Die Übersetzung des Kitzur Schulchan Aruch von Schlomoh Ganzfried auf talmud.de
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Siman 6 – Einige Vorschriften für die Berachot und die Vorschriften für ברוך הוא וברוך שמו und אמן
Enthält 11 Paragraphen.
§1
Bevor man irgend eine Beracha ausspricht, soll man wissen, welche Beracha man auszusprechen hat, damit man zur Zeit, da man den Schem, gepriesen sei Er, welcher der Hauptinhalt der Beracha, ausspricht, weiß, wie man zu schließen hat. Man darf nicht das Geringste tun, während man eine Beracha spricht; man spreche sie nicht eilig, sondern überlege den Sinn der Worte. So steht im Buch der Frommen: Wenn man die Hände wäscht oder über Früchte oder Gebote Beracha spricht, was im Munde jedes Menschen geläufig ist, habe man im Herzen den Gedanken, den Namen des Schöpfers zu loben, der einem wunderbar Seine Gnade erwiesen und die Früchte oder das Brot gegeben, sie zu genießen, und einem das Gebot aufgetragen hat. Und man tue nicht wie ein Mensch, der etwas aus Gewohnheit tut und ohne Sinnen des Herzens Worte nur mit dem Mund ausspricht. Ob dieser Sache entbrannte der Zorn des Ewigen und ließ er uns durch Jeschaja (29,13) sagen, dafür, dass dies Volk hintritt, mit seinem Mund und seinen Lippen mich zu ehren, während es sein Herz weit von mir entfernt hat, und ihre Furcht vor mir ein gelerntes Menschengebot geworden. . . .
Der Heilige, gelobt sei Er, sprach zu Jeschaja: Sieh das Werk meiner Kinder, wie es nur zum Schein geschieht und sie daran festhalten, wie ein Mensch am überkommenen Brauch seiner Väter festhält und ihn übt. Sie kommen in mein Haus und beten vor mir die festgesetzten Gebete gleich dem Brauch ihrer Väter, nicht mit ganzem Herzen; sie reinigen ihre Hände und sprechen die Beracha über das Händewaschen, schneiden das Brot an und sprechen die Beracha המוציא, trinken und sprechen das Tischgebet, wie die Sache in ihrem Munde geläufig ist; auch zur Zeit, da sie die Beracha sprechen, denken sie nicht daran, mich zu loben. Fürwahr, darüber entbrannte Sein Zorn und schwur Er bei Seinem großen Namen, zu vernichten die Weisheit seiner Weisen, die Ihn erkannten und Ihn doch nur aus Gewohnheit loben und nicht mit Andacht; denn nachher heißt es: fürwahr, ich fahre fort. . . . dass untergeht die Weisheit seiner Weisen. . . . Darum haben die Weisen auf diese Sache aufmerksam gemacht und gesprochen: erfülle die Worte um ihres Schöpfers willen! — So weit seine Worte. — Es ist passend für den Menschen, sich zu gewöhnen, die Berachot laut auszusprechen; denn die Stimme erweckt die Andacht. —
§2
Während man Beracha spricht, sei der Mund frei von Speichel, und auch sei sonst nichts in seinem Munde; so heißt es (Ps. 71,8), mein Mund sei voll von Deinem Lobe.
§3
Man darf den Namen des Ewigen nicht vergeblich aussprechen; und wer den Namen des Ewigen vergeblich ausspricht, Übertritt ein Gebot; so steht (Deut. 6,13), den Ewigen, deinen Gott, sollst du fürchten; ferner (dort 28,58), wenn du nicht hütest… den geehrten und gefürchteten Namen zu fürchten; und das gehört zur Ehrfurcht, Seinen großen Namen nur zum Zwecke des Lobes und einer Beracha, zu der man verpflichtet ist, oder zum Zwecke des Lernens auszusprechen; man fürchte sich und bebe am ganzen Körper, wenn man den Ewigen, gepriesen sei Sein Name, erwähnt; dass man ihn aber nicht, fern sei es, vergeblich ausspreche. Und nicht den ausdrücklichen Gottesnamen allein, sondern alle Namen, die für den Ewigen, gepriesen sei Er, angewandt werden; und es ist nicht allein in der heiligen Sprache verboten, sondern ist in jeder Sprache verboten. Wer einen andern oder sich selbst mit dem Namen des Ewigen, gepriesen sei Er, oder einem Beinamen (ein Beiname ist, womit man den Heiligen, gelobt sei Er, rühmt, wie der große, der starke, der ehrfurchtbare, der treue, der gewaltige, der mächtige, der kraftvolle, der siegreiche, gnädig, barmherzig, eifervoll, langmütig, reich an Liebe) in irgendeiner Sprache verwünscht, ist schuldig, gezüchtigt zu werden.
In unserer großen Sündhaftigkeit nehmen sich viele Ungebildete nicht in acht und sagen auf deutsch: Gott soll ihn strafen, und ähnlich; und übertreten damit ein Verbot der Thora. Wer ohne den Schem und ohne Beinamen verwünscht, oder wenn die Verwünschung aus dem Zusammenhang seiner Worte hervorgeht, wenn ein z. B. sagt, der und der sei nicht vom Ewigen gesegnet, und ähnlich, so ist er zwar nicht schuldig, gezüchtigt zu werden, aber verboten ist es doch (Chosch. hamischp. 27). — Ebenso ist in jeder Schrift und in jeder Sprache verboten, den Namen des Ewigen, gepriesen sei Er, zu schreiben. Viele schreiben aus Unkenntnis den Namen des Ewigen, gepriesen sei Er, auf deutsch oder sie schreiben das Wort Ad….. das ist französisch und bedeutet ״mit Gott!“; das ist vollkommen verboten; denn nach einiger Zeit kommt das Geschriebene auf den Schutthaufen zu liegen. Diese Sache führt Armut herbei in Israel, wenn der Name des Ewigen umherliegt, und besonders, fern sei es, in Verachtung; man soll daher darüber nachdenken und sich anstrengen, um dies abzuschaffen (Urim dort). — Wenn man Speichel in den Mund bekommt, speie man erst aus, und dann erst spreche man den Schem; dass man aber nicht den Schem spreche und dann ausspeie; ebenso wenn man das Sefer der Thora küsst, speie man (wenn es nötig ist) zuerst aus und nicht nachher. — Wenn man den Schem erwähnen will, sage man das Wort HaSchem und nicht, wie die Leute irrtümlich sagen, Adoschem; denn das ist keine ehrerbietige Form vor dem Ewigen (Tor. sah. 621).
§4
Man muss sich in acht nehmen, eine Beracha vergeblich auszusprechen oder sich zu verursachen, eine Beracha, die nicht nötig, auszusprechen. Wenn man gestrauchelt ist und hat eine Beracha vergeblich ausgesprochen, oder wenn man in anderer Weise gestrauchelt ist und hat den Namen des Ewigen vergeblich ausgesprochen, sage man nachher: Gepriesen sei der Name der Herrlichkeit Seines Reiches immer und ewig! — Wenn man sogleich, nachdem man den Schem erwähnt hat, sich erinnert, dass man die Beracha nicht zu sprechen braucht, schließe man: lehre mich Deine Gesetze! Denn das ist ein ganzer Vers (Ps. 119,12), und dann wäre es wie Thoralernen und nicht vergeblich. — Wenn man auch das Wort אלקינו bereits angefangen hat und erinnert sich sofort, nachdem man das Wort אלקי gesagt und noch nicht נו zu Ende gesprochen hat, schließe man mit den Worten אבינו מעולם ועד עולם (Denn das ist ebenfalls ein Ausdruck des Schriftverses I. Chr. 29,10); doch sage man auch in diesem Falle ברוך שם כבוד מלכותו לעולם ועד (Zelach Berach. 38). —
§5
Hat man über Wasser eine Beracha gesprochen und hört, dass eine Leiche in der Nachbarschaft, und der Gebrauch ist in der Nachbarschaft einer Leiche wegen der Gefahr das Wasser auszugießen (wie weiter Kap. 194), da man aber die Beracha bereits gesprochen, trinke man etwas, damit die Beracha nicht vergeblich sei, und fürchte sich nicht wegen der Gefahr, denn wer das Gebot hütet, dem widerfährt nichts Böses (Koh. 8,5). Siehe weiter Kap. 109, 9 Und nachdem man etwas getrunken, gieße man das andere aus.
§6
Bei allen Berachot (außer dem Tischgebet, was, so Gott will, in Kap. 44 § 11 erläutert wird), wenn man im Zweifel, ob man sie gesprochen oder nicht, sagt man sie nicht noch einmal.
§7
Der Mensch ist verpflichtet, jeden Tag wenigstens hundert Berachot zu sprechen; der König David hat dies angeordnet; eine Andeutung dafür ist: (II. Sam. 23,1) Ausspruch des Mannes, der hochgestellt ward, על hat im Zahlenwert 100 Eine Anlehnung in der Thora ist, (Deut. 10,12) und nun, Israel, was verlangt der Ewige, dein Gott, von dir, nur den Ewigen zu fürchten…. ließ nicht מה, sondern מאהdas sind hundert Berachot, die sind, um den Ewigen zu fürchten und Ihn zu lieben und durch die Berachot, die man spricht, Seiner stets eingedenk zu sein. Die Verwünschungen in Deuteronomium sind acht und neunzig (28,15..), ferner steht dort (28,61), auch jede Krankheit und jede Plage, das sind hundert; die hundert Berachot nun, die wir täglich sprechen, schützen uns, vor jenen bewahrt zu bleiben. Am Sabbat und Festtag, ebenso am Fasttag, da an den hundert Berachot welche fehlen, ergänze man sie damit, dass man die Berachot des Vorbeters bei der Wiederholung der Gebote und die Berachot der zur Thora und Haftara Aufgerufenen, auf die man אמן antwortet, mitrechnet, und auch mit den Berachot über die Genüsse.
§8
Bei jeder Beracha, die man den anderen sprechen hört, wenn man ihn ברוך אחה ה׳ sagen hört, spreche man ברוך הוא וברוך שמו; und wenn er die Beracha zu Ende sagt, muss man אמן sprechen. Die Bedeutung von אמן ist Wahrheit. Man denke im Herzen, die Beracha, die der Berachasprechende gesagt, ist wahr, und ich bin davon überzeugt. — Bei den Berachot, in denen auch eine Bitte enthalten, wie den Berachot des שמנה־עשרה Gebetes von אתה חונן bisהמחזיר שכינה לציון und bei der Beracha שים שלום denke man, wenn man אמן sagt, Zweifaches: die Beracha ist wahr, und möge es wohlgefällig sein, dass die Worte bald in Erfüllung gehen. Beim קדיש der nur ein Gebet für die Zukunft enthält, denke man nur an die Bitte, die Sache möge bald in Erfüllung gehen.
§9
Wenn der Hörende an einer Stelle hält, an der er nicht unterbrechen darf, sage er nicht ברוך הוא וברוך שמו Ebenso, wenn er eine Beracha hört, und er selbst muss sich auch mit dieser Beracha seiner Pflicht entledigen, dass sie ihm angerechnet werde, als ob er sie selbst gesagt hätte, wie die Berachot über das Schofar und die Berachot über die Megilla, sage man nicht ברוך הוא וברוך שמו weil das eine Unterbrechung in der Mitte der Berachot wäre (Dagul mereb. 124). — Was das Antworten mit אמן anlangt, wenn man an einer Stelle hält, wo man nicht unterbrechen darf, wird, so Gott will, später an seinem Ort erklärt (Kap. 14 und 16).
§10
Man muss sehr darauf achten, das Wort אמן ordentlich auszusprechen, das מ nicht zu schnell sprechen und das ן nicht zu verschlingen. Auch achte man darauf, nicht mit אמן zu antworten, bevor der Berachasprechende die ganze Beracha zu Ende gesprochen; denn das wäre übereiltes אמן; auch verspäte man nicht, mit אמן zu antworten, das wäre verwaistes אמן. Sondern sofort, wenn die Beracha zu Ende gesprochen, antworte man אמן — Man erhebe seine Stimme nicht lauter, als der Berachasprechende; so heißt es (Ps. 34,4): Rühmet den Ewigen mit mir, wir wollen vereint seinen Namen preisen!
§11
Man spricht nicht אמן nach der eigenen Beracha (außer im Tischgebet nach בונה ירושלם); Sogar wenn man eine Beracha gleichzeitig mit dem Vorbeter beendet, sage man nicht אמן; wenn man selbst aber die eine Beracha spricht und der Vorbeter eine andere und man schließt gleichzeitig, antworte man auf die Beracha des Vorbeters mit אמן — Wenn man die Beracha ישתבח oder die Beracha שומר עמו ישראל לעד oder die Beracha יהללוך nach Hallel gleichzeitig mit dem Vorbeter beendet, antworte man ebenfalls אמן weil viele Gesetzeslehrer entscheiden, dass man bei diesen auch nach der eigenen Beracha אמן sage.
Siman 7 – Vorschriften für die Berachot am Morgen
Enthält 8 Paragraphen.
§1
Nach לעסוק כדברי תורה ist eine Meinungsverschiedenheit unter den Gesetzeslehrern, ob der Zuhörer אמן sage oder nicht. Manche sagen, da sei nicht der Schluss einer Beracha, sondern והערב gehöre auch noch nach oben, und alles sei e i n e Beracha, und darum antworte man nicht אמן; und manche sagen, da sei der Schloss der Beracha, und הערב נא sei eine andere Beracha, und man müsse אמן sagen. Darum soll der Berachasprechende diese Beracha leise sprechen, dass sie sein Nächster nicht höre und zweifelhaft sei.
§2
Die Beracha ״der dem Hahn Einsicht gegeben“ spreche man erst nach Anbruch des Tages.
§3
Die Beracha ״der die Blinden sehend macht“ kann auch ein Blinder sprechen; denn er hat Nutzen davon, dass andere ihm den Weg zeigen. Wenn man die Beracha ״der die Gebeugten aufrichtet“ zuerst gesprochen, bevor man die Beracha ״der die Gefesselten befreit“ gesprochen, sage man nicht mehr ״der die Gefesselten befreit“, da sie bereits in ״der die Gebeugten aufrichtet“ enthalten ist; denn in dem Begriff der Aufrichtung der Gestalt ist auch die Befreiung der Glieder enthalten.
§4
Nach המעביר שנה מעיני ותנומה מעפעפי sage man nicht אמן; denn da ist nicht der Schluss einer Beracha, sondern ויהי רצון gehört ebenfalls noch zu dieser Beracha, und der Schluss der Beracha ist גומל חסדים טובים לעמו ישראל
§5
Wer die ganze Nacht gewacht hat, spreche am Morgen alle Berachot des Morgens außer über das Händewaschen; diese sage er nicht. Bei den Berachot אלקי נשמה und המעביר שנהund ebenso bei den Berachot über die Thora besteht ein Zweifel, ob er sie in diesem Fall sprechen soll oder nicht; darum gebe er sich Mühe, sie von anderen zu hören und אמן darauf zu sagen (siehe oben Kap. 6 § 9).
§6
Alle Berachot des Morgens kann man, wenn man sie nicht vor dem Beten gesagt hat, nach dem Gebet sagen, außer der Beracha über das Händewaschen (denn da manche sagen, das Händewaschen am Morgen sei wegen des Gebetes angeordnet, ist demnach nach dem Beten kein Anlass mehr für diese Beracha) und außer der Beracha אלקי נשמה (da er diese bereits mit der Beracha מחיה המתים erfüllt hat).
§7
Wenn man die Berachot der Thora vor dem Gebet nicht gesagt hat, sind die Gesetzeslehrer verschiedener Meinung, ob man sie nach dem Gebet noch sage oder nicht. Manche sagen, man spreche sie nicht, weil man durch אהבה רבה bereits befreit ist (sephardisch אהבת עולם); denn in dieser Beracha ist ebenfalls der Inhalt der Berachot der Thora enthalten, ״gib in unser Herz, dass wir begreifen und verstehen, vernehmen, lernen und lehren“ Manche sagen, die Beracha אהבה רבה befreie nur dann von den Berachot der Thora, wenn man gleich nach dem Gebet, ohne erst zu unterbrechen, lerne. Darum muss man von vornherein sich in acht nehmen, die Berachot der Thora vor dem Gebet zu sprechen; geschehenenfalls, wenn man vergessen hat, vor dem Gebet die Berachot zu sprechen, lerne man irgendeine Sache gleich nach dem Gebet. Wenn man auch das vergessen hat, dann soll man des Zweifels wegen die Berachot der Thora auch nicht mehr sagen.
§8
Wenn man einen zur Thora aufruft, bevor er die Berachot der Thora gesprochen, wenn ihm möglich ist, vorher noch alle Berachot der Thora zu sprechen und auch wenigstens einen Bibelvers wie z. B. . . . יברכך zu sagen, tue er so und gehe dann zur Thora hinauf und sage nachher nur die Beracha אשר קדשנו und … הערב־נא bis לעמו ישראל und spreche …יברכך
Siman 8 – Die Dinge, die verboten sind, wenn der Tag angebrochen ist, bis man gebetet hat
Enthält 6 Paragraphen.
§1
Wenn der Morgen angebrochen ist, das ist das Licht im Osten, das schon von der Sonne herkommt, da dann die Zeit des Gebetes beginnt, (denn wenn man geschehenenfalls um diese Zeit gebetet hätte, hätte man seine Pflicht erfüllt, wie weiter Kap. 18), darf der Mensch darum keine Arbeit anfangen oder sich mit seinen Angelegenheiten beschäftigen oder sich auf den Weg begeben, bevor er gebetet hat; so heißt es (Ps. 85,14), die Frömmigkeit gehe vor ihm her, dann setze auf den Weg er seine Schritte.
§2
Man darf nicht essen oder trinken; so heißt es (Lev. 19,26), esset nicht beim Blut, esset nicht, bevor ihr für euer Blut gebetet habt. Wer erst isst oder trinkt und dann betet, von dem sagt der Vers (I Kön. 14,9), mich hast du hinter deinen Rücken geworfen, lies nicht deinen Rücken, sondern deinen Hochmut; der Heilige, gelobt sei Er, sagt, nachdem dieser sich hochmütig gezeigt, nimmt er das Reich des Himmels auf sich. Selbst Kaffee oder Tee mit Zucker und Milch zu trinken, ist verboten. Einem alten, schwachen Mann, der es bis zur Zeit, da die Gemeinde aus der Synagoge kommt, nicht aushalten kann, besonders an Sabbaten und Festtagen, an denen man sehr lang bleibt, ist besser zu erlauben, Schacharit mit Ruhe zu Hause zu beten, Kiddusch zu machen und etwas zu essen (siehe weiter Kap. 77 § 15). Dann gehe er in die Synagoge, sei im Herzen mit der Gemeinde zusammen beim Schacharit Gebet und bete dann mit ihr Mussaf. Und nicht, dass er Kaffee mit Zucker und dergleichen trinke, bevor er das Joch des himmlischen Reiches auf sich genommen (Beer heteb 89 im Namen von Leket hakemach). Als Heilmittel aber ist erlaubt, vor dem Gebet zu essen und zu trinken; denn das ist nicht aus Hochmut; ebenso wenn er nicht die Kraft hat, beim Gebet Andacht zu haben, ohne gegessen und getrunken zu haben, kann er vor dem Gebet essen und trinken, wenn er will.
§3
Manche sagen, dass selbst, wenn einer in der Mitte der Nacht aufsteht, er nichts genießen dürfe, bevor er gebetet, und so ist richtig zu erschweren; wenn er sich aber schwach fühlt, darf er etwas essen und trinken, um seinen Körper für die Thora zu stärken.
§4
Wasser, ebenso Tee oder Kaffe ohne Zucker und ohne Milch darf man vor dem Beten trinken, auch nachdem der Morgen schon angebrochen ist, denn diese sind nicht aus Hochmut; selbst am Sabbat und Festtag, an denen man zu Kiddusch verpflichtet ist, darf man diese Dinge vor dem Beten trinken, und Kiddusch hindert ihn nicht daran, weil vor dem Beten die Zeit von Kiddusch noch nicht gekommen. Denn Kiddusch ist nur am Ort der Mahlzeit, das heißt kurz vor der Mahlzeit, und vor dem Schacharit-Gebet ist ihm ja nicht möglich, zu essen.
§5
Man darf nicht seinen Nächsten besuchen, um ihn zu begrüßen und ihmשלום zu geben oder ihm auch nur guten Morgen! zu sagen; so heißt es (Jes. 2,22), lasset ab vom Menschen, in dessen Nase der Odem, denn wem ist er gleichgeachtet; das heißt, wem hast du diesen gleichgeachtet, dass du seine Ehrung vor die meinige gesetzt hast. Wenn man ihm zufällig begegnet, darf man ihm nach der Vorschrift שלום geben; doch ist richtig, einen anderen Ausdruck zu wählen, um daran zu denken, dass man sich mit anderen Dingen nicht aufhalten darf, bevor man gebetet hat.
§6
Selbst zu lernen, darf man nicht anfangen, wenn der Morgen angebrochen ist; nur wer gewohnt ist, in die Synagoge zu gehen, so dass nicht zu befürchten, die Zeit könnte vorübergehen, dem ist es erlaubt; und ebenso, wer mit anderen lernt, und wenn sie um diese Zeit nicht lernen, würde ihr Lernen ausfallen; denn, wenn mein andere zur Frömmigkeit führen kann, ist es eine große Sache; nur achte man darauf, dass die Zeit des Gebetes nicht vorübergeht.
Dieses Werk (Kitzur Schulchan Aruch, von Rabbiner Selig Pinchas Bamberger), das durch talmud.de gekennzeichnet wurde, unterliegt keinen bekannten urheberrechtlichen Beschränkungen.