Interreligiöses, Orte

Zu Gast in der Synagoge?

So ist man ein guter Gast.

Welches Gebet sollte ich besuchen?

Da man davon ausgehen kann, dass sich die Besucher auch inhaltlich etwas vorbereiten möchten, ist der Besuch eines Kabbalat Schabbat dringendst empfohlen (Text des Gebets vollständig hier). Das ist das Gebet zum Beginn des Schabbats (am Freitagabend). Das Gebet am Schabbat-Vormittag ist zwar ziemlich interessant, insbesondere wegen der Torahlesung, aber auch recht lang. In den meisten Fällen wird man jedenfalls an einem Schabbat am Gebet teilnehmen. Deshalb wird hier speziell darauf eingegangen.

Das muss…

  • Vorher anmelden! Das kann man gar nicht häufig genug »unterstreichen«. Zwar stehen in der Jüdischen Allgemeinen (beispielsweise) die Gebetszeiten, aber als Besucher sollte man nicht einfach unangemeldet eintreffen. Das verhindert schon einmal viele mögliche Missverständnisse und sorgt dafür, dass man auch eingelassen wird. Sicherheit geht manchmal vor, ganz gleich, wie vertrauenswürdig man ausschaut.
  • Pünktlich sein. Auch wenn es einige Beter nicht sind. Eventuell muss man noch durch eine Sicherheitskontrolle. Bitte also auch große Messer (andere Waffen der Einfachheit halber ebenfalls) oder Taschen (überhaupt) zuhause lassen.
  • Männliche Synagogenbesucher sollten eine Kippah oder eine andere Kopfbedeckung tragen. Zwar gilt die Halachah (das jüdische Religionsgesetz) nicht für Nichtjuden, aber es ist eine Frage des Respekts.
  • Sich über die Platzwahl informieren. Das meint: In einigen Synagogen sitzen Frauen und Männer zusammen. In vielen sitzen Frauen und Männer getrennt. In vielen Synagogen sind einige Plätze aber auch vermietet an Beter. Einfach kurz warten und sich orientieren. Das sorgt auch mit jüdischen Gästen oft für interessante Choreographien.
  • Schauen, was die anderen machen. Es wird viel aufgestanden und es wird sich dementsprechend auch viel wieder hingesetzt. Einfach schauen, was die anderen machen.
  • Wenn man gegrüßt wird und es ist Schabbat, wird man vermutlich Schabbat Schalom hören oder sagen. Das darf man ruhig erwidern oder selber wünschen. Bitte aber nicht: Einen guten Sabbat oder einen gesegneten Sabbat.
  • Nach dem Gebet: orientieren. Oft verbringt die Gemeinde noch den Kiddusch gemeinsam. Es gibt eine kleine Mahlzeit und den Segen über Wein und Challah. Bitte kurz auf eine Aufforderung warten, ob man teilnehmen darf oder nicht. Zuweilen kann es sein, dass die Gemeinde den gemütlichen Teil miteinander verbringen möchte.

Bitte nicht!

Die folgenden Punkte gelten für den Besuch während eines Gebets. Bei einer Synagogenführung sieht es schon wieder anders aus:

  • Möglicherweise liegen Tallitot bereit (umgangssprachlich Gebetsschals genannt). Als Besucher diese bitte nicht anziehen! Diese sollten ausschließlich von jüdischen Betern getragen werden.
  • Bitte nicht fotografieren. Nicht nur, weil man vermutlich am Schabbat kommt und das Fotografieren technisch nicht erlaubt ist. Es stört zudem.
  • Bitte nicht herumgehen oder herumlaufen um sich alles anzusehen.
  • Mit Geld hantieren. Bitte am Schabbat und an Feiertagen nicht mit Geld hantieren.
  • Während des Schabbats: Bitte keine schriftlichen Notizen machen. Schreiben ist eine verbotenen Arbeiten am Schabbat und an Feiertagen. Zwar sind die meisten Gäste keine Jüdinnen oder Juden, aber auch Respekt sollte man es dennoch nicht tun.
  • Licht oder Geräte ein- oder ausschalten. Jedenfalls am Schabbat. Wie schon erwähnt. Das Bedienen von Elektrogeräten könnte gegen eine oder mehrere Schabbatgebote verstoßen. Bitte also auch das Mobiltelefon ausgeschaltet lassen.
  • Seien Sie nette Besucherinnen und Besucher: Die Kette mit dem Kreuz vielleicht bitte unter der Kleidung tragen. Zumindest in der Synagoge.
  • Während des Kidduschs oder eines Gesprächs: Bitte keine Glaubensbekenntnisse abgeben. Es ist auch für das jüdische Gegenüber keine erhellende Information, dass die Großeltern einmal jüdische Nachbarn hatten. Auch der Satz »Ich war schon einmal in Israel« ist nur dann interessant, wenn man gefragt wird, ob man diese oder jene Ortschaft kennt.
  • In orthodoxen Gemeinden: Als Mann nicht einer Frau die Hand reichen. Der eigenen Frau darf man die Hand natürlich geben.
  • Kippot mitnehmen. Wenn man eine Kippah von der Gemeinde erhalten hat: Bitte nicht mitnehmen. Auch die Siddurim (Gebetbücher) bitte nicht mitnehmen. Keine Sorge. Fast alle Texte gibt es hier auch online 🙂
  • Für Frauen: Bitte keine tiefen Ausschnitte. Die Schultern sollten ebenfalls bedeckt sein. In einigen orthodoxen Synagogen sind Hosen nicht so gerne gesehen. Hier sollte man sich im Vorfeld informieren, wie die Gemeinde zu verorten ist.