Pessach

Die vier besonderen Schabbatot vor Pessach

Die Zeit vor Pessach

Im Frühlingsmonat Nissan, wenn die in der Winterkälte erstarrte Natur zu neuem Leben erwacht, feiern wir das Fest Pessach in Erinnerung an G’ttes Befreiungstat, der uns in der Nacht vom 14. zum 15. Nissan vom Tod zum Leben, von der Sklaverei in die Freiheit führte. Pharao, der Herrscher über Ägypten, der uns versklavt hatte und der unseren Tod beschlossen hatte, musste uns schließlich in die Freiheit ziehen lassen nachdem er durch G’ttes machtvolles eingreifen in dieser Nacht, in der Pharao selbst sich dem Tod gegenübersah, zum Nachgeben gezwungen worden war. Unsere Häuser hatte der Todesengel übersprungen da wir ihre Türpfosten mit dem Blut des Pessachlammes bestrichen hatten, das wir als Überschreitungsopfer (=Pessach) dargebracht hatten. Wir hatten uns auf unsere Befreiung vorbereitet, hatten die Wanderschuhe bereits angezogen, den Wanderstab in die Hand genommen. Dennoch überstürzte sich alles, als wir schließlich gehen durften. Der Teig für unsere Brote hatte nicht mehr Zeit zu säuern, wir aßen das Brot ungesäuert, wie es unserem eigenen Zustand, dem neuen, freiheitlichen, unverbrauchten, entsprach. Aber erst als wir auch das Schilfmeer lebend durchschritten hatten, in dem unsere ägyptischen Verfolger dann hinter uns ertranken, hatten wir Ägypten wirklich hinter uns gelassen, waren jetzt freie Menschen, die einen großen Weg vor sich hatten. Dies war das Ereignis, mit dem alles begann, und das wir darum jedes Jahr erneut feiern.

Es genügt jedoch nicht, von diesem Ereignis nur zu hören. Es ist wichtig für uns, dieses Ereignis vollständig nachzuerleben mit unserem Verstand, mit unserem Empfinden und mit unserem Körper, – alle Tage unseres Lebens -, und diese Erfahrung an unsere Kinder weiterzugeben. Daher ist es wichtig, daß wir uns auf dieses Ereignis in geeigneter Weise vorbereiten. So liegen in den 6 Wochen vor dem Fest 4 Schabbatot, die durch besondere Maftir-Abschnitte gekennzeichnet sind (wie man den achten Torahabschnitt nennt, der am Schabbat vorgelesen wird), und von denen jeder einen besonderen Vorbereitungsschritt bedeutet:

Schabbat Scheqalim

Schabbat Scheqalim (Scheqel = Münzeinheit in Israel); Das ist der Schabbat vor dem, bzw. am 1. Adar: Dies ist die Zeit der persönlichen Sühne, die Zeit für die Entrichtung des halben Scheqel Sühnegeld für jeden einzelnen, nicht mehr, nicht weniger, ohne Ansehung der Person, für den Dienst am Heiligtum, zu dessen Entrichtung einst am 1. Adar aufgerufen wurde: „Das soll die Kinder Israels dem Ewigen in Erinnerung bringen, um für eure Seelen Sühne zu erwirken.“

Schabbat Schekalim – aus einem Minhagim-Buch

Schabbat Sachor

(»Gedenke!«) Das ist der Schabbat vor Purim. An ihm gedenken wir der tödlichen Bedrohungen, aus denen uns G’tt immer wieder befreit hat. G’tt hat uns zum Partner Seines Heilsplanes gemacht. Doch immer wieder versuchte der Widersacher G’ttes Heilsplan zu vereiteln und uns auszulöschen. Pharao hatte versucht uns zu vernichten, doch G’tt befreite uns» Danach, als wir noch schwach, matt und müde waren, überfiel uns Amaleq, der G’tt nicht fürchtete und der sich zum Widersacher von G’ttes Heilsplan machte, und versuchte uns auszurotten. G’tt rettete uns und gab uns den ewigen Auftrag daran zu denken, was Amaleq uns angetan hat, und deshalb sein Andenken auszulöschen» Israels erster König Schaul hatte darin gefehlt, hatte Amaleqs König am Leben gelassen. Seither versucht der Widersacher immer und immer wieder uns zu vernichten, so wie er es an Purim und auch danach immer wieder versucht hat.

Wenn wir auch dem Tod entrinnen und über unsere Hasser siegen konnten, so haben wir uns doch durch den Tod unserer Feinde verunreinigt. Kein Unreiner darf das Pessachopfer darbringen.

Schabbat Sachor – aus einem Minhagim-Buch

Schabbat Parah

Der Schabbat nach Purim (oder, wenn der 15. oder 16. Adar auf Schabbat fällt, dann der zweite Schabbat nach Purim) ist darum der Schabbat Parah (= „rote Kuh“), an dem uns von der roten Kuh berichtet wird, die fehlerlos sein musste und nicht unterjocht sein durfte, die geopfert und verbrannt wurde und von deren Asch» das Reinigungswasser gewonnen wurde, mit dem der durch Todesberührung Verunreinigte durch Besprengung am 5. und 7. Tag rituell gereinigt und geläutert werden konnte. Auch wenn dieser Läuterungs— weg uns seit der Zerstörung des Tempels nicht mehr direkt zugänglich ist, so bewahren wir ihn wenigstens in unseren Gedanken, in unserer Meditation, und nehmen auf diese Weise Anteil daran.

Schabbat haChodesch

Der Schabbat vor dem 1. Nissan, oder am 1. Nissan, dem Frühlingsmonat, ist schließlich der Schabbat haChodesch (= „des Monats“),nämlich des Frühlingsmonats , der in der Torah als der vorzüglichste und der Erste der Monate gekennzeichnet wird. An diesem Schabbat hören wir nun in einem langen Maftir-Abschnitt die Vorschriften für das bevorstehende Pessach-Fest.

Dies sind die 4 besonderen Schabbatot. Der letzte Schabbat vor Pessach aber wird Schabbat haGadol, der Große Schabbat, genannt» Er ist nicht durch einen besonderen Maftir-Abschnitt ausgezeichnet, verkündet uns aber in seiner Haftarah, dem vorgetragenen Propheten-Abschnitt, dass G’tt uns den Propheten Eliah senden wird bevor der Tag des Ewigen kommt, an dem aller Tod und alles Leid ihr Ende gefunden haben werden. Und somit gewinnt das Pessach-Fest für uns auch eine in die Zukunft reichende Dimension, an die wir sehr bewusst denken, wenn wir in der Pessach-Nacht den Propheten Eliah in unser Haus einladen.