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Über das richtige Verhalten

Erste Seite Sefer Mitzwot HaGadol (SMAG)

Ein Text von Rabbi Mosche ben Jaakow aus Coucy (1245) aus seinem Sefer Mitzwot HaGadol ספר מצוות גדול (S’mag). Hier wurden die Verbote 3, 16, 74, die Vorrede dazu und die Gebote 2, 64, 170 in einem Text verbunden. Die Übersetzung und Zusammenfassung stammt von Leopold Zunz.

Diejenigen, die lügenhaft sind gegen Nichtjuden und sie bestehlen, gehören zu der Klasse derer, die den Namen Gottes entweihen, weil sie schuld sind, dass man von den Juden sage, sie wären ohne Gesetz.
Geht es den Israeliten gut, so sollen sie nicht übermütig werden und Gottes vergessen, alle Erfolge nur ihrer Tätigkeit zuschreiben.

Niemand überhebe sich des Vorzugs, den er besitzt, des Geldes, der Schönheit, der Klugheit, er bleibe demütig gegen die Menschen, dankbar gegen Gott. Auf dem Demütigen ruht ein göttlicher Geist, und, wer sich erniedrigt, hat so viel getan, als hätte er alle schuldigen Opfer dargebracht.

Die Wünsche der Demutsvollen werden erfüllt, ohne dass sie sie erbitten. Dahingegen sind die Hochmütigen ein Abscheu und werden keinen Teil haben an Zions Trost.
Man darf im Handel und Wandel keinen Menschen, ohne Unterschied der Religion, betrügen oder mit Worten täuschen; vielmehr muss man die Fehler einer Ware dem Käufer anzeigen.

Weil der Mensch halb ein Tier, halb ein Engel ist, entstehen in ihm schwere Kämpfe zwischen diesen so ungleichen Naturen:
Das Tier in ihm will nur den sinnlichen Genuss und die Eitelkeit; aber der Engel kämpft dagegen und lehrt, dass Essen, Trinken und Schlafen nur Mittel sind, den Körper abzuhärten für das Studium der Lehre und für den Gottesdienst.

Erst in der Todesstunde wird offenbar, wer von beiden gesiegt hat.

Der höchste Gottesdienst ist die reine Liebe zu dem Schöpfer:
Beschneidung, Schabbat, Tefillin sind die drei Symbole des Israeliten, die es bezeugen, dass er ein Diener Gottes ist.
Und wer noch ein Neuling ist in der Gottesfurcht, sollte täglich, wenn er aufsteht, sprechen:
»Heute will ich ein treuer Diener des Allmächtigen sein, will mich hüten; vor Zorn, Lüge, Hass, Zank, Neid, will keine Frauen anblicken und will denen vergeben, die mich kränken.«

Wer vergibt, dem wird vergeben; Hartnäckigkeit aber und Unversöhnlichkeit sind eine schwere Sünde, eines Israeliten unwürdig.

Moses ben Jakob aus Coucy, einer der vier Gelehrten, die 1240 in der Disputation zu Paris gegenüber dem Apostaten Nicolaus Donin den Talmud verteidigen mussten, gehörte zu den Tosafisten, hat daneben auch Erläuterungen zum Tanach verfasst.
Er war ein ebenso gelehrter wie energischer Mann; 1235 bereiste er Frankreich, 1236 Spanien, um dort Juden zur Religiosität zu ermahnen. Er legte Wert auf zeremonielle, aber mindestens ebenso großen auf Herzensfrömmigkeit. Aus seinen eindrucksvollen Bußpredigten ist sein viel gelesenes »Buch der Gesetze« hervorgegangen, das gewöhnlich »das große« und nach den Anfangsbuchstaben des hebräischen Titels S’mag (= Sefer mizwot gadol) genannt wird.