Purim

Purim – Fest des Sieges über die Widersacher

Die Purim-Geschichte ist niedergeschrieben in der Rolle Esther, einer der Schriften unserer Bibel, die berichtet, wie Haman, der oberste Minister des großpersischen reiches unter König Achaschwerosch, alle Untertanen verpflichtete sich vor ihm niederzuwerfen und ihn zu verehren. Nur Mordechai, der Jude, gehorchte diesem Gebot nicht und blieb aufrecht stehen, gedenkend, daß es nur einen einzigen König gibt, dem Anbetung gebohrt. In seiner gekränkten Eitelkeit beschloss Haman daraufhin Mordechai und zugleich mit ihm alle Juden zu vernichten. Er erwirkte dies beim König und warf das Los, – das persische Wort für Los ist Pur, Mehrzahl Purim -, und das Los fiel auf den 15. Adar, das ist der 11. Monat des jüdischen Monatskreises:
An diesem Tag sollten alle Juden ermordet und ihre Habe geplündert werden. Durch die Klugheit Mordechais und den persönlichen Einsatz unter Lebensgefahr seiner Pflegetochter Hadassah, die unter dem Namen Esther von Achaschwerosch zu seiner Königin ernannt worden war, fügte G’tt eine Umdrehung der Pläne Hamans in ihr Gegenteil: Haman und seine ganze Sippe wurden hingerichtet, den Juden wurde gestattet sich zu wehren, und sie siegten über ihre Widersacher und waren gerettet.

Die Krönung Esthers, von Lucien Pissarro, 1896

»Und den Juden ward Licht und Freude, Wonne und Ehre«, und sie feierten ihre Errettung, und es wurde bestimmt, dieses Ereignis jährlich und für alle Zeiten zu feiern. Die Thorah berichtet uns, dass der wilde Esaw (Esau) den Segen seines Vaters Yitzchak (Isaak) an seinen strebsamen Bruder Yaakov (Jakob) verlor nachdem er diesem für ein Linsengericht sein Erstgeburtsrecht verkauft hatte. Um den Segen gebracht, versuchte Esaw seither Yaakov, das ist Israel, zu töten. Und Esaws Nachkommen, die Amalekiter, wurden durch ihre tödliche Feindschaft Israel gegenüber zum Widersacher von G’ttes Heilsweg schlechthin. Gegen Amalek zu kämpfen und ihn zu „besiegen hat G’tt Israel daher als immerwahrende Aufgabe aufgetragen. Durch die Schonung des letzten Amalekiterkönigs, Agag, hatte König Schaul (Saul) gegenüber G’ttes Gebot versagt, wodurch der Widersacher in der Welt blieb. Und wie IIaman, der ein Nachkomme Agags war, erhob sich in allen Geschlechtern immer wieder der Widersacher um Israel auszurotten. Doch so furchtbar seine Taten auch sind, es gelingt ihm nicht Israel zu vernichten, und der Verderber wird selbst umkommen.

Und diesen endgültigen Sieg über ihn feiern wir alljährlich an Purim, welches Fest der Meinung einiger unserer Weisen deshalb auch dann noch bestehen, bleiben wird, wenn außer dem Schabbath alle anderen Feste am Ende der Zeiten ihre Bedeutung verloren haben werden. Gefeiert wird mit großer Ausgelassenheit. Man trinkt Wein bis man nicht mehr unterscheiden kann zwischen »Verflucht ist Haman« und »Gesegnet ist Mordechai«.
Wieso das? G’ttes Heiligkeit offenbart sich entweder durch den Erfolg des Gerechten oder den Niedergang des Bösen. An Purim findet beides statt. Während des Vorlesens und Hörens der Purim-Geschichte, zu der wir alle verpflichtet sind, übertönt man die Erwähnung des Namens von Haman jedes Mal durch großen Lärm um so das Andenken an Amalek auszulöschen» Während man am Tag vor Purim fastet, so wie es Esther vor ihrem lebensgefährlichen Einsatz tat, so ist es an Purim Pflicht, die Freude über die Errettung auch ganz körperlich zu feiern:
Man hält ein Festmahl mit Wein und Fleisch. Das Fleisch in Teig gehüllt, Krepplech genannt, ist ein typisches Purimgericht, das man in der Suppe isst. Süße gebackene Leckereien gibt es z.B. in Form der Malchesbrejtel, die die Gestalt von Esthers Diadem haben, oder in Form der Haman-Ohren, meist; mit; Hohn gefüllte, dreizipflige Teigtaschen, die sehr beliebt sind. Man sendet Speisen an Freunde und Verwandte, Wein und/oder fertige Speisen, mindestens zwei Speisegeschenke für jeden (Schlachmones).
Darüberhinaus ist man verpflichtet, die Armen so zu beschenken, dass auch sie feiern können, Man ist ausgelassen, die unterschiede zwischen Rang und Alter verwischen sich, alles wird verdreht, man verkleidet sich, schlüpft in andere Gestalten und demonstriert, dass man G’tt in jeder Gestalt dienen kann, Purimbälle werden veranstaltet, Purimspiele mit ulkigen Darstellungen der Purim-Geschichte oder anderer Geschichten werden aufgeführt, man macht Musik und tanzt, tanzt in’s Freie, macht Umzüge.
In Babylonien schwenkte man eine in einem Eisenreifen aufgehängte Haman-Puppe solange durchs Feuer bis das Seil riss und sie in’s Feuer fiel. Oder man stieß Haman-Figuren vom Dach herab in ein loderndes Feuer. In Indien schlägt man zwei Holzfiguren solange aneinander, bis eine zerbricht: Diese ist Haman, die andere Mordechai. Im Yemen beschossen Kinder eine an einem Baum aufgehängte Haman-Puppe solange mit Steinen, bis sie zerfiel. Und in Deutschland bewerfen Kinder ein im Türrahmen aufgehängtes Bild Hamans solange mit Bällen, bis es zerfetzt ist; dann werden die Fetzen verbrannt. Und so erfüllt man das Gebot, das Andenken an Amalek, den Widersacher, auszulöschen.