Midrasch Dewarim Rabba – Paraschah Dewarim
Inhalt
Kapitel 1, Vers 1
Das sind die Reden.
Halacha. Darf ein Israelit das Gesetzbuch wohl in jeder Sprache niederschreiben?
Die Weisen haben so gelehrt: Die Bücher unterscheiden sich von den Teffilin und Mesusot nur darin, dass sie in jeder Sprache geschrieben werden. Nach Rabban Gamliel dürfen auch die Bücher nur in der griechischen Sprache geschrieben werden. Und was ist der Grund des Rabban Gamliel, dass er sagt, das Gesetzbuch dürfe nur in griechischer Sprache geschrieben werden?
Unsere Rabbinen haben so gelehrt, sagte bar Kapra, mit Bezug auf Gen. 9, 27: »G-tt breite Japhet aus, er wohne in den Zelten Schems,« da die Worte Schems in allen Sprachen Japhets gesagt (niedergeschrieben) werden können, so haben sie gestattet, sie in der griechischen Sprache zu schreiben. G-tt sprach: Siehe, wie beliebt die Sprache des Gesetzes ist, dass sie die Zunge heilt. Woher lässt sich das beweisen?
So heißt es Prov. 15, 4: »Eine Heilung der Zunge ist der Baum des Lebens.« Unter עץ חיים Baum des Lebens ist nichts anderes als das Gesetz zu verstehen vergl. Prov. 3, 18: »Ein Baum des Lebens ist sie denen, die sie erfassen.« Und die Sprache des Gesetzes löst die Zunge (ohne sie ist sie gebunden). Du kannst es daraus erkennen: Einst wird G-tt die rühmlichsten (besten) Bäume aus dem Gan Eden heraufbringen. Worin besteht ihr Ruhm (ihre rühmliche Eigenschaft)?
Dass sie die Zunge heilen s. Ezech. 47, 12: »Am Bache werden, an seinem Ufer, auf dieser und auf jener Seite allerlei Fruchtbäume wachsen.« Woher lässt sich beweisen, dass hier von einer Heilung der Zunge die Rede ist?
Weil es das. heißt: »Seine Frucht dient zur Speise und sein Blatt zur Heilung.« Über die Bedeutung des letzten Wortes sind R. Jochanan und R. Josua ben Levi verschiedener Meinung. Der eine sagte: Es bedeutet לתרפיון zur Heilung, der andere sagt: Wenn jemand stumm ist und einen Teil davon (von der Frucht des Lebensbaumes) gierig isst, so wird seine Zunge sofort geheilt und gereinigt durch die Worte des Gesetzes, denn so heißt es: »מזה מזה von dieser und von jener Seite.« Mit den Worten מזה מזה ist nichts anderes als das Gesetz gemeint, wie es heißt Ex. 32, 15: »מזה מזה sie waren von dieser und jener Seite beschrieben.« R. Levi sagte: Wozu brauchen wir den Beweis anderswo (an einem Orte) zu suchen, wir finden ihn gleich hier (an seinem Orte). Siehe, bevor Moscheh noch zum Gesetz gelangte, sagte er Ex. 4, 10: »Ich bin kein Mann von Worten,« als er aber zum Gesetze gelangt war, wurde seine Zunge geheilt und sie fing an Reden (דברים) zu reden. Woher lässt sich das beweisen?
Aus dem, was wir hier lesen: »Dies sind die Reden (דברים), welche Moscheh redete.«
Oder: »Dies sind die Reden.« In Verbindung mit Prov. 28, 23: »Wer Menschen nach mir ermahnt, wird mehr Gunst finden, als der, welcher seine Zunge glättet.« »Der Ermahnende (מוכיח)« ist nach R. Pinchas im Namen des R. Chama bar Chanina Moscheh, »die Menschen (אדם)« sind die Israeliten vgl. Ezech. 34, 31: »Ihr aber meine Schafe, die Schafe meiner Weide, seid Menschen.« Und was heißt: »אחרי nach mir?«
G-tt sprach: Wer sie durch Ermahnung dahin bringt, mir nachzufolgen, der wird Gunst finden d. i. Moscheh, wie G-tt zu ihm gesagt hat Ex. 30, 17: »Auch du hast Gunst in meinen Augen gefunden;« »als der, welcher seine Zunge glättet,« d. i. Bileam, der mit seinen Prophetien schmeichelte und ihr Herz übermütig machte, dass sie in Schiltim fielen. Oder: »Wer Menschen nach mir ermahnt.« R. Jehuda bar R. Simon sagte: Was bedeutet אחרי?
G-tt sprach: Moscheh hat mich nach Israel und er hat Israel nach mir zurechtgewiesen. Zu den Israeliten sprach er: Ihr habt gesündigt, zu G-tt aber sprach er s. das. 32, 11: »Warum, HaSchem, entbrennt dein Zorn über dein Volk?«
Was heißt למה warum?
Als die Israeliten das Kalb gemacht hatten, sagte R. Jizchak, da wollte G-tt die Feinde der Israeliten vertilgen, allein Moscheh stellte ihm vor: Herr der Welt! dieses Kalb kann dir dienlich (eine Stütze) sein. Wie kann es mir als Stütze dienen?
fragte G-tt. Wenn du, antwortete Moscheh, es regnen lässt, so lässt es (das Kalb) Taue schweben (breitet es Taue aus), lässt du die Winde wehen, so lässt es Blitze zucken. G-tt sprach zu ihm: Bist du auch irre über das Kalb (d. i. schreibst du ihm auch eine solche Kraft zu)?
Moscheh antwortete vor G-tt: Herr der Welt! (wenn nun nichts Wesentliches an demselben ist,) »warum entbrennt dein Zorn über dein Volk?«
Zu den Israeliten aber sprach Moscheh: »Ihr habt eine große Sünde begangen.« Womit ist diese Sache zu vergleichen?
bemerkte R. Jehuda bar R. Simon. Mit einem Könige, welcher über seine Gemahlin so aufgebracht war, dass er sie zauste und aus seinem Hause stieß. Ihre Brautführer vernahmen es, gingen zum König und stellten ihm vor: Mein Herr! geht ein Mensch so mit seinem Weibe um?
Was hat sie denn gegen dich verschuldet?
Dann gingen sie zu ihr und fragten sie: Wie lange noch wirst du ihn erzürnen?
es ist nicht das erste, sondern das zweite Mal. So ging auch Moscheh zu G-tt und sprach zu ihm: »Warum, HaSchem, entbrennt dein Zorn über dein Volk,« sind sie nicht deine Kinder?
Dann wandte er sich an die Israeliten und sprach zu ihnen: Wie lange erzürnt ihr ihn?
es ist nicht das erste, sondern das zweite Mal. Und so heißt es auch hier; »in der Wüste, in der Einöde und am Schilfmeere.«
Oder: »Dies sind die Reden, welche Moscheh redete,« in Verbindung mit Ps. 50, 21: »Dieses hast du getan und ich schwieg, da dachtest du, ich sei auch wie du.« Was heißt das: »Dieses hast du getan und ich schwieg?«
R. Samuel bar Nachman sagte Ex. 32, 4: »Dieses sind deine Götter, Israel!« so hast du in der Wüste getan und ich habe gegen euch geschwiegen. Warum?
Weil Moscheh mich besänftigte und zu mir sprach; »Vergib doch! Ich habe ihm erfüllt, »da dachtest du, ich sei auch wie du« d. i. ihr verglichet das Gebilde mit seinem Bildner und die Pflanze mit ihrem Pflanzer. »Aber ich will dich zurechtweisen und es vor deinen Augen darlegen.« Über diesen Satz sind zwei Amoräer verschiedener Meinung. Der eine sagte: Ich will alles vor deinen Augen herbeirufen, der andere sagte: Ich will alles so tun vor deinen Augen. Ich stelle euch nicht, sagte Moscheh zu den Israeliten, über das zur Rede, was ihr künftig tun werdet, sondern über das, was ihr getan habt »in der Wüste, in der Einöde und am Schilfmeere.«
Oder: »Dies sind die Reden.« R. Acha bar Chanina sagte: Eigentlich hätten die Ermahnungen (Strafreden) aus dem Munde Bileams und die Segenswünsche aus dem Munde Moschehs kommen sollen, allein hätte Bileam sie ermahnt, so würden die Israeliten gesagt haben: Der Feind will uns zurechtweisen, und hätte Moscheh sie gesegnet, dann würden die Völker der Welt gesagt haben: (was ist das für eine Kunst,) ihr Freund segnet sie. Darum sagte G-tt: So soll sie Moscheh, der sie liebt, ermahnen und Bileam, der sie hasst, soll sie segnen, damit die Segenswünsche und die Ermahnungen (Strafreden) in der Hand Israels Eingang finden. Oder wenn ein anderer sie ermahnt hätte, würden sie gesagt haben: Der will uns ermahnen?
nur Moscheh kommt es zu, (nur er ist dazu berechtigt), von dem geschrieben steht Num 16, 15: »Nicht einen Esel habe ich von ihnen genommen,« ihm steht es an, die Israeliten zurechtzuweisen. Oder wenn ein anderer gesagt hätte: »Jetzt erkenne ich, dass HaSchem erhaben über alle Götter ist,« da würden sie gesagt haben: Der sagt: »jetzt erkenne ich« (was weiß er von göttlichen Dingen), allein Jitro, der alle Götzentempel in der Welt besucht und in ihnen nichts Wesentliches gefunden hatte und dann sich zum jüdischen Glauben bekannte, der konnte mit Fug und Recht sagen: »Jetzt habe ich erkannt.« Oder wenn ein anderer gesagt hätte Koh. 1, 1; »Eitelkeit der Eitelkeiten,« da hätten sie gesagt: Dieser hat keine Perute (in der Tasche), um sich Brot zu kaufen (eig. um zu essen), wie kann er sagen: »Eitelkeit der Eitelkeiten,« allein Salomo, von dem es heißt 1 Reg. 10, 27: »Der König machte das Silber in Jerusalem wie Steine,« dem ziemte es zu sagen: »Eitelkeit der Eitelkeiten.« Oder wenn ein anderer gesagt hätte Koh. 3, 11: »Alles hat er schön zu seiner Zeit gemacht,« so würden sie gesagt haben, (wie kann der so etwas sagen,) der nie etwas gegessen hat, allein Salomo konnte es sagen, von dem es 1 Reg. 4, 27 heißt: »Und es versorgten jene Amtleute den König Salomo u. s. w. und ließen nichts fehlen?«
Wie?
sie ließen nichts fehlen?
(ist das möglich?
) Sie brachten ihm, sagte R. Chama bar Chanina, in den Tagen des Sommers Bärmutter und in den Tagen des Regens (Winters) Gurken, diesem ziemte es zu sagen: »er hat alles schön zu seiner Zeit gemacht.« Oder wenn ein anderer gesagt hätte Dan. 4, 32: »Alle Bewohner der Erde sind wie nichts geachtet,« so würden sie gesagt haben: Dieser, welcher in seinem Leben nicht über zwei Fliegen regiert hat, wie kann er sagen: »Alle Bewohner der Erde sind wie nichts geachtet,« allein Nebucadnezar, von dem es heißt: »Alle Bewohner, alle wilden Tiere und Vögel des Himmels sind in deine Hand gegeben und du herrschest über alles,« ihm ziemte es zu sagen: »Alle Bewohner der Erde sind wie nichts geachtet.« Oder wenn ein anderer gesagt hätte Deut. 32, 4; »Der Fels — fehllos ist sein Wirken,« so würde man ihm gesagt haben: er kennt nicht einmal die Art und Weise der Strafgerechtigkeit und er sagt: »Der Fels — fehllos ist sein Wirken,« allein Moscheh, von dem es heißt Ps. 103, 7: »Er tat Moscheh seine Wege kund,« ziemte es zu sagen: »Der Fels — fehllos ist sein Wirken.«
Oder: »אלה הדברים.« Nach R. Samuel bar Nachmann sprach G-tt: Wie die Bienen haben sich meine Kinder in der Welt durch die Gerechten und Propheten führen lassen.
Oder: »אלה הדברים.« Sowie von der Biene der Honig süss, der Stachel aber bitter ist, so sind auch die Worte des Gesetzes, wer ihnen zuwider handelt, zieht sich das Todesurteil zu, wie es heißt Lev. 20, 10: »Der Ehebrecher und die Ehebrecherin sollen getötet werden,« und das. 31, 14: »Wer ihn (den Schabbat) entheiligt, soll getötet werden,« wer sie aber hält (beobachtet), erlangt Leben, wie es heißt Ex. 20, 12: »Damit du lange lebest.«
Oder: »אלה הדברים.« Sowie der Honig der Biene ihrem Besitzer, der Stachel aber andern zufällt, so sind auch die Worte des Gesetzes ein Mittel des Lebens für Israel und ein Mittel des Todes für die Völker der Welt. R. Jehuda bar R. Simeon im Namen des R. Levi sagte: Sowie diese Biene alles was sie sammelt, für ihren Besitzer sammelt, so ist auch alles das, was die Israeliten durch Vorschriften und gute Werke sammeln, anzusehen, als hätten sie es für ihren himmlischen Vater erworben.
Oder: »Dies sind die Reden.« R. Tanchuma sagte: Womit ist diese Sache zu vergleichen?
Mit einem Menschen, der Purpur zu verkaufen hatte und ausrief: Hier ist Purpur zu haben. Der König erblickte ihn, hörte seine Stimme, rief ihn und fragte ihn: Was hast du zu verkaufen?
Nichts! antwortete er. Ich habe dich doch aber, fuhr der König fort, Purpur ausbieten hören, und du sagst: nichts?
Mein Herr! sprach der Verkäufer, es ist wahr, ich habe Purpur, aber bei dir ist er doch nichts. Ebenso sprach auch Moscheh vor G-tt, welcher den Mund und die Rede erschaffen, Ex. 4, 10: »Ich bin kein Mann von Worten« (d. i. bei dir gelte ich nicht als ein Mann von Worten), aber bei den Israeliten heißt es von ihm: »Dies sind die Reden.«
Oder R. Simon sagte: Als G-tt zu Moscheh sprach, er solle das Gesetz lernen, da wollte dieser nicht die Israeliten über das, was sie getan, zur Rede stellen. R. Simon sagte: Womit ist diese Sache zu vergleichen?
Mit einem Schüler, welcher einst mit seinem Lehrer ging und eine glühende Kohle liegen sah, er hielt sie für einen Edelstein, hob sie auf und verbrannte sich. Nach einiger Zeit ging er wieder mit seinem Lehrer und sah nun wirklich einen Edelstein liegen, den er aber für eine (glühende) Kohle hielt und er fürchtete sich, sie zu berühren, bis sein Lehrer zu ihm sagte: Hebe ihn auf, es ist ein Edelstein. Ebenso dachte auch Moscheh: Weil ich zu ihnen (den Israeliten) gesagt habe: Hört, ihr Widerspenstigen! so habe ich das Meinige aus ihren Händen empfangen, und jetzt soll ich sie zurechtweisen?
Da sprach G-tt zu Moscheh: Fürchte dich nicht!
Oder: »Dies sind die Reden.« Die Rabbinen sagen: G-tt sprach zu Moscheh: Weil sie deine Zurechtweisungen angenommen haben, so musst du ihnen dafür auch den Segen geben. Woher lässt sich das beweisen?
Weil es heißt V. 10: »HaSchem, euer G-tt, hat euch gemehrt« Und woher lässt sich beweisen, dass der, welcher eine Zurechtweisung annimmt, Segen erlangt?
Weil so Salomo sagt Prov. 24, 25: »Den Zurechtweisenden geht es wohl und auf sie kommt Segen des Glücks.« In dieser Welt, sprach G-tt zu den Israeliten, seid ihr durch andere gesegnet worden, einst aber werde ich euch segnen, wie es heißt Ps. 67, 2: »G-tt sei uns gnädig und segne uns.«
Halacha. Darf ein Israelit, der als Gelehrter (חכם) oder als Richter (דיין) über die Gesamtheit gesetzt worden ist, sich selbst Recht sprechen?
Unsere Rabbinen haben so gelehrt: Es darf nur einer sich selbst Recht sprechen, wie es heißt Hi. 23, 13: »Er ist einzig, wer hält ihn zurück?«
Was heißt: והוא באחד?
Resch Lakisch sagte: Nur G-tt spricht sich Recht und besiegelt (das UrTeil) sich selbst. R. Ruben sagte: Was ist das Siegel G-ttes?
Wahrheit. Und warum Wahrheit?
Weil in dem Worte אמת Wahrheit drei Buchstaben sind, א ist der erste, מ der mittelste und ת der letzte der Buchstaben (des Alphabets), womit gesagt sein soll, was Jes. 44, 6 steht: »Ich bin der erste und ich bin der letzte und außer mir ist kein G-tt.« Die Rabbinen sagen: Komm und sieh! als Moscheh über Israel eingesetzt worden war, sprach er zu ihnen: Ich allein kann eure Last nicht tragen, setzet euch Richter ein, die euch Recht sprechen, wie es Deut. 1, 13 heißt: »Schaffet euch weise und verständige und einsichtsvolle Männer.« Die Richter, sagte R. Berachja im Namen des R. Chanina, müssen sieben Eigenschaften besitzen, (die ersten drei stehen hier,) nämlich sie müssen weise, verständig und bekannt sein, die anderen vier stehen Ex. 18, 21: »Du aber ersiehe dir aus dem ganzen Volke tüchtige Männer, die G-tt fürchten, wahrheitsliebend und den Eigennutz hassend sind.« Siehe, das sind die sieben Eigenschaften. Warum sind nicht gleich alle sieben (Eigenschaften) in einem Satze geschrieben?
Wenn nicht alle sieben Eigenschaften (an ihnen) gefunden werden, sei mit vier zufrieden und wenn nicht vier gefunden werden, so begnüge dich mit drei, und wenn nicht drei gefunden werden, so begnüge dich mit einer Eigenschaft. So steht auch Prov. 31, 10: »Ein Biederweib, wer findet es?«
»Ich will sie setzen zu euern Häuptern,« Deut. 1, 13. Es steht ואשמם (ohne י) geschrieben. Nach R. Josua ben Levi sprach Moscheh zu ihnen (den Israeliten): Wenn ihr ihnen (den Richtern) nicht Folge leistet, so ladet ihr eine Schuld auf eure Häupter (אשמה תלוי בראשׁיכם). Womit ist die Sache zu vergleichen?
Mit einer Schlange, deren Schwanz zum Kopfe sagte: Wie lange noch wirst du vorangehen, ich will einmal (an deiner Stelle sein und) vorangehen. Gut! sagte der Kopf, gehe voran. Er ging voran, stieß er an eine Zisterne mit Wasser, so warf er sie hinein, stieß er auf Feuer, so warf er sie hinein und stieß er auf Dornen, so warf er sie hinein. Was war Schuld daran?
Weil der Kopf hinter dem Schwanze ging. So auch, wenn die Kleinen den Großen folgen, so beschließen (entscheiden) diese es vor G-tt und er vollstreckt es; wenn aber die Großen hinter den Kleinen einhergehen, so fallen sie auf ihr Gesicht. Oder R. Asarja sagte: Womit ist die Sache zu vergleichen?
Mit einer Braut, welche unter dem Trauhimmel stand und ihre Hände waren berußt, reinigt sie dieselben an der Wand, so wird diese berußt und ihre Hände werden nicht rein, reinigt sie dieselben an einem geglätteten Stein, so wird dieser berußt und ihre Hände werden nicht rein, reinigt sie dieselben aber an ihrem Haar, so wird dieses schön und ihre Hände werden rein. So auch, wenn die Israeliten ihren Großen Folge leisten, und diese ihre Obliegenheiten nicht besorgen, da ist die Schuld an das Haupt der Großen gehängt, wenn sie aber den Großen nicht Folge leisten, dann ist die Schuld an sie selbst gehängt. R. Jizchak sagte: Wenn die Israeliten ihren Großen Folge leisten, und diese nicht ihre Obliegenheiten besorgen, in dieser Stunde heißt es Jes. 3, 13; »HaSchem kommt zu Gericht mit den Ältesten seines Volkes und seiner Fürsten.« Und das alles warum?
Weil die Last der Gesamtheit (des Gemeinwesens) schwer zu tragen ist und ein Mensch allein nicht die Last der Gesamtheit zu tragen vermag. Du kannst es auch daraus erkennen, denn siehe, Moscheh, der größte aller Propheten, konnte die Last der Gesamtheit nicht allein tragen. Woher lässt sich das beweisen?
Weil es heißt Deut. 1, 9: »Und ich sprach zu euch zu selbiger Zeit« u. s. w. Wann war diese Zeit?
R. Jochanan sagt: Zu der Zeit Jitros; denn so heißt es Ex. 18, 18: »Die Sache ist für dich zu schwer, du allein kannst sie nicht ausführen.« R. Chija sagte: Es war in der Zeit der Murrenden, wie es heißt Num. 11, 14: »Ich allein vermag dieses ganze Volk nicht zu tragen.« V. 12: »Habe ich dieses ganze Volk empfangen?«
u. s. w. R. Berachja im Namen des R. Levi sagte: Moscheh sprach vor G-tt: Herr der Welt! du hast gesagt Jes. 46, 3: »Die ihr getragen wurdet von Mutterleibe an,« dir ziemt es, sie zu tragen. Moscheh sprach zu den Israeliten: Bei eurem Leben! kann ich zehn von eures Gleichen tragen?
Warum kann ich euch nicht tragen?
HaSchem, euer G-tt, hat euch gemehrt (groß gemacht) über eure Richter. Woher lässt sich das beweisen?
Weil es hier heißt V. 10: »HaSchem, euer G-tt, hat euch gemehrt.«
Oder: »HaSchem, euer G-tt, hat euch gemehrt.«
In Verbindung mit Ps. 5, 8: »Ich bücke mich vor deiner heiligen Stätte in Ehrfurcht.« Nach R. Ilai bar R. Jose ben Simra sprach G-tt so zu Abraham, dass er seine Kinder mit zwei Buchstaben erlösen werde. Woher lässt sich das beweisen?
So heißt es Gen. 5, 14: »Und auch das Volk, dem sie dienen werden, will ich richten,« und wenn er kommt, sie zu erlösen, so erlöst er sie durch 72 Buchstaben.
Denn nach R. Judan sind Deut. 4, 34 von »לבוא zu kommen und sich ein Volk zu nehmen« bis Ende des Verses 72 Buchstaben. R. Abin sagte: Mit seinem Namen erlöst er sie, der aus 72 Buchstaben besteht. Oder R. Ilai im Namen des R. Jose ben Simra sagte: Warum hat aber G-tt unserm Vater Abraham nicht offenbart, dass er seinen Kindern das Manna geben werde?
Es ist so die Weise der Gerechten, sagte R. Abba bar Kahana, sie sprechen wenig und leisten viel. Oder G-tt hat es ihnen darum nicht offenbart, denn hätte er es ihnen offenbart, so würden die Israeliten gesagt haben: Das haben wir schon an Pharaos Tisch gegessen. Du kannst es auch daraus erkennen: Als ihnen das Stroh nicht geliefert wurde, da sprachen die Israeliten Num. 11, 5: »Wir gedenken der Fische, die wir umsonst aßen in Ägypten.« Darum hat er es ihnen nicht offenbart. Oder R. Ilai im Namen des R. Jose ben Simra sagte: G-tt sprach so zu Abraham, weil er seine Nachkommen groß machen wollte wie die Sterne. Woher lässt sich das beweisen?
Es heißt Gen. 15, 5: »So soll dein Same sein.« Und als er kam, sie zu segnen, da segnete er sie noch mehr, als er ihnen verheißen hatte. Was heißt: לרוב הרבה ארבה?
Es heißt Ps. 18, 44: »Du rettetest mich aus den Rechtshändeln der Völker und setztest mich zum Haupte der Nationen« d. i. David sprach: Du rettetest mich von denen, die mit mir Händel anfangen (מריבי עמי), du schütztest mich, dass ich nicht eine Rechtssache bei ihnen habe und du rettetest mich von den Rechtshändeln des Volkes (מריבי עם), dass sie nicht eine Rechtsache bei mir haben. G-tt sprach zu ihm: David, was sitzest du bei ihnen?
Bei deinem Leben! ich habe dich bereits zum Könige über sie gesetzt. Wenn du mich über deine Kinder gesetzt hast, sagte David vor G-tt, so gib ihnen ein Herz, dass deine Kinder mir auch gehorchen; denn so heißt es das. V. 45: »Auf das bloße Gerücht gehorchen sie mir.« Ferner sprach David das.: »Du setztest mich zum Haupte der Nationen.« R. Berachja sagte: Wenn du das Volk gerichtet (und dich in deinem Urteile geirrt) hast, so bist du G-tt überliefert und wer ist der G-tt der Götter?
Der, welcher sieht und nicht gesehen wird. Bei eurem Leben! sprach Moscheh zu den Israeliten, dass ich zehn, auch hundert eures Gleichen tragen kann. Warum sagte er aber hier: »Ich kann allein euch nicht tragen, denn HaSchem, euer G-tt, hat euch gemehrt?«
Weil HaSchem, euer G-tt, euch über eure Richter groß gemacht hat. »HaSchem, euer G-tt, hat euch gemehrt,« Er sprach nämlich zu ihnen: Heute seid ihr wie die Sterne, aber einst werdet ihr viel (לרב) sein d. i. ihr werdet eurem Herrn (לרבכן) gleichen. Wie so?
Hier Deut. 4, 24 steht: »Denn HaSchem, dein G-tt, ist ein verzehrendes Feuer,« und von Israel heißt es in der Zukunft Jes. 10, 17: »Das Licht Israels wird einst zu Feuer und sein Heiliger zur Flamme werden.« R. Levi bar Chama sagte: Wenn schon derjenige, welcher einem Götzen dient, demselben gleich ist, wie es heißt Ps. 115, 8: »Gleich ihnen (den Götzen) sind, die sie machen,« um wieviel mehr wird der, welcher G-tt dient, ihm gleich sein! Woher lässt sich das beweisen?
So heißt es Jerem. 17, 7: »Gesegnet ist der Mann, welcher auf HaSchem vertraut und dessen Vertrauen HaSchem ist.«
Oder R. Abba sagte: Einst wird der Kreis der Gerechten innerhalb des der Dienstengel sein und diese werden jene fragen: Welche neue Halachot hat G-tt heute vorgetragen?
Wundre dich nicht darüber, sagte R. Levi bar Chanina, auch in dieser Welt ist ihr (der Gerechten) Kreis innerhalb des der Dienstengel, wie es heißt Dan. 3, 25: »Und das Ansehen des vierten gleicht einem Göttersohne,« denn sie waren innerhalb des Engels und dieser löschte vor ihnen das Feuer aus.
V. 11. HaSchem, der G-tt eurer Väter.
R. Eleasar ben Jakob sagte: Wenn man die Segenswünsche Moschehs ansieht, so findet man darin von einem Ende der Welt bis zum andern geschrieben: »Er tue zu euch noch tausendmal mehr.« Es steht nicht אלף פעם, sondern פעמים. Oder: »Er tue zu euch hinzu wie ihr.« R. Acha sagte: Die Israeliten hätten zu Moscheh sprechen können: Unser Lehrer Moscheh! ist wohl eins von all den Dingen an uns, worüber du uns zurechtweisest, und wir hätten deine Zurechtweisungen angenommen?
Allein sie haben vor ihm geschwiegen, darum sagt er zu ihnen: Wie ihr, die ihr gerecht seid d. i. wie euresgleichen Zurechtweisungen annehmen und schweigen. Oder warum hat Moscheh sie mit dem Ausdruck תוספת (יוסף) hinzufügen, gesegnet?
Weil die Zugabe G-ttes (שתוספתו שׁל הק״בה) grösser ist, als die Hauptsache. Gewöhnlich, wenn ein Mensch von seinem Genossen eine Litra Fleisch kauft, so spricht er zu ihm: Gib mir etwas zu (הוסיף לי). Wieviel gibt er da ihm zu?
Eine Unze. Aber bei G-tt ist die Zugabe grösser, als die Hauptsache. Wie so?
Jizchak galt doch dem Abraham als Hauptperson und doch war die Zugabe (eig. und doch war das, was er ihm zufügte) grösser, als die Hauptsache, wie es heißt Gen. 25, 1: »Abraham fügte hinzu und nahm ein Weib.« Ebenso war Joseph doch die Hauptperson für seine Mutter und Benjamin eine Zugabe, wie es heißt das. 30, 24: »HaSchem füge mir hinzu einen anderen Sohn.« Was aber steht das. 46, 21 geschrieben?
»Und die Söhne Benjamins sind Bela, Becher und Asbel« u. s. w. Siehe, Benjamins Söhne sind mehr als die des Joseph. Chiskias Regierung dauerte der Hauptsache nach 14 Jahre, das aber, was ihm G-tt hinzusetzte, war mehr als jene. Woher lässt sich das beweisen?
Es heißt Jes. 38, 5: »Ich füge zu deinen Tagen noch fünfzehn Jahre hinzu.« Daraus siehst du, dass die Zugabe G-ttes mehr ist, als die Hauptsache, und darum segnete Moscheh auch den Ausdruck des Hinzufügens (יוסף).
und segne euch. R. Levi sagte: Womit ist die Sache zu vergleichen?
Mit einem Könige, der zu seinem Feldherrn sagte: Geh und verteile eine Litra Gold an die Legionen. Der Feldherr ging und gab ihnen von Fünfern fünf Goldstücke. Da sagten jene: Der König hat dich doch geheißen, uns von einer Litra Gold zu geben und du gibst uns nur von Fünfern fünf Goldstücke?
Er sprach zu ihnen: Diese sind von dem meinigen, wenn der König kommt, wird er euch von dem seinigen geben. So sprachen auch die Israeliten: Unser Lehrer Moscheh! G-tt hat seinen Segnungen keine Grenze gesetzt, und du sprichst zu uns: »tausendmal?«
Das, womit ich euch gesegnet habe, ist von meinem Segen, antwortete Moscheh, wenn G-tt kommt, wird er euch segnen, wie er euch verheißen hat.
Oder: »HaSchem, euer G-tt, hat euch gemehrt.« Warum hat er sie gesegnet, dass sie so viel werden mögen, wie die Sterne?
Wie die Sterne Stufen über Stufen (Grade) haben, so haben auch die Israeliten Stufen über Stufen; wie die Sterne keine Grenze und keine Zahl haben, so haben auch die Israeliten keine Grenze und keine Zahl; wie die Sterne schalten von einem Ende der Welt bis zum andern, so auch die Israeliten. Moscheh sprach vor G-tt: Herr der Welt! warum hast du deine Kinder nicht mit der Sonne und mit dem Mond verglichen, die doch grösser sind, als die Sterne?
G-tt antwortete: Bei deinem Leben! Sonne und Mond werden sich einst schämen. Woher lässt sich das beweisen?
Aus Jes. 24, 23: »Es errötet der Mond und schämt sich die Sonne« u. s. w. Aber die Sterne werden sich nimmer schämen. Woher lässt sich das beweisen?
Aus Joel 2, 27: »Und ihr sollt erkennen, dass in Israels Mitte ich bin und dass ich HaSchem, euer G-tt, bin und kein anderer.«
Kapitel 2 Vers 3. »Lange genug habt ihr dieses Gebirge umzogen.«
Halacha. Ein Israelit, welcher auf die Ehre seiner Eltern achtet, was ist sein Lohn?
So haben unsere Rabbinen gelehrt: Dies sind die Dinge, von denen der Mensch die Früchte schon in dieser Welt genießt, und der Stamm verbleibt ihm für jene Welt, nämlich Ehre der Eltern u s. w. R. Abuhu sagte: R. Elieser den Großen fragten seine Schüler: Worin besteht die Ehre der Eltern?
Er antwortete ihnen: Geht hinaus und seht, was Dama ben Nethina zu Askalon getan hat. Seiner Mutter fehlte es an Verstand und sie schlug ihn in Gegenwart seiner Genossen auf die Wange und er sagte weiter nichts als: es ist genug, meine Mutter! Einmal kamen die Weisen zu ihm, so erzählen unsere Rabbinen, um einen Edelstein von ihm zu kaufen, welcher aus dem Schilde des Priesters verloren gegangen war. Er (Dama) wohnte in Askalon und sie kamen über den Preis von 1000 Goldstücken mit ihm überein. Er ging hinein (in das Gemach) und fand, dass sein Vater seinen Fuß über den Kasten gestreckt hatte, in welchem der Edelstein sich befand, und eingeschlafen war. Er wollte ihn nicht kränken (stören) und ging leer wieder hinaus. Als er den Stein nicht mitbrachte, dachten die Weisen, dass er mehr von ihnen haben wolle, und sie gingen in die Höhe bis zu 10.000 Goldstücken. Als sein Vater von seinem Schlafe erwacht war, ging er hinein, brachte ihnen den Stein heraus, und sie wollten ihm nun (den letzten Preis) 10.000 Goldstücke bezahlen. Das sei ferne von mir! sprach er zu ihnen, ich will keinen Genuss von dem Lohne meiner Eltern haben (d. i. ich will mir den Schlaf meines Vaters nicht zu Nutze machen), ich nehme nur die 1000 Goldstücke, über welche ich anfangs mit euch einig geworden bin. Und welchen Lohn hat ihm G-tt gegeben?
In diesem Jahre, so erzählen unsere Rabbinen, gebar seine Kuh eine rote Kuh, die er um mehr als 10.000 Goldstücke verkaufte. Siehe, wie groß die Ehre gegen die Eltern ist!
R. Simeon ben Gamliel erzählte: Noch nie hat ein Kind seine Eltern so geehrt, wie ich meine Eltern geehrt habe und ich habe gefunden, dass Esau seinen Vater noch mehr geehrt hat, als ich. Wie so?
R. Simeon ben Gamliel sagte: Ich habe meinen Vater in schmutzigen Kleidern bedient und wenn ich auf den Markt ging, zog ich diese aus und schönere an, allein Esau hat nicht so getan, sondern er hat seinen Vater immer in den schönsten Kleidern bedient. Ich will es dir auch beweisen. Als er auf die Jagd ging, um zu fangen und es seinen Vater zu bringen, dass er ihn segnen sollte, was tat da Rebekka, die ihren Sohn Jakob liebte?
Sie gab ihm ein Leckergericht und sagte zu ihm: Geh zu deinem Vater und empfange die Segnungen, bevor sie dein Bruder empfängt. Da sagte Jakob zu ihr: Meine Mutter, weißt du nicht, dass mein Bruder Esau (Gen. 27, 11) »ein haariger und ich ein glatter Mann bin?«
Vielleicht könnte es mein Vater merken, dass ich nicht Esau bin und ich müsste mich dann vor ihm schämen. Woher lässt sich das beweisen?
Es heißt das. 27, 12: »Vielleicht wird mein Vater mich betasten« u. s. w. Mein Sohn, sprach Rebecca zu ihm, deines Vaters Augen sind trübe, ich werde dir jene schönen Kleider anziehen, mit welchen dein Bruder sich bekleidet, wenn er deinen Vater bedient. Du gehst dann zu ihm hinein, und er fasst dich an deiner Hand und er glaubt, dass du Esau bist und er wird dich segnen. Woher ist das zu entnehmen?
Es heißt das. 12, 15: »Und Rebecca nahm die Kleider Esaus, die köstlichen, welche sie bei sich hatte im Hause,« nämlich die, in welchen er gewöhnt war, seinen Vater zu bedienen, wie es heißt das.: »und sie zog sie dem Jakob an.« Als nun Jakob zu Jizchak hineinkam, was sagte da dieser zu ihm?
»Die Stimme ist Jakobs Stimme, aber die Hände sind Esaus Hände,« er segnete ihn und Jakob ging seines Wegs. Da kam Esau und ging zu seinem Vater. Wer bist du, fragte ihn der Vater, der mit mir so laut spricht?
Esau antwortete: Ich bin dein erstgeborener Sohn Esau. Als er seine Stimme hörte, da merkte er, dass es Esau war und er sprach zu ihm: Mein Sohn, dein Bruder ist mit List gekommen und hat deinen Segen genommen. Da fing Esau an zu schreien und sprach: Komm und sieh, was mir dieser Fromme getan hat, von dem es heißt das. 25, 17: »Und Jakob war ein frommer Mann, wohnend in den Zelten.« Nicht genug, dass er mich auslacht, weil ich mein Erstgeburtsrecht an ihn verkauft habe, siehe, er hat mir nun auch noch meinen Segen genommen. Siehe, da kannst du lernen, dass Esau das Gebot der Elternverehrung beobachtet hat. R. Judah sagte: Als die Israeliten mit ihm (mit Edom) Krieg führen wollten, zeigte G-tt dem Moscheh den Berg, worin die Väter Abraham, Jizchak und Jakob begraben waren. Er sprach zu ihm: Moscheh, sage den Israeliten, ihr könnt ihm nicht beikommen, bis jetzt hat er noch Lohn für das Gebot der Elternverehrung zu fordern, denn er hat die geehrt, welche in diesem Berge begraben liegen. Woraus lässt sich das beweisen?
Aus den Worten, welche wir hier lesen: »Ihr habt nun lange genug diesen Berg umgeben.«
Oder die Worte: »Ihr habt nun lange genug« u. s. w. in Verbindung mit Ps. 60, 11: »Wer wird mich in jene befestigte Stadt bringen?«
Das ist Rom. Warum nennt David sie מצור?
Es ist die Stadt, welche die Israeliten bedrängt und einengt (שמצירה ומבצרה). Oder die Stadt heißt darum מצור, weil sie von allen Orten befestigt ist (שמבוצרת), so dass kein Mensch sie einnehmen kann. Oder sie heißt darum מצור, weil sie eine Stadt ist, die alle gern umgeben (מבצרין) oder schwächen möchten, R. Jochanan sagte: David wünschte und sprach: »Wer bringt mich in die befestigte Stadt« d. i, wer bringt mich in die Lage, dass ich mich an ihr räche?
G-tt sprach zu ihm: Wirst du ihr beikommen können?
Herr der Welt! sprach ferner David, »wer leitet mich bis Edom?«
Er sprach nämlich vor ihm: Wer mich schon über Edom hat herrschen lassen, wird mich auch über diese Großen herrschen lassen. Und woher lässt sich beweisen, dass David über Edom geherrscht hat?
Aus 2 Sam. 8, 14: »Er setzte in Edom Wachen (נציבים). Was heißt das?
R. Simon sagte: Es sind Lager (קסטרס). Die Rabbinen sagen: Es sind Statuen. G-tt sprach zu David, sagte R. Jehuda bar Simon, ich weiß wohl, dass deine Hände scharf und schneidend sind, aber ich will mit ihnen meine Welt züchtigen. Oder: David, ich brauche sie für die Geschlechter. Schon wollte dein Lehrer Moscheh ihnen etwas anhaben, ich sprach aber zu ihm: »Genug euch!« Der Lehrer befiehlt seinen Schülern: »umgebt diesen Berg.« Oder die Worte: »Genug euch!« in Verbindung mit Ps. 37, 7: »Verhalte dich ruhig gegen HaSchem und harre auf ihn.« Was heißt: והתחולל בו?
Blicke auf G-tt, wie es heißt Ps. 42, 12: »Warum bist du gebeugt, meine Seele?«
Oder die Worte: והתחולל בו harre auf ihn, wollen nach R. Tachlipha von Cäsarea sagen: Wenn Leiden über dich kommen, nimm sie mit Frohlocken (בחילה) auf. Es heißt Ps. 37, 7: »Ereifre dich nicht über den glücklich Wandelnden« d. i. Esau, von dem es heißt Jerem. 12, 1: »Warum ist der Wandel der Ruchlosen glücklich?«
Ps. 37, 7: »über den Mann, der Ränke übt« d. i. Esau, welcher die Menschen mit List richtete. Wie so?
Ein Richter der Regierung richtet einen Mörder und er fragt ihn: warum hast du (ihn) erschlagen?
Er leugnet aber und sagt: ich habe ihn nicht erschlagen. Da fragt er ihn weiter: Womit hast du ihn erschlagen, mit dem Schwert oder mit der Lanze oder mit dem Messer?
Oder: »Schweige gegen HaSchem und harre auf ihn!« R. Josua ben Levi sagte: Als die Feinde heranrückten, um Jerusalem zu zerstören, waren dort 60 Myriaden böse Geister (Dämonen), welche am Eingange des Tempels standen, um sie abzuhalten. Als sie (die Dämonen) aber sahen, dass die Schechina schweigend es mit ansah (eig. als sie sahen die Schechina sehend und schweigend) — woher lässt sich das beweisen?
Es heißt Klagel.2, 3: »Er zog seine Rechte vor dem Feinde zurück« — da machten auch sie Platz. R. Jehuda bar Sima sagte: Er sah ihn sein Haus zerstören und schwieg, und ihr wollt ihn angreifen?
Bis jetzt hat er noch Lohn für die gegen meine Eltern erwiesene Ehre zu fordern.
»Es ist euch genug, umgib« (סב). Was heißt: »Umgib diesen Berg?«
R. Chanina der Grosse sagte: Esau hat seinen Erzeuger (zu Tische) liegen gemacht (סיבב) d. i. seinen Vater, weil er verpflichtet war, ihn mit Speise zu versorgen. Woher lässt sich das entnehmen?
Aus Gen. 25, 28: »Jizchak liebte den Esau, denn er ass gern Wildprett.«
R. Samuel bar R. Gedalja sagte: G-tt sprach zu ihm: Ich vergelte ihm diesen Liebesbeweis. Als Jacob dem Esau Geschenke übergab, wie äusserte sich da Esau?
Er sprach: Ich habe genug (רב), bekümmere dich nicht. Mit diesem Ausdrucke, sagte G-tt, hat er ihn geehrt und mit demselben Ausdrucke sage ich ihm: Weichet von ihm (wendet euch von ihm ab), »es ist euch genug, umgib!« Oder die Worte: »Es ist euch genug!« wollen nach R. Acha sagen: Sowie ihr ihn berührt, werdet ihr selbst berührt. Wie so?
Sein Vater hat ihm nur einen Segen gegeben, welcher lautet: »von deinem Schwert sollst du leben,« den Jacob aber hat er mit zehn Segnungen gesegnet. Woher lässt sich das beweisen?
Aus Gen. 27, 28: »G-tt gebe dir vom Tau des Himmels.« Wird sein Segen nun ungiltig, so gehen auch eure zehn Segnungen verloren. »Es ist euch genug! umgib« u. s. w.
R. Berachja sagte: Als Esau zu seinem Vater kam und sah, dass Jacob die Segnungen genommen, sprach er zu ihm: Hast du mir nicht einmal einen Segen gelassen, wie es heißt Gen, 27, 38: »Hast du nur einen Segen, mein Vater?«
Da sprach Jizchak zu ihm: Selbst wenn ich dich segne, segne ich auch ihn. Habe ich nicht ihm gesagt: Sei Gebieter deines Bruders?
So habe ich ihn doch dadurch zum Knecht gemacht, und gehört nicht der Knecht und alles, was er hat, seinem Herrn?
Was heißt: »Wendet euch gegen Mitternacht (צפונה).« R. Chija sagte: Moscheh sprach zu ihnen: Wenn ihr seht, dass er (Esau) euch befehden will, so widersteht ihm nicht, sondern verberget (הצפינו) euch vor ihm, bis seine Welt (Herrschaft) vorüber ist. Das ist der Sinn der Worte: »Wendet euch gegen Mitternacht.« Dagegen sprachen die Israeliten, bemerkte R. Jehuda bar Schallum, Herr der Welt! sein Vater hat ihn gesegnet mit den Worten: »Von deinem Schwerte sollst du leben,« und du bist gegen ihn so freundlich und sagst zu uns: verberget euch vor ihm?
Wohin sollen wir fliehen?
Er sprach zu ihnen: Wenn ihr seht, dass er sich an euch machen will, so flieht zu der Torah. Unter צפונה ist nichts anderes als die Torah zu verstehen vgl. Prov. 2, 7: »Er bewahrt (יצפון) den Redlichen Heil.« Oder nach R. Jizchak hat צפונה diesen Sinn. G-tt sprach: Wartet bis jetzt der König Messias kommt und erfüllt (was geschrieben steht Ps. 31, 20:) »Wie groß ist deine Güte, die du aufsparest deinen Verehrern!«
V. 4. Und dem Volke befiehl also.
Nicht dass ich es euch nur befehle, sprach G-tt, sondern ihr sollt es auch euren Kindern befehlen. G-tt sprach nämlich zu Moscheh: ErTeile den Be- fehl auch den Häuptern der (künftigen) Geschlechter, dass sie gegen ihn (Esau) sich ehrerbietig betragen. Das ist der Sinn der Worte: »Und dem Volke befiehl also.« R. Samuel bar Nachman sagte: Als Esau mit Jacob zusammenkam, sagte Esau zu ihm: Mein Bruder Jacob, wir beide wollen in dieser Welt miteinander (wie einer) gehen. Jacob antwortete ihm Gen. 33, 14: »Es ziehe mein Herr vor seinem Knechte her.« Was heißt יעבר נא?
Nimm du deine Welt zuerst und ich will nachtreiben langsam nach dem Schritte des Viehes. Jacob sprach zu ihm: Bis jetzt habe ich noch Chananja, Mischael und Asarja zu stellen, von denen es heißt Dan. 1, 4: »sie sind Kinder ohne Makel.« Oder er sprach zu ihm: Ich habe bis jetzt noch den König Messias zu stellen, von dem es heißt Jes. 9, 5: »Ein Kind wird uns geboren.« »Bis dass ich komme zu meinem Herrn nach Seir« Gen. 33, 14. Wir haben in der ganzen Schrift gesucht, sagte R. Samuel bar Nachman, und nicht gefunden, dass Jacob mit Esau in Seir zusammen gestanden hätte. Was bedeutet nun שעירה?
Er sprach zu ihm: Bis jetzt habe ich noch Richter und Helfer zu stellen, um an jenem Mann Rache zu nehmen. Woher lässt sich das entnehmen?
Aus Obad. V. 21: »Es ziehen herauf die Helfer« u. s. w. Die Israeliten sprachen vor G-tt: Herr der Welt! wie lange sollen wir ihm unterworfen sein?
Er antwortete ihnen: Bis jener Tag kommt, von dem es heißt Num. 24, 17: »Ein Stern tritt hervor aus Jacob, es erhebt sich ein Zepter aus Israel.« Sobald der Stern aus Jacob ausgeht, wird die Stoppel Esaus verbrennen. Woher lässt sich das entnehmen?
Aus Obad. V. 18: »Und es wird das Haus Jacobs Feuer und das Haus Josephs Flamme sein.« G-tt sprach: In dieser Stunde werde ich mein Reich strahlen lassen und über euch herrschen, wie es heißt das.: »Helfer ziehen herauf auf den Berg Zion.«
V. 31. HaSchem sprach zu Moscheh: Siehe, ich habe angefangen.
Halacha. Wenn ein Israelit sich auf der Reise befindet und es bricht der Schabbat an und es wird dunkel und er führt Geld oder sonst etwas dergleichen bei sich, wie hat er sich zu verhalten?
So haben die Weisen gelehrt:
Wenn es dunkel wird, so gibt er seinen Beutel dem Fremden (Nichtjuden). Warum ist ihm erlaubt, dass er den Beutel einem Fremden geben darf?
Weil den Noachiden, sagte R. Levi, nur sieben Gebote (Vorschriften) befohlen worden sind, unter welchen die Schabbatfeier sich nicht befindet. R. Jose bar Chanina sagte:
Ein Heide, welcher den Schabbat hält, ohne vorher die Beschneidung empfangen zu haben, ist des Todes schuldig. Warum?
Weil sie ihm nicht befohlen worden ist. Was fällt dir ein (wie kommst du auf diesen Gedanken) zu sagen, dass ein Heide, der den Schabbat hält, des Todes schuldig sei?
R. Chija bar Abba sagte: R. Jochanan hat gesagt: Es ist Weltbrauch, wenn ein König und seine Gemahlin (Matrone) mit einander sprechen, ist dann der, welcher kommt und sich zwischen beide drängt (einmischt), nicht des Todes schuldig?
So ist auch die Schabbatfeier eine Übereinkunft zwischen den Israeliten und G-tt, wie es heißt Ex. 31, 17: »Zwischen mir und den Kindern Israels ist dies ein Zeichen ewiglich.« Darum macht sich der Heide, welcher kommt und sich zwischen beide drängt, ohne zuvor die Beschneidung empfangen zu haben, des Todes schuldig. Die Rabbinen sagen: Moscheh sprach vor G-tt: Herr der Welt! weil die Heiden nicht zur Schabbatheiligung verpflichtet sind, wirst du vielleicht, wenn sie dieselbe doch halten, Rücksicht auf sie nehmen?
G-tt sprach: Davor fürchtest du dich?
Bei deinem Leben! und selbst wenn sie alle Vorschriften in der Torah halten, so stürze ich sie vor euch hin. Woher lässt sich das beweisen?
Aus dem, was wir hier lesen. »Siehe, ich habe angefangen vor dir zu unterwerfen.«
Oder die Worte: »Siehe ich habe angefangen« in Verbindung mit Ps. 149, 8: »Um ihre Könige in Fesseln zu legen.« Wer sind ihre Könige?
Es sind nach R. Tanchuma die Könige, welche in diesem Abschnitte erwähnt werden. »Und ihre Edlen in eiserne Fesseln« d. s. ihre Fürsten oben im Himmel, denn G-tt bestraft nicht eher eine Nation, als bis er zuvor ihre Fürsten bestraft. Wie so?
Pharao und alle Ägypter stürzte G-tt nicht eher ins Meer, als bis er zuerst ihren Fürsten (Patron) hineingestürzt hatte. Woher lässt sich das beweisen?
Die Rabbinen sagen: Weil es nicht heißt: Rosse und ihre Reiter (סוסים ורוכביהם plur.), sondern Ex. 15, 1: »Ross und seinen Reiter« d. i. ihren Fürst. Und als die Ägypter auszogen, um den Israeliten nachzusetzen, erhoben die Israeliten ihre Augen und sahen den Fürst (Patron) der Ägypter schwebend in der Luft. Woher lässt sich das beweisen?
R. Jizchak sagte: Es heißt das. 14, 10: »Der Ägypter zog hinter ihnen her,« d. i. ihr Fürst. Siehe das ist der Sinn der Worte: »Um ihre Könige in Fesseln zu legen.« Auch als Sichon und Og die Israeliten befehden wollten, sprach G-tt zu Moscheh: Siehe, ich habe ihren Fürsten gestürzt, wie es heißt: »Siehe, ich habe angefangen preiszugeben vor dir« u. s. w.
Oder die Worte: »Siehe, ich habe angefangen« in Verbindung mit Prov. 13, 12: »Eine Hoffnung, die sich verziehet, macht das Herz krank.« Hier ist die Rede, sagte R. Asarja, von der Hilfe, die einst kommen wird. Wie so?
Als der Prophet zu Israel sagte Hagg. 2, 6: »Noch ein wenig und ich erschüttere die Himmel und die Erde,« siehe, da sprach er: »Eine Hoffnung, die sich verziehet, macht das Herz krank;« als er aber ihnen sagte Jes. 62, 11: »Siehe, dein Helfer kommt,« da sprachen sie Prov. 13, 12: »Ein Baum des Lebens ist bald erfüllter Wunsch.« Oder: »Eine Hoffnung, die sich hinziehet« d. i. Pharao, zu dem Moscheh ging und kam und Plagen über Plagen über ihn brachte, bei deren jeder die Israeliten dachten, er würde sie ziehen lassen, (das war kränkend), »aber ein Baum des Lebens ist bald erfüllter Wunsch« d. i. der Krieg gegen Sichon und Og, in Bezug auf den ihm G-tt sagte: »Siehe, ich habe angefangen vor dir preiszugeben.« Oder was wollen die Worte: »Siehe, ich habe angefangen« sagen?
G-tt sprach zu Moscheh: Moscheh, siehe, ich habe ihren Fürsten gestürzt. Gleich einem Könige, sagte R. Abba bar Kahana, welcher den Feind seines Sohnes in seiner Gegenwart in Fesseln legt und zu ihm spricht: Tue mit ihm, wie dir beliebt. Oder der Sinn der Worte: »Siehe, ich habe angefangen,« ist nach R. Samuel bar Nachman dieser. Als die Israeliten aus Ägypten zogen und G-tt ihnen alle die Wunder tat, fiel ein Schrecken auf alle Völker der Welt, wie es heißt Ex. 15, 16: »Es fiel auf sie Schrecken und Furcht,« als sie aber kamen, um mit Sichon und Og Krieg zu führen, fragten die Emoriter einander: Bei deinem Leben! besteht diese Nation, welche mit uns Krieg führen will, aus Helden oder nicht?
Wie viele Nationen sind sie?
Sie sprachen: Sie sind die Kinder dreier Nationen (אומות). Wie, sagten Sichon und Og, diese ganze Nation von Menschenkindern sollten Kinder dreier Nationen sein, wir wollen uns rüsten und gegen sie ziehen und sie erlegen. Woher lässt sich das entnehmen?
Aus Deut. 2, 32: »Sichon zog uns entgegen.« Da kamen Moscheh und die Israeliten in das Gebiet Edrei.« Hier wollen wir lagern, sagte Moscheh, und morgen einziehen. Sie kamen, um in Edrei einzufallen und kein Auge hatte es gesehen. Moscheh erhob seine Augen und sah Og sitzen auf der Mauer und seine Füsse reichten bis zur Erde. Ich weiß nicht, was ich sehe, sprach Moscheh, sie müssen in dieser Nacht eine andere Mauer gebaut haben. Den du siehest, sprach G-tt zu Moscheh, ist Og. Nach R. Jochanan betrug die Länge seiner Füsse 18 Ellen. Da fürchtete sich Moscheh. Fürchte dich nicht, sprach G-tt zu ihm, ich stürze ihn vor dir. Woher lässt sich das beweisen?
Es heißt Deut. 3, 2: »Und HaSchem sprach zu Moscheh: fürchte ihn nicht.« Og riss nämlich einen Berg aus und warf ihn auf die Israeliten und Moscheh nahm eine Scholle (צרור) Erde und erwähnte über derselben den Namen G-ttes und stützte sich auf sie. Verflucht seien die Hände, riefen die Israeliten, die so werfen, die Emoriter dagegen riefen: Gesegnet sind die Hände, die das aushalten.
Oder: »HaSchem sprach zu Moscheh:
Fürchte ihn nicht, denn in deine Hand habe ich ihn gegeben.«
Es heißt nicht: אתננו ich werde ihn geben, sondern: נתתי ich habe ihn gegeben.
G-tt sprach nämlich: Bereits habe ich schon von den Tagen Abrahams an sein Strafmass beschlossen. Wie so?
Als nämlich Lot, Abrahams Bruders Sohn gefangen worden war, kam Og und brachte dem Abraham die Nachricht, wie es heißt Gen. 14, 13: »Und es kam ein Entronnener.« Resch Lakisch im Namen des Bar Kapra sagte: פליט war sein Name. Warum hiess er aber Og (עוג)?
Als er kam, fand er den Abraham beschäftigt mit Mazzot und Pesachkuchen (בעוגות הפסח). Er war aber nicht aus reiner Absicht (eig. des Himmels wegen), sondern nur wegen Saras Schönheit gekommen, er dachte nämlich in seinem Herzen: Siehe, ich bringe ihm diese Nachricht, die Kriegsschaar erschlägt ihn und ich nehme dann sein Weib Sara. Wehe dir, Ruchloser! sprach G-tt zu ihm, so denkst du, bei deinem Leben! ich werde deine Reise dir belohnen und dir dein Leben verlängern, was aber deine Absicht betrifft (eig. was aber das betrifft, was du in deinem Herzen denkst), den Abraham zu tödten und die Sara zu nehmen, da wird jener Mann (d. i. du) einst in die Hände ihrer Enkel fallen.
Oder: »Ich habe ihn in deine Hand gegeben.« Es heißt hier nicht: אתננו ich werde ihn in deine Hand geben, sondern: נתתי ich habe ihn in deine Hand gegeben d. i. ich habe schon von den Tagen Jizchaks an sein Strafmass beschlossen. Wie so?
Als nämlich Abraham seinen Sohn Jizchak beschnitt, veranstaltete er ein Gastmahl und lud alle Könige Kanaans dazu ein, wie es heißt Gen. 21, 8: »Abraham machte ein großes Gastmahl.« Was ist unter גדול großes zu verstehen?
Weil alle Großen eingeladen waren, auch Og war damals dort. Da sprach man zu Og: Sagte ich nicht, Abraham ist ein unfruchtbares Maultier und zeugt keine Kinder?
Als er nun den Jizchak zu sehen bekam, sagte er: Was ist dieser?
Der ist nichts (in meinen Augen), mit einem Finger bringe ich ihn um. Da sprach G-tt zu ihm: Weil du so sprichst, so wirst du Tausende und Zehntausende von ihm hervorgehen sehen, in deren Hände der Mann (du) einst fallen wird. Oder es heißt hier nicht: אתננו ich werde ihn in deine Hand geben, sondern: נתתי ich habe ihn in deine Hand gegeben d. i. ich habe schon von den Tagen Jacobs an sein Strafmaß beschlossen. Wie so?
Als nämlich Jacob zu Pharao kam, um ihn zu segnen, wie es heißt Gen. 47, 10: »Jacob segnete den Pharao,« da befand sich auch Og daselbst. Hast du nicht gesagt, sprach Pharao zu ihm, dass Abraham ein unfruchtbares Maultier sei und nicht Kinder zeuge, siehe, hier ist sein Enkel und noch 70 Seelen aus seiner Lende (d. i. die von ihm abstammen). Damals warf Og ein böses Auge (einen missgünstigen Blick) auf sie. Wehe dir, Ruchloser! sprach G-tt zu ihm, was wirfst du ein böses Auge auf meine Kinder. Das Auge dieses Mannes wird zerfließen und er wird einst in ihre Hand fallen. Siehe, das ist der Sinn der Worte: »In deine Hand habe ich ihn gegeben.« G-tt sprach nämlich zu den Israeliten: Sowie die Völker der Welt in dieser Welt euern Ruf vernehmen und sich vor euch fürchten und erschrecken, so wird auch einst sich bestätigen, was Deut. 28, 10 gesagt ist: »Und alle Völker der Erde werden sehen, dass der Name HaSchems über dich ausgerufen ist und sie werden sich vor dir fürchten.«
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