Ejcha mit kurzen Erklärungen [in Klammern]
1. Kapitel
1. Wie [konnte es soweit kommen, dass] einsam [allein und ohne Bewohner] sitzt die einst [in der Vergangenheit] so volkreiche Stadt [Jerusalem] ; [einsam und] einer Witwe gleich geworden ist die [damalige] Herrin über Völker [groß und geehrt war sie unter allen Völkern] ! Ehemals Fürstin über Länder [die nach Jerusalem Abgaben sandten], ist sie jetzt [selbst] zinspflichtig geworden.
2. Sie [Israel] weint in der Nacht, ihre Tränen rinnen auf ihre Wangen, niemand tröstet sie von all ihren Freunden [von all dem Götzendienst, den sie liebte], all ihre Vertrauten sind ihr treulos geworden [nicht nur, dass sie ihr treulos worden], sie wurden ihre Feinde.
3. Judäa ist [aus ihrem Land] in Gefangenschaft gewandert vor Elend [das sie nicht ertragen konnte] und schwerem Fron [das die Babylonier ihr aufbürdeten] ; sie weilte unter Völkern, findet aber da keine Ruhe [in Gefangenschaft und als sie von da fliehen wollte] Alle ihre Verfolger erreichten [und ergriffen] sie zwischen den Grenzen [wo es kein Entkommen gibt].
4. Die Wege Zions [Jerusalems] trauern, weil niemand zum Feste kommt [Pessach, Schawuot, Sukkot] ; all ihre Tore sind öde [und leer, niemand geht mehr durch sie], die Priester seufzen, die Jungfrauen wimmern; ach, ihr [Jerusalem] ist so weh!
5. Ihre Widersacher [ihre Bedränger] sind oben auf [ernannten sich als Führer], ihren Feinden geht es wohl [sitzen in Ruhe und Frieden, ohne zu befürchten, dass Israel zurückkommen wird] ; denn der Herr hat sie [Judäa] betrübt wegen der Menge ihrer Missetaten [als Strafe für zahlreiche Sünden] ; ihre Kinder [jung und ohne Sünden] werden von Feind gefangen weggeführt [bestraft für Israels Sünden].
6. Gewichen ist von der Tochter Zion all ihr Glanz [Ehre, Bescheidenheit, das Sanhedrin] ; ihre Fürsten [die Großen und Wichtigen] sind gleich Rehen , die [in in der Wüste Nahrung suchend] keine Weide finden [und deshalb vor ihren Feinden nicht fliehen vermögen, deshalb] sie fliehen ohnmächtig [schwach vor hungrig] vor dem Verfolger.
7. Jerusalem gedenkt [als sie sich befand] in den Tagen seines Elends und seines Jammers [wegen ihrer Schmerzen und] all der Herrlichkeiten, die es ehemals [vor der Zerstörung] besessen, jetzt da sein Volk sinkt durch Feindes Hand und ihm keiner beisteht [weil sie alle untreu geworden]. Es sehen die Feinde und lachen seines [Jerusalems] Unterganges.
[Nachdem die einzelnen Schmerzen beschrieben wurden, wird jetzt ihr Grund angegeben].
8. [All das geschah, weil] Versündigt hat sich Jerusalem, darum wurde es dem abgesonderten [verbannten] Weibe gleich; alle Verehrer [alle Völker, die sie geehrt haben] beschimpfen sie, weil sie ihre Blöße [Scham] gesehen; sie seufzt [der Beschimpfungen wegen] und zieht sich zurück [vor ihren Feinde].
9. [Jerusalem wurde zur einer entblößten Frau, vor aller Augen, als] mit ihrer Unreinheit [des Blutes] an ihres Kleides Schleppe [sie sündigte vermehrt öffentlich und] gedachte nicht [der Strafe, als sie sündigte, die sie treffen wird in] ihrer Zukunft [am Ende der Tage], da sank sie schrecklich tief [und] niemand tröstet sie. [So sprach Jerusalem:] siehe, Herr, mein Elend, denn der Feind ist mächtig geworden [er rühmt und brüstet sich].
10. Seine Hand breitete der Feind über all ihre Herrlichkeiten [und entweiht sie]. Sie sah Völker [Amon und Moab, die] in ihr Heiligtum [des Tempels] dringen, von denen du befohlen, dass sie nicht kommen dürfen in deine Versammlung [durch Heirat mit ihnen und jetzt zerstören sie dein Heiligtum].
11. Ihr [Jerusalems] ganzes Volk seufzt [des großen Hungers], verlangt nach Brot; sie geben ihre Kostbarkeiten hin [die sie leidenschaftliche begehrten] für Speise, sich zu laben. [So spricht Jerusalem] Sieh, Herr, und schau doch [unsere Scham, erbarme dich unser], denn verachtet bin ich!
12. [So sprach Jerusalem vor Kummer zu den Hörenden] Es treffe euch nicht solches [Leid], alle, die ihr des Weges vorbeizieht! Schauet [mit euren Augen] und sehet [versteht], ob ein Schmerz gleichet meinem [großen] Schmerze, der mir angetan worden, mit dem der Herr mich betrübt am Tage seiner Zornesglut.
13. Aus der [Himmels-] Höhe sandte er Feuer in meine Gebeine und drückte sie nieder, er breitete ein Netz meinen Füßen [um sich zu fangen], trieb mich [zum Feind] zurück und machte mich zur Verstörten, zur immer Siechen [krank und gequält].
14. Fest geknüpft ist das Joch meiner Missetaten durch seine [Gottes] Hand, verflochten [verzweigt wie Zweige der Rebe] stieg es meinen Nacken hinan und [wegen meiner Sünden] lähmte meine Kraft. Der Herr gab mich [als Strafe] in die Hände solcher [Feinde], gegen die ich nicht Stand halten kann.
15. Der Herr trat all meine Starken [Krieger] nieder; er bestimmte gegen mich eine Zeit [der Versammlung der Armeen], meine Jünglinge zu zermalmen. Wie eine Kelter [voller Trauben, auf die getreten wird, so] trat der Herr die jungfräuliche Tochter Judas [und die Feinde töteten Israel bis ihr Blut die erde füllte, wie der Kelter voller Wein].
16. Darüber [der genannten Sachen wegen] weine ich, von meinen Augen, von meinen Augen strömen Tränen herab [ununterbrochen], denn fern ist von mir der Tröster, mich zu stärken. Meine Söhne sind machtlos, denn der Feind hat gesiegt.
17. Zion breitet [zum Gebet] ihre Hände aus [hilfebittend], niemand tröstet sie [ihr Gebet wird nicht beantwortet]. Von allen Seiten hat der Herr gegen Jakob seine Widersacher entboten, Jerusalem ist zum abgesonderten Weibe unter ihnen geworden.
18. [Jerusalem rechtfertigt sich und spricht:] Gerecht ist der Herr [mit Gerechtigkeit hat er mich gestraft, ich gestehe meine Vergehen], denn seinem Gebot war ich widerspenstig. Höret doch, ihr Völker alle, und sehet meinen Schmerz: Meine Jungfrauen und meine Jünglinge sind in die Gefangenschaft gegangen.
19. Ich rief meine [scheinbaren] Freunde [mir zu Hilfe, doch] sie haben mich betrogen [und zogen im Kampf gegen mich] ; meine Priester und Greise verschieden in der Stadt [vor Hunger, noch bevor sie ins Exil gingen] ; sie bettelten Speise für sich, dass sie sich laben [aber sie fanden nichts].
20. [Als ich all dies sah, schrie ich zum Herrn und betete:] Schau, o Herr, wie mir so weh ist. Meine Eingeweide glühen, es wendet sich mein Herz in mir um [ich bereue], weil ich widerspenstig gewesen [weil ich mich weigerte auf die Gebote zu hören, meine Sünden haben verursacht, dass] draußen rafft hin das Schwert [des Feindes] wie im Hause der [Hungers] tod.
21. Sie [meine Freunde] hörten, dass ich ächze, aber niemand tröstete mich. Alle meine Feinde hörten mein Unglück, aber sie freuen sich, dass du es getan. [Ich flehe dich an] bringe den Tag, den du verkündet, dass sie mir gleich werden [im Unglück] !
22. [Ich flehe dich an] möge all ihre Bosheit [die sie mir angetan] vor dich kommen [am Tage des großen Gerichts], und tue ihnen an, wie du mir angetan wegen all meiner Missetaten [eine große Strafe] ; denn viel sind meine Seufzer, und mein Herz ist krank!
2. Kapitel
1. Wie [ist es so weit gekommen, dass] der Herr in seinem Zorn die Tochter Zion [Israel] verdüstert [verabscheut] hat! Er schleuderte vom Himmel zur Erde die Herrlichkeit Israels und gedachte [verschonte] nicht des Schemels seiner Füße [seinen Tempel] am Tage seines Zorns.
2. Zerstört hat der Herr schonungslos alle Wohnungen Jakobs [Häuser Israels], niedergerissen in seinem Grimm die Festungen [der Tochter] Juda, der Erde gleichgemacht und entweiht [gedemütigt] das Reich und seine Fürsten.
3. Er schlug ab in zorniger Glut das ganze Horn [Herrlichkeit, Kraft, Stärke] Israels, er wendet zurück seine Rechte [und rettet nicht] vor dem Feind; es brennt [in zorniger Glut] in Jakob wie ein flammendes Feuer und verzehrt rings herum [alles, was es berührt].
4. Er spannte seinen Bogen wie ein Feind, stemmte seine Rechte [zu schießen seine Pfeile] wie ein Widersacher und metzelte die Teuersten nieder. Über das Zelt der Tochter Zions [dem Tempel] schüttete er wie Feuer seinen Grimm aus.
5. Der Herr ist [Israel] feindlich geworden, er hat Israel [Samaria] zerstört, zerstört all seine Paläste, verderbt seine Festungen und gehäuft über die Bevölkerung Judas Jammer und Klage.
6. Er ließ es ausplündern wie einen Garten [sein Heiligtum], dessen Laub abgefallen ist; er störte die festliche Freude. Vergessen machen hat der Herr in Zion Fest [-freude] und Schabbat [-ruhe] und beschimpfte in seines Zornes Wut Königtum [Zedekia] und Priesterschaft [Serajahu].
7. Verworfen hat der Herr seinen Altar, geschändet sein Heiligtum, geliefert in Feindes Hand die Mauern ihrer [Jerusalems] Paläste. Ihre [der Feinde] Stimme erschallt im Hause des Herrn wie [die Stimme des Volkes beim Hallel-Gesang] am [Pessach-] Festtage.
8. [So wie] beschlossen hat der Herr zu verderben die Mauer der Tochter Zion [so] entwarf er den Plan dazu [um sie für ihre Sünden zu strafen mithilfe der Unterdrücker] und wollte nicht ablassen von der Zerstörung, er ließ in Trümmer sinken Zwinger und Mauer, insgesamt wurden sie verödet.
9. Versunken in die Erde sind ihre Tore [des Vorhofes], zu Grunde gerichtet und zerbrochen hat er [Gott] ihre Riegel [mit denen man die Tore verschloss] ; ihr König und ihre Fürsten sind unter den Völkern [verbannt] ohne Tora [weil sie sich an die Tora nicht hielten ist Israel ohne Lehre und ohne Lehrer], auch ihre Propheten erlangen kein Gesicht [Prophezeiung] vom Herrn.
10. Sie sitzen zur Erde verstummt [aus Schmerz und Trauer], die Greise Zions [die Weisen Israels] sie legen Asche [von der Erde] auf ihr Haupt und gürten sich Säcke um; es senken zur Erde ihr Haupt [aus Reue] die Jungfrauen Jerusalems [und haben keine Freude an ihrer Hochzeit].
11. [So sprechen die Ältesten und Jungfrauen:] Meine[r] Augen [Licht] vergehen in Tränen, meine Eingeweide glühen [schrumpfen zusammen], zur Erde verschüttet ist meine Leber [aus Verzweiflung] wegen dem Sturze meiner Nation, [und weil ich sah] da ohnmächtig verschmachten Kind und Säugling [vor Hunger und Durst] in den Straßen der Stadt.
12. Zu ihren Müttern sprechen sie [die Kinder] : Wo ist Brot und Wein [zu finden] ? wenn sie [vor Hunger auf der Erde] ohnmächtig darniederliegen, gleich [vom Schwert] Erschlagenen in den Straßen der Stadt, wenn sie ihre Leben aushauchen in dem Schoß ihrer Mütter.
13. [Die Mütter sprechen:] Womit soll ich dich ermutigen, was dir ähnlich finden, Tochter Jerusalems? was mit dir vergleichen [zu sagen: dem ist es auch passiert], dass ich dich tröste, jungfräuliche Tochter Zion? Denn groß wie das Meer ist dein Unglück, wer kann dich heilen [denn zu groß ist der Sturz] ?
14. Deine [falschen] Propheten weissagten dir Falsches und Trügerisches und deckten nicht auf deine Schuld [deine Strafe, die Vergeltung für deine Sünden und auch nicht,] dass du hergestellt werdest [durch Teschuwa]. Sie weissagten dir falsche und verführerische Prophezeiungen [die dich vom rechten Weg abführten].
15. Es schlagen über dich die Hände zusammen [als Zeichen des Unglücks] alle, die des Weges [nach Jerusalem] ziehen, sie zischen und schütteln das Haupt über die Tochter Jerusalems [und ihren Schmerz und so betrauern sie dich] : Ist das die Stadt, von der man sagte, sie sei die Krone der Schönheit [alle Schönheit der Welt ist in ihr], die Lust [und Freude] der ganzen Erde?
16. Deine Feinde reißen [in Gelächter] gegen dich den Mund auf, sie zischen [mit Hohn] und knirschen [aus Hass] mit den Zähnen und sprechen: Wir haben sie verschlungen [Jerusalem zerstört]. Ha! [wahrlich] dies ist der Tag, den wir [gierig] erhofft, wir haben ihn erreicht, erlebt!
17. Vollbracht hat der Herr, was er ersonnen, seinen Spruch ausgeführt, den er verheißen seit der Vorzeit Tagen [durch Moses, Lev. 26:18], er hat schonungslos niedergerissen und frohlocken gemacht über dich [und deine Zerstörung] den Feind, er hat erhöht das Horn [die Ehre] deiner Widersacher.
18. Es jammert ihr [Israels] Herz zum Herrn [dass er sich ihrer erbarme]. Mauer der Volkschaft Zions, lasse wie Bäche Tränen strömen Tag und Nacht [des Flehens und Gebetes wegen], gönne dir keine Rast [im Gebet], keine Ruhe deinem Auge [von Weinen].
19. Stehe auf [Israel], wehklage in der Nacht, beim Beginn der Wachen [zu Beginn der Nacht]. Schütte wie Wasser dein Herz aus [im Gebet] vor dem Herrn. Hebe empor zu ihm deine Hände wegen des Lebens deiner Kinder, die vor Hunger verschmachten an allen Straßenecken.
20. Sieh, Herr, [erbarme dich] und schaue, wem [welchem Volk] hast du solches angetan [wie uns] ? Frauen verzehren [vor Hunger] ihre Leibesfrucht, Kindlein zarter Pflege: ermordet werden im Heiligtum des Herrn Priester und Prophet!
21. Knaben und Greise [die gewohnt waren auf Matratzen zu schlafen] liegen zur Erde in den Straßen [und Marktplätzen], meine Jungfrauen und meine Jünglinge sind durch das Schwert gefallen. Du hast am Tage deines Zornes niedermetzeln und schonungslos sie abschlachten lassen.
22. Du ludest wie zu einem Festtag meine Umwohner rings um mich, und es gab am Tage des Zornes des Herrn keinen Flüchtling und keinen Entronnenen. Was ich gepflegt und großgezogen [meine Kinder] — mein Feind hat es vernichtet [sie alle].
3. Kapitel
1. Ich [Jeremia] bin der Mann, der [von allen Propheten mit meinen eigenen Augen] das Elend [des Exils] geschaut mit seiner [Gottes] furchtbaren Geißel.
2. Mich trieb er und ließ mich wandern durch Finsternis [des Exils] — nirgends [war Hoffnung auf] ein Lichtschein [die Finsternis zu erhellen].
3. Nur gegen mich [und nicht gegen einen anderen Propheten vor mir] wendet er seine Hand wieder und wieder, immerwährend.
4. Er [Gott] zerfetzte [durch seine Schläge] mir Fleisch und Haut und [darauf] zerbrach [er] meine Gebeine.
5. Er umschloss und umringte mich mit Gift und Leid.
6. In der Finsternis ließ er mich sitzen gleich den Toten.
7. Er hat mich [in der Finsternis] eingezäunt [wie im Gefängnis], ich kann nicht hinaus, schwer machte er meine [Fuß-] Fessel.
8. Auch wenn ich wehklage und schreie, — mein Gebet wird nicht erhört!
9. Er vermauert [und verschloss] meine Wege mit Werkstücken [behauenen Steinen], meine Pfade macht er krumm [dass ich nicht entfliehen konnte].
10. Wie ein lauernder Bär ist er [der Ewige] mir, [wie] ein Leu im Versteck [sitzend, ich kann vor ihnen nicht fliehen].
11. Meine Wege lenkte er ab [verstreute Dornen auf dem Weg] und [so] zermalmte mich [mein Fleisch], er machte mich zum Entsetzen.
12. Er spannt seinen Bogen und stellt mich hin wie das Ziel für den Pfeil.
13. Er brachte in meine Nieren seines Köchers Pfeile.
14. Ich bin zum Gelächter geworden meinem ganzen Volke, ihr Spottlied alle Tage.
15. Er sättigte mich mit bitterem Kraute und füllte mich an mit Wermut.
16. Er ließ an Kies meine Zähne brechen, er bedeckte mich mit Asche.
17. Mein Gemüt kennt keine Ruhe mehr; ich vergaß des Glücks [das ich einst hatte].
18. Ich dachte [vor so viel Schmerz] bereits: Hin ist meine Hoffnung und meine Zuversicht von dem Herrn.
19. Die Erinnerung meines Elends und meiner Qual ist wie Wermut und Gift.
20. Dessen gedenke ich und mein Gemüt wird niedergebeugt.
21. Aber das [folgendes] erwidere ich meinem Herzen [das sprach: „Hin ist meine Hoffnung und meine Zuversicht von dem Herrn“], darum hoffe ich [auf die Erlösung] :
22. Die Liebe des Herrn hat noch nicht aufgehört, noch nicht zu Ende ist sein Erbarmen.
23. Neu an jeglichem Morgen, groß ist deine Treue!
24. Mein Teil ist der Herr [und keiner sonst], dacht ich bei mir — darum hoffe ich auf ihn.
25. Gütig ist der Herr [gegen alle und besonders gegen] die ihm Vertrauenden, gegen alle, die ihn [und seine Wege in Wahrheit] suchen.
26. Gütig gegen den, der harrt im Stillen der Hilfe des Herrn.
27. Gütig dem Manne, wenn er das Joch [Disziplin] in seiner Jugend [geduldig] trägt;
28. Der einsam sitzt und schweigt [auf Hilfe harrend], weil er [Gott] es [[das Joch] ihm auferlegt;
29. Der [beim Verbeugen im Gebet] seinen Mund in den Staub legt, vielleicht ist noch Hoffnung;
30. Der seinem Schläger [absichtlich] die Wange bietet [damit er ihn schlägt], die Schmach reichlich erträgt [und Beleidigungen hört].
31. [Gut ist es, sein Schicksal geduldig zu tragen] Denn nicht auf ewig verwirft der Herr [Israel, seinen Diener].
32. [Sogar] wenn er [am Anfang] betrübt hat, so erbarmt er sich unser mit seiner reichen Huld [wenn wir Teschuwa machen].
33. Denn niemals quält er [Gott] gerne [willentlich] und betrübt die Menschenkinder [sondern wir und unsere Sünden verursachen dieses].
34. [Gottes Wille ist nicht,] Dass er zermalme unter seinen Füßen all die Gefesselten [Sünder] der Erde;
35. [Nicht nach seinem Willen,] Dass er beuge das Recht des Mannes [der schuldig ist] — das will der Herr nicht.
36. [Er will nicht] Dass er beuge [das Recht] den Menschen in seinem Streit [mit Anderen], der Herr bestimmt solches nicht.
37. [Wenn Gott nicht Ursacher der Qual ist, dann] Wer ist, der spräche [dieses Verhängnis aus] und es geschähe?, [Antwort:] der Herr hat es nicht geboten [sondern unsere Verbrechen und Sünden verursachten unser Unglück].
38. Der Herr verhängt weder Böses noch Gutes, [sondern die Menschen verdienen es durch ihre Taten; siehe Rambam Teschuwa 5:2].
39. Was [warum] beklagt sich der lebende Mensch, der Mann beklage seine Sünden [denn sie bringen ihm Böses] !
40. [Deshalb müsssen wir Teschuwa machen] Durchforschen wir unsern Wandel und ergründen ihn [unser Herz], und lasset uns zurückkehren zum Herrn!
41. Erheben wir unser Herz mitsamt den Händen [im Gebet] zu Gott [der] im Himmel [thront].
42. Wir waren abgefallen und widerspenstig [haben deine Gebote verachtet], [und deshalb] du hast uns nicht verzeihen.
43. Du hast dich verhüllt im Zorn und uns verfolgt, uns gewürgt schonungslos.
44. Du hast dich verhüllt mit einer Wolke, dass [damit] kein Gebet zu dir hindurchdrang.
45. Zum Wegwurf und Scheusal machst du uns inmitten der Völker.
46. Alle unsere Feinde reißen gegen uns ihren Mund auf.
47. Angst und Falle ist über uns gekommen, Verwüstung und Vernichtung.
48. Wasserbäche strömt mein Auge um den Untergang meiner Nation [Israel].
49. Mein Auge rinnt und ruht nicht, da es keine Linderung gibt.
50. Bis der Herr vom Himmel herabschauen und [unser Unglück und das Weinen] sehen wird.
51. Mein Auge schmerzt mich [vom Weinen, mehr als] von all den Töchtern meiner Stadt.
52. Meine Feinde jagten mich wie einen Vogel, ohne Ursache [denn ich habe ihnen nichts angetan].
53. Sie verkümmerten mein Leben in der Grube [im Gefängnis] und warfen Steine auf mich [die Grube zu verschließen].
54. [Als ich in der Grube saß] Wasser strömte über mein Haupt, ich dachte bereits, ich sei vernichtet [es gibt keine Hoffnung mehr].
55. Deinen Namen, Herr, rief ich aus der Tiefe der Grube.
56. Erhöre meine Stimme [mein Gebet], wende nicht ab dein Ohr meinem Flehen um Linderung [und Freiheit].
57. Nahe bist du mir am Tage, da ich rufe [im Gebet], du sprichst: Fürchte nicht!
58. Du führst, Herr, meinen Streit, erlösest mein Leben [aus den Händen meiner Feinde].
59. Du siehst, Herr, meine Unbill [meine Unterdrückung durch den Feind, deshalb bitte ich dich] o schaffe mir Recht [gegen sie] !
60. Du kennst alle ihre Rachegedanken [die sie an übten], ihre Entwürfe [die sie im verborgenen] gegen mich [hegen] ;
61. Du hörst, Herr ihre Lästerung, ihre [bösen] Anschläge gegen mich!
62. [Du hörst] Meiner Widersacher Reden und Trachten wider mich alle Tage.
63. [Sogar] Bei ihrem Sitzen und bei ihrem Stehen — o schau dies — bin ich ihr Spottlied.
64. Vergilt ihnen den [bösen] Lohn, Herr, nach ihrer Hände Wert [was sie uns taten, tue ihnen].
65. Vergilt ihnen nach ihrem verstockten Herzen. — Deinen Fluch auf sie!
66. Verfolge sie [die Feinde] im Grimme [und Zorn] und tilge sie hinweg unter dem Himmel des Herrn [von jedem Ort auf der Welt].
4. Kapitel
1. Wie ist [konnte es geschehen, dass] verdunkelt das Gold, verwandelt das Kleinod [im Aussehen] ! Wie sind verschüttet die heiligen Steine [des Tempels] in allen Straßenecken!
2. Die Kinder Zions die köstlichen, die mit gediegenem Golde Aufgewogenen, wie sind sie gleich den irdenen Scherben [in den Augen der Völker], das Werk von Töpfers Hand.
3. Selbst die [grausamen] Schakale reichen die Brust dar, säugen ihre Jungen — [dagegen] meines Volkes Tochter ist zur Grausamen geworden [stillt nicht ihre Kinder], wie die Strauße in der Wüste.
4. [Deshalb] Die Zunge des Säuglings klebt an seinem Gaumen vor Durst [nach Milch], [und auch] Kindlein fordern Brot, niemand bricht es ihnen [aus Mangel].
5. Die einst leckere Kost genossen, vergehen jetzt auf den Straßen, die [von Kindheit an] auf Purpur Getragenen umfassen jetzt Kothaufen.
6. Größer ist die Strafe meines Volkes als der Fall Sodoms, der im Nu Zerstörten, an die keine Hand gelegt [die nicht so gequält] wurde [aber mein Volk erleidet viele Quallen].
7. Weißer waren ihre Fürsten als Schnee, klarer als Milch, roter ihr Angesicht als Korallen, wie Saphir ihre Gestalt. —
8. Verdüstert von Schwarz ist jetzt ihr Aussehen, sie sind nicht zu erkennen in den Straßen; verschrumpft ist ihre Haut auf ihren Gebeinen, trocken sind sie wie Holz.
9. Glücklicher sind die unter dem Schwerte Gefallenen als die Verhungerten, [weil] jene, die durchstochen verbluten auf dem fruchtbaren Gefilde.
10. Die Hände liebevoller [und fürsorglicher] Frauen kochten ihre Kinder; sie dienten ihnen zur Speise im Unglück meines Volkes.
11. Ausgelassen hat der Herr seinen Grimm, ergossen seine Zornesglut; er zündete ein Feuer in Zion, das seine Grundpfeiler fraß.
12. Es glaubten nicht die Könige der Erde, alle Bewohner der Welt, dass der Dränger und Feind [Nebukadnezar und Nebusaradan] dringen werde in die Tore Jerusalems.
13. [Aber dies geschah doch] wegen der Sünden ihrer [Lügen-] Propheten [die Lügen prophezeiten], der Schuld ihrer Priester [die Götzen opferten], wegen derer, die in ihrer Mitte Blut der Gerechten vergossen.
14. [Die Stadt ist mit Leichen gefüllt bis] die Blinden in den Straßen umher irren und sind mit Blut besudelt, dass niemand ihre [beschmutzten] Gewänder berühren mag.
15. Fort [von uns] ! unrein! ruft man [die Feinde] jenen [den Blinden] zu, fort! fort [ihr unreinen Blinden] ! berühret nichts [von uns] ! die zerstreut sind und herumirren; unter den Völkern spricht man: Die werden nimmer Wohnung Ruhe finden!
16. [Die Völker sprachen:] Des Herrn Zornblick hat sie [unter die Völker] zerstreut; er wird nicht mehr [wie vormals] auf sie schauen. [Weil sie zur Friedenszeit] der Priester Ansehen haben sie nicht geachtet, Greise nicht geschont.
17. Noch schmachtete unser Auge, [ausschauend] nach unserm nichtigen Beistande [seitens der Völker] ; als wir Hoffnung hegten, hofften wir auf ein Volk, das nicht hilft.
18. Sie [die Feinde] stellen uns nach, dass wir nicht gehen können in unseren Straßen, genaht ist unser Ende, voll sind unsere Tage; ach, gekommen ist unser Ende.
19. Schneller waren unsere Verfolger als die Adler des Himmels [als wir versuchten zu fliehen] ; [sogar] auf den Bergen jagten sie uns, [sogar] in den Wüsten lauerten sie uns auf.
20. Unseres Lebens Odem, der Gesalbte des Herrn [Joschija], ist gefangen in ihren Schlingen, von dem wir hofften, in seinem Schutz würden wir leben [in Frieden] unter den Völkern.
21. Juble und frohlocke, idumäische Nation [über den Untergang Israels], Bewohnerin des Landes Uz, aber [am Ende] auch an dich wird der Kelch [des Unglücks] kommen, du wirst dich berauschen und entleeren.
22. Getilgt ist deine Schuld [für die Sünden], Volk Zion, [von jetzt an] er wird dich ferner nicht in die Verbannung schicken. Er ahndet deine Schuld, idumäische Nation, und deckt deine Sünden auf [deine Zeit ist gekommen] !
5. Kapitel
1. Gedenke, Herr, was uns geschehen [wie viel Leid wir ertragen haben], schaue und sieh unsere Schmach.
2. Unser Erbe [Felder und Weinberge] ist übergegangen [als Erbe] an Fremde [die zuvor als Fremde in unserem Land galten], unsere Häuser an Barbaren.
3. Waisen sind wir, vaterlos [unsere Väter können uns nicht helfen], unsere Mütter sind Witwen [ihre Männer können ihnen nicht helfen].
4. Unser Wasser [das wir früher umsonst schöpften] müssen wir um Geld kaufen, unser Holz [das früher jeder im Wald gehackt hat] erlangen wir [vom Feind] für Kaufpreis.
5. Dicht an unserm Nacken werden wir verfolgt [unser Leben wird durch harte Arbeit erschwert], wir sind müde [Geld zu sammeln], und keine Rast wird uns [die Frucht unserer Arbeit geht and den Feind].
6. Ägypten reichten wir die Hand [sie mögen uns finanziell helfen] und Assyrien [reichen wir die Hand], um uns an Brot zu sättigen [aber sie haben uns nicht geholfen].
7. Unsere Väter haben gesündigt und sind nicht mehr [sie sind tot], wir aber müssen leiden um ihre [und unsere] Schuld.
8. [Die einst unsere] Sklaven [waren] herrschen [jetzt] über uns, niemand erlöst uns aus ihrer Hand.
9. Mit Lebensgefahr gewinnen wir unser Brot [unsere Nahrung vom Feld, denn wir sind in Gefahr] vor dem Schwert in der Wüste [wo der Feind auf uns lauert].
10. Unsere Haut brennt wie im Ofen vor der Glut des Hungers.
11. Frauen in Zion [die Sklaven] bezwangen [und vergewaltigten] sie, Jungfrauen [vergewaltigten sie] in den Städten Judas.
12. Fürsten wurden gehängt durch ihre [des Feindes] Hand, der Greise Ansehen wurde nicht geachtet.
13. Jünglinge trugen den Mühlstein [auf dem Weg nach Babylon], und Knaben wankten [beim Tragen] unter dem [schweren] Holz.
14. Die Ältesten [der Leviten] sind aus den Toren [die sie öffneten und schloßen] verscheucht, Jünglinge [der Leviten, verscheucht] von ihren Liedern [die sie auf dem Podium sangen].
15. Es hat aufgehört die Freude unseres Herzens, verwandelt in Trauer ist unser Reigen.
16. Gefallen ist die Krone unseres Hauptes. Weh uns! Denn wir haben gesündigt.
17. Deshalb [wegen der Zerstörung des Tempels] ist unser Haupt krank, darum [wegen des Leids] unsere Augen umdüstert [vor vielem Weinen].
18. Auf dem Zionsberg [Tempelberg], der verödet ist, Schakale ergehen sich auf ihm.
19. Du aber, Herr, bleibst ewiglich, dein Tron in alle Geschlechter.
20. Warum willst du uns für immer vergessen, uns verlassen [im Exil] auf lange Zeit?
21. Führ uns zurück, Herr, zu dir [nach Hause], und wir wollen zurückkehren [und in deinem Tempel dienen] ; verjünge unsere Tage wie vormals.
22. Hast du doch uns verworfen [wegen unserer Sünden], gezürnt uns ohne Maßen [wir haben unsere Strafe erhalten, erlöse uns und führe uns zurück zu dir und wir wollen zurückkehren, verjüngere unsere Tage wie vormals]