Creative Commons, Gebete - Tfillot, Siddur - Gebetbuch

Al haNisssim

Am Purim-Fest und während der Chanukkah-Tage wird in das Schmoneh-Essre-Gebet und das Tischgebet Al haNissim eingefügt. Es erinnert an die Ereignisse, die hinter den jeweiligen Festen stehen.
Rabbiner Samson Raphael schreibt:
»An den beiden Gedächtnistagen der auch nach dem Verlust unserer nationalen Selbständigkeit zur Rettung unserer geistigen Heiligtümer, wie am Chanukkah, oder unserer leiblichen Existent, wie am Purim, uns erwiesenen Wundertaten G-ttes, wird unserer allgemeine Brachah des Dankes noch durch Einschaltung des Al HaNissim zum Ausdruck der besonderen Dankespflicht für das von uns erfahrene Einschreiten G-ttes zu unserer geistigen und leiblichen Rettung erweitert. Wir huldigen da G-tt in bewusster Dankespflicht Al HaNissim: für das augenfällige Hervortreten der göttlichen Waltung, weAl haPurkan: und für die damit sofort gegebene Entjochung von jeder anderen Macht, insbesondere der Vergewaltigung der Menschen. Für die Allmachttaten und die Siege, insbesondere aber auch »für die Kämpfe«, die er uns hat bestehen lassen. Eben diese Kämpfe haben die bedroht gewesenen Güter uns erst in wahrer Wertschätzung teuer gemacht. Jede Mitzwah, spricht ein Wort der Weisen, die die Juden in Zeiten der Verfolgungen mit ihrem Herzblut zu erkaufen hatten, ist für alle Zeit ihnen fest geworden (Schabbat 130a). Und auch die leibliche Existenz haben Zeiten der Verfolgungen uns erst recht als Gnadengeschenk besonderer göttlicher Waltung erkennen gelehrt, die uns inmitten sich oft in fanatischen Ausschreitungen vergreifender Bevölkerungen als das weltgeschichtlich unsterbliche Volk zu erhalten weiß.«

Hier findet man den aschkenasischen Text dieses Gebets:

וְעַל הַנִּסִּים וְעַל הַפֻּרְקָן וְעַל הַגְּבוּרוֹת וְעַל הַתְּשׁוּעוֹת: וְעַל הַמִּלְחָמוֹת שֶׁעָשִׂיתָ לַאֲבוֹתֵינוּ בַּיָּמִים הָהֵם בַּזְּמַן הַזֶּה.

Für die Wunder, für die Befreiung, für die Siege, für die Triumphe und für die Kriege, die Du zum Wohl unserer Vorfahren einst um diese Zeit, ausgeführt hast:

an Chanukkah:

בִּימֵי מַתִּתְיָהוּ בֶן יוֹחָנָן כֹּהֵן גָּדוֹל חַשְׁמוֹנָאִי וּבָנָיו כְּשֶׁעָמְדָה מַלְכוּת יָוָן הָרְשָׁעָה עַל עַמְּךָ יִשְׂרָאֵל לְהַשְׁכִּיחָם תּוֹרָתֶךָ וּלְהַעֲבִירָם מֵחֻקֵּי רְצוֹנָךָ וְאַתָּה בְּרַחֲמֶיךָ הָרַבִּים עָמַדְתָּ לָהֶם בְּעֵת צָרָתָם רַבְתָּ אֶת רִיבָם דַּנְתָּ אֶת דִּינָם נָקַמְתָּ אֶת נִקְמָתָם מָסַרְתָּ גִבּוֹרִים בְּיַד חַלָּשִׁים וְרַבִּים בְּיַד מְעַטִּים וּטְמֵאִים בְּיַד טְהוֹרִים וּרְשָׁעִים בְּיַד צַדִּיקִים וְזֵדִים בְּיַד עוֹסְקֵי תוֹרָתֶךָ וּלְךָ עָשִׂיתָ שֵׁם גָּדוֹל וְקָדוֹשׁ בְּעוֹלָמָךְ וּלְעַמְּךָ יִשְׂרָאֵל עָשִׂיתָ תְּשׁוּעָה גְדוֹלָה וּפֻרְקָן כְּהַיּוֹם הַזֶּה וְאַחַר כָּךְ בָּאוּ בָנֶיךָ לִדְבִיר בֵּיתֶךָ וּפִנּוּ אֶת הֵיכָלֶךָ וְטִהֲרוּ אֶת מִקְדָּשֶׁךָ וְהִדְלִיקוּ נֵרוֹת בְּחַצְרוֹת קָדְשֶׁךָ וְקָבְעוּ שְׁמוֹנַת יְמֵי חֲנֻכָּה אֵלּוּ לְהוֹדוֹת וּלְהַלֵּל לְשִׁמְךָ הַגָּדוֹל:

In den Tagen des Hohepriesters Mathitjahu, Sohn Jochanans, des Chaschmonai und dessen Söhne, als Javans1Rabbiner Samson Raphael Hirsch: Herrschaft von Javan: die syrisch-griechische Herrschaft unter Antiochus Epiphanes. tyrannische Regierung gegen Dein Volk Israel aufstand, um Deine Torah vergessend, und die Gesetze Deines Willens übertretend zu machen: da wurdest Du, mit Deiner grenzenlosen Barmherzigkeit, ihr Beistand in der Zeit der Bedrängnis.
Du kämpftest ihren Kampf, strittest ihren Streit, und rächtest ihre Rache.
Helden liefertest Du in die Hand der Schwachen, eine Mengezahl in die Hand einer Minderzahl, Unreine in Reiner, Frevler in Gerechter, und Unheilstifter in die Hand der Befleißigten Deiner Torah.
Dir hast Du hierdurch einen großen und heiligern Namen in der Welt erworben, und Deinem Volke Israel großen Sieg und Rettung geschafft, wie noch heute.
Hierauf gingen Deine Söhne ins Innere Deines Hauses, säuberten Deinen Palast, reinigten Dein Heiligtum, beleuchteten die Vorhöfe Deines Tempels2
Vorhöfe des Tempels – Hirsch übersetzt mit »Umgebungen des Tempels«: in den Häusern der Stadt, die sich um den Tempel als ihren Mittelpunkt reihten. Nicht die auf der Menorah im Heiligtum brennenden, die in den Häusern anzuzündenden Lichte sind die wahrhaftigen Chanukkalichte. Die Lichter im Tempel waren durch das griechische Unwesen verloschen oder entweiht und nur weil in einem Hause, in Mathitjahus Haus, das Licht der jüdischen Wahrheit rein und hell erhalten und stark genug war, es auch in der Brust seiner Volksgenossen zu entflammen und in ihren Häusern wieder leuchten zu lassen, gelang es auch, das G-tteslicht im Tempel wieder rein und dauern anzuzünden, eine Tatsache, deren ewig zu beherzende Wahrheit G-tt dann auch durch seine an dem einen rein gebliebenen Ölkrug vollzogene Wundermacht für alle folgenden Generationen besiegelte.
, und haben diese acht Chanukkah-Tage eingesetzt, Deinen großen Namen zu loben und zu preisen.

an Purim

בִּימֵי מָרְדְּכַי וְאֶסְתֵּר בְּשׁוּשַׁן הַבִּירָה כְּשֶׁעָמַד עֲלֵיהֶם הָמָן הָרָשָׁע בִּקֵּשׁ לְהַשְׁמִיד לַהֲרוֹג וּלְאַבֵּד אֶת כָּל הַיְּהוּדִים מִנַּעַר וְעַד זָקֵן טַף וְנָשִׁים בְּיוֹם אֶחָד בִּשְׁלֹשָׁה עָשָׂר לְחֹדֶשׁ שְׁנֵים עָשָׂר הוּא חֹדֶשׁ אֲדָר וּשְׁלָלָם לָבוֹז וְאַתָּה בְּרַחֲמֶיךָ הָרַבִּים הֵפַרְתָּ אֶת עֲצָתוֹ וְקִלְקַלְתָּ אֶת מַחֲשַׁבְתּוֹ וַהֲשֵׁבוֹתָ לוֹ גְמוּלוֹ בְרֹאשׁוֹ וְתָלוּ אוֹתוֹ וְאֶת בָּנָיו עַל הָעֵץ:

In den Tagen Mordochai und Esther, in der Hauptstadt Schuschan, als der Bösewicht Haman3Bösewicht Haman: Rabbiner Samson Raphael Hirsch: Denkwürdig bleibt es, dass auch dieses Musterbild aller geplanten Judenverfolgungen nicht aus den Bevölkerungen selbst hervorgegangen ist, sondern durch die Einzelbosheit eines einflussreichen Mannes in Szene gesetzt werden sollte. So waren die gegen uns ausschreitenden Bevölkerungen immer die Verleiteten, in deren Brust man die schlimmsten Raubtier-Eigenschaften zu wecken und aufzuhetzen verstand. gegen sie aufstand, da war sein Streben alle Israeliten von jung bis alt, Mädchen, nebst Frauen, in einem Tage, am dreizehnten des zwölften Monats – im Monat Adar, nämlich – zu vertilgen; sie umzubringen, auszurotten, und ihr Vermögen dem Raube preis zu geben. Allein Du, mit Deiner grenzenlosen Barmherzigkeit, hast sein Vorhaben zerstörtm seinen Vorsatz vereitelt und ihm seine Vergeltung erwidert mit dem Verlust seines Kopfes; er wurde samt dessen Söhnen, ab den Galgen gehenkt.


Gebet Al Nissim: Texte leicht bearbeitet aus: Israelitisches Gebetbuch, in hebräischer und deutscher Sprache/berichtigt, geordnet und übers. von W. Heidenheim Rödelheim; W. Heidenheim, 1831


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    Rabbiner Samson Raphael Hirsch: Herrschaft von Javan: die syrisch-griechische Herrschaft unter Antiochus Epiphanes.
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    Vorhöfe des Tempels – Hirsch übersetzt mit »Umgebungen des Tempels«: in den Häusern der Stadt, die sich um den Tempel als ihren Mittelpunkt reihten. Nicht die auf der Menorah im Heiligtum brennenden, die in den Häusern anzuzündenden Lichte sind die wahrhaftigen Chanukkalichte. Die Lichter im Tempel waren durch das griechische Unwesen verloschen oder entweiht und nur weil in einem Hause, in Mathitjahus Haus, das Licht der jüdischen Wahrheit rein und hell erhalten und stark genug war, es auch in der Brust seiner Volksgenossen zu entflammen und in ihren Häusern wieder leuchten zu lassen, gelang es auch, das G-tteslicht im Tempel wieder rein und dauern anzuzünden, eine Tatsache, deren ewig zu beherzende Wahrheit G-tt dann auch durch seine an dem einen rein gebliebenen Ölkrug vollzogene Wundermacht für alle folgenden Generationen besiegelte.
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    Bösewicht Haman: Rabbiner Samson Raphael Hirsch: Denkwürdig bleibt es, dass auch dieses Musterbild aller geplanten Judenverfolgungen nicht aus den Bevölkerungen selbst hervorgegangen ist, sondern durch die Einzelbosheit eines einflussreichen Mannes in Szene gesetzt werden sollte. So waren die gegen uns ausschreitenden Bevölkerungen immer die Verleiteten, in deren Brust man die schlimmsten Raubtier-Eigenschaften zu wecken und aufzuhetzen verstand.