Allgemein, Geschichte, Personen

Simon Bernfeld (Übersetzer des Tanach)

Bernfeld, Simon (* Stanislau, Galizien 11. Tewet 5620 / 6. Jan. 1860 – 1940 Berlin) Rabbiner Dr.

Die Verlagsbuchhandlung S. Calvary & Sohn warb in einer Verlagsankündigung für die Bernfeldsche Ausgabe folgendermaßen:

»In unserem Verlage wird im Oktober, spätestens Angang November (1902) erscheinen: … Eine neue, fließend übersetzte und modernen Ansprüchen genügende Bibel für die deutsch redende Judenheit ist schon seit langem ein dringendes Bedürfnis….Der Judenheit und allen Bibel- Freunden wird mit der vorliegenden Bibel- Übersetzung eine seltene Gabe gegeben, von der wir hoffen, daß sie nach Verdienst gewürdigt werden wird. Eine herrliche Frucht in einer nicht minder herrlichen Schale, wie es im biblischem Stile heisst – denn auch für eine würdige Ausstattung wurde unsererseits gesorgt. Wir geben das Werk allen Gönnern und Freunden in der Hoffnung, durch dasselbe einem wirklich vielfach empfundenen Mangel in ausreichendster Weise abgeholfen zu haben.«

Die Heilige Schrift ✡ תורה נביאים וּכתוּּבים (Berlin 1902)

Nach dem masoretischen Text neu übersetzt und erklärt nebst einer Einleitung von Dr. S. Bernfeld
Berlin NW 7: S. Calvary & Sohn 1902

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Daten: Oktavband gebunden, (8), XXXIV & 886 S. Frakturdruck, Schrifttext zweispaltig; wenige Kurzerläuterungen in den Fußnoten; Anzeige der Haftarah- Abschnitte. Mehrseitige Einleitungen zur Torah, den älteren sowie den späteren prophetischen Schriften und den Hagiographen.

Im zweiseitigen undatierten Vorwort gibt Bernfeld eine Begründung für die Neuübersetzung. 26 Seiten Einleitung gehen dieser voran. Darin wird ausführlich über die Geschichte der (jüdischen) Bibelübersetzungen von Anfang an berichtet. Die >Mendelssohnssche Arbeit wird intensiv beleuchtet und als »epochemachend« bezeichnet. Demgegenüber kritisiert Bernfeld die Zunz- Bibel mit folgenden harschen Worten: »…statt einer volkstümlichen und sinngemäßen deutschen Übersetzung kam eine sklavisch wortgetreue, die weder deutsch, noch eine Übersetzung ist. Daß sie gegen die Mendelssohnsche Arbeit einen ungeheuren Rückschritt bedeutet, braucht wohl kaum hervorgehoben zu werden..«

Wortstimme Keiner gleicht Gott, Jeschurun!
Der, welcher auf dem Himmel und über den Wolken in seiner Erhabenheit thront, hilft dir.
Der ewige Gott, der die Grundvesten der Erde stützt, ist dein Schutz;
er vertreibt deine Feinde vor dir, er hat beschlossen, sie zu vertilgen.
Israel wohnt sicher, abgesondert der Quell Jakob, in einem Lande von Korn und Most, dessen Himmel Thau träufelt.
Heil dir, Israel! Wer gleicht dir, du, mit Gott siegend,
er ist der Schild deines Heils, dein siegreiches Schwert.
Deuter. 33: 26-29a

Die Heilige Schrift ✡ תורה נביאים וּכתוּּבים (Frankfurt 1906)

Nach dem masoretischen Text neu übersetzt und erklärt nebst einer Einleitung von Dr. S. Bernfeld)

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Diese Ausgabe aus 1906 gibt einige Rätsel auf, denn es ist keine Auflagenzählung vorhanden; diese setzt erst mit der 1909 in Frankfurt am Main herausgekommenen 2. Auflage ein. Offensichtlich hat der Kauffmann- Verlag den Steh- oder Photosatz von Calvary mehr oder weniger unverändert übernommen, und das nur wenige Jahre nach der Erstpublikation bei Calvary.
Daten: Oktavband, XXXIV & 886 Seiten, sonstiges wie bei der ersten Berliner Ausgabe.

Diese erste Auflage ist nachgebunden, die originalen Titelaufdrucke sind aber an gleicher Stelle aufgeklebt. Gedruckt wurde diese Ausgabe in kleiner Zahl bei der Delmanzoschen Buchdruckerei in Stolp, Pommern.

Die Heilige Schrift ✡ תורה נביאים וּכתוּּבים (Frankfurt/ M. ²1909)

Nach dem masoretischen Text neu übersetzt und erklärt nebst einer Einleitung von Dr. S. Bernfeld
Frankfurt a. M.: Verlag von J. Kauffmann. Zweite Auflage (3. – 5. Tausend) 1909

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Daten: Wie bei der ersten Berliner Ausgabe; das darin jedoch unbenannt verbliebene Vorwort heißt nun in dieser Frankfurter Ausgabe tatsächlich so: Vorwort zur 1.und 2. Auflage: »es wurde hierfür erweitert: Für die 2. Auflage haben wir uns auf manche kleine sprachliche Änderungen und Verbesserungen in der Übersetzung sowie auf die Ausmerzung einiger Druckfehler beschränkt, (…) Es ist uns eine angenehme Pflicht, allen, die sich um die Verbreitung dieser Bibelausgabe bemüht haben, so daß in verhältnißmäßig kurzer Zeit die Veranstaltung einer zweiten Auflage nötig wurde, an dieser Stelle unseren wärmsten und aufrichtigsten Dank auszusprechen.«

Wortstimme
Du aber, Bet=Lehem=Efrata – obwohl du die winzigste [Macht] ist unter den Geschlechtern Judas, gerade aus die wird jener hervorgehen, der von mir zum Herrscher bestimmt ist in Israel, dessen Ursprung aus der Urzeit ist, aus alten Tagen.
Wahrlich, der sie bis zur Stunde des Gebärens gebracht, wird [ihr auch beistehen], daß sie gebäre: daß der Rest seiner Brüder sich vereinige mit den Kindern Israel.
Der Herrscher wird auftreten und durch die Kraft des Herrn regieren, durch die Hoheit des Namens des Herrn seines Gottes; sie werden Bestand haben, denn nun wird er groß sein bis an die Enden der Erde.
Es wird dann Friede sein; (…)
Micha 5: 1 – 4a

תורה נביאים וּכתוּבים ✡ Die Heilige Schrift (⁶1935)

Nach dem masoretischen Text neu übersetzt und erklärt nebst einer Einleitung
Frankfurt a. M.: Verlag von J. Kauffmann. 6. Auflage 1935

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Daten wie oben, (6), XXXIV & 886 S.

Die hier angeführten drei Auflagen sind identisch im Druck: Oktavbände mit zweispältigem Bibeltext in Fraktur. Anmerkungen zum Text sind nur sehr spärlich vorhanden, Die Überschriften zu den Büchern sind auch in Hebräisch gedruckt.
Die Vorworte der ersten und zweiten Auflage sind undatiert und unverortet abgedruckt, das zur zweiten jedoch gekürzt; für die zweite Auflage sind “manche kleine sprachlichen Änderungen und Verbesserungen vorgenommen worden, auch wurden Druckfehler ausgemerzt”, so hier zu lesen.

Auflagenzählung für die einbändige Ausgabe:
1. Auflage Berlin 1902 ✡ 1. Aufl. ².Ausgabe Frankfurt/ Main 1906 ✡ 2. Auflage/ 3.- 5. Tausend 1909 ✡ 3. Auflage 1919 ✡ 4. Aufl. 1927 ✡ 5. Aufl. 1929, ✡ 6. Aufl. 1935 ✡ 7° (und letzte?) 1937.
Die Anzahl der Auflagen sowie die Zählung der zweibändigen »Ausgabe für Schule und Haus× ist nicht ganz klar.
Die erste Auflage des 1. Bandes wurde 1906 herausgegeben. Im BB vorhanden ist die 2. Aufl. 1913 des 1. Teils sowie die 3. undatierte des 2. Teils.

Wortstimme »Gebet von Mose, dem göttlichen Manne.
Herr, eine Zuflucht bist du uns in allen Geschlechtern gewesen.
Bevor die Berge entstanden und Erde und Weltall hervorgebracht wurden –
denn von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott.
Du führst den Menschen zu völliger Verzagtheit und sprichst:
Kehret zurück, Menschenkinder!
Denn ein Jahrtausend ist in deinen Augen wie der gestrige Tag,
wenn er vorüber ist, und eine Wache in der Nacht.«
90. Psalm 1-4

Die Heilige Schrift (2- bändige Ausgabe ²1913f)

Ausgabe für Schule und Haus
Nach dem masoretischen Text neu übersetzt und erklärt, nebst einer Einleitung, einem Teil der Apokryphen und einer vergleichenden Geschichtstabelle
Frankfurt a. M.: Verlag von J. Kauffmann. (1906) Zweite, neu durchgesehene Auflage. 1913 (für den ersten Teil);
(¹1906, ²19xx) Dritte, neu durchgesehene Auflage, ohne Jahr (für den zweiten Teil)

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Daten: 1. Teil: Oktavband, VIII & 408 S., übriges wie in der ersten Auflage. Inhalt: 1. Buch Moses bis 2. Buch der Könige
2. Teil: Oktavband, 548 S. Inhalt: Buch Jesaia bis 2. Chronik. Im Anhang ab S. 445 folgende apokryphischen Bücher: 1. Makkabäer, 2. Makkabäer, leicht gekürzt sowie Auszüge aus den Büchern „Weisheit Salomos” und den „Weisheitssprüchen des Josua Ben Sirach”. Desweiteren Zeitrechnungs- und Geschichtstabellen (26 S.)
Die zweibändige “Ausgabe für Schule und Haus” bringt nicht den vollständigen Text: Innerhalb des Fünfbuchs z.B. sind weniger interessante Texte (über repetitive Opfervorschriften etc.) weggelassen. Dafür sind Auzüge aus den Apokryphen beigegeben.
Das Vorwort zur ersten Auflage von 1906 wurde undatiert abgedruckt; im Vorwort zur zweiten Auflage, gegeben zu Charlottenburg, im Dezember 1912, steht unter anderem:
»Die vorliegende neue Auflage habe ich mit Recht auf dem Titelblatt als eine durchgesehene bezeichnet. Wenn auch die Grundlage der ersten Auflage beibehalten wurde, so ist doch an sie in sprachlicher und exegetischer Hinsicht fast Vers für Vers die bessernde Hand angelegt worden.«

Wortstimme
»Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.
Die Erde war wüst und öde, Finsternis lag auf dem Abgrunde,
und ein göttlicher (mächtiger) Wind wehte über dem Wasser.
Da sprach Gott: Es werde Licht; und es ward Licht.
Gott sah das Licht, daß es gut war, und schied zwischen dem Licht
und der Finsternis.
Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht.
Und es ward Abend und es ward Morgen — der erste Tag.«
(Band I:) Erste B. Moses 1: 1-3

»Gebet von Mose, dem Manne Gottes.
Herr, eine Zuflucht bist du uns zu allen Zeiten gewesen.
Bevor die Berge entstanden und Erde und Weltall hervorgebracht wurden;
ja, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott.
Du führst den Menschen zu völliger Verzagtheit und sprichst:
Kehrt zurück, Menschenkinder!
Denn ein Jahrtausend ist in deinen Augen wie der gestrige Tag,
wenn er vorüber ist, wie eine Wache in der Nacht.«
(Band II:) 90. Psalm 1- 4

Biographie

Siehe hier den ausführlichen Artikel über Rabbiner Dr. Simon Bernfeld

Jüdische Übersetzungen der hebräischen Bibel

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Simon Birnbaum war bis zu seinem Tod Betreiber der Website bibelpedia.com. talmud.de bewahrt seine Arbeit zu jüdischen Übersetzungen des Tanach und versucht sie weiterzuführen.