSFÄHIG, UND MAN DARF IHN NICHT BRENNEN, WIE R. A͑QIBA SAGT, REIN, UND MAN DARF IHN BRENNEN.

GEMARA. Allerdings besteht ihr Streit bezüglich der Verunreinigungsfähigkeit in folgendem: R. Elie͑zer ist der Ansicht, das Zusammenrollen sei bedeutungslos, und [der Streifen] bleibe bei seinem Wesen, während R. A͑qiba der Ansicht ist, das Zusammenrollen sei wirksam und dieser kein [Streifen] mehr; worin aber besteht ihr Streit bezüglich des Anzündens!?

R. Elea͑zar sagte im Namen R. Oša͑jas, ebenso sagte R. Ada b. Ahaba: Hier handelt es sich um [einen Streifen] von genau drei zu drei [Fingerbreiten], und zwar an einem Feste, das auf einen Vorabend144des Šabbaths fällt. Alle sind der Ansicht R. Jehudas, welcher sagt, man dürfe ganze Geräte verheizen, aber man dürfe keine Bruchstücke von Geräten145 verheizen; ebenso sind alle der Ansicht U͑las, welcher sagt, wenn man [den Docht] anzündet, müsse die Flamme die größere Hälfte des vorstehenden Teiles erfaßt haben. R. Elie͑zer ist der Ansicht, das Zusammenrollen sei bedeutungslos, somit gilt [der Streifen], sobald man etwas angezündet hat, als Bruchstück eines Gerätes, und man verwendet ein Bruchstück eines Gerätes zum Brennen; R. A͑qiba aber ist der Ansicht, das Zusammenrollen sei wirksam und [der Streifen] habe seine Eigenschaft als Gerät verloren, somit ist es ebenso, als brenne man ein Stück Holz. R. Joseph sagte: Deshalb auch wurde mir gelehrt, [unsere Mišna handle von einem Streifen] genau drei zu drei [Fingerbreiten], und ich wußte nicht, zwecks welcher Halakha.

Wenn R. Ada b. Ahaba es nach R. Jehuda erklärt, so ist ja anzunehmen, daß er ebenfalls der Ansicht R. Jehudas ist; aber ist denn R. Ada b. Ahaba dieser Ansicht, R. Ada b. Ahaba sagte ja,

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daß, wenn ein Nichtjude [am Feste] eine Vertiefung in ein Scheit eines Jisraéliten gegraben hat, man es am Feste verheizen dürfe. Wieso denn, es ist ja [am Feste] entstanden!?

Er sagte es nur nach R. Elie͑zer und R. A͑qiba, er selber aber ist nicht dieser Ansicht. Raba erklärte: Folgendes ist der Grund R. Elie͑zers: weil man [am Šabbath] keinen noch nicht angebrannten Docht und keinen noch nicht angebrannten Fetzen brennen darf146.

Zwecks welcher Halakha lehrte R. Joseph: genau drei zu drei [Fingerbreiten]?

Bezüglich der Unreinheit, denn wir haben gelernt: Drei zu drei [Fingerbreiten], von denen sie sprechen, sind außer dem Nahtsaum zu verstehen

so R. Šimo͑n; die Weisen sagen: genau drei zu drei.

R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Man darf [am Feste] Geräte verheizen, nicht aber darf man Bruchstücke von Geräten147verheizen

so R. Jehuda; R. Šimo͑n erlaubt dies. Man darf Nüsse verheizen, hat man sie gegessen, so darf man die Schalen nicht verheizen

so R. Jehuda; R. Šimo͑n erlaubt dies. Man darf Datteln verheizen, hat man sie gegessen, so darf man die Kerne nicht verheizen

so R. Jehuda; R. Šimo͑n erlaubt dies. Und [alle Fälle] sind nötig. Hätte er nur den ersten gelehrt, [so könnte man glauben,] R. Jehuda sei dieser Ansicht nur hierbei, weil es vorher ein Gerät war, nachher aber ein Bruchstück eines Gerätes ist, dies ist also Neuentstandenes und daher verboten, bei den Datteln aber, wo sie vorher Kerne waren und nachher Kerne sind, sei es erlaubt. Würde er es nur von den Datteln gelehrt haben, so könnte man glauben, weil diese vorher verhüllt waren und nachher unverhüllt sind, bei Nußschalen aber, die vorher unverhüllt waren und nachher unverhüllt sind, sei es erlaubt. Daher sind alle nötig. Die Lehre Rabhs aber ist nicht ausdrücklich gelehrt worden, sondern aus einem Schlusse gefolgert. Rabh aß nämlich Datteln und warf die Kerne in den Herd; da sprach R. Ḥija zu ihm: Fürstensohn, am Feste ist solches verboten.

Hat er ihm zugestimmt oder nicht?

Komm und höre: Als Rabh nach Babylonien kam, aß er [am Feste] Datteln und warf die Kerne für die Tiere fort. Doch wohl persische, wonach er ihm nicht148zugestimmt hat.

Nein, es waren aramäische, [deren Kerne] noch des Fleisches wegen genießbar sind.

R. Šemuél b. Bar Hana sprach zu R. Joseph: Wieso sagt R. Jehuda, man dürfe Geräte, jedoch keine Bruchstücke von Geräten verheizen; sobald sie ein wenig anbrennen, sind sie ja Bruchstücke von Geräten, und wenn man sie wendet, wendet man doch Verbotenes!?

Man verfahre hierbei nach [der Vorschrift] R. Mathnas. R. Mathna sagte nämlich im Namen Rabhs: Wenn am Feste Holz vom Baume149in den Ofen gefallen ist, so lege man noch mehr von vorrätigem Holze hinzu und verheize es.

R. Hamnuna sagte150: Hier handelt es sich um [einen Streifen] unter drei zu drei [Handbreiten], und zwar wird hier die Bedeutungslosigkeit des Lappens151gelehrt. R. Elie͑zer vertritt hierbei seine Ansicht und R. A͑qiba seine. Wir haben nämlich gelernt: [Ein Lappen] unter drei zu drei [Handbreiten], den man zum Verstopfen [eines Loches] in der Badewanne, zum [Anfassen beim] Durchschütteln eines Topfes oder zum Auswischen einer Handmühle zurechtgemacht hat, ob dazu verwahrt oder nicht, ist unrein152

so R. Elie͑zer; R. Jehošua͑ sagt, er sei rein, ob dazu verwahrt oder nicht. R. A͑qiba sagt, wenn dazu verwahrt, sei er unrein, wenn nicht dazu verwahrt, sei er rein. Hierüber sagte U͑la, und nach anderen, Rabba b. Bar Ḥana im Namen R. Joḥanans: Hat man ihn auf den Müllhaufen geworfen, so ist er nach aller Ansicht rein, hat man ihn in der Truhe verwahrt, so ist er nach aller Ansicht unrein, ihr Streit besteht

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nur, wenn man ihn an einen Pflock gehängt oder hinter die Tür gelegt hat. R. Elie͑zer ist der Ansicht, da man ihn nicht auf den Müllhaufen geworfen hat, habe man an seine Verwendung gedacht, dennoch nennt er dies nicht verwahrt, da man ihn nicht so wie in der Truhe verwahrt hat. R. Jehošua͑ aber ist der Ansicht, da man ihn nicht in die Truhe gelegt hat, habe man ihn aufgegeben, dennoch nennt er dies verwahrt, da man ihn nicht auf den Müllhaufen geworfen hat. Und R. A͑qiba ist der Ansicht R. Elie͑zers, wenn man ihn an einen Pflock gehängt hat, und der Ansicht R. Jehošua͑s, wenn man ihn hinter die Tür gelegt hat. R. A͑qiba aber trat zurück und bekannte sich zur Ansicht R. Jehošua͑s.

Woher dies? Raba erwiderte: Weil er »Stoffstreifen« lehrt. Weshalb heißt es »Stoffstreifen«, sollte es doch »Streifen von Stoff« heißen? Während er noch Stoff ist.

ivMAN DARF NICHT EINE EIERSCHALE DURCHLOCHEN, SIE MIT ÖL FÜLLEN UND ÜBER EINE LAMPE SETZEN, DAMIT DAS ÖL HERABTRIEFE, AUCH KEINE TONSCHALE; R. JEHUDA ERLAUBT DIES. HAT SIE ABER DER TÖPFER VON VORNHEREIN ANGEBRACHT, SO IST ES ERLAUBT, WEIL ES EIN GERÄT IST. MAN DARF NICHT EINE SCHÜSSEL MIT ÖL FÜLLEN, SIE AN DIE SEITE EINER LAMPE STELLEN UND DAS ENDE DES DOCHTES HINEINTUN, DAMIT ER DAVON SAUGE; R. JEHUDA ERLAUBT DIES.

GEMARA. Und [alle Fälle] sind nötig. Hätte er es nur von der Eierschale gelehrt, [so könnte man glauben,] die Rabbanan seien ihrer Ansicht nur bezüglich dieser, weil man, da sie nicht widerlich ist, davon gebrauchen könnte, bezüglich einer Tonschale aber, die widerlich ist, pflichten sie R. Jehuda bei. Hätte er es nur von der Tonschale gelehrt, [so könnte man glauben,] nur bezüglich dieser sei R. Jehuda seiner Ansicht, bezüglich jener aber pflichte er den Rabbanan bei. Hätte er es nur von diesen beiden gelehrt, [so könnte man glauben,] R. Jehuda sei seiner Ansicht nur bezüglich dieser beiden, weil sie [von der Lampe] nicht getrennt sind, bezüglich einer Schüssel aber, die [von der Lampe] getrennt ist, pflichte er den Rabbanan bei. Und hätte er es nur von dieser gelehrt, [so könnte man glauben,] die Rabbanan seien nur bezüglich dieser ihrer Ansicht, bezüglich jener beiden aber pflichten sie R. Jehuda bei. Daher sind [alle Fälle] nötig.

HAT SIE ABER DER TÖPFER VON VORNHEREIN ANGEBRACHT, SO IST ES ERLAUBT &C. Es wird gelehrt: Hat er sie selber mittelst Lehm oder Ton angebracht, so ist es erlaubt.

Wir haben ja aber gelernt: der Töpfer!?

Unter »Töpfer« ist zu verstehen: nach Art des Töpfers.

Es wird gelehrt: R. Jehuda erzählte: Einst feierten wir den Šabbath im Söller des Hauses des Nithza in Lud, und man brachte uns eine Eierschale, die wir mit Öl gefüllt, durchlocht und über die Lampe gesetzt haben. R. Tryphon und die Ältesten waren da anwesend und sagten uns kein Wort. Man erwiderte ihm: Ist etwa hieraus ein Beweis zu entnehmen? Anders war es im Hause des Nithza, wo sie achtsam waren.

Abin aus Sepphoris rückte eine Bank in einem mit Marmor [gepflasterten] Söller in Gegenwart des R. Jiçḥaq b. Elea͑zar. Da sprach er zu ihm: Wenn ich dir nichts sage, wie die Genossen R. Jehuda nichts gesagt haben, so kann dadurch ein Anstoß erfolgen. Es sei daher auch in einem marmorgepflasterten Söller verboten, mit Rücksicht auf einen gewöhnlichen Söller.

Der Synagogenbeamte von Baçra rückte eine Bank in Gegenwart R. Jirmeja des Großen. Da sprach dieser zu ihm: Wohl nach R. Šimo͑n, aber R.Šimo͑n sagt dies nur von großen [Hausgeräten], bei denen esnicht anders möglich ist, sagte er dies etwa auch von kleinen!? Er streitet somit gegen U͑la, denn U͑la sagte, sie streiten nur über kleine [Hausgeräte], bei großen aber stimmen alle überein, daß es erlaubt sei. R. Joseph wandte ein: R. Šimo͑n sagt, man dürfe [am Šabbath] ein Bett, einen Stuhl oder eine Bank rücken, nur darf man absichtlich keine Schramme machen. Er lehrt dies von großen und von kleinen; dies widerspricht also beiden!?

U͑la erklärt dies nach seiner Ansicht, und R. Jirmeja der Große erklärt dies nach seiner Ansicht. U͑la erklärt dies nach seiner Ansicht: ein Bett ähnlich einem Stuhle. R. Jirmeja der Große erklärt dies nach seiner Ansicht: ein Stuhl ähnlich einem Bette. Raba wandte ein: Kleiderhändler dürfen [Mischgewebe] wie gewöhnlich153verkaufen, jedoch nicht beabsichtigen, sich bei Sonnenschein gegen die Sonne oder im Regen gegen den Regen [zu schützen]. Die Strengfrommen pflegten sie auf einen Stab über den Rücken zu legen. Hierbei gleicht es ja, da man nach Art der Strengfrommen verfahren kann, [dem Rücken] von kleinen [Hausgeräten], dennoch erlaubt dies R. Šimo͑n, wenn man nichts beabsichtigt, von vornherein!?

Dies ist eine Widerlegung R. Jirmeja des Großen.

Eine Widerlegung.

vWER EIN LICHT AUSLÖSCHT, WEIL ER VOR NICHTJUDEN FÜRCHTET, VOR RÄUBERN, VOR EINEM BÖSEN154GEIST, ODER DAMIT EIN KRANKER EINSCHLAFE, IST FREI; WENN ABER, UM DIE LAMPE, DAS ÖL ODER DEN DOCHT ZU SCHONEN, SO IST ER SCHULDIG. R. JOSE BEFREIT IHN IN ALL DIESEN FÄLLEN, AUSGENOMMEN, WENN WEGEN DES DOCHTES, WEIL MAN DADURCH SCHNUPPEN MACht.

GEMARA. Wenn er im Schlußsatze lehrt, er sei schuldig, so ist ja zu

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schließen, daß hier die Ansicht R. Jehudas155vertreten ist; von welchem Falle handelt nun der Anfangssatz: wenn von einem ungefährlich Kranken, so sollte er lehren: er sei ein Sündopfer schuldig, und wenn von einem gefährlich Kranken, so sollte er lehren, es sei erlaubt!?

Tatsächlich von einem gefährlich Kranken, und er sollte auch lehren, es sei erlaubt, da er aber im Schlußsatze lehren will, er sei schuldig, lehrt er im Anfangssatze, er sei frei. Was aber R. Oša͑ja gelehrt hat, man dürfe nicht auslöschen, damit ein Kranker einschlafe, hat man ausgelöscht, sei man frei, von vornherein aber sei es verboten, bezieht sich auf einen ungefährlich Kranken, und zwar nach R. Šimo͑n156.

Folgende Frage wurde vor R. Tanḥum aus Nave gestellt: Darf man am Šabbath wegen eines Kranken das Licht auslöschen? Da begann er und sprach: Wo ist, o Šelomo, deine Weisheit, wo ist deine Einsicht!? Nicht genug, daß deine Worte den Worten deines Vaters David widersprechen, sie widersprechen sogar sich selber. Dein Vater David sagte: 157nicht die Toten rühmen den Herrn, und du sagtest: 158da pries ich die Toten, die längst gestorben sind. Und später sagtest du:159denn besser ein lebendiger Hund als ein toter Löwe. Das ist aber kein Widerspruch; David, der gesagt hat: nicht die Toten rühmen den Herrn, meint es wie folgt: stets befasse sich der Mensch mit der Tora und den Geboten, bevor er stirbt, denn sobald er gestorben ist, hat für ihn die Tora aufgehört, haben für ihn die Gebote aufgehört, und der Heilige, gepriesen sei er, wird durch ihn nicht mehr gelobt. Das ist es, was R. Joḥanan gesagt hat: Es heißt: 160mit den Toten frei; sobald der Mensch gestorben ist, ist er von der Tora und von den Geboten frei. Und Šelomo, der gesagt hat: da pries ich die Toten, die längst gestorben sind, meint folgendes: Als Jisraél in der Wüste sündigte, trat Moše vor den Heiligen, gepriesen sei er, mit vielem Gebete und Flehen, er wurde aber nicht erhört; als er aber sprach: 161gedenke deiner Knechte Abraham, Jiçḥaq und Jisraél, wurde er sofort erhört. Hat Šelomo nicht recht, wenn er sagt: da pries ich die Toten, die längst gestorben sind? Eine andere Erklärung: In der Welt ist es gewöhnlich so, daß, wenn ein König aus Fleisch und Blut eine Verordnung trifft, es zweifelhaft ist, ob man sie befolgt oder nicht, und wenn man auch sagt, man befolge sie, so befolgt man sie zwar bei seinen Lebzeiten, nicht aber nach seinem Tode. Unser Meister Moše dagegen hat viele Verordnungen und viele Satzungen getroffen, und sie bestehen für immer und ewig. Hat Šelomo nicht recht, wenn er sagt: da pries ich die Toten &c.?

Eine andere Erklärung: Da pries ich &c., nach R. Jehuda im Namen Rabhs. R. Jehuda sagte nämlich im Namen Rabhs: Es heißt:162erweise mir ein Zeichen zum Guten, daß meine Feinde sehen und beschämt werden. David sprach vor dem Heiligen, gepriesen sei er: Herr der Welt, vergib mir jene163Sünde! Da antwortete er ihm: Sie sei dir vergeben. Darauf sprach er: So erweise mir doch ein Zeichen zu meinen Lebzeiten. Er erwiderte: Zu deinen Lebzeiten will ich dies nicht kund tun, wohl aber will ich dies zu Lebzeiten deines Sohnes Šelomo kund tun. Als darauf Šelomo das Heiligtum erbaut hatte und die Lade in das Allerheiligste bringen wollte, schlossen sich die Tore. Da sprach Šelomo vierundzwanzig Lobgesänge, und wurde nicht erhört. Hierauf begann er und sprach: 164Erhebet, ihr Tore, euere Häupter, erhebet euch, ihr ewigen Pforten, daß der König der Herrlichkeit einziehe. Da liefen sie auf ihn zu und wollten ihn165 verschlingen. Sie sprachen:166Wer ist denn der König der Herrlichkeit? Er erwiderte ihnen:167Der Herr, gewaltig und ein Held. Er wiederholte dann und sprach: Erhebet, ihr Tore, euere Häupter, erhebet euch, ihr ewigen Pforten, daß der König der Herrlichkeit einziehe. 168Wer ist denn der König der Herrlichkeit? Der Herr der Heerscharen, er ist der König der Herrlichkeit. Sela. Er wurde noch immer nicht erhört. Als er aber sprach: 169Herr, Gott, weise deinen Gesalbten nicht ab, gedenke doch der Gnade, gegenüber deinem Knechte David, wurde er sogleich erhört. In jener Stunde wurden die Gesichter aller Feinde Davids wie die Topfränder, und das ganze Volk und ganz Jisraél erkannten, daß ihm der Heilige, gepriesen sei er, jene Sünde vergeben hat. Hat Šelomo nicht recht, wenn er sagt: da pries ich die Toten, die längst gestorben sind? Daher heißt es:170am achten Tage, da entließ er das Volk, und sie segneten den König und gingen fröhlich und guten Mutes nach ihren Zelten. Fröhlich, sie fanden ihre Frauen in Reinheit. Eine andere Erklärung: Fröhlich, sie hatten vom Glanze der Göttlichkeit genossen. Und guten Mutes, die Frau eines jeden wurde schwanger und gebar einen Knaben. Über all das Gute, das der Herr seinem Knechte David und seinem Volke Jisraél erwiesen hat. Seinem Knechte David, daß er ihm jene Sünde vergeben hat; und seinem Volke Jisraél, daß er ihnen die Sünde des Versöhnungstages171vergeben hat.

Das, was Šelomo gesagt hat, denn besser ist ein lebendiger Hund, als ein toter Löwe, ist nach R. Jehuda im Namen Rabhs zu erklären. R. Jehuda sagte nämlich im Namen Rabhs: Es heißt:172tue mir kund, o Herr, mein Ende, und welches das Maß meiner Tage ist, daß ich weiß, wann es aus ist mit mir. David sprach nämlich vor dem Heiligen, gepriesen sei er: Herr der Welt, tue mir mein Ende kund, Herr! Er erwiderte ihm: Es ist ein Beschluß von mir, das Ende des [Menschen aus] Fleisch und Blut nicht kund zu tun.

Welches ist das Maß meiner Tage?

Es ist ein Beschluß vor mir, das Maß der Tage des Menschen nicht kund zu tun.

Daß ich weiß, wann es aus ist mit mir! Hierauf erwiderte er ihm: Du wirst am Šabbath sterben.

Ich möchte am Sonntag173sterben! Er erwiderte: Die Regierungszeit deines Sohnes Šelomo ist bereits herangereicht, und eine Regierung verdrängt die andere nicht um ein Haar.

So möchte ich doch am Vorabend des Šabbaths sterben? Er erwiderte: 174Denn ein Tag in deinen Höfen ist besser, als tausend; lieber ist mir ein Tag, da du sitzest und dich mit der Tora befassest, als tausend Brandopfer, die dereinst dein Sohn Šelomo mir auf dem Altar darbringen wird. Hierauf saß nun

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David jeden Šabbath und studierte den ganzen Tag. An dem Tage, da seine Seele zur Ruhe einkehren sollte, trat der Todesengel vor ihn hin, vermochte aber nichts gegen ihn, da sein Mund vom Studieren nicht abließ. Da sprach er: Was mache ich nun mit ihm!? Hierauf ging der Todesengel in den Garten, der sich hinter seiner Wohnung befand, stieg auf die Bäume und schüttelte sie. Als [David] hinausging, um nachzusehen, brach die Treppe, auf der er sich befand, unter ihm zusammen; nun hielt er inne, und seine Seele kehrte zur Ruhe ein. Da ließ Šelomo im Lehrhause fragen: Der Vater ist tot und liegt vor der Sonne, auch sind die Hunde in meinem väterlichen Hause hungrig; was soll ich tun? Man ließ ihm sagen: Zerschneide ein Aas und lege es vor die Hunde, und auf den Leichnam deines Vaters lege einen Laib Brot oder ein Kind, so darfst du ihn fortbewegen. Hat Šelomo nicht recht, wenn er sagt: besser ein lebendiger Hund als ein toter Löwe? Und inbetreff der Frage, die unter euch erhoben worden ist: die Lampe heißt Leuchte und die Seele des Menschen heißt ebenfalls Leuchte; lieber erlösche die Leuchte des [Menschen aus] Fleisch und Blut, als die Leuchte des Heiligen, gepriesen sei er.

R. Jehuda, Sohn des R. Šemuél b. Šilath, sagte im Namen Rabhs: Die Weisen wollten das Buch Qoheleth verstecken, weil seine Worte einander widersprechen, und sie haben es nur deshalb nicht versteckt, weil es mit Worten der Tora beginnt und mit Worten der Tora endet. Es beginnt mit Worten der Tora, denn es heißt: 175was für Gewinn hat der Mensch bei all seiner Mühe, womit er sich müht unter der Sonne, hierzu sagten sie in der Schule R. Jannajs: Unter der Sonne keinen, wohl aber vor der Sonne176. Es schließt mit Worten der Tora, denn es heißt: 177das Endwort des Ganzen laßt uns hören: fürchte Gott und halte seine Gebote, denn dies ist der ganze Mensch. Was bedeutet: denn dies ist der ganze Mensch? R. Elea͑zar erwiderte: Die ganze Welt ist nur seinetwegen erschaffen worden. R. Abba b. Kahana sagte: Dieser wiegt die ganze Welt auf. Šimo͑n b. A͑zaj, manche sagen, Šimo͑n b. Zoma sagte: Die ganze Welt wurde nur dazu erschaffen, um sich diesem anzuschließen.

Wieso widersprechen seine Worte einander?

Es heißt:178besser Zorn als Lachen, dagegen heißt es:179zum Lachen sprach ich: gepriesen. Es heißt:180ich pries die Freude, dagegen heißt es:181und zur Freude: was schafft sie. Das sind keine Widersprüche; besser Zorn als Lachen: besser ist der Zorn des Heiligen, gepriesen sei er, über die Gerechten auf dieser Welt, als das Lachen, das er den Frevlern auf dieser Welt zuwendet. Zum Lachen sprach ich: gepriesen, das ist das Lachen, das der Heilige, gepriesen sei er, den Gerechten in der zukünftigen Welt zuwendet. Ich pries die Freude, das ist die Freude anläßlich einer gottgefälligen Handlung. Und zur Freude: was schafft sie, das ist die Freude nicht anläßlich einer gottgefälligen Handlung. Dies lehrt dich, daß die Göttlichkeit auf einem weder bei Traurigkeit noch bei Trägheit, noch bei Lachen, noch bei Leichtfertigkeit, noch bei Geschwätz, noch bei müßigem Geplauder ruht, sondern bei freudiger Stimmung anläßlich einer gottgefälligen Handlung, wie es heißt:182jetzt aber holt mir einen Saitenspieler! Jedesmal, wenn der Saitenspieler spielte, kam über ihn der Geist Gottes. R. Jehuda sagte: Dies gilt auch von der Halakha. Raba sagte: Dies gilt auch von einem guten Traume.

Dem ist ja aber nicht so, R. Gidel sagte ja im Namen Rabhs, daß, wenn ein Schüler vor seinem Lehrer sitzt und seine Lippen nicht [vor Ehrfurcht] Bitternis triefen, sie verbrüht werden mögen!? Es heißt:183seine Lippen, wie die Lilien, fließende Myrrhe träufelnd, und man lese nicht mor o͑ber [fließende Myrrhe], sondern mar o͑ber [fließende Bitternis], auch lese man nicht šošanim [Lilien], sondern šešonim [die studieren].

Das ist kein Widerspruch; das eine für den Lehrer, das andere für den Schüler. Wenn du aber willst, sage ich: das eine wie das andere für den Lehrer, dennoch ist hier kein Widerspruch; das eine, bevor er begonnen hat, das andere, nachdem er begonnen hat. So pflegte auch Raba, bevor er vor den Schülern [den Vortrag] begann, etwas Scherzhaftes zu sagen, und die Schüler wurden heiter, dann saß er ehrfürchtig und begann mit der Lehre.

Und auch das Buch der Sprüche wollten sie verstecken, weil seine Worte ebenfalls einander widersprechen.

Warum haben sie es nicht versteckt?

Sie sagten: haben wir etwa nicht über das Buch Qoheleth nachgedacht und seine Lösung gefunden. Wir wollen auch über dieses nachdenken.

Wieso widersprechen seine Worte einander?

Es heißt:184antworte dem Toren nicht nach seiner Narrheit, dagegen heißt es: 185antworte dem Toren nach seiner Narrheit.

Das ist aber kein Widerspruch; das eine gilt von Worten der Tora, das andere gilt von weltlichen Dingen. So trat jemand einst vor Rabbi und sprach zu ihm: Deine Frau ist die meinige und deine Kinder sind die meinigen. Dieser sprach: Beliebt es dir, ein Glas Wein zu trinken? Er trank und barst. Einst trat jemand vor R. Ḥija und sprach zu ihm: Deine Mutter war meine Frau, und du bist mein Sohn. Dieser sprach: Beliebt es dir, ein Glas Wein zu trinken? Er trank und barst. Da sprach R. Ḥija: Dem Rabbi nützte sein Gebet, daß man ihn nicht zum Hurenkind gemacht hat. Rabbi pflegte nämlich beim Gebete folgendes zu sprechen: Möge es dein Wille sein, o Herr, unser Gott, daß du mich heute vor Frechlingen und vor Frechheit schützest.

In welcher Weise bei Worten der Tora?

Wie in folgendem Falle. Einst saß R. Gamliél und trug vor: Dereinst wird eine Frau alltäglich gebären, denn es heißt:186Schwangere und Gebärende zusammen. Da spottete ein gewisser Schüler über ihn, indem er sprach: 187Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Jener erwiderte: Komm, ich will dir dergleichen auch auf dieser Welt zeigen. Da ging er hinaus und zeigte ihm eine Henne. Abermals saß einst R. Gamliél und trug vor: Dereinst werden die Bäume täglich Früchte hervorbringen, denn es heißt: 188er wird Zweige treiben und Frucht bringen, wie Zweige täglich, so auch Frucht täglich. Da spottete ein gewisser Schüler über ihn, indem er sprach: Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Jener erwiderte: Komm, ich will dir dergleichen auch auf dieser Welt zeigen. Da ging er hinaus und zeigte ihm einen Kapernstrauch. Abermals saß R. Gamliél und trug vor: Dereinst wird das Jisraélland Brote und wollene Gewänder [fertig] hervorbringen, denn es heißt:189es wird Überfluß von Korn im Lande sein. Da spottete ein gewisser Schüler über ihn, indem er sprach: Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Jener erwiderte: Komm, ich will dir dergleichen auch auf dieser Welt zeigen. Da ging er hinaus und zeigte ihm Schwämme und Pilze, und bezüglich der wollenen Gewänder zeigte er ihm den Bast der jungen Palme.

Die Rabbanan lehrten: Stets sei der Mensch sanft wie Hillel und nicht

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reizbar wie Šammaj. Einst gingen zwei Männer eine Wette ein, indem sie sprachen: Wer hingeht und Hillel erzürnt, erhält vierhundert Zuz. Da sprach der eine: Ich bringe ihn in Zorn. Es war gerade an einem Vorabend des Šabbaths, und als Hillel gerade den Kopf reinigte, ging er an seiner Tür vorüber und fragte: Ist Hillel anwesend? Ist Hillel anwesend? Dieser umhüllte sich, kam ihm entgegen und sprach zu ihm: Mein Sohn, was ist dein Begehr? Jener erwiderte: Ich habe eine Frage zu stellen. Dieser sprach: Frage, mein Sohn. Da fragte jener: Weshalb sind die Köpfe der Babylonier rund? Dieser erwiderte: Mein Sohn, du hast eine wichtige Frage gestellt; weil sie keine vernünftigen Hebammen haben. Er ging fort und wartete eine Zeitlang, dann kam er wieder und fragte: Ist Hillel anwesend? Ist Hillel anwesend? Dieser umhüllte sich, kam ihm entgegen und sprach zu ihm: Mein Sohn, was ist dein Begehr? Jener erwiderte: Ich habe eine Frage zu stellen. Dieser sprach: Frage, mein Sohn. Da fragte jener: Weshalb sind die Augen der Palmyrenser triefig. Dieser erwiderte: Mein Sohn, du hast eine wichtige Frage gestellt; weil sie auf sandigem Boden wohnen. Er ging fort und wartete eine Zeitlang, dann kam er wieder und fragte: Ist Hillel anwesend? Ist Hillel anwesend? Dieser umhüllte sich, kam ihm entgegen und fragte: Mein Sohn, was ist dein Begehr? Jener erwiderte: Ich habe eine Frage zu stellen. Dieser sprach: Frage, mein Sohn. Da fragte er: Weshalb sind die Füße der Afrikaner breit? Dieser erwiderte: Mein Sohn, du hast eine wichtige Frage gestellt; weil sie zwischen Sümpfen wohnen. Darauf sprach jener: Ich habe noch viele Fragen zu stellen, jedoch fürchte ich, du könntest zornig werden. Dieser umhüllte sich, setzte sich vor ihm nieder und sprach zu ihm: Du kannst nun alle Fragen, die du noch hast, vorbringen. Da sprach jener: Bist du der Hillel, den man Fürst Jisraéls nennt? Dieser erwiderte: Jawohl. Darauf versetzte jener: Wenn du es bist, so möge es in Jisraél nicht viele deinesgleichen geben! Dieser fragte: Weshalb, mein Sohn? Jener antwortete: Weil ich durch dich vierhundert Zuz verloren habe. Da sprach er zu ihm: Sei vorsichtig, Hillel bringt es fertig, daß du durch ihn vierhundert Zuz verlierst und noch vierhundert Zuz; Hillel aber ist nicht zu reizen.

Die Rabbanan lehrten: Einst trat ein Nichtjude vor Šammaj und sprach zu ihm: Wieviel Toroth habt Ihr? Dieser erwiderte: Zwei; eine schriftliche und eine mündliche. Da sprach jener: Die schriftliche glaube ich dir, die mündliche glaube ich dir nicht; mache mich zum Proselyten, unter der Bedingung, daß du mich nur die schriftliche Tora lehrst. Dieser schrie ihn an und entfernte ihn mit einem Verweise. Darauf trat er vor Hillel und dieser machte ihn zum Proselyten. Am ersten Tage lehrte er ihn Aleph, Beth, Gimel, Daleth, am folgenden Tage aber lehrte er ihn umgekehrt. Da sprach jener: Gestern hast du mich ja anders gelehrt! Dieser erwiderte: Wenn du dich auf mich verlassest, so verlasse dich auch auf mich bezüglich der mündlichen Tora.

Abermals ereignete es sich, daß ein Nichtjude vor Šammaj trat und zu ihm sprach: Mache mich zum Proselyten unter der Bedingung, daß du mich die ganze Tora lehrst, während ich auf einem Fuße stehe. Da stieß er ihn fort mit der Elle, die er in der Hand hatte. Darauf kam er zu Hillel und dieser machte ihn zum Proselyten und sprach zu ihm: Was dir nicht lieb ist, das tue auch deinem Nächsten nicht. Das ist die ganze Tora und alles andere ist nur die Erläuterung; geh und lerne sie.

Abermals ereignete es sich, daß ein Nichtjude an einem Lehrhause vorüberging und einen Bibellehrer folgendes vorlesen hörte: 190Dies sind die Kleider, die sie anfertigen sollen: Brustschild, Schultergewand. Da fragte er: Für wen sind diese? Man erwiderte ihm: Für den Hochpriester. Da dachte dieser Nichtjude bei sich: Ich will gehen und Proselyt werden, damit man mich zum Hochpriester einsetze. Hierauf kam er vor Šammaj und sprach: Mache mich zum Proselyten unter der Bedingung, daß du mich zum Hochpriester einsetzest. Da stieß er ihn fort mit der Elle, die er in der Hand hatte. Darauf kam er zu Hillel, und er machte ihn zum Proselyten. Alsdann sprach er zu ihm: Setzt man etwa jemand anders zum König ein, als einen, der die Regierungsordnung kennt? Geh, lerne die Regierungsordnung. Da ging er und las die Schrift. Als er herankam [zum Schriftverse]:191ein Fremder, der herantritt, soll sterben, fragte er: Auf wen bezieht sich dieser Vers? Er erwiderte ihm: Selbst auf David, den König von Jisraél. Da bezog dieser Proselyt folgende Schlußfolgerung auf sich: Wenn es von den Jisraéliten, die Gott Kinder nennt, die er aus Liebe zu ihnen192mem erstgeborener Sohn Jisraél genannt hat, heißt: ein Fremder, der herantritt, soll sterben, um wieviel mehr ist dies auf einen so geringschätzigen Proselyten zu beziehen, der mit Stab und Wandersack hergekommen ist. Dann kam er nochmals zu Šammaj und sprach: Bin ich etwa würdig, Hochpriester zu sein, es heißt ja in der Tora: ein Fremder, der herantritt, soll sterben. Alsdann kam er zu Hillel und sprach: O sanftmütiger Hillel, mögen Segnungen auf deinem Haupte ruhen, denn du hast mich unter die Fittiche der Göttlichkeit gebracht. Nach Tagen kamen alle drei an einem Orte zusammen; da sagten sie: Die Reizbarkeit Šammajs wollte uns aus der Welt verstoßen, die Sanftmut Hillels aber hat uns unter die Fittiche der Göttlichkeit geführt.

Reš Laqiš sagte: Es heißt: 193und Glaube wird zu deiner Zeit sein, Macht, Heil, Weisheit und Erkenntnis &c. Glaube, das ist die Sektion194 von den Saaten; Zeit, das ist die Sektion von den Feiertagen; Macht, das ist die Sektion von den Frauen; Heil, das ist die Sektion von den Schädigungen; Weisheit, das ist die Sektion von den Heiligtümern; Erkenntnis, das ist die Sektion von der Reinheit195. Aber:196die Furcht Gottes ist sein Schatz.

Raba sagte: Wenn man den Menschen zu Gericht bringt, fragt man ihn: Hast197du deinen Handel in Redlichkeit betrieben? Hast du Zeiten für die Tora festgesetzt? Hast du die Fortpflanzung ausgeübt? Hast du auf das Heil gehofft? Hast du über Weisheiten diskutiert? Hast du verstanden, Sache aus Sache zu folgern? Aber: die Furcht Gottes ist sein Schatz. Ist es so, so ist es gut, sonst aber nicht. Ein Gleichnis. Jemand sprach zu seinem Boten: Bringe den Weizen auf den Boden. Nachdem dieser ihn hinaufgebracht, fragte er ihn: Hast du auch einen Kab Salzsand hineingetan? Dieser erwiderte: Nein. Da sprach er zu ihm: Es wäre besser, du hättest ihn überhaupt nicht hinaufgebracht. In der Schule R. Jišma͑éls wurde gelehrt: Man menge anstandslos198einem Kor Getreide einen Kab Salzsand bei.

Rabba b. R. Hona sagte: Ein Mensch, dem Gesetzeskunde ohne Gottesfurcht,

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gleicht einem Schatzmeister, dem man die inneren Schlüssel, aber nicht die äußeren Schlüssel übergeben hat; wie soll er hereinkommen? R. Jannaj ließ ausrufen: Wehe dem, der keine Wohnung hat, aber Türen für eine Wohnung macht. R. Jehuda sagte: Der Heilige, gepriesen sei er, hat seine Welt nur dazu erschaffen, daß man ihn fürchte, wie es heißt:199und Gott machte es, auf daß man ihn fürchte.

R. Simon und R. Elea͑zar saßen einst beisammen, und als R. Ja͑qob b. Aḥa an ihnen vorüberging, sprach einer von ihnen zu seinem Genossen: Wir wollen vor ihm aufstehen, denn er ist ein sündenscheuer Mann. Darauf sprach der andere: Wir wollen vor ihm aufstehen, denn er ist ein gesetzeskundiger Mann. Da rief jener: Ich sagte dir, er sei [sogar] ein sündenscheuer Mann, und du sagst mir, er sei ein gesetzeskundiger Mann!

Es ist zu beweisen, daß R. Elea͑zar es war, der gesagt hat, er sei ein sündenscheuer Mann, denn R. Joḥanan sagte im Namen R. Elea͑zars: Der Heilige, gepriesen sei er, hat in seiner Welt nichts weiter als die Gottesfurcht, wie es heißt: 200und nun, Jisraél, was fordert der Herr, dein Gott, von dir, als daß du fürchtest &c. Ferner heißt es:201und zum Menschen sprach er: Wahrlich [hen], Gottesfurcht ist die Weisheit, und hen heißt im Griechischen202Eins. Schließe hieraus.

R. U͑la trug vor: Es heißt:203frevle nicht zu sehr &c. Nur zu sehr nicht freveln, wenig aber wohl? Vielmehr, soll etwa derjenige, der Knoblauch gegessen hat und einen [schlechten] Geruch verbreitet, nochmals Knoblauch essen, daß sich dessen Geruch noch mehr verbreite!?

Raba b. R. U͑la trug vor: Es heißt: 204denn bis zum Tode haben sie keine Schmerzen, kräftig ist ihr Leib. Der Heilige, gepriesen sei er, sprach: Nicht genug, daß die Frevler den Tag des Todes nicht fürchten und nicht betrübt205sind, vielmehr ist ihr Herz auch fest wie eine Halle206. Das ist es, was Rabba gesagt hat: Es heißt: 207dieser ihr Wandel ist eitel Torheit. Die Frevler wissen, daß ihr Wandel zum Tode führt, aber ihre Lenden208sind mit Fett bedeckt. Vielleicht glaubst du, dies sei nur eine Vergeßlichkeit von ihnen, so heißt es:209und die Folgen führen sie im Munde, Sela.

WENN ABER UM DIE LAMPE &C. ZU SCHONEN. Wessen Ansicht ist R. Jose: ist er der Ansicht R. Jehudas210, so sollte man auch wegen der übrigen schuldig sein, und ist er der Ansicht R. Šimo͑ns, so sollte man auch wegen des Dochtes frei sein!? U͑la erwiderte: Tatsächlich ist er der Ansicht R. Jehudas, nur ist R. Jose auch der Ansicht, das Niederreißen, um an Ort und Stelle zu bauen, heiße ein Niederreißen211, um an anderer Stelle zu bauen, heiße kein Niederreißen. Raba sprach zu ihm: Merke, sämtliche [am Šabbath verbotene] Arbeiten entnehmen wir ja vom Bau212 der Stiftshütte, und da geschah ja das Niederreißen, um an anderer Stelle zu bauen213!? Dieser erwiderte: Anders verhielt es sich bei dieser; da es heißt: 214nach dem Befehle des Herrn lagerten sie, so glich es dem Niederreißen, um an Ort und Stelle zu bauen. R. Joḥanan erwiderte: Tatsächlich ist er der Ansicht R. Šimo͑ns, jedoch ist es beim Dochte anders, wegen einer Erklärung R. Hamnunas, nach anderen, des R. Ada b. Ahaba. Hier handelt es sich um einen Docht, den man einbrennen muß. In diesem Falle pflichtet auch R. Šimo͑n bei, weil man dadurch ein Gerät ausbessert. Raba sagte: Dies geht ausdrücklich hervor; er lehrt: weil man dadurch Schnuppen macht, nicht aber: weil Schnuppen entstehen. Schließe hieraus.

viDREIER ÜBERTRETUNGEN WEGEN STERBEN FRAUEN BEI IHRER NIEDERKUNFT: WENN SIE NICHT ACHTSAM SIND BEI DER MONATSBLUTUNG, BEI DER TEIGHEBE UND BEIM LICHTANZÜNDEN215.

GEMARA. Aus welchem Grunde wegen der Monatsblutung? R. Jiçḥaq erwiderte: Diese hat mit dem, was aus dem Inneren ihres Leibes, verbrochen, sie soll daher durch das, was aus dem Inneren ihres Leibes, bestraft werden.

Allerdings wegen der Monatsblutung, wieso aber wegen der Teighebe und des Lichtanzündens?

Wie ein Galiläer vor R. Ḥisda vorgetragen hat: Der Heilige, gepriesen sei er, sprach: Ein Viertellog Blut habe ich in euch216getan, und bezüglich des Blutes217habe ich euch geboten; Erstes218habe ich euch genannt, und bezüglich des Ersten219habe

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ich euch geboten; die Seele, die ich in euch getan, wird ein Licht genannt, und bezüglich des Lichtes habe ich euch geboten. Wollt ihr es befolgen, so ist es recht, wenn aber nicht, so nehme ich euch die Seele ab.

Warum gerade bei ihrer Niederkunft? Raba erwiderte: Stürzt der Ochse, so schleife das Messer. Abajje sagte: Mag die Magd die Widerspenstigkeit mehren, mit einer Züchtigung wird es ihr vergolten. R. Ḥisda sagte: Laß den Betrunkenen, er fällt von selbst hin. Mar U͑qaba sagte: Wenn der Hirt lahm ist und die Ziegen schnell laufen, so gibt es Worte an der Tür der Hürde, Rechenschaft am Stalle. R. Papa sagte: Zahlreich sind Brüder und Freunde an der Tür des Krämers, an der Tür des Armen sind weder Brüder noch Freunde220.

Wann erfolgt die Untersuchung221bei Männern? Reš Laqiš erwiderte: Wenn sie eine Brücke überschreiten.

Nur auf einer Brücke und sonst nicht?

Sage: wie auf einer Brücke. Rabh fuhr nicht auf einer Fähre, auf der ein Nichtjude war, denn er sagte: wird über ihn Strafgericht verhängt, so werde ich mitbetroffen. Šemuél fuhr nur auf einer Fähre, auf der ein Nichtjude sich befand, denn er sagte: der Satan hat keine Gewalt über zwei Nationen. R. Jannaj pflegte [die Fähre] vorher zu untersuchen und erst dann zu fahren. R. Jannaj vertritt hierin seine Ansicht, denn er sagte: Nie darf der Mensch in einem Orte der Gefahr verweilen und sagen, man werde ihm ein Wunder erweisen; vielleicht erweist man ihm ein solches nicht, und sollte man ihm ein Wunder erweisen, so könnte man es ihm von seinen Verdiensten abziehen. R. Ḥanin sagte: Hierauf deutet folgender Schriftvers:222Ich bin zu gering all der Wohltaten223und all der Treue. R. Zera pflegte an einem Tage des Südwindes nicht zwischen Bäumen zu gehen.

R. Jiçḥaq, Sohn des R. Jehuda, sagte: Stets flehe der Mensch um Erbarmen, daß er nicht krank werde, denn wenn er krank wird, spricht man zu ihm: Bringe Verdienste herbei und du bist befreit. Mar U͑qaba sagte: Hierauf deutet folgender Schriftvers:224Wenn der Fallende von ihm herabfällt; von ihm selbst muß der Beweis erbracht werden. In der Schule R. Jišma͑éls wurde gelehrt: Wenn der Fallende von ihm herabfällt; diesem ist es bereits seit den sechs Schöpfungstagen herabzufallen beschieden, denn der Schriftvers nennt ihn »der Fallende«, noch bevor er herabfällt; aber man führt Verdienstliches herbei durch einen Verdienstlichen und Böses durch einen Bösen.

Die Rabbanan lehrten: Wer krank und dem Tode nahe ist, zu dem spreche man: Lege Bekenntnis ab, denn so legen alle zum Tode Verurteilten ein Bekenntnis ab. Geht ein Mensch auf die Straße hinaus, so komme es ihm vor, als wäre er dem Kriegsobersten überliefert worden. Hat er Kopfschmerzen, so komme es ihm vor, als habe man ihm Halsfesseln angelegt. Fällt er zu Bett, so komme es ihm vor, als führe man ihn nach dem Richtplatze, um gerichtet zu werden. Wer nämlich nach dem Richtplatze geführt wird, um gerichtet zu werden, kann, wenn er große Fürsprecher hat, gerettet werden, wenn aber keine, so wird er nicht gerettet. Folgende sind die Fürsprecher des Menschen: Buße und gute Werke. Selbst wenn neunhundertneunundneunzig über ihn zu Ungunsten sprechen und einer über ihn zu Gunsten spricht, wird er gerettet, wie es heißt: 225wenn dann ein Engel als Fürsprecher für ihn da ist, einer von tausend, dem Menschen seine Rechtlichkeit zu verkündigen, so erbarmt er sich seiner und spricht: Erlöse ihn, laß ihn nicht in die Grube hinabfahren. R. Elie͑zer, Sohn R. Jose des Galiläers, sagte: Auch wenn dieser [eine] Engel über ihn neunhundertneunundneunzig Teile zu Ungunsten und einen Teil zu Gunsten spricht, wird er gerettet. Denn es heißt: einer von tausend.

Die Rabbanan lehrten: Wegen jener dreier Sünden226sterben Frauen bei ihrer Niederkunft. R. Elea͑zar sagt: sterben Frauen in der Jugend227. R. Aḥa sagt, [letztere] wegen der Sünde, daß sie den Schmutz ihrer Kinder am Šabbath waschen. Manche sagen, weil sie die heilige Lade Schrein nennen.

Es wird gelehrt: R. Jišma͑él b. Elea͑zar sagte: Wegen zweier Sünden sterben Leute aus dem gemeinen Volke: weil sie die heilige Lade Schrein nennen, und weil sie das Bethaus Volkshaus nennen.

Es wird gelehrt: R. Jose sagte: Drei Untersuchungen bezüglich des Todes, manche sagen, drei Anlässe228des Todes, gibt es für die Frau: die Monatsblutung, die Teighebe und das Lichtanzünden. Die einen nach R. Elea͑zar und die anderen nach den Rabbanan229.

Es wird gelehrt: R. Šimo͑n b. Gamliél sagte: Die Halakhoth über Heiligengut, Heben und Zehnte sind Hauptbestandteile der Tora und sind Leuten aus dem gemeinen Volke anvertraut worden.

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Es wird gelehrt: R. Nathan sagte: Wegen der Übertretung von Gelübden stirbt dem Menschen seine Frau, denn es heißt: 230wenn du nichts hast, um zu bezahlen, warum soll man dir dein Lager unter dir wegnehmen? Rabbi sagte: Wegen der Übertretung von Gelübden sterben die Kinder in der Jugend, denn es heißt:231gestatte deinem Munde nicht, deinen Leib in Schuld zu bringen, und sage nicht vor dem Engel: es war eine Übereilung. Warum soll Gott über dein Gerede zürnen und das Werk deiner Hände verderben? Das Werk der Hände des Menschen sind seine Söhne und seine Töchter.

Die Rabbanan lehrten: Wegen der Übertretung von Gelübden sterben die Kinder

so R. Elea͑zar, Sohn R. Šimo͑ns. R. Jehuda der Fürst sagt, wegen der Sünde der Vernachlässigung der Tora.

Erklärlich ist dies nach demjenigen, der wegen der Übertretung von Gelübden sagt, wie wir dies belegt haben, welcher Schriftvers aber [deutet darauf] nach demjenigen, der wegen der Sünde der Vernachlässigung der Tora sagt?

Es heißt:232habe ich euere Kinder etwa vergeblich geschlagen? Nur weil sie keine Zucht angenommen haben233. R. Naḥman b. Jiçḥaq sagte: Auch nach demjenigen, der wegen der Übertretung von Gelübden sagt, ist es aus diesem Verse zu folgern: Vergeblich habe ich euere Kinder geschlagen, wegen des Vergeblichen234.

Merke, R. Jehuda der Fürst ist ja Rabbi, und Rabbi sagt235ja, wegen der Übertretung von Gelübden!?

Nachdem er es von R. Elea͑zar, dem Sohne R. Šimo͑ns, gehört hat. Hierüber streiten auch R. Ḥija b. Abba und R. Jose; einer sagt, wegen Übertretung des Mezuzagebotes, und einer sagt, wegen der Sünde der Vernachlässigung der Tora. Derjenige, der wegen Übertretung des Mezuzagebotes sagt, ist der Ansicht, der Schriftvers beziehe sich auf das Vorhergehende236, nicht aber auf das diesem Vorangehende, und derjenige, der wegen der Sünde der Vernachlässigung der Tora sagt, ist der Ansicht, der Schriftvers beziehe sich sowohl auf das Vorhergehende als auch auf das diesem Vorangehende. Hierüber streiten auch R. Meír und R. Jehuda; einer sagt, wegen Übertretung des Mezuzagebotes, und einer sagt, wegen der Übertretung des Çiçithgebotes.

Erklärlich ist dies nach demjenigen, der wegen Übertretung des Mezuzagebotes sagt, denn es heißt:237du sollst sie auf die Pfosten deines Hauses schreiben, und darauf folgt: 238damit sich euere und euerer Kinder Tage mehren; welche Begründung aber hat derjenige, der wegen der Übertretung des Çiçithgebotes sagt? R. Kahana, nach anderen, Šila Mari, erwiderte: Es heißt:239auch an deinen Zipfeln240befindet sich Blut der Seelen unschuldiger Armen; nicht beim Einbruche hast du sie erwischt. R. Naḥman b. Jiçḥaq sagte: Auch derjenige, der wegen der Übertretung des Mezuzagebotes sagt, kann es hieraus folgern: sie machen nämlich ihre Türen241wie zum Einbrechen.

Reš Laqiš sagte: Wer auf das Çiçithgebot achtet, dem ist es beschieden, daß ihn zweitausendachthundert Sklaven bedienen; denn es heißt:242so spricht der Herr der Heerscharen: In jenen Tagen wird es geschehen, daß zehn Männer aus allen Sprachen der Nationen einen judäischen Mann beim Zipfel ergreifen und sprechen werden: Wir wollen mit euch ziehen243 & c.

Es wird gelehrt: R. Neḥemja sagte: Wegen der Sünde des grundlosen Hasses wächst Zwistigkeit im Hause des Menschen, seine Frau gebiert Fehlgeburten, und seine Söhne und seine Töchter sterben in ihrer Jugend.

R. Elea͑zar b. R. Jehuda sagte: Wegen der Übertretung des Gebotes von der Teighebe fehlt Segen in den Vorräten, Fluch kommt über die Marktpreise, und wenn man Saaten säet, essen sie andere, denn es heißt:244so will ich demgemäß mit euch verfahren und will Schreckliches über euch verhängen: Schwindsucht und Fieber, die die Augen erlöschen und das Leben schwinden machen. Ihr werdet vergeblich eueren Samen säen, denn euere Feinde werden ihn verzehren. Man lese nicht behala [Schreckliches], sondern beḥala [wegen der Teighebe]. Wenn man sie aber entrichtet, wird man gesegnet, wie es heißt:245das Erste von euerem Teig sollt ihr dem Priester geben, um Segen auf dein Haus zu bringen.

Wegen Unterlassung der Heben und der Zehnte hält der Himmel Tau und Regen zurück, eine Teuerung tritt ein, der Verdienst fehlt, und die Leute jagen nach ihrem Unterhalt, ohne ihn zu erreichen, denn es heißt: 246Dürre und Hitze raffen die Schneewasser hinweg, die Unterwelt, die so gesündigt haben.

Wieso geht dies hieraus hervor?

In der Schule R. Jišma͑éls wurde gelehrt: Wegen der Dinge, die ich euch für den Sommer befohlen, die ihr aber nicht befolgt habt, soll euch das Regenwasser in der Regenzeit geraubt werden. Wenn man sie aber entrichtet, wird man gesegnet, denn es heißt:247bringet den Zehnten ganz in das Schatzhaus, daß sich Zehrung in meinem Hause befinde, und versucht es einmal auf diese Weise mit mir, spricht der Herr der Heerscharen, ob ich euch dann nicht die Fenster des Himmels öffne und euch bis zum Übermaße mit Segen überschütte.

Was heißt bis zum Übermaße?

Rami b. Rabh erwiderte im Namen Rabhs: Bis euere Lippen müde werden, »genug« zu sagen248.

Wegen der Sünde des Raubes ziehen die Heuschrecken herauf, der Hunger tritt ein, und die Leute verzehren das Fleisch ihrer Söhne und ihrer Töchter, denn es heißt:249höret dieses Wort, ihr Bašanskühe auf den Bergen Šomron, die die Armen berauben und die Dürftigen zermalmen. Raba sagte: Wie zum Beispiel die Frauen von Maḥosa, die wohl essen, aber

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nichts tun. Darauf folgt: 250ich schlug euch mit Brand und Rost [&c.]; euere Feigenbäume und Ölbäume zehrte der Nager auf. Ferner: 251was der Nager verschonte, zehrte die Heuschrecke auf, was die Heuschrecke noch verschonte, zehrte der Abfresser auf, und was auch der Abfresser verschonte, zehrte der Abschäler auf. Ferner: 252sie rissen rechts ab und blieben doch hungrig; sie fraßen links und wurden doch nicht satt. Sie fraßen ein jeder das Fleisch seines eigenen Armes. Man lese nicht besar zeroo͑ [das Fleisch seines Armes], sondern besar zaro͑ [das Fleisch seines Kindes].

Wegen der Sünde der Gerichtsquälerei253, Rechtsverdrehung, Fahrlässigkeit bei Gericht und Vernachlässigung der Tora mehren sich Schwert und Raub, Pest und Dürre brechen herein, die Leute essen und werden nicht satt, und nach Gewicht verzehren sie ihr Brot, denn es heißt: 254ich will ein Schwert über euch kommen lassen, das Rache nehmen soll für den [Bruch des] Bündnisses, und Bündnis ist nichts anderes als die Tora, denn es heißt: 255wenn nicht mein Bündnis tags und nachts &c.; dann heißt es: 256wenn ich euch die Stütze des Brotes zerbreche, so werden zehn Weiber backen &c.; ferner heißt es: 257dieweil sie meine Rechte verworfen haben.

Wegen der Sünde des unnützen Sehwörens, des Meineides, der Entweihung des [göttlichen] Namens und der Entweihung des Šabbaths vermehren sich die wilden Tiere, das Vieh wird vernichtet, die Menschen vermindern sich, und die Straßen veröden, denn es heißt: 258wenn ihr euch dadurch nicht von mir warnen lasset, und man lese nicht baéle [dadurch], sondern beála [durch Schwur]; und es heißt: 259ich werde die wilden Tiere auf euch reizen &c. Vom Meineid heißt es:260ihr sollt bei meinem Namen nicht falsch schwören, daß du den Namen deines Gottes entweihest. Von der Entweihung des [göttlichen] Namens heißt es:261und entweihet nicht meinen heiligen Namen. Von der Entweihung des Šabbaths heißt es:262wer ihn entweiht, soll sterben. Man folgere dies [bezüglich der letzteren] durch [das Wort] entweihen vom Meineid263.

Wegen der Sünde des Blutvergießens ist das Heiligtum zerstört und die Göttlichkeit von Jisraél gewichen, denn es heißt: 264ihr sollt das Land nicht entweihen &c. 265Und verunreinigt das Land nicht, in dem ihr wohnet, da auch ich darin wohne; wenn ihr es aber verunreinigt, so werdet ihr darin nicht wohnen, und auch ich wohne nicht darin.

Wegen der Sünde der Hurerei, des Götzendienstes und des [Nicht-] Erlassens im Erlaß- und Jobeljähre266kommt Verbannung über die Welt; die einen werden verbannt, und andere kommen und lassen sich an ihrer Stelle nieder, wie es heißt:267denn all diese Greueltaten haben die Bewohner des Landes verübt &c.; ferner: 268da wurde das Land unrein, und ich suchte seine Verschuldung an ihm heim &c.; ferner: 269daß nicht etwa das Land euch ausspeie, wenn ihr es verunreinigt. Bezüglich des Götzendienstes heißt es:270und ich will euere Leichen werfen &c.; ferner:271und euere Heiligtümer verwüsten &c.,272euch aber will ich unter die Völker zerstreuen. Bezüglich des Erlaß- und Jobeljahres heißt es:273dann wird das Land seine Ruhezeiten ersetzt bekommen die ganze Zeit hindurch, in der es wüste liegt, während ihr im Lande euerer Feinde seid &c.; ferner: 274die ganze Zeit hindurch, in der es wüste liegt, wird es Ruhe haben.

Wegen der Sünde obszöner Reden mehren sich die Leiden, harte Verhängnisse werden erneuert, die Jünglinge der Feinde Jisraéls275sterben, Waisen und Witwen schreien und werden nicht erhört. Denn es heißt: 276Darum freut sich der Herr nicht seiner Jünglinge, und seiner Waisen und Witwen erbarmt er sich nicht; denn sie alle sind Ruchlose und Bösewichter, und jeder Mund redet Schändliches. Bei alledem wandte sich sein Zorn nicht, und blieb seine Hand noch ausgestreckt.

Was heißt: und blieb seine Hand noch ausgestreckt? R. Ḥanan b. Raba erwiderte: Jeder weiß, wozu die Braut unter den Baldachin geführt wird, allein, wer seinen Mund beschmutzt, dem wird, selbst wenn ihm ein siebzigjähriger Beschluß zum Guten besiegelt war, derselbe zum Bösen verwandelt. Rabba b. Šila sagte im Namen R. Ḥisdas: Wer seinen Mund beschmutzt, dem wird die Hölle tief gemacht, denn es heißt: 277eine tiefe Grube [für den] Lastermund. R. Naḥman b. Jiçḥaq sagte: Auch dem, der solches schweigend anhört, denn es heißt: 278der Verhaßte des Herrn fällt darein.

R. Oša͑ja sagte: Wer sich dem Laster hingibt, wird von Wunden und Geschwüren befallen, wie es heißt:279wunde Geschwüre säubern den Bösewicht. Und noch mehr, er wird auch mit Wassersucht280gestraft, wie es heißt:281und Schläge bis in das Innere des Leibes. R. Naḥman b. Jiçḥaq sagte: Wassersucht ist ein Zeichen des Lasters.

Die Rabbanan lehrten: Es gibt drei Arten von Wassersucht. Infolge des Lasters ist sie282hart, infolge des Hungers ist sie angeschwollen, und infolge der Behexung ist sie dünn. Šemuél der Kleine litt daran, da sprach er: Herr der Welt, wer wird unterscheiden!? Und er genas. Abajje litt daran. Da sprach Raba: Ich weiß, daß Naḥmani283Hunger leidet. Raba litt daran.

Raba selber sagte ja aber, zahlreicher seien die Toten des Stuhles284, als die vor Hunger Geschwollenen!?

Anders war es bei Raba, die Schüler veranlaßten ihn dazu285.

Die Rabbanan lehrten: Es gibt vier Zeichen. Wassersucht ist ein Zeichen des Lasters, Gelbsucht ist ein Zeichen des grundlosen Hasses, Armut ist ein Zeichen des Hochmuts, und die Bräune ist ein Zeichen der Verleumdung.

Die Rabbanan lehrten: Bräune kommt über die Welt wegen [der Unterlassung]

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der Zehnte. R. Elea͑zar, Sohn des R. Jose, sagt, wegen der Verleumdung. Raba, nach anderen, R. Jehošua͑ b. Levi, sagte: Hierauf deutet folgender Schriftvers: 286der König wird sich Gottes freuen; rühmen wird sich jeder, der bei ihm schwört, daß den Lügenrednern der Mund verstopft287wird. Sie fragten: Meint R. Elea͑zar, Sohn des R. Jose, [sie komme] nur wegen der Verleumdung, oder meint er, auch wegen der Verleumdung?

Komm und höre: Als unsere Lehrer in der Akademie zu Jahne zusammentraten, waren da R. Jehuda, R. Elea͑zar, Sohn des R. Jose, und R. Šimo͑n anwesend, und man legte ihnen folgende Frage vor: Warum beginnt diese Plage288in den Eingeweiden und endet im Munde? Da nahm R. Jehuda, Sohn des R. Elea͑j, überall das Haupt der Redner, das Wort und sprach: Obgleich die Nieren raten, das Herz prüft und die Zunge zurechtschneidet289, so vollendet doch erst der Mund. Darauf nahm R. Elea͑zar, Sohn des R. Jose, das Wort und sprach: Weil man damit unreine Dinge ißt.

Unreine Dinge, wie kommst du darauf!?

Vielmehr, weil man damit unfertige Dinge290ißt. Hierauf nahm R. Šimo͑n das Wort und sprach: Wegen der Vernachlässigung der Tora. Sie wandten gegen ihn ein: Frauen beweisen ja291!?

Weil sie ihre Männer stören.

Nichtjuden beweisen ja!?

Weil sie die Jisraéliten stören.

Kleine Kinder beweisen ja!?

Weil sie ihre Väter stören.

Schulkinder beweisen ja!?

Bezüglich dieser ist es nach R. Gorjon zu erklären, denn R. Gorjon, nach anderen, R. Joseph, Sohn des R. Šema͑ja, sagte: In einem Zeitalter, in dem Gerechte vorhanden sind, werden die Gerechten wegen der Sünden des Zeitalters erfaßt, in einem Zeitalter, in dem keine Gerechten vorhanden sind, werden Schulkinder wegen der Sünden des Zeitalters erfaßt. R. Jiçḥaq b. Zee͑ri, nach anderen R. Šimo͑n b. Nezira, sagte: Hierauf deutet folgender Schriftvers:292wenn du es nicht weißt, schönste unter den Frauen, so gehe doch hinaus nach den Spuren der Herde &c. Dies erklärten wir: Die Zicklein, die wegen der Hirten gepfändet werden. Schließe hieraus, daß er auch wegen der Verleumdung meint. Schließe hieraus.

Weshalb heißt es: »überall Haupt der Redner«?

Einst saßen R. Jehuda, R. Jose und R. Šimo͑n beisammen, und der Proselytenabkömmling Jehuda war unter ihnen. Da begann R. Jehuda und sprach: Wie schön sind doch die Werke dieser Nation293! Sie haben Straßen angelegt, Brücken gebaut und Bäder errichtet. R. Jose schwieg. Darauf nahm R. Šimo͑n b. Joḥaj das Wort und sprach: Alles, was sie errichtet haben, geschah nur in ihrem eigenen Interesse. Sie haben Straßen angelegt, um da Huren zu setzen, Bäder errichtet zu ihrem Behagen, Brücken gebaut, um Zoll zu erheben. Der Proselytenabkömmling Jehuda erzählte ihr Gespräch weiter, und es wurde der Regierung bekannt. Diese beschloß dann: Jehuda, der gelobt hat, soll erhoben werden, Jose, der geschwiegen hat, soll nach Sepphoris verbannt werden, und Šimo͑n, der geschmäht hat, soll hingerichtet werden. Da ging er hin und verbarg sich mit seinem Sohne im Lehrhause; dahin brachte ihnen seine Frau täglich Brot und einen Krug Wasser, und sie speisten. Als aber [die Verfolgung] verschärft wurde, sprach er zu seinem Sohne: Frauen sind leichtsinnig; wenn man sie quält, könnte sie uns verraten. Hierauf gingen sie und versteckten sich in eine Höhle. Da geschah ihnen ein Wunder und es wurde für sie ein Johannisbrotbaum und eine Quelle erschaffen. Sie zogen die Kleider aus, setzten sich bis zum Halse in den Sand, und studierten den ganzen Tag; zur Zeit des Gebetes kleideten sie sich an, bedeckten sich und verrichteten das Gebet, nachher aber zogen sie die Kleider wieder aus, damit sie nicht verschleißen. Nachdem sie zwölf Jahre in dieser Höhle gesessen hatten, kam Elijahu, stellte sich an den Eingang der Höhle und sprach: Wer verkündet dem Sohne Johajs, daß der Kaiser gestorben und sein Befehl aufgehoben ist? Darauf kamen sie heraus und sahen Leute pflügen und säen. Da sprach er: Sie lassen das ewige Leben und befassen sich mit dem zeitlichen Leben. Jeder Ort, auf den sie ihre Augen richteten, ging sofort in Flammen auf. Da ertönte eine Hallstimme und sprach zu ihnen: Seid ihr herausgekommen, um meine Welt zu zerstören? Kehret in euere Höhle zurück. Darauf kehrten sie zurück und saßen da ein Jahr von zwölf Monaten. Sodann sprachen sie: Das Strafgericht der Frevler in der Hölle dauert ja nur zwölf Monate. Da ertönte eine Hallstimme und sprach: Verlasset euere Höhle! Da kamen sie heraus. Überall, wo R. Elea͑zar schlug, heilte R. Šimo͑n. Er sprach zu ihm: Mein Sohn, die Welt hat an mir und dir genug. Am Vorabend des Šabbaths sahen sie einen Greis, zwei Myrtensträuße haltend, bei Dämmerung laufen. Da sprachen sie zu ihm: Wozu brauchst du diese? Er erwiderte ihnen: Zu Ehren des Šabbaths.

Du hast ja aber mit einem genug!?

Einer ist für gedenke und einer ist für beachte294. Da sprach jener zu seinem Sohne: Siehe, wie beliebt die Gebote bei Jisraél sind! Und sie waren beruhigt. Als sein Schwiegersohn295 R. Pinḥas b. Jaír davon hörte, kam er ihm entgegen. Alsdann führte er ihn ins Bad, und als er seinen Körper reinigte und die Spalten an seinem Leibe bemerkte, weinte er, daß Tränen aus seinen Augen herabflossen und jenem Schmerzen verursachten. Da sprach er: Wehe mir, daß ich dich so sehe! Jener erwiderte: Heil dir, daß du mich so siehst, denn hättest du mich nicht so gesehen, so würdest du auch in mir das nicht gefunden haben. Wenn nämlich vorher R. Šimo͑n b. Joḥaj eine Frage stellte, gab ihm R. Pinḥas b. Jaír zwölf Antworten; später aber vermochte R. Šimo͑n b. Joḥaj, wenn R. Pinḥas b. Jaír an ihn eine Frage richtete, ihm vierundzwanzig Antworten zu geben. Sodann sprach er: Da mir ein Wunder geschehen ist, so will ich gehen und etwas [Nützliches] errichten. Es heißt:296und Ja͑qob gelangte wohlbehalten. Hierüber sagte Rabh: Wohlbehalten am Leibe, wohlbehalten am Gelde und wohlbehalten an Tora.297Und er lagerte vor der Stadt. Hierüber sagte Rabh: Er führte ihnen eine Münze298ein. Šemuél sagte: Er legte ihnen Straßen an. R. Joḥanan sagte: Er errichtete ihnen Bäder. Hierauf fragte er: Gibt es etwas einzurichten? Man erwiderte ihm: Es gibt hier einen Ort, über den ein Zweifel bezüglich der Unreinheit299obwaltet, und für die Priester ist es umständlich,

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einen Umweg machen zu müssen. Da fragte er: Ist jemand da, der es weiß, ob dieser Ort sich jemals im Zustande der Reinheit befunden hat? Ein Greis erwiderte: Hier schnitt Ben Zakkaj300Lupinen von Hebe. Da tat er dies ebenfalls und erklärte jede harte Stelle für rein, und jede weiche Stelle301bezeichnete er. Da sprach jener Greis: Ben Joḥaj hat einen Begräbnisplatz für rein erklärt. Er erwiderte: Würdest du nicht mit uns gewesen sein, oder würdest du auch gewesen sein, aber mit uns nicht übereingestimmt haben, so hättest du Recht; jetzt aber, wo du mit uns gewesen bist und mit uns übereingestimmt hast, sollte man sagen: wenn schon Huren einander schmücken, um wieviel mehr sollten Schriftgelehrte dies tun! Er richtete auf ihn sein Auge, und er starb. Als er auf die Straße hinausging und den Proselytenabkömmling Jehuda bemerkte, sprach er: Dieser existiert noch auf der Welt!? Da richtete er auf ihn seine Augen, und er ward zum Knochenhaufen.

viiDREI DINGE MUSS JEDERMANN AM VORABEND DES ŠABBATHS BEI DUNKELHEIT IN SEINEM HAUSE IN ERINNERUNG BRINGEN: HABT IHR DEN ZEHNTEN ABGESONDERT? HABT IHR EINENRUB BEREITET? ZÜNDET DAS LICHT AN! IST ES ZWEIFELHAFT, OB ES BEREITS NACHT302IST ODER NICHT, SO DARF MAN VON GEWISSUNVERZEHNTETEM DEN ZEHNTEN NICHT ABSONDERN, KEINE GEFÄSSE [ZUR REINigung] UNTERTAUCHEN UND KEINE LICHTER ANZÜNDEN; WOHL ABER DARF MAN DEN ZEHNTEN VOM DEMAJ ABSONDERN, EINENRUB BEREITEN UND WARME [SPEISEN] WARM STELLEN.

GEMARA. Woher dies? R. Jehošua͑ b. Levi erwiderte: Die Schrift sagt:303Und so wirst du erfahren, daß wohlbehalten dein Zelt; du musterst deine Behausung und vermissest nichts.

Rabba, der Sohn R. Honas, sagte: Obgleich die Rabbanan gesagt haben, man müsse die drei Dinge sagen, so sage man es dennoch sanft, damit man auf ihn höre. R. Aši sagte: Ich habe das, was Rabba, der Sohn R. Honas, gesagt hat, nicht gehört, tue dies aber aus eigenem Ermessen.

Das widerspricht sich ja selbst; zuerst heißt es, drei Dinge müsse jedermann am Vorabend des Šabbaths bei Dunkelheit in seinem Hause in Erinnerung bringen, nur bei Dunkelheit, nicht aber, wenn es zweifelhaft ist, ob es bereits Nacht ist oder nicht, und darauf lehrt er, daß, wenn es zweifelhaft ist, ob es bereits Nacht ist oder nicht, man einen E͑rub bereite!? Raba erwiderte im Namen des R. Ḥija b. Aši im Namen Rabhs: Das ist kein Widerspruch; das eine gilt von einem E͑rub [zur Erlangung eines Šabbath]gebietes, das andere von einem E͑rub [zur Vereinigung zweier] Höfe.

Ferner sagte Raba: Wenn zwei Personen zu jemand gesagt haben: geh und bereite für uns einen E͑rub, und er ihn für den einen noch am Tage und für den anderen bei Dämmerung bereitet hat, worauf der E͑rub desjenigen, für den er am Tage bereitet wurde, bei Dämmerung, und der E͑rub desjenigen, für den er bei Dämmerung bereitet wurde, bei Dunkelheit verzehrt wurde, so ist der E͑rub eines jeden gültig.

Wie du es nimmst: gilt die Dämmerung als Tag, so sollte nur [der E͑rub] des anderen, nicht aber der des ersten gültig sein, und gilt die Dämmerung als Nacht, so sollte nur [der E͑rub] des ersten, nicht aber der des anderen gültig sein!?

Bezüglich der Dämmerung ist es zweifelhaft, und bei einem Zweifel über ein rabbanitisches Gesetz ist zu erleichtern.

Ferner sagte Raba: Weshalb sagten sie, daß man, sobald es dunkel ist, [Speisen] nicht in Dinge warmstellen darf, die nicht wärmen? Eine Vorsichtsmaßnahme, man könnte sie auch aufwärmen. Abajje sprach zu ihm: Demnach sollte man dies auch bei Dämmerung berücksichtigen!? Jener erwiderte: Gewöhnlich sind die Töpfe [dann noch] kochend.

Ferner sagte Raba: Weshalb sagten sie, daß man in wärmende Dinge

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[Speisen] auch nicht am Tage warmstellen darf? Eine Vorsichtsmaßnahme, man könnte sie in heiße Asche warmstellen, in der noch Kohlen vorhanden sind. Abajje sprach zu ihm: Möge man doch warmstellen!?

Eine Vorsichtsmaßnahme, man könnte die Kohlen schüren.

Die Rabbanan lehrten: Bezüglich der Dämmerung besteht ein Zweifel, ob sie zum Tage und zur Nacht, ob sie ganz zum Tage, oder ob sie ganz zur Nacht gehört; daher wird ihr die erschwerende Seite beider Tage auf erlegt.

Welche [Zeit] heißt Dämmerung?

Wenn die Sonne untergeht, solange die Ostseite [des Himmels] rot ist. Ist es unten304dunkel305und oben nicht, so ist dies Dämmerung; ist es auch oben wie unten dunkel, so ist dies Nacht

so R. Jehuda. R. Neḥemja sagt, solange nach Sonnenuntergang, als man ein halbes Mil gehen kann. R. Jose sagt, die Dämmerung währe einen Augenblick: diese306kommt und jener geht, es ist nicht möglich, es auseinanderzuhalten.

Der Meister sagte: Daher wird ihr die erschwerende Seite beider Tage auferlegt. In welcher Hinsicht? R. Hona, Sohn des R. Jehošua͑, erwiderte: Hinsichtlich der Unreinheit. Wir haben nämlich gelernt: Wenn jemand zwei Tage hintereinander bei Dämmerung [Fluß] bemerkt, so besteht hier ein Zweifel bezüglich der Unreinheit und bezüglich des Opfers307; wenn jemand an einem Tage bei Dämmerung [Fluß] bemerkt, so besteht hier ein Zweifel nur bezüglich der Unreinheit.

Das widerspricht sich ja aber selbst; zuerst heißt es: wenn die Sonne untergeht, solange die Ostseite rot ist, wonach es, wenn es unten dunkel ist und oben nicht, zur Nacht gehört, und nachher lehrt er: ist es unten dunkel und oben nicht, so ist dies Dämmerung!? Rabba erwiderte im Namen R. Jehudas im Namen Šemuéls: Verbinde sie wie folgt: Welche Zeit heißt Dämmerung? Wenn die Sonne untergeht, solange die Ostseite rot ist, und wenn es unten dunkel ist und oben nicht, so ist dies ebenfalls Dämmerung; wenn es aber auch oben wie unten dunkel ist, so ist dies Nacht. R. Joseph aber erwiderte im Namen R. Jehudas im Namen Šemuéls: Er meint es wie folgt: Wenn die Sonne untergeht, solange die Ostseite rot ist, ist es Tag, wenn es unten dunkel ist und oben nicht, so ist dies Dämmerung, und wenn es auch oben wie unten dunkel ist, so ist dies Nacht. Jeder vertritt hierbei seine Ansicht; denn es wurde gelehrt: Wie lange währt die Dämmerung?

Rabba sagte im Namen R. Jehudas im Namen Šemuéls, drei Teile eines Mil308.

Welche (drei) Teile eines Mil: wollte man sagen, drei Hälften eines Mil, so sollte er »anderthalb Mil« sagen, und wollte man sagen, drei Drittel eines Mil, so sollte er »ein Mil« sagen!?

Vielmehr, drei Viertel eines Mil.

R. Joseph sagte im Namen R. Jehudas im Namen Šemuéls, zwei Teile eines Mil.

Welche (zwei) Teile eines Mil: wollte man sagen, zwei Hälften eines Mil, so sollte er »ein Mil« sagen, und wollte man sagen, zwei Viertel eines Mil, so

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sollte er »ein halbes Mil« sagen!?

Vielmehr, zwei Drittel eines Mil.

Welche [Differenz] gibt es zwischen ihnen?

Die [Differenz] zwischen ihnen beträgt ein halbes Sechstel.

Entgegengesetzt sind ihre Ansichten bezüglich eines Bienenstockes. Rabba sagte nämlich, einen Bienenstock von zwei Kor dürfe man [am Šabbath] fortbewegen, von drei Kor aber dürfe man nicht fortbewegen, und R. Joseph sagte, von drei Kor dürfe man fortbewegen, von vier Kor aber dürfe man nicht309fortbewegen. Abajje erzählte: Ich fragte gelegentlich eines solchen Falles den Meister, und er erlaubte mir nicht einmal einen von zwei Kor. Nach wessen Ansicht?

Nach dem Tanna der folgenden Lehre: Ein Bienenstock aus Stroh oder Rohr, und ein Wasserbehälter eines alexandrinischen Schiffes, die einen flachen Boden310haben, sind, wenn sie vierzig Seá Flüssiges, gleich zwei Kor Trockenes, fassen, rein311. Abajje sagte: Hieraus ist zu entnehmen, daß die Häufung312ein Drittel enthält.

Abajje sah Raba nach Westen schauen; da sprach er zu ihm: Es wird ja gelehrt: solange die Ostseite rot ist!? Dieser erwiderte: Du glaubst wohl, »Ostseite« sei wörtlich zu verstehen? Die Seite, die den Osten rötet. Manche sagen, Raba habe Abajje nach dem Osten schauen sehen und zu ihm gesagt: Du glaubst wohl »Ostseite« sei wörtlich zu verstehen? Die Seite, die den Osten rötet. Als Merkmal diene dir ein Fenster313.

«R. Neḥemja sagt, solange nach Sonnenuntergang, als man ein halbes Mil gehen kann.» R. Ḥanina sagte: Wer das Zeitmaß R. Neḥemjas kennen will, lasse die Sonne an der Spitze des Karmel, steige hinab, tauche im Meere unter und steige wieder herauf; das ist das Zeitmaß R. Neḥemjas. R. Ḥija sagte: Wer den Mirjambrunnen314sehen will, besteige die Spitze des Karmel und schaue; er wird eine Art Sieb im Meere sehen, und das ist der Mirjambrunnen. Rabh sagte: Die bewegliche Quelle ist315 rein. Das ist der Mirjambrunnen.

R. Jehuda sagte im Namen Šemuéls: Bei der Dämmerung nach der Erklärung R. Jehudas dürfen Priester noch untertauchen316.

Nach wessen Ansicht: wollte man sagen, nach der des R. Jehuda, so ist es ja nach ihm zweifelhaft317, und wenn bei der Dämmerung nach der Erklärung R. Jehudas nach der Ansicht R. Joses, so ist dies ja selbstverständlich318!?

Man könnte glauben, die Dämmerung nach der Erklärung R. Joses falle mit der des R. Jehuda zusammen, so lehrt er uns, daß zuerst die Dämmerung nach der Erklärung R. Jehudas zu Ende ist, und nachher erst die Dämmerung nach der Erklärung R. Joses beginnt.

Rabba b. Bar Ḥana sagte im Namen R. Joḥanans: Die Halakha ist wie R. Jehuda bezüglich des Šabbaths, und die Halakha ist wie R. Jose bezüglich der Hebe.

Allerdings ist die Halakha bezüglich des Šabbaths wie R. Jehuda, erschwerend, in welcher Beziehung aber bei der Hebe: wenn bezüglich des Untertauchens, so ist es ja zweifelhaft319!?

Vielmehr, bezüglich

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des Essens von Hebe, daß nämlich die Priester nicht eher Hebe essen dürfen, als bis die Dämmerung nach der Erklärung R. Joses zu Ende ist.

R. Jehuda sagte im Namen Šemuéls: Ist ein Stern [zu sehen], so ist es Tag, wenn zwei, so ist es Dämmerung, wenn drei, so ist es Nacht. Ebenso wird gelehrt: Ist ein Stern [zu sehen], so ist es Tag, wenn zwei, so ist es Dämmerung, wenn drei, so ist es Nacht. R. Jose sagte: Weder große Sterne, die auch tags sichtbar sind, noch kleine Sterne, die nur nachts sichtbar sind, sondern mittelmäßige. R. Jose b. Zebida sagte: Wer an zwei Dämmerzeiten320eine Arbeit verrichtet, ist auf jeden Fall ein Sündopfer schuldig. Raba sprach zu seinem Diener: Da ihr euch in der Zeitangabe der Rabbanan nicht auskennt, so zündet das Licht an, wenn die Sonne an den Spitzen der Bäume ist.

Wann an einem wolkigen Tage?

In der Stadt richte man sich nach den Hühnern, auf dem Felde nach den Raben oder der Malve321.

Die Rabbanan lehrten: Sechs Posaunenstöße werden am Vorabend des Šabbaths geblasen. Der erste, daß die Leute die Arbeit auf dem Felde einstellen; der zweite, daß sie die [Arbeit in der] Stadt und in den Läden einstellen; der dritte, daß man das Licht anzünde

so R. Nathan. R. Jehuda der Fürst sagt, der dritte, daß man die Tephillin ablege. Sodann warte er solange, als man einen kleinen Fisch braten oder ein Brot an den Ofen kleben kann, und blase einen einfachen Ton, einen Trillerton und wieder einen einfachen Ton, und die Šabbathfeier beginnt. R. Šimo͑n b. Gamliél sprach: Was machen wir denn mit den Babyloniern, die einen einfachen Ton und einen Trillerton blasen und mit dem Trillerton die Šabbathfeier beginnen!?

Wenn einen einfachen Ton und einen Trillerton, so sind es ja nur fünf!?

Vielmehr: einen einfachen Ton und wiederum einen einfachen Ton und einen Trillerton, und mit einem Trillertone die Šabbathfeier beginnen!?

Sie halten sich an den Brauch ihrer Vorfahren. R. Jehuda lehrte seinen Sohn R. Jiçḥaq: Der zweite, daß man das Licht anzünde. Nach wessen Ansicht: weder nach R. Nathan, noch nach R. Jehuda dem Fürsten!?

Vielmehr: der dritte, daß man das Licht anzünde. Nach wessen Ansicht? Nach R. Nathan.

In der Schule R. Jišma͑éls wurde gelehrt: Sechs Posaunenstöße werden am Vorabend des Šabbaths geblasen. Beginnt er mit dem ersten Stoße, so hören die Feldarbeiter auf zu graben, zu pflügen und jede andere Feldarbeit zu verrichten, und die sich in der Nähe befinden, dürfen nicht eher [in die Stadt] gehen, als bis die Fernen gekommen sind; sie gehen alle zusammen hinein. Noch aber sind die Läden geöffnet und die Schalter aufgeklappt. Beginnt er mit dem zweiten Posaunenstoße, so werden die Schalter fortgenommen und die Läden geschlossen; noch aber befinden sich warmes [Wasser] und Kochtöpfe auf dem Herde. Beginnt er mit dem dritten Posaunenstoße, so nimmt man diese fort, stellt322 warm und zündet Licht an. Alsdann wartet er solange, als man einen kleinen Fisch braten oder ein Brot an den Ofen kleben kann, und bläst einen einfachen Ton, einen Trillerton und einen einfachen Ton, und die Šabbathfeier beginnt. R. Jose b. Ḥanina sagte: Ich hörte, daß, wenn jemand erst nach den sechs Posaunenstößen Licht anzünden will, er dies darf, denn die Weisen haben dem Gemeindediener noch Zeit gelassen, sein Blashorn nach Hause zu bringen. Man entgegnete ihm: Demnach hast du dafür verschiedene Zeiten festgesetzt323!? Der Gemeindediener hatte vielmehr einen Verwahrungsort auf der Spitze des betreffenden324 Daches, wo er sein Blashorn zu verwahren pflegte, weil man [am Šabbath] kein Blashorn und keine Trompeten fortbewegen darf.

Es wird ja aber gelehrt, daß man ein Blashorn, aber keine Trompeten fortbewegen darf325!? R. Joseph erwiderte: Das ist kein Einwand; das eine gilt von einem einzelnen, das andere von einer Gemeinschaft. Abajje sprach zu ihm: Ein einzelner kann es verwenden, indem er daraus einem Kinde Wasser zum Trinken geben kann, somit ist es ja auch für die Gemeinschaft verwendbar,

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daraus einem Armenkinde326Wasser zum Trinken zu geben!? Und wessen Ansicht vertritt ferner die Lehre, man dürfe, wie man das Blashorn fortbewegen darf, auch Trompeten fortbewegen!?

Vielmehr, das ist kein Einwand; das eine nach R. Jehuda327, das andere nach R. Šimo͑n328 und das dritte nach R. Neḥemja329, und zwar ist unter Blashorn330ebenfalls eine Trompete zu verstehen. Dies nach R. Ḥisda, denn R. Ḥisda sagte: Folgende drei Dinge haben seit der Zerstörung des Tempels ihre Namen gewechselt: Blashorn statt Trompete, und Trompete statt Blashorn.

In welcher Beziehung ist dies von Bedeutung?

Bezüglich des Blashorns zum Neujahrsfeste331.

Çaphçapha332statt Bachweide und Bachweide statt Çaphçapha.

In welcher Beziehung ist dies von Bedeutung?

Bezüglich des Feststraußes333.

Tischchen statt Tisch334und Tisch statt Tischchen.

In welcher Beziehung ist dies von Bedeutung?

Im Handel335. Abajje sagte: Auch wir wollen manches nennen: Blättermagen336statt Pansen und Pansen statt Blättermagen.

In welcher Beziehung ist dies von Bedeutung?

Bezüglich [der Lehre von] einer Nadel, die man in der Wandung des Pansens findet337. R. Aši sagte: Auch wir wollen manches nennen: Borsippa338statt Babylon und Babylon statt Borsippa.

In welcher Beziehung

Blatt 36b

ist dies von Bedeutung?

Bei Scheidebriefen (der Frauen)339.


  1. Öl von Hebe, das unrein geworden ist.↩︎

  2. Jeschajahu 1,31.↩︎

  3. Er identifiziert חסון mithin.↩︎

  4. Σηϱιϰόν; wahrscheinl. versch. von Seide.↩︎

  5. Die wollartigen Fasern zwischen der Rinde und dem Holze.↩︎

  6. Nach Raschi Brennnessel.↩︎

  7. Wörtl. Abfall.↩︎

  8. Welche Nebenprodukte zu den gehandelten Produkten gehören.↩︎

  9. Arabischer Name des Pelikans.↩︎

  10. Kιϰι (ricinus communis L.); cf. Herodot II,94.↩︎

  11. Man könnte vergessentlich die Lampe putzen oder zurechtstellen.↩︎

  12. Sodaßdas Brennmaterial sich nach dem Dochte zieht.↩︎

  13. Schemot 27,20.↩︎

  14. Über diese Prozession am Hüttenfeste cf. Suk. 51a.↩︎

  15. Der Gürtel der Priester bestand aus Wolle und Flachs; ob. (Blatt 20b) heißt es, daß Wolle nicht als Docht verwendet werden darf.↩︎

  16. Die Ḥanukalampe brennen zu lassen.↩︎

  17. Man muß in die Lampe genügend Öl für die angegebene Zeit gießen.↩︎

  18. Nach den Kommentaren befaßten sich diese bis spät in die Nacht hinein mit dem Holzhandel.↩︎

  19. Der Zahl der noch folgenden Tage entspricht die Zahl der Lichter.↩︎

  20. An jedem Tage werden je einer weniger dargebracht; cf. Bamidbar 29,12ff.↩︎

  21. Wo die persischen Feueranbeter kein Licht auf öffentlicher Straße duldeten.↩︎

  22. Der sich sonst nicht der Flamme zur Beleuchtung bedient.↩︎

  23. Bei Herstellung eines Durchgangs (cf. Er. Blatt 2a) ; sie dürfen nicht höher als 20 Ellen sein.↩︎

  24. Gn. 37,24.↩︎

  25. Wajikra 17,13.↩︎

  26. Die Festhütte wird mit verschiedenen Früchten geschmückt.↩︎

  27. Das, wie oben aus der Schrift gefolgert, in würdiger Weise erfolgen muß.↩︎

  28. Wird weiter erklärt.↩︎

  29. Rabba b. Naḥmani, Pflegevater und Lehrer Abajjes.↩︎

  30. Obgleich man dadurch den Fußboden zerschrammt.↩︎

  31. Es hat den Anschein, als nähme man dem brennenden Lichte etwas von seinem Brennstoffe ab.↩︎

  32. Ohne Vermittlung eines Anzünders.↩︎

  33. Die angezogene Lehre, nach der die Benutzung des Sela͑ zum Wiegen verboten ist, auch wenn dabei ein Gebot, die Ausweihung, ausgeübt werden soll.↩︎

  34. Dh. den zweiten Zehnten nicht ausweihen; die Benutzung als Gewicht ist dann ganz zwecklos erfolgt.↩︎

  35. Wajikra 24,3.↩︎

  36. Man konnte daher die Lampen aneinander ohne Vermittlung anzünden.↩︎

  37. Wenn man sie als Ḥanukalampe benutzen will.↩︎

  38. Der Tintenstoffe.↩︎

  39. Man ließ das Öl auf Glas verrauchen, und der Ruß wurde als Tintenstoff benutzt.↩︎

  40. Besonderer Segensspruch für die Festtage.↩︎

  41. Dewarim 17,11.↩︎

  42. Ib. 32,7.↩︎

  43. Cf. Dem. 1,4, wo dieser ganze Passus erklärt ist.↩︎

  44. Dewarim 23,15.↩︎

  45. Nach der Schrift sind die Feste nur einen Tag zu feiern, in der Diaspora werden sie jedoch des Zweifels wegen (sie hatten keinen feststehenden Kalender, u. man richtete sich nach dem Erscheinen des Neumondes) zwei Tage gefeiert.↩︎

  46. Deshalb darf man die Hebe vom Demaj nackt absondern.↩︎

  47. Er habe kein Ḥ. angezündet.↩︎

  48. Fremde wissen in beiden Fällen nicht, daß beide Eingänge einem Hausbewohner gehören, Stadtbewohner dagegen wissen dies in beiden Fällen.↩︎

  49. Fremde wissen in beiden Fällen nicht, daß beide Eingänge einem Hausbewohner gehören, Stadtbewohner dagegen wissen dies in beiden Fällen.↩︎

  50. Wajikra 19,9.↩︎

  51. Wenn das Mähen bereits zu Ende ist.↩︎

  52. Die keinen Eckenlaß zurücklassen und behaupten würden, ihn auf irgendeine Stelle zurückgelassen zu haben.↩︎

  53. Am Šabbath; wenn jemand arm ist u. sein Geld nur für eines von beiden reicht.↩︎

  54. Am Šabbathabend.↩︎

  55. Schemot 13,22.↩︎

  56. Die Feuersäule kam vor dem Abtreten der Wolkensäule.↩︎

  57. Damit es schneller verbrenne.↩︎

  58. Das unrein geworden.↩︎

  59. Dem Segen über das Land; cf. Ber. 48b.↩︎

  60. Über die einzelnen Gebete des Achtzehngebetes cf. Ber. 28b.↩︎

  61. Bei manchen Gelegenheiten (jetzt noch nach dem Pesaḥ- u. Hüttenfeste) werden ein Montag, ein Donnerstag u. ein Montag hintereinander als Fasttage bestimmt.↩︎

  62. Cf. hierüber Tan. 26a.↩︎

  63. Am Š.oder am Neumondtage.↩︎

  64. Nach Raschi wurde am Š. auch beim Nachmittagsgebete die Haphṭara gelesen.↩︎

  65. Am Versöhnungstage wird außer dem Morgen-, Zusatz- u. Nachmittagsgebete noch ein Schlußgebet verrichtet.↩︎

  66. Im vom Vorbeter vorgetragenen Auszug des aus 7 Segenssprüchen bestehenden Š.gebetes.↩︎

  67. Das genannte Gebet vorzutragen.↩︎

  68. Die Bethäuser befanden sich außerhalb der Stadt; das Gebet wird daher absichtl. in die Länge gezogen, damit diejenigen, die spät kommen, nicht allein zurückbleiben.↩︎

  69. Wenn man Öl beigemischt hat; oben Blatt 21a.↩︎

  70. Wer der Ansicht Rabhs ist.↩︎

  71. Nach Raschi: Fett, aus den Eingeweiden der Fische bereitet.↩︎

  72. Schemot 12, 10.↩︎

  73. Man warte bis nach dem Feste.↩︎

  74. Bamidbar 28, 10.↩︎

  75. Dh. man darf nicht Heiliges am Feste verbrennen.↩︎

  76. Schemot 12, 16.↩︎

  77. Die Beschneidung am 8. Tage der Geburt findet auch am Š. statt; wurde sie aber aus irgendeinem Grunde hinausgeschoben, so verdrängt sie nicht mehr die Š.feier; dies gilt auch von jedem anderen Gebote, das ebensogut am folgenden Tage verrichtet werden kann.↩︎

  78. Daß sie den Š. wohl verdrängen; cf. Sab. Blatt 132b.↩︎

  79. Wajikra 23, 3.↩︎

  80. Unrein gewordenes Heiliges zu verbrennen.↩︎

  81. Die Nutznießung des zu verbrennenden Öls.↩︎

  82. Bamidbar 18,8.↩︎

  83. Mit der zu verbrennenden unreinen.↩︎

  84. Dewarim 26, 14.↩︎

  85. Vom zweiten Zehnten. Das W. Unreinheit bezieht sich auch auf die Person, somit ist unter »Verbrennen« die Verwendung zum Brennen zu verstehen.↩︎

  86. Die Hebe auszuschließen, während man ebensogut das Heiligengut ausschließen könnte.↩︎

  87. Dewarim 18, 4.↩︎

  88. Man darf die Hebe nicht von Unreinem für das Reine absondern.↩︎

  89. Dies ist ja nicht verboten.↩︎

  90. Die Schule Š.s verbietet, Çiçith (aus Wolle) in ein Laken (aus Linnen) einzuknüpfen, weil dies Mischgewebe ist.↩︎

  91. Das Nachtkleid unterliegt nicht dem Ç.gebot, folglich würde man Mischgewebe tragen, ohne das Ç.gebot auszuüben.↩︎

  92. Echa 3, 17.↩︎

  93. Dies gilt als Löschen der Flamme, was verboten ist.↩︎

  94. Wodurch ein Brand entstehen könnte.↩︎

  95. Jirmejahu 52, 16.↩︎

  96. Wohl v. נוב spalten; die Schneckenfänger pflegten die Tierchen zu spalten, um den Purpurfarbstoff zu gewinnen.↩︎

  97. Bamidbar 18, 8.↩︎

  98. Wenn man Öl beigemischt hat; oben Blatt 21a.↩︎

  99. Wer der Ansicht Rabhs ist.↩︎

  100. Ein Stückchen Kleiderstoff ist nur dann verunreinigungsfähig, wenn es drei Finger lang u. ebenso breit ist.↩︎

  101. Bezüglich der Unreinheit.↩︎

  102. Cf. Wajikra 13,14ff.↩︎

  103. Wajikra 13,58.↩︎

  104. Wajikra 13,58.↩︎

  105. Ib. V. 59.↩︎

  106. Ib. V. 47.↩︎

  107. Ib. 11,32.↩︎

  108. Die angezogene Stelle handelt von Verunreinigung durch Aussatz.↩︎

  109. Oben in der 1. Lehre der Schule R. Jišma͑éls.↩︎

  110. Diese Lehre bezieht sich nicht nur auf die Verunreinigung, sondern erklärt das Wort Mischgewebe.↩︎

  111. Dewarim 22,11.↩︎

  112. Diese Lehre bezieht sich auf das Çiçithgebot.↩︎

  113. Dewarim 22,12.↩︎

  114. Bamidbar 15,38.↩︎

  115. Darauf folgt das Gebot der Çiçith, wonach sie aus den genannten Stoffen anzufertigen sind.↩︎

  116. Beim Gesetze von den Çiçith.↩︎

  117. Dewarim 22,12.↩︎

  118. Bamidbar 15,39.↩︎

  119. Jehoschua 2,6.↩︎

  120. Bamidbar 19,14.↩︎

  121. Schemot 40,19.↩︎

  122. Das Zeltdach war aus Flachs; cf. Schemot 26,1.↩︎

  123. Die Stiftshütte bestand aus Brettern.↩︎

  124. Schemot 26,15.↩︎

  125. Die Vorhänge, aus denen sie bestand.↩︎

  126. Schemot 26,14.↩︎

  127. Zur Decke der Stiftshütte wurden rotgefärbte Widderfelle verwendet.↩︎

  128. Bamidbar 4,25.↩︎

  129. Die Felldecke mit der Stoffdecke.↩︎

  130. So nach der Beschreibung des A͑rukh.↩︎

  131. שש freuen, נוונא Farbe.↩︎

  132. Wajikra 13,48.↩︎

  133. Den im ausgezogenen Verse genannten Stoffen.↩︎

  134. Wajikra 13,48.↩︎

  135. Ib. 11,32.↩︎

  136. Daß es nicht darauf ankommt. Bei diesem erfolgt die Unreinheit nicht bei Linsengröße, dennoch ist das Fell unreiner Tiere einbegriffen.↩︎

  137. Sie dürfen nur auf Pergament von reinen Tieren geschrieben werden.↩︎

  138. Schemot 13,9.↩︎

  139. Cf. Ber. Abschn. I. Anm. 197.↩︎

  140. Auf beiden Seiten der Kopfkapsel befindet sich ein ש in Reliefprägung. Dieses ש gehört also noch zur im angezogenen Verse erwähnten Lehre.↩︎

  141. Die Pergamentrollen (פרשיות) werden mit Haarsträhnen umwickelt, und die Kapseln mit Sehnen zusammengenäht.↩︎

  142. Cf. Ber. Abschn. I. Anm. 197.↩︎

  143. Tehillim 69,32.↩︎

  144. Man darf dann Dinge, die man nicht gebrauchen darf, auch nicht anfassen.↩︎

  145. Die am selben Tage zerbrochen; solche gelten als Neuentstandenes, das man nicht verwenden darf.↩︎

  146. Weil sie schlechter brennen.↩︎

  147. Die am selben Tage zerbrochen; solche gelten als Neuentstandenes, das man nicht verwenden darf.↩︎

  148. Die Kerne der pers. Datteln lösten sich leicht vom Fleische u. sollten, da nicht zum Eßbaren gehörig, nicht angefaßt werden dürfen.↩︎

  149. Wörtl. Dattelpalme, im talmudischen Sprachgebrauche Baum, besond. Obstbaum.↩︎

  150. Zur Erklärung des »Streifens« in unserer Mišna.↩︎

  151. Bezüglich der Unreinheit.↩︎

  152. Wenn das Gewand unrein war, verbleibt auch dieser in demselben Zustande.↩︎

  153. Sie auf den Körper nehmen.↩︎

  154. Schon in der Bibel auch in der Bedeutung Verstimmung, Melancholie.↩︎

  155. Wenn mit der Arbeit etwas anderes bezweckt wird, so ist man nach R. Jehuda schuldig u. nach R. Šimo͑n frei.↩︎

  156. Wenn mit der Arbeit etwas anderes bezweckt wird, so ist man nach R. Jehuda schuldig u. nach R. Šimo͑n frei.↩︎

  157. Tehillim 115,17.↩︎

  158. Kohelet 4,2.↩︎

  159. Ib. 9,4.↩︎

  160. Tehillim 88,6.↩︎

  161. Schemot 32,13.↩︎

  162. Tehillim 86,17.↩︎

  163. Den Raub der Frau Urijas.↩︎

  164. Tehillim 24,9.↩︎

  165. Die Tore glaubten, er meine sich selber.↩︎

  166. Tehillim 24,10.↩︎

  167. Ib. V. 8.↩︎

  168. Tehillim 24,10.↩︎

    1. Diwrej hajamim 6,42.
    ↩︎
    1. Melachim 8,66.
    ↩︎
  169. Das Einweihungsfest wurde auch am Versöhnungstage gefeiert, an dem sie gegessen und getrunken hatten.↩︎

  170. Tehillim 39,5.↩︎

  171. An dem man sich mehr mit dem Toten befassen kann.↩︎

  172. Tehillim 84,11.↩︎

  173. Kohelet 1,3.↩︎

  174. Dh. wenn man sich mit der Tora befaßt, die schon vor Erschaffung der Sonne existierte; cf. Ned. 39b.↩︎

  175. Kohelet 12,13.↩︎

  176. Ib. 7,3.↩︎

  177. Ib. 2,2.↩︎

  178. Ib. 8,15.↩︎

  179. Ib. 2,2.↩︎

    1. Melachim 3,15.
    ↩︎
  180. Schir haSchirim 5,13.↩︎

  181. Mischlej 26,4.↩︎

  182. Ib. V. 5.↩︎

  183. Jirmejahu 31,7.↩︎

  184. Kohelet 1,9.↩︎

  185. Jechezkel 17,23.↩︎

  186. Tehillim 72,16.↩︎

  187. Schemot 28,4.↩︎

  188. Bamidbar 1,51.↩︎

  189. Schemot 4,22.↩︎

  190. Jeschajahu 33,6.↩︎

  191. Hier folgen die 6 Sektionen der Mišna. Es ist kaum ersichtlich, wieso sie in den angezogenen Schriftworten angedeutet sind; auch die Erklärungen der Kommentare sind unbefriedigend.↩︎

  192. Euphem. für Unreinheit, von der diese Sektion ausschließlich handelt.↩︎

  193. Jeschajahu 33,6.↩︎

  194. Auch in den folgenden 6 Fragen sollen die 6 Sektionen der Mišna angedeutet sein. Die 1. behandelt Dinge des Lebensunterhaltes, die 2. die Feste, an denen man sich mit der Tora befasse, die 3. das Ehe- u. Familienrecht u. die 3 folgenden sind in den oben angezogenen Schriftversen angedeutet.↩︎

  195. Das ist keine Übervorteilung des Käufers.↩︎

  196. Kohelet 3,14.↩︎

  197. Dewarim 10,12.↩︎

  198. Ijow 28,28.↩︎

  199. הז = ε͑ν, einzig ist die Gottesfurcht.↩︎

  200. Kohelet 7,17.↩︎

  201. Tehillim 73,4.↩︎

  202. חרר = חרעובות fürchten, עצב betrübt sein.↩︎

  203. אולם Halle; so auch Luther.↩︎

  204. Tehillim 49,14.↩︎

  205. כםל Lende.↩︎

  206. Tehillim 49,14.↩︎

  207. Gf. Anm. 148.↩︎

  208. Wegen welcher man schuldig ist. Die zerstörende Tätigkeit am Š. ist nur dann strafbar, wenn sie zum Zwecke des Aufbaues erfolgt, beispielsweise das Niederreißen zum Zwecke des Bauens an der betreffenden Stelle. Soll beim Auslöschen, das eigentlich eine zerstörende Tätigkeit ist, der Docht selber geschont werden, so gleicht dies dem Bauen an Ort u. Stelle, wenn aber nur das Öl oder die Lampe, so gleicht dies dem Bauen an anderer Stelle.↩︎

  209. Als solche gelten diejenigen, die dabei zur Anwendung kamen.↩︎

  210. Die Stiftshütte wurde auf den Wanderungen auseinandergenommen und an anderer Stelle wieder aufgerichtet.↩︎

  211. Bamidbar 9,18.↩︎

  212. Am Vorabend des Š.s.↩︎

  213. Soviel braucht der Körper, um leben zu können.↩︎

  214. Menstruationsblutes.↩︎

  215. Cf. Jirmejahu 2,3.↩︎

  216. Die Teighebe wird Erstes genannt; cf. Bamidbar 15,21.↩︎

  217. All diese Sprüche besagen, daß die Strafe in der geeigneten Zeit eintritt.↩︎

  218. Der Sünden, gelegentlich einer Gefahr, in der er sich befindet.↩︎

  219. Bereschit 32,11.↩︎

  220. Dh. gering geworden durch die erwiesenen Wohltaten.↩︎

  221. Dewarim 22,8.↩︎

  222. Ijow 33,23.↩︎

  223. Die in der Mišna genannt werden.↩︎

  224. Wohl Variante; im Texte unterscheiden sich beide Worte von einander nur durch eine Vokaländerung.↩︎

  225. Wörtl. Anhaftungen; ebenfalls Variante durch Transmutation der Buchstaben.↩︎

  226. Nach der ersten Ansicht erfolgt es zur Zeit der Gefahr, nach den Rabbanan.↩︎

  227. Mischlej 22,27.↩︎

  228. Kohelet 5,5.↩︎

  229. Jirmejahu 2,30.↩︎

  230. Unter »Zucht« ist die Tora zu verstehen.↩︎

  231. Der Übertretung von Gelübden. Das Gelübde gleicht dem Schwure, wobei man den Namen Gottes anruft, u. wenn man ihn nicht hält, vergeblich.↩︎

  232. In der vorangehenden Lehre.↩︎

  233. Der Vers Dewarim 11,21 bezieht sich auf V. 20, der von der Mezuza spricht, nicht auf V. 19, der vom Studium der Tora spricht.↩︎

  234. Dewarim 11,20.↩︎

  235. Ib. V. 21.↩︎

  236. Jirmejahu 2,34.↩︎

  237. Deutet auf die Çiçith hin, deren Übertretung mit dem »Blute der unschuldigen Armen«, der Kinder, geahndet wird.↩︎

  238. Die keine Pforten zur Mezuza haben.↩︎

  239. Zach. 8,23.↩︎

  240. Das W. Zipfel deutet auf das Çiçithgebot; auf jeden der 4 Zipfel entfallen 10 Mänher aus jeder der 70 Nationen. Nach rabbinischer Annahme hat die Welt 70 Nationen mit besonderen Sprachen.↩︎

  241. Wajikra 26,16.↩︎

  242. Jechezkel 44,30.↩︎

  243. Ijow 24,19.↩︎

  244. Mal. 3,10.↩︎

  245. בלה = בלי abzehren, aufreiben.↩︎

  246. Amos 4,1.↩︎

  247. Ib. 4,9.↩︎

  248. Jo. 1,4.↩︎

  249. Jeschajahu 9,19.↩︎

  250. Hinausschiebung der Vollstreckung.↩︎

  251. Wajikra 26,25.↩︎

  252. Jirmejahu 33,25.↩︎

  253. Wajikra 26,26.↩︎

  254. Ib. V. 43.↩︎

  255. Ib. V. 23.↩︎

  256. Ib. V. 22.↩︎

  257. Ib. 19,12.↩︎

  258. Ib. 22,32.↩︎

  259. Schemot 31,14.↩︎

  260. Das auch bei diesem gebraucht wird, u. bei dem die Strafen genannt werden.↩︎

  261. Bamidbar 35,33.↩︎

  262. Ib. V. 34.↩︎

  263. Das letzte Jahr des 50jährigen Zyklus (nach 7 Septennien), in dem Geldschulden zu erlassen, Knechte freizulassen sind, u. der Grundbesitz an den früheren Eigentümer zurückfällt; cf. Wajikra 25,8 ff.↩︎

  264. Wajikra 18,27.↩︎

  265. Ib. V. 25.↩︎

  266. Ib. V. 28.↩︎

  267. Ib. 26,30.↩︎

  268. Ib. V. 31.↩︎

  269. Ib. V. 33.↩︎

  270. Ib. V. 34.↩︎

  271. Ib. V. 35.↩︎

  272. Euphemistisch.↩︎

  273. Jeschajahu 9,16.↩︎

  274. Mischlej 22,14.↩︎

  275. Mischlej 22,14.↩︎

  276. Mischlej 20,30.↩︎

  277. So etymologisch (ν͑δϵϱος, ν͑δϵϱιϰός) wie an anderer Stelle, auch infolge zurückgehaltener Entleerung.↩︎

  278. Mischlej 20,30.↩︎

  279. Die betreffende Stelle am Körper.↩︎

  280. Benennung Abajjes. (Dieser Name wurde ihm von seinem Pflegevater Rabba b. Naḥmani zum Andenken an seinen Vater beigelegt.)↩︎

  281. Die daran infolge der Zurückhaltung leiden (cf. Anm. 269); er sollte es daher unterlassen.↩︎

  282. Zur Zurückhaltung des Stuhlgangs.↩︎

  283. Tehillim 63,12.↩︎

  284. יםכר deutet auf אםכרה.↩︎

  285. Die Bräune.↩︎

  286. Die Laute.↩︎

  287. Unverzehntet.↩︎

  288. Das Entgegengesetzte; sie sind zum Studium der Tora nicht verpflichtet und sterben dennoch an der Bräune; ebenso weiter.↩︎

  289. Schir haSchirim 1,8.↩︎

  290. Der Römer.↩︎

  291. Schemot 20,8 heißt es: gedenke den Š. zu heiligen, dagegen heißt es Dewarim 5,12 (wo derselbe Abschnitt wiederholt wird): beachte &c.↩︎

  292. Nach anderen Berichten war RPbJ. Schwiegervater des RŠbJ.↩︎

  293. Bereschit 33,18.↩︎

  294. Bereschit 33,18.↩︎

  295. Diese Folgerung scheint, wie schon Raschi bemerkt, aus dem nächstfolgenden Verse entnommen zu sein, wo schon im ויקן das Verb תקן liegt.↩︎

  296. Durch eine Leiche, die dort möglicherweise begraben war. Priester durften ihn daher nicht betreten.↩︎

  297. Er war Priester.↩︎

  298. Nach einem rabbinischen Berichte geschah ein Wunder, und die Leiche kam auf die Oberfläche.↩︎

  299. Wörtl.: ob es finster ist od. nicht finster ist.↩︎

  300. Ijow 24,5.↩︎

  301. Am Horizonte bezw. am Firmamente.↩︎

  302. Wörtl. verblaßt, die Sonnenröte gänzlich geschwunden.↩︎

  303. Die Nacht bezw. der Tag.↩︎

  304. Wer 2 Male od. an 2 Tagen Fluß bemerkt, ist unrein; bei dreimaliger Wiederholung hat er ein Opfer darzubringen; cf. Wajikra Kap. 15. Bei Dämmerung kann der Fluß von 2 Tagen sein.↩︎

  305. Die Zeit, die man für diesen Weg braucht.↩︎

  306. Der kleinere wird noch als Gefäß betrachtet. Hierbei ist die Maßangabe R.s kleiner als die RJ.s.↩︎

  307. Sodaß sie direkt auf der Erde stehen.↩︎

  308. Für die levit. Unreinheit nicht empfänglich, da sie wegen ihrer Größe nicht mehr als Gefäße gelten.↩︎

  309. Beim Messen vom Trockenen, um die es die Flüssigkeit übersteigt. Dies gilt von einem runden Gefäße, dessen Höhe die Hälfte seiner Breite hat.↩︎

  310. Durch welches die Sonne eindringt u. die gegenüberliegende Seite rötet.↩︎

  311. Der Sage nach (Tan. 9a), ist der Brunnen, der die Jisraéliten in der Wüste mit Wasser versorgt hatte, mit dem Tode Mirjams verschwunden, weshalb er ihren Namen trägt.↩︎

  312. Sie gilt nicht als Gefäß u. ist daher nicht verunreinigungsfähig, auch kann sie als Tauchbad benutzt werden.↩︎

  313. Priester müssen, um noch Hebe essen zu dürfen, vor Sonnenuntergang ein Tauchbad nehmen.↩︎

  314. Ob die Dämmerung zum Tage gehört.↩︎

  315. Die Dämmerung nach der Erklärung R. Jehudas beginnt früher, als nach der Erklärung R. Joses.↩︎

  316. Ob die Dämmerung zum Tage gehört.↩︎

  317. Bei Beginn u. bei Schluß der Š.feier.↩︎

  318. So nach Raschi; viell. Sonnenblume.↩︎

  319. Speisen für denselben Abend, bezw. für morgen.↩︎

  320. Der Gemeindediener kann fern oder nahe wohnen.↩︎

  321. Auf dem er zu blasen pflegte.↩︎

  322. Ersteres ist gebogen u. kann als Gefäß benutzt werden.↩︎

  323. Dessen Verpflegung der Gemeinde obliegt.↩︎

  324. Nach dem es erlaubt ist, ein Blashorn am Š. fortzubewegen; cf. Sab. 124b.↩︎

  325. Nach dem es erlaubt ist, am Š. Dinge, deren Benutzung verboten ist, fortzubewegen; cf. Sab. 122b.↩︎

  326. Nach dem das Fortbewegen beider verboten ist; cf. Sab. 146a.↩︎

  327. Diese Ergänzung, weil es sonst überflüssig wäre, die Trompete zu verbieten, wo sogar das Blashorn verboten ist.↩︎

  328. Wer das Blashorn Posaune nennt, dem nenne man sie so für den Gebrauch am Neujahrsfeste.↩︎

  329. De Candolle, Prodromus, Pars XI pag. 196 beschreibt eine Art Salix Safsaf, wahrscheinlich mit עפעפה identisch, obgleich die Beschreibung mehr auf die im Talmud (Suk. Blatt 34a) beschriebene ערבה paßt.↩︎

  330. Zu dem die Bachweide erforderlich ist; cf. Anm. 318 mut. mut.↩︎

  331. So in der Textsprache, was sich begrifflich nicht wiedergeben läßt.↩︎

  332. Man kann von einem sprechen u. das andere erhalten.↩︎

  333. So nach der Bezeichnung Raschis.↩︎

  334. Die Wandung des Pansens (rumen) besteht aus der äußeren Magenhaut (seröse Haut) und der inneren Magenhaut (Schleimhaut); wenn die Nadel eine Haut durchlocht, so ist das Tier dennoch rituell genießbar, da das Loch durch die zweite Haut geschlossen bleibt.↩︎

  335. B. ist sonst nur als Vorstadt von Babylon bekannt; zur talmudischen Zeit hatte die ganze Stadt diesen Namen angenommen.↩︎

  336. In denen der gegenwärtige Name zu nennen ist.↩︎