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Hilchot Teschuwah in deutscher Übersetzung

Kapitel 1

§ 1

כָּל מִצְוֹת שֶׁבַּתּוֹרָה בֵּין עֲשֵׂה בֵּין לֹא תַּעֲשֶׂה אִם עָבַר אָדָם עַל אַחַת מֵהֶן בֵּין בְּזָדוֹן בֵּין בִּשְׁגָגָה כְּשֶׁיַּעֲשֶׂה תְּשׁוּבָה וְיָשׁוּב מֵחֶטְאוֹ חַיָּב לְהִתְוַדּוֹת לִפְנֵי הָאֵל בָּרוּךְ הוּא שֶׁנֶּאֱמַר (במדבר ה ו) „אִישׁ אוֹ אִשָּׁה כִּי יַעֲשׂוּ“ וְגוֹ‘ (במדבר ה ז) „וְהִתְוַדּוּ אֶת חַטָּאתָם אֲשֶׁר עָשׂוּ“ זֶה וִדּוּי דְּבָרִים. וִדּוּי זֶה מִצְוַת עֲשֵׂה. כֵּיצַד מִתְוַדִּין. אוֹמֵר אָנָּא הַשֵּׁם חָטָאתִי עָוִיתִי פָּשַׁעְתִּי לְפָנֶיךָ וְעָשִׂיתִי כָּךְ וְכָךְ וַהֲרֵי נִחַמְתִּי וּבֹשְׁתִּי בְּמַעֲשַׂי וּלְעוֹלָם אֵינִי חוֹזֵר לְדָבָר זֶה. וְזֶהוּ עִקָּרוֹ שֶׁל וִדּוּי. וְכָל הַמַּרְבֶּה לְהִתְוַדּוֹת וּמַאֲרִיךְ בְּעִנְיָן זֶה הֲרֵי זֶה מְשֻׁבָּח. וְכֵן בַּעֲלֵי חַטָּאוֹת וַאֲשָׁמוֹת בְּעֵת שֶׁמְּבִיאִין קָרְבְּנוֹתֵיהֶן עַל שִׁגְגָתָן אוֹ עַל זְדוֹנָן אֵין מִתְכַּפֵּר לָהֶן בְּקָרְבָּנָם עַד שֶׁיַּעֲשׂוּ תְּשׁוּבָה וְיִתְוַדּוּ וִדּוּי דְּבָרִים שֶׁנֶּאֱמַר (ויקרא ה ה) „וְהִתְוַדָּה אֲשֶׁר חָטָא עָלֶיהָ“. וְכֵן כָּל מְחֻיְּבֵי מִיתוֹת בֵּית דִּין וּמְחֻיְּבֵי מַלְקוֹת אֵין מִתְכַּפֵּר לָהֶן בְּמִיתָתָן אוֹ בִּלְקִיָּתָן עַד שֶׁיַּעֲשׂוּ תְּשׁוּבָה וְיִתְוַדּוּ. וְכֵן הַחוֹבֵל בַּחֲבֵרוֹ וְהַמַּזִּיק מָמוֹנוֹ אַף עַל פִּי שֶׁשִּׁלֵּם לוֹ מַה שֶּׁהוּא חַיָּב לוֹ אֵינוֹ מִתְכַּפֵּר עַד שֶׁיִּתְוַדֶּה וְיָשׁוּב מִלַּעֲשׂוֹת כָּזֶה לְעוֹלָם שֶׁנֶּאֱמַר (במדבר ה ו) „מִכָּל חַטֹּאת הָאָדָם“:

[Die Pflicht bei der Teschuwa ein Sündenbekenntnis abzulegen]
Alle Vorschriften der Heiligen Schrift, seien es Gebote oder Verbote, verlangen, dass derjenige, der wissentlich oder unwissentlich gegen sie verstößt und dies später bereut, dies vor Gott, gepriesen sei Er, bekennt. Denn es heißt (Num. 5:6-7): »Wenn ein Mann oder eine Frau irgendeine Sünde begeht und sich gegen den Ewigen versündigt, so sind sie schuldig. Sie sollen aber ihre Sünde (Awera), die sie begangen haben, bekennen«1Midrasch Sifra zu Num. 5:6-7 . Dies deutet nun auf ein mündliches Sündenbekenntnis hin, weshalb es sich auch um eine Gebotsvorschrift handelt.

Das Sündenbekenntnis wird wie folgt gesprochen:
»Ich flehe Dich an, o Ewiger, ich habe gefehlt, ich bin abgewichen, ich habe die Gebote vor Deinem Angesicht übertreten, ich habe dies und jenes getan. Doch nun bereue ich es, schäme mich meiner Missetaten und will es nicht mehr tun.«2Joma 36b
Dies ist die Grundlage des Sündenbekenntnisses; wer aber sein Bekenntnis noch mehr ausdehnt und länger bei dieser Handlung verweilt, der ist nur zu loben.

Ebenso haben alle, die Sünd- und Schuldopfer darbringen, durch das bloße Opfer keine Vergebung ihrer wissentlichen Schuld zu erwarten, solange sie nicht Buße (Teschuwa) getan und ihre Sündenbekenntnisse ausgesprochen haben, wie auch geschrieben steht: »Und er soll bei dem Opfer bekennen, worin er gesündigt hat.« (Lev. 5:5).

Ebenso wird demjenigen, der durch das Gericht die Todesstrafe verwirkt oder eine Geißelstrafe (Malkot) verdient hat, durch die Strafe allein noch keine Vergebung zuteil, solange er nicht Teschuwa getan und sein Bekenntnis abgelegt hat. Ebenso wird demjenigen, der seinem Nächsten an Leib oder Gut Schaden zufügt, auch wenn er ihn später dafür entschädigt, nicht vergeben, wenn er nicht zugleich seine Sünden bekennt und als Büßer den festen Vorsatz fasst, nie wieder so etwas zu tun; wie auch geschrieben steht: »Von allen Versündigungen der Menschen« (Num. 5:6) [d.h. sowohl für Vergehen gegen Gott als auch für zwischenmenschliche Vergehen muss man Teschuwa machen].

§ 2

שָׂעִיר הַמִּשְׁתַּלֵּחַ לְפִי שֶׁהוּא כַּפָּרָה עַל כָּל יִשְׂרָאֵל כֹּהֵן גָּדוֹל מִתְוַדֶּה עָלָיו עַל לְשׁוֹן כָּל יִשְׂרָאֵל שֶׁנֶּאֱמַר (ויקרא טז כא) „וְהִתְוַדָּה עָלָיו אֶת כָּל עֲוֹנֹת בְּנֵי יִשְׂרָאֵל“. שָׂעִיר הַמִּשְׁתַּלֵּחַ מְכַפֵּר עַל כָּל עֲבֵרוֹת שֶׁבַּתּוֹרָה, הַקַּלּוֹת וְהַחֲמוּרוֹת, בֵּין שֶׁעָבַר בְּזָדוֹן בֵּין שֶׁעָבַר בִּשְׁגָגָה, בֵּין שֶׁהוֹדַע לוֹ בֵּין שֶׁלֹּא הוֹדַע לוֹ, הַכּל מִתְכַּפֵּר בְּשָׂעִיר הַמִּשְׁתַּלֵּחַ. וְהוּא שֶׁעָשָׂה תְּשׁוּבָה. אֲבָל אִם לֹא עָשָׂה תְּשׁוּבָה אֵין הַשָּׂעִיר מְכַפֵּר לוֹ אֶלָּא עַל הַקַּלּוֹת. וּמַה הֵן הַקַּלּוֹת וּמַה הֵן הַחֲמוּרוֹת. הַחֲמוּרוֹת הֵן שֶׁחַיָּבִין עֲלֵיהֶם מִיתַת בֵּית דִּין אוֹ כָּרֵת. וּשְׁבוּעַת שָׁוְא וָשֶׁקֶר אַף עַל פִּי שֶׁאֵין בָּהֶן כָּרֵת הֲרֵי הֵן מִן הַחֲמוּרוֹת. וּשְׁאָר מִצְוֹת לֹא תַּעֲשֶׂה וּמִצְוֹת עֲשֵׂה שֶׁאֵין בָּהֶן כָּרֵת הֵם הַקַּלּוֹת:

[Der Sündenbock]
Bei der Sendung des Sündenbocks musste der Hohepriester das Sündenbekenntnis im Namen des ganzen Volkes Israel ablegen, denn diese Handlung galt als Sühnopfer für das ganze Volk. Wie geschrieben steht: »Er soll über ihm alle Schuld der Israeliten und all ihre Vergehen bekennen«, (Lev. 16:21).

Durch diesen in die Wüste geschickten Sündenbock wurden alle in der Tora erwähnten Gesetzesübertretungen gesühnt, gleichgültig, ob sie leicht oder schwer, wissentlich oder unwissentlich begangen worden waren, ob man sich ihrer bei der Tat bereits bewusst war oder nicht. Vergebung wird jedoch nur demjenigen gewährt, der bei dieser Gelegenheit auch Teschuwa geleistet hat. Demjenigen aber, der keine Teschuwa getan hat, werden nur die leichten Sünden durch den Sündenbock vergeben.

Leichte und schwere Sünden werden aber wie folgt eingeteilt. Schwere Sünden sind solche, auf denen die Hinrichtung oder der frühe Tod durch die Vorsehung (Karet) steht; ebenso ein falscher Schwur und eine Lüge, obgleich auf ihnen nicht der frühe Tod durch die Vorsehung steht. Leichte Sünden aber sind Übertretungen oder Unterlassungen aller Gebote oder Verbote, auf welchen kein früher Tod (Karet) steht.3Joma 85b

§ 3

בַּזְּמַן הַזֶּה שֶׁאֵין בֵּית הַמִּקְדָּשׁ קַיָּם וְאֵין לָנוּ מִזְבַּח כַּפָּרָה אֵין שָׁם אֶלָּא תְּשׁוּבָה. הַתְּשׁוּבָה מְכַפֶּרֶת עַל כָּל הָעֲבֵרוֹת. אֲפִלּוּ רָשָׁע כָּל יָמָיו וְעָשָׂה תְּשׁוּבָה בָּאַחֲרוֹנָה אֵין מַזְכִּירִין לוֹ שׁוּם דָּבָר מֵרִשְׁעוֹ שֶׁנֶּאֱמַר (יחזקאל לג יב) „רִשְׁעַת הָרָשָׁע לֹא יִכָּשֶׁל בָּהּ בְּיוֹם שׁוּבוֹ מֵרִשְׁעוֹ“. וְעַצְמוֹ שֶׁל יוֹם הַכִּפּוּרִים מְכַפֵּר לַשָּׁבִים שֶׁנֶּאֱמַר (ויקרא טז ל) „כִּי בַיּוֹם הַזֶּה יְכַפֵּר עֲלֵיכֶם“:

[Sühne der Sünden]
In unseren Tagen, da es keinen Tempel mehr gibt und wir keinen Sühnealtar haben, ist uns nur die Teschuwa geblieben.
Die Teschuwa aber sühnt alle Übertretungen. Und selbst dem, der sein Leben lang ein Frevler war und erst zuletzt Teschuwa tut, wird im Himmel seiner früheren Sünden nicht gedacht werden, wie geschrieben steht: (Hesekiel 33:12)4Kidduschin 40b »Und der Sünder wird nicht straucheln wegen seiner Sünden an dem Tage, da er Buße tut«. Die Besonderheit des Versöhnungstages besteht darin, dass an demselben Tag, an dem Teschuwa getan wird, Vergebung gewährt wird, wie geschrieben steht (Lev. 16:30): »Denn an diesem Tag wird er euch verzeihen«.5Joma 85b

§ 4

אַף עַל פִּי שֶׁהַתְּשׁוּבָה מְכַפֶּרֶת עַל הַכּל וְעַצְמוֹ שֶׁל יוֹם הַכִּפּוּרִים מְכַפֵּר. יֵשׁ עֲבֵרוֹת שֶׁהֵן מִתְכַּפְּרִים לִשְׁעָתָן וְיֵשׁ עֲבֵרוֹת שֶׁאֵין מִתְכַּפְּרִים אֶלָּא לְאַחַר זְמַן. כֵּיצַד. עָבַר אָדָם עַל מִצְוַת עֲשֵׂה שֶׁאֵין בָּהּ כָּרֵת וְעָשָׂה תְּשׁוּבָה אֵינוֹ זָז מִשָּׁם עַד שֶׁמּוֹחֲלִין לוֹ, וּבְאֵלּוּ נֶאֱמַר (ירמיה ג כב) „שׁוּבוּ בָּנִים שׁוֹבָבִים אֶרְפָּה מְשׁוּבֹתֵיכֶם“ וְגוֹ‘. עָבַר עַל מִצְוַת לֹא תַּעֲשֶׂה שֶׁאֵין בָּהּ כָּרֵת וְלֹא מִיתַת בֵּית דִּין וְעָשָׂה תְּשׁוּבָה, תְּשׁוּבָה תּוֹלָה וְיוֹם הַכִּפּוּרִים מְכַפֵּר, וּבְאֵלּוּ נֶאֱמַר (ויקרא טז ל) „כִּי בַיּוֹם הַזֶּה יְכַפֵּר עֲלֵיכֶם“. עָבַר עַל כְּרֵתוֹת וּמִיתוֹת בֵּית דִּין וְעָשָׂה תְּשׁוּבָה, תְּשׁוּבָה וְיוֹם הַכִּפּוּרִים תּוֹלִין וְיִסּוּרִין הַבָּאִין עָלָיו גּוֹמְרִין לוֹ הַכַּפָּרָה. וּלְעוֹלָם אֵין מִתְכַּפֵּר לוֹ כַּפָּרָה גְּמוּרָה עַד שֶׁיָּבוֹאוּ עָלָיו יִסּוּרִין, וּבְאֵלּוּ נֶאֱמַר (תהילים פט לג) „וּפָקַדְתִּי בְשֵׁבֶט פִּשְׁעָם וּבִנְגָעִים עֲוֹנָם“. בַּמֶּה דְּבָרִים אֲמוּרִים בְּשֶׁלֹּא חִלֵּל אֶת הַשֵּׁם בְּשָׁעָה שֶׁעָבַר אֲבָל הַמְחַלֵּל אֶת הַשֵּׁם אַף עַל פִּי שֶׁעָשָׂה תְּשׁוּבָה וְהִגִּיעַ יוֹם הַכִּפּוּרִים וְהוּא עוֹמֵד בִּתְשׁוּבָתוֹ וּבָאוּ עָלָיו יִסּוּרִין אֵינוֹ מִתְכַּפֵּר לוֹ כַּפָּרָה גְּמוּרָה עַד שֶׁיָּמוּת. אֶלָּא תְּשׁוּבָה יוֹם הַכִּפּוּרִים וְיִסּוּרִין שְׁלָשְׁתָּן תּוֹלִין וּמִיתָה מְכַפֶּרֶת שֶׁנֶּאֱמַר (ישעיה כב יד) „וְנִגְלָה בְאָזְנָי ה‘ צְבָאוֹת“ וְגוֹ‘ (ישעיה כב יד) „אִם יְכֻפַּר הֶעָוֹן הַזֶּה לָכֶם עַד תְּמֻתוּן“:

Obgleich aber die Teschuwa für alles Vergebung erwirkt und auch das Wesen des Versöhnungstages zur Vergebung der Sünden beiträgt, so gibt es doch Vergehen, die sofort und andere, die erst nach längerer Zeit vergeben werden. Hat z. B. jemand ein Gebot übertreten, auf das kein früherer Tod folgt, und bereut es, so wird ihm auf der Stelle vergeben. Von solchen Fällen heißt es in der Schrift: »Kehrt um (tut Teschuwa), ihr Kinder mit verkehrtem Herzen, und ich werde eure Verkehrtheit heilen« (Jer. 22:3). Hat aber jemand ein Verbot übertreten, auf das weder früher Tod noch Hinrichtung folgt, und er bereut es, so wirkt die Teschuwa bis zum Versöhnungstage, an dem ihm dann vergeben wird; von solchen Fällen heißt es in der Schrift: »Denn an jenem Tage wird er euch vergeben« (Lev. 16:30).
Wenn aber jemand gegen solche Verbote verstoßen hat, auf die der frühe Tod oder die Hinrichtung steht, und er seine Sünde bereut, so wirken zwar die Teschuwa und der Versöhnungstag, aber erst die körperlichen Leiden, die ihm auferlegt werden, machen die Vergebung vollkommen. Niemals aber wird einem solchen die vollkommene Vergebung zuteil, ehe er von körperlichen Leiden heimgesucht worden ist. Von solchen Fällen heißt es: »Mit Ruten will ich ihre Sünden strafen und mit Plagen ihre Missetaten« (Ps 89:33).
Dies alles gilt aber nur, wenn der Name des Herrn bei der Begehung der Sünde nicht geschändet worden ist. Wer aber den Namen des Herrn geschändet hat, dem wird keine vollkommene Vergebung zuteil, auch wenn er Teschuwa tut, der Versöhnungstag kommt, er in seiner Reue beständig ist und leibliche Leiden über ihn kommen, so wird ihm doch keine Vergebung zuteil, außer durch den Tod. Denn Teschuwa, Versöhnungstag und leibliche Leiden tun ihre Wirkung, bis der Tod kommt und versöhnt, wie geschrieben steht: »Das ist offenbar geworden vor den Ohren des Herrn Zebaot. Was gilt’s, ob euch diese Missetat vergeben wird, bis ihr sterbet, spricht der Herr Zebaot.“ (Jes. 22:14).6Joma 86a

Kapitel 2

§ 1

אֵי זוֹ הִיא תְּשׁוּבָה גְּמוּרָה. זֶה שֶׁבָּא לְיָדוֹ דָּבָר שֶׁעָבַר בּוֹ וְאֶפְשָׁר בְּיָדוֹ לַעֲשׂוֹתוֹ וּפֵרַשׁ וְלֹא עָשָׂה מִפְּנֵי הַתְּשׁוּבָה. לֹא מִיִּרְאָה וְלֹא מִכִּשְׁלוֹן כֹּחַ. כֵּיצַד. הֲרֵי שֶׁבָּא עַל אִשָּׁה בַּעֲבֵרָה וּלְאַחַר זְמַן נִתְיַחֵד עִמָּהּ וְהוּא עוֹמֵד בְּאַהֲבָתוֹ בָּהּ וּבְכֹחַ גּוּפוֹ וּבַמְּדִינָה שֶׁעָבַר בָּהּ וּפָרַשׁ וְלֹא עָבַר זֶהוּ בַּעַל תְּשׁוּבָה גְּמוּרָה. הוּא שֶׁשְּׁלֹמֹה אָמַר (קהלת יב א) „וּזְכֹר אֶת בּוֹרְאֶיךָ בִּימֵי בְּחוּרֹתֶיךָ“. וְאִם לֹא שָׁב אֶלָּא בִּימֵי זִקְנוּתוֹ וּבְעֵת שֶׁאִי אֶפְשָׁר לוֹ לַעֲשׂוֹת מַה שֶּׁהָיָה עוֹשֶׂה אַף עַל פִּי שֶׁאֵינָהּ תְּשׁוּבָה מְעֵלָּה מוֹעֶלֶת הִיא לוֹ וּבַעַל תְּשׁוּבָה הוּא. אֲפִלּוּ עָבַר כָּל יָמָיו וְעָשָׂה תְּשׁוּבָה בְּיוֹם מִיתָתוֹ וּמֵת בִּתְשׁוּבָתוֹ כָּל עֲוֹנוֹתָיו נִמְחָלִין שֶׁנֶּאֱמַר (קהלת יב ב) „עַד אֲשֶׁר לֹא תֶחְשַׁךְ הַשֶּׁמֶשׁ וְהָאוֹר וְהַיָּרֵחַ וְהַכּוֹכָבִים וְשָׁבוּ הֶעָבִים אַחַר הַגֶּשֶׁם“ שֶׁהוּא יוֹם הַמִּיתָה. מִכְּלָל שֶׁאִם זָכַר בּוֹרְאוֹ וְשָׁב קֹדֶם שֶׁיָּמוּת נִסְלַח לוֹ:

[Die Teschuwa und ihre Bestandteile]
Von einer vollkommenen Teschuwa kann z.B. gesprochen werden, wenn jemand denselben Gegenstand, der ihn früher zur Sünde verleitet hat, wieder in die Hände bekommt, es auch in seiner Macht steht, dieselbe Sünde wieder zu begehen, und er dennoch aufgrund der Kraft seiner Teschuwa und nicht bloß aus Furcht oder Ohnmacht davon absieht, sie zu begehen, sie nicht ausführt.
Wer also einer Frau in sündhafter Weise beiwohnt, nach einiger Zeit wieder mit ihr allein ist, sie noch immer mit derselben Leidenschaft liebt, noch immer seine ungeschwächte körperliche Kraft besitzt, sich auch in derselben Stadt aufhält, in der er die Sünde begangen hat, – und sich reuig der Sünde enthält, der heißt ein vollkommener Teschuwa Tuender. Dies wollte Salomo mit den Worten sagen: »Und gedenke deines Schöpfers in deiner Jugend« (Koh. 12:1).
Tut er aber die Teschuwa erst in höherem Alter oder gar zu einer Zeit, wo er das, was er früher zu tun pflegte, nicht mehr vermag, so ist die Teschuwa zwar nicht vollkommen, aber sie dient ihm doch zum Heil, und er wird auch ein Büßer (Baal Teschuwah) genannt7Joma 86b. Ist ein solcher auch sein Leben lang ein Sünder gewesen, und er tut an seinem Sterbetage Teschuwa und stirbt in derselben, so werden ihm doch alle seine Sünden vergeben, wie auch weiter geschrieben steht, (Koh. 12:2) »Ehe denn Sonne und Licht, Mond und Sterne finster werden und die Wolken wieder kommen nach dem Regen«, welche Worte eigentlich den Sterbetag andeuten sollen und woraus zu schließen ist, dass ihm vergeben werden soll, wenn er noch vor seinem Tode seines Schöpfers gedenkt und Teschuwa tut8Schabbat 151b.

§ 2

וּמַה הִיא הַתְּשׁוּבָה. הוּא שֶׁיַּעֲזֹב הַחוֹטֵא חֶטְאוֹ וִיסִירוֹ מִמַּחֲשַׁבְתּוֹ וְיִגְמֹר בְּלִבּוֹ שֶׁלֹּא יַעֲשֵׂהוּ עוֹד שֶׁנֶּאֱמַר (ישעיה נה ז) „יַעֲזֹב רָשָׁע דַּרְכּוֹ“ וְגוֹ‘. וְכֵן יִתְנַחֵם עַל שֶׁעָבַר שֶׁנֶּאֱמַר (ירמיה לא יח) „כִּי אַחֲרֵי שׁוּבִי נִחַמְתִּי“. וְיָעִיד עָלָיו יוֹדֵעַ תַּעֲלוּמוֹת שֶׁלֹּא יָשׁוּב לְזֶה הַחֵטְא לְעוֹלָם שֶׁנֶּאֱמַר (הושע יד ד) „וְלֹא נֹאמַר עוֹד אֱלֹהֵינוּ לְמַעֲשֵׂה יָדֵינוּ“ וְגוֹ‘. וְצָרִיךְ לְהִתְוַדּוֹת בִּשְׂפָתָיו וְלוֹמַר עִנְיָנוֹת אֵלּוּ שֶׁגָּמַר בְּלִבּוֹ:

Das eigentliche Wesen der Teschuwa besteht darin, dass der Sünder sich von seinen Sünden lossagt, sie aus seinen Gedanken entfernt und in seinem Herzen den festen Entschluss fasst, sie nicht mehr zu begehen, wie geschrieben steht (Jes. 55:7): »Wenn der Sünder sich von seinem Weg abkehhren und der Übeltäter sich von seinen Gedanken abwendet und sich zum Herrn bekehrt, so wird Er sich seiner mehr erbarmen«. Auch muss er bereuen, was er zuvor getan hat, wie es heißt: »Da ich Teschuwa tat, habe ich bereut« (Jer. 31:19), und er muss bei dem, der alles Verborgene kennt, schwören, dass er nie wieder zu dieser Sünde zurückkehren will, wie geschrieben steht: »Nehmt diese Worte mit euch und bekehrt euch zum Herrn und sprecht zu ihm: Vergib uns alle unsere Sünden und nimm an, Gütiger, unsere Worte als Opfer. Aschur wird uns nicht helfen, wir wollen nicht mehr auf Rossen reiten, wir wollen nicht mehr sagen zu den Werken unsrer Hände: Ihr seid unser Gott« (Hos 14:3-4). So soll er mit seinem Munde bekennen und in Worte fassen, was er in seinem Herzen empfindet.

§ 3

כָּל הַמִּתְוַדֶּה בִּדְבָרִים וְלֹא גָּמַר בְּלִבּוֹ לַעֲזֹב הֲרֵי זֶה דּוֹמֶה לְטוֹבֵל וְשֶׁרֶץ בְּיָדוֹ שֶׁאֵין הַטְּבִילָה מוֹעֶלֶת לוֹ עַד שֶׁיַּשְׁלִיךְ הַשֶּׁרֶץ. וְכֵן הוּא אוֹמֵר וּמוֹדֶה וְעֹזֵב יְרֻחָם. וְצָרִיךְ לִפְרֹט אֶת הַחֵטְא שֶׁנֶּאֱמַר (שמות לב לא) „אָנָּא חָטָא הָעָם הַזֶּה חֲטָאָה גְדלָה וַיַּעֲשׂוּ לָהֶם אֱלֹהֵי זָהָב“:

Wer aber mit Worten sein Bekenntnis ablegt, aber in seinem Herzen nicht beschlossen hat, von der Sünde abzulassen, der ist wie einer, der das reinigende Tauchbad nimmt, dabei aber ein unreines Tier in der Hand hält, denn das Tauchbad hilft ihm nur, wenn er das unreine Tier wegwirft. So steht geschrieben: Prov. 28:13) »Wer seine Missetat leugnet, dem wird es nicht gelingen; wer sie aber bekennt und lässt, der wird Barmherzigkeit erlangen.«9Ta’anit 16a — Es ist auch notwendig, die begangene Sünde ausdrücklich zu erwähnen, wie es auch geschrieben steht (Ex. 32:31): »Als nun Mose zum Herrn zurückkehrte, sprach er: Ach, das Volk hat eine große Sünde begangen, sie haben sich Götter aus Gold gemacht.«10Joma 86b

§ 4

מִדַּרְכֵי הַתְּשׁוּבָה לִהְיוֹת הַשָּׁב צוֹעֵק תָּמִיד לִפְנֵי הַשֵּׁם בִּבְכִי וּבְתַחֲנוּנִים וְעוֹשֶׂה צְדָקָה כְּפִי כֹּחוֹ וּמִתְרַחֵק הַרְבֵּה מִן הַדָּבָר שֶׁחָטָא בּוֹ וּמְשַׁנֶּה שְׁמוֹ כְּלוֹמַר אֲנִי אַחֵר וְאֵינִי אוֹתוֹ הָאִישׁ שֶׁעָשָׂה אוֹתָן הַמַּעֲשִׂים וּמְשַׁנֶּה מַעֲשָׂיו כֻּלָּן לְטוֹבָה וּלְדֶרֶךְ יְשָׁרָה וְגוֹלֶה מִמְּקוֹמוֹ. שֶׁגָּלוּת מְכַפֶּרֶת עָוֹן מִפְּנֵי שֶׁגּוֹרֶמֶת לוֹ לְהִכָּנַע וְלִהְיוֹת עָנָו וּשְׁפַל רוּחַ:

[Das Wesen der Teschuwa]
Es gehört zum Wesen der Teschuwa, dass der Teschuwa Tuende Gott immer mit Gebet und Tränen anfleht, Almosen gibt, so viel er kann, und sich von dem Gegenstand seiner Sünde entfernt, auch seinen Namen ändert, gleichsam um zu sagen, dass er ein anderer geworden ist und nicht mehr derselbe ist, der diese bösen Taten begangen hat; Der Teschuwa Tuende kehrt auch alle seine Taten zum Besseren, sucht nur den geraden Weg zu gehen, und wandert von seinem Wohnorte aus, denn die Verbannung hat auch die Kraft der Sündenvergebung, indem sie ihn demütigt und zugleich veranlasst, nachgiebig und unterwürfig zu werden. 11Rosch haSchana 16b

§ 5

וְשֶׁבַח גָּדוֹל לַשָּׁב שֶׁיִּתְוַדֶּה בָּרַבִּים וְיוֹדִיעַ פְּשָׁעָיו לָהֶם וּמְגַלֶּה עֲבֵרוֹת שֶׁבֵּינוֹ לְבֵין חֲבֵרוֹ לַאֲחֵרִים וְאוֹמֵר לָהֶם אָמְנָם חָטָאתִי לִפְלוֹנִי וְעָשִׂיתִי לוֹ כָּךְ וְכָךְ וַהֲרֵינִי הַיּוֹם שָׁב וּמִתְנַחֵם. וְכָל הַמִּתְגָּאֶה וְאֵינוֹ מוֹדִיעַ אֶלָּא מְכַסֶּה פְּשָׁעָיו אֵין תְּשׁוּבָתוֹ גְּמוּרָה שֶׁנֶּאֱמַר (משלי כח יג) „מְכַסֶּה פְשָׁעָיו לֹא יַצְלִיחַ“. בַּמֶּה דְּבָרִים אֲמוּרִים בַּעֲבֵרוֹת שֶׁבֵּין אָדָם לַחֲבֵרוֹ אֲבָל בַּעֲבֵרוֹת שֶׁבֵּין אָדָם לַמָּקוֹם אֵינוֹ צָרִיךְ לְפַרְסֵם עַצְמוֹ וְעַזּוּת פָּנִים הִיא לוֹ אִם גִּלָּם. אֶלָּא שָׁב לִפְנֵי הָאֵל בָּרוּךְ הוּא וּפוֹרֵט חֲטָאָיו לְפָנָיו וּמִתְוַדֶּה עֲלֵיהֶם לִפְנֵי רַבִּים סְתָם. וְטוֹבָה הִיא לוֹ שֶׁלֹּא נִתְגַּלָּה עֲוֹנוֹ שֶׁנֶּאֱמַר (תהילים לב א) „אַשְׁרֵי נְשׂוּי פֶּשַׁע כְּסוּי חֲטָאָה“:

Es ist sehr lobenswert, wenn der Teschuwa seine Sünden öffentlich bekennt, indem er das Unrecht, das er seinen Nächsten angetan hat, vor den Leuten aufdeckt und zu ihnen sagt: »Ich habe wohl an diesem oder jenem Unrecht getan, ich habe so und so schlecht gegen ihn gehandelt; nun aber bereue ich es und tue Teschuwa«. Wer aber stolz ist und ein solches Bekenntnis nicht ablegt, sondern seine Sünden zu verbergen sucht, dessen Teschuwa ist nicht vollkommen, wie auch geschrieben steht: (Prov. 28:13) »Wer seine Sünden verbirgt, dem wird es nicht gelingen«.
Dies alles bezieht sich aber nur auf die Sünden, die ein Mensch gegen einen anderen begangen hat; die Sünden, die der Mensch gegen Gott begangen hat, darf er nicht öffentlich bekennen; im Gegenteil, es wäre eine Frechheit, wenn er sie laut werden ließe, sondern er hat nur vor dem Allmächtigen gelobt sei Sein Name, Teschuwa zu tun, vor Ihm seine Sünden aufzuzählen, sie reuevoll zu bekennen. Vor Menschen kann er dies nur allgemein tun, und es ist für ihn heilsam, dass solche Sünden nicht öffentlich werden, wie geschrieben steht: (Ps. 32:1) »Wohl dem, dem seine Übertretungen vergeben sind, dessen Sünde bedeckt ist«12Joma 86b.

§ 6

אַף עַל פִּי שֶׁהַתְּשׁוּבָה וְהַצְּעָקָה יָפָה לָעוֹלָם. בַּעֲשָׂרָה הַיָּמִים שֶׁבֵּין רֹאשׁ הַשָּׁנָה וְיוֹם הַכִּפּוּרִים הִיא יָפָה בְּיוֹתֵר וּמִתְקַבֶּלֶת הִיא מִיָּד שֶׁנֶּאֱמַר (ישעיה נה ו) „דִּרְשׁוּ ה‘ בְּהִמָּצְאוֹ“. בַּמֶּה דְּבָרִים אֲמוּרִים בְּיָחִיד אֲבָל צִבּוּר כָּל זְמַן שֶׁעוֹשִׂים תְּשׁוּבָה וְצוֹעֲקִין בְּלֵב שָׁלֵם הֵם נַעֲנִין שֶׁנֶּאֱמַר (דברים ד ז) „כַּה‘ אֱלֹהֵינוּ בְּכָל קָרְאֵנוּ אֵלָיו“:

[Vorteil der zehn Tage]
Wenn nun Teschuwa und Gebet zu jeder Stunde heilsam sind, so sind doch die zehn Tage vom Neujahrstag bis zum Versöhnungsfest dafür besonders geeignet, denn dann wird auch die Teschuwa von Gott erhört, wie geschrieben steht: (Jes 55:6) »Suchet den Herrn, da er zu finden ist, und rufet ihn an, da er nahe ist«. Dieses aber lässt sich nur von einem einzelnen Menschen sagen. Eine ganze Gemeinde hingegen wird jederzeit erhört, wenn sie nur Teschuwa tut und von ganzem Herzen betet, wie auch geschrieben steht: (Deut 4:7) »Wer ist … als der Ewige, unser Gott, sooft wir ihn anrufen«13Rosch haSchana 18a.

§ 7

יוֹם הַכִּפּוּרִים הוּא זְמַן תְּשׁוּבָה לַכּל לַיָּחִיד וְלָרַבִּים וְהוּא קֵץ מְחִילָה וּסְלִיחָה לְיִשְׂרָאֵל. לְפִיכָךְ חַיָּבִים הַכּל לַעֲשׂוֹת תְּשׁוּבָה וּלְהִתְוַדּוֹת בְּיוֹם הַכִּפּוּרִים. וּמִצְוַת וִדּוּי יוֹם הַכִּפּוּרִים שֶׁיַּתְחִיל מֵעֶרֶב הַיּוֹם קֹדֶם שֶׁיֹּאכַל שֶׁמָּא יֵחָנֵק בַּסְּעֻדָּה קֹדֶם שֶׁיִּתְוַדֶּה. וְאַף עַל פִּי שֶׁהִתְוַדָּה קֹדֶם שֶׁיֹּאכַל חוֹזֵר וּמִתְוַדֶּה בְּלֵילֵי יוֹם הַכִּפּוּרִים עַרְבִית וְחוֹזֵר וּמִתְוַדֶּה בְּשַׁחֲרִית וּבְמוּסָף וּבְמִנְחָה וּבִנְעִילָה. וְהֵיכָן מִתְוַדֶּה. יָחִיד אַחַר תְּפִלָּתוֹ וּשְׁלִיחַ צִבּוּר בְּאֶמְצַע תְּפִלָּתוֹ בִּבְרָכָה רְבִיעִית:

Der Versöhnungstag (Jom Kippur) ist die eigentliche Bußzeit für alle, sowohl für den Einzelnen als auch für die Gemeinschaft. An ihm wird die Vergebung und Verzeihung der Sünden, die Israel zugesprochen wurde, vollendet; deshalb müssen alle an diesem Tag Teschuwa machen und ihr Sündenbekenntnis ablegen. Es ist aber notwendig, dass das Sündenbekenntnis, das für den Versöhnungstag bestimmt ist, schon am vorhergehenden Tag nachmittags beginnt, bevor man das abschließende Mahl einnimmt, damit man nicht, wenn man sich beim Essen verschluckt, ganz ohne Sündenbekenntnis stirbt. Hat er aber auch vor dem Schlußmahl ein Sündenbekenntnis abgelegt, so muss er es doch beim Abendgebet des Versöhnungstages, sowie beim Morgen-, Musaf-, Mincha- und Schlußgebet wiederholen. Die Stelle des Sündenbekenntnisses ist für den einzelnen Mann nach dem Gebet (den sogenannten achtzehn Segen), und für den Gemeindevorbeter in der Mitte des Gebets, beim vierten Segensspruch.14Joma 87b

§ 8

הַוִּדּוּי שֶׁנָּהֲגוּ בּוֹ כָּל יִשְׂרָאֵל אֲבָל אֲנַחְנוּ חָטָאנוּ (כֻּלָּנוּ) וְהוּא עִקַּר הַוִּדּוּי. עֲבֵרוֹת שֶׁהִתְוַדָּה עֲלֵיהֶם בְּיוֹם הַכִּפּוּרִים זֶה חוֹזֵר וּמִתְוַדֶּה עֲלֵיהֶן בְּיוֹם הַכִּפּוּרִים אַחֵר אַף עַל פִּי שֶׁהוּא עוֹמֵד בִּתְשׁוּבָתוֹ שֶׁנֶּאֱמַר (תהילים נא ה) „כִּי פְשָׁעַי אֲנִי אֵדָע וְחַטָּאתִי נֶגְדִּי תָמִיד“:

Das Sündenbekenntnis, das ganz Israel von alters her angenommen hat, lautet: »Wir haben gesündigt…«, das ist der Kern des Sündenbekenntnisses. Sünden, über die er an einem Versöhnungstage das Bekenntnis abgelegt hat, müssen am nächsten Versöhnungstage doch wieder im Sündenbekenntnis erwähnt werden, obgleich er als frommer Büßer, vom vorigen Jahre an, noch dasteht; wie geschrieben steht: (Ps. 51:5) »Denn meine Sünden kenne ich, und meine Vergehungen sind mir allezeit vor Augen«15Joma 86b.

§ 9

אֵין הַתְּשׁוּבָה וְלֹא יוֹם הַכִּפּוּרִים מְכַפְּרִין אֶלָּא עַל עֲבֵרוֹת שֶׁבֵּין אָדָם לַמָּקוֹם כְּגוֹן מִי שֶׁאָכַל דָּבָר אָסוּר אוֹ בָּעַל בְּעִילָה אֲסוּרָה וְכַיּוֹצֵא בָּהֶן. אֲבָל עֲבֵרוֹת שֶׁבֵּין אָדָם לַחֲבֵרוֹ כְּגוֹן הַחוֹבֵל אֶת חֲבֵרוֹ אוֹ הַמְקַלֵּל חֲבֵרוֹ אוֹ גּוֹזְלוֹ וְכַיּוֹצֵא בָּהֶן אֵינוֹ נִמְחַל לוֹ לְעוֹלָם עַד שֶׁיִּתֵּן לַחֲבֵרוֹ מַה שֶּׁהוּא חַיָּב לוֹ וִירַצֵּהוּ. אַף עַל פִּי שֶׁהֶחֱזִיר לוֹ מָמוֹן שֶׁהוּא חַיָּב לוֹ צָרִיךְ לְרַצּוֹתוֹ וְלִשְׁאל מִמֶּנּוּ שֶׁיִּמְחל לוֹ. אֲפִלּוּ לֹא הִקְנִיט אֶת חֲבֵרוֹ אֶלָּא בִּדְבָרִים צָרִיךְ לְפַיְּסוֹ וְלִפְגֹּעַ בּוֹ עַד שֶׁיִּמְחל לוֹ. לֹא רָצָה חֲבֵרוֹ לִמְחל לוֹ מֵבִיא לוֹ שׁוּרָה שֶׁל שְׁלֹשָׁה בְּנֵי אָדָם מֵרֵעָיו וּפוֹגְעִין בּוֹ וּמְבַקְּשִׁין מִמֶּנּוּ. לֹא נִתְרַצָּה לָהֶן מֵבִיא לוֹ שְׁנִיָּה וּשְׁלִישִׁית. לֹא רָצָה מְנִיחוֹ וְהוֹלֵךְ לוֹ וְזֶה שֶׁלֹּא מָחַל הוּא הַחוֹטֵא. וְאִם הָיָה רַבּוֹ הוֹלֵךְ וּבָא אֲפִלּוּ אֶלֶף פְּעָמִים עַד שֶׁיִּמְחל לוֹ:

[Besänftigung und Vergebung]
Die Teschuwa, wie auch der Versöhnungstag, haben nur die Kraft, die Sünden zu vergeben, die der Mensch gegen Gott begangen hat, z.B. wenn jemand eine verbotene Speise gegessen oder einen verbotenen Umgang mit Frauen gehabt hat und dergleichen mehr. Aber das Unrecht, das ein Mensch einem anderen angetan hat, z. B. wenn jemand seinem Nächsten Schaden zugefügt, ihn beleidigt oder beraubt hat und so weiter, wird ihm nie und nimmer vergeben, ehe er nicht seinem Nächsten das zurückgezahlt hat, was er ihm schuldig war, und ihn besänftigt hat; und wenn er ihm nun auch das Geld zurückgezahlt hat, was er ihm schuldig war, so muss er ihn doch zu besänftigen suchen und ihn um Verzeihung bitten.
Auch wenn jemand seinen Nächsten nur mit Worten beleidigt, soll er ihn so lange um Verzeihung bitten, bis der Beleidigte ihm wirklich verziehen hat. Will dieser ihm aber auf seine bloße Bitte hin nicht verzeihen, so soll er eine Versammlung von drei Freunden zu ihm bringen, die ihn bitten und für den Flehenden um Verzeihung bitten. Ist er aber auch dadurch nicht zu besänftigen, so bringe er ihm eine solche zweite und dritte Versammlung. Lässt er sich aber auch dann nicht besänftigen, so kann der Beleidiger sich von ihm entfernen, und die Schuld liegt dann bei dem, der nicht verzeiht. War er aber sein Lehrer, so muss er immer wieder zu ihm kommen, auch wenn es tausendmal geschieht.16Joma 87a

§ 10

אָסוּר לָאָדָם לִהְיוֹת אַכְזָרִי וְלֹא יִתְפַּיֵּס אֶלָּא יְהֵא נוֹחַ לִרְצוֹת וְקָשֶׁה לִכְעֹס וּבְשָׁעָה שֶׁמְּבַקֵּשׁ מִמֶּנּוּ הַחוֹטֵא לִמְחל מוֹחֵל בְּלֵב שָׁלֵם וּבְנֶפֶשׁ חֲפֵצָה. וַאֲפִלּוּ הֵצֵר לוֹ וְחָטָא לוֹ הַרְבֵּה לֹא יִקֹּם וְלֹא יִטֹּר. וְזֶהוּ דַּרְכָּם שֶׁל זֶרַע יִשְׂרָאֵל וְלִבָּם הַנָּכוֹן. אֲבָל הָעוֹבְדֵי כּוֹכָבִים עַרְלֵי לֵב אֵינָן כֵּן אֶלָּא (וְעֶבְרָתָן) [וְעֶבְרָתוֹ] שְׁמָרָה נֶצַח. וְכֵן הוּא אוֹמֵר עַל הַגִּבְעוֹנִים לְפִי שֶׁלֹּא מָחֲלוּ וְלֹא נִתְפַּיְּסוּ וְהַגִּבְעֹנִים לֹא מִבְּנֵי יִשְׂרָאֵל הֵמָּה:

Es ist aber dem Menschen verboten, hartherzig und unerbittlich zu sein, sondern er soll leicht zu besänftigen und schwer zu erzürnen sein, und er soll von ganzem Herzen und mit williger Seele verzeihen, wenn der Beleidiger ihn um Verzeihung bittet. Wie viel Böses er ihm auch angetan und an ihm verübt haben mag, so soll er sich doch nicht rächen und nicht nachtragen. Dies ist die eigentümliche Weise der Kinder Israel und ihres von Gott gestärkten Herzens. Die Nichtjuden aber, die verstockten Herzens sind, verhalten sich nicht so, sondern ihr Zorn währt ewig. So steht geschrieben von den Gibeonitern, die nicht verziehen und sich nicht versöhnen ließen. (2. Sam. 21:2) »Die Gibeoniter aber waren nicht von den Kindern Israel.«

§ 11

הַחוֹטֵא לַחֲבֵרוֹ וּמֵת חֲבֵרוֹ קֹדֶם שֶׁיְּבַקֵּשׁ מְחִילָה מֵבִיא עֲשָׂרָה בְּנֵי אָדָם וּמַעֲמִידָן עַל קִבְרוֹ וְיֹאמַר בִּפְנֵיהֶם חָטָאתִי לַה‘ אֱלֹהֵי יִשְׂרָאֵל וְלִפְלוֹנִי זֶה שֶׁכָּךְ וְכָךְ עָשִׂיתִי לוֹ. וְאִם הָיָה חַיָּב לוֹ מָמוֹן יַחֲזִירוֹ לַיּוֹרְשִׁים. לֹא הָיָה יוֹדֵעַ לוֹ יוֹרְשִׁין יַנִּיחֶנּוּ בְּבֵית דִּין וְיִתְוַדֶּה:

Wenn jemand gegen seinen Nächsten ein Unrecht begangen hat und dieser gestorben ist, bevor er ihn um Verzeihung gebeten hat, so soll er zehn Männer herbeirufen, sie an das Grab des Toten führen und vor ihnen öffentlich bekennen: Ich habe gegen den Ewigen, den Gott Israels, und gegen N.N. ein Unrecht begangen, indem ich ihm auf diese Weise Unrecht getan habe. Wenn er ihm Geld schuldet, soll er es seinen Erben übergeben; wenn er nicht weiß, ob er Erben hat, soll er den geschuldeten Betrag bei Gericht hinterlegen und dann sein Bekenntnis ablegen.17Joma 87a

Kapitel 3

§ 1

כָּל אֶחָד וְאֶחָד מִבְּנֵי הָאָדָם יֵשׁ לוֹ זְכֻיּוֹת וַעֲוֹנוֹת. מִי שֶׁזְּכֻיּוֹתָיו יְתֵרוֹת עַל עֲוֹנוֹתָיו צַדִּיק. וּמִי שֶׁעֲוֹנוֹתָיו יְתֵרוֹת עַל זְכֻיּוֹתָיו רָשָׁע. מֶחֱצָה לְמֶחֱצָה בֵּינוֹנִי. וְכֵן הַמְּדִינָה אִם הָיוּ זְכֻיּוֹת כָּל יוֹשְׁבֶיהָ מְרֻבּוֹת עַל עֲוֹנוֹתֵיהֶן הֲרֵי זוֹ צַדֶּקֶת. וְאִם הָיוּ עֲוֹנוֹתֵיהֶם מְרֻבִּין הֲרֵי זוֹ רְשָׁעָה. וְכֵן כָּל הָעוֹלָם כֻּלּוֹ:

[Der Mittelmäßige und der Frevler]
Jeder Mensch begeht gute Taten und Sünden. Wer mehr gute Taten als Sünden begeht, ist fromm; wer mehr Sünden als gute Taten begeht, ist ein Frevler. Der Mensch, bei dem sich die guten und bösen Taten die Waage halten, wird als mittelmäßig bezeichnet. So wird auch eine Stadt, wenn die Summe der guten Taten ihrer Einwohner die Summe ihrer Sünden überwiegt, eine fromme Stadt genannt. Wenn aber die Summe ihrer Sünden überwiegt, wird sie eine frevelhafte Stadt genannt; und so verhält es sich auch mit der ganzen Welt.

§ 2

אָדָם שֶׁעֲוֹנוֹתָיו מְרֻבִּין עַל זְכֻיּוֹתָיו מִיָּד הוּא מֵת בְּרִשְׁעוֹ שֶׁנֶּאֱמַר עַל רֹב עֲוֹנֵךְ. וְכֵן מְדִינָה שֶׁעֲוֹנוֹתֶיהָ מְרֻבִּין מִיָּד הִיא אוֹבֶדֶת שֶׁנֶּאֱמַר (בראשית יח כ) „זַעֲקַת סְדֹם וַעֲמֹרָה כִּי רָבָּה“ וְגוֹ‘. וְכֵן כָּל הָעוֹלָם כֻּלּוֹ אִם הָיוּ עֲוֹנוֹתֵיהֶם מְרֻבִּין מִזְּכֻיּוֹתֵיהֶן מִיָּד הֵן נִשְׁחָתִין שֶׁנֶּאֱמַר (בראשית ו ה) „וַיַּרְא ה‘ כִּי רַבָּה רָעַת הָאָדָם“. וְשִׁקּוּל זֶה אֵינוֹ לְפִי מִנְיַן הַזְּכֻיּוֹת וְהָעֲוֹנוֹת אֶלָּא לְפִי גָּדְלָם. יֵשׁ זְכוּת שֶׁהִיא כְּנֶגֶד כַּמָּה עֲוֹנוֹת שֶׁנֶּאֱמַר (מלכים א יד יג) „יַעַן נִמְצָא בוֹ דָּבָר טוֹב“. וְיֵשׁ עָוֹן שֶׁהוּא כְּנֶגֶד כַּמָּה זְכֻיּוֹת שֶׁנֶּאֱמַר (קהלת ט יח) „וְחוֹטֶא אֶחָד יְאַבֵּד טוֹבָה הַרְבֵּה“. וְאֵין שׁוֹקְלִין אֶלָּא בְּדַעְתּוֹ שֶׁל אֵל דֵּעוֹת וְהוּא הַיּוֹדֵעַ הֵיאַךְ עוֹרְכִין הַזְּכֻיּוֹת כְּנֶגֶד הָעֲוֹנוֹת:

Wessen Sünden die guten Taten entschieden überwiegen, der wird um seiner Sünden willen umkommen, wie geschrieben steht (Hos. 9:7): »wegen der Größe deiner Schuld«. Auch eine Stadt, deren Sünden ihre guten Taten entschieden überwiegen, geht zugrunde, wie geschrieben steht (Gen 18:20): »das Geschrei von Sodom und Gomorrha, denn es ist groß, und ihre Sünden, derer sehr viele sind«. Ebenso müsste die ganze Welt untergehen, wenn ihre Sünden die guten Taten entschieden überwiegen würden, wie geschrieben steht: (Gen 6:5) »Und der Herr sah, dass die Sünde der Menschen auf Erden zu groß war«. Diese Schätzung der Sünden und der guten Taten erfolgt nun nicht nach ihrer Zahl, sondern nach ihrer Größe. Es gibt manche gute Tat, die viele Sünden aufwiegt, wie geschrieben steht (1. Kön. 14:13): »Denn an ihm ist eine gute Tat gefunden worden«. Es gibt auch eine Sünde, die viele gute Taten aufwiegt, wie geschrieben steht (Prov. 9:18): »Ein Sünder verdirbt viel Gutes.« Aber das Abwägen kann nur in der Weisheit des Allwissenden und Allmächtigen geschehen. Er allein weiß, wie die guten Taten den Sünden gegenüberzustellen sind.

§ 3

כָּל מִי שֶׁנִּחַם עַל הַמִּצְוֹת שֶׁעָשָׂה וְתָהָה עַל הַזְּכֻיּוֹת וְאָמַר בְּלִבּוֹ וּמַה הוֹעַלְתִּי בַּעֲשִׂיָּתָן הַלְוַאי לֹא עָשִׂיתִי אוֹתָן הֲרֵי זֶה אִבֵּד אֶת כֻּלָּן וְאֵין מַזְכִּירִים לוֹ שׁוּם זְכוּת בָּעוֹלָם שֶׁנֶּאֱמַר (יחזקאל לג יב) „וְצִדְקַת הַצַּדִּיק לֹא תַצִּילֶנּוּ בְּיוֹם רִשְׁעוֹ“, אֵין זֶה אֶלָּא בְּתוֹהֶה עַל הָרִאשׁוֹנוֹת. וּכְשֵׁם שֶׁשּׁוֹקְלִין זְכֻיּוֹת אָדָם וַעֲוֹנוֹתָיו בִּשְׁעַת מִיתָתוֹ כָּךְ בְּכָל שָׁנָה וְשָׁנָה שׁוֹקְלִין עֲוֹנוֹת כָּל אֶחָד וְאֶחָד מִבָּאֵי הָעוֹלָם עִם זְכֻיּוֹתָיו, בְּיוֹם טוֹב שֶׁל רֹאשׁ הַשָּׁנָה. מִי שֶׁנִּמְצָא צַדִּיק נֶחְתָּם לְחַיִּים. וּמִי שֶׁנִּמְצָא רָשָׁע נֶחְתָּם לְמִיתָה. וְהַבֵּינוֹנִי תּוֹלִין אוֹתוֹ עַד יוֹם הַכִּפּוּרִים אִם עָשָׂה תְּשׁוּבָה נֶחְתָּם לְחַיִּים וְאִם לָאו נֶחְתָּם לְמִיתָה:

Wer seine guten Taten bereut, seine Rechtschaffenheit bedauert und bei sich denkt: »Was habe ich davon, dass ich sie getan habe, es wäre besser, ich hätte sie gar nicht getan«, der hat damit auch alle diese guten Taten wertlos gemacht, und keine von ihnen wird zu seinen Gunsten erwähnt werden, wie geschrieben steht: (Hes. 33:12) »Und die Gerechtigkeit des Gerechten wird ihn nicht retten an dem Tage seiner Sünde«, was sich nur auf jemanden beziehen kann, der seine früheren guten Taten bereut. Und so wie die guten Taten eines Menschen in seiner Todesstunde gegen seine Missetaten abgewogen werden, so werden die Sünden eines jeden Erdenmenschen alljährlich am Neujahrstag gegen seine guten Taten abgewogen. Wer also fromm befunden wird, der ist für ein weiteres Leben besiegelt; wer frevelhaft befunden wird, der fällt dem Tode anheim. Über den Mittelmäßigen aber bleibt das Urteil aufgeschoben bis zum Versöhnungstage, wo er zum Leben oder auch zum Tode geführt wird, je nachdem er Teschuwa getan oder nicht.

§ 4

אַף עַל פִּי שֶׁתְּקִיעַת שׁוֹפָר בְּרֹאשׁ הַשָּׁנָה גְּזֵרַת הַכָּתוּב רֶמֶז יֵשׁ בּוֹ כְּלוֹמַר עוּרוּ יְשֵׁנִים מִשְּׁנַתְכֶם וְנִרְדָּמִים הָקִיצוּ מִתַּרְדֵּמַתְכֶם וְחַפְּשׂוּ בְּמַעֲשֵׂיכֶם וְחִזְרוּ בִּתְשׁוּבָה וְזִכְרוּ בּוֹרַאֲכֶם. אֵלּוּ הַשּׁוֹכְחִים אֶת הָאֱמֶת בְּהַבְלֵי הַזְּמַן וְשׁוֹגִים כָּל שְׁנָתָם בְּהֶבֶל וָרִיק אֲשֶׁר לֹא יוֹעִיל וְלֹא יַצִּיל, הַבִּיטוּ לְנַפְשׁוֹתֵיכֶם וְהֵיטִיבוּ דַּרְכֵיכֶם וּמַעַלְלֵיכֶם וְיַעֲזֹב כָּל אֶחָד מִכֶּם דַּרְכּוֹ הָרָעָה וּמַחֲשַׁבְתּוֹ אֲשֶׁר לֹא טוֹבָה. לְפִיכָךְ צָרִיךְ כָּל אָדָם שֶׁיִּרְאֶה עַצְמוֹ כָּל הַשָּׁנָה כֻּלָּהּ כְּאִלּוּ חֶצְיוֹ זַכַּאי וְחֶצְיוֹ חַיָּב. וְכֵן כָּל הָעוֹלָם חֶצְיוֹ זַכַּאי וְחֶצְיוֹ חַיָּב. חָטָא חֵטְא אֶחָד הֲרֵי הִכְרִיעַ אֶת עַצְמוֹ וְאֶת כָּל הָעוֹלָם כֻּלּוֹ לְכַף חוֹבָה וְגָרַם לוֹ הַשְׁחָתָה. עָשָׂה מִצְוָה אַחַת הֲרֵי הִכְרִיעַ אֶת עַצְמוֹ וְאֶת כָּל הָעוֹלָם כֻּלּוֹ לְכַף זְכוּת וְגָרַם לוֹ וְלָהֶם תְּשׁוּעָה וְהַצָּלָה שֶׁנֶּאֱמַר (משלי י כה) „וְצַדִּיק יְסוֹד עוֹלָם“ זֶה שֶׁצָּדַק הִכְרִיעַ אֶת כָּל הָעוֹלָם לִזְכוּת וְהִצִּילוֹ. וּמִפְּנֵי עִנְיָן זֶה נָהֲגוּ כָּל בֵּית יִשְׂרָאֵל לְהַרְבּוֹת בִּצְדָקָה וּבְמַעֲשִׂים טוֹבִים וְלַעֲסֹק בְּמִצְוֹת מֵרֹאשׁ הַשָּׁנָה וְעַד יוֹם הַכִּפּוּרִים יֶתֶר מִכָּל הַשָּׁנָה. וְנָהֲגוּ כֻּלָּם לָקוּם בַּלַּיְלָה בַּעֲשָׂרָה יָמִים אֵלּוּ וּלְהִתְפַּלֵּל בְּבָתֵּי כְּנֵסִיּוֹת בְּדִבְרֵי תַּחֲנוּנִים וּבְכִבּוּשִׁין עַד שֶׁיֵּאוֹר הַיּוֹם:

[Der Schofar am Rosch ha-Schana und die Teschuwa]
Obwohl das Blasen der Posaune (Schofar) eine einfache Vorschrift des Gesetzes ist, hat es doch eine tiefere Bedeutung, als wollte es sagen: »Erwacht, die ihr schläft, aus eurem Schlummer, und ihr, die ihr schläft, aus eurem tiefen Schlaf, erforscht eure Taten, kehrt um zur Buße und gedenkt eures Schöpfers! Laßt euch ermahnen, die ihr in den Nichtigkeiten der Zeit die Wahrheit vergesst und eure Lebensjahre in Eitelkeit und Leere verbringt, was nicht hilft und nicht rettet. Richtet euren Blick auf eure Seelen, bessert eure Wege und Taten, und ein jeder von euch verlasse seinen sündigen Weg und wende sich ab von seinen bösen Gedanken«.
Darum muss jeder Mensch sich immer als halb gerecht und halb schuldig oder frevelhaft betrachten, so wie die ganze Welt halb gerecht und halb schuldig ist. Begeht er nun eine Sünde, so fällt sie für ihn wie für die ganze Menschheit entscheidend in die Waagschale des Bösen und bringt Verderben. Tut er aber Gutes, so gibt er nicht nur für sich, sondern auch für die ganze Welt den Ausschlag zum Guten und verschafft sich und allen Menschen Hilfe und Heil, wie geschrieben steht: (Prov. 10:25): »Und der Fromme ist der Welt Stütze«, das heißt: Der Fromme kann für die ganze Menschheit den Ausschlag geben und sie retten. Darum ist es auch Brauch im ganzen Hause Israel, insbesondere Wohltätigkeit und Almosen zu üben und viele heilige Gebote zu halten, und in der Zwischenzeit vom Neujahrs- und Versöhnungstag noch mehr als das ganze Jahr hindurch. Man hat auch allgemein den Brauch angenommen, während dieser zehn Tage noch in der Nacht aufzustehen, um in den Synagogen zu beten, Buße zu tun und Reue zu empfinden, bis der Tag anbricht.

§ 5

בְּשָׁעָה שֶׁשּׁוֹקְלִין עֲוֹנוֹת אָדָם עִם זְכֻיּוֹתָיו אֵין מְחַשְּׁבִין עָלָיו עָוֹן שֶׁחָטָא בּוֹ תְּחִלָּה וְלֹא שֵׁנִי אֶלָּא מִשְּׁלִישִׁי וְאֵילָךְ. אִם נִמְצְאוּ עֲוֹנוֹתָיו מִשְּׁלִישִׁי וְאֵילָךְ מְרֻבִּין עַל זְכֻיּוֹתָיו אוֹתָם שְׁתֵּי עֲוֹנוֹת מִצְטָרְפִים וְדָנִין אוֹתוֹ עַל הַכּל. וְאִם נִמְצְאוּ זְכֻיּוֹתָיו כְּנֶגֶד עֲוֹנוֹתָיו אֲשֶׁר מֵעָוֹן שְׁלִישִׁי וְאֵילָךְ מַעֲבִירִים כָּל עֲוֹנוֹתָיו רִאשׁוֹן רִאשׁוֹן. לְפִי שֶׁהַשְּׁלִישִׁי נֶחְשָׁב רִאשׁוֹן שֶׁכְּבָר נִמְחֲלוּ הַשְּׁנַיִם. וְכֵן הָרְבִיעִי הֲרֵי הוּא רִאשׁוֹן שֶׁכְּבָר נִמְחַל הַשְּׁלִישִׁי וְכֵן עַד סוֹפָן. בַּמֶּה דְּבָרִים אֲמוּרִים בְּיָחִיד שֶׁנֶּאֱמַר (איוב לג כט) „הֶן כָּל אֵלֶּה יִפְעַל אֵל פַּעֲמַיִם שָׁלוֹשׁ עִם גָּבֶר“. אֲבָל הַצִּבּוּר תּוֹלִין לָהֶן עָוֹן רִאשׁוֹן שֵׁנִי וּשְׁלִישִׁי שֶׁנֶּאֱמַר (עמוס ב ו) „עַל שְׁלֹשָׁה פִּשְׁעֵי יִשְׂרָאֵל וְעַל אַרְבָּעָה לֹא אֲשִׁיבֶנּוּ“. וּכְשֶׁמְּחַשְּׁבִין לָהֶן עַל דֶּרֶךְ זֶה מְחַשְּׁבִין לָהֶן מֵרְבִיעִי וְאֵילָךְ. הַבֵּינוֹנִים אִם הָיָה בִּכְלַל מֶחֱצָה עֲוֹנוֹת שֶׁלָּהֶן שֶׁלֹּא הֵנִיחַ תְּפִלִּין מֵעוֹלָם דָּנִין אוֹתוֹ כְּפִי חֶטְאוֹ וְיֵשׁ לוֹ חֵלֶק לָעוֹלָם הַבָּא. וְכֵן כָּל הָרְשָׁעִים שֶׁעֲוֹנוֹתֵיהֶן מְרֻבִּים דָּנִין אוֹתָן כְּפִי חֲטָאֵיהֶם וְיֵשׁ לָהֶן חֵלֶק לָעוֹלָם הַבָּא שֶׁכָּל יִשְׂרָאֵל יֵשׁ לָהֶם חֵלֶק לָעוֹלָם הַבָּא אַף עַל פִּי שֶׁחָטְאוּ שֶׁנֶּאֱמַר (ישעיה ס כא) „וְעַמֵּךְ כֻּלָּם צַדִּיקִים לְעוֹלָם יִירְשׁוּ אָרֶץ“. אֶרֶץ זוֹ מָשָׁל כְּלוֹמַר אֶרֶץ הַחַיִּים וְהוּא הָעוֹלָם הַבָּא. וְכֵן חֲסִידֵי אֻמּוֹת הָעוֹלָם יֵשׁ לָהֶם חֵלֶק לָעוֹלָם הַבָּא:

[Vergebung der Sünden im einzelnen]
Wenn die Sünden eines Menschen gegen seine guten Taten abgewogen werden, so kommt eine Sünde, die zum ersten oder zweiten Male begangen worden ist, überhaupt nicht in Betracht. Wenn aber eine solche Sünde zum dritten Male begangen worden ist und die Summe aller Sünden die Summe der guten Taten überwiegt, so werden auch die beiden ersten Übertretungen berücksichtigt, und die Strafe erstreckt sich auf alle drei Male. Wenn aber die guten Taten überwiegen, nachdem erst der dritte Fall der Übertretung allein berücksichtigt worden ist, so werden ihm alle Sünden einzeln vergeben, indem jedes Vergehen, vom dritten Mal an gerechnet, immer nur als der erste Fall der Übertretung berücksichtigt wird; denn dieser gilt als der erste, weil die beiden vorhergehenden schon verziehen worden sind; dann gilt der vierte Fall als der erste, weil die beiden vorhergehenden schon verziehen worden sind, und so fort. Dies gilt aber nur für den einzelnen Menschen, wie geschrieben steht (Hiob 33:29-30): „Siehe, das alles tut Gott zwei- oder dreimal an einem jeglichen Menschen, um seine Seele vom Verderben zu erretten und ihn mit dem Licht der Lebendigen zu erleuchten.
Für eine ganze Gemeinde sind dagegen drei Vergehen vorbehalten, wie auch geschrieben steht: (Amos 2:4-6) »Für drei Sünden Israels (habe ich) keine Strafe verhängt, aber für die vierte muss ich Israel nicht vergeben«. Erst dann also unterliegt eine Gemeinde dem fernen Gericht, indem ihr erst die vierte Sünde angerechnet wird. Der Mittelmäßige aber, selbst wenn unter der Zahl seiner Sünden auch die wäre, dass er nie Tefillin legte, wird nach seinen Sünden gerichtet, verliert aber nicht seinen Anteil am Paradies. Ebenso werden auch alle Frevler, deren Sünden mehr sind als ihre guten Taten, nach ihren Sünden gerichtet, aber sie erhalten dennoch ihren Anteil am Paradies, denn alle Israeliten, auch wenn sie gesündigt haben, erhalten ihren Anteil am Paradies, wie geschrieben steht: (Jes. 60:21) »und dein ganzes Volk besteht aus Gerechten, die das Land besitzen werden ewiglich«. Das Wort Land ist hier nur beispielhaft gegeben, als ob es »das Land des Lebens«, also das ewige Leben bezeichnen sollte. Ebenso haben auch die frommen Nichtjuden Anteil am zukünftigen Leben.

§ 6

וְאֵלּוּ הֵן שֶׁאֵין לָהֶן חֵלֶק לָעוֹלָם הַבָּא אֶלָּא נִכְרָתִים וְאוֹבְדִין וְנִדּוֹנִין עַל גֹּדֶל רִשְׁעָם וְחַטָּאתָם לְעוֹלָם וּלְעוֹלְמֵי עוֹלָמִים. הַמִּינִים. וְהָאֶפִּיקוֹרוֹסִין. וְהַכּוֹפְרִים בַּתּוֹרָה. וְהַכּוֹפְרִים בִּתְחִיַּת הַמֵּתִים וּבְבִיאַת הַגּוֹאֵל. הַמְשֻׁמָּדִים. וּמַחֲטִיאֵי הָרַבִּים. וְהַפּוֹרְשִׁין מִדַּרְכֵי צִבּוּר. וְהָעוֹשֶׂה עֲבֵרוֹת בְּיָד רָמָה בְּפַרְהֶסְיָא כִּיהוֹיָקִים. וְהַמּוֹסְרִים. וּמַטִּילֵי אֵימָה עַל הַצִּבּוּר שֶׁלֹּא לְשֵׁם שָׁמַיִם. וְשׁוֹפְכֵי דָּמִים. וּבַעֲלֵי לָשׁוֹן הָרַע. וְהַמּוֹשֵׁךְ עָרְלָתוֹ:

[Ausrottung großer Frevler]
Folgende hingegen werden ihres Anteils am zukünftigen Leben ganz verlustig; sie sind verloren, dem Verderben oder der richterlichen Züchtigung je nach der Größe ihrer Frevel und Missetaten Preis gegeben, bis auf ewige Zeiten.

Die Sektierer,
die Epikureer,
Diejenigen, welche die Wahrheit der Tora, die Auferstehung der Toten, oder die Ankunft des Messias leugnen,
die Abtrünnigen,
die Volks-Verführer,
Diejenigen, welche von der Gemeinde abgefallen und
Diejenigen, welche öffentlich, mit Frechheit, sündigen (wie z.B. Jehojakim),
die Verräter
Diejenigen, welche einer Gemeinde Furcht einflößen, ohne dabei eine fromme Absicht im Auge zu haben,
die Mörder,
die Verleumder,
so wie auch diejenigen, welche ihre Vorhaut verlängern.

§ 7

חֲמִשָּׁה הֵן הַנִּקְרָאִים מִינִים. הָאוֹמֵר שֶׁאֵין שָׁם אֱלוֹהַּ וְאֵין לָעוֹלָם מַנְהִיג. וְהָאוֹמֵר שֶׁיֵּשׁ שָׁם מַנְהִיג אֲבָל הֵן שְׁנַיִם אוֹ יוֹתֵר. וְהָאוֹמֵר שֶׁיֵּשׁ שָׁם רִבּוֹן אֶחָד אֲבָל שֶׁהוּא גּוּף וּבַעַל תְּמוּנָה. וְכֵן הָאוֹמֵר שֶׁאֵינוֹ לְבַדּוֹ הָרִאשׁוֹן וְצוּר לַכּל. וְכֵן הָעוֹבֵד כּוֹכָב אוֹ מַזָּל וְזוּלָתוֹ כְּדֵי לִהְיוֹת מֵלִיץ בֵּינוֹ וּבֵין רִבּוֹן הָעוֹלָמִים. כָּל אֶחָד מֵחֲמִשָּׁה אֵלּוּ הוּא מִין:

Die Sektierer teilt man in fünf Klassen:

  1. Diejenigen, die behaupten, dass es keinen Gott gibt, der die Welt regiert;
  2. Diejenigen, die sagen, dass die Welt zwar regiert wird, es aber zwei oder noch mehr Regenten gibt;
  3. Diejenigen, die zwar zugeben, dass es einen Herrn der Welt gibt, aber behaupten, dass er Körper und Gestalt hat;
  4. Diejenigen, die den Grundsatz aufstellen wollen, dass Gott nicht das Urwesen und der erste Schöpfer des Universums ist;
  5. Diejenigen, die einen Himmelskörper oder einen Stern anbeten, um zwischen ihnen und dem Herrn der Welt zu vermitteln. Wer zu einer dieser fünf Klassen gehört, ist ein Sektierer.

§ 8

שְׁלֹשָׁה הֵן הַנִּקְרָאִים אֶפִּיקוֹרְסִין. הָאוֹמֵר שֶׁאֵין שָׁם נְבוּאָה כְּלָל וְאֵין שָׁם מַדָּע שֶׁמַּגִּיעַ מֵהַבּוֹרֵא לְלֵב בְּנֵי הָאָדָם. וְהַמַּכְחִישׁ נְבוּאָתוֹ שֶׁל משֶׁה רַבֵּנוּ. וְהָאוֹמֵר שֶׁאֵין הַבּוֹרֵא יוֹדֵעַ מַעֲשֵׂה בְּנֵי הָאָדָם. כָּל אֶחָד מִשְּׁלֹשָׁה אֵלּוּ הֵן אֶפִּיקוֹרוֹסִים. שְׁלֹשָׁה הֵן הַכּוֹפְרִים בַּתּוֹרָה. הָאוֹמֵר שֶׁאֵין הַתּוֹרָה מֵעִם ה‘ אֲפִלּוּ פָּסוּק אֶחָד אֲפִלּוּ תֵּבָה אַחַת אִם אָמַר משֶׁה אֲמָרוֹ מִפִּי עַצְמוֹ הֲרֵי זֶה כּוֹפֵר בַּתּוֹרָה. וְכֵן הַכּוֹפֵר בְּפֵרוּשָׁהּ וְהוּא תּוֹרָה שֶׁבְּעַל פֶּה וְהַמַּכְחִישׁ מַגִּידֶיהָ כְּגוֹן צָדוֹק וּבַיְתּוֹס. וְהָאוֹמֵר שֶׁהַבּוֹרֵא הֶחֱלִיף מִצְוָה זוֹ בְּמִצְוָה אַחֶרֶת וּכְבָר בָּטְלָה תּוֹרָה זוֹ אַף עַל פִּי שֶׁהִיא הָיְתָה מֵעִם ה‘ כְּגוֹן הָהַגְרִים. כָּל אֶחָד מִשְּׁלֹשָׁה אֵלּוּ כּוֹפֵר בַּתּוֹרָה:

Dreierlei Arten von Epikureer gibt es:

  1. Diejenigen, die sagen, es gäbe keinen Propheten und kein höheres Wissen, das der Schöpfer in das Herz des Menschen legen könne;
  2. Die das Prophetentum unseres Lehrers Moses leugnen, und
  3. Diejenigen, die behaupten, dass der Schöpfer die Taten der Menschen nicht kennt. Jeder dieser drei gehört zu den Epikureern.

Dreierlei Arten von Leugnern der Tora gibt es:

  1. Diejenigen, die behaupten, Moses habe auch nur ein einziges Wort der Tora aus eigenem Antrieb (ohne göttliche Eingebung) niedergeschrieben, auch wenn sie behaupten, alles andere sei von Gott;
  2. Diejenigen, welche die Auslegung der Tora, des mündlichen Gesetzes, leugnen oder die Autorität der Sprecher der Tora in Frage stellen, wie es Zadok und Baitos taten.
  3. Diejenigen, welche da behaupten wollen, dass der Schöpfer irgend ein Gebot durch ein anderes ersetzt, und dass die Tora schon aufgehört zu gelten, obgleich sie von Gott herrührt, wie z.B. die Christen und die Muslime.

Ein jeder von diesen Dreien heißt Toraleugner.

§ 9

שְׁנַיִם הֵם הַמּוּמָרִים מִיִּשְׂרָאֵל. הַמּוּמָר לַעֲבֵרָה אַחַת וְהַמּוּמָר לְכָל הַתּוֹרָה כֻּלָּהּ. מוּמָר לַעֲבֵרָה אַחַת זֶה שֶׁהֶחֱזִיק עַצְמוֹ לַעֲשׂוֹת אוֹתָהּ עֲבֵרָה בְּזָדוֹן וְהֻרְגָּל וְנִתְפַּרְסֵם בָּהּ אֲפִלּוּ הָיְתָה מִן הַקַּלּוֹת כְּגוֹן שֶׁהֻחְזַק תָּמִיד לִלְבֹּשׁ שַׁעַטְנֵז אוֹ לְהַקִּיף פֵּאָה וְנִמְצָא כְּאִלּוּ בָּטְלָה מִצְוָה זוֹ מִן הָעוֹלָם אֶצְלוֹ הֲרֵי זֶה מוּמָר לְאוֹתוֹ דָּבָר וְהוּא שֶׁיַּעֲשֶׂה לְהַכְעִיס. מוּמָר לְכָל הַתּוֹרָה כֻּלָּהּ כְּגוֹן הַחוֹזְרִים לְדָתֵי הָעוֹבְדֵי כּוֹכָבִים בְּשָׁעָה שֶׁגּוֹזְרִין גְּזֵרָה וְיִדְבַּק בָּהֶם וְיֹאמַר מַה בֶּצַע לִי לְהִדַּבֵּק בְּיִשְׂרָאֵל שֶׁהֵם שְׁפָלִים וְנִרְדָּפִים טוֹב לִי שֶׁאֶדַּבֵּק בְּאֵלּוּ שֶׁיָּדָם תַּקִּיפָה. הֲרֵי זֶה מוּמָר לְכָל הַתּוֹרָה כֻּלָּהּ:

Zwei Arten von Gesetz-Verächter gibt es:

  1. Wer ein einziges Gesetz verachtet, um einer einzigen Sünde willen.
  2. Wer die ganze Tora verachtet.

Ein einzelnes Gesetz verachten heißt: Eine Sünde mutwillig und mit Vorsatz begehen, sich daran gewöhnen und überall öffentlich damit auftreten; ganz gleich, ob diese Sünde auch nur zu den leichteren gehört. Wie z.B. Es ist allgemein bekannt, dass derjenige, der sich in Schatnez (Mischung aus Wolle und Flachs) kleidet, oder sein Haar ringsum geschoren trägt, und dadurch die Meinung erweckt, als ob diese Verbote für ihn gar nicht bestünden, in Bezug auf das übertretene Gebot als Verächter des Gesetzes angesehen werden muss. Dies gilt jedoch nur in den Fällen, in denen die Übertretung des eben bezeichneten Gesetzes mit der Absicht verbunden war, den Ewigen zu erzürnen. — Verächter der ganzen Tora sind z. B. solche, die zum Schein den Glauben der Nichtjuden annehmen, mit ihnen gemeinsame Sache machen, wenn sie es befehlen, und bei sich denken: Was haben wir davon, wenn wir mit den Israeliten eine Gemeinschaft bilden, die doch jetzt überall unterdrückt und verfolgt werden, besser schlagen wir uns auf die Seite derer, die eine so große Übermacht haben. Wer so denkt, ist ein Verächter der ganzen Tora.

§ 10

מַחֲטִיאֵי הָרַבִּים כֵּיצַד. אֶחָד שֶׁהֶחְטִיא בְּדָבָר גָּדוֹל כְּגוֹן יָרָבְעָם וְצָדוֹק וּבַיְתּוֹס. וְאֶחָד שֶׁהֶחְטִיא בְּדָבָר קַל אֲפִלּוּ לְבַטֵּל מִצְוַת עֲשֵׂה. וְאֶחָד הָאוֹנֵס אֲחֵרִים עַד שֶׁיֶּחְטְאוּ כִּמְנַשֶּׁה שֶׁהָיָה הוֹרֵג אֶת יִשְׂרָאֵל עַד שֶׁיַּעַבְדוּ עֲבוֹדַת כּוֹכָבִים, אוֹ שֶׁהִטְעָה אֲחֵרִים וְהִדִּיחָם:

Ein Volksverführer ist entweder derjenige, der eine Gemeinde zu einer großen Sünde verführt, wie Jerabeam, Zadok und Baithos, oder auch zur Aufhebung eines einfachen Gebotes; oder derjenige, der auch andere zur Sünde verführt, wie Menasche, der die Israeliten so lange mit dem Tode bedrohte, bis sie sich dem Götzendienst hingaben; schließlich auch derjenige, der Irrlehren unter andere verbreitet und sie dadurch vom rechten Weg abbringt, wie Jeschu (Jesus).

§ 11

הַפּוֹרֵשׁ מִדַּרְכֵי צִבּוּר אַף עַל פִּי שֶׁלֹּא עָבַר עֲבֵרוֹת אֶלָּא נִבְדָּל מֵעֲדַת יִשְׂרָאֵל וְאֵינוֹ עוֹשֶׂה מִצְוֹת בִּכְלָלָן וְלֹא נִכְנָס בְּצָרָתָן וְלֹא מִתְעַנֶּה בְּתַעֲנִיתָן אֶלָּא הוֹלֵךְ בְּדַרְכּוֹ כְּאֶחָד מִגּוֹיֵי הָאָרֶץ וּכְאִלּוּ אֵינוֹ מֵהֶן אֵין לוֹ חֵלֶק לָעוֹלָם הַבָּא. הָעוֹשֶׂה עֲבֵרוֹת בְּיָד רָמָה כִּיהוֹיָקִים בֵּין שֶׁעָשָׂה קַלּוֹת בֵּין שֶׁעָשָׂה חֲמוּרוֹת אֵין לוֹ חֵלֶק לָעוֹלָם הַבָּא. וְזֶהוּ הַנִּקְרָא מְגַלֶּה פָּנִים בַּתּוֹרָה מִפְּנֵי שֶׁהֵעֵז מִצְחוֹ וְגִלָּה פָּנָיו וְלֹא בּוֹשׁ מִדִּבְרֵי תּוֹרָה:

Als von der Gemeinde abgefallen gilt, wer, ohne eine Missetat zu begehen, im Allgemeinen nicht an der Erfüllung der Gebote der israelitischen Gemeinde teilnimmt, an ihren Leiden keinen Anteil hat und ihre Feste nicht hält, sondern einen Privatweg geht wie einer von den Völkern der Erde, als wäre er gar kein Israelit. Ein solcher Mensch hat auch keinen Anteil an der zukünftigen Welt. Unter »öffentlich sündigen«, wie es Jehojakim tat, ist auch die öffentliche Übertretung der Haupt- und Nebengebote zu verstehen. Wer sich dessen schuldig macht, gilt als einer, der sein Haupt vor dem Gesetz entblößt (ein orientalischer Ausdruck für Frivolität), indem er es mit frecher Stirn und unverschämtem Gesicht verhöhnt.

§ 12

שְׁנַיִם הֵם הַמּוֹסְרִין. הַמּוֹסֵר חֲבֵרוֹ בְּיַד עַכּוּ“ם לְהָרְגוֹ אוֹ לְהַכּוֹתוֹ. וְהַמּוֹסֵר מָמוֹן חֲבֵרוֹ בְּיַד עַכּוּ“ם אוֹ בְּיַד אַנָּס שֶׁהוּא כְּעַכּוּ“ם. וּשְׁנֵיהֶם אֵין לָהֶם חֵלֶק לָעוֹלָם הַבָּא:

Ein Verräter ist, wer einen Juden den Nichtjuden verrät, damit sie ihn schlagen oder töten, und wer das Geld eines Juden einem Nichtjuden oder einem Vollstrecker gibt. Beide haben keinen Anteil am zukünftigen Leben.

§ 13

מַטִּילֵי אֵימָה עַל הַצִּבּוּר שֶׁלֹּא לְשֵׁם שָׁמַיִם זֶה הָרוֹדֶה צִבּוּר בְּחָזְקָה וְהֵם יְרֵאִים וּמְפַחֲדִים מִמֶּנּוּ וְכַוָּנָתוֹ לִכְבוֹד עַצְמוֹ וְכָל חֲפָצָיו שֶׁלֹּא לִכְבוֹד שָׁמַיִם כְּגוֹן מַלְכֵי הָעַכּוּ“ם:

Als solche, die einer Gemeinde Furcht einflößen, ohne ein gutes Ziel vor Augen zu haben, werden diejenigen angesehen, die eine Gemeinde mit Gewalt beherrschen, so dass alle vor ihnen Furcht haben und sich vor ihnen ängstigen müssen, obwohl sie nur von ihrer Ehrfurcht getrieben werden und nicht von einem frommen Ziel; wie die Könige der Nichtjuden.

§ 14

כָּל אֶחָד וְאֶחָד מֵעֶשְׂרִים וְאַרְבָּעָה אֲנָשִׁים אֵלּוּ שֶׁמָּנִינוּ אַף עַל פִּי שֶׁהֵן מִיִּשְׂרָאֵל אֵין לָהֶם חֵלֶק לָעוֹלָם הַבָּא. וְיֵשׁ עֲבֵרוֹת קַלּוֹת מֵאֵלּוּ וְאַף עַל פִּי כֵן אָמְרוּ חֲכָמִים שֶׁהָרָגִיל בָּהֶן אֵין לָהֶם חֵלֶק לָעוֹלָם הַבָּא (וּכְדֵי) [וּכְדַאי] הֵן לְהִתְרַחֵק מֵהֶן וּלְהִזָּהֵר בָּהֶן. וְאֵלּוּ הֵן. הַמְכַנֶּה שֵׁם לַחֲבֵרוֹ. וְהַקּוֹרֵא לַחֲבֵרוֹ בְּכִנּוּיוֹ. וְהַמַּלְבִּין פְּנֵי חֲבֵרוֹ בָּרַבִּים. וְהַמִּתְכַּבֵּד בִּקְלוֹן חֲבֵרוֹ. וְהַמְבַזֶּה תַּלְמִידֵי חֲכָמִים. וְהַמְבַזֶּה רַבּוֹתָיו. וְהַמְבַזֶּה אֶת הַמּוֹעֲדוֹת. וְהַמְחַלֵּל אֶת הַקָּדָשִׁים. בַּמֶּה דְּבָרִים אֲמוּרִים שֶׁכָּל אֶחָד מֵאֵלּוּ אֵין לוֹ חֵלֶק לָעוֹלָם הַבָּא כְּשֶׁמֵּת בְּלֹא תְּשׁוּבָה אֲבָל אִם שָׁב מֵרִשְׁעוֹ וּמֵת וְהוּא בַּעַל תְּשׁוּבָה הֲרֵי זֶה מִבְּנֵי הָעוֹלָם הַבָּא שֶׁאֵין לְךָ דָּבָר שֶׁעוֹמֵד בִּפְנֵי הַתְּשׁוּבָה. אֲפִלּוּ כָּפַר בָּעִקָּר כָּל יָמָיו וּבָאַחֲרוֹנָה שָׁב יֵשׁ לוֹ חֵלֶק לָעוֹלָם הַבָּא שֶׁנֶּאֱמַר (ישעיה נז יט) „שָׁלוֹם שָׁלוֹם לָרָחוֹק וְלַקָּרוֹב אָמַר ה‘ וּרְפָאתִיו“. כָּל הָרְשָׁעִים וְהַמּוּמָרִים וְכַיּוֹצֵא בָּהֶן שֶׁחָזְרוּ בִּתְשׁוּבָה בֵּין בְּגָלוּי בֵּין בְּמַטְמוֹנִיּוֹת מְקַבְּלִין אוֹתָן שֶׁנֶּאֱמַר (ירמיה ג יד) „שׁוּבוּ בָּנִים שׁוֹבָבִים“. אַף עַל פִּי שֶׁעֲדַיִן שׁוֹבָב הוּא שֶׁהֲרֵי בַּסֵּתֶר שָׁב וְלֹא בְּגָלוּי מְקַבְּלִין אוֹתוֹ בִּתְשׁוּבָה:

Wer zu einer der vierundzwanzig Arten von Sündern gehört, die hier aufgezählt sind, verliert, auch wenn er sich Israelit nennt, seinen Anteil an der zukünftigen Welt. Es gibt aber auch Sünden, die leichter sind als die vorhin genannten; dennoch haben unsere Weisen gesagt, dass derjenige, der sie sich zur Gewohnheit macht, ebenfalls keinen Anteil am zukünftigen Leben hat, und deshalb muss wohl jedem dringend geraten werden, sich von ihnen fernzuhalten und sie nicht zu begehen. Solche Übertreter des Gesetzes sind folgende:
Wer seinem Nächsten einen Spitznamen gibt;
wer ihn mit einem solchen Spitznamen anredet;
wer ihn öffentlich beschämt;
wer die Schande seines Nächsten zu seinem Vorteil ausnutzt;
wer die Gelehrten verspottet; wer seinen Lehrer beleidigt;
wer den Feiertag verachtet und die Heiligtümer entweiht.

Sie alle aber verlieren ihren Anteil am ewigen Leben nur, wenn sie ohne Teschuwa sterben. Hat er aber Teschuwa getan und ist als Büßer gestorben, so gehört er zu denen, die ins Paradies kommen, denn es gibt keine Sünde, die nicht durch Teschuwa gesühnt werden kann. Auch wenn jemand sein ganzes Leben lang Gott verleugnet hat, dies aber am Ende seines Lebens bereut, so hat er dennoch seinen Anteil am zukünftigen Leben, wie geschrieben steht: (Jes. 57:19) »Friede, Friede denen in der Ferne und denen in der Nähe, spricht der Herr, und ich will sie heilen« – Alle Sünder und alle Gottesverächter, wenn sie Teschuwa machen, sei es öffentlich oder im Verborgenen, werden jederzeit wieder aufgenommen, wie geschrieben steht: (Jer. 3:14,22) »Kehrt um, ihr abtrünnigen Kinder«. Auch wer die Teschuwa nur im Verborgenen und nicht öffentlich vollzogen hat und deshalb als Abgefallener gelten musste, wird dennoch als Büßer wieder aufgenommen.

Kapitel 4

§ 1

אַרְבָעָה וְעֶשְׂרִים דְּבָרִים מְעַכְּבִין אֶת הַתְּשׁוּבָה. אַרְבָּעָה מֵהֶן עָוֹן גָּדוֹל וְהָעוֹשֶׂה אֶחָד מֵהֶן אֵין הַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא מַסְפִּיק בְּיָדוֹ לַעֲשׂוֹת תְּשׁוּבָה לְפִי גֹּדֶל חֶטְאוֹ. וְאֵלּוּ הֵן. א) הַמַּחְטִיא אֶת הָרַבִּים וּבִכְלַל עָוֹן זֶה הַמְעַכֵּב אֶת הָרַבִּים מִלַּעֲשׂוֹת מִצְוָה. ב) וְהַמַּטֶּה אֶת חֲבֵרוֹ מִדֶּרֶךְ טוֹבָה לְרָעָה כְּגוֹן מֵסִית וּמַדִּיחַ. ג) הָרוֹאֶה בְּנוֹ יוֹצֵא לְתַרְבּוּת רָעָה וְאֵינוֹ מְמַחֶה בְּיָדוֹ. הוֹאִיל וּבְנוֹ בִּרְשׁוּתוֹ אִלּוּ מִחָה בּוֹ הָיָה פּוֹרֵשׁ וְנִמְצָא כְּמַחְטִיאוֹ. וּבִכְלַל עָוֹן זֶה כָּל שֶׁאֶפְשָׁר בְּיָדוֹ לִמְחוֹת בַּאֲחֵרִים בֵּין יָחִיד בֵּין רַבִּים וְלֹא מִחָה אֶלָּא יַנִּיחֵם בְּכִשְׁלוֹנָם. ד) וְהָאוֹמֵר אֶחְטָא וְאָשׁוּב וּבִכְלַל זֶה הָאוֹמֵר אֶחְטָא וְיוֹם הַכִּפּוּרִים מְכַפֵּר:

[Hindernis der Teschuwa]
Vier und zwanzig Verbrechen verhindern die Teschuwa. Vier von ihnen sind so schwerwiegend, dass der Heilige, gepriesen sei Er, demjenigen, der eines von ihnen begeht, je nach der Schwere seines Vergehens die Zeit für die Teschuwa verweigert. Diese sind:

1. Wer eine Gemeinde zur Sünde verführt, und wer sie von guten Werken abhält.
2. Wenn jemand seinen Nächsten vom Guten zum Bösen verführt, wie die in der Tora erwähnten Aufwiegler und Verführer.
3. Wenn jemand sieht, wie sein Sohn sich einem schlechten Lebenswandel hingibt, ohne ihn davon abzuhalten; denn der Sohn steht unter der Gewalt des Vaters, und wenn der Vater ihm widerstanden hätte, hätte er sich von der Sünde losgesagt, so ist er als ein Verführer anzusehen. Zu dieser Kategorie gehört auch jeder, in dessen Macht es gestanden hätte, seinen Nächsten von der Sünde abzuhalten, der es aber nicht getan hat, und zwar sowohl in Bezug auf einen einzelnen Menschen als auch in Bezug auf eine ganze Gemeinschaft, wenn er sie in die Sünde hat fallen lassen.
4. Wenn jemand sagt: Ich werde sündigen und dann Teschuwa tun. Dem ist auch gleich, wer sagt: Ich werde sündigen, und am Versöhnungstag wird mir meine Sünde vergeben werden.

§ 2

וּמֵהֶן חֲמִשָּׁה דְּבָרִים הַנּוֹעֲלִים דַּרְכֵי הַתְּשׁוּבָה בִּפְנֵי עוֹשֵׂיהֶן. וְאֵלּוּ הֵן. א) הַפּוֹרֵשׁ מִן הַצִּבּוּר, לְפִי שֶׁבִּזְמַן שֶׁיַּעֲשׂוּ תְּשׁוּבָה לֹא יִהְיֶה עִמָּהֶן וְאֵינוֹ זוֹכֶה עִמָּהֶן בִּזְכוּת שֶׁעוֹשִׂין. ב) וְהַחוֹלֵק עַל דִּבְרֵי חֲכָמִים, לְפִי שֶׁמַּחְלָקְתוֹ גּוֹרֶמֶת לוֹ לִפְרשׁ מֵהֶן וְאֵינוֹ יוֹדֵעַ דַּרְכֵי הַתְּשׁוּבָה. ג) וְהַמַּלְעִיג עַל הַמִּצְוֹת, שֶׁכֵּיוָן שֶׁנִּתְבַּזּוּ בְּעֵינָיו אֵינוֹ רוֹדֵף אַחֲרֵיהֶן וְלֹא עוֹשָׂן וְאִם לֹא יַעֲשֶׂה בַּמֶּה יִזְכֶּה. ד) וְהַמְבַזֶּה רַבּוֹתָיו, שֶׁדָּבָר זֶה גּוֹרֵם לוֹ לְדָחֳפוֹ וּלְטָרְדוֹ כְּגֵיחֲזִי וּבִזְמַן שֶׁנִּטְרָד לֹא יִמְצָא מְלַמֵּד וּמוֹרֶה לוֹ דֶּרֶךְ הָאֱמֶת. ה) וְהַשּׂוֹנֵא אֶת הַתּוֹכָחוֹת שֶׁהֲרֵי לֹא הִנִּיחַ לוֹ דֶּרֶךְ תְּשׁוּבָה. שֶׁהַתּוֹכָחָה גּוֹרֶמֶת לִתְשׁוּבָה שֶׁבִּזְמַן שֶׁמּוֹדִיעִין לוֹ לָאָדָם חֲטָאָיו וּמַכְלִימִין אוֹתוֹ חוֹזֵר בִּתְשׁוּבָה כְּמוֹ שֶׁכָּתוּב בַּתּוֹרָה (דברים ט ז) „זְכֹר (וְ) אַל תִּשְׁכַּח“. (דברים ט ז) „מַמְרִים הֱיִיתֶם“. (דברים כט ג) „וְלֹא נָתַן ה‘ לָכֶם לֵב“. (דברים לב ו) „עַם נָבָל וְלֹא חָכָם“. וְכֵן יְשַׁעְיָהוּ הוֹכִיחַ אֶת יִשְׂרָאֵל וְאָמַר (ישעיה א ד) „הוֹי גּוֹי חֹטֵא“. (ישעיה א ג) „יָדַע שׁוֹר קֹנֵהוּ“. (ישעיה מח ד) „מִדַּעְתִּי כִּי קָשֶׁה אָתָּה“. וְכֵן צִוָּהוּ הָאֵל לְהוֹכִיחַ לַחַטָּאִים שֶׁנֶּאֱמַר (ישעיה נח א) „קְרָא בְגָרוֹן אַל תַּחְשֹׂךְ“. וְכֵן כָּל הַנְּבִיאִים הוֹכִיחוּ לְיִשְׂרָאֵל עַד שֶׁחָזְרוּ בִּתְשׁוּבָה. לְפִיכָךְ צָרִיךְ לְהַעֲמִיד בְּכָל קָהָל וְקָהָל מִיִּשְׂרָאֵל חָכָם גָּדוֹל וְזָקֵן וִירֵא שָׁמַיִם מִנְּעוּרָיו וְאָהוּב לָהֶם שֶׁיְּהֵא מוֹכִיחַ לָרַבִּים וּמַחֲזִירָן בִּתְשׁוּבָה, וְזֶה שֶּׁשּׂוֹנֵא אֶת הַתּוֹכָחוֹת אֵינוֹ בָּא לַמּוֹכִיחַ וְלֹא שׁוֹמֵעַ דְּבָרָיו לְפִיכָךְ יַעֲמֹד בְּחַטֹּאתָיו שֶׁהֵם בְּעֵינָיו טוֹבִים:

[Verschluss der Teschuwa]
Die folgenden fünf Sünden wiederum verschließen dem Täter die Tore der Teschuwa:

1. Wenn sich jemand von der Gemeinde absondert, weil er dadurch weder an der allgemeinen Teschuwa teilnehmen noch sich an den guten Werken beteiligen kann.
2. Wenn jemand den Worten der Weisen keine Beachtung schenkt und sich förmlich von ihnen trennt, indem er Meinungen hegt, die den ihren widersprechen, so dass ihm auch die Wege der Teschuwa unbekannt bleiben.
3. Wenn jemand die Gebote verspottet; denn sobald sie in seinen Augen verächtlich werden, sucht er sie nicht mehr, tut keines von ihnen und hat auf diese Weise keinen Weg zum Guten.
4. Wenn jemand seine Lehrer beleidigt; denn das kann sie veranlassen, ihn von sich zu weisen und förmlich zu verstoßen, wie Gehasi und Jeschua (Jesus); ist er aber einmal verstoßen, so findet er auch nicht leicht einen anderen Lehrer, der ihm den Weg der Wahrheit zeigen könnte.
5. Wenn jemand die Ermahnungsreden hasst; denn auf diese Weise schneidet er sich selbst die Rückkehr ab, da die Ermahnung immer die Vorgängerin der Teschuwa ist und der Mensch, dem man seine Sünden vorführt und ihn auf diese Weise beschämt, sich auch unwillkürlich der Teschuwa zuwendet; wie auch geschrieben steht: »Gedenke und vergesse nicht; widerspenstig waret ihr gegen Gott« (Deut. 9:7) »und Gott gab euch kein Herz, zu verstehen« (Deut. 29:4) »unwürdiges und unverständiges Volk« (Deut. 32:6). So finden wir auch, dass der Prophet Jesaias den Isaeliten Strafpredigten hält, indem er sagt: »O du sündhaft Volk! Der Ochs kennt seinen Herrn« (Jes. 1:3- 4) »da ich weiß, dass du hartnäckig bist« (Jes. 48:4). So auch gebot ihm Gott den Sündern Strafpredigten zu halten, indem er ihm sagt: »Rufe aus vollem Halse, spare keine Worte« (Jes. 48:1); und so ermahnten auch alle Propheten die Kinder Israel so lange, bis sie in Reue und Teschuwa zu Gott wiederkehrten. Daher ist es auch Pflicht in jeder Israelitischen Gemeinde einen großen Gelehrten, der schon bejahrt ist, von Jugend auf immer gottesfürchtig war und sich bei der Gemeinde beliebt gemacht, als Prediger anzustellen zu suchen, damit er die Menge ermahne und sie zur Teschuwa bekehre. Wer aber die Strafpredigten hasst, geht auch nicht zum Prediger hin, hört auch nicht auf seine Worte und bleibt immer bei seinen Sünden, die ihm behagen.

§ 3

וּמֵהֶם חֲמִשָּׁה דְּבָרִים הָעוֹשֶׂה אוֹתָן אִי אֶפְשָׁר לוֹ שֶׁיָּשׁוּב בִּתְשׁוּבָה גְּמוּרָה לְפִי שֶׁהֵם עֲוֹנוֹת שֶׁבֵּין אָדָם לַחֲבֵרוֹ וְאֵינוֹ יוֹדֵעַ חֲבֵרוֹ שֶׁחָטָא לוֹ כְּדֵי שֶׁיַּחֲזִיר לוֹ אוֹ יִשְׁאַל מִמֶּנּוּ לִמְחל לוֹ. וְאֵלּוּ הֵן. א) הַמְקַלֵּל אֶת הָרַבִּים וְלֹא קִלֵּל אָדָם יָדוּעַ כְּדֵי שֶׁיִּשְׁאַל מִמֶּנּוּ כַּפָּרָה. ב) וְהַחוֹלֵק עִם גַּנָּב, שֶׁלְּפִי שֶׁאֵינוֹ יוֹדֵעַ גְּנֵבָה זוֹ שֶׁל מִי הִיא אֶלָּא הַגַּנָּב גּוֹנֵב לָרַבִּים וּמֵבִיא לוֹ וְהוּא לוֹקֵחַ. וְעוֹד שֶׁהוּא מַחֲזִיק יַד הַגַּנָּב וּמַחְטִיאוֹ. ג) וְהַמּוֹצֵא אֲבֵדָה וְאֵינוֹ מַכְרִיז עָלֶיהָ עַד שֶׁיַּחֲזִירָהּ לִבְעָלֶיהָ, לְאַחַר זְמַן כְּשֶׁיַּעֲשֶׂה תְּשׁוּבָה אֵינוֹ יוֹדֵעַ לְמִי יַחֲזִיר. ד) וְהָאוֹכֵל שׁוֹר עֲנִיִּים וִיתוֹמִים וְאַלְמָנוֹת. אֵלּוּ בְּנֵי אָדָם אֻמְלָלִין הֵם וְאֵינָן יְדוּעִים וּמְפֻרְסָמִים וְגוֹלִים מֵעִיר לְעִיר וְאֵין לָהֶם מַכִּיר כְּדֵי שֶׁיֵּדַע שׁוֹר זֶה שֶׁל מִי הוּא וְיַחֲזִירֶנּוּ לוֹ. ה) וְהַמְקַבֵּל שֹׁחַד לְהַטּוֹת דִּין אֵינוֹ יוֹדֵעַ עַד הֵיכָן הִגִּיעַ הַטָּיָה זוֹ וְכַמָּה הִיא כֹּחָהּ כְּדֵי שֶׁיַּחֲזִיר, שֶׁהַדָּבָר יֵשׁ לוֹ רַגְלַיִם. וְעוֹד שֶׁהוּא מַחֲזִיק יַד זֶה וּמַחְטִיאוֹ:

[Mangel an Besänftigung und Verzeihung]
Es gibt noch fünf Sünden, die es demjenigen, der sie begeht, unmöglich machen, eine vollkommene Teschuwa zu vollziehen, weil es sich um Vergehen gegen den Nächsten handelt, und zwar dergestalt, dass der Täter den Beleidigten nicht kennt und daher auch nicht in der Lage ist, ihn zu entschädigen oder um Verzeihung zu bitten. Es sind nämlich folgende:

1. Wenn jemand die Menge verflucht, nicht aber eine bestimmte Person, die er um Verzeihung bitten könnte.
2. Wer mit Dieben Handel treibt, weil er nicht weiß, wem das gestohlene Gut gehört, indem der Dieb von anderen stiehlt, ihm das Gestohlene bringt und er es annimmt. Er hat aber auch eine große Sünde begangen, indem er dadurch den Dieb unterstützt und ihn noch mehr zur Sünde verleitet.
3. Wenn jemand etwas Verlorenes findet, ohne es öffentlich auszuschreiben, um es dem Eigentümer zurückzugeben. Wenn er erst nach langer Zeit Teschuwa macht, kann er nicht wissen, wem das verlorene Gut gehörte.
4. Jemand, der einen Ochsen isst, der den Armen, Waisen oder Witwen gehört. Es sind unglückliche Menschen, die in der Öffentlichkeit weder bekannt noch anerkannt sind. Sie ziehen von Stadt zu Stadt und es gibt niemanden, der sie erkennt und weiß, wem der Ochse gehörte, damit er ihm zurückgegeben werden kann.
5. Wenn jemand sich bestechen lässt, ein falsches Urteil zu fällen; da er nicht wissen kann, welchen Schaden dieses ungerechte Urteil anrichtet und welche Folgen es hat, so ist er auch nicht imstande, den Schaden zu ersetzen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Richter den Ungerechten in seinem Unrecht bestärkt und ihn noch mehr dazu verleitet.

§ 4

וּמֵהֶן חֲמִשָּׁה דְּבָרִים הָעוֹשֶׂה אוֹתָן אֵין חֶזְקָתוֹ לָשׁוּב מֵהֶן. לְפִי שֶׁהֵם דְּבָרִים קַלִּים בְּעֵינֵי רֹב הָאָדָם וְנִמְצָא חוֹטֵא וְהוּא יְדַמֶּה שֶׁאֵין זֶה חֵטְא. וְאֵלּוּ הֵן. א) הָאוֹכֵל מִסְּעֻדָּה שֶׁאֵינָהּ מַסְפֶּקֶת לִבְעָלֶיהָ שֶׁזֶּה אֲבַק גֵּזֶל הוּא. וְהוּא מְדַמֶּה שֶׁלֹּא חָטָא וְיֹאמַר כְּלוּם אָכַלְתִּי אֶלָּא בִּרְשׁוּתוֹ. ב) הַמִּשְׁתַּמֵּשׁ בַּעֲבוֹטוֹ שֶׁל עָנִי שֶׁהָעֲבוֹט שֶׁל עָנִי אֵינוֹ אֶלָּא כְּגוֹן קוֹרְדוֹם וּמַחֲרֵשָׁה וְיֹאמַר בְּלִבּוֹ אֵינָן חֲסֵרִים וַהֲרֵי לֹא גָּזַלְתִּי אוֹתוֹ. ג) הַמִּסְתַּכֵּל בַּעֲרָיוֹת מַעֲלֶה עַל דַּעְתּוֹ שֶׁאֵין בְּכָךְ כְּלוּם שֶׁהוּא אוֹמֵר וְכִי בָּעַלְתִּי אוֹ קָרַבְתִּי אֶצְלָהּ. וְהוּא אֵינוֹ יוֹדֵעַ שֶׁרְאִיַּת הָעֵינַיִם עָוֹן גָּדוֹל שֶׁהִיא גּוֹרֶמֶת לְגוּפָן שֶׁל עֲרָיוֹת שֶׁנֶּאֱמַר (במדבר טו לט) „וְלֹא תָתֻרוּ אַחֲרֵי לְבַבְכֶם וְאַחֲרֵי עֵינֵיכֶם“. ד) הַמִּתְכַּבֵּד בִּקְלוֹן חֲבֵרוֹ אוֹמֵר בְּלִבּוֹ שֶׁאֵינוֹ חֵטְא לְפִי שֶׁאֵין חֲבֵרוֹ עוֹמֵד שָׁם וְלֹא הִגִּיעַ לוֹ בּשֶׁת וְלֹא בִּיְּשׁוֹ אֶלָּא עָרַךְ מַעֲשָׂיו הַטּוֹבִים וְחָכְמָתוֹ לְמוּל מַעֲשֵׂה חֲבֵרוֹ אוֹ חָכְמָתוֹ כְּדֵי שֶׁיֵּרָאֶה מִכְּלָלוֹ שֶׁהוּא מְכֻבָּד וַחֲבֵרוֹ בָּזוּי. ה) וְהַחוֹשֵׁד כְּשֵׁרִים אוֹמֵר בְּלִבּוֹ שֶׁאֵינוֹ חֵטְא לְפִי שֶׁהוּא אוֹמֵר מֶה עָשִׂיתִי לוֹ וְכִי יֵשׁ שָׁם אֶלָּא חֲשָׁד שֶׁמָּא עָשָׂה אוֹ לֹא עָשָׂה וְהוּא אֵינוֹ יוֹדֵעַ שֶׁזֶּה עָוֹן שֶׁמֵּשִׂים אָדָם כָּשֵׁר בְּדַעְתּוֹ כְּבַעַל עֲבֵרָה:

[Unbedeutend erscheinende Sünden]
Es gibt noch fünf weitere Sünden, von denen anzunehmen ist, dass, wenn sie jemand begeht, er aller Wahrscheinlichkeit nach keine Teschuwa machen wird; denn sie erscheinen den meisten Menschen als zu unbedeutend, und sie begehen solche Sünden in dem Glauben, nicht gesündigt zu haben.

1. Wenn jemand an einer Mahlzeit teilnimmt, die für den Gastgeber nicht ausreicht. Dies wird heimlicher Diebstahl genannt; denn derjenige meint, er habe sich nichts zu Schulden kommen lassen, weil er mit Erlaubnis des Gastgebers gegessen hat.
2. Wenn jemand das Pfand eines Armen benutzt, da ein solches Pfand nur ein sehr unbedeutender Gegenstand sein kann, wie eine Axt, ein Pflug usw., und er bei sich denkt: Diese werden dadurch nicht verdorben, also begehe ich keineswegs Raub an den Armen.
3. Wenn jemand die Frau seines Nächsten mit lüsternen Blicken ansieht, dabei aber denkt: Das hat nichts zu bedeuten, denn ich begehe deshalb noch keine Unzucht mit ihr. Er bedenkt nicht, dass solche Blicke schon deshalb als Sünde anzusehen sind, weil sie zu einem Verbrechen führen können, wie geschrieben steht: »Und ihr sollt nicht eurem Herzen und euren Augen nachgehen« (Num. 15:39).
4. Wenn jemand sich Ehre verschaffen will, indem er seinen Nächsten erniedrigt. Ein solcher denkt bei sich, dass er nicht gesündigt habe, indem sein Nächster nicht zugegen war, und dass er ihn daher auch nicht beschämt habe, oder dass er ihn gar nicht beschämen wollte, indem er nur seine eigenen Taten und sein eigenes Wissen mit denen seines Nächsten vergleicht, woraus man aber schließen kann, wie ehrenwert er ist, und wie verächtlich sein Nächster ist.
5. Wer anständige Menschen verdächtigt. Er wird auch zu sich selbst sagen: »Ich habe nicht gesündigt«, denn er wird denken: »Was habe ich ihm getan? Ich habe doch nur Zweifel geweckt, ob er das Unrecht begangen hat oder nicht.« Er wird nicht erkennen, dass es eine Sünde ist, weil er einen anständigen Menschen für einen Übeltäter gehalten hat.

§ 5

וּמֵהֶן חֲמִשָּׁה דְּבָרִים הָעוֹשֶׂה אוֹתָם יִמָּשֵׁךְ אַחֲרֵיהֶם תָּמִיד וְקָשִׁים הֵם לִפְרשׁ מֵהֶן. לְפִיכָךְ צָרִיךְ אָדָם לְהִזָּהֵר מֵהֶן שֶׁמָּא יִדְבַּק בָּהֶן וְהֵן כֻּלָּן דֵּעוֹת רָעוֹת עַד מְאֹד. וְאֵלּוּ הֵן. רְכִילוּת. וְלָשׁוֹן הָרַע. וּבַעַל חֵמָה. וּבַעַל מַחֲשָׁבָה רָעָה. וְהַמִּתְחַבֵּר לָרָשָׁע מִפְּנֵי שֶׁהוּא לוֹמֵד מִמַּעֲשָׂיו וְהֵן נִרְשָׁמִים בְּלִבּוֹ. הוּא שֶׁאָמַר שְׁלֹמֹה (משלי יג כ) „וְרֹעֶה כְסִילִים יֵרוֹעַ“. וּכְבָר בֵּאַרְנוּ בְּהִלְכוֹת דֵּעוֹת דְּבָרִים שֶׁצָּרִיךְ כָּל אָדָם לִנְהֹג בָּהֶן תָּמִיד, קַל וָחֹמֶר לְבַעַל תְּשׁוּבָה:

[Schlechte Gewohnheiten von denen es schwer zu abzulassen ist]
Es gibt noch fünf Sünden, an die sich der Täter bald so gewöhnt, dass es ihm später schwer fällt, sie aufzugeben. Darum muss sich auch der Mensch sorgfältig hüten, sie nicht zur Gewohnheit werden zu lassen, denn es sind unselige Neigungen, nämlich: Klatsch und Tratsch, böser Leumund, Zorn, unreine Gedanken und der Umgang mit einem Bösen, weil man leicht seine Taten nachahmen und sie sich ins Herz einprägen könnte; wie auch der weise Salomo sagt: »Wer mit Toren Umgang hat, wird selbst schlecht« (Prov. 13:20). Wir haben schon in der Sittenlehre alles dargelegt, was jeder Mensch zu allen Zeiten zu beachten hat; um wie viel mehr muss dies von dem Büßer verlangt werden.

§ 6

כָּל אֵלּוּ הַדְּבָרִים וְכַיּוֹצֵא בָּהֶן אַף עַל פִּי שֶׁמְּעַכְּבִין אֶת הַתְּשׁוּבָה אֵין מוֹנְעִין אוֹתָהּ אֶלָּא אִם עָשָׂה אָדָם תְּשׁוּבָה מֵהֶן הֲרֵי זֶה בַּעַל תְּשׁוּבָה וְיֵשׁ לוֹ חֵלֶק לָעוֹלָם הַבָּא:

Wenn nun alle diese Sünden die Teschuwa erschweren, so hindern sie nicht und machen sie nicht unmöglich. Im Gegenteil, wer sie aufrichtig bereut und Teschuwa tut, wird dennoch ein Büßer genannt und hat Anteil an der zukünftigen Welt.

Kapitel 5

§ 1

רְשׁוּת לְכָל אָדָם נְתוּנָה. אִם רָצָה לְהַטּוֹת עַצְמוֹ לְדֶרֶךְ טוֹבָה וְלִהְיוֹת צַדִּיק הָרְשׁוּת בְּיָדוֹ. וְאִם רָצָה לְהַטּוֹת עַצְמוֹ לְדֶרֶךְ רָעָה וְלִהְיוֹת רָשָׁע הָרְשׁוּת בְּיָדוֹ. הוּא שֶׁכָּתוּב בַּתּוֹרָה (בראשית ג כב) „הֵן הָאָדָם הָיָה כְּאַחַד מִמֶּנּוּ לָדַעַת טוֹב וָרָע“. כְּלוֹמַר הֵן מִין זֶה שֶׁל אָדָם הָיָה יָחִיד בָּעוֹלָם וְאֵין מִין שֵׁנִי דּוֹמֶה לוֹ בְּזֶה הָעִנְיָן שֶׁיְּהֵא הוּא מֵעַצְמוֹ בְּדַעְתּוֹ וּבְמַחֲשַׁבְתּוֹ יוֹדֵעַ הַטּוֹב וְהָרַע וְעוֹשֶׂה כָּל מַה שֶּׁהוּא חָפֵץ וְאֵין מִי שֶׁיְּעַכֵּב בְּיָדוֹ מִלַּעֲשׂוֹת הַטּוֹב אוֹ הָרַע. וְכֵיוָן שֶׁכֵּן הוּא פֶּן יִשְׁלַח יָדוֹ:

[Der Freie Wille und die Verantwortung des Menschen]
Jedem Menschen ist die volle Freiheit des Willens eigen, d. h. wenn er sich dem Guten zuwenden und fromm sein will, so kann er es. Nicht minder steht es in seiner Macht, sich dem Bösen zuzuwenden und ein Sünder zu sein. Darauf weisen auch die Worte der Schrift hin: »Siehe, der Mensch ist geworden wie unser einer, zu erkennen, was gut und was böse ist« (Gen. 3:22), was so viel sagen will, als: das Menschengeschlecht ist auch einzigartig in der Welt, so dass kein zweites ihm in dieser Hinsicht gleichkommen kann. Darum besitzt auch der Mensch in seinem eigenen Wissen und Denken die Fähigkeit, das Gute wie das Böse als solches zu erkennen und zu tun, was er will, so dass ihn niemand daran hindern kann, das Gute oder das Böse zu wählen. Daher »damit er nicht seine Hand ausstreckt und vom Baum des Lebens nimmt«.

§ 2

אַל יַעֲבֹר בְּמַחֲשַׁבְתְּךָ דָּבָר זֶה שֶׁאוֹמְרִים טִפְּשֵׁי אֻמּוֹת הָעוֹלָם וְרֹב גָּלְמֵי בְּנֵי יִשְׂרָאֵל שֶׁהַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא גּוֹזֵר עַל הָאָדָם מִתְּחִלַּת בְּרִיָּתוֹ לִהְיוֹת צַדִּיק אוֹ רָשָׁע. אֵין הַדָּבָר כֵּן אֶלָּא כָּל אָדָם רָאוּי לוֹ לִהְיוֹת צַדִּיק כְּמשֶׁה רַבֵּנוּ אוֹ רָשָׁע כְּיָרָבְעָם אוֹ חָכָם אוֹ סָכָל אוֹ רַחֲמָן אוֹ אַכְזָרִי אוֹ כִּילַי אוֹ שׁוּעַ וְכֵן שְׁאָר כָּל הַדֵּעוֹת. וְאֵין לוֹ מִי שֶׁיִּכְפֵּהוּ וְלֹא גּוֹזֵר עָלָיו וְלֹא מִי שֶׁמּוֹשְׁכוֹ לְאֶחָד מִשְּׁנֵי הַדְּרָכִים אֶלָּא הוּא מֵעַצְמוֹ וּמִדַּעְתּוֹ נוֹטֶה לְאֵי זוֹ דֶּרֶךְ שֶׁיִּרְצֶה. הוּא שֶׁיִּרְמְיָהוּ אָמַר (איכה ג לח) „מִפִּי עֶלְיוֹן לֹא תֵצֵא הָרָעוֹת וְהַטּוֹב“. כְּלוֹמַר אֵין הַבּוֹרֵא גּוֹזֵר עַל הָאָדָם לִהְיוֹת טוֹב וְלֹא לִהְיוֹת רַע. וְכֵיוָן שֶׁכֵּן הוּא נִמְצָא זֶה הַחוֹטֵא הוּא הִפְסִיד אֶת עַצְמוֹ. וּלְפִיכָךְ רָאוּי לוֹ לִבְכּוֹת וּלְקוֹנֵן עַל חֲטָאָיו וְעַל מַה שֶּׁעָשָׂה לְנַפְשׁוֹ וּגְמָלָהּ רָעָה. הוּא שֶׁכָּתוּב אַחֲרָיו (איכה ג לט) „מַה יִּתְאוֹנֵן אָדָם חָי“ וְגוֹ‘. וְחָזַר וְאָמַר הוֹאִיל וּרְשׁוּתֵנוּ בְּיָדֵינוּ וּמִדַּעְתֵּנוּ עָשִׂינוּ כָּל הָרָעוֹת רָאוּי לָנוּ לַחֲזֹר בִּתְשׁוּבָה וְלַעֲזֹב רִשְׁעֵנוּ שֶׁהָרְשׁוּת עַתָּה בְּיָדֵינוּ. הוּא שֶׁכָּתוּב אַחֲרָיו (איכה ג מ) „נַחְפְּשָׂה דְרָכֵינוּ וְנַחְקֹרָה וְנָשׁוּבָה“ וְגוֹ‘:

Lass nicht den Gedanken in dir aufkommen, den auch die nichtjüdischen Völker, die sich im Irrtum befanden, und viele ungebildete Israeliten glauben machen wollten, dass nämlich der Heilige, gelobt er, den Menschen bei seiner Erschaffung vorherbestimmt habe, ob er fromm oder sündhaft sein werde. Das ist keineswegs der Fall; sondern jeder Mensch kann so fromm sein wie unser Lehrer Moses oder so sündhaft wie Jerobeam; er kann weise oder unvernünftig, barmherzig oder hartherzig, geizig oder freigebig handeln; ebenso steht es in seiner Macht, alle Neigungen nach seiner Wahl zu beherrschen. Niemand kann ihn zu dem einen oder anderen Lebensweg zwingen, sondern er selbst, geleitet von seinem eigenen Gewissen, wendet sich dem Weg zu, den er gehen will. Darauf zielen auch die Worte des Propheten Jeremia, der sagt (Klagelieder 3:38): »Aus dem Munde des Herrn geht weder Böses noch Gutes hervor«, als ob er sagen wollte, der Schöpfer gebiete dem Menschen gar nicht, gut oder böse zu sein. Bei diesem Verhältnis der Dinge aber bleibt der Sünder selbst schuld an seinem Unglück, und darum muss er auch weinen und klagen über seine Sünden und über das Böse, das er seiner eigenen Seele angetan hat; wie es auch im folgenden Vers heißt: »Was murrt der lebendige Mensch, der sich durch seine eigenen Sünden ins Unglück gestürzt hat.« (Klagelieder 3:39). Dann aber fährt der Prophet fort, indem er spricht: Da wir die freie Wahl in unserer Macht haben, und wir mit unserem Gewissen das Böse geübt haben, so geziemt es uns auch, Teschuwa zu tun und die Sünde zu lassen, wenn wir es vermögen; wie es heißt (ebd. 5:40): Laßt uns prüfen unsere Wege usw.

§ 3

וְדָבָר זֶה עִקָּר גָּדוֹל הוּא וְהוּא עַמּוּד הַתּוֹרָה וְהַמִּצְוָה שֶׁנֶּאֱמַר (דברים ל טו) „רְאֵה נָתַתִּי לְפָנֶיךָ הַיּוֹם אֶת הַחַיִּים“. וּכְתִיב (דברים יא כו) „רְאֵה אָנֹכִי נֹתֵן לִפְנֵיכֶם הַיּוֹם“. כְּלוֹמַר שֶׁהָרְשׁוּת בְּיֶדְכֶם. וְכָל שֶׁיַּחְפֹּץ הָאָדָם לַעֲשׂוֹת מִמַּעֲשֵׂה בְּנֵי הָאָדָם עוֹשֶׂה בֵּין טוֹבִים בֵּין רָעִים. וּמִפְּנֵי זֶה הָעִנְיָן נֶאֱמַר (דברים ה כו) „מִי יִתֵּן וְהָיָה לְבָבָם זֶה לָהֶם“. כְּלוֹמַר שֶׁאֵין הַבּוֹרֵא כּוֹפֶה בְּנֵי הָאָדָם וְלֹא גּוֹזֵר עֲלֵיהֶן לַעֲשׂוֹת טוֹבָה אוֹ רָעָה אֶלָּא הַכּל מָסוּר לָהֶם:

Dieser Gegenstand ist ein Hauptprinzip und eine Stütze der Tora und des Gebotes, denn es heißt: »Siehe, ich habe vor dich heute hingelegt das Leben und den Tod usw.« (Deut 30:15) ebenso heißt es: »Siehe ich lege vor dich hin heute Segen und Fluch« (Deut. 11:26); was soviel sagen will als: »Ihr habt die freie Wahl und Alles, was der Mensch in menschlichen Dingen nur tun will, das kann er auch vollbringen, sei es schlecht oder gut. Daher heißt es auch (Deut. 5:29): «O möchte ihr Herz immer so bleiben u. s. w.«; als sollte dadurch angedeutet werden, dass der Schöpfer den Menschen nicht zwinge, noch im Voraus bestimme, ob sie Gutes oder Schlechtes tun sollen, sondern Alles ihrer eigenen freien Wahl überlässt.

§ 4

אִלּוּ הָאֵל הָיָה גּוֹזֵר עַל הָאָדָם לִהְיוֹת צַדִּיק אוֹ רָשָׁע אוֹ אִלּוּ הָיָה שָׁם דָּבָר שֶׁמּוֹשֵׁךְ אֶת הָאָדָם בְּעִקַּר תּוֹלַדְתּוֹ לְדֶרֶךְ מִן הַדְּרָכִים אוֹ לְמַדָּע מִן הַמַּדָּעוֹת אוֹ לְדֵעָה מִן הַדֵּעוֹת אוֹ לְמַעֲשֶׂה מִן הַמַּעֲשִׂים כְּמוֹ שֶׁבּוֹדִים מִלִּבָּם הַטִּפְּשִׁים הֹבְרֵי שָׁמַיִם הֵיאַךְ הָיָה מְצַוֶּה לָנוּ עַל יְדֵי הַנְּבִיאִים עֲשֵׂה כָּךְ וְאַל תַּעֲשֶׂה כָּךְ הֵיטִיבוּ דַּרְכֵיכֶם וְאַל תֵּלְכוּ אַחֲרֵי רִשְׁעֲכֶם וְהוּא מִתְּחִלַּת בְּרִיתוֹ כְּבָר נִגְזַר עָלָיו אוֹ תּוֹלַדְתּוֹ תִּמְשֹׁךְ אוֹתוֹ לְדָבָר שֶׁאִי אֶפְשָׁר לָזוּז מִמֶּנּוּ. וּמַה מָּקוֹם הָיָה לְכָל הַתּוֹרָה כֻּלָּהּ וּבְאֵי זֶה דִּין וְאֵיזֶה מִשְׁפָּט נִפְרָע מִן הָרָשָׁע אוֹ מְשַׁלֵּם שָׂכָר לַצַּדִּיק. הֲשֹׁפֵט כָּל הָאָרֶץ לֹא יַעֲשֶׂה מִשְׁפָּט. וְאַל תִּתְמַהּ וְתֹאמַר הֵיאַךְ יִהְיֶה הָאָדָם עוֹשֶׂה כָּל מַה שֶּׁיַּחְפֹּץ וְיִהְיוּ מַעֲשָׂיו מְסוּרִים לוֹ וְכִי יֵעָשֶׂה בָּעוֹלָם דָּבָר שֶׁלֹּא בִּרְשׁוּת קוֹנוֹ וְלֹא חֶפְצוֹ וְהַכָּתוּב אוֹמֵר (תהילים קלה ו) „כּל אֲשֶׁר חָפֵץ ה‘ עָשָׂה בַּשָּׁמַיִם וּבָאָרֶץ“. דַּע שֶׁהַכּל כְּחֶפְצוֹ יֵעָשֶׂה וְאַף עַל פִּי שֶׁמַּעֲשֵׂינוּ מְסוּרִין לָנוּ. כֵּיצַד. כְּשֵׁם שֶׁהַיּוֹצֵר חָפֵץ לִהְיוֹת הָאֵשׁ וְהָרוּחַ עוֹלִים לְמַעְלָה וְהַמַּיִם וְהָאָרֶץ יוֹרְדִים לְמַטָּה וְהַגַּלְגַּל סוֹבֵב בְּעִגּוּל וְכֵן שְׁאָר בְּרִיּוֹת הָעוֹלָם לִהְיוֹת כְּמִנְהָגָן שֶׁחָפֵץ בּוֹ. כָּכָה חָפֵץ לִהְיוֹת הָאָדָם רְשׁוּתוֹ בְּיָדוֹ וְכָל מַעֲשָׂיו מְסוּרִין לוֹ וְלֹא יִהְיֶה לוֹ לֹא כּוֹפֶה וְלֹא מוֹשֵׁךְ אֶלָּא הוּא מֵעַצְמוֹ וּבְדַעְתּוֹ שֶׁנָּתַן לוֹ הָאֵל עוֹשֶׂה כָּל שֶׁהָאָדָם יָכוֹל לַעֲשׂוֹת. לְפִיכָךְ דָּנִין אוֹתוֹ לְפִי מַעֲשָׂיו. אִם עָשָׂה טוֹבָה מֵיטִיבִין לוֹ וְאִם עָשָׂה רָעָה מְרֵעִין לוֹ. הוּא שֶׁהַנָּבִיא אוֹמֵר מִיֶּדְכֶם הָיְתָה זֹּאת לָכֶם. גַּם הֵמָּה בָּחֲרוּ בְּדַרְכֵיהֶם. וּבְעִנְיָן זֶה אָמַר שְׁלֹמֹה (קהלת יא ט) „שְׂמַח בָּחוּר בְּיַלְדוּתֶיךָ“ (קהלת יא ט) „וְדָע כִּי עַל כָּל אֵלֶּה יְבִיאֲךָ הָאֱלֹהִים בַּמִּשְׁפָּט“. כְּלוֹמַר דַּע שֶׁיֵּשׁ בְּיָדְךָ כֹּחַ לַעֲשׂוֹת וְעָתִיד אַתָּה לִתֵּן אֶת הַדִּין:

[Gottes gerechtes Gericht]
Hätte der Allmächtige dem Menschen vorherbestimmt, fromm oder sündig zu sein, oder hätte es irgendeinen Grund gegeben, der den Menschen schon bei seiner Geburt zu einem bestimmten Lebensweg, zu einer bestimmten Wissenschaft, zu einer bestimmten Neigung, zu einer bestimmten Tat hätte führen können, wie es die törichten Astrologen phantasieren, so hätte Gott uns nicht durch Seine Propheten geboten: »Tut so und nicht anders, bessert euren Lebenswandel und wandelt nicht in der Sünde«, denn der Mensch hätte schon bei seiner Geburt seine Bestimmung im voraus gehabt, oder seine Geburt hätte ihn in eine Richtung geführt, von der er in keiner Weise abweichen konnte. Die ganze Tora wäre ohne festen Halt, und mit welchem Recht und nach welchem Ratschluss könnte Gott den Gottlosen bestrafen und den Frommen belohnen? »Sollte denn der Richter der ganzen Erde nicht Recht sprechen?« (Gen 18:25). Aber wundere dich nicht, wie der Mensch alles tun kann, was er will, und vollkommen Herr seiner Taten sein kann, da er doch nichts ohne den Willen und die Erlaubnis seines Schöpfers tun kann: – wie auch die Schrift sagt: »Gott tut alles, was er will, im Himmel und auf Erden« (Ps. 135:6). Denn wisse, dass Er (Gott) alles nach Seinem Willen tut, obwohl unsere Taten unserer freien Wahl überlassen sind. Denn wie der Schöpfer angeordnet hat, dass Feuer und Luft aufsteigen, Wasser und Erde aber hinabsteigen, dass die Sphären sich im Kreis drehen und die übrigen Geschöpfe in der Welt nach der ihnen zugeordneten Natur existieren, so ist es auch Sein Wille, dass der Mensch frei wählen und Herr über seine Taten sein soll, so dass es für ihn nichts Bindendes oder Nötigendes gibt, sondern dass er aus sich selbst heraus und mit dem Wissen, das er vom Allmächtigen empfangen hat, alles tut, wozu er überhaupt in der Lage ist. Darum wird auch der Mensch nach seinen Taten gerichtet; hat er gut gehandelt, so vergilt ihm Gott mit Gutem; hat er böse gehandelt, so widerfährt ihm Böses. So heißt es auch bei dem Propheten Maleachi: »Aus euren eigenen Händen habt ihr es« (Mel. 1:9), »Denn auch sie haben ihren Lebensweg erwählt usw.« (Jes. 66:3), und so spricht Salomo: »Freue dich, Jüngling, in deiner Jugend …, aber wisse, dass der Ewige von dir Rechenschaft fordern wird über alles, was du getan hast« (Pred. 11:9), womit er sagen will: Wisse, dass es in deiner Macht steht, zu handeln, wie du willst, aber dass du in der Zukunft Rechenschaft darüber ablegen wirst.

§ 5

שֶׁמָּא תֹּאמַר וַהֲלֹא הַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא יוֹדֵעַ כָּל מַה שֶּׁיִּהְיֶה וְקֹדֶם שֶׁיִּהְיֶה יֵדַע שֶׁזֶּה יִהְיֶה צַדִּיק אוֹ רָשָׁע אוֹ לֹא יֵדַע. אִם יֵדַע שֶׁהוּא יִהְיֶה צַדִּיק אִי אֶפְשָׁר שֶׁלֹּא יִהְיֶה צַדִּיק וְאִם תֹּאמַר שֶׁיֵּדַע שֶׁיִּהְיֶה צַדִּיק וְאֶפְשָׁר שֶׁיִּהְיֶה רָשָׁע הֲרֵי לֹא יֵדַע הַדָּבָר עַל בֻּרְיוֹ. דַּע שֶׁתְּשׁוּבַת שְׁאֵלָה זוֹ אֲרֻכָּה מֵאֶרֶץ מִדָּה וּרְחָבָה מִנִּי יָם וְכַמָּה עִקָּרִים גְּדוֹלִים וַהֲרָרִים רָמִים תְּלוּיִים בָּהּ אֲבָל צָרִיךְ אַתָּה לֵידַע וּלְהָבִין בְּדָבָר זֶה שֶׁאֲנִי אוֹמֵר. כְּבָר בֵּאַרְנוּ בְּפֶרֶק שֵׁנִי מֵהִלְכוֹת יְסוֹדֵי הַתּוֹרָה שֶׁהַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא אֵינוֹ יוֹדֵעַ מִדֵּעָה שֶׁהִיא חוּץ מִמֶּנּוּ כִּבְנֵי אָדָם שֶׁהֵם וְדַעְתָּם שְׁנַיִם. אֶלָּא הוּא יִתְעַלֶּה שְׁמוֹ וְדַעְתּוֹ אֶחָד וְאֵין דַּעְתּוֹ שֶׁל אָדָם יְכוֹלָה לְהַשִּׂיג דָּבָר זֶה עַל בֻּרְיוֹ. וּכְשֵׁם שֶׁאֵין כֹּחַ בָּאָדָם לְהַשִּׂיג וְלִמְצֹא אֲמִתַּת הַבּוֹרֵא שֶׁנֶּאֱמַר (שמות לג כ) „כִּי לֹא יִרְאַנִי הָאָדָם וָחָי“ כָּךְ אֵין כֹּחַ בָּאָדָם לְהַשִּׂיג וְלִמְצֹא דַּעְתּוֹ שֶׁל הַבּוֹרֵא. הוּא שֶׁהַנָּבִיא אָמַר (ישעיה נה ח) „כִּי לֹא מַחְשְׁבוֹתַי מַחְשְׁבוֹתֵיכֶם וְלֹא דַרְכֵיכֶם דְרָכָי“. וְכֵיוָן שֶׁכֵּן הוּא אֵין בָּנוּ כֹּחַ לֵידַע הֵיאַךְ יֵדַע הַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא כָּל הַבְּרוּאִים וְהַמַּעֲשִׂים אֲבָל נֵדַע בְּלֹא סָפֵק שֶׁמַּעֲשֵׂה הָאָדָם בְּיַד הָאָדָם וְאֵין הַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא מוֹשְׁכוֹ וְלֹא גּוֹזֵר עָלָיו לַעֲשׂוֹת כָּךְ. וְלֹא מִפְּנֵי קַבָּלַת הַדָּת בִּלְבַד נוֹדַע דָּבָר זֶה אֶלָּא בִּרְאָיוֹת בְּרוּרוֹת מִדִּבְרֵי הַחָכְמָה. וּמִפְּנֵי זֶה נֶאֱמַר בַּנְּבוּאָה שֶׁדָּנִין אֶת הָאָדָם עַל מַעֲשָׂיו כְּפִי מַעֲשָׂיו אִם טוֹב וְאִם רַע וְזֶה הוּא הָעִקָּר שֶׁכָּל דִּבְרֵי הַנְּבוּאָה תְּלוּיִין בּוֹ:

[Gotteserkenntnis]
Du wirst vielleicht einwenden: Da der Heilige, gepriesen sei Er, alles im Voraus weiß, was kommen wird, so muss Er auch im Voraus wissen, ob jemand fromm oder sündig sein wird, oder Er dürfte nicht allwissend sein. Wenn aber Gott weiß, dass jemand fromm sein wird, so ist es unmöglich, dass er es nicht sein wird, was aber die freie Wahl beeinträchtigen müsste. Wenn man sich aber vorstellt, dass Er (Gott) zwar weiß, dass jemand fromm sein wird, dass man sich aber dennoch die Möglichkeit vorstellen kann, dass er auch ein Sünder werden könnte, dann wäre das Wissen nicht klar.
So wisse denn, die Antwort auf diese Frage ist »länger als die Erde und breiter als das Meer«, und es hängen mehrere wichtige Grundsätze und erhabene Folgerungen daran. Aber du musst nachdenken und versuchen zu verstehen, was ich dir über diesen Gegenstand sage: Wir haben schon in den »Grundsätzen der Lehre« erklärt, dass der Heilige, gelobt sei Er, seine Erkenntnis der Dinge nicht durch äußere Wahrnehmung (durch eine relative Anschauung außerhalb seiner selbst) erlangt. Wie z.B. des Menschen Sein und Wissen in dieser Beziehung als zwei getrennte Gegenstände gedacht werden müssen, vielmehr bilden Er, gepriesen sei Sein Name, und Sein Wissen eine ursprüngliche Einheit, so dass das menschliche Wissen nicht imstande ist, diese Göttlichkeit klar zu erfassen, denn wie der Mensch keine Kraft hat, das wahre Sein des Schöpfers zu erfassen, wie es heißt: »Denn der Mensch kann mich nicht schauen und lebendig bleiben« (Ex. 33:20), so hat er auch nicht die Kraft, das Wissen des Schöpfers zu ergründen und zu erfassen, wie es beim Propheten heißt: »Denn meine Gedanken sind nicht wie eure Gedanken, und meine Wege sind nicht wie eure Wege« (Jer. 55:8-9).

Kapitel 6

§ 1

פְּסוּקִים הַרְבֵּה יֵשׁ בַּתּוֹרָה וּבְדִבְרֵי נְבִיאִים שֶׁהֵן נִרְאִין כְּסוֹתְרִין עִקָּר זֶה וְנִכְשָׁלִין בָּהֶן רֹב הָאָדָם וְיַעֲלֶה עַל דַּעְתָּן מֵהֶן שֶׁהַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא הוּא גּוֹזֵר עַל הָאָדָם לַעֲשׂוֹת רָעָה אוֹ טוֹבָה וְשֶׁאֵין לִבּוֹ שֶׁל אָדָם מָסוּר לוֹ לְהַטּוֹתוֹ לְכָל אֲשֶׁר יִרְצֶה. וַהֲרֵי אֲנִי מְבָאֵר עִקָּר גָּדוֹל שֶׁמִּמֶּנּוּ תֵּדַע פֵּרוּשׁ כָּל אוֹתָן הַפְּסוּקִים. בִּזְמַן שֶׁאָדָם אֶחָד אוֹ אַנְשֵׁי מְדִינָה חוֹטְאִים וְעוֹשֶׂה הַחוֹטֵא חֵטְא שֶׁעוֹשֶׂה מִדַּעְתּוֹ וּבִרְצוֹנוֹ כְּמוֹ שֶׁהוֹדַעְנוּ רָאוּי לְהִפָּרַע מִמֶּנּוּ וְהַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא יוֹדֵעַ אֵיךְ יִפָּרַע. יֵשׁ חֵטְא שֶׁהַדִּין נוֹתֵן שֶׁנִּפְרָעִים מִמֶּנּוּ עַל חֶטְאוֹ בָּעוֹלָם הַזֶּה בְּגוּפוֹ אוֹ בְּמָמוֹנוֹ אוֹ בְּבָנָיו הַקְּטַנִּים שֶׁבָּנָיו שֶׁל אָדָם הַקְּטַנִּים שֶׁאֵין בָּהֶם דַּעַת וְלֹא הִגִּיעוּ לִכְלַל מִצְוַת כְּקִנְיָנוֹ הֵן וּכְתִיב (דברים כד טז) „אִישׁ בְּחֶטְאוֹ יָמוּת“ עַד שֶׁיֵּעָשֶׂה אִישׁ. וְיֵשׁ חֵטְא שֶׁהַדִּין נוֹתֵן שֶׁנִּפְרָעִין מִמֶּנּוּ לָעוֹלָם הַבָּא וְאֵין לָעוֹבֵר עָלָיו שׁוּם נֵזֶק בָּעוֹלָם הַזֶּה. וְיֵשׁ חֵטְא שֶׁנִּפְרָעִין מִמֶּנּוּ בָּעוֹלָם הַזֶּה וְלָעוֹלָם הַבָּא:

[Bestrafung der Sünder]
Im Pentateuch und bei den Propheten gibt es viele Stellen, die dem oben angeführten Grundsatz zu widersprechen scheinen, wodurch auch viele irregeführt werden, die sich der Meinung hingeben, der Heilige, gepriesen sei Er, habe dem Menschen die guten und bösen Taten im voraus zugeteilt, so dass ihm die Möglichkeit genommen sei, sein Herz zu beherrschen und zu lenken, wohin er wolle. Darum will ich hier noch einen großen Grundsatz erläutern, damit du durch ihn den wahren Sinn all dieser Schriftstellen erkennen kannst. Denn es ist allgemein anerkannt, dass, wenn ein einzelner Mensch oder die Gesamtheit der Bewohner einer Stadt sündigt und die Sünde mit vollem Bewusstsein und aus freiem Willen begangen wird, das Recht verlangt, dass dafür Strafe verhängt wird, und der Heilige, gepriesen sei Er, weiß, wie diese Strafe zu vollziehen ist. Es gibt nämlich eine Sünde, bei der die Gerechtigkeit verlangt, dass Gott den Schuldigen dafür noch in dieser Welt bestraft, sei es mit Leib oder mit Geld, sei es auch mit seinen unerwachsenen Kindern; denn die unerwachsenen Kinder sind, solange sie noch keinen eigenen Verstand haben und daher die Gebote nicht erfüllen, des Vaters Eigentum; wie auch geschrieben steht: »Ein jeder soll für seine eigene Sünde sterben« (Deut. 24:16), was so viel heißen will, dass ein Erwachsener (und nicht ein Kind) die Sünde begangen haben muss. Dann gibt es eine Sünde, bei der die Gerechtigkeit verlangt, dass sie erst in der zukünftigen Welt bestraft wird, so dass der Sünder im irdischen Leben keinen Schaden erleidet. Schließlich gibt es eine Sünde, für die man sowohl in diesem als auch im zukünftigen Leben bestraft wird.

§ 2

בַּמֶּה דְּבָרִים אֲמוּרִים בִּזְמַן שֶׁלֹּא עָשָׂה תְּשׁוּבָה אֲבָל אִם עָשָׂה תְּשׁוּבָה הַתְּשׁוּבָה כִּתְרִיס לִפְנֵי הַפֻּרְעָנוּת. וּכְשֵׁם שֶׁהָאָדָם חוֹטֵא מִדַּעְתּוֹ וּבִרְצוֹנוֹ כָּךְ הוּא עוֹשֶׂה תְּשׁוּבָה מִדַּעְתּוֹ וּבִרְצוֹנוֹ:

Das alles gilt aber nur, wenn der Sünder keine Teschuwa getan hat. Hat er aber Teschuwa getan, so wird sie ihm zum Panzer gegen die Strafe Gottes. Wie aber der Mensch nur durch seinen eigenen freien Willen zum Sünder wird, so muss er auch die Teschuwa mit vollem Bewusstsein und aus freiem Willen tun.

§ 3

וְאֶפְשָׁר שֶׁיֶּחְטָא אָדָם חֵטְא גָּדוֹל אוֹ חֲטָאִים רַבִּים עַד שֶׁיִּתֵּן הַדִּין לִפְנֵי דַּיַן הָאֱמֶת שֶׁיְּהֵא הַפֵּרָעוֹן מִזֶּה הַחוֹטֵא עַל חֲטָאִים אֵלּוּ שֶׁעָשָׂה בִּרְצוֹנוֹ וּמִדַּעְתּוֹ שֶׁמּוֹנְעִין מִמֶּנּוּ הַתְּשׁוּבָה וְאֵין מַנִּיחִין לוֹ רְשׁוּת לָשׁוּב מֵרִשְׁעוֹ כְּדֵי שֶׁיָּמוּת וְיֹאבַד בְּחֶטְאוֹ שֶׁעָשָׂה. הוּא שֶׁהַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא אָמַר עַל יְדֵי יְשַׁעְיָהוּ (ישעיה ו י) „הַשְׁמֵן לֵב הָעָם הַזֶּה“ וְגוֹ‘. וְכֵן הוּא אוֹמֵר (דה“ב לו טז) „וַיִּהְיוּ מַלְעִבִים בְּמַלְאֲכֵי הָאֱלֹהִים וּבוֹזִים דְּבָרָיו וּמִתַּעְתְּעִים בִּנְבִאָיו עַד עֲלוֹת חֲמַת ה‘ בְּעַמּוֹ עַד לְאֵין מַרְפֵּא“. כְּלוֹמַר חָטְאוּ בִּרְצוֹנָם וְהִרְבּוּ לִפְשֹׁעַ עַד שֶׁנִּתְחַיְּבוּ לִמְנֹעַ מֵהֶן הַתְּשׁוּבָה שֶׁהִיא הַמַּרְפֵּא. לְפִיכָךְ כָּתוּב בַּתּוֹרָה (שמות ד כא) „וַאֲנִי (אֲחַזֵּק) [אַקְשֶׁה] אֶת לֵב פַּרְעֹה“. לְפִי שֶׁחָטָא מֵעַצְמוֹ תְּחִלָּה וְהֵרֵעַ לְיִשְׂרָאֵל הַגָּרִים בְּאַרְצוֹ שֶׁנֶּאֱמַר (שמות א י) „הָבָה נִתְחַכְּמָה לוֹ“. נָתַן הַדִּין לִמְנֹעַ הַתְּשׁוּבָה מִמֶּנּוּ עַד שֶׁנִּפְרַע מִמֶּנּוּ. לְפִיכָךְ חִזֵּק הַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא אֶת לִבּוֹ. וְלָמָּה הָיָה שׁוֹלֵחַ לוֹ בְּיַד משֶׁה וְאוֹמֵר שְׁלַח וַעֲשֵׂה תְּשׁוּבָה וּכְבָר אָמַר לוֹ הַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא אֵין אַתָּה מְשַׁלֵּחַ שֶׁנֶּאֱמַר (שמות ט ל) „וְאַתָּה וַעֲבָדֶיךָ יָדַעְתִּי“ וְגוֹ‘ (שמות ט טז) „וְאוּלָם בַּעֲבוּר זֹאת הֶעֱמַדְתִּיךָ“. כְּדֵי לְהוֹדִיעַ לְבָאֵי הָעוֹלָם שֶׁבִּזְמַן שֶׁמּוֹנֵעַ הַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא הַתְּשׁוּבָה לַחוֹטֵא אֵינוֹ יָכוֹל לָשׁוּב אֶלָּא יָמוּת בְּרִשְׁעוֹ שֶׁעָשָׂה בִּתְחִלָּה בִּרְצוֹנוֹ. וְכֵן סִיחוֹן לְפִי עֲוֹנוֹת שֶׁהָיוּ לוֹ נִתְחַיֵּב לְמָנְעוֹ מִן הַתְּשׁוּבָה שֶׁנֶּאֱמַר (דברים ב ל) „כִּי הִקְשָׁה ה‘ אֱלֹהֶיךָ אֶת רוּחוֹ וְאִמֵּץ אֶת לְבָבוֹ“. וְכֵן הַכְּנַעֲנִים לְפִי תּוֹעֲבוֹתֵיהֶן מָנַע מֵהֶן הַתְּשׁוּבָה עַד שֶׁעָשׂוּ מִלְחָמָה עִם יִשְׂרָאֵל. שֶׁנֶּאֱמַר (יהושע יא כ) „כִּי מֵאֵת ה‘ הָיְתָה לְחַזֵּק אֶת לִבָּם לִקְרַאת הַמִּלְחָמָה עִם יִשְׂרָאֵל לְמַעַן הַחֲרִימָם“. וְכֵן יִשְׂרָאֵל בִּימֵי אֵלִיָּהוּ לְפִי שֶׁהִרְבּוּ לִפְשֹׁעַ מָנַע מֵאוֹתָן הַמַּרְבִּים לִפְשֹׁעַ תְּשׁוּבָה שֶׁנֶּאֱמַר (מלכים א יח לז) „וְאַתָּה הֲסִבֹּתָ אֶת לִבָּם אֲחֹרַנִּית“ כְּלוֹמַר מָנַעְתָּ מֵהֶן הַתְּשׁוּבָה. נִמְצֵאתָ אוֹמֵר שֶׁלֹּא גָּזַר הָאֵל עַל פַּרְעֹה לְהָרַע לְיִשְׂרָאֵל. וְלֹא עַל סִיחוֹן לַחֲטֹא בְּאַרְצוֹ. וְלֹא עַל הַכְּנַעֲנִים לְהַתְעִיב. וְלֹא עַל יִשְׂרָאֵל לַעֲבֹד עֲבוֹדָה זָרָה. אֶלָּא כֻּלָּן חָטְאוּ מֵעַצְמָן וְכֻלָּן נִתְחַיְּבוּ לִמְנֹעַ מֵהֶן הַתְּשׁוּבָה:

[Bestrafung hält die Teschuwa fern]
Es ist aber möglich, dass jemand eine große Sünde oder mehrere Sünden begeht, bei denen die Gerechtigkeit des wahren Richters verlangt, dass solche Frevel dadurch bestraft werden, dass dem Sünder, nachdem er wissentlich und willentlich Frevel begangen hat, die Teschuwa entzogen und ihm die Möglichkeit der Rückkehr genommen wird, so dass er stirbt und in seiner begangenen Sünde vernichtet wird. Das ist es, was der Heilige, gepriesen sei Er, dem Propheten Jesaja in den Mund legte, als er sprach: »Verstockt werde das Herz dieses Volkes« (Jes. 6:10). So heißt es auch (2. Chr. 36:16): »Und sie pflegten die Boten Gottes zu verspotten und seine Werke zu verachten und seine Propheten zu ärgern, bis der Zorn des Herrn sich erfüllte über sein Volk, das ohne Rettung war«, was so viel sagen will, als: dass sie aus freien Stücken so sehr gesündigt und so viel verbrochen haben, dass sie es verschuldet haben, dass die Teschuwa von ihnen ferngehalten wurde, die sich doch sonst immer als Heilsmittel bewährt hat. Darum heißt es in der Schrift: »Und ich will das Herz Pharaos verstocken« (Ex. 4:21). Weil er zuvor so viel gesündigt und den Kindern Israel, die in seinem Lande wohnten, so viel Unheil angetan hatte, wie es auch heißt (Ex. 1:10): »Wir wollen uns gegen ihn beraten«, so verlangte auch die Gerechtigkeit, dass man ihm die Teschuwa so lange vorenthielt, bis man ihn bestrafen konnte. So verstockte der Heilige, gepriesen sei Er, das Herz Pharaos. Warum aber ließ er ihm durch Moses sagen: »Sende die Kinder Israel aus und tue Buße«? Da doch der Heilige, gelobt sei Er, schon im Voraus gesagt hat: »Du wirst sie nicht senden«, wie auch geschrieben steht: »Ich weiß, dass du und deine Knechte noch keine Furcht vor Gott haben« (Ex. 9:30), und weiter: »Aber darum habe ich dich noch bestehen lassen, damit ich dir meine Macht zeige« (Ex. 9:16). Antwort: Dies geschah nur, um den Menschenkindern zu zeigen, dass, wenn der Heilige, gelobt sei Er, die Teschuwa vom Sünder fernhält, dieser auch, ohne Teschuwa tun zu können, in seinem Frevel sterben muss, dem er sich aus freiem Willen unterwirft. Ebenso wurde Sihon zur Strafe für seine vielen Sünden die Teschuwa verweigert, wie es heißt: »Denn der Ewige, dein Gott, hat seinen Geist verstockt und sein Herz unbeugsam gemacht«. Ebenso wurde den Kenaanitern wegen ihrer Untaten die Teschuwa vorenthalten, bis sie den Krieg mit Israel begannen, wie geschrieben steht: »Denn vom Ewigen kam es, dass ihr Herz trotzig war, dass sie mit Israel in den Krieg zogen, um sie ganz zu vernichten« (Jos. 11:20). Ebenso hat Gott den Kindern Israel selbst in den Tagen des Propheten Elia die Teschuwa vorenthalten, weil sie so viel gesündigt haben, wie geschrieben steht: »Und du hast ihr Herz abwendig gemacht« (1. Kön. 18:37), was so viel heißt wie: Du hast ihnen die Teschuwa vorenthalten. Daraus folgt nun auch, dass Gott weder dem Pharao vorherbestimmt hat, den Israeliten Böses zu tun, noch dem Sihon, in seinem Land Frevel zu begehen, noch den Kenaanitern, Frevel zu begehen, noch den Israeliten, Götzen zu dienen, sondern sie alle haben aus freien Stücken Frevel begangen, und es war ihre Strafe, dass ihnen die Teschuwa vorenthalten wurde.

§ 4

וּכְעִנְיָן זֶה שׁוֹאֲלִין הַצַּדִּיקִים וְהַנְּבִיאִים בִּתְפִלָּתָם מֵאֵת ה‘ לְעָזְרָם עַל הָאֱמֶת. כְּמוֹ שֶׁאָמַר דָּוִד (תהילים כז יא) „הוֹרֵנִי ה‘ דַּרְכֶּךָ“. כְּלוֹמַר אַל יִמְנָעוּנִי חֲטָאַי דֶּרֶךְ הָאֱמֶת שֶׁמִּמֶּנָּה אֵדַע דַּרְכְּךָ וְיִחוּד שְׁמֶךָ. וְכֵן זֶה שֶׁאָמַר (תהילים נא יד) „וְרוּחַ נְדִיבָה תִסְמְכֵנִי“ כְּלוֹמַר תַּנִּיחַ רוּחִי לַעֲשׂוֹת חֶפְצְךָ וְאַל יִגְרְמוּ לִי חֲטָאַי לְמָנְעֵנִי מִתְּשׁוּבָה אֶלָּא תִּהְיֶה הָרְשׁוּת בְּיָדִי עַד שֶׁאֶחֱזֹר וְאָבִין וְאֵדַע דֶּרֶךְ הָאֱמֶת. וְעַל דֶּרֶךְ זוֹ כָּל הַדּוֹמֶה לִפְסוּקִים אֵלּוּ:

[Gottes Hilfe]
In diesem Sinne bitten die Frommen Gott, er möge ihnen zum Reich der Wahrheit verhelfen, wie David sagt: »Lehre mich, Ewiger, den Weg deiner Gesetze« (Ps. 19:33), was soviel heißen will, als: meine Sünden mögen mir nicht den Weg der Teschuwa versperren, auf dem ich deine Wege und die Einheit deines Namens erkennen könnte. Ebenso heißt es bei ihm (bei David): »Und ein edler Mut stütze mich« (Ps. 51:14), was so viel sagen will, als: Du willst meinen Geist Deinen Willen tun lassen, und meine Sünden sollen mich nicht der Teschuwa berauben, sondern Du willst mir die freie Wahl lassen, damit ich zur Einsicht zurückkehre und den Weg der Wahrheit erkenne. So sind alle ähnlichen Verse zu erklären.

§ 5

וּמַהוּ זֶה שֶׁאָמַר דָּוִד (תהילים כה ח) „טוֹב וְיָשָׁר ה‘ עַל כֵּן יוֹרֶה חַטָּאִים בַּדָּרֶךְ“ (תהילים כה ט) „יַדְרֵךְ עֲנָוִים“ וְגוֹ‘. זֶה שֶׁשָּׁלַח נְבִיאִים לָהֶם מוֹדִיעִים דַּרְכֵי ה‘ וּמַחְזִירִין אוֹתָן בִּתְשׁוּבָה. וְעוֹד שֶׁנָּתַן בָּהֶם כֹּחַ לִלְמֹד וּלְהָבִין. שֶׁמִּדָּה זוֹ בְּכָל אָדָם שֶׁכָּל זְמַן שֶׁהוּא נִמְשָׁךְ בְּדַרְכֵי הַחָכְמָה וְהַצֶּדֶק מִתְאַוֶּה לָהֶן וְרוֹדֵף אוֹתָם. וְהוּא מַה שֶּׁאָמְרוּ רַבּוֹתֵינוּ זִכְרוֹנָם לִבְרָכָה בָּא לִטַּהֵר מְסַיְּעִין אוֹתוֹ כְּלוֹמַר יִמְצָא עַצְמוֹ נֶעֱזָר עַל הַדָּבָר. וַהֲלֹא כָּתוּב בַּתּוֹרָה (בראשית טו יג) „וַעֲבָדוּם וְעִנּוּ אֹתָם“, הֲרֵי גָּזַר עַל הַמִּצְרִיִּים לַעֲשׂוֹת רַע. וּכְתִיב (דברים לא טז) „וְקָם הָעָם הַזֶּה וְזָנָה אַחֲרֵי אֱלֹהֵי נֵכַר הָאָרֶץ“, הֲרֵי גָּזַר עַל יִשְׂרָאֵל לַעֲבֹד עֲבוֹדָה זָרָה. וְלָמָּה נִפְרַע מֵהֶן. לְפִי שֶׁלֹּא גָּזַר עַל אִישׁ פְּלוֹנִי הַיָּדוּעַ שֶׁיִּהְיֶה הוּא הַזּוֹנֶה אֶלָּא כָּל אֶחָד וְאֶחָד מֵאוֹתָן הַזּוֹנִים לַעֲבֹד עֲבוֹדָה זָרָה אִלּוּ לֹא רָצָה לַעֲבֹד לֹא הָיָה עוֹבֵד. וְלֹא הוֹדִיעוֹ הַבּוֹרֵא אֶלָּא מִנְהָגוֹ שֶׁל עוֹלָם. הָא לְמָה זֶה דּוֹמֶה לְאוֹמֵר הָעָם הַזֶּה יִהְיֶה בָּהֶן צַדִּיקִים וּרְשָׁעִים. לֹא מִפְּנֵי זֶה יֹאמַר הָרָשָׁע כְּבָר נִגְזַר עָלָיו שֶׁיִּהְיֶה רָשָׁע מִפְּנֵי שֶׁהוֹדִיעַ לְמשֶׁה שֶׁיִּהְיוּ רְשָׁעִים בְּיִשְׂרָאֵל. כָּעִנְיָן שֶׁנֶּאֱמַר (דברים טו יא) „כִּי לֹא יֶחְדַּל אֶבְיוֹן מִקֶּרֶב הָאָרֶץ“. וְכֵן הַמִּצְרִיִּים כָּל אֶחָד וְאֶחָד מֵאוֹתָן הַמְּצֵרִים וְהַמֵּרֵעִים לְיִשְׂרָאֵל אִלּוּ לֹא רָצָה לְהָרַע לָהֶם הָרְשׁוּת בְּיָדוֹ. שֶׁלֹּא גָּזַר עַל אִישׁ יָדוּעַ אֶלָּא הוֹדִיעוֹ שֶׁסּוֹף זַרְעוֹ עָתִיד לְהִשְׁתַּעְבֵּד בְּאֶרֶץ לֹא לָהֶם. וּכְבָר אָמַרְנוּ שֶׁאֵין כֹּחַ בָּאָדָם לֵידַע הֵיאַךְ יֵדַע הַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא דְּבָרִים הָעֲתִידִין לִהְיוֹת:

Was meint nun David, wenn er sagt: »Der Herr ist gütig und gerecht; darum leitet er die Sünder auf den rechten Weg und führt die Demütigen in Gerechtigkeit usw.«? (Ps. 25:8-9). Antwort: Er meinte damit, dass der Ewige ihnen Propheten schickt, die den Menschen die Wege Gottes verkünden und sie so zur Teschuwa bekehren. Ja, er gab auch den letzteren die Kraft, zu lernen und zu verstehen, denn es ist jedem Menschen eigen, dass er an den Wegen der Weisheit und Gerechtigkeit Gefallen findet und ihnen folgt, sobald er sie einmal betreten hat, wie auch unsere Weisen, seligen Andenkens, gesagt haben: Wer zur Läuterung kommt, dem wird auch geholfen, nämlich er wird sich durch die Sache selbst in seiner Besserung befördert fühlen. (Hier könnte man einwenden): Aber in der Tora steht doch: »und sie werden ihnen dienen, und man wird sie unterdrücken, vierhundert Jahre lang« (Gen. 15:13), was uns doch glauben machen könnte, Gott habe den Ägyptern befohlen, den Kindern Israel Böses anzutun. Eine ähnliche Deutung könnte man einer anderen Stelle (Deut. 31:16) zuschreiben, »und dieses Volk wird sich aufmachen und den Götzen des Landes nachlaufen«, wo es ebenfalls so aussehen könnte, als habe Gott die Israeliten dazu bestimmt, Götzen zu dienen. (Ist es nun so) Warum straft er dann doch? Antwort: Weil er erstens nicht diesem oder jenem vorhergesagt hat, dass gerade er der Götzendiener sein werde, sondern jeder aus der Zahl der Götzendiener hätte sich des Götzendienstes enthalten können, wenn er den Willen dazu gehabt hätte. Der Schöpfer aber hat dem Moses seine Vorausverkündigungen nur im Allgemeinen gemacht, ungefähr so, wie jemand sagen würde: »Unter diesem Volke werden Fromme und Sünder sein«, woraus aber der Sünder noch keineswegs schließen kann, dass er schon im Voraus (durch das Schicksal) dazu bestimmt sei, ein Sünder zu werden, denn Gott hat dem Moses nur vorausgesagt, dass es in Israel Sünder geben werde, wie es auch in ähnlicher Weise gesagt wird: dass es im Lande nie an Armen fehlen werde. Auch von den Ägyptern, die den Kindern Israel so viel Böses und Leid zugefügt haben, konnte jeder nach seiner Wahl das Böse unterlassen, denn Gott hat nicht das Schicksal eines einzelnen Menschen vorausgesagt, sondern nur Abraham wissen lassen, dass seine Nachkommen einmal in einem fremden Land Sklaven sein würden. Übrigens haben wir schon oben erklärt, dass der Mensch nicht die Kraft hat, zu begreifen, in welcher Weise der Heilige, gepriesen sei Er, im Voraus weiß, was geschehen wird.

Kapitel 7

§ 1

הוֹאִיל וּרְשׁוּת כָּל אָדָם נְתוּנָה לוֹ כְּמוֹ שֶׁבֵּאַרְנוּ יִשְׁתַּדֵּל אָדָם לַעֲשׂוֹת תְּשׁוּבָה וּלְהִתְוַדּוֹת בְּפִיו מֵחֲטָאָיו וְלִנְעֹר כַּפָּיו מֵחֲטָאָיו כְּדֵי שֶׁיָּמוּת וְהוּא בַּעַל תְּשׁוּבָה וְיִזְכֶּה לְחַיֵּי הָעוֹלָם הַבָּא:

[Teschuwa zur jeder Zeit]
Da nun jeder Mensch, wie wir oben erklärt haben, über seinen Willen gebieten kann, so soll auch jeder sich bemühen, Teschuwa zu tun, seine Sünden laut bekennen und seine Hände von der Schuld waschen, damit er als Büßer sterbe und so zum Leben der zukünftigen Welt gelange.

§ 2

לְעוֹלָם יִרְאֶה אָדָם עַצְמוֹ כְּאִלּוּ הוּא נוֹטֶה לָמוּת וְשֶׁמָּא יָמוּת בִּשְׁעָתוֹ וְנִמְצָא עוֹמֵד בְּחֶטְאוֹ. לְפִיכָךְ יָשׁוּב מֵחֲטָאָיו מִיָּד וְלֹא יֵאָמֵר כְּשֶׁאַזְקִין אָשׁוּב שֶׁמָּא יָמוּת טֶרֶם שֶׁיַּזְקִין. הוּא שֶׁשְּׁלֹמֹה אָמַר בְּחָכְמָתוֹ (קהלת ט ח) „בְּכָל עֵת יִהְיוּ בְגָדֶיךָ לְבָנִים“:

Der Mensch aber muss sich stets als dem Tode nahe betrachten und fürchten, dass er vielleicht in einer Stunde, da er noch ein Sünder ist, sterben könnte, und sich deshalb jederzeit beeilen, Teschuwa zu tun. Er denkt nicht bei sich: Wenn ich alt werde, dann will ich Teschuwa tun, denn vielleicht stirbt er, bevor er alt wird, worauf auch Salomo hinwies, als er in seiner Weisheit sagte: »Deine Kleider mögen allezeit weiß sein« (Prov. 9:8).

§ 3

אַל תֹּאמַר שֶׁאֵין תְּשׁוּבָה אֶלָּא מַעֲבִירוֹת שֶׁיֵּשׁ בָּהֶן מַעֲשֶׂה כְּגוֹן זְנוּת וְגֵזֶל וּגְנֵבָה. אֶלָּא כְּשֵׁם שֶׁצָּרִיךְ אָדָם לָשׁוּב מֵאֵלּוּ כָּךְ הוּא צָרִיךְ לְחַפֵּשׂ בְּדֵעוֹת רָעוֹת שֶׁיֵּשׁ לוֹ וְלָשׁוּב מִן הַכַּעַס וּמִן הָאֵיבָה וּמִן הַקִּנְאָה וּמִן הַהִתּוּל וּמֵרְדִיפַת הַמָּמוֹן וְהַכָּבוֹד וּמֵרְדִיפַת הַמַּאֲכָלוֹת וְכַיּוֹצֵא בָּהֶן מִן הַכּל צָרִיךְ לַחֲזֹר בִּתְשׁוּבָה. וְאֵלּוּ הָעֲוֹנוֹת קָשִׁים מֵאוֹתָן שֶׁיֵּשׁ בָּהֶן מַעֲשֶׂה שֶׁבִּזְמַן שֶׁאָדָם נִשְׁקָע בְּאֵלּוּ קָשֶׁה הוּא לִפְרשׁ מֵהֶם. וְכֵן הוּא אוֹמֵר (ישעיה נה ז) „יַעֲזֹב רָשָׁע“ וְגוֹ‘:

[Teschuwa von schlechten Neigungen]
Denke nicht, Teschuwa sei nur bei solchen Sünden nötig, bei denen eine Tat begangen wurde, wie z.B. Ehebruch, Raub, Diebstahl; vielmehr soll der Mensch, wie bei den körperlichen Sünden, immer über seine bösen Neigungen nachdenken und Teschuwa tun wegen seines Zornes, Hasses, Neides, Spottes, Geldgier, Ehrsucht und Schlemmerei. Von allen diesen Dingen muss man mit Reue umkehren, ja diese Sünden wiegen zuweilen schwerer als manches Vergehen, denn ist jemand einmal in eine solche verfallen, so fällt es ihm schwer, davon loszukommen, wie es auch heißt: »Der Gottlose verlasse seinen Weg und der Sünder seine Gedanken« (Jer. 4:7).

§ 4

וְאַל יְדַמֶּה אָדָם בַּעַל תְּשׁוּבָה שֶׁהוּא מְרֻחָק מִמַּעֲלַת הַצַּדִּיקִים מִפְּנֵי הָעֲוֹנוֹת וְהַחֲטָאוֹת שֶׁעָשָׂה. אֵין הַדָּבָר כֵּן אֶלָּא אָהוּב וְנֶחְמָד הוּא לִפְנֵי הַבּוֹרֵא כְּאִלּוּ לֹא חָטָא מֵעוֹלָם. וְלֹא עוֹד אֶלָּא שֶׁשְּׂכָרוֹ הַרְבֵּה שֶׁהֲרֵי טָעַם טַעַם הַחֵטְא וּפֵרַשׁ מִמֶּנּוּ וְכָבַשׁ יִצְרוֹ. אָמְרוּ חֲכָמִים מָקוֹם שֶׁבַּעֲלֵי תְּשׁוּבָה עוֹמְדִין אֵין צַדִּיקִים גְּמוּרִין יְכוֹלִין לַעֲמֹד בּוֹ. כְּלוֹמַר מַעֲלָתָן גְּדוֹלָה מִמַּעֲלַת אֵלּוּ שֶׁלֹּא חָטְאוּ מֵעוֹלָם מִפְּנֵי שֶׁהֵן כּוֹבְשִׁים יִצְרָם יוֹתֵר מֵהֶם:

[Stufen der Teschuwa]
Aber auch ein Teschuwa Tuender denke nicht, dass er wegen seiner Missetaten und Sünden, die er begangen hat, noch weit von jener hohen Stufe der Frommen entfernt sei. Denn das ist nicht der Fall, vielmehr ist er ebenso geliebt und vor dem Angesicht des Schöpfers auserwählt, als hätte er nie gesündigt; und sein Lohn ist noch größer, weil er die Sünde schon geschmeckt und sich dennoch von ihr losgesagt und seinen bösen Willen gezügelt hat. Die Weisen sagten: Zu der Stufe, die die Büßer einnehmen, gelangen auch die Frömmsten nicht, was so viel heißen will, als: ihre Stufe ist deshalb höher als die derer, die nie gesündigt haben, weil sie mehr als jene ihre Begierden im Zaum halten müssen.

§ 5

כָּל הַנְּבִיאִים כֻּלָּן צִוּוּ עַל הַתְּשׁוּבָה וְאֵין יִשְׂרָאֵל נִגְאָלִין אֶלָּא בִּתְשׁוּבָה. וּכְבָר הִבְטִיחָה תּוֹרָה שֶׁסּוֹף יִשְׂרָאֵל לַעֲשׂוֹת תְּשׁוּבָה בְּסוֹף גָּלוּתָן וּמִיָּד הֵן נִגְאָלִין שֶׁנֶּאֱמַר (דברים ל א) „וְהָיָה כִי יָבֹאוּ עָלֶיךָ כָּל הַדְּבָרִים“ וְגוֹ‘ (דברים ל ב) „וְשַׁבְתָּ עַד ה‘ אֱלֹהֶיךָ“ (דברים ל ג) „וְשָׁב ה‘ אֱלֹהֶיךָ“ וְגוֹ‘:

Alle Propheten haben die Teschuwa empfohlen, und Israel kann nur durch die Teschuwa erlöst werden. Auch die Tora versichert uns, dass Israel am Ende des Exils die Teschuwa vollziehen wird, und dass es infolgedessen bald die Erlösung erwarten kann, wie geschrieben steht: »Und nachdem sich alles über dich gewendet hat« usw. »Und du zu dem Ewigen, deinem Gott, zurückkehrst … dann wird auch der Ewige, dein Gott, deine Gefangenen heimführen und sich deiner erbarmen« (Deut. 30:1,2-3).

§ 6

גְּדוֹלָה תְּשׁוּבָה שֶׁמְּקָרֶבֶת אֶת הָאָדָם לַשְּׁכִינָה שֶׁנֶּאֱמַר (הושע יד ב) „שׁוּבָה יִשְׂרָאֵל עַד ה‘ אֱלֹהֶיךָ“. וְנֶאֱמַר (עמוס ד ו) „וְלֹא שַׁבְתֶּם עָדַי נְאֻם ה‘. „וְנֶאֱמַר (ירמיה ד א) „אִם תָּשׁוּב יִשְׂרָאֵל נְאֻם ה‘ אֵלַי תָּשׁוּב“. כְּלוֹמַר אִם תַּחֲזֹר בִּתְשׁוּבָה בִּי תִּדְבַּק. הַתְּשׁוּבָה מְקָרֶבֶת אֶת הָרְחוֹקִים. אֶמֶשׁ הָיָה זֶה שָׂנאוּי לִפְנֵי הַמָּקוֹם מְשֻׁקָּץ וּמְרֻחָק וְתוֹעֵבָה. וְהַיּוֹם הוּא אָהוּב וְנֶחְמָד קָרוֹב וְיָדִיד. וְכֵן אַתָּה מוֹצֵא שֶׁבְּלָשׁוֹן שֶׁהַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא מַרְחִיק הַחוֹטְאִים בָּהּ מְקָרֵב אֶת הַשָּׁבִים בֵּין יָחִיד בֵּין רַבִּים. שֶׁנֶּאֱמַר (הושע ב א) „וְהָיָה בִּמְקוֹם אֲשֶׁר יֵאָמֵר לָהֶם לֹא עַמִּי אַתֶּם יֵאָמֵר לָהֶם בְּנֵי אֵל חָי“. וְנֶאֱמַר בִּיכָנְיָהוּ בְּרִשְׁעָתוֹ (כְּתֹב) [כִּתְבוּ] (ירמיה כב ל) „אֶת הָאִישׁ הַזֶּה עֲרִירִי גֶּבֶר לֹא יִצְלַח בְּיָמָיו“, (ירמיה כב כד) „אִם יִהְיֶה כָּנְיָהוּ בֶּן יְהוֹיָקִים מֶלֶךְ יְהוּדָה חוֹתָם עַל יַד יְמִינִי“ וְגוֹ‘. וְכֵיוָן שֶׁשָּׁב בְּגָלוּתוֹ נֶאֱמַר בִּזְרֻבָּבֶל בְּנוֹ (חגי ב כג) „בַּיּוֹם הַהוּא נְאֻם ה‘ צְבָאוֹת אֶקָּחֲךָ זְרֻבָּבֶל בֶּן שְׁאַלְתִּיאֵל עַבְדִּי נְאֻם ה‘ וְשַׂמְתִּיךָ כַּחוֹתָם“:

Die Bedeutung der Teschuwa ist groß, denn sie bringt den Menschen der Gottheit näher, wie es heißt: »Kehre um, Israel, zum Herrn, deinem Gott« (Hos. 14:2), und weiter: »Ihr sollt nicht wieder zu mir kommen, spricht der Ewige« (Amos 4:6,8), und weiter: »Wenn du wiederkehrst, Israel, spricht der Ewige, kehre zu mir zurück« (Jer. 4:1), was soviel bedeutet wie: Wenn du in Teschuwa zurückkehrst, bist du mir nahe, denn die Teschuwa bringt jene nahe, die ihr fern sind. War jemand gestern vor dem Ewigen gehasst, verabscheut, verstoßen und entehrt, so ist er heute geliebt, ersehnt, nahe und erwählt. So finden wir auch, dass der Heilige, gepriesen sei er, die Büßer mit derselben Sprache zu sich ruft, mit der er die Sünder von sich stößt, seien es einzelne oder ganze Gemeinden. Denn es heißt: »Und an dem Ort, wo man zu ihnen sagt: Ihr seid nicht mein Volk, wird man zu ihnen sagen: Ihr seid Söhne des lebendigen Gottes« (Hos. 2:1). So heißt es auch von Jechanjahu, als er noch ein Sünder war: »Verzeichnet diesen Mann als einen Kinderlosen, als einen Mann, der sein Leben lang kein Glück haben wird; und wenn auch Jechanjahu, der Sohn Jehojakims, König von Juda, ein Siegelring an meiner rechten Hand gewesen wäre« (Jer. 22:24, 30). Als er aber in der Verbannung Teschuwa tat, heißt es von seinem Sohn Serubbabel: »An jenem Tage, spricht der Ewige, Zebaoth, will ich dich, Serubbabel, den Sohn Schealtiëls, meinen Knecht, aufnehmen, spricht der Herr, und will dich wie einen Siegelring anlegen« (Hag. 2:23).

§ 7

כַּמָּה מְעֻלָּה מַעֲלַת הַתְּשׁוּבָה. אֶמֶשׁ הָיָה זֶה מֻבְדָּל מֵה‘ אֱלֹהֵי יִשְׂרָאֵל שֶׁנֶּאֱמַר (ישעיה נט ב) „עֲוֹנוֹתֵיכֶם הָיוּ מַבְדִּלִים בֵּינֵכֶם לְבֵין אֱלֹהֵיכֶם“. צוֹעֵק וְאֵינוֹ נַעֲנֶה שֶׁנֶּאֱמַר (ישעיה א טו) „כִּי תַרְבּוּ תְפִלָּה“ וְגוֹ‘. וְעוֹשֶׂה מִצְוֹת וְטוֹרְפִין אוֹתָן בְּפָנָיו שֶׁנֶּאֱמַר (ישעיה א יב) „מִי בִקֵּשׁ זֹאת מִיֶּדְכֶם רְמֹס חֲצֵרָי“, (מלאכי א י) „מִי גַם בָּכֶם וְיִסְגֹּר דְּלָתַיִם“ וְגוֹ‘. וְהַיּוֹם הוּא מֻדְבָּק בַּשְּׁכִינָה שֶׁנֶּאֱמַר (דברים ד ד) „וְאַתֶּם הַדְּבֵקִים בַּה‘ אֱלֹהֵיכֶם“. צוֹעֵק וְנַעֲנֶה מִיָּד שֶׁנֶּאֱמַר (ישעיה סה כד) „וְהָיָה טֶרֶם יִקְרָאוּ וַאֲנִי אֶעֱנֶה“. וְעוֹשֶׂה מִצְוֹת וּמְקַבְּלִין אוֹתָן בְּנַחַת וְשִׂמְחָה שֶׁנֶּאֱמַר (קהלת ט ז) „כִּי כְבָר רָצָה הָאֱלֹהִים אֶת מַעֲשֶׂיךָ“. וְלֹא עוֹד אֶלָּא שֶׁמִּתְאַוִּים לָהֶם שֶׁנֶּאֱמַר (מלאכי ג ד) „וְעָרְבָה לַה‘ מִנְחַת יְהוּדָה וִירוּשָׁלםִ כִּימֵי עוֹלָם וּכְשָׁנִים קַדְמֹנִיּוֹת“:

Wie erhaben ist also die Bedeutung der Teschuwa. Gestern war dieser abgesondert vom Ewigen, dem Gotte Israels, wie es heißt: »Eure Sünden bilden eine Scheidewand zwischen euch und eurem Gotte« (Jes. 59:2) — gestern schrie er und wurde nicht erhört, wie es heißt (Jes. 1:15) »wenn ihr auch anhäuft Gebete u. s. w.«. Gestern, wenn er göttliche Gebote erfüllte, wurden Sie ihm zurück ins Angesicht geworfen, wie es heißt: »Wer verlangte dies (Opfer), aus euren Händen (um deswegen) zu zerwühlen meine Höfe« (Jes. 1:12) ferner: »Wer ist da noch unter euch und möchte die Türe fest schließen« (Mal. 1:10); heut aber ist der Gottheit nahe, wie es heißt: »Und ihr, die ihr da anhängt dem Ewigen, eurem Gott« (Deut. 4:4); heute wird erhört, sobald er nur anruft, wie es heißt: »Und bevor sie noch rufen werde Ich ihnen schon antworten« (Jes. 65:24). Er vollzieht Gebote und dies wird mit Wohlgefallen und mit Freuden wahrgenommen, wie es heißt: »Denn der Allmächtige hat schon deine Taten gutgeheißen (Prov.9:7); ja man hat sogar Sehnsucht nach ihnen, wie geschrieben steht: »Und dem Ewigen wird die Darbringung Judas und Jerusalems angenehm sein, wie vor uralten Zeiten und vor vielen Jahren« (Mal. 3:4).

§ 8

בַּעֲלֵי תְּשׁוּבָה דַּרְכָּן לִהְיוֹת שְׁפָלִים וַעֲנָוִים בְּיוֹתֵר. אִם חֵרְפוּ אוֹתָן הַכְּסִילִים בְּמַעֲשֵׂיהֶם הָרִאשׁוֹנִים וְאָמְרוּ לָהֶן אֶמֶשׁ הָיִיתָ עוֹשֶׂה כָּךְ וְכָךְ וְאֶמֶשׁ הָיִיתָ אוֹמֵר כָּךְ וְכָךְ. אַל יַרְגִּישׁוּ לָהֶן אֶלָּא שׁוֹמְעִין וּשְׂמֵחִים וְיוֹדְעִין שֶׁזּוֹ זְכוּת לָהֶם. שֶׁכָּל זְמַן שֶׁהֵם בּוֹשִׁים מִמַּעֲשֵׂיהֶם שֶׁעָבְרוּ וְנִכְלָמִים מֵהֶן זְכוּתָם מְרֻבָּה וּמַעֲלָתָם מִתְגַּדֶּלֶת. וְחֵטְא גָּמוּר הוּא לוֹמַר לְבַעַל תְּשׁוּבָה זְכֹר מַעֲשֶׂיךָ הָרִאשׁוֹנִים אוֹ לְהַזְכִּירָן לְפָנָיו כְּדֵי לְבַיְּשׁוֹ. אוֹ לְהַזְכִּיר דְּבָרִים וְעִנְיָנִים הַדּוֹמִין לָהֶם כְּדֵי לְהַזְכִּירוֹ מֶה עָשָׂה. הַכּל אָסוּר וּמֻזְהָר עָלָיו בִּכְלַל הוֹנָיַת דְּבָרִים שֶׁהִזְהִירָה תּוֹרָה עָלֶיהָ שֶׁנֶּאֱמַר (ויקרא כה יז) „וְלֹא תוֹנוּ אִישׁ אֶת עֲמִיתוֹ“:

[Bedrängnis des Teschuwa Tuenden]
Die Büßer pflegen demütig und überaus bescheiden zu sein; wenn die Dummen ihnen ihre früheren Taten vorhalten und sagen: »Gestern habt ihr so und so gehandelt, so und so geredet«, so sollen sie sich nicht darum kümmern, sondern mit Heiterkeit zuhören, denn sie wissen, dass es ihnen auch zum Vorteil gereicht, indem die Scham über ihre früheren Sünden und das Erröten vor ihnen ihr Verdienst vermehrt und sie auf eine um so höhere Stufe stellt. Es ist aber auch eine große Sünde, zum Büßer zu sprechen: Erinnere dich an deine früheren Taten oder überhaupt ihm diese in Erinnerung zu rufen, um ihn zu beschämen, auch wenn man ihm Taten und Vorfälle vor Augen führt, die den seinen ähnlich sind, und ihn so an seine frühere Lebensweise erinnert. All dies ist in den allgemeinen Geboten der Tora verboten und untersagt: Den Nächsten nicht mit Worten zu betrügen, wie es heißt: »Und ihr sollt den Nächsten nicht betrügen« (Lev. 23:17).

Kapitel 8

§ 1

הַטוֹבָה הַצְּפוּנָה לַצַּדִּיקִים הִיא חַיֵּי הָעוֹלָם הַבָּא וְהִיא הַחַיִּים שֶׁאֵין מָוֶת עִמָּהֶן וְהַטּוֹבָה שֶׁאֵין עִמָּהּ רָעָה. הוּא שֶׁכָּתוּב בַּתּוֹרָה (דברים כב ז) „לְמַעַן יִיטַב לָךְ וְהַאֲרַכְתָּ יָמִים“. מִפִּי הַשְּׁמוּעָה לָמְדוּ לְמַעַן יִיטַב לָךְ לְעוֹלָם שֶׁכֻּלּוֹ טוֹב וְהַאֲרַכְתָּ יָמִים לְעוֹלָם שֶׁכֻּלּוֹ אָרֹךְ. וְזֶה הוּא הָעוֹלָם הַבָּא. שְׂכַר הַצַּדִּיקִים הוּא שֶׁיִּזְכּוּ לְנֹעַם זֶה וְיִהְיוּ בְּטוֹבָה זוֹ. וּפִרְעוֹן הָרְשָׁעִים הוּא שֶׁלֹּא יִזְכּוּ לְחַיִּים אֵלּוּ אֶלָּא יִכָּרְתוּ וְיָמוּתוּ. וְכָל מִי שֶׁאֵינוֹ זוֹכֶה לְחַיִּים אֵלּוּ הוּא הַמֵּת שֶׁאֵינוֹ חַי לָעוֹלָם אֶלָּא נִכְרַת בְּרִשְׁעוֹ וְאָבֵד כִּבְהֵמָה. וְזֶהוּ כָּרֵת הַכְּתוּבָה בַּתּוֹרָה שֶׁנֶּאֱמַר (במדבר טו לא) „הִכָּרֵת תִּכָּרֵת הַנֶּפֶשׁ הַהִיא“. מִפִּי הַשְּׁמוּעָה לָמְדוּ הִכָּרֵת בָּעוֹלָם הַזֶּה תִּכָּרֵת לָעוֹלָם הַבָּא. כְּלוֹמַר שֶׁאוֹתָהּ הַנֶּפֶשׁ שֶׁפֵּרְשָׁה מִן הַגּוּף בָּעוֹלָם הַזֶּה אֵינָהּ זוֹכָה לְחַיֵּי הָעוֹלָם הַבָּא אֶלָּא גַּם מִן הָעוֹלָם הַבָּא נִכְרֶתֶת:

[Lohn der Gerechten und Vergeltung der Frevler]
Das Gut, das den Frommen vorbehalten ist, ist das Leben in der zukünftigen Welt, das ein Leben ohne Tod und ein Gut ohne Übel ist. Darauf weisen die Worte der Tora hin: »Damit es dir gut geht und du lange lebst!« (Deut. 22:7), was die Tradition dahingehend erklärt, dass es dir in einer Welt gut gehen möge, in der es nur Gutes gibt, und dass dir lange Tage beschieden sein mögen, in einer Welt, die ewig währt, nämlich in der zukünftigen Welt. Der Lohn der Gerechten also ist, dass sie zu diesem Guten gelangen und in diesem Glück leben; die Strafe der Gottlosen aber ist, dass sie nicht zu diesem Leben gelangen, sondern vernichtet werden und umkommen. Wer zu diesem ewigen Leben nicht gelangt, der wird ein Toter genannt, weil er dieses Lebens nicht teilhaftig wird, sondern in seinem Frevel vernichtet wird und umkommt wie ein Tier. Das ist eben der Vernichtungstod, dessen die Tora mit den Worten gedenkt: »Abgeschnitten, abgeschnitten werde die Seele!« (Num. 15:31). Die Tradition erklärt es dahin, dass die Seele in dieser Welt wie in der zukünftigen abgeschnitten werde, was so viel heißen will wie: Die Seele, die sich in dieser Welt vom Körper getrennt hat, wird nicht in das Leben der zukünftigen Welt eingehen, sondern auch von dieser Welt abgeschnitten werden.

§ 2

הָעוֹלָם הַבָּא אֵין בּוֹ גּוּף וּגְוִיָּה אֶלָּא נַפְשׁוֹת הַצַּדִּיקִים בִּלְבַד בְּלֹא גּוּף כְּמַלְאֲכֵי הַשָּׁרֵת. הוֹאִיל וְאֵין בּוֹ גְּוִיּוֹת אֵין בּוֹ לֹא אֲכִילָה וְלֹא שְׁתִיָּה וְלֹא דָּבָר מִכָּל הַדְּבָרִים שֶׁגּוּפוֹת בְּנֵי אָדָם צְרִיכִין לָהֶן בָּעוֹלָם הַזֶּה. וְלֹא יֶאֱרַע דָּבָר בּוֹ מִן הַדְּבָרִים שֶׁמְּאָרְעִין לַגּוּפוֹת בָּעוֹלָם הַזֶּה. כְּגוֹן יְשִׁיבָה וַעֲמִידָה וְשֵׁנָה וּמִיתָה וְעֶצֶב וּשְׂחוֹק וְכַיּוֹצֵא בָּהֶן. כָּךְ אָמְרוּ חֲכָמִים הָרִאשׁוֹנִים (גמרא ברכות יז א) „הָעוֹלָם הַבָּא אֵין בּוֹ לֹא אֲכִילָה וְלֹא שְׁתִיָּה“ וְלֹא תַּשְׁמִישׁ (גמרא ברכות יז א) „אֶלָּא צַדִּיקִים יוֹשְׁבִים וְעַטְרוֹתֵיהֶם בְּרָאשֵׁיהֶן וְנֶהֱנִין מִזִּיו הַשְּׁכִינָה“. הֲרֵי נִתְבָּרֵר לְךָ שֶׁאֵין שָׁם גּוּף לְפִי שֶׁאֵין שָׁם אֲכִילָה וּשְׁתִיָּה. וְזֶה שֶׁאָמְרוּ צַדִּיקִים יוֹשְׁבִין דֶּרֶךְ חִידָה אָמְרוּ. כְּלוֹמַר הַצַּדִּיקִים מְצוּיִין שָׁם בְּלֹא עָמָל וּבְלֹא יְגִיעָה. וְכֵן זֶה שֶׁאָמְרוּ עַטְרוֹתֵיהֶן בְּרָאשֵׁיהֶן כְּלוֹמַר דַּעַת שֶׁיָּדְעוּ שֶׁבִּגְלָלָהּ זָכוּ לְחַיֵּי הָעוֹלָם הַבָּא מְצוּיָה עִמָּהֶן וְהִיא הָעֲטָרָה שֶׁלָּהֶן כָּעִנְיָן שֶׁאָמַר שְׁלֹמֹה (שיר השירים ג יא) „בָּעֲטָרָה שֶׁעִטְּרָה לּוֹ אִמּוֹ“. וַהֲרֵי הוּא אוֹמֵר (ישעיה לה י) „וְשִׂמְחַת עוֹלָם עַל רֹאשָׁם“ וְאֵין הַשִּׂמְחָה גּוּף כְּדֵי שֶׁתָּנוּחַ עַל הָרֹאשׁ. כָּךְ עֲטָרָה שֶׁאָמְרוּ חֲכָמִים כָּאן הִיא הַיְדִיעָה. וּמַהוּ זֶה שֶׁאָמְרוּ נֶהֱנִין מִזִּיו הַשְּׁכִינָה. שֶׁיּוֹדְעִים וּמַשִּׂיגִין מֵאֲמִתַּת הַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא מַה שֶּׁאֵינָם יוֹדְעִים וְהֵם בַּגּוּף הָאָפֵל הַשָּׁפָל:

[Die kommende Welt und die Seelen der Frommen]
In der zukünftigen Welt wird es weder Leib noch Fleisch geben, sondern nur körperlose Seelen der Frommen, gleich den Engeln, die Gott dienen. Da es nun dort keine Körper gibt, so kann es dort auch weder Essen noch Trinken noch sonst etwas geben, dessen der menschliche Körper hienieden bedarf. Ebenso wenig kann dort etwas geschehen, was sich nur auf die Körper in der irdischen Welt beziehen kann, wie Sitzen, Stehen, Schlafen, Trauern, Klagen und dergleichen. Dies sind die Worte unserer ersten Weisen: »Die zukünftige Welt hat weder Speise noch Trank usw., sondern die Frommen sitzen mit ihren Kronen auf ihren Häuptern und erfreuen sich der Anschauung der Gottheit«. Hier wird nun gezeigt, dass es dort keine Körper gibt, da es dort weder Essen noch Trinken gibt, und dass daher auch der Ausdruck »die Frommen sitzen« nur allegorisch zu verstehen ist, als wollte man sagen: Die Seelen der Frommen existieren dort ohne Mühe und Arbeit. Ebenso bedeutet der Ausruf: »mit ihren Kronen auf ihren Häuptern«, dass die Erkenntnis, die sie erlangt und durch die sie zum Leben der zukünftigen Welt gelangt, in ihnen ist und bleibt und ihre Krone bildet, ähnlich wie Salomo sagt: »mit dem Kranz, den seine Mutter um sein Haupt gewunden hat« (Hohelied 3:11). Und weiter heißt es: »Und ewige Freude auf ihrem Haupte« (Jes 35:10; 51:11); wie die Freude kein Körper ist, dass sie auf ihrem Haupte ruhe, so ist auch die Krone, von der die Weisen hier sprechen, allegorisch zu nehmen. Was endlich den Ausruf betrifft: »sich an der Anschauung der Gottheit erfreuen«, so will derselbe nur bedeuten, dass sie (die Frommen) das Wesen des Heiligen, gepriesen sei Er, kennen und begreifen, wozu sie noch nicht fähig waren, als sie noch an den dunklen, niedrigen Körper gefesselt waren.

§ 3

כָּל נֶפֶשׁ הָאֲמוּרָה בְּעִנְיָן זֶה אֵינָהּ הַנְּשָׁמָה הַצְּרִיכָה לַגּוּף אֶלָּא צוּרַת הַנֶּפֶשׁ שֶׁהִיא הַדֵּעָה שֶׁהִשִּׂיגָה מֵהַבּוֹרֵא כְּפִי כֹּחָהּ וְהֶשֵּׂגָהּ הַדֵּעוֹת הַנִּפְרָדוֹת וּשְׁאָר הַמַּעֲשִׂים וְהִיא הַצּוּרָה שֶׁבֵּאַרְנוּ עִנְיָנָהּ בְּפֶרֶק רְבִיעִי מֵהִלְכוֹת יְסוֹדֵי הַתּוֹרָה הִיא הַנִּקְרֵאת נֶפֶשׁ בְּעִנְיָן זֶה. חַיִּים אֵלּוּ לְפִי שֶׁאֵין עִמָּהֶם מָוֶת שֶׁאֵין הַמָּוֶת אֶלָּא מִמְּאֹרְעוֹת הַגּוּף וְאֵין שָׁם גּוּף נִקְרְאוּ צְרוֹר הַחַיִּים שֶׁנֶּאֱמַר (שמואל א כה כט) „וְהָיְתָה נֶפֶשׁ אֲדֹנִי צְרוּרָה בִּצְרוֹר הַחַיִּים“. וְזֶהוּ הַשָּׂכָר שֶׁאֵין שָׂכָר לְמַעְלָה מִמֶּנּוּ וְהַטּוֹבָה שֶׁאֵין אַחֲרֶיהָ טוֹבָה וְהִיא שֶׁהִתְאַוּוּ לָהּ כָּל הַנְּבִיאִים:

[Leben und Ausrottung]
Das Wort Seele, dessen wir uns hier oft bedient haben, bedeutet nicht die Seele, die des Körpers bedarf, sondern das Wesen der Seele, das das selbständige Bewusstsein ausmacht, wie wir es im vierten Kapitel der Grundsätze der Lehre erläutert haben. Das also wird hier mit dem Worte »Seele« bezeichnet. Da es dort keinen Tod gibt und dieser überhaupt nur bei körperlichen Vorgängen eintreten kann, so wird das Leben, von dem wir sprachen, »Lebensbund« genannt, wie es heißt: »Und die Seele meines Herrn ist eingeflochten in den Lebensbund« (1. Sam. 25:29). Das ist der Lohn, über den es keinen höheren gibt, und das ist das Glück, nach dem es kein anderes gibt. Nach diesem Leben haben alle Propheten gestrebt.

§ 4

וְכַמָּה שֵׁמוֹת נִקְרְאוּ לָהּ דֶּרֶךְ מָשָׁל. הַר ה‘. וּמְקוֹם קָדְשׁוֹ. וְדֶרֶךְ הַקֹּדֶשׁ. וְחַצְרוֹת ה‘. וְנֹעַם ה‘. וְאֹהֶל ה‘. וְהֵיכַל ה‘. וּבֵית ה‘. וְשַׁעַר ה‘. וַחֲכָמִים קָרְאוּ לָהּ דֶּרֶךְ מָשָׁל לְטוֹבָה זוֹ הַמְזֻמֶּנֶת לַצַּדִּיקִים סְעֻדָּה. וְקוֹרִין לָהּ בְּכָל מָקוֹם הָעוֹלָם הַבָּא:

Mehrere Namen wurden dieser Welt allegorisch beigelegt, wie: Berg Gottes, heilige Stätte, heiliger Weg, Höhe Gottes, Liebe Gottes, Zelt Gottes, Palast Gottes, Haus Gottes, Tor Gottes, und unsere Weisen nannten diese den Frommen vorbehaltene Seligkeit allegorisch »das Mahl«; sonst aber wird sie überall »die zukünftige Welt« genannt.

§ 5

הַנְּקָמָה שֶׁאֵין נְקָמָה גְּדוֹלָה מִמֶּנָּה שֶׁתִּכָּרֵת הַנֶּפֶשׁ וְלֹא תִּזְכֶּה לְאוֹתָן הַחַיִּים שֶׁנֶּאֱמַר (במדבר טו לא) „הִכָּרֵת תִּכָּרֵת הַנֶּפֶשׁ הַהִיא עֲוֹנָהּ בָּהּ“. וְזֶה הָאֲבַדּוֹן הוּא שֶׁקּוֹרִין אוֹתוֹ הַנְּבִיאִים דֶּרֶךְ מָשָׁל בְּאֵר שַׁחַת וַאֲבַדּוֹן וְתָפְתֶּה וַעֲלוּקָה וְכָל לְשׁוֹן כְּלָיָה וְהַשְׁחָתָה קוֹרְאִין לוֹ לְפִי שֶׁהִיא הַכְּלָיָה שֶׁאֵין אַחֲרֶיהָ תְּקוּמָה וְהַהֶפְסֵד שֶׁאֵינוֹ חוֹזֵר לְעוֹלָם:

Die größte Rache aber, die von keiner anderen überboten werden kann, ist die, dass die Seele vernichtet werden kann, ohne dass sie zu jenem Leben gelangt, wie es heißt: »Abgeschnitten, abgeschnitten sei die Seele, ihre Strafe ist in ihr« (Num. 15:31). Das ist der Abgrund, den die Propheten allegorisch mit Gruft, Grube, Abgrund, Hölle, Blutegel und noch mit mehreren anderen Namen der Vernichtung und des Verderbens bezeichnen, weil diese Strafe eben eine Vernichtung ist, nach der es keine Auferstehung gibt, und ein Verlust, der niemals ersetzt wird.

§ 6

שֶׁמָּא תֵּקַל בְּעֵינֶיךָ טוֹבָה זוֹ וּתְדַמֶּה שֶׁאֵין שְׂכַר הַמִּצְוֹת וֶהֱיוֹת הָאָדָם שָׁלֵם בְּדַרְכֵי הָאֱמֶת אֶלָּא לִהְיוֹתוֹ אוֹכֵל וְשׁוֹתֶה מַאֲכָלוֹת טוֹבוֹת וּבוֹעֵל צוּרוֹת נָאוֹת וְלוֹבֵשׁ בִּגְדֵי שֵׁשׁ וְרִקְמָה וְשׁוֹכֵן בְּאָהֳלֵי שֵׁן וּמִשְׁתַּמֵּשׁ בִּכְלֵי כֶּסֶף וְזָהָב וּדְבָרִים הַדּוֹמִים לְאֵלּוּ כְּמוֹ שֶׁמְּדַמִּין אֵלּוּ הָעַרְבִיִּים הַטִּפְּשִׁים הָאֱוִילִים הַשְּׁטוּפִים בְּזִמָּה. אֲבָל הַחֲכָמִים וּבַעֲלֵי דֵּעָה יֵדְעוּ שֶׁכָּל הַדְּבָרִים הָאֵלּוּ דִּבְרֵי הֲבַאי וְהֶבֶל הֵם וְאֵין בָּהֶם תּוֹעֶלֶת וְאֵינָהּ טוֹבָה גְּדוֹלָה אֶצְלֵנוּ בָּעוֹלָם הַזֶּה אֶלָּא מִפְּנֵי שֶׁאָנוּ בַּעֲלֵי גּוּף וּגְוִיָּה, וְכָל הַדְּבָרִים הָאֵלּוּ צָרְכֵי הַגּוּף הֵם וְאֵין הַנֶּפֶשׁ מִתְאַוָּה לָהֶם וּמְחַמְּדָתָן אֶלָּא מִפְּנֵי צֹרֶךְ הַגּוּף, כְּדֵי שֶׁיִּמְצָא חֶפְצוֹ וְיַעֲמֹד עַל בֻּרְיוֹ. וּבִזְמַן שֶׁאֵין שָׁם גּוּף נִמְצְאוּ כָּל הַדְּבָרִים הָאֵלּוּ בְּטֵלִים. הַטּוֹבָה הַגְּדוֹלָה שֶׁתִּהְיֶה בָּהּ הַנֶּפֶשׁ בָּעוֹלָם הַבָּא אֵין שׁוּם דֶּרֶךְ בָּעוֹלָם הַזֶּה לְהַשִּׂיגָהּ וְלֵידַע אוֹתָהּ. שֶׁאֵין אָנוּ יוֹדְעִים בָּעוֹלָם הַזֶּה אֶלָּא טוֹבַת הַגּוּף וְלָהּ אָנוּ מִתְאַוִּין. אֲבָל אוֹתָהּ הַטּוֹבָה גְּדוֹלָה עַד מְאֹד וְאֵין לָהּ עֵרֶךְ בְּטוֹבוֹת הָעוֹלָם הַזֶּה אֶלָּא דֶּרֶךְ מָשָׁל. אֲבָל בְּדֶרֶךְ הָאֱמֶת שֶׁנַּעֲרֹךְ טוֹבַת הַנֶּפֶשׁ בָּעוֹלָם הַבָּא בְּטוֹבוֹת הַגּוּף בָּעוֹלָם הַזֶּה בְּמַאֲכָל וּבְמִשְׁתֶּה אֵינוֹ כֵן. אֶלָּא אוֹתָהּ הַטּוֹבָה גְּדוֹלָה עַד אֵין חֵקֶר וְאֵין לָהּ עֵרֶךְ וְדִמְיוֹן. הוּא שֶׁאָמַר דָּוִד (תהילים לא כ) „מָה רַב טוּבְךָ אֲשֶׁר צָפַנְתָּ לִּירֵאֶיךָ“ וְגוֹ‘:

[Wohl des Körpers und die kommende Welt]
Vielleicht erscheint dir dieses Glück zu gering, und du denkst, die beste Belohnung für die Erfüllung der Satzungen und die Vervollkommnung der Menschen auf dem Weg der Wahrheit bestehe darin, gut zu essen und zu trinken, Kleider aus Leinen und Purpur zu tragen, in Palästen aus Elfenbein zu wohnen, umgeben von schönen Mädchen, sich mit goldenem und silbernem Geschirr bedienen zu lassen und ähnliche Dinge, wie sie sich die dummen, törichten und ausschweifenden Araber vom Paradies vorstellen. Aber die Weisen und Gelehrten wissen, dass alle diese Dinge nur eitler Tand und Nichtigkeit sind und uns in dieser Welt nur deshalb Nutzen und großen Genuss gewähren, weil wir irdische Körper haben; denn alle diese Dinge sind nur für den Genuss des Körpers, und die Seele begehrt sie nur, weil der Körper sie verlangt, damit ihre Triebe befriedigt werden. Da es aber dort kein leibliches Dasein gibt, so muss auch dies alles aufhören. Die große Seligkeit, deren die Seele in der zukünftigen Welt teilhaftig sein wird, können wir in diesem irdischen Leben in keiner Weise begreifen und erkennen, da wir in dieser Welt nur die materiellen Genüsse kennen und nach ihnen verlangen. Diese Seligkeit aber ist unendlich groß, und nichts aus dem irdischen Leben kann damit verglichen werden, es sei denn in einem allegorischen Sinn. Es wäre aber ein großer Irrtum, wollte man die Seligkeit der Seele in der zukünftigen Welt wirklich mit dem Vergnügen vergleichen, das wir hienieden beim Essen und Trinken empfinden; jene Seligkeit ist vielmehr unergründlich und unvergleichlich, wie auch David sagt: »Wie groß ist das Glück, das du für deine Frommen aufbewahrst« (Ps. 31:20).

§ 7

וְכַמָּה כָּמַהּ דָּוִד וְהִתְאַוָּה לְחַיֵּי הָעוֹלָם הַבָּא שֶׁנֶּאֱמַר (תהילים כז יג) „לוּלֵא הֶאֱמַנְתִּי לִרְאוֹת בְּטוּב ה‘ בְּאֶרֶץ חַיִּים“. כְּבָר הוֹדִיעוּנוּ הַחֲכָמִים הָרִאשׁוֹנִים שֶׁטּוֹבַת הָעוֹלָם הַבָּא אֵין כֹּחַ בָּאָדָם לְהַשִּׂיגָהּ עַל בֻּרְיָהּ וְאֵין יוֹדֵעַ גָּדְלָהּ וְיָפְיָהּ וְעַצְמָהּ אֶלָּא הַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא לְבַדּוֹ. וְשֶׁכָּל הַטּוֹבוֹת שֶׁמִּתְנַבְּאִים בָּהֶם הַנְּבִיאִים לְיִשְׂרָאֵל אֵינָן אֶלָּא לִדְבָרִים שֶׁבַּגּוּף שֶּׁנֶּהֱנִין בָּהֶן יִשְׂרָאֵל לִימוֹת הַמָּשִׁיחַ בִּזְמַן שֶׁתָּשׁוּב הַמֶּמְשָׁלָה לְיִשְׂרָאֵל. אֲבָל טוֹבַת חַיֵּי הָעוֹלָם הַבָּא אֵין לָהּ עֵרֶךְ וְדִמְיוֹן וְלֹא דִּמּוּהָ הַנְּבִיאִים כְּדֵי שֶׁלֹּא יִפְחֲתוּ אוֹתָהּ בַּדִּמְיוֹן. הוּא שֶׁיְּשַׁעְיָהוּ אָמַר (ישעיה סד ג) „עַיִן לֹא רָאָתָה אֱלֹהִים זוּלָתְךָ יַעֲשֶׂה לִמְחַכֵּה לוֹ“. כְּלוֹמַר הַטּוֹבָה שֶׁלֹּא רָאֲתָה אוֹתָהּ עֵין נָבִיא וְלֹא רָאָה אוֹתָהּ אֶלָּא אֱלֹהִים, עָשָׂה אוֹתָהּ הָאֱלֹהִים לָאָדָם שֶׁמְּחַכֶּה לוֹ. אָמְרוּ חֲכָמִים כָּל הַנְּבִיאִים כֻּלָּן לֹא נִבְּאוּ אֶלָּא לִימוֹת הַמָּשִׁיחַ אֲבָל הָעוֹלָם הַבָּא עַיִן לֹא רָאָתָה אֱלֹהִים זוּלָתְךָ:

Und wie sehnte sich David nach dem Leben der zukünftigen Welt, als er sagte: »Hätte ich nicht geglaubt, die göttliche Seligkeit im Land des Lebens zu sehen« (Ps 27:13). Unsere Weisen haben uns oft und immer wieder gesagt, dass kein Mensch die Kraft habe, diese Seligkeit klar zu erfassen, dass niemand außer dem Schöpfer selbst, gepriesen sei Er, ihre ganze Größe, Schönheit und Wesenhaftigkeit erfassen und begreifen könne, dass alles Glück, von dem die Propheten dem Volk Israel erzählen, sich nur auf die leiblichen Dinge beziehe, die Israel in den Tagen des Messias besitzen werde, wenn die Herrschaft Israel wieder zuteil werde. Die Glückseligkeit der zukünftigen Welt aber ist damit in keiner Weise zu vergleichen. Die Propheten wollen sie auch mit nichts vergleichen, weil sie bei jedem Vergleich verlieren müssen. Darauf deuten die Worte des Jesaja: »Kein Auge hat sie gesehen außer dir, Allmächtiger, aber Er wird sie dem geben, der auf Ihn hofft« (Jes. 64:3), als wollte er sagen, dass die Seligkeit, die noch kein Auge der Propheten gesehen hat, die niemand sieht außer dem Allmächtigen selbst, von diesem dem Menschen bereitet ist, der auf Ihn hofft. Die Weisen sprachen: Alle Propheten weissagen nur von der Zeit des Messias; die kommende Welt aber hat kein Auge gesehen »außer dem Deinen, Allmächtigen«.

§ 8

זֶה שֶׁקָּרְאוּ אוֹתוֹ חֲכָמִים הָעוֹלָם הַבָּא לֹא מִפְּנֵי שֶׁאֵינוֹ מָצוּי עַתָּה וְזֶה הָעוֹלָם אוֹבֵד וְאַחַר כָּךְ יָבוֹא אוֹתוֹ הָעוֹלָם. אֵין הַדָּבָר כֵּן. אֶלָּא הֲרֵי הוּא מָצוּי וְעוֹמֵד שֶׁנֶּאֱמַר (תהילים לא כ) „אֲשֶׁר צָפַנְתָּ לִּירֵאֶיךָ פָּעַלְתָּ“ וְגוֹ‘. וְלֹא קְרָאוּהוּ עוֹלָם הַבָּא אֶלָּא מִפְּנֵי שֶׁאוֹתָן הַחַיִּים בָּאִין לוֹ לָאָדָם אַחַר חַיֵּי הָעוֹלָם הַזֶּה שֶׁאָנוּ קַיָּמִים בּוֹ בְּגוּף וְנֶפֶשׁ וְזֶהוּ הַנִּמְצָא לְכָל אָדָם בָּרִאשׁוֹנָה:

[Die Zeit der kommenden Welt]
Wenn unsere Weisen den Ausdruck »die zukünftige Welt« gebraucht haben, so bedeutet das nicht, dass sie jetzt noch nicht existiert und erst nach dem Untergang dieser Welt eintritt. Im Gegenteil, sie existiert und ist schon da, wie es heißt: »Du hast sie für deine Frommen aufbewahrt, für die, die auf dich vertrauen« (Ps. 32:20). Die Weisen haben sie nur deshalb die zukünftige Welt genannt, weil dieses selige Leben den Menschen erst nach dem Ende dieses irdischen Lebens, in dem wir noch aus Körper und Seele bestehen, zuteil wird. Nach dem Tode aber gelangt jeder Fromme bald dorthin.

Kapitel 9

§ 1

מֵאַחַר שֶׁנּוֹדַע שֶׁמַּתַּן שְׂכָרָן שֶׁל מִצְוֹת וְהַטּוֹבָה שֶׁנִּזְכֶּה לָהּ אִם שָׁמַרְנוּ דֶּרֶךְ ה‘ הַכָּתוּב בַּתּוֹרָה הִיא חַיֵּי הָעוֹלָם הַבָּא שֶׁנֶּאֱמַר (דברים כב ז) „לְמַעַן יִיטַב לָךְ וְהַאֲרַכְתָּ יָמִים“. וְהַנְּקָמָה שֶׁנּוֹקְמִים מִן הָרְשָׁעִים שֶׁעָזְבוּ אָרְחוֹת הַצֶּדֶק הַכְּתוּבוֹת בַּתּוֹרָה הִיא הַכָּרֵת שֶׁנֶּאֱמַר (במדבר טו לא) „הִכָּרֵת תִּכָּרֵת הַנֶּפֶשׁ הַהִיא עֲוֹנָהּ בָּהּ“. מַהוּ זֶה שֶׁכָּתוּב בְּכָל הַתּוֹרָה כֻּלָּהּ אִם תִּשְׁמְעוּ יַגִּיעַ לָכֶם כָּךְ (ויקרא כו יד) „וְאִם לֹא תִּשְׁמְעוּ“ יִקְרֶה אֶתְכֶם כָּךְ. וְכָל אוֹתָן הַדְּבָרִים בָּעוֹלָם הַזֶּה. כְּגוֹן שֹׂבַע וְרָעָב וּמִלְחָמָה וְשָׁלוֹם וּמַלְכוּת וְשִׁפְלוּת וִישִׁיבַת הָאָרֶץ וְגָלוּת וְהַצְלָחַת מַעֲשֶׂה וְהֶפְסֵדוֹ וּשְׁאָר כָּל דִּבְרֵי הַבְּרִית. כָּל אוֹתָן הַדְּבָרִים אֱמֶת הָיוּ וְיִהְיוּ וּבִזְמַן שֶׁאָנוּ עוֹשִׂים כָּל מִצְוֹת הַתּוֹרָה יַגִּיעוּ אֵלֵינוּ טוֹבוֹת הָעוֹלָם הַזֶּה כֻּלָּן. וּבִזְמַן שֶׁאָנוּ עוֹבְרִין עֲלֵיהֶן תִּקְרֶאנָה אוֹתָנוּ הָרָעוֹת הַכְּתוּבוֹת. וְאַף עַל פִּי כֵן אֵין אוֹתָן הַטּוֹבוֹת הֵם סוֹף מַתַּן שְׂכָרָן שֶׁל מִצְוֹת וְלֹא אוֹתָן הָרָעוֹת הֵם סוֹף הַנְּקָמָה שֶׁנּוֹקְמִין מֵעוֹבֵר עַל כָּל הַמִּצְוֹת. אֶלָּא כָּךְ הוּא הֶכְרֵעַ כָּל הַדְּבָרִים. הַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא נָתַן לָנוּ תּוֹרָה זוֹ עֵץ חַיִּים הִיא. וְכָל הָעוֹשֶׂה כָּל הַכָּתוּב בָּהּ וְיוֹדְעוֹ דֵּעָה גְּמוּרָה נְכוֹנָה זוֹכֶה בָּהּ לְחַיֵּי הָעוֹלָם הַבָּא. וּלְפִי גֹּדֶל מַעֲשָׂיו וְרֹב חָכְמָתוֹ הוּא זוֹכֶה. וְהִבְטִיחָנוּ בַּתּוֹרָה שֶׁאִם נַעֲשֶׂה אוֹתָהּ בְּשִׂמְחָה וּבְטוֹבַת נֶפֶשׁ וְנֶהְגֶּה בְּחָכְמָתָהּ תָּמִיד שֶׁיָּסִיר מִמֶּנּוּ כָּל הַדְּבָרִים הַמּוֹנְעִים אוֹתָנוּ מִלַּעֲשׂוֹתָהּ כְּגוֹן חלִי וּמִלְחָמָה וְרָעָב וְכַיּוֹצֵא בָּהֶן. וְיַשְׁפִּיעַ לָנוּ כָּל הַטּוֹבוֹת הַמַּחֲזִיקוֹת אֶת יָדֵינוּ לַעֲשׂוֹת הַתּוֹרָה כְּגוֹן שֹׂבַע וְשָׁלוֹם וְרִבּוּי כֶּסֶף וְזָהָב. כְּדֵי שֶׁלֹּא נַעֲסֹק כָּל יָמֵינוּ בִּדְבָרִים שֶׁהַגּוּף צָרִיךְ לָהֶן אֶלָּא נֵשֵׁב פְּנוּיִים לִלְמֹד בַּחָכְמָה וְלַעֲשׂוֹת הַמִּצְוָה כְּדֵי שֶׁנִּזְכֶּה לְחַיֵּי הָעוֹלָם הַבָּא. וְכֵן הוּא אוֹמֵר בַּתּוֹרָה אַחַר שֶׁהִבְטִיחַ בְּטוֹבוֹת הָעוֹלָם הַזֶּה (דברים ו כה) „וּצְדָקָה תִּהְיֶה לָּנוּ“ וְגוֹ‘. וְכֵן הוֹדִיעָנוּ בַּתּוֹרָה שֶׁאִם נַעֲזֹב הַתּוֹרָה מִדַּעַת וְנַעֲסֹק בְּהַבְלֵי הַזְּמַן כָּעִנְיָן שֶׁנֶּאֱמַר (דברים לב טו) „וַיִּשְׁמַן יְשֻׁרוּן וַיִּבְעָט“, שֶׁדַּיַן הָאֱמֶת יָסִיר מִן הַעוֹזְבִים כָּל טוֹבוֹת הָעוֹלָם הַזֶּה שֶׁהֵן חִזְּקוּ יְדֵיהֶם לִבְעֹט וּמֵבִיא עֲלֵיהֶם כָּל הָרָעוֹת הַמּוֹנְעִים אוֹתָן מִלִּקְנוֹת הָעוֹלָם הַבָּא כְּדֵי שֶׁיֹּאבְדוּ בְּרִשְׁעָם. הוּא שֶׁכָּתוּב בַּתּוֹרָה (דברים כח מז) „תַּחַת אֲשֶׁר לֹא עָבַדְתָּ אֶת ה'“ וְגוֹ‘, (דברים כח מח) „וְעָבַדְתָּ אֶת אֹיְבֶיךָ אֲשֶׁר יְשַׁלְּחֶנּוּ ה‘ בָּךְ“. נִמְצָא פֵּרוּשׁ כָּל אוֹתָן הַבְּרָכוֹת וְהַקְּלָלוֹת עַל דֶּרֶךְ זוֹ, כְּלוֹמַר אִם עֲבַדְתֶּם אֶת ה‘ בְּשִׂמְחָה וּשְׁמַרְתֶּם דַּרְכּוֹ מַשְׁפִּיעַ לָכֶם הַבְּרָכוֹת הָאֵלּוּ וּמַרְחִיק הַקְּלָלוֹת מִכֶּם עַד שֶׁתִּהְיוּ פְּנוּיִים לְהִתְחַכֵּם בַּתּוֹרָה וְלַעֲסֹק בָּהּ כְּדֵי שֶׁתִּזְכּוּ לְחַיֵּי הָעוֹלָם הַבָּא וְיִיטַב לְךָ לְעוֹלָם שֶׁכֻּלּוֹ טוֹב וְתַאֲרִיךְ יָמִים לְעוֹלָם שֶׁכֻּלּוֹ אָרֹךְ וְנִמְצֵאתֶם זוֹכִין לִשְׁנֵי הָעוֹלָמוֹת, לְחַיִּים טוֹבִים בָּעוֹלָם הַזֶּה הַמְּבִיאִים לְחַיֵּי הָעוֹלָם הַבָּא. שֶׁאִם לֹא יִקְנֶה פֹּה חָכְמָה וּמַעֲשִׂים טוֹבִים אֵין לוֹ בְּמָה יִזְכֶּה שֶׁנֶּאֱמַר (קהלת ט י) „כִּי אֵין מַעֲשֶׂה וְחֶשְׁבּוֹן וְדַעַת וְחָכְמָה בִּשְׁאוֹל“. וְאִם עֲזַבְתֶּם אֶת ה‘ וּשְׁגִיתֶם בְּמַאֲכָל וּבְמִשְׁתֶּה וּזְנוּת וְדוֹמֶה לָהֶם מֵבִיא עֲלֵיכֶם כָּל הַקְּלָלוֹת הָאֵלּוּ וּמֵסִיר כָּל הַבְּרָכוֹת עַד שֶׁיִּכְלוּ יְמֵיכֶם בְּבֶהָלָה וָפַחַד וְלֹא יִהְיֶה לָכֶם לֵב פָּנוּי וְלֹא גּוּף שָׁלֵם לַעֲשׂוֹת הַמִּצְוֹת כְּדֵי שֶׁתֹּאבְדוּ מֵחַיֵּי הָעוֹלָם הַבָּא וְנִמְצָא שֶׁאִבַּדְתֶּם שְׁנֵי עוֹלָמוֹת. שֶׁבִּזְמַן שֶׁאָדָם טָרוּד בָּעוֹלָם הַזֶּה בְּחלִי וּבְמִלְחָמָה וּרְעָבוֹן אֵינוֹ מִתְעַסֵּק לֹא בַּחָכְמָה וְלֹא בַּמִצְוֹת שֶׁבָּהֶן זוֹכִין לְחַיֵּי הָעוֹלָם הַבָּא:

Da wir nun wissen, dass der Lohn der Gebote und das Glück, das wir durch ihre Erfüllung erlangen, wenn wir auf Gottes Wegen nach den Vorschriften der Tora wandeln, eben das Leben in der zukünftigen Welt ist, wie geschrieben steht: »Damit es dir gut geht und du lange lebst« (Deut. 22), und da wir ferner wissen, dass die Strafe, die die Frevler trifft, wenn sie die Wege der Gerechtigkeit verlassen, die in der Tora vorgeschrieben sind, die Vernichtung ist, wie geschrieben steht: »Abgeschnitten, abgeschnitten sei diese Seele, ihre Strafe ruht auf ihr« (Num. 15:31). Warum heißt es dann in der ganzen Tora: »Wenn ihr gehorcht, wird euch dies und jenes zuteil werden, und wenn ihr ungehorsam seid, wird euch dies und jenes zuteil werden, und zwar immer nur Dinge, die dieser irdischen Welt angehören, wie Überfluss, Hunger, Krieg, Frieden, Herrschaft, Unterdrückung, Aufenthalt im eigenen Land und Verbannung, Glück im Geschäft oder Unglück, und ebenso alle anderen Verheißungen des Bundes?
Antwort:
Alle diese Verheißungen haben sich erfüllt und werden sich auch in der Zukunft erfüllen; denn wenn wir die Gebote der Tora erfüllen, werden uns alle Güter dieser Welt zuteil werden, und wenn wir jene Gebote übertreten, werden uns alle heraufbeschworenen Übel zuteil werden. Aber weder diese Güter sind das Ende der Belohnung für die Befolgung der Gesetze, noch diese Übel das Ende der Strafe, die den Gesetzesübertreter trifft, sondern es verhält sich folgendermaßen: Der Heilige, gepriesen sei Er, hat uns diese Tora als einen Lebensbund gegeben, und wer alles erfüllt, was darin geschrieben steht, und Ihn mit vollkommenem Wissen und Andacht bekennt, der erlangt dadurch das Leben der zukünftigen Welt, und zwar ein jeder nach seinen Taten und nach seiner Weisheit. Nun aber hat uns die Tora versichert, dass, wenn wir ihre Gebote mit Freude und Wohlgefallen erfüllen und über ihre Weisheit stets gründlich nachdenken, sie auch stets alles von uns fernhalten wird, was uns an der Erfüllung der Gebote hindern könnte, wie Krankheit, Krieg, Hunger und dergleichen, so dass sie uns vielmehr alle jene Güter geben will, die uns noch mehr in die Lage versetzen können, die Gebote zu erfüllen, wie reiche Ernten, Frieden, Überfluss an Silber und Gold, damit wir nicht alle unsere Tage dem Erwerb der leiblichen Bedürfnisse widmen müssen, sondern uns frei und ungehindert dem Studium der Wissenschaften und der Erfüllung der Gebote widmen können und so auch zum Leben der zukünftigen Welt gelangen. So heißt es ausdrücklich in der Tora, nachdem Gott uns die Güter dieser irdischen Welt zugesichert hat: »Und es wird uns als eine gute Tat angerechnet werden, wenn wir uns bemühen, alle diese Gebote zu halten vor dem Angesicht des Ewigen, unseres Gottes.« (Deut. 6:25).
Dagegen sagt die Tora auch, dass, wenn man diese Gesetze wissentlich vernachlässigt und sich mit vergänglichen Dingen beschäftigt, wie geschrieben steht: »Und Jeschurun wurde fett und unbändig« (Deut. 42:15), so wird auch der wahre Richter den Übertretern alle Güter dieser Welt entziehen, die sie übermütig gemacht haben, und auf ihr Haupt alles Unheil bringen, das sie davon abhalten kann, die zukünftige Welt zu erwerben, damit sie in ihrer Sünde verloren gehen, denn es heißt in der Schrift: »Und du wirst deinen Feinden dienen, die dir Gott senden wird, – weil du dem Herrn nicht gedient hast« usw. (Deut. 28:47-48), woraus wir sehen, dass alle diese Segnungen und Verfluchungen so zu deuten sind:
Denn wer nicht hienieden Weisheit und gute Werke tut, womit will er das zukünftige Leben gewinnen? »Denn im Grabe ist keine Tat, keine Rechnung, keine Erkenntnis, keine Weisheit« (Prediger 9:10). Und wenn ihr den Ewigen verlässt und euch an Essen und Trinken und dergleichen ergötzt, so bringt Er über euch alle diese Flüche und entzieht euch allen Segen, damit die Tage in Furcht und Zittern vergehen und ihr weder einen freien Geist noch einen gesunden Körper habt, um die Gebote zu erfüllen, und damit ihr auch das Leben in der zukünftigen Welt verliert. Denn während der Mensch in dieser Welt zerrissen und von Krankheit, Krieg und Hunger geplagt ist, kann er sich wohl kaum mit der Weisheit und den Geboten beschäftigen, durch die allein er das Leben der zukünftigen Welt erlangt.

§ 2

וּמִפְּנֵי זֶה נִתְאַוּוּ כָּל יִשְׂרָאֵל נְבִיאֵיהֶם וְחַכְמֵיהֶם לִימוֹת הַמָּשִׁיחַ כְּדֵי שֶׁיָּנוּחוּ מִמַּלְכֻיּוֹת שֶׁאֵינָן מְנִיחוֹת לָהֶן לַעֲסֹק בַּתּוֹרָה וּבַמִּצְוֹת כַּהֹגֶן. וְיִמְצְאוּ לָהֶם מַרְגּוֹעַ וְיִרְבּוּ בְּחָכְמָה כְּדֵי שֶׁיִּזְכּוּ לְחַיֵּי הָעוֹלָם הַבָּא. לְפִי שֶׁבְּאוֹתָן הַיָּמִים תִּרְבֶּה הַדֵּעָה וְהַחָכְמָה וְהָאֱמֶת שֶׁנֶּאֱמַר (ישעיה יא ט) „כִּי מָלְאָה הָאָרֶץ דֵּעָה אֶת ה'“. וְנֶאֱמַר (ירמיה לא לג) „וְלֹא יְלַמְּדוּ אִישׁ אֶת אָחִיו וְאִישׁ אֶת רֵעֵהוּ“. וְנֶאֱמַר (יחזקאל לו כו) „וַהֲסִרֹתִי אֶת לֵב הָאֶבֶן מִבְּשַׂרְכֶם“. מִפְּנֵי שֶׁאוֹתוֹ הַמֶּלֶךְ שֶׁיַּעֲמֹד מִזֶּרַע דָּוִד בַּעַל חָכְמָה יִהְיֶה יֶתֶר מִשְּׁלֹמֹה. וְנָבִיא גָּדוֹל הוּא קָרוֹב לְמשֶׁה רַבֵּנוּ. וּלְפִיכָךְ יְלַמֵּד כָּל הָעָם וְיוֹרֶה אוֹתָם דֶּרֶךְ ה‘. וְיָבוֹאוּ כָּל הַגּוֹיִם לְשָׁמְעוֹ שֶׁנֶּאֱמַר (ישעיה ב ב) „וְהָיָה בְּאַחֲרִית הַיָּמִים נָכוֹן יִהְיֶה הַר בֵּית ה‘ בְּרֹאשׁ הֶהָרִים“. וְסוֹף כָּל הַשָּׂכָר כֻּלּוֹ וְהַטּוֹבָה הָאַחֲרוֹנָה שֶׁאֵין לָהּ הֶפְסֵק וְגֵרָעוֹן הוּא חַיֵּי הָעוֹלָם הַבָּא. אֲבָל יְמוֹת הַמָּשִׁיחַ הוּא הָעוֹלָם הַזֶּה וְעוֹלָם כְּמִנְהָגוֹ הוֹלֵךְ אֶלָּא שֶׁהַמַּלְכוּת תַּחֲזֹר לְיִשְׂרָאֵל. וּכְבָר אָמְרוּ חֲכָמִים הָרִאשׁוֹנִים אֵין בֵּין הָעוֹלָם הַזֶּה לִימוֹת הַמָּשִׁיחַ אֶלָּא שִׁעְבּוּד מַלְכֻיּוֹת בִּלְבַד:

[Die Tage des Messias]

Darum hat auch ganz Israel, haben seine Propheten wie seine Weisen immer wieder die Tage des Maschiach herbeigesehnt, um Ruhe zu haben vor der Fremdherrschaft, die ihnen nicht erlaubt, sich mit der Tora und den Geboten richtig zu beschäftigen, damit sie dann ruhen können und die Zahl der Weisen zunimmt und sie so zum ewigen Leben gelangen – denn zu jener Zeit wird, wie es heißt, die Erkenntnis Gottes, die Weisheit und die Wahrheit groß sein: »Die Erde ist voll der Kenntnis des Ewigen« (Jes. 11:9) und ferner »Es wird niemand seinen Bruder und niemand seinen Nächsten lehren« (Jer. 31:34) und ferner »und ich werde absondern das steinerne Herz von eurem Fleisch.« (Jechezkel 36,26).
Denn der König, der aus den Nachkommen Davids für uns erstehen wird, wird noch weiser sein als Schlomo und ein Prophet, fast so groß wie unser Lehrer Mosche; darum wird er auch das ganze Volk lehren und ihm die Wege Gottes zeigen, so dass alle Völker kommen werden, um ihn zu hören, wie es auch heißt (Jes. 2:2): »Und am Ende der Tage wird der Berg und das Haus Gottes stehen, über allen Gipfeln der Berge«.
Das Ende aller Belohnung aber und die höchste Glückseligkeit, die weder Unterbrechung noch Verminderung kennt, ist das Leben in der zukünftigen Welt. In den Tagen des Maschiach dagegen wird die gegenwärtige Ordnung der Dinge in dieser Welt fortdauern, mit dem einzigen Unterschied, dass die Herrschaft wieder zu Israel zurückkehren wird, wie es schon die ersten Weisen gesagt haben: Zwischen der jetzigen Zeit und den Tagen des Maschiach gibt es keinen anderen Unterschied als die Unterwürfigkeit unter der Fremdherrschaft (die dann aufhören wird) (Schabbat 63a).

Kapitel 10

§ 1

אַל יֹאמַר אָדָם הֲרֵינִי עוֹשֶׂה מִצְוֹת הַתּוֹרָה וְעוֹסֵק בְּחָכְמָתָהּ כְּדֵי שֶׁאֲקַבֵּל כָּל הַבְּרָכוֹת הַכְּתוּבוֹת בָּהּ אוֹ כְּדֵי שֶׁאֶזְכֶּה לְחַיֵּי הָעוֹלָם הַבָּא, וְאֶפְרשׁ מִן הָעֲבֵרוֹת שֶׁהִזְהִירָה תּוֹרָה מֵהֶן כְּדֵי שֶׁאֶנָּצֵל מִן הַקְּלָלוֹת הַכְּתוּבוֹת בַּתּוֹרָה אוֹ כְּדֵי שֶׁלֹּא אֶכָּרֵת מֵחַיֵּי הָעוֹלָם הַבָּא. אֵין רָאוּי לַעֲבֹד אֶת ה‘ עַל הַדֶּרֶךְ הַזֶּה, שֶׁהָעוֹבֵד עַל דֶּרֶךְ זֶה הוּא עוֹבֵד מִיִּרְאָה וְאֵינָהּ מַעֲלַת הַנְּבִיאִים וְלֹא מַעֲלַת הַחֲכָמִים. וְאֵין עוֹבְדִים ה‘ עַל דֶּרֶךְ זֶה אֶלָּא עַמֵּי הָאָרֶץ וְהַנָּשִׁים וְהַקְּטַנִּים שֶׁמְּחַנְּכִין אוֹתָן לַעֲבֹד מִיִּרְאָה עַד שֶׁתִּרְבֶּה דַּעְתָּן וְיַעַבְדוּ מֵאַהֲבָה:

[Diener aus Furcht]
Der Mensch aber denkt nicht: Ich will alle Gebote der Schrift erfüllen, damit ich an allen Segensverheißungen der Schrift teilhabe oder damit ich durch sie zum Leben der zukünftigen Welt gelange: Ich werde mich von den Sünden fernhalten, auf welche die Schrift aufmerksam macht, damit ich dadurch von den Flüchen errettet werde, mit denen die Schrift droht, damit ich nicht des zukünftigen Lebens verlustig gehe. Es geziemt sich nicht, dem Schöpfer auf diese Weise zu dienen; denn wer ihm auf diese Weise dient, tut es nur aus Furcht, aber das ist nicht die Ansicht der Propheten und noch weniger der Weisen. Dem Ewigen dienen auf diese Weise nur die ungebildeten Frauen und Kinder, die man gewöhnt, aus Furcht fromm zu sein, bis ihr Wissen sich so ausgebildet hat, dass sie aus Liebe fromm sein können.

§ 2

הָעוֹבֵד מֵאַהֲבָה עוֹסֵק בַּתּוֹרָה וּבַמִּצְוֹת וְהוֹלֵךְ בִּנְתִיבוֹת הַחָכְמָה לֹא מִפְּנֵי דָּבָר בָּעוֹלָם וְלֹא מִפְּנֵי יִרְאַת הָרָעָה וְלֹא כְּדֵי לִירַשׁ הַטּוֹבָה אֶלָּא עוֹשֶׂה הָאֱמֶת מִפְּנֵי שֶׁהוּא אֱמֶת וְסוֹף הַטּוֹבָה לָבוֹא בִּגְלָלָהּ. וּמַעֲלָה זוֹ הִיא מַעֲלָה גְּדוֹלָה מְאֹד וְאֵין כָּל חָכָם זוֹכֶה לָהּ. וְהִיא מַעֲלַת אַבְרָהָם אָבִינוּ שֶׁקְּרָאוֹ הַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא אוֹהֲבוֹ לְפִי שֶׁלֹּא עָבַד אֶלָּא מֵאַהֲבָה. וְהִיא הַמַּעֲלָה שֶׁצִּוָּנוּ בָּהּ הַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא עַל יְדֵי משֶׁה שֶׁנֶּאֱמַר (דברים ו ה) „וְאָהַבְתָּ אֵת ה‘ אֱלֹהֶיךָ“. וּבִזְמַן שֶׁיֶּאֱהֹב אָדָם אֶת ה‘ אַהֲבָה הָרְאוּיָה מִיָּד יַעֲשֶׂה כָּל הַמִּצְוֹת מֵאַהֲבָה:

[Diener aus Liebe]
Wer Gott aus Liebe dient, beschäftigt sich mit der Tora und den Geboten und wandelt auf den Wegen der Weisheit, nicht aus irgendwelchen nebensächlichen Erwägungen, nicht aus Furcht vor irgendeinem Übel, nicht um etwas Gutes zu erlangen, sondern er tut das Richtige, weil es das Richtige ist. Das Gute aber folgt von selbst. Diese Stufe ist sehr hoch, so dass nicht jeder Weise sie erreichen kann. Es ist die Stufe unseres Vaters Abraham, den der Heilige, gepriesen sei er, seinen Freund nannte, weil er ihm nur aus Liebe diente. Es ist dieselbe Stufe, die der Heilige, gelobt sei Er, uns durch Moses vorschreibt, wenn er sagt: »Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben« (Deut. 6:5), denn sobald der Mensch den Ewigen mit der geziemenden Liebe liebt, wird er auch alle Gebote aus demselben Antrieb erfüllen.

§ 3

וְכֵיצַד הִיא הָאַהֲבָה הָרְאוּיָה. הוּא שֶׁיֹּאהַב אֶת ה‘ אַהֲבָה גְּדוֹלָה יְתֵרָה עַזָּה מְאֹד עַד שֶׁתְּהֵא נַפְשׁוֹ קְשׁוּרָה בְּאַהֲבַת ה‘ וְנִמְצָא שׁוֹגֶה בָּהּ תָּמִיד כְּאִלּוּ חוֹלֶה חֳלִי הָאַהֲבָה שֶׁאֵין דַּעְתּוֹ פְּנוּיָה מֵאַהֲבַת אוֹתָהּ אִשָּׁה וְהוּא שׁוֹגֶה בָּהּ תָּמִיד בֵּין בְּשִׁבְתּוֹ בֵּין בְּקוּמוֹ בֵּין בְּשָׁעָה שֶׁהוּא אוֹכֵל וְשׁוֹתֶה. יֶתֶר מִזֶּה תִּהְיֶה אַהֲבַת ה‘ בְּלֵב אוֹהֲבָיו שׁוֹגִים בָּהּ תָּמִיד כְּמוֹ שֶׁצִּוָּנוּ בְּכָל לְבָבְךָ וּבְכָל נַפְשְׁךָ. וְהוּא שֶׁשְּׁלֹמֹה אָמַר דֶּרֶךְ מָשָׁל (שיר השירים ב ה) „כִּי חוֹלַת אַהֲבָה אָנִי“. וְכָל שִׁיר הַשִּׁירִים מָשָׁל הוּא לְעִנְיָן זֶה:

Was ist die wahre Liebe? Antwort: Man muss den Ewigen mit einem so innigen und starken Gefühl lieben, dass die Seele des Menschen ganz von dieser göttlichen Liebe durchdrungen ist und der Mensch immer an sie denkt, als wäre er liebeskrank, so dass sein Geist gefangen ist, wie in der Liebe zu einer Frau, und er immer an sie denkt, wenn er sitzt, wenn er steht, wenn er isst und trinkt. Mehr noch als eine solche Liebe muss die Liebe Gottes im Herzen seiner Freunde sein, die immer an ihn denken sollen, wie er uns gebietet: »Mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele« (Deut. 6:5), und wie auch der weise Salomo allegorisch sagt: »Denn ich bin krank vor Liebe« (Hohelied 2:5). Auch das ganze Hohelied ist in diesem Sinn geschrieben.

§ 4

אָמְרוּ חֲכָמִים הָרִאשׁוֹנִים שֶׁמָּא תֹּאמַר הֲרֵינִי לָמֵד תּוֹרָה בִּשְׁבִיל שֶׁאֶהְיֶה עָשִׁיר בִּשְׁבִיל שֶׁאֶקְרָא רַבִּי בִּשְׁבִיל שֶׁאֲקַבֵּל שָׂכָר בָּעוֹלָם הַבָּא. תַּלְמוּד לוֹמַר (דברים יא יג) „לְאַהֲבָה אֶת ה'“. כָּל מַה שֶּׁאַתֶּם עוֹשִׂים לֹא תַּעֲשׂוּ אֶלָּא מֵאַהֲבָה. וְעוֹד אָמְרוּ חֲכָמִים בְּמִצְוֹתָיו חָפֵץ מְאֹד וְלֹא בִּשְׂכַר מִצְוֹתָיו. וְכֵן הָיוּ גְּדוֹלֵי הַחֲכָמִים מְצַוִּים לִנְבוֹנֵי תַּלְמִידֵיהֶם וּמַשְׂכִּילֵיהֶם בְּיִחוּד אַל תִּהְיוּ כַּעֲבָדִים הַמְשַׁמְּשִׁים אֶת הָרַב וְכוּ‘ אֶלָּא מִפְּנֵי שֶׁהוּא הָרַב רָאוּי לְשַׁמְּשׁוֹ כְּלוֹמַר עִבְדוּ מֵאַהֲבָה:

Die ersten Weisen sagten: Du könntest denken, ich studiere die Tora, um reich zu werden, um Rabbi genannt zu werden, um in der zukünftigen Welt belohnt zu werden. Darum heißt es: »Liebe den Ewigen« (Deut. 19:9), was soviel bedeutet wie: Alles, was ihr tut, tut nur aus Liebe. Die Weisen sagten auch: »Gesegnet ist der Mensch, der Gott fürchtet und seine Gebote hält.« (Psalmen 112:1). Also nicht nach dem Lohn der Gebote. So pflegten auch unsere großen Weisen den Verständigeren unter ihren Schülern, die besonders geistreich waren, zu raten: Seid nicht wie die Knechte, die dem Herrn dienen um des Lohnes willen (Awot), sondern weil er der Herr ist, so geziemt es sich, ihm zu dienen, nämlich ihm aus Liebe zu dienen.

§ 5

כָּל הָעוֹסֵק בַּתּוֹרָה כְּדֵי לְקַבֵּל שָׂכָר אוֹ כְּדֵי שֶׁלֹּא תַּגִּיעַ עָלָיו פֻּרְעָנוּת הֲרֵי זֶה עוֹסֵק שֶׁלֹּא לִשְׁמָהּ. וְכָל הָעוֹסֵק בָּהּ לֹא לְיִרְאָה וְלֹא לְקַבֵּל שָׂכָר אֶלָּא מִפְּנֵי אַהֲבַת אֲדוֹן כָּל הָאָרֶץ שֶׁצִּוָּה בָּהּ הֲרֵי זֶה עוֹסֵק בָּהּ לִשְׁמָהּ. וְאָמְרוּ חֲכָמִים לְעוֹלָם יַעֲסֹק אָדָם בַּתּוֹרָה וַאֲפִלּוּ שֶׁלֹּא לִשְׁמָהּ שֶׁמִּתּוֹךְ שֶׁלֹּא לִשְׁמָהּ בָּא לִשְׁמָהּ. לְפִיכָךְ כְּשֶׁמְּלַמְּדִין אֶת הַקְּטַנִּים וְאֶת הַנָּשִׁים וּכְלַל עַמֵּי הָאָרֶץ אֵין מְלַמְּדִין אוֹתָן אֶלָּא לַעֲבֹד מִיִּרְאָה וּכְדֵי לְקַבֵּל שָׂכָר, עַד שֶׁתִּרְבֶּה דַּעְתָּן וְיִתְחַכְּמוּ חָכְמָה יְתֵרָה מְגַלִּים לָהֶם רָז זֶה מְעַט מְעַט וּמַרְגִּילִין אוֹתָן לְעִנְיָן זֶה בְּנַחַת עַד שֶׁיַּשִּׂיגוּהוּ וְיֵדְעוּהוּ וְיַעַבְדוּהוּ מֵאַהֲבָה:

[Torah um ihrer selbst willen]
Wer sich mit der Tora beschäftigt, um Lohn dafür zu erhalten oder der Strafe Gottes zu entgehen, der handelt so aus nebensächlichen Gründen. Wen aber weder Furcht noch Hoffnung auf Lohn, sondern die Liebe zum Herrn der Welt, der es geboten hat, zu dieser Beschäftigung geführt hat, der handelt so um der Sache selbst willen. Die Weisen aber sagten: Der Mensch kann sich immer mit der Tora beschäftigen, auch wenn es aus nebensächlichen Gründen geschieht, denn auch aus nebensächlichen Gründen kann er für die Sache selbst gewonnen werden. Darum, wenn man Kinder, Frauen und Unwissende lehrt, so gewöhne sie anfangs nur aus Furcht oder um des himmlischen Lohnes willen an den Gottesdienst, bis sich ihr Wissen so vermehrt und ihre Vernunft so entwickelt hat, dass sie allmählich diese tiefe Wahrheit entdecken können. Man bereite sie aber langsam darauf vor, bis sie es verstehen und erkennen, wo sie dann Gott auch aus Liebe dienen werden.

§ 6

דָּבָר יָדוּעַ וּבָרוּר שֶׁאֵין אַהֲבַת הַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא נִקְשֶׁרֶת בְּלִבּוֹ שֶׁל אָדָם עַד שֶׁיִּשְׁגֶּה בָּהּ תָּמִיד כָּרָאוּי וְיַעֲזֹב כָּל מַה שֶּׁבָּעוֹלָם חוּץ מִמֶּנָּה. כְּמוֹ שֶׁצִּוָּה וְאָמַר בְּכָל לְבָבְךָ וּבְכָל נַפְשְׁךָ. אֵינוֹ אוֹהֵב הַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא אֶלָּא בְּדַעַת שֶׁיְּדָעֵהוּ. וְעַל פִּי הַדֵּעָה תִּהְיֶה הָאַהֲבָה אִם מְעַט מְעַט וְאִם הַרְבֵּה הַרְבֵּה. לְפִיכָךְ צָרִיךְ הָאָדָם לְיַחֵד עַצְמוֹ לְהָבִין וּלְהַשְׂכִּיל בְּחָכְמוֹת וּתְבוּנוֹת הַמּוֹדִיעִים לוֹ אֶת קוֹנוֹ כְּפִי כֹּחַ שֶׁיֵּשׁ בָּאָדָם לְהָבִין וּלְהַשִּׂיג כְּמוֹ שֶׁבֵּאַרְנוּ בְּהִלְכוֹת יְסוֹדֵי הַתּוֹרָה:

[Erkenntnis und Liebe]
Es ist bekannt und erwiesen, dass die Liebe zum Heilige, gelobt sei Er, in dem menschlichen Herzen, nicht anders Wurzel schlägt, als bis man auf geziemende Weise stets an diese Liebe denkt und Alles in der Welt außer ihr vernachlässigt, wie Er auch selbst geboten in der Schrift: »Mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele«. Man kann also den Heiligen, gelobt sei Er, nur lieben, indem man Ihn recht zu erkennen sich bestrebt und — je nach dem Maß unserer Erkenntnis, wird auch unsere Liebe wenig oder groß sein. Daher ist es auch Pflicht des Menschen, sich zusammenzunehmen, um einzudringen und sich zu vertiefen in die Lehre und Wissenschaften, welche ihn der Erkenntnis seines Schöpfers näherbringen können, je nach der Kraft, die dem Menschen innewohnt, zu erfassen und zu begreifen, wie wir auch bereits erklärt in der Abhandlung über die Grundsätze der Tora.

Zur Übersetzung und Bearbeitung

Die Übersetzung erschien das erste Mal 1850 in Sankt Petersburg und wird hier überarbeitet wiedergegeben.
An der Digitalisierung des Textes waren beteiligt:
Elyahu Borodin, Susanne Hähn, Nicole Hanisch, Arie Shkolnik, Benedikt Wahl, Chajm Guski, Igor Itkin

Update 13.09.2023: Der Text wurde grundlegend überarbeitet. Lange Schachtelsätze wurden gekürzt, veraltete Begriffe durch neue ersetzt, schwer verständliche Stellen umformuliert, umständliche Ausdrücke vereinfacht und kleinere Fehler beseitigt. Wer den alten Text kennt, wird den neuen nicht wiedererkennen.

Der hebräische Text

Torat Emet – Der Text steht unter der Lizenz Namensnennung-Nicht kommerziell 2.5 Generic (CC BY-NC 2.5).

Originalausgabe, Gutachten der Gelehrten und Lizenz

Auszug aus dem Buche Jad-Haghasakkah, die starke Hand – Handbuch der Religion
Nach dem Talmud zusammengestellt
Von
Rabbi Moscheh-ben-Maimon, genannt Moses Maimonides,
aus Spanien,

und nach dem Gutachten der Gelehrten und Rabbinen:

  • Rabbi Israel Gordon
  • R. Chajm-Nachman Parnass
  • R. Abraham-Judel Straschun
  • R. Salomon Zeew, des Predigers zu Wilna
  • R. Menachem aus Liubawitsch
  • R. Isaac aus Woloschno
  • R. S. Rappoport
  • R. Israel-Michel Jeschurnn aus Minsk
  • R. Israel Halperin aus Berditschen
  • R. Isaac Behr Lewinsohn aus Kremenietz
  • R. Hirsch Katzenellenbogen aus Wilna
  • und Dr. Abraham Neumann aus Riga.

Revidiert und übersetzt.
St. Petersburg
1850



Public Domain Mark


Dieses Werk, die deutsche Übersetzung (Hilchot Teschuwah, von Moses Maimonides, Leon Mandelstam), das durch talmud.de gekennzeichnet wurde, unterliegt keinen bekannten urheberrechtlichen Beschränkungen.

  • 1
    Midrasch Sifra zu Num. 5:6-7
  • 2
  • 3
  • 4
    Kidduschin 40b
  • 5
  • 6
    Joma 86a
  • 7
    Joma 86b
  • 8
    Schabbat 151b
  • 9
    Ta’anit 16a
  • 10
    Joma 86b
  • 11
    Rosch haSchana 16b
  • 12
    Joma 86b
  • 13
    Rosch haSchana 18a
  • 14
    Joma 87b
  • 15
    Joma 86b
  • 16
    Joma 87a
  • 17
    Joma 87a